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Sei doch froh

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Sei doch froh

Zurück mit drei vollen Einkaufskörben. Ich habe Lust auf einen Kaffee, still am Eichentisch, mit Blick auf den wilden Wein. Vielleicht lese ich ein Stück Zeitung, vielleicht werde ich auch sinnieren. Ich freue mich auf die Ruhe. Kurz ins Büro, die Briefmarken versorgen. Auf dem Anrufbeantworter eine wohlbekannte, ungeliebte Stimme. Schon wieder! Ich hole tief Luft. Den Kaffee streiche ich.

„Frau Meyer, bitte holen Sie Maurice aus der Schule ab“, ertönt die Stimme der Klassenlehrerin Frau Blixen. Maurice besucht die dritte Grundschulklasse und fällt täglich auf. So wie mir mein Magen. Maurice-Magen. Mies. Merde.

Aufgewühlt fahre ich zur Schule und gehe angespannt ins Lehrerzimmer. Er steht am Fenster, schaut aber traurig in meine Richtung. Ich könnte weinen, lasse es aber nicht zu.
„Mama, da war der Vulkan wieder in mir drin, der ist ausgebrochen, ich konnte doch nicht anders. Das ist wie Niesen, das muss raus.“ Er ist alleine und hat sich beruhigt. Man kannte das schon und konnte ihn ohne Aufsicht auf mich warten lassen.
„Willst du erzählen?“
„Ach, die immer im Bus. Die haben mich so geärgert. Dann hat der Busfahrer durch den Lautsprecher noch „Maurice Meyer – großes M und kleine Eier“ gesagt und dann bin ich wütend geworden.“
Schau ihn offen an, ohne Wertung, verzieh das Gesicht nicht, lass ihn weitererzählen, sage ich mir, immer die Stimme von dem hilfreichen Erziehungsberater, Herrn Kurz, im Hinterkopf: „Wenn Sie die Ruhe bewahren, ist viel gewonnen.“

„Als ich in die Aula kam, war ich so wütend, dass ich eine Stange von den Stelltafeln aus der Halterung gerissen habe und damit in der Gegend rumgerannt bin. Frau Bixen und Frau Kegen haben mich dann festgehalten. Die anderen haben blöd geglotzt.“ Er steht vor mir, mit seinen Armen fuchtelnd. Ich nehme ihn in den Arm und lege meine Wange auf sein Haar. Noch bin ich merklich größer, aber in vier, fünf Jahren wird er mich überrundet haben. Wir stehen einige Sekunden beieinander; körperliche Nähe kann er nur kurz ertragen.
Die Klassenlehrerin ist mit der Klasse im Unterricht; wir werden mittags telefonieren. „Komm, gehen wir heim. Mit dem Busfahrer überlegen wir uns noch was.“

Auf dem Flur kommt uns die Rektorin entgegen. „Frau Meyer, beim nächsten Vorfall in dieser Art bekommt Maurice leider drei Tage Schulverbot und einen Verweis.“
Der nächste Schritt wäre dann vier Wochen Verbot und wenn es noch ein drittes Mal geben würde, ja, dann wird er von der Schule verwiesen. Sie sagt es nicht, aber beide wissen voneinander, dass es die Gedanken der anderen sind, während wir uns ansehen.

„Maurice“, sagt die Schulleiterin, während sie offen zu ihm sieht, „das tut mir leid, aber wenn du so gefährliche Aktionen an den Tag legst, muss ich so reagieren, um auch deine Kameraden zu schützen. Mit dieser Stange hättest du jemanden schwer verletzen können. Jetzt geh erst mal mit deiner Mutter nach Hause. Wir können ja morgen in Ruhe darüber sprechen. Vielleicht auch zusammen mit deiner Mutter und Frau Blixen.“
Wir fuhren still nach Hause, jeder seinen Gedanken nachhängend. Er braucht keine Ermahnungen.

* * * *

„Könnte ich bitte den Busfahrer sprechen, der heute morgen die Linie 7 gefahren ist?“
„Moment bitte.“
Maurice machte ich klar, dass ich beide Seiten hören muss, um mir ein Urteil zu bilden. Nun lausche ich in die Leitung.
„Der ist draußen und kontrolliert seinen Bus.“

Gut, dass wir so nahe an dem Fahrunternehmer wohnen. Auge in Auge gibt es weniger Missverständnisse.
Ich parke meinen Wagen am Rande eines großen Stellplatzes, der mit gut einem Dutzend Bussen belegt war.
„Hallo, Sie sind Andy, der Busfahrer?“
„Ja, was gibt’s?“
„Ich bin Maurice Mutter. Er fährt mit der Linie 7 mit. Der hat mir gerade eine Geschichte erzählt, die ich gerne von beiden Seiten hören würde. Was war heute morgen los?“
„Heute morgen? Och, nichts besonderes. Die Kleinen sind immer so aufgedreht, da muss ich schon mal ein energisches Wort durchs Mikro lassen. Aber sonst? Nichts, dass ich wüsste.“
„Maurice meinte, sie hätten sich direkt über ihn lustig gemacht, und dass auch noch mit einem sexistischen Ausspruch.“
„Sexistisch? Nein. Nie! Ich weiß doch, was sich gehört. Ihr Sohn wohl nicht! “ Er schaut mir entrüstet ins Gesicht.
„Ich habe über fünfzig Kinder, die ich fragen kann.“
„Jetzt lassen Sie es aber mal gut sein, herrje. Dann fragen Sie sie doch!“
Ich war verunsichert. Ein erwachsener Mensch erzählt mir eine ganz andere Variante.
Maurice hat schon öfters geflunkert, um im Vorteil zu sein. Ich grüße ihn kurz zum Abschied und fahre nach Hause.

In mir brodelt es. Glucke. Dumme Kuh. Jetzt machst du dich auch noch zum Gespött des ganzen Busunternehmens. Ist doch klar. Der Junge daneben, auffällig, und die Alte kommt und verteidigt ihn auch noch. Ich sehe sie mit den Kaffeetassen zusammenstehen und tratschen.

Bis ich zu Hause bin, ist auch mein Vulkan zum Ausbruch bereit.
„Maurice, lüg’ mich ja nicht mehr an und bring mich dadurch in solch eine Lage!“ schreie ich ihn echauffiert an. „Da kämpft man für dich und dann stimmt das alles nicht!“
Er schaut mich mit traurigen Augen an. Öffnet den Mund.
„Halt jetzt ja deine Klappe. Ich will nichts mehr hören.“ Ich atme tief durch, flüchte auf die Terrasse. Mit Wehmut fällt mir die ruhige Tasse Kaffee ein. Ich sehe in die Ferne. Luftholen. Ruhig werden. Der Erziehungsberater gleitet in meine Gedanken. Ja, ich weiß, miserabel reagiert. Bin auch nur ein Mensch. Ich reiße garstig ein paar Weinblätter ab. Das Rot ist fast bonbonfarbig.

Er kommt zu mir, reibt wie unser Kater seinen Kopf an meiner Schulter und flüstert: „Mama, können wir da Gras drüber wachsen lassen? Aber nicht so langsam wie das da drüben, ja?“ und zeigt auf die noch grüne Wiese, die im November ruhend vor uns liegt.
Ich nehme ihn in den Arm.
„Ja, das können wir. Aber lüg mich bitte nie wieder an, ja? Ich verstehe auch gar nicht, wieso eigentlich. Mussten wieder andere schuld daran sein, dass du ausgeflippt bist?“
Er drückt mich stumm.

* * * *

Die Höflichkeit gebietet, dass wir unseren kompetenten Erziehungsberater mit Handschlag begrüßen. Ich kenne keinen Menschen, der so feuchtnasse Hände hat wie er. Ein Grund, wieso er Psychologe geworden sein könnte. Besprechung nur mit den Eltern. Familiensitzungen hatten wir auch schon zur Genüge.
„Es war gut, dass Sie einverstanden waren, als ich fragte, ob ich Maurice testen darf.“
Wir wissen auch ohne Test, dass er pfiffig - oder das Gscheitle -, wie meine Schwiegermutter immer sagt, ist.

„Ihr Sohn hat in allen Bereichen überdurchschnittlich abgeschnitten, in einigen Untertests sogar mit den Maximalwerten. Ich denke, er ist unterfordert. Das kann dazu führen, dass er diese Verhaltensmuster angenommen hat. Mit diesem Ergebnis würde ich unter Umständen einen Klassensprung, natürlich in Absprache mit den Lehrern und der Schulleitung, in Erwägung ziehen. Soll ich die Testauswertung an die Schule schicken?“
„Vielleicht hilft uns das weiter“, gebe ich das Einverständnis.

* * * *

„Frau Meyer, wir haben den Testbericht von Herrn Kurz erhalten. So etwas dachten wir uns schon lange im Kollegium“, spricht mich die Rektorin beim Elterngespräch an, an dem auch die Klassenlehrerin seiner und die der nächsthöheren Klasse teilnimmt.
„Aja, aber uns gegenüber ist nie etwas in dieser Richtung angesprochen worden. Bisher war Maurice immer nur ein aggressives, auffälliges Kind.“
„Wir wollen ja nicht Prognosen stellen, die nachher nicht stimmen und Sie dann womöglich enttäuschen, nicht wahr?“ Gebt doch zu, dass ihr keine Ahnung habt.
Ich weiß zu dieser Zeit noch nicht, dass es erfreulicher wäre, wenn diese Prognose nicht stimmen würde.
Die Rektorin fährt fort: „Wir würden Maurice gerne eine Klasse springen lassen, wenn Sie und Ihr Mann einverstanden sind. Wir haben Frau Kegen auch zum Gespräch eingeladen, weil sie die künftige Lehrerin sein würde.“
Ein Jahr einfach überspringen? Bekommt er das auf die Reihe? In der vierten Klasse geht es gerade um die Empfehlungen auf die weiterführenden Schulen; wird er es trotzdem auf das Gymnasium schaffen?
„Ich frage ihn. Wenn er will, probieren wir es.“
Wir sprechen Einzelheiten durch. Plötzlich scheint es keine Bürokratie mehr zu geben.

* * * *

Schnee macht mich zum Kind. Die ersten Wochen im Winter wird im Ort noch gerodelt, was das Zeug hält. Ich stehe erneut oben und will mit meinem Holzschlitten, der hier unter den Bobs einzigartig ist, wieder den Berg hinunterrasen.
„Du, Frau Meyer, was ich dir schon immer mal sagen wollte: Der Andy, der Busfahrer, ist ganz schön fies zum Maurice. Einmal hat er sogar den Spruch:„Maurice Meyer – großes M und kleine Eier“ durch das Mikrofon gesagt. Das fand ich eigentlich schon gemein, obwohl Maurice ja auch manchmal gemein zu uns war. Aber jetzt ist es besser.“ Der Kleine setzt sich auf seinen Bob und rutscht den Abhang hinunter.
Ich stehe da. Schäme mich. Schäme mich so vor meinem Kind. Ich will unter diesem Schnee versinken, ganz tief. Maurice kommt lachend auf mich zu.
„Maurice, weißt du noch, die Sache mit Andy, dem Busfahrer?“
„Mama, das Gras ist meterhoch. Hast du mir versprochen, weißt du nicht mehr?“
Bis zum Erdkern möchte ich versinken. Verschmelzen.

* * * *

„Jetzt ist er seit ungefähr vier Wochen in der neuen Klasse und wieder Klassenbester, aber...“
„Sei doch froh, dass du nie mit ihm an den Hausaufgaben sitzen musst.“ Ich knabbere an einer Olive, leckere Sachen gibt es hier auf der Fete.
Margit, eine Bekannte, sah mich eindringlich an: „Was glaubst du, wie ätzend das manchmal ist, wenn man von vorneherein weiß, dass tagtäglich mindestens ein bis drei Stunden weg sind, weil man kontrollieren, ermahnen und bei schwierigen Aufgaben mithelfen muss.“

Sie hat mit ihren drei Kindern, von denen zwei eine Lese-Rechtschreib-Schwäche haben, das komplette Gegenprogramm.
„Ich kann mir vorstellen, dass das viele Nerven kostet“, pflichte ich ihr bei.
„Aber weißt du, Margit, das Problem für Maurice ist, dass die auch in der höheren Klasse nicht schneller mit dem Stoff vorankommen. Die Übungsphasen sind für ihn extrem langweilig, da er alles sofort kapiert. Über kurz oder lang fängt er wieder mit der Kasperei an, dann reizen ihn die Kameraden wieder, weil sie wissen, dass er schnell in die Luft geht und der Kreislauf beginnt von neuem.“

Nicht einmal an einem Fest kann ich von diesem Thema loslassen.
„Gestern sagte er er zu mir, dass er im Deutschaufsatz extra wenig geschrieben hat, um eine schlechte Note zu bekommen. Damit die Klassenkameraden nicht immer Streber zu ihm sagen.“
„Das darf doch auch nicht sein!“ Margit sieht mich erschrocken an.
„Er wird hier immer ein Außenseiter bleiben. Er hat ja auch keine Freunde, nur Manu, unser Nachbarsohn, der schon siebzehn ist. Mit dem versteht er sich blendend.“

Ich schenke uns vom Bordeaux ein. Oh, ein 2001er Jahrgang. Der schmeckt sicher lecker.
„Versteh mich nicht falsch, aber: Für lernschwache Kinder gibt es überall Förderung. Das finde ich ja auch prima. Aber für die Schüler, die dauernd neues Futter brauchen, suchst du verzweifelt Orte, an denen sie richtig gefordert werden. Die nächste Kinderakademie, die sich mit hochbegabten Kindern beschäftigt, ist 100 km entfernt. Letztendlich kann man nur froh sein, wenn er einigermaßen schadlos durch die Schulzeit kommt. So, nun aber Schluss mit diesen Eltern-Kinder-Gesprächen.“
Ich sehe sie an, hebe mein Glas und proste ihr zu: “Der Kampf geht weiter. Für unsere beiden Familien.“

 

Hi bernadette,

bis auf dem letzten Absatz finde ich deine Geschichte gelungen. Beim letzten Absatz streikt es bei mir inhaltlich. Denn zum einen frage ich mich, warum müssen es gerade Adoptivkinder sein (als ob du nicht überintelligent sein könnten), zum anderen, warum da überhaupt ein Vergleich sein muss?
Natürlich, du stellst hier dem einen Extrem ein anderes entgegen, vielleicht um zu zeigen, dass die Liebe für ein Kind unabhängig von seinem Leistungsvermögen da sein muss und da sein kann. Aber eigentlich wird das ja auch vorher deutlich.
Man könnte es auch so auffassen, dass der Verweis auf die Probleme mit einem unterforderten Kind bei jedem gleich als Prahlerei ankommt. Aber braucht die Geschichte das wirklich?

Andererseits löst sich durch den Klassenübersprung doch viel in Wohlgefallen auf. Das ist natürlich auch eine Beobachtung, die oft gemacht wird. Das Gefühl, immer missverstanden zu werden, wird aber auch danach noch in Maurice bestehen bleiben. Es war schon eine prägende Erfahrung. Aber die kannst du durchaus vernachlässigen, da du ja die Perspektive der Mutter gewählt hast.
Aus dieser ist es stimmig.

Auf dem Anrufbeantworter eine wohlbekannter, ungeliebte Stimme
die nachher nicht stimmen und sie dann womöglich enttäuschen
Sie

Lieben Gruß, sim

 

Hi sim,

bis auf dem letzten Absatz finde ich deine Geschichte gelungen. Beim letzten Absatz streikt es bei mir inhaltlich. Denn zum einen frage ich mich, warum müssen es gerade Adoptivkinder sein (als ob du nicht überintelligent sein könnten), zum anderen, warum da überhaupt ein Vergleich sein muss?

Ich weite auf brasilianische Adoptivkinder aus. Nicht der Einfachheit, sondern der Realität halber aus.
Der Vergleich ist unbedingt nötig.

Natürlich, du stellst hier dem einen Extrem ein anderes entgegen, vielleicht um zu zeigen, dass die Liebe für ein Kind unabhängig von seinem Leistungsvermögen da sein muss und da sein kann. Aber eigentlich wird das ja auch vorher deutlich.

Es geht nicht nur um die Liebe zum Kind. Das gemeine Denken geht doch im Dialog mit den Eltern dahin: Toll, ihr könnt ja glücklich sein, so ein intelligentes Kind zu haben.

Die Wahrheit ist die, dass es im Vergleich genauso schwierig und aufreibend ist, ein hochintelligentes oder ein lernschwaches Kind zu haben. Verstehen kann das kaum jemand. Mal ganz abgesehen von der vita derjenigen: Die Suizidrate ist erschreckend hoch - aber das ist ein anderes Thema, und da es hier so oft als Einsteigerstory dient, nicht reizvoll :D.

Andererseits löst sich durch den Klassenübersprung doch viel in Wohlgefallen auf.

Wo liest du das heraus? Es wird doch angedeutet, dass es ihm nach vier Wochen schon wieder langweilig wird und die Mutter dann resümiert, dass der Kampf weitergeht.
Meine Intention war nicht die, dass es sich auflöst. Ist das zu versteckt?

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,

so hat jeder seine Probleme mit seinen Kindern.

Deine Geschichte hat mir gut gefallen - der Übergang in die neue Klasse war mir allerdings etwas zu problemlos. Danach war ja mit Maurice plötzlich alles in Ordnung und das kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Allerdings kenne ich mich mit Authisten nicht so gut aus und von daher weiß ich es nicht genau.

Gerne gelesen.

LG
Bella

 

Hallo bernadette,

Es geht nicht nur um die Liebe zum Kind. Das gemeine Denken geht doch im Dialog mit den Eltern dahin: Toll, ihr könnt ja glücklich sein, so ein intelligentes Kind zu haben.
So weit ist das in deinem Vergleich angekommen, aber
Die Wahrheit ist die, dass es im Vergleich genauso schwierig und aufreibend ist, ein hochintelligentes oder ein lernschwaches Kind zu haben.
soweit nicht mehr. Mir ging es als Leser jedenfalls so, dass durch die Nachbemerkung
es war nicht sehr überdacht von mir, gerade vor ihr das anstrengende Leben mit unserem Sohn so auszubreiten.
die Gewichtung sehr auf den Adoptivkindern lag. Die Mutter des Hochintelligenten selber sieht in dem Moment die größeren Schwierigkeiten bei den Kindern der Freundin, stimmt in den Kanon mit ein.
Es wird doch angedeutet, dass es ihm nach vier Wochen schon wieder langweilig wird und die Mutter dann resümiert, dass der Kampf weitergeht.
Auch hier scheinst du mir diese Andeutung durch den Dialog selber zu untergraben. Es las sich für mich fast wie etwas kokettierender Stolz auf das Kind, weshalb mich auch die Antwort der Freundin nicht weiter gewundert hat.

Bella, wie kommst du auf Autisten?

Lieben Gruß, sim

 

hallo bernadette,
auch mir hat deine geschichte soweit gefallen, aber wie die anderen schaffe ich es auch nicht, ohne auf eine schwachstelle hinzuweisen. das problem mit maurice löst sich für meinen geschmack ein wenig schnell auf. spätestens seit wir doch der super nanny im tv folgen dürfen, wissen wir doch, dass die dinge sich nicht so schnell unter kontrolle kriegen lassen ;). aber mal ehrlich, ein paar sätze mehr, die den übergang beschreiben würden der kg wirklich gut tun. und warum geht der kampf weiter? am ende hatte ich das gefühl, dass maurice, deinen beschreibungen nach, seinen wutausbrüchen nicht mehr weiter nachgeht?

stilistisch gibt es aber nichts zu meckern!
einen ganz lieben gruß...
morti

 

Hallo bernadette,

auch mir hat deine Geschichte gut gefallen.
Ich fand vor allem das Thema recht interessant. Oftmals ist es ja so, dass die Unterforderung der Kinder von den Lehrern nicht erkannt wird und sie generell als Störenfriede abgetan werden.
Ich selbst habe schon schlechte Erfahrungen mit einem Schulpsychologen gemacht, der sich der Sache nur kurz am Telefon angenommen hat und man dann als Eltern wieder alleingelassen wurde.
Hier in deiner Geschichte ist es ja gut ausgegangen. Obwohl ich bei dem Übergang in die neue Klasse auch noch ein wenig mehr erfahren hätte. Denn ganz so schnell wird sich der Junge ja wohl nicht eingelebt haben. Aber vielleicht würde dies ja den Rahmen der Geschichte doch etwas zu sehr sprengen. Denn wenn ich dich richtig verstehe, geht es ja eher darum, zu zeigen, dass die hohe Intelligenz des Jungen erkannt und auch darauf eingegangen wurde.

Zusammenfassend eine Geschichte, die sich vielleicht auch mancher Schulpsychologe mal zu Gemüte führen könnte.

Viele Grüße
bambu

 

@ all

bambu hat es gut beschrieben:

Denn ganz so schnell wird sich der Junge ja wohl nicht eingelebt haben. Aber vielleicht würde dies ja den Rahmen der Geschichte doch etwas zu sehr sprengen.

Ich habe beim Nachdenken über den Plot lange überlegt, wo ich ansetze und wo ich aufhöre, damit es noch eine Kurzgeschichte bleibt ;). Nun zeigen mir aber eure Reaktionen, dass es doch noch einiger Sätze bedarf, die den weiteren Verlauf nicht so friedfertig aussehen lassen. Ich war zu kryptisch :shy:.

Denn wenn ich dich richtig verstehe, geht es ja eher darum, zu zeigen, dass die hohe Intelligenz des Jungen erkannt und auch darauf eingegangen wurde.

Ja, nur ist das Problem deswegen nicht aus der Welt. Aber das ist zuwenig im Text zu lesen. Ich mach mich da nochmal dran.

@ sim

Ich habe gemerkt, wo es deiner Ansicht nach hakt. Vielleicht lasse ich die Adoptivkinder doch unter den Tisch fallen, das könnten ähnliche Stolpersteine wie das Down-Kind eines Rechtsanwaltes (oder Strafverteidigers) werden :D.
Für die Aussage hin sind sie nicht unbedingt nötig, da tuts auch eine Nachbarsmutter mit drei leiblichen Nervensägen.

@ bella

Ich kenne mich mit Autisten auch nicht besonders aus, mir fällt da nur spontan der Rainman mit Dustin Hoffmann ein. Hochbegabte müssen nicht automatisch Autisten sein.
Die Wutausbrüche sind Zeichen einer Ansammlung vom Unverständnis der Umwelt; ein Sich-nicht-mehr-helfen-wissen vor lauter Frust. Werden die Hochbegabten dann wieder gefordert, bessert sich solches Verhalten oft, aber nur solange der Reiz da ist.

@ morti
Du bläst ja ins gleiche Horn.

@ all

Fürs Lesen und Denken ein Dankeschön :). Vielleicht lest ihr die Geschichte nach der Überarbeitung nochmal durch, würde mich drüber freuen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,
Meiner Kenntnis nach haben viele Hochbegabte auch Teilleistungsstörungen, die sich im Verhalten ausdrücken. Ich denke aber, die Intention deiner Geschichte soll sein, dass der Alltag mit einem hochbegabten Kind, die Eltern überfordert und diese oft Unverständnis ernten. Im Grunde genommen schreibst du hier nicht über das hochbegabte Kind, sondern um die Schwierigkeit, eins zu haben.
Ich kenne selbst ein hochbegabtes Kind. Ich finde es gelinde gesagt, mega anstrengend und manchmal frage ich mich, ob es dem Kind gut tut, wenn man auf seine Hochbegabung Rücksicht nimmt, wenn man es springen lässt. Letztendlich verstärkt man nur die Außenseiterposition des Wunderknaben, weil das "Problem" nur zeitweise, wie du schon sagst, solange der Reiz des Neuen anhält, behoben ist.
Ein hochbegabtes Kind ist eine Herausforderung an die Eltern und an die soziale Gemeindschaft.

LG
Goldene Dame

 

@ all

Ich habe den letzten Abschnitt überarbeitet. Vielleicht mag ihn die/der eine oder andere nochmal lesen, um mir Rückmeldung geben zu können?

@ Goldene Dame

Ich denke aber, die Intention deiner Geschichte soll sein, dass der Alltag mit einem hochbegabten Kind, die Eltern überfordert und diese oft Unverständnis ernten. Im Grunde genommen schreibst du hier nicht über das hochbegabte Kind, sondern um die Schwierigkeit, eins zu haben.
richtig

Ich finde es gelinde gesagt, mega anstrengend und manchmal frage ich mich, ob es dem Kind gut tut, wenn man auf seine Hochbegabung Rücksicht nimmt, wenn man es springen lässt. Letztendlich verstärkt man nur die Außenseiterposition des Wunderknaben,

Ich habe die Außenseiterposition noch in meine Kg aufgenommen.
Hochbegabte, so wie ich einen beschrieben haben, werden IMMER Außenseiter sein. Sie haben sehr oft keine gleichaltrigen Freunde, sind selten an Kinder-Geburtstagen zu finden und wenn doch mal ein Kind auf Besuch kommt, ist die Chance groß, dass sich das hochbegabte Kind ein Buch schnappt und in eine Ecke verkriecht, egal ob Besuch da ist oder nicht ;).
(Ich kann nur mal von meinem Erfahrungswert berichten, vielleicht gibt es auch andere Exemplare ;) )

Ich plädiere eher noch dafür, dass so ein Kind zwei Klassen überspringen soll, dann hat es wenigstens was zu tun :D.
Wunderknaben oder Wunderdamen sind das nur insofern, dass sie einem oft wundern lassen, wie anstrengend diese Intelligenz für die anderen ist :D.
Ansonsten sind es einfach Kinder, mit denen leider wenige umgehen können und oft nicht mal die, die es wenigstens ansatzweise können sollten.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Bernadette,
hat mir gut gefallen, deine Geschichte! Diese beiden Schiksale, zwischen denen sich Elternschaft abspielen kann - Hochbegabung und Leistungsschwäche - hast du gut verbunden. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn ist liebvoll; sehr schön. Oder die Worte des Erziehungsberaters im Hinterkopf. Und der Zwiespalt, wem man denn nun glauben soll, dem eigenen Kind, das manchmal flunkert oder dem fremden Erwachsenen - vielleicht warst du zur Recherche ja heimlich mal bei uns, vor ein paar Jahren. ;) Wirklich gut und realitätsnah!

„Wenn Sie die Ruhe bewahren, ist viel gewonnen.“

Gruß, Elisha

 

Hi Elisha,

danke für die positiven Worte. Ja, es geht wohl in gewissem Maße in allen Familien zu bestimmten Zeiten ähnlich zu.

Freut mich, wenn du es als familienerprobte Leserin realitätsnah empfunden hast; das war auch eines der Gründe, wieso ich diese Kg geschrieben habe: Es sollte aufzeigen, wie der gewöhnliche Alltag aussehen kann.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo ber,

„Jetzt lassen sie es aber mal gut
Sie

spricht mich die Rektorin beim Elterngespräch, an dem auch die Klassenlehrerin
spricht mich die Rektorin beim Elterngespräch an, bei dem auch die Klassenlehrerin

Ich knabbere an einer Olive
knabberte

Am Ende wird die Kindererziehung mit einem Kampf verglichen. Wie fast immer bringst du das meiste der Handlung im Dialog unter. Ein wenig unkonventionell auch die Jahreszeitensprünge, trotzdem fand ich das aufgezeigte Mutter- Kind Verhältnis gut beschrieben.

Eike

 

Hi Eike,

Danke für deine Worte. Ist mir gar nicht bewußt, dass ich sooo dialoglastig bin. Ich lass aber gerne viel reden, weil ich denke, es macht lebendiger, kurzweiliger.
Wieso soll ich aber knabbere verbessern?

Lieber Gruß
ber

 

Liebe bernadette!

Das Problem aus Sicht der Mutter beschreibst Du meiner Ansicht nach recht gut. Wie schon Sternensegler angemerkt hat, finde auch ich die Geschichte recht dialoglastig – da ich sie aber fertiggelesen habe, ist es noch im Bereich des Akzeptablen. Eventuell könntest Du die Dialoge aber noch ein bisschen mit Gedanken dazwischen auflockern. Vielleicht macht sie sich ja zwischendurch mal Gedanken darüber, wie sich Maurice entwickelt hat, z.B. wie er schon mit acht Monaten laufen konnte, wie er bereits mit zwei Jahren Türme gebaut hat, die ihn selbst überragten, wie er mit drei schon richtige Menschen zeichnen konnte, etc., und wie er dafür immer gelobt wurde oder so. Sie könnte sich zum Beispiel wehmütig an die Zeit erinnern, wenn sie sieht, welche Schwierigkeiten er jetzt in der Schule hat. – Nicht, daß mir das inhaltlich unbedingt fehlt, wobei es als Ergänzung sicher gut wäre, ich schlage das mehr vor, um durch mehr Raum für Erzähltes den Anteil der Dialoge zu verringern, ohne die Dialoge zu kürzen. ;) Für den Zweck kann es auch etwas anderes sein, zum Beispiel: Wie wirkt es sich auf die Beziehung der Eltern zueinander aus? Schweißt sie das Problem zusammen oder dividiert es sie auseinander? Welchen Anteil nimmt Maurices Vaters überhaupt an den Sorgen?

Deine Kommentare lassen den Eindruck entstehen, daß es sich hierbei um eine real erlebte Geschichte handelt, daher meine Frage: Ist es bei Euch üblich, daß man dem Probelem nichts anderes entgegenzustellen hat, als einen Klassensprung? Warum kommt zum Beispiel niemand auf die Idee, daß Maurice schwächeren Kindern helfen könnte? Damit würde er sich vermutlich wichtiger fühlen, wordurch es vielleicht zu weniger »Vulkanausbrüchen« kommen würde, und wenn die Schwachen den Stoff schneller kapieren, weil er ihnen hilft, kann die Lehrerin schneller weitermachen. Vor allem wundert mich, daß die Lehrerinnen nicht auf die Idee kommen. Ein Klassensprung ist ja auch nicht die optimale Lösung, wenn das soziale Verhalten nicht ebenso frühentwickelt ist. Die Lehrer tun damit weder dem Kind noch sich selbst etwas Gutes. – Daß es nicht der beste Weg ist, zeigst Du ja – nur eben keine Alternativen. So bleibt es allein bei der Aussage »Mütter mit überdurchschnittlich begabten Kindern haben es genauso schwer« – mir persönlich wäre das zu wenig. Dabei wäre eine Geschichte doch auch eine Gelegenheit, wo man zeigen könnte, wie es besser funktionieren würde. Im Gespräch der Freundinnen könnte doch zum Beispiel die mit den lernschwachen Kindern den Vorschlag machen, Maurice könnte sich zusätzliches Taschengeld mit Nachhilfe verdienen.
Das sind wie gesagt nur Vorschläge, Gedanken, die ich mir mache, Du mußt sie nicht annehmen. ;)

Noch ein paar Kleinigkeiten:

»Kurz ins Büro, die Briefmarken versorgen.«
– Wie versorgt man Briefmarken? :sups:

»Noch bin ich merklich größer, aber in vier, fünf Jahren wird er mich überrundet haben.«
– »überrundet« finde ich nicht ganz so passend, eher »überragen« oder »eingeholt haben«

»Sie sagt es nicht, aber beide wissen voneinander, dass es die Gedanken der anderen sind, während wir uns ansehen.«
– zwischen »aber« und »beide« würde ich ein »wir« einfügen

»„Maurice“, sagt die Schulleiterin, während sie offen zu ihm sieht, „das tut mir leid,«
Leid
– »offen zu ihm sieht« finde ich sehr seltsam, wie sieht das aus, und wie schaut man denn im Gegenteil dazu nicht-offen, also geschlossen? Ich kann damit nichts anfangen, und es kommt schon zum zweiten Mal vor.

»„Ich bin Maurice Mutter. Er fährt mit der Linie 7 mit.«
– Bin jetzt zu faul, das nachzuschlagen, aber ziemlich sicher, daß es entweder »Maurices« oder »Maurice‘« heißen müßte, also zumindest ein Apostroph dazu.
– statt zweimal »mit« würde ich schreiben: Er fährt mit der Linie 7 zur Schule.

»Was war heute morgen los?“
„Heute morgen? Och, nichts besonderes.«
Morgen
– nichts Besonderes

»Aber sonst? Nichts, dass ich wüsste.“«
– die Redewendung heißt »Nicht(ohne s), dass ich wüsste« – falls es Dir aber um das »Nichts« geht, würde das »das« nur ein s haben, bzw. wäre es dann vielleicht besser zu schreiben: »Nichts, wovon ich weiß«

»über ihn lustig gemacht, und dass auch noch mit einem sexistischen Ausspruch.“«
– das

»Ihr Sohn wohl nicht! “«
– Leerzeichen zuviel

»Maurice hat schon öfters geflunkert,«
– besser »öfter«, »öfters« ist umgangsprachlich

»„Maurice, lüg’ mich ja nicht mehr an und bring mich dadurch in solch eine Lage!“ schreie ich ihn echauffiert an.«
– lüg ohne Apostroph
– Beistrich nach der direkten Rede fehlt

»Aber nicht so langsam wie das da drüben, ja?“ und zeigt auf die noch grüne Wiese,«
– ja?“ Er zeigt …

»„Es war gut, dass Sie einverstanden waren, als ich fragte, ob ich Maurice testen darf.“«
– Er braucht ihr nicht erzählen, daß er sie gefragt hat: Es war gut, dass sie einverstanden waren, Maurice zu testen.

»Wir wissen auch ohne Test, dass er pfiffig - oder das Gscheitle -, wie meine Schwiegermutter immer sagt, ist.«
– pfiffig – oder das Gscheitle, wie meine Schwiegermutter immer sagt ist.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi,

Für den Zweck kann es auch etwas anderes sein, zum Beispiel: Wie wirkt es sich auf die Beziehung der Eltern zueinander aus? Schweißt sie das Problem zusammen oder dividiert es sie auseinander? Welchen Anteil nimmt Maurices Vaters überhaupt an den Sorgen?

Das ist noch ein Ansatz, über den ich mir Gedanken machen werde.

Ist es bei Euch üblich, daß man dem Probelem nichts anderes entgegenzustellen hat, als einen Klassensprung?
Das Thema Hochbegabung wird in der PH bei der Lehrerausbildung leider nicht angesprochen, oder wenn, nur gestreift. Die Lehrer, die ich kenne, wissen eigentlich gar nicht, wie damit im Unterricht und mit den Schülern umgegangen werden muss.
Das Problem dabei ist ja auch, dass es nicht den hochbegabten Schüler gibt. Manche sind Universelle; manche in Naturwissenschaften Spezialisten, dümpeln aber bei den Sprachen im Mittelmaß herum.

Manchmal hilft ein Klassensprung; manchmal würde Differenzierung (unterschiedliches Aufgabenniveau) gut tun.

Warum kommt zum Beispiel niemand auf die Idee, daß Maurice schwächeren Kindern helfen könnte? Damit würde er sich vermutlich wichtiger fühlen, wordurch es vielleicht zu weniger »Vulkanausbrüchen« kommen würde, und wenn die Schwachen den Stoff schneller kapieren, weil er ihnen hilft, kann die Lehrerin schneller weitermachen.
Damit ist dem Kind nur bedingt geholfen. Das will Futter und nicht noch mehr mit den sowieso schon langweiligen Aufgaben zu tun haben. Zudem ist so ein Kind oft der Streber und nicht im Klassenverband integriert. Helfen lassen wollen sich nicht alle.

Vor allem wundert mich, daß die Lehrerinnen nicht auf die Idee kommen. Ein Klassensprung ist ja auch nicht die optimale Lösung, wenn das soziale Verhalten nicht ebenso frühentwickelt ist.
Das wird man kaum erleben, dass die soziale Kompetenz parallel zum Intellekt läuft. Hochbegabte sind sowieso oft Einzelgänger und haben selten richtige Freundschaften.

Oft sind nur die Teilnahme an einer Gruppensportart oder das Musizieren in einem Verein Begebenheiten, an denen - bei dem Fall, den ich kenne -
die Kinder/Jugendlichen mit anderen gemeinsam etwas unternehmen. Die Mitstreiter sind dann aber nur Mittel zum Zweck, aber keine Kameraden, mit denen man sich auch mal privat trifft.

Die Lehrer tun damit weder dem Kind noch sich selbst etwas Gutes.

„Aber weißt du, Margit, das Problem für Maurice ist, dass die auch in der höheren Klasse nicht schneller mit dem Stoff vorankommen.
Doch, ein Sprung ist wichtig. Eigentlich sollte das Kind zwei Klassen springen können, damit es endlich mal gefordert ist ;).
Wenn es in der Klasse verbleibt, besteht die Gefahr, dass es sich überhaupt nicht mehr engagiert und evtl. sogar zum Verweigerer wird. Dann erst hat man ein richtig großes Problem.
– Daß es nicht der beste Weg ist, zeigst Du ja – nur eben keine Alternativen.
Es ist ein Versuch, dem Kind etwas entgegenzukommen. Ich kann - leider - keine Alternativen aufzeigen, da es die in unserem Schulsystem fast nicht gibt.
Einzig im privaten Bereich muss/kann die Familie versuchen, diesen Wissenshunger zu kompensieren. Keine leichte Sache, wie du dir sicher vorstellen kannst.
So bleibt es allein bei der Aussage »Mütter mit überdurchschnittlich begabten Kindern haben es genauso schwer« – mir persönlich wäre das zu wenig. Dabei wäre eine Geschichte doch auch eine Gelegenheit, wo man zeigen könnte, wie es besser funktionieren würde.
Die Geschichte soll in erster Linie aufzeigen, dass es nicht unbedingt ein wunderbares Geschenk ist, ein hochbegabtes Kind zu haben, sondern dass es genauso massiv Probleme gibt wie mit einem Lernschwachen.
Im Gespräch der Freundinnen könnte doch zum Beispiel die mit den lernschwachen Kindern den Vorschlag machen, Maurice könnte sich zusätzliches Taschengeld mit Nachhilfe verdienen.
Ein pfiffiges Kind bedeutet nicht automatisch, dass es diese Kenntnisse gut an andere Kinder weitergeben kann. Zudem ist der Prot in der 3. bzw. 4. Klasse. Wem soll er Nachhilfe geben? Erst- und Zweitklässlern? Wenn der Prot schon 13 oder 14 Jahre alt wäre, könnte das eher zutreffen.

Deine Verbesserungen bzgl. des Textes schaue ich mir noch genauer an. Das eine oder andere wird sicher umgesetzt. Vielen Dank für deine Mühe.

Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo bernadette,

... ich bin neugierig geworden und habe mir aus deiner geschichtenliste diesen text ausgesucht.

mir hat die geschichte ziemlich gut gefallen, die figuren fand ich glaubwürdig und stimmig. mir stellte sich die frage, warum maurice nicht später auf eine schule für hochbegabte wechselt. klar, man versucht es erstmal mit klasse überspringen. aber dann?

die mutter wirkt doch sonst so reflektiert, der gedanke kommt ihr auch, aber 100 km scheinen ihr zu weit entfernt?!

detailkram:

kinderakademie. der ausdruck kommt mir ungeläufig vor. bisher dachte ich, es hieße schule für hochbegabte.

klasse springen. Die lehrerin meint sicherlich: klasse überspringen.

vom stil fand ich deine geschichte gut lesbar.

besonders gefielen mir passagen wie

Schnee macht mich zum Kind. Die ersten Wochen im Winter wird im Ort noch gerodelt, was das Zeug hält. Ich stehe erneut oben und will mit meinem Holzschlitten, der hier unter den Bobs einzigartig ist, wieder den Berg hinunterrasen.
„Du, Frau Meyer, was ich dir schon immer mal sagen wollte: Der Andy, der Busfahrer, ist ganz schön fies zum Maurice. Einmal hat er sogar den Spruch:„Maurice Meyer – großes M und kleine Eier“ durch das Mikrofon gesagt. Das fand ich eigentlich schon gemein, obwohl Maurice ja auch manchmal gemein zu uns war. Aber jetzt ist es besser.“ Der Kleine setzt sich auf seinen Bob und rutscht den Abhang hinunter.
Ich stehe da. Schäme mich. Schäme mich so vor meinem Kind. Ich will unter diesem Schnee versinken, ganz tief. Maurice kommt lachend auf mich zu.
„Maurice, weißt du noch, die Sache mit Andy, dem Busfahrer?“
„Mama, das Gras ist meterhoch. Hast du mir versprochen, weißt du nicht mehr?“

einzig am ende könntest du noch etwas ergänzen. die dialoge sind gut, wirken aber hörspielartig, weil die visuellen beschreibungen fast gänzlich fehlen. ein paar details würden die geschichte schön abrunden.

schöne grüße petdays

 

Hallo bernadette,

ich habe petdays Komm überflogen und dachte, die will ich lesen :).

Spannendes Thema, keine Frage. Ich frage mich, ob, wenn Du die Geschichte heute schreiben würdest, ob Du sie anders anfassen würdest. Ich denke fast.

Schön fand ich die Stellen, an denen Du Deiner Prot. mal so richtig nah kommst. Schön finde ich die Stellen, wo Mutter und Sohn miteinander agieren. Weniger schön ist die Distanz, die ich ab und an spüre. Immer dann, wenn es dazu kommt, dass der Text eher einen informierenden Charakter bekommt. Ich hatte zuweilen so das Gefühl, dass die Aufklärung in den Vordergrund tritt und die Personen sich dem unterordnen. Dann klingen die Dialoge mit den Lehrerinnen und dem Psychologen unnatürlich irgendwie.

Aufgewühlt fahre ich zur Schule und gehe angespannt ins Lehrerzimmer. Er steht am Fenster, schaut aber traurig in meine Richtung. Ich könnte weinen, lasse es aber nicht zu.

"aber" macht hier nicht richtig Sinn, könnte weg

Mama, da war der Vulkan wieder in mir drin, der ist ausgebrochen, ich konnte doch nicht anders. Das ist wie Niesen, das muss raus.“

Das ist wie Niesen, das muss raus. - Schönes Bild, aber ein bisschen Doppelmoppel, finde ich

Wir stehen einige Sekunden beieinander; körperliche Nähe kann er nur kurz ertragen.

Hier ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Warum lässt sie ihn nicht einfach sich von der Mutter lösen - abrupt. Halt show - na Du weißt ja selbst.

Auf dem Flur kommt uns die Rektorin entgegen. „Frau Meyer, beim nächsten Vorfall in dieser Art bekommt Maurice leider drei Tage Schulverbot und einen Verweis.“
Der nächste Schritt wäre dann vier Wochen Verbot und wenn es noch ein drittes Mal geben würde, ja, dann wird er von der Schule verwiesen. Sie sagt es nicht, aber beide wissen voneinander, dass es die Gedanken der anderen sind, während wir uns ansehen.

Oder solche Einschübe. Vielleicht wäre es günstiger der Mutter es als Gedanken in den Kopf zu legen und dabei auf ihre Ängste einzugehen, die sie damit verbindet. Si wirkt es halt irgendwie kühl und aufklärend.
usw.

Ich suche mal die Stellen, die ich wirklich sehr berührend fand. Den Anfang, mit der Kaffeetasse, die Sehnsucht nach Ruhe und abschalten und das es eben, wie so oft, nicht dazu kommt.

Wir fuhren still nach Hause, jeder seinen Gedanken nachhängend. Er braucht keine Ermahnungen.

In mir brodelt es. Glucke. Dumme Kuh. Jetzt machst du dich auch noch zum Gespött des ganzen Busunternehmens ... Ich sehe sie mit den Kaffeetassen zusammenstehen und tratschen.

Ja, ich weiß, miserabel reagiert. Bin auch nur ein Mensch. Ich reiße garstig ein paar Weinblätter ab. Das Rot ist fast bonbonfarbig.

Ich weiß zu dieser Zeit noch nicht, dass es erfreulicher wäre, wenn diese Prognose nicht stimmen würde.

Von diesen "Nachteilen", dass ist ja das spannende, da hätte es von mir aus noch ein paar im Text geben können. So wie die Einsamkeit des Jungens ja auch nur am Rand berührt wird. Schade eigentlich.

Ich stehe da. Schäme mich. Schäme mich so vor meinem Kind. Ich will unter diesem Schnee versinken, ganz tief. Maurice kommt lachend auf mich zu.
...
Bis zum Erdkern möchte ich versinken. Verschmelzen.

Sau stark!

Liebe Grüße Fliege

 

Hallo petdays und Fliege,

danke fürs Kommentieren von der doch schon etwas älteren KG. Kommende Wochen komme ich nicht dazu, mich damit auseinanderzusetzten, aber ich werde sie auf meine to-do-Liste setzen und in den Sommerferien (bei uns ab 27.7.) in Angriff nehmen.

Viele Grüße
bernadette

 

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