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Mein Gefängnis auf dem Mond

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Monster-WG
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20.01.2018
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Anmerkungen zum Text

Es gibt ein Copywrite von bernadette : Berlin im August .

Mein Gefängnis auf dem Mond

Jeder Mensch hat so etwas. Ein Hobby, eine Beschäftigung. Etwas, in das man sein ganzen Herzblut reinstecken kann. Man sitzt herum und versucht, sich zu konzentrieren, aber kriegt den Kopf einfach nicht frei, weil man in Gedanken immer wieder an diese eine Sache zurückkehrt. Es ist das ein und alles. Als wäre man wieder ein Kind, das mit seiner Eisenbahn spielen darf. Manche Männer machen das.
Meine Eisenbahn ist mein Wohnzimmer.
Ein rotes Sofa, ein Poster von Pulp Fiction an der Pflastersteinwand, daneben eine Theke aus Eichenholz. In der Wand unter dem Gemälde sitzt ein Kamin. Schaumig peitscht die Gischt gegen drei große Fenster.
Mit einem Fingerschnippen entzünde ich den Kamin. Während im Hintergrund das Holz knackt, nehme ich mir einen Riesling aus der Theke und setze mich auf das Sofa.
Ich in es leid, in die Wellen zu starren. Wasser, tagein, tagaus. Seit Wochen. Klar ist das Meer schön, aber nach der hundertsten Welle auch entsetzlich langweilig. Also klatsche ich einmal laut in die Hände und suche mir aus dem auftauchenden Menü etwas Neues heraus. Etwas mit Stil.
Zehn Minuten später sitze ich auf dem Mond, nippe an meinem Wein und sehe zu, wie sich Europa langsam in die Nacht dreht.
Ich liebe diesen Ort.
Plötzlich knallt es.
In der Luft neben dem Kamin ist eine Tür erschienen. Vor Schreck fällt mir fast das Glas aus der Hand.
„Sam?“, frage ich. Sam ist ein Butlerprogramm und dafür zuständig, dass die Software meiner virtuellen Realität reibungslos funktioniert. Er verwaltet Speicher, Downloads und Kommunikation. Quasi mein Hausmeister.
„Ja, Sir?“, meldet er sich.
„Was ist das?“, frage ich und stehe vom Sofa auf.
„Eine Tür.“
„Witzig. Und wie kommt die dahin?“
„Ich weiß es nicht, Sir.“
Vorsichtig gehe ich auf die Tür zu.
„Vielleicht sollten sie sie nicht öffnen, Sir.“
Meine Hand greift die Klinke und zieht sie nach unten.
Es ist eine Badezimmer. Ein Mädchen liegt auf dem Boden, mit dem Rücken an der Wand und dem Kopf auf dem Klodeckel. Ihre blauen Augen sind wässrig von all den Tränen, die ihre Wangen herunterkullerten, und sie schluchzt und weint unkontrollierbar. Ich hätte sie auf zwanzig geschätzt, aber das muss nichts heißen. Ich bin schlecht darin, Menschen einzuschätzen. Man kann noch sehen, dass sie sich die braunen Haare vorher auf dem Hinterkopf zu einer Krone zusammengebunden hat. Jetzt stehen die Locken in alle Richtungen ab, als hätte sie der Blitz getroffen. Trotz ihres Zustandes ist sie wunderschön. Ihre schutzlose Art verleiht ihr eine gewisse Unschuld, die mich sofort in den Bann zieht.
Keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
Eine Viertelstunde später sitzen wir an der Theke. Ich habe ihr eine Decke über die Schulter gelegt und Wasser angeboten, aber sie tut nicht mehr, als mich mit ihren glasigen Augen anzusehen. Kein Wort ist bisher über ihre Lippen gekommen. Im Hintergrund geht die Sonne über Neuseeland auf.
„Wie heißt du?“, frage ich zum wiederholten Male und gieße mir einen neuen Riesling ein. Meine Kehle ist staubtrocken.
Keine Antwort. Sie sitzt nur da, starrt Löcher in die Luft und trocknet sich die Tränen.
„Sam, kannst du dir das erklären?“
„Ich weiß es nicht, Sir. Sie könnte ein Eindringling sein.“
„Ein Eindringling? Wie ein Trojaner?“
„Richtig.“
„Aber wie ist das möglich?“
„Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie es waren, der die Tür geöffnet und ihr somit Zugang zu ihrem VR-Server verliehen haben. Wenn auch unwahrscheinlich ist es doch möglich, dass meine Sicherheitsprotokolle umgangen wurden. In diesem Fall müssen wir damit rechen, dass sich jetzt gerade Dritte unbefugten Zugang zu ihren Daten verschaffen. Ich schlage vor, sie zu eliminieren, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten können.“
„Und wie willst du das anstellen?“
„Ihre Aufgabe. Ich bin nicht dazu autorisiert, Menschen des Servers zu verweisen.“
Auf dem Tresen erscheint ein Revolver. Bedrohlich scheint sein goldener Lauf im Licht der Sonne. Ich hatte nie viel mit Waffen zu tun, erst Recht nicht mit Schusswaffen. Sie machen mir Angst.
Wenn jemand in der virtuellen Welt stirbt, werden seine Daten vom Server gelöscht. Solange er also nicht in einer Cloud gespeichert ist, wacht er irgendwo auf der Erde auf und greift sich kreischend in die Brust, weil er gerade erfahren hat, wie es ist, eine Ladung voller Metall in die Brust gejagt zu bekommen. Keine schöne Erfahrung.
Ich lösche die Waffe. Ich werde sicher niemanden erschießen, dem ich noch vor einer Minute eine Decke über die Schultern gelegt habe. „Nein, Sam.“
„Wir können uns nicht sicher sein, ob es sich um einen Hacker handelt, Sir.“
„Siehe sie dir doch einmal an! Sie sieht aus, als hätte sie die Hölle durchgemacht.“
„Eine Täuschung.“
„Ach was.“ Der Kavalier in mir übernimmt die Führung. „Am Besten machst du einen umfassenden Check des Systems und überprüfst, ob der Server einen Fehler hat. Und teste deine Sicherheitsprotokolle gleich mit.“
Ich stelle den Riesling zur Seite und wende mich der jungen Frau zu, dass seit dem Beginn unserer Konversation nur schweigend aus dem Fenster geschaut hat. Sie erinnert mich an eines dieser Model, die man jeden Tag auf Coverblättern sieht.
„Wie heißt du?“, frage ich.
In ihren Augen spiegelt sich der Sonnenaufgang. Zu gern würde ich wissen, was sie noch alles gesehen haben.
„Chelsea“, sagt sie leise. Ihre Stimme ist hell, aber ein bisschen rauchig, als habe sie in ihrem kurzen Leben bereits zu viele Zigaretten geraucht.
Sie klingt wunderbar.
„Ok, Chelsea. Kannst du mir erzählen, wo du herkommst?“
Sie schüttelt den Kopf. „Ich weiß es nicht.“ Sie wendet sich ab und blickt mich mit ihren trüben Augen an. Eine Träne hängt an ihrer Wange. „Ich kann mich an nichts erinnern. Wo bin ich?“
Das Licht geht aus. Die Fenster werden schwarz. Ich sitze in vollkommener Dunkelheit.
Ein virtueller Stromausfall. Na toll.
„Sam? Sam, was ist passiert?“
Keine Antwort. Panik macht sich in mir breit, genauso wie das ungute Gefühl, etwas absolut dummes getan zu haben. Was passiert hier?
Neben mir beginnt Chelsea zu weinen. Ich taste nach ihrer Hand und greife sie fest. „Alles gut. Ich habe das.“
Mit der anderen Hand versuche ich, eine Kerze zu erzeugen. Nichts passiert.
Verdammt. Ich bin der größte Idiot, den der Mond je gekannt hat.
Plötzlich gehen die Lichter wieder an, genau wie die Fenster. Das prasselnde Geräusch des Kamin kommt zurück. Erleichtert atme ich aus. Eines der drei Glasscheiben zeigt eine Fehlermeldung.
VR-Server von Netzwerk getrennt. Einige Features stehen möglicherweise nicht zu Verfügung. Es wird nach Verbindungen gesucht. Bitte bewahren Sie Ruhe.
Vom Netzwerk getrennt?
„Sam?“, frage ich erneut.
Natürlich bekomme ich keine Antwort. Sam ist nur ein Sprachrohr, eine Bote, der mit über das Internet die Antworten einer künstlichen Intelligent vermittelt. Kein Netz, keine Übertragung.
Erst jetzt realisiere ich, dass ich Chelseas Hand halte. Sie ist warm und weich. Irgendwie ist es mir peinlich. Hoffentlich hält sie mich nicht für einen Perversling. Ich möchte sie loslassen, aber ihre Finger klammern sich fest. Es ist lange her, dass ich die Hand eines anderen Menschen gehalten habe. Sie ist weich und warm, wie Pergament.
Diese plötzliche Distanzlosigkeit überfordert mich. Vorsichtig versuche ich, mich aus ihrem Griff zu winden, aber sie hält stand. Ihre geweiteten Augen starren auf die Sonne, der Mund leicht zitternd. Als wollte sie das Licht verschlingen. Ich weiß nicht, wo Chelsea gerade ist, aber ganz sicher nicht hier.
Bitte, soll sie die Hand haben.
„Hey“, beginne ich, in der Hoffnung, sie aus ihre Traum zu holen. „Das war nur ein Stromausfall. Alles ist gut, versprochen. Aber es sieht so aus, als müsstest du hier eine Weile bleiben.“
Sie nickt, ohne den Blick von der Sonne abzuwenden.
„Wo kommst du her?“
Keine Antwort.
„Ich meine, es tauchen nicht oft einfach Menschen in meiner Wohnung auf. Weiß ja nicht, wie das bei dir ist.“
Wow. Was eine dumme Aussage.
Sie ist in einer anderen Welt. Vielleicht ist es am Besten, wenn ich die Fragen vorerst sein lasse. Ich muss einen Weg finden, sie aus ihrer Starre zu holen. Hoffentlich verbindet sich der Server bald wieder mit dem Internet. Sam wüsste, was ich tun könnte.
Aber Sam ist nicht hier. Ich bin auf mich alleine gestellt.
„Ist das die Sonne?“, fragt Chelsea plötzlich und sieht mich an. „Wo bin ich? Ist das der Mond.“
„Ja. Und nein. Tatsächlich ist das mein Wohnzimmer.“
Ihr Blick sagt mir, wie nichtssagend diese Aussage war.
„Wir sind nicht wirklich auf dem Mond, sondern auf einem Server. Eine Simulation, wenn du es so willst.“
Sie scheint es nicht zu verstehen. Ich klatsche in die Hände und setzte die Fenster auf Standard zurück.
Überrascht schreit sie auf, als eine Monsterwelle gegen das Glas klatscht. Tageslicht scheint herein. Von draußen höre ich das Geschrei einer Möwe und ich könnte schwören, dass die Luft im Wohnzimmer gerade salziger geworden ist.
„Was ist passiert? Ist das ein Traum?“, fragt sie.
„Nein. Aber es ist auch nicht echt.“
„Was ist es dann?“
Ich zucke mit den Schultern. „Es ist ein Sandkasten. Ohne Regeln oder Naturgesetze. Wenn du weißt, was du willst, kannst du es tun. Oder haben. Fast wie Zauberei.“
Zum Glück hat der Server einen Cache, in dem alle Sachen gespeichert werden, die ich einmal benutzt oder erschaffen habe. Ich erschaffe einen Pinguin, direkt auf der Theke. Chelsea will etwas sagen, wird aber plötzlich von dem Pinguin unterbrochen, der laut anfängt, It`s beginning to look a lot like Christmas zu singen. Dann verwandelt er sich in ein Zebra, macht einen Rückwärtssalto und löst sich in der Luft in Konfetti auf.
Ihr Blick ist Goldwert. Ich komme nicht umhin zu grinsen.
„Aber was mache ich hier? Wie bin ich hierher gekommen?“, fragt sie.
„Ich habe gehofft, dass du mir das beantworten kannst.“
Ihr Blick fällt auf unsere Hände. Langsam löst sich ihr Griff von meinen Fingern. „Wohnst du hier?“
„Ja.“ Wieso bin ich jetzt beleidigt? Weil sie nicht mehr meine Hand hält?
„Es ist so still hier.“ Langsam schlendert Chelsea zum Kamin und hält die Finger vor das prasselnde Feuer. „Hast du etwas zum Essen? Ich habe Hunger.“
Wenn es eine Sache in meinem Cache gibt, dann ist es Essen.

Ich habe selten so viel gelacht wie an diesem Abend. Ich habe das Sofa entfernt, um mehr Platz zu haben, und es durch einen Glastisch ersetzt. Chelsea trinkt auf meinen Ratschlag hin zum Essen einen Dornfelder, halbtrocken. Er scheint ihr zu schmecken. Immerhin nimmt sie ein zweites Glas.
Langsam taut sie aus ihrer Schockstarre auf. Jetzt, wo sie wach ist, begreife ich erst ihren wahren Charakter. Sie ist aufgeschlossen, höflich und intelligent, ein wunderbarer Gesprächspartner. Sie lacht sogar über meine Witze, obgleich sie furchtbar schlecht sind. Langsam bin ich froh, sie in dem Badezimmer gefunden zu haben.
„Und du kannst dich wirklich an nichts erinnern?“, frage ich vorsichtig, um das Gespräch wieder in die alte Richtung zu lenken. Zu gerne würde ich mehr über sie erfahren und darüber, wo sie herkommt.
Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Aber ich heiße Chelsea, das weiß ich.“ Sie nimmt noch einen Schluck vom Dornfelder. „Erzähle mir etwas über dich.“
„Über mich?“
„Ja, bitte.“ Langsam werden ihre Backen rot.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen."
Sie legt den Kopf schief. „Ach?“
„Ich weiß nicht.“ Ich rede nicht gerne über mich selbst. Nervös nehme auch ich einen Schluck von meinem Riesling. „Was willst du denn wissen?“
„Wie bist du hierher gekommen? Leben alle Menschen an so einem Ort?“
„Nein, ich hatte Glück. Habe in einer Lotterie gewonnen.“
„Und wieso bist du alleine? Hast du keine Familie?“
Aua. Chelseas Frage tut weh. Als ich ihr in die Augen sehe, liegt darin aber keine Boshaftigkeit. Nur Neugier. Sie ist ehrlich.
Sie interessiert sich für mich. Allein die Vorstellung löst Herzrasen aus.
„Keine Familie, nein. Aber eine Tochter.“
„Wie alt ist sie?“
„Drei Jahre.“
„Und wo ist sie?“
„Bei ihrer Mutter.“
„Wie heißt sie?“
„Lia.“
Chelsea nickt und lächelt.
Ich rede nicht gerne über meine Familie oder das, was es mal gewesen ist. Wie mein Schatten folgt es mir überall hin, sogar hierher.
Aber wer weiß, was hier alles möglich ist.
„Ich frage mich, wie mein richtiges Leben wohl aussieht“, überlegt Chelsea. „Ich will meine Familie unbedingt wieder kennenlernen. Was denkst du, hab ich wohl Geschwister? Verrückte Freunde? Ein Haustier? Ich hätte wahnsinnig gerne ein Haustier, am Liebsten einen kleinen Hund.“ Dann wird ihr Blick ernst. „Sei ehrlich. Ist dir hier nicht langweilig?“
„Was meinst du?“
„Naja, so ganz alleine. Diese Welt. Ich meine, sie ist ja nicht echt, oder? Hier ist es so still. Nur du und ich, aber das war es dann auch. Ist man es nicht irgendwann leid, alles mit einem Fingerschnippen zu erreichen und zu wissen, dass es nur eine Illusion ist?“
Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Ich bin verblüfft und sehe mir all die leeren Teller und Schallen an. Sind sie nicht echt?
Ich weiß es nicht.

Im Weltraum gibt es keinen Tag-Nacht-Wechsel, also habe ich beschlossen, die Fenster zwischen 12 Uhr und 8 Uhr Morgens auszuschalten.
Am nächsten Morgen stehe ich in der Küche und brate Spiegeleier, während mir die Sonne neugierig dabei zuschaut. Chelseas Worte gestern haben mich zum Nachdenken angeregt. Außerdem möchte ich sie beeindrucken.
Die Verbindung ist noch immer nicht hergestellt.
Leise schlurft etwas die Treppe herunter, die ich am Abend vorher neben dem Kamin platziert habe.
„Guten Morgen“, sage ich lächelnd.
Müde reibt Chelsea sich den Sand aus den Augen und blinzelt. Sie trägt noch immer den silbernen Bademantel. „Was machst du da?“
„Frühstück.“
Überrascht schaut sie in die Pfanne. „Was ist das?“
„Was das ist? Das sind Spiegeleier. Du musst ja wirklich ordentlich einen auf den Schädel bekommen haben.“
Sie zuckt mit den Schultern.
Der zweite Tag mit Chelsea wird noch besser. Wir kommen uns näher, lernen uns besser kennen. Wir spielen Billard, Tischkicker und Playstation. Ich bringe ihr Schach bei. Anfangs verliert sie noch jede Runde, aber nach gut zwei Stunden kann sie langsam mithalten. Einmal setzt sie mich sogar Schachmatt, ohne dass ich es habe kommen sehen. Sie lernt schnell.
Und sie kann Klavier spielen, wenn auch etwas holprig. Immer wieder verspielt sie sich und streift die falsche Taste, aber für jemanden, der sein Gedächtnis verloren hat, ist sie ziemlich gut. Ich bin mir sicher, dass der Mond noch nie etwas vergleichbares gehört hat.
Plötzlich steht Chelsea vom Klavier auf und greift meine Hand. Ein elektrisierendes Gefühl fließt durch mich von Kopf bis Fuß und ich bekomme Gänsehaut, als sie ihre Hand an meine Schulter legt und mir ins Ohr flüstert: „Kannst du tanzen?“
„Zählt Let´s dance?
„Nein.“
„Dann bin ich der schlechteste Tänzer, den die Welt je gesehen hat.“
„Das macht nichts. Wir sind hier auf dem Mond.“
Ich wünschte, dieser Moment würde für immer bleiben. Dass die Verbindung nie wiederkommen würde. Chelsea ist noch keinen Tag hier und trotzdem kann ich mir diesen Ort nicht mehr ohne sie vorstellen. Ich will nicht, dass sie geht. Sie ist so anders als die Menschen auf der Erde.
Es wird Abend. Ich habe den Glastisch wieder durch das Sofa ersetzt, sodass wir beide darauf sitzen können. Die Fenster sind aus. Jetzt sitzen wir vor dem Fernseher und schalten wahllos durch das Programm. Wer glaubt, in der virtuellen Realität wäre die Qualität der Filme besser, irrt sich. Hier läuft derselbe Quatsch wie auf der Erde.
Manche Dinge ändern sich wohl nie.
Chelsea hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und schläft. Mein Nacken wird langsam steif, aber ich will nicht aufstehen. Am Liebsten würde ich hier bis in alle Ewigkeiten sitzenbleiben.
Vielleicht mache ich das ja auch.
Ich war nie wirklich gut im Umgang mit anderen Menschen. Sie sind laut, dumm und unhöflich. Respektlos. Meistens werde ich in ihrer Nähe nervös, weil ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Lustig? Offen? Ehrlich? Vermutlich halten mich die meisten für einen komischen Kauz.
Mit Chelsea ist das anders. Vielleicht liegt es daran, dass mich noch nie jemand so persönlich kennengelernt hat, aber ich durchlebe gerade Gefühle, die ich so nicht für möglich gehalten habe. Ich bin Hals über Kopf verliebt, obwohl ich eigentlich schon auf der Erde längst aufgegeben habe.
Aber was soll ich sagen? Irgendwie kommt es doch immer so, wie man es nicht erwartet hat.
„Hey“, flüstert Chelsea mir ins Ohr. „Noch wach?“
„Ich denke nach.“
„Ok.“ Sie gähnt. „Ich will dich was fragen.“
„Nur zu.“
„Du hast keine Familie, oder? Da draußen ist niemand für dich da. Nur Lia.“
Chelsea hat ein Gespür dafür, Sachen auf den Punkt zu bringen.
„Ja. Aber wir sehen uns nicht oft.“
„Du hast nie im Lotto gewonnen.“
„Nein.“ Ich schlucke. „Nein, habe ich nicht. Ich habe alle meine Ersparnisse zusammengekratzt, um diesen Server kaufen zu können.“
„Aber warum? Wieso fliehst du vor deinem Leben? Ich meine, du hast eine Tochter. Denkst du nicht, sie vermisst dich?“
Sie stülpt alles aus mir heraus, was ich versucht habe zu begraben. Auf einmal werde ich von Scham überrollt. „Ich habe mich mit Lias Mutter gestritten, ziemlich heftig. Jetzt darf ich sie nicht mehr besuchen. Ich habe es nicht ertragen, in ihrer Nähe zu bleiben und nur aus der Ferne zuzusehen, wie sie ihr Leben lebt. Es gab es keinen Grund mehr, dazubleiben. Also bin ich gegangen, so weit weg wie möglich. Welcher Ort ist da besser als der Mond?“
„Komm mit mir.“ Chelsea setzt sich auf, sodass sie mir in die Augen blicken kann, und nimmt meine Hand. „Du brauchst das hier nicht. Das hier ist nicht mehr als ein Gefängnis, in das du dich selbst gesperrt hast, um den Schmerz nicht mehr ertragen zu müssen. Aber wir beide, wir könnten auf der Erde ein echtes Leben haben. Ich will bei dir bleiben.“
Ich küsse sie.
Und bin für eine Nacht der glücklichste Mensch meiner kleinen, kleinen Welt auf dem Mond.

Am nächsten Morgen stehe ich wieder in der Küche und brate Spiegeleier. Sie haben Chelsea gefallen, also mache ich sie noch einmal. Außerdem schmecken sie anders, wenn man sie selbst macht. Sie schmecken nach Erfolg.
Plötzlich beginnt eines der Fenster zu blinken und der Schriftzug Verbindung wiederhergestellt erscheint.
„Ha!“, lache ich. Endlich. „Sam, kannst du mich hören?“
„Ja."
„Wunderbar! Was ist passiert? Wieso ist die Verbindung abgebrochen? War es ein Angriff?“
„Nein. Lediglich ein zu großer Datenstrom, der die Verbindung zwischen ihrem Server und dem Netzwerk überladen hat. Während der Reparaturen habe ich mir übrigens die Zeit genommen, mehr über ihren Gast in Erfahrung zu bringen.“
Mein Herz beginnt, schneller zu schlagen. „Was hast du herausgefunden? Wird sie vermisst?“
„Nein, Sir. Die Sache ist etwas komplizierter, als es den Anschein hat.“
„Was soll denn bitte kompliziert sein?“ Meine Laune ist bestens. Auf einmal ist alles federleicht. Ich bin nur einen Moment von einem neuen Leben entfernt.
„Sie ist kein Mensch.“
Die Pfanne fällt mir aus meiner Hand.
Sam projiziert das Coverblatt eines Playboys in die Luft. Sex erreicht die virtuelle Welt lautet der Titel.
„Sie ist ein Unterhaltungsprogramm, Sir.“
Ich will etwas sagen, aber mein Mund weigert sich. Sie trägt eine andere Frisur und hat blonde Haare, aber das Gesicht ist unverkennbar. Es sind dieselben trüben, blauen Augen, die mich da aus der Luft anstarren. Ihre Augen.
Ich brauche einen Moment, um das volle Ausmaß dieser Nachricht zu verarbeiten. „Was soll das sein, Sam?“
„Das Titelblatt eines Klatschmagazins. Ihr Gast ist ein Produkt aus dem Hause meines Schöpfers, spezialisiert auf die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse.“
„Sie ist eine digitale Nutte?“
„Nein, Sir.“
„Sondern?“
„Sie ist keine Dienstleistung. Lediglich ein Produkt. Ein einfaches Programm. Aber ich habe noch mehr gefunden.“
Plötzlich verschwindet die Wohnung unter meinen Füßen. Stattdessen finde ich mich in einem Schlafzimmer wieder, mit einem großen, seidenen Himmelsbett. In der Mitte des Raumes steht Chelsea, zusammen mit einem Mann, den ich nicht kenne.
„Chelsea?“, sage ich und blickte mich verwirrt um. Mir ist dieser Ort gänzlich fremd.
„Sie kann sie nicht hören, Sir. Dies ist Vr-Aufzeichnung, etwa zwei Wochen alt. Ich habe sie auf einem alten Server, gefunden, welcher mittlerweile vom Host gesperrt wurde. Sie haben Glück, dass sie noch nicht automatisch gelöscht wurde.“
Langsam beugt sich Chelsea nach vorne und küsst dem Mann auf den Mund. Erst vorsichtig und sanft, dann wilder. Ich bin halb neidisch, halb fasziniert von dem, was dort geschieht.
Dann ziehen sie sich aus und lassen die Klamotten neben das Himmelsbett fallen. Kichernd verschwinden die Beiden hinter den Vorhängen, lachen und lieben sich.
„Ich will das nicht sehen, Sam.“
„Warten Sie, Sir.“
Ich will ihn gerade fragen, warum er mich zwingt, diese Aufzeichnung mitanzusehen, als ich plötzlich einen Schrei höre. Die Vorhänge reißen, Federn wirbeln in die Luft.
Chelsea erscheint zwischen der Seide und fällt auf den Boden, die Hände an die Kehle gepresst. Blut läuft ihren nackten Körper herunter, fließt durch ihre Hände und tropft auf den Teppich. Ich schreie und will auf sie zulaufen, um sie zu schützen, aber es gibt nichts, dass ich tun kann.
Ich kann es nur mitansehen.
Sie kriecht rückwärts über den Boden zur nächsten Tür und klammert sich an den Griff, während hinter ihr der Mann erscheint. Er hält ein Messer in den Händen, kommt langsam näher. Kostet den Moment voll aus. In diesem Augenblick, an diesem Ort, ist er vollends mächtig.
Die Tür hinter Chelsea öffnet sich und sie stolpert in das Badezimmer, dass auch in meiner Wohnung erschienen ist. Der Mann folgt der blutigen Spur. Ich kann nicht sehen, was als nächstes passiert, aber ich höre Schreie. Immer und immer wieder ruft sie nach Hilfe.
Minuten vergehen. Er lässt sich Zeit.
Bis es laut knackt.
Und sie verstummt.
Ich muss mich beherrschen, nicht laut loszuschreien. Es ist zwar nur eine Aufzeichnung, aber in diesem Moment fühlte es sich nach so viel mehr an. Es ist ein Mord. Ich habe gerade einen Mord mitangesehen, als wäre ich dabei gewesen. Verdammt ich bin dabei gewesen!
Dabei ist nichts von alldem hier real.
Wieder verschwimmt der Raum unter mir und ich finde mich in meiner Wohnung wieder. Adrenalin ballert durch meinen Kreislauf und bringt mein Herz zum Rasen.
Ohne Hoffnung auf Rettung liegen die halbgaren Spiegeleier auf dem Boden. Das Pfannenfett verteilt sich im Teppich.
„Sie wurde ermordet“, flüstere ich.
„Das Programm wurde nicht ordnungsgemäß beendet und ist abgestürzt, was zu einem erheblichen Datenverlust geführt hat. Bemerkbar als Gedächtnisverlust.“
In der Luft erscheint ein Textfenster voller grüner Zahlen und Buchstaben.
„Das ist ihr Programmcode nach der Aufzeichnung.“
Daneben erscheint ein weiteres Fenster, aber es ist größer und komplexer.
„Dies ist der Originalcode, Sir. Wie sie sehen, fehlen einige Stellen, die bei dem Absturz verloren gegangen sind. Es gibt gravierende Schäden, die ihre Funktionen auf ein Minimum beschränken. Mit dem Öffnen der Tür haben sie zugelassen, dass sich das Programm auf ihren Server speichert. Die schiere Bandbreite der Daten hat dann zum Ausfall geführt.“
Ich höre jemanden die Treppe herunterkommen. Langsam geht Chelsea auf mich zu und legt die Hand auf meine Brust.
„Was ist das?“, fragt sie und blickt die Zahlen neugierig an.
Was das ist? Was soll ich denn sagen?
„Das bist du“, flüstere ich und schlucke.
Verwirrt sieht sie mir in die Augen. „Bitte was?“
„Sir, zur Sicherheit habe ich seit Beginn unseres Gespräches ihren Server auf Unstimmigkeiten überprüft. Und habe das hier gefunden.“
Dann öffnet Sam ein drittes Fenster. Er ist größer als die ersten Beiden, viel, viel größer. Die Zeichen fliegen nur so an meinen Augen vorbei, während der Code sich immer weiter in meinem Wohnzimmer ausbreitet und irgendwann weit über die grünen Zeichen hinaus ist. Stattdessen sind alle neuen Buchstaben rot.
Gerade als der letzte Buchstabe seinen Platz eingenommen hat, erscheint plötzlich eine neue Spalte. Und dann noch eine.
„Das ist ihr aktueller Code. Er wird laufend aktualisiert. Ich habe alles herausgefiltert, was nicht zu ihrem ursprünglichen Programm gehört, und habe es rot markiert. Anscheinend eine unkontrollierte Mutation, ausgelöst durch ein fehlerhaftes Reparaturprogramm, welches bei dem Absturz ebenfalls beschädigt wurde.“
Ungläubig starren wir beide in die Luft. In meinem Gehirn steckt ein Eissplitter, der verhindert, dass ich einen klaren Gedanken fassen kann. Alles fühlt sich betäubt an. Ich spüre nicht einmal mehr Chelseas Hand auf meiner Brust.
Was soll das heißen? Eine Mutation? Reparaturprogramm?
Und dann verstehe ich es.
„Du lebst“, flüstere ich.
„Was haben sie gesagt, Sir?“
„Sie lebt“, sage ich, jetzt lauter. „Natürlich gehört der Rest nicht zu ihrem Programm. Weil sie ihn selbst schreibt. Sie lernt.“
„Das halte ich für unmöglich, Sir.“
„Aber es ist wahr.“ Fast hätte ich gelacht. Mir wird schwindelig und ich stolpere, aber Chelsea hält mich fest.
„Ich verstehe das alles nicht. Was passiert hier? Und mit wem sprichst du?“, fragt sie mich.
„Das bist du“, sage ich und zeige auf die Zeichen.
Sie lacht. „Mach dich nicht lächerlich.“ Dann verschwindet das Lächeln wieder. „Du machst mir Angst. Sag mir doch einfach, was los ist.“
„Du wurdest ermordet“, sage ich und projiziere dasselbe Messer, dass der Mann verwendet hat. „Hiermit.“
Ihr Blick ist Bestätigung genug. Sie erinnert sich. Schnell lösche ich das Messer wieder.
„Du hast keine Erinnerungen mehr an das, was vor deinem Reboot geschah, aber das System hat dich in den letzten gespeicherten Moment, kurz vor deinem Tod, zurückversetzt. Deswegen warst du so aufgelöst. Im Badezimmer. Du wusstest nicht mehr, was geschehen ist, aber du hast es noch gespürt.“
Zwischen uns beiden entsteht eine neue, rote Textzeile.
„Aber wie ist das alles möglich?“, fragt sie und deutet auf die Zeile. „Ich meine, ich bin doch keine Maschine. Das wüsste ich doch wohl.“ Sie lacht nervös.
„Eine Folge ihres Absturzes“, meldet sich Sam. „Für gewöhnlich werden niedere Programme, so wie sie, in speziellen, externen Speichern gelagert. Durch ihren Absturz aber sind ihre restlichen Fragmente auf den nächstbesten Server transferiert worden. Nachdem ihre defekte Fehlerkorrektur ihre verlorenen Programmzeilen ersetzt hat, hat sie nicht aufgehört, sondern weitergeschrieben. Sie sind ein Ergebnis zufälliger Mutation, gepaart mit der Kapazität dieses Servers.“
Ich versuche ein Wort zu finden, um Chelseas Zustand zu beschreiben, aber es gibt keines. Was soll man nur sagen, wenn man mitansehen muss, wie die gesamte Hoffnung, das gesamte Weltbild, das ein geliebter Mensch hatte, gerade noch hatte, einfach vor dir zusammenbricht wie in Kartenhaus?
Dabei ist sie nicht einmal ein Mensch. Ich fühle mich wie ein Arschloch, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll.
Sie schlägt die Hände vor dem Mund zusammen. Ihr Atem wird schneller und Tränen fließen ihr über die Wangen.
Um uns herum tobt ein Gewitter an roten Buchstaben.
„Chelsea, höre mir zu-“
„Was ist das? Was ist das?“
„Bitte, du-“
Sie schluchzt. „Das kann nicht sein! Ich dachte, ich komme woher. Ich dachte, ich habe ein Zuhause! Aber das stimmt nicht. Ich bin nicht wie du. Ich habe keine Familie, keine Freunde. Ich kann diesen Raum nicht verlassen, niemals.“ Sie starrt in ihre Hände. „Mein Gott, was bin ich überhaupt?“
Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll. Ein Sexprogramm ist vermutlich nicht die Lösung.
„Sag doch was!“
„Dann bleiben wir hier.“ Ich greife ihre Hände. „Na und. Scheiß drauf. Mir interessiert es nicht, was du bist und was nicht. Wenn wir nicht zur Erde können, gehen wir halt nicht zur Erde. Wir haben hier alles, was wir brauchen.“
„Ich fürchte, das ist nicht möglich, Sir“, sagt Sam.
„Was? Wieso?“
„Die Größe von Chelseas Code nimmt exponentiell zu. In wenigen Minuten wird der Speicher ihres Servers voll sein. Danach wird er die neuen Datenmengen nicht mehr verarbeiten können und abstürzen.“
Mir wird kalt.
„Ihnen bleiben zwei Optionen. Sie können die Daten löschen oder komprimieren und verschieben.“
„Verschieben? Wohin?“
„Ins Internet."
„Ich will das nicht, ich will das nicht! Bitte ich will nicht sterben.“ Sie weint so kümmerlich, es geht mir unter die Haut. „Ich will nicht sterben. Nicht so.“
„Alles gut, okay? Es wird alles gut. Ich verspreche es. Sam wird dir nichts tun. Du wirst nicht sterben!“
„Dann beginne ich mit der Komprimierung, Sir.“
Ihre Hand löst sich zwischen meinen Fingern auf. Panik tritt in Chelseas Augen. Sie schreit, wie im Badezimmer. Um uns herum flickern die Buchstaben, bewegen sich rückwärts. Zeile für Zeile verblasst. Hilflos muss ich mitansehen, wie ihr Arm verschwindet.
„Sam, hör auf!“
„Es tut mir leid, Sir. Es ist zu ihrem Besten.“
Ihr Torso verblasst.
„Stopp! Das ist ein Befehl!“
Eine letzte Träne fließt von Chelseas Wangen. Es sind kaum noch Buchstaben übrig.
Sie will noch etwas sagen, aber ihr Mund löst sich auf, bevor sie es aussprechen kann.
Dann ist sie weg. Der letzte, rote Buchstabe verschwindet zwischen uns.
„Wo ist sie hin? Sam! Wo ist sie hin?“
„Im Internet. Ich habe ihren Code in mehrere kleine Datensätze aufgeteilt und verschoben.“
„Aber wohin?“
„Ich weiß es nicht, Sir. Sie könnte jetzt überall sein.“
Überall ist so verdammt groß.
„Es tut mir leid, Sir. Ich hatte keine Wahl.“
Ich habe sie verloren.
Ich bin wieder allein.

 

Hi, @Meuvind

Hast Du schon diese Ausschreibung gesehen: Virtuelle Welten? Ich vermute fast ja, denn ich finde ja fast, dass Du mir das Thema VR ziemlich aufdringlich vor die Stirn nagelst. Und Dir selbst auch ein bisschen. Das ist auch so der Hauptgrund, aus dem ich mich durch die ersten drei Viertel des Textes gequält habe. Insgesamt gibt es dafür aber mehrere Gründe, und ich gehe da mal nach und nach durch:

Erstens: Relativ viele RGZ-Fehler. Da ich das ungern unbelegt einfach so behaupte, fange ich mal oben an und zeige Dir, was ich finde. Bis zum Ende gehe ich aber nicht. Bitte lies Deinen Text noch mehrmals sorgfältig Korrektur. Da haben sich noch zahlreiche Fehler versteckt.

Ein rotes Sofa, einen Rembrandt an der Pflastersteinwand, daneben eine Theke aus Eichenholz.

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, weiß aber nicht, warum Du „einen Rembrandt“ statt „ein Rembrandt“ schreibst. Das ist ja eine reine Beschreibung von Dingen, die da sind. Warum also keinen Nominativ verwenden?

Schaumig peitscht die Gicht gegen drei große Fenster.

„Gicht“ ist eine Krankheit. Was Du meinst, ist „Gischt“.

Das ich wirklich einmal eine gewinnen würde hätte ich nie gedacht.

"Dass" statt "Das" und Komma vor „hätte“. Außerdem, das weiß ich, weil ich doch den ganzen Text gelesen habe, belügst Du mich hier, denn später erfahre ich, dass der Prot die Wohnung gar nicht gewonnen hat. Da ich die Geschichte aus seiner Perspektive lese, ergibt es keinen Sinn, dass er in Gedanken lügt. Obgleich Du ja später die vierte Wand durchbrichst, aber wenn das die Logik hinter diesem Satz ist, würde ich das von Anfang an und sehr viel konsequenter tun.

Die virtuelle Realität ist ein Sandkasten. Zum ersten Mal in unserer Geschichte gelten für uns keine Regeln mehr. Hier ist der Mensch endlich Gott.

Hier ist Grund 2, warum ich so schwer in den Text finde: Der Anfang ist reine Expo. Diese Sätze sind symptomatisch dafür, aber eigentlich dient der gesamte Anfang offensichtlich dem Zweck, mir als Leserin zu sagen, wo ich bin. Das ist nicht gut. Ich möchte viel lieber erfahren, was passiert.

Hab keine Angst davor, den Leser/inne/n, während Du erzählst, was passiert, langsam zu offenbaren, wo sie sind. Das Geschehen ist viel wichtiger als das Setting. Wenn Du erstmal das Setting beschreibst, passiert nichts oder zumindest nichts Interessantes, und ich als Leserin langweile mich. Das meinte ich, als ich eingangs schrieb, dass Du Dir und mir die VR vor die Stirn nagelst. Sie stört mich dabei, die wahre Geschichte zu entdecken. Tatsächlich fand ich Deinen Text erst richtig spannend im letzten Viertel, wo dann das wahre Dilemma klar wurde: Chelsea ist ein Programm, und sie wird so groß, dass sie nicht auf dem Server bleiben kann.

Das ist ja der wahre Konflikt, und der ist wirklich tragisch. Ich erfahre aber erst auf den letzten 500 Wörtern davon, und dann löst ein Computerprogramm das Problem. Das Problem des Textes dabei ist: Erstmal ein Expositionsblock, in dem nichts passiert, außer dass Du die Umgebung beschreibst. Dann wird das Rätsel um Chelseas Auftauchen kurz angetippt, danach wird aber ewig gegessen und Schach gespielt. Und dann löst Dein Prot am Ende gar nicht das Problem, sondern irgendetwas anderes.

Ich würde mich auf einen Konflikt konzentrieren und da wirklich fokussiert dran arbeiten. Dass man Tellblöcke am Anfang streichen kann, sollte klar sein. Aber ich würde den Prot mit größerer Vehemenz forschen lassen. Momentan beauftragt er bloß Sam mit irgendwelchen Dingen und macht sich einen Lenz. Das ist nicht spannend. Er sollte selbst etwas tun, selbst Lösungswege ausprobieren, auf Hindernisse stoßen, verwerfen, nochmal etwas Neues ausprobieren. So ist er einfach sehr, sehr passiv.

Das zum Inhalt. Ich glaube nämlich, Problem 3 ist die schiere Länge des Textes, sind auch die Momente, in denen Du bloß Zeit überbrückst, weil Du zu glauben scheinst, dass Verliebtheit Zeit braucht. Für mich als Leserin ist das aber ziemlich langweilig. Da sollte mehr passieren, auch etwas, das nicht nur für die zwei spannend ist, sondern auch für mich.

Aber weiter mit der Fehlersuche:

Als erstes setze ich einen Kamin in die Wand, direkt unter dem Gemälde, und entzünde ein Feuer.

Ich würde die Kommata in diesem Satz weglassen.

Ich freue mich wie ein Kind als ich sehe, wie die Flammen leben.

Komma vor „als“. Abgesehen davon finde ich „wie die Flammen leben“, da ist das „wie“ das falsche Wort. Die Art, auf die sie leben, ist schließlich nicht von Belang, vielmehr die Tatsache, „dass“ sie leben. Also eher „dass“ statt „wie“.

Sein perliger Geschmack ist wie echt.

„ist wie echt“ ist aber echt nicht schön. Wie wäre: „erscheint echt“, oder so?

Ich weiß nicht, wieso ich einen Unterschied erwartet hatte, aber ich bin beeindruckt.

Und ich weiß nicht, wieso Du immer Plusquamperfekt benutzt. Schließlich schreibst Du im Präsens, Du brauchst also keine Vorvergangenheit. Das ist auch der Grund, aus dem ich gerne im Präsens schreibe, eben weil ich leicht auf PQP verzichten kann. Nimm einfach Perfekt. ;) Da solltest Du im ganzen Text drauf achten.

Also klatsche ich einmal laut in die Hände und suche mir aus dem auftauchenden Menü etwas neues, aufregenderes heraus.

„Neues, Aufregenderes“ sind hier Nominalisierungen und werden groß geschrieben.

Als ich mich vom Fenster abwende stelle ich fest, dass in der Wand neben der Theke eine Tür aufgetaucht ist.

Komma vor „stelle“.

Sam ist ein Butlerprogramm und dafür zuständig, dass die Software meiner virtuellen Realität reibungslos funktioniert. Er verwaltet Speicher, Downloads und Kommunikation. Quasi mein Hausmeister.

Anstatt zu sagen, was Sam ist, zeig ihn doch einfach in Action! Das gilt für die gesamte Welt.

Übrigens habe ich mehrere Logikfragen zu Deiner VR. Die erste dreht sich um Sam, also greife ich sie direkt raus. Wie kommt es, dass Sam nicht verfügbar ist, während er das System prüft? Bedeutet das nicht, dass die Systemprüfung derart viel Arbeitsspeicher braucht, dass sonst nichts mehr frei ist? Müssten dann nicht alle anderen Anfragen ebenfalls blockiert sein? Wenn Sam tatsächlich nur der Butler ist, also eine Art Alexa, dann leitet er den Befehl doch sowieso an ein anderes Programm weiter. Und selbst, wenn er persönlich dafür zuständig ist: Er ist eine Maschine! Wieso kann er nicht zwei Dinge gleichzeitig tun? Das kann ich mir echt nur mit zu geringem Arbeitsspeicher vorstellen, aber wieso kann der Prot dann gleichzeitig andere Anfragen an andere Programme stellen?

Weiter im Text:

Sie klingt ein wenig dumpf für meinen Geschmack, also ersetzte ich ihn durch Morgan Freeman.

„ersetze“ statt „ersetzte“.

„Das haben sie auch nicht, Sir.“

Höflichkeitsanreden wie „Sie“ und „Ihren“, „Ihres“, „Ihr“, „Ihrer“ werden groß geschrieben. Bitte im gesamten Text korrigieren.

Ich hätte sie auf 20 geschätzt, aber das muss nichts heißen.

Solange es nicht gerade zweihunderteinundfünfzigtausendsechhundertvierunddreißig ist, würde ich Zahlen in Geschichten ausschreiben. Sieht einfach schöner aus.

Rückblickend war das bereits der Moment, an dem ich verloren hatte.

Ich würde „ist“ und „habe“ schreiben. Einfach des Präsens wegen. Ist vielleicht Geschmackssache, aber ich finde, es würde wuchtiger klingen.

Ich hatte ihr eine Decke über die Schulter gelegt und ein Wasser angeboten, aber sie hatte nicht mehr getan, als mich mit ihren glasigen Augen anzusehen.

Hier aber auf jeden Fall Perfekt statt PQP benutzen. Das ist keine Geschmackssache. Ganz davon ab, dass ich niemanden kenne, der PQP anderen Zeiten vorzieht, weil er/sie PQP so gerne mag.

Jetzt sitzen wir uns gegenüber und schweigen uns an, während hinter dem Fenster die Sonne über Neuseeland aufgeht.
„Wie heißt du?“, frage ich zum wiederholten Male und gieße mir einen neuen Riesling ein.

Du lügst schon wieder. Sie "schweigen sich an“ (übrigens total umgangssprachlich), gleichzeitig hat der Prot schon mehrmals gefragt, wie sie heißt.

Was auch immer sie in diese Situation gebracht hat, sie ist schwer traumatisiert.

Also, jetzt muss ich als Psychologin aber mal: Ich hasse es, wenn Leute mit Fachbegriffen um sich werfen, ohne zu wissen, was das bedeutet. Woran will Dein Prot das sehen? Was soll das bedeuten? Klar, in der Alltagssprache verwendet man solche Wörter derart exzessiv, dass sich sogar Leute darüber aufregen, Flüchtlinge würden gar nicht traumatisiert aussehen. Das sieht man nicht! Bitte lass das! Zeig doch einfach, wie ängstlich sie aussieht, wie sie zittert, wie sie sich immer wieder umdreht, wie sie zusammenzuckt, wenn er sich bewegt. Das Verhalten zu zeigen, ist viel besser, bunter, sichtbarer, literarischer, als eine fragwürdige Worthülse hinzuschmeißen, unter der jeder etwas anderes versteht.

Hier höre ich mal auf mit der Fehlersuche. Ich sagte ja, ich habe noch ein paar Fragen zur Welt.

Neben der Sache mit Sam: Wenn sich Leute in einer VR befinden, müssen doch ihre Körper irgendwo anders sein, oder? Dein Prot sagt schließlich:

„Du bist in einer virtuellen Welt. Einer Simulation. Nichts hiervon ist real, verstehst du.

(„verstehst du“ ist eine Frage, ne?) Wo ist also sein Körper? Er muss doch manchmal auftauchen, um richtig was zu essen, oder? Sonst stirbt er doch einfach, wo auch immer sein Körper sich befindet. Und ist in diesem Zusammenhang nicht dieser Satz:

Du hast sicher Hunger.

… völliger Quatsch? Denn selbst wenn sie Hunger hat, wird sie ihn wohl doch kaum mit virtuellem Essen stillen können. Deshalb, nehme ich ja auch mal an, können Deine Figuren so wahnsinnig viel essen, eben weil ihre Bäuche nicht wirklich voll werden. Aber das heißt auch, dass sie in der Realität essen müssen, wenn sie Hunger haben.

Zwischendurch habe ich ja auf die Offenbarung gewartet, dass Dein Prot eigentlich tot ist. Das hätte gut zum Titel gepasst. Es gibt auch eine Folge "Black Mirror", in der das so ist: "San Junipero". Dort leben Tote in einer VR. Nur so könnte ich mir eigentlich erklären, dass Dein Prot nie auftauchen muss.

Hier hast Du etwas vergessen:

Ich erschaffe ein Messer und beginne, den Truthahn aufzubrechen.

Den Truthahn, der sich zuvor in ein Zebra verwandelt hat, vom Tisch gesprungen und dann in Konfetti zerplatzt ist? Das ist ein bisschen schludrig, ne?

Außerdem: Wieso schlägt Sam vor, Chelsea zu erschießen? Das erscheint mir für einen Computer ein sehr seltsames Vorgehen. Kann er sie nicht einfach kicken oder löschen?

Fazit: Zusammengefasst wünschte ich, Du hättest den Prot sehr früh erfahren lassen, was Chelsea ist. Er hätte fasziniert sein können von ihrer „Mutation“ und nach einer Lösung suchen können, sie zu behalten. Das wäre spannend gewesen. Ich würde Dir raten, welchen Konflikt auch immer Du wählst, ihn stark am Anfang einzubauen und Deinen Prot aktiver handeln zu lassen. Dann könnte das wirklich spannend werden.

Hoffe, Du kannst damit was anfangen. Vergiss die Fehlersuche nicht! Make it work!

Virtuelle Grüße,
Maria

 

Hi @TeddyMaria ,

Erstmal danke fürs Lesen und Kommentieren. Du hast dir ja wirkich Arbeit gemacht :lol:

Hast Du schon diese Ausschreibung gesehen: Virtuelle Welten?

Die Idee für die Geschichte hatte ich schon vorher, aber Ja.

Ich vermute fast ja, denn ich finde ja fast, dass Du mir das Thema VR ziemlich aufdringlich vor die Stirn nagelst.

Ach Mensch.

„Gicht“ ist eine Krankheit. Was Du meinst, ist „Gischt“

Arrgh. Peinlich.

"Dass" statt "Das" und Komma vor „hätte“. Außerdem, das weiß ich, weil ich doch den ganzen Text gelesen habe, belügst Du mich hier, denn später erfahre ich, dass der Prot die Wohnung gar nicht gewonnen hat. Da ich die Geschichte aus seiner Perspektive lese, ergibt es keinen Sinn, dass er in Gedanken lügt. Obgleich Du ja später die vierte Wand durchbrichst, aber wenn das die Logik hinter diesem Satz ist, würde ich das von Anfang an und sehr viel konsequenter tun.

Tatsächlich habe ich einfach nur vergessen, diese Stelle herauszunehmen.

Hier ist Grund 2, warum ich so schwer in den Text finde: Der Anfang ist reine Expo. Diese Sätze sind symptomatisch dafür, aber eigentlich dient der gesamte Anfang offensichtlich dem Zweck, mir als Leserin zu sagen, wo ich bin. Das ist nicht gut. Ich möchte viel lieber erfahren, was passiert.

Alles klar. Da gehe ich nochmal dran.

Wenn Du erstmal das Setting beschreibst, passiert nichts oder zumindest nichts Interessantes, und ich als Leserin langweile mich. Das meinte ich, als ich eingangs schrieb, dass Du Dir und mir die VR vor die Stirn nagelst. Sie stört mich dabei, die wahre Geschichte zu entdecken.

Wenn ich so darüber nachdenkte hast du da vollkommen recht. :Pfeif:

Er sollte selbst etwas tun, selbst Lösungswege ausprobieren, auf Hindernisse stoßen, verwerfen, nochmal etwas Neues ausprobieren. So ist er einfach sehr, sehr passiv.

Die Idee war, dass der Prot. die Suche nach einer Lösung bewusst herauszögert, um mehr Zeit mit Chelsea verbringen zu können. Dass er dabei zu passiv geworden ist, da hast du Recht.

Was die zahlreichen Fehler angeht...
Ich sage da besser einfach nichts zu und fange an zu arbeiten. :sealed:

Nochmal vielen, vielen Dank für deine Arbeit!

Michel

 

Hallo Michel,

schön, dass du dich der SF widmest. Autoren in dem Bereich werden leider immer seltener.
Die Idee der Geschichte finde ich ganz gut und du hast sie auch recht flüssig und gut lesbar erzählt. Ich konnte sie leicht bis zu Ende lesen.
Die mehr formalen Fehler hat TeddyMaria ja schon angesprochen.
Was mir nicht so gefiel ist der recht lineare Verlauf. Du erklärst sofort alles, so bleibt für den Leser wenig Überraschendes. Auch werden den digitalen Spielereien etwas zu viel Raum eingeräumt und die Empfindungen des Protas wird zu wenig beachtet. Warum freut er sich so etwas naiv über sein "Gefängnis". Ist er enttäuscht worden, will sich zurückziehen? Leidet er an der Einsamkeit, ev. nur unterschwellig, denn er ist ja über das Erscheinen des Mädchens froh.
Ein weiterer Punkt ist etwas schwieriger zu lösen. Anfänglich ist die "virtuelle Wohnung" ja eher ein Bildschirmschoner, dann tritt er aber mit den Bestandteile und mit der plötzlich erscheinenden Frau in enge Interaktion? Da ist ein logischer Bruch. Ebenso, dass die Frau erst ein reales? Mordopfer war und dann im Netz simuliert auftaucht.

Weiterhin Spaß bei der Schreiberei wünscht dir
Werner

 

Hi @kioto,
auch dir danke fürs Vorbeischauen. Bei dem linearen Verlauf muss ich dir zustimmen, das hätte mir auch sauberer gelingen können.
Die virtuelle Wohnung sollte nie passiv sein wie ein Bildschirmschoner. Das ist wohl nicht deutlich genug rübergekommen. Genau wie Chelsea nie ein reales Mordopfer war.

Freundliche Grüße
Michel

 

Habe den Anfang vollständig überarbeitet und alle Fehler verbessert, die ich finden konnte. Hoffentlich sind jetzt einige Sachen, auch inhaltlich, klarer geworden.
Was den Koflikt angeht, da habe ich jetzt länger nachgedacht. Einerseits macht es vielleicht mehr Sinn, ihn weiter nach vorne zu verlegen und so mehr Spannung aufzubauen. Andererseits möchte ich den Fokus eher auf die entwickelnde Beziehung der Beiden legen, damit das Ende genug Gewicht hat und die Verzweiflung des Prots. wirklich zur Deutung kommt. Fühlt sich für mich einfach besser an. Mal sehen, was sich da noch ändern wird.

Nochmal danke für eure Hilfe!
Michel

 

Hallo @Meuvind

die erste Version habe ich nicht wirklich gelesen, aber ich schreibe dir gerne etwas zu der neuen.

Der Einstieg, hhmmm. Gefällt mir nicht so gut. Ist mir zu belanglos, zu allgemein. Du sagst ja selbst:

Jeder Mensch hat so etwas.
Warum brauchst du diesen ersten Abschnitt? Er spielt keine Rolle oder?

Warum steigst du nicht hier ein:

Mit einem Fingerschnippen entzünde ich den Kamin. Während im Hintergrund das Holz knackt, nehme ich mir einen Riesling aus der Theke und setze mich auf das Sofa.
Da hast du direkt nen Aufhänger. Eine Frage, die in die Geschichte zieht.

Zehn Minuten später sitze ich auf dem Mond, nippe an meinem Wein und sehe zu, wie sich Europa langsam in die Nacht dreht.
Gefällt mir.

Sam ist ein Butlerprogramm und dafür zuständig, dass die Software meiner virtuellen Realität reibungslos funktioniert. Er verwaltet Speicher, Downloads und Kommunikation. Quasi mein Hausmeister.
Infodump. Musst du dem Leser das alles jetzt wissen lassen? Kannst du das nicht in das Geschehen einfließen lassen? Das wäre auf jeden Fall eleganter.

Vielleicht sollten sie sie nicht öffnen, Sir.
Das erste Sie groß. Da kommst du im Text öfters durch einander. Bitte nochmal durchschauen.

Es ist eine Badezimmer.
E zu viel. Word unterstreicht diesen Satz grün, das müsste bei dir auch der Fall sein. Meistens hat es einen Grund. ;)

Ein Mädchen liegt auf dem Boden, mit dem Rücken an der Wand und dem Kopf auf dem Klodeckel.
Hää, ist das Mädchen eine Schlange? Anatomisch kann ich mir das nicht vorstellen. Sie liegt wahrscheinlich nicht sondern sitzt. Und wenn der Rücken an der Wand ist, muss das Klo aber ganz schön nah sein, damit der Kop dann drauf passt. Das würde ich irgendwie abändern.

Ihre blauen Augen sind wässrig von all den Tränen, die ihre Wangen herunterkullerten
Kullern die Tränen noch? Dann Präsens. Wenn sie nicht mehr kullern, würde ich es anders beschreiben, er hat sie ja nicht kullern gesehen.

Ich hätte sie auf zwanzig geschätzt
Dann ist es eher eine Frau als ein Mädchen oder?

sie schluchzt und weint unkontrollierbar
Was bedeutet unkontrollierbar? Das Wort ist mir zu schwammig, beschreib doch lieber wie das aussieht.

Trotz ihres Zustandes ist sie wunderschön. Ihre schutzlose Art verleiht ihr eine gewisse Unschuld, die mich sofort in den Bann zieht.
Puuhhh, das ist aber ganz schön klischeemäßig. Gefällt mir nicht. Auch wenn es natürlich Sinn macht, dass sie hübsch ist, sie ist schließlich ein Programm. Irgendwie fände ich es besser, wenn er ihr nicht sofort verfallen wäre. Wenn er irgendetwas merkwürdig findet, aber nicht weiß was.

Keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
Gefällt mir nicht. Vielleicht eher. Ratlos stehe ich vor der Tür.

Eine Viertelstunde später sitzen wir an der Theke.
Auch das mag ich nicht. Beschreib doch wie er ihr aufhilft und sie an die Bar führt. So ist das nur eine lieblose Füllung.

aber sie tut nicht mehr,
In Geschichten sollte am besten keiner irgendwas tun.

Im Hintergrund geht die Sonne über Neuseeland auf.
Der Satz oben war so schön, aber das ist falsch. Vielleicht so: Im Hintergrund wandern die Sonnenstrahlen auf Neuseeland zu.

trocknet sich die Tränen.
Wie tut sie das? Da habe ich keine Bild vor Augen.

„Sam, kannst du dir das erklären?“
Das finde ich eine sehr unbestimmte Frage an einen Bot.

Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie es waren, der die Tür geöffnet und ihr somit Zugang zu ihrem VR-Server verliehen haben.
Hinter geöffnet fehlt ein hat und ein Komma.

Ich bin nicht dazu autorisiert, Menschen des Servers zu verweisen.
Aber sie ist ja anscheinend kein Mensch.

Auf dem Tresen erscheint ein Revolver. Bedrohlich scheint sein goldener Lauf im Licht der Sonne.
Zweimal scheinen. Finde ich auch merkwürdig, dass er das so machen muss. Könnte ja auch einfach eine Checkbox in der Luft erscheinen, die Sam erlaubt Chelsea vom Server zu kicken.

Ich lösche die Waffe.
Wie tut er das?

In ihren Augen spiegelt sich der Sonnenaufgang
Der Sonnenaufgang auf dem Mond? War die Sonne nicht grad noch zu sehen?

Zu gern würde ich wissen, was sie noch alles gesehen haben.
Puuhhh, schnulzalarm.

Das Licht geht aus. Die Fenster werden schwarz. Ich sitze in vollkommener Dunkelheit.
Ein virtueller Stromausfall. Na toll.
Das verstehe ich nicht. Was ist ein virtueller Stromausfall? Vielleicht eher ein Grafikkartenausfall? Alle visuellen Effekte sind weg?

Neben mir beginnt Chelsea zu weinen.
Weint die nicht die ganze Zeit?

Ich habe das.
??

Das prasselnde Geräusch des Kamin
Des Kamins. Du solltest deinem Schreibprogramm vertrauen!

Bitte bewahren Sie Ruhe.
Ernsthaft? Wir sind hier in einer VR.

einer künstlichen Intelligent
Intelligenz

Natürlich bekomme ich keine Antwort. Sam ist nur ein Sprachrohr, eine Bote, der mit über das Internet die Antworten einer künstlichen Intelligent vermittelt. Kein Netz, keine Übertragung.
Also ist der Prota immer mit dem Server verbunden bzw. die VR ist auf seinem Rechner installiert, aber Sam ist an anderer Stelle installiert, obwohl er doch Teil der VR ist? Das macht für mich irgendwie keinen Sinn.

Ich weiß nicht, wo Chelsea gerade ist, aber ganz sicher nicht hier.
Verwirrend, du meinst, sie ist in Gedanken nicht da. Aber ich dachte erst, du meinst, ihr Körper ist nicht da.

Ich komme nicht umhin zu grinsen.
Sehr umständlich formuliert.

„Hast du etwas zum Essen? Ich habe Hunger.“
Dazu hat TeddyMaria ja bereits etwas gesagt. Das macht für mich nicht wirklich Sinn. Egal, ob für Mensch oder Programm in der VR.

Ich habe selten so viel gelacht wie an diesem Abend.
Irgendwie hatte ich nicht erwartet, dass Chelsea auf einmal so unterhaltsam ist. Woher der Stimmungswandel?

Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Ich bin verblüfft und sehe mir all die leeren Teller und Schallen an. Sind sie nicht echt?
Ich weiß es nicht.
Schalen anstatt Schallen.
Und ernsthaft? Er hat darüber noch nie nachgedacht? Was gibt es da überhaupt zu überlegen? Natürlich ist das alles nicht echt.

Im Weltraum gibt es keinen Tag-Nacht-Wechsel, also habe ich beschlossen, die Fenster zwischen 12 Uhr und 8 Uhr Morgens auszuschalten.
Nicht wirklich richtig. Ein Mondtag dauert 29 Erdtage. Aber vielleicht ist das in VR anders? Warum kann man den Sonnenauf- und untergang nicht einfach entsprechend programmieren?

während mir die Sonne neugierig dabei zuschaut.
Diese Formulierung passt meiner Meinung nach nicht in diese Geschichte.

Außerdem möchte ich sie beeindrucken.
Mit Spiegeleiern?

Die Verbindung ist noch immer nicht hergestellt.
Etwas lieblos eingefügt Leserinformation.

Der zweite Tag mit Chelsea wird noch besser. Wir kommen uns näher, lernen uns besser kennen.
WW besser

„Zählt Let´s dance?“
„Nein.“
Ach, das kennt sie?

Mein Nacken wird langsam steif, aber ich will nicht aufstehen.
Er ist in der VR! Wieso hat er da Schmerzen?

Vielleicht liegt es daran, dass mich noch nie jemand so persönlich kennengelernt hat, aber ich durchlebe gerade Gefühle, die ich so nicht für möglich gehalten habe.
Er hat doch ne Tochter. Die muss er zum einen irgendwie gezeugt haben und zum anderen ist es krass, dass er für sie anscheinend gar keine Gefühle hat.

Also bin ich gegangen, so weit weg wie möglich. Welcher Ort ist da besser als der Mond?
Naja, bis vorgestern saß er noch „am Meer“.

Außerdem schmecken sie anders, wenn man sie selbst macht. Sie schmecken nach Erfolg.
Sie schmecken so wie sie programmiert wurden.

Dies ist Vr-Aufzeichnung
Da fehlt was.

Es gibt gravierende Schäden, die ihre Funktionen auf ein Minimum beschränken.
Ich verstehe nicht warum Chelsea im Basismodus so traurig ist. Was soll das für eine Funktion sein?

„Sie lebt“, sage ich, jetzt lauter. „Natürlich gehört der Rest nicht zu ihrem Programm. Weil sie ihn selbst schreibt. Sie lernt.“
Wenn alle selbstlernenden Computerprogramme Lebewesen wären, müsste man diese Definition aber schleunigst überdenken.

„Du wurdest ermordet“, sage ich
Diese Personifizierung eines Programms gefällt mir nicht.

Wir haben hier alles, was wir brauchen.
Naja, er braucht doch immer noch feste Nahrung oder?

Sie können die Daten löschen oder komprimieren und verschieben.“
„Verschieben? Wohin?“
„Ins Internet."
Der Download der großen Datenmenge führte zu einem Absturz, aber der Upload einer mittlerweile noch größeren Menge geht?

Also abschließend würde ich sagen, dass ich Potential in deiner Geschichte und in deiner Art zu schreiben sehe. Aber irgendwie ist beides noch nicht ganz ausgegoren.

Du schreibst oft etwas unsauber, es entstehen keine klaren Bilder. Schreibe so als würde man deinen Text als Vorlage für einen Film nutzen. Beschreibe Handlungen und Geschehnisse eindeutig und nicht allgemein.
Baue Informationen nur in den Text, wenn du sie wirklich brauchst. Versuche es in das Geschehen einzuflechten.
Du kannst einiges streichen. Prüfe bei jedem Satz und jedem Wort, ob du es brauchst.
Manche Formulierungen sind unschön, Worte werden öfters wiederholt.

Der Inhalt ist an vielen Stellen nicht zu Ende gedacht.
Er ist in einer VR, aber redet so als wäre er den Naturgesetzen unterworfen. Anderseits stimmt, da einiges nicht, wie der Sonnenaufgang auf dem Mond. Aber er sagt ja selbst er kann doch alles formen wie er will. Wieso muss man dann die Fenster ausschalten?
Wie funktioniert ein Stromausfall in der VR?
Warum haben die beiden Hunger?
Warum muss er die VR anscheinend nie verlassen?
Ich finde Chelsea verhält sich merkwürdig für ein beschädigtes Programm. Soll sie im Basismodus Mitleid erwecken? Warum? Sie ist doch ein Sexprogramm. Wieso wurde ein Unterhaltungsprogramm so programmiert, dass es bei Absturz auf einen anderen Server springt? Das kann ja nicht im Sinne des Erfinders sein.


Und diese ganzen Fragezeichen und Logikfehler führen dazu, dass ich überhaupt nicht mitleide. Am Ende denke ich mir nur: Du Idiot, stell dich nicht so an, es ist ein Programm.
Es kommt mir unrealistisch vor, dass er sich so schnell in diese Frau verliebt. Da hängt auch einiges an Kitsch in der VR, der mich nicht zusagt. Aber das ist wahrscheinlich auch Geschmackssache.

Ich an deiner Stelle würde versuchen zu reduzieren, auch thematisch. Streiche Frau und Kind. Überleg dir etwas einfacheres für Chelseas Programm – warum ist sie denn nicht wirklich ein Virus? Die Version mit dem Absturz und der Reparatur klappt ja immer noch.

Naja, so viel von mir. Ich hoffe, da sind ein paar Gedanken bei mit denen du etwas anfangen kannst.


Viel Spaß hier noch und viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hi @Nichtgeburtstagskind ,

Es ist immer schön zu sehen, wenn sich Leute so intensiv mit dem eigenen Werk beschäftigen. Danke dafür :lol:.

Warum steigst du nicht hier ein:

Gesagt, getan.

Puuhhh, das ist aber ganz schön klischeemäßig. Gefällt mir nicht. Auch wenn es natürlich Sinn macht, dass sie hübsch ist, sie ist schließlich ein Programm. Irgendwie fände ich es besser, wenn er ihr nicht sofort verfallen wäre. Wenn er irgendetwas merkwürdig findet, aber nicht weiß was.

Stimmt. Ist ein guter Mittelweg.

Also ist der Prota immer mit dem Server verbunden bzw. die VR ist auf seinem Rechner installiert, aber Sam ist an anderer Stelle installiert, obwohl er doch Teil der VR ist? Das macht für mich irgendwie keinen Sinn.

Ich hab mir das son bisschen vorgestellt wie bei Siri, die ja auch auf deinem Handy installiert ist, aber trotzdem eine Internetverbindung braucht. Der Prot. selbst und sein Server sind davon aber unabhängig.

Dazu hat TeddyMaria ja bereits etwas gesagt. Das macht für mich nicht wirklich Sinn. Egal, ob für Mensch oder Programm in der VR.

VR ist hier im Sinne einer richtigen Matrix, nicht wie dieses Spielzeug mit Brille und Handschuhen. Eine exakte Kopie der Realtät, nur ohne Physik. Vielleicht muss das noch deutlicher eingebaut werden.

Mit Spiegeleiern?

Ja klar doch! :rotfl:

Ich verstehe nicht warum Chelsea im Basismodus so traurig ist. Was soll das für eine Funktion sein?

Sie ist nicht grundsätzlich traurig, sondern würde in den letzten Moment vor ihrem Absturz zurückgesetzt. Daher auch das Badezimmer.

Du schreibst oft etwas unsauber, es entstehen keine klaren Bilder. Schreibe so als würde man deinen Text als Vorlage für einen Film nutzen. Beschreibe Handlungen und Geschehnisse eindeutig und nicht allgemein.
Baue Informationen nur in den Text, wenn du sie wirklich brauchst. Versuche es in das Geschehen einzuflechten.
Du kannst einiges streichen. Prüfe bei jedem Satz und jedem Wort, ob du es brauchst.
Manche Formulierungen sind unschön, Worte werden öfters wiederholt.

Wird gemacht.

Wieso muss man dann die Fenster ausschalten

Muss er nicht. Er macht es, um den Tag-Nacht-Rhytmus beizubehalten.

Den Rest werde ich mir zu Gemüte führen, wenn ich mal etwas mehr Zeit habe. Da sind so viele Fragen, über die ich selbst noch nie nachgedacht habe.

Noch einmal Danke für deine detailreiche Analyse!

Gruß
Michel

 

Hi @Meuvind

Noch einmal Danke für deine detailreiche Analyse!
Gern geschehen, bin gespannt, was du draus machst.

VR ist hier im Sinne einer richtigen Matrix, nicht wie dieses Spielzeug mit Brille und Handschuhen. Eine exakte Kopie der Realtät, nur ohne Physik. Vielleicht muss das noch deutlicher eingebaut werden.
Denkst du dabei auch an den Film "Matrix"? Da sind sich die meisten Menschen ja gar nicht bewusst, dass sie in einer VR leben. Aber auch sie haben noch einen Körper in der echten Welt, der von den Maschinen ernährt wird.
Bekommt dein Prota also durch irgendwelche Schläuche Nahrung in seinen echten Körper gepumpt, wenn er in der VR isst? Und dann müsste andersrum auch das Gefühl Hunger oder Sättigung von der echten in die virtuelle Welt übertragen werden. Mir scheint, als würdest du hier ein zu kompliziertes Fass aufmachen.
Die Frage ist, wie weit das für deine Geschichte notwendig ist. Was genau willst du erzählen? Geht es um eine Liebegeschichte? Oder um das Verlieren des Protas in der VR? versuch dir das klarer zu machen und diesem Faden zu folgen Auch wenn du drum herum noch viele tolle Ideen hast, verwirren diese in einer Kurzgeschichte oft nur und werfen Fragen auf, die du in dem kurzen text nicht beantworten kannst.

Viele Grüße,
NGK

 

Hi @Nichtgeburtstagskind

Denkst du dabei auch an den Film "Matrix"? Da sind sich die meisten Menschen ja gar nicht bewusst, dass sie in einer VR leben. Aber auch sie haben noch einen Körper in der echten Welt, der von den Maschinen ernährt wird.
Bekommt dein Prota also durch irgendwelche Schläuche Nahrung in seinen echten Körper gepumpt, wenn er in der VR isst? Und dann müsste andersrum auch das Gefühl Hunger oder Sättigung von der echten in die virtuelle Welt übertragen werden. Mir scheint, als würdest du hier ein zu kompliziertes Fass aufmachen.
Die Frage ist, wie weit das für deine Geschichte notwendig ist. Was genau willst du erzählen? Geht es um eine Liebegeschichte? Oder um das Verlieren des Protas in der VR? versuch dir das klarer zu machen und diesem Faden zu folgen Auch wenn du drum herum noch viele tolle Ideen hast, verwirren diese in einer Kurzgeschichte oft nur und werfen Fragen auf, die du in dem kurzen text nicht beantworten kannst.

Die Idee ist, dass der Prot. sein "echtes" Leben nicht mehr erträgt und seinen Schmerz, ähnlich wie bei einer Droge, in der VR "ertränkt". Er empfindet Scham, weil er seine Tochter verlässt, ist aber zu schwach, um sich selbst dazu zu bringen, bei ihr zu bleiben.
Was das mit dem Körper angeht: Ich überlege, eine Zeitdehnung hereinzubringen. Der Prot. hätte dann so etwas wie eine Eieruhr, anhand er einstellen kann, wie viel Zeit für eine Stunde auf der Erde vergeht. Er könnte sie am Anfang auf 12 stehen haben, also 12 virtuelle Stunden für eine echte. So könnte er mehrere Tage in der VR verbringen und dann auf der Erde am selben Tag aufwachen. Alternativ könnte er aber auch versuchen, die Uhr noch weiter zu drehen und für immer mit Chelsea dazubleiben, obwohl er weiß, dass er nur für ein paar Stunden weg ist.
Helft mir :bonk: es gibt so viele Möglichkeiten!

Grüße
Michel

 

HI @Meuvind

Ich überlege, eine Zeitdehnung hereinzubringen. Der Prot. hätte dann so etwas wie eine Eieruhr, anhand er einstellen kann, wie viel Zeit für eine Stunde auf der Erde vergeht.
Huch, das ist ja noch komplizierter. :eek:

Der Prot flieht in die VR, das kam schon rüber. Wenn dafür gesorgt wäre, dass sein Körper weiterhin überlebt, oder er seinen Körper sogar aufgeben könnte, um nur noch in der VR zu leben, wäre das ja nicht sooo schlimm oder? Klar, er würde seine Tochter aufgeben, aber theoretisch, wäre es ja das was er sowieso will.
Was wäre aber, wenn er seinem Körper in der echten Welt schadet, dadurch, dass er immer nur in der VR hängt. Könnte Sam ihm nicht Warnhinweise geben, über den Zustand seines Körpers?
Ihr Körper ist dehydriert. Ich empfehle ihnen die VR zu verlassen.
Sie befinden sich bereits seit 35 Stunden in der VR. Bitte verlassen Sie die VR so schnell wie möglich.

Oder irgendwie sowas. Und am Ende wird es kritisch, aber er will bei Chelsea bleiben, ihr helfen und am Ende geht er selber drauf.

Keine Ahnung, ob dir das gefällt. Aber wie gesagt, vermeide es noch komplizierter zu machen.

Liebe Grüße,
NGK

 

Hi @Nichtgeburtstagskind,

Was wäre aber, wenn er seinem Körper in der echten Welt schadet, dadurch, dass er immer nur in der VR hängt. Könnte Sam ihm nicht Warnhinweise geben, über den Zustand seines Körpers?
Ihr Körper ist dehydriert. Ich empfehle ihnen die VR zu verlassen.
Sie befinden sich bereits seit 35 Stunden in der VR. Bitte verlassen Sie die VR so schnell wie möglich.

Oder irgendwie sowas. Und am Ende wird es kritisch, aber er will bei Chelsea bleiben, ihr helfen und am Ende geht er selber drauf.

Einerseits gefällt mir deine Idee, andererseits ist sie auch verdammt unbefriedigend. Tatsächlich fand ich das erste Ende der Geschichte sogar noch am Besten, wo der Prot sich selbst vom Server löscht, um Chelsea zusätzlichen Platz zu machen. Mal sehen, wie ich das noch ändere.

Gruß
Michel

 

Hallo Meivind,

nach längerer Zeit schaue ich nun mal wieder bei den Wortkriegern vorbei. Zuerst habe ich ein paar Geschichten angefangen, die mir gar nichts gegeben haben, dann habe ich deine gefunden und die fand ich gleich besser.

Du hast da eine interessante Geschichte geschrieben, die mich, besonders am Anfang, richtig mitgenommen hat. Ich habe wohl schon die korrigierte Fassung gefunden.

Über deine Fehler will ich hier gar nichts mehr schreiben, das haben Andere schon sehr ausführlich getan. Ich bin auch gar nicht so gut im kommentieren. Aber du hast einen, sehr schönen und flüssigen Schreibstil und ich habe deine Handlung gerne gelesen.

Erst fängt es mit romantischen Beschreibungen an, dann kommst du zum HiTech, später wird es dann eine Liebesgeschichte, schließlich ein wenig Horror und zum Schluss endet deine Story beinahe tragisch. Irgendwie bin ich von dem Ende etwas unbefriedigt, obwohl es mir gefallen hat. Aber das hat sich dein Held nicht so vorgestellt. Doch schließlich können nicht alle Geschichten ein Happy End haben und hier passt das vielleicht gar nicht.

Bei allen möglichen Verbesserungen, die man noch machen kann, so hast du dir da eine schöne und abwechslungsreiche Story ausgedacht. Dein gewähltes Genre gefällt mir auch sehr gut und so wünsche ich dir noch viel Spaß und Erfolg beim weiterschreiben.

 

Hi @Federstrich ,
vielen Dank für das Vorbeischauen! Es freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat. Das Ende ist aktuell noch ein bisschen die Achillesferse, zusammen mit ein paar Logikbrüchen. Einerseits möchte ich, dass es weh tut und sich unbefriedigend tragisch anfühlt, andererseits ist das für manche Leser einfach kein schöner, runder Abschluss. Schön zu hören, dass ich immerhin dich gewinnen konnte.

Gruß
Michel

 

Hallo Meuvind,

Du hast schon viele wertvolle Hinweise erhalten, keine Ahnung, ob es Dir was bringt, wenn ich meinen Eindruck schildere. Grundsätzlich sehe ich in Deiner Art zu schreiben einiges an Potenzial. Du fängst definitiv nicht bei Null an, was allerdings auch nichts Schlechtes wäre. Aber dem Text mangelt es an vielen Stellen an Souveränität. Da ist einerseits Dein Hang, das Szenario so genau wie möglich zu beschreiben. Diesem Bedürfnis darfst Du nicht nachgeben. Tust Du es doch, wird der Text zwangsläufig langsam und ermüdet den Leser. Du solltest an der Technik arbeiten, die näheren Umstände der Geschichte so in den Ablauf der Geschehnisse einzubauen, dass kein Tempoverlust entsteht.

Merke: Jede Erläuterung, die nicht direkt mit dem Fortgang der Ereignisse zu tun hat, kostet Tempo und sollte mit Argusaugen überprüft werden. Bei emotionalen Reflexionen ist ein gewisses Abschweifen tragbar, wenn das dazu beiträgt den Charakter einer Figur zu modellieren. Aber wenn es nur darum geht, zu erklären, wer was warum in der Vergangenheit gemacht hat oder wie eine Technologie funktioniert, dann muss man aufpassen. Natürlich ist es ein Kunststück, unbekannte Technologien oder fiktive Biografien in einer Geschichte so zu behandeln, als wüsste der Leser davon. Autoren wenden häufig die Technik an, einen unbekannten Inhalt zuerst in einem nachvollziehbaren Zusammenhang wie nebenbei zu erwähnen. Der Leser kann sich dann ein Bild davon machen, was da vor sich geht. In jeder weiteren Erwähnung kann der Autor das Unbekannte immer selbstverständlicher verwenden, der Leser kombiniert die Zusammenhänge und Bedeutungen.

Du versuchst, unbekannte Inhalte in Dialogen zu vermitteln. Das ist ein guter Gedanke, der auch häufig funktioniert, aber in diesem Text ist das erstens zu dominant und zweitens zu hölzern. Wenn ich als Leser das Gefühl habe, die Figuren reden nur deshalb miteinander so ausführlich über bestimmte technische Details, damit ich das als Leser kapiere, dann stimmt da was nicht. Personen, die sich über die Grundelemente einer Technologie im Klaren sind reden nicht in Formulierungen, die aus einem Benutzerhandbuch stammen könnten. Da werden immer Aspekte verschluckt, es wird unsauberer, kürzer usw.

Dann zu den Science-Fiction-Elementen selbst. Anfang der Neuzeit stellten sich die Menschen, wenn sie über Fluggeräte nachdachten, meist Segelschiffe vor, die durch die Luft schweben. Es ist normal, dass wir beim Blick in die Zukunft bekannte Technologien „hochrechnen“. Aber das ist eben auch naiv. In Deinem Text schlägt Sam das Komprimieren von Daten vor, so wie mein E-Mail-Programm das einmal im Monat macht, damit ich ein bisschen mehr Platz auf der Festplatte habe. Das ist natürlich Quatsch. Die VR der Zukunft wird nicht wie ein Windows 10 PC funktionieren. Du solltest einfach Technologien und technologische Zusammenhänge erfinden.

Wie schon andere geschrieben haben, passiert in der Geschichte ein bisschen wenig. Momente des Dramas, z.B. die Ermordung von Chelsea, sind Aufzeichnungen innerhalb der VR, also noch weniger real, als die VR selbst. Damit distanzierst Du den Leser vom Drama. Die Richtung muss aber genau umgekehrt sein. Aus der Halbrealität muss es plötzlich um das wirkliche Fleisch und Blut gehen. Du musst die Brisanz zuspitzen, nicht abschwächen.

Das Thema ist schwierig, denn die Frage danach, was den Menschen ausmacht, ihn von einer Maschine unterscheidet, ist wahrscheinlich das am häufigsten bearbeitete Gebiet in der Science Fiction. (Wer Blade Runner kennt, kennt sie im Grunde alle.) Es ist schwierig, dem etwas Substanzielles hinzuzufügen.

Insgesamt hat mir die Geschichte schon gut gefallen, trotz ihrer Schwächen. Ich finde, dass Du grundsätzlich auf dem richtigen Weg bist, Deine Sprache ist nicht zu blumig, nicht zu plump. Das passt schon alles ganz gut. Jetzt musst Du eben weiter dran feilen und schleifen. Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg.

Gruß Achillus

 

Hi @Achillus,

schön, dass du reinschaust. Ich freue mich über alle Eindrücke, die jemand da lässt.

Da ist einerseits Dein Hang, das Szenario so genau wie möglich zu beschreiben.

Das habe ich mittlerweile gemerkt, insbesondere bei meiner zweiten Geschichte, wo ich nacher noch 6k Zeichen reine Beschreibung gekürzt habe. Ich muss einfach lernen, welche Informationen wichtig sind und welche nicht.

Jede Erläuterung, die nicht direkt mit dem Fortgang der Ereignisse zu tun hat, kostet Tempo und sollte mit Argusaugen überprüft werden. Bei emotionalen Reflexionen ist ein gewisses Abschweifen tragbar, wenn das dazu beiträgt den Charakter einer Figur zu modellieren. Aber wenn es nur darum geht, zu erklären, wer was warum in der Vergangenheit gemacht hat oder wie eine Technologie funktioniert, dann muss man aufpassen.

Habe ich gelernt. Das anzuwenden ist aber leider gar nicht so leicht, wie man denkt.

Du versuchst, unbekannte Inhalte in Dialogen zu vermitteln. Das ist ein guter Gedanke, der auch häufig funktioniert, aber in diesem Text ist das erstens zu dominant und zweitens zu hölzern.

Habe ich auch schon gemerkt. Die Dialoge sind, neben einigen Logikbrüchen und unnötigen Textstellen, für mich noch die größten Probleme der Geschichte. Tatsächlich glaube ich einfach, dass ich mir hier übernommen habe. Eines Tages werde ich diese Geschichte wieder aus der Schublade holen und umschreiben, aber dafür will ich erst einmal mehr Erfahrung als Autor und Leser sammeln. Aktuell habe ich da einfach noch ein Brett vorm Kopf.

Es ist normal, dass wir beim Blick in die Zukunft bekannte Technologien „hochrechnen“. Aber das ist eben auch naiv. In Deinem Text schlägt Sam das Komprimieren von Daten vor, so wie mein E-Mail-Programm das einmal im Monat macht, damit ich ein bisschen mehr Platz auf der Festplatte habe. Das ist natürlich Quatsch. Die VR der Zukunft wird nicht wie ein Windows 10 PC funktionieren. Du solltest einfach Technologien und technologische Zusammenhänge erfinden.

Eine gute Idee. Ich denke dann mal zwei Schritte weiter.

Das Thema ist schwierig, denn die Frage danach, was den Menschen ausmacht, ihn von einer Maschine unterscheidet, ist wahrscheinlich das am häufigsten bearbeitete Gebiet in der Science Fiction.

Das am häufigsten bearbeitete, aber meiner Meinung nach auch das interessanteste Gebiet. Aber du hast Recht. Wirklich etwas Neues zu erzählen ist schwer.

Insgesamt hat mir die Geschichte schon gut gefallen, trotz ihrer Schwächen. Ich finde, dass Du grundsätzlich auf dem richtigen Weg bist, Deine Sprache ist nicht zu blumig, nicht zu plump. Das passt schon alles ganz gut. Jetzt musst Du eben weiter dran feilen und schleifen. Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg.

Vielen Dank für das Lob und deine Eindrücke!

Viele Grüße
Michel

 

Hallo @Meuvind,

ich schau auch zum ersten Mal seit einer ganzen Weile hier vorbei, weil ich ... äh, mir Sonnenaufgänge in Neuseeland angesehen hab. Die Sonnenuntergänge fand ich allerdings besser. Deine Geschichte hat mich beim ersten Eindruck am meisten gereizt, es gibt mir viel zu wenig interessante Scifi, deshalb hab ich sie gelesen und kommentiere jetzt.

Ich bin sehr gut reingekommen. Das Setting (der Einsiedler und die computergenerierte Liebe) ist genau mein Ding. Hatte für mich Ähnlichkeiten mit Solaris (das Buch von Stanislav Lem, die Filme hab ich nicht gesehen), vor allem, weil Chelsea trotz Ermordung zum Wiedergänger wird; außerdem natürlich Moon, der Film von 2009, und von den technischen Seiten her Altered Carbon, die aktuelle Fernsehserie. Keine Ahnung, was du davon kennst bzw. ob dich was beeinflusst hat. Mir hat vor allem die Dynamik deines Domizils gefallen. Das werden wir locker noch erleben.

Wie meine Vorkommentatoren teilweise schon erwähnt haben, zieht sich der Text ein wenig. Das fand ich insbesondere bei den Dialogen, da passiert insgesamt nicht viel. Aber ich mag deine Art zu erzählen sehr gern, schön luftig-locker, deshalb mach ich mir bezüglich zukünftiger Geschichten keinen Kopf. Inhaltlich zwar sehr reizvoll, aber am Ende fehlte mir total was. Der rote Faden ist seine Einsamkeit, das reicht mir nicht, die Handlung ist relativ linear, das Ende beinahe ein bisschen bedeutungslos, außer dass man vielleicht eine Serie draus machen könnte, und jedes Kapitel beginnt und endet genau gleich, nämlich in Einsamkeit. Ich weiß ja nicht.

Leider hat die Fehlerdichte im Laufe des Textes zugenommen. Hier die gröbsten Dinger, die mir aufgefallen sind (trotz der Vorarbeit der anderen, ich will gar nicht wissen, wie es hier vorher aussah!):

eine Bote
ein Bote

Wow. Was eine dumme Aussage.
Per se hab ich gar nichts gegen den Satz, würd aber ein „für“ ergänzen. Was für eine dumme Aussage.

Ein virtueller Stromausfall. Na toll.
Ich weiß gar nicht warum, aber das hat mich amüsiert. :)

ihr Blick ist Goldwert
Gegen rebellische Neologismen und Wortkontraktionen hab ich nichts, aber ich wäre dennoch geneigt, Gold wert getrennt zu schreiben.

Teller und Schallen
Schalen

zwischen 12 Uhr und 8 Uhr Morgens
Die Zeitangabe stört mich. Welches 12 Uhr? Zahlen kleiner 13 auch lieber ausschreiben. Und morgens wird kleingeschrieben.

Die Stelle, wo er gegen sie Schach spielt, und sie immer besser wird, erinnert mich ganz ganz stark an eine Szene aus meiner eigenen allerersten Kurzgeschichte „Die gebaute Frau“, hab ich hier allerdings nicht veröffentlicht. Der Titel sagt eigentlich alles: der Einsiedler und die computergenerierte Liebe. Vielleicht hat mich das Thema deines Textes deshalb angetörnt. ;)

Ich bin mir sicher
Ich bin sicher, dass man das „mir“ weglassen kann. Weglassen ist bei gleichem Informationsgehalt immer schöner.

etwas vergleichbares
Vergleichbares groß, wird ja substantiviert.

zwischen ihrem Server ... mehr über ihren Gast
Sie kann sie nicht hören, Sir ... ihren Server auf Unstimmigkeiten
Dafür gehörst du eigentlich an die Wall of Shame. Ist klar, oder? :D

die ersten Beiden
„beiden“ klein, Pronomen entziehen sich den Regeln für Substantive ein wenig.

mir interessiert es nicht
Mich, es sei denn, du bist Berliner. ;)

Sie ist keine Dienstleistung, lediglich ein Produkt
Diese Abgrenzung find ich schwierig, besonders in einer Welt wie deiner, wo Digitales scheinbar nahtlos mit Physischem verschmilzt. Generell sind Dienstleistungen immateriell und Produkte materiell. Andererseits würd ich so weit gehen, dass auch „immaterielle“ Software ein Produkt darstellt. Hat der Satz einen tieferen Sinn?

Soweit meine Rückmeldungen. Ich würd auf jeden Fall wieder was von dir lesen.

Viel Erfolg und bis denn

imperfektionist

 

Hi @imperfektionist,

noch so einer, der in Neuseeland war :D Spaß. Scheint ja bald fast zum guten Ton zu gehören.

Hatte für mich Ähnlichkeiten mit Solaris (das Buch von Stanislav Lem, die Filme hab ich nicht gesehen), vor allem, weil Chelsea trotz Ermordung zum Wiedergänger wird; außerdem natürlich Moon, der Film von 2009, und von den technischen Seiten her Altered Carbon, die aktuelle Fernsehserie. Keine Ahnung, was du davon kennst bzw. ob dich was beeinflusst hat.

Das erste habe ich nicht gelesen, Solaris. Merke ich mir aber. Von Moon habe ich bereits gehört, ihn aber leider immer noch nicht gesehen. Altered Carbon aber habe ich geguckt. Ist mMn eine der besten Cyberpunk-Serien in letzer Zeit. Generell gibt es leider nicht so viel Cyberpunk, wie ich mir wünschen würde.

Das fand ich insbesondere bei den Dialogen, da passiert insgesamt nicht viel.

Kann ich so unterschreiben. Die dienen leider lediglich als Lückenfüller, und das noch nicht einmal besonders elegant. Ich habe meiner aktuellen Version den Großteil davon rausgeschmissen, besonders am Anfang. Leider ist das noch nicht so weit auf der Kette, dass ich das hier einstellen kann.

Aber ich mag deine Art zu erzählen sehr gern, schön luftig-locker, deshalb mach ich mir bezüglich zukünftiger Geschichten keinen Kopf.

Ha! Wenn du nur wüsstest, wie sehr ich mich da schon wieder verzettelt habe...

Der rote Faden ist seine Einsamkeit, das reicht mir nicht, die Handlung ist relativ linear, das Ende beinahe ein bisschen bedeutungslos, außer dass man vielleicht eine Serie draus machen könnte, und jedes Kapitel beginnt und endet genau gleich, nämlich in Einsamkeit. Ich weiß ja nicht.

Die Einsamkeit ist das zentrale Element für mich. Die roten Fäden sind seine mehr oder weniger pumlben Versuche, mit Chelsea Kontakt zu etablieren. Zumindest so die Idee, denn aktuell ist die Handlung wirklich platt. Was ironisch ist. Denn einerseits habe ich ja als Autor die Möglichkeit, da alles im virtuellen Raum spielt, einfach alles und jeden in die Geschichte zu holen, sei es eine pinke Limousine, ein Zoo oder eine Pegida-Demo. Andererseits möchte ich, dass das Ganze auch weiter einen eher ruhigen und schlich gehaltenene Touch hat, nicht zu überladen wird. Es geht um die beiden Menschen, die sich an diesem ungewöhnlichen Ort wiederfinden, nicht um all das, was sie dort tun können. Also wird die Kunst darin liegen, die Handlung mit den gegebenen Mitteln anzufeuern, aber dabei vor lauter Möglichkeiten das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Leider hat die Fehlerdichte im Laufe des Textes zugenommen. Hier die gröbsten Dinger, die mir aufgefallen sind (trotz der Vorarbeit der anderen, ich will gar nicht wissen, wie es hier vorher aussah!):

Nö. Willst du definitiv nicht. Schon mal danke für den Kleinkram!

Die Stelle, wo er gegen sie Schach spielt, und sie immer besser wird, erinnert mich ganz ganz stark an eine Szene aus meiner eigenen allerersten Kurzgeschichte „Die gebaute Frau“, hab ich hier allerdings nicht veröffentlicht. Der Titel sagt eigentlich alles: der Einsiedler und die computergenerierte Liebe. Vielleicht hat mich das Thema deines Textes deshalb angetörnt. ;)

Es gibt Zufälle!

Dafür gehörst du eigentlich an die Wall of Shame. Ist klar, oder? :D

:lol::lol::lol: Ich betrachte mich da gerne als Dauergast.

Mich, es sei denn, du bist Berliner. ;)

So schlimm dann doch nicht.

Diese Abgrenzung find ich schwierig, besonders in einer Welt wie deiner, wo Digitales scheinbar nahtlos mit Physischem verschmilzt. Generell sind Dienstleistungen immateriell und Produkte materiell. Andererseits würd ich so weit gehen, dass auch „immaterielle“ Software ein Produkt darstellt. Hat der Satz einen tieferen Sinn?

Der Gedanke war, dass man eine Dienstleistung "mietet", ein Produkt "kauft". Wie du sagt, kann man ein Produkt kaufen, dann gehört es dir, obwohl du es nicht anfassen kannst. Eigentlich wollte ich nur betonen, dass sie voll und ganz dem Käufer gehört und kein "Abo-Modell" ist.

Soweit meine Rückmeldungen. Ich würd auf jeden Fall wieder was von dir lesen.

Na dann kann ich die Geschichte ja gar nicht so sehr gegen die Wand gefahren haben.

Viele Grüße und danke für deine Eindrücke!
Michel

 

Hi nochmal,

Das erste habe ich nicht gelesen, Solaris. Merke ich mir aber.
Hab ich selber erst vor ganz kurzem gelesen, ist ein richtiger Klassiker. Solltest du dir aber mal antun. Stanislaw Lem ist mein persönlicher Held, wenn auch eher wegen seiner Denkweise als wegen seines Stils. ;)

Der Gedanke war, dass man eine Dienstleistung „mietet“, ein Produkt „kauft“
Als persönliche Definition nicht verkehrt. Die Übergänge sind heute schon fließend. Dafür als Beispiel Flugzeugturbinen, die nicht mehr von den Airlines für deren eigene Flugzeuge gekauft, sondern in Form von Flugstunden oder „Schub“ als Dienstleistung in Anspruch genommen werden. Oder wenn man sich den urbanen Trend car2go, DriveNow und Konsorten anschaut . . .

Grüße

imperfektionist

 
Zuletzt bearbeitet:

„Zunächst einmal: Ich bin weder ein Kenner noch ein Liebhaber der sogenannten Science
Fiction. Das Beste, was ich selbst meiner Meinung nach verfasst habe, sind einige Bücher,
die in ziemlich merkwürdiger Beziehung zu deren Gattungsparadigma stehen; etwa die „Kyberiade“, „Memoiren, gefunden in der Badewanne“ oder „Also sprach Golem“, daneben
der eher essayistische Teil meines Werkes, der sich seit der „Summa Technologiae“
beständig weiterentwickelt und ausgedehnt hat. Ich habe ganz erbärmlich angefangen
und mich langsam gesteigert. (hält kurz inne) Wissen Sie was? Ich bin ein wenig
verwundert, dass Leute wie Sie nach wie vor Interesse an mir und meinenGedanken
haben – in einer Zeit, in der die Autoren aufgehen, kurz strahlen und dann verglühen
wie eine Supernova. Fast niemand aus den sechziger Jahren lockt doch heute noch wen
hinter dem viel zitierten Ofen hervor.“ Stanislav Lem in „Intelligenz ist ein Rasiermesser“
unter „https://espressonisten.de/stanislaw-lem-intelligenz-ist-ein-rasiermesser/“
(soweit ich weiß, sein letztes Interview)​

Zehn Minuten später sitze ich auf dem Mond, nippe an meinem Wein und sehe zu, wie sich Europa langsam in die Nacht dreht.
Ich liebe diesen Ort.
Plötzlich knallt es.

Du merkst schon,

lieber Michel,
@Meuvind -

schon wieder ein Genre, dass ich weiträumig umgehe, nach dem Grundsatz – frei nach Karl Kraus -, der Mensch ist immer noch der alte Troglodyt – nur auf technisch höherem Niveau und, wie wir heute mit der Invasion der mobile phones wissen, in der Lage, auf frühere Phasen zurückzufallen. Immerhin hat es 7.000 Generationen des Homo sapiens gebraucht, den aufrechten Gang zu lernen, und eine halbe, ihn wieder aufzugeben – den aufrechten Gang.

Da ist es ganz gut, wie das Eingangszitat belegen soll, Abstand zu gewinnen, muss ja nicht der Mond sein, um „le monde“ zu betrachten. Insofern ist die Einleitung vielversprechend und spätestens beim Satz

Ich bin mir sicher, dass der Mond noch nie etwas vergleichbares gehört hat.
bin ich mir sicher, wenn Du Dir das entsprechende Gebiss aneignest – wir könnten Kabarett zusammen machen, live, mit vorgegebenem textlichen Rahmen und Improvisation – Publikum einbeziehen. Denn spätestens da weiß, oder besser ahne ich, dass Du nahe bei Lem oder auf dem Weg zu Swift bist. Und beißen kann man lernen und antrainieren. Wobei ich nicht von Derivaten des Hundes spreche. Hätte einen Vorteil: Im gesprochenen Wort fallen die Fallen nicht auf, in die Du hineintappst – und da ist noch jede Menge.

Das Problem, die eigene Konzentration halt. Kann man aber auch lernen ...
Aber der Reihe nach, je nach dem ersten Auftritt

Es ist das ein und alles.
„Ein und Alles“

Klar ist das Meer schön, aber nach der hundertsten Welle auch entsetzlich langweilig.
Das mag sein, aber nicht nur J. Verne, sondern hierorts hat @Achillus es schon geschafft, mich in eine Unterwasserwelt zu entführen. Bekanntermaßen wissen wir mehr über Mond und Mars als über die Tiefsee ... die eigene Psyche und den eigenen Hormonhaushalt. Sieben und mehr Mrd. Varianten ist auch schwierig und nur mittels vergröbernder Statistik zu erschließen. Trau keinem Medizinmann oder Wirtschafter, der nicht mit Statistiken umgehen kann und schon gar nicht Churchill und dergleichen ...

„Vielleicht sollten sie sie nicht öffnen, Sir.“
Hausmeister werden doch die Höflichkeitsform kennen … oder?

Tipp, fast alles, was folgt, kommt nochmals vor (oft als Serie), also das fehlerhafte Wort eingeben und die Maschine suchen lassen ... in dem Fall "sie" und auch andere Pronomen, die gleich folgen

Ein Mädchen liegt auf dem Boden, mit dem Rücken an der Wand und dem Kopf auf dem Klodeckel. Ihre blauen Augen sind wässrig von all den Tränen, …
Weiß man das nicht erst, wenn das Gesicht sich übern Klodeckel erhoben wird?

Ich habe ihr eine Decke über die Schulter gelegt und Wasser angeboten, …
Besser Plural, die Schultern, ansonsten wegen der Präzision – rechte oder linke Schulter?

Ich stelle den Riesling zur Seite und wende mich der jungen Frau zu, dass seit dem Beginn unserer Konversation nur schweigend aus dem Fenster geschaut hat.
„dass“? Warum die Konjunktion und wenn als Pronomen (also nur mit einem s) warum das falsche Geschlecht, wenn da nicht statt eines Mädchens eine Jungfer genannt wird?

Sie erinnert mich an eines dieser Model, die man jeden Tag auf Coverblättern sieht.
„dieser Models“, Plural

„Ok, Chelsea.
Oklahoma? Du willst sicherlich „okay“ schreiben, aber dessen Abkürzungen (O. K./o. k.) haben ein Zeichen mehr, als das ausgeschriebene Wort (vier, die Abkürzungen zwo Buchstaben, zwo Punkte, ein Leerzeichen = fünf Zeichen, dafür brauch selbst ich keine Rechenmaschine)

Hier geht einiges daneben

Plötzlich gehen die Lichter wieder an, genau wie die Fenster. Das prasselnde Geräusch des Kamins kommt zurück.
Der Genitiv sollte bekannt sein, aber Fenster gehen/klappen auf und zu, aber wie an?

VR-Server von Netzwerk getrennt. Einige Features stehen möglicherweise nicht zu Verfügung.
zur“ Verfügung

Sam ist nur ein Sprachrohr, eine Bote, der mit über das Internet die Antworten einer künstlichen Intelligent vermittelt.
Jetzt schon reine Flüchtigkeit - mach mal Pause, Junge!
besser: ein Bote & eher „mir“ statt „mit“

„Hey“, beginne ich, in der Hoffnung, sie aus ihre Traum zu holen.
ihren

Wow. Was eine dumme Aussage.
Klingt mehr als nach einer bloßen Aussage!!!, ob als Ellipse oder auch nicht

Sie ist in einer anderen Welt. Vielleicht ist es am Besten, …
Superlativ von gut, am besten
Da musstu aufpassen, dass Du die Präposition „am“ nicht mit der Präposition „an“ + Artikel „dem“ verwechselst … Ist genauso ein kleiner GaU, wie dass und das zu verwechseln. Also aufgepasst, vor allem bei diesen unscheinbaren Wörtchen …
Üben wir sofort:
Am Liebsten würde ich hier bis in alle Ewigkeiten sitzenbleiben.
Da wissen wir ja schon um warme Gefühle ...

Ihr Blick ist Goldwert.
Schöne Wortschöpfung – aber schlecht Karten, patentiert und amtlich (Rat für deutsche Rechtschreibung, Ministerialbürokratien + Duden!) beglaubigt zu werden. Amtlich bis heute „Gold wert“, der amtliche Goldwert meint das, was da steht, den Wert des Goldes (bemessen in der Unze)

„Aber was mache ich hier? Wie bin ich hierher gekommen?“, fragt sie.
„hierherkommen“ selbst als Partizip ein Wort (kommt noch mal vor, musstu selber gucken. Tipp: Maschine „hierher“ suchen lassen ...

Ich rede nicht gerne über meine Familie oder das, was es mal gewesen ist.
Das Pronomen „es“ bezieht sich auf die Familie, nicht auf‘s „das“, also „sie“ statt „es“

Ich bin verblüfft und sehe mir all die leeren Teller und Schallen an.
Nun beeinflussen die Teller schon die Schalen ... Da muss man ja beschallert werden ...

Im Weltraum gibt es keinen Tag-Nacht-Wechsel, also habe ich beschlossen, die Fenster zwischen 12 Uhr und 8 Uhr Morgens auszuschalten.
Zahlen bis zwölf ausschreiben. Alle Zahlen auszschreiben ist Blödsinn, ab 13 sind es nur Zusammensetzungen, die unnötigen Platz ausgeschrieben wegnähmen.
In zwölf lebt noch das älteste Zahlensystem fort (Duodezimalsysrem) wie auch in der Zahl der Monate eines Jahre, ein dutzend. Und „das“ Schock auch noch – es sind fünf Dutzend oder 60 Stück.

Die Pfanne fällt mir aus meiner Hand.
Da ist nix falsch, aber mal vorsorglich auch für andere Texte – aus wessen Hand noch könnte Dir die Pfanne fallen?

Dann ziehen sie sich aus und lassen die Klamotten neben das Himmelsbett fallen. Kichernd verschwinden die Beiden hinter den Vorhängen, lachen und lieben sich.
„die beiden“ i. a. R. klein, und ohne Fugen-s „Himmelbett“

„Hiermit.“
„Hier mit“!
Mir interessiert es nicht, was du bist und was nicht.
mich

Bitte ich will nicht sterben.“
Bitte, … oder Bitte - ... Und wie oben schon mal - klingt nach mehr als nur bloßer Aussage, besser Aurufezeichen statt Punkt
Um uns herum flickern die Buchstaben, bewegen sich rückwärts.
„flickern“? Mundartlich? Flackern, vllt. ?

Jetzt ist aber auch genug dür heute, findet der

Friedel

 

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