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Póg mo thóin

Challenge 3. Platz
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06.10.2017
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Póg mo thóin

Ich tat so, als wäre ich der Fahrer.
Mein Vater war ja tot, also konnte ich vorne neben meiner Mutter sitzen. Wir waren auf einer kleinen Straße im County Donegal unterwegs, auf dem Weg nach Inishowen. Der Mietwagen hatte das Lenkrad auf der falschen Seite, wie alle Autos hier. Wenn Mama nicht hinschaute, bewegte ich den Rucksack, den ich mir extra auf die Knie gelegt hatte, wie ein Lenkrad hin und her, und wenn sie sehr konzentriert war – also fast immer – tat ich manchmal so, als würde ich schalten.
Aus dem Autoradio dudelte nervöse irische Musik, widerspenstige Geigen und dumpfe Trommeln, zu denen die Regentropfen im Takt gegen die Fensterscheiben schlugen. Draußen war nichts zu sehen außer buckligem Grün und ein paar Schafen oder Steinen und Zeug wie bei Herr der Ringe. Das Spannendste waren die zweisprachigen Straßenschilder mit den Ortsnamen, die man kaum aussprechen konnte, und an denen wir sowieso zu schnell vorbeifuhren, um es wenigstens zu versuchen.

Klara, eine alte Freundin von Mama, hatte uns für die Frühjahrsferien zu sich eingeladen.
Ihr gehörte ein kleines Cottage auf Inishowen. Sie war Malerin und wohnte hier von Frühjahr bis Herbst, um grüne Bilder mit Steinen zu malen.
Wir würden hier mal auf andere Gedanken kommen, hatte Klara gemeint.
Ihr Haus war eines von diesen strohgedeckten Cottages, die überall auf den Feldern herumstanden wie ein paar zusätzliche große Schafe. Es war trocken und warm und gemütlich. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es hier viel zu denken gab.

*
Mama und Klara waren in langen Regenmänteln raus in die Pampa gegangen.
„Geh doch auch an die Luft“, hatte Mama gesagt, „runter ins Dorf. Vielleicht findest du ein paar Kumpel, mit denen du spielen kannst.“
Als ob! Meine Mutter hatte sowas von keine Ahnung. Mit zwölf funktioniert das nicht so: Auf die Straße gehen und einen Freund finden. Zum Spielen.
Ich blieb allein im Cottage, aber natürlich gab es hier kein WLAN, und mein Buch hatte ich auch zu Hause vergessen.
Einige Zeit blätterte ich in Mamas Reiseführer, dann nahm ich zwei Bücher von Klara aus dem Regal, irgendeinen Kinderkram über irische Fabelwesen und etwas über die Geschichte Irlands.
Später schnüffelte ich ein bisschen herum, ob ich vielleicht etwas Süßes entdecken könnte.
Ich begnügte mich schließlich mit einer dicken Scheibe von Klaras selbstgebackenem Brot und hockte mich damit auf den Stuhl neben dem Fenster. Ich blickte raus ins grüne Nichts und stellte mir vor, ich wäre ein Gefangener. Ein irischer Freiheitskämpfer, eingekerkert in dunklem Verlies. Sie wollten mich aushungern, aber ich würde nicht reden. Einer meiner Komplizen hatte heimlich einen Kanten Brot zu mir in den Kerker geschmuggelt, den ich vor den Wärtern versteckte. Ab und zu biss ich ein kleines Stück davon ab und stopfte den Rest zurück in den Ärmel. Ich kaute genüsslich und langsam auf dem Brot herum, bis es ganz süß schmeckte. Es war köstlich und es würde mich am Leben erhalten und wir würden siegen.

Als sie mich endlich befreit hatten, zog ich Turnschuhe und Regenjacke an und lief ins Dorf.
Vor einem kleinen Supermarkt hockten zwei Jungs auf den Gepäckträgern ihrer Fahrräder. Ungefähr so alt wie ich, Einheimische garantiert, denn genau so sitzen wir zu Hause immer vorm Edeka. Sie wirkten wirklich nicht so, als hätten sie große Lust, mit mir zu spielen. Der eine erinnerte mich an Jonas Schröder aus der 7b – exakt wie der verengte der Junge seine Augen zu schmalen Schlitzen, als er mich sah, und der andere konnte gut als Double von Sven Lehmann durchgehen. Er zischte mir eine irische Beleidigung hinterher.

Am Pier war nichts los. Tote Hose. Nur drei verwitterte Fischkutter dümpelten an der Kaimauer vor sich hin. Die anderen Boote waren vielleicht noch draußen oder schon gekentert oder niemals dagewesen.
Dunkle Wolken hingen am Himmel und berührten ganz weit hinten das Meer.

*
Einmal kicherten Klara und Mama sogar, als wären sie gar keine richtigen Frauen, sondern irgendwelche komischen Mädchen aus der Zehnten.
Ich hatte Mama lange nicht mehr so viel reden gehört wie in dieser Woche.
Aber zwischen uns war ja auch alles gesagt.
Wir hatten darüber geredet, was wir alles anstellen würden, wenn Papa wieder gesund wäre.
Wir hatten über alle Therapien gesprochen, die infrage kamen.
Wir hatten immer wieder durchgerechnet, wie hoch die Chance war, dass bei einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent die anderen fünf Prozent eintreten würden.
Wir hatten zusammen überlegt, welche Musik cool sein würde für die Beerdigung.
Danach gab es eigentlich nichts mehr zu sagen.

*
Auch am letzten Tag ging ich wieder zum Hafen runter. Es hatte den ganzen Vormittag geregnet.
Wie immer war nichts los, nur am Ende des Piers machte ein alter Mann eine Riesensauerei mit irgendwelchen Fischen. Er verteilte Schuppen auf dem Boden und warf glibberige Innereien durch die Gegend, auf die sich eine Schar wie wahnsinnig kreischender Möwen stürzte.
Plötzlich war da das Mädchen. Ich hatte gar nicht gesehen, wo es herkam, auf einmal stand sie zwischen mir und dem alten Fischer. Sie war vielleicht zwei Jahre älter als ich. Bei Mädchen weiß man das ja nie – die wirken sogar noch dann älter, wenn sie jünger sind als man selbst.
Bevor ich abhauen konnte, kam sie schon auf mich zu.
Unter ihrer bunt geringelten Strickmütze schauten braune Dreadlocks hervor. Sie hatte eine abgewetzte, schwarze Wolljacke an, wie von einem Opa geklaut. Um ihren Hals war ein grüner Strickschal gewickelt – ausgerollt garantiert fünf Meter lang. Sie trug rote Schnürstiefel und einen kurzen, karierten Rock. Ihre Unterlippe und die rechte Augenbraue waren gepierct. Bei der Nase hatte es wahrscheinlich nicht richtig geklappt, jedenfalls war da so eine rote, entzündete Stelle. Ich staunte, wie viele Ohrstecker an ein einzelnes Ohrläppchen passen konnten.
Ich musste an die Leprechauns denken, diese Kobolde aus Klaras Buch. So ähnlich sah sie aus, nur als Mädchen – aber trotz allem auch irgendwie hübsch.
„Hi, guy, what’s your name?“, fragte sie.
„Paul”, antwortete ich einsilbig.
„Cool, Paul – where you‘re from?“
„Germany.“
„Ja, fick die Henne!“, rief sie. „Endlich mal jemand, mit dem ich in der Sprache meiner Urahnen quatschen kann!“ Sie musterte mich abschätzig. „Auch wenn es nur ein mickriges Kind ist", sagte sie und hielt mir ihre Hand hin. "Aislinn O`Malley.“
„Paul“, sagte ich nochmal.
„Hast du Geschwister, Paul?“, fragte sie, „ältere Brüder?“
„Nein“, sagte ich, „ich bin hier nur mit meiner Mutter.“
„Ich habe sieben ältere Brüder“, sagte sie.
„Oha.“
„Aber alle draußen auf dem Meer, mit meinem Vater. Die kommen manchmal tagelang nicht nach Hause. Haifischjäger halt.“
Plötzlich rannte sie los und sprang in einen der klapprigen Fischkutter, die an der Kaimauer festgebunden waren. „Los, komm!“, rief sie, stellte sich breitbeinig hin und versuchte, das Boot zum Schaukeln zu bringen. „Wir können ihnen entgegenfahren und helfen, den Fang an Land zu bringen!“ Sie rupfte ein bisschen an den dicken Seilen, mit denen der Kutter am Pier vertäut war, dann rüttelte sie an der Tür zur Kajüte. „Holy fucking shit!“, schimpfte sie. „Jetzt haben die Bastarde wieder alles abgeschlossen und ich habe meinen Schlüssel nicht dabei!“
Vom Ende des Piers schaute der alte Fischer kurzsichtig in unsere Richtung.
Das Mädchen kletterte aus dem Kutter und ließ sich schwer seufzend auf der Kaimauer nieder.
Ich setzte mich daneben. Es war kalt am Hintern und ein bisschen nass. Wir ließen die Beine baumeln und starrten auf das Meer.
„Grace O‘Malley”, sagte Aislinn irgendwann. „Schon mal gehört?“
„Keine Ahnung“, antwortete ich.
„Eine irische Piratin. Eine Legende. Meine Ur-Urgroßmutter. Oder Ur-Ur-Ur ...“
Aha. Krass ...“
Die Boote knarrten und quietschten und das Wasser schwappte gegen die Mauer.
Seltsames Mädchen, irgendwie, dachte ich. Aber andererseits: Sind die ja alle ...
„Du sprichst sehr gut Deutsch“, sagte ich nach einer Weile. „Ich war mal in München. Dort haben sie auch so geredet wie du.“
Aislinn schaute mir direkt in die Augen, bis ich es nicht mehr aushielt und den Blick auf ihre entzündete Nase senkte. Irgendwo aus ihrer Opajacke kramte sie ein Feuerzeug und eine Zigarette hervor. Es dauerte sehr lange, bis sie sie angezündet hatte.
„Ja“, sagte sie, während sie etwas Rauch ausblies, „Ich weiß – mein komischer Dialekt ... Bavarian-Irish. Wegen meinen deutschen Vorfahren. Die Sprache wird sicher bald aussterben. Schade drum. Wir haben sogar ganz eigene Wörter, die es nur im Bayrisch-Irish gibt.“
„Aha. Welche denn?“
Sie nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette. Beim Ausblasen kniff sie die Augen zusammen und hustete ein bisschen. „Keensmurgel, zum Beispiel“, sagte sie, „und Woorsholzshabeen.“
„Aha.“
Zwei Möwen stritten sich laut um das Innere eines Fischs.
„Ludwig der Zweite. Der Märchenkönig. Schon mal gehört?“, fragte sie.
„Keine Ahnung", sagte ich. „Oder – ist das der komische Typ, dem Neuschwanstein gehört? Da waren wir mal, glaube ich."
Aislinn drückte ihre halb gerauchte Zigarette auf der Kaimauer aus. „Kluges Kind. Du wirst es nicht glauben, aber Ludwig der Zweite war der Oheim meiner Großmutter. Die haben natürlich vertuscht, dass er irische Verwandtschaft hatte. Wegen der Thronfolge und allem ...“
Der alte Fischer humpelte an uns vorbei, murmelte irgendetwas und beendete seine Rede mit einem herzhaften, zahnlosen Lachen.
„Póg mo thóin. Pogue mahone“, sagte Aislinn, „schon mal gehört? “
„Nein. Keine Ahnung. Deine Mutter?“
„Depp, das ist nur so eine Redewendung.“
„Aha. Bavarian-Irish?“
„Normales Irisch: Küss meinen Arsch! Also, das Gleiche wie Leck mich am Arsch, eigentlich."
„Ah.“ Vielleicht wurde ich ein bisschen rot, wegen Küss.
Pogue mahone, probierte ich leise.
Hinter einer tiefschwarzen Wolke kam die Sonne hervor und strahlte scheinheilig in die Umgebung.
„Was machst du hier eigentlich so den ganzen Tag, Paul?“
„Nichts.“
Aber dann erzählte ich ihr dummerweise, wie ich mit einem Stück Brot Irischer Freiheitskämpfer gespielt hatte.
„Du hast ja echt einen an der Waffel …“, sagte Aislinn und guckte mich vorsichtig an.
„Wollen wir in den Pub gehen?“, fragte sie plötzlich, „ich könnte jetzt langsam ein Stout vertragen!“
„Weiß nicht ... Keine Ahnung.“

Auf dem Weg kamen uns diese Jungs vom Supermarkt auf ihren Fahrrädern entgegen. Sowohl die beiden als auch Aislinn erweckten nicht den Anschein, sich besonders gut zu kennen. Jedenfalls grüßten sie sich nicht und motzten sich auch nicht an.
„Kennst du die?“, fragte ich.
„Verfeindeter Clan", sagte sie. „Finnegan. Wenn meine Brüder und mein Vater mitkriegen würden, dass wir miteinander reden, würden sie denen die Schädel zertrümmern. Nicht, dass es schade drum wäre …“
Am Pub waren wir inzwischen vorbeigelaufen.
„Wollen wir reiten?“, fragte sie plötzlich mit weit aufgerissenen Augen und lief schon los, in Richtung irgendeiner Koppel. Ich rannte hinterher, aber als wir dort waren und über den Zaun kletterten, galoppierten die Pferde davon.

„Wollen wir fliegen? Bist du schon mal geflogen?“
„Na ja", sagte ich gedehnt, „nach Irland, zum Beispiel …“
„Nein“, sagte sie, „ich meine – richtig fliegen. Im Wind! Warst du schon mal an den Klippen?“
Auf dem Weg zu den Klippen am Malin Head wanderten wir durch exakt die Landschaft, in der sich Feen und Trolle zuhause fühlen würden.
In der Ferne konnte ich meine Mutter und Klara erkennen, wie sie einen Hügel hinaufstiegen. Klara trug eine Staffelei unter dem Arm. Ich hatte inzwischen begriffen, dass es hier mehr zu malen gab als einfach nur Grün: Es gab Abendgrün, Regenbogengrün, Sonnengrün, Halbschattengrün, Mittelgrün, Vollgrün, Tollgrün, Trollgrün – und der Himmel und das Meer erfanden zusammen so viele Farben, dass alle Maler der Welt wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Tage zu tun haben würden, diese zusammenzumischen.

„Na, Kleiner“, sagte Aislinn, als wir schon ziemlich lange gelaufen waren. „Bist du müde? Kannst du noch? Wollen wir Kinderlieder singen?“
Und schon grölte sie los:
I'll tell me ma, when I go home
The boys won't leave the girls alone

und sie sang so laut und durchgeknallt und schräg, dass ich mich irgendwann traute, beim Refrain einfach mitzuschreien:
She is handsome, she is pretty
She is the belle of Belfast city.
She is …

Wir blieben erschrocken stehen – vor uns in einer Senke, halb im Nebel, lag plötzlich eine Kuh, ein riesiges Tier, das uns aufmerksam aus sanften Augen anblickte. Als wüsste es irgendwie mehr, als für eine Kuh normal ist.
„Hast du gesehen“, flüsterte Aislinn, „sie hatte kleine Flügel …“
Ich wusste, dass sie mich verarschte, aber ein bisschen hatte es wirklich so ausgesehen.

An den Klippen ließen wir uns flach auf den Boden fallen und blickten über den Rand steil nach unten. Der gewaltige Aufwind riss unsere Haare nach hinten. Aislinn sah aus wie ein Alien, ein paar ihrer Dreadlocks standen senkrecht in die Höhe. Ganz weit unten rumorte das Meer. Es schmatzte und schäumte wie ein riesiges, tollwütiges Tier.
„Schau mal, dort!“, rief Aislinn plötzlich aufgeregt und zeigte auf einen Felsvorsprung, wo gerade ein ziemlich ungeschickter Vogel mit roten Füßen gelandet war. „Ein Pinguinfalter“, flüsterte sie. Ich war mir eigentlich sicher, dass diese Vögel Papageientaucher hießen, oder Puffins, weil ich eine Abbildung davon im Reiseführer gesehen hatte. Zwei weitere Vögel landeten auf dem Felsen und es war echt lustig, ihnen beim Fliegen und Landen zuzusehen, ein bisschen wie in einem Trickfilm. Die Puffins hatten ernste, irgendwie traurige Gesichter, die nicht richtig zu ihren kleinen Knuddelkörpern passten.
„Falter sind ja wohl eher Insekten“, gab ich vorsichtig zu bedenken.
„Ha!“, erwiderte Aislinn, „Es gibt massenhaft Vogelarten, die wie Insekten heißen ... Grasmücke zum Beispiel.“
„Aha.“

„Schau genau hin!“, sagte Aislinn und machte ein paar Kniebeugen. „Jetzt sind wir dran mit Fliegen! Hier ist die perfekte Stelle. Wenn der Wind vom Meer kommt wie jetzt – einfach hineinschmeißen und ein Stück in die Luft heben lassen! Nice!“
Mit ihren roten Schnürstiefeln und der schwarzen Opajacke, die wild im Wind flatterte, sah sie selbst aus wie Puffin. Sie lief bis zum Klippenrand und ließ die Spitzen ihrer Stiefel ein Stück darüber hinaus ragen. Dann ging sie leicht in die Knie, breitete die Arme aus und beugte sich nach vorn. Sie rief irgendetwas, aber ich konnte es nicht verstehen. Das Meer donnerte gegen die Felsen und mir klopfte das Herz am Hals vorbei bis hoch in die Ohren. Ich wollte eigentlich nur noch wegrennen.
„Hör auf!“, schrie ich, viel zu schrill.
Kurz sah es so aus, als hätten sich ihre Füße vom Boden abgehoben.

„Easy-peasy,“ sagte sie, als sie wieder gelandet war und sich zu mir umgedreht hatte.
Ihre Augen hatten einen irren Glanz. „Jetzt du, Paul! Du wirst sehen – es ist mega!“
„Ich glaub‘, es hackt …“, murmelte ich.
Danach ließ ich ihre geballte Häme über mich ergehen: Loser, Schisser, Feigling, Warmduscher, Angsthase, Keensmurgel, Soft Egg …

Wir setzten uns auf einen Stein und glotzten ein bisschen aufs Meer.
In der Ferne schaukelte ein Fischkutter auf den Wellen, so winzig und zerbrechlich wie ein Spielzeug aus China.
Aislinn erzählte von Fischern, deren Boote bei ähnlichen Stürmen hier an den Klippen zerschellt waren. Und wie man die Körper sauber abgenagt und in Einzelteilen drei Wochen später am Five Fingers Strand aufsammeln konnte.
„Hoffentlich sind Daddy und die Boys schon zurück ...“, seufzte sie besorgt.
„Was ist eigentlich mit deinem Vater?“, fragte sie plötzlich.
„Weg“, sagte ich und spuckte verächtlich aus, wie jemand Hartgesottenes in einem Film. Der Wind blies meine Spucke an uns vorbei nach hinten. „Tot!“, rief ich angewidert und schleuderte einen faustgroßen Stein über die Klippen. Ich hatte kurz Angst, er würde zurückkommen und mir gegen den Kopf knallen.
„Ah …“, sagte Aislinn.
Dann sagten wir lange nichts.
Das Tosen der Brandung war laut genug, um unser Schweigen zu übertönen.
Irgendwann schrie ich die ganze beschissene Geschichte in den Wind. Wie mein Vater krank wurde, wie er sich wieder erholt hatte, wie er immer wieder blöde Witze gemacht hatte und dann einfach trotzdem gestorben war.
Danach schwiegen wir weiter.
„Im Wind“, sagte Aislinn nach einiger Zeit.
„Was: im Wind?“, fragte ich.
„Dein Vater“, sagte sie, „ich glaube, dein Vater ist jetzt überall – aber vor allem im Wind. Jedenfalls werde ich im Wind sein, wenn ich mal tot bin.“

Die Luft roch nach Salz und Fisch und Unendlichkeit.

Plötzlich sprang ich auf, von mir selbst überrascht, sprintete zum Rand der Klippen, ging in Position wie auf einem Startblock, beugte mich vor und breitete die Arme aus, so wie Aislinn es gezeigt hatte. Der Wind drehte sich kurz um sich selbst, dann hatte er mich gefunden. Er donnerte gegen meine Zähne, schob mir die Augenlider zu und fauchte durch die Nasenlöcher direkt in mein Gehirn.
Ich sah nichts mehr, ich fühlte nichts mehr, und ich war leicht genug, um zu fliegen.

Als ich die Augen wieder öffnete und von der Kante zurücktrat, sah ich, dass Aislinn ganz dicht hinter mir stand.
Alter!“, sagte sie und atmete ein bisschen schnell, „Dein Vater ist ziemlich stark. Wenn der so einen Fettkloß wie dich festhalten kann ...“
Das kapierte sogar ich, dass das ironisch gemeint war. Ich bin echt viel zu dünn.
„Wenn du auch mal so stark werden solltest“, sagte sie und boxte mir leicht gegen die Rippen, „was ich nicht glaube, dann kommst du zurück und dann mischen wir beide gemeinsam den Finnegan-Clan auf. Versprochen?“
„Versprochen“, sagte ich.
Sie schaute mich nachdenklich an und drückte mir plötzlich einen Kuss auf die Stirn.
Ich wurde nicht rot.

Und ich freute mich wie wahnsinnig auf alles, was irgendwann kommen würde.

*
„Dahinten wohne ich“, sagte sie und zeigte vage in Richtung einer verwitterten Burgruine,
„ich geh‘ dann jetzt mal.“
Ich musste an Schloss Neuschwanstein denken und bekam Lust, ihre Familie kennenzulernen.
„Kann ich mitkommen?“, fragte ich.
Sie bedachte mich mit einem Blick, der in aller Kürze ihr Mitleid darüber zum Ausdruck brachte, was ihre sieben wilden Brüder und ihr zorniger Vater mit mir anstellen würden.
„Mach’s gut, Fettkloß“, sagte sie.
„Mach’s gut, Aislinn“, sagte ich.
Bei -linn merkte ich, dass meine Stimme tiefer geworden war.

Ich schaute ihr hinterher, hörte sie leise singen, I'll tell me ma, when I go home, sah sie immer kleiner werden, bis sie sich zwischen den trollgrünen Hügeln vollständig aufgelöst hatte.
Irgendwo blökte ein Schaf.

Bierschwaden und leise Musikfetzen wehten aus dem Pub – das gleiche Stück, das wir auf der Hinfahrt im Auto gehört hatten. Ein kleiner, gescheckter Hund kam wütend um die Ecke gewetzt und versuchte, einem vorbeiradelnden Opa in die Reifen zu beißen. Vor dem Supermarkt chillten die irischen Jungs. Jonas Schröder und Sven Finnegan. Jonas machte wieder seine schlitzigen Augen und Sven ein fieses Zischgeräusch.
„Pogue mahone“, sagte ich, als ich an ihnen vorbeigelaufen war, leise genug, dass sie es nicht hören konnten.

*​

„Du hast dich mit einem Mädchen angefreundet?“
Wir saßen beim Abendessen und Mama hielt mir den Brotkorb hin.
„Was für ein Mädchen?“, fragte ich lahm.
„Wir haben euch gesehen heute, von weitem“, sagte Klara. „War das nicht diese Katharina Huber? Die kommen immer im Frühjahr hierher. Die Eltern sind Ornithologen, Professoren aus München. Bisschen crazy, die ganze Familie, aber trotzdem sehr nett. Oder, Paul?“ Sie blickte mich mit diesem pseudowitzigen Augengezwinker an, wie alle Erwachsenen, wenn sie glauben, hinter eines unserer Geheimnisse gekommen zu sein.
„Das war jemand anderes“, sagte ich und nahm eine Scheibe Brot.

*
Auf der Rückfahrt tat ich nicht so, als wäre ich der Fahrer.
Mein Rucksack lag hinten, neben dem Bild. Klara hatte es mir zum Abschied geschenkt. Ich durfte es selbst aussuchen und entschied mich für eins, auf dem sie die Cliffs und den Ozean in total windigen Farben gemalt hatte. Oben rechts war ganz klein ein Pinguinfalter zu erkennen.
Wir fuhren die Scenic Route entlang der Küste. Irgendwann kündigte ein braunes Schild einen Parkplatz an den Klippen an, so einen mit toller Aussicht für Touristen.
„Halt an!“, befahl ich, als wäre das gar nicht meine Mutter, und genau so tat sie es auch.

Ich stieg aus und rannte allein bis zum Rand der Klippen. Der Sturm fauchte und donnerte vom Meer gegen die Küste, wie am Tag zuvor mit Aislinn O’Malley.
Ich breitete die Arme aus, schloss die Augen und ließ mich gegen den Wind fallen, wie ich es gelernt hatte. Ein bisschen achtete ich auch darauf, mich nicht zu weit nach vorn zu beugen, aber mir war klar, dass das nicht wirklich nötig war.
Ich fing an, einen Haufen Mist gegen den Wind zu brüllen: Pogue mahone und Woorsholzshabeen und Verdammter Scheißdreck und dann einfach nur so Waaah Waaaah Waaaaaah Waaaaaaaaaaah! wie ein Behinderter, und ich konnte wirklich mein eigenes Gebrüll nicht verstehen – so laut war der Sturm, aber ich wusste, mein Vater würde es trotzdem hören und er würde lachen und mir einen Vogel zeigen.

Ich lief zurück zum Parkplatz. Mama war inzwischen auch ausgestiegen und hatte sich gegen das Auto gelehnt. Sie war ungeschminkt und sah ganz jung aus.
„Was hast du da vorne gemacht?“, fragte sie.
„Nichts“. Ich lehnte mich auch gegen das Auto.
Wir standen einfach so nebeneinander und keiner machte Anstalten, wieder einzusteigen.
Der Wind pfiff uns um die Ohren und man konnte auch hier noch hören, wie der Atlantik gegen die Felsen krachte.
„Weißt du, was Pogue mahone heißt?“, fragte ich nach einer Weile.
„Klar“, sagte Mama. „Küss meinen Arsch!“
Sie schaute mir voll ins Gesicht und ich schaute zurück, wie schon lange nicht mehr. Ihre Mundwinkel zuckten und dann fingen wir gleichzeitig an zu prusten und zu lachen, bis wir nicht mehr konnten, und dann umarmten wir uns, und dann mussten wir heulen und es war uns scheißegal.

 

Hallo Raindog,

interessanter Name.

Irgendwie hat der Text was. Ich bin mir nicht sicher was. Aber etwas ist da.

Du bist Irland-Fan, vermute ich? Jedenfalls scheint mir in der Geschichte eine große Begeisterung für das Land mitzuschwingen bzw. sogar zugrunde zu liegen. Da kommt dann auch so ein Sehnsuchtsgefühl auf, so eine gewisse Romantik. Man merkt, dass dieses Kaff im Nirgendwo Irlands genau der richtige Ort ist für einen Jungen wie den Erzähler. Er hat eine große Vorstellungskraft und er muss ein Trauma überwinden. Da kommt dieses Land mit seiner mystisch angehauchten Kultur und Geschichte gerade recht.

So kommt dann auch die Begegnung mit dem irischen Mädchen daher. Sie wirkt unwirklich, wie der Vorstellung des Jungen entsprungen. Wie das Mädchen plötzlich wie aus dem Nichts auftaucht, ihre merkwürdige Kleidung, ihre kurios wirkende Familie ...

Ich finde, in allem fehlt da jetzt ein bisschen der Fokus. Es wird irgendwie nicht so richtig klar, worum es jetzt eigentlich gehen soll. Bzw. ich denke mal, es ging dir um das Bewältigen des Verlusts des Vaters, aber dafür wäre es gut, wenn du dieses Element stärker ins Zentrum stellen würdest. Dann hättest du auch sowas wie einen Konflikt, einen inneren eben. Im Moment plätschert die Geschichte so ein bisschen dahin. Es ist zwar alles irgendwie heiter und lustig und gleichzeitig auch durchaus traurig und von Sehnsucht durchzogen und daher durchaus interessant zu lesen, aber für mich fehlt da jetzt eben noch das Etwas, das alles stringent und kompakt macht.

Da kann es auch helfen, wenn du nochmal die Struktur überdenkst. Ist diese keine Ahnung wie lange Pause zwischen den beiden Treffen der beiden z.B. notwendig? Zumal beide Treffen sowieso in etwa gleich ablaufen. Da könnte ja auch einfach gleich alles an einem einzigen Tag ablaufen.

Du könntest auch die Hintergründe um den Tod des Vaters organischer in den Text integrieren. Anstatt uns die Infos einfach so hinzuklatschen. Am Anfang steht da einfach, dass der Vater tot ist. Später gibts eine Kurzwiedergabe der Todesumstände. Da ließe sich vielleicht auch noch mehr rausholen. Und dann eben den Fokus verstärkt auf die Überwindung dieses Verlustes legen, damit die Geschichte mehr Kick bekommt.

Sprachlich fand ich den Text im Prinzip ganz gut, das ließ sich schon locker runterlesen. Der Sprachduktus passt auch zu einem Zwölfjährigen, denke ich. Allerdings kann an einigen Stellen auch noch gestrafft werden.

Also insgesamt gerne gelesen, aber du kannst da noch mehr rausholen.

Liebe Grüße
Mix

 

Liebe Raindog,

gestern Abend habe ich deine Geschichte zum ersten Mal gelesen und mir vorgenommen, noch einmal genauer hinzuschauen und das dann in einen Kommentar zu packen. Leider werde ich wohl erst später die Zeit dazu haben. Aber eigentlich braucht es meine Äußerung wohl gar nicht, denn Mix hat schon sehr treffend auf den Punkt gebracht, was mir nach dem ersten Lesen auch durch den Kopf ging: schöne Idee, interessanter Plot, gutes Setting, insgesamt aber zu ausschweifend, verliert den Fokus, sollte stringenter die eigentliche Geschichte erzählen.
Wie gesagt, fast alles hat Mix schon erwähnt.
Was auch mir sehr gut gefallen hat, das ist deine Erzählsprache. Die passt und der hört man gerne zu und lässt sich von ihr in diese irische Welt mitnehmen.

Das nur in Kürze. Ich denke, dass ich deine Geschichte später noch einmal lesen werde und dir an einzelnen Stellen vielleicht zeigen kann, was mir so aufgefallen ist.

In jedem Fall eine besondere Geschichte, die mir auf Anhieb gefallen hat.

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Raindog,

ich mochte den Einstieg in deine Geschichte. Den Tonfall deines Protagonisten, das passt, da hat man den Jungen vor Augen, der auf dem Beifahrersitz sitzt, sich vorstellt, er würde selbst fahren, und der mit der Landschaft um sich herum nicht viel anfangen kann.

Als ob! Meine Mutter hatte manchmal sowas von keine Ahnung.
"manchmal" würde ich streichen. Das klingt ohne irgendwie klarer.

Seine Fantasie im Cottage, als er die Scheibe Brot isst, fand ich gut gemacht. Das hat etwas kindlich Unschuldiges, aber auch etwas Wildes, das ausbrechen will. Er langweilt sich "im grünen Nichts" und macht es sich zumindest in Gedanken aufregender. Ich kann gut verstehen, dass er keine Lust hat, dem Rat seiner Mutter zu folgen. Ich habe mich, vor allem in den Anfängen der Pubertät, auch immer schwer getan, auf andere zuzugehen, auch im Urlaub. Mir kam es immer so vor, als seien die anderen Kinder/Jugendlichen schon eine eingeschworene Gemeinschaft und ich der Störenfried. Dabei waren in Wahrheit wahrscheinlich alle unsicher ;)

Die anderen Boote waren vielleicht noch auf draußen
Ich glaube, das "auf" ist zu viel.

auf die sich eine Schar wie wahnsinnig kreischender Möwen stürzten
Bezieht sich das Verb "stürzen" nicht auf die "Schar"? Und die Schar "stürzte" sich ...

Sie riefen „Meins! Meins!“ - wie bei Findet Nemo.
Ich weiß nicht, wie sehr du an diesem Satz hängst, aber ich würde ihn streichen. Das passt irgendwie gar nicht zu deinem Erzähler.

Bei Mädchen weiß man das ja nie - die wirken sogar noch dann älter, wenn sie jünger sind als man selbst.
:D Das ist sehr charmant!

Und die hier sah zusätzlich noch ziemlich durchgeknallt aus.
Warum? Wie sieht denn ein durchgeknalltes Mädchen aus? Hier hätte ich mir zumindest kurz gewünscht, zu erfahren, warum er das denkt.

„Jippiiiiiiii!“, rief sie,
Punkt nach "sie".

Unter ihrer bunt geringelten Strickmütze schauten braune Dreadlocks hervor. Sie hatte eine komische schwarze Wolljacke an, wie von einem Opa geklaut. Ihre Unterlippe und die rechte Augenbraue waren gepierct. Bei der Nase hatte es wahrscheinlich nicht richtig geklappt, jedenfalls war da so eine rote, entzündete Stelle. Ich staunte, wie viele Ohrstecker auf ein einzelnes Ohrläppchen passen konnten.
Um den Hals hatte sie einen grünen Wollschal gewickelt - ausgerollt garantiert fünf Meter lang.
Sie trug rote Schnürstiefel und einen kurzen karierten Rock.
Genau diese Beschreibung würde ich vor den Dialog setzen und das "sie sah durchgeknallt aus" komplett streichen. Dann überlässt du es auch mehr dem Leser, sich die Kleine vorzustellen und erklärst es nicht.

„Aislinn O`Malley.“, sagt sie
Kein Punkt nach "Malley".

„Ich war mal in München. Dort haben sie auch so geredet wie du.“
Das verstehe ich nicht. Ich lebe in München, habe also die Sprachgewohnheiten hier frisch im Ohr. Ich kriege den Zusammenhang nicht hin zwischen einem irischen Mädchen, das mit Bayerischem, bzw. Münchnerischem Dialekt spricht ... Was willst du damit sagen?

ich spreche Bavarian-Irish. Eine Unterform der irischen Sprache. Und eine Nebenform der deutschen Sprache. Spricht hier kaum noch jemand. Aber meine Familie und ich, wir unterhalten uns abends am Feuer oft nur so. Sonst würde die Sprache ja auch bald aussterben. Wir haben sogar ganz eigene Wörter, die es nur im Bayrisch-Irish gibt.“
Aha! Okay, das ist interessant, aber mir an dieser Stelle ein wenig zu erklärend. Da höre ich dich raus, wie du dem Leser eine Information geben möchtest. Das Mädchen, das du beschreibst, ist taff und auffällig und frech. Das würde ich anders entwickeln, knapper, nicht so belehrend.

„Ein berühmter Krieger. Noch einer meiner irischen Vorfahren.“
Ganz schön viele berühmte Vorfahren hat sie :Pfeif: Ich bekomme langsam das Gefühl, sie übertreibt ein bisschen. Vielleicht ist ihr auch langweilig und sie macht ihr Leben bunter und aufregender, als es ist?

.
Erst am letzten Tag sah ich Aislinn O’Malley wieder.
Ist der einsame Punkt zu Beginn dieses Absatzes gewollt?

„Hast du gesehen“, flüsterte Aislinn, „sie hatte kleine Flügel …“
Ich wusste, dass sie mich verarschte, aber es hatte wirklich so ausgesehen.
Das verstehe ich leider auch nicht. Warum hat es denn so ausgesehen, als habe die Kuh Flügel? Wegen des Nebels?

„Ein Pinguinfalter“, flüsterte sie.
Ich war mir eigentlich sicher, dass diese Vögel Papageientaucher hießen, oder Puffins, weil ich eine Abbildung davon im Reiseführer gesehen hatte. Zwei weitere Vögel landeten auf dem Felsen und es war echt lustig, ihnen beim Fliegen und Landen zuzusehen, ein bisschen wie in einem Trickfilm. Die Puffins hatten ernste, irgendwie traurige Gesichter, die nicht richtig zu ihren kleinen Knuddelkörpern passten.
„Falter sind ja wohl eher Insekten“, gab ich vorsichtig zu bedenken.
„Ha!“, erwiderte Aislinn, „Es gibt massenhaft Vogelarten, die wie Insekten heißen ...
Grasmücke zum Beispiel.“
„Aha.“
Das ist gut gemacht. Wieder so eine Szene, in der man ins Grübeln gerät, wieviel von dem, was die Kleine erzählt, überhaupt wahr ist. Paul weiß es besser, traut sich aber nicht so recht, sie wirklich zu verbessern. Als ob er damit etwas kaputt machen würde, eine kleine Welt, in der sich die beiden in dem Moment befinden.

Irgendwann schrie ich die ganze beschissene Geschichte in den Wind. Wie mein Vater krank wurde, wie er sich wieder erholt hatte, wie er immer wieder blöde Witze gemacht hatte und dann einfach trotzdem gestorben war.
Das ist ein schönes, tragisches und befreiendes Bild.

Plötzlich sprang ich auf, von mir selbst überrascht, sprintete zum Rand der Klippen, ging in Position wie auf einem Startblock, beugte mich vor und breitete die Arme aus, so wie Aislinn es gezeigt hatte. Der Wind drehte sich kurz um sich selbst, dann hatte er mich gefunden. Er donnerte gegen meine Zähne, schob mir die Augenlider zu und fauchte durch die die Nasenlöcher direkt in mein Gehirn.
Ich sah nichts mehr, ich fühlte nichts mehr, und ich war leicht genug, um zu fliegen.
Und auch das hier, das berührt mich sehr. Da liegt Verzweiflung drin, Trauer und Wut, aber eben auch Vertrauen in die Kraft des Windes, in die Gegenwart seines Vaters, die vermag, ihn zu halten. Sehr tolle Szene!

War das nicht diese Katharina Huber?
Die kommen immer im Frühjahr hierher. Die Eltern sind Ornithologen, Professoren aus München. Bisschen crazy, die ganze Familie, aber trotzdem sehr nett.
Pah, ich wusste es. Und auch noch eine Namensvetterin von mir. Ja, die Katharinas haben eben alle 'n kleinen Schuss ;)

Paul geht darauf nicht ein. Er verleugnet, redet später sogar wieder vom Pinguinfalter. Er erhält sich die Illusion, weil sie ihm Kraft gibt, denke ich.

Ihre Mundwinkel zuckten und dann fingen wir gleichzeitig an zu prusten und zu lachen, bis wir nicht mehr konnten, und dann umarmten wir uns, und dann mussten wir heulen und es war uns scheißegal.

Als wir damit fertig waren, stiegen wir ein und fuhren weiter.

Ein echt rührendes Ende. Und trotzdem nicht kitschig. Ich würde allerdings den letzten Satz streichen, den braucht es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Ich fände es toll, wenn dein Text mit "scheißegal" endet :)

Raindog, dir ist da eine echt schöne Geschichte gelungen. An den Dialog-Teilen, in denen du Infos streust, würde ich noch einmal intensiv arbeiten, damit sie authentischer klingen, aber ansonsten hat mir das sehr gefallen. Die Naturbeschreibungen waren wild, die Stimme deines Pauls ist gut getroffen, das hat vom Gefühl her für mich total gepasst. Ich finde es außerdem gut, dass du den Tod seiner Vaters nicht in den Mittelpunkt stellst, sondern viel eher das Mädchen, dass ihm dabei hilft. Das ist mal angenehm anders, so ein Thema anzugehen.

Sehr gerne gelesen!
Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe(r) Mix,

Irgendwie hat der Text was. Ich bin mir nicht sicher was. Aber etwas ist da

Gottseidank! ;) Und vielen Dank für deinen Kommentar!

Du bist Irland-Fan, vermute ich? Jedenfalls scheint mir in der Geschichte eine große Begeisterung für das Land mitzuschwingen

Ja, die Begeisterung ist wirklich da. :)

…und er muss ein Trauma überwinden. Da kommt dieses Land mit seiner mystisch angehauchten Kultur und Geschichte gerade recht

Das fand ich auch, dass es gut passt. Ich musste nicht lange suchen, wo die Geschichte spielen könnte.

Ich finde, in allem fehlt da jetzt ein bisschen der Fokus. … Im Moment plätschert die Geschichte so ein bisschen dahin … aber für mich fehlt da jetzt eben noch das Etwas, das alles stringent und kompakt macht.

Meine Vorstellung war, die Stimmung von Paul und seine Entwicklung darzustellen, ohne ihn nach außen viel reflektieren zu lassen. Deswegen redet er auch wenig über den Tod seines Vaters.

Du könntest auch die Hintergründe um den Tod des Vaters organischer in den Text integrieren.

Ja, das hatte ich deshalb mit Absicht gerade nicht getan. Aber ich denke darüber nach.

Und dann eben den Fokus verstärkt auf die Überwindung dieses Verlustes legen, damit die Geschichte mehr Kick bekommt.

Ja - ich habe jetzt schon eine Idee, wie ich das Verhältnis zu seiner Mutter noch etwas deutlicher machen kann, die Sprachlosigkeit, die eigentlich zwischen ihnen herrscht, und die am Schluss ja aufgelöst wird.

Allerdings kann an einigen Stellen auch noch gestrafft werden.
Das wollte ich eigentlich nicht lesen …:hmm:
Aber ich schau‘ mal, was ich machen kann.

Lieben Dank für deinen Kommentar!
Viele Grüße von Raindog


Liebe barnhelm,

auch dir ganz lieben Dank für deinen Kommentar.

Mix hat schon sehr treffend auf den Punkt gebracht, was mir nach dem ersten Lesen auch durch den Kopf ging: schöne Idee, interessanter Plot, gutes Setting, insgesamt aber zu ausschweifend, verliert den Fokus, sollte stringenter die eigentliche Geschichte erzählen.
Dann gilt meine Antwort an Mix jetzt auch gleich mal für dich mit ;) .

Mit den Ausschweifungen tue ich mich wirklich schwer - zu entscheiden, wann etwas weg kann oder einfach zu wichtig ist. Aber dafür bin ich ja hier! Und vielleicht kannst du es mir ja auch sagen:;)

Ich denke, dass ich deine Geschichte später noch einmal lesen werde und dir an einzelnen Stellen vielleicht zeigen kann, was mir so aufgefallen ist.

In jedem Fall eine besondere Geschichte, die mir auf Anhieb gefallen hat.
Danke!!!

Liebe Grüße von Raindog

Liebe RinaWu,

erstmal nur ganz kurz: dir auch ganz, ganz lieben Dank für deinen langen, sehr hilfreichen Kommentar. Mir fehlt jetzt gerade leider die Zeit – ich gehe später darauf ein.

Bis dann, liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe RinaWu,

Ja, die Katharinas haben eben alle 'n kleinen Schuss

Das hast du gesagt! ;)

Ich freue mich sehr, dass meine Geschichte bei dir so gut angekommen ist und dass du dir die Zeit genommen hast, sie so ausführlich zu kommentieren.
Die Faselfehler habe ich gleich behoben. Bei dem einsamen Punkt dachte ich die ganze Zeit, es wäre Dreck am Bildschirm … :lol:


Sie riefen „Meins! Meins!“ - wie bei Findet Nemo.
Ich weiß nicht, wie sehr du an diesem Satz hängst, aber ich würde ihn streichen. Das passt irgendwie gar nicht zu deinem Erzähler.

Och … Ich lass‘ den mal noch bisschen :eek:

Unter ihrer bunt geringelten Strickmütze schauten braune Dreadlocks hervor. Sie hatte eine komische schwarze Wolljacke an, wie von einem Opa geklaut. Ihre Unterlippe und die rechte Augenbraue waren gepierct. Bei der Nase hatte es wahrscheinlich nicht richtig geklappt, jedenfalls war da so eine rote, entzündete Stelle. Ich staunte, wie viele Ohrstecker auf ein einzelnes Ohrläppchen passen konnten.
Um den Hals hatte sie einen grünen Wollschal gewickelt - ausgerollt garantiert fünf Meter lang.
Sie trug rote Schnürstiefel und einen kurzen karierten Rock.

Genau diese Beschreibung würde ich vor den Dialog setzen und das "sie sah durchgeknallt aus" komplett streichen. Dann überlässt du es auch mehr dem Leser, sich die Kleine vorzustellen und erklärst es nicht.

Das gebe ich dir recht – ich hab’s geändert.

Ich kriege den Zusammenhang nicht hin zwischen einem irischen Mädchen, das mit Bayerischem, bzw. Münchnerischem Dialekt spricht ... Was willst du damit sagen?

Ich will damit sagen, dass sie wie jemand aus München klingt … ;)
Eigentlich soll das schon der erste Hinweis darauf sein, dass sie totalen Quatsch erzählt.
Natürlich erkennt man bei den geschriebenen Dialogen nicht, dass sie Dialekt redet, das traue ich mir aber auch nicht zu, weil ich nicht aus München bin. Ich dachte mir, es genügt für den Leser, wenn Paul sagt, dass sie so klingt. Aber wenn das nicht funktioniert – muss ich mir wohl was einfallen lassen.


ich spreche Bavarian-Irish. Eine Unterform der irischen Sprache. Und eine Nebenform der deutschen Sprache. Spricht hier kaum noch jemand. Aber meine Familie und ich, wir unterhalten uns abends am Feuer oft nur so. Sonst würde die Sprache ja auch bald aussterben. Wir haben sogar ganz eigene Wörter, die es nur im Bayrisch-Irish gibt.“
Aha! Okay, das ist interessant, aber mir an dieser Stelle ein wenig zu erklärend. Da höre ich dich raus, wie du dem Leser eine Information geben möchtest. Das Mädchen, das du beschreibst, ist taff und auffällig und frech. Das würde ich anders entwickeln, knapper, nicht so belehrend.

Sie erzählt ja wirklich völligen Murks, den sie gerade erfindet, während sie spricht. Der Junge hat erkannt, dass sie mit Münchner Dialekt redet, und jetzt lässt sie sich dazu eine plausible Erklärung einfallen – aber ich werde versuchen, zu kürzen bzw. irgendwas damit anzustellen.


Ganz schön viele berühmte Vorfahren hat sie Ich bekomme langsam das Gefühl, sie übertreibt ein bisschen. Vielleicht ist ihr auch langweilig und sie macht ihr Leben bunter und aufregender, als es ist?

Ganz genau. :thumbsup: Das Gefühl ist richtig. Vielleicht übertreibt sie es ja mit dem Übertreiben …
Ja - vielleicht fliegt ein Vorfahre in den Müll.

Das verstehe ich leider auch nicht. Warum hat es denn so ausgesehen, als habe die Kuh Flügel? Wegen des Nebels?

Man kann sich dort in der Wildnis manchmal alles Mögliche vorstellen, und so unerwartet und geheimnisvoll, wie die Kuh dort liegt, und wenn vielleicht ein paar Blätter hinter ihrem Rücken hervorgucken, und im Nebel, und wenn man Spaß daran hat, kleine Jungs zu veralbern … Also, er hat es natürlich nicht geglaubt, aber es sah schon ein bisschen so aus.
Habe ich eingefügt, um diese mystische Stimmung rüberzubringen.

… Ich sah nichts mehr, ich fühlte nichts mehr, und ich war leicht genug, um zu fliegen.
Und auch das hier, das berührt mich sehr. Da liegt Verzweiflung drin, Trauer und Wut, aber eben auch Vertrauen in die Kraft des Windes, in die Gegenwart seines Vaters, die vermag, ihn zu halten. Sehr tolle Szene! ?

Das freut mich, dass die Szene so funktioniert!
Und auch hier, das habe ich mir so vorgestellt, wie es bei dir auch angekommen ist:

Paul geht darauf nicht ein. Er verleugnet, redet später sogar wieder vom Pinguinfalter. Er erhält sich die Illusion, weil sie ihm Kraft gibt, denke ich.

Ihre Mundwinkel zuckten und dann fingen wir gleichzeitig an zu prusten und zu lachen, bis wir nicht mehr konnten, und dann umarmten wir uns, und dann mussten wir heulen und es war uns scheißegal.

Als wir damit fertig waren, stiegen wir ein und fuhren weiter.

Ein echt rührendes Ende. Und trotzdem nicht kitschig. Ich würde allerdings den letzten Satz streichen, den braucht es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Ich fände es toll, wenn dein Text mit "scheißegal" endet

Trotzdem nicht kitschig finde ich gut! Da hatte ich nämlich etwas Angst …

Ich brauche den letzten Satz übrigens auch nicht, aber ich glaube, Paul …
Scheißegal ist zwar auch ein klasse letztes Wort, aber ihm war das irgendwie jetzt doch zu emotional und er musste noch was Nüchternes zum Abschluss sagen. War jedenfalls mein Bauchgefühl. Ich kaue aber mal darauf rum ….

An den Dialog-Teilen, in denen du Infos streust, würde ich noch einmal intensiv arbeiten

Ich werde es versuchen … :D

Liebe RinaWu, danke nochmal für Lob und Kritik, und wenn ich noch Fragen zum bayrischen Dialekt habe, weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann! ;)

Liebe Grüße von Raindog

 

Raindog,

Liebe RinaWu, danke nochmal für Lob und Kritik, und wenn ich noch Fragen zum bayrischen Dialekt habe, weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann!
Äh, nee, mach das bloß nicht. Ich bin waschechte Preußin, nur eine Zuagroaste, ich würde das völlig vermurksen :lol: Ich erdreiste mich ja auch nach wie vor, hier in den Bäckereien "Brötchen" zu bestellen, weil es mir so einen Spaß macht, die Verkäuferinnen zu ärgern ;) Also zwecks waschechtem Münchnerisch müssen wir dir jemand anderen suchen - oder den Dialekt einfach weglassen, so wie es momentan der Fall ist.

Liebe Grüße

 

Hallo Raindog,

Póg mo thóin
Ernsthaft, ich dachte am Anfang, dass muss sowas wie Tom Ka Gai sein und sah Paul auch gleich in einem alten Toyota auf einer Landstraße im Süden Thailands fahren. :shy: Diese Gehirnverquerung löste sich dann aber schnell, als die Ortsnamen kamen.
Ich mochte deine Geschichte sehr. Du hast sie in
in total windigen Farben gemalt

Paul ist mir voll sympathisch, was für den Protagonisten einer Geschichte ja nicht verkehrt ist, und Aislinn finde ich super interessant und kreativ. Bis zu der Stelle, als seine Mutter sie erwähnt, dachte ich aber, er bildet sich Aislinn ein. Sie erinnert mich ein bisschen an Pippi Langstrumpf, mit ihrem Piratenpapa, die auch voll schräg rum lief, sich verrückte Geschichten ausdachte und aus gewöhnlichen Erbsen die Zauber-Krummelus-Pillen machte.
Wo ich gerade bei Filmhelden bin. Findet Nemo kam 2003 :google: raus. Wenn man davon ausgeht, dass die Geschichte jetzt einen zwölfjährigen beschreibt, wäre der Film kein aktueller Kinohit für ihn. Hmm, vlt. stolpere aber nur ich drüber.
Deine Dialoge sind super. Ich konnte den Schlagabtausch zwischen den beiden sehen.


Ich versteh nicht ganz, wofür du reiten und fliegen in kursiv(im Zitat fett) brauchst:

„Wollen wir reiten?“, fragte sie plötzlich mit weit aufgerissenen Augen und lief schon los, in Richtung irgendeiner Koppel.
„Paul der Gigant vom Clan der Germanen. Wollen wir fliegen?

„Nein“, sagte sie, „ich meine - richtig fliegen. Im Wind!
Hier finde ich die Betonung durch das kursive Wort richtig. :)

Ich sehe es wie Mix, die Geschehnisse der beiden Treffen könnten gut an einem Tag passieren. Wo ist sie an den anderen Tagen abgeblieben?


Aber dann erzählte ich ihr, wie ich mit einem Stück Brot Irischer Freiheitskämpfer gespielt hatte.
Hier ist es mMn auch nicht notwendig. Machst du am Anfang der Geschichte, im Cottage auch nicht. Wenn dann die IRA, als Eigenname.

Ich fing an, einen Haufen Mist gegen den Wind zu brüllen: Pogue mahone und Woorsholzshabeen
und Verdammter Scheißdreck(wenn dann auch kursiv) und dann einfach nur so Waaah Waaaah Waaaaaah Waaaaaaaaaaah!wie ein Behinderter, und ich konnte wirklich mein eigenes Gebrüll nicht verstehen - so laut war der Sturm, aber ich wusste, mein Vater würde es trotzdem hören und er würde lachen und mir einen Vogel zeigen.
Die Stelle fand ich stark und schön und traurig und witzig zugleich.

Ich weiß nicht, ob du die Irland-Geschichte schon ne Weile in der Schublade hattest und sie jetzt im Gegenwind adaptiert hast. Es wirkt auf jeden Fall nicht so. Das Challenge-Thema ist zentral im Plot verankert, taucht in Schlüsselszenen immer wieder auf.
Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen!

Viele Grüße
wegen

PS: Kleinvieh/-fisch:

Zwei Möwen stritten sich laut um das Innere eines Fischs.

 

Liebe wegen,

lieben Dank für deinen Kommentar. Gerade hatte ich noch etwas geändert in meinem Text und wollte schlafen gehen ... ;)
Aber da ich jetzt für ein paar Tage in "die Pampa" (aber nicht nach Irland) verschwinde, antworte ich
noch schnell.

ich dachte am Anfang, dass muss sowas wie Tom Ka Gai sein

Ja, könnte man auch denken ...:lol:

Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Und dass Paul deine Sympathie erlangt hat.:) Und Aislinn - ja, genau:

Sie erinnert mich ein bisschen an Pippi Langstrumpf ...

Als ich sie fertig erfunden hatte, ist mir das auch aufgefallen, aber da war sie schon da ;-)

Nachdem du die Zweite bist, die über Findet Nemo stolpert, habe ich den jetzt rausgeschmissen.
Mir war das auch bewusst, dass es ein älterer Film ist, aber die Kids haben ja immer noch alte DVDs rumfliegen, so dass es hätte sein können. Aber ist jetzt Geschichte.

Die ganzen Kursiv-Angelegenheiten habe ich berichtigt. Bei reiten und fliegen hatte ich es so geschrieben wegen der starken Betonung. Wegen der Begeisterung.
Den Verdammten Scheißdreck hatte ich gerade korrigiert.

Ich sehe es wie Mix, die Geschehnisse der beiden Treffen könnten gut an einem Tag passieren. Wo ist sie an den anderen Tagen abgeblieben?

Ich brauche das im Moment zumindest so, sonst funktioniert die Geschichte für mich nicht.
Paul soll Aislinn relativ am Anfang treffen (ich gehe mal davon aus, er ist nur eine Woche dort, vielleicht füge ich das noch ein), und dann brauche ich das aber auch für die Begegnung am letzten Tag, wenn er die Landschaft inzwischen etwas lieben gelernt hat, und auch für die Verabschiedung, bei der sie wissen, dass sie sich nicht noch einmal sehen werden.

Ich weiß nicht, ob du die Irland-Geschichte schon ne Weile in der Schublade hattest und sie jetzt im Gegenwind adaptiert hast. Es wirkt auf jeden Fall nicht so.

Nein, die hatte ich nicht in der Schublade. Ist ganz frisch. Es wirkt ja vielleicht streberhaft ;), so schnell eine Geschichte zu posten, aber als ich das Thema Gegenwind gelesen hatte, hat sich diese Geschichte ganz schnell in mir aufgebaut. Ich hatte da irgendwie Glück. Und da dachte ich mir - was man hat, hat man ...

Liebe Wegen, Danke nochmal für deinen Kommentar! :)

Gute Nacht!
Liebe Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Raindog,

eine etwas längere Angelegenheit, Dein Text. Beim Runter- und Wiederhoch-Scrollen erste Leseproben: Oh yes, lässt sich gut lesen. Demnach bedeutet das ein ausgiebiges Lesevergnügen – und das stimmt froh.
Ein froher Kommentator wiederum taugt für einen positiven Kommentar, zumal er Eirephil*) ist und der Nick des Autors irischen Regen beinahe zum Anfassen vergegenständlicht – so glaubhaft und echt.
Prima Einstimmung:

Ihr Haus war eines von diesen strohgedeckten Cottages, die überall auf den Feldern herumstanden wie ein paar zusätzliche große Schafe.

Aber insgesamt ich konnte mir nicht vorstellen, dass es hier viel zu denken gab.
Es hackt ein wenig.

Du hast schöne Ideen und Bilder für Deine Leser parat:

Ich kaute genüsslich und langsam auf dem Brot herum, bis es ganz süß schmeckte. Es war köstlich und es würde mich am Leben erhalten und wir würden siegen.

Bei Mädchen weiß man das ja nie - die wirken sogar noch dann älter, wenn sie jünger sind als man selbst.
Yeah, Paul – die reine Einbildung. Unsere Augen narren uns, weil der Kopf morst, wie reif und erfahren die schon sind. Jungens haben Schiss vor deren Erfahrungsvorsprung:D. Ergo müssen sie älter aussehen:Pfeif:.

Sie musterte mich abschätzig und sagte dann: „Auch wenn es nur ein mickriges Kind ist.“
„Aislinn O`Malley“, sagt sie und hielt mir ihre Hand hin.
Das könnte fließender verbunden werden, mMn. Zwei Zeiten.

... sprang in einen der klapprigen Fischkutter, die an der Kaimauer festgebunden waren.
„Los, komm!“, rief sie, stellte sich breitbeinig hin und brachte das Boot wild zum Schaukeln.
Ein recht junges Mädchen bringt einen Kutter wild zum Schaukeln? Unter zwei Zentner klappt das nicht. Zumal das Ding mit starken Seilen vertäut ist:shy::
Sie rupfte ein bisschen an den dicken Seilen, mit denen das Boot am Pier vertäut war, ...
Ach? Der Kutter wird zum Boot?
„Wir können ihnen entgegenfahren und helfen, den Fang an Land zu bringen!“
Liebe Raindog, es sind acht erwachsene Männer – und zwei Kinder wollen sie unterstützen?
Ich glaube eher, die würden nur im Wege stehen. Die acht Kerls würden das Hilfsangebot sicherlich ausschlagen. Aber beim weiteren Lesen merke ich, auf die Flunkereien der Göre reingefallen zu sein. Gut gemacht. Vielleicht war es ganz gut, dass sie den Schlüssel nicht finden konnte:shy:.
und lies sich
... „ich spreche Bavarian-Irish. Eine Unterform der irischen Sprache. Und eine Nebenform der deutschen Sprache.
Unterform / Nebenform? Holy Strohsägg! Ein Autor namens Raindog kann das Blaue vom Himmel über Irland herunterlügen und ich nehm’s ihm ab. Warum auch nicht. Und für eine Münchnerin nicht schlecht!
... kam die Sonne hervor und strahlte scheinheilig in die Umgebung, als wäre nichts gewesen.
Hab gar nicht mitgekriegt, dass was war.
... winzig und vertrauenserweckend wie ein Spielzeug aus China.
Wirkt auf mich nicht so richtig; ziemlich gewollt, mit Verlaub.

So – Ende meiner Erbsenzählerei. Ich habe eine gutgemachte Geschichte gelesen mit Geist und Witz, bin topp-zufrieden. Und die Pinguinfalter haben wir bei uns am Balkanrand auch. Die waren früher Zugvögel, und einige sind vor langer Zeit hier hängengeblieben. Lustig schauen die aus!

Zuletzt noch meine Lieblingsstelle, denn die, liebe Raindog, ist wunderschön:

Der Wind drehte sich kurz um sich selbst, dann hatte er mich gefunden. Er donnerte gegen meine Zähne, schob mir die Augenlider zu und fauchte durch die die Nasenlöcher direkt in mein Gehirn.
Ich sah nichts mehr, ich fühlte nichts mehr, und ich war leicht genug, um zu fliegen.
Einfach genial!
Bei -linn merkte ich, dass meine Stimme tiefer geworden war.
Hehe. Klasse.

Allerbesten Dank für den Lesespaß, mehr kann man zum Thema nicht fabulieren.
Und auch einen schönen Gruß!

José

*)Eirephil kommt aus dem Irisch-Bayrisch-Altgriechischen, wobei zwei ursprüngliche bayrische Silben im Laufe der Zeit eingeebnet wurden.

 

Lieber josefelipe,

danke dir für deinen nächtlichen Kommentar! :) Hat mich sehr gefreut.
Bin jetzt auf dem Sprung und weg über das Wochenende - ich gehe natürlich später nochmal darauf ein.
Die groben Schnitzer, die du mir gezeigt hast (das da noch welche waren, tsss ... ;-) ) habe ich schnell noch beseitigt.
Und jetzt tschüß, liebe Grüße von Raindog

 

Hallo Raindog,

mich hat dein Text leider nicht so in den Bann gezogen. Und das trotz meines Shamrock-Tattoos ...
Das lag nicht am Thema und auch nicht am Schreibstil sondern daran, dass du mir zu viel, meiner Meinung nach, unnötige Information hineingepackt hast. Dadurch wurde der Text für mich langatmig und ich merkte, dass ich während des Lesens gedanklich immer abschweifte und mich zwingen musste, meine Konzentration wieder auf die Geschichte zu lenken. Eine deutliche Straffung würde der Geschichte sehr gut tun. Das ist aber nur meine Meinung, du hast ja auch schon sehr positive Reaktionen erhalten.
Ich schau mal, ob ich es anschaulicher machen kann, was ich meine:
Wenn Mama nicht hinschaute, bewegte ich den Rucksack, den ich mir extra auf die Knie gelegt hatte, wie ein Lenkrad hin und her, und wenn sie sehr konzentriert war - also fast immer - tat ich sogar so, als würde ich schalten. Einen Satz vorher schreibst du schon, dass Paul so tut als wäre er der Fahrer.
B]Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass es hier viel zu denken gab.
[/B] Den Satz würde ich streichen.

Mama und Klara waren in langen Regenmänteln raus in die Pampa gegangen.
„Geh doch auch an die Luft“, hatte Mama gesagt, „runter ins Dorf. Vielleicht findest du ein paar Kumpel, mit denen du spielen kannst.“
Als ob! Meine Mutter hatte sowas von keine Ahnung.
Mit zwölf funktioniert das nicht so: auf die Straße gehen und einen Freund finden. Zum Spielen.
Ich blieb allein im Cottage, aber natürlich gab es hier kein WLAN, und mein Buch hatte ich auch zu Hause vergessen.

Auch da würde ich kürzen. Vielleicht in etwa so: Bevor Mama mit Clara das Cottage verließ, ließ sie einen gutgemeinten Rat vom Stapel: "Geh' doch ins Dorf und such dir neue Freunde!" Sie hatte keine Ahnung. Mit zwölf sucht man sich keine Kumpel auf der Straße. Zum Spielen ... Da blieb ich lieber allein. Vor Langeweile blätterte ich in Mamas Reisführer...

Bitte, das ist nur ein Vorschlag/eine Möglichkeit von vielen, den Text zu straffen. :shy:

Liebe Grüße Sabine

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Sabine P,

mich hat dein Text leider nicht so in den Bann gezogen.

Das muss dir nicht leid tun! Das wäre ja langweilig, wenn jedem hier alles gefallen würde.

Und das trotz meines Shamrock-Tattoos ...
Wow! :thumbsup: Das habe ich leider nicht vorzuweisen … Aber ich entnehme daraus, dass wir irlandmäßig auf der gleichen Wellenlänge liegen?

Eine deutliche Straffung würde der Geschichte sehr gut tun.

Ja, in meinem Kopf bin ich bereits dabei, zu straffen und umzustrukturieren. Danke dir für deine Tipps. An welchen Stellen ich das genau machen werde, muss ich noch sehen.

Wenn Mama nicht hinschaute, bewegte ich den Rucksack, den ich mir extra auf die Knie gelegt hatte, wie ein Lenkrad hin und her, und wenn sie sehr konzentriert war - also fast immer - tat ich sogar so, als würde ich schalten.
Einen Satz vorher schreibst du schon, dass Paul so tut als wäre er der Fahrer.

Ich beschreibe im zweiten Satz, wie er es tut. Damit versuche ich, Bilder im Kopf entstehen zu lassen
und nicht nur Fakten in den Raum zu stellen. Das geht natürlich zulasten der Kürze eines Textes,
aber an einigen Stellen werde ich diesen Tod sterben. :D

Ich danke dir sehr für deinen Kommentar! :)

Viele Grüße von Raindog

Lieber josefelipe,

*)Eirephil kommt aus dem Irisch-Bayrisch-Altgriechischen
– und in deinem Fall vielleicht sogar aus dem Hispano-Urg-Irischen? :anstoss:


Bei Mädchen weiß man das ja nie - die wirken sogar noch dann älter, wenn sie jünger sind als man selbst.
Yeah, Paul – die reine Einbildung. Unsere Augen narren uns, weil der Kopf morst, wie reif und erfahren die schon sind. Jungens haben Schiss vor deren Erfahrungsvorsprung .
Ich gehe davon aus, du hast den weiblichen Erfahrungsvorsprung von damals inzwischen aufgeholt … ? ;)

Ein recht junges Mädchen bringt einen Kutter wild zum Schaukeln? Unter zwei Zentner klappt das nicht.

Hast ja recht …

Ach? Der Kutter wird zum Boot?

Hier hast du mich total verunsichert: Warum sollte ich nicht beide Wörter benutzen können, der Abwechslung halber? Ein Kutter ist ein Boot? Oder? Hä ...? :confused:

Aber beim weiteren Lesen merke ich, auf die Flunkereien der Göre reingefallen zu sein.

Ätsche bätsche! :p

... „ich spreche Bavarian-Irish. Eine Unterform der irischen Sprache. Und eine Nebenform der deutschen Sprache.
Unterform / Nebenform? Holy Strohsägg! Ein Autor namens Raindog kann das Blaue vom Himmel über Irland herunterlügen und ich nehm’s ihm ab. Warum auch nicht. Und für eine Münchnerin nicht schlecht!

Ich hätte vielleicht wirklich Spaß daran, eine Abhandlung darüber zu erfinden. :teach:
Aber ich habe der kleinen Münchnerin das hochtrabende Geschwätz inzwischen entzogen und ihr ein paar simplere Worte in den Mund gelegt.

.... kam die Sonne hervor und strahlte scheinheilig in die Umgebung, als wäre nichts gewesen.
Hab gar nicht mitgekriegt, dass was war.

Da war wohl was ... (Dunkle Wolken hingen am Himmel und berührten ganz weit hinten das Meer.)
Aber vielleicht noch nicht dramatisch genug …

... winzig und vertrauenserweckend wie ein Spielzeug aus China.
Wirkt auf mich nicht so richtig; ziemlich gewollt, mit Verlaub.

Ja, ist ja auch gewollt … Ich habe aber „vertrauenserweckend“ gegen „zerbrechlich“ ausgetauscht,
klingt nicht ganz so sarkastisch und passt vielleicht besser zu Paul.


Allerbesten Dank für den Lesespaß
Aber gerne! Und dir nochmal lieben Dank für deine Kritik. :-)

Straffen werde ich das Ganze dann auch noch etwas in den nächsten Tagen.

Viele Grüße von Raindog

 

Hallo Raindog,
an Deiner Geschichte mag ich den originellen Tonfall, die wirklich gelungenen Vergleiche, die überraschenden Sprachwendungen. Das treibt mich beim Lesen voran, weil an jeder Ecke eine kleine Preziose steht, an der ich mich erfreuen kann. Das beginngt schon am Anfang mit den Gemälden: grün mit Steinen. Herrlich schnoddrig und kindermundehrlich. Und dann eben viele, viele Details, die das Ganze sehr schön ausmalen. Mit der immer konzentrierten Mama beim Autofahren, dem aufgeregten Irish-Music-Idiom, der Bemerkung, dass es hier wenig zu denken gab. Also, das macht mir Spaß, zu entdecken und zu lesen.
Ob er dann als Jüngling tatsächlich über die IRA Bescheid weiß, naja. Dennoch löst sich das Einsamkeitsspiel schön auf und macht einen Schwenk zur Begegnung mit der fantasiebegabten Aislinn/Katharina. Dann geht die Szene hin und her, man weiß nicht genau, geht es jetzt um Ornitologie, um eine sich anbahnende Jugendbeziehung, um Wetterkunde. Ja, da gerät der Fokus der Geschichte ein wenig außer Kontrolle. Das Fliegspiel ist auch ein wenig surreal für mich, schlägt wieder einen anderen Weg ein. Aber ich muss sagen, dass für mich die Stimmung durch den einheitlichen Sprachduktus am Ende zusammengehalten wird. Die große Klammer ist der Tod des Vaters, aber klar, da mäandert die Story ganz schön weg davon. Aber eben: der Stil macht es interessant. Das geht für meine Begriffe. Im Schluss wird ja dann auf den Punkt gebracht, was eigentlich im Hintergrund schwelt.
Nun, wie gesagt: Ein Guss durch die Sprache, nicht durch die Handlung. Aber wenn man sich dem losen Faden hingibt, der dann doch seine Engführung erfährt, schön gemacht.
Herzlich
rieger

 

Hallo Raindog ,
Ich mag die Atmosphäre in deinem Text. Du erzeugst sofort eine authentische Stimmung mit den Bezügen zur irischen Kultur. Wie lange hast du am Text gearbeitet bzw. für die Planung gebraucht?

Liebe Grüße,
Grayson

 

Hola Raindog,

es gilt, einige Unklarheiten zu beseitigen:

Hier hast du mich total verunsichert: Warum sollte ich nicht beide Wörter benutzen können, der Abwechslung halber? Ein Kutter ist ein Boot? Oder? Hä ...?
Wiki sagt:
Die Länge der Kutter kann bis zu 20 Meter betragen, die Breite bis zu 4,5 Meter.
Zwischen großem Boot und kleinem Kutter gibt's wohl keinen Unterschied. Deshalb:
1 : 0 für Dich. Bin doch ein Gentlemän, oder? (Trotzdem glaube ich nicht, dass man zu einem Boot 'Kutter' sagen sollte - oder umgekehrt:D)

José: schrieb:
Eirephil kommt aus dem Irisch-Bayrisch-Altgriechischen
Raindog: schrieb:
und in deinem Fall vielleicht sogar aus dem Hispano-Urg-Irischen?
2 : 0 für Dich. Selten, dass ich so herzhaft lache:lol:.

Raindog: schrieb:
Ich gehe davon aus, du hast den weiblichen Erfahrungsvorsprung von damals inzwischen aufgeholt … ?
Nein, das hat bislang noch kein Mann geschafft. Damit müssen wir uns abfinden:sconf:..

Deshalb in tiefer Resignation
Dein Dir sehr gewogener José.

 

Hallo Raindog,

was ich die ganze Zeit schon loswerden wollte: ich mag deine Geschichte!

Ich bin ein großer Englandfan, da kommt mir die Atmosphäre natürlich ganz recht. :herz:

Ein paar Sachen mag ich nicht so gerne:

Ich tat so, als wäre ich der Fahrer.
Das finde ich irgendwie total doof, passt meiner Meinung nach auch nicht zu einem Jungen in dem Alter, sondern eher zu einem sechs- oder siebenjährigen.
Ich vermute du willst mit dieser Stelle und dem Gegenstück am Ende darstellen, dass Paul im Laufe des Urlaubs gereift ist?

In der Ferne schaukelte ein Fischkutter auf den Wellen, so winzig und zerbrechlich wie ein Spielzeug aus China.
Der Vergleich gefällt mir nicht, der passt ja gar nicht in diese Welt.

Als wir damit fertig waren, stiegen wir ein und fuhren weiter.
Den Satz würde ich weglassen.

Aber ganz viele Sachen mag ich:

Mit zwölf funktioniert das nicht so: auf die Straße gehen und einen Freund finden. Zum Spielen.
Wie elegant du das Alter einfließen lässt und diesen genervten Unterton rüberbringst.

Achja, ich vermiss den Findet Nemo Satz!!! :susp:

Ich hatte gar nicht gesehen, wo sie herkam, sie stand auf einmal zwischen mir und dem alten Fischer.
Jedenfalls grüßten sie sich nicht und motzten sich auch nicht an.
Ich hätte wetten können, dass sie gar nicht existiert!

„Hast du gesehen“, flüsterte Aislinn, „sie hatte kleine Flügel …“
Ich wusste, dass sie mich verarschte, aber es hatte wirklich so ausgesehen.
Das find ich toll. Vielleicht hat sich eine Fee hinter der Kuh versteckt?

Als wir an den Klippen angelangt waren, ließen wir uns flach auf den Boden fallen und blickten steil über den Rand nach unten.
Der gewaltige Aufwind riss unsere Haare nach hinten.
Super Gefühl, wenn der Wind und die Gicht einem ins Gesicht schlägt und die Luft wegdrückt, so dass man kaum noch atmen kann. Da würde ich mich gerne mit hinlegen.

„Weg“, sagte ich und spuckte verächtlich aus, wie jemand Hartgesottenes in einem Film. Der Wind blies meine Spucke an uns vorbei nach hinten.
„Tot!“, rief ich angewidert und schleuderte einen faustgroßen Stein über die Klippen. Ich hatte kurz Angst, er würde zurückkommen und mir gegen den Kopf knallen.
Mag ich, die Stelle.

Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo Raindog,

der Wind, der zum Sturm wird und mit den Gefühlswelten deiner jugendlichen Hauptfigur spielt, mit seinen Wahrnehmungen, bildet das zentrale Element in deinem Text. Keiner der anderen Geschichten in der Challenge, die ich bisher gelesen und kommentiert habe, setzt das Thema so treffend um. Coming-of-age-Geschichten verzeihen unzuverlässige, extrem subjektive Erzählperspektiven, deshalb stellt sich die Frage nicht, was Wirklichkeit, was Traum ist und ob die Begegnungen mit dem Mädchen nicht eher seine Seele spiegeln.

Sprachlich gibt es ein paar Stellen, an denen du arbeiten könntest, aber insgesamt mag ich deinen Text sehr. Vielen Dank für die Geschichte!


den ich mir extra auf die Knie gelegt hatte, wie ein Lenkrad hin und her, und wenn sie sehr konzentriert war - also fast immer -
tat ich sogar so, als würde ich schalten.
tunverwendest du zu häufig, die Passage klingt unbeholfen.


und Zeug wie bei Herr der Ringe.
Zeug? Das geht genauer!


eines von diesen strohgedeckten Cottages, die überall auf den Feldern herumstanden wie ein paar zusätzliche große Schafe.
schönes Bild!


Sie war vielleicht zwei Jahre älter als ich. Bei Mädchen weiß man das ja nie - die wirken sogar noch dann älter, wenn sie jünger sind als man selbst.
:lol:

„Ludwig der Zweite. Schon mal gehört?“, fragte sie.
„Der Märchenkönig, aus Bayern, oder?“, sagte ich.
das klingt erwachsenenmäßig


Ich hatte inzwischen begriffen, dass es hier mehr zu malen gab als einfach nur Grün.
Es gab Abendgrün, Regenbogengrün, Sonnengrün, Halbschattengrün, Mittelgrün, Vollgrün, Tollgrün, Trollgrün - und der Himmel und das Meer erfanden zusammen so viele Farben, dass alle Maler der Welt wahrscheinlich bis ans Ende ihrer Tage zu tun haben würden, diese zusammenzumischen
sehr hübsch, poetisch:Pfeif:

Danach ließ ich ihre geballte Häme über mich ergehen: Loser, Schisser, Feigling, Warmdurscher, Angsthase, Keensmurgel, Soft Egg …
bisschen zu viel denke ich.


„Weg“, sagte ich und spuckte verächtlich aus, wie jemand Hartgesottenes in einem Film. Der Wind blies meine Spucke an uns vorbei nach hinten.
:Pfeif:

Ich sah nichts mehr, ich fühlte nichts mehr, und ich war leicht genug, um zu fliegen.
:hmm:

Sie blickte mich mit diesem pseudowitzigen Augengezwinker an, wie alle Erwachsenen, wenn sie glauben, hinter eines unserer Geheimnisse gekommen zu sein.
„Das war jemand anderes“, sagte ich und nahm eine Scheibe Brot.
pseudowitzig könntest du streichen

- so laut war der Sturm, aber ich wusste, mein Vater würde es trotzdem hören und er würde lachen und mir einen Vogel zeigen.
sehr schön

Viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo snif,

„Fasziniert“ nehme ich gerne als Kompliment entgegen – Danke! – und „irritiert“ – na ja – wie kann ich dir denn helfen? Inzwischen habe ich noch etwas an der Geschichte gebastelt, vielleicht hilft das ja auch schon.
Der Vergleich mit „Charlie und die Schokoladenfabrik“ irritiert mich wiederum – was, außer dass etwas Fantasie im Spiel ist, hat die Geschichte denn damit gemeinsam?
Aber, wie auch immer – schönes Buch und toller Film!
Und danke dir für deinen Kommentar!

Viele Grüße von Raindog


Hallo rieger,

Also, das macht mir Spaß, zu entdecken und zu lesen.

Mir auch – dein netter Kommentar! Danke!

Ob er dann als Jüngling tatsächlich über die IRA Bescheid weiß, naja.

Wüsste er wahrscheinlich nicht, aber deshalb habe ich ihm vorher extra Klaras Buch über irische Geschichte in die Hand gedrückt. :read:

da gerät der Fokus der Geschichte ein wenig außer Kontrolle.

Da bist du ja nicht der/die Einzige, der das so empfindet. Auch Mix und barnhelm hatten sich so geäußert. Ich habe jetzt gerade noch einen Einschub reingebracht, der den Fokus mehr auf das Verhältnis zwischen Paul und seiner Mutter richtet.
Und alles, was Paul und Aislinn gemeinsam unternehmen, findet jetzt nur noch an einem Tag statt, das war auch ein Tipp von Mix und wegen.

Die große Klammer ist der Tod des Vaters, aber klar, da mäandert die Story ganz schön weg davon.

Ich kann nicht anders …


Liebe Grüße von Raindog


Hallo Grayson,

freut mich, dass dir die Geschichte gefällt.

Wie lange hast du am Text gearbeitet bzw. für die Planung gebraucht?

Witzig, dass du danach fragst, es ging nämlich total schnell und erscheint vielleicht unglaubwürdig: Ich wollte mich eigentlich gerade von meiner vorherigen Geschichte erholen, da kam der Aufruf zur Challenge, aber bevor ich auch nur darüber stöhnen konnte, kam diese Geschichte angeflogen (wie eine Kuh mit Flügeln), stand vor mir und hat gebettelt „Schreib mich!“ Ich musste ihr nur noch den Feinschliff geben (bin auch noch etwas dabei), aber insgesamt hat das nur 1 ½ Wochen gedauert.
Mir ist vollkommen klar, dass das nicht immer so funktioniert - für die erste Geschichte habe ich ja auch dreißig Jahre gebraucht …

Liebe Grüße von Raindog

Lieber josefelipe

Zwischen großem Boot und kleinem Kutter gibt's wohl keinen Unterschied. Deshalb:
1 : 0 für Dich. Bin doch ein Gentlemän, oder? (Trotzdem glaube ich nicht, dass man zu einem Boot 'Kutter' sagen sollte - oder umgekehrt)

Ohne Frage bist du ein Gentlemän! Aber trotzdem lasse ich jetzt mal dieses Boot-Kutter-Gemisch.
Nicht böse sein – immerhin habe ich dich ja fein zum Lachen gebracht, was mich sehr freut:

Selten, dass ich so herzhaft lache
:lol:


Viele Grüße von Raindog


Liebes Nichtgeburtstagskind,

schön, dass du meine Geschichte magst! Und danke für deinen Kommentar.


Ich tat so, als wäre ich der Fahrer.
Das finde ich irgendwie total doof, passt meiner Meinung nach auch nicht zu einem Jungen in dem Alter, sondern eher zu einem sechs- oder siebenjährigen.
Ich vermute du willst mit dieser Stelle und dem Gegenstück am Ende darstellen, dass Paul im Laufe des Urlaubs gereift ist?

Ich habe mit 20 noch so getan! Nein, Spaß - vielleicht hast du ja recht … Aber er macht es ja auch sehr dezent, und er macht keine BrummBrumm-Geräusche dazu … Er ist eben sehr fantasiebegabt, und ihm ist es langweilig, und die Mutter soll es ja auch nicht mitkriegen.
Also, für mich gehört das jetzt dazu, und ja, mit dem Gegenstück am Ende hast du auch recht.

In der Ferne schaukelte ein Fischkutter auf den Wellen, so winzig und zerbrechlich wie ein Spielzeug aus China.
Der Vergleich gefällt mir nicht, der passt ja gar nicht in diese Welt.

Wirklich? Menno … Ich habe da schon dranrumgewerkelt, weil Josefelipe das auch nicht richtig mochte, aber ich lass das jetzt mal noch. Weil dann nämlich wieder folgendes passiert:

Achja, ich vermiss den Findet Nemo Satz!!!

Mach mich nicht fertig, ich habe gerade den Müll rausgebracht! :rolleyes:
Ich hebe den auf, und wenn ich jemals wieder eine Geschichte schreibe, in der Möwen vorkommen, taucht der Satz wieder auf. („Sie riefen „Meins! Meins!“ - wie bei Findet Nemo.“ Copyright Raindog :deal: )

Den letzten Satz habe ich nun übrigens entfernt.

Super Gefühl, wenn der Wind und die Gicht einem ins Gesicht schlägt und die Luft wegdrückt, so dass man kaum noch atmen kann. Da würde ich mich gerne mit hinlegen.

Ich auch! Komm, wir gehen! :)

Liebe Grüße von Raindog

Hallo Isegrims,

dir auch ganz lieben Dank für deinen Kommentar!
Und natürlich freue ich mich sehr, dass du meine Geschichte magst.


Zitat von Raindog
den ich mir extra auf die Knie gelegt hatte, wie ein Lenkrad hin und her, und wenn sie sehr konzentriert war - also fast immer -
tat ich sogar so, als würde ich schalten.
tun verwendest du zu häufig, die Passage klingt unbeholfen.

Okay, danke, da muss ich nochmal in Ruhe durchgehen und sehen, was ich tun kann ;) .


Zitat von Raindog
und Zeug wie bei Herr der Ringe.
Zeug? Das geht genauer!

Sicher ginge das, in dem Fall habe ich das aber bewusst so geschrieben - schnodderige
Jugendsprache.


Zitat von Raindog
„Ludwig der Zweite. Schon mal gehört?“, fragte sie.
„Der Märchenkönig, aus Bayern, oder?“, sagte ich.
das klingt erwachsenenmäßig

Hmm. Soll es eigentlich nicht. Muss ich mal überlegen.


Zitat von Raindog
Danach ließ ich ihre geballte Häme über mich ergehen: Loser, Schisser, Feigling, Warmdurscher, Angsthase, Keensmurgel, Soft Egg …
bisschen zu viel denke ich.

Ich habe da doch schon die Hälfte weggelassen …. Aber okay, ich denke darüber nach.


Danke nochmal, liebe/r Isegrims,
viele Grüße von Raindog

 

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