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Nie so tief gefallen

Challenge 1. Platz
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08.11.2001
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Nie so tief gefallen

Nie so tief gefallen

Noch ein kleiner Schritt. Ich weiß, wie nahe ich am Abgrund stehe. Nicht viel weiter und ich werde stürzen. Innerlich zittere ich davor. Ihre Finger stoßen mich vorwärts. Treffen mich da, wo es ernst wird. Ich kann nicht widerstehen. Der Reiz ist größer, als die Angst. Und doch überspannt sie alles. Ausnahmslos.
Fingerspitzen in meinen Haaren. Die hindurchwühlen, während wir... Zungen, die umeinander tanzen, als wollten sie allein im Mittelpunkt stehen. Die einander erkunden, unaussprechlich. Unausgesprochen. Lippen, die Worte formen, und eine Gänsehaut danach. Zauber zwischen uns, der mich vorwärts treibt.
Es hat mich aufgeputscht. Ich wage keinen Blick in die Tiefe. Ich will nicht wissen, wie tief ich fallen werde. Es ist ohnehin zu spät. Jetzt wird es geschehen. Auch, wenn ich es nicht will.
Hände, die einander umschmeicheln. Die mich glücklicher machen, als alles zuvor. Hände, die mich berühren, ohne es gänzlich zu tun. Sicher in meinen Armen. Ein Stück weit in der Ewigkeit. Das alles zu echt, um wahr zu sein.
Finger auf meinem Gesicht. Die Küsse auf die Augen, die Wangen und schließlich den Mund. Erst zart, dann tiefer. Und es treibt mich hinauf. Ich werde fallen. Blicke in den gähnenden Abgrund. Mit Gewalt zieht es mich hinab. Ich werde zerschellen, dort auf den Steinen. Ich kann den Schmerz erahnen, der auf den Sturz folgt. Auf den Aufprall. Mein Jetzt wird zerbrechen. Ersetzt werden durch ein neues Jetzt. Ein anderes. Die Angst hält mich zurück. Millimeter vor dem Fall.
Die Zunge ein wenig tiefer, schiebt mich zum Rand. Meine Hände begehen Fehler über Fehler. In mir schreit etwas auf. Die Knöpfe geöffnet, dann fühl ich sie ganz. Jetzt ist es zuviel, ich kann nicht zurück. Mein Kopf sinkt herab und ich verliere den Halt. Der Boden unter mir taucht in den Staub.
Endloser, tiefer Fall. Ich kann den Grund nicht sehen. Falle mit dem Blick hinauf. Hinauf in diese Augen, tief wie das Meer. Falle ich aus diesen Augen? Ich kann den Aufprall fühlen, lange bevor es geschieht. Ich spüre ihn kommen, und wappne mich dafür. Doch dann ist es anders. Kein Brechen der Knochen. Kein Splittern. Kein Schmerz.

Nebeneinander liegen wir da. Vorsichtig drehe ich den Kopf. Ein Lächeln. Am Fuße des Abgrunds auf einer Lichtung. Ich will fallen. Für immer.

[ 04.08.2002, 16:10: Beitrag editiert von: arc en ciel ]

 

Hi arc,

du hast dem Papier zu Recht vertraut. Deine zweite gefällt mir fast besser als die erste. Bei der Ersten ist die Idee besser, unkonventioneller, bei dieser hier die Umsetzung.

Klasse, und gewagt, finde ich, dass du darauf verzichtest die hiermit angesprochenen Challenge-Worte (Erregung – Klippe) explizit zu erwähnen. Klasse, weil man sehr wohl erkennt, um welche Worte es geht (wenn man die Liste vor Augen hat). Gewagt, weil die Eindeutigkeit der Worte ohne Liste nicht gegeben und damit die Argumentation nicht eindeutig ist. Grund, weswegen ich bei meiner KG die Worte so unsubtil hingeklatscht habe. :)

Du malst schöne Bilder, kombinierst –argumentierst- Bilder, die den Vergleich herstellen. An einigen Stellen jedoch stolpere ich, bzw. verstehe ich deine Formulierung nicht.

„Die einander erkunden, unaussprechlich. Unausgesprochen.“ Zum einen sage ich mir: wenn es unaussprechlich ist, kann es zwangsläufig nicht ausgesprochen sein. Doppelt gemoppelt. Zum anderen klingt es irgendwie merkwürdig. Speziell, wenn sofort danach „Worte formuliert“ werden.

„Das alles zu echt, um wahr zu sein.“ Klingt paradox, versteh ich nicht. Evtl. wieder ein Lesefehler von mir?

Dann schreibst du, das du alles verlieren wirst, Leben, etc… Klingt mir zu endgültig. Ist es nicht so, dass diese Aussage nur für Sekunden Gültigkeit hat?

Toll: „Die Zunge ein wenig tiefer, schiebt mich zum Rand. Meine Hände begehen Fehler über Fehler.“ Blöde Frage am Rande: oral?

Fazit: Konventionell, subtil, erotisch, gut.

Gruß
Maris

 

hi querkopp:
danke für Deine Kritik.
welche KGmir besser gefällt, weiß ich nicht. ich vertrau da Deinem Urteil mal.

Hast Du denn noch nie eine Situation erlebt, die zu echt war, um wahr zu sein? noch nie von der Realtität überwältigt gewesen? schade! das wollte ich damit sagen.
Ob ich mich über "konventionell" freuen soll, weiß ich nicht ... das ist ja fast so gemein, wie "normal". :D naja, Du hast ja den Vergleich zur anderen KG gezogen. also ok.

Was unaussprechlich ist, ist das, was die Zungen tun. Deshalb ist es auch unausgesprochen. Aber das heißt nicht, daß die Lippen nicht andere Dinge in Worte formen können.
Drunter und drüber und alles ein wenig verwirrend real. und überhaupt: wer ist in so einer Situation schon rational?! ;)

wegen der Subtilität:
ich weiß nicht, ob es nötig ist, die Worte zu nennen. Ich beschreibe einen Erregungszustand. Kurz vor dem ersten Mal oder einem "schwierigen" Mal oder was auch immer. Jedenfalls eine dieser Situationen, in denen man Angst hat, ohne Ende, aber man es trotzdem tut.
Also Erregung lese ich da auch dann raus, wenn ich sie nicht vorgegeben habe. Gepaart mit einer Spur Angst, die letztendlich den Kürzeren zieht.
Und daß es eine Klippe hinauf geht, oder einen Abgrund hinunter... das ergib sich doch auch.
Also ist diese Argumentation allgemeingültiger, als nur eine Challenge - KG.
Wo ich meine Teilnahme schon bei "Geschichten, die anmachen" verbockt habe, wollte ich wenigstens diesmal Erotik beisteuern. Schön, wenn es gelungen ist. :D
Das mit dem alles verlieren... mh,,,, das ist Ausdruck der Angst... der Furcht vor der Veränderung und vor der Bedeutung der Veränderung.
Aber mal im Ernst: "DAS" Leben verändert sich doch gerade durch solche Erfahrungen, oder? also im Grunde ist es das, was ich gemeint habe: es wird nie mehr so sein, wie früher.
Belohnung: wenn alles gut ausgeht, wird es noch besser.

ICh hab eine Frage:
ergibt sich aus dem Text / der Darstellung, ob ein Mann oder eine Frau spricht? gerade im Erotik-Bereich ist das ja immer eine interessante Frage :) wenn es sich ergibt: was spricht dann dafür? wo kann man es festmachen?
wenn es nicht herauszufinden ist: gibt es widersprüchliche Anzeichen? welche? oder gar keine?

ach ja:

Blöde Frage am Rande: oral?
hehe! das wüßtest Du jetzt gern, mh?
nein, ich rede doch nicht so offen von Sex! Wo denkst Du hin! ICH doch nicht!!!
im Ernst: eigentlich ist DAS noch Vorspiel...

Lieben Dank,
Frauke

 

Hi arc,
du hast Recht, "konventionell" bitte nur in Verbindung zur anderen KG zu sehen. Werde dich doch nicht als "normal" betrachten, tststss :D
Die Subtilität: Was ich ausdrücken wollte ist, dass man ohne Vorgabe auch Worte sehen könnte, wie Emotion, Orgasmus, Abgrund, Fall,... Interessant wäre, die Geschichte von jemandem lesen zu lassen, der die Aufgabe / die Worte nicht kennt. Mal sehen, welche Begriffe er nennen würde.
Alles verlieren... habe ich als Moment des Höhepunktes interpretiert, in dem man sich verliert. Daher auch meine Ablehnung des Endgültigen. Recht hast du mit verändern, aber nur sehr eingeschränkt mit verlieren. Träume evtl., aber das nähme der KG das Positive, das Leben schon gar nicht. Das rückt die Situation dann ein wenig in einen Kampf auf Leben und Tod. und so versteh ich Erotik nicht ;)

Zu deiner Frage Mann / Frau: möglicherweise bin ich "vorbelastet" aber ich glaube, auch ohne Kenntnis der Autorin hätte ich gesagt eindeutig ein Frau. Die Ausdrucksweise ist weiblich. Ein Mann würde seine Emotionen nicht in dieser Weise schildern: Der Reiz ist größer, als die Angst / Zungen, die einander umtanzen / Zauber zwischen uns / umschmeicheln, und viele weitere. Vielleicht mal einen dieser Ausdrücke, aber nie in dieser Vielfalt. Nein, das ist typisch von einer Frau geschrieben, stellt eine Frau dar. Nicht, das ein Mann die Situation nicht ebenso empfinden könnte, er würde sie anders schildern. Etwas banal, klischeehaft als Beispiel: Ein Mann würde nicht (freiwillig) von Angst während des Aktes reden, würde nicht das Wort Zauber wählen. Genauer kann ich es nicht festmachen. Ich empfinde, dass dieser Text in der Kumulierung femininer Ausdrucks- und Betrachtungsweisen einfach "Frau" ausstrahlt.

Lieber Gruß
Maris

 

Hi Maris,

mit dem "konventionell" hast Du mich jetzt wieder auf Deiner Seite. ich war schon schwerstens beleidigt ;)

Was die Frage nach der Erkennbarkeit der Begriffe betrifft:
ich finde, die Aufgabe lautete zu allererst, einen Vergleich zwischen einem Sachbegriff und einer Emotion zu schreiben.
Es obliegt natürlich jedem Leser, selbst zu verstehen, welche Begriffe ich beschrieben habe.

Nur finde ich, es hilft nichts, wenn ich den Begriffe nenne, aber nicht in der Lage bin, sie darzustellen. Und in die Gefahr das nicht zu tun, hätte ich mich gebracht, wenn ich dem Leser das Denken abgenommen hätte.
So stelle ich mich selbst auf die Probe: wenn jemand sagt, ich hätte hier Butterbrote mit Wut verglichen, dann hab ich was falsch gemacht. ;)
Welche Emotionen und Begriffe fallen Dir hier ein?
Erregung, Anspannung, ... sowas, oder?
Und Sachbegriffe?
Klippe, Berg, Abhang ( nicht wirklich ) ...

kommt es wirklich auf den exakten Begriff an, oder ist es wichtiger, daß dessen Inhalt beschrieben wird... Synonyme dürften doch eigentlich kein wirkliches Problem darstellen, oder?
Fallen Dir irgendwelche Begriffe ein, die einem aus dem Text entgegenkommen, die nicht zu "Erregung / Klippe" passen? wenn ja, muß ich noch dran arbeiten.

Ich sehe das mit der "End-Szene" nicht als so endgültig ;) ... für mich ging es mehr um die Angst vor der Veränderung. davor, daß man eben von einer Klippe springt, und nicht weiß, was einen unten erwartet, und ob man es übersteht...
Erotik hängt für mich auch nicht mit Tod oder ähnlichem zusammen!
Gott bewahre!

Du magst Recht haben: es sind sicherlich eher Frauen-Worte. Aber ehrlich: DENKEN nicht immerhin manche Männer so? der ein oder andere gesteht doch wenigstens SICH soetwas ein... oder nicht einmal DAS?! Zerstör bitte nicht meine letzten Vertrauensreste in die Mann-Bevölkerung... :D

Danke für Deine Mühe,

lieben Gruß,

Frauke

 

Hi Frauke,

hast mich überzeugt, daher kann ich dich beruhigen. Du musst nicht mehr dran arbeiten. Ich denke, die Einschätzung der Worte würde nicht weit über Synonyme hinausgehen.

Du hast noch letzte Vertrauensreste in Männer? *lautauflachundinirresgekicherübergeh* Pflege sie, sie brauchen es.
Aber, mal im Ernst, was an meiner Aussage würde denn diese Reste zerstören?

 

hey Maris:
mein letzter Glaube in das Menschliche im Mann würde zerrinnen, wenn Du mir allen ernstes erklärst, daß es nicht möglich oder denkbar ist, daß ein Mann solche Gedanken hat. ... ich selbst halte es für recht unwahrscheinlich, daß es VIELE Männer gibt, die so etwas zugeben würden. Und ich denke, daß es viele Männer gibt, die auch vor sich selbst solche Gedanken nicht eingestehen werden. Aber immerhin...
Jetzt bitte, sag mir nicht: Das KANN nicht sein... sonst werd ich ganz schrecklich ängstlich :shy: ;)

Zum Text: Du magst bestimmt Recht haben, daß das Leben-Verlieren auf andere krasser wirkt, als ich es gemeint habe. Ich will ja nicht übertreiben. Also wird es jetzt mal geändert.

Schön, daß ich Dich im Rest überzeugen konnte.

Hey, Jury, gibt es extra-Punkte für die Argumentation zwischen Autor und Kritiker? Dann möchte ich hiermit um eine Wertung bitten :D :lol:

Lieben Gruß,
Frauke

 

Hey Jury,
die Autorin hat sich Alles in Allem sehr uneinsichtigt gezeigt. Behielt unnachgiebig ihre Meinung, nur durch die Toleranz der Kritiker konnten friedensgefährdende Debatten vermieden werden. Sonderwertung bitte an den nachgiebigen Kritiker :D :D

hey Frauke,
als Sadist neige ich dazu zu sagen: "Das KANN nicht sein", und als Mann kann ich dir dann tröstend die Hand auflegen und dir wieder die Angst nehmen. :D

Lieben Gruß
Maris

 

Endlich haben wir ein Ergebnis... und auch noch eins, dem ich wirklich zustimmen kann. :thumbsup: Herzlichen Glückwunsch, arc! :bounce: Ach so, weil du ja sicher ein bisschen feiern willst: *arc ein Glas Traubensaft reich* bitteschön! :wein:

 

oh, daß ist lieb von Euch beiden!
ich hab mich super darüber gefreut! Und den Traubensaft nehm ich...zum Feiern natürlich!
es komme das Wochenende!

Lieben Dank,
Frauke

 
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Hehe!

In meinen Augen waren alle Beiträge für´n Arsch!

Dieses Posting dient allein zur selbstnützigen Darstellung und Imagebewahrung! :D

Scherz!

Ne, Glückwunsch an Kris und San, die sich das tatsächlich angetan haben. Im Nachhinein ist es schon verwunderlich, was ich überhaupt mit der ganzen Sache zu tun hatte... :susp:

Congrats an Arc En Ciel! :)

Wer bist du eigentlich? :D

Glatt im falschen Thread geposted... Nun ja, was solls!

 

Ein Hoch der Gewinnerin,

herzlichen Glückwunsch Frauke, deine Ernennung zur Ober-Argumentiererin hast du dir redlich verdient.

Danke dafür, dass du es mir erspart hast, mich für irgendwelche Glückwünsche bedanken zu müssen. Ich hätte bedenken müssen, dass die Jury zu über 50 % aus Damen bestand und folglich dem weiblichen Geschlecht mehr huldigen müssen. :D

Stimmt, was hatte Poncher mit der ganzen Sache zu tun?

 

danke Querkopp!

MIR war es ja klar, daß Dein Toaster die Gemüter erhitzt. Aber da Du Frauen ja so gut kennst, dachte ich eigentlich, daß Du weißt, daß das die falsche Taktik war... :D

Nee, im Ernst, ich hatte mich ein ganzes Stück hinter Dir gesehen, aber darüber mußte ich ja nicht entscheiden ;)

Lieben Gruß,

Frauke

 

Guten Abend, Himmelsbogen.

Wie sehr ich hoffe, dass Deine Geschichte kein Kunstprodukt ist, leere Worte, getragen von dem Drang, etwas zu schaffen, was andere möglicherweise berühren könnte. Verrat, so würde ich es nennen. Verrat an meinen Gefühlen, denen Du mit Deinen Worten ein Stück Realität, Greifbarkeit geschenkt hast.

Nebenher geschrieben, nach ein, zwei Flaschen Rotwein? Ich glaube nicht.

Ich wünschte, ich das, was ich erlebt und gedacht und gefühlt habe, so ausdrücken können, wie Du es geschrieben hast.

dogma

 

Ja, muss auch sagen, ene tolle Sprache. Man dachte, man fiele mit, es wurde einem schwindelig - oder lags an der Zigarette und dein Text sensibilisierte mich nur für das Schwindelgefühl. Jedenfalls hatte ich eins.

 

Hallo Ihr beiden!

Ich sollte öfter mal die unerledigt-Liste durcharbeiten! Ich muß mich wirklich entschuldigen. Solange lasse ich sonst nie jemanden warten.

@Dogma:
lieben Dank für so eine lyrische Kritik. Ich kann Dich beruhigen: ich schreibe in aller Regel (um nicht "immer" zu sagen) nüchtern. Und ohne Effekthascherei.

Es freut mich, Dich berührt und bewegt zu haben.

@Schriftbild:
Auch Dir lieben Dank für Dein Lob. Wenn der Text jemanden so sehr berührt, daß ihm schwindelig wird, mach ich mir beinahe schon Sorgen. Vorsichtshalber schieb ich es auf Deine Zigarette :D

Lieben Gruß,

Frauke

 

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