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Tiefseetaucher

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20.12.2002
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Tiefseetaucher

Bori liegt nackt im Bett und fühlt etwas.
Er fasst nach seinem Schwanz, berührt ihn wie ein braves Haustier. Er reicht ihm bis zum Bauchnabel, liegt da, schlapp und glücklich. Sie sind sich ganz nahe jetzt, der große und der kleine Bori.
Zusammen haben sie sich verausgabt, und alles ist still.
Daneben liegt Stella. Sie ist genauso nackt, hat sich vermutlich genauso verausgabt. Sie betrachtet die Decke und raucht mit viel Liebe zum Detail.
Bori mag das sehr, wie sie raucht. Sogar mehr, als wie sie tanzt.
Doch am allerbesten gefällt ihm das hier: Er fühlt etwas.
„Was bist du eigentlich für ein Mensch?“, fragt Stella zwischen Zügen „Ein Hundemensch oder ein Katzenmensch? Oder … ein Ochsenmensch?“ Sie lacht, dabei tanzen ihre Brüste.
Bori gibt keine Antwort.
Stella rollt sich auf den Bauch, winkelt die Beine an, klimpert mit den Wimpern, bläst ihm Rauch ins Gesicht und sagt: „Warum leckst du mich eigentlich nie? Hm? Kannst du mir das vielleicht sagen, du starker böser Mann? Hm? Du könntest mir auch den Finger in den Po stecken. Das wär doch was! Hast du daran schon mal gedacht?“
„Das musst du früher sagen.“
„O Gott, Bori, du bist der schlechteste Liebhaber, den ich je hatte!“
„Warum schreibst du mir dann?“
Sie lächelt, legt ihm das Kinn auf die Brust und flüstert: „Weil du auch der beste Liebhaber bist, den ich je hatte.“ Sie mustert ihn mit grünen Augen, und wieder fühlt er etwas. „Aber sag mal, warum ist das so? Bin ich dir etwa egal? Es würde mir gefallen, wenn du mich leckst, weißt du das?“
Sie hält ihm die Zigarette an die Lippen und schmollt.
Bori dreht den Kopf weg. „Rauchen ist ungesund.“
„Du Spießer! Bori, du bist ein schrecklicher Spießer! Und ein furchtbarer Liebhaber!“ Sie wendet sich ab, legt sich wieder auf den Rücken. „Du bist ein blöder Pitbullmensch! Ohne Witz, ohne Gefühl, ohne ...“
Ohne Liebe zum Detail, denkt Bori. Ohne Liebe zum Detail.
Dabei mag er doch Details. So wie Stella raucht, zum Beispiel. Als wäre jeder Zug ein kleines Geschenk, das man behutsam öffnen muss. Er mag auch, wie ihre Wangen beim Sex rosig werden. Und er mag die bunten Fische, die er daheim pflegt. Ja, ganz besonders seine Fische.
Bori setzt sich auf. „Ich muss nach meinen Fischen schauen.“
„Was für Fische?“
„Ich hab ein Aquarium.“
„Spinnst du?“
„Ich muss los.“
Stella springt auf im Bett, stellte sich hin und sieht auf ihn herab. Das Licht der Nachtischlampe beleuchtet ihren Körper von unten. Die Kippe glüht, eingeklemmt zwischen Mittel- und Zeigefinger. „Du bleibst jetzt hier.“
Bori greift nach links, wo seine Klamotten auf dem Boden liegen.
„Wenn du jetzt gehst, sage ich Bernd, was hier läuft, und dann bin ich gespannt, wo du morgen Tür stehst!“
Bori setzt sich auf die Bettkante und greift nach einer Socke.
Stella fällt ihm um den Hals und versucht, ihn nach hinten zu ziehen.
Er greift nach ihrem Arm.
„Das tut weh!“ Stella fällt zur Seite und rollt sich theatralisch vom Bett. Dann krabbelt sie rüber und fasst ihm mit je einer Hand an den linken und rechten Oberschenkel.
„Stella, ich muss …“
Aber schon hat sie ihn am Schwanz gepackt.
„Bleib hier, mein kleiner Bori“, sagt Stella mit sanfter Stimme an seinen Schritt gewandt „bitte, bleib bei mir …“
Wieder spürt Bori etwas. Er schließt die Augen und versucht es zu fassen, innerlich greift er danach.
Dann nimmt Stella seinen schlaffen Schwanz in den Mund, und es verschwindet. An dessen Stelle tritt etwas gänzlich anderes, das Bori nur als dumpfen Druck wahrnimmt.
Er versucht dies zu ignorieren.
Während Stella ihm einen bläst, denkt er an die bunten Guppies, die zuhause auf ihn warten. Er denkt auch an den siamesischen Kampffisch mit den schillernden Schuppen und an den trägen Flusskrebs.
Aber diese Gedanken kann er nicht halten, nicht, wenn Stella an ihm saugt. Er sieht ihren Kopf auf und ab gehen und verspürt auf einmal den Drang, ihr das Genick zu brechen.
Sie sieht zu ihm auf, als hätte sie diesen Gedanken mitgekriegt, und lächelt.
„Du bist kein guter Mensch“, sagt er.
Sein Schwanz passt nicht mehr in ihren Mund. Stella massiert ihn mit den Händen.
Bori folgt dem Druck. Er steht auf, legt Stella aufs Bett und dringt in sie ein.
Er hört die Geräusche, die sie immer macht, wenn er das tut, und schließt die Augen.
Schwarz wird es nun, und ganz kalt auf der Brust. Das schöne Etwas ist weit weg jetzt, aber sie liegt vor ihm, so viel ist klar. Irgendwo da vorne in der Tiefe muss es sein. Also macht Bori weiter. Er kneift die Augen zu, spürt die Kälte und taucht ab.

 

Salut JuJu

Kalter, egoistischer Sex ohne echte Gefühle. Darum geht es. Bori ist Türsteher und Zierfischliebhaber, aber im Bett nur eine gut bestückte Maschine, die auf Knopfdruck zur Verfügung steht. Er hasst das, lieber hat er die feinen Details zwischen den Rammelsitzungen, les petites fugues, die kleinen Fluchten aus dem grauen Alltag, die Suche nach verlorenen Empfindungen?

Und das ist es dann auch schon, eine mini Milieustudie, die sich kalt anfühlt, wie die Stange, an der Stella im Keller wahrscheinlich tanzt.

Hier meine Lieblingsstelle:

Dabei mag er doch Detail. So wie Stella raucht, zum Beispiel. Als wäre jeder Zug ein kleines Geschenk, das man behutsam öffnen muss. Er mag auch, wie ihre Wangen beim Sex rosig werden. Und er mag die bunten Fische, die er daheim pflegt. Ja, ganz besonders seine Fische.
Bori setzt sich auf. „Ich muss nach meinen Fischen schauen.“
„Was für Fische?“
„Ich hab ein Aquarium.“
„Spinnst du?“
„Ich muss los.“
Das hat so was schön schräges, der potente Türsteher mit seinem geliebten Aquarium. Hier wird die Bedeutungslosigkeit der Verbindung zu Stella überdeutlich.

Sie lacht, dabei Brüste tanzen ihre Brüste auf und ab.
Da tanzen etwas viele Brüste.

Sie wendet sich ab, legte sich wieder auf den Rücken.
Zeitenmix

Dann krabbelt sie rüber und fasst ihm mit je einer Hand an die linke und rechte Oberschenkel.
den linken und rechten

Er versucht dies zu ignorieren.
vlt. es, ihn, aber dies? Bin unsicher.

Das schöne Etwas ist weit weg jetzt, aber sie liegt vor ihm, so viel ist klar.
Den Satz verstehe ich nicht, meinst du mit "sie" Stella? Oder etwas anderes, das Schöne vlt?

Also ich empfand das ganze mehr als Szene aus einem Milieufilm. Ich lerne die nach gutem Sex gierende Stella kennen und den biederen Türsteher mit seinem stillen Hobby. Aber sonst? Hm, ich weiss nicht recht. Bin etwas ratlos, weil mich die Geschichte weder gepackt, noch nachhaltig berührt hat. Du deutest da zwar Boris Sehnsucht nach Gefühlen an, lässt aber keine zu. Vielleicht auch gar nicht möglich in dem kurzen Text.

Sorry und Gruss
dot

 

Hallo JuJu,
ich mag die kühle Stimmung der Situation.

Ist die mehrfach erwähnte riesige Ausstattung für Boris Charakter wichtig? Vielleicht, um das für einen Türsteher seichte Hobby zu kompensieren? Ich hätte gern mehr Einblicke in Boris Vergangenheit und Lebensumstände gehabt, um seine Suche nach... ja, nach was eigentlich, zu verstehen.

Dabei mag er doch Details.
Stella springt auf im Bett, stellte sich hin und sieht auf ihn herab.
Stella springt im Bett auf, stellt sich hin ...

Er sieht ihren Kopf auf und ab gehen und verspürt auf einmal den Drang, ihr das Genick zu brechen.
Das finde ich zu krass. Vielleicht weniger drastisch: ...und verspürt auf einmal den Drang, sie an die gegenüber liegende Wand zu werfen.

Also macht Bori weiter. Er drückt die Augen zu, spürt die Kälte und taucht ab.
Du willst hier nicht noch einmal macht schreiben, wie im voran gegangen Satz. Aber ich würde kneift schreiben.

Schwarz wird es nun, und ganz kalt auf der Brust.
Den Satz finde ich stark, schön und tief.

Viele Grüße
wegen

 

Hallo JuJu,

obwohl der Text gut geschrieben ist und einen eigentümlich-nahen Tonfall hat, schöne sprachliche Bilder, mag er mir doch nicht gefallen. Warum? Weil ich gleich zu Beginn einem total abtörnenden Riesenschwanz begegne, der womöglich nur der Einbildungskraft des Erzählers, whatever entspringt und sich dann als Bindeglied für die Begegnung zwischen den beiden entpuppt, aber nicht ausreicht, um Tiefe zu zeigen. Zudem ist der Text viel zu episodenhaft, viel zu karg, um Nachhall erzeugen zu können, viel zu kurz obendrein.

Paar Stellen aus dem Text:

Er fasst nach seinem Schwanz, berührt ihn wie ein braves Haustier.
tolles Bild
Er reicht ihm bis zum Bauchnabel, liegt da, schlapp und glücklich.
dann das:sealed:

Sie lacht, dabei Brüste tanzen ihre Brüste auf und ab.
auch der Satz sehr präzise :Pfeif:

Dabei mag er doch Detail. So wie Stella raucht, zum Beispiel. Als wäre jeder Zug ein kleines Geschenk, das man behutsam öffnen muss.
Details. Dann wieder eines dieser Bilder:Pfeif:

„Das tut weh!“ Stella fällt zur Seite und rollt sich theatralisch vom Bett. Dann krabbelt sie rüber und fasst ihm mit je einer Hand an die linke und rechte Oberschenkel.
was passiert da genau? und heißt das nicht an den... ?

Wieder spürt Bori etwas. Er schließt die Augen und versucht es zu fassen, innerlich greift er danach.
innerlich klingt unpassend

Schwarz wird es nun, und ganz kalt auf der Brust.
warum?

Hoffe, du kannst was mit anfangen
viele Grüße
Isegrims

 

Liebe Leute,

vielen Dank für die Kommentare und Korrekturen, nehme ich mir gleich vor!

Näheres folgt!

MfG,

JuJu

 

Hallo JuJu,

ich bin ja gerade voll im Schreibfieber, wollte dir aber doch kurz rückmelden, dass ich deine Geschichte sehr gelungen finde. dotslash hat das wie immer gut auf den Punkt gebracht:

Zitat von dotslash:

Bori ist Türsteher und Zierfischliebhaber, aber im Bett nur eine gut bestückte Maschine, die auf Knopfdruck zur Verfügung steht. Er hasst das, lieber hat er die feinen Details zwischen den Rammelsitzungen, les petites fugues, die kleinen Fluchten aus dem grauen Alltag, die Suche nach verlorenen Empfindungen?

Wobei mir nichts weiter fehlt. Ich empfinde den Text als sehr dicht, mit dem richtigen Maß an Information und Geheimnis. Was so gewisse Geschlechterstereotypien betrifft, hat das Ganze für mich sogar etwas humorvolles.

Doch am allerbesten gefällt ihm das hier: Er fühlt etwas.

Sprachlich etwas plump und damit genau passend zu deinem unbeholfenen Protagonisten.

Er mag auch, wie ihre Wangen beim Sex rosig werden. Und er mag die bunten Fische, die er daheim pflegt. Ja, ganz besonders seine Fische.
Bori setzt sich auf. „Ich muss nach meinen Fischen schauen.“

Wurde schon gesagt, der Übergang ist wunderbar. Er hat was Rührendes der Bori.

Aber diese Gedanken kann er nicht halten, nicht, wenn Stella an ihm saugt. Er sieht ihren Kopf auf und ab gehen und verspürt auf einmal den Drang, ihr das Genick zu brechen.

Ja, das kann eben auch passieren, wenn er anfängt zu fühlen.

Sie sieht zu ihm auf, als hätte sie diesen Gedanken mitgekriegt, und lächelt.
„Du bist kein guter Mensch“, sagt er.

Das finde ich noch nicht so rund. Wirkt so, als würde sie über seine Gedanken lächeln. Vielleicht ein Punkt dazwischen? "Sie sieht zu ihm auf, als hätte sie diesen Gedanken mitgekriegt. Dann lächelt sie."
Der nächste Satz von ihm bezieht sich vermutlich darauf, dass sie ihren Willen durchsetzt?

Schwarz wird es nun, und ganz kalt auf der Brust. Das schöne Etwas ist weit weg jetzt, aber sie liegt vor ihm, so viel ist klar. Irgendwo da vorne in der Tiefe muss es sein. Also macht Bori weiter. Er kneift die Augen zu, spürt die Kälte und taucht ab.

Ich kann es nicht richtig fassen, aber diese Szene vermittelt eine ganz eigenartige Stimmung, fast wie ein Gedicht. Die Mischung stimmt für mich, dieses Dumpfe, das Zärtliche, das Sexuelle, der brutale Gedanke zwischendurch, wie die beiden sich zwar körperlich vereinigen, sich dabei aber nur sporadisch wirklich berühren... Ach, vielleicht fallen mir irgendwann nochmal bessere Worte ein.

Liebe Grüße von Chutney

P.S.
Habe eben noch mal geguckt. Genau, du warst das mit den gespreizten Beinen, die in den Raum ragen und wackeln wie "Alien-Antennen". Hat sich mir für immer eingebrannt.:hmm:

 

Meine Jüte,

JuJu,
nice to read you,

aber i. d. R. umgeh ich solche Geschichten, ich schau selten durchs Schlüsselloch oder lausch hinter der Tür (und nicht, weil ich fürchte, sie könnte mir plötzlich vors Ohr und an die Birne geknallt werden), bin ungern Voyeur und halt gern Distanz - aber die schafft Deine nüchterne Sprache von selbst. Und wie lange hier geraucht wird. Und wie oft überhaupt in den Geschichten hier. Aber schön, dass Bori ein Aquarium betreibt.

Die Insassen widersprechen selten.

Bori liegt nackt im Bett und fühlt etwas.

"etwas", das Pro-nomen, das fürs Unbestimmte schlechthin steht. Das ahd. "etewaʒ" - zusammengesetzt aus "ete" ("etlich") und "was" - war das Neutrum zum heutigen Indefinitpronomen "irgendjemand", dessen Bedeutung durch die Wiederholungen des "etwas fühlen" nicht präziser wird.

So hab ich von Anfang an das Gefühl, dass er nur das Eine will ... und die Terminologie des zwoten Satzes bestärkt mich im "Schwanz" und "Haustier" und kurz darauf in den Vermutungen.

Doch am allerbesten gefällt ihm das hier: Er fühlt etwas.

Trivialitäten aus dem Schatzkästlein der neueren deutschen Schriftsprache

Hier

... sagen, du starker[,] böser Mann?
ist m. E. zwischen gleichrangigen Adjektiven ein Komma zu setzen (Ersatzprobe: Ein "und" ließe sich gefahrlos verwenden wie ein Komma)

Die Lampe wird vielleicht auch beim Nachtisch gebraucht, aber hier steht sie im Schlafzimmer

Das Licht der Nacht[t]ischlampe ...

„Du bleibst jetzt hier.“
Klingt das nicht nach was anderem als einer bloßen Aussage? Muss ja kein bellender Befehlston sein ...

Er versucht dies zu ignorieren.

Besser die Infinitivgruppe mit Komma. Warum? Weil das Demonstrativpronomen auf etwas anderes verweist. Das eigentliche Problem aber wrd, dass nicht klar ist, ob das Komma vor oder nach "dies" zu stehen kommt, denn beides ist möglich. Ich beziehe es eigentlich auf den "Druck" des Satzes zuvor, da wäre dann "Er versucht, dies zu ignorieren."

 

Hej JuJu,

ich spring' mal kurz über meinen Schatten und zeig mich nicht zimperlich, vor allem weil ich hier (im Forum) schon keine Skrupel hatte, Horrorgeschichten und blutrünstige Texte zu kommentieren. Da ist es ja wohl nur in Ordnung über deinen Text zu schreiben.
Denn dein Stil und die durchschimmernde Atmosphäre von Gefühlsarmut und der an Unfähigkeit, Gefühle zu artikulieren deiner beider Protagonisten hat mich berührt. Und dann fällt mir erst gerade auf, wie kurz du den Text halten konntest und trotzdem viele Emotionen ausgelöst hast.
Das verlangt mir viel Respekt ab.

Sie betrachtet die Decke und raucht mit viel Liebe zum Detail.

Bis hierher war ich gefangen. Und dann habe ich überlegt, wie das wohl aussehen mag bei ihr. Wie sie so raucht mit Liebe zum Detail. Wie sie die Lippen schließt vielleicht ... Später erfahre ich es in einem schönen Vegleich mit einem aufzuwickelndem Geschenk. Naja, das brachte mich leicht aus dem Takt. Zumal Bori (schöner Name) später erneut erwähnt, wie gerne er Details mag.

Doch am allerbesten gefällt ihm das hier: Er fühlt etwas.

Hier war ich leicht enttäuscht, weil ich schon beim ersten Satz gespürt habe, wie wichtig das für Bori ist und dass das mehr zu bedeuten hat, als die befriedigte sexulle Lust, die er eben erlebt haben mag.

Und das meine ich: in diesem kurzen Abschnitt hast du mit knappen Aussagen bemerkenswert viel untergebracht. Sowohl an Informationen über die beiden (er hat sie tanzen sehen, er kennt sie rauchend, Bori fühlt gerne etwas und ist enorm aufmerksam) als auch an trauriger Atmosphäre.

Sie lächelt, legt ihm das Kinn auf die Brust und flüstert: „Weil du auch der beste Liebhaber bist, den ich je hatte.“

Verstehe einer die Frauen. :shy:

Wieder spürt Bori etwas. Er schließt die Augen und versucht es zu fassen, innerlich greift er danach.
Dann nimmt Stella seinen schlaffen Schwanz in den Mund, und es verschwindet. An dessen Stelle tritt etwas gänzlich anderes, das Bori nur als dumpfen Druck wahrnimmt.

Das ist wunderbar, wie du mir zeigst, dass Bori so gerne etwas fühlen und es benennen möchte. Und er scheint nur eine vage Ahnung davon zu haben, was es ist und wann es mal kurz bei ihm "vorbeischaut".

Er kneift die Augen zu, spürt die Kälte und taucht ab.

Eine traurige Figur erahne ich in ihm. Dabei bleibt es mir unklar, wir er so tickt. Ist er so, weil er Türsteher ist und soll ich denken, er ist ungebildet und hätte etwas mit seinem Gefühlskudelmuddel zu tun, oder ist er tendenziell autistisch?

Bori dreht den Kopf weg. „Rauchen ist ungesund.“

Bori setzt sich auf. „Ich muss nach meinen Fischen schauen.“

Diese Sätze machten auf mich diesen Eindruck oder zumindest einen infantilen.

Soweit mein Leseeindruck. Dein Text beeindruckt mich und ich habe ihn gerne gelesen.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo dot,

vielen Dank für den Kommentar.

Kalter, egoistischer Sex ohne echte Gefühle. Darum geht es. Bori ist Türsteher und Zierfischliebhaber, aber im Bett nur eine gut bestückte Maschine, die auf Knopfdruck zur Verfügung steht. Er hasst das, lieber hat er die feinen Details zwischen den Rammelsitzungen, les petites fugues, die kleinen Fluchten aus dem grauen Alltag, die Suche nach verlorenen Empfindungen?

Und das ist es dann auch schon, eine mini Milieustudie, die sich kalt anfühlt, wie die Stange, an der Stella im Keller wahrscheinlich tanzt.


Finde ich spannend, die Gedanken - der Vergleich mit der kalten Stange ist natürlich gut.


Also ich empfand das ganze mehr als Szene aus einem Milieufilm. Ich lerne die nach gutem Sex gierende Stella kennen und den biederen Türsteher mit seinem stillen Hobby. Aber sonst? Hm, ich weiss nicht recht. Bin etwas ratlos, weil mich die Geschichte weder gepackt, noch nachhaltig berührt hat. Du deutest da zwar Boris Sehnsucht nach Gefühlen an, lässt aber keine zu. Vielleicht auch gar nicht möglich in dem kurzen Text.

Ja, ich weiß, was du meinst. Ich glaube, was ich an dem Text mag, abgesehen vom Schrägness, ist auch das, was nicht da ist irgendwie, so das Vakuum, der sich bei beiden Figuren aber anders ausdrückt oder komepnsiert wird.

Danke für deine Gedanken!

Hallo wegen,

ich mag die kühle Stimmung der Situation.

das freut mich!


hab die Korrekturen übernommen größtenteils, danke dafür! Den letzte Satz mag ich auch.
Ich sehe, du spürst auch das "Fehlende". Sag unten noch mehr dazu.

Danke für den Kommentar, wegen!

Zu den anderen komme ich gleich!


Hallo Maria,

du lebst noch? Ich dachte wirklich, du wärst gestorben. Oder hättest halt das Schreiben aufgegeben, wegen dieser blöden, fieser Maria, die WK zu ihrem persönlichen Schlachtfeld gemacht hat.

Ja mich gibt's noch. Ich lerne jeden Tag sehr viel und fühl mich echt weiterentwickelt, komm aber grad nicht so viel zum kreativen Schreiben, was aber nicht heißt, dass ich nicht weiterhin meine ganz großen Projekte im Hinterkopf hätte :)

Was meinst du damit? Ich verstehe es nicht. Soll das heißen, sie zieht an der Zigarette, betrachtet den glühenden Stängel und wenn sie ausatmet, saust der Rauch zuerst und bremst in der Luft ab, um in aller Ruhe zu schweben und zu verschwinden? Meinst du so was? Wieso zeigst uns das nicht, sondern sagst nur so was?

Klar, ich weiß, was du meinst. Für mich passt es halt zum Ton. Das könnte jetzt natürlich auch so Standard-Ausrede sein, aber ich denk, das passt echt zum Ton von Bori, und iwie geht'smir auch darum.

Ach, JuJu, musst du es mir so schwer machen? Ich habe so grauenhafte Angst, dass ich dich vergraulen werde, aber was für eine Maria wäre ich, wenn ich mich zurückhalte, oder?

Quatsch ne, mich kann man nicht vergraulen :) - es liegt ja auch etwas in meiner Natur, zum Teil vielleicht, gewisse Reaktionen zu provozieren.

Gefühle sind Facettenreich und wenn man es so kühl beschreibt, es auf ein Wort einschränkt, dann gewinnt das Gefühl nicht die Kraft, die es braucht, um sich zu entfalten

Ja das ist schön gesagt .. ich denk auch: da fehlt was in dem Raum. Ein greifbarer Mangel, Negativität, eine Antimaterie oder so, die aber die Szene trotzdem bestimmt, gerade dadurch, dass es nicht da ist.

Wie immer vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar, liebe Maria!

 

Hi JuJu!

Ich fand diese Geschichte sehr gut erzählt und sehr plastisch dargestellt. Und eigentlich wäre ich fast geneigt, den tag "Erotik" zu streichen. Denn meiner Ansicht nach geht es hier gerade nicht um Erotik - eben weil hier nicht in einem erotischen Sinn Sex zwische zwei Menschen erfolgt, sondern mechanisches, automatenhaftes Rumgevögel zur Lust- und Machtbefriedigung der Frau und dem stillen, versteckten Wunsch nach emotionaler Nähe und Bedeutung seitens des Mannes.
Gefällt mir, wie du das beschrieben und erzählt hast. Zugleich macht es mich ein wenig traurig um Boris willen.
Eine Geschichte, die mir durchaus gefallen hat.

Viele Grüße vom EISENMANN

P.S.: Und in diesem Zusammenhang finde ich es sogar vollkommen passend, dass Boris offenbar das Equiment eines Maulesels mit sich herumschleppt. Denn das degradiert ihn im besten Sinne der genderangepassten Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch zu nichts anderem als einer blonden Plastikschönheit, in der man(n) oftmals nichts anderes sieht als ein paar Mörderhupen auf zwei Beinen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Isegrims!

obwohl der Text gut geschrieben ist und einen eigentümlich-nahen Tonfall hat, schöne sprachliche Bilder, mag er mir doch nicht gefallen. Warum? Weil ich gleich zu Beginn einem total abtörnenden Riesenschwanz begegne,

freut, dass du mit dem Stil was anfangen konntest. Wieso findest du den "Riesenschwanz" abturnend?


der womöglich nur der Einbildungskraft des Erzählers, whatever entspringt und sich dann als Bindeglied für die Begegnung zwischen den beiden entpuppt, aber nicht ausreicht, um Tiefe zu zeigen.

also ja, weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, da müsste ich gleich so viel interpretieren, aber ja, denk auch, irgendwie spielt sein Schwanz auch ne Rolle in dem Text


Danke fürs Lesen und die Rückmeldung!


Hallo Chutney

ich bin ja gerade voll im Schreibfieber, wollte dir aber doch kurz rückmelden, dass ich deine Geschichte sehr gelungen finde

freut mich sehr

Ich kann es nicht richtig fassen, aber diese Szene vermittelt eine ganz eigenartige Stimmung, fast wie ein Gedicht. Die Mischung stimmt für mich, dieses Dumpfe, das Zärtliche, das Sexuelle, der brutale Gedanke zwischendurch, wie die beiden sich zwar körperlich vereinigen, sich dabei aber nur sporadisch wirklich berühren... Ach, vielleicht fallen mir irgendwann nochmal bessere Worte ein

cool, das ist schön, wenn das rüberkommt. Das ist für mich ein Text, der iwie anders ist als meine anderen. Kann das auch nicht alles so in Worte fassen :)

P.S.
Habe eben noch mal geguckt. Genau, du warst das mit den gespreizten Beinen, die in den Raum ragen und wackeln wie "Alien-Antennen". Hat sich mir für immer eingebrannt.

haha :) die Geschichte mit dem subtilen Titel, ja, mag ich immer noch

Vielen Dank!


Hallo Friedel! Lange nichts mehr von dir gehört, altes Haus!

aber i. d. R. umgeh ich solche Geschichten, ich schau selten durchs Schlüsselloch oder lausch hinter der Tür (und nicht, weil ich fürchte, sie könnte mir plötzlich vors Ohr und an die Birne geknallt werden), bin ungern Voyeur und halt gern Distanz -

ja, das hast du mir bei einer anderen Geschichte schon mal gesagt --- und da hab ich mich gefragt: sind nicht alle Geschichten übe randere menschen iwie auch ein bisschen voyeuristisch? Da guckt man Autoren in den Kopf und andere Figuren beim Leiden zu ..


Muss jetzt über diese Kommas nachgrübeln. :)

Vielen Dank fürs Lesen!

Hallo Kanji,

Denn dein Stil und die durchschimmernde Atmosphäre von Gefühlsarmut und der an Unfähigkeit, Gefühle zu artikulieren deiner beider Protagonisten hat mich berührt. Und dann fällt mir erst gerade auf, wie kurz du den Text halten konntest und trotzdem viele Emotionen ausgelöst hast.
Das verlangt mir viel Respekt ab.

freut mich, dass du damit was anfangen kannst!


Eine traurige Figur erahne ich in ihm. Dabei bleibt es mir unklar, wir er so tickt. Ist er so, weil er Türsteher ist und soll ich denken, er ist ungebildet und hätte etwas mit seinem Gefühlskudelmuddel zu tun, oder ist er tendenziell autistisch?

Bori dreht den Kopf weg. „Rauchen ist ungesund.“
Bori setzt sich auf. „Ich muss nach meinen Fischen schauen.“
Diese Sätze machten auf mich diesen Eindruck oder zumindest einen infantilen.


Ja, ich glaub auch, da ist Melancholie im Raum. Was genau Bori ist, weiß ich auch nicht. Aber diese Aussagen sind schon etwas autistisch, das stimmt. Autisten wird ja auch nachgesagt, dass sie bestimmte Dinge, gerade im zwischenmenschlichen Bereich, anders verarbeiten, und das drückt sich auch in der Sprache aus.

Danke auch dir!

Hallo Eisenmann,

freut mich sehr, was du da schreibst. Hätte jetzt fast nicht erwartet, dass so viel ankommt bei der Story.


P.S.: Und in diesem Zusammenhang finde ich es sogar vollkommen passend, dass Boris offenbar das Equiment eines Maulesels mit sich herumschleppt. Denn das degradiert ihn im besten Sinne der genderangepassten Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau auch zu nichts anderem als einer blonden Plastikschönheit, in der man(n) oftmals nichts anderes sieht als ein paar Mörderhupen auf zwei Beinen.

Ja, das ist schön gesagt. Find's auch irgendwie passend. Ohne den Phallus fehlt glaub was in der Geschichte. Das ist wie Boris "Funktion". Auf der Ebene "funktioniert" Bori, das hat was Mechanisches, ja Maschinenartiges - wie ne "Plastikpuppe" könnte man sagen, ja --- wobei Bori sich in der Hinsicht vielleicht etwas von einer Blondine unterscheidet -- die ja auch "funktioniert", aber vielleicht als Imago eher, mit "Farbe" und weniger konkret mechanisch. Vielleicht wird das Ganze so runtergebrochen, und dann tut sich da iwo ne Kluft auf.

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

MfG,

JuJu

 

Mir gefällt, dass die Story nicht gleich tonnenweise Eigeninterpretationen mit liefert, sondern auf einer reduzierten Erzählebene bleibt.

 

Hallo Vertellminix,

auch dir vielen Dank fürs Feedback.

MfG,

JuJu

 

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