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Die Frau in Burka

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01.07.2016
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Die Frau in Burka

Es gibt Menschen, die haben einfach etwas Abstoßendes an sich.Häufig haben gerade diese Menschen aber auch etwas Anziehendes – wie soll ich sagen? Also, wenn jemand abstoßend ist, wundert man sich ja, warum diese Person so abstoßend ist. Genau das meine ich! Ich hoffe sie verstehen…

Jedenfalls:
Ich verließ einmal eine Studentenparty in München so um ein oder zwei Uhr morgens. Angetrunken und müde ging ich durch die Straßen und wollte nach Hause. Ich sah auf meinem Heimweg einige Leute den Gehweg entlang schreiten – unter ihnen eine Frau in blauer Burka.
In München gibt es im Übrigen viele verschleierte Frauen, vor allem im Sommer, wenn Touristen aus den Golfstaaten kommen, sie trugen aber keine Burqa. Aber diese eine Person hatte etwas Abstoßendes.Irgendwie -und ich weiß nicht, wie mir das aufgefallen ist- erinnerte mich diese Frau an einen Mörder oder Vergewaltiger.
Sie schien ziemlich zielgerichtet Richtung U-Bahn zu gehen. Ich konnte einfach nicht widerstehen und folge ihr unauffällig.

In der U-Bahn war niemand, nur einige obdachlose Penner, die betrunken lallten und sich gelegentlich in die Hose machten. Die Frau gesellte sich zu ihnen. Ich beobachtete sie, hinter einer Säule versteckt. Was hatte sie vor? Sie saß einfach so da und guckte den Pennern zu. Manchmal wurde sie angesprochen,antwortete aber nicht darauf.Wartete sie auf irgendetwas?
Nach einiger Zeit schliefen die Obdachlosen ein. Die Frau schien unruhig zu werden. Sie ging im Kreis herum, so als war sie tief in Gedanken versunken. Schlussendlich stieg sie in einen Zug. Ich konnte nicht widerstehen und folgte ihr abermals.

Die ganze Nacht verlief nach diesem Schema. Die Frau in Burka Gesellte sich immer zu einer Gruppe von Leuten: Sie stand neben Prostituierten am Straßenrand und kaufte mitten in der Nacht von Zigeunern Rosen.
Immer wenn sich eine Gruppe auflöste oder einschlief, wurde die Frau unruhig und suchte sich so schnell wie möglich eine neue.

Am Ende war sie ganz allein am Marienplatz. Sie wurde verzweifelt, weil niemand mehr da war. Sie drehte sich um, guckte in allen Ecken nach einem menschlichen Wesen.
Als sie schlussendlich realisierte, dass sie alleine war (ich hatte mich ziemlich gut versteckt) setzte sie sich zu Boden und verharrte eine Weile so.
Die Morgenröte kam schon.
Ich hatte eine ganze Nacht lang eine Unbekannte verfolgt.

Was für eine verrückte Person! Kaum zu glauben, dass ich eine ganze Nacht einer Psychopatin hinterhergerannt bin! Womöglich lag das am Alkohol.
Aber ich wunderte mich:
Warum konnte diese Frau nicht eine Stunde alleine bleiben, ohne verzweifelt zu wirken?
Ich konnte es einfach nicht lassen und folgte ihr weiter.

Der Garten(am Tag darauf)

Es war Mittag. Eine Frau in Burka war in einem Rosengarten.
Sie stieg auf einen Hügel und kniete auf seiner Spitze. Die Frau war alleine. Sie griff in eine Öffnung ihrer Burka und holte ein Foto von einem jugendlichen Mann heraus.
Sie blickte auf das Bild.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag mein Sohn.“
Tränen stiegen in ihre Augen. Sie stimmte ein Lied an:

„Es sterben so viel,
Vögel durch Krieg.
Flieg` kleine Nachtigall.
Flieg in den Himmel.“

 
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Hej alexei,

mit Interesse und Spannung habe ich die Geschichte gelesen. Inhaltlich gefällt sie mir sehr gut. Ich wäre der Frau gerne noch länger gefolgt und hätte detailliertere Beschreibungen erwartet. Einfach, um wirklich mit ihr zu fühlen. Was treibt diese Frau? Welchen Grund könnte es geben, dass sie in der Nacht herumstreunert.

Doch der Reihe nach.

Kennen sie solche Leute?

Ich mag es nicht gerne, in einem Text angesprochen zu werden, dulde es ausschließlich in Geschichten für Kinder. Aber das ist sicher Geschmackssache.

Aber diese eine Person hatte eine Art Präsenz oder „Aura“, die mich an einen Mörder oder Vergewaltiger denken ließ!

Diese Aussage sollte nicht für sich stehen. An dieser Stelle benötige ich Hilfe. Wie soll ich mir diese Aura vorstellen? Wie kommt es dazu?

Die Frau in Burka Gesellte sich immer zu einer Gruppe von Leuten: Sie stand neben Prostituierten am Straßenrand; sie kaufte mitten in der Nacht von Sinti und Roma Rosen und so weiter.

Es ist äußerst unbefriedigend in deiner spannenden Geschichte so etwas wie 'und so weiter' zu lesen, denn ich bin darauf angewiesen, was du mir zeigst, damit ich - in diesem Fall ein Gefühl für diese seltsame Frau bekommen kann.

Sie wurde verzweifelt, weil niemand mehr da war. Sie drehte sich um, guckte in allen Ecken nach einem menschlichen Wesen.

Auch an dieser Stelle hätte ich gerne mehr von ihrer Verzweiflung gespürt.

Ich hatte eine ganze Nacht lang eine Unbekannte verfolgt.
Ich muss gestehen, mittlerweile hatte ich schreckliche Angst vor dieser Frau.
Ich ging schnell weg, damit sie sich nicht zu mir gesellte.

Diese drei gleichen Satzanfänge kann ich nicht einordnen.

Der Garten(am Tag darauf)

Ein neuer Text in diesem kurzen Text. Mir hätte es sehr gefallen, wenn du ihn eingeflochten hättest.:shy:

Sie stieg auf einen Hügel und kniete auf seiner Spitze.

Sicher bin ich hier kleinlich, aber ich empfinde einen Hügel immer als weich, da mag mir die 'Spitze' nicht so recht gefallen.

Das auflösende Ende ist gefühlvoll mit dem kleinen Lied gelöst, doch auch an dieser Stelle hätte ich mir mehr Informationen gewünscht.

Du merkst, deine Geschichte ist schön, aber du gibst zu wenig Preis - für meinen Geschmack.

Ach, für das Aufspüren von Rechtschreibfehlern bin ich weniger geeignet, aber du hast verschiedene 'eingearbeitet'. ;)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Alexei,

nicht ahnend, dass Kanji das in der Zwischenzeit schon erledigt hatte, bin ich mal durch den Text gegangen und hab kommentiert. Doppeltes bitte ignorieren:

Es gibt Menschen, die haben einfach etwas Abstoßendes an sich. Kennen Sie solche Leute? Häufig haben gerade diese Menschen aber auch etwas Anziehendes – wie soll ich sagen? Also, wenn jemand abstoßend ist, wundert man sich ja, warum diese Person so abstoßend ist. Genau das meine ich! Ich hoffe Sie verstehen…
Sie als Anrede wird großgeschrieben. Und nein, ich verstehe nicht. Dein abstoßender Ich-Erzähler hat für mich überhaupt nichts Anziehendes. Vielleicht auch, weil du gar nicht erklärst, warum er so abstoßend ist.
Ich verließ einmal eine Studentenparty in München so um 1 oder 2 Uhr morgens.
Zahlen bitte ausschreiben
Ich sah auf meinem Heimweg einige Leute den Gehweg entlang schreiten – unter ihnen eine Frau in schwarzer Burka.
Sind Burkas nicht meistens blau? Die Konnotation schwarz = Trauer gibt es nur im Westen.
In München gibt es viele verdeckte Frauen, vor allem im Sommer, wenn Touristen aus den Golfstaaten kommen.
Ich kenne verdeckte Ermittler, aber verdeckte Frauen? Du meinst vollverschleiert. Ist Burka für dich ein Synonym für Vollverschleierung? Denn die Touristinnen aus den Golfstaaten tragen Niqabs, aus meinen Jahren in München-Neuperlach kenne ich die iranischen Tschadors, aber Burkas habe ich dort nie gesehen, kenne ich nur aus dem Fernsehen. Ist so ein Kampfbegriff geworden und vielleicht weiß es auch der Ich-Erzähler nicht besser, aber was hindert dich eigentlich, die Kleidung der Frau zu beschreiben? Du erzeugst mit dem Begriff "Burka" ein Bild im Kopf, das aber wahrscheinlich falsch ist.
Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber diese Frau bannte mich regelrecht.
Komma nach "nicht"
Sie schien ziemlich zielgerichtet Richtung U-Bahn gehen zu wollen.
"Sie schien gehen zu wollen"? Geht es noch unentschlossener? Außerdem Wiederholung: zielgerichtet, Richtung - klingt nicht so gut
In der U-Bahn war niemand, nur einige obdachlose Penner, die betrunken herum lallten und sich in die Hose machten. Die Frau gesellte sich zu ihnen.
Ja ja, ich weiß, dein Ich-Erzähler ist durch und durch unsympathisch, und das soll wohl auch so sein, aber wenn er sich schon so abschätzig äußert, dann bitte präzise: hatten die Penner wirklich zusammen nur eine gemeinsame Hose an und genau zur gleichen Zeit Harndrang? Und ist das Ablassen des Urins die einzige Reaktion auf das Erscheinen der Frau oder warum wird diese von den Wohnungslosen so hartnäckig ignoriert?
Das "herum" kann weg.
Sie ging im Kreis herum, so als wäre sie tief in Gedanken versunken.
Warum der Konjunktiv? Besteht Zweifel darüber, dass sie wirklich in Gedanken versunken ist? Geht sie im Kreis herum, nur um so zu tun, als wäre sie in Gedanken versunken? Wem will sie da was vormachen?
Die Frau in Burka gesellte sich immer zu einer Gruppe von Leuten: Sie stand neben Prostituierten am Straßenrand; sie kaufte mitten in der Nacht von Sinti und Roma Rosen und so weiter.
Bis zu dem "kaufte mitten in der Nacht" hätte man glauben können, dass nur der Ich-Erzähler die Frau sieht und sie somit eine Erscheinung ist. Denn auch wenn es mit dem Sperrbezirk in München nicht mehr weit her ist: so selbstverständlich ist Straßenprostitution da nun doch nicht, dass sich eine Frau - mit Burka oder nicht - einfach so daneben stellen könnte, ohne dass die Damen vom Gewerbe (die dort wirklich verdeckt arbeiten) Einspruch erheben. Und "Sinti und Roma" mag der Sammelbegriff dafür sein, was ich deinen Ich-Erzähler eigentlich verächtlich "Zigeuner" zu nennen erwartet hätte, aber es sind schon zwei verschiedene Volksgruppen und dass in einer Gruppe von Rosenverkäufern (wenn die überhaupt in Gruppen auftreten) Angehörige beider Völker vertreten sind, ist nicht wahrscheinlich, oder?
Immer wenn sich eine Gruppe auflöste oder einschlief[,] wurde die Frau unruhig und suchte sich so schnell wie möglich eine neue Menschenansammlung.
Komma nach "einschlief". Ist Menschenansammlung nicht ein bisschen hochtrabend für zwei, drei Prostituierte und ein paar Rosenverkäufer?
Am Ende war sie ganz allein im Marienplatz.
"am Marienplatz"
Ich muss gestehen, mittlerweile hatte ich schreckliche Angst vor dieser Frau.
Ich ging schnell weg, damit sie sich nicht zu mir gesellte.
Wieso das denn? Hier bekommt die Geschichte etwas unfreiwillig Komisches. Denn der Psychopath hier ist doch der seltsame Stalker, der die Geschichte erzählt.
Sie griff in eine Öffnung ihrer Burka und holte ein Foto von einem jugendlichen Mann heraus.
Interessante Frage: haben Burkas Taschen? Wenn nicht, welche Öffnung meinst du?
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag[,] mein Sohn. Was ich nur dafür tun würde, um dich zu vergessen.“
Sorry, aber das sagt keine Mutter. Keine Mutter will ihren Sohn vergessen. Und strengreligiöse Muslime gratulieren sich auch nicht zum Geburtstag. Sie feiern ihn gar nicht.

Aber ich will nicht nur meckern. Was mir wirklich gefällt, ist der Umstand, dass deine Figuren nicht statisch sind, dass gut rüberkommt, wie Trauer deine Titelfigur umtreibt. Und so wenig ich den Erzähler mag, er ist ein gutes Stilmittel, um die Figur aus der beobachtenden Perspektive zu schildern. Mir ist es als Leser nämlich sehr recht, die Gefühle der handelnden Personen nicht aufgedrängt zu bekommen, sondern sie mir aus der Geschichte selbst erschließen zu dürfen. Und natürlich hält uns dein vorurteilsbeladener Erzähler den Spiegel vor. Das erkenne ich durchaus an. Das war mutig, die Ich-Form zu wählen. Nicht so gelungen ist der Perspektivenwechsel am Schluss. Da wäre es vielleicht besser gewesen, der Erzähler hätte sie mit der S-Bahn noch bis zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen verfolgt, um mitanzusehen, wie der Sarg verladen wird.

Viele Grüße
Ella Fitz

 

Wow Leute,
Danke, dass ihr euch so viel Mühe mit euren Kritiken gegeben habt. :D
Ich hab eure Kritiken zu Herzen genommen und einige Fehler in meiner Geschichte korrigiert.
Danke Ella Fitz, dass du mit mir dein Wissen über Islam und die Münchner Nightlife geteilt hast
und danke Kanji, dass dir meine Idee so gefallen hat.

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
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Nun ja, da hab ich mir wohl viel gedacht und wenig umgesetzt, aber es ist ja noch nie ein Meister vom Himmel gefallen.
Ich hoffe, du liest auch meine kommenden Geschichten und gibst mir Kritik :D

Hallo alexei,

was hindert dich daran, diese Geschichte weiter zu verbessern, so dass sie richtig gut wird? :)

Was mir als allererstes auffällt: Ist der Titel so gewollt? Meinem Sprachgefühl nach müsste das "Die Frau in der Burka" heißen. Falls das geändert werden sollte, musst du das den Moderatoren sagen, das kannst du nicht selbst.

Liebe Grüße
bernadette

 

Halle bernadette
Denkst du wirklich, ich sollte die Geschichte noch bearbeiten?
Ich habe irgentwie das Gefühl, dass diese Geschichte gescheitert ist.

 

Hallo alexei!

Um deine Frage zu beantworten:
"Denkst du wirklich, ich sollte die Geschichte noch bearbeiten?
Ich habe irgentwie das Gefühl, dass diese Geschichte gescheitert ist."
=> Das kommt ganz auf dich an. Bedeutet dir die Geschichte irgendwas? Hast du sie aus einem bestimmten Grund geschrieben, wolltest du etwas Bestimmtes erzählen?
=> Falls ja, dann überarbeite. Konzentriere dich dabei am besten auf das Besondere, das, was du unbedingt mit dieser Geschichte erzählen wolltest.
=> Falls nicht, dann schreibe besser was Neues, eben etwas, was du gerne erzählen möchtest.

Grüße,
Chris

 

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