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Maskerade

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09.09.2015
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Maskerade

Schon im Flur höre ich die Männerstimmen. Ich könnte schwören, das verhaltene Lachen ist das von Frank. Nachdem ich leise Jacke und Schal abgelegt habe, fahre ich mit den Fingern durch die Haare, prüfe mein Spiegelbild und warte. Da ich nicht verstehen kann, worüber gesprochen wird, zwinge ich mich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die knarzenden Dielenbretter und mein hüpfendes Herz ignoriere ich. Als ich im Türrahmen erscheine, verstummt das Gespräch.
„Du bist spät dran, Schatz“, empfängt mich Joachim und nippt an seinem Bier.
Frank schnellt wie ein Springmesser vom Stuhl hoch und stößt gegen den Küchentisch, dabei schwankt die Flasche Radeberger bedrohlich. „Hey, Carla!“, ruft er eine Spur zu laut und schenkt mir einen Linksrechtskuss. Er tut so, als würde keine Mauer zwischen uns stehen. Keine Mauer aus Hoffnung und Enttäuschung, die nur durch Worte eingerissen werden könnte.
Ich bin verunsichert und befürchte, man sieht es mir an. „Was heckt ihr zwei da aus?“, will ich wissen, während ich ein Glas mit Leitungswasser fülle. Meine Kehle ist trocken.
„Wir haben Karten. Für den Faschingsball am Samstag. Jetzt geht’s drum, was zieh’n wir an.“ Frank zwinkert mir zu.
„Ach? Da freu’ ich mich für euch. Ihr gebt bestimmt ein schönes Paar ab.“
„Wenn du uns lieb bittest, nehmen wir dich mit“, wirft mir Frank den Ball zurück.
„Ich hab aber schon andere Pläne.“
„Carla, das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Amüsier dich mal!“
Wie es aussieht, haben die beiden Jungs soeben beschlossen, mich weich zu klopfen.
"Wann war’n wir das letzte Mal weg, hm? Voriges Jahr ging es auch nicht, als du …“
„… schwanger warst. Genau. Warum sprichst du es nicht aus?“ Ich trinke einen Schluck Wasser, muss mein Gesicht hinter dem Glas verbergen. Die Narbe im Unterleib zieht. Ich atme tief durch. „Ringelpiez mit Anfassen. Was sagt denn Babs dazu?“
Frank räuspert sich. „Ja, doch, findet sie gut.“ Er greift sich in den Hemdkragen. „Jedenfalls hat sie nix gesagt.“
„Sie weiß es noch nicht, stimmt’s?“ Ich muss lachen, obwohl mir nicht danach zumute ist.
„Sie wird es erfahren, so bald ich daheim ankomme.“
„Ich wollt’ sie schon die ganze Zeit besuchen. Ich schaff’s irgendwie nicht.“ Der Satz bleibt mir beinahe im Hals stecken. „Wie geht’s ihr denn?“ Noch während ich spreche, erkenne ich, wie oberflächlich sich meine Frage anhören muss. So, als ob ich nicht wüsste, wie man sich fühlt, wenn man Abschied nehmen musste. Erst von einem Kind, dann von einer Idee.
„Sie hat alles gut überstanden.“ Er macht eine Pause, als müsse er jedes Wort genau abwägen. „Sie kommt klar, denk’ ich. Weißt doch, sie ist hart im Nehmen.“
„Na, du musst es ja wissen.“
„Ach, komm Carla, sei kein Spielverderber!“, sagt Joachim. Genau der schmachtende Singsang, wie er ihn anstimmt, wenn er meint, ich sollte wieder mal meinen ehelichen Pflichten nachkommen.
„Muss es ausgerechnet ein Maskenball sein? Ich würd’ mal wieder ins Theater oder Kino geh’n, dieses Remake mit Richard Gere, wie heißt das gleich noch? Betrug?“
„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, von dem ich mich aufgespießt fühle. Er tänzelt auf mich zu, umfasst meine Taille und schiebt mich sanft, aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen!“ Er lacht.
„Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.
„So, Freunde. Ich muss!“ Frank wirft sein Sakko über die Schulter. „Bis Samstag dann.“
Wir begleiten ihn zur Tür und schauen ihm nach. Er überspringt jeweils eine Stufe, winkt uns flüchtig zu und verschwindet aus meinem Blickfeld, als hätte es ihn nie gegeben.
„Babs hat’s auch nicht leicht“, sagt Joachim mehr zu sich.
Was er damit meint, will ich nicht wissen.
„Hast doch bestimmt Hunger, hm?“
Ich nicke nur.
„Los komm! Ich hau’ uns schnell ’n paar Eier in die Pfanne!“
„Gute Idee.“ Nur zu gerne würde ich die Verlorenheit ausblenden, die sich wie ein leises Gift in jede Zelle stiehlt und mich lähmt.


Dunkelheit umgibt die Körper wie eine böse Vorahnung. Sie gibt nur ein paar Stellen nackte Haut preis, makellos und mit einem Leuchten, das von innen zu kommen scheint. Die Blondine hat den Kopf in seinen Schoß gelegt. Ihre Fingerspitzen berühren - zart wie Schmetterlingsflügeln - seinen muskulösen Bauch. Mit jedem Atemzug saugt sie seinen Geruch ein und genießt ihre Begierde.
Da bin ich mir sicher, je länger ich das Plakat betrachte.
„Könnte man direkt neidisch werden, stimmt’s?“, sagt jemand hinter mir, sodass mein Herz einen Schlag aussetzt. Ich wirble herum und blicke in Franks belustigtes Gesicht. „Soll wirklich ein guter Streifen sein, ’ne Paraderolle für die Lane … “
„Sag mal, hast du sie noch alle? Mich so zu erschrecken.“ In letzter Sekunde zügle ich meinen Impuls, ihm eine runterzuhauen.
„Sorry! Blöd von mir! Aber als ich dich da sah … Ich dachte halt … Hätt’ ich weiterlaufen sollen, oder was?“
„Und du bist ganz zufällig hier langgekommen. Weißt nicht, dass ich um die Zeit den Laden schließe?“ Wie auf Stichwort beginnt die Glocke der Rathausuhr blechern zu schlagen.
„War im Reisebüro.“ Er macht eine knappe Kopfbewegung. „Komm!“, sagt er und berührt vorsichtig meinen Arm. „Bis zur Kreuzung.“
Schweigend laufen wir nebeneinander. Die Köpfe gesenkt, die Hände tief in den Jackentaschen vergraben. Einer das Double des anderen. Und obwohl eisige Windböen um die Häuserecken fegen, wünsche ich mir, dass wir immer so weiterliefen, ohne Bestimmung, dass wir keine andere Wahl hätten.
„Ihr wollt in Urlaub fahren? In die südliche Sonne?“, frage ich.
„Mal seh’n. Wenn die Kinder Ferien haben. Babs muss auch mal raus. Is’ alles nicht so einfach. Im Moment.“
„Was? Der Winterblues?“
„Mensch, Carla, frag doch nicht so!“
„Wie soll ich denn …?“
Er bleibt stehen und sieht mich ernst an. „Kannst du dir vorstellen, dass ich unsere Gespräche, unsere Scherze vermisse? Ich komm mir vor wie ein verdammter Schuljunge. Du spukst in meinem Kopf.“ Seine Stimme ist rau und fremd. „Ich kann nix dagegen machen.“
Und plötzlich sehe ich die Szene wieder vor mir, glasklar und messerscharf. Die Geburtstagsfeier von Babs. Ich lehne am Fensterrahmen und beobachte tanzendes Laub. Das Lachen aus dem Nebenraum wird unerträglich. Frank hat mich im Halbdunkeln gefunden, tritt hinter mich, flüstert in mein Haar und küsst für einen Sekundenbruchteil meine Traurigkeit weg.
Er holt mich zurück in den frostigen Winterabend. „Ich frag’ mich oft, was wäre, wenn wir uns früher begegnet wären.“
Ich wünsche mir, dass er mich in den Arm nimmt und mich wärmt, aber ich sage: „Lass’ gut sein, Großer!“ Scharf ziehe ich die Luft durch den Mund ein, dann imitiere ich seine Stimme: „Meine Frau versteht mich nicht mehr!“
Er lacht.
„Ich kann das nicht, Frank!“, flüstere ich. Mit der Kälte kriecht die Angst in mir hoch. Die Angst, enttäuscht zu werden und alles zu verlieren. Meine Haut ist so dünn geworden. „Danke für’s Bringen!“ Der Wunsch, allein zu sein, wird übermächtig. Wer braucht schon Geständnisse, die in eine Sackgasse führen? Das mache ich mit mir aus. Meine Augen tränen vom scharfen Wind.


Babs schält sich als Erste aus ihrem Mantel. Eine Komposition aus Blau und Silber kommt zum Vorschein. Ausgesprochen geschmackvoll, sehr harmonisch, die kleine Meerjungfrau. Wenn es stimmt, dass eine Verkleidung die unterbewusste Sehnsucht danach ausdrückt, was wir sein wollen, dann wünscht sich Babs, die Frau ohne Unterleib zu sein. Verständlich, nach den Erlebnissen der letzten Wochen. Ich hätte ihr beistehen sollen. Ihr sagen müssen, dass man lernen muss, seine Gedanken zu steuern, weg vom Zentrum des Schmerzes hin zu anderen Aufgaben oder auch zu anderen Männern. Alles beginnt im Kopf. Auch das Ende des Kummers. Wir könnten uns immer noch zum Kaffeekränzchen treffen, gegenseitig Händchen halten und unsere Herzen ausschütten. Besser nicht. Ich bleibe auf Distanz.
Mein Schweigen ist wenigstens ehrlich.
So ehrlich wie meine Verkleidung, weil sie keine ist. Ich trage mein kleines Schwarzes. Heute bin ich Verführerin und Trauernde, heute werde ich auf dem Vulkan tanzen. Der Augenblick, in dem ich glaube zu ersticken, ist schnell vorbei.

Frank hat ein Auge unter einer schwarzen Klappe versteckt, aber dafür spüre ich seinen Blick umso intensiver, der über meine bloßen Arme und Schultern spaziert und am Ausschnitt Rast macht. Meine Haut kribbelt. Der Gedanke, ich könnte das Schiff sein, das der Freibeuter der Meere heute entern will, erregt mich.
Nachdem Joachim von der Garderobe zurück ist, setzt sich unsere kleine Prozession in Bewegung.
Hitze schlägt uns entgegen, im Saal kann man sein eigenes Wort nicht verstehen. Ein Mönch und eine Nonne winken uns aufgeregt zu. Fast hätte ich die beiden nicht erkannt, die einen Sechsertisch für uns besetzt halten.
Die Masse tobt und grölt den Text mit, den Anton aus Tirol vorgibt. Er preist gerade seine Figur an, die angeblich ein Wunder der Natur ist. Ein Harlekin wirft eine Papierschlange nach Babs, nimmt sie bei der Hand und zieht sie auf die Tanzfläche. Als wir uns weiter durch die Tischreihen zwängen, bleibt Joachim mit dem wadenlangen Flanellnachthemd hängen. Er sieht so hilflos aus. Ein bisschen tut er mir leid, aber er wollte es ja so.

Bevor Joachim von der Ordensschwester entführt wird, zuckt er mit den Schultern und schenkt mir einen letzten verzweifelten Blick. Babs bleibt auch verschwunden. Unser Tisch ist verwaist. Frank nickt und malt Kreise in die Luft. Seine Aufforderung zum Tanz. Er geht vorneweg, schiebt sich durch das Gedränge, teilt für mich das Meer, mein verwegener Piratenkapitän.
Erst setze ich die Füße fest auf den Boden, dann springe ich, immer höher und höher, und wenn alles vibriert in mir, dann hebe ich ab. Ich habe beinahe vergessen, wie sehr ich diese Verwandlung mag und wie befreiend sie sein kann.

So geschmeidig, wie es mein knappes Kleidchen zulässt, schraube ich meinen Po auf den Barhocker. Frank steht neben mir und fächert uns mit der Getränkekarte Luft zu. „Was willst’n trinken? Sex on the Beach, Leuchtturm?“ Er entscheidet für mich: „Sex ist immer gut.“
In der Spiegelwand kann ich mich sehen, das Hütchen mit dem Tüllschleier verleiht mir etwas Lächerliches. Ich komme mir vor wie eine misslungene Mischung aus Vamp und meiner eigenen Großmutter. Wenigstens ist das Licht vorteilhaft, das, was vom Gesicht übrig ist, sieht jung und erhitzt aus. Die Schatten sind verschwunden.
Wir saugen schweigend an den Strohhalmen, der Cocktail ist klebrig süß. Ich weiß nicht, der wievielte es ist, ich habe nicht mitgezählt. Frank reibt sich an meinem Schenkel. Ich lasse mich nicht lumpen und erwidere den Druck, kein Blatt Papier passt zwischen uns. Er dreht mich schwungvoll zu sich und mir wird schwindlig, als ob ich Karussell fahren würde. Mit meinem Zeigefinger zeichne ich geheimnisvolle Muster auf seine nackte, verschwitzte Brust. Meine roten Krallen wirken billig und obszön und unecht, so wie mein Gekicher. Mir egal, ich amüsiere mich.
„Nimm doch mal die alberne Gardine weg.“ Im nächsten Augenblick hebt er den Schleier von meinem Gesicht. Unsere Blicke verhaken sich. „Warum versteckst’n deine Augen?
„Vielleicht hab ich Angst, dass du meine Gedanken liest.“ Ich bin nicht sicher, ob ich das ausgesprochen habe.
„Du hast schöne Augen, weißt du das? Blau und tief wie das Meer“, blödelt er. Dann wird er ernst, nimmt mein Gesicht in beide Hände und küsst mich.


Die Lippen sind weich, die Zunge fordernd. Es gibt nur uns beide, wir treiben in einem Raum, der nur aus Zärtlichkeit besteht. Hände streicheln mich, sind überall gleichzeitig, sogar in mir. Seltsam. Ich kann die Berührungen genießen wie schon lange nicht mehr. Ich lasse mich fallen. Das Bett unter mir ist weich, ein Wasserbett, es schaukelt sanft. Das Meer rauscht. Er drückt meine Schenkel auseinander, dringt in mich ein, es geht so einfach. Logisch, denke ich, ich bin klebrig süß und unersättlich. Und billig. Wer ist der Kerl eigentlich, dem ich mein Becken entgegenrecke? Ich öffne die Augen. Er trägt eine Maske, doch ich weiß mit einem Mal, es ist Richard Gere, ja genau, der junge Richard Gere. Er stöhnt, dann spricht er mit Franks Stimme: „Amüsierst du dich?“ Sein Gesicht zerfließt, bevor ich ihm sagen kann, wie sehr ich ihn liebe. Ich schließe die Augen wieder, das Gesicht ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich alles, was geschieht, deutlich erspüre. Er treibt von mir weg, doch ich will, dass er härter zustößt, es darf ruhig wehtun, muss wehtun. Ich bin hart im Nehmen. Ich kralle mich in seinen Rücken, bis ein scharfer Schmerz meine Eingeweide durchzuckt. Das Boot schwankt und droht zu kippen, als der Mann die scharfe Klinge aus meinem Körper zieht. Er nimmt die Augenklappe ab und grinst. Blut läuft über Franks Hand. Dort wo mein Unterleib sein sollte, klafft eine offene Wunde. Ich schreie. Lautlos.
Das Bett neben mir ist leer.


Joachim ist frisch rasiert und geduscht, die Haare noch feucht. Er deckt den Frühstückstisch, als ich in die Küche schlurfe.
„Na du. Kommst gerade richtig“, sagt er aufgekratzt. „Siehst ein bisschen käsig aus.“
Jedes Wort von ihm gleicht einem Paukenschlag, mein Kopf dröhnt.
Er hat Brötchen aufgebacken, Salami hauchdünn geschnitten, Erdbeerkonfitüre und Joghurt auf den Tisch gestellt. Eine Kerze flackert. Er hat sich richtig Mühe gegeben. Beim Anblick des Rühreis dreht sich mir der Magen um.
„Mir ist schlecht.“ Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen, meine Arme baumeln kraftlos an mir herab, als wären sie nur mit wenigen Stichen am Rumpf festgenäht.
„Mach, was du willst! Ich fang jetzt an. Schwofen macht hungrig.“
Es ist nicht mit anzusehen, wie gierig er schlingt. Ich hole mir einen Becher Kaffee aus der Maschine, die ein letztes Röcheln von sich gibt, trete ans Fenster und schaue in den Garten.
„War doch toll gestern, oder? Mal was anderes.“ Er spricht mit vollem Mund. „Weißt du, manchmal ist es ganz einfach: Hürde nehmen und zack …“ Das Brötchenmesser muss ihm aus der Hand gesprungen sein. „Ich bin richtig stolz auf dich, Carla. Ein guter Weg.“
Die Kalendersprüche nerven. Schon lange. Sicherheitshalber vergewissere ich mich, doch er liest nicht ab, er hat das wirklich auswendig gelernt.
„Achim?“, unterbreche ich den Exkurs in die Küchenpsychologie.
„Ja, Schatz?“
„Welche Augenfarbe habe ich?“
Er zögert. Zu lange. “Graublau.“
„Aha.“ Kann man gelten lassen, füge ich in Gedanken hinzu, aber nur, wenn das Meer aufgewühlt ist.

Es beginnt zu schneien. Plötzlich ist es ganz still. Auch in mir. Ich stelle mir vor, wie der Schnee alles zudeckt, die schmutzigen Kieswege, die Sehnsucht und die Scham.

 

Hej peregrina,

das ist ja hartes Zeug am frühen Morgen. Aber weil deine Geschichte derart organisch fließt, muss ich sie beenden.

Deine Protagonistin ist wundervoll getroffen. Ich spüre ihre Trauer, ihre Müdigkeit, die Zeit, die sie bereits hinter sich hat, die damit verbundene "Arbeit", ihre Wünsche, ihre Lust, ihren Zynismus (okay, der ist deutlich), ihre Hilf- und Ratlosigkeit. Für meinen Geschmack ist sie einen winzigen Tick zu tough, möglicherweise weil Joachim zu schwach ist? So funktionieren Paare wohl.

Die Präsenz der anderen Protagonisten ist gut gehalten. So viel wie eben nötig.

Der gesamte Tonfall, der Stil, spiegelt das Geschehen wider. Verlust. Nicht viele Worte nach der Zeit nötig, alles schon etliche Male durchgekaut.

Dir gelingt es echt supergut, Informationen einzuflechten, ohne explizit zu benennen. Zum Beispiel ist mit dem Erscheinen in die Wohnung, in die Unterhaltung deutlich zu spüren: sie kommt nicht von einem Vergnügen (später erfahre ich, sie arbeitet viel und weswegen), sie ist leicht genervt, auch von ihm.

Genau, da war ich hochschwanger. Sprich es ruhig aus!“ Ich muss einen Schluck Wasser trinken, mein Gesicht hinter dem Glas verbergen.

Keine "kleine" Angelegenheit. Entsetzlich. Weswegen versteckt sie das Gesicht? Doch Schwäche? Oder Ärger und Enttäuschung?

Die erotische Phantasien sind pointiert und wirklich passend. Ich bin im Bilde und je mehr ich am Ende über Joachim weiß, desto mehr empfinde ich ihr nach. Oje. Das nimmt (k)ein gutes Ende. ;)

Logisch, denke ich, ich bin klebrig süß und unersättlich und billig.

Billig? Weiß nich.

Er trägt eine Maske, doch ich weiß mit einem Mal, es ist Richard Gere, ja genau, der junge Richard Gere.

Cool, dass du wechselst. Macht es deutlich, wie beliebig ihr zumute ist, was sich in ihr freisetzt.

Schluss mit der Maskerade, oder?

Vielen Dank für diese gelungene Geschichte und herzlicher Gruß, Kanji

 
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Liebe Peregrina

Wie soll ich sagen, deine Maskerade liest sich eigentlich ganz gut, wirkt auf mich aber noch etwas unausgegoren. Wie Carla und Frank zusammenkommen ist recht konstruiert. Also entweder ist Joachim total blind, oder er will sich im Gegenzug an Babs ranmachen. Leider erfahre ich dann nichts mehr über Babs und Joachim, ja irgendwie sind die plötzlich aus der Festhalle verschwunden. Ok, du willst der verbitterten Carla ein Abenteuer gönnen. So husch husch funktioniert das aber nicht. Auch sprichst du für meinen Geschmack zuviele Konflikte auf einmal an und kannst sie dadurch gar nicht richtig bedienen. Der genervte Ehemann Joachim, Carlas Überdruss ihm gegenüber, den unverarbeiteten Tod ihres Kindes, das Liebäugeln mit Frank, Franks Überdruss auf Babs, Babs Fehlgeburt ...
Hui, da wünschte ich mir halt eine differenziertere Entwicklung der Geschehnisse. Ich hoffe, ich drücke mich verständlich aus.
Vieleicht könntest du zu Beginn näher bei Joachim und Carla bleiben und Frank nicht so offensichtlich schmachtend darstellen. Erst gegen Ende am Faschingsball, wo sie Joachim und Babs vermissen und mit schwerer Zunge sich den ganzen Weltschmerz auskozen, könnte sich der Frust in Lust verwandeln. Nur so eine Idee.

„Du bist spät dran, Schatz“, empfängt mich Joachim. Sein Tonfall: vorwurfsvoll.
Das schwarze wirkt aufgesetzt, zeige Franks Vorwurf, z.B:
„Du bist spät dran, Schatz“, empfängt mich Joachim und bleibt sitzen.

Voriges Jahr ging es auch nicht, da warst du …“
, als du …
(Nur so als Idee, hat für mich mehr Fahrt in den Fettnapf.)

Er macht eine Pause, als müsse er jedes Wort genau bedenken, dann räuspert er sich. „Sie kommt klar, denke ich. Zwei Kinder reichen ja auch.“ Er greift sich in den Hemdkragen.
„Na, wenn du es sagst.“
Er schiebt noch etwas nach, das sich für mich wie „nur so groß wie eine Kaulquappe“ anhört, aber ich habe keine Lust, über die Fortpflanzung der Lurche zu plaudern.
Also teilen die beiden Frauen das gleiche Schicksal, nur dass Carla ihr erstes verloren hat und Babs nach Meinung Franks wohl keine Kinder mehr bekommen wird. Das meinte ich im übrigen mit zu viele Konflikte auspacken. Also die Idee, dass Franks Ehe auch belastet ist, passt zu Franks Verhalten, aber im weiteren Verlauf der Geschichte spielt das keine Rolle mehr und so frage ich mich, ob das wirklich nötig war, Babs auch noch eine Fehlgeburt anzudichten? Damit wirken Frank und Carla eher unsympatisch und egoistisch. Mir fehlt da die spürbare Zerissenheit bei Carla.

Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann.
Glaub ich nicht.;)
Und wenn du das Geschwärzte weglässt, dann bleibts auch für den Leser geheimnisvoll.

Er kommt auf mich zugetänzelt, umfasst meine Taille und schiebt mich sanft aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen“, raunt er.
„Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.
Warum nicht? Und keine Reaktion von Joachim? Dann bitte eine Reaktion von Carla, die sich über die Gleichgültigkeit Joachims aufregt und deshalb Franks Avancen gut heisst, oder so.

Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten: „Komm Carla, sei kein Spielverderber!“
Der Ehepartnerin Vorwürfe machen als eheliche Pflicht? :D

So ehrlich wie meine Verkleidung, die keine ist. Ich trage Schwarz, mein kleines Schwarzes.
Für mein kleines Totes. Der Augenblick, in dem ich glaube zu ersticken, ist schnell vorbei.
Und das ist die Stelle, die mich ärgert. Das kauf ich ihr nicht ab, sorry. Wenn es eine ehrliche Nicht-Verkleidung ist, dann versteckt sie damit den Schmerz. Aber wenn es eben keine Verkleidung ist, dann droht sie zu ersticken und Frank rettet sie meinetwegen mit einem Drink. Aber so? Weder Fisch noch Vogel, tut mir leid.

der Meere heute entern will, belustigt mich.
Neiiiin! Verwirrt mich, ok, lässt Schmetterlinge tanzen, auch ok, aber belustigen? Nop.

Nachdem Joachim von der Garderobe zurück ist, setzt sich unsere kleine Prozession in Bewegung.
Hitze schlägt uns entgegen, im Saal kann man sein eigenes Wort nicht verstehen. Ein Mönch und eine Nonne winken uns aufgeregt zu. Fast hätte ich die beiden nicht erkannt, die einen Sechsertisch für uns besetzt halten.
Die Masse tobt und grölt den Text mit, den Anton aus Tirol vorgibt. Er preist gerade seine Figur an, die angeblich ein Wunder der Natur ist. Ein Harlekin wirft eine Papierschlange nach Babs. Als wir uns durch die Tischreihen schieben, bleibt Joachim mit dem wadenlangen Flanellnachthemd irgendwo hängen. Er sieht so hilflos aus. Ein bisschen tut er mir leid, aber er wollte es ja so. ¨
Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Hier wird das Setting mit wenigen Worten charakterisiert und der Wendepunkt der Geschichte eingeläutet. Leider geht es mir danach einfach zu schnell. Da fehlt ein Teil, denn im nächsten Moment schieben sich Carla und Frank an die Bar und beginnen heftig und ungeniert zu Flirten. Kein Zaudern, die Partner könnten was mitbekommen?

Dann wird er ernst, nimmt mein Gesicht in beide Hände und küsst mich.

Die Lippen sind weich, die Zunge fordernd.

Hier findet ein Ortswechsel statt, oder fällt sie nach dem Kuss ins Koma und es handelt sich um eine Traumszene? Vermischen sich hier Realität und Wunschdenken? Eigentlich ist dieses Ungewisse reizvoll, der Seitensprung wird mit dem Kuss real, der Ausgang bleibt zweideutig.

Der letzte Abschnitt gefällt recht gut, du zeigst den berühmten Tag danach, mit ihren ungelösten Beziehungsproblemen, denn eine Taube macht noch keinen Frühling. Trotzdem weiss ich immer noch nicht so recht, wie Joachim zu Carla steht. "Du bist auf ’nem guten Weg." Gibt es also gar kein Wir mehr zwischen den beiden?

Fazit: Wenn du den Seitensprung etwas stimmiger vorbereiten, ohne Frank bereits von Anfang an als sabbernden Lüstling darzustellen und Joachims Haltung zu ihrer Beziehung verdeutlichen könntest, dann wäre die Geschichte für mich greifbarer und stimmiger.
Hoffentlich hilft dir meine Einschätzung.

Gern gelesen, liebe Grüsse,
dot

 

Hallo peregrina,

die Geschichte lässt mich zwiespältig zurück. Sprachlich souverän, gute Dialoge, ein Stil, der zum Thema passt. Trotzdem spüre ich die Figuren, besonders die Männer, nur durch einen Nebel. Da ist so viel Gleichgültigkeit. Die Protagonistin bleibt nach außen völlig cool und leidet für sich alleine, lässt sich zum Maskenball überreden, trinkt, sext und fühlt das Blut, aber wer ist sie? Vielleicht erwarte ich zu viel, weil ich thematisch ähnliche Geschichten auch hier schon gelesen habe und es bräuchte mehr Wucht, mehr Drama. Aber wie gesagt, gute Geschichte, treffende Charakterstudie.

Textstellen:

Frank hüpft vom Stuhl auf, als wäre er ein Springmesser, dabei schwankt die Flasche Radeberger, die vor ihm steht, bedenklich.
gutes Bild :Pfeif:

„Muss es ausgerechnet ein Maskenball sein? Ich würd’ mal wieder ins Theater oder Kino geh’n, dieses Remake mit Richard Gere, wie heißt das gleich noch? Betrug?“
„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann.
ist mir ein zu plakativer Hinweis auf den Seitensprung, der folgt.

Sex on the Beach, Leuchtturm?“ Er entscheidet für mich: „Sex ist immer gut.“
platter Witz, aber realistisch, wird so oft gebracht:lol:

Mit meinem Zeigefinger zeichne ich geheimnisvolle Muster auf seine nackte, verschwitzte Brust.
auch das ist super gezeigt

Das Meer rauscht. Er drückt meine Schenkel auseinander, dringt in mich ein, es geht so einfach. Logisch, denke ich, ich bin klebrig süß und unersättlich und billig.
:Pfeif:klasse geschildert

Er stöhn, dann spricht er mit Franks Stimme: „Amüsierst du dich?“ Sein Gesicht zerfließt, bevor ich im sagen kann, wie sehr ich ihn liebe.
da musst du nacharbeiten.

Dort wo mein Unterleib sein sollte, klafft eine offene Wunde. Ich schreie. Lautlos.
stark ausgedrückt, aber nahe liegend das so auszudrücken

Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen, meine Arme baumeln kraftlos an mir herab, als wären sie nur mit wenigen Stichen am Rumpf festgenäht.
der Vergleich ist super

Ich hoffe, du kannst was mit anfangen.
viele Grüße
Isegrims

 

Hola peregrina,

schon Deine letzte Geschichte fand ich überzeugend und gelungen – und mit dieser ist es nicht anders. Als Leser hab ich das Gefühl, der Autor hat sein Bestes gegeben, alles stimmt, Titel und Plot eine perfekte Einheit – ja, da hat man einen anspruchsvollen Text vor sich.
Auch finde ich sympathisch, dass Du (vermutlich) gezielt für ein ausgeglichenes Timbre gesorgt hast – keine Überspitzungen, nichts Schrilles, alles gut kalkuliert und dosiert, immer aber deutlich genug, so dass ich diesen Text trotz seiner Härte als kultiviertes Leseerlebnis erfahren darf. Toll, wie Du mit dem Schreiben vorangekommen bist! Kompliment auf jeden Fall.

Jetzt übe ich mich noch ein bisschen als Kleinigkeitskrämer, allein schon deshalb, weil es den perfekten Text nicht gibt. Wer hat das eigentlich behauptet?
Möglicherweise habe ich manches falsch oder gar nicht verstanden, vielleicht hat auch der Plot noch dünne Stellen – aber gelesen habe ich Deine Geschichte sehr gern. Übrigens: Deine Chancen, im Maskenball unerkannt zu bleiben, verschlechtern sich;).

Schon im Flur höre ich die Männerstimmen, verhaltenes Lachen mischt sich in das Gemurmel.
Männerstimmen und Gemurmel – da denke ich an ein Grüppchen. Es sind aber nur zwei, von denen meist nur einer spricht, und selbst wenn sie sich ins Wort fallen würden, gäbe es noch kein Gemurmel, oder?
Sein Tonfall: vorwurfsvoll.
Das mit den Doppelpunkten kommt bisschen strange.
Frank hüpft vom Stuhl auf, ...
Warum nicht das gute alte ‚springt vom Stuhl auf’? Hüpfen ist für mich mehrfaches Auf und Nieder.
... , während ich ein Glas mit Leitungswasser fülle.
Für mich ungewöhnlich. Will sie das trinken?
Er schiebt noch etwas nach, das sich für mich wie „nur so groß wie eine Kaulquappe“ anhört, aber ich habe keine Lust, über die Fortpflanzung der Lurche zu plaudern.
Hier komme ich nicht klar. Ist das ein peregrina-Gag? Vom Lurch ist doch sicher nicht die Rede, eher vom Fötus.
Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten: „Komm Carla, sei kein Spielverderber!“
Die ‚ehelichen Pflichten’ hätte ich enger eingegrenzt.

„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann. Er kommt auf mich zugetänzelt, umfasst meine Taille und schiebt mich sanft aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen“, raunt er.
Das Radeberger wirkt, aber dass Joachim zuschaut?
So ehrlich wie meine Verkleidung, die keine ist. Ich trage Schwarz, mein kleines Schwarzes.
Für mein kleines Totes.
Maskerade. Diese Frau ist noch nicht so weit, auf einen Maskenball zu gehen. Warum lässt sie sich überreden?
Der Gedanke, ich könnte ... ... belustigt mich.
Spaß im kleinen Schwarzen fürs kleine Tote. Carla ist doof. Haut sich die Cocktails rein, ist dann schön spitz, trägt Trauer und sagt:
Mir doch egal, ich habe den Auftrag, mich zu amüsieren.
Nee, das passt mir nicht. Entweder hat sie sich den Auftrag selbst erteilt, mit Unterstützung des Alkohols, oder sie meint, freie Fahrt zu haben, weil die Männer das so gewollt haben. Das ist bequem, die anderen sind schuld.
Dann knutscht sie mit Frank an der Theke. Joachim ist wo? Andersweitig beschäftigt? Auch gut. Nur kann ich mir das so nicht vorstellen. Und wie kommen Carla und Frank so plötzlich in die Koje? Ruck-zuck, hast Du nicht gesehen!
Die erotische Szene ist lebensecht, das gefällt mir sehr gut. Da kommt dieser Flow – wow!
Aber nach ...
Diesmal muss es klappen.
... verstehe ich nichts mehr.
... als der Mann seinen Säbel aus meinem Körper zieht. Er schwingt die Klinge wie eine Trophäe über seinem Kopf, ...
Der Säbel / Klinge ist der ‚Johannes’. Den zieht er heraus und schwingt ihn über seinem Kopf?
Dann fließt Blut, Frank hat sie verletzt. Kein Wunder, denn:
Ach ja, jetzt fällt es mir ein, ich will, dass er härter zustößt, es darf ruhig weh tun.
Tja, das fällt ihr ein, so ganz unverhofft, einfach so – wäre doch schön, wenn es weh tut.
Aber hallo! Hatte sie nach den Zungenküssen einen Aussetzer, eine erotische Fata Morgana, die in eine Wahnvorstellung mündet. Aber Du wirst mich aufklären:).
Carlas Mann fand das wohl in Ordnung, dass der Stuhl seiner Gattin am Sechsertisch längere Zeit verwaist war.

Flüchtigkeitsfehler:

Er stöhn, dann spricht er mit Franks Stimme: „Amüsierst du dich?“ Sein Gesicht zerfließt, bevor ich im sagen kann, ...

Liebe peregrina, die Dialoge haben mir gut gefallen, da passt für mich alles. Und schöne Sachen findet man im Text. Will sie nicht alle aufzählen, nur ein Beispiel:
... meine Arme baumeln kraftlos an mir herab, als wären sie nur mit wenigen Stichen am Rumpf festgenäht.
Und wie oben schon gesagt: Das Schreibhandwerk liegt Dir augenfällig, Du hast m.E. ordentlich zugelegt, und ich finde das bewundernswert, dass Du nicht lockergelassen hast, um Deinem Ziel näherzukommen.
Für heute meine besten Wünsche und Grüße
und auch für die nächsten Werke viel Erfolg!

José

 

Liebe peregrina,

du hast den Tag 'Erotik' gesetzt und das mit Recht. Das kannst du wirklich sehr gekonnt auf eine Weise, die mich gerne die ganze Geschichte lesen ließ. Da steckt für mich viel Kenntnis der weiblichen Psyche darin, dazu sprachlich überzeugend gestaltet.

Was mich umtreibt, ist der ausgeprägte Zynismus deiner Prota. Sicher, sie hat ihr Kind verloren vor weniger als einem Jahr, wahrscheinlich eine Totgeburt, da sie ja hochschwanger war. Das ist hart und löst ganz bestimmt Depressionen aus. Aber Zynismus?

Dann muss sie von jemandem sehr verletzt worden sein, und da kommt wohl in erster Linie der Vater (Ehemann) in Frage. Leider gibt es für mich im Text keine wirklich plausiblen Hinweise. Hat er nicht genug getrauert mit ihr? Ist er einer, der, wenn er keine bereitwillige Ehefrau hat, schnell mal auf Partnertausch setzt und dazu seinen guten Kumpel animiert?

Du hattest schon einmal eine ähnliche Konstellation in einem früheren Text. Deine Prota scheint mir eine zu sein, die darauf fixiert ist, das Heil oder vielmehr die Heilung im Sex zu suchen. Nur verstehe ich dann nicht, warum sie sich am folgenden Morgen schämt und den weißen Mantel des Schnees darüberbreiten möchte. Das hätte ich gerne genauer gewusst.

Mein Lob bleibt aber bestehen: sprachlich souverän mit lebensechten Dialogen und ab und zu giftig-
witzigen Bemerkungen über den Geschlechterkampf.

Herzlichst
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Kanji,

bewundernswert, dass du meine KG spontan und umfassend kommentierst, schließlich hast du eine eigene am Start. Aber so sind sie, die modernen Frauen, Multitasking auf höchstem Niveau (mich ausgenommen).

das ist ja hartes Zeug am frühen Morgen.
War ja auch mehr für die Nacht gedacht :lol:

Aber weil deine Geschichte derart organisch fließt, muss ich sie beenden.
Das ist natürlich ein liebenswürdiges Kompliment, und das von deiner Seite, da freue ich mich ganz besonders.
Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber in meinem Fall ist die Verunsicherung kurz nach dem Posten einer KG extrem. Mein Beurteilungsvermögen ist lahm gelegt. Dann treffen die Meinungen ein, mein Denkapparat setzt sich wieder in Gang und genau jetzt, wo ich frisch und munter Entscheidungen treffen müsste, schlafe ich kaum, kann nix essen und kriege, weil ich so geschwächt bin, keinen klaren Gedanken auf die Reihe.
Und wahrscheinlich wird sich auch so bald keine Routine einstellen.

Deine Protagonistin ist wundervoll getroffen. Ich spüre ihre Trauer, ihre Müdigkeit, die Zeit, die sie bereits hinter sich hat, die damit verbundene "Arbeit", ihre Wünsche, ihre Lust, ihren Zynismus (okay, der ist deutlich), ihre Hilf- und Ratlosigkeit. Für meinen Geschmack ist sie einen winzigen Tick zu tough, möglicherweise weil Joachim zu schwach ist? So funktionieren Paare wohl.
Carla ist mir als Charakter sehr nah, sehr ähnlich. Oftmals fühlt, spricht, handelt sie wie ich es möglicherweise tun würde. Dass ihr ausgeprägter Zynismus manchmal nur nervt, kann ich mir gut vorstellen, aber ich brauche ihn als wichtige Facette ihrer Persönlichkeit. Er stellt das Gleichgewicht zu ihrer Verletzlichkeit, ihrem Trotz her und ist immer als Schutzfaktor zu verstehen.

Na ja, der Joachim, dem gebe ich irgendwie immer der Lächerlichkeit preis, indem ich ihm ein Flanellnachthemd anziehe und Worte in den Mund lege, die ihn zum Hampelmann machen, fast zur Karikatur. Mir ist das bewusst und ich finde auch, dass ich mich als Autor zu parteiisch verhalte. Momentan kann ich diese unprofessionelle Boshaftigkeit noch nicht abstreifen, ich gehe in mich.

Dir gelingt es echt supergut, Informationen einzuflechten, ohne explizit zu benennen. Zum Beispiel ist mit dem Erscheinen in die Wohnung, in die Unterhaltung deutlich zu spüren: sie kommt nicht von einem Vergnügen (später erfahre ich, sie arbeitet viel und weswegen), sie ist leicht genervt, auch von ihm.
Ich habe dazu gelernt, hoffe ich. Arbeite auch außerdem noch weiter daran, mehr zu zeigen als ständig irgendwelche Behauptungen aufzustellen.

Genau, da war ich hochschwanger. Sprich es ruhig aus!“ Ich muss einen Schluck Wasser trinken, mein Gesicht hinter dem Glas verbergen.
Keine "kleine" Angelegenheit. Entsetzlich. Weswegen versteckt sie das Gesicht? Doch Schwäche? Oder Ärger und Enttäuschung?“
Soweit ich weiß, verbergen wir unser Gesicht, um anderen Menschen die Chance zu nehmen, unsere Emotionen zu erkennen. Eine spezielle Form der Maskierung? Schwäche, Traurigkeit.
Wäre in Carlas Fall eigentlich überflüssig, fällt mir gerade ein, weil jeder weiß, Carla ist noch nicht über den Verlust des Kindes hinweg. Nachdenken ist gefordert.

Logisch, denke ich, ich bin klebrig süß und unersättlich und billig.
Billig? Weiß nich.
Kann man sich nicht billig fühlen? Hab mir das „billig“ aus Carlas Urteil über ihre lackierten Krallen für den Traum stibitzt. In einem Traum sind da glücklicherweise wenig Grenzen gesetzt. Sie hätte auch obszön, erhitzt, lächerlich, also alle anderen Attribute, die ihr noch bei halbwegs klarem Verstand durch den Kopf geschossen sind, verwenden können.

Er trägt eine Maske, doch ich weiß mit einem Mal, es ist Richard Gere, ja genau, der junge Richard Gere.
Cool, dass du wechselst. Macht es deutlich, wie beliebig ihr zumute ist, was sich in ihr freisetzt.
Ja, natürlich hab ich auch hier wieder das vorangegangene Gespräch aufgegriffen. Es ist schon möglich, dass Carla auch für die Anmache von Richard empfänglich gewesen wäre, aber Frank hat es ihr schon lange angetan. Ich denke, sie sieht den ausgelassenen Abend auch als Gelegenheit, ihrer Schwärmerei für Frank nachzugeben und versteckt sich trotzig wie ein Kind hinter der faulen Ausrede: Man hat mich zum Vergnügen gezwungen. Zu oft um die Ecke gedacht?

Schluss mit der Maskerade, oder?
Ja, nein, vielleicht.

Kanji, ich danke dir ganz herzlich für deinen Besuch und deinen Eindruck.
Liebe Grüße,
peregrina


Hallo dotslash, Isegrims, josefelipe und wieselmaus,

danke für eure interessanten Anregungen, spannend und erhellend wie immer, die unterschiedlichen Sichtweise auf die kleineren Schlaglöcher und die ernsthaften Baustellen zu erfahren.
Ihr wisst, dass ich euch zeitnah antworten werde :bla:, muss aber erst sortieren, alles setzen lassen und mit mir noch mal ins Gericht gehen, wo ich eigentlich mit der KG hin will.

„Die Zeit, mein größter Feind“ wird der Titel meiner nächsten KG sein.

Machts gut!
Eure peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey peregrina,

schön von dir zu lesen.


Ich gehe gleich mal in den Text:


Lautlos lege ich Jacke und Schal ab und versuche, die knarzenden Dielenbretter zu umgehen.
Ich verstehe nicht so recht, weshalb sie unbemerkt bleiben möchte. Weil sie (zu) spät heimkommt?

Frank hüpft vom Stuhl auf, als wäre er ein Springmesser, dabei schwankt die Flasche Radeberger, die vor ihm steht, bedenklich.
Ich kann mir nicht vorstellen, wo das alles abläuft - spielt vielleicht nicht die größte Rolle, trotzdem fände ich eine Verortung nicht schlecht. Wohnzimmer, Küche ...?
Das Hüpfen will mir auch nicht gefallen.
Vorschlag: Frank schnellt wie ein Springmesser vom Stuhl (hoch) und stößt gegen den Küchentisch. Bierflaschen schwanken bedrohlich.

... mich weich zu klopfen.
weichzuklopfen

... „nur so groß wie eine Kaulquappe“ anhört, aber ich habe keine Lust, über die Fortpflanzung der Lurche zu plaudern.
Mag an der Uhrzeit liegen, ich hab's nicht kapiert :).

Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten:
Das auch nicht.

Ich würd’ mal wieder ins Theater oder Kino geh’n, dieses Remake mit Richard Gere, wie heißt das gleich noch? Betrug?“
„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann. Er kommt auf mich zugetänzelt, umfasst meine Taille und schiebt mich sanft aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen“, raunt er. „Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.
Ich bin in letzter Zeit unheimlich kleinlich, ich weiß.
Ich würde "schiebt" ersetzen, weil er weiter oben bereits etwas nachschiebt.
"den ich nie deuten kann" kann raus, finde ich, dann wäre auch der Doppler weg. Ich denke schon, dass sie zumindest ein Ahnung hat, so wie der sich verhält und schaut.
"Kommt getänzelt" ginge einfacher, dann erschiene auch "Blau und Silber kommt zum Vorschein" frischer.
Vorschlag: Ich würd’ lieber ins Theater oder Kino geh’n, das Remake mit Richard Gere, wie heißt das gleich noch? Betrug?“
„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt. Er tänzelt auf mich zu, umfasst meine Taille und drängt mich sanft aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen“, raunt er. „Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.

Man könnte es ihr nicht verdenken nach den Erlebnissen der letzten Wochen. Ich hätte ihr beistehen sollen. Wir könnten uns immer noch zum Kaffeekränzchen treffen und gegenseitig Händchen halten.
Das geht schon, klar, aber du könntest das mMn einfacher, unkomplizierter ausdrücken - ohne dieses "man".
Vorschlag: Verständlich, nach den Erlebnissen der letzten Wochen. Ich hätte ihr beistehen sollen. Wir könnten uns immer noch zum Kaffeekränzchen treffen und gegenseitig Händchen halten.

Frank hat ein Auge unter einer schwarzen Klappe versteckt, aber dafür spüre ich seinen Blick umso intensiver, der über meine bloßen Arme und Schultern spaziert und an meinem Ausschnitt Rast macht. Meine Haut kribbelt.
Du verwendest insgesamt viele Pp im Text, die du vermeiden könntest, wenn du wolltest. Das "schwarze" hast du oben schon recht oft. Könntest ihn auch einfach eine Augenklappe tragen lassen. Geht aber natürlich schon auch so.
Vorschlag: Frank hat eine Augenklappe angelegt, aber dafür spüre ich seinen Blick umso intensiver, der über Arme und Schultern spaziert und an meinem Ausschnitt Rast macht. Meine Haut kribbelt.

... im Saal kann man sein eigenes Wort nicht verstehen.
Ist zwar üblich, jedoch unnötig, irgendwie doppelt gemoppelt. Das eigene Wort, ginge auch.

... bleibt Joachim mit dem wadenlangen Flanellnachthemd irgendwo hängen.
Kann weg.

... das, was von meinem Gesicht übrig ist ...
Das Pp könntest du auch hier ersetzen. Bezug ist klar: "was vom Gesicht" ...

Wir saugen schweigend an unseren Strohhalmen ...
Pp ersetzbar.

Als er meinen Schemel zu sich dreht, wird mir schwindlig, als ob ich Karussell fahren würde. Mit meinem Zeigefinger zeichne ich geheimnisvolle Muster auf seine nackte, verschwitzte Brust.
Ein Schemel ist für mich was anderes, als ein Barhocker.
Diese Als-als-würde-Konstruktion gefällt mir nicht.
Vorschlag: Er dreht mich schwungvoll zu sich und mir wird schwindlig, als ob ich Karussell fahren würde. Mit dem Zeigefinger zeichne ich geheimnisvolle Muster auf seine nackte, verschwitzte Brust.

Mir doch egal, ich habe den Auftrag, mich zu amüsieren.
„Nimm doch mal die alberne Gardine weg.“
Eins davon kann weg.

Im nächsten Augenblick hebt er den Schleier von meinem Gesicht.
Kannst du streichen. Ist zu viel Gesicht und sind zu viele Pp im Abschnitt, finde ich.

... in beide Hände ...
Es gibt nur uns beide ...
Hände streicheln mich
Doppler.
Vielleicht: Finger berühren (ertasten) mich ...

... ich bin klebrig süß und unersättlich und billig.
Du willst das "billig" unbedingt, gell? So wirkt es aber wie angepappt, finde ich. Du könntest es aber prominenter darstellen, dann fände ich es besser.
Vorschlag: ... ich bin klebrig süß, unersättlich. Und billig.

Er stöhn[t] ...
t

Was ist wichtig?
Würde ich streichen.

Ach ja, jetzt fällt es mir ein, ich will, dass er härter zustößt, es darf ruhig wehtun.
Und das in der Folge dann auch.

... als der Mann seinen Säbel aus meinem Körper zieht. Er schwingt die Klinge wie eine Trophäe über seinem Kopf, in der Linken hält er eine Augenklappe. Frank grinst, Blut läuft über seine Hand.

Joachim ist frisch rasiert und geduscht, seine Haare sind noch feucht.

Schon sehr geballt.
Vorschlag: ... als der Mann den Säbel aus meinem Körper zieht. Er schwingt die Klinge wie eine Trophäe über dem Kopf, in der Linken hält er eine Augenklappe. Frank grinst, Blut läuft über seine Hand.
Joachim ist frisch rasiert und geduscht, die Haare (sind) noch feucht.

Er deckt gerade den Frühstückstisch, als ich in die Küche schlurfe.
„Na du, du kommst gerade richtig“
Das obere kann weg.

Das Brötchenmesser muss ihm aus der Hand gesprungen sein. „Ich bin richtig stolz auf dich, Carla. Du bist auf’nem guten Weg.“ Seine Kalendersprüche nerven. Schon lange. Sicherheitshalber vergewissere ich mich, doch er liest nicht ab, er hat das wirklich auswendig gelernt.
„Joachim?“, unterbreche ich seinen Exkurs in die Küchenpsychologie.
Warum nicht "gefallen sein"?
Einfache Artikel fände ich auch hier treffender.


So viel mal von mir. Ich werde mich sicher noch zum Inhalt äußern, aber nicht mehr heute Nacht - ist verdammt spät geworden. Nur so viel vorab: Gefällt mir ganz gut.

Du weißt schon, alles nur Vorschläge, Möglichkeiten, die mir so in den Sinn kommen, bei der Textarbeit. Zur Zeit bin ich besonders kleinlich, weiß auch nicht wieso.

Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 

Hi peregrina,

dein Text gefällt mir. :)

„Carla, das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Amüsier dich mal!“ Joachim redet sich in Rage.

Ich glaub, ich würd den Satz "Joachim redet sich in Rage" weglassen bzw in "sagt Joachim" umwandeln oder so. Das erschließt sich doch aus dem, was er sagt. Bis zu dem Punkt hat er erst zwei Sätze gesagt. Danach geht es weiter und dann komm ich als Leser ja von allein drauf.

Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten: „Komm Carla, sei kein Spielverderber!“

Hüstel, für mich sind die ehelichen Pflichten ein Synonym für Sex. Aber vielleicht kann ich nur kein Deutsch?

„Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.

Hier würd ich mich für eines entscheiden: die Dialogzeile oder den Satz danach.
Mir persönlich würde hier der modernere Dativ "Idiot" vom Klang her besser gefallen.

Ich hätte ihr beistehen sollen. Wir könnten uns immer noch zum Kaffeekränzchen treffen und gegenseitig Händchen halten. Doch ich bleibe auf Distanz. Mein Schweigen ist wenigstens ehrlich.

Das gefällt mir. Ist ja immer so ein bisschen die Frage, was man in solchen Situationen tun soll.

Wir saugen schweigend an den Strohhalmen, der Cocktail ist klebrig süß. Ich weiß nicht, der Wievielte es ist, ich habe nicht mitgezählt.

Schreibt man der Wievielte hier echt groß? Wenn ich - so wie hier - im Geiste Cocktail ergänzen kann, dann würde ich es klein schreiben.

„Vielleicht hab ich Angst, dass du meine Gedanken liest.“ Ich bin nicht sicher, ob ich das ausgesprochen habe.

Evtl. ohne Anführungszeichen? Vielleicht, vielleicht sogar kursiv? So denk ich, sie hat es gesagt. Und dann im nächsten Satz: Ach ja, jetzt hat sie es wohl doch nicht gesagt.

meine Arme baumeln kraftlos an mir herab, als wären sie nur mit wenigen Stichen am Rumpf festgenäht.

Schönes Bild. Du hast noch mehr schöne Bilder in deinem Text, ich liste sie jetzt nicht alle auf.

Die Kalendersprüche nerven. Schon lange. Sicherheitshalber vergewissere ich mich, doch er liest nicht ab, er hat das wirklich auswendig gelernt.

Witzig.

„Joachim?“, unterbreche ich den Exkurs in die Küchenpsychologie.
„Ja, Schatz?“
„Welche Augenfarbe habe ich?“
Er zögert. Zu lange. “Graublau.“
„Aha.“ Kann man gelten lassen, füge ich in Gedanken hinzu

Ah ja, gnääääh ... Also, das ist mir jetzt wieder too much. Wahrscheinlich hat er auch ihren Hochzeitstag vergessen. Sie wartet bis abends drauf, ob es ihm noch einfällt oder nicht. Nee, weiß nicht, jetzt wirds mies irgendwie.

Es beginnt zu schneien. Plötzlich ist es ganz still. Auch in mir. Ich stelle mir vor, wie der Schnee alles zudeckt, die schmutzigen Kieswege, die Sehnsucht und die Scham.

Schöner Schluss.

LG, Anne

 
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Lieber dotslash,

logisch, dass ich mich über deinen Komm freue und ja, gleich vorneweg, er hilft mir sehr weiter.
Du öffnest mir für eine Sache die Augen, die ich so nicht erkannt habe: Ich habe mir plottechnisch ein Bein gestellt, denke aber, dass ich den Sturz gerade noch abfangen kann.
Die vorliegende Geschichte baut auf Messerklingen aus dem Vorjahr auf. Ich habe mir das Ensemble noch mal vorgeknöpft und das damals offene Ende und die schwelenden Probleme genutzt, die Geschichte weiterzuspinnen. So einfach kann man sich das Leben schwer machen. :crying:
Mein Fauxpas als Autor, ich setzte beim Leser Wissen voraus, das er nicht haben kann, will aber bekannte Details auch nicht explizit wiederholen.

Wie soll ich sagen, deine Maskerade liest sich eigentlich ganz gut, …
Ja, ja, bau mich nur auf ...

Wie Carla und Frank zusammenkommen ist recht konstruiert. Also entweder ist Joachim total blind, oder er will sich im Gegenzug an Babs ranmachen. Leider erfahre ich dann nichts mehr über Babs und Joachim, ja irgendwie sind die plötzlich aus der Festhalle verschwunden.
Bei einem närrischen Treiben kann man schon mal den Überblick verlieren. Sollte aber kein Problem sein, die beiden zu zeigen, wie sie auch Spaß haben. Mein Versäumnis, ich dachte, es ist klar, Gaudi für alle.

Vieleicht könntest du zu Beginn näher bei Joachim und Carla bleiben und Frank nicht so offensichtlich schmachtend darstellen.
Hast du ihn schmachtend wahrgenommen? Frank und Carla haben einen guten Draht zueinander, ihr Humor verbindet sie, deshalb bleibt Joachim auch cool.

Erst gegen Ende am Faschingsball, wo sie Joachim und Babs vermissen und mit schwerer Zunge sich den ganzen Weltschmerz auskozen, könnte sich der Frust in Lust verwandeln. Nur so eine Idee.
Und nicht die schlechteste. Da braucht es noch ein Stück Text, das ihre Verbundenheit zeigt. Mal sehen, wie und wo ich das einfüge.

Also teilen die beiden Frauen das gleiche Schicksal, … Das meinte ich im übrigen mit zu viele Konflikte auspacken. Also die Idee, dass Franks Ehe auch belastet ist, passt zu Franks Verhalten, aber im weiteren Verlauf der Geschichte spielt das keine Rolle mehr und so frage ich mich, ob das wirklich nötig war, Babs auch noch eine Fehlgeburt anzudichten?
Das frage ich mich seit deinem Komm halt auch. Babs könnte natürlich auch schwanger zum Maskenball, aber gerade ihre Schwangerschaft war in der „Vorgeschichte“ das Stoppschild, das Carla bewusst werden ließ, dass sie einen falschen Weg einschlägt.
Frage: Ist das ungenierte Flirten von Frank und Carla noch glaubhaft mit einer schwangeren Babs im Hintergrund oder erst recht?
Sympathiepunkte wird es den beiden wohl kaum einbringen? Steht für mich auch nicht im Zentrum.

Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann.
Glaub ich nicht.
Und wenn du das Geschwärzte weglässt, dann bleibts auch für den Leser geheimnisvoll.
Absolut, das Geschwärzte ist schon geschwärzt. Leider ist dieser Satz auch wieder so ein Bezug zur anderen Geschichte, sollte eine Art geheimnisvolles Band sein. Hat sich als Gummiband herausgestellt, das mich immer wieder trifft.

Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten: „Komm Carla, sei kein Spielverderber!“
Der Ehepartnerin Vorwürfe machen als eheliche Pflicht?:lol:
Seltsamer Humor, hab ich schon gemerkt, würd’s trotzdem vorerst gerne behalten, mein Schätzchen.

So ehrlich wie meine Verkleidung, die keine ist. Ich trage Schwarz, mein kleines Schwarzes.
Für mein kleines Totes. Der Augenblick, in dem ich glaube zu ersticken, ist schnell vorbei.
Und das ist die Stelle, die mich ärgert. Das kauf ich ihr nicht ab, sorry. Wenn es eine ehrliche Nicht-Verkleidung ist, dann versteckt sie damit den Schmerz. Aber wenn es eben keine Verkleidung ist, dann droht sie zu ersticken und Frank rettet sie meinetwegen mit einem Drink. Aber so? Weder Fisch noch Vogel, tut mir leid.
Ich gestehe, sowohl deinen Ärger als auch deine Aussage begreife ich nicht.
Wahrscheinlich hab ich eine andere Logik, Frauenlogik.
Das kleine Schwarze ist keine Verkleidung, symbolisiert für Carla die Trauer. Der Gedanke an ihr Kind nimmt ihr für einen Augenblick die Luft. Dann geht sie weiter, Augen zu und durch.
Mich treiben als Autor da oft so Gedanken um wie: Freud und Leid sind dicht beieinander, Lachen mit einem weinenden Auge. Gibt’s noch ein Klischee? Ach ja, Maskerade. Vorerst ist das Kind entfernt, war etwas viel Melodramatik.

...der Meere heute entern will, belustigt mich.
Neiiiin! Verwirrt mich, ok, lässt Schmetterlinge tanzen, auch ok, aber belustigen? Nop.
Ich hab jetzt „beängstigt mich“ eingesetzt, das soll jetzt auch ihre eigene Angst ausdrücken, sie könnte schwach werden.

Nachdem Joachim von der Garderobe zurück ist, setzt sich unsere kleine Prozession in Bewegung….
… wadenlangen Flanellnachthemd irgendwo hängen. Er sieht so hilflos aus. Ein bisschen tut er mir leid, aber er wollte es ja so.
Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen. Hier wird das Setting mit wenigen Worten charakterisiert und der Wendepunkt der Geschichte eingeläutet.
der Höhepunkt vorbereitet :bounce:

Leider geht es mir danach einfach zu schnell. Da fehlt ein Teil, denn im nächsten Moment schieben sich Carla und Frank an die Bar und beginnen heftig und ungeniert zu Flirten. Kein Zaudern, die Partner könnten was mitbekommen?
Da werde ich hobeln und feilen, bis der Glaubwürdigkeit nichts mehr im Wege steht.


Dann wird er ernst, nimmt mein Gesicht in beide Hände und küsst mich.

Die Lippen sind weich, die Zunge fordernd.

Hier findet ein Ortswechsel statt, oder fällt sie nach dem Kuss ins Koma und es handelt sich um eine Traumszene? Vermischen sich hier Realität und Wunschdenken? Eigentlich ist dieses Ungewisse reizvoll, der Seitensprung wird mit dem Kuss real, der Ausgang bleibt zweideutig.
Schön, dass du das auch so siehst mit der Ungewissheit.
Ortswechsel auf jeden Fall, weil an der Bar … zu viele Zuschauer.
Ist natürlich ein Traum, der sich zum Albtraum auswächst. Aber beim Schreiben hab ich schon gemerkt, dass es der KG gut stehen würde, wenn unklar bleibt, träumt sie oder erlebt sie die Szene nur so unrealistisch nach den vielen Cocktails.
Den Satz „Das Bett neben mir ist leer“ hatte ich aus diesem Grund entfernt, nun ist er wieder vorhanden, weil ich befürchte, wenn ich Ungewissheit beim Leser erzeugen möchte, muss der Splatter-Teil weniger blutig werden bzw. ganz weg.
Da knie ich mich noch mal rein, in den Abschnitt.

Trotzdem weiss ich immer noch nicht so recht, wie Joachim zu Carla steht. "Du bist auf ’nem guten Weg." Gibt es also gar kein Wir mehr zwischen den beiden?
Dämlich Aussage, ein Kalenderspruch halt. Hab das DU entfernt.

Fazit: Wenn du den Seitensprung etwas stimmiger vorbereiten, ohne Frank bereits von Anfang an als sabbernden Lüstling darzustellen und Joachims Haltung zu ihrer Beziehung verdeutlichen könntest, dann wäre die Geschichte für mich greifbarer und stimmiger.
Hoffentlich hilft dir meine Einschätzung.
Keine Frage! Hoffentlich gelingt mir der Spagat, anhand von zusätzlichen Szenen ohne zu viele Erklärungen, meine Charaktere mit mehr Glaubwürdigkeit auszustatten.
Es wäre mir wichtig.

Herzlichen Dank für deine Mühe.

Liebe Grüße,
peregrina


Hallo Isegrims,
prima, dass du mal drüber geschaut hast und deinen Leseeindruck dagelassen hast.
Danke dir.

die Geschichte lässt mich zwiespältig zurück.
… spüre ich die Figuren, besonders die Männer, nur durch einen Nebel. Da ist so viel Gleichgültigkeit. Die Protagonistin bleibt nach außen völlig cool und leidet für sich alleine, lässt sich zum Maskenball überreden, trinkt, sext und fühlt das Blut, aber wer ist sie?
Das ist ganz schlecht! Ein Grund für dein Empfinden könnte sein, wie ich schon dotslash erklärt hab, dass diese KG ein Weiterfabulieren von Messerklingen ist und dass ich stets im Hinterkopf habe: Dies und das ist schon abgeklärt, brauche ich nicht noch mal anreißen.
Ich sage bewusst: Könnte sein, weil ich auch ohne Vorgeschichte nicht einschätzen kann, ob die Personen greifbarer wären. Ich merke, dass ich meine recht klaren Vorstellungen von den Charakteren dem Leser nicht nahe bringen kann. Es ist wie bei der stillen Post, unterwegs geht zu viel verloren.

Vielleicht erwarte ich zu viel, weil ich thematisch ähnliche Geschichten auch hier schon gelesen habe und es bräuchte mehr Wucht, mehr Drama.
Na ja, deine Erwartungen dürfen sein, das Rad kann ich allerdings nicht neu erfinden, aber es sollte wenigstens ausgewuchtet sein und rund laufen.

Aber wie gesagt, gute Geschichte, treffende Charakterstudie.
Wir waren uns doch eben noch einig, dass die Männer im Nebel zu unscharf bleiben. :D

Zitat von peregrina
„Muss es ausgerechnet ein Maskenball sein? Ich würd’ mal wieder ins Theater oder Kino geh’n, dieses Remake mit Richard Gere, wie heißt das gleich noch? Betrug?“
„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann.
ist mir ein zu plakativer Hinweis auf den Seitensprung, der folgt.
Der Einwand überrascht mich nicht. Aber in Verbindung mit Franks Antwort kann ich mit einer wunderbaren Eindeutigkeit der Zweideutigkeit spielen. Hatte auch überlegt, die Mozartoper Cosi van tutte in den Dialog zu basteln, ist nicht ganz so mit dem Holzhammer draufgehauen. Ich möchte mich aber ungern von dem Film und schon gar nicht von Richard trennen.
Ich hatte beim Schreiben des Dialoges sehr viel Freude.
Das bringt mich überhaupt zu der Frage: Wie viel Gags, Blödsinn, Wortspielereien verträgt ein Text, der ernst genommen werden will?
Das wird wohl jeder anders beurteilen.

Zitat von peregrina
Sex on the Beach, Leuchtturm?“ Er entscheidet für mich: „Sex ist immer gut.“
platter Witz, aber realistisch, wird so oft gebracht
Ja, so platt wie das Land an der Nordseeküste, dort wo der Leuchtturm steht.

Zitat von peregrina
Er stöhn, dann spricht er mit Franks Stimme: „Amüsierst du dich?“ Sein Gesicht zerfließt, bevor ich im sagen kann, wie sehr ich ihn liebe.
da musst du nacharbeiten.
Wo genau? Beim Stöhnen, Sprechen. Sind die Worte für einen Traum zu klar?

Zitat von peregrina
Dort wo mein Unterleib sein sollte, klafft eine offene Wunde. Ich schreie. Lautlos.
stark ausgedrückt, aber nahe liegend das so auszudrücken
Also, schreien würde ich auch, wenn mir gerade jemand den Bauch aufgeschlitzt hätte.
Du meinst, die offene Wunde ist eine Metapher für die Genitalien? Soll aber auch einen Bezug zur OP, in der das Baby entfernt wurde, herstellen. Natürlich hat jetzt kein Leser die Info, dass eine OP stattgefunden hat, weil, die gibt’s nur in der Vorgeschichte.
Der Kreis schließt sich und ich gelobe, mich zu bessern, und die KG so zu überarbeiten, dass das, was ich schreibe, wenigstens so verstanden werden kann, wie ich es meine.

Ich hoffe, du kannst was mit anfangen.
Kannst du selber sehen. Immer wieder gerne. Dankeschön. Sind viele Gedanken ins Rollen gekommen.

Liebe Grüße,
peregrina

 

Zitat von peregrina
Er stöhn, dann spricht er mit Franks Stimme: „Amüsierst du dich?“ Sein Gesicht zerfließt, bevor ich im sagen kann, wie sehr ich ihn liebe.
da musst du nacharbeiten.
Wo genau? Beim Stöhnen, Sprechen. Sind die Worte für einen Traum zu klar?

ach, nix Besonderes, nur das t beim Stöhnen und das h bei ihm, kleine Schludrigkeit, die ich selbst nur allzu gut kenne. :Pfeif::D

lieben Gruß
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo José,

… ja, da hat man einen anspruchsvollen Text vor sich.
Auch finde ich sympathisch, dass Du (vermutlich) gezielt für ein ausgeglichenes Timbre gesorgt hast – keine Überspitzungen, nichts Schrilles, alles gut kalkuliert und dosiert, immer aber deutlich genug, so dass ich diesen Text trotz seiner Härte als kultiviertes Leseerlebnis erfahren darf.
Natürlich werde ich mich hüten, dir zu widersprechen, du bist der mit den über tausend Kommentaren hier. :thumbsup: Aber ich spüre, wie mich eine leichte Röte überzieht und ich habe Angst, gleich aus einem Traum aufzuwachen.

Möglicherweise habe ich manches falsch oder gar nicht verstanden, vielleicht hat auch der Plot noch dünne Stellen – aber gelesen habe ich Deine Geschichte sehr gern.
Wir werden sehen. So wie wir das immer handhaben, probiere ich dir, das um die Ecke-Denken, die Logik sowie die Gefühlswelt von peregrina näher zu bringen.

Schon im Flur höre ich die Männerstimmen, verhaltenes Lachen mischt sich in das Gemurmel.
Männerstimmen und Gemurmel – da denke ich an ein Grüppchen. Es sind aber nur zwei, von denen meist nur einer spricht, und selbst wenn sie sich ins Wort fallen würden, gäbe es noch kein Gemurmel, oder?
Richtig. Da habe ich lange nachgedacht, und ob du’s glaubst oder nicht, ich hab beim Rumexperimentieren noch gedacht: Bei zwei Leuten kann eigentlich kein Lachen ein Gemurmel unterbrechen. Einer spricht, einer lacht. Dann hab ich die Skrupel weggeschoben in der Hoffnung, dass die Ungereimtheit niemand bemerkt. Ausgerechnet du überführst mich des Leichtsinns. Gut so!

Frank hüpft vom Stuhl auf, ...
Warum nicht das gute alte ‚springt vom Stuhl auf’? Hüpfen ist für mich mehrfaches Auf und Nieder.
Sorgfalt bleib bei mir! Aber springen wäre mit dem Springmesser kollidiert, das hätte mir hell angekreidet. (Er hat sich auch so an der Stelle gestoßen.) Ich hab hells Vorschlag übernommen, Frank hüpft und springt nicht, er schnellt jetzt vom Stuhl hoch.

... , während ich ein Glas mit Leitungswasser fülle.
Für mich ungewöhnlich. Will sie das trinken?
Kannst du dir nicht vorstellen, dass jemand Wasser aus der Leitung trinkt?
Zwei Zeuginnen hab ich: Erste ist wieselmaus, sie lässt ihrer Iris auch Leitungswasser trinken und zweite bin ich. Ist mein neustes Hobby, um meine Faszien schön elastisch zu halten.

Er schiebt noch etwas nach, das sich für mich wie „nur so groß wie eine Kaulquappe“ anhört, aber ich habe keine Lust, über die Fortpflanzung der Lurche zu plaudern.
Hier komme ich nicht klar. Ist das ein peregrina-Gag? Vom Lurch ist doch sicher nicht die Rede, eher vom Fötus.
Wieder so eine Textstelle, an der ich die Für und Wider länger abgewogen habe.
Erste Variante war: „ Er schiebt noch etwas nach, das sich nach Kaulquappe anhört, aber ich habe keine Lust, über tote Föten zu plaudern.“
Das schien selbst mir ein ungesundes Maß an Zynismus und Pietätlosigkeit zu sein. Außerdem will ich mir ja abgewöhnen, alle Gegebenheiten dem Leser vorzukauen. Er muss sich das schon selber erschließen. :bonk:
Und da Kaulquappen die Kinder des Lurches sind und Fortpflanzung ein probates Mittel, schwanger zu werden und ... auch mein Umweg über Brehms Tierleben führt nicht zum gewünschten Ziel. Die Aussage muss ich wohl oder übel verändern.

Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten: „Komm Carla, sei kein Spielverderber!“
Die ‚ehelichen Pflichten’ hätte ich enger eingegrenzt.
Das ist ein Carla-Gag. Eheliche Pflichten, wissen wir alle, ein Synonym für: immer bereit sein für schlechten Sex. Carla fühlt sich von Joachim gedrängt, genau wie im ehelichen Schlafgemach.
Sie macht einen gedanklichen Schlenker – Drängen, Sex, Pflicht, – und färbt ihre Aussage zynisch ein, das ergibt dann so einen Satz, den nur ich verstehe.
Ich brauch ja immer, bis ich mich von solchen Stolpersteinen trennen kann.

Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, den ich nie deuten kann. Er kommt auf mich zugetänzelt, umfasst meine Taille und schiebt mich sanft aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen“, raunt er.
Das Radeberger wirkt, aber dass Joachim zuschaut?“
Ich merke, du empfindest das Geplänkel der beiden auch als billige Anmache von Frank. Dotslash sah das auch so. Ich wollte es als Spaß verstanden wissen.

So ehrlich wie meine Verkleidung, die keine ist. Ich trage Schwarz, mein kleines Schwarzes.
Für mein kleines Totes.
Maskerade. Diese Frau ist noch nicht so weit, auf einen Maskenball zu gehen. Warum lässt sie sich überreden?
Kritische Passage. Eigentlich wäre es für sie besser gewesen, ins Theater zu gehen. Stimmt schon. Ich hab das Kind an der Stelle entfernt, war ein bisschen viel Dramatik.
Mal sehen, was ich noch tun kann.

Spaß im kleinen Schwarzen fürs kleine Tote. Carla ist doof. Haut sich die Cocktails rein, ist dann schön spitz, trägt Trauer und sagt:
Mir doch egal, ich habe den Auftrag, mich zu amüsieren.
Nee, das passt mir nicht. Entweder hat sie sich den Auftrag selbst erteilt, mit Unterstützung des Alkohols, oder sie meint, freie Fahrt zu haben, weil die Männer das so gewollt haben. Das ist bequem, die anderen sind schuld.
Im Prinzip bringst du es auf den Punkt. Sie will nicht, ganz tief in ihr drin aber doch, lässt sich drängen, ist zwiegespalten, in ihr schunkelt es quasi.
Sie versteckt sich hinter ihrem Trotz: Ihr habt es so gewollt und hat damit eine Art Freibrief, um endlich ihrem Begehren nachgeben zu können. Ja, sie hat sich den Auftrag selbst erteilt, aber sie will das nicht zugeben.
Lieber Josè, wie oft haben wir schon über Selbstbetrug gefachsimpelt? Ich finde, das Thema ist immer und überall.
Trotzdem hab ich das Fette geändert: aus „belustigt“ ist „beängstigt“ geworden.
Und „Auftrag“ ist gestrichen. Ich denke es wird auch so klar, dass sie ihre eigene Verantwortung leugnen möchte.

Dann knutscht sie mit Frank an der Theke. Joachim ist wo? Andersweitig beschäftigt? Auch gut. Nur kann ich mir das so nicht vorstellen.
Maskenball ist ja kein zufälliges Setting. Bei Fasching, Karneval und Co geht es schon sehr locker zu, Alk enthemmt und jeder hat mich sich selber zu tun und kann nicht ständig als Moralpolizei Streife laufen, um den Partner auf frischer Missetat zu ertappen.
In meiner Vorstellung sind alle Beteiligten am Tanzen, Singen oder Flirten. Ich werde da noch ein paar Sätze einflechten, die das beweisen.

Und wie kommen Carla und Frank so plötzlich in die Koje? Ruck-zuck, hast Du nicht gesehen!
Die sind nicht zusammen in der Koje, das soll der Leser nur glauben, zumindest bis zum blutigen Gemetzel des Traums.
Ich bin viel zu feige, um eine erotische Szene zu schreiben, in der die Akteure bei vollem Verstand sind, also ihre Sinne beisammen haben. Ich flüchte mich in Traumsequenzen und merke dann, dass es reine Freude sein kann, sich in diesem Genre auszuprobieren. Obendrein war es eine Herausforderung, den Text so zu gestalten, dass es für den Leser unklar bleibt, ob es Traum oder Realität ist, die Carla mit alkoholumnebeltem Hirn nur so abartig erlebt.

Die erotische Szene ist lebensecht, das gefällt mir sehr gut. Da kommt dieser Flow – wow!
Aber nach ...
Diesmal muss es klappen.
... verstehe ich nichts mehr.
... als der Mann seinen Säbel aus meinem Körper zieht. Er schwingt die Klinge wie eine Trophäe über seinem Kopf, ...
Der Säbel / Klinge ist der ‚Johannes’. Den zieht er heraus und schwingt ihn über seinem Kopf?
Geht das denn?
Aber Ernst beiseite: Ja, Säbel, Schwert, Klinge die bekannten Phallussymbole. Aber der Traum wird zum Albtraum und mit Säbel/Klinge nehme ich Bezug auf Carlas OP, die in meiner Geschichte Messerklingen zum Verlust ihres Kindes führte. Gewissermaßen das Vorspiel zum Maskenball darstellt. Bislang glaubte ich noch, dass es nicht nötig ist, die zu kennen.

Dann fließt Blut, Frank hat sie verletzt. Kein Wunder, denn:
Ach ja, jetzt fällt es mir ein, ich will, dass er härter zustößt, es darf ruhig weh tun.
Tja, das fällt ihr ein, so ganz unverhofft, einfach so – wäre doch schön, wenn es weh tut.
Aber hallo! Hatte sie nach den Zungenküssen einen Aussetzer, eine erotische Fata Morgana, die in eine Wahnvorstellung mündet. Aber Du wirst mich aufklären .
Momente von Orientierungslosigkeit, Wechsel der Umgebung, alles möglich im Traum. Der Gedanke an Schmerz kommt aus dem Unterbewusstsein und leitet den Albtraum ein. Frank kann sie nur seelisch verletzen, nur wenn sie ihren Gelüsten nachgibt. Auch eine Art Warnung, die Krallen von ihm zu lassen.
Symbole ohne Ende mit einer verschrobenen Fantasie angereichert. Carl Jung hätte seine Freude an mir gehabt. :lol:
Und jetzt weiß ich nicht, braucht die Traumszene noch mehr Skurrilität oder sollte ich sie in der Schwebe bleiben, um beim Leser für mehr Verwirrung zu sorgen? Letzteres ist verlockender, oder?

Und wie oben schon gesagt: Das Schreibhandwerk liegt Dir augenfällig, Du hast m.E. ordentlich zugelegt, …
Ach José, du machst mich zu einer glücklichen Frau.

Übrigens: Deine Chancen, im Maskenball unerkannt zu bleiben, verschlechtern sich .
Das ist aber kein gutes Zeichen.

Danke dir für deine Gedanken zur Geschichte. Es war schön. Hach, ich könnte jetzt unendlich so weiter machen …

Liebe Grüße,
peregrina

Liebe wieselmaus,

entschuldig bitte, dass ich dich hinter deinem Rücken als Zeugin missbrauche, obwohl ich noch kein offizielles Wort zu deiner neusten KG verlauten ließ. Nur ganz kurz, sie liest sich wie geschnitten Brot, hat nur einen einzigen Erzählstrang! und … bevor ich total ins Schwärmen gerate, will ich dir erst mal danken dafür, dass du mich deine Empfindungen und Überlegungen zu meiner KG wissen lässt.

du hast den Tag 'Erotik' gesetzt und das mit Recht. Das kannst du wirklich sehr gekonnt auf eine Weise, die mich gerne die ganze Geschichte lesen ließ. Da steckt für mich viel Kenntnis der weiblichen Psyche darin, dazu sprachlich überzeugend gestaltet.
Ja, ich hab es gewagt, mich auf Neuland zu begeben, allerdings sehr zaghaft und verhalten, aber es war eine angenehme Erfahrung.

Was mich umtreibt, ist der ausgeprägte Zynismus deiner Prota. Sicher, sie hat ihr Kind verloren vor weniger als einem Jahr, wahrscheinlich eine Totgeburt, da sie ja hochschwanger war. Das ist hart und löst ganz bestimmt Depressionen aus. Aber Zynismus?
Ihr Zynismus ist vorherrschend, deshalb könnte der Text für manchen Leser abschreckend sein, kann ich mir vorstellen. Ich betone immer wieder, für Carla ist es ein Schutzschild, hinter dem sie ihre wahren Gefühle zu verbergen versucht. Ich kenn' mich mit Depressionen nicht aus, denke aber sie müssen nicht zwangsläufig die Folge sein. Problematisch ist, dass die Grenzen zwischen peregrina-Humor und Carla-Zynismus fließend sind. Das, was ich als harmlose, ironische Wortspielerei empfinde, siehst du möglicherweise als bissigen Zynismus.

Dann muss sie von jemandem sehr verletzt worden sein, und da kommt wohl in erster Linie der Vater (Ehemann) in Frage. Leider gibt es für mich im Text keine wirklich plausiblen Hinweise. Hat er nicht genug getrauert mit ihr? Ist er einer, der, wenn er keine bereitwillige Ehefrau hat, schnell mal auf Partnertausch setzt und dazu seinen guten Kumpel animiert?
Nein, der Ehemann ist fürsorglich (das nervt Carla), unbeholfen, tollpatschig, sprachlos (labert Weisheiten vom Kalender) findet keinen Zugang zu ihr (sie hatte lange Zeit dicht gemacht), kann seine Gefühle nicht zeigen, springt ins Fettnäpfchen, lässt sich von ihr schubsen. Eine traurige Gestalt eben, die am Zynismus von Carla abprallt und im eigenen Unverständnis ersaufen wird.
Ich sehe ihn so und Carla macht ihn in seiner Schwäche zum Sündenbock.

Du hattest schon einmal eine ähnliche Konstellation in einem früheren Text. Deine Prota scheint mir eine zu sein, die darauf fixiert ist, das Heil oder vielmehr die Heilung im Sex zu suchen. Nur verstehe ich dann nicht, warum sie sich am folgenden Morgen schämt und den weißen Mantel des Schnees darüberbreiten möchte. Das hätte ich gerne genauer gewusst.
Ich wusste es, du wirst dich an Messerklingen erinnern. Aber es ist keine ähnliche Konstellation, es ist die gleiche Besatzung mit all den verschleppten Symptomen, den ungeklärten Fragen. Ausgangssituation der aktuellen KG ist das offene Ende der vorangegangenen.

Weißt du, ich bin das größte Schaf unter der Sonne, weil ich vorausgesetzt habe, der Leser hat genug Kenntnisse. Jetzt weiß ich, dass ich die Charaktere plastischer ausarbeiten muss (siehe die Aufzählung), um nicht missverstanden zu werden. Das betrifft auch Carla. Ihre Welt ist nicht mehr so düster, ihr Schmerz über den Verlust nicht mehr allgegenwärtig wie in der ersten KG, aber ihre Sympathie gehört nach wie vor Frank. Sie nimmt den Faschingsball als Anlass, trinkt mehr als ihr gut tut, verlässt kurz ihren Chitinpanzer, als sie den Kuss zulässt (nimmt ihre Maske ab, zeigt Schwäche) und dann gibt sie sich erotischen Fantasien hin (Tag- oder Nachtträume, wenn dir das nicht klar war, hab ich vielleicht die Szene doch schön verschwommen gestaltet), die allerdings blutig enden.

Sie schämt sich für ihr Verlangen nach dem falschen Mann, während sie Joachim abweist,
sie ist schon wieder in eine Sackgasse abgebogen, während Joachim in seiner „Blauäugigkeit“ meint, sie ist auf einem „guten Weg“, ihrer Ehe eine Chance zu geben.

In meinem Kopf sind alle Klarheiten beseitigt, jetzt muss ich dem Leser bloß noch eine Gebrauchsanweisung in die Hand drücken und schon wird meine Intention verstanden. :idee:

Mein Lob bleibt aber bestehen: sprachlich souverän mit lebensechten Dialogen und ab und zu giftig-witzigen Bemerkungen über den Geschlechterkampf.
Ich nehme es dankend und ein wenig gerührt entgegen.


Ganz liebe Grüße,
peregrina

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell,

wenn ich sage, ich freue mich über deinen Besuch und über deine Vorschläge, so würde das nicht mal in die Nähe meiner wirklichen Begeisterung kommen. Und war das wirklich nötig, extra für mich eine Nachtschicht einzulegen?:thumbsup:

Wollen wir mal ein paar Auffälligkeiten unter die Lupe nehmen.

Lautlos lege ich Jacke und Schal ab und versuche, die knarzenden Dielenbretter zu umgehen.
Ich verstehe nicht so recht, weshalb sie unbemerkt bleiben möchte. Weil sie (zu) spät heimkommt?
Is’ nich’ schön, wenn der Leser Wahlmöglichkeiten hat?
Ich hatte da so die Idee, sie will erfahren, worum es geht und könnte sich im Flur schon darauf vorbereiten oder sie hofft, Wahrheiten zu erfahren, die sich keiner getraut, ihr ins Gesicht zu sagen.

Viele klugen Ideen von dir habe ich gleich übernommen, auf die geh’ ich jetzt nicht ein.

... mich weich zu klopfen.
weichzuklopfen
Es ist ein Kreuz mit den Regeln, die oftmals willkürlich und sinnfrei erscheinen, und eine alte, eine neue und eine persönliche Variante zulassen. Du weißt ja, dass ich mit dem gebundenen Duden arbeite, und der sagt ganz klar: getrennt (auch für zum Nachgeben bewegen).
Lange habe ich gebraucht, bis ich mir eingeprägt hatte, dass zusammengeschrieben so und auseinander dividieren so, geschrieben wird. Da gibt’s hier Fachleute, die wissen sogar, warum. Ich gehöre nicht dazu.

... „nur so groß wie eine Kaulquappe“ anhört, aber ich habe keine Lust, über die Fortpflanzung der Lurche zu plaudern.
Mag an der Uhrzeit liegen, ich hab's nicht kapiert.
Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten:
Das auch nicht.
Da bist du in bester Gesellschaft. Das sind ganz klar Textstellen, da setzte ich mich über die eigenen Bedenken hinweg, da will ich es wissen.
Ich erkenne natürlich selber, dass die Grenze zum Nonsens erreicht ist, sehe aber noch nicht ganz ein, warum nicht mal ein Fragezeichen beim Leser bleiben soll. Wahrscheinlich muss ich Joachim Carla an ihre Pflichten ihm gegenüber erinnern lassen. Oder zukünftig auf schrägen Humor verzichten.
Ich bitte dich, schau doch mal in die Antwort, die ich Josè zu beiden angesprochenen Punkten gegeben habe, (will die jetzt nicht kopieren), da kannst du sehen, wie ich mich winde und in Erklärungsnotstand gerate. :lol:

Ich bin in letzter Zeit unheimlich kleinlich, ich weiß.
Nee, sehe ich nicht als kleinlich an. Das ist der scharfe Blick, den man hier im Forum kriegt. Die letzten Tage hab ich viel gelesen, (kein literarisches Kulturerbe, aktuelle Thriller halt) und da ertappe ich mich ständig dabei, wie ich den Autor der Schludrigkeit und der Unlogik überführe, und muss schon sehr über meine verschobene Toleranzschwelle schmunzeln.

Ein paar der Vorschläge sind schon eingeflossen, andere werden bei der Generalüberholung berücksichtigt. Die KG zeichnet sich ja nicht nur durch PP-Lastigkeit aus sondern die Charaktere sind im Fühlen und Handeln für viele Leser nicht greifbar.


Als er meinen Schemel zu sich dreht, wird mir schwindlig, als ob ich Karussell fahren würde. Mit meinem Zeigefinger zeichne ich geheimnisvolle Muster auf seine nackte, verschwitzte Brust.
Ein Schemel ist für mich was anderes, als ein Barhocker.
Das Problem ist, dass auch bei mir das Bild eines Melkschemels aufgeblinkt ist, aber ich dachte, könnte man sich trauen.
Diese Als-als-würde-Konstruktion gefällt mir nicht.
Vorschlag: Er dreht mich schwungvoll zu sich und mir wird schwindlig, als ob ich Karussell fahren würde. Mit dem Zeigefinger zeichne ich geheimnisvolle Muster auf seine nackte, verschwitzte Brust.
Ist schon übernommen. Ich muss mich schon wundern, dass ich Doppler nicht selbst erkenne. Bemerkenswert, mit welch einfachen Umstellungen du dem Text Geschmeidigkeit gibst. Gefällt mir gut.

... ich bin klebrig süß und unersättlich und billig.
Du willst das "billig" unbedingt, gell? So wirkt es aber wie angepappt, finde ich. Du könntest es aber prominenter darstellen, dann fände ich es besser.
Vorschlag: ... ich bin klebrig süß, unersättlich. Und billig.
Prominent ist gut. Wird erledigt. Billig könnte ich durch eine andere Eigenschaft ersetzten, sie sollte aber wenigstens schon mal im Text vorgekommen sein.

Was ist wichtig?
Würde ich streichen.
Ach ja, jetzt fällt es mir ein, ich will, dass er härter zustößt, es darf ruhig wehtun.
Und das in der Folge dann auch.
Frage- und Antwortspiel haben die Aufgabe zu zeigen, dass Carla bewusst wird, sie träumt (wie konfus sie dabei ist) und wünscht, der Traum soll nicht abbrechen.
Kennt man doch, dass man weiß, man träumt und trotzdem hängt man im Traum fest.
Den Schmerz an dieser Stelle brauche ich: Selbstbestrafung, im Sinne von böses Madchen kommt von Frank nicht los und weil Schmerz eine logisch-unlogische Überleitung zu der Splatter-Szene bringt, die sinnbildlich den schmerzhaften (körperlich und seelisch) medizinischen Eingriff darstellt.
Das hab ich doch relativ clever bedacht. Oder nicht?

Du weißt schon, alles nur Vorschläge, Möglichkeiten, die mir so in den Sinn kommen, bei der Textarbeit. Zur Zeit bin ich besonders kleinlich, weiß auch nicht wieso.
Noch mal, weil steter Tropfen … Du bist nicht kleinlich, deine Sinne sind geschärft, und wir anderen haben den Nutzen. Danke vielmals für die Mühe.

Liebe Grüße von Pp...Pp…peregrina


Hallo Anne49,

auch dir vielen Dank fürs Lesen, Gedankenmachen und Kommentieren, wobei ich beachtenswert finde, mit wie viel Energie und Leichtigkeit, du dich im Forum bewegst und auch noch beachtliche Ergebnisse ablieferst. :thumbsup:
Bei Gelegenheit kannst du mich ja mal in dein Geheimnis einweihen.

dein Text gefällt mir. ;)
Warum hast’n da ein Kichergesicht platziert?

Zitat von peregrina
Carla, das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Amüsier dich mal!“ Joachim redet sich in Rage.
Ich glaub, ich würd den Satz "Joachim redet sich in Rage" weglassen bzw in "sagt Joachim" umwandeln oder so. Das erschließt sich doch aus dem, was er sagt. Bis zu dem Punkt hat er erst zwei Sätze gesagt. Danach geht es weiter und dann komm ich als Leser ja von allein drauf.
Stimmt. Das Füllsel braucht es nicht. Die Rage ist sowieso nicht die präzise Wortwahl.

Zitat von peregrina
Joachim besinnt sich auf seine ehelichen Pflichten: „Komm Carla, sei kein Spielverderber!“
Hüstel, für mich sind die ehelichen Pflichten ein Synonym für Sex.
Ja, für mich auch, aber was soll schon rauskommen, wenn Sex verpflichtet ist.
Aber die Passage ist schon für die Überarbeitung vorgesehen. Da hab ich mich von euch weich klopfen lassen, wenn alle Daumen nach unten zeigen, muss ich reagieren.

Zitat von peregrina
„Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.
Hier würd ich mich für eines entscheiden: die Dialogzeile oder den Satz danach.
Mir persönlich würde hier der modernere Dativ "Idiot" vom Klang her besser gefallen.
Nee, möchte ich eigentlich gerne belassen.
Von einem modernen Dativ weiß ich nix, hab nur gehört, dass der Dativ der Tod des Genitivs sein soll.

Zitat von peregrina
Ich hätte ihr beistehen sollen. Wir könnten uns immer noch zum Kaffeekränzchen treffen und gegenseitig Händchen halten. Doch ich bleibe auf Distanz. Mein Schweigen ist wenigstens ehrlich.
Das gefällt mir. Ist ja immer so ein bisschen die Frage, was man in solchen Situationen tun soll.
Schön, dass du die Stelle magst. Rat- und Sprachlosigkeit sind ja keine Seltenheit im Umgang mit Trauernden. Die Gedanken von Carla sind hier sogar mit einer Spur Häme angereichert. Das ist natürlich unfein, aber irgendwie findet sie, dass das Schicksal an der richtigen Stelle zugeschlagen hat. Warum sollte Babs nicht auch erfahren, wie es sich anfühlt, ein Kind zu verlieren.

Zitat von peregrina
Wir saugen schweigend an den Strohhalmen, der Cocktail ist klebrig süß. Ich weiß nicht, der Wievielte es ist, ich habe nicht mitgezählt.
Schreibt man der Wievielte hier echt groß? Wenn ich - so wie hier - im Geiste Cocktail ergänzen kann, dann würde ich es klein schreiben.
Da fragst du mich! Wäre aber logisch, ja.

Zitat von peregrina
„Vielleicht hab ich Angst, dass du meine Gedanken liest.“ Ich bin nicht sicher, ob ich das ausgesprochen habe.
Evtl. ohne Anführungszeichen? Vielleicht, vielleicht sogar kursiv? So denk ich, sie hat es gesagt. Und dann im nächsten Satz: Ach ja, jetzt hat sie es wohl doch nicht gesagt.
Wären Alternativen, absolut. Aber warum sollte sich die Unsicherheit Carlas nicht als Ungewissheit auf den Leser übertragen?

Zitat von peregrina
Die Kalendersprüche nerven. Schon lange. Sicherheitshalber vergewissere ich mich, doch er liest nicht ab, er hat das wirklich auswendig gelernt.
Witzig.
Da scheine ich jemanden gefunden zu haben, der über meine schrägen, humoristischen Einschübe schmunzeln kann.

Zitat von peregrina
„Joachim?“, unterbreche ich den Exkurs in die Küchenpsychologie.
„Ja, Schatz?“
„Welche Augenfarbe habe ich?“
Er zögert. Zu lange. “Graublau.“
„Aha.“ Kann man gelten lassen, füge ich in Gedanken hinzu
Ah ja, gnääääh ... Also, das ist mir jetzt wieder too much. Wahrscheinlich hat er auch ihren Hochzeitstag vergessen. Sie wartet bis abends drauf, ob es ihm noch einfällt oder nicht. Nee, weiß nicht, jetzt wirds mies irgendwie.
Glaubst du, das ist unrealistisch, zu fade oder zu ausgenuckelt?
Der Gatte nimmt die Augen graublau wahr. Der Baggerer Frank sieht ein tiefes, reines Blau, was natürlich am Leuchten liegen kann, das immer entsteht, wenn sich Carla und Frank ansehen. Augen und Blicke und Augenblicke muss ich behalten, die sind ja fast wie ein roter Faden in der KG.

Zitat von peregrina
Es beginnt zu schneien. Plötzlich ist es ganz still. Auch in mir. Ich stelle mir vor, wie der Schnee alles zudeckt, die schmutzigen Kieswege, die Sehnsucht und die Scham.
Schöner Schluss.
Ich mag ihn auch.

Danke dir für deine Mühe und deine Gedanken.

So, da wird mir nix anderes übrig bleiben als schnellstens zu baggern, … sorry zu ackern,
denn die Anregungen fallen im Moment auf fruchtbaren Boden.


Man liest sich, bis bald und liebe Grüße,

peregrina

Liebe maria.meerhaba,

du musst dich noch etwas gedulden bis zu meiner Antwort. Aber du steckst ja in den Bergen fest und könntest sie ohnehin nicht lesen.
Vorerst danke für dein Interesse.

Liebe Grüße,
peregrina

 

Hi peregrina,

Warum hast’n da ein Kichergesicht platziert?

Wahrscheinlich danebengeklickt. Ich glaub, ich wollte den ganz normalen Smiley nehmen. Hab die Geschichte gerade nochmal gelesen. Mann, die gefällt mir! Es menschelt gewaltig.

dem Idioten ... Von einem modernen Dativ weiß ich nix

Hast Recht. Das nehm ich zurück. (Dachte ohne "-en")

Rat- und Sprachlosigkeit sind ja keine Seltenheit im Umgang mit Trauernden. Die Gedanken von Carla sind hier sogar mit einer Spur Häme angereichert. Das ist natürlich unfein, aber irgendwie findet sie, dass das Schicksal an der richtigen Stelle zugeschlagen hat. Warum sollte Babs nicht auch erfahren, wie es sich anfühlt, ein Kind zu verlieren.

Häme hab ich da gar nicht rausgelesen. Auch jetzt beim zweiten Mal nicht. Vielleicht bin ich zu naiv.

Glaubst du, das ist unrealistisch, zu fade oder zu ausgenuckelt? Der Gatte nimmt die Augen graublau wahr. Der Baggerer Frank sieht ein tiefes, reines Blau

Danke für die Erklärung. Ist plausibel. Das hab ich tatsächlich beim ersten Mal überlesen.

LG, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe maria.meerhaba,

du kannst es ja nicht mal im Urlaub lassen, dich im Forum zu tummeln. Das ist wahre Liebe.:herz:

Allerdings haben wir gleich eine kleines Verständigungsproblem:

Bezieht sich auf die aller erste Version. Du weißt schon, türkisches Dorf, grauenhaftes Internet.
und das hat zur Folge, dass viele deiner Anmerkungen nicht mehr zutreffen. Ich war so was von schnell beim Ändern, ich hab mich selber überholt. Und was auch bei dieser KG überdeutlich war, alle Kommentatoren waren sich einig und haben mir die gleichen Schwächen aufgezeigt.
Macht es einfacher, punktgenaues Eingreifen.

Sein Tonfall: vorwurfsvoll.
Ich bin kein Fan von solchen Beschreibungen und dafür gibt es jede Menge Gründe. Doch es ist der Anfang der Geschichte, vielleicht passt es zu dem Stil im späteren Verlauf, also halte ich doch die Klappe, obwohl ich das eigentlich nicht getan habe.
Ist ja richtig, was du sagst. Schau, gestern hatte ich Jubiläum und nach zwei Jahren Club-Mitgliedschaft sollten solche Verfehlungen (zeigen, nicht behaupten) der Vergangenheit angehören.

Carla, das Leben besteht nicht nur aus Arbeit. Amüsier dich mal!“ Joachim redet sich in Rage.
Ich weiß nicht. Rage ist schon etwas extremes, da erwarte ich schon mehr in einem Dialog. Also ich sehe das hier nicht.
Auch ein berechtigter Einwand. Rage könnte man mit Wutausbruch gleichsetzen. Hier nicht.
ist eliminiert

Frank fühlt sich angesprochen. „Ja, doch, findet sie gut. Jedenfalls hat sie nix gesagt.
Na ja, die Frage ist hier eindeutig an Frank gerichtet. Da wird er sich wohl angesprochen fühlen. Also ich finde das unnötig zu erwähnen.
Andauernd fühle ich mich ertappt. Aber das ist auch wieder gut, dass mir jemand den Spiegel vorhält. Wer sollte sich sonst angesprochen fühlen bei der Frage nach seiner Frau?

...was wir sein wollen, dann wünscht sich Babs die Frau ohne Unterleib zu sein.
Beistrich: dann wünscht sich Babs, die Frau ohne Unterleib zu sein.
Und mir gefällt dieser bissige Kommentar. Hat irgendetwas mit der Schwangerschaft zu tun, die aus irgendeinem Grund schlimm ausgegangen ist.
Komma hab ich schon gekauft und wenn du die bissige Note herausliest, dann freu ich mich

Der Augenblick, in dem ich glaube zu ersticken, ist schnell vorbei.
Indem
Einspruch, ich denke nicht. Wenn man sagen könnte: „in welchem ich glaube zu ersticken“.
Wenn es heißen würde: "Indem ich hechle, vertreibe ich das Gefühl zu ersticken", dann zusammen

Ich check die Geschichte, liebe @peregrina, nicht ganz. Oder so. Ich weiß nicht. Das Blut da. Soll das ihr Gewissen symbolisieren? War das Schwert der Schwanz, der in der Muschi irgendetwas zerrissen hat? Keine Ahnung. Du weißt doch, ich gehöre zu den Leserinnen, die kaum etwas in eine Geschichte interpretieren und das hier lässt mich deshalb total verwirrt zurück und wenn ich von dem Autor verlange, dass er es im Nachhinein erklärt, läuft für mich etwas in der Geschichte falsch.
Sobald Erklärungen nachgeschoben werden müssen, hat der Autor seine Hausaufgaben nicht sorgfältig gemacht. Es sei denn, er möchte ein bisschen Verwirrung stiften.:lol:

Die vorliegende KG hat ja eine Vorgängergeschichte, obwohl das um Gottes Willen keine Serie sein soll, hab ich mir die Figuren aus der KG Messerklingen ausgeborgt und einfach weitergesponnen. Damals hast du auch kommentiert und dich darüber beschwert, dass es keine deftige Sexszene in der Küche gab. Wirst du nicht mehr wissen, liegt ein Jahr zurück.
Und jetzt kommt’s. Trommelwirbel!
Jetzt hab ich mich mal an so etwas wie eine erotische Szene gewagt. Natürlich passt der Feigling in mir auf, dass ich mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehne. Und da kam diese Traumsequenz heraus, in der es von Symbolen und Gleichnissen nur so wimmelt. (Na ja, Feigling eben.) Gefällt mir auch gut, dass der Traum von vielen Lesern nicht als solcher erkannt wurde.
Nein, in der Muschi wurde nix verletzt, das blutige Gemetzel soll nur eine Verknüpfung zu der Unterleibs-OP sein, bei der Carla ihr Kind verloren hat. (Wird auch nur in der ersten KG von mir erwähnt.)

Die Geschichte hat eine gewisse Gleichgültigkeit, die ich interessant fand. Da hat man förmlich lesen können, wie egal ihr Joachim ist und dann sie sich lieber von Frank schwängern ließ. Aber wieso sie so sehr für Frank schwärmt, wieso Joachim von ihr so sehr gehasst wird, das alles hast du nicht wirklich beschrieben, nicht einmal eine richtige Andeutung gemacht, so dass ich gezwungen werde, nach den Gründen zu suchen, tief hinter den Sätzen und das finde ich meistens nicht schön, weil die liebe Maria nun mal nichts interpretieren möchte.
Doch, für mich ist es manchmal sehr reizvoll, seine eigenen Interpretationen bemühen zu müssen. Das gefällt mir schon ab und zu gut.
Allerdings würde es mir in der KG genügen, wenn nur der Traum beim Leser Verwirrung stiften würde, die Triebfedern und Emotionen der Figuren wollte ich schon deutlich machen. Das ist nicht geglückt. Da braucht’s noch ein paar Sätze, Szenen, die das Beziehungsgeflecht besser beleuchten. Bin ich aber dran.

Du weißt ja schon, wie ich da ticke und das ist vermutlich der eigene Geschmack, der sich wieder vor meine Kritik stellt und ich über die fehlenden Details nur noch meckern kann. Auch bei den Gefühlen hast du hier echt gespart und alles hinter einer undurchdringlichen Gleichgültigkeit versteckt, was mich doch während des Lesens wirklich abgeschreckt hat.
Da kommt noch Fleisch auf die Knochen. Gefühle braucht die Geschichte. Gleichgültig sollte natürlich keiner der Charaktere rüberkommen. Was ich allerdings nicht möchte, die Gefühle dem Leser auf dem Silbertablett zu servieren. Und das ist ja der schwierigste Teil, Emotionen transportieren ohne sie zu benennen.

Babs ist nur so eine billige Randfigur, die weder mich noch die Protagonistin interessiert hat, also braucht die eigentlich kaum Farbe.
Die Babs ist nur Staffage, die verändere ich nicht, die lass ich in blau-silber.

Liebe meryem,

ich danke dir für deine Zeit und deine Meinung. Es war mir wie immer eine Freude,
lass es dir gut gehen.

Liebe Grüße,
peregrina

Hallo Isegrims,

danke für die Rückmeldung.

Zitat von peregrina
Er stöhn, dann spricht er mit Franks Stimme: „Amüsierst du dich?“ Sein Gesicht zerfließt, bevor ich im sagen kann, wie sehr ich ihn liebe.
da musst du nacharbeiten.
Zitat von peregrina
Wo genau? Beim Stöhnen, Sprechen. Sind die Worte für einen Traum zu klar?
ach, nix Besonderes, nur das t beim Stöhnen und das h bei ihm, kleine Schludrigkeit, die ich selbst nur allzu gut kenne.
Flüchtigkeit kann ja mal vorkommen. Aber wenn man mit der Nase draufgestoßen wird, sollte es wenigstens klingeln! Hab das nicht gesehen.


Sonntagsgrüße,
peregrina

Liebe Anne49,
es soll ja immer wieder vorgekommen, dass man aneinander vorbeiredet. Die Ehe wäre da zu erwähnen, aber doch nicht das WK-Forum. Oder? :gelb:

Zitat von peregrina
Warum hast’n da ein Kichergesicht platziert?
Sollte doch nur eine elastische Einleitung zu unserem Talk sein.
Ich weiß doch, dass es dir ernst ist mit:

Hab die Geschichte gerade nochmal gelesen. Mann, die gefällt mir! Es menschelt gewaltig.
Ja, es menschelt, gefällt mir gut, der Ausdruck menscheln.

Zitat von peregrina
Rat- und Sprachlosigkeit sind ja keine Seltenheit im Umgang mit Trauernden. Die Gedanken von Carla sind hier sogar mit einer Spur Häme angereichert. Das ist natürlich unfein, aber irgendwie findet sie, dass das Schicksal an der richtigen Stelle zugeschlagen hat. Warum sollte Babs nicht auch erfahren, wie es sich anfühlt, ein Kind zu verlieren.
Häme hab ich da gar nicht rausgelesen. Auch jetzt beim zweiten Mal nicht. Vielleicht bin ich zu naiv.
Du darfst grundsätzlich nicht denken, es liegt an dir.
Wenn mir als Autor wichtig ist, dass der Leser die Häme spürt, dann ist es meine Aufgabe, sie zu zeigen.


Danke für deinen zweiten Besuch.
Liebe Grüße,
peregrina

 

Wenn mir als Autor wichtig ist, dass der Leser die Häme spürt, dann ist es meine Aufgabe, sie zu zeigen.

Dann ist es ja gut,

liebe peregrina,

dass meine Message trotz der von mir gewählten "elastischen" Formulierung zu dir durchgedrungen ist ... :D

Anne

P.S. In dem Punkt hätt ich sogar eher auf gegenseitiges Mitgefühl unter den Ladies getippt (und gehofft), aber es sind ja deine Figuren

 

Hallo peregrina ,

Ich schreibe mir spontan beim Lesen mit, was mir so auffällt:

Frank schnellt wie ein Springmesser vom Stuhl hoch
Da hab ich das Gefühl, dass Frank einen Hechtsprung einlegt :X
Ich hab aber schon andere Pläne
Bin mir nicht sicher, aber schreibt man nicht „hab‘“ mit Apostroph?

Die Lippen sind weich, die Zunge fordernd.
Schöne Formulierung.
Es beginnt zu schneien. Plötzlich ist es ganz still. Auch in mir. Ich stelle mir vor, wie der Schnee alles zudeckt, die schmutzigen Kieswege, die Sehnsucht und die Scham.
Schöner letzter Satz.

Ich hoffe, meine Kritik konnte dir helfen. Ich weiß, sie ist kurz, aber so viel fiel mir halt zur KG ein.

LG,
Alexei

 

Hallo alexei,

Dankeschön, dass du mal drübergeschaut hast, über den Text und mir ein paar Gedanken dagelassen hast.

Frank schnellt wie ein Springmesser vom Stuhl hoch
Da hab ich das Gefühl, dass Frank einen Hechtsprung einlegt :X
Ich sehe da einmal Körperspannung und dann die Veränderung von der sitzenden Position (Oberkörper und Schenkel bilden einen rechten Winkel) in die aufrechte Position (Oberkörper und Beine sind eine Linie), na gut, das Messer springt hundertachtzig Grad auf, Frank nur neunzig Grad

Ich hab aber schon andere Pläne
Bin mir nicht sicher, aber schreibt man nicht „hab‘“ mit Apostroph?
Das ist eine gute Frage. Hab jetzt noch mal nachgeblättert und bin darauf gestoßen, dass man sowohl mit Apostroph als auch ohne darf, eine astreine Kannbestimmung, das sind mir die liebsten.
Vielleicht sollte ich wenigstens Einheitlichkeit in den Text bringen. Muss ich mal überprüfen.

Es beginnt zu schneien. Plötzlich ist es ganz still. Auch in mir. Ich stelle mir vor, wie der Schnee alles zudeckt, die schmutzigen Kieswege, die Sehnsucht und die Scham.
Schöner letzter Satz.
Schick, wa? Den kann ich auch sehr gut leiden.

Tja, alexei, da werden wir wohl in nächster Zukunft öfter miteinander zu tun haben.
Du bist ja auch für die neue Copywrite-Runde angemeldet. Und weil ich unter anderem gerne wissen möchte, was da auf mich zurollen könnte, komm ich mal um die Ecke und schau in eine deiner KGs. Aber nicht sofort.

Danke, bis bald und liebe Grüße,
peregrina


Die überarbeitet Version ist eingestellt. Ein Dankeschön an alle, die ihre klugen Gedanken beigesteuert haben.

 

Hallo @peregrina,

mit der ersten Version deiner Geschichte konnte ich mich leider nicht so auseinandersetzen, wie ich es gerne getan hätte. Jetzt sollte es aber klappen.

Der erste Absatz gefällt mir schon einmal gut. Drei Personen und ich bekomme eine Ahnung davon, wie sie zueinander stehen, wie es in der Protagonistin aussieht.

„Ach! Da freu’ ich mich für euch. Ihr gebt bestimmt ein schönes Paar ab.“

Das Ausrufezeichen stört mich hier. Ich interpretiere dabei meistens einen Schrei oder zumindest eine besondere Hervorhebung der Aussage. Das 'Ach' finde ich jedoch nicht so sehr betonungswürdig.

„Ich hab’ aber schon andere Pläne.“

Ich glaube, das wurde bereits angesprochen: hab

Wie es aussieht, haben die beiden Jungs soeben beschlossen, mich weich zu klopfen.

Ist vielleicht kleinlich, aber 'beiden' kann mMn weg. Man weiß ja, wie viele Jungs es sind.

Voriges Jahr ging es auch nicht, als du …“ Als Joachim seinen Fehler bemerkt, ist es zu spät.

Etwas unschön, wegen der dicht aufeinanderfolgenden Wortwiederholung 'als'. Ich weiß jetzt nicht, ob 'weil' für dich eine schönere Alternative wäre, andernfalls den zweiten Satz umstellen: Seinen Fehler bemerkt Joachim erst, als es zu spät ist.

„Was meint Babs dazu?“
Frank räuspert sich. „Ja, doch, findet sie gut. Jedenfalls hat sie nix gesagt.“ Er macht eine Pause, als müsse er jedes Wort genau abwägen. „Sie kommt klar, denk’ ich. Zwei Kinder reichen ja auch.“ Er greift sich in den Hemdkragen.

Schön, wie du hier die vierte Person ins Spiel bringst und auch gleich auf einen Konflikt hinweist. Beim Markierten musste ich grinsen: Nicht schimpfen ist gelobt genug :-)

Er schiebt noch etwas nach, das sich für mich wie „nur so groß wie eine Kaulquappe“ anhört, aber ich habe keine Lust, über das Liebesleben der Lurche zu plaudern.

Streichkandidat, dieser Satz, eindeutig. Steht doch schon oben, mit den beiden Kindern, die ausreichen. Das nimmt irgendwie den Lesefluss, weil ich überlege, warum das dasteht.

Joachim sagt: „Ach, komm Carla, sei kein Spielverderber!“ Genau der schmachtende Singsang, den er anstimmt, wenn er das Bedürfnis verspürt, den ehelichen Pflichten nachzukommen, wie er seine Akrobatik nennt.

Ui, da hängt aber mehr als nur der Haussegen schief.
Nennt er das echt so? Sagt er zu ihr: Komm wir gehen unseren ehelichen Pflichten nach? Meinst du das hier so?

„Untreu.“ Frank hat wieder diesen Blick aufgesetzt, von dem ich mich aufgespießt fühle. Er tänzelt auf mich zu, umfasst meine Taille und schiebt mich sanft aber bestimmt durch die Küche. „Können wir ja später mal machen“. Er lacht.
„Kindskopf, alberner!“ Ich kann dem Idioten nicht böse sein.

Aha, da läuft was zwischen denen.
Gefällt mir gut, das mit dem Blick, von dem sie sich aufgespießt fühlt.

Er überspringt jeweils eine Stufe, winkt uns flüchtig zu und verschwindet aus unserem Blickfeld, als hätte es ihn nie gegeben.

Vielleicht stehe ich grad auf dem Schlauch, aber wieso dieser Nachschub: als hätte es ihn nie gegeben?

Nur zu gerne würde ich die Verlorenheit ausblenden, die sich wie ein leises Gift in jede Zelle stiehlt und mich lähmt.

Ja, das kann ich verstehen. Schön beschrieben.

Ihre Fingerspitzen berühren, zart wie das Schlagen von Schmetterlingsflügeln, seinen muskulösen Bauch.

Da hatte ich Probleme, weil sie ja nur ein Filmplakat interpretiert. Sieht man es den Fingerspitzen an, dass sie zart wie das Schlagen von Schmetterlingsflügeln den Bauch berühren.

„Und du bist ganz zufällig hier lang gekommen.

langgekommen

Wie auf Stichwort beginnt die Glocke der Rathausuhr blechern zu schlagen

'blechern' im Zusammenhang mit einem Glockenschlag gefällt mir nicht. Aber gut, ich kenne ja das Rathaus nicht. Ich würde es streichen.

„Mensch, Carla. Ich komm mir vor wie ein verdammter Schuljunge. Du spukst in meinem Kopf.“ Seine Stimme ist rau und fremd. „ Ich kann nix dagegen machen.“

Auch das gefällt mir wieder gut, wie du seine Gefühle beschreibst.
Ich würde im Anschluss jedoch keine Leerzeile machen. Lass sie die Erinnerung, wie er ihre Traurigkeit wegküsst, gleich darauf haben. So steht es jetzt irgendwie zusammenhanglos da.

Eine Frage zu diesem Abschnitt: Ist der neu dazugekommen? Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern, den gelesen zu haben. Er gefällt mir, weil das Verhältnis der beiden gut gezeigt wird

Gut gefällt mir auch, wie du die Kostüme der Frauen mit ihrem momentanen Seelenzustand assoziierst. Da hat man Bilder im Kopf, die man eigentlich nicht sehen will. Sehr traurig, das Ganze.

Ein bisschen tut er mir leid, aber er wollte es ja so.

Was wollte Joachim so?

Joachim warf mir noch schnell einen verzweifelten Blick zu, bevor er von der Ordensschwester entführt wurde und auch Babs bleibt verschollen.

Wieso plötzlich Präteritum? Sollte es nicht 'wirft' und 'entführt wird' heißen?

Er geht vorneweg, schiebt sich durch das Gedränge, teilt für mich das Meer, mein verwegener Piratenkapitän.

:)

Wenigstens ist das Licht vorteilhaft, das, was vom Gesicht übrig ist, sieht jung und erhitzt aus.

Nach ' vorteilhaft' fände ich einen Punkt besser.

Logisch, denke ich, ich bin klebrig süß und unersättlich. Und billig.

Mir will nicht einleuchten, warum sie sich billig dabei fühlt. Schlechtes Gewissen? Aber fühlt man sich dann billig? Wie fühlt sich das überhaupt für sie an?

es darf ruhig weh tun

wehtun

Das Bett neben mir ist leer.

Uff. Alles nur geträumt?

Die Kalendersprüche nerven. Schon lange. Sicherheitshalber vergewissere ich mich, doch er liest nicht ab, er hat das wirklich auswendig gelernt.

Da nerven nicht nur die Kalendersprüche. Eine 'schöne' Szene einer Ehe. Einer verletzten Seele.

Es beginnt zu schneien. Plötzlich ist es ganz still. Auch in mir. Ich stelle mir vor, wie der Schnee alles zudeckt, die schmutzigen Kieswege, die Sehnsucht und die Scham.

Ein tolles Ende, das noch einmal den gesamten Gemütszustand der Protagonistin zeigt.

Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Auch wenn ich mich nicht mehr richtig an die alte Fassung erinnere, so kann ich trotzdem sagen, dass ich diesmal beim Lesen viel mehr Mitleid mit Carla hatte. Konnte ihre Zerrissenheit, ihren Schmerz deutlicher spüren und auch das, was zwischen ihr und Frank passiert, wird für mich jetzt greifbarer. Eine gelungene Überarbeitung. Respekt.

Ach ja, der zweideutige Titel gefällt mir gut.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hej peregrina,

für meinen Geschmack hast du viel eingebaut, was mir die Charaktere und Beziehungen zueinander nahbringt. Sehr gut, Babs weiterhin nahezu unberührt zu lassen. Vielleicht, aber sicher und einig bin ich mir da nicht, weil ich nicht tief analysiert habe, muss ich gestehen, vielleicht sind die Rückblicke und settingwechsel beim ersten Lesen etwas irritierend ... Ich habe mich da mehr inhaltlich fangen lassen.

Folgendes ging mir dann noch durch'n Kopf.

Ich könnte schwören, das verhaltene Lachen ist das von Frank.

Weswegen nicht einfach „..., das verhaltene Lachen ist von Frank?" :hmm:

die knarzenden Dielenbretter und mein hüpfendes Herz zu ignorieren.

Aha. Da bahnt sich etwas an.

Er tut so, als würde Unausgesprochenes nicht wie eine Mauer zwischen uns stehen.

Daher weht der Wind.

Voriges Jahr ging es auch nicht, als du …“ Als Joachim seinen Fehler bemerkt, ist es zu spät.
„Genau. Sprich es ruhig aus! Da war ich hochschwanger.“

Ich fänds noch bissiger, wenn Joachim den Satz so beginnt, dass er genauso von Carla weitergeführt werden könnte.

Was meint Babs dazu?“

Zum Faschingsball meinst du. Nicht zum Hochschwanger sein im letzten Jahr. Oder doch nicht?

Er macht eine Pause, als müsse er jedes Wort genau abwägen. „Sie kommt klar, denk’ ich. Zwei Kinder reichen ja auch.“ Er greift sich in den Hemdkragen.

Seltsam, was ihm da so durch den Kopf geht. Als wären Kinder etwas zum Sammeln oder Durchnumerieren. Ganz schön abgeklärt, der Frank.

Joachim sagt: „Ach, komm Carla, sei kein Spielverderber!“ Genau der schmachtende Singsang, den er anstimmt, wenn er das Bedürfnis verspürt, den ehelichen Pflichten nachzukommen, wie er seine Akrobatik nennt.

Hier kommt ja allerhand ans Tageslicht. Mannomann. Der Verführer, den sich Carla wünscht (ich hänge aus dem Fenster, wenn du mal genau hinsiehst), isser dann ja eher nicht.

Wir begleiten ihn zur Tür und schauen ihm nach. Er überspringt jeweils eine Stufe, winkt uns flüchtig zu und verschwindet aus unserem Blickfeld, als hätte es ihn nie gegeben.

Das gefällt mir. Sowohl das Bild (inkl. das was ich mir vorstelle, was jeder der beiden Nachblickenden wohl denken mag) als auch die Leere danach. :kuss:

Die arme Babs“, sagt Joachim mehr zu sich. „Hast doch bestimmt Hunger, hm?“
Ich nicke nur.
„Los, ich hau’ uns schnell ’n paar Eier in die Pfanne!“
„Gute Idee.“ Nur zu gerne würde ich die Verlorenheit ausblenden, die sich wie ein leises Gift in jede Zelle stiehlt und mich lähmt.

Kann nicht schaden, Joachim mitfühlend zu zeigen, mit der Freundin und mit der Frau. Und wunderbar gefällt mir, dass du Carla verletzlich zeigst - mit Gift gelähmt, das arme Ding.

Und du bist ganz zufällig hier lang gekommen. Weißt nicht, dass ich um die Zeit den Laden schließe?“ Wie auf Stichwort beginnt die Glocke der Rathausuhr blechern zu schlagen.

Sie ist aber auch eine von der angreifenden Sorte ...

Mensch, Carla. Ich komm mir vor wie ein verdammter Schuljunge. Du spukst in meinem Kopf.“ Seine Stimme ist rau und fremd. „ Ich kann nix dagegen machen.“

Aber das verlorene Kind war jetzt aber nicht von Frank!? Oder soll ich das denken? Oder war die Affaire tröstend danach? Oder spielt das keine Rolle?

Wer braucht schon Geständnisse, die in eine Sackgasse führen? Das mache ich mit mir aus. Meine Augen tränen vom scharfen Wind.

Ach, Carlalein. Jetzt kann ich so richtig mit ihr fühlen, ihre Trauer, nicht nur um das Kind, sondern um verpasste Möglichkeiten, Leidenschaft, eine andere Zukunft - da hat sie ja nicht wenig zu schleppen.
Und am Ende dunkelt die Zynikerin konsequenter Weise wieder durch. Nicht schlecht.

Ihr sagen müssen, dass man lernen muss, seine Gedanken zu steuern, weg vom Zentrum des Schmerzes hin zu anderen Aufgaben oder auch zu anderen Männern. Alles beginnt im Kopf. Auch das Ende des Kummers oder sein Beginn.

Das glaubt sie wirklich, oder?

Unser Tisch ist verwaist. Joachim warf mir noch schnell einen verzweifelten Blick zu, bevor er von der Ordensschwester entführt wurde und auch Babs bleibt verschollen.
Frank nickt und malt Kreise in die Luft. Seine Aufforderung zum Tanz. Er geht vorneweg, schiebt sich durch das Gedränge, teilt für mich das Meer, mein verwegener Piratenkapitän.
Ich setze die Füße fest auf den Boden, dann hüpfe ich, immer höher und höher, und wenn alles vibriert in mir, hebe ich ab. Ich habe beinahe vergessen, wie sehr ich diese Verwandlung mag und wie befreiend sie sein kann.

Verwaist passt sehr gut mal eingefügt in die Geschichte. Geht der nachfolgende Satz dann nicht im Präsens? :shy:
Das beschreibst du ganz wunderschön, Carlas Wunsch nach Halt und Schutz und nicht nach einem Helden im Flanellhemd. BeinCarlas tänzerischem Ausbruch fühlt sich hüpfen seltsam an.

Aha.“ Kann man gelten lassen, füge ich in Gedanken hinzu, aber nur, wenn das Meer aufgewühlt ist.

Och, was für eine schöne Idee!

Ich mag sie jetzt noch viel lieber, sowohl die Geschichte, als auch deine Protagonisten mit all ihrem Gemenschel, eben weil Du mehr gewürzt hast.

Lieber Gruß und noch einen gemütlichen Samstag, Kanji

 

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