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Büchergrube

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21.04.2015
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Büchergrube

In Bahnhofshallen ist die Einsamkeit am kältesten. Leute hetzen an mir vorbei, wir sehen uns an und sehen zu Boden, Atem schwebt neblig in der klirrenden Luft. Manchmal kommt’s mir so vor, als ob keiner von uns ein Gesicht hätte. Ich gehe an den Gleisen entlang und kann mich an niemanden erinnern, wenn ich die Halle verlassen habe. Wie ein milchiger Film, der sich über alles legt, jede Kontur verschwinden lässt. Doch manchmal, da fühle ich mich beobachtet. Da sehen sie mich plötzlich an, mein Inneres stülpt sich nach außen und jeder kann es sehen.
So wie dieser alte Kerl, der jeden Morgen vor dem Bahnhofsgebäude auf dem Boden sitzt. Er mustert mich, als ich aus der Halle komme und mir ’ne Kippe anzünde.
„Das sollten Sie nich machen.“
„Was?“
Er deutet auf die Kippe. „Is nich gut für den Täng.“ Neben ihm liegt eine halbleere Wodkaflasche.
Ich wende mich von ihm ab und gehe in Richtung U-Bahn.
„Warten Sie doch mal. Hee! Scheiße …“
Hinter mir raschelt und stöhnt es und ich drehe mich um. Der Typ zieht sich an einer Laterne nach oben und atmet schwer. Sein Pullover spannt über dem mächtigen Bauch, fast kann ich Stoff reißen hören. Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu, weil es aussieht, als würde er gleich umkippen. Er verheddert sich mit den Füßen in dem zusammengeknüllten Schlafsack, der am Boden liegt, schüttelt ihn ab und richtet sich auf. Erst jetzt sehe ich das Buch neben der Wodkaflasche. Der Alte bemerkt meinen Blick.
„Überrascht, hä?“
„Nein, ich …“
„Liest sich prima ohne Dach überm Kopf. Das hier …“, er zeigt auf das zerfledderte Exemplar von Winters Knochen, „… das les ich immer, wenn’s zapfig wird. Bringt mich in die richtige Stimmung.“
Sein Lachen klingt blechern.
„Aha.“
Er bückt sich und greift nach dem Buch. „Hier! Is genau das Richtige für Sie.“
Ich kapiere gar nichts.
„Jetzt nehmen Sie schon! Geben Sie’s mir wieder, wenn Sie durch sind.“ Er humpelt auf mich zu, drückt mir das Buch auf die Brust und kneift die Augen zusammen. „Sie sind viel zu traurig für Ihr Alter. Das geht mir mächtig auf den Geist.“
„Sie kennen mich überhaupt nicht!“ Ich trete einen Schritt zurück, halte ihm das Buch hin. „Danke, aber ich brauch das nicht.“
„Brauchen Sie wohl.“
Dann dreht er sich um, humpelt zurück zu seinem Schlafsack und ruft mir zu: „Ich bin entweder hier oder an der Reichenbachbrücke. Wenn Sie fertig sind …“
Ich sehe mich um, suche nach jemandem, der uns beobachtet, der mir erklären kann, was der Alte von mir will, was ich mit dem Buch anfangen soll, warum der Kerl überhaupt mit mir spricht, als würde er mich kennen. Aber die Leute laufen an uns vorbei, die Blicke auf irgendetwas in der Ferne gerichtet, auf etwas, dem sie entgegenstreben, etwas, das nichts zu tun hat mit dem grauen Himmel, der heute auf die Stadt drückt.
Der alte Typ hat sich wieder hingesetzt, lehnt an der Hauswand und hat die Augen geschlossen. Das Buch fühlt sich weich an. Und warm. Ich betrachte die weite Landschaft auf dem Cover. Das Feld und die Berge, über denen sich ein paar Sonnenstrahlen durch schwere Wolken kämpfen und alles in schmutziges Zwielicht tauchen.
Ich werfe einen letzten Blick auf den dösenden Mann vor mir, drehe mich um und gehe zur U-Bahn.

*********​

Draußen vor dem Fenster fallen winzige Flocken, langsam tänzeln sie zu Boden. Ich beschließe, das Buch im Schnee zu lesen. Ich will die Kälte auf der Haut spüren, während ich umblättere. Keine Ahnung, was los ist, ich denke nicht nach. Ich stehe auf, packe mich dick ein und stiefle in den Westpark.
Es gibt dort einen kleinen See, an dessen Ufer ein Bauwagen steht, aus dem Studenten Tee und Kaffee verkaufen. Um den Wagen herum haben sie Holzpaletten unter Bäume und gusseiserne runde Tische mit Klappstühlen ans Wasser gestellt.
„Warte mal“, ruft mir der Typ hinterher, bei dem ich gerade den Kaffee geholt habe. Unter seinem Arm klemmen zwei Wolldecken. „Is ganz schön kalt heute, vielleicht solltest du ...“
„Danke.“ Unsere Blicke treffen sich, als ich nach den Decken greife, in seinen grünen Augen blitzt etwas auf, Neugier vielleicht oder ein Lächeln, aber ich schaue schnell wieder zu Boden und gehe an ihm vorbei auf den See zu. Ich setze mich mit meiner dampfenden Tasse auf eine der Paletten, lehne mich an den Baumstamm und schlage das Buch auf. Die Seiten riechen nach altem Papier und ganz leicht nach Lagerfeuer.
Ich folge Ree, die sich mit unbändigem Willen durch die Geschichte schlägt. Ich bin direkt hinter ihr, höre den Schnee knarzen, durch den sie stapft, und fühle ihre Wut. Ich sitze mit ihr im Wald, beobachte die vom Schnee schweren Äste, die fast den Boden berühren und höre das Meeresrauschen, das aus den Kopfhörern kommt, die sie aufhat. Die Zeit löst sich auf, der Raum zwischen uns verschwimmt. Irgendwann nippe ich am Kaffee und verschlucke mich, weil er arschkalt ist. Zwei Enten fliegen über den See, ihr Flügelschlag durchbricht die Stille, die mich umgibt. Sie landen auf dem Wasser und schwimmen langsam davon.
Auf der anderen Seite steht eine junge Frau am Ufer. Sie hat die Hände in den Taschen eines grauen unförmigen Mantels vergraben, der trotz der Kälte offen an ihr herunterhängt. Darunter blitzt ein Kleid hervor, das zu dünn aussieht für die eisige Luft. Die Stiefel sind klobig und reichen ihr fast bis zu den Knien. Ich reibe mir die Augen. Öffne sie wieder. Die Frau steht immer noch da. Ihre langen blonden Haare sind zerzaust, ein paar Strähnen bewegen sich im Wind.
Ree hebt die Hand und winkt mir zu. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, um sie herum wird es heller, für einen kurzen Moment spiegelt sich ihr Leuchten im glatten Wasser des Sees. Dann dreht sie sich um und verschwindet.
Ich betrachte das Buch, das geöffnet in meinem Schoß liegt. Der Schnee fällt nun dichter. Vereinzelte Flocken landen auf meinem Gesicht, kleine kalte Küsse, die auf der Haut schmelzen. Ich lehne mich zurück, hinter mir der Baum, unter mir die Holzpalette, die mich vom gefrorenen Boden trennt, vor mir der See, der aussieht wie der Himmel über Kopf. Ich verschwinde in diesem Wintermoment, still und ruhig.

*********​

„Is da Zucker drin?“, fragt er, als ich ihm den Kaffeebecher hinhalte.
„Ihnen auch ’n schönen guten Morgen.“
„Mit Zucker wär er besser!“
„Ist drin. Zwei Tütchen.“
Er prostet mir zu. „Na dann – guten Morgen.“
„Hier, Ihr Buch.“
„Das ging ja fix … Is sie nich großartig?“
„Wer?“
„Na, Ree!“
„Ja …“ Ich sehe sie vor mir, wie sie mir von der gegenüberliegenden Seite des Sees zuwinkt. „Ja, ist sie.“
„Kann man sich ne Scheibe von abschneiden, hä? Vor allem Sie.“
„Wieso denn jetzt wieder ich?“
„Sie laufen rum mit diesem Gesicht.“
„Was stimmt nicht mit meinem Gesicht?“
„Immer, wenn ich Sie morgens seh, dann schauen Sie so.“ Er zieht die Mundwinkel nach unten. „Kneifen den Mund zusammen. Lassen die Schultern hängen. Glotzen auf den Boden. Als ob’s da was zu sehen gäb.“
„Vielleicht bin ich einfach nur müde.“
„Nee, sind Sie nich!“
Ich atme tief ein. So langsam geht der Alte mir auf die Nerven. Aber weggehen kann ich auch nicht. „Und was bin ich dann?“
„’ne Lusche. Nich prinzipiell, aber gerade jetzt eben. Sie tragen ihr kaputtes Herz spazieren, passen immer schön auf, dass es weiter weh tut, weil Sie das als Entschuldigung nehmen können für alles, was Ihnen Angst macht.“
„Wow, wie philosophisch. Wusste gar nicht, dass wir uns so gut kennen.“
„Ja, ja, das haben Sie schon mal gesagt. Recht hab ich trotzdem.“
Eine Gruppe Geschäftsmänner, jeder einen Rollkoffer an der Hand, schiebt sich ratternd an uns vorbei.
„Überlegen Sie mal, was die durchmacht“, sagt er und trinkt schlürfend aus dem Becher.
„Das ist nur ’ne Geschichte.“
„Denkst du.“
„Ist doch so.“
„Ree gibt es wirklich!“
„Aha.“
„Da wird sie so dermaßen vom Leben verprügelt und steht trotzdem wieder auf. Heult sie deshalb? Nee. Die macht weiter. Jetzt erst recht. Mit dem Kopf voraus.“
„So wie Sie?“
Vor seinem Gesicht fährt ein Rollladen runter. Alles friert ein, seine Züge sehen plötzlich aus wie die einer Puppe.
„Tut mir leid, das war bescheuert.“ Ich hocke mich hin und suche seinen Blick. „Ich kapier nicht, was das hier soll?“
„Hat auch keiner gesagt, dass Sie das müssen.“
Wir starren uns an.
„Ich bin Lena.“
Er schnalzt mit der Zunge und nimmt schließlich meine Hand. „Ferdinand.“
„Freut mich.“
„Hm.“
Ich richte mich wieder auf und sehe auf die Uhr. „Ich muss jetzt los.“
„Das hier nimmst aber mit!“
Schon wieder ein Buch. Dünner diesmal. Wie ferngesteuert greife ich danach, nicke ihm zu und gehe.

*********​

Am Abend stehe ich zu Hause vor dem Spiegel und betrachte mich. Meine Haut ist blass, aber das ist sie immer im Winter. Vielleicht diesen Winter ein bisschen mehr. Weil er anders ist als die davor.
Toms Geruch steigt mir in die Nase. Ich spüre die Wärme unserer Umarmung, die uns wie Watte umschließt, bevor ich mich aus ihr löse und die Wohnung verlasse. Sehe mich, wie ich allein unterm Weihnachtsbaum sitze, jede meiner Bewegungen verfolgt von verstohlenen Blicken meiner Familie. Sie sagen, nun sei ja schon ein wenig Zeit ins Land gegangen. Und sehen mich dabei erwartungsvoll an. Mein Mund ist trocken, eine Wüste ohne Worte. Und da ist Wut. Scheiße, was nehmen sie sich raus, mir zu sagen, es sollte mir doch längst besser gehen!
Und plötzlich sehe ich sie im Spiegel hinter mir stehen.
Ree.
Sie steht nur da und sieht mich an. Ernst und regungslos. Keine Ahnung, warum, aber ich schäme mich vor ihr. Ich denke an ihre Geschichte und ich denke an meine und ich rede mir ein, ihre sei nicht echt, aber irgendwie ist sie es doch, und ich weiß, ich sollte endlich den Arsch hochkriegen.
Ich durchquere die Wohnung, setze mich ans Fenster und zünde mir ’ne Kippe an. Ich hab das öfter. Ich kenn das. Bücher haben diese Wirkung auf mich, sie verschlingen mich und spucken mich dann, mal mehr, mal weniger zerzaust, wieder aus. Aber das hier, das ist anders. Ferdinands Buch war anders. Und jetzt hab ich noch eins davon. Ich muss nicht hinschauen, um zu wissen, wo es liegt. Ich spüre, wie es auf mich wartet. Der Schaum der Tage steht auf dem Einband. Die vier Worte haben etwas Tröstliches.
Ich lese es immer kurz vorm Einschlafen. In völliger Stille und an der Grenze zwischen Wachsein und Traum. Ich wirble zwischen den Seiten umher, sehe mich verwirrt auf Jazz-Partys um, bei denen Menschen in Plattenspielern sitzen, stehe in Küchen, in denen Aale aus Wasserhähnen flutschen. Traurig sitze ich mit dem Liebespaar auf dem Bett, als die Seerose im Herzen der Heldin immer größer wird.
Nach jedem Kapitel schaue ich durch das Dachfenster in den Himmel. Manchmal sind dort Sterne, manchmal milchige Wolken, aus denen knisternd Schneeflocken auf die Scheibe fallen. Ich erinnere mich an uns, an dich und mich, und mein Herz verkrampft und wehrt sich, aber das macht nichts.

*********​

Ich ziehe den Reißverschluss meiner Jacke hoch und wickle den Schal enger um den Hals. Der Wind, der über die Reichenbachbrücke fegt, ist eisig. Aber Ferdinands Stammplatz vorm Hauptbahnhof war leer, also bin ich nun hier und suche nach ihm. Auf der anderen Seite der Brücke nehme ich die schmale Treppe hinunter zum Isarufer und biege in die Unterführung ab, in deren Windstille sich eines der Matratzenlager befindet. Ich laufe an den provisorischen Betten vorbei, in denen sich Fremde verkriechen, die mich nicht sehen wollen. Ich klammere mich an den Pizzakarton und fühle mich zum Kotzen. Wie ein beschissenes Arschloch, das den Blick für so vieles verloren hat.
„Hee! Lena! Hier rüber.“ Ferdinand steht am anderen Ende der Unterführung und winkt mir zu. Ein paar Köpfe erscheinen unter den Schlafsäcken, eine Frau mit kurzem grauen Haar reibt sich die Augen.
„Ferdinand, wer is’n das?“
„’ne Studentin von mir.“
Die Uni will ich sehen, die dich einstellt …“
„Ruhe!“, schreit jemand hinter mir.
Ich schlängle mich an den Matratzen vorbei und lege den Pizzakarton auf Ferdinands Lager ab. „Studentin?“
Er winkt ab. „Is lange her.“
„Du hast unterrichtet?“
„Hm.“
„Ich hab Abendessen mitgebracht.“
„Brauchst nicht jedes Mal …“
„Mach ich aber.“
Er schnalzt wieder mit der Zunge. Dann setzt er sich und beginnt zu essen. Ich ziehe das Buch aus der Tasche und gebe es ihm.
„Hast du’s gelesen?“
„Zwei Mal sogar.“
„Und?“
Am Eingang der Unterführung fliegt eine Plastiktüte vorbei, raschelnd flüstert sie uns ein paar Worte zu, bis sie in einem Busch hängenbleibt.
„Was soll das alles?“
„Was denkst denn, was das soll?“
„Oh Mann …“
Er wischt sich einen dünnen Käsefaden vom Mund. „Hast ’ne gesunde Farbe im Gesicht.“
„Hab ich das?“
„Und schauen tust auch nicht mehr so griesgrämig.“
„Aha.“
Ferdinand klappt den Pizzakarton zu und stellt ihn zur Seite. Er sieht mich an und ich werde unruhig. Was mache ich hier eigentlich?
„Komm mal mit, ich zeig dir was.“
Bevor ich widersprechen kann, ist er auf den Beinen und läuft davon. Ich folge ihm schweigend. Nach ein paar Minuten erreichen wir die nächste Brücke und Ferdinand klettert vorsichtig die Böschung zur Isar hinunter. Ich hab’s aufgegeben, ihn zu fragen, was das soll. Unten am Pfeiler bleiben wir stehen. Er fängt an zu graben, bis eine rote Plastikfolie sichtbar wird. Für einen kurzen Moment hält er inne und sieht zu mir hoch.
„Jetzt wird’s mal Zeit für’n Klassiker. Scheinst recht gscheit zu sein.“
Ich grinse ihn an. „Sehr freundlich.“
Ferdinand schlägt die Folie zurück. Darunter kommt eine Grube zum Vorschein, in der sich Bücher stapeln. Er wühlt darin herum und reicht mir schließlich ein dünnes rotes. Es riecht erdig und feucht.
Geschlossene Gesellschaft …“
„Das passt wie Arsch auf Eimer.“
„Wieso das denn?“
„Den hat der Vian nicht ausstehen können. Jetzt schau nicht so deppert. Boris Vian, das Buch, das du eben gelesen hast.“
„Klar, tschuldige.“
„Bissal konzentrieren musst dich schon.“
Ich fühle mich tatsächlich ein bisschen schlecht, packe das Buch in meine Tasche und deute auf die Grube. „Was versteckst du da drinnen denn noch?“
„Nix. Nur Bücher. Is sozusagen meine Privatbibliothek“, sagt er und richtet sich auf. Seine Augen strahlen, er strafft die Schultern und lächelt. Ich habe plötzlich das Bedürfnis, ihn zu umarmen.
„Ich hab das alles mit Folie abgedichtet, verstehst? Feucht werden die Bücher trotzdem, aber im Sommer trockne ich die dann immer, das geht ganz gut.“
Das Buch in der Tasche wiegt schwer. Ich suche nach etwas, das ich ihm sagen könnte, aber es gibt nichts, das in diesem Moment richtig klingen würde.
„Nicht schlecht, was?“
Ich nicke. „Sind das alles deine?“
„Freilich sind das meine. Hab ich damals mitgenommen. Als alles den Bach runterging.“
Er lässt den Blick über den Fluss schweifen, der sich schnaufend durch die Stadt schiebt. Ich stelle mich neben ihn. Vereinzelte Schneeflocken fallen auf uns herab. Wir wenden uns der Grube zu, decken die Bücher wieder mit der Folie ab, stopfen sie sorgfältig in die Ecken und Ritzen und bedecken dann alles mit Erde.
Auf dem Weg zurück frage ich ihn, wie es so weit gekommen ist.
„Nicht heute“, sagt er.
„Vielleicht beim nächsten Mal?“
„Vielleicht.“

 

Hallo Bas,

wie schön, dass ich dich mit dem Titel der Geschichte doch noch zum Lesen bringen konnte heute ;) Ich überlege seit Tagen, wie ich die Geschichte nennen könnte und heute hat's Klick gemacht.

Ich mag den Anfang wirklich gerne, den Kerl, der sich so kurz vorm Kollabieren noch an die Laterne klammert und wie ein Poledancer an ihr herumschwingt, das Geheimnisvolle dieser Begegnung.
Wo liest du denn eine Poledance-Szene??? :lol: Aber freut mich, dass der Anfang für dich funktioniert, dass die Begegnung etwas Geheimnisvolles hat. So war es gedacht.

Würde das letzte und streichen
Haste recht, hab ich gestrichen.

Das Bild empfand ich als ein bisschen ungelenk.
Das ist tatsächlich einer dieser Sätze, die einem am Herzen liegen. Kennt wohl jeder ;) Daher lasse ich ihn stehen ...

Und fast, fast, habe ich Angst, weiterzulesen, weil es mir bis hierher gut gefallen hat, nur die Gestalt im dünnen Kleid auf der anderen Seite des Sees, das war dann selbst mir fast ein bisschen zu viel … Märchenprinzessinentraum.
Hm, das ist eigentlich eher die Hauptfigur aus dem Buch, das sich mit der Realität meiner Protagonistin vermischt. Ich überlege, was hier genau der Märchenprinzessinnentraum ist ... Vielleicht komm ich ja noch drauf.

Komma kann weg, glaub ich
Kann gut sein. Hab's mal gestrichen.

Die Menschen sitzen in Plattenspielern? Verstehe ich nicht.
Sie liest ja das Buch, während sie diese Szenen beschreibt. Das passiert tatsächlich im Buch "Schaum der Tage". Ich habe das einfach aufgegriffen, um kurz zu beschreiben, dass sie hier in eine ganze andere Welt eintaucht, als bei dem Buch davor.

»Oh Mann«?
Das mache ich jedes Mal falsch ... Ist geändert.

Wow, und am Schluss war ich jetzt erleichtert, dass dir nicht nur der Anfang, sondern die komplette Geschichte gefallen hat.

und fühle mich trotz dem kalten Setting ein bisschen wärmer als noch vor dem Lesen.
Ooooh, das hast du schön gesagt. Dankeschön!

Klar kann ich mit deinem Leseeindruck was anfangen, danke für deine Gedanken.

RinaWu

 

Liebe RinaWu,

wunderschöne Geschichte, in der alles stimmt. Die Figuren, das Setting, der Rhythmus, die Atmosphäre. Was deine Prota fühlt, hört und sieht, bringst du sparsam und an den richtigen Stellen an. Gefällt mir sehr gut.

Natürlich hätte ich am Ende gerne mehr über den Büchermann erfahren, aber das ist eine andere Geschichte. Die wenigen Infos, die er preisgibt, haben mich sehr berührt, und nur darum sollte es ja gehen.

Dass Ree sich in das Leben der Prot schleicht, war mir allerdings auch ein bisschen zuviel. Ich finde, das hätte es nicht gebraucht, die Geschichte funktioniert auch ohne diese "Zwischenstops". Ich habe schon verstanden, dass sie der Prota in ihrer Trauer behilflich sein soll, aber dafür ist sie mir zu sehr in Szene gesetzt und verschwindet dann ganz plötzlich wieder.

Ansonsten eine tolle Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe.

Viele Grüße,
Chai

 

Hej RinaWu,

endlich mal wieder eine Geschichte von dir, in der ich mich zurechtfinde. Ich freue mich darüber und habe die zweimal an zwei verschiedenen Tagen gelesen. Heute fühlt sie sich besser an und ich kann kommentieren.

In Bahnhofshallen ist die Einsamkeit am kältesten.

Na, hallo, da haste aber mal einen tollen ersten Satz abgeliefert. ;)

Und gleich zu Anfang überlege ich, dass der Titel mir mit Grube der Bücher besser gefallen würde.

Er deutet auf die Kippe.

Diese Umgangssprache und die folgenden passen für meinen Geschmack nicht zur Protagonistin und auch nicht zum Entwurf ihrer Bilder und Sprache innerhalb der Geschichte. Nur so ein Gefühl. :shy:

Ich setze mich mit meiner dampfenden Tasse auf eine der Paletten, lehne mich an den Baumstamm und schlage das Buch auf. Die Seiten riechen nach altem Papier und ganz leicht nach Lagerfeuer.

An dieser Stelle dachte ich, sie könnten schon nach Erde und Feuchtigkeit riechen, so als Ankündigung.

Ich folge der Hauptfigur, die sich mit unbändigem Willen durch die Geschichte schlägt.

Hauptfigur klingt so abgeklärt, dabei ist sie doch in einer seltsamen Stimmung so in der Kälte am See. Du könntest sie gleich Ree nennen, weil sie ja auch gleich eine Verbindung zu ihr aufbaut, völlig distanzlos, dass sie sie sogar sehen kann.

„’ne Lusche. Nich prinzipiell, aber gerade jetzt eben. Sie tragen ihr kaputtes Herz spazieren, passen immer schön auf, dass es weiter weh tut, weil Sie das als Entschuldigung nehmen können für alles, was Ihnen Angst macht.“

ist wohl so, wenn man ganz unten ist, nichts mehr zu verlieren hat, hat man einen klaren Blick (okay, Wodkaverklärt mitunter), aber man kann zumindest sagen was man denkt und empfinden.

„Tut mir leid, das war bescheuert.“ Ich hocke mich hin und suche seinen Blick. „Ich kapier nicht, was das hier soll?“

Schade, dass sie an dieser Stelle einen Rückzieher macht. Es wäre eine gute Gelegenheit. Sowohl für ihre Entwicklung als auch für seine. So bleiben beide wo sie sind: sie eine vom Schicksal oder was immer getretene Träumerin, er ein Ex-Prof am Ende.

Abends stehe ich zu Hause vor dem Spiegel und betrachte mich.

Ich wäre für Am Abend, weil sie ja nicht jeden Abend so steht und denkt.

Sie steht nur da und sieht mich an. Ernst und regungslos.

Ich sehe sie nicht ernst. Sie macht Lena Mut und lächelt vielleicht sogar. :shy:


Dieses Mal lese ich immer nur kurz vor’m Einschlafen. In völliger Stille und an der Grenze zwischen Wachsein und Traum. Ich wirble zwischen den Seiten umher, sehe mich verwirrt auf Jazz-Partys um, bei denen Menschen in Plattenspielern sitzen, stehe in Küchen, in denen Aale aus Wasserhähnen flutschen. Traurig sitze ich mit dem Liebespaar auf dem Bett, als die Seerose im Herzen der Heldin immer größer wird.
Nach jedem Kapitel starre ich an die Decke, erinnere mich an uns, an dich und mich, und mein Herz tut weh, es verkrampft und wehrt sich, aber ich lächle.

Hier sind so ein paar Stimmungskiller für mich drinnen, die diese traumhafte Sequenz leicht abkühlen.
Ich würde nicht mit dieses Mal beginnen. Es einfach fließen lassen, denn ich weiß ja, dass sie gerade im Bett liegt und zu lesen beginnt. Ich weiß auch, dass sie traurig ist und die Bilder zeigen es auch gut. Warum da plötzlich Aale auftauchen ? :hmm: Und starren klingt nicht passend für ihre Stimmung, finde ich. Mein Herz tut weh hört sich eher infantil an und lächeln muss sie gar nicht. Für wen denn jetzt in diesem Moment?

„Was ist das?“
„Meine Privatbibliothek“, sagt er und richtet sich auf. Seine Augen strahlen, er strafft die Schultern und lächelt. Ich habe plötzlich das Bedürfnis ihn zu umarmen.
„Ich hab das alles mit Folie abgedichtet, verstehst? Feucht werden die Bücher trotzdem, aber im Sommer trockne ich die dann immer, das geht ganz gut.“
Das Buch in der Tasche wiegt schwer. Ich suche nach etwas, das ich ihm sagen könnte, aber es gibt nichts, das in diesem Moment richtig klingen würde.
„Nicht schlecht, was?“
Ich nicke. „Woher hast du die?“
„Hab ich damals mitgenommen. Als alles den Bach runterging.“

Dieser Dialog im eisigen Wind Münchens klingt nicht ganz gefällig für mich. Diese Fragen und Antworten brauche ich nicht. Ich habe mir im Laufe deiner Bilder eigene gestellt und auch gegeben.

Fürs Leben lernen durch lesen von Büchern ist immer eine Geschichte wert. Die unterschiedlichen Protagonisten aufeinander treffen zu lassen, ist eine hübsche Möglichkeit und ganz nebenbei bringst du Autoren und Titel unter, die ich mir mal, sofern mir unbekannt, ansehen werde.

Eine volle Geschichte, die schön zu lesen ist.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo RinaWu,

ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen. Sie hat mich verzaubert, während ich gestern mit der S-Bahn durch das eisige Frankfurt fuhr.

Büchergrube. Der Titel ist schon mal super. Bücher sind einfach großartig und wenn es in deiner Geschichte darum geht, kann es ja nur gut werden.

In Bahnhofshallen ist die Einsamkeit am kältesten.
Sehr schöner Einstieg.

„Warten Sie doch mal. Hee! Scheiße …“
Hinter mir raschelt und stöhnt es und ich drehe mich um. Der Typ zieht sich an einer Laterne nach oben und atmet schwer. Sein Pullover spannt über dem mächtigen Bauch, fast kann ich Stoff reißen hören. Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu, weil es aussieht, als würde er gleich umkippen. Erst jetzt sehe ich das Buch neben der Wodkaflasche. Der Alte bemerkt meinen Blick.
Diese Stelle finde ich irgendwie etwas holprig. Erst verstehe ich nicht warum der Mann flucht. Er flucht und stöhnt weil er es nicht schafft aufzustehen?
Der spannende Pullover über dem Bauch erscheint mir etwas übertrieben.
Dann richtet sich die Protagonistin dem Mann zu, weil sie sich Sorgen macht. Ihr Blick ist auf den Mann gerichtet, aber genau dann sieht sie das Buch? Hmmm.
Du brauchst wahrscheinlich einen Grund, warum sie sich noch mal umdreht, um dann auch das Buch zu entdecken. Wäre es nicht schöner, wenn der Mann etwas unerwartetes sagt, etwas das sie innehalten lässt?

Sie sind viel zu traurig für Ihr Alter. Das geht mir mächtig auf den Geist.
Voll süß dieser ruppige liebe Mann.

Die Seiten riechen nach altem Papier und ganz leicht nach Lagerfeuer.
Ich liebe den Geruch von Büchern! Das kann kein eBook ersetzen.

Ich finde die Atmosphäre am See sehr schön. Obwohl es kalt ist, scheint das Buch sie zu wärmen.
Die Natur ist leise, wenn es schneit. Das kommt hier gut rüber.

Das ist sie.
Ree.
Sie hebt die Hand und winkt mir zu.
Ich finde die ersten beiden Sätze passen nicht. Vorher fließt die Geschichte, ganz sanft. Merkwürdige Dinge passieren, aber sie sind leise und man nimmt sie so mit.
Und dann zwei Paukenschläge. Da ist sie. Ree.
Meiner Meinung nach würde es besser passen einfach nur zu schreiben:
Ree hebt die Hand und winkt mir zu.

Aber weggehen kann ich auch nicht.
Warum nicht? Oder will sie nicht?

„’ne Lusche. Nich prinzipiell, aber gerade jetzt eben. Sie tragen ihr kaputtes Herz spazieren, passen immer schön auf, dass es weiter weh tut, weil Sie das als Entschuldigung nehmen können für alles, was Ihnen Angst macht.“
Das finde ich ganz schön krass. Das alles kann der Mann von außen erkennen? Das sie was bedrückt, kann man bestimmt am Gesichtsausdruck ablesen (obwohl man mir morgens auch besser aus dem Weg geht), aber woher will er wissen dass Ihr Herz schmerzt und dass sie Angst hat?

„Wer denn jetzt schon wieder?“
Jetzt stellt sie sich an!

unter’m
unterm

Als ich mich zu ihr umdrehe, ist sie weg.
Erwartet sie wirklich, dass Ree dort steht?

Bücher haben diese Wirkung auf mich, sie verschlingen mich und spucken mich dann, mal mehr, mal weniger zerzaust, wieder aus.
Den Satz finde ich super. Sehr treffend. Ich kenn das.

Aber das hier, das ist anders. Ferdinands Buch war anders.
Warum? Ich denke nicht, dass das Buch anders ist, sondern das es in Verbindung mit Ferdinands Worten anders wirkt, oder?

vor’m
vorm – kommt später noch mal

In völliger Stille und an der Grenze zwischen Wachsein und Traum. Ich wirble zwischen den Seiten umher, sehe mich verwirrt auf Jazz-Partys um, bei denen Menschen in Plattenspielern sitzen, stehe in Küchen, in denen Aale aus Wasserhähnen flutschen. Traurig sitze ich mit dem Liebespaar auf dem Bett, als die Seerose im Herzen der Heldin immer größer wird.
Ich finde es toll, wie du kleine Einblicke in diese Bücher gewährst ohne eine wirkliche Zusammenfassung der Geschichte zu geben. Du vermittelst die Atmosphäre und das reicht ja hier schon. Dass der Inhalts dieses Buchs ziemlich absurd zu sein scheint, stört mich nicht.

Ich nicke. „Woher hast du die?“
Das fragt sie in dem Moment? Irgendwie unpassend und auch egal, oder?

Oh, und schon ist es vorbei. Ich hätte gerne noch weiter gelesen, mehr erfahren über die Bücher und was sie mit Lena machen und wie ihr Verhältnis zu Ferdinand sich entwickelt. Ein paar kleine Stellen habe ich kritisiert, aber wirklich stören tun sie mich nicht. Ich habe deine Geschichte auch so lieb!

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo Chai,

heute schneit es schon den ganzen Tag in München und ich bin genau in der richtigen Stimmung, weiter an meiner Geschichte zu arbeiten ;) Vielen Dank erst einmal für deine Rückmeldung. Ich fühle mich mit dieser Kurzgeschichte sehr wohl, was selten so ist, meistens nervt mich noch irgendwas, das ich aber nicht behoben kriege. Umso mehr freut es mich, dass die Figuren und die Art, wie die Geschichte erzählt ist, dich erreicht haben.

Ich habe lange gehadert, noch ein bisschen mehr über den "Büchermann" preiszugeben, hatte aber dann doch kein gutes Gefühl dabei. Ich wollte vermeiden, dass es in eine emotionale Schiene abrutscht, also so eine extra emotionale, du weißt schon ... Außerdem dachte ich mir, dass die beiden sich ja gerade erst annähern. Er ist ein seltsamer Mann, der ein Gespür für Lena zu haben scheint, aber dennoch sind sie sich ja fremd. Und da wäre es dann doch too much gewesen, wenn eine der beiden Figuren sich sofort öffnet. Deshalb habe ich die Infos über ihn sehr sparsam eingesetzt. Und es ist schön zu lesen, dass diese winzigen Brocken auch schon etwas ausgelöst haben.

Nun zu Ree. Ich habe mir deinen Einwand zu Herzen genommen und mir diese Stellen noch einmal angesehen. An einigen Stellen habe ich das (ja, ich gebe es zu) etwas Reißerische rausgenommen, so dass mehr der Eindruck entstehen kann, dass Lena sich Ree vorstellt, Ree aber nicht in ihr Leben schleicht und da immer auftaucht wie ein Gespenst. Denn so sollte es sich nicht anfühlen. Danke für diesen Hinweis.

Liebe Grüße an dich!

Liebe Kanji,

auch dir danke ich für die Zeit, die du dir für die Büchergrube benommen hast. Es ist natürlich schön zu lesen, dass diese Geschichte dich wieder mehr kriegen konnte, als die davor. Das ist halt immer so eine Sache. Schreiber und Leser sind ja immer in unterschiedlichen Lebensphasen/Schreib-/Leselaunen, das kann nicht immer kompatibel sein. Aber doch schön, wenn es hin und wieder so ist ;)

Ja, der erste Satz, der ist so eine Sache ... Seit Wochen habe ich den im Kopf. Manchmal ist das schon komisch. Und gekommen ist er mir tatsächlich, als ich durch den Münchner Hauptbahnhof lief und das Gefühl hatte, in dieser Halle ist die Temperatur immer noch mal gefühlte zehn Grad eisiger als draußen. Und schwups, war dieser Satz in meinem Kopf. Und dann hat sich langsam die Geschichte dazu entwickelt.

Diese Umgangssprache und die folgenden passen für meinen Geschmack nicht zur Protagonistin und auch nicht zum Entwurf ihrer Bilder und Sprache innerhalb der Geschichte. Nur so ein Gefühl.
Ich verstehe dein Gefühl. Aber Lena ist beides. Sie ist sehr feinfühlig, aber auch rotzig. Sie kann sich schön ausdrücken, aber eben auch ruppig sein in ihrer Sprache. Ich fand das irgendwie interessanter, als sie nur in ein und derselben, recht ruhigen und melancholischen Weise, sprechen zu lassen.

Hauptfigur klingt so abgeklärt, dabei ist sie doch in einer seltsamen Stimmung so in der Kälte am See. Du könntest sie gleich Ree nennen, weil sie ja auch gleich eine Verbindung zu ihr aufbaut, völlig distanzlos, dass sie sie sogar sehen kann.
Guter Punkt, das habe ich abgeändert.

ist wohl so, wenn man ganz unten ist, nichts mehr zu verlieren hat, hat man einen klaren Blick (okay, Wodkaverklärt mitunter), aber man kann zumindest sagen was man denkt und empfinden.
Mir ist bewusst, dass ich Ferdinand an dieser Stelle ganz schön auf die Kacke hauen lasse. Das ist sicher auch nicht rein rational zu erklären. Ich wollte da einfach so eine Verbindung zeigen, ein Gefühl, das er für sie hat. Denn klar könnte man sagen: "Woher weiß der das denn auf einmal?" Ja, das erkläre ich nicht, das ist einfach so :) Und es freut mich sehr, dass du diese Szene so akzeptieren / annehmen konntest.

Ich wäre für Am Abend, weil sie ja nicht jeden Abend so steht und denkt.
Stimmt, das habe ich geändert.

Hier sind so ein paar Stimmungskiller für mich drinnen, die diese traumhafte Sequenz leicht abkühlen.
Ich würde nicht mit dieses Mal beginnen. Es einfach fließen lassen, denn ich weiß ja, dass sie gerade im Bett liegt und zu lesen beginnt. Ich weiß auch, dass sie traurig ist und die Bilder zeigen es auch gut. Warum da plötzlich Aale auftauchen ? Und starren klingt nicht passend für ihre Stimmung, finde ich. Mein Herz tut weh hört sich eher infantil an und lächeln muss sie gar nicht. Für wen denn jetzt in diesem Moment?
Danke dir auch hier für das aufmerksame Stimmungsauge. Ich habe auch diesen Absatz noch einmal bearbeitet und habe damit nun ein besseres Gefühl.

Vielen Dank für deine lobenden Worte.
Liebe Grüße!

Hallo Nichtgeburtstagskind,

schön, dass meine Geschichte dich verzaubern konnte, das klingt toll :) Und noch schöner, dass auch dir der Einstieg so gefallen hat.

Diese Stelle finde ich irgendwie etwas holprig. Erst verstehe ich nicht warum der Mann flucht. Er flucht und stöhnt weil er es nicht schafft aufzustehen?
Der spannende Pullover über dem Bauch erscheint mir etwas übertrieben.
Dann richtet sich die Protagonistin dem Mann zu, weil sie sich Sorgen macht. Ihr Blick ist auf den Mann gerichtet, aber genau dann sieht sie das Buch? Hmmm.
Also, der Mann flucht, weil er offenkundig was von Lena will, sie soll warten, aber sie zieht dann doch schneller ab, als er dachte und deshalb muss er sich aufrappeln. Das nervt ihn und deshalb sagt er "Scheiße". Der Ablauf danach, da gebe ich dir recht, der holperte. Ich habe da nun dran gebastelt und einen Satz eingebaut, der ihren Blick auf das Buch fließender und logischer mit einflechtet. Danke dir für den Hinweis!

Ich finde die ersten beiden Sätze passen nicht. Vorher fließt die Geschichte, ganz sanft. Merkwürdige Dinge passieren, aber sie sind leise und man nimmt sie so mit.
Und dann zwei Paukenschläge. Da ist sie. Ree.
Meiner Meinung nach würde es besser passen einfach nur zu schreiben:
Ree hebt die Hand und winkt mir zu.
Auch das habe ich mir zu Herzen genommen. Es stimmt, hier wird der Lesefluss unterbrochen und wohl auch ein wenig zu theatralisch. Das habe ich geändert.

Warum nicht? Oder will sie nicht?
Sie will nicht. Ich glaube, sie weiß selbst nicht genau, was es ist, was sie in dieser Situation festhält.

Das finde ich ganz schön krass. Das alles kann der Mann von außen erkennen? Das sie was bedrückt, kann man bestimmt am Gesichtsausdruck ablesen (obwohl man mir morgens auch besser aus dem Weg geht), aber woher will er wissen dass Ihr Herz schmerzt und dass sie Angst hat?
Hier lehne ich mich weit aus dem Fenster, ich weiß. Aber das soll auch ein bisschen seltsam sein. Ferdinand hat ein Gefühl für Lena, ein Gespür für ihr Befinden, das wird nicht erklärt, und das will ich auch nicht erklären, das darf ruhig ein bisschen in der Luft schweben.

Erwartet sie wirklich, dass Ree dort steht?
Hab ich auch geändert, war too much.

Warum? Ich denke nicht, dass das Buch anders ist, sondern das es in Verbindung mit Ferdinands Worten anders wirkt, oder?
Das will ich damit ausdrücken ;) Ich dachte, ich lasse das mal ohne viel Erklärungen stehen, und vertraue darauf, dass sich das dem Leser erschließt.

Ich finde es toll, wie du kleine Einblicke in diese Bücher gewährst ohne eine wirkliche Zusammenfassung der Geschichte zu geben. Du vermittelst die Atmosphäre und das reicht ja hier schon. Dass der Inhalts dieses Buchs ziemlich absurd zu sein scheint, stört mich nicht.
Toll, das erleichtert mich zu hören. Denn hier war es schon heikel, die richtige Mischung und Länge zu finden, das sollte ja nicht ausarten in Inhaltsangaben :)

Das fragt sie in dem Moment? Irgendwie unpassend und auch egal, oder?
Naja, da ist ein Obdachloser Mann, der einen Haufen Bücher in einer Grube ausbuddelt, da finde ich die Frage, woher die kommen gar nicht mal so abwegig ... aber vielleicht fällt mir da noch was besseres ein.

Oh, und schon ist es vorbei. Ich hätte gerne noch weiter gelesen, mehr erfahren über die Bücher und was sie mit Lena machen und wie ihr Verhältnis zu Ferdinand sich entwickelt.
Ich habe auch Lust, noch mehr von Lena und Ferdinand zu erzählen, irgendwie mag ich die beiden. Mal sehen, vielleicht baue ich das irgendwann mal aus.

Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

deine Geschichte hat mir richtig gut gefallen – berührend, unaufgeregt und ruhig und toll erzählt. Und ich musste daran denken, dass ich dich ja mal als Expertin für den bayrischen Dialekt zu Rate ziehen wollte, du das aber gar nicht bist ;-) . Ein wenig lässt du den Ferdinand ja auch manchmal bayrisch reden, „gscheit“ usw. Das finde ich vollkommen passend – ich habe mich allerdings ein bisschen gefragt, ob er generell so eine simple Sprache benutzen würde, vom Dialekt abgesehen, wenn er vorher wirklich mal Unidozent war.

wir sehen uns an und sehen zu Boden, unser Atem schwebt neblig
Unser Atem gefällt mir nicht so richtig, das klingt so verbunden, obwohl du ja gerade ausdrücken möchtest, dass diese Menschen nichts gemeinsam haben. Vllt. Unsere Atemwolken …?


Er deutet auf die Kippe. „Is nich gut für den Täng.“ Neben ihm liegt eine halbleere Wodkaflasche.

Witzig!


Sein Pullover spannt über dem mächtigen Bauch, fast kann ich Stoff reißen hören.

Ist nur Pillepalle - bei Pullover denke ich eher an Wolle, deshalb klingt das mit dem Stoff für mich nicht ganz richtig – zerreißende Wolle wiederum macht nicht so laut … Hm. :hmm:

Um den Wagen herum haben sie Holzpaletten unter Bäume oder gusseiserne runde Tische mit Klappstühlen ans Wasser gestellt.

besser und statt oder

Ich folge der Hauptfigur, die sich mit unbändigem Willen durch die Geschichte schlägt.

Hauptfigur klingt wie in einer Rezension - vllt. Mädchen (oder Frau, je nachdem, was sie halt ist, ich kenne die Geschichte noch nicht)


Irgendwann nippe ich am Kaffee und verschlucke mich, weil er arschkalt ist.

Schön!


Ich sehe auf das Buch hinunter, das geöffnet in meinem Schoß liegt.

Hinunter würde ich streichen, ist ja klar, dass sie nicht nach oben in ihren Schoß schaut. Hinunter klingt sehr weit entfernt.


Zwei Enten fliegen über den See, schlagen mit den Flügeln auf dem Wasser auf. Sie landen auf der Oberfläche

Zuviel „auf“ …


Vereinzelte Flocken landen auf meinem Gesicht, kleine kalte Küsse, die auf der Haut schmelzen.

Klasse! :)


Die lässt sich so dermaßen vom Leben verprügeln und steht trotzdem wieder auf
Weiß nicht - vllt. „sie wird …. vom Leben verprügelt“, weil: „lässt sich verprügeln“ klingt ja so, als würde sie keinen Widerstand leisten, was sie aber doch offensichtlich tut ..


Sehe mich, wie ich allein unter’m Weihnachtsbaum sitze

unterm oder unter dem


Scheiße, was nehmen sie sich raus, mir zu sagen, es solle mir doch längst besser gehen!
Bin mir nicht ganz sicher, denke aber eher sollte


Ich kenn[e] das

Manchmal lässt du das „e“ weg, aber nicht konsequent. Machst du das an diesen Stellen bewusst?


Bücher haben diese Wirkung auf mich, sie verschlingen mich und spucken mich dann, mal mehr, mal weniger zerzaust, wieder aus.

Wunderbar formuliert! :thumbsup:


kurz vor’m Einschlafen

vorm


„Nicht heute“, sagt er.
Dann vielleicht beim nächsten Mal?“
„Vielleicht.“
Weiß nicht genau, warum, aber ohne das "dann" fände ich es schöner.

So, da sind nun noch ein paar neue Bücher auf meine sowieso schon gar nicht gerade kurze Leseliste gekommen – Dankeschön, und natürlich für deine Geschichte, RinaWu!

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo Raindog,

vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Freut mich sehr, dass dir die Erzählweise und die Geschichte an sich gefallen haben.

Ein wenig lässt du den Ferdinand ja auch manchmal bayrisch reden, „gscheit“ usw. Das finde ich vollkommen passend – ich habe mich allerdings ein bisschen gefragt, ob er generell so eine simple Sprache benutzen würde, vom Dialekt abgesehen, wenn er vorher wirklich mal Unidozent war.
Ja, den Einwand verstehe ich. Das geht ein bisschen in die Richtung, dass Lena hier manchmal ebenfalls zu umgangssprachlich spricht, wo sie dann in anderen Szenen ihre Worte doch sehr gewählt benutzt, um z.B. Situationen zu beschreiben. Aber ich finde, das eine schließt das andere nicht aus. Ein Prof muss nicht ständig gewählt daherreden, bzw. ein junges Mädchen kann auch mal rotziger sein. Du merkst, worauf ich hinaus will. Im Lesesaal, als sein Leben noch normal lief, da war er sicher auch ein anderer Mensch. Vielleicht verroht die Sprache, wenn das Leben nur noch scheiße läuft? Ich stelle das mal so in den Raum, kann mir das selbst gerade nicht eindeutig beantworten. Aber all diese Gedanken haben eine Rolle gespielt bei Ferdinands Sprache.

Unser Atem gefällt mir nicht so richtig, das klingt so verbunden, obwohl du ja gerade ausdrücken möchtest, dass diese Menschen nichts gemeinsam haben. Vllt. Unsere Atemwolken …?
Guter Punkt. Ich habe den Atem nun einfach unbestimmt, ohne Artikel, gemacht.

besser und statt oder
Jawohl, habe ich geändert.

Hauptfigur klingt wie in einer Rezension - vllt. Mädchen (oder Frau, je nachdem, was sie halt ist, ich kenne die Geschichte noch nicht)
Du hast, glaube ich, noch die alte Version gelesen, das habe ich ihn der neuen bereits geändert :)

Hinunter würde ich streichen, ist ja klar, dass sie nicht nach oben in ihren Schoß schaut. Hinunter klingt sehr weit entfernt.
Jep, ebenfalls geändert. Danke.

Zuviel „auf“ …
Hier hab ich den Satz nun auch anders formuliert.

Weiß nicht - vllt. „sie wird …. vom Leben verprügelt“, weil: „lässt sich verprügeln“ klingt ja so, als würde sie keinen Widerstand leisten, was sie aber doch offensichtlich tut ..
Ebenfalls ein sehr guter Punkt. Denn richtig, Ree in Winters Knochen ist eine totale Kämpferin, da ist "lässt sich verprügeln" viel zu passiv. Danke dir.

Manchmal lässt du das „e“ weg, aber nicht konsequent. Machst du das an diesen Stellen bewusst?
An dieser Stelle hab ich das tatsächlich bewusst gemacht. Das sollte ein wenig atemlos klingen, gehetzt, aufgeregt.

Weiß nicht genau, warum, aber ohne das "dann" fände ich es schöner.
Gekauft!

So, da sind nun noch ein paar neue Bücher auf meine sowieso schon gar nicht gerade kurze Leseliste gekommen – Dankeschön, und natürlich für deine Geschichte, RinaWu!
Sehr gerne :) Neben anderen Gründen ist diese Geschichte wohl auch ein wenig entstanden, um mal auszudrücken, was Bücher / Schreiben mir eigentlich bedeuten, wie wichtig das für mein Leben ist. Am liebsten hätte ich ja LUNAR PARK, das ich gerade lese, auch noch mit eingeflochten, weil ich so krass begeistert von dem Buch bin, aber das hat stimmungsmäßig mal so gar nicht gepasst ;) Deshalb empfehle ich dir dieses spezielle Buch nun auf diesem Wege.

Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu ,
ich stürze mich in den Text, ohne die anderen Kommentare gelesen zu haben.

In Bahnhofshallen ist die Einsamkeit am kältesten.
Mit der Metapher habe ich nicht gerechnet. Das hat mich kurz aus dem Text geworfen.

Wie ein milchiger Film
Das ist aber schön.

Aber manchmal, da fühle ich mich beobachtet.
Hier hatte ich am Anfang das Gefühl, dass sie denkt, wirklich von Kameras oder von so etwas ähnlichem Überwacht zu werden.

Ich will die Kälte auf der Haut zu spüren
Da ist was falsch.

„Is da Zucker drin?“, fragt er, als ich ihm den Kaffeebecher hinhalte.
Das kommt mir wie ein eher großer Sprung vor. Ich meine, sie kennen sich nicht, sie ließt ein Buch, und schon haben sie ein (nicht offensichtlich romantisches, aber es ist sehr erkennbar, dass da die Chemie stimmt)Date? Da kannst du vor dieser Szene vielleicht noch ein Treffen zwischen den beiden reinschreiben, wo er sie dann zu einem Kaffee überredet oder so etwas ähnliches. Das würde mir viel besser gefallen als dieser Sprung.

„Ree gibt’s wirklich.“
„Aha.“
Oh mein Gott. Ich glaube, der Obdachlose hat das Buch geschrieben. Das wäre voll der süße Plottwist!

„Ich bin Lena.“
Er schnalzt mit der Zunge und nimmt schließlich meine Hand. „Ferdinand.“
Das sind schöne Namen.

„Das hier nimmst aber mit!“
Oh, es ist wohl unwahrscheinlich, dass der Typ beide Bücher geschrieben hat :(

Am Abend stehe ich zu Hause vor dem Spiegel und betrachte mich.
Aww, sie verändert sich.

Isarufer
Ach so, dass ist eine Münchner Geschichte. Ich würde an deiner Stelle eher am Anfang zeigen, wo die Handlung spielt, wenn überhaupt.
Mir fällt grad auf, dass du schon oben die Reichenbachbrücke genannt hast. Als ich das aber gelesen habe, habe ich gar nicht an München gedacht. Vielleicht ist das nur etwas persönliches.

Geschlossene Gesellschaft
Achso, hier geht es um französischen Existenzialismus? Bis jetzt dachte ich,dass du dir selber alle Büchertitel ausgedacht hast. Weshalb hast du dir denn die anderen beiden Bücher ausgesucht?
Ich habe plötzlich das Bedürfnis ihn zu umarmen.
Oh la la.

„Nicht heute“, sagt er.
„Vielleicht beim nächsten Mal?“
„Vielleicht.“
Das Ende ist schön.

Sooo

Die Geschichte war schön. Schön traurig-süß. Das hat mir schon einmal gefallen. Ferdinand war mir anfangs gar nicht sympatisch, so wie er die Frau angestarrt hat. Aber naja, er scheint schon nett zu sein, dafür was er alles durchmachen musste.
Ich wundere mich, warum er gerade Lena ausgesucht hat. Vielleicht hat er sich in sie verliebt?
Ach, was kann ich denn noch zu der Geschichte sagen? Es hat mir eben gefallen.

LG,
alexei

 

Hallo alexei,

danke dir für deinen Kommentar. Es war interessant zu verfolgen, wie du die Geschichte gelesen hast, welche Fährten sich zwischenzeitlich für dich ergeben haben, die ich so gar nicht auslegen wollte, als ich die Geschichte geschrieben habe.

Da ist was falsch.
Jawohl, da war ein "zu" zu viel. Hab ich gestrichen.

Das kommt mir wie ein eher großer Sprung vor. Ich meine, sie kennen sich nicht, sie ließt ein Buch, und schon haben sie ein (nicht offensichtlich romantisches, aber es ist sehr erkennbar, dass da die Chemie stimmt)Date? Da kannst du vor dieser Szene vielleicht noch ein Treffen zwischen den beiden reinschreiben, wo er sie dann zu einem Kaffee überredet oder so etwas ähnliches. Das würde mir viel besser gefallen als dieser Sprung.
Hm, das ist ja kein Date. Der Ferdinand ist obdachlos und sitzt immer entweder vor dem Bahnhof oder an der Reichenbachbrücke, das lässt er Lena ja wissen, als er ihr das erste Buch ausleiht. Diese Szene schließt also an, nachdem Lena dieses gelesen hat, und sie will ihm einfach was kleines Gutes tun und bringt ihm morgens einen Kaffee mit, sozusagen als Dankeschön für die Ausleihe, denn es ist ja nicht selbstverständlich, dass ein Fremder einer Fremden etwas ausleiht, das ihm offensichtlich viel bedeutet. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist kein Date, keine Verabredung, daher denke ich, das muss ich nicht unbedingt vorher noch genauer erklären. Ich warte mal ab, ob das noch jemandem irritiert ...

Oh mein Gott. Ich glaube, der Obdachlose hat das Buch geschrieben. Das wäre voll der süße Plottwist!
Stimmt, das wäre auch was gewesen. Aber das ist eine dieser Fährten, die an dieser Stelle ins Leere laufen. Sorry :shy:

Ach so, dass ist eine Münchner Geschichte. Ich würde an deiner Stelle eher am Anfang zeigen, wo die Handlung spielt, wenn überhaupt.
Mir fällt grad auf, dass du schon oben die Reichenbachbrücke genannt hast. Als ich das aber gelesen habe, habe ich gar nicht an München gedacht. Vielleicht ist das nur etwas persönliches.
Ich bin irgendwie kein Fan davon, eine Stadt unbedingt explizit zu erwähnen, wenn sich der Ort im Laufe der Geschichte von selbst erklärt. So würde ich es auch hier dabei belassen.

Achso, hier geht es um französischen Existenzialismus? Bis jetzt dachte ich,dass du dir selber alle Büchertitel ausgedacht hast. Weshalb hast du dir denn die anderen beiden Bücher ausgesucht?
Nein, geht es nicht. Das ist ja nur ein Buch von mehreren, deshalb steht die Geschichte aber nicht unter dem Stern des französischen Existenzialismus. Und nein, die Buchtitel habe ich mir nicht ausgedacht ;) Das ist ein kleiner Auszug der Bücher, die mich in verschiedenen Phasen meines Lebens sehr beeindruckt haben, deshalb habe ich sie ausgesucht. Und weil sie für etwas stehen, das Lena in ihrer Situation helfen kann, bzw. sie vielleicht zum Nachdenken über ihre Situation, zu einer anderen Sichtweise auf die Dinge bringen könnte.

Ferdinands Motivation ... Hm, gute Frage. Meine Idee war einfach, dass er Lena nun schon seit Längerem morgens auf ihrem Weg zur Arbeit sieht und an diesem Tag fasst er sich ein Herz und spricht sie an. Vielleicht, weil er ihr helfen will, weil er etwas in ihr sieht, vielleicht aber auch, weil er einfach Kontakt zu jemandem sucht. Das möchte ich gar nicht so explizit erklären.

Und zuletzt: vielen Dank für die netten Worte, es freut mich, dass dir der Text gefallen hat.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

In Bahnhofshallen ist die Einsamkeit am kältesten. Leute hetzen an mir vorbei, wir sehen uns an und sehen zu Boden, Atem schwebt neblig in der klirrenden Luft.
Ich bin im Anschluss an deine Geschichte kurz über die Kommentare geflogen. Der Anfang kam bei den anderen richtig gut an. Jetzt trau ich mich fast nicht dir zu sagen, dass mir die ersten beiden Sätze eher quer lagen, weil sie für mich etwas zu poetisch sind. Irgendwie hat mir das den Einstieg in die Geschichte erschwert. Die restliche Geschichte zeigt dann sehr taffe, umgangssprachliche Dialoge und Gedanken. Weswegen der Beginn für mich auch trockener, gern etwas selbstironisch, sein könnte.
:shy: Aber ab dem dritten Satz rutsche ich mit einem Lächeln auf den Lippen durch deine schöne Geschichte. Ernsthaft. Sehr schöne Erzählung. Du hast es mit der Dynamik zwischen den beiden nicht übertrieben. Das ist gut. Ferdinand ist für sie eine Art Bibliothek mit (und für ihre) Seele. Ich hätte gern noch weiter gelesen.

Vereinzelte Flocken landen auf meinem Gesicht, kleine kalte Küsse, die auf der Haut schmelzen.
Ach, *schluchz* Die poetischen Stellen in deinem Text sind schon schön. Auch wenn ich es besser fände, sie würden sich erst zaghaft im Laufe der Geschichte zeigen und der Anfang wäre cleaner. :Pfeif:


Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 
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Hallo wegen,

vielen Dank, dass du mir deine Gedanken zu der Geschichte dagelassen hast.

Jetzt trau ich mich fast nicht dir zu sagen, dass mir die ersten beiden Sätze eher quer lagen
Ach Schmarn, immer raus damit! Ich verstehe, wenn der Einstieg nicht jedem gefällt. Und ich kann auch nachvollziehen, was dich daran stört. Aber was soll ich sagen? Ich selbst mag den Einstieg sehr und werde wohl daran festhalten. Ich kann das sogar begründen :shy: Mit diesen wenigen Worten, also die Sätze sind ja rein strukturell sehr klar, bzw. schnörkellos, konnte ich für mein Gefühl relativ klar und direkt die Stimmung beschreiben, in der sich die beiden Hauptfiguren begegnen. Ohne zu viel zu erklären und einzuleiten.

Ferdinand ist für sie eine Art Bibliothek mit (und für ihre) Seele
Das hast du gut getroffen!

Es tut gut zu hören, dass du lächeln musstest beim Lesen, das ist echt schön.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hola RinaWu,

gratuliere zur neuen Geschichte! Gefällt mir sehr gut; seit wir uns kennen, hast Du ganz schön zugelegt:).
Jetzt ist’s auch schwieriger mit dem Kommentieren – schließlich machst Du keine halben Sachen und ich liege wohl richtig mit der Annahme, dass der Text haargenau so sein soll, wie Du ihn wolltest und ich ihn lese. Wenn ich Dich jedoch mit der einen oder anderen Korinthe nerve, dann zeig mir einen Vogel und gutt is.
‚Gutt is’ brauche ich, um auf „’ne Kippe“ überzuleiten. Ich finde das schade nach der gelungenen Einleitung:

In Bahnhofshallen ist die Einsamkeit am kältesten.
Bravo.
„… das les ich immer, wenn’s zapfig wird.
Münchner unter sich – aber wo bleibe ich? Dann besinne ich mich auf Google und weiß schon wieder etwas mehr.
... die Blicke auf irgendetwas in der Ferne gerichtet, auf etwas, dem sie entgegenstreben, etwas, das nichts zu tun hat mit dem grauen Himmel,
Was das zu tun oder nicht zu tun haben könnte mit dem Himmel, weiß ich allerdings auch nicht.
Zwei Enten fliegen über den See, ihre Flügel berühren bei jedem Schlag das Wasser. Sie landen auf der Oberfläche und driften langsam davon.
Aalso: Vor meiner Tür gibt es einen großen Teich plus Wildenten. Wenn die vom Wasser aufsteigen, berühren ihre Flügel keineswegs (wie bei Schwänen) das Wasser.
Das „auf der Oberfläche“ ist mMn unnötig, denn wo sonst? Vielleicht ‚landen mit einer mächtigen Bugwelle’ oder so?
Und das ‚driften’ ist Bewegung ohne eigenes Zutun, durch fremde Kraft. Da von starkem Wind keine Rede ist, bliebe Strömung – aber wir reden von einem See, nicht von einem Fluss. Lass sie doch schwimmen!
Sie hat ein Kleid an, das zu dünn aussieht für die eisige Luft.
Hab schon Gänsehaut. Die Ärmste!
Doch Entwarnung schon im nächsten Satz:
Die Stiefel sind klobig und wirken viel zu groß. Genau wie der Mantel.
Mantel? Und wie sehe ich ihr dünnes Kleid – unter dem Mantel – in dieser Saukälte?
... vor mir der See, der aussieht wie der Himmel über Kopf.
‚Wie der Himmel über Kopf?’ Fehlt da etwas? Ich meine: ja.
So, Feierabend mit der Moserei.

Liebe RinaWu, ich musste Dich bisschen ärgern, damit Du nicht größenwahnsinnig wirst, aber ehrlichen Herzens kann ich sagen, dass Du zu einer guten Erzählerin gereift bist. Beweis:

„Da wird sie so dermaßen vom Leben verprügelt und steht trotzdem wieder auf. Heult sie deshalb? Nee. Die macht weiter. Jetzt erst recht. Mit dem Kopf voraus.“
„So wie Sie?“
Vor seinem Gesicht fährt ein Rollladen runter. Alles friert ein, seine Züge sehen plötzlich aus wie die einer Puppe.
„Tut mir leid, das war bescheuert.“ Ich hocke mich hin und suche seinen Blick. „Ich kapier nicht, was das hier soll?“
„Hat auch keiner gesagt, dass Sie das müssen.“
Wir starren uns an.
„Ich bin Lena.“
Er schnalzt mit der Zunge und nimmt schließlich meine Hand. „Ferdinand.“
Ja, gnädige Frau, wirklich schön! Hab’s zweimal gelesen. So kann es gerne weitergehen!

Beste Grüße und Wünsche!
José

 

Ich suche nach etwas, das ich ihm sagen könnte, aber es gibt nichts, das in diesem Moment richtig klingen würde.
und so geht's auch mir, wenn schon alles gesagt ist.

Der Möglichkeiten, gesellschaftlich abzustürzen, gibt's ungezählte,

liebe Rina,
Mme. Wou,

da kann man nicht spekulieren, und nicht erst seit Riesman's Lonely Crowd wissen wir, dass Vereinzelung und Einsamkeit in der Masse am extremsten wirkt.

Da ist es gut, dass sich ein Ferdinand kümmert - und da hätt' ich dann doch noch was, was nicht angesprochen ist: Namen sind selten Schall und Rauch!

Denn schon der Name birgt eine Überraschung selbst für mich, ist er doch gotischen Ursprungs, aus den Teilen"friþ" und "nanþ" zusammensetzt (selbst in den westgermanistischen Sprachen gab es einen Buchstaben fürs "th", das heute nur noch der Brite korrekt aussprechen kann) - und vor allem die letzte Silbe des Namens trifft's: Neben der Kühnheit meint es auch "Dreistigkeit" - und verschüchtert wirkt Ferdinand nun gerade nicht - trotz seiner - vielleicht sogar selbstgewählten gesellschaflichen Position ganz unten ...

Zwo Flusen sind noch aufzulesen, anfangs hier

Manchmal kommt’s mir so vor, als ob keiner von denen ein Gesicht hat, ich gehe ...
wenn der irreale Vergleich ("als ob") nach dem Konjunktiv verlangt, wie er auch weiter unten gelingt
Als ob’s da was zu sehen gäb.“

Und noch'n Fliegenschiss von Komma
Ich habe plötzlich das Bedürfnis[,] ihn zu umarmen.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Restsonntag wünscht!

 

Moin RinaWu.
Schön gezeichnet, gut formuliert: verlangt eigentlich nach einer Fortsetzung findet
Der LORD

 

Wer Bücher liest, kann kein schlechter Mensch sein.“ Dieses (bildungsbürgerliche) Dogma, um nicht zu sagen Vorurteil, um nicht zu sagen Klischee klingt ja unausgesprochen durch deinen gesamten Text, RinaWu, und so gesehen ist er natürlich fürs Forum hier quasi wie maßgeschneidert, weil im besten Sinne eben „zielgruppenorientiert“. Was ja z.B. auch gleich der erste Kommentar bestätigt:

Bas schrieb:
wo hier doch eigentlich jeder Bücher mögen sollte
Natürlich kann man es auch ein bisschen pragmatischer, um nicht zu sagen unpoetischer sehen :Pfeif:

Ree hebt die Hand und winkt mir zu.

Und plötzlich sehe ich sie im Spiegel hinter mir stehen.

Vorsicht! Übermäßiges Lesen kann zu Wahnvorstellungen und Realitätsfluchtverhalten führen. Informationen zu weiteren Nebenwirkungen erhalten Sie von Arzt oder Apotheker.:D

Dass Lesen im Vergleich zum großartigen echten, zum aufregend durcheinanderen, zum hirnwegsprengend farbenprächtigen, zum gnadenlos wirklichen Leben natürlich immer nur einen dürftigen Ersatz darstellen kann, steht außer Frage. Aber wenn deine Lena durch die Lektüre von was auch immer Trost und Linderung ihres Kummers erfährt, vergönne ich es ihr von Herzen. Wobei ich ihr wünschen würde, dass es in weiterer Folge weniger die Bücher, als vielmehr die Persönlichkeit, Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit des Obdachlosen sind, die ihr einen neuen Blick auf die Welt, das Universum und den ganzen Rest eröffnen. Was nämlich sind schon fiktive Figuren gegen echte Menschen?

Ist aber eine schöne Geschichte, RinaWu, die mich nicht nur an King Fisher denken ließ, diesen großartigen Film von Terry Gilliam - wo ja auch ein Uni-Dozent zum Obdachlosen wird - sondern auch an die großartigen 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts, in denen ich die Bücher von Vian förmlich verschlungen hab. Schon dafür hat sich’s Lesen gelohnt.

offshore

(Hab gestern übrigens den Flug nach Frankfurt fix gebucht, das heißt, wir können im Juni persönlich über dies oder das quatschen. Über den Wert von Literatur z.B. :D)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola josefelipe,

vielen Dank, mein Lieber! Auch dafür:

seit wir uns kennen, hast Du ganz schön zugelegt
Das ist toll zu hören :D Ich fühle mich mit dem Schreiben nun auch schon ganz anders, als in meiner Anfangszeit hier. Unsicher bin ich noch immer, aber ich merke einfach, wieviel ich in den letzen (fast schon drei) Jahren hier gelernt habe. Und das fühlt sich sehr gut an.

Münchner unter sich – aber wo bleibe ich? Dann besinne ich mich auf Google und weiß schon wieder etwas mehr.
Ich weiß, da muss der ein oder andere sicher nachsehen. Aber das siehst du mir hoffentlich nach. Ich mag das Wort "zapfig" einfach so gerne, das drückt Arschkälte so passend aus, finde ich ;)

Was das zu tun oder nicht zu tun haben könnte mit dem Himmel, weiß ich allerdings auch nicht.
Aaaalso, was ich damit sagen will: Die Menschen schauen aneinander vorbei, die Blicke schweifen in die Ferne, sie denken an alle möglichen Dinge, nur nicht an den drückend grauen Tag (und Himmel), der gerade über der Stadt liegt. Sie fliehen in Gedanken vor dem Alltag. Sowas in die Richtung.

Vor meiner Tür gibt es einen großen Teich plus Wildenten. Wenn die vom Wasser aufsteigen, berühren ihre Flügel keineswegs (wie bei Schwänen) das Wasser.
Das „auf der Oberfläche“ ist mMn unnötig, denn wo sonst? Vielleicht ‚landen mit einer mächtigen Bugwelle’ oder so?
Und das ‚driften’ ist Bewegung ohne eigenes Zutun, durch fremde Kraft. Da von starkem Wind keine Rede ist, bliebe Strömung – aber wir reden von einem See, nicht von einem Fluss. Lass sie doch schwimmen!
Diese eigentlich so einfache Szene holperte ganz schön, keine Ahnung, warum ich mir da so einen abbreche ... Habe sie jetzt so abgeändert, simpel und klar, fertig: Zwei Enten fliegen über den See, ihr Flügelschlag durchbricht die Stille, die mich umgibt. Sie landen auf dem Wasser und schwimmen langsam davon.

Mantel? Und wie sehe ich ihr dünnes Kleid – unter dem Mantel – in dieser Saukälte?
Auch hier hat's noch geholpert, o weia. Inspiriert hat mich da natürlich die echte Figur der Ree aus Winters Knochen, die ja in dieser grausam kalten und groben Winterlandschaft immer mit knielangem Kleid und teilweise offenem Mantel bekleidet ist. Was sie schon von Anfang an so hart im Nehmen sein lässt. Auch hier habe ich nun noch einmal gewerkelt, damit das klarer ist: Auf der anderen Seite steht eine junge Frau am Ufer. Sie hat die Hände in den Taschen eines grauen unförmigen Mantels vergraben, der trotz der Kälte offen an ihr herunterhängt. Darunter blitzt ein Kleid hervor, das zu dünn aussieht für die eisige Luft. Die Stiefel sind klobig und reichen ihr fast bis zu den Knien. Gefällt mir auch noch nicht hundertprozentig, aber vorerst versuche ich's mal damit ... Danke, dass du da den Finger drauf gelegt hast, das war nötig!

‚Wie der Himmel über Kopf?’ Fehlt da etwas? Ich meine: ja.
Hmm. Was denn? :D Also, was ich sagen will, ist, dass See und Himmel gleich aussehen. An Wintertagen, diesen Tagen wo der Himmel so ein richtiger grauer schwerer Schneehimmel ist, der sich dann in einem See spiegelt, sehen Himmel und See gleich aus. Also der See wie der Himmel über Kopf. Bisschen verdreht, ich weiß. Aber das lasse ich erstmal so stehen.

Liebe RinaWu, ich musste Dich bisschen ärgern, damit Du nicht größenwahnsinnig wirst, aber ehrlichen Herzens kann ich sagen, dass Du zu einer guten Erzählerin gereift bist.
:lol: :kuss: Nein, da brauchst du dir keine Sorgen machen, größenwahnsinnig werde ich sicher nicht, das liegt mir nicht ... Und geärgert hast du mich gar nicht, deine Anmerkungen waren sehr hilfreich! Danke für deine lieben Worte, die haben mir heute den Tag verfeinert (der übrigens mal wieder grau ist und voller Schnee, es nimmt kein Ende hier ...).

Liebe Grüße an dich!
RinaWu

Lieber Friedrichard,

schön, von dir zu lesen!

Denn schon der Name birgt eine Überraschung selbst für mich, ist er doch gotischen Ursprungs, aus den Teilen"friþ" und "nanþ" zusammensetzt (selbst in den westgermanistischen Sprachen gab es einen Buchstaben fürs "th", das heute nur noch der Brite korrekt aussprechen kann) - und vor allem die letzte Silbe des Namens trifft's: Neben der Kühnheit meint es auch "Dreistigkeit" - und verschüchtert wirkt Ferdinand nun gerade nicht - trotz seiner - vielleicht sogar selbstgewählten gesellschaflichen Position ganz unten ...
Das überrascht mich doch immer wieder. Bei vielen meiner Geschichten hat mich deine jeweilige Erklärung zu den Ursprüngen der Namen, die ich für meine Figuren gewählt hatte, echt umgehauen. Als ob man unterbewusst bestimmte Namen wählt, oder? Das ist doch verrückt. Und hier war es auch so, ich bin ein paar Namen im Kopf durchgegangen, die auch einen Bezug zum Bayerischen haben und ein wenig älter sind, so wie ja auch der Herr ein wenig älter ist, und Ferdinand hat sich einfach sofort richtig angefühlt ...

Die Flusen habe ich beseitigt, danke dir. Ich freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Dir auch einen schönen restlichen Sonntag!
Liebe Grüße
Mme. Wou

Hallo Lord Arion,

danke dir, ja mal sehen, ich habe ja schon erwähnt, dass ich mir vorstellen könnte, mehr aus den beiden zu machen. Das lasse ich aber mal eine Weile arbeiten ...

Lieber ernst offshore,

Dieses (bildungsbürgerliche) Dogma, um nicht zu sagen Vorurteil, um nicht zu sagen Klischee klingt ja unausgesprochen durch deinen gesamten Text, RinaWu
Da muss ich mich doch gleich zu Anfang gleich mal wieder querstellen und sagen: Nee, find ich nich! :D Auch Arschlöcher lesen Bücher. Ehrlich gesagt habe ich noch nie darüber nachgedacht, ob Bücher lesen etwas über Menschen aussagt. Zumindest nicht, ob sie gut oder schlecht sind. Also, ich akzeptiere natürlich, wenn die Geschichte für dich so klingt, aber so gedacht war das von mir nicht. Ich habe sie auch nicht für eine Zielgruppe geschrieben, auch wenn mir bewusst ist, dass hier Bücher-liebende Menschen anwesend sind ;) Ich habe sie vielmehr aus meiner Liebe für Bücher heraus geschrieben und weil mir in den letzten paar Monaten Lesen und Schreiben unglaublich geholfen hat. Das ist auch eher das, was ich hier ausdrücke (nur meine persönliche Absicht, die kann natürlich anders aufgefasst werden): Wie sehr Bücher, Geschichten, Worte dabei helfen können, sich in bestimmten Situationen besser zurecht zu finden, bzw. vielleicht mal den Blickwinkel zu ändern, anders über gewisse Dinge nachzudenken. Das ist nicht bei jedem Buch der Fall, aber es gibt doch solche, die hinterlassen etwas in mir, und das wollte ich mal erzählen. Durch die Augen fiktiver Figuren :)

Aber wenn deine Lena durch die Lektüre von was auch immer Trost und Linderung ihres Kummers erfährt, vergönne ich es ihr von Herzen. Wobei ich ihr wünschen würde, dass es in weiterer Folge weniger die Bücher, als vielmehr die Persönlichkeit, Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit des Obdachlosen sind, die ihr einen neuen Blick auf die Welt, das Universum und den ganzen Rest eröffnen. Was nämlich sind schon fiktive Figuren gegen echte Menschen?
Das stimmt natürlich. Ich hoffe, dass das eine zum anderen führt. Dass die Bücher wie eine Art Brücke zwischen den Beiden fungieren, die ihnen dabei helfen sich zu öffnen. So war so der Gedanke. Das könnte ich natürlich weiter auserzählen ... Und darüber denke ich auch gerade nach. Das Ganze noch ein wenig größer zu machen, ein Stück genauer zu erzählen, zu einer größeren Geschichte werden zu lassen. Aber nachdem ich eine Kurzgeschichte fertig habe, bin ich immer ein paar Wochen friedfertig erschöpft, daher lasse ich das mal in mir arbeiten und schaue mal, was ich in ein paar Wochen darüber denke.

Ist aber eine schöne Geschichte, RinaWu, die mich nicht nur an King Fisher denken ließ, diesen großartigen Film von Terry Gilliam - wo ja auch ein Uni-Dozent zum Obdachlosen wird - sondern auch an die großartigen 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts, in denen ich die Bücher von Vian förmlich verschlungen hab. Schon dafür hat sich’s Lesen gelohnt.
Ach, das freut mich sehr. Wirklich! Ja und Vian ... Dank dir habe ich ja nun auch "Herbst in Peking" gelesen und habe noch weitere Bücher von ihm auf meiner Leseliste. Der hat mich einfach verzaubert. Wenn ich Vian lese, dann ist irgendwie alles gut.

Hab gestern übrigens den Flug nach Frankfurt fix gebucht, das heißt, wir können im Juni persönlich über dies oder das quatschen. Über den Wert von Literatur z.B.
Ja, total gerne. Ich werde ja vermutlich nur einen Tagesausflug am Samstag schaffen, morgens in aller früh mit dem ICE hin und abends wieder zurück. Aber ich hoffe, das wird sich ausgehen ...

Liebe Grüße!
RinaWu

 

Hallo Rina,

ich musste an das Lied "Streets of London" denken, schönes Lied, aber ich habe den Text für mich immer so mit dem moralischen Zeigefinger winkend empfunden. Es gibt Bücher, wie das "Café am Ende der Welt", die sollen auch so etwas wie Lebenshilfe geben. Das ist nicht so mein Ding und deine Geschichte schrammt da für mich so gerade dran vorbei. Das ich sie trotzdem gerne gelesen habe, liegt vor allem an deiner Sprache.

Manchmal kommt’s mir so vor, als ob keiner von denen ein Gesicht hätte, ich gehe an den Gleisen entlang und kann mich an niemanden erinnern, wenn ich die Halle verlassen habe. Wie ein milchiger Film, der sich über sie legt und alle gleich aussehen lässt. Aber manchmal, da fühle ich mich beobachtet. Da stülpt sich mein Inneres nach außen und jeder kann es sehen.

Schön.

„Kann man sich ne Scheibe von abschneiden, hä? Vor allem Sie.“
„Wieso denn jetzt wieder ich?“
„Sie laufen rum mit diesem Gesicht.“
„Was stimmt nicht mit meinem Gesicht?“
„Immer, wenn ich Sie morgens seh, dann schauen Sie so.“ Er zieht die Mundwinkel nach unten. „Kneifen den Mund zusammen. Lassen die Schultern hängen. Glotzen auf den Boden. Als ob’s da was zu sehen gäb.“

Oh, der wäre mir auf die Nerven gegangen. Jetzt soll sie sich also auch noch schlecht dafür fühlen, dass sie sich schlecht fühlt und einsehen, dass sie fröhlich und dankbar sein soll. Gut, dass du auch solche Stellen hast:

„Da wird sie so dermaßen vom Leben verprügelt und steht trotzdem wieder auf. Heult sie deshalb? Nee. Die macht weiter. Jetzt erst recht. Mit dem Kopf voraus.“
„So wie Sie?“
Vor seinem Gesicht fährt ein Rollladen runter. Alles friert ein, seine Züge sehen plötzlich aus wie die einer Puppe.
„Tut mir leid, das war bescheuert.“ Ich hocke mich hin und suche seinen Blick. „Ich kapier nicht, was das hier soll?“
„Hat auch keiner gesagt, dass Sie das müssen.“

Deine Protagonistin fühlt sich von ihm letztlich doch durchschaut und sieht ihren "Fehler" ein, wird seine "Studentin".

Ree.
Sie steht nur da und sieht mich an. Ernst und regungslos. Keine Ahnung, warum, aber ich schäme mich vor ihr. Ich denke an ihre Geschichte und ich denke an meine und ich rede mir ein, ihre sei nicht echt, aber irgendwie ist sie es doch, und ich weiß, ich sollte endlich den Arsch hochkriegen.

Da die beiden Bücher mit ihren Botschaften ja sehr stark im Vordergrund stehen, hätte ich mir auch noch Zitate aus ihnen vorstellen können, aber ich weiß gar nicht, ob es in der Kürze funktioniert. Ich kenne beide Bücher nicht und so konnte ich da nicht anknüpfen, sondern musste ihre Wirkung so glauben.

Die Idee mit der Büchergrube finde ich richtig klasse.


Am Eingang der Unterführung fliegt eine Plastiktüte vorbei, raschelnd flüstert sie uns ein paar Worte zu, bis sie in einem Busch hängenbleibt.

;) Waren da mal kreischende Krümel? Schön, die Prise davon in diesem Text.

Liebe Rina, hoffentlich klappt es, dass wir uns beim Gathering kennenlernen. Das wäre toll!

Herzliche Grüße von Chutney

 

Liebe RinaWu,

das ist eine schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe. Natürlich ist die Idee des obdachlosen Intellektuellen nach ‚König der Fischer’ und (weil wir uns in München befinden) Harry Rowolth in der Lindenstraße nicht ganz neu, aber du hast sie sehr angenehm aufbereitet und mit vielen kleinen Vergleichen die Atmosphäre der Handlungsorte und die Einsamkeit deiner Protagonistin sehr schön eingefangen. Ob das Beispiel einer literarischen Gestalt ausreicht, um jemanden aus seiner Traurigkeit zu reißen, kann ich nicht nachvollziehen, aber ich nehme es dir, so wie du es mir hier anbietest, ab.

Die Handlung selber ist ein wenig vorhersehbar, weil die Personenkonstellation schon recht bald klar ist: Da ist Lena, die einen Verlust erlitten hat und sich jetzt nicht aus ihrer Traurigkeit befreien kann oder möchte und da ist Ferdinand, der obdachlose Intellektuelle, der sie aus diesem Gemütszustand rauszuholen versucht. Und das macht er, indem er ihr Literatur anbietet. Während mir ‚Winters Knochen’ mit der starken Ree einleuchtet, ist mir nicht ganz klar, inwieweit ihr ‚Geschlossene Gesellschaft’ helfen könnte. Es dient wohl eher der Charakteristik Ferdinands.

Ein paar Sachen, die ich mir beim Lesen notiert habe:

Er mustert mich, als ich aus der Halle komme und mir ’ne Kippe anzünde.
Mich hat das Wort ‚Kippe’ hier und auch an anderer Stelle gestört, weil es ja nicht die Wiedergabe einer Rede oder eines Gedanken ist und so aus der Erzählsprache der Geschichte herausfällt. Ebenso geht mir das später mit ‚arschkalt’.

Sein Pullover spannt über dem mächtigen Bauch, fast kann ich Stoff reißen hören.
Dieser Vergleich passt für mein Empfinden nicht. Reißen kann nur ein gewebter Stoff, etwas Gewirktes bzw. Gestricktes zerreißt bei Spannung mMn nicht, dazu ist es zu elastisch.

Aber die Leute laufen an uns vorbei, die Blicke auf irgendetwas in der Ferne gerichtet, auf etwas, dem sie entgegenstreben, etwas, das nichts zu tun hat mit dem grauen Himmel, der heute auf die Stadt drückt.
Solche Vergleiche haben mir in deinem Text gut gefallen. Da hast du dich für mein Gefühl wirklich weiterentwickelt.

Ich setze mich mit meiner dampfenden Tasse auf eine der Paletten, lehne mich an den Baumstamm und schlage das Buch auf.
Ich folge Ree, die sich mit unbändigem Willen durch die Geschichte schlägt.
Es ist Winter, der Boden ist gefroren, und sie sitzt dort jetzt sehr sehr lange auf einer Palette und liest. Das kann ich nur schwer nachvollziehen. Sollte sie nicht vielleicht doch eine Decke von den netten Studenten bekommen?;)

„Ist drin. Zwei Päckchen.“
Sind es nicht eher (Zucker-)‚Tütchen’?

„Wer denn jetzt schon wieder?“
„Na, Ree.“
Willst du sie wirklich so begriffsstutzig zeichnen? Worüber reden sie denn die ganze Zeit?

Mein Mund ist trocken, eine Wüste ohne Worte.
Dieser Vergleich ist mir zu stark und irgendwie finde ich ihn auch ungenau.

Manchmal sind dort Sterne, manchmal milchige Wolken, aus denen knisternd Schneeflocken auf die Scheibe fallen.
knisternd?

Das sind aber wirklich nur Kleinigkeiten. Insgesamt finde ich, dass dir hier eine in sich runde und angenehm zu lesende Geschichte gelungen ist.

Liebe Grüße
barnhelm

Ps: Wie sind die Aussichten für unser Treffen im Juni?

 
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Hallo Chutney,

ich musste an das Lied "Streets of London" denken, schönes Lied, aber ich habe den Text für mich immer so mit dem moralischen Zeigefinger winkend empfunden. Es gibt Bücher, wie das "Café am Ende der Welt", die sollen auch so etwas wie Lebenshilfe geben. Das ist nicht so mein Ding und deine Geschichte schrammt da für mich so gerade dran vorbei.
So, erster Schritt heute Morgen: "Streets of London" angehört. Schande über mein Haupt, aber kannte ich nicht, ich höre so ganz andere Musik :shy: ABER, ich weiß sofort, was du meinst. Der Song wirkt auf mich ähnlich. Witzigerweise hat mir erst gestern ein Kollege von dem Buch "Café am Ende der Welt" erzählt und dass ihm das geholfen hat, sich mal wieder darauf zu besinnen, was ihn eigentlich zufrieden macht. Das fand ich irgendwie schön, weil es zufälligerweise so zum Thema meiner Geschichte passte (die der Kollege nicht kennt). Aber auch hier weiß ich, was du meinst. Man muss bei solchen Themen immer aufpassen, dass man sich nicht als Moralapostel aufspielt, als Weltverbesserer und herumlaufender erhobener Zeigefinger. Und ich bin erleichtert, dass ich da dran vorbeigeschrammt bin, wenn auch nur gerade so ;) Das Ding ist, natürlich entwerfe ich hier Szenen, die in diese Richtung gehen: Achte mehr auf deine Mitmenschen, schau mal über den Tellerrand, usw. Das ist tatsächlich für mich selbst aber nicht der Hauptaspekt der Geschichte. Er spielt eine Rolle, denn ansonsten würden die zwei sich nicht näherkommen, aber was ich auf keinen Fall wollte, war einen Appell zu starten. Aber ich denke, das meinst du auch nicht. Und klar, im wahren Leben wäre Lena vermutlich an Ferdinand vorbeigelaufen, aber nur das wahre Leben widerspiegeln in der Literatur, das kann ja auch nicht sein :) Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann nachvollziehen, was da beim Lesen durch deinen Kopf ging, und freue mich, dass du die Geschichte dennoch gerne gelesen hast. Dass dies vor allem an meiner Sprache lag, freut mich umso mehr!

Oh, der wäre mir auf die Nerven gegangen. Jetzt soll sie sich also auch noch schlecht dafür fühlen, dass sie sich schlecht fühlt und einsehen, dass sie fröhlich und dankbar sein soll. Gut, dass du auch solche Stellen hast: (...)

Deine Protagonistin fühlt sich von ihm letztlich doch durchschaut und sieht ihren "Fehler" ein, wird seine "Studentin".

Ja, ich wollte dieses Aufeinandertreffen nicht zu einfach gestalten. Die sollten schon auch zusammenstoßen, sich mal im Ton vergreifen. Sollte ich aus der Geschichte irgendwann mehr machen, würde ich das auch noch ausbauen, die Annäherung noch ein wenig mehr herauszögern. Das geht hier im Rahmen der Kurzgeschichte natürlich recht schnell ...

Da die beiden Bücher mit ihren Botschaften ja sehr stark im Vordergrund stehen, hätte ich mir auch noch Zitate aus ihnen vorstellen können, aber ich weiß gar nicht, ob es in der Kürze funktioniert. Ich kenne beide Bücher nicht und so konnte ich da nicht anknüpfen, sondern musste ihre Wirkung so glauben.
Auch hier denke ich könnte man diese Szenen besser ausbauen, beispielsweise auch mit Zitaten, wenn man aus der Kurzgeschichte eine Erzählung/Novelle machen würde. Da werde ich in nächster Zeit mal drauf rumdenken. Dann könnte man die Wirkung der Bücher auch noch mal anders darstellen, deutlicher durchklingen lassen. Zum Beispiel durch Dinge, die sie danach macht, oder Entscheidungen, die sie danach trifft.

Die Idee mit der Büchergrube finde ich richtig klasse.
Toll! Das freut mich.

Waren da mal kreischende Krümel? Schön, die Prise davon in diesem Text.
:D Ja, da waren mal kreischende Krümel. Peeperkorn hat mir bei meiner letzten KG den Tipp gegeben, sich hin und wieder ein Stück aus einem Dialog zu lösen, den Blick kurz von den Figuren abzuwenden, um dann wieder zu ihnen zurückzukehren. Das war sehr hilfreich und das versuche ich nun auch anzuwenden. Zum Beispiel durch solche kleinen Szenen wie die mit der flüsternden Tüte. Schön, dass es zu funktionieren scheint.

Liebe Rina, hoffentlich klappt es, dass wir uns beim Gathering kennenlernen. Das wäre toll!
Das wäre mega! Wenn alles gut läuft, bin ich ja an dem Wochenende am Samstag tagsüber in Frankfurt und könnte dazustoßen, wo immer ihr gerade rumpöbelt :D

Liebe Grüße!

Liebe barnhelm,

vielen Dank für deinen Kommentar!

Natürlich ist die Idee des obdachlosen Intellektuellen nach ‚König der Fischer’ und (weil wir uns in München befinden) Harry Rowolth in der Lindenstraße nicht ganz neu, aber du hast sie sehr angenehm aufbereitet und mit vielen kleinen Vergleichen die Atmosphäre der Handlungsorte und die Einsamkeit deiner Protagonistin sehr schön eingefangen.
Ich habe "König der Fischer" nicht gesehen und "Lindenstraße" nie angeschaut, daher kann ich da jetzt gar nichts zu sagen ;) Aber natürlich ist es so, dass die Idee keine neue ist. Welche Idee in der Literatur ist schon vollkommen neu ... Deshalb umso wichtiger, wenn du das Thema gut aufbereitet und erzählt findest. Darauf kommt es dann doch an :shy:

Ob das Beispiel einer literarischen Gestalt ausreicht, um jemanden aus seiner Traurigkeit zu reißen, kann ich nicht nachvollziehen, aber ich nehme es dir, so wie du es mir hier anbietest, ab.
Ja, gute Frage. Ich würde sagen, es kann funktionieren, muss aber nicht. Das kommt auf so viele Dinge an. Die momentan Lebensphase, den Lesenden, das Buch ... Aber ich glaube, es gibt durchaus die Möglichkeit, dass eine literarische Gestalt zumindest mal einen anderen Denkansatz liefern kann.

Die Handlung selber ist ein wenig vorhersehbar, weil die Personenkonstellation schon recht bald klar ist: Da ist Lena, die einen Verlust erlitten hat und sich jetzt nicht aus ihrer Traurigkeit befreien kann oder möchte und da ist Ferdinand, der obdachlose Intellektuelle, der sie aus diesem Gemütszustand rauszuholen versucht.
Ja, da stimme ich dir zu.

Während mir ‚Winters Knochen’ mit der starken Ree einleuchtet, ist mir nicht ganz klar, inwieweit ihr ‚Geschlossene Gesellschaft’ helfen könnte. Es dient wohl eher der Charakteristik Ferdinands.
Ja, das stimmt, hier verändert sich die - ich nennen es mal - "Lehrtaktik". Meine Idee war, dass Ferdinand Lena erst einmal Bücher zu lesen gibt, die sie stärken sollen, die sie dazu bringen, aus ihrem Selbstmitleid herauszufinden, und dann mit Büchern weiterzumachen, die irgendwie miteinander verflochten sind, also tatsächlich vielleicht eine Art Rückerinnerung an seine Zeit als Professor. Und geschlossene Gesellschaft fiel mir da ein, weil ich das Buch a) total beeindruckend fand, als ich es vor Jahren gelesen habe und b), weil Sartre und Vian miteinander verknüpft sind, erst als Freunde, dann jedoch als Feinde. Das passte in meinem Kopf dann irgendwie ganz gut zusammen.

Mich hat das Wort ‚Kippe’ hier und auch an anderer Stelle gestört, weil es ja nicht die Wiedergabe einer Rede oder eines Gedanken ist und so aus der Erzählsprache der Geschichte herausfällt. Ebenso geht mir das später mit ‚arschkalt’.
Ja, das wurde bereits erwähnt, ich hadere aber sehr damit, es zu streichen, bzw. abzuändern. Für mein Gefühl passt es zu Lena, trotz der plötzlichen "Grobheit". Daher würde ich das gerne so lassen.

Dieser Vergleich passt für mein Empfinden nicht. Reißen kann nur ein gewebter Stoff, etwas Gewirktes bzw. Gestricktes zerreißt bei Spannung mMn nicht, dazu ist es zu elastisch.
Aber es gibt doch nicht ausschließlich gestrickte Pullover ... Und es steht doch auch nirgendwo, dass er einen Strickpulli anhat. Es gibt auch Pullover aus Baumwolle, die, wenn man sie zu sehr beansprucht und der Stoff spannt, reißende Geräusche machen können. Und dieser Gedanke von Lena, dass sie "fast schon den Stoff reißen hören kann", das beschreibt ja auch eher, wie sehr der Pulli über dem Bauch spannt. Dass er also evtl. zu klein ist und sich so über dem Körper des Mannes dehnt, dass ihr dieses Geräusch in den Kopf kommt. Du siehst schon, auch das würde ich gerne so lassen ;)

Solche Vergleiche haben mir in deinem Text gut gefallen. Da hast du dich für mein Gefühl wirklich weiterentwickelt.
Danke, barnhelm, das tut gut zu hören.

Es ist Winter, der Boden ist gefroren, und sie sitzt dort jetzt sehr sehr lange auf einer Palette und liest. Das kann ich nur schwer nachvollziehen. Sollte sie nicht vielleicht doch eine Decke von den netten Studenten bekommen?
Stimmt! Eine Decke könnte ich da einbauen für Lena. Das mit dem netten Studenten überlege ich mir noch. Vielleicht ließe sich anhand dieser Situation auch beschreiben, wie zurückgezogen sie ist. So à la: Er ist voll nett und geht auf sie zu, will sogar aufgrund der Deckensituation ein Gespräch beginnen, Lena hingegen schnappt sich das Ding nur und will ihre Ruhe. Da überlege ich mir was.

Sind es nicht eher (Zucker-)‚Tütchen’?
Gekauft.

Willst du sie wirklich so begriffsstutzig zeichnen? Worüber reden sie denn die ganze Zeit?
Das sollte viel eher trotzig klingen. Aber nachdem das nun mehrfach angesprochen wurde, nehme ich das raus, glaube ich.

knisternd?
Ja, knisternd. Hier schneit es ja gerade ununterbrochen. Und bei mir zu Hause, ich lebe in einer Dachgeschosswohnung, wenn es ganz still ist und die Flocken auf die Scheibe treffen, dann klingt das knisternd. Oder wenn du zum Beispiel mit einem Schirm durch dichten Schnee läufst, horch mal, wie das klingt. Ich finde, das knistert ...

Das sind aber wirklich nur Kleinigkeiten. Insgesamt finde ich, dass dir hier eine in sich runde und angenehm zu lesende Geschichte gelungen is
Nein, das ist super, diese "Kleinigkeiten" helfen mir ja dabei, bestimmte Dinge noch mal zu hinterfragen und zu verbessern. Vielen Dank!

Ps: Wie sind die Aussichten für unser Treffen im Juni?
Na, ich habe ja im Wortkriegertreffen-Thread geschrieben, dass ich vermutlich an dem Wochenende am Samstag tagsüber nach Frankfurt kommen könnte. Der ICE von München ist ja in drei Stunden da. Wenn das also in eure Planung passt, bin ich gerne dabei.

Liebe Grüße
RinaWu

 

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