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Wir waren Helden, und Helden rauchten

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24.01.2009
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Wir waren Helden, und Helden rauchten

Mein kleiner Bruder ist tot. Aus dem Familienalbum wähle ich die schönsten Fotos aus. Das, wo Anton stolz seine erste Zahnlücke zeigt, und das, wo er unter dem Rasensprenger herumspringt, das, wo er seinen ersten Schneemann baut, und das Foto, wo Papa mit ihm die Kaninchen füttert. Ich schneide Antons Kopf heraus und klebe ihn auf die gebastelten Einladungskarten. Ich will seinen Tod mit meinen Freunden feiern. Nie wieder wird er mich verpetzen! Nie wieder muss ich auf ihn aufpassen! Und wenn Mama Kuchen bäckt, darf ich ganz allein die Schüssel auslecken.

Ich fahre hoch. Mein Herz will explodieren, Schweiß läuft mir übers Gesicht. Ich taste nach der Lampe neben dem Bett und schalte sie an. Ich zwinge mich, auf meine Atmung zu achten, die Kontrolle zurückzugewinnen. Anna, meine Frau, wird vom Licht geweckt. Ich muss ihr nichts erklären. Sie kennt meinen Albtraum, der mich seit über vierzig Jahren quält. Sie weiß, sie darf mich jetzt nicht berühren, nichts sagen, sie kann für mich gerade nichts tun. Ich muss einatmen, ausatmen, wieder ein und aus, langsam, ich darf davon nicht abgelenkt werden. Anna wartet auf ein Zeichen, dass es mir wieder besser geht. Dann wird sie aufstehen und in der Küche Tee für uns kochen. Es ist 2:30 Uhr.

***​

Die meisten Kinder aus dem Ort waren in den Sommerferien verreist. Nur ich nicht und Jukka. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Jukka je in seinem Leben einen Koffer gepackt hatte. Er war immer da.
Wir saßen gemeinsam im Baumhaus. Ständig musste ich auf sein Kinn schauen, auf die Narbe, die noch frisch war, sie lachte und leuchtete wie sein Brombeermund.
„Sie werden uns heute überfallen. Die wissen, wir sind nur zu zweit“, sagte er.
In der letzten Schulwoche hatten wir die Schlacht gegen die Jungs aus dem Nachbarort gewonnen, dabei war Jukka gestolpert und hatte sich das Kinn aufgeschlagen. Wir eroberten eine Fußballpflaume, drei Schokoriegel und zwei Hustenbonbons. Jetzt wollten sie Rache.
„Sie werden alles kaputt machen“, sagte ich, und ließ meinen Blick über den Platz wandern. „Unser Baumhaus, unsere Schatzkiste, unsere Angeln, einfach alles.“
„Blödsinn!“
„Aber wir sind doch nur zu zweit!“
„Haste Schiss, oder was?“, fragte er und grinste.
Klar hatte ich Schiss. Ich musste nur auf Jukkas zweiten Mund gucken, und mir wurde ganz flau im Magen. Sein blaues Auge machte die Sache nur schlimmer, obwohl er das seinem Vater verdankte. Jukka selbst sprach nie darüber, aber alle im Dorf wussten Bescheid. Und er weinte nie. Nicht eine Träne vergoss er, als er stürzte, keine, als all das Blut aus ihm herausfloss, und auch später bei Doktor Alesund nicht, der ihm mit Nadel und Faden ins Gesicht pikste.
„Wir brauchen nur eine gute Taktik“, sagte Jukka.
Ich nickte, obwohl ich keine Ahnung hatte, was eine gute Taktik daran ändern sollte, dass wir nur zu zweit waren. Aber kneifen konnte ich nicht. Das wäre Verrat gewesen und ein Verräter war ich auf keinen Fall.

Nach dem Mittagessen bestand Mama darauf, dass ich Anton mitnahm. Unterwegs erzählte ich ihm von der Schlacht, die uns bevorstand. Ich malte sie in den düstersten Farben aus, erwähnte immer wieder Jukkas Narbe, schilderte Anton die wildesten Gefahren und hoffte, er würde umkehren. Aber mein kleiner Bruder sammelte Kastanien. Kastanien, die noch in ihrer Stachelschale steckten.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte ich.
„Du hast gesagt, wir brauchen eine Taktik.“
„Ja, natürlich brauchen wir die. Die sind schließlich mehr als wir.“
„Jetzt haben wir Kastanien“, sagte er und hielt sie mir unter die Nase.
„Wir werden mit denen sicher keine Männchen basteln.“
„Hä?“ Anton blieb stehen und starrte mich an.
„Besser, du gehst jetzt zurück“, erklärte ich ihm.
„Aber das sind doch Kanonenkugeln!“
In diesem Moment wurde mir klar, dass mein kleiner Bruder keine Spur von Angst zeigte, all meine Worte in ihm nur das Gegenteil bewirkt hatten. Er hatte einen Plan.
Ich brachte Anton mit, und Jukka seinen Hund Carlo. Wir trugen einen ganzen Berg Kastanien zusammen und bewaffneten uns mit Stöcken. Wir waren bereit, und wir würden kämpfen wie Superhelden.
Sie kamen auf Rädern, vier Leute. Auch sie hatten Mannverluste durch die Ferien. Vier statt acht, mich beruhigte das komischerweise, auch wenn sie immer noch mehr waren, als wir.
Anton postierten wir im Baumhaus, Carlo hatten wir an die Treppe gebunden; niemand würde es wagen, an dem Hund vorbei zu meinem kleinen Bruder hinauf zu klettern. Jukka und ich versteckten uns im Gebüsch. Die vier ließen ihre Räder fallen und schauten sich um, sahen niemanden, außer Carlo, der kläffte und an seiner Leine zerrte. Anton eröffnete. Feuerte die ersten Kastanien wie Handgranaten auf sie ab. Die Überraschung saß. Dann stürmte Jukka einmal quer durch sie hindurch, was sie ablenkte, und mir die Gelegenheit gab, unbemerkt an ihre Räder zu gelangen. Ich zog eines an mich, wir hatten eine Geisel! Jukka sprang zu mir, umfasste die Kette, bereit sie mit einem Ruck abzureißen, meine Hand lag am Ventil des Hinterrades.
„Wenn ihr dem Rad auch nur eine Speiche krümmt, seid ihr tot!“
„Wenn ihr euch nicht sofort verpisst, ist hier mehr als nur eine Speiche futsch“, sagte Jukka. Er meinte, was er sagte, seine Stimme ließ daran keinen Zweifel.
Ihr Anführer trat von einem Bein auf das andere. Es war sein Rad. Sein nagelneues, kratzerfreies Rennrad. Schließlich spuckte er Jukka vor die Füße.
„Das wirst du büßen!“ Er gab seinen Männern das Zeichen zum Rückzug, griff nach dem Rad, aber Jukka und ich hielten es fest.
„Erst die anderen“, befahl Jukka, und spuckte ebenfalls vor dem Kerl aus. Die beiden guckten sich an, genau in die Augen, keiner zwinkerte, und ich hörte förmlich, wie ihre Blicke aufeinanderkrachten. Stahl auf Stahl.
Die drei anderen verzogen sich. Als sie sich weit genug entfernt hatten, ließ Jukka das Rad los, und schlenderte wie ein Sonntagsspazierer auf Carlo zu. Ich blieb wie angewurzelt stehen, bis der Typ mir einen Schubs gab, nach seinem Rad griff und abhaute.
„Ey! Mach das nicht noch mal“, rief ich ihm nach, als er schon kräftig in die Pedale trat.

Mit geschwellter Brust saßen wir unter unserem Baumhaus und teilten die Schokowaffeln, die Mama mir mitgegeben hatte. Anschließend holte Jukka eine Packung Zigaretten heraus. Es waren fünf Stück drin.
„Hab ich bei uns im Schuppen gefunden“, sagte er.
„Dein Vater wird dich dafür verprügeln“, sagte ich.
Jukka zuckte mit den Schultern. „Erst mal muss er sie überhaupt vermissen. Die lagen hinter der Werkbank, wer weiß, wie lange schon.“
Ich schluckte. Ich wusste, es schmeckte scheußlich, alle sagten das. Manch einem wurde sogar übel, so übel, dass er sich übergeben musste. Ich wollte nicht vor Anton kotzen, noch viel weniger vor Jukka. Aber ein Feigling wollte ich auch nicht sein. Nicht nach unserem Sieg. Wir waren Helden, und Helden rauchten. Also nahm ich eine, steckte sie mir in den Mund und ließ mir von Jukka Feuer geben. Ich wusste nur, dass man ziehen musste. Also zog ich, atmete den Rauch ein und bekam einen Hustenanfall. Jukka lachte sich halb schlapp. Anton sprang auf und klopfte mir auf den Rücken. Als sich der Husten gelegt hatte, zog ich vorsichtiger, stieß den Rauch sofort wieder aus, ich paffte. Davon musste ich nicht husten, auch nicht kotzen, ich fühlte mich unendlich erwachsen und mutig und cool, bis ich Jukkas fieses Grinsen bemerkte.
„Lasst uns die Nacht im Lager schlafen“, schlug er vor.
Es war nicht ungewöhnlich, dass wir Kinder in den Sommernächten dort übernachteten. Unsere Großväter hatten es getan, unsere Väter und wir eben auch. Wer Angst bekam, konnte jederzeit nach Hause gehen. Ich ging bestimmt zehn Mal, bevor ich meine erste komplette Nacht im Lager verbrachte. Feuer durften wir nicht machen, nicht ohne einen Erwachsenen. Wir hielten uns dran. Wenn gekokelt wird, ist das Baumhaus weg. Diese Regel war so alt wie die Hütte selbst.

Vater schob die Schubkarre mit Schlafsäcken, Kissen, Tee, belegten Broten, Taschenlampen und Antons Mister Bär. Gemeinsam richteten wir das Lager her, sammelten Holz, später kamen Jukkas Vater und meine Mama dazu. Wir grillten Würste, suchten Sternbilder und erfanden Geschichten dazu. Jukkas Mutter war die beste Geschichtenerfinderin, aber sie starb vor drei Jahren an Lungenentzündung. Seither erzählte Jukka ihre Geschichten.
Unsere Väter löschten das Feuer, und wir bezogen unser Nachtquartier. Es war Antons erste Nacht hier draußen. Ich wartete darauf, dass ihn die Angst überfiel und er nach Hause wollte. Auch Jukka wartete. Wir würden ihn bringen, das hatten wir vereinbart. Aber Anton lag mit Mister Bär in seinem Schlafsack, und schlief wie ein Stein.
„Der hat echt Mumm in den Knochen“, sagte Jukka. „Schon komisch, dass er dein Bruder ist und nicht meiner.“
Ich schluckte; sagte Jukka, dass ich jetzt schlafen werde, und presste meinen Kopf ins Kissen. Schlafen konnte ich aber nicht. Ich war eine Memme, und Jukka wusste es. Auf keinen Fall durfte ich losheulen. Irgendwann hörte ich auch Jukka gleichmäßig atmen, er hatte aufgehört, sich zu wälzen, lag still neben mir und schlief. Es knackte, und sofort schaltete ich die Taschenlampe an. Aber da war nichts. Der Lichtstrahl streifte Jukkas Zigarettenschachtel. Sie lag neben seiner Jacke. Ich griff danach, es waren noch immer drei Zigaretten drin. In Jukkas Hose fand ich das Feuerzeug. Ich nahm eine Zigarette heraus, steckte sie mir in den Mund und zündete sie an. Erst paffte ich wie am Nachmittag, doch dann zwang ich mich, den Rauch zu inhalieren, ihn in meinen Hals, meine Lungen zu lassen. Wenn mich der Hustenreiz quälte, hielt ich mir das Kissen vors Gesicht, den Geschmack redete ich mir schön. Ich rauchte. Ich rauchte richtig auf Lunge. In meinem Bauch grummelte es. Richtig heftig wurde das. Ich musste hier raus, schnell, bevor alles in die Hose ging. Hastig drückte ich die Zigarette aus, schlüpfte in meine Schuhe, kletterte die Leiter hinunter und rannte, so weit es eben noch ging, in den Wald. Schnell zog ich die Hose runter, hockte mich hin und fühlte, wie der Druck nachließ. Anschließend versuchte ich mich mit Blättern zu säubern, aber das machte alles nur schlimmer, also zog ich die Unterhose aus, und putze mich damit. Und dann sah ich den Feuerschein zwischen den Bäumen, den Qualm, der darüber aufstieg. Das Baumhaus, schoss es mir durch den Kopf. Anton! Jukka! Ich musste ihnen helfen, das Feuer löschen. Mit offener Hose lief ich Richtung See, schöpfte Wasser in meine hohlen Hände. Nur ein paar Schritte weiter war das Wasser durch meine Finger geronnen, also kehrte ich um, neues zu holen.

Doktor Alesund hörte mich ab, er sagte, ich hätte großes Glück gehabt, dass sie mich so schnell gefunden hatten, ich hätte sterben können. Ich selbst erinnerte mich nicht. Im See lag ich, lang ausgestreckt im flachen Wasser. Geschrien wie der Teufel hätte ich, als sie mich heraushoben, nach Hause trugen und in Decken wickelten.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“, fragte der Doktor mich.
Ich schüttelte den Kopf. Er packte das Stethoskop zurück in seine Arzttasche, ging in die Küche und kam mit zwei Käsebroten und einem Glas Apfelsaft zurück. „Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn was ist. Egal was. Tust du das?“
Ich nickte.
„Gut“, sagte er. „Ich geh jetzt. Morgen komme ich wieder.“
„Wo ist Mama?“, fragte ich ihn.
„Sie schläft. Bitte wecke sie nicht auf.“
Aus dem Fenster sah ich, wie er mit Papa redete, kurz, dann fuhr er mit dem Auto davon. Papa fütterte die Kaninchen heute schon zum dritten Mal, dabei war es erst Mittag. Wenn er nicht die Kaninchen fütterte, hackte er Holz. Ich stand auf, zog mich an, nahm den Teller mit den zwei Käsebroten und trug sie zum Esstisch. Ich legte eines der Brote auf einen zweiten Teller, ging hinaus, und sagte Papa Bescheid, wir könnten Mittag essen. Er reagierte nicht.
„Mittag ist fertig“, sagte ich etwas lauter.
Er hörte mich nicht.
„Es gibt Essen!“, brüllte ich.
Jetzt hatte er mich gehört. Er ließ das Beil sinken, schaute mich an, schloss die Augen, seufzte, und wendete sich wieder dem Holz zu.
Ich lief ins Haus, setzte mich auf meinen Platz und wartete eine Weile. Papa kam nicht, also nahm ich unsere Teller und trug sie hinaus. Ich hielt ihm sein Käsebrot hin, aber er schüttelte nur den Kopf. Da aß ich sein Brot auf, während ich ihm bei der Arbeit zuschaute. Papa sprach kein einziges Wort. Stellte die Holzstücken auf den Hackklotz, ließ die Axt niedersausen,
bis in den Abend hinein. Erst als die Dämmerung einsetzte, legte er das Beil ab und ging in den Stall zu den Kaninchen. Ich öffnete die Verschläge für ihn, er legte Heu und Möhren hinein, ich verschloss die Türen wieder.
Anschließend stellte ich Brot, Butter und Aufschnitt auf unseren Esstisch, kochte eine Kanne Tee, und bemerkte erst, als ich die Teller aufstellte, dass ich vier in den Händen hielt. Antons Seeräuberteller obenauf. Zwei Mal lief ich über den Flur, klopfte an Mamas Schlafzimmertür und an die Badtür, hinter der schon lange kein Wasser mehr lief, kehrte zurück und setzte mich auf meinen Platz. Schließlich räumte ich alles zurück in den Kühlschrank und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Mama schlief, Papa lag neben ihr und starrte die Decke an. Ich legte mich zwischen die beiden und fragte mich, ob es Anton war, oder Jukka? Wer hatte das Feuer gezündet? Wäre ich bei ihnen geblieben, dann wären Jukka und Anton jetzt nicht tot. Bestimmt nicht.

In der Nacht wachte ich von einem seltsamen Geräusch auf. Es klang wie das Heulen eines Wolfes und auch wieder nicht. Ich lauschte. Kurz unterbrach es, dann setzte es wieder ein. Auf den Höfen gingen nach und nach die Lichter an. Jemand schrie: „Ruhe, verdammt noch mal!“ Und mit einmal verstand ich es, kein Wolf, kein Hund, es war Jukkas Vater, der seinen Namen heulte.
Am nächsten Tag klingelte Frau Mäkinen, die Schwester vom Doktor, sie wollte Mama besuchen. Mama schlief, also schickte ich sie zu Papa und Papa schickte Frau Mäkinen wieder weg. Sie ging aber nicht, sondern putzte im Haus, wusch Wäsche, kochte Nudeln und Pilzsoße, wir aßen alles allein auf.
„Wann hat Mama genug geschlafen?“, fragte ich sie.
„Das weiß ich nicht.“
„Warum kann Papa nicht mehr sprechen?“
„Ach, Mika.“ Sie legte eine Hand auf meine. „Das schlimmste, was Eltern passieren kann, ist ein Kind zu verlieren. Gib ihnen Zeit, mit dem Schmerz zurechtzukommen.“
Ich setzte mich in mein Zimmer und malte ein Bild von Anton, mit Kastanien und seinem Laserstock, über den Schultern einen roten Umhang und auf der Brust das Supermanzeichen. Ich besuchte Mama, endlich war sie wach. Ich kroch zu ihr ins Bett, erzählte von Frau Mäkinen, die alles sauber gemacht hatte.
„Schön“, sagte sie.
Ich redete weiter, erzählte, dass Papa den Kaninchen viel zu viel Futter gab, er den ganzen Tag Holz hackte und Doktor Alesund heute gesagt hatte, ich wäre wieder ganz gesund.
Da begann sie zu weinen, ich holte für sie mein Bild von Anton.
„Gefällt es dir?“
Mama warf einen Blick drauf. Nur einen einzigen, flüchtigen Blick, bevor sie das Blatt fallen ließ und zu zittern begann. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schlug auf das Bett ein. Sie schrie. Sie strampelte. Sie fegte die Lampe vom Nachttisch. Papa kam, schickte mich aus dem Zimmer und verschloss die Tür von innen. Ich ging hinaus in den Hof, holte Antons Fahrrad aus dem Schuppen, wusch es, polierte jede einzelne Speiche und schraubte ihm meine Posthornhupe an seinen Lenker, um die er mich immer beneidet hatte.

Nach einer Woche hackte Papa kein Holz mehr. Auch vergaß er, die Kaninchen zu füttern. Er fuhr morgens zum Fluss und stellte abends einen Eimer mit Fischen in die Küche, die Frau Mäkinen säuberte und in die Tiefkühltruhe steckte. Nachts heulte Jukkas Vater und alle im Dorf waren müde, niemand konnte mehr richtig schlafen.
Heute kam nicht Frau Mäkinen, sondern Frau Aakko.
„Hier stinkt es überall nach Fisch! Wieso?“, fragte sie.
Ich zeigte ihr Papas Angeleimer in der Küche und den Gefrierschrank, der bis auf den letzten Millimeter vollgestopft war.
„Okay“, sagte Frau Aakko und rümpfte die Nase. „Ich glaube, jetzt sind die Katzen dran.“ Sie nahm Papas Eimer, schleppte ihn über den ganzen Hof und warf die Fische weit über den Zaun. Anschließend öffnete sie alle Fenster im Haus.
Ich fuhr mit dem Rad zu Jukkas Haus. Alle Fensterläden waren geschlossen. Carlo winselte an seiner Kette. Sein Fell war stumpf und zottelig. Leise öffnete ich das Gartentor und schlich mich zu ihm, sah die Wunden unter dem Halsband, fühlte den Schmerz, der ihn quälte. Ich öffnete es, und Carlo schoss los, über den Hof, zum Tor hinaus in Richtung Wald. Ich saß an seiner Stelle vor der Hütte, die Kette in den Händen, mein Blick ihm folgend, bis er als kleiner Punkt zwischen den Bäumen verschwand, und mir der Gedanke kam, Jukkas Vater würde gleich aus dem Haus kommen. Schnell fuhr ich zurück nach Hause.

Ich aß Kartoffelbrei mit Würstchen auf unserer Terrasse, während Frau Aakko rauchte.
„Ach, jetzt habe ich den Saft vergessen.“ Sie drückte die Zigarette aus und stand auf. Ich starrte auf den Aschenbecher. Die Zigarette qualmte, hörte nicht auf damit. Ich schrie. Frau Aakko kam zurück, fragte was los sei, versuchte, mich zu beruhigen, aber ich stieß sie von mir. Der Rauch machte mich rasend. Ich nahm den Aschenbecher und warf ihn gegen die Mauer vom Schuppen. Ich warf meinen Teller, die Saftflasche, alles was ich in die Hände bekam.
Frau Aakko versuchte, mich aufzuhalten. Dinge, nach denen ich greifen wollte, zog sie fort. „Hör auf damit! Jetzt höre doch damit auf.“
„Sie hat noch gebrannt!“, rief ich.
Mama kam. Sie außerhalb des Hauses zu sehen, erschreckte mich. Kurz hielt ich inne. Sie schloss mich in ihre Arme und bedeckte mein Gesicht mit Küssen. Ich stemmte mich von ihr, schlug auf sie ein, ich wollte, dass sie mich losließ. Je mehr ich mich wehrte, je fester hielt sie mich. Mit einer Hand strich sie mir übers Haar, flüsterte immer wieder meinen Namen, bis sich in mir Tränen lösten, in Mamas Morgenmantel hinein, durch ihn hindurch, und aus ihren Augen zurück auf mein Haar fielen.

In der Nacht wartete ich auf das Heulen von Jukkas Vater, obwohl ich wusste, es würde heute still bleiben. Doktor Alesund hatte ihn am Abend aus seinem Haus geholt, ihn in sein Auto gesetzt und in eine Klinik gefahren. Nachdem Mama ins Schlafzimmer zurückgekehrt war und bevor Papa mit seinen Fischen kam. Es fehlte mir. Ich versuchte, zu heulen wie Jukkas Vater, aber es klang jämmerlich. Laut las ich ein Comic, damit Anton zuhören konnte. Ich versprach Jukka, morgen nach Carlo zu suchen. In der Nacht träumte ich.

Aus dem Familienalbum wähle ich die schönsten Fotos aus. Ich schneide Antons Kopf heraus und klebe ihn auf die Einladungskarten.

 

Lieber Bas,

hier nun mein Copygeschenk für Dich :).

Als ich las, dass Du mir die Vorlage liefern würdest, war mein erster Gedanke: Diesmal werde ich also ein Märchen schreiben. Hab ich dann doch nicht, weil ich mich an dieser Geschichte festgebissen hab :).

Vorlage: Die Kastanienschlacht

 

Hallo Fliege,

wow, ich bin beeindruckt! Deine Art zu schreiben wirkt so locker, man kann sich einfach treiben lassen.

Ich finde es toll, dass du Bas’ Geschichte nicht umgeschrieben, sondern erweitert hast. Das was bei Bas offen blieb, hast du nun aufgegriffen.

Wir waren Helden, und Helden rauchten
Den Titel finde ich schon super. Der Satz kommt auch später im Text vor und er fasst so schön zusammen, wie Kindergehirne funktionieren. Da werden Verknüpfungen hergestellt, über die wir uns nur wundern können, die für Kinder aber absolut logisch sind.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den ersten Abschnitt mag. Das nimmt schon so viel vorweg. Und es macht den Protagonisten auch direkt unsympathisch. Wie kann er sich über den Tod seines Bruders freuen? Wäre es nicht schöner, unvoreingenommen in die Geschichte zu starten?

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Jukka je in seinem Leben einen Koffer packte.
gepackt hatte?

Ständig musste ich auf sein Kinn schauen, auf die Narbe, die noch frisch war, sie lachte und leuchtete wie sein Brombeermund.
Tolles Bild.

Wir eroberten eine Fußballpflaume, drei Schokoriegel und zwei Hustenbonbons.
Was ist denn eine Fußballpflaume?

Jetzt sannen sie auf Rache.
Würde das ein Kind sagen?

Sie kamen auf Rädern und sie verloren.
Da wird der Kampf schon ganz schön kurz abgefertigt. Ich weiß, der steht ja bei Bas, aber irgendwie stört es beim Lesen. Vielleicht wäre ein Absatz mit einem Zeitsprung besser?

Mit geschwellten Brüsten saßen wir unter unserem Baumhaus und teilten die Schokowaffeln, die Mama mir mitgegeben hatte. Anschließend holte Jukka eine Packung Zigarette heraus.
Schöner Kontrast zwischen der kindlichen Unschuld, bei der es das größte ist ein paar Schokowaffeln zu essen, und dem Nervenkitzel etwas Verbotenes zu tun.

ich fühlte mich unendlich erwachsen und mutig und cool, bis ich Jukkas Grinsen bemerkte.
Wieso fühlt er sich nicht mehr cool, als er sieht das Jukka grinst? Es scheint als würde er grinsen, weil er im Lager schlafen will und sich freut. Wenn der Prota Angst vor dem Übernachten hat, würde das gute Gefühl erst vergehen, als er hört was Jukka sagt, oder?

und drückte die Zigarette aus. Ich starrte auf den Aschenbecher. Sie hatte die Zigarette nicht richtig ausgedrückt. Sie qualmte weiter. Ich schrie. Frau Aakko kam zurück, fragte was los sei, und ich zeigte auf den Rauch, der aus dem Aschenbecher aufstieg.
Sie versuchte mich zu beruhigen, aber ich stieß sie von mir, schrie immer nur: „Sie brennt noch! Sie brennt noch!“
Hier erkennt der Prota, dass es seine Schuld war und diese plötzliche Erkenntnis, die Schuldgefühle erschlagen ihn. Hast du meiner Meinung nach super eingebaut.

Ich verstehe nicht ganz warum der Prota – hat der überhaupt einen Namen...? – scheinbar gar nicht traurig ist. Klar er malt eine Bild und putzt Antons Fahrrad, aber er ist doch alt genug um zu trauern, um zu verstehen was passiert ist.
Und warum kümmert sich keiner richtig um ihn? Seine Eltern sind in ihrer eigenen Traurigkeit gefangen. Aber ich finde es ganz schön hart, dass alle Leute zu ihm sagen, er soll Geduld mit seinen Eltern haben, die haben schließlich ein Kind verloren. Ja, aber er hat einen Bruder verloren.

Und dann der Satz am Anfang

Ich will seinen Tod mit meinen Freunden feiern.
Das finde ich ganz schön krass. Er ist eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder, weil der viel mutiger ist. Aber freut er sich dann wirklich wenn er tot ist?

Also die Gefühlswelt des Jungens wird mir noch nicht ganz klar, aber vielleicht soll es ja auch so sein, dass man etwas grübeln muss. Es ist ja schließlich meistens so, dass man seine Mitmenschen nicht versteht.;)

Den Rückblick am Ende finde ich auch gelungen.

Insgesamt also eine tolle Geschichte, die ich gerne gelesen habe.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Nichtgeburtstagskind

 

Mit geschwellten Brüsten saßen wir unter unserem Baumhaus und teilten die Schokowaffeln, die Mama mir mitgegeben hatte.

Aber, aber -

Fliege, Fliege, Fliege!

Ich fass es nich'!

Haben die überhaupt'n Waffelschein?

Hoppla, da sitz ich in Erwartung der Kastanienschlacht und eine andere Wendung! So ist das mit Krisen und Kriegen - ob im Kleinen oder Großen, da wird geraucht und auch gebrandschatzt bis hin zum Kollateralschaden. Und Opfer buchstäblich immer der kleine Mann!

Und dann fällt mir November 1958 der Tod der eigenen Schwester ein, den wir Brüder in dem Maße als "eine Konkurrentin weniger" feierten, wie die Eltern einen Toten- und Erinnerungskult zelebrierten und betrieben. Kinder haben halt einen Großteil des Prozesses der Zivilisation noch vor sich ... Und mir ist, als hätte es Frau A. zu mir gesagt

„Es ist schwer für deine Eltern. Es ist das Allerschlimmste, wenn man ein Kind verliert. Hab Geduld mit ihnen.“

Aus dem Schatzkästlein des Rechtschreibreformatiönchen - eine kleine Krise kömmt zur Mitte hin, wosich eine gewisse infinnitissimale Schwäche offenbart, sehn wir mal von Flüchtigkeiten wie zu Anfang ab

Anschließend holte Jukka eine Packung Zigarette[n] heraus.

Ich wollte nicht vor Anton kotzen, noch viel weniger vor* Jukka

* zwo Möglichkeiten
a) "vor Jukka" oder
b) mit Artikel "vorm" J. - wie Jungen (und nicht nur die) eben halt manchmal sprechen "der Jukka", "die Mama"

Ich wartete darauf, dass [...] ihn die Angst überfiele und er nach Hause wollte.

erster Beleg einer gewissen Schwäche
..., er hatte aufgehört[,] sich zu wälzen, lag still neben mir und schlief.

... und rannte, so[...]weit es eben noch ging, in den Wald.
Und dann sah ich den Feuerschein zwischen den Bäumen, den Qualm[,] der darüber aufstieg.

Gib ihnen Zeit[,] mit dem Schmerz zurechtzukommen.“

... gab, er den ganzen Tag Holz ha[c]kte und ...
Nach einer Woche ha[c]kte Papa kein Holz mehr. Auch vergaß er[,] die Kaninchen zu füttern.

Sie versuchte[,] mich zu beruhigen, aber ...
Frau Aakko versuchte[,] mich aufzuhalten, ...
Ich versuchte[,] zu Heulen wie er, aber ...

Ich muss eintamen, ausatmen, ...
(wohl keine Neuschöpfung ...)

Gern gelesen und bestimmt nicht das letzte Mal

Friedel
der das Wochenende nicht schön reden kann und doch ein schöneres wünscht!

(Dreher!)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Fliege

Ich will seinen Tod mit meinen Freunden feiern.

Ich weiss noch nicht, was ich davon halten soll. Ist auf alle Fälle geschickt gemacht und interessant. Damit bringst gleich zu Beginn eine zweite Interpretation der Geschehnisse ins Spiel, die den Leser begleitet, während er die erste, vordergründige Version, also die Geschichte aus „normaler“ Perspektive liest. Wie diese zweite Schicht, diese alternative Schuldzuschreibung gedeutet werden soll, bleibt dabei einigermassen offen. Es könnte der Versuch des Prots sein, sich selbst noch schuldiger zu machen, als er sich eh schon fühlt, damit das Ereignis wenigstens einen Sinn hat, das Tragische wenigstens eine Ursache findet, wenn es auch der eigene Teufel ist, der in ihm steckt. Der nächste Gedanke, den ich als Leser zumindest hatte, war nämlich, dass er das Feuer absichtlich gelegt hat, auf alle Fälle heißt ein Teil von ihm das gut, was geschehen ist etc. Ja, während ich das schreibe, finde ich das psychologisch ganz plausibel, dass sich im Alptraum solche Ideen einstellen, auch wenn das kursiv Gesetzte nicht eindeutig einem Alptraum zuzuordnen ist, da ja hier ein Kind erzählt. Das schwebt somit über der Geschichte, umklammert sie wie ein böses Gespenst. Ja, interessant auf alle Fälle!

Das, wo Anton stolz seine erste Zahnlücken zeigt

Ein „n“ mehr oder eines weniger. Kannst wählen.

auf die gebastelten Einladungskarten

Nur so intuitiv, aus dem Gefühl heraus, würde mir: „Einladungskarten, die ich gebastelt habe“ besser gefallen, die sind so sperrig, die gebastelten Einladungskarten. Und wenn du den Satz am Ende wiederholst, ich weiß nicht, ich würde glaub das „gebastelte“ weglassen.

Nie wieder wird er mich verpetzen! Nie wieder muss ich auf ihn aufpassen! Nie wieder werde ich in seinem Schatten stehen.

Ne. Der fettmarkierte Satz ist offenbar aus dem Konzept, das du dir für die Geschichte zurechtgelegt hast, in den Kinderkopf des Prots geflutscht.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Jukka je in seinem Leben einen Koffer packte.

Schönes Bild, aber in diesem Kontext meines Erachtens etwas fehl am Platz. Ich zumindest habe so oder so nie einer meiner Schulfreunde einen Koffer packen sehen. Und die waren dauernd weg. Gut, du schreibst ja nicht „Koffer packen sehen“. Aber dennoch, ich visualisiere halt beim Lesen und stell mir den Prot vor, wie er neben seinen anderen Freunden steht und zuschaut, wie sie ihre Koffer packen, bevor sie in die Ferien fahren.

Ständig musste ich auf sein Kinn schauen, auf die Narbe, die noch frisch war, sie lachte und leuchtete wie sein Brombeermund.

Schön. Mich hat’s dann allerdings etwas irritiert, dass ihm die Narbe später auf einmal als etwas Bedrohliches erscheint.

Jetzt sannen sie auf Rache.

Passt nicht so ganz zur Stilebene.

Sein blaues Auge machte die Sache nur schlimmer, obwohl er das seinem Vater verdankte. Jukka selbst sprach nie darüber, aber alle im Dorf wussten Bescheid. Und er weinte nie. Nicht eine Träne vergoss er, als er stürzte, keine als all das Blut floss, und auch später bei Doktor Alesund nicht, der ihm mit Nadel und Faden ins Gesicht piekte.

Das öffnet so einen kleinen Nebenplot, wird eigentlich nur relevant im Kontext der Schmerzensschreie, die der Vater später ausstößt. Da spinnst du geschickt so einen Nebenfaden, öffnest die Tür einen Spalt breit, damit der Leser einen Blick auf die zweite Familie erhascht, die in dieser Geschichte eine Rolle spielt. Das ist schon saugut gemacht.

ins Gesicht piekte

pikte

„Wir brauchen nur eine guten Taktik“, sagte Jukka.

gute

Sie kamen auf Rädern und sie verloren.

Das macht natürlich im Kontext des Copywrite schon Sinn. Stünde die Geschichte alleine, dann hättest du das bestimmt auserzählt. Vielleicht eine Fußnote zum Text von Bas? :)

Mit geschwellten Brüsten saßen wir unter unserem Baumhaus und teilten die Schokowaffeln

Ja, es sind zwei Brüste oder Brusten, was auch immer. Aber ich würde das glaub dennoch in den Singular setzen.

Ich wusste es schmeckte scheußlich

Komma

Ich wollte nicht vor Anton kotzen, noch viel weniger vorn Jukka.

vor

Unsere Großväter haben es getan

hatten

Feuer durften wir nicht machen. Wir hielten uns dran. Wenn gekokelt wird, ist das Baumhaus weg. Diese Regel war so alt wie die Hütte selbst.

Beim ersten Mal lesen stutzt man da ein wenig. Weshalb dieser Exkurs? Beim zweiten Mal wird’s natürlich klar, du musst eine bestimmte Plausibilität der folgenden Ereignisse vorbereiten. Ich komm darauf später noch mal zu sprechen.

Jukkas Mutter war die besten Geschichtenerfinderin,

beste

aber sie starb vor drei Jahren an Lungenentzündung

„drei Jahre zuvor“, scheint mir präziser zu sein.

Ich wartete darauf, dass er ihn die Angst überfiele

„er“ streichen.

Aber Anton lag mit Mister Bär in seinem Schlafsack, einen Arm über Carlo an seiner Seite gelegt und schlief wie ein Stein.

Komma vor „und“

Und dann sah ich den Feuerschein zwischen den Bäumen, den Qualm der darüber aufstieg. Wasser!

Der Übergang von Problemerfassung zu Lösungsstrategie ging mir etwas zu schnell. Ich würde da vielleicht noch mal das Baumhaus erwähnen oder einen Moment des Entsetzens dazwischenschalten.

„Sie schläft. Bitte wecke sie nicht auf. Wenn Eltern ein Kind verlieren, verändert das viel.

Den Satz finde ich sehr seltsam, aus dem Mund eines Arztes. Ich hatte hier den Eindruck, du wolltest dem Leser elegant mitteilen, was geschehen ist, anders konnte ich mir das nicht erklären. Das hat ja auch schon Nichtgeburtstagskind erwähnt.

Papa fütterte heute die Kaninchen schon zum dritten Mal, dabei war es erst Mittag.

Das ist wieder so ein Zeit-in-der-man-erzählt-vs.-Zeit-von-der-man-erzählt-Dingsbums. Präziser also: „an diesem Tag“. Aber am besten würde mir gefallen, wenn du das einfach streichst.

sagte Papa Bescheid, wir können jetzt Mittag essen

„könnten“ Besser gefiele mir eh: „Bescheid, dass wir Mittag essen könnten“ (ohne „jetzt“ also).

Wäre ich bei ihnen geblieben, dann wären Jukka, Anton und Carlo jetzt nicht tot.

Ist die ganze Sache überhaupt plausibel? Ich gebe zu, dass ich da ein wenig die Augen schliessen und dir einfach glauben muss, dass die beiden Jungen verbrennen, während sie in einer Baumhütte schlafen. Die hat ja Ritzen und alles, das heisst, Tod durch Monodioxid geht nicht, was ja sehr häufig die eigentliche Todesursache ist, wenn es brennt und Menschen im Schlaf sterben. Also ich hab mir da zuminest nicht ein super abgedichtetes Häuschen vorgestellt, sondern eher so ein paar zusammengezimmerte Bretter. Aber okay. Ich glaube dir mal. Was ich aber wirklich nicht so recht glauben kann, ist die Tatsache, dass auch der Hund stirbt.

Anschließend brühte sie zwei Tassen Kaffee auf und besuchte Mama. Seit Mama nicht mehr nur schlief, schloss sie sich tagsüber in Antons Zimmer ein. Abends räumte ich Antons Spielsachen zurück in die Kästen und Regale, damit Mama sie am nächsten Tag wieder ausräumen konnte.

Hier empfand ich zum ersten Mal so etwas wie eine gewisse Länge im Text. Du brauchst natürlich etwas Strecke zwischen Ereignis und Auflösung und du zeigst ja auch sehr schön, wie die Eltern reagieren, ist wirklich toll gemacht, intensiv. Ist also nur ein Eindruck meinerseits. Und danach geht’s ja los zum Finale. Doch, das Timing passt insgesamt gut für mich.

„Sie hat noch gebrannt!“, rief ich immer wieder. „Sie brannte noch.“

Würde ich streichen. Ist dem Leser inzwischen sonnenklar geworden.

Aus dem Familienalbum wähle ich die schönsten Fotos aus. Ich schneide Antons Kopf heraus und klebe ihn auf die gebastelten Einladungskarten.

Ja. Das gibt dem Text einen besonderen Kick. Ich wiederhole mich da gerne.

Ich fahre hoch. Mein Herz will explodieren, Schweiß läuft über mein Gesicht. Ich taste nach der Lampe neben meinem Bett und schalte sie an. Ich zwinge mich, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, die Kontrolle zurückzugewinnen. Anna, meine Frau, wird vom Licht geweckt. Ich muss ihr nichts erklären. Sie kennt diesen, meinen Albtraum. Sie weiß, sie darf mich jetzt nicht berühren, nichts sagen, sie kann für mich gerade nichts tun. Ich muss eintamen, ausatmen, wieder ein und aus, langsam, ich darf davon nicht abgelenkt werden. Anna wartet auf ein Zeichen, dass es mir wieder besser geht. Dann wird sie aufstehen und in der Küche Tee für uns kochen. Es ist 2:30 Uhr. Für mich wird es in dieser Nacht keinen Schlaf mehr geben.

Da habe ich mich gefragt, ob es diesen Sprung in die Gegenwart braucht. Vielleicht. Der Schluss rückt (vordergründig) alles noch mal gerade. Erinnerst du dich an Joshua? Der hatte eine ähnliche Thematik, tragischer Unfall, Schuld und so. Da hat es auch eine Diskussion dazu gegeben, ob dieser Sprung in die Gegenwart dem Text guttut oder nicht. Du hast jetzt drei Ebenen: Die bewusst konstruierte Erzählung, den Erzähler in der Gegenwart und diese dunkle, kursiv gesetzte Stimme aus der Kindheit. Das bringt das Ganze natürlich (hintergründig) schön ins Schwanken, regt die Phantasie an, provoziert vor allem auch die Frage nach der Zuverlässigkeit des Erzählers.

Feiner Text! Habe ich sehr gern gelesen, liebe Fliege.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,

Bas gibt natürlich eine prima Vorlage ab, die du gekonnt verwertest. Du springst genau in die Lücke, die er in seiner Geschichte belassen hast. Finde ich schon mal prima, wie du ans Copywrite gehst.

Ich will seinen Tod mit meinen Freunden feiern.
Das ist schon ein ungewöhnlicher Beginn, wie ein Twist, der natürlich keiner ist, denn das gibt eine Richtung vor, die ja auch unabänderlich bleibt.
Peeperkorn hat ja schon einige Gedanken dazu geäußert, die mir zwar plausibel erscheinen, aber dadurch, dass du eigentlich nicht weiter darauf eingehst, scheint mir am Ende ein loser Faden zurückzubleiben, was ich ein wenig bedauerlich finde.
Liest man die Geschichte ohne Vorkenntnis (Bas' Text), weiß ich nicht, ob das Ende doch zu verwirrend gerät. Du beginnst zwar kursiv, hebst dich damit auch vom Schlussabsatz ab, andererseits rutschst du wieder ins Präsens, was die Geschichte halt auch einklammert, was den Schluss dadurch mit dem Anfang (zeitlich) in Verbindung setzt - und diese Verbindung sieht man nicht unbedingt. Keine Ahnung, ob du verstehst, worauf ich hinaus will :).

Wir eroberten eine Fußballpflaume ...
Kann ich mir nichts darunter vorstellen.

Sie kamen auf Rädern und sie verloren. Unser Lager hatte nicht einen Kratzer abbekommen und niemand musste zu Doktor Alesund.
Ganz ehrlich, mich hat das auch ziemlich enttäuscht, dass du die Schlacht derart abwickelst, nachdem du Spannung aufgebaut hast - mit den Kastanien, dem Plan dem Mut und so. Ich kann da Meryem gut verstehen. Du musst ja keine Schlacht von Dünkirchen daraus machen, aber ein Satz ist mir schon auch zu wenig.

Mit geschwellten Brüsten saßen wir unter unserem Baumhaus
Das klingt merkwürdig im Plural.

Anschließend holte Jukka eine Packung Zigarette heraus. Es waren fünf Stück drin.
Ist mir zu prominent, die Anzahl spielt ja keine Rolle. Vielleicht: Anschließend holte Jukka eine halbvolle Packung Zigaretten heraus.

... noch viel weniger vorn Jukka.
Da stimmt was nicht.

Als sich der Husten gelegt hatte, zog ich vorsichtiger, stieß den Rauch sofort wieder aus, ich paffte.
Könntest du streichen.

... ich fühlte mich unendlich erwachsen und mutig und cool ...
Dürfte auch weg.

Ich ging bestimmt zehn Mal, bevor ich meine erste komplette Nacht im Lager verbrachte.
Tempus?
Würde ich kicken.

Vater schob die Schubkarre mit Schlafsäcken, Decken, Kissen, Tee, belegten Broten, Taschenlampen und Antons Mister Bär.
Säcken-Decken würde ich vermeiden.

Gemeinsam löschten wir das Feuer, und wir bezogen unser Nachtquartier.
Du beginnst zwar eine neue Zeile damit, man könnte trotzdem meinen, dass die Eltern noch vor Ort sind. Ich würde sie sich kurz verabschieden lassen.

Ich wartete darauf, dass er ihn die Angst überfiele ...
Da stimmt was nicht.

„Der hat echt Mum in den Knochen“
Mumm

Ich schluckte, sagte Jukka, dass ich jetzt schlafen werde, und presste meinen Kopf ins Kissen.
Nur so zum Anmerken: Ich bin da kurz hängengeblieben, da ich das erst wie eine Inquit-Formel gelesen habe. Könntest 'ne Konjunktion einfügen.

... dass ich jetzt schlafen werde ...
...
Auf keinen Fall durfte ich jetzt losheulen.

Das zweite kannste streichen.

Irgendwann hörte ich auch Jukka gleichmäßig neben mir atmen, er hatte aufgehört sich zu wälzen, lag still neben mir und schlief. Ich hörte ein Knacken und sofort schaltete ich die Taschenlampe an. Aber da war nichts. Der Lichtstrahl fiel auf Jukkas Zigarettenschachtel. Sie lag neben seiner Jacke.
Vorschlag: Irgendwann hörte ich auch Jukka gleichmäßig atmen, er hatte aufgehört sich zu wälzen, lag still neben mir und schlief. Ein Knacken ließ mich aufschrecken und sofort schaltete ich die Taschenlampe an. Aber da war nichts. Der Lichtstrahl fiel auf Jukkas Zigarettenschachtel. Sie lag auf seiner Jacke.

... also zog ich die Unterhose aus, und putze mich damit. Und dann sah ich den Feuerschein zwischen den Bäumen.
Ja, gut, es ist ein heißer Sommer - darauf hast du hingewiesen -, alles ist furztrocken, mir kommt das trotzdem nicht ganz glaubhaft rüber. Das geht einfach unglaublich schnell. Sogar zu schnell, als dass die Jungs etwas merken? Dass sie so im Schlaf überrascht werden? Und wenn die Gefahr für einen raschen Brand so hoch gewesen ist, hätten dann die Eltern im Wald gegrillt?
Und bevor dein Prot auf die unsinnige Idee kommt, mit der hohlen Hand Wasser zu schöpfen, wäre er nicht eher an den Feuerort gestürmt, um sich ein Bild zu machen, um den Jungs die Gefahr zuzubrüllen? Oder wolltest du hier - im Sinne Peeperkorns Vermutung - den Erzähler unzuverlässig wirken lassen. Hat er womöglich absichtlich Feuer gelegt, sich die abstruse Diarrhoe-Geschichte nur ausgedacht. Aber warum hat er sich dann selbst in Lebensgefahr begeben? Und was mir dann auch fehlen würde, wäre die klare Motivation.
Ich finde, das wirft zu viele Fragen auf, die der Text nicht befriedigend genug beantwortet.

... und sagte Papa Bescheid, wir könn[t]en jetzt Mittag essen.
t

... erzählte, dass Papa den Kaninchen viel zu viel Futter gab, er den ganzen Tag Holz ha[c]kte ...
c

Nach einer Woche hakte Papa kein Holz mehr.
...
Sie hatte die Zigarette nicht richtig ausgedrückt. Sie qualmte weiter. Ich schrie. Frau Aakko kam zurück, fragte was los sei, und ich zeigte auf den Rauch, der aus dem Aschenbecher aufstieg.
Die ganze Szenerie - vom ersten zitierten Satz, bis zur Zigarette - könntest du etwas eindampfen. Du überstrapazierst ein wenig die Stimmung innerhalb des Hauses, finde ich. Zuvor hat mir das aber ausgesprochen gut gefallen.

Frau Aakko versuchte mich aufzuhalten, Dinge[K] nach denen ich greifen wollte, zog sie fort.
Komma.


Der letzte Absatz - den hast du, glaube ich, 1:1 übernommen -, weist dann eben auf die nicht zu bewältigenden Schuldgefühle hin. Aus dem Text heraus denke ich schon, dass die Zigarette die Ursache für den Brand gewesen ist, auch wenn ich den Ablauf nicht ganz glauben kann.
Dann gibt es eben aber noch den ersten, kursiv geschriebenen Absatz, der Zweifel sät, mich, ehrlich gesagt, etwas ratlos zurücklässt und mir wie ein Fremdkörper wirkt.
Unvorteilhaft finde ich zudem, wie oben bereits erwähnt, dass du ihn ebenso im Präsens spielen lässt wie den Schluss.


Vielleicht hast du Lust, etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, die Schlachtenszene weiter auszubauen und mir das Feuer (die rasche Ausdehnung) näher zu erläutern. Dann würde dein guter Text in meinen Augen noch heller strahlen, als er es bereits tut. Ich habe ganz schön rumgemäkelt, aber ich finde, du hast Bas' Vorgabe prima umgesetzt, und ich habe deine Geschichte sehr interessiert und insgesamt sehr gerne gelesen, Fliege.

Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Boah,

seid ihr schnell und so viel! Lieben Dank Euch allen. Ich gehe morgen auch noch detailliert auf Eure Kommentare ein, möchte aber doch gleich auf zwei, drei Dinge eingehen, die sich ja auch wiederholen.

Die fehlende Schlachtszene werde ich morgen nachliefern. Zumindest vier, fünf Sätze. Ich mein, sie tut für die Geschichte überhaupt nix zur Sache, aber wenn sie so vermisst wird, okay.

Das Feuer - jetzt ehrlich? Ich habe mir da überhaupt keine Gedanken drüber gemacht, für mich war das total logisch, dass man da verbrennen kann. Ich mein, die stecken in Schlafsäcken, das ist Plastik, das schmilzt und frisst sich in die Haut, setzt jede Pore zu, großflächig. Da kann man auch im Krankenhaus noch gut und gern dran ersticken. Aber ich dachte, alles trocken da, plus Decken, Kissen, Schlafsäcke, wie lange braucht so ein Feuer? Dagegen wach werden, aus dem Schlafsack raus, benommen von all den Dämpfen, Leiter runter ... Das geht? Ich will es nicht ausprobieren. Echt nicht.

Und das mit dem Traum ist echt so schwierig? Das verwirrt mich auch. Es gibt diesen Alptraum. In der Nacht nach der Schulderkennung träumt Mika ihn zum ersten Mal. Jahre später (er ist mit Anna verheiratet + Präsens) wird er davon wieder wach. Er wird diesen Traum nicht los. So verwirrend? Oh, je ...

Danke für die Fehlerlisten, das ist jetzt schon peinlich.

Tausend Dank und liebe Grüße bis morgen!
Fliege

 

Die fehlende Schlachtszene werde ich morgen nachliefern. Zumindest vier, fünf Sätze. Ich mein, sie tut für die Geschichte überhaupt nix zur Sache, aber wenn sie so vermisst wird, okay.

Good heaven!,

beste Fliege der Welt,

sind wir wieder bei Brot und Spielen im alten Rom (oder auch, etwas kleiner, im Circus der Colonia Ulpius Traiana), wenn das Publikum bestimmt, was u geschehen habe. Als geschähe nicht schon genug vor dem Krieg und Schlachten ... Die Stämme fränkischer Dialekte und nicht nur die rheinischen Frohnaturen - lasen aus Trajans Namen "Troia" heraus und zimmerten sich den Gründungsmythos, dass sie aus Troja stammten.

Vorschlag: Wie Harald Schmidt seinerzeit die griechische Mythologie mit Playmobil nachstellte, sollten wir uns zur Bastelrunde zusammensetzen, Kastanienmännchen bauen und die in die Schlacht ziehen lassen wie es sich für alte Krieger gebührt, angetrunken (muss ja noch nicht Glühwein sein. Kastanienmännchen bekommen selten rote Bäckchen), grölend und noch mehr Lärm. Heißa, das wird ein Spaß!

Schönen Sonntag noch aus'm grauen Pott

Friedel

 

Das Feuer - jetzt ehrlich? Ich habe mir da überhaupt keine Gedanken drüber gemacht, für mich war das total logisch, dass man da verbrennen kann.
Ich glaube, es liegt an der Einleitung, dass ich da so genau, so überkritisch hingeguckt habe.

Und das mit dem Traum ist echt so schwierig?
Hm. Ich habe nicht kapiert, dass es sich am Anfang um einen Traum handelt, den er auch am Ende wieder träumt. Im letzten Abschnitt dachte ich, er habe die Geschichte vor Augen gehabt (den Hergang geträumt). Mag ja einfach auch an mir liegen. Ich bräuchte da einfach einen Hinweis zu.
Dann ergibt das aber natürlich Sinn, ja, dann passt das auch, dass du die Story eingerahmt, eingeklammert hast. Ist ja quasi eine Art Ringschluss.


LG


hell

 

Hey Nichtgeburtstagskind,

man warst du schnell! Aber da man vor dem ersten Kommentar ja immer etwas bibbert, hat es mein Leiden sehr verkürzt. Doppelten Dank daher an Dich.

Deine Art zu schreiben wirkt so locker, man kann sich einfach treiben lassen.

Freut mich zu hören.

Den Titel finde ich schon super. Der Satz kommt auch später im Text vor und er fasst so schön zusammen, wie Kindergehirne funktionieren. Da werden Verknüpfungen hergestellt, über die wir uns nur wundern können, die für Kinder aber absolut logisch sind.

Das ist so hübsch gesagt!

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den ersten Abschnitt mag. Das nimmt schon so viel vorweg. Und es macht den Protagonisten auch direkt unsympathisch. Wie kann er sich über den Tod seines Bruders freuen? Wäre es nicht schöner, unvoreingenommen in die Geschichte zu starten?

Na ja, nun mache ich klar, dass es ein Traum (sein Alptraum) ist. Haben ja viele Probleme mit dem Einstieg. Ich finde ja, die Geschichte verliert dadurch, aber wenn es nur Probleme macht, ist ja auch Mist.

Was ist denn eine Fußballpflaume?

Ein Fußball ohne Luft. Ich dachte, man kennt das, aber ich habe es geändert, weil es noch mal angemerkt wurde.

Da wird der Kampf schon ganz schön kurz abgefertigt. Ich weiß, der steht ja bei Bas, aber irgendwie stört es beim Lesen. Vielleicht wäre ein Absatz mit einem Zeitsprung besser?

Nu is er da. Auch kein Darling von mir, aber Herr je, wenn es denn so gewünscht wird.

Wieso fühlt er sich nicht mehr cool, als er sieht das Jukka grinst?

Weil Jukka sich mit dem Grinsen über sein "paffen" lustig macht.

Ich verstehe nicht ganz warum der Prota – hat der überhaupt einen Namen...? – scheinbar gar nicht traurig ist.

Ja, er heißt Mika. Und doch, auch er trauert.

Und warum kümmert sich keiner richtig um ihn? Seine Eltern sind in ihrer eigenen Traurigkeit gefangen. Aber ich finde es ganz schön hart, dass alle Leute zu ihm sagen, er soll Geduld mit seinen Eltern haben, die haben schließlich ein Kind verloren. Ja, aber er hat einen Bruder verloren.

Da bin ich ganz bei dir! Über diese Zeilen habe ich mich sehr gefreut, was Dich jetzt sicher nur noch mehr verwirrt :).

Das finde ich ganz schön krass. Er ist eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder, weil der viel mutiger ist. Aber freut er sich dann wirklich wenn er tot ist?

Glaube nicht. Nein, glaube ich ganz und gar nicht.


Liebeste Maria!

Oida, wenn ich mich mit deinem Titel vermehren könnte, würde ich sofort ein Kind mit ihm erzeugen und die ganze Welt damit beglücken.

You made my day!

So geil. Hab ein Tippfehler von dir gefunden und bin irgendwie stolz darauf :3: gute Taktik.

Hehe

Und komm mir jetzt nicht damit, dass du keine Action schreiben kannst und deshalb den Kampf in einen einzigen, winzigen, gottverdammten Satz gepackt hast. Buuuh, Fliege, Buuuh!

Ach, so Kinderaction ist jetzt Nichts, was ich als Herausforderung sehe. Das geht schon, da muss ich keine Hürden für springen. Jetzt ist da. Viel Vergnügen wünsche ich Dir.

Ich mag es, wenn man den Titel in eine Geschichte einbaut :3.

Nee, umgekehrt. Der Satz war zuerst da, und wurde später zum Titel.

... dann fühlt er sich gegenüber Anton wie eine Memme. Also toll, mir gefällt das

Das ist Maria! Dafür liebe ich dich <3

Was den Rest angeht. Es hat mir echt gut gefallen, wie er außer sich gerät, als er die brennende Zigarette sieht. Schlussendlich hat er das Baumhaus angezündet, natürlich nicht mit Absicht, aber das redet man sich halt dann nicht ein, sondern gibt sich die volle Schuld und er ist ein Kind, kann es aus Angst nicht weitererzählen und das macht ihn so richtig kaputt. Ich fand diesen Teil echt interessant, das hast du gut umgesetzt, umgebaut, ich bin dem kleinen Jungen sehr gern gefolgt. Das war super.

Das freut mich so unglaublich. Weil, mein Herz hängt absolut an diesem Teil der Geschichte. Also, an allem, was nach der Schlacht passiert.

Die Reaktionen der Väter und der Mutter fand ich dann etwas zu viel für die Geschichte. Die hätten viel mehr im Hintergrund spielen sollen, das überlädt meiner Meinung nach die ganze Story und ich will ehrlich sein, die Eltern haben mich nur noch genervt. Klar, das baut vielleicht den Moment auf, aber ich fand es zu sehr in die Länge gezogen.

Und hier stößt Du mir gleich wieder einen Pflock ins Herz. Schönen Dank auch :D.

... ich glaube, sie hätte mir deutlich besser gefallen, wenn es gar nicht zu der Schlacht gekommen wäre. Ja, das wäre was: Die warten im Baumhaus bis die Nacht einbricht und von Feind gibt es nicht und sie lachen sich gegenseitig über die vielen Kastanien aus.

Idee gefällt mir total gut, nur leider ist dann doof mit den Heldenzigaretten - die machen dann keinen Sinn mehr, und um den Titel fände ich es schon schade.

Die Enttäuschung darüber war so groß, dass mich all das Schöne danach nicht mehr gepackt hat und ich immer wieder auf diesen einen Fehler deuten muss. Sorry, Fliege, aber ich glaube, ich habe mein Problem mit der Geschichte irgendwie übermitteln können.

Das hast Du sehr, sehr deutlich. Und geht ja fast allen so. Also, ich brauche die Schlacht zwar nicht, aber des lieben Frieden Willen und zu deinem persönlichen Glück und wahrscheinlich auch zum Wohle der Geschichte - Bitteschön!

Meryem, die immer noch in der Türkei eingesperrt ist

Soll ich das mal der österreichischen Botschaft melden? Wieso denn nur? Was machst'e denn da? Haus bauen? Kinder kriegen?


Lieber Herr Friedrichard,

immer wieder schön, Dich zu lesen.

Haben die überhaupt'n Waffelschein?

Da hab ich schön gelacht.

Und dann fällt mir November 1958 der Tod der eigenen Schwester ein, den wir Brüder in dem Maße als "eine Konkurrentin weniger" feierten, wie die Eltern einen Toten- und Erinnerungskult zelebrierten und betrieben. Kinder haben halt einen Großteil des Prozesses der Zivilisation noch vor sich ... Und mir ist, als hätte es Frau A. zu mir gesagt

Und gleich darauf schwer geschluckt. Ich hoffe, die Geschichte hat Dir nicht den Tag versaut. Das ist bitter.

Aus dem Schatzkästlein des Rechtschreibreformatiönchen - eine kleine Krise kömmt zur Mitte hin, wosich eine gewisse infinnitissimale Schwäche offenbart, ...

Ich habe 'ne Menge Schätze aus deiner Kiste gezogen. Oh, Mann. Manches weiß ich ja echt nicht, anderes ist einfach nur dämlich. Muss man schon mal sagen.

der das Wochenende nicht schön reden kann und doch ein schöneres wünscht!

Och, so schlimm dieses Ende der Woche? Soll nicht sein!


Hey Peeperkorn,

auch Dir meinen allergrößten Dank!

Ist auf alle Fälle geschickt gemacht und interessant. Damit bringst gleich zu Beginn eine zweite Interpretation der Geschehnisse ins Spiel, die den Leser begleitet, während er die erste, vordergründige Version, also die Geschichte aus „normaler“ Perspektive liest.

Nun nicht mehr so. Ich finde es schade drum. Ganz ehrlich.

Wie diese zweite Schicht, diese alternative Schuldzuschreibung gedeutet werden soll, bleibt dabei einigermassen offen. Es könnte der Versuch des Prots sein, sich selbst noch schuldiger zu machen, als er sich eh schon fühlt, damit das Ereignis wenigstens einen Sinn hat, das Tragische wenigstens eine Ursache findet, wenn es auch der eigene Teufel ist, der in ihm steckt. Der nächste Gedanke, den ich als Leser zumindest hatte, war nämlich, dass er das Feuer absichtlich gelegt hat, auf alle Fälle heißt ein Teil von ihm das gut, was geschehen ist etc. Ja, während ich das schreibe, finde ich das psychologisch ganz plausibel, dass sich im Alptraum solche Ideen einstellen, auch wenn das kursiv Gesetzte nicht eindeutig einem Alptraum zuzuordnen ist, da ja hier ein Kind erzählt. Das schwebt somit über der Geschichte, umklammert sie wie ein böses Gespenst. Ja, interessant auf alle Fälle!

Ich hatte diese Gedanken auch, und fand sie unglaublich spannend. Aber ja, mir sind andere Aspekte wichtiger, als dass ich jetzt ewig darüber reden will. Geschweige denn, es immer wieder hören.

Danke auch für deine Liste, ich habe mich frei bedient, einiges jedoch als Vorschlag erst mal bei Seite geschoben.

Mich hat’s dann allerdings etwas irritiert, dass ihm die Narbe später auf einmal als etwas Bedrohliches erscheint.

Glaube nicht, dass Mika scharf darauf ist, dass der Doktor ihm mit Nadel und Faden ins Gesicht Pikt.

Das öffnet so einen kleinen Nebenplot, wird eigentlich nur relevant im Kontext der Schmerzensschreie, die der Vater später ausstößt. Da spinnst du geschickt so einen Nebenfaden, öffnest die Tür einen Spalt breit, damit der Leser einen Blick auf die zweite Familie erhascht, die in dieser Geschichte eine Rolle spielt. Das ist schon saugut gemacht.

Dankeschön!

Das macht natürlich im Kontext des Copywrite schon Sinn. Stünde die Geschichte alleine, dann hättest du das bestimmt auserzählt. Vielleicht eine Fußnote zum Text von Bas?

Sie soll ja für sich allein stehen können, also, jetzt gibt es Schlacht. Ändert nix, freut aber.

Ist die ganze Sache überhaupt plausibel? Ich gebe zu, dass ich da ein wenig die Augen schliessen und dir einfach glauben muss, dass die beiden Jungen verbrennen, während sie in einer Baumhütte schlafen.

Habe ich schon was dazu gesagt. Ich hatte da null Bedenken und nehme deine zur Kenntnis. Mal schauen, wie die Diskussion weiterläuft.

Hier empfand ich zum ersten Mal so etwas wie eine gewisse Länge im Text. Du brauchst natürlich etwas Strecke zwischen Ereignis und Auflösung und du zeigst ja auch sehr schön, wie die Eltern reagieren, ist wirklich toll gemacht, intensiv. Ist also nur ein Eindruck meinerseits. Und danach geht’s ja los zum Finale. Doch, das Timing passt insgesamt gut für mich.

Habe es trotzdem einen Ticken gekürzt. Allerdings nicht so viel, gebe ich zu.

Ja. Das gibt dem Text einen besonderen Kick. Ich wiederhole mich da gerne
...
Du hast jetzt drei Ebenen: Die bewusst konstruierte Erzählung, den Erzähler in der Gegenwart und diese dunkle, kursiv gesetzte Stimme aus der Kindheit. Das bringt das Ganze natürlich (hintergründig) schön ins Schwanken, regt die Phantasie an, provoziert vor allem auch die Frage nach der Zuverlässigkeit des Erzählers.

:cry:

Feiner Text! Habe ich sehr gern gelesen,

Ach ...


Hey hell,

und auch an Dich meinen allerherzlichsten Dank!

Liest man die Geschichte ohne Vorkenntnis (Bas' Text), weiß ich nicht, ob das Ende doch zu verwirrend gerät. Du beginnst zwar kursiv, hebst dich damit auch vom Schlussabsatz ab, andererseits rutschst du wieder ins Präsens, was die Geschichte halt auch einklammert, was den Schluss dadurch mit dem Anfang (zeitlich) in Verbindung setzt - und diese Verbindung sieht man nicht unbedingt. Keine Ahnung, ob du verstehst, worauf ich hinaus will.

Ja, verstehe schon. Habe das jetzt auch geändert.

Ganz ehrlich, mich hat das auch ziemlich enttäuscht, dass du die Schlacht derart abwickelst, nachdem du Spannung aufgebaut hast -

Ja, ja. Jetzt gibt es Schlacht für alle :).

Ach für deine Liste schönen Dank. Ich habe mich gern davon bedient.

Und wenn die Gefahr für einen raschen Brand so hoch gewesen ist, hätten dann die Eltern im Wald gegrillt?
Also, in Schweden grillen die ständig und überall und egal, wie heiß und trocken. Ich denke, die Finnen sind da nicht anders drauf. Die Geschichte spielt irgendwo in den achtzigern (wo man Kinder noch allein im Wals schlafen ließ), also damals schon mal gar nicht.

Und bevor dein Prot auf die unsinnige Idee kommt, mit der hohlen Hand Wasser zu schöpfen, wäre er nicht eher an den Feuerort gestürmt, um sich ein Bild zu machen, um den Jungs die Gefahr zuzubrüllen?

Ja, wenn alle Menschen in Paniksituationen bedacht Handeln würden, was wäre die Welt besser. Aber Panik, die macht was mit einem. Der eine hat noch einen halbwegs klaren Kopf, andere verlieren ihn, und machen echt komische Sachen in der Überzeugung, das richtige zu tun. Also, Mika tut genau das, was ich will, was er tut.


Nochmal Friedrichard

sind wir wieder bei Brot und Spielen im alten Rom (oder auch, etwas kleiner, im Circus der Colonia Ulpius Traiana), wenn das Publikum bestimmt, was u geschehen habe.

Mich dünkt, dem wäre so ;).

Vorschlag: Wie Harald Schmidt seinerzeit die griechische Mythologie mit Playmobil nachstellte, sollten wir uns zur Bastelrunde zusammensetzen, Kastanienmännchen bauen und die in die Schlacht ziehen lassen wie es sich für alte Krieger gebührt, angetrunken (muss ja noch nicht Glühwein sein. Kastanienmännchen bekommen selten rote Bäckchen), grölend und noch mehr Lärm. Heißa, das wird ein Spaß!

Womit das Wochenende nun ja doch gerettet wäre! Das klingt lustig.


Und auch Maria,

Da klingt ja die liebe Fliege ein wenig genervt :3

Sage doch so was nicht ... (pfeiff)

Wir reden jetzt aber nicht noch mal über Schlacht, ja.

Da bin ich auch deiner Meinung, weshalb ich nicht gemeckert habe, denn sagen wir, die Zigarette ist schlecht abgedrückt worden direkt auf dem Holz, da wird es sicherlich nicht das Holz in Flammen setzen, aber sie sind im Freien, das Baumhaus nicht Luftdicht, ein kleiner Hauch, schon rollt sie irgendwohin, ein weiterer Hauch und das kleine Ding kann den Schlafsack entzünden, die Kleider, irgendetwas. Du gehst da auch nicht ins Detail ein und das ist gut so, die Ursache ist nicht ganz klar, es kann ja auch irgendetwas anderes das Feuer entzündet haben, irgendein Vogel, ein Blitz, ein anderer, all das ist wurscht, weil das ein Geheimnis bleibt. Es hätte Gott persönlich das Feuer entzünden können mit einem Kanister Benzin und einem göttlichen Blitz, der Junge hätte sich trotzdem die Schuld gegeben und wäre dementsprechend davon traumatisiert gewesen. Mit dem Feuer machst du da alles meiner Meinung nach richtig. Lass es einfach so stehen.

DANKE!!!


Hey Bas,

auch an Dich mein Dankeschön!

Mensch, es ist gar nicht so einfach, Copywrites zu kommentieren. Und hier kommt noch dazu, dass ich selbst gecopywritet wurde ... Ich versuch's mal ...

Kenne ich gut. Ich lobe die auch immer nur, weil ich es schön finde, wenn mich wer copiet :) Man ist ja auch so furchtbar subjektiv und erst die Erwartungshaltung ... Schrecklich diese Kommentare!

Zuallererst verbeuge ich mich und spreche dir ein großes Lob aus, ich habe deine Geschichte heute Morgen schon zum dritten Mal gelesen,

Cool.

Daher schon mal vielen Dank dafür, ich hoffe, du hattest auch deinen Spaß an der Sache.

Den hatte ich unbedingt.

Um ehrlich zu sein, habe ich aber ein kleines Problem mit der "Wärme" in der Geschichte. Auf mich wirkt sie nämlich ziemlich kalt. ... Dieses Wort würde auch das Verhalten der Eltern beschreiben, ich meine, wer kann mit so einer Situation denn schon "richtig" umgehen? Aber auch der Doktor, Frau Mäkinen und Frau Aakko strahlen so wenig Liebe aus, dass es mir beinahe wehtut, Mika dort zu sehen ...

Ja, mir auch.

Vor allem verstehe ich das Kursivgeschriebene nicht ...

Aber jetzt, oder?

Auf das, was es mit den Menschen macht, die davon betroffen sind. Und das ist dir definitiv gelungen, auf eine knallharte Art und Weise.

Auf diese, deine Worte bin ich richtig stolz. Mir geht gerade ein bisschen mein blutendes Herz wieder auf.


Zum Abschied nochmal hell,

Hm. Ich habe nicht kapiert, dass es sich am Anfang um einen Traum handelt, den er auch am Ende wieder träumt. Im letzten Abschnitt dachte ich, er habe die Geschichte vor Augen gehabt (den Hergang geträumt). Mag ja einfach auch an mir liegen. Ich bräuchte da einfach einen Hinweis zu.
Dann ergibt das aber natürlich Sinn, ja, dann passt das auch, dass du die Story eingerahmt, eingeklammert hast. Ist ja quasi eine Art Ringschluss.

Dann hoffe ich, dass jetzt alles gut ist.

Ihr Krieger der Worte, was für eine Schlacht um die Schlacht! Blutende Herzen, strahlende Sieger, alles dabei. Noch nie fand ich den Namen des Forums so relevant wie in den letzten 24 Stunden.

In diesem Sinne Euch allen einen friedlichen, wunderschönen Sonntag und Herzensgrüße!
:herz:

 
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Liebe Fliege,

kein Wort zur Schlacht, versprochen!

Ich hab mich bloß gewundert, wie du und Bas je eine Information weggelassen habt, die den Lesern ganz und gar unentbehrlich scheint. Ihr hattet eure guten Argumente. Bas hat aber die stärkeren Nerven:D.

Was mir an deiner Geschichte so gut gefällt, du triffst die Sprache der Kinder sehr gut. Das ist ja auch dein Metier (nicht nur;)). Die Art, wie Mika mit seinen Schuldgefühlen umgeht, hat mich erst etwas stutzig gemacht.
Das Trauma sitzt sehr, sehr tief, den Tod des kleinen Bruders zu negieren scheint die erste Reaktion zu sein. Da dachte ich noch, der arme Bub, der ist doch jünger, als ich dachte, der hat es noch gar nicht realisiert. Aber dann will er eine Erinnerungsfeier gestalten mit dem ausgeschnittenen Kopf aus dem Foto. Oh je, das ist eine gewaltige Melange an Trauer, Schuld, Trotz und Verdrängen. Kein Wunder, dass er auch als Erwachsener damit weiterkämpfen muss. Ich finde auch die Eltern nicht gerade hilfreich. Also die hätten professionelle Hilfe dringend nötig gehabt. Du könntest hier aber etwas kürzen, hätte wahrscheinlich auch die Wirkung, dass sie nicht ganz so desinteressiert an ihrem verbliebenen Kind wirken. Wie Mika dann ausflippt bei der noch glühenden Kippe im Aschenbecher, ja so eine Reaktion kenne ich aus einer meiner Geschichten.

Weißt du was, das Copywrite ist eine zwiespältige Sache. Besonders heikel ist es, wenn man eine Vorlage so umgestaltet, dass sie als verspätete Kritik (miss-)verstanden werden kann. Je näher an der Vorlage, desto größer ist diese Gefahr.
Das Copywrite soll für sich bestehen können, sagen die Regeln, falls ich sie richtig verstanden habe. Deine Geschichte kann es sehr gut, auch ohne Schlachtengemälde. Du hattest eben deinen eigenen Fokus auf das Thema, wie ein Kind mit Schuld umgeht. Ich musste dauernd an "Brudermord im Altwasser" denken, einen Klassiker der Kurzgeschichte (Georg Britting, 1929). Was haben wir darüber für Diskussionen geführt!

Mir hat dein Text gefallen.

Liebe Sonntagsgrüße
wieselmaus

 

Liebe Fliege,

wie oft werden die Karnickel in deiner Geschichte gefüttert? Ich glaub, die sind jetzt echt fett und rund ... :D

Ich will seinen Tod mit meinen Freunden feiern. Nie wieder wird er mich verpetzen! Nie wieder muss ich auf ihn aufpassen! Und wenn Mama Kuchen bäckt, darf ich ganz allein die Schüssel auslecken.

Gott, was bin ich hier zusammengezuckt.

Sie kennt diesen, meinen Albtraum, der mich seit über vierzig Jahren quält

Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht, aber ich denk da immer an Helmut Kohl, wie der gesagt hat: "in diesem, unseren Lande". Kann man natürlich trotzdem so schreiben. Alles gut. (Alternativ: den Alptraum.)

In der letzten Schulwoche hatten wir die Schlacht gegen die Jungen aus dem Nachbarort gewonnen

Weiter unten schreibst du als Plural "Jungs". Ich fänd das auch hier lässiger, das würde besser zum Duktus deiner Geschichte passen.

und auch später bei Doktor Alesund nicht, der ihm mit Nadel und Faden ins Gesicht pikte.

Für mich wär es eher piksen als piken, klänge kindlicher, aber na ja. Ich hör schon auf, weiter an der Stelle herumzupik(s)en ...

Wir hatten ein Rad, eine Geißel!

Du meinst wohl eine Geisel mit S? Aber sind das nicht nur Personen? Meinst du nicht eher Kriegsbeute?

bis der Typ mir einen Schups gab, sein Rad griff, und davonradelte

Das letzte Komma gehört da nicht hin.

Mit geschwollener Brust saßen wir unter unserem Baumhaus

Mit geschwellter Brust, würd ich sagen.

Jukkas Mutter war die beste Geschichtenerfinderin, aber sie starb vor drei Jahren an Lungenentzündung.

Mein Lieblingsthema, was ist typisch für die Zeit, in der eine Geschichte spielt! Damit steh ich manchmal alleine hier im Forum. Zu einer Zeit, in der es Rasensprenger gibt, stirbt eine Frau mittleren Alters nicht an einer Lungenentzündung. Da müsste es schon sehr, sehr dumm laufen. Höchstens Schwerkranke, geschwächte Personen (Frühchen, Senioren), die die Infektion in einer Institution erworben haben, versterben daran.

Ich versuchte, zu Heulen wie er

Heulen würd ich hier klein schreiben.

Also, ich hab deine Geschichte sehr gerne gelesen. (Nur anfangs mit gemischten Gefühlen, weil ich mich auch der Kastanienschlacht von Bas emotional verbunden fühle, sie ein Stück begleitet habe. Und da fühlt es sich seltsam an, wenn sich im Copywrite der Fokus weiter verschiebt. Aber das nur in tausend Klammern. Das hat ja mit deiner Geschichte für sich genommen nichts zu tun.)

Für Kinder schreiben, über Kinder schreiben - das liegt dir auf jeden Fall! Deine Dialoge der Kids, das Vor-die-Füße-spucken usw. find ich echt gelungen, insbesondere im neuen Teil über die Schlac- :sealed::Pfeif:

LG, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Fliege,

da ich den Druck der rechtzeitigen Abgabe eines Copywrites gescheut habe, möchte ich doch versuchen, so viele Geschichten wie möglich zu kommentieren.
Du hast dir Bas ‚Kastanienschlacht’ vorgenommen, ein Text, der mir ebenso wie die jetzige Version deiner Geschichte sehr gefallen hat. Wie immer hast du deine Geschichte souverän und gut überlegt entwickelt. Es hat mir Spaß gemacht, sie zu lesen.

Ein paar Problemchen hatte ich dann doch.

Es geht los mit dem kursiv Gedruckten deines Anfangs:

… Ich will seinen Tod mit meinen Freunden feiern. Nie wieder wird er mich verpetzen! Nie wieder muss ich auf ihn aufpassen! Nie wieder werde ich in seinem Schatten stehen. Und wenn Mama Kuchen bäckt, darf ich ganz allein die Schüssel auslecken.
Beim ersten Lesen stutze ich als Leser, wenn ich lese, dass der Ich-Erzähler sich über den Tod des kleinen Bruders freut und er dessen Tod mit seinen Freunden feiern möchte. Das ist ja auch (von der Autorin) so beabsichtigt.:D Im weiteren Verlauf erlebe ich Mika nämlich so: Sein kleiner Bruder ist ihm zwar lästig, aber er liebt ihn sehr bzw. hat ihn sehr geliebt:

Ich ging hinaus in den Hof, holte Antons Fahrrad aus dem Schuppen, wusch es, polierte jede einzelne Speiche und schraubte ihm meine Posthornhupe an seinen Lenker, um die er mich immer beneidet hatte.

(Eine von vielen Stellen, die mir sehr gefallen haben.)

Sollen diese ersten Aussagen also als traurig-ironischer Ausdruck seiner Schmerzbewältigung verstanden werden? Und da frage ich mich, ob ein Junge von 12 Jahren(?) das wirklich leisten kann: seine Trauer in solch ironisierender Weise auszudrücken, den tiefen Schmerz zu verarbeiten, indem man so tut, als freue man sich darüber, dass damit ja auch die albernen Dinge, über die man sich früher aufgeregt hat, ein Ende gefunden haben? Ist das nicht eine eher erwachsene Art mit dem Verlust eines Menschen umzugehen? Ich bin mir nicht sicher.

Und noch eins: Zu den sehr konkreten Dingen, die ‚nie’ wieder geschehen werden, passt der abstrakte Gedanke ’Nie wieder werde ich in seinem Schatten stehen’ für mich nicht so recht. Auch er entspricht nach meinem Gefühl nicht der Reflexion eines Zwölfjährigen.

In der neuen Version hast du die Kastanienschlacht auserzählt, was ich viel besser finde.
Und du hast die dritte Zeitebene nach vorne geholt. So gibt es nun den kursiv gedruckten Anfang, den ich nicht so genau zeitlich einordnen kann (einige Zeit nach dem Tod des Bruders, unmittelbar danach?), die Jetztzeit des eigentlichen Geschehens und den Alptraum des erwachsenen Mikas. Damit folgst du Bas’ Aufbau. Auch, wenn du diesen Rahmen jetzt nach vorne geholt hast, halte ich ihn eigentlich für überflüssig. Im Gegensatz zu Bas Geschichte steht ja bei dir das Geschehen vor, während und nach dem Brand im eigentlichen Mittelpunkt und Mikas Erkenntnis, dass er die Schuld am Tod der Jungen trägt, ist bei dir ja expliziter Bestandteil deines Textes. Da bedarf es mMn des Alptraums nicht mehr, um Mikas Tragik zu verstehen und nachzuempfinden.

Und noch etwas:

Ich drückte die Zigarette aus, … rannte, so weit es eben noch ging, in den Wald. … Anschließend versuchte ich mich mit Blättern zu säubern, aber das machte alles nur schlimmer, also zog ich die Unterhose aus, und putze mich damit. Und dann sah ich den Feuerschein zwischen den Bäumen, den Qualm, der darüber aufstieg. Das Baumhaus, schoss es mir durch den Kopf. Anton! Jukka! Ich musste ihnen helfen, das Feuer löschen. Mit halb hochgezogener Hose lief ich Richtung See, schöpfte Wasser in meine hohlen Hände und wollte zurück. Nur ein paar Schritte weiter war das Wasser durch meine Finger geronnen, also kehrte ich um, neues zu holen.

Zwei Sachen: Carlo, der Hund, ist mit ihnen im Baumhaus. Hunde haben einen sehr leichten Schlaf, sind sofort wach und bellen, wenn sie in Gefahr sind. Das müsste Mika gehört haben. Eventuell auch das Schreien der Jungen.

Und ich kann auch nicht glauben, dass der Junge zweimal den absolut hoffnungslosen Versuch macht, mit den Händen Wasser zum brennenden Baumhaus zu bringen. Wenn es sich um eine panische Reaktion handeln soll, könntest du vielleicht ein ‚immer wieder’ einfügen. Das würde auch erklären, warum man Mika völlig erschöpft im Wasser findet.

Fliege, trotz dieser kleinen Vorbehalte eine super geschriebene Geschichte.

Liebe Grüße
barnhelm

Nb: Ich habe bei der neuen Version nicht mehr auf Fehler geachtet. Einiges hast du wohl schon berichtigt. Hier noch eine Kleinigkeit:

Ich redete weiter, erzählte, dass Papa den Kaninchen viel zu viel Futter gab, er den ganzen Tag Holz hackte und Doktor Alesund heute gesagt hatte, ich bin wieder ganz gesund.
Hier müsste mMn der Konjunktiv stehen.

 

Liebe wieselmaus,

Lieben Dank Dir für deinen Kommentar!

kein Wort zur Schlacht, versprochen!

Hehe

Ich hab mich bloß gewundert, wie du und Bas je eine Information weggelassen habt, die den Lesern ganz und gar unentbehrlich scheint. Ihr hattet eure guten Argumente. Bas hat aber die stärkeren Nerven:D.

Na ja, mir hat die Schlacht nicht gefehlt, dem Leser schon, es hat mich 10 Minuten gebraucht, und wenn dann alle mehr glücklich sind, Bitteschön :).

Was mir an deiner Geschichte so gut gefällt, du triffst die Sprache der Kinder sehr gut. Das ist ja auch dein Metier (nicht nur;)).

Ach schön.

Oh je, das ist eine gewaltige Melange an Trauer, Schuld, Trotz und Verdrängen. Kein Wunder, dass er auch als Erwachsener damit weiterkämpfen muss.

Auf jeden Fall.

Ich finde auch die Eltern nicht gerade hilfreich. Also die hätten professionelle Hilfe dringend nötig gehabt. Du könntest hier aber etwas kürzen, hätte wahrscheinlich auch die Wirkung, dass sie nicht ganz so desinteressiert an ihrem verbliebenen Kind wirken.

Ich weiß nicht, ob ich es als Desinteresse werten würde. Die haben einfach total damit zu tun, selbst über den Tag zu kommen. Aber es bleibt natürlich in des Lesers Deutungshochheit dies für sich zu bewerten.

Weißt du was, das Copywrite ist eine zwiespältige Sache. Besonders heikel ist es, wenn man eine Vorlage so umgestaltet, dass sie als verspätete Kritik (miss-)verstanden werden kann. Je näher an der Vorlage, desto größer ist diese Gefahr.

Aber das sollte es nicht sein. Auf keinen Fall wollte ich hier so was wie eine "Kritik" abfassen. Mich hat das Thema -nach dem Tod eines Kindes/Bruders echt gereizt.

Ich musste dauernd an "Brudermord im Altwasser" denken, einen Klassiker der Kurzgeschichte (Georg Britting, 1929). Was haben wir darüber für Diskussionen geführt!

Muss ich mal lesen. Danke für den Tipp.

Mir hat dein Text gefallen.

Wie schön!

Liebe Grüße auch an Dich!


Hey Anne49,

und auch an Dich mein Dank für Zeit und Zeilen!

wie oft werden die Karnickel in deiner Geschichte gefüttert? Ich glaub, die sind jetzt echt fett und rund ...

Bestimmt ;).

Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht, aber ich denk da immer an Helmut Kohl, wie der gesagt hat: "in diesem, unseren Lande". Kann man natürlich trotzdem so schreiben. Alles gut. (Alternativ: den Alptraum.)

Oh. Ich habe nicht an ihn gedacht, sonst hätte ich es nicht geschrieben. Mal gucken, ob es noch wem so geht wie Dir.

Special Dank für die Liste. Habe mich gern daraus bedient.

Mein Lieblingsthema, was ist typisch für die Zeit, in der eine Geschichte spielt! Damit steh ich manchmal alleine hier im Forum. Zu einer Zeit, in der es Rasensprenger gibt, stirbt eine Frau mittleren Alters nicht an einer Lungenentzündung. Da müsste es schon sehr, sehr dumm laufen. Höchstens Schwerkranke, geschwächte Personen (Frühchen, Senioren), die die Infektion in einer Institution erworben haben, versterben daran.

Das erzähle ich jetzt aber nicht meinem Kollegen, der im letzten Sommer seinen Vater verloren hat, wegen einer Lungenentzündung, der weder alt, noch geschwächt war (also der Papa). Ansonsten kann die Mutter auch gern an etwas anderem sterben, das tut ja nix zur Sache.

Für Kinder schreiben, über Kinder schreiben - das liegt dir auf jeden Fall! Deine Dialoge der Kids, das Vor-die-Füße-spucken usw. find ich echt gelungen, insbesondere im neuen Teil über die Schlac-

:lol: und merci

Ich wünsche Dir eine ruhige und wunderschöne Herbstwoche!


Liebe barnhelm,

da ich den Druck der rechtzeitigen Abgabe eines Copywrites gescheut habe,

Ich brauch den, ansonsten bin ich nämlich nur 'ne faule Sau. So verschieden die Leute.

Es hat mir Spaß gemacht, sie zu lesen.

Das freut mich doch.

Ein paar Problemchen hatte ich dann doch.

Natürlich, musste ja kommen ;).

Sollen diese ersten Aussagen also als traurig-ironischer Ausdruck seiner Schmerzbewältigung verstanden werden? Und da frage ich mich, ob ein Junge von 12 Jahren(?) das wirklich leisten kann: seine Trauer in solch ironisierender Weise auszudrücken, den tiefen Schmerz zu verarbeiten, indem man so tut, als freue man sich darüber, dass damit ja auch die albernen Dinge, über die man sich früher aufgeregt hat, ein Ende gefunden haben? Ist das nicht eine eher erwachsene Art mit dem Verlust eines Menschen umzugehen? Ich bin mir nicht sicher.

Ich würde das nicht als Ironie lesen. Und was macht man im Traum schon "bewusst"? Und ich glaube auch nicht, dass er im Traum seine Trauer verarbeitet, sondern seine Schuld. Macht für mich einen großen Unterschied.

Und noch eins: Zu den sehr konkreten Dingen, die ‚nie’ wieder geschehen werden, passt der abstrakte Gedanke ’Nie wieder werde ich in seinem Schatten stehen’ für mich nicht so recht. Auch er entspricht nach meinem Gefühl nicht der Reflexion eines Zwölfjährigen.

Aber das habe ich doch schon rausgenommen? Wo hast Du das jetzt noch her? Also ja, ich gebe Dir recht, deshalb ist es rausgeflogen.

In der neuen Version hast du die Kastanienschlacht auserzählt, was ich viel besser finde.
Und du hast die dritte Zeitebene nach vorne geholt. So gibt es nun den kursiv gedruckten Anfang, den ich nicht so genau zeitlich einordnen kann (einige Zeit nach dem Tod des Bruders, unmittelbar danach?), die Jetztzeit des eigentlichen Geschehens und den Alptraum des erwachsenen Mikas. Damit folgst du Bas’ Aufbau. Auch, wenn du diesen Rahmen jetzt nach vorne geholt hast, halte ich ihn eigentlich für überflüssig.

Der Traum spielt in der Jetztzeit. Er (Mika ist älter) wacht ja davon auf. Bleiben also zwei Zeitebenen. Und die Schlacht ist auch überflüssig, trotzdem findet sie ihren Platz in der Geschichte. Dagegen bringt der Traum eine eigene Nuance rein, die ich sehr mag und deshalb auch nicht abweiche. Und ich glaube es stößt auch so auf, weil es moralisch nicht korrekt ist. Ich will keine moralisch korrekten Text schreiben. Darüber kann man nicht reden, diskutieren, die sind schön zum Kakaotrinken.

Zwei Sachen: Carlo, der Hund, ist mit ihnen im Baumhaus. Hunde haben einen sehr leichten Schlaf, sind sofort wach und bellen, wenn sie in Gefahr sind. Das müsste Mika gehört haben. Eventuell auch das Schreien der Jungen.

Daran habe ich auch schon gedacht. In der Tat. Vielleicht schicke ich den einfach nach Hause mit dem Vater.

Und ich kann auch nicht glauben, dass der Junge zweimal den absolut hoffnungslosen Versuch macht, mit den Händen Wasser zum brennenden Baumhaus zu bringen. Wenn es sich um eine panische Reaktion handeln soll, könntest du vielleicht ein ‚immer wieder’ einfügen. Das würde auch erklären, warum man Mika völlig erschöpft im Wasser findet.

Ich breche ja ab, er kann das noch hundert Mal tun, (so habe ich mir das gedacht) aber ich kann es auch ausformulieren, wenn es denn hilfreich ist.

Fliege, trotz dieser kleinen Vorbehalte eine super geschriebene Geschichte.

Vielen Dank, mir wird jetzt doch etwas leichter ums Herz.

Eine traumhafte Herbstwoche wünsche ich Dir! Hier sieht es gerade ganz gut aus, der Himmel und das Laub ...
Liebe Grüße, Fliege

 

Liebe Fliege,

ohne das „Original“ zu kennen oder die Kommentare gelesen zu haben (gut, ich habe das eine oder andere ist beim Aufruf der WK-Seite aufgepoppt), steige ich mal sofort ein:

Ich schneide Antons Kopf heraus und klebe ihn auf die gebastelten Einladungskarten.
„ihn“ auf „die … Karten“: Das klingt mir nicht stimmig, so, als ob der Prota einen Kopf auf mehrere Karten klebt. (Vielleicht bin ich auch wieder nur zu pingelig.)

Ich fahre hoch. Mein Herz … Dann wird sie aufstehen und in der Küche Tee für uns kochen. Es ist 2:30 Uhr.
Ein total starker Absatz, finde ich.

Nur ich nicht und Jukka.
Hier fühle ich mich plötzlich etwa herausgetrieben, da ich zuvor von „ich“ und „Anton“ gelesen hatte.
Mal schauen, bin gespannt …

Ständig musste ich auf sein Kinn schauen, auf die Narbe, die noch frisch war, sie lachte und leuchtete wie sein Brombeermund.
Ich würde davor ein Semikolon setzen.

Wir eroberten einen zerfledderten Fußball,
Mir gefiele hier „Fussballpflaume“ besser, weil kindgerechter :lol:

Ich brachte Anton mit, und Jukka seinen Hund Carlo.
War Carlo wenigstens ein Kampfhund oder eine Fußhupe? :D

Auch sie hatten Mannverluste durch die Ferien.
… Ich nahm eines an mich, wir hatten eine Geisel!
Diese Ausdrucksweise gefällt mir sehr gut.

Ich war eine Memme, und Jukka wusste es. Auf keinen Fall durfte ich losheulen.
Ich habe nicht so richtig verstanden, was daran so schlimm sein soll, im Baumhaus zu schlafen.
Wo steht es eigentlich? So weit draußen kann es ja nicht sein. Und wenn man mit der Schubkarre dahin kommt, müsste doch auch schnell Hilfe hinkommen können.

Es ist das Allerschlimmste, wenn man ein Kind verliert.
Hm, bin ein bisschen zwiegespalten wegen den wiederholenden, ähnlichen Sätzen.

Hat mir gut gefallen. :thumbsup:

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo Fliege,

ich befliege ja gerade deine Texte und bin schon ziemlich weit beim Copywriten. (Dafür war es in den letzten Tagen in Mittelmeerfrankreich etwas schwierig mit dem Handy online zu gehen und ich habe mich geärgert, dass ich das IPad nicht eingepackt habe. Seit heute schnuppere ich wieder Taunus- statt Meeresluft).

Fürs erste ein paar Worte zu deiner Bas-Geschichte. Gelesen habe ich Original und Kopie. Während der Text von Bas leise, zart plätschert, einige wunderbar dichte, schöne Passagen aufweist, powert deiner, spitzt das Geschehen tragisch zu und hechelt nach Lesertränen. Was dir an einigen Stellen gelingt. Die sind dann besonders intensiv und ich kann mich dem Sog nicht entziehen. Insgesamt ist mir das aber zu viel, zu sehr Selma Lagerlöf, zu wenig Astrid Lindgren, um bei nordischen Autorinnen zu bleiben. Die Leichtigkeit deiner anderen Texte geht ein wenig verloren, wenn ich mir zum Beispiel das Wolfsheulen von Jukkas Vater vorstelle, aber auch die Reaktionen der Eltern des Protagonisten. Nicht, dass ihr Verhalten unglaubwürdig wäre, aber doch eine Spur zu heftig. Da könntest du etwas zurückdrehen, da habe ich das Gefühl, du willst zu viel. Ich erinnere mich an einen Kommentar von dir, in dem du geschrieben hast, man müsse bis an die Grenze gehen, dorthin, wo es schmerzt. Du folgst deinem eigenen Rat wie ein Zahnarzt bei einer Wurzelbehandlung. :hmm:

Der Text ist dennoch fliegemäßig stark.

Paar Stellen:

Wir eroberten einen zerfledderten Fußball, drei Schokoriegel und zwei Hustenbonbons.
ganz süß:Pfeif:

Wir trugen einen ganzen Berg Kastanien zusammen und bewaffneten uns mit Stöcken. Wir waren bereit, und wir würden kämpfen wie Superhelden.
Sie kamen auf Rädern, vier Leute.
so viel Tapferkeit, klingt wie Kriegspropaganda

Jukka sprang zu mir, umfasste die Kette, bereit sie mit einem Ruck abzureißen, meine Hand lag am Ventil des Hinterrades.
„Wenn ihr dem Rad auch nur eine Speiche krümmt, seid ihr tot.“
na ja, das ist so absurd, dass ich fast schon daran glaube. :lol:

zog ich vorsichtiger, stieß den Rauch sofort wieder aus, ich paffte.
das: ich paffte bräuchte es nicht, stört eher den Rhythmus

Ich musste ihnen helfen, das Feuer löschen. Mit halb hochgezogener Hose lief ich Richtung See, schöpfte Wasser in meine hohlen Hände und wollte zurück. Nur ein paar Schritte weiter war das Wasser durch meine Finger geronnen, also kehrte ich um, neues zu holen.
mm, kann sein, dass er das im Schockzustand so macht, aber richtig glaube ich nicht daran

Und mit einmal verstand ich es, kein Wolf, kein Hund, es war Jukkas Vater, der seinen Namen heulte.
okay, ich habe oben erwähnt, dass mir das zu viel ist, aber Yukka lie0e sich ausgezeichnet brüllen.

„Das schlimmste, was Eltern passieren kann, ist ein Kind zu verlieren. Gib ihnen Zeit, mit dem Schmerz zurechtzukommen.“
das ist so ein Allgemeinplatz, den du später noch mal wiederholst, wäre ich vorsichtig mit

Liebe Grüße und bis bald in der Copy-Fliegenwelt
Isegrims

 

Hey GoMusic,

und auch an Dich meinen allerbesten Dank!


„ihn“ auf „die … Karten“: Das klingt mir nicht stimmig, so, als ob der Prota einen Kopf auf mehrere Karten klebt.

Echt? Er schneidet doch aber aus mehreren Fotos den Kopf aus. Ich lese das irgendwie nicht so. Ich warte mal ab.


Mir gefiele hier „Fussballpflaume“ besser, weil kindgerechter

Ja, hatte ich auch erst. Aber so manch einer war verwirrt. Auf der anderen Seite schadet es auch nicht, neue Wörter kennenzulernen. Vielleicht will ich meine Pflaume doch wieder haben.


Ich habe nicht so richtig verstanden, was daran so schlimm sein soll, im Baumhaus zu schlafen.
Wo steht es eigentlich? So weit draußen kann es ja nicht sein. Und wenn man mit der Schubkarre dahin kommt, müsste doch auch schnell Hilfe hinkommen können.

Wenn man so zwischen acht und zehn ist, und dann eine Nacht allein, draußen, die Eltern nicht in Rufweite. Och komm, dass kann schon unheimelig sein für so manchen Bub.

Hm, bin ein bisschen zwiegespalten wegen den wiederholenden, ähnlichen Sätzen.

Inwiefern? Das hätte mich jetzt wirklich interessiert.

Hat mir gut gefallen.

Freut mich :).

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

Hey Isegrims,


herzlichen Dank für dein Feedback!

... powert deiner, spitzt das Geschehen tragisch zu und hechelt nach Lesertränen. Was dir an einigen Stellen gelingt.

Oh. Lesertränen war eigentlich gar nicht meine Absicht. Aber ich merk an den Kommentaren ohnehin, dass die Geschichte nicht das leistet, was ich eigentlich wollte. Irgendwie ... ich weiß auch nicht.

Insgesamt ist mir das aber zu viel, zu sehr Selma Lagerlöf, zu wenig Astrid Lindgren, um bei nordischen Autorinnen zu bleiben.

Für die Geschichte ist mir Frau Lagerlöf aber viel lieber, insofern kann ich mit diesem Einwand gut leben. Ich mein, jeder könnte das, was soll man auch gegen die erste Frau haben, die den Literaturnobelpreis gewonnen hat :D. Aber gegen Frau Lindgren kann man natürlich auch nichts haben. Die muss man einfach lieben.

Die Leichtigkeit deiner anderen Texte geht ein wenig verloren, wenn ich mir zum Beispiel das Wolfsheulen von Jukkas Vater vorstelle, aber auch die Reaktionen der Eltern des Protagonisten. Nicht, dass ihr Verhalten unglaubwürdig wäre, aber doch eine Spur zu heftig. Da könntest du etwas zurückdrehen, da habe ich das Gefühl, du willst zu viel.

Wahrscheinlich. Also für mich ist das alles total stimmig, aber ich merk schon, dass die Leser da nicht mit mir gehen. Allerdings bin ich mir auch noch nicht so ganz im Klaren, an welcher Schraube ich drehen muss. Vielleicht mit etwas Abstand und noch zwei, drei Kommentaren, keine Ahnung.

Ich erinnere mich an einen Kommentar von dir, in dem du geschrieben hast, man müsse bis an die Grenze gehen, dorthin, wo es schmerzt. Du folgst deinem eigenen Rat wie ein Zahnarzt bei einer Wurzelbehandlung.

Hehe. Das gefällt mir gut!

Danke auch für die Liste. Ich glaube, da brauch ich aber noch bisschen Zeit, mich zu entscheiden. Außer hier:

das ist so ein Allgemeinplatz, den du später noch mal wiederholst, wäre ich vorsichtig mit

Ich glaube eher, ich sollte es noch fünf mal mehr in den Text bringen. Die Leser scheinen noch nicht genug genervt davon zu sein ;).

... und bis bald in der Copy-Fliegenwelt

Ich bin schon ganz aufgeregt! Was ich mich darauf freue!

Auch Dir ein schönes Wochenende!

Beste Grüße an Euch zwei,
Fliege

 

Liebe Fliege,

ich hatte kein Problem mit dem ausgeschnittenen Kopf, denn er hat ja mehrere Fotos. Und die Fußballpflaume ist goldrichtig, denn genau so sieht ein schlapper Fußball aus.

Gruß wieselmaus

 

Ganz, ganz kurz nur, Fliege:

Ich musste ihnen helfen, das Feuer löschen. Mit halb hochgezogener Hose lief ich Richtung See, schöpfte Wasser in meine hohlen Hände und wollte zurück. Nur ein paar Schritte weiter war das Wasser durch meine Finger geronnen, also kehrte ich um, neues zu holen.

Diese Stelle fanden ja schon einige andere, nun ja, äh … seltsam. Und ich muss sagen, auch ich hab mich da gefragt, jessas, wie bescheuert kann ein Zehnjähriger(?) eigentlich sein?

Was spricht denn dagegen, dass beim Baumhaus da irgendwo ein Eimer herumfliegt? Oder eine leere Hundefutterdose meinetwegen. Ich mein, die grillen doch dort immer mal wieder, oder?
Halbwegs taugliche Löschversuche würden auf jeden Fall weniger dämlich glaubwürdiger wirken, als sein jetziges Verhalten.
Na ja, nur so eine Idee.


Ein wunderbare Geschichte übrigens. Aber das hab ich dir eh schon gesagt.
Auf einen ausführlichen Kommentar musst du trotzdem noch ein wenig warten, sorry.

Tschüss, Fliege

offshore

 

Liebe Fliege,

nur kurz diese Rückmeldung.

Echt? Er schneidet doch aber aus mehreren Fotos den Kopf aus. Ich lese das irgendwie nicht so. Ich warte mal ab.
Wie gesagt, war bloß zu pingelig von mir. Mittlerweile kann ich mich damit aber anfreunden. :)

Hm, bin ein bisschen zwiegespalten wegen den wiederholenden, ähnlichen Sätzen.
Inwiefern? Das hätte mich jetzt wirklich interessiert.
Dreimal die ähnliche Aussagen der Erwachsenen gefallen mir nicht wirklich, also das „Eltern“, „Kind“, „verlieren“:
Wenn Eltern ein Kind verlieren, verändert das viel.
„Das schlimmste, was Eltern passieren kann, ist ein Kind zu verlieren. Gib ihnen Zeit, mit dem Schmerz zurechtzukommen.“
Es ist schwer für deine Eltern. Es ist das Allerschlimmste, wenn man ein Kind verliert. Hab Geduld mit ihnen“, sagte sie später zu mir.
Es ist ja nicht als Stilmittel gedacht oder als das wiederkehrende, wichtig(st)e Element der Geschichte. Ich hätte mir da nur ein wenig Abwechslung gewünscht.

That was it. Schönen Samstag und liebe Grüße, :)
GoMusic

 

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