- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 14
1
Es ist laut. Dort hinten im Schatten stehst du, du unterhältst dich mit deinen Freunden. Jetzt bemerkst du mich auch und du nickst mir zu, ich nicke zurück, dann redest du weiter.
Ich nehme einen Schluck Batida Kirsch und laufe herum, wechsel ein paar Worte mit diesem und jenem. Jemand berührt mich an der Schulter. Ich drehe mich um und du begrüßt mich herzlich: "Hallo Rike, schön dich zu sehen!" Ich freue mich darüber. "Ja, dich auch."
Die Musik geht an, auf der Tanzfläche ist Scheinwerferlicht und ein bisschen Nebel. Du brüllst etwas.
Ich verstehe dich nicht und brülle zurück: "Was?" "Ob wir rausgehen wollen, hab ich gefragt" "Oh, ok." Ich stelle mein Glas ab und folge dir in Richtung Treppe.
Als wir nach draußen treten, ist es kühl. Die frische Luft lässt mich meine Jacke fester ziehen. Du hältst an und ich trete an deine Seite. "Die Nacht ist schön", bemerke ich und wippe auf dem Fuß. "Ja...", sagst du und dann schaust du mich an. "Du, Rike, ich hab Lust ein bisschen zu Laufen. Treffen wir uns nachher am Steg?" "Ok", antworte ich. "Schön, dann bis gleich!", du winkst mir zu und läufst davon.
Der See liegt glatt und ruhig. Ein Wind kommt auf und treibt die kleinen Wellen aus dem Wasser. Sie glitzern kurz und flüchten davon. Ich schaue ihnen nach.
Hinter mir raschelt es, ich dreh mich um und sehe dich aus dem Gebüsch treten. Dein Haar ist zerzaust. Dann kommst du auf mich zu und stellst dich neben mich. Wir spähen zusammen auf den See hinaus.
Nach einer Weile drehst du dich zu mir und sagst: "Die Nacht ist heute echt schön..." Ich nicke und du wirkst plötzlich verlegen. "Wie geht es dir eigentlich?", fragst du. "Gut und dir?" "Ja, ganz ok."
Dann schweigen wir.
"Und Wie geht es Julia?" Dein Blick weicht auf den Boden. "Nicht so gut", sagst du, "Ich versuche sie seit ein paar Wochen dazu zu überreden, eine Therapie anzufangen." Und jetzt lächelst du traurig und mir fehlen dir Worte, also nicke ich nur verständlich. "Sie hat Angst, weißt du?" Du seufzt. Ich schaue dich an, aber nun schweigst du wieder und der Wind kommt zurück und lässt die Blätter rauschen.
"Glaubst du der Mensch merkt das, Rike, wenn ein anderer Mensch ihn wirklich liebt, also sehr liebt?" Ich muss schlucken. Ich reiße mich zusammen und sage ernst: "Nun, ich denke schon, dass man das spürt. Vielleicht nicht immer, aber sicherlich spürt man das irgendwo." "Glaubst du sie spürt es bei mir?" Du siehst mich an, und für einen Moment bemerke ich wieder die Unsicherheit, die du vor Jahren so entschlossen ablegen wolltest. Ich zögere kurz und antworte : "Ja, ich denke schon..."
Noch immer scheinst du nicht überzeugt, also füge ich hinzu: "Hör zu Steff, mach dir keine Sorgen. Das mit Jule wird schon wieder, ihr liebt euch doch, also hab einfach Vertrauen." Du hältst kurz inne, dann lächelst du: "Ja, du hast recht." Und jetzt scheinst du wieder so wie vorher, als wäre nichts gewesen und ich spüre erstmals einen Stich im Herzen.
"Du Rike, es ist schon spät, sollten wir nicht nachhause gehen?" Du lächelst entschuldigen. "Ja, denke ich auch", sage ich, also drehen wir uns um und gehen wieder den Steg hinauf.
Die Straße ist menschenleer. In der Ferne höre ich die Musik aus der Bar. Du stehst mit dem Rücken zu mir und das Laternenlicht malt deinen Umriss auf den Asphalt.
"War schön dich wiederzusehen, Rike" Ich blicke auf. "Ja, ich fands auch schön, Steff." "Wir sollten bald wieder etwas zusammen unternehmen, ok?" Du lächelst mich an. Ich werde rot. "Ja, klar", höre ich mich sagen. "Schön, bis dann. Ich freu mich!" Du winkst mir zu und gehst. Ich schaue dir nach.