Was ist neu

10. Dezember

Mitglied
Beitritt
05.09.2008
Beiträge
8
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

10. Dezember

Ein Wald in Mitteleuropa. Wir wollen einen Eisbären jagen. Seine Höhle ist nur wenige Schritte von hier entfernt, wir sind zu fünft. Die anderen haben den Mut nicht. Ich aber, der große Jäger meines Volkes wage mich in die Höhle. Das Schwert in der Hand, bereit die Bestie zu erlegen.
Ein Fußballstadion. Es spielen Brasilien und Deutschland. 89. Minute es steht 2:2 - bisher hatte ich bei Brasilien gespielt, doch nun wechsle ich die Mannschaft. Der entscheidende Treffer für meine Heimat, durch mich, nach perfekter Vorlage von Lahm. Das Publikum auf der Tribüne bricht in Jubelstürme aus, ich schlage einen Salto.
Ein Zimmer in einer netten Wohnung in Köln."Thorsten, komm Essen", ruft eine Frau. Meine Mutter.
Nürburgring. Ich befinde mich auf der letzten Runde. Zweiter, nur Hamilton liegt noch vor mir. Doch Gewinner werden nicht Zweiter! Ich gebe Gas. Das Auto scheint zu fliegen und holt die 5 Sekunden Rückstand mit ungekannter Leichtigkeit ein. Ich lasse mich von der Menge feiern.
Paris. Ich sitze in einem Café. Mir gegenüber eine wunderschöne Blondine. Wir reden über unsere Kinder. Sie sind daheim bei unserer Nanny. Heute wollen wir zwei gemeinsam ein wenig Spaß im Urlaub haben.
Ein kleines Zimmer in einer noch kleineren Wohnung in Dortmund. "Thorsten, hast du schon wieder den ganzen Nachmittag nichts getan, außer die Decke anzustarren?", wieder meine Mutter. "Aus dir wird nie etwas werden!"
Köln. Ich gehe mit meinem Vater im Park spazieren. Die Sonne strahlt, wir unterhalten uns über meinen Führerschein. Auf der Heimfahrt geraten wir in einer Kurve auf der Landstraße ins Schlingern. Doch diesmal überlebt er.
Schwarze Unendlichkeit. Um mich herum schwirren Formeln. Zahlen. Buchstaben. Formen. Lösungen.

Ich stehe in einem großen Saal in Stockholm. Die Leute erwarten eine Rede, ich gebe ihnen zwei Sätze. "Meine Mutter sagte, aus Menschen, die den ganzen Tag träumen, werde nie etwas Vernünftiges werden. Ich sage, aus Menschen, die keine Träume haben, wird nie etwas Besonderes werden."

 

Hallo,

Die folgende Geschichte ist meine erste Kurzgeschichte. Jedenfalls für mich ist sie somit ein Experiment, inwiefern sie in diese Rubrik passt, kann ich jedoch nicht sagen. Ich versuche mich normalerweise eher an Gedichten, eventuell ist das auch an meinem eher knappem Schreibstil erkennbar. Aber seht selbst...


Hallo Todeshand,

solche Kommentare bitte in einem gesonderten Beitrag unterhalb der Geschichte.

Lieben Gruß und herzlich willkommen
sim

 

Hallo Todeshand,

ein Tagträumer wird Nobelpreisträger - das freut mich, dann habe ich noch Chancen.

Deine KG hat mir gefallen,auch wenn ich sie zu kompakt fand. Sie hüpft von Höhepunkt zu Höhepunkt, nur kommt bei mir so keine Spannung auf, weil alles dazwischen fehlt.
Und genau das lässt mich daran zweifeln, dass der Tagträumer es wirklich in die große Halle nach Stockholm schafft - es sind schlicht Allmachtsphantasien, keine, die irgendjemanden irgendwie irgendwohin bringen (wie z.B. der Entdecker der räumlichen Struktur von Benzol von einer sich in den Schwanz beißenden Schlange geträumt hat, oder Archimedes, der das rinzip des spezifischen Gewichts in der Badewanne entdeckte).
Es sei denn natürlich, auch die Stockholmer Rede ist ein Tagtraum ...

Außerdem fehlt m.E. das Experiment: weder finde ich es inhaltlich noch sprachlich noch vom Aufbau her.

Und was alles mit dem 10.Dezember zu tun hat, bleibt mir rätselhaft.

Trotzdem viel Spaß noch im Forum!

Gruß, Pardus

 

Mir kam der Gedanke, dass es sich auch lesen könnte, wie all die Dinge, die an einem 10. Dezember stattgefunden haben. (Ob das bei den Sportveranstaltungen stimmen kann, weiß ich nicht )
Nein, das stimmt nicht, gegen Brasilien hat Deutschland im Dezember nur drei Mal gespielt, nämlich am 14. 1968 (2:2), am 12. 1987 (1:1) und am 16. 1992 (1:3).
Wäre natürlich das I-Tüpfelchen auf solcher Geschichte, wenn solche Details stimmen würden, andererseits wäre es natürlich inkonsequent, da es sich bei diesen Einblendungen ja um die Tagträume von Thorsten handelt.
Auch bei der Preisverleihung muss es sich um einen Tagtraum handeln, jedenfalls, wenn man die Spielerangabe "Lahm" ernst nimmt, denn der spielt in der Gegenwart, die Nobelpreisvergabe an unseren Träumer muss also entweder in der Zukunft stattfinden oder sie ist eben auch nur ein Traum. Auch die aktuellen Namen der Formel-1 Fahrer deuten darauf hin (für die ist übrigens im Dezember Pause, auch dieses Rennen kann nicht an einem zehnten stattgefunden haben).

Der zehnte Dezember hat übrigens viel zu bieten.

Lieben Gruß
sim

 

Sehr verehrte Todeshand, (oder wie auch immer)

Ich mag die Stimmung Deiner Erzählung - den Sprung von Gedankenfetzen, Erinnerungen. Du lieferst hier auch einige interessante Details, die man meiner Meinung nach, zu einer nachvollziehbaren Geschichte zusammenweben könnte:

Ein kleines Zimmer in einer noch kleineren Wohnung in Dortmund.
nehme an, die Eltern sind geschieden...

Doch diesmal überlebt er.
nehme an, dem Vater passiert dann noch noch mal was...

wäre auch interessant, wenn einer der Gedankenfetzen etwas mit dem letztendlich errungenen Erfolg zu tun hat. Anfangs dachte ich: Hat er irgendwelche Erfolge im Bereich der Prähistorik zu verbuchen?, wegen der ersten Sätze. (aber Schwert und Eisbären in Mitteleuropa?) Das könnte aber auch nur eine Phantasie darstellen, in der er halt in einem anderen Zusammenhang der Beste ist.

Was man von Thorsten mitkriegt ist, dass er gerne träumt und hoch hinaus will.

Schwarze Unendlichkeit. Um mich herum schwirren Formeln. Zahlen. Buchstaben. Formen. Lösungen..

bringt einen (absichtlich?) durcheinander. Astronomie?

Als Experiment finde ich es recht gut. Glaube, da steckt mehr drin. Der letzte Satz rundet die Sache schön ab, wenn auch ein Bisschen moralisch.

Lass uns doch mal wissen, was Dir dabei so durch den Kopf ging! Wäre interessant.

Liebe Grüsse und viel Erfolg

Elisabeth

 
Zuletzt bearbeitet:

Wie konnt ich nur Deinen Erstling übersehn,

sanfte Todeshand,

die einen streichelt und zugleich einen mitnimmt ins Land derer, die mit offnen Augen träumen. Eye'm a daydreamer!

Eine solche Geschichte über Geschichten/Träume bedarf keines Spannungsbogen, da man dann nur gegen die Wand knallen kann. Gleichwohl - bei aller Begeisterung – dringt die Realität durch Grammatik ein:

>Das Schwert in der Hand, bereitKOMMA die Bestie zu erlegen.<

>Ein Zimmer in einer netten Wohnung in Köln.LEERTASTE"Thorsten, komm EssenAUSRUFEZEICHEN", ruft eine Frau.<

>Auf der Heimfahrt geraten wir in einer Kurve auf der Landstraße ins Schlingern. Doch diesmal überlebt er.< Sarkasmus oder Ironie? Glück gehabt, womit ich zu Deiner zwoten Geschichte überspringen will, welche diese hier m. E. fortsetzt mit andern Mitteln.

Gruß

Friedel -

und rüber zum zwoten Teil!

keine halbe Stunde später:

Als ich gerade an andrer Stelle Fußnoten anbring, fällt mir erst das Einstellungsdatum auf, was - mehr oder weniger bekloppt - dem Tagträumer drei Daten zu einem einzigen zusammenfasst:
06.09.
>Schwarze Unendlichkeit.< Al Fatah wird aus Jordanien vertrieben
(„Schwarzer September“)
9/11
>Die Sonne strahlt, …<
nicht nur in NY, auch in Mitteleuropa an diesem Morgen.
>Wir wollen einen Eisbären jagen.<
>Das Schwert in der Hand, bereit[,] die Bestie zu erlegen.<
10.12.
Der Erfinder des Dynamits und der Initialzündung mit Knallquecksilber in der Sprengtechnik stirbt
Gründungstag der Hamas
Arafat, Peres und Rabin erhalten den Friedensnobelpreis
Kein Jahr später wird Rabin von einem extremistischen Israeli erschossen >Doch diesmal überlebt er< nicht.

 

Nun, meine Lieben,

ich habe das ganze ein wenig anders verstanden (das mag mein verworrendes Hirn sein, oder die Tatsache, dass es erst kurz vor 10 ist und die Herren eine Wohnung unter mir unentwegt Bohren).

Mal von der Tatsache weg, dass nicht alle Ereignisse am 10. Dezember statt gefunden habe, habe ich das zunächst mal vorrausgesetzt, weil ichs einfach nicht besser wusste. Der Satz "Diesmal überlebt er" hat mir dann "meinen" Schlüssel für die Story gegeben. Folgendes ist passiert: Der Vater stirbt. Herr Tagträumer findet das natürlich nicht so komisch. Er entwickelt eine Zeitmaschine, verirrt sich allerdings ein wenig in andere 10. Dezember und landet schließlich am richtigen Tag und kann seinen Vater retten. Später bekommt er dafür den Nobelpreis.
Jaa, an einigen Stellen hackt diese Story. Aber besonders diese Sicht von außen, sogar auf sich selbst, hat mir das Gefühl gegeben, dass er hier ein Beobachter ist, nicht Teil der Zeit.

Das mag jetzt vollkommen daneben sein ;) Anders allerdings, wenn es "nur" darum geht, dass ein Tagträumer auch etwas erreichen kann, dann ist mir die Geschichte zu kurz und zu leer. Dann ist das hier nur einen Schritt weiter als "Ein Tagträumer schafft es am Ende doch noch den Nobelpreis zu bekommen." Da muss mehr rein, mehr Hintergrund, mehr Vordergrund. Um dieses doch schon recht häufig benutzte Thema noch einmal interessant zu machen, musst es mit Leben füllen ;)

Grüße
Fio

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom