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Copywrite Katzenfrühstück

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21.12.2015
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Katzenfrühstück

Copywrite

Der Tisch für die Tafelrunde hat die Form einer Raute. Und zwar einer richtigen. Stimmt ja gar nicht! Zum Teufel auch. Genauer gesagt handelt es sich um ein Parallelogramm. Da liegen die gleichlangen Seiten vis-à-vis. Sechs Personen haben an einem solchen Tisch Platz. Man sitzt auf Bänken ohne Rückenlehne. Das Raffinierte dabei ist, der Tisch kann sich schwuppdiwupp so verändern, dass die langen Seiten sich plötzlich in die kürzeren verwandeln und umgekehrt. Oder, noch raffinierter, eine unechte Raute entsteht, das Markenzeichen des Kanzleramtes. Dabei muss keiner den Platz wechseln, um von der Verliererseite auf die Siegerseite zu kommen. Sehr praktisch bei Koalitionsverhandlungen oder Personalrochaden. Es verkürzt die Verhandlungszeit ungemein.
Der Tisch steht im geheimen Trakt. Von dort aus hat man freie Sicht auf die Spree und die Kuppel des Reichstagsgebäudes. Das trainiert die ständige Besinnung auf das Gemeinwohl. In dem hermetisch abgeschlossenen Raum ist es so still wie im Auge des Taifuns. Es versteht sich von selbst, dass nicht mal die Süddeutsche Zeitung herausgefunden hat, wie der Mechanismus des Tisches funktioniert. Man raunt, es sei der Tischler Gottseibeiuns, der ab und zu Aufträge vom Kanzleramt bekomme, gegen einen opulenten Seelenwecken, versteht sich. Er mag nichts anderes. Ansonsten ist der Raum spartanisch eingerichtet. Außer einem Handwaschbecken und einem Spiegel gibt es keinerlei Komfort. Immerhin kann man sich nach Bedarf die Hände in Unschuld waschen.
Wenn man sich zu einer Sitzung auf dem Klo entfernen will, flackert an der Tür nach draußen eine fahle Inschrift auf: Nach der Wahl ist vor der Wahl. Manchen fährt das so in die Knochen, dass sie sofort wieder ihren Platz einnehmen.

Alle möchten an der Raute sitzen. Nein, nicht alle. Dieses Jahr hat einer sofort verzichtet. Es ist zum Glück ein Mann. Er wäre sowieso nicht zum Katzenfrühstück eingeladen worden. Nur Katzen, und zwar die schönsten, sind mit von der Partie. Dazu noch eine Vertreterin der Medien. Alice Neu hat sich dafür Alice Alt gewünscht. Die Neu will auf keinen Fall die Lügenpresse dabei haben. Sowieso hat sie immer die Emma auf dem Nachttisch liegen. Gegen ein bisschen Schwarz hat sie gar nichts. Sie erhofft sich dadurch ein größeres Verständnis für ihr spezielles Familienbild, eventuell auch ein paar Steuertipps für die Schweiz.

Als erste taucht Sahra auf, sehr elegant. Offensichtlich hat hier der Dresscode die Farbe Schwarz vorgeschrieben, denn auch die anderen Damen erscheinen mehr oder weniger dunkel gewandet. Sie stellt eine Flasche Rotkäppchensekt in die Mitte, und, simsalabim, tauchen Gläser auf. Frauke begnügt sich mit einer Tüte Sauermilch, Katrin schaut sich nach einem Wasserhahn um für eine Waldmeisterbrause. Alice Alt zieht eine Flasche Stilles Wasser aus ihrer vollgestopften Brokattasche. Zuerst holt sie ein original verpacktes Notebook, dann ein Strickzeug heraus. Babysöckchen, grün und blau geringelt.
„Süß“, sagt Katrin, „aber warum gerade grün und blau? Das sieht doch gar nicht gut aus.“
„Grün und blau gibt 'ne schöne Bauersfrau“, sagt Sahra süffisant und nimmt einen kräftigen Schluck aus dem Sektglas.
„Quatsch, der Spruch geht ganz anders. Rot und blau gibt 'ne schöne Bauersfrau“, kontert Katrin. Sofort entflammt eine Diskussion, wer die Deutungshoheit über diese alte Volksweisheit besitzt.
„Luther hat dem Volk aufs Maul geschaut, und ich kenne mich mit Luther aus, das könnt ihr mir glauben. Jedenfalls mehr als du, Sahra!“
Gerade als Sahra empört kontern will, kommt aus dem Off eine Stimme. Es ist Muddi, die Gastgeberin. Sie hat leider verschlafen. „Sorry“, sagt sie, „aber ihr könntet doch schon mal anfangen. Es ist gestern ja auch wirklich spät geworden.“
Alice Alt hat bisher kein Wort von sich gegeben, sie spricht nur noch selten, googelt bereits konzentriert. Und tatsächlich findet sie Belege, dass beide Versionen im Umlauf sind. Ein weiterer Beweis, wie tief das Volk gespalten ist. Ob Luther sich mit Modefragen beschäftigt hat, kann sie allerdings auf die Schnelle nicht herausfinden.

Auf einmal ruckelt die Raute und die Sitzordnung hat sich verändert. An einer kurzen Seite sitzt Alice Alt, der Platz ihr gegenüber ist leer. Sahra und Katrin stoßen jetzt mit den Ellenbogen aneinander, auf der andere Seite sind Alice Neu und Frauke ganz an die Enden der Bank gerutscht.
„Wieso sind eigentlich keine Männer eingeladen worden?“, fragt Sahra nörglerisch. Frauke nickt. Sie hätte auch einen Hochkaräter zuhause.
„Ist doch klar“, Katrin wirft sich in die Brust, „die Parteien sollen weiblicher werden, aber da habt ihr ja noch gewaltige Defizite. Ich finde, wir sollten hier zusammenarbeiten.“
„Mein Gott, irgendwer muss doch auch die Kinder großziehen, wenn man sie nicht schon selber bekommt,“ sagt Frauke und schaut giftig zu Alice Neu hinüber. Das kann Frontfrau Alice sich nicht gefallen lassen. Also schnappt sie sich die Sauermilchtüte und wirft sie Richtung Frauke, die aber duckt sich geschickt weg, so dass die Tüte auf dem Boden zerplatzt. Im Bruchteil einer Sekunde ist die Milchlache verschwunden.
Alice Neu legt sich jetzt verbal ins Zeug, da kommt ihr Talent voll zur Geltung.
„Schluss mit der political correctness, du Schlampe! Wer in Glashütte sitzt, sollte nicht mit Schnullern herumwerfen!“
„Gutes Servicepersonal hier“, seufzt Sahra bewundernd, „was die wohl als Stundenlohn bekommen?“
Alice Alt speichert alles eifrig im Notebook, dann holt sie ein neues Strickzeug aus ihrer Tasche, eine voluminöse Mütze für eisige Tage, diesmal rot und schwarz geringelt. Sie ist schon fast fertig, es fehlt nur noch der gelbe Bommel darauf.
„Wer soll die denn kriegen?! Da passt doch kein vernünftiger Kopf rein.“ Alle nicken. Hoffentlich wird es keine Schlafmütze.
Wieder ertönt eine Botschaft aus dem Off.
„Ich nochmal“, sagt Muddi. Sie klingt noch müder als zuvor. „Es dauert halt länger als geplant mit den Vorbereitungen. Bin gerade dabei, darüber nachzudenken, was ich denn anders machen könnte. Hoffentlich habt ihr ein paar gute Ideen.“
Muddis Müdigkeit wirkt ansteckend. Jetzt wäre ein Loungesofa recht. Am Spreeufer gegenüber gibt es ein paar hübsche Plätze. Die Frauen kommen aus dem Gähnen gar nicht mehr heraus ...

In einigen tausend Kilometer unter dem Kilimandscharo sitzt der Tischler Gottseibeiuns in seinem klimatisierten Büro, spielt slither und kontrolliert das hellnet. Unsichtbare Fäden verbinden es mit allen wichtigen Schaltzentralen der Erde. Zu den Favoriten führen hochleistungsfähige Engelshaare, die seine Mitverschwörer damals beim Sturz aus dem Himmel mitgehen ließen.
Gottseibeiuns lässt seine Lieblingsdschinn antanzen.
„Es sind ein paar Reparaturen im Netz nötig. Und ein paar neue Leitungen sind auch fällig. Hier habt ihr eine Liste ...“
Dann studiert er die Wirkung der höllischen bot fake news. Kein schlechtes Instrument, leider manchmal zu durchsichtig. Er muss grinsen. Die bots sehen fast so aus wie Muddis Raute.
Die blöden Weiber in Lutherdeutschland will er noch ein bisschen schmoren lassen. Wenigsten bis Weihnachten. Und dann ... Bäng!
Er blättert in der Bibel. Soso, sieben Tage hat der Herr gebraucht, um die Welt zu schaffen. Da brauch ich deutlich weniger, wenn ich will, was ich will. Ich sage nur: Nordkorea …
Er steht auf, kratzt sich mit den Joystick zwischen den Hörnern und klopft an die Tür zum Schlafzimmer neben dem Büro. Dort liegt sein bester Freund auf dem Bett und träumt vom tausendjährigen Reich.
„He, aufstehen, alter Spezi! Ich habe eine Mission für dich. Sei doch so gut und begib dich nach Berlin. Setz dich auf den leeren Platz an der Raute. Die Mädels fangen an, sich zu langweilen. Du darfst gerne ein wenig Rautenkarussell mit ihnen fahren, bis Muddi kommt. Und nimm ihnen ein paar Flaschen grüne Fee mit. Eierlikör ist out.“

Meine Vorlage:


https://www.wortkrieger.de/showthre...%E4t-des-B%F6sen-(oder-Lokalrunde-mit-Hitler)

 

Hallo Copywriter,

eine(r) muss ja anfangen. Und ganz ehrlich, Satire-Texte haben eine kurze Halbwertzeit:D, aber ich hatte meinen Spaß. Danke an svg, der mir eine schöne Vorlage lieferte und auch mit dem Fee Pate stand.

Viel Spaß beim Schreiben und Lesen.
wieselmaus

 

Liebe wieselmaus,

ui, du bist ja fix!

Bitte sei nicht enttäuscht von meinem Kommentar. Ich muss vorwegschicken, dass ich mich wenig mit dem Politzirkus befasse. Daher entgeht mir mit Sicherheit ein Großteil der Anspielungen in deiner Satire.

Katerfrühstück + Katzenjammer = Katzenfrühstück?

Oder, noch raffinierter, eine unechte Raute entsteht, das Markenzeichen des Kanzleramtes. Dabei muss keiner den Platz wechseln, um von der Verliererseite auf die Siegerseite zu kommen. Sehr praktisch bei Koalitionsverhandlungen oder Personalrochaden. Es verkürzt die Verhandlungszeit ungemein

Setz noch einen Punkt am Ende. Ansonsten eine amüsante Umschreibung des Chaos.

Außer einem Handwaschbecken und einem Spiegel gibt es keinerlei Komfort. Immerhin kann man sich nach Bedarf die Hände in Unschuld waschen.

Sehr schön. Da musste ich verschärft grinsen.

Sowieso hat sie immer die Emma auf dem Nachttisch liegen. Gegen ein bisschen Schwarz hat sie gar nichts. Sie erhofft sich dadurch ein größeres Verständnis für ihr spezielles Familienbild, eventuell auch ein paar Steuertipps für die Schweiz.

Hm, ihr spezielles Familienbild, das stimmt definitiv. Irgendwie bin ich nostalgisch, mag ich sie trotz all ihrer Macken, wohl wegen ihrer Verdienste in der Vergangenheit.

„He, aufstehen, alter Spezi! Ich habe eine Mission für dich. Sei doch so gut und begib dich nach Berlin. Setz dich auf den leeren Platz an der Raute. Die Mädels fangen an, sich zu langweilen. Du darfst gerne ein wenig Rautenkarussell mit ihnen fahren, bis Muddi kommt. Und nimm ihnen ein paar Flaschen grüne Fee mit. Eierlikör ist out.“

Und mit dieser Warnung vergeht mir das Lachen dann. Gott sei bei uns. Oh ja.

LG, Anne

P.S. Warum Absinth? Ich hab ja auf den Prosecco ohne Kohlensäure aus deiner Vorlage gewartet, das wäre für mich nicht nur Vorhölle, sondern die echte Hölle. :D

 
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Und ganz ehrlich, Satire-Texte haben eine kurze Halbwertzeit

Schönen Gruß von meinem alten Kumpel Jonathan Swift, der bald wieder seinen alten, bescheidenen Vorschlag zur Behebung der Kinder- und Rentnerarmut ausgraben wird ...,

liebe wieselige Maus!
Ha, enttarnt,

Speedy Gonzales,

und wo ehemals die Tafel rund, dass keiner am Anfang und niemand am Ende säße und alle gleich wären, weil keiner wisse, wer vorne und hinten säße und der Abstand zwischen links und rechts gleich bliebe, kurz, eine Gesellschaft der Gleichen, tritt heut die Gesellschaft sonder Gleichen, obwohl die Befürworter der freien Fahrt für freie Bürger und dem Spruch, jeder sei seines Glückes Schmied, wenn auch manchmal ohne Schmiede, ohne Amboss, gar ohne Hammer - dass er sich auf seine Fäuste besinne - mit der School of Chicago, kurz: dem Neoliberalismus - seit kohlerischen Zeiten durchgesetzt hat, ohne dass es der keineswegs mehr Dahrendorfschen FDP bedürfe und Lindner wird ihr Pausenclown.

In welchem Casting hat der eigentlich gewonnen?

Die Raute, anpassungsfähig den sich ändernden Gegebenheiten. Und statt der Rückenlehne müssen die daran Sitzen ihr Rückgrat mitbringen. Aber haben sie es nicht längst in der Garderobe abgegeben?

Der Tisch steht im geheimen Trakt.
Also nicht ganz so geheim/nisvollen Camelot.

Und dennoch kann man einen durchaus bekloppten Bezug ziehen Camelot - Berlin: Das Wappentier ist nicht umsonst der Bär und die Lautschrift würd's dem Letzten verrate, was Berlin bedeutet: Bärl(e)in, der kleine Bär. Und isr nicht "Artus" oder "Arturius" die latinisierte Form des britischen (keltischen) artaios, dem Bären? Mit Muddi haben sich die Nebel von Avalon gelichtet. Auf den Trümmern des kohlschen und schröderschen Patriarchats wird ein Matriarchat errichtet - Kreuzberger Nächte sind lang, aber dann ...

Alice Alt hat bisher kein Wort von sich gegeben, sie spricht nur noch selten, ist aber bereits am googeln.
Wie sagt die bezaubernde maria immer: "Das ist unschön", ich sag German gerund. Sie "googelt" einfach. Oder?
„Gutes Servicepersonal hier“, seufzt Sahra bewundernd, „wie[...]viel die wohl als Stundenlohn bekommen?“
Und ich habe hier schontausendmal gesagt: Ihr sollt dat sein lassen, und wenn denn doch mal ein Buchstabe fhlt, die Ästhetik des Apostroph nutzen!
„Es sind ein paar Reparaturen im Netz nötig. Und ein paar neue Leitungen sind auch fällig. Hier habt ihr eine Liste[...]...“
Liebe Speedy, Du kannzet doch
Und dann ... Bäng!

Er blättert in der Bibel. Soso, sieben Tage hat der Herr gebraucht, um die Welt zu schaffen
Da sieht man wieder, wo die Bildungspolitik hinführt. Nich mal lesen, geschweige zählen kann der! Schließlich hat der HERr ja immer noch Ruhepause nach dem Wiederaufbau - als im Jahre sieben nach Noah, bei dem göttlichen Kalender, dass eintausend Jahr seien wir ein Tag (Langeweile kann das nicht sein, auch nicht Überforderung, eher Überlastung)

Aber wahrlich, ich sage Euch:
"Advocaat isn't out!
Gerburg Jahnke lebt!"
Und Frau Überall gibt's auch noch!

Prostata!

Hoch die Tassen für Überall, Jahnke und speedy wieselmaus und Muddy!

Puh, getz schau'n mer ma' nach'e Vorlage ...

Tschüss und schönes Wochenende vonnet

Dante Friedchen

 
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Liebe Anne49,

ganz klar, den Titel hast du schon mal verstanden:D. Und wie ich glaube, die wichtigen Anspielungen auch. Das ist halt die Crux bei Satire, die auf Tagesereignisse abhebt. Bei der Vorlage von svg könnte ich mir vorstellen, dass jüngere Leser mit Dr. Dr. Barschel nichts mehr am Hut haben. Damals war sein "Ehrenwort" und sein Tod in einem Schweizer Hotel ein großer Skandal mit politischem Nachbeben.

Ich freu mich natürlich, dass dir der zweite Teil etwas Gänsehaut beschert hat. Das darf ich dann doch als gelungenes satirisches Element einheimsen.

Bestimmt gibt es für einige Leser auch Probleme mit Alice Alt und Alice Neu. Die beiden Frauen liegen politisch so weit auseinander, wie es nur geht. Und doch haben sie Gemeinsamkeiten, nicht nur den Vornamen. Ich weiß, dass du Alice Alt wegen ihrer Verdienste als Leitfigur der Emanzipation in Deutschland respektierst, wie ich auch. Und trotzdem konnte ich der Versuchung nicht widerstehen nach dem Motto: Was darf Satire? Alles!

Heute gibt es meistens einen Mischmasch von Comedy und Satire. Ja, die Leute lachen gern. Für mich ist die beste Satire die, bei der einem das Lachen im Hals stecken bleibt ...

Danke für deinen zustimmend wohlwollenden Kommentar. Und so schnell! Ich ernenne dich hiermit zu speedy Anne.

Herzliche Grüße
speedy wieselmaus

 
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Hey wieselmaus,

ich habe mir vorgenommen, beim Copywrite insofern mitzuwirken, als dass ich die Texte lesen und kommentiere möchte.
Ganz ehrlich: Der erste fällt mir schon schwer, ich weiß nicht so recht, was ich groß dazu schreiben könnte. Ist gut geschrieben, ja, wieselmaus, das ist es nicht. Vielleicht liegt es am Genre, wobei mir Satire schon auch gefallen kann. Ich mag sie bissig, vor allem mag ich sie, wenn sie entlarvend wirkt.

Du hast eine Menge Anspielungen im Text, mit denen ich schon was anfangen kann. Die sind ganz nett, aber mir fehlt halt die Bissigkeit - daran ändert auch Gottseibeiuns und sein bester Kumpel nichts -, und wirklich Entlarvendes finde ich auch nicht. Das ist nett, ja, tut aber nicht wirklich weh, und so laut auflachen musste ich eben nicht, als dass mir das Lachen im Halse hätte stecken bleiben können. Ist dann eben Geschmackssache.

Ich denke, svg hat es (sich) da leichter (gemacht) mit seinem Text, weil er, denke ich, nicht den Anspruch hatte, Politsatire zu betreiben, sondern den Schwerpunkt einfach auf die Absurdität der Situation gelegt hat. Deswegen wirkt mir sein Text auch fluffiger, ungezwungener und unverkrampfter, was vielleicht auch mit der bunten Truppe an Figuren zu tun hat.
Der Ich-Erzähler, dieser Normalo macht es mir natürlich auch leichter, einen Zugang zu finden. Man sitzt dort ja beinahe mit am Tisch, während deine Variante mich mehr auf Distanz hält. Aber das muss ja auch nicht schlecht sein.

Ach, ich weiß auch nicht, ob du was damit anfangen kannst.
Also, sorry, wieselmaus, viel mehr kann ich gar nicht beitragen, außer: technisch gewohnt sauber und gut geschrieben, inhaltlich nicht so meins.


Kleinvieh und so:

Von dort aus hat man freie Sicht auf die Spree und die Kuppel des Reichstagsgebäude[s].
s

Es ist Muddi, die Gastgeberin.
Das hat mich dann doch irgendwie gestört. Ich glaube, hättest du sie schlicht Angela, von mir aus auch Angie genannt, wäre ich wohl nicht darüber gestolpert.

Schluss mit der political correctness
Sollte das nicht groß geschrieben werden?

Ich nochmal ...
noch mal

... und kontrolliert das hellnet.
Gefällt mir - darfst du auch gerne kleingeschrieben lassen :).

Dann studiert er die Wirkung der höllischen bot fake news. Kein schlechtes Instrument, leider manchmal zu durchsichtig.
Sollte auch groß geschrieben werden, oder?
Ich finde es schade, dass sogar der Strippenzieher und Handwerker Gottseibeiuns auf Computerprogramme zurückgreift. Lass ihn und seine Kumpane das doch selbst erledigen. Ich würde den Bot killen.
Die Ähnlichkeit zur Raute verstehe ich nicht.

Soso, sieben Tage hat der Herr gebraucht, um die Welt zu schaffen.
Na, das wird er doch wohl wissen, ohne nachschlagen zu müssen.

Du darfst gerne ein wenig Rautenkarussell mit ihnen fahren, bis Muddi kommt.
Hab ich auch nicht kapiert. Und wieso bis Muddi kommt? Sitzt sie nicht mehr am runden ... äh ... rautenförmgien Tisch? Oder hat er das Jenseits gemeint?


So viel mal von mir, wieselmaus.


Danke fürs Hochladen


hell

 

Liebe wieselmaus,

ist schon witzig, dass du ausgerechnet diesen Text genommen hast. Hätte ich wetten müssen, welchen du bearbeitest, wären da einige andere gewesen, auf die ich viel eher gesetzt hätte. Aber gerade das ist ja ein Reitz der Copy-Challenge. Möglicherweise hatte ja auch die zeitliche Nähe des Wahltages damit zu tun. Würde ich jetzt nicht ausschließen ;) :p
Gewonnen hätte ich hingegen die Wette, dass du die erste sein würdest, die einen eigenen Text hier abliefert. Ich bin immer wieder beeindruckt wie schnell und gradlinig (dazu und handwerklich hochwertig) du arbeitest. Kompliment dafür. Ich bin gerade erst in der Auswahlphase und lese eifrig die Texte von Eisenmann.

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich deinen Text überhaupt nicht mit meinem in Verbindung gebracht hätte, wenn ich nicht gewusst hätte, dass du mich kopierst. Da hängt zum einen damit zusammen, dass das Ding schon ziemlich alt ist (über 13 Jahre … Hammer) und ich den bestimmt schon 12 Jahre nicht mehr gelesen habe (ich hätte wahrscheinlich bei einer Aufzählung meiner Texte diesen hier kaum mehr erwähnen können, obgleich – und das schreibe ich mit einer gewissen Befriedigung er mir jetzt nach später Lektüre sogar immer noch ganz gut gefällt).
Zum anderen - und das finde ich gut – nimmst du zwar die Rahmenbedingung des Vorgabetextes, machst da aber ab der ersten Zeile ein eigenes Ding raus – mit ganz aktuellem Bezug. Allein schon deshalb ist inhaltlich nicht viel von meiner Geschichte übriggeblieben, aber wie gesagt, dass finde ich völlig legitim.
Zumal es damals auch bei mir so war, dass die absurde Situation ich zu der Geschichte bewogen hat, da hat hell völlig Recht. Ich weiß es nicht mehr ganz genau, aber kurz vorher war irgendeine Challenge rausgegeben worden, ich glaube, das Motto war geschlossene Räume – ich war damals zu spät, um daran teilzunehmen, aber die Aufgabe war so interessant, dass ich meine Geschichte geschrieben habe. Und mir ging es dabei wirklich vor allem um die Absurdität, in der der Ich-Erzähler gefangen ist.

So, zu deinem Text, Wieselmaus.
Als politischer Mensch gefällt der mir. Der ist durchaus ein Brett, durch das man durchbohren muss – und einfach hast du es weder dir gemacht, noch machst du es deinem Leser. Da sind viele (aktuelle) Anspielungen drin und es macht Spaß diese - manchmal dann auch beim zweiten Lesen - zu entdecken.
Clever auch, hier mal die Frauen politisch nach vorn zu holen und neben viel Trennendem auch einige Gemeinsamkeiten herauszustellen. Gemeinsamkeiten, welche die Damen wahrscheinlich vehement bestreiten würden.

Ich weiß nicht, ob der Text noch in drei Monaten wirken würde, wenn sich das ganze Wahltamtam gelegt hat, aber ich glaube bei der nächsten Wahl ist er – wenn wahrscheinlich auch mit einigen anderen handelnden Damen – wieder aktuell. Und das ist ne Menge wert.

Das Ende fand ich beim ersten Lesen überraschend, beim zweiten dann konsequent. Ich hoffe nur, der alte Spezi verpennt – auch wenn es derzeit ja aktuell durchaus so aussieht, dass seine Geisteshaltung ja wieder regen Zulauf erhält.

Sprachlich ist das ganze übrigens gewohnt gut und es gab einige Stellen, die mich zum Schmunzeln oder Nachdenken gebracht haben. Stellvertretend für erstere sei mal das hier genannt:

„Wieso sind eigentlich keine Männer eingeladen worden?“, fragt Sahra nörglerisch. Frauke nickt. Sie hätte auch einen Hochkaräter zuhause.

Danke, Wieselmaus. War eine sehr spannende Erfahrung.
LG svg

 
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Lieber Friedrichard,

danke für deine Salti und Siebenmeilenstiefel, die dich in Regionen springen lassen, in denen nie zuvor ein Leser gewesen ist. Ich hefte mich gern an deine Absätze.

Ich fühle mich geehrt, dass du auf die Misfits hingewiesen hast. Beide Damen sind noch am Leben. Ob Jonathan Swift ein Revival erlebt, weiß ich nicht. Aber der ist natürlich ein ganz anderes Kaliber, Weltbühne statt Kammerspiele. Ich werde ihn mir wieder einmal vornehmen.

Die Raute, anpassungsfähig den sich ändernden Gegebenheiten.

Oh ja, wenn man sie lange genug in die Länge zieht, bleibt nur noch eine Linie. Linien (oder Geraden) hat mein Mathelehrer mal erklärt, haben keine materielle Substanz.

Danke für den Hinweis auf den Bildungsstand des Gottseibeiuns'. Der blättert in der Bibel wie in einem Bilderbuch. Das Alte Testament ist ja auch sowas von spannend! Bin gespannt auf maria.meerhaba, falls sie sich für Tattoo entscheidet.

Was, du magst Eierlikör?

Danke auch für die immer gleiche Flusensuche. Irgendwann schreibe ich mal den völlig fehlerfreien Text. Versprochen!

Hier ist ein sonniger Tag des Herrn. Wird sich schon noch eintrüben.

Herzlichst wieselmaus

Liebe maria.meerhaba

Um Gottes willen, mach dir keinen Kopf! Mein Text lebt von Anspielungen auf Tagesereignisse und die Politszenerie in Deutschland, hauptsächlich Berlin. Mit "Muddi" ist Angela Merkel gemeint, die in der Jugendorganisation der CDU gerne als "Mutti" verehrt wird.

Woher sollst du das auch wissen, wo du mit Wien und der Türkei genug beschäftigt bist, die Abgründe der Seelen zu erforschen. Keine Ahnung, wie stark du dich in Christentum und Islam auskennst. Sind halt derzeit im Wahlkampf Themen gewesen.

Auf jedenfall hat mir dein Kommentar dazu verholfen, die Reichweite meines Textes aufzuzeigen. Satire ist nicht jedermanns Sache, da befindest du dich in bester Gesellschaft, auch bei Leuten, die deutsch als Muttersprache haben. Es sind die vielen Wortspiele mit ihren Mehrfachbedeutungen. Manche reizen sie zu immer höher sich schraubenden Interpretationen, denen man nicht immer folgen kann und mag. Du weißt, wen ich meine:D Ich hoffe, deine Ohnmachtsanfälle haben sich gelegt. Ich persönlich glaube, dass du einen ganz eigenen pfeffrigen Text abliefern wirst.

Die grüne Fee ist eine Bezeichnung für Absinth, früher als teuflisches Gesöff sogar verboten.

Falls du tatsächlich Lust hast auf Interpretationshilfen, mache ich das gerne in einer PM. Hier würde es, fürchte ich, das Lesevergnügen von denen schmälern, die Lust auf das Decodieren haben.

Schöne produktive Zeit wünscht dir
wieselmaus

 
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Hallo hell,

Danke dafür, dass du alle Copywrite-Texte kommentieren willst. Da hast du einiges zu tun.

Ich verstehe deine zwiespältigen Gefühle. Satire kommt besonders gut an, wenn der Schreiber mit einer spontanen Empörung auf den gezeigten Missstand rechnen kann. In meinem Text geht es aber (nur) um Kleinkariertes, abgesehen vom zweiten Teil, wo mit der Anspielung auf einen Atomschlag wg. Nordkorea das Lachen vergehen kann.
Die Vorlage von svg war ja auch mit Humor getagt, aus gutem Grund, wie er selber schreibt, ging es ihm mehr um Absurdität, nicht um Kritik. Im Copywrite darf man aber das Genrewechseln.

Jetzt zum Kleinvieh:

Muddi

A.M. wurde auf Plakaten von der Jungen Union oft als Mutti verehrt, besonders in Sachsen.

Bei fremdsprachlichen Audrücken kann man kursiv schreiben. Mir erspart das Probleme bei Großschreibung und Bindestrichwörtern.

Nochmal/ nochmals

Laut Duden ist beides möglich.

Ich würde den Bot killen
Die Ähnlichkeit zur Raute verstehe ich nicht

Das ist der Zusammenhang: Raute -hashtag - bot

Dass der Teufel im Höllennetz agiert, scheint mir ziemlich plausibel:D. Er ist ziemlich schlau, aber dumm.
Der Herr hat für die Schöpfung nur sechs Tage gebraucht.:read:

Muddi kommt vorläufig gar nicht. Sie will bis zum 15. Oktober (Niedersachsenwahl) ausschlafen.
Da soll A.H. oder ein Gesinnungsgenosse den Platz an der Raute einnehmen. Ein Herr Höcke würde das sicherlich gern.

Danke, hell, für deine Geduld. Ich habe hoffentlich mir nicht deine Sympathie verscherzt.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo svg,

Möglicherweise hatte ja auch die zeitliche Nähe des Wahltages damit zu tun ...

Ja, hat sie. Aber nicht nur. Die Barschelaffaire hat mich damals sehr beschäftigt. Die enthielt ja auch einige Elemente, die zur Satire reichten. Damit meine ich natürlich nicht den Tod in Genf. Spekuliert wurde aber ohne Ende - ein Stoff für Verschwörungstheorien.

Als politischer Mensch gefällt der (Text) mir. ... Da sind viele (aktuelle) Anspielungen drin und es macht Spaß, diese - manchmal auch beim zweiten Lesen - zu entdecken.

Ganz ehrlich, auf diesen Spaß habe ich gehofft. Dies war auch der Grund, warum ich mit dem Posten nicht bis Ende Oktober warten wollte, weil das Tagesgeschehen doch sehr schnell "Schnee von gestern" ist. Dieter Hildenbrandt hat in seinem Kabarett sehr oft mit Fakten jongliert, die gerade mal ein paar Stunden alt waren. Ich bin überzeugt, nicht alle, die gelacht haben, wussten immer, worauf er anspielte;)
Ich habe immerhin von einem Freund die Rückmeldung, dass er fünfundneunzig Prozent decodiert habe,
Ausgerechnet Alice Alt hat er nicht wiedererkannt, ein schwerer Schlag für mich:hmm:

Ich hoffe nur, der alte Spezi verpennt

Kann durchaus sein, dass schon eine Vorhut unterwegs ist. Es gibt da einen Herrn Höcke, dem dafür gute Chancen eingeräumt werden.

Lieber svg, schön, dass du gar nicht enttäuscht bist, weil so wenig von deinem Text übriggeblieben ist.
Ich selber finde das gar nicht so wenig. Wenn ich noch den Fee dazunehme, sehe ich zumindest eine gewisse Übereinstimmung beim Blick auf die Absurditäten des Politiktreibens.

Danke vielmals für deinen Kommentar.
Ich wünsche dir viel Spaß mit Eisenmann. Der hatte letztes Mal eine Geschichte von mir.

Herzlichst
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus

war’s das? Du lieferst im Grunde eine gute Kopie des Originals. Hier wie dort wird man als Leser in eine Szenerie geworfen, die parabelhaft daherkommt, ein paar witzige Wendungen, zugespitzte Charakterzüge und Anspielungen zuhauf enthält, ohne jedoch mehr zu wollen, als ein intellektuell hochwertiges Satirekonstrukt. Für das gro0e Staunen, das absurde Wow, ist der Text zu ausschnittartig, zu kurz und zu sehr auf Effekte aus. Ich hätte schon gern mehr über dein Teufelchen erfahren und ob die Muddi mit dem… oder dem Kerl auf dem Klo, also du weißt schon…

Na ja, geschmunzelt habe ich, amüsiert habe ich mich auch. Sprachlich und stilistisch ist der Text hübsch (wobei es durchauis ein Stück bissiger und mutiger sein könnte) und souverän erzählt und überhaupt hast du sehr schnell geliefert, flitzemäuschenschnell könnte man sagen.

Textstellen:

Oder, noch raffinierter, eine unechte Raute entsteht, das Markenzeichen des Kanzleramtes. Dabei muss keiner den Platz wechseln, um von der Verliererseite auf die Siegerseite zu kommen.
schönes Bild, weil sie eben unecht ist, die Raute. :Pfeif:

Es versteht sich von selbst, dass nicht mal die Süddeutsche Zeitung herausgefunden hat, wie der Mechanismus des Tisches funktioniert.
mehr solcher subtilen Anspielungen :thumbsup:

Sie stellt eine Flasche Rotkäppchensekt in die Mitte, und, simsalabim, tauchen Gläser auf. Frauke begnügt sich mit einer Tüte Sauermilch, Katrin schaut sich nach einem Wasserhahn um für eine Waldmeisterbrause.
ziemlich klischeebeladen, ich denke die trinlen alle eh Wodka. Und übrigens ist der Verwaltungs-Hauptsitz von Rotkäppchen mittlerweile in Eltville.

Ob Luther sich mit Modefragen beschäftigt hat, kann sie allerdings auf die Schnelle nicht herausfinden.
gute Frage :D

Zu den Favoriten führen hochleistungsfähige Engelshaare, die seine Mitverschwörer damals beim Sturz aus dem Himmel mitgehen ließen.
jetzt wirds interessant

Er blättert in der Bibel. Soso, sieben Tage hat der Herr gebraucht, um die Welt zu schaffen. Da brauch ich deutlich weniger, wenn ich will, was ich will. Ich sage nur: Nordkorea …
mm, weiß nicht, mir zu tagesaktuell

Und nimm ihnen ein paar Flaschen grüne Fee mit. Eierlikör ist out.“
was'n grüne Fee?


viele Grüße in den Herbststurm
Isegrims

 

Liebe wieselmaus,

hach je, Satire ist aber auch sau schwer! Da hast Du wacker nach den Sternen gegriffen, und dich ganz tapfer und mutig geschlagen :). Allein dafür meinen Respekt.
Jetzt ist aber so, dass ich beim Thema Politik immer schlechte Laune bekomme. Das macht mich alles so wütend und ohnmächtig und hilflos und das sind alles keine schönen Gefühle. Da ist auch egal wo man hinschaut - ob lokal oder global; ob Wirtschaft, Bildung, Kultur, Gesundheit, Umwelt, ... da ist alles nur noch schlimm irgendwie. Und ja, ich schleiche jetzt seit Tagen um deine Copy herum und drücke mich vor dem Kommentar, weil ich einfach schlechte Laune bekomme, dabei ist deine Geschichte gar nicht schuld daran. Also doch, aber du weißt schon.
Bei der Vorlage ist das anders, die ist so schräg und wild und bekloppt, da konnte ich lachen. Aber du machst ja ernst, du machst ja wirklich Politik, die Herrenrunde wird zum Damenkränzchen, du pikst hier ein wenig und stichelst dort herum, immer nur ein Sätzchen lang und dann wird ein neues Thema aufgemacht. Da ist viel drin, zu viel für mein Empfinden. Ich hätte mich wirklich gefreut, die Mädels würden schalen Prossecco trinken und um die Koalition pokern, statt zu stricken. Von mir aus kann der Teufel auch die Karten mischen. Und Hitler soll mal schön bleiben, wo er ist!
Mehr hab ich jetzt gar nicht zu sagen.

Liebe Grüße, Fliege

 

Hallo du liebe wieselmaus!

Ich finde ja, dass das coole an den Copyright-Storys immer die abgewandelten Versionen sind und was daraus gemacht wird. So auch bei dir und deiner kleinen Geschichte.

Der direkte Vergleich ist natürlich immer so ne Sache und deshalb gehe ich auch auf deine Geschichte ein und weniger auf svg‘s Vorlage vom saufgelage mit Dr.Dr. Barschel und Deutschlands berühmtesten Oberlippenbarträger.

Deine Technik, Stil, Ausdruck und die übrigen Formalia sind wie immer gut durchdacht, routiniert und schön stimmig. Da habe ich jetzt nichts zu meckern, allerdings auch nichts so überschwänglich zu loben. Gut, solide und angenehm zu lesen.

Was aber die Handlung angeht, so hat mich deine Version jetzt leider nicht so sehr geflasht. Ich fand die Charaktere-obwohl Satire- wenig überzeugend, ihre Handlungen unverständlich und das gesamte Setting zu verwirrend und abgehoben, um mich in die Story hineinziehen zu lassen. Da war keine Situation, die ich nachvollziehen oder teilen konnte und auch das Ende, dass der Teufel die Politikerinnen lenkt, konnte in meinen Augen das Ruder noch herumreißen. Insgesamt war dieser kleine Copyright-Ausflug für mich jedenfalls eher eine gut gemachte Schreibübung einer wieselmaus, die sonst aber wesentlich mehr auf dem Kasten hat.

Tut mir leid, Wieselchen, wenn das jetzt vielleicht in meiner Wahrnehmung nicht so das Gelbe vom Ei war, aber ich konnte dieses Mal echt nicht so viel damit anfangen.

Trotzdem ein schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN

 

Liebe wieselmaus,
svg hat es sich einfacher gemacht als du, indem er seinen Text nur mit ‚Humor’ getagt hat. Locker, leicht und schräg entwickelt er eine absurde Situation, die sich vergnüglich liest. Diese Geschichte in eine politische Satire umzuwandeln ist ein schwieriges Unterfangen. Du hast dich daran gewagt und das allein finde ich schon sehr mutig.

Allerdings erzeugst du in mir damit auch eine gewisse Erwartungshaltung. Als Leser gehe ich anders an eine Satire heran als an einen Unterhaltungstext, der nur mit ‚Humor’ getagt ist. Ich suche nach dem, was der Autor auf ‚die Schippe nimmt’, nach dem, was er kritisiert, nach dem, was er als ‚mangelhafte Wirklichkeit des Idealzustandes’ (Schiller über die Funktion der Satire) darstellt. Das vorweg.

Gefallen haben mir an deinem Text die vielen intelligent ausgedachten und pointiert eingebrachten Details. Es war spannend herauszufinden, worauf sie sich bezogen, welche gegenwärtigen Verhältnisse, Aussagen oder Eigenarten von Personen angesprochen wurden. Das hatte etwas von der Auflösung eines Rätsels.

Gefallen hat mir auch das Bild der ‚unechten Raute’. Die klar definierte geometrische Figur der Raute mit den (immer) gleichlangen Seiten wird da plötzlich neu definiert, verzerrt und verfälscht und niemanden scheint das zu stören oder zu interessieren. Ein wunderbares Bild für politische Entscheidungsprozesse. Ich hätte mir gewünscht, dass du bei dieser Metapher geblieben wärest, sie ausgebaut hättest mit dem, was uns täglich neu verkauft wird. Vielleicht hättest du diese willkürlichen Veränderungen der Raute als Sinnbild dafür, dass Politiker sich nach dem Wind drehen, feststehende Grundsätze einfach aufheben, wenn es ihnen angesagt erscheint, wenn sie es für opportun halten, zu deinem durchgängigen Thema machen sollen.

Du wechselst das Thema und gehst weiter zu uns bekannten Damen des Politik/Medien-Alltags, nimmst ihre Eigenarten und Aussagen auf’s Korn, hoffst auf den Wiedererkennungswert deiner Details.
Und noch einmal wechselst du die Szene und es wird deutlich, dass eigentlich ganz egal ist, was die Frauen am Katzentisch sagen, wie sie mit- und gegeneinander agieren, weil da irgendwo jemand sitzt, der ‚die Fäden’ zieht, der sie agieren lässt, bis er zum Vernichtungs-Schlag ausholt?

Am Ende habe ich so drei verschiedene Themen: Die ‚unechte Raute’ als das Negieren klarer Definitionen oder Aussagen, wenn es den Politikern opportun erscheint, das Aufspießen der Eigenarten und Aussagen verschiedener Politikerinnen und die allgemeinen Unsicherheiten des Weltgeschehens.

Diese unterschiedlichen Aspekte deines Textes empfinde ich in gewisser Weise als sein Problem: Die vielen kleinen liebevoll und geistreich zusammengewürfelten Details bleiben Mosaiksteinchen und vereinigen sich für mich am Ende nicht zu einem Ganzen mit einer klar fassbaren Kritik oder Aussage. Alles bleibt ein wenig kaleidoskopartig.

Liebe wieselmaus, ich kann gut nachvollziehen, dass dir bei dem von dir gewählten Thema so einiges durch den Kopf ging. Das zeigen deine vielen ‚Geistesblitze’. Aber da bleibt so manches, was mMn genug Stoff für eine eigene Satire böte, nur ein Thema am Rande:

Muddis Müdigkeit wirkt ansteckend.

Liebe Grüße in den hoffentlich vom Sturm verschonten Schwarzwald
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

hell schrieb:
ich habe mir vorgenommen, beim Copywrite insofern mitzuwirken, als dass ich die Texte lesen und kommentiere möchte.
dito :D

Liebe wieselmaus

Ich fühle den Spass, der dich beim Schreiben gepackt hat, als du das Setting von svg übernommen und aus der Komödie das deutsche Polittheater satirisch in Szene setzen "wolltest". Allerdings bleibt es ein Versatzstück ohne grosse Reflexion, ausser ich habe auch die einfach nicht entschlüsseln können, denn als CH-ler sind mir ausser Muddi, Alice Alt (Bier=>Dunkel=>Schwarz&er), Donald Engelshaar, usw. nicht alle Charkter ein Begriff. Trotzdem ist mir die Barschelaffäre aus der Vorlage noch im Gedächtnis und Verschwörungstheorien gehören zum politischen Kalkül, wie der übermässige Eiskonsum zum Sonnenbrand. (Ein signifikanter Anstieg beider Ereignisse im Sommer lässt keinen anderen Schluss zu.)

Er muss grinsen. Die bots sehen fast so aus wie Muddis Raute.
Den Film "Emojis" gesehen?:lol:

Apropos Raute: Eine echte Raute besitzt vier gleich lange Seiten, somit kann niemand an einer kürzeren Seite sitzen. Hast du das nun persifliert, indem du aus einer echten Raute eine Fastraute machst, sie dann aber als echte Raute ausgibst? Mir schwirrt der Kopf. Jedenfalls kam ich nie richtig in den Text rein, da ich immer am Rätseln war und das hat dann den Lesefluss, also die Geschehnisse in den Hintergrund ge(d)rückt.

Fazit: Solide geschrieben und trotz nicht aller verstandenen Anspielungen, (wie damals schon beim Hildebrandtschen Scheibenwischer,) den einen oder anderen Schmunzler gehabt. Ich hoffe nur, das grüne Zeugs aus dem Val de Travers verhilft den Alfs nicht zum Sieges(ein)zug in Angies Waschmaschine.

Liebe Grüsse,
dot

 
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Hallo Isegrims,

schön, dass du dir die Zeit genommen hast, auf meinen Text einzugehen. Und das in deiner eigener Schaffensperiode mit dem Copywrite.

Du lieferst im Grunde eine gute Kopie des Originals ... ohne jedoch mehr zu wollen, als ein intellektuell hochwertiges Satirekonstrukt.

Abgesehen von svg, der nicht mehr allzu viel von seiner Vorlage vorgefunden hat, bin ich durchaus deiner Meinung, dass der Text

... zu sehr auf Effekte aus ist.

Ja, er ist kopflastig und bietet keine Identifikationsfigur, mit der man mitfühlen oder sich aufregen kann.

Allenfalls kann man ihn als Puzzle benutzen und schauen, ob es gelingt, die Anspielungen, Doppeldeutungen zuzuordnen. Ich weiß, es sind verdammt viele, in jedem Satz mindestens eine. Ich hatte vorsichtshalber die Probe gemacht, ob man, wie beim Kreuzworträtsel, durch Googeln weiterkommen kann. Man kann, man muss aber nicht, nur wenn es Spaß macht.

Ein weiterer Kritikpunkt von dir ist mangelnde Schärfe.

Ich hätte schon gern mehr über dein Teufelchen erfahren und ob die Muddi mit dem ... oder dem Kerl auf dem Klo, also du weißt schon ...

Da muss ich passen. Satire wie Jan Böhmermann kann ich nicht. Gerade im Falle von Muddi wüsste ich nicht, worin der Erkenntnisgewinn liegen könnte bei sexuellen Anspielungen. Falls du aber diesbezügliche Vorschläge hast, nur her damit.

Na ja, geschmunzelt habe ich, amüsiert habe ich mich auch

Das ist doch schon was. Ich verstehe meinen Text als kabarettistische Momentaufnahme. Nicht alle verstehen alles, das macht aber nichts.;) Schiller unterscheidet zwischen " lachender" und "pathetischer" Satire. Klar, wo meine anzusiedeln wäre ...

Danke auch für das Lob für Sprache und Stil. Was will ich mehr?

Herzliche Grüße
wieselmaus

 
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Liebe Fliege,

hach je, Satire ist aber auch sau schwer!

Wem sagst du das, liebe Fliege. Ich hatte ja reichlich Gelegenheit das zu erfahren, als Texterin im Lehrerkabarett. Es gab immer geteilte Resonanz.
Wenn man sich z. B. bei Wikipedia die Bandbreite anschaut, was alles unter Satire subsumiert werden kann, dann wundert es mich gar nicht.
Die einen lachen, freuen sich über den Wortwitz, die anderen finden das Ganze zu harmlos und finden, dass man dreinschlagen müsse.

Und dann gibt es noch die:

Jetzt ist es aber so, dass ich beim Thema Politik immer schlechte Laune bekomme. Das macht mich alles so wütend und ohnmächtig und hilflos und das sind alles keine schönen Gefühle.

Das sind die Sensiblen, die nicht beschwingt nach Hause gehen, weil sie sich doch so gut über das Elend der Welt unterhalten fühlten.

Fliege, ich versteh dich. Bei svg durfte man ohne schlechtes Gewissen lachen, ebenso bei Der Fee, so herrlich schräg wird das Bedrohliche verpackt. Aber genau das hat mich ja gereizt, es ein klein wenig näher an die Realität heranzuziehen.

Wo du ganz bestimmt richtig siehst, hier:

... du pikst hier ein wenig und stichelst dort herum, immer nur ein Sätzchen lang und dann ein neues Thema aufgemacht. Da ist viel drin, zu viel für mein Empfinden.

Ja, so ist es, ein Darling jagt den andern, und augenblicklich weiß ich nicht, welchen ich killen soll. Vielleicht ist meine Satire wirklich im ursprünglichen Wortsinn von satura = Allerlei, buntes Gemenge zu verstehen. Jede/r kann sich davon das nehmen, was er/sie zu verstehen glaubt. Und weiter ausspinnen darf man sie auch.

Also wirf dein Unbehagen über Bord. Ich kann gut mit deinem Kommentar leben.

Liebe Grüße
wieselmaus

Lieber Eisenmann,

Tut mir leid, wieselchen, wenn das jetzt in meiner Wahrnehmung nicht so das Gelbe vom Ei war, aber ich konnte dieses Mal echt nicht vo viel damit anfangen

Vielleicht kommt das noch, lieber Mann aus Eisen, wenn sich morgen CDU und CSU an die Gurgel gehen und die christdemokratische Muddi eine Schlacht gegen die christsozialen Mannen gewinnen will. Ich denke, da sitzt der Gottseibeiuns feixend am Computer und scharrt mit dem Pferdefuß.

Alles wird gut.:baddevil:

wieselchen

 

Liebe wieselmaus,

ich finde es total bewundernwert, wie schnell du das Copywrite abgeliefert hast. Ich hab mir vorgenommen, alle Werke dieser Runde zu kommentieren, da kommt es mir natürlich entgegen, wenn die nicht alle auf einmal gepostet werden :). Und ich habe mich gefreut, dass du svgs Lokalrunde ausgebuddelt hast, die ich schon ganz vergessen hatte, aber gerne wieder gelesen habe.

Leider kann ich zu deiner Geschichte nicht viel Positives sagen. Ich werd einfach nicht warm damit.

Ich überlege schon, seit du die gepostet hast, woran das eigentlich liegt. Mal sehen, ob es mir jetzt gelingt, das einigermaßen nachvollziehbar zusammenzufassen. Nach meinem Gefühl zerfällt die Geschichte, in einen satirischen Seitenhieb hier, eine Anspielung da. Es fehlt etwas, was das Ganze zusammenhält. Und das Ende finde ich gar nicht gut - aber dazu komme ich noch.

Das soll nicht heißen, dass der satirische Ansatz komplett misslungen wäre - es gibt in dem Text öfter einzelne Sätze, die ich amüsant und clever finde. Aber letzten Endes ist es halt an erster Stelle so eine Art Ratespiel - was oder wen meint die wieselmaus denn damit? - und nur am Rande eine Geschichte, bei der ich mir zudem nicht sicher bin, worauf sie eigentlich hinauswill. Deshalb fällt es mir auch schwer, etwas zu dem Text als Ganzes zu sagen.

Also werde ich mich hauptsächlich an ein paar Details abarbeiten:

Alle möchten an der Raute sitzen. Nein, nicht alle. Dieses Jahr hat einer sofort verzichtet.
Wenn die Raute als Verhandlungstisch für eine Koalition dient, und du den realen Umstand in die Geschichte mit einbeziehst, dass die SPD dafür nicht zur Verfügung steht, dann dürften mindestens zwei andere Figuren auch nicht mit am Tisch sitzen - weil keine der anderen Parteien das in Erwägung ziehen würde. Dagegen müsste die FDP mit von der Partie sein. Schon klar, die hat keine besonders prominenten Vertreterinnen. Aber ich seh das schon irgendwo - auch wenn das bei einer Geschichte, die sich um magische Tische und infernalische Einflüsse auf die Bundestagswahl dreht, ein bisschen absurd klingt - als Logikfehler.

"Übersetzt" sagst du hier: SPD nicht mit dabei, weil sie nicht mehr in eine Regierungskoalition möchte.

Dann sagst du aber: FDP nicht mit dabei, obwohl die sehr wohl an die Regierung möchte (ich bin nicht sicher, ob die überhaupt irgendwelche anderen Ziele haben :Pfeif:). Die Linke dagegen ist mit dabei, obwohl das zur Zeit definitiv keine realistische Option ist. Und die AfD ist gar zweimal vertreten, obwohl mit denen keiner verhandeln würde (technisch gesehen kann man die beiden jetzt wohl als zwei Fraktionen gelten lassen, aber an der Koalitionsfähigkeit ändert das nichts).

Nur Katzen, und zwar die schönsten, sind mit von der Partie.
Warum eigentlich?
Einfach als eine Art Reaktion, weil in svgs Geschichte nur Männer vorkommen (wenn wir mal davon ausgehen, dass der unsichtbare Junge wirklich ein Junge ist)?
So richtig Mehrwert für die Geschichte bringt das aus meiner Sicht nicht. Im Gegenteil, es trägt zu dem bereits angesprochenen Logikproblem bei. Und es gibt so einige Herren, die eigentlich in die Runde gehören und auch ordentlich Stoff für Satire bieten würden.

Von der Frage nach dem warum abgesehen - ich kann es schlecht erklären, aber mich hat auch irgendwas daran gestört, wie der Text damit umgeht, dass es nur Frauen sind. Vor allem, weil darin so viele Worte über Äußerlichkeiten und Belangloses verloren werden anstatt über Politik. Und das ist ja leider auch in der wirklichen Welt so, dass bei der Berichterstattung über Politikerinnen häufiger über Blazerfarben oder Kartoffelsuppenrezepte diskutiert wird als über das, wofür sie eigentlich stehen. Kommt zwar bei Männern auch vor, ist aber bei weitem nicht so ausgeprägt. Vielleicht wollest du das mit der Geschichte auf die Schippe nehmen, aber wenn das der Fall sein sollte, ist es bei mir nicht so richtig angekommen.

In einigen tausend Kilometer unter dem Kilimandscharo sitzt der Tischler Gottseibeiuns in seinem klimatisierten Büro, spielt slither und kontrolliert das hellnet. Unsichtbare Fäden verbinden es mit allen wichtigen Schaltzentralen der Erde. Zu den Favoriten führen hochleistungsfähige Engelshaare, die seine Mitverschwörer damals beim Sturz aus dem Himmel mitgehen ließen.
Satzanfang wäre besser "In einigen tausend Kilometern Entfernung".
Abgesehen davon mag ich die Stelle am liebsten - also ausgerechnet den Teil, wo es nicht um tagesaktuelle Satire geht. Denn hier erzählst du was und spielst nicht das "hast du diese Anspielung verstanden?"-Spiel mit mir. Leider ist es damit schnell wieder vorbei.

„He, aufstehen, alter Spezi! Ich habe eine Mission für dich. Sei doch so gut und begib dich nach Berlin. Setz dich auf den leeren Platz an der Raute. Die Mädels fangen an, sich zu langweilen. Du darfst gerne ein wenig Rautenkarussell mit ihnen fahren, bis Muddi kommt. Und nimm ihnen ein paar Flaschen grüne Fee mit. Eierlikör ist out.“
Finde ich nicht gelungen. Satire darf alles, aber das heißt nicht, dass alles eine gute Idee ist.

Schon klar, Hitler kam auch in der Originalgeschichte vor - und da ist das aus meiner Sicht auch voll okay. Aber das ist ein völlig anderer Kontext. In svgs Geschichte kann ich darüber lachen, dass Hitler mit dabei ist, weil die ganze Prämisse so absurd ist, dass von Anfang an klar ist, das musst du nicht für voll nehmen.

In deiner Geschichte geht es dagegen um Sachen, die man - obwohl die Absurditäten auch in der Realität zahlreich sind - schon irgendwo für voll nehmen muss. Wie soll ich das Ende also verstehen?

Wäre die Satire in deiner Geschichte insgesamt schärfer, dann würde ich sagen: Ah, das spielt darauf an, dass die "Müdigkeit" der etablierten Parteien und die Unwilligkeit, harte politische Diskussionen zu führen, dazu beiträgt, dass der Faschismus langsam wieder an Boden gewinnt. Das ist ja auch nicht falsch. Und das wäre viele Texte und viele Diskussionen wert.

Aber du hast eine Geschichte geschrieben, wo sich die Figuren ganze Absätze lang über Strickmuster und Sprichwörter austauschen, und wo der Teufel Computer spielt, und dann kommt dieser Brocken: Ach übrigens, jetzt kommt der Hitler und setzt sich da mit an den Tisch. Und bringt Absinth mit.

Haha?

Also ich finde, das funktioniert nicht. Du kannst eine leichte fluffige Satiregeschichte schreiben, die den aktuellen Politikbetrieb ein bisschen aufs Korn nimmt, ohne besonders tiefgehende Analysen oder Kritik. Oder eine Satiregeschichte, in der am Schluss Hitler auftaucht. Beides zusammen ... ich empfinde das wie ein Bleigewicht, was deine Geschichte am Schluss absaufen lässt.

Tut mir leid. Handwerklich ist der Text top, er lässt sich schön lesen und es stecken gute Ideen drin. Aber es ist trotzdem leider gar nicht meins.

Grüße von Perdita

 
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Liebe barnhelm,

am besten fange ich mit deinem Resümee an, weil das hervorragend auf den Punkt bringt, was an der Satire gut ist und woran sie krankt.

Am Ende habe ich so drei verschiedene Themen: Die ,unechte Raute' als das Negieren klarer Definitionen oder Aussagen, wenn es den Politikern opportun erscheint, das Aufspießen der Eigenarten undAussagen verschiedener Politikerinnen und die allgemeinen Unsicherheiten des Weltgeschehens

Die vielen kleinen liebevoll und geistreich zusammengewürfelten Details bleiben Mosaiksteinchen und vereinigen sich für mich am Ende nicht zu einem Ganzen mit einer klar fassbaren Kritik oder Aussage. Alles bleibt ein wenig kaleidoskopartig.

Mit dem Teufel als dem Tischler, der die unechte Raute gezimmert hat und auch dirigiert, und zwar mit Hilfe eines weltweiten Netzwerkes, dachte ich, den Zusammenhang verdeutlicht zu haben. Dass der Diabolos ein Durcheinanderwirbler ist, habe ich nicht erfunden. Irgendwie hatte ich den Stechlinsee im Hinterkopf, der seismographisch reagiert auf Ereignisse am anderen Ende der Welt. (Schon wieder eine neue Anspielung von mir, sorry.)
Aber das wäre meine Aussage: Alles hängt zusammen, und die Zusammenhänge müssen erkannt werden.

Kann es sein, dass eine ordentliche Tageszeitung und die Tagesschau nicht ausreichen, um die Personen am Tisch zu identifizieren? Ist die politische Farbenlehre nicht allgemein bekannt? Und ist Absurdität nicht ein Stilmittel der Satire?

Die unechte Raute, ja die hätte ich noch ausbauen können. Sie ist ja überhaupt kein Parallelogramm, weder hat sie vier gleiche Seiten, noch liegen sich Parallelen gegenüber. Das wäre schon ein Thema für sich gewesen. Ebenso Muddis Müdigkeit.
Es bleibt aber für mich schon die Erkenntnis, dass ich mit diesen Themen wahrscheinlich auch nicht alle mitnehmen könnte.

Ich danke dir für deine weitgehend wohlwollende Beurteilung und, vor allem, für deine vorzügliche Analyse.

Nein, bei uns gab es nur heftigen Regen.

Herzlichst
wieselmaus

 
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Hallo dotslash,

schön von dir, als Schweizer sich auf die Niederungen der deutschen Politszene einzulassen. Ich bin zwar überzeugt, dass der "Blick" das eine oder andere Skandälchen im Visier hatte. Bei Barschel war wohl die Schweiz letztlich involviert wegen des ungeklärten Todes in der Badewanne des Genfer Hotels "Beau-Rivage".

Und schön auch, dass du den Hildebrandtschen Scheibenwischer geschätzt hast. Ich glaube kaum, irgendwer konnte alle Funken seines Feuerwerks auf einen Schlag einfangen. Improvisation war wohl ein Markenzeichen von ihm. Ich denke mit Bewunderung zurück.

Apropos Raute: Eine echte Raute besitzt vier gleich lange Seiten, somit kann niemand an einer kürzeren Seite sitzen. Hast du nun persifliert, indem du aus einer echten Raute eine Fastraute machst, sie dann aber als echte Raute ausgibst? Mir schwirrt der Kopf.

Ach lieber dotslash, die Raute ist die Sonderform des Parallelogramms, welches vom Teufel gezimmert wurde. Der kann es als boshafter Durcheinanderwirbler in alle möglichen Vierecke umwandeln, zum Beispiel in ein Quadrat, was wiederum die Sonderform der Raute darstellt, oder in ein einfaches Viereck, das zur unechten Raute mutiert. Alles klar? Ich finde es ja gerade bezeichnend für das Chaos an Muddis Tisch, dass eine klare Linie derzeit nicht in Sicht ist.

Zuviele Rätsel? Ja, da hast du recht.
Andererseits gefällt es mir sehr, dass du kreative eigene Einfälle eingebracht hast:

Alice Alt (Bier =>Dunkel=>Schwarz&er), Donald Engelshaar u.s.w.

Ja, das hatte ich gar nicht im Hinterkopf. Ich meinte eigentlich nur die alte A.Schwarzer und die neue A. Weidel, die Berührungspunkte sind Steuergeschichten und Wohnort Schweiz. Sonst liegen ja Welten zwischen beiden (hoffe ich). Und bei Engelshaar dachte ich an das Märchen "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren".
Aber das ist ja das Schöne an Satire: Man wird zum Assoziieren gezwungen, ob man will oder nicht. Kein Wunder, dass manche einen weiten Bogen darum machen oder sie scheuen, wie der Teufel das Weihwasser:D.
Ich danke dir sehr für die Mitarbeit. So machen Kommentare Spaß.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

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