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Abendrot

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21.12.2015
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Abendrot

Das Telefon zeigt eine unbekannte Nummer, und das gefällt mir gar nicht. Schließlich bin ich ein gebranntes Kind. Telefonbelästigung. Keine schöne Sache, wenn man allein wohnt. Doch ich kann dem Klingelton nur selten widerstehen. Dazu bin ich viel zu neugierig. Wenn es wieder so ein ekelhafter Keucher ist, lege ich einfach auf.
Also nehme ich den Anruf an. Aber nur, weil es Montag ist, um zehn Uhr morgens, nach einem öden Wochenende, dessen Höhepunkt darin bestand, dass alle halbe Stunde die Halloween-Kinder klingelten, um "Süßes oder Saures“ zu verlangen.
"Guten Morgen“, sagt eine Männerstimme, "entschuldigen Sie bitte, aber spreche ich mit Christel Eberle? Ich bin Horst Gabler."
"Christel Eberle? Ja, so hieß ich früher mal. Aber wieso ... Horst, sagen Sie, Horst, bist du's?"
"Na, du hast ja schnell geschaltet. Bist immer noch fix und bestimmt fit wie ein Turnschuh."
Der Anruf reißt mich zurück in die Vergangenheit.
Horst, mein Studentenfreund aus dem ersten Semester. Ich hatte ihn mal gefragt, wie er auf mich aufmerksam geworden sei.
"Hübsche Beine. Ich saß hinter dir im Seminar. Du hattest sie immer um die Stuhlbeine geschlungen. Sah richtig sexy aus."
Wir hatten eine unbeschwerte Zeit zusammen, mit vielen Kneipenbesuchen und harmloser Knutscherei. Kurz bevor ich nach Westberlin abdampfte, erfuhr ich, dass er auch noch bei anderen Mädels auf der Pirsch war. Horst also, der Mehrspurige.
"Sag mal, hättest du nicht Lust zu einem Treffen? Wir könnten einen Stadtbummel machen und über alte Zeiten reden. Ich mache gerade eine Erinnerungstour ..."
"Allein? Hast du keine Familie?"
"Doch, zwei Töchter und ein Enkelkind ... Aber ... Meine Frau ist vor drei Monaten gestorben. Nächstes Jahr wollten wir Goldene Hochzeit feiern."
"Oh je, das ist hart … ich weiß, wovon du redest. Wo wohnst du eigentlich?"
"In Rottweil. Aber lass uns das in Ruhe besprechen. Wenn du mir deine E-Mail-Adresse gibst, kriegst du alles erzählt. Du hast doch eine? Jetzt muss ich packen. Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland, da habe ich drei Jahre lang als Dozent gelebt."
"Wie du willst. Meine ist ganz leicht zu merken: Christel Punkt Eberle, Klammeraffe, web Punkt de. Da bin ich ja gespannt ..."
Das ist's fürs Erste. Ich wüsste zu gerne, wie er mich aufgespürt hat.

Beim Kaffeetrinken am Nachmittag erzähle ich meiner Schwester von Horst. Wir wohnen im gleichen Viertel, nur wenige Straßen auseinander. Seit sieben Jahren lebe ich jetzt allein in unserem Dreifamilienhaus. Seit Egons Tod. Oben ist alles vermietet. Ich wohne in der Fünfzimmerwohnung im Parterre. Ich könnte hier an eine Studentin vermieten , aber das will ich nicht, auch wenn die Stadtverwaltung immer wieder an uns ältere, alleinstehende Mitbürger appelliert.
"Ist ja nicht schlecht, wenn du mal wieder neue Leute triffst, auch wenn's eigentlich die alten sind. Wird bestimmt lustig. Will er hier Urlaub machen? Kannst ihn gerne zum Kaffee bei mir mitbringen."
Meine Schwester ist mindestens so neugierig wie ich.
"Ich weiß noch gar nichts Genaues. Jetzt ist er erst einmal eine Woche in Schottland, mit einer Freundin."
Meine Schwester zieht die Augenbrauen hoch, sie verkneift sich eine Bemerkung. Ich weiß aber, was sie gerne sagen würde.

Nach vierzehn Tagen beginnt ein lebhafter E-Mail-Verkehr. Das Wiedersehen verschieben wir aufs Frühjahr, wenn der Flieder wieder blüht, wie Horst, der alte Charmeur, scherzhaft formuliert. Er will ganz viel wissen aus meinem Leben, wie früher. Ich krame in alten Fotoalben, schüttle den Kopf über unsere damaligen langen Mähnen, meine riesengroße Brille und die Miniröcke. Bin das wirklich ich mit der Stoffwindel als Kopfschmuck und dem bodenlangen, geblümten Folklore-Kleid? Ach, das war natürlich ein paar Jährchen später, so um die Siebziger herum, als auch an unserer Uni etwas verspätet die Achtundsechziger auftauchten.
Einmal schickt Horst eine Liste zum Ankreuzen, da geht es um Fragen wie Musikgeschmack, Lieblingsgerichte und Lesegewohnheiten und, fett gedruckt, um Reiseziele. Über Geld oder anderes Hab und Gut will er von mir nichts wissen. Da erwähnt er nur, dass er nach seiner Pensionierung in seinem Haus wohne. Es sei viel zu groß für ihn allein. Wahrscheinlich werde er es seinen Töchtern und dem halbwüchsigen Enkel überlassen. Die könnten dann das Grundstück besser pflegen und er habe mehr Zeit für seine Reisen.
"Du reist auch gern, oder? Ich habe ein Häuschen am Lago Maggiore. Nichts Besonderes, aber mit wunderbarem Blick auf den See. Am schönsten ist es dort, wenn die Kamelien blühen. Ach Christel, das ist ein Plätzchen, wo man vergisst, dass man alt ist. Ich freue mich so auf das Treffen im Frühjahr. Kannst du mir mal ein neueres Foto schicken? Ein älteres von dir habe ich gegoogelt. Unverkennbar Christel! Du warst da zu einer Lehrerfortbildung auf der Comburg."

'Altwerden ist nichts für Feiglinge'. Das Buch steht in meinem Bücherschrank, meine Schwester hat es mir neulich geschenkt. Ganz ehrlich, ich habe es noch nicht gelesen. Ich weiß auch so, wie es sich anfühlt. Mir geht es ja gesundheitlich ganz gut, aber meine Schwester sitzt teilweise im Rollstuhl, und ich bewundere sie dafür, wie sie ihren Alltag meistert, sich im Behindertenrat engagiert und sogar noch Auto fährt, obwohl sie zwei Jahre älter ist als ich.
"Du könntest wirklich mehr unter die Leute gehen, es gibt genügend Angebote", sagt sie und ärgert sich, wenn ich ihre Einladung zu einer Vernissage oder einem Theaterbesuch ablehne. Wir wohnen im selben Viertel, nur ein paar Straßen auseinander. Über meinen E-Mail-Kontakt mit Horst amüsiert sie sich.
"Pass auf", sagt sie, ganz große Schwester, "der sucht 'ne neue Frau. Aber dein Horst wird nicht aus Rottweil wegziehen, da geh ich jede Wette ein. Da hat er schließlich seine Kinder."
"Er ist nicht mein Horst. Du spinnst, wie kommst du denn auf so eine Idee? Klar, es ist schon ein wenig verrückt, was der alles wissen will. Aber der Mann ist halt ein wenig sentimental. Vor allem möchte er sich neu sortieren, glaube ich. Das kann ich verstehen. Am Geld scheint es nicht zu scheitern." Schon aus Prinzip muss ich ihr widersprechen.
Aber jetzt hat mir meine Schwester einen Floh ins Ohr gesetzt. Wollte ich wirklich noch einmal eine Bindung eingehen? Horst hat ebenso wie ich eine langjährige Ehe geführt, in guten wie in schlechten Tagen, ganz altmodisch. Er erzählt offenherzig davon. Er scheint ein Familienmensch zu sein. Aber Bilder schickt er nicht und ich trau mich nicht, danach zu fragen. Es gibt nur ein Foto aus Studentenzeiten von ihm, darauf ist ein schlaksiger Junge mit abstehenden Ohren und spitzbübischem Grinsen zu sehen. Ich kann mich an kräftig zupackende Hände erinnern und an überraschende Küsse in der Mensa. Keine Ahnung, wie er heute aussieht. Im Internet finde ich zwar einen Bericht über seine Pensionierung am Gymnasium, aber kein Foto.

Was wäre, wenn … Das Grübeln darüber beschert mir schlaflose Nächte. Ein enges Zusammenleben, womöglich Sex, alles jagt mir Schauer über den Rücken. Ich lebe nun schon so lange allein.
Andererseits ... Oh Gott, hört das denn niemals auf, die Sehnsucht nach Körperkontakt, nach Zärtlichkeit? In meinem Leben fehlen Kinder und Enkel, und Haustiere habe ich wegen meiner Tierhaarallergie auch nicht. Ich selber finde mich im Umgang mit Fremden ziemlich spröde, manchmal abweisend. Und trotzdem lasse ich zu, dass das Bild von einer neuen Partnerschaft immer schärfere Konturen gewinnt. Tagträume. Vor dem Spiegel inspiziere ich mich von oben bis unten. Ob er meine Beine immer noch sexy finden würde? Krampfadern habe ich jedenfalls keine. Miniröcke hängen allerdings keine mehr im Kleiderschrank, der dringend eine Generalüberholung nötig hat, besonders wegen der Unterwäsche. Was Seidiges wäre natürlich hübscher. Ich seufze. Klar ist mir jedenfalls, dass sich festes Fleisch mit glatter Haut genussvoller streicheln lässt.
Ich fange an, den Umzug nach Rottweil zu planen. Meine Schwester macht sich Sorgen um mich. Sie nennt mich abwechselnd naiv und verrückt.

Am sechsten Januar finde ich einen Brief von Horst im Briefkasten.
"Das Internet ist mir abhanden gekommen, deshalb bemühe ich wieder einmal die Briefpost", schreibt er, "bitte entschuldige, dass ich eine Weile nichts von mir hören ließ. Ich möchte dich immer noch im Frühjahr besuchen. Allerdings werde ich nicht alleine kommen. Ich habe mich nämlich verlobt, mit der Freundin, die mich nach Schottland begleitet hat, du erinnerst dich sicher. Meine Töchter sind ganz aus dem Häuschen, sie finden, dass ich ihnen eine große Sorge abgenommen habe. Alleinleben ist nichts für mich, das weiß ich nun. Zuletzt bin ich wohl allen ein wenig auf die Nerven gegangen mit meinen ständigen Besuchen. Stell dir vor, ich habe sogar eine frühere Schülerin gefragt, ob sie mich heiraten will! Aber jetzt ist alles gut.
Es bleibt hoffentlich bei unserem Treffen im Frühjahr? Meine Verlobte und ich könnten den Besuch in unsere Reise an den Lago einbauen.
Herzlichst Horst mit Andrea, die dich wahnsinnig gerne kennenlernen möchte."

Ich weiß noch nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Oder mich schämen. Habe ich mich verrannt, weil der Wunsch nach einem Neuanfang übermächtig wurde? Horst hat ja keinerlei Andeutungen gemacht. Zum Glück verzichtet meine Schwester auf Kommentare wie "Ich hab’s ja gleich gesagt" und lässt mich meine Enttäuschung in Ruhe verarbeiten.
Der Brief liegt auf dem Nachttisch. Er ist schon ganz zerknittert, weil ich ihn immer wieder lesen muss. Hat Horst mit meinen Gefühlen gespielt oder ist er völlig ahnungslos, was er bei mir angerichtet hat? Unfassbar, mit welchem Tempo er sich in eine neue Zweisamkeit geflüchtet hat! Ob seine Ehe wirklich so toll war? Nicht mal das Trauerjahr hat er eingehalten. Und diese Freundin Andrea … die war sofort zur Stelle.
Ich erkenne, da standen schon andere in den Startlöchern, raffinierter als ich und mit Heimvorteil. Carpe diem. Und ich bin eine dumme, sentimentale Kuh, die glaubt, fünfzig Jahre ließen sich einfach so beiseite schieben.
Der Zorn lässt mich nachts in der dunklen Wohnung herumwandern auf der Suche nach Baldriantee und Lavendelkissen. Lies nochmal, suche nach Spuren, ob sich Horst lustig macht. Nein, tut er nicht. Mein Gott, ich glaube, der ist so naiv wie ich.
Meine Schwester hatte Recht, Horst suchte eine neue Frau, aber ich bin durchgefallen oder er hatte mich gar nicht im Visier, sondern forschte nur nach Spuren der Jugend. Wer weiß, ob ich nicht eine große Enttäuschung erlebt hätte. Und etwas Gutes bleibt. Ich weiß jetzt viel mehr über mich selber.

Nach einigen Wochen breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus.
Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern, der gerne auf Reisen geht. Und Andrea will ich auf jeden Fall kennenlernen.

 

Liebe @wieselmaus,

da bin ich mal die Erste! Ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Das Tempo ist ein bisschen gemütlicher, als bei den atemlosen "Show"-Geschichten. Da wird aus der Vergangenheit geplaudert und erstmal das Problem mit der Telefonbelästigung ausgebreitet, welche mit dem Rest der Geschichte eigentlich nichts zu tun hat. (oder doch?) Aber ich bin trotzdem gerne dabei geblieben und war gespannt wie es mit den beiden weitergeht. In meinem engeren Familienkreis sind in den letzten Jahren noch zwei Partnerschaften entstanden, mit über 70, bzw. 80 Jahren und ich bin beeindruckt, was da für völlig neue Seiten gelebt werden und welche Heiterkeit, Flexibilität und wieviel Flirt da im Spiel ist, auch wenn sich da nicht alles rosa gestaltet, natürlich nicht.
Ja der Horst, der so schwer auf der Suche ist und so gar keinen Hehl daraus macht und was er bei der Christel auslöst, das ist schon aus dem Leben gegriffen.

Kurz bevor ich nach Westberlin abdampfte, erfuhr ich, dass er auch noch bei anderen Mädels auf der Pirsch war. Horst also, der Mehrspurige.

Nett, ihr lakonischer Blick auf ihn.

Einmal schickt Horst eine Liste zum Ankreuzen, da geht es hauptsächlich um Fragen wie Musikgeschmack, Lieblingsgerichte und Lesegewohnheiten und, fett gedruckt, um Reiseziele.

Da verdreht man echt die Augen. Er geht sein Projekt ja echt strategisch an. Witziges Detail.

Horst, mein Studentenfreund aus dem ersten Semester. Ich hatte ihn mal gefragt, wie er auf mich aufmerksam geworden sei.
„Hübsche Beine. Ich saß hinter dir im Seminar. Du hattest sie immer um die Stuhlbeine geschlungen. Sah richtig sexy aus.“

Auch schön, die zarte Erotik zwischen den beiden in der Vergangenheit.

Interessant, wie wenig Illusionen sie sich über ihn macht und es zugleich einfach passiert, dass er diese Tür in ihr aufstößt.

Andererseits ... Oh Gott, hört das denn niemals auf, die Sehnsucht nach Körperkontakt, nach Zärtlichkeit? In meinem Leben fehlen Kinder und Enkel, und Haustiere habe ich wegen meiner Tierhaarallergie auch nicht. Ich selber finde mich im Umgang mit Fremden ziemlich spröde, manchmal abweisend. Und trotzdem lasse ich zu, dass das Bild von einer neuen Partnerschaft immer schärfere Konturen gewinnt. Tagträume. Ich fange an, meinen Umzug zu planen. Meine Schwester macht sich Sorgen um mich.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass du in so einem Abschnitt mal näher heranzoomst und wir Auschnitte aus den Tagträumen erfahren, nicht unbedingt sexuelles, aber so, dass es am Ende mehr wehtut, wenn diese Träume zerplatzen. Und möglicherweise doch den Vorspann vor dieser Stelle kürzen:

„Guten Morgen“, sagt eine Männerstimme, „entschuldigen Sie bitte, aber spreche ich mit Christel Eberle? Ich bin Horst Gabler.“

Andererseits ist ihr Abschweifen auch etwas, was sie und vielleicht auch ihr Alter charakterisiert. Sie will die Geschichte mit dem Horst erzählen und dann fällt ihr zwischendurch noch die ganze Situation der Schwester ein. Doch, das passt schon zu der Figur. Also, du merkst, da bin ich unsicher.

Das Ende finde ich gut, das es nichts wird zwischen den beiden und dass sich bei ihr etwas verändert hat, sie neue Möglichkeiten sieht.
Das Thema hast du sehr treffend bedient. "Was dann" oder "Was wäre, wenn ..." Was schon die Aussicht einer Veränderung bewirken kann, selbst wenn sie gar nicht passiert.

Und ich betrachte mein Umfeld mit neuen Augen.

Das geht. Lebendiger wäre auch hier ein Beispiel, finde ich. "Und ich ertappe mich dabei, wie ich im Café neuerdings den Blick schweifen lasse." Sowas in der Art.

Das waren so meine Gedanken, liebe wieselmaus.

Noch einen schönen Sonntagabend wünscht Chutney

 

Hallo Wieselmaus, wir hatten ja schon mal einen Disput zum Thema »Geschichten über alte Menschen«. Diese hier gefällt mir viel besser, als die andere damals. Vielleicht weil die ein bisschen intimer ist und deutlich mehr wagt. Sex im Alter wird hier zwar nicht explizit in den Vordergrund gerückt, spielt aber eben eine Rolle und das finde ich gut, weil es irgendwie immer noch ein Tabu ist. Oder so etwas ähnliches wie ein Tabu.

An der sprachlichen Gestaltung finde ich nichts auszusetzen, das Ganz ist ziemlich gerade aus, ohne große Schnörkel, dabei gut lesbar, angenehm ausbalancierter Tonfall.

Inhaltlich gefällt mir der Einschub, dieser Rückblick in die 70er, weil er zeigt, dass die Alten heute eben die Jungen gestern waren, und das ist etwas, das man sich kaum vorstellen kann. Ich habe bei den alten Menschen, die ich heute sehe das Gefühl, die wären schon immer alt gewesen, was natürlich Quatsch ist. Deshalb ist das gut, dieser Rückblick. (Mich erinnert dieser Aspekt ein bisschen an »Schwarze Hunde« von Ian McEwan, ein absolut bemerkenswerter Roman, der Menschen auch in verschiedenen Lebensphasen zeigt.)

»Altwerden ist nichts für Feiglinge«, Du hattest mir das damals ja auch um die Ohren gehauen, glaub ich. Ich weiß nicht, ob es ein Buch dieses Titels gibt, und ich finde das auch okay, so als Motivation, aber … Aber das ist eben einer dieser Sprüche, die plausibler klingen, als sie es in Wirklichkeit sind: Auch das Jung-Sein ist nichts für Feiglinge, ebenso wenig das Leben überhaupt und bestimmt auch nicht das Sterben, also … Feiglinge sind so oder so schlecht dran.

Ja, und dann das Ende. Das ist auf jeden Fall eine gelungene Wendung. (Ich schließe mich Chutney an, dass Und ich betrachte mein Umfeld mit neuen Augen. ein wenig zu formal klingt. Daran könnte man noch feilen.) Im Gegensatz zur Protagonistin sehe ich da allerdings eher eine verpasste Chance und kann diese Erleichterung nicht ganz nachvollziehen. Vielleicht sollte das noch herausgestellt werden, warum sie da so schnell ihren Frieden wieder findet. Wäre das nicht ein schöne Alternative zu ihrem aktuellen Leben gewesen? Der Text will doch sicher nicht empfehlen, dass man sich im Alter nicht mehr auf Wagnisse einlassen sollte?

Gern gelesen.

Gruß Achillus

 

Hej, du liebe @wieselmaus ,

der Horst, der ist schon einer, nicht wahr? Öffnet sich ein paar Türchen und und wählt ohne große Umstände. Andrea tut mir ein bisschen leid.
Na ja, immerhin hat es in Christel mal etwas Wirbel im Gefühlsleben gegeben und, wer weiß, vielleicht strahlt sie noch eine Weile und lockt einen anderen Vogel an. ;)

Eine locker-flockige Geschichte hast du da erzählt. Und das ist so eine Sache, denn sie ist tatsächlich etwas schnell „abgearbeitet“. Meinetwegen hätte ich gerne noch etwas genauer auf Christel geschaut und nicht nur gehört, was gewesen ist und werden könnte. Ein Dialog mit der Schwester wäre nett gewesen oder ich hätte sie gerne im Umgang mit realen Männern erlebt. Einfach etwas lebendiger eben.

Das Thema ist nämlich wirklich wertvoll und hätte gerne tiefer abgehandelt werden können. Also ginge es nach mir. :shy: Es wäre auch interessant verwesen, wenn Christel ihm begegnet wäre und von selbst nicht angetan oder den beiden, und die Frauen hätten sich gegen den alleinstehenden Horst zusammengetan ... aber siehst du, das hast du mit deiner Plauderei ausgelöst und das ist ja wohl auch allerhand.

Schön, dass du dich an der Challenge beteiligst und lieber Gruß, Kanji

 

Guten Abend @wieselmaus ,
oh ja, eine recht neue Challenge-Geschichte! Nach bereits über zehn-fünfzehn vorhandenen Kommentaren fällt mir einfach nichts schlaues mehr ein, da merke ich noch deutlich meine Unerfahrenheit, aber vielleicht freust Du Dich ja über einen Leseeindruck. Ich gehe erst einmal in der Reihenfolge durch ...

QUOTE="wieselmaus, post: 712244, member: 29388"]Abendrot
Der Anruf reißt mich in die Vergangenheit zurück.[/QUOTE]
Ich liebe Titel und erste Sätze. Den Titel finde ich Klasse und der erste Satz macht neugierig. Doch mein Kopf fragt sofort - Warum wird sie bei jedem Anruf in die Vergangenheit gerissen? Bei Erfahrungen mit Belästigung würde ich an Erschrecken, Angst, Sorge oder einfach Unwohlsein denken, aber in die Vergangenheit hört sich so groß an.

Und außerdem, das gebe ich zu, bin ich viel zu neugierig.
Herrlich ein Bild von der Dame vor mein Auge gezaubert, süß!

„Hübsche Beine. Ich saß hinter dir im Seminar. Du hattest sie immer um die Stuhlbeine geschlungen. Sah richtig sexy aus.“
Ja genau, in solche Sprünge geht unser Gehirn bei Erinnerungen. Man ist ganz dicht dabei ...

„Doch, zwei Töchter und ein Enkelkind...
Da ist Dir eine Leerstelle vor den Punkten durchgeflutscht

Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland,
Ich gestehe: ich lese meist erst die Kommentare, daher wusste ich ja, worauf es hinaus läuft. Daher hab ich hier iritiert gedacht, warum macht sich denn die Prot überhaupt einen Kopf, er hat doch eine Freundin. Überhört sie das einfach, bei sowas gehen bei uns Frauen doch die Alarmlampen an.

Kannst du mir einmal ein neueres Foto schicken?
Wo bleibt ihr Einspruch? Hallo, sie geht an jedes Telefonklingeln aus Neugierde und will kein aktuelles Foto?

„Du spinnst, wie kommst du denn auf so eine Idee? Klar, er ist schon ein wenig penetrant, was mich angeht.
Sorry, irgendwie ist mir die Christel da zu widersprüchlich. Einerseits sieht sie nicht die "Annährungsversuche", hält aber soviel auf sich, das sie Horst als "penetrant" sieht.

Ein enges Zusammenleben, womöglich Sex, alles jagt mir Schauer über den Rücken
Ich fange an, meinen Umzug zu planen.
Hier bist Du für meine Geschmack einfach zu schnell, lass mich doch bitte teilhaben, warum sie auf diese Gedanken kommt, ich meine von einem Erinnerungstreffen bis zum Eheleben ist es ja eine Weile. Den Sex finde ich dagegen hier wieder spannend, so in Hinblick auf die gemeinsame Vergangenheit, den Vergleich unser aller Unsicherheit auf altersbedingte Veränderungen - da hätte ich gerne mehr, also nicht wirklich Sex, sondern die Gedanken dazu konkreter

Aber allmählich breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus.
Ja, und hier hast Du mich wieder überholt. Ich spüre noch meinen Gedanken nach, was ich fühlen würde bei dieser Achterbahn der Gefühle, Erinnerungen und Neuigkeiten und schwups, soll ich erleichtert sein. Bitte, bitte, gib mir ein bisschen mehr, auch wenn ich mir das Ende dann gerne weiter denke, aber so verstehe ich Christel einfach nicht.

Liebe Wieselmaus, ich mag die Geschichte wirklich gerne, die beiden älteren Herrschaften haben mir einiges zu denken gegeben, aber für mich ist da noch Luft, um mich mehr mitzunehmen. Aber natürlich ist das reine Geschmackssache, ich danke jedenfalls für das Leseerlebnis

Beste Wünsche
witch

 

„Sechzig Jahre und kein bißchen weise,
aus gehabtem Schaden nichts gelernt.
Sechzig Jahre auf dem Weg zum Greise
und doch sechzig Jahr' davon entfernt“*,​

klang‘s vor einem gefühlten Menschenleben aus dem Munde des normannischen Kleiderschranks Curd Jürgens, aber das „Altwerden“ nix für Feiglinge sei, halt ich für eine bloße Behauptung und setz dagegen aus dem Ohnsorg-Theater die lakonische Weisheit des komischen Alten (Lüthje oder Vahl, „das Hörrohr“ oder „Opa wird verkauft“, k. A.. mehr, aber eingebrannt im Schädel:
„Wer lange lebt, wird alt.“​
Es gehört kein besonderer Mut zum Altern und es ist auch kein Verdienst. Im Extremfall und, wer keine Angst hat vor Langeweile, der kann auch sitzend lange weilen … und modernen Medien frönen ...

Ach, wat binnich heut widda kluch,

liebe wieselmaus,

selbst bis ins Telefonverhalten (was nicht registriert ist, wird erst mal nicht abgehoben, selbst wenn‘s die Johanniter Unfallhilfe wäre - wofür hätt' der Anrufende denn sein Maul?) gibt‘s Parallelen zu Deiner Geschichte – wenn auch in der Variante, Mai 2014 als angehender Großvater “when I‘m 64“ pfeifend einer Verflossenen über den Weg zu laufen … die nunmehr seit vier Jahren direkt „ummet“ Eck wohnt … und eben nicht allein zu wohnen (auch hierorts verewigt). ...ele und ...ela kennen einander und auch mein Motto, wer nicht heiraten will, braucht auch keine Scheidung.
Sturkopp ist mein zwoter Name.

Und also doch alles ganz anders.
Und das ist gut so.

Gleichwohl ist es immer interessant zu wissen, wie andere mit dem Alter(n) umgehen und was sie dabei erleben, wie jetzt hierorts und ich bin mir sicher, Lngeweile ist bei Dir auch ein Fremdwort.

Und itzo noch ein Höhepunkt - auf den Titel gemünzt: Tragen nicht Abendstern und Morgenstern einen Namen? Venus!

Zwo Trivialitäten

Aber wieso ...[…]Horst, sagen Sie, Horst, bist du's?“
„Ich habe ein Häuschen a[m] Lago Maggiore.

Wie immer - gern gelesen vom

Friedel

* „60 Jahre und kein bisschen Weise“ von Miriam Frances (Text), Musik: Hans Hammerschmid

 

Liebe @wieselmaus!

Ich muss gleich mal gestehen, dass ich den Anfang nicht so ganz verstehe. Christel mag Anrufe mit unbekannter Nummer nicht, weil sie telefonisch schon einmal belästigt wurde? Und von wem? Im Sinne von Stalking? Oder meinst du damit Werbeanrufe? Das hat mich irgendwie ein wenig verwirrt.

Zwei winzige Textsachen:

Ich habe ein Häuschen amLago Maggiore.
Hier fehlt ein Leerzeichen zwischen "am" und "Lago".

weil der Wunsch nach einem Neuanfang übermächtig wurde?Zum Glück verzichtet meine Schwester auf Kommentare
Hier fehlt ebenfalls ein Leerzeichen nach dem Fragezeichen.

So, nun aber zum Inhalt, denn sprachlich war das ruhig und weich zu lesen, ein angenehmer und flüssiger Tonfall.

Und ich bin jedes Mal enttäuscht, wenn das rote Licht am AB nicht blinkt.
Hier merke ich schon sehr deutlich, dass Christel einsam ist. Das ist gut eingeführt, finde ich. Der Anruf von Horst reißt sie aus dieser Einsamkeit heraus, es fühlt sich an, als finde sie hier einen Lichtblick, sie hält sich an diesem Kontakt fest, schwelgt in Erinnerungen an eine Leichtigkeit von früher, ja, sie geht sogar so weit, an eine erneute Hochzeit zu denken. Für mich fühlt sich das an, als steigere sie sich ziemlich schnell in etwas hinein. Das meine ich nicht wertend, ich finde das menschlich und vor allem einfühlsam erzählt. Ihre Gedanken über Intimität, ob sie Horst noch gefallen wird, all das ... Und nein, ich denke und hoffe, die Sehnsucht nach Nähe hört nie auf, schließlich ist es, trotz des bitteren Geschmacks in Zeiten der Einsamkeit, doch etwas sehr Schönes, Sehnsucht zu empfinden.

Leider nur gerät Christel an ihn:

Horst also, der Mehrspurige.
Horst, der auch im Alter noch mehrgleisig fährt, der sich Türen offen hält. Vielleicht bin ich zu hart zu ihm, aber als ich deine Geschichte las, dachte ich Oh Mann, wird das denn nie besser? Damit meine ich, dass man als junger Mensch irgendwie immer im Kopf hat, dass die Dinge zwischen Mann und Frau nicht mehr so kompliziert und dramatisch sind, wenn man älter wird. Weil ja alle erwachsener und reifer werden und so ... Jedenfalls ging es mir immer so, ich habe damals so gedacht. Jetzt bin ich eher so mitteljung und merke: Pustekuchen! Es wird nicht leichter. Es wird komplizierter.
Und Horst, der sich wohl noch in den gleichen Mustern bewegt, wie früher, scheint durch das Alter nicht viel dazugelernt zu haben. Ihm muss bewusst sein, dass er in Christel Hoffnungen schürt. Das unterstelle ich ihm einfach mal. Und er macht trotzdem weiter. Bis sich was anderes (besseres?) ergibt und er plötzlich auf die Freundschaftsschiene switcht, als wäre nie etwas passiert. Christels Enttäuschung kann ich verstehen. Du beschreibst sie sehr leise, undramatisch, und ich finde, das macht es noch trauriger. Schön finde ich, dass sie diese Enttäuschung wachrüttelt. Sie beschließt, wieder aktiver zu werden und das ist genau die richtige Entscheidung. Manchmal ist Herzschmerz gut, damit man sich wieder rafft.

Habe ich gerne gelesen.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe @Chutney ,

Danke für die schnelle Antwort, auf die man ja immer etwas angespannt wartet.

Du hast die Passagen, die ich selbst für unfertig hielt, mit sicherem Blick herausgepickt und die Richtung skiziert, wie du sie verbessern würdest.
Da habe ich mich heute Morgen gleich als Werk gesetzt. Vielleicht hast du ja die Veränderungen schon gelesen.

erstmal das Problem mit der Telefonbelästigung ausgebreitet, welche mit dem Rest der Geschichte eigentlich nichts zu tun hat. (oder doch?)

Ich denke doch. Ihre Erfahrungen (Sexuelle Anrufe, unerbetene Werbung) müssten sie eigentlich dazu bringen, einen großen Bogen um das Telefon zu machen. Dass ältere Frauen besonders häufig Opfer sind, ist durch Fakten belegt. Manche geben deshalb auch ihren Vornamen nur abgekürzt im Telefonbuch preis. Aber aufs Telefon ganz verzichten geht nicht. Noch immer ist für viele Alte das Telefon Hauptdraht zur Welt.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass du in so einem Abschnitt mal näher heranzoomst und wir Auschnitte aus den Tagträumen erfahren, nicht unbedingt sexuelles, aber so, dass es am Ende mehr wehtut, wenn diese Träume zerplatzen. Und möglicherweise doch den Vorspann vor dieser Stelle kürzen:

Hab ich eingesehen. Ich hoffe die Gewichtung stimmt jetzt mehr. Und durch die Vergrößerung der Show-Anteile wird es lebendiger. Ich wusste schon, dass die erste Fassung auf dem Gebiet etwas lahm war.

Andererseits ist ihr Abschweifen auch etwas, was sie und vielleicht auch ihr Alter charakterisiert. Sie will die Geschichte mit dem Horst erzählen und dann fällt ihr zwischendurch noch die ganze Situation der Schwester ein. Doch, das passt schon zu der Figur. Also, du merkst, da bin ich unsicher.

In der Tat sollte das Abschweifen ein Charaktermerkmal sein. Alter und Einsamkeit wirken da zusammen.

ebendiger wäre auch hier ein Beispiel, finde ich. "Und ich ertappe mich dabei, wie ich im Café neuerdings den Blick schweifen lasse." Sowas in der Art.

Du siehst, ich habe deinen Vorschlag von der Intention her total übernommen und auf Christels Ambiente zugeschnitten. Dornröschen ist schon vor dem Kuss des Prinzen aufgewacht:D und findet selber den Weg aus dem (Elfenbein-)turm;).
Ich selber find es so ganz witzig, wird aber wohl nicht allen gefallen.

Hab Dank für dein aufmerksames Lesen. Demnächst nehme ich mir deinen Text vor, leider war ich gestern zu müde und kann daher nicht wie du die Erste sein.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo @wieselmaus,

man du bist ja schnell, im Schreiben und im Überarbeiten. Gut für mich, dann schau ich direkt mal in die neue Version.

Der Anruf reißt mich in die Vergangenheit zurück. Das Telefon zeigt eine unbekannte Nummer, und das gefällt mir gar nicht. Schließlich bin ich ein gebranntes Kind. Telefonbelästigung. Keine schöne Sache, wenn man allein wohnt.
Der Einstieg gefällt mir nicht. Zu erklärend. Grade dieser erste Satz sagt dem Leser zu wenig, um ihn zu begeistern. Ich finde ihn auch etwas theatralisch. Klar ist Telefonbelästigung nervig, aber ein Trauma bekommt man davon nicht, oder?

Wie die anderen Kommentatoren empfinde ich diesen ganzen Punkt als unnötig. An @Chutney schreibst du:

Ich denke doch. Ihre Erfahrungen (Sexuelle Anrufe, unerbetene Werbung) müssten sie eigentlich dazu bringen, einen großen Bogen um das Telefon zu machen.
Aber würde die Geschichte anders verlaufen, wenn die Prota diese schlechten Erfahrungen nicht gemacht hätte? Wenn sie gut gelaunt direkt ans Telefon gehen würde?

Und ich lasse mir auch immer das Segensbanner an die Wohnungstür kleben. Fünf sind es bisher.
Das ist mir zu drum herum. Die Geschichte geht nicht voran.

Aber ich schweife ab.
Das merkt sie selbst, bzw. du merkst. Du möchtest Christel also als eine darstellen, die gerne redet und vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Mhh, irgendwie überzeugt es mich nicht so, denn die Gedanken sind ja sehr zielgerichtet, um dem Leser die nötigen Informationen mitzugeben. Also ist es eigentlich nur Infodump, gut getarnt unter der Geschwätzigkeit.

„Allein? Hast du keine Familie?“
Das ist ganz schön dreist, wenn man sich Jahrzehnte nicht gesprochen hat, oder?

Nach vierzehn Tagen beginnt ein lebhafter Email-Verkehr.
Es wäre vielleicht interessant davon etwas zu lesen.

Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland, da habe ich drei Jahre lang gelebt.“
Das Wiedersehen verschieben wir aufs Frühjahr, wenn der Flieder wieder blüht, wie Horst, der alte Charmeur, scherzhaft formuliert.
Oh Mann, ich finde diesen Horst eklig. Warum lässt sich Christel auf den ein? Klar, etwas in Erinnerungen schwelgen ist bestimmt schön, aber bei so Sachen, würde ich mich sofort wieder zurückziehen.

Einmal schickt Horst eine Liste zum Ankreuzen, da geht es hauptsächlich um Fragen wie Musikgeschmack, Lieblingsgerichte und Lesegewohnheiten und, fett gedruckt, um Reiseziele.
Auch das hier. Einfach unsympathisch.

Du spinnst, wie kommst du denn auf so eine Idee? Klar, er ist schon ein wenig penetrant, was mich angeht. Aber Horst ist halt ein wenig sentimental. Vor allem möchte er sich neu sortieren, glaube ich.
Das finde ich wirklich sehr naiv.

Wollte ich wirklich noch einmal eine Ehe riskieren?
Das finde ich auch merkwürdig. Wieso denn gleich eine Ehe?

Was wäre, wenn … Das Grübeln darüber beschert mir schlaflose Nächte. Ein enges Zusammenleben, womöglich Sex, alles jagt mir Schauer über den Rücken.
Und darauf kommt sie wirklich erst durch die Schwester?

Ich fange an, meinen Umzug zu planen.
:eek:

Ich habe mich nämlich verlobt, mit der Freundin, die mich nach Schottland begleitet hat, du erinnerst dich sicher. ... Stell dir vor, ich habe sogar eine frühere Schülerin gefragt, ob sie mich heiraten will! Aber jetzt ist alles gut.
:eek:

Und Andrea will ich auf jeden Fall kennenlernen.
Warum, frage ich mich.

Insgesamt hat mich deine Geschichte leider nicht überzeugt. Es liegt glaube ich hauptsächlich daran, dass ich beide Protagonisten nicht ausstehen kann.
Den Horst finde ich widerlich. Ich stelle ihn mir als einen schmierigen Mann vor, der sich allen Frauen aufdrängt, sie nach Checklisten bewertet und eine nach der anderen fragt, ob sie ihn heiraten will. Die Frau ist egal, hauptsache nicht allein.
Und Christel ist furchtbar naiv. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so jemanden wirklich gibt. Warum denkt man nicht an Sex, wenn man so lange verheiratet war? Kommt so etwas nicht irgendwann automatisch? Und wenn sie doch anscheinend ganz zufrieden war mit ihrem Singleleben, wieso ist so anfällig für diese leeren Versprechungen vom Horst?

Es tut mir leid, für mich macht das alles irgendwie keinen Sinn. Und weil ich eben beide Figuren nicht mag, fällt mir das mitleiden und mitfühlen in deiner Geschichte sehr schwer.

Vielleicht hätte ich es glaubwürdiger gefunden, wenn die beiden sich wirklich getroffen hätten. Sich in einen Mann zu verlieben, der vor einem steht, den Mann riecht und berührt, das kann ich noch verstehen. Diese Hinweise, dass Horst mehrgleisig fährt würde ich subtiler unterbringen oder erst später einflechten. So dass man glauben kann, dass Christel diese nicht wahrhaben will und verdrängt.

So weit meine Gedanken dazu. Vielleicht ist ja etwas hilfreiches für dich dabei.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Liebe @wieselmaus,

die Grundidee deiner Geschichte mag ich sehr, und ebenso die sprachliche Ausführung. Und den Titel, der passt ja mal richtig gut! Und jetzt bin ich schon an dem Punkt angelangt, an dem es mir schwerfällt, nach mehreren Kommentaren, deren Meinung ich teilweise vertrete, noch etwas Brauchbares hinzuzufügen. Na, ich mache einfach mal …

Der Anruf reißt mich in die Vergangenheit zurück.
Denn ersten Satz finde ich gut, der zieht mich gleich rein. :)
Aber leider werde ich dann gleich wieder rausgezogen :(, weil mich die ganze Angelegenheit mit der Telefonbelästigung und den Sternensingern und der Stadtverwaltung nicht interessiert in dem Moment. Natürlich baust du da schon wichtige Infos über die Prota ein, das ist mir klar, die braucht man irgendwann auch, aber vielleicht könntest du die auch portionsweise nachliefern und erstmal zum Punkt kommen, wer da anruft. Irgendwie funktioniert das nicht richtig, und du sagst es selbst :
Aber ich schweife ab.
Ich bin auch echt am Überlegen, ob dieser Satz überhaupt geht, weil du ja eigentlich, wenn du im Präsens schreibst, in Echtzeit erzählst, da bleibt nicht so viel Zeit zum Abschweifen. Das würde mMn so nur funktionieren, wenn deine Prota das Ganze rückwirkend erzählt.
Sag mal, hättest du nicht Lust zu einem Treffen? Wir könnten einen Stadtbummel machen und über alte Zeiten reden. Ich mache gerade eine Erinnerungstour ...“
Vielleicht ist das ja von Anfang an dein Gedanke gewesen, dass die beiden nie wirklich aufeinandertreffen sollen, aber genau das fände ich schöner und glaubwürdiger. Dass sie sich zu Beginn einmal treffen und dann nur noch mailen oder telefonieren. Dann wäre für mich eher nachvollziehbar und glaubwürdiger, dass sich Christel in ihre Zukunftsvisionen hineinsteigert. Aber nicht bei jemandem, den sie seit 30 Jahren nicht mehr gesehen hat und er sie auch nicht. Sie könnten ja zusammen im Fotoalbum blättern und du könntest in einem Dialog spielend alle möglichen Infos unterbringen, die noch fehlen.
Aber lass uns das in Ruhe besprechen. Wenn du mir deine Email-Adresse gibst, kriegst du alles erzählt. Du hast doch eine? Jetzt muss ich packen. Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland, da habe ich drei Jahre lang gelebt.“„Wie du willst. Meine ist ganz leicht zu merken: christel.eberle@web.de.
Dass sie sich ihre E-Mail-Adressen austauschen, und dann auch noch so ausführlich mit Hyperlink, finde ich nicht wichtig für die Geschichte, das kann man sich doch denken.
Tagträume. Vor dem Spiegel inspiziere ich mich von oben bis unten. Ob er meine Beine immer noch sexy finden würde? Krampfadern habe ich jedenfalls keine. Miniröcke finden sich allerdings keine mehr im Kleiderschrank, der dringend eine Generalüberholung nötig hat, nicht zuletzt wegen der Unterwäsche. Ich seufze. Klar ist jedenfalls, dass sich festes Fleisch mit glatter Haut genussvoller streicheln lässt.
Den Absatz finde ich sehr gelungen und könnte mir davon noch mehr vorstellen.
Meine Verlobte und ich könnten den Besuch in unsere Reise an den Lago einbauen.
Herzlichst Horst mit Andrea, die dich wahnsinnig gerne kennenlernen möchte
Das ist wirklich hart, und man möchte beiden am liebsten den Hals umdrehen. :mad:
Allmählich breitet sich ein Gefühl von Erleichterung aus. Eines ist sicher, dieses Jahr werde ich die Weihnachtsfeier der Stadt für die Ü 70 nicht auslassen, sondern mir ein schickes Outfit gönnen und den Platz neben einem weißhaarigen, tief gebräunten Silver Ager erobern. Und Andrea will ich auf jeden Fall kennenlernen.
Der Schluss gefällt mir, und je nachdem, wie man als Leser selbst drauf ist, überwiegt bei dem einem vielleicht Erleichterung und bei dem anderen Enttäuschung – das finde ich gut.

Liebe Grüße von Raindog

 

Hallo wieselmaus,

mich bringt dein Einstieg auf eine völlig falsche Fährte. Diese Andeutung mit der Vergangenheit, das gebrannte Kind ... Hier wird Spannung aufgebaut, die am Ende enttäuschen muss, weil hier nix Dunkles aus der Vergangenheit auftaucht.

Noch zwei drei Dinge, die meinen Lesefluss/ -genuss gehemmt haben:
Das Alter. Du machst erst recht spät klar, wie alt deine Protagonistin wirklich ist. Auch hier wieder für mich falsche Leseerwartung/ falsche Fährte

Dann ist es mir insgesamt zu wenig szenisch. Um hier wirklich mitfiebern und bei der Stange zu bleiben, hätt ich mir da mehr Dialog, mehr Szene gewünscht.
Das ist jetzt eine konzeptionelle Frage, aber auch die darf man ja durchauch stellen. Würde nicht mehr Leben durchkommen, wenn du mehr zeigen würdest, anstatt es nur gedanklich anzuheften?
Allein die Schwester. Eine Szene im Rollstuhl, da könnte man eine Menge rausholen und wäre nicht auf solch lahme Sätze angewiesen wie ich bewundere sie dafür, wie sie ihren Alltag meistert, sich im Behindertenrat engagiert und sogar noch Auto fährt, obwohl sie zwei Jahre älter ist als ...
Man hätte das Alter, eine Umgebung, du könntest ihre Marotten zeigen, anstatt sie zu behaupten Ich selber finde mich im Umgang mit Fremden ziemlich spröde, manchmal abweisend. etc

Ich weiß auch nicht, ob ich es so gut finde, dass Horst nie ein Bild schickt. So extrovertiert wie der ist, scheint es ihm zu widersprechen. Wieder kitzelst du da ein Element, dass die falsche Fährte vom Anfang vertieft.

Mir ist das dann doch alles zu glatt. Im Prinzip ist es völlig egal wie alt die Christel ist. Sie ist mir denselben Zweifeln behaftet wie andere Menschen in anderen Lebensabschnitten auch. Das, was es hier speziell macht, das fehlt mir.
Davon abgesehen ist die Geschichte flüssig zu lesen, also handwerklich solide.

Eine Winzigkeit.

Ich weiß aber , was sie gerne sagen würde.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo @wieselmaus,
Deine Geschichte hat eine wirklich gute Wende am Schluss. Da habe ich wirklich mit Christel mitgelitten und wenn sie geheult, statt gelacht hätte, hätt ichs verstanden. Und raffiniert finde ich das auch. Er macht ja keine Andeutungen und Du lässt die Christel so allmählich in die Falle tappen. Dabei kommt der Text ja so harmlos daher mit Kaffeeklatsch und Briefkontakt und nostalgischem Feeling. Und dann steht dieses Thema vor der Tür, Sex im Alter, so ein Wegschauthema nach wie vor. Aber eins, das eben doch virulent ist und immer aktueller wird, je mehr sich die mentale Altersgrenze nach oben schraubt. Das offen anzusprechen und zu thematisieren, finde ich einfach gut und auch gut, dass es eben nicht peinlich-lüstern daherkommt, sondern auf eine leichte Art, unforciert und ohne Pädagogik, so nonchalant und dadurch umso mehr berührend.
Habe ich eine Figur übersehen, oder heißt Horst zwischendrin Kurt?

Kurt erzählt offenherzig davon.
Ein klares "gern gelesen" von meiner Seite.
Schöne Grüße
rieger

 

Hi, @wieselmaus

Ich mag Deine Geschichte. Sie ist ... Ich weiß nicht, ob Dich das stört, wenn ich sage, dass ich sie gemütlich finde. Habe sie zweimal gelesen, es beide Male als sehr entspannt empfunden. Wobei mir gleichzeitig beim zweiten Lesen auffällt, dass man viele kleine Details aufheben kann. Zwischendurch hast Du auch noch eine Szene ergänzt, also überraschend ist das auch.

Ich mag es ja, wenn es so viele Winzigkeiten gibt, die man finden und stolz auf sich sein kann, dass man so genau hingeguckt hat. Und auch, wenn man nur so drüberwischt, ergibt die Geschichte Sinn. :D

Ich hänge mich jetzt ein bisschen an den Dingen auf, die in Anführungszeichen stehen. Ich habe das Gefühl, dass Du öfters sogar Deine Dialoge im Nachhinein zusammengefasst hast. Anders kann ich mir nicht erklären, dass es immer wieder Dialogstellen gibt, die drei oder vier Gedanken beinhalten. Das heißt, Du benutzt Dialoge, um zu tellen. Das ist ... ein Konzept, das ich, so denke ich, auch schon vorher in Action gesehen habe und das mich noch nie überzeugt hat. Es gibt eine Stelle in der Geschichte, wo es für mich stimmig wirkt:

„Du reist doch auch gern, oder? Ich habe ein Häuschen am Lago Maggiore. Nichts Besonderes, aber mit wunderbarem Blick auf den See. Am schönsten ist es dort, wenn die Kamelien blühen. Ach Christel, das ist ein Plätzchen, wo man vergisst, dass man alt ist. Ich freue mich so auf das Treffen im Frühjahr. Kannst du mir mal ein neueres Foto schicken? Ein älteres von dir habe ich gegoogelt. Ungefähr zwanzig Jahre alt. Du warst da zu einer Lehrerfortbildung auf der Comburg.“

Hier. Hier wird für mich irgendwie deutlich: Okay, das hat er nicht wirklich so gesagt, das gibt sie nur zusammengefasst wieder. Aber es gibt genügend andere Stellen, wo ich es einfach nicht passend finde. Ich habe sie mal rausgesucht und alle Stellen, wo mir der Themenwechsel innerhalb einer Rede zu abrupt ist, markiert:

„Oh je, das ist hart … ich weiß, wovon du redest. Wo wohnst du eigentlich?“
„In Rottweil. Aber lass uns das in Ruhe besprechen. Wenn du mir deine Email-Adresse gibst, kriegst du alles erzählt. Du hast doch eine? Jetzt muss ich packen. Ich fahre mit einer Freundin für eine Woche nach Schottland, da habe ich drei Jahre lang als Dozent gelebt.“
"Ist ja nicht schlecht, wenn du mal wieder neue Leute triffst, auch wenn's eigentlich die alten sind. Wird bestimmt lustig. Will er hier Urlaub machen? Kannst ihn gerne zum Kaffee bei mir mitbringen."

An den markierten Stellen wechselt der/die Sprecher/in total abrupt das Thema oder zumindest den Gedanken. Wenn ich das laut vor mich hinlese, habe ich keine Ahnung, wie ich das so betonen soll, dass es innerhalb eines echten Gesprächs Sinn ergibt. (Das ist meine Theatererziehung; ich überlege immer, wie man etwas so sprechen müsste, dass es natürlich klingt und die richtigen Emotionen transportiert – viele Dramen machen es einem auch nicht leicht, das herauszufinden.)

Ich habe das starke Gefühl, dass auch die Dialoge nicht direkt, sondern zusammengefasst wiedergegeben werden. Und ich mag das nicht. Ich fühle mich davon betrogen. Ich meine, es heißt schließlich nicht umsonst direkte Rede. Die Anführungszeichen bedeuten für mich: Das wurde genau so gesagt. Und nicht: Das habe ich, die Erzählerin, im Nachhinein aber ein bisschen gerafft, Sprecherwechsel und Pausen weggelassen, weil, so ist es einfach kürzer. Nein. Das kann man in meinen Augen mit einer direkten Rede nicht machen.

Direkte Rede, so liest man hier häufig, ist ein tolles Mittel, um szenisch zu werden. Du schaffst es, direkte Rede zu benutzen, ohne dabei in eine Szene zu fallen. Keine Ahnung, warum man das Szenische vermeiden sollte. Vielleicht hast Du ja eine Meinung dazu. Bin gespannt!

Wie kann man das reparieren, fragst Du Dich vielleicht (außer, Du siehst das völlig anders als ich, kann ja sein)? Mir würde schon reichen, wenn da mal eine Pause kommt, wenn ein/e Sprecher/in zwischendurch was tut, zum Beispiel seufzt, oder wenn Du zwischendurch den/die andere/n was sagen lässt. Ich sage ja nicht, dass Gedankensprünge nicht existieren. Nur in der Masse und innerhalb von drei Sätzen ...

Zwischendurch habe ich mich auch gefragt, ob es vielleicht für alte Leute normal ist, dass sie in einer Rede zwischen drei Gedanken rumspringen, ohne einmal kurz zu warten (eine Pause zu machen, sich beim Gegenüber zu versichern, dass es noch zuhört). Also, mir passiert so was auch, aber nur, wenn ich mich richtig in Rage rede. So wie jetzt gerade. Und das sind dann halt mehr als drei Sätze. Beispiel, wie ich es schöner fände:

"Ist ja nicht schlecht, wenn du mal wieder neue Leute triffst, auch wenn's eigentlich die alten sind. Wird bestimmt lustig." Meine Schwester [Wieso hat die eigentlich keinen Namen?] unterbricht das energische Rühren in der Kaffeetasse, sieht mich über den Tisch hinweg an. "Will er hier Urlaub machen?"
Ich ziehe die Schultern hoch.
"Kannst ihn gerne zum Kaffee bei mir mitbringen", sagt sie.

Der Vorteil ist: Du hast gleich eine richtige Szene, keine bloße Zusammenfassung. ;) Übrigens ahne ich, dass Du diese Szene im Nachhinein eingefügt hast, denn die Anführungszeichen sind anders als in der restlichen Geschichte. In der restlichen Geschichte benutzt Du Anführungszeichen unten-oben, in dieser Szene oben-oben. Mir ist völlig egal, welche Variante Du wählst, aber Einheitlichkeit wäre schön.

Apropos:

'Altwerden ist nichts für Feiglinge'.

Das gleiche gilt für die einfachen Anführungszeichen. Sie sollten nach meinem Geschmack einheitlich mit den normalen Anführungszeichen sein. Wenn also alle Anführungszeichen unten-oben sind, sollte das gleiche für die einfachen Anführungszeichen gelten.

Noch eine Sache, wo mir die Konsistenz fehlt, ist der Brief: Du beginnst ihn auch wieder wiedergebend mit ...

„Das Internet ist mir abhanden gekommen, deshalb bemühe ich wieder einmal die Briefpost“, schreibt er, „bitte entschuldige ...

... und schließt dann später in briefmäßiger Formatierung:

Es bleibt doch bei unserem Treffen im Frühjahr? Meine Verlobte und ich könnten den Besuch in unsere Reise an den Lago einbauen.
Herzlichst Horst mit Andrea, die dich wahnsinnig gerne kennenlernen möchte.“

Also: Entweder ganz oder gar nicht, würde ich sagen.

An einer Stelle habe ich das Gefühl, dass Du wirklich nur erklärst:

„Er ist nicht mein Horst. Du spinnst, wie kommst du denn auf so eine Idee? Klar, er ist schon ein wenig penetrant, was mich angeht. Aber der Mann ist halt ein wenig sentimental. Vor allem möchte er sich neu sortieren, glaube ich. Das kann ich verstehen. Am Geld scheint es nicht zu scheitern.“ Schon aus Prinzip muss ich ihr widersprechen.

Die markierten Sätze halte ich für supertellig. Und das Schlimmste ist, dass zwei davon sich innerhalb der wörtlichen Rede befinden. Das ist einfach Missbrauch von Dialogen. Dabei sind Dialoge ein so cooles Mittel. :cry: In Dramen finde ich solche Sätze auch, da weiß ich (und bin auch genervt): Okay, das steht da, um dem Publikum was zu erklären. Ist auch da nicht schön, denn versuche dann mal, solche Super-Tell-Sätze in Deinen Sprachfluss zu integrieren, ohne dass Du aus der Rolle fällst und wie der Erklärbär klingst. Ich kann mir auch echt nicht vorstellen, wie Christel diese Sätze spricht. :Pfeif:

So, das war's erstmal von mir. Ganz abgesehen von meiner fortwährenden Überlegung, wie die direkte Rede sich tatsächlich, wirklich angehört haben mag, habe ich es sehr gerne gelesen. Gerade die Details, die dazwischen eingebaut sind, das fand ich schön. Ich würde Dir raten, auf die Stärke dieser Details zu vertrauen und keine Dialoge zum Tellen zu missbrauchen. Und vielleicht einfach ein, zwei Szenen zu schreiben, in der die wörtliche Rede nicht bloß Zusammenfassungen sind und ich mir erschließen muss, was in Wahrheit dazwischen noch getan und gesagt wurde.

Ein schöner Challenge-Beitrag. Gerne gelesen! Und nu: Make it work!

Direkte Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Achillus ,
schön, dass du den Anfang machst, das Kriegsbeil zu begraben;). Danke dafür.

An der sprachlichen Gestaltung finde ich nichts auszusetzen, das Ganz ist ziemlich gerade aus, ohne große Schnörkel, dabei gut lesbar, angenehm ausbalancierter Tonfall.

So eine positive Beurteilung habe ich nicht erwartet. Da bin ich schon froh darüber, denn ein Schmeichler bist du ja nicht.

Diese hier gefällt mir viel besser, als die andere damals. Vielleicht weil die ein bisschen intimer ist und deutlich mehr wagt. Sex im Alter wird hier zwar nicht explizit in den Vordergrund gerückt, spielt aber eben eine Rolle und das finde ich gut, weil es irgendwie immer noch ein Tabu ist. Oder so etwas ähnliches wie ein Tabu.

Der Großmeister der Erotik bist zweifellos du. Aber ich sehe die Brisanz des Themas. Es sind oft die Kinder und Enkel, die sich peinlich berührt fühlen, wenn sie mit Sexualität im Alter konfrontiert werden. Die Alten sind manchmal unbefangener, aber werden schnell als schmierige Lustmolche abgestempelt. Hier spielt oft der Gedanke: Wenn nicht jetzt, wann dann ? eine Rolle. Die Uhr tickt.

Ich habe bei den alten Menschen, die ich heute sehe das Gefühl, die wären schon immer alt gewesen, was natürlich Quatsch ist.

eben.

»Altwerden ist nichts für Feiglinge«, Du hattest mir das damals ja auch um die Ohren gehauen, glaub ich. Ich weiß nicht, ob es ein Buch dieses Titels gibt, und ich finde das auch okay, so als Motivation, aber …

Ja, das Altwerden. Manche begehen Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Ich glaube aber, es ist vor allem die Angst vor dem Sterben unter unwürdigen Umständen oder vor einer langen Leidenszeit.
Das von mir zitierte Buch hat Joachin Fuchsberger geschrieben. Gelesen habe ich es nicht, den Titel habe ich immer als ironisches Augenzwinkern interpretiert. (gest. am 11. September 2014)

Ja, und dann das Ende. Das ist auf jeden Fall eine gelungene Wendung. (Ich schließe mich Chutney an, dass Und ich betrachte mein Umfeld mit neuen Augen. ein wenig zu formal klingt. Daran könnte man noch feilen.)

Ist schon passiert und auch die eine oder andere Variante wird es wahrscheinlich noch geben. Die Reaktionen hier sind durchaus geteilt.

Freundliche Grüße und Durchhaltevermögen bei der Sisyphusarbeit des Kommentierens in der Challenge wünscht
wieselmaus


Liebe @Kanji ,


der Horst, der ist schon einer, nicht wahr? Öffnet sich ein paar Türchen und und wählt ohne große Umstände. Andrea tut mir ein bisschen leid.

Da habe ich etwas korrigiert, damit der arme Horst nicht so schlecht wegkommt. Eigentlich hat er ja keinerlei Versprechungen gemacht und auch die Freundin nicht verschwiegen. Sein Anruf ist wohl gerade in einer Phase passiert, in der Christel die Leere in ihrem Leben besondert gespürt hat. Der November ist ja so ein Monat ... Leider habe ich mich durchgerungen, diese Passage zu kürzen. Jetzt steht wohl Christels Neugier im Vordergrund.

Eine locker-flockige Geschichte hast du da erzählt.
Das Thema ist nämlich wirklich wertvoll und hätte gerne tiefer abgehandelt werden können. Also ginge es nach mir. :shy: Es wäre auch interessant verwesen, wenn Christel ihm begegnet wäre

Das Locker-Flockige ist jetzt, glaube ich, zugunsten einer ernsthafteren Betrachtung gewichen. Ein Treffen wollte ich auf keinen Fall (allerdings bei meinen ersten Plot-Versuchen war es schon eine Option), weil ich nicht in das Muster "böser, böser Heiratsschwindler" fallen wollte. Es ging mir um eine Wahnvorstellung, die glücklicherweise glimpflich endet. Gut, dass es die realistische Schwester gibt.

Ich denke, an dem Text wird es noch einige Veränderungen geben und ich muss wieder einmal furchtbar viel erklären, obwohl es doch zumindest zwischen den Zeilen steht.

Allerbeste Grüße und danke

wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @greenwitch ,

du hast ja sicher gemerkt, dass ich einerseits ganz gewaltig gestrafft habe, andererseits Passagen erweitert bzw. umgestellt habe. Das ist auch deinem Kommentar zu verdanken. Und es freut mich natürlich, dass die Geschichte dir insgesamt gefallen hat.

Doch mein Kopf fragt sofort - Warum wird sie bei jedem Anruf in die Vergangenheit gerissen?

Der erste Satz katapultiert sie in die Vergangenheit, sobald es in ihrem Kopf klickt: Oh, das ist ja Horst! Dadurch, dass ich hier ordentlich zusammengestrichen habe, müsste es deutlich werden.

Daher hab ich hier iritiert gedacht, warum macht sich denn die Prot überhaupt einen Kopf, er hat doch eine Freundin. Überhört sie das einfach, bei sowas gehen bei uns Frauen doch die Alarmlampen an.

Horst erwähnt seine Freundin ein einziges Mal. Warum hier Alarmglocken? Zu diesem Zeitpunkt hat sie noch keinerlei Absichten, höchstens den Wunsch, in den alten Erinnerungen zu graben.
Erst in der Phase des E-Mail-Verkehrs entwickelt sich ihr Wahn. Allerdings spielt sie das zunächst bei ihrer Schwester herunter.

Wo bleibt ihr Einspruch? Hallo, sie geht an jedes Telefonklingeln aus Neugierde und will kein aktuelles Foto?

Das verstehe ich nicht. Er möchte ein neueres Foto, ein älteres hat er ja aus dem Internet. Wahrscheinlich hat sie ihm eines gepostet und sie denkt, beim Treffen wird er seine aus der Brieftasche ziehen.

Sorry, irgendwie ist mir die Christel da zu widersprüchlich. Einerseits sieht sie nicht die "Annährungsversuche", hält aber soviel auf sich, das sie Horst als "penetrant" sieht.

Ihrer Schwester gegenüber wiegelt sie erstmal ab. Kleines Geplänkel zwischen zwei alten Schwestern. Die zanken sich öfters. Man könnte sich ja auch fragen, warum die beiden nicht zusammenwohnen.

Hier bist Du für meine Geschmack einfach zu schnell, lass mich doch bitte teilhaben, warum sie auf diese Gedanken kommt, ich meine von einem Erinnerungstreffen bis zum Eheleben ist es ja eine Weile. Den Sex finde ich dagegen hier wieder spannend, so in Hinblick auf die gemeinsame Vergangenheit, den Vergleich unser aller Unsicherheit auf altersbedingte Veränderungen - da hätte ich gerne mehr, also nicht wirklich Sex, sondern die Gedanken dazu konkreter

Da bin ich ganz deiner Meinung und habe entsprechend versucht, die Thematik auszuführen. Ich selber finde es so deutlich klarer.

Danke für deinen Leseeindruck, der natürlich viel mehr war.
Nu mach du!
Liebe Grüße
wieselmaus

Lieber @Friedrichard ,

gibt‘s Parallelen zu Deiner Geschichte – wenn auch in der Variante, Mai 2014 als angehender Großvater

Soso, da verrätst du etwas aus deinem echten Leben ...
Da kann ich mich gleich revanchieren. Es war mein Vater, der ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau ( = meine Mutter ) wieder heiratete, und zwar eine Nachbarin aus der gleichen Wohnanlage. Die war eine "Freundin des Hauses". Wenn ich meine Mutter im Krankenhaus besuchte, sagte sie jedesmal: "Du, pass auf, die hat es auf Papa abgesehen ..." In seiner Verzweiflung über seine partnerlose Zeit hat er sogar einer ehemaligen Schülerin einen Heiratsantrag gemacht. Die kam ganz entsetzt zu meiner Schwester (Schulkameradin!) gelaufen ...

Und itzo noch ein Höhepunkt - auf den Titel gemünzt: Tragen nicht Abendstern und Morgenstern einen Namen? Venus!

Es gibt einen Roman über den Wiener Kongress "Venus am Abendhimmel" von R. G. Waldeck (1951) Da geht es um Talleyrands letzte Geliebte. Passt doch, oder? Hat mir gut gefallen, ich war fünfzehn, als ich ihn gelesen habe.

Danke für den letzten Satz und die Quellenangaben.
wie immer - sehr gerne gelesen.
Hurra, es schneit! Aber für eine Schneebaallschlacht reicht es noch nicht.

wieselmaus

 

Liebe @RinaWu ,

die neue Version hat einige Kürzungen und Umstellungen, sowie eine deutliche Ausarbeitung im zweiten Teil. Das ist auch eine Tolge deines Kommentars. danke dafür.
Ich finde aber, du hast meine Intention schon sehr gut erfasst, besonders, dass Christels Einsamkeit und die wahnhafte Schnelligkeit, mit der sie sich auf Horst stürzt, ganz eng zusammenhängen.

Hier merke ich schon sehr deutlich, dass Christel einsam ist. Das ist gut eingeführt, finde ich

Für mich fühlt sich das an, als steigere sie sich ziemlich schnell in etwas hinein

Ja, sie orientiert sich gar nicht an den Fakten, sondern an ihren Wünschen.

Horst, der auch im Alter noch mehrgleisig fährt, der sich Türen offen hält. Vielleicht bin ich zu hart zu ihm, aber als ich deine Geschichte las, dachte ich Oh Mann, wird das denn nie besser?

Horst ist nicht so übel. Ich habe sein Image etwas aufgebessert. Immerhin hat er ja Christel gar keine Versprechungen gemacht und seine Freundin hat er gleich im ersten Telefongespräch erwähnt. Er ist selbst einer, der das Alleinsein überhaupt nicht aushalten kann. Auch weiß er wohl nicht, welche Emotionen er bei Christel ausgelöst hat.
Es ist auch eine Geschichte über einen produktiven Irrtum. Produktiv deshalb, weil er Christel letztlich aus ihrer Lethargie herausführt. Insofern eine Art happy end.

Habe ich gerne gelesen.

Das freut mich. Ich hoffe, die neue Version gefällt dir auch.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

:DLiebes @Nichtgeburtstagskind ,

Der Einstieg gefällt mir nicht. Zu erklärend. Grade dieser erste Satz sagt dem Leser zu wenig, um ihn zu begeistern. Ich finde ihn auch etwas theatralisch. Klar ist Telefonbelästigung nervig, aber ein Trauma bekommt man davon nicht, oder?

Der Anfang ist jetzt ganz anders, deutlich gekürzt. Allerdings finde ich schon, dass sexuelle Telefonbelästigung traumatisch sein kann. Manche Frauen kleben wie hyptnotisiert am Hörer, fasziniert und angeekelt zugleich. Manche lassen ihre Nummer im Telefonbuch nur mit Anfangsbuchstaben eintragen oder für unbekannte Nummern sperren.

Also ist es eigentlich nur Infodump, gut getarnt unter der Geschwätzigkeit.

Hm, ja, es sollte ja zur Charakterisierung Christels dienen: Sie ist ängstlich und neugierig und geschwätzig. Ich habe Teile davon weggestrichen oder an anderer Stelle eingefügt. Manchen hat diese Passage ganz gut gefallen.

Insgesamt hat mich deine Geschichte leider nicht überzeugt. Es liegt glaube ich hauptsächlich daran, dass ich beide Protagonisten nicht ausstehen kann.

Da bin ich doch ziemlich erschrocken. Eigentlich dachte ich, man müsse eher Mitleid mit beiden haben. Horst hat ja keine Versprechungen gemacht, seine Freundin hat er schon im ersten Anruf erwähnt. Christel hat eine Wahnvorstellung entwickelt, bei der sie ausblendete, was sie nicht wahrnehmen wollte.

Warum denkt man nicht an Sex, wenn man so lange verheiratet war?

Eben weil man so lange verheiratet war :D. Bei Christel war nach dem Tod ihres Mannes erst mal Pause.
Für viele Frauen ist das Thema ab siebzig erledigt. Insofern ist der Telefonanruf von Horst ein Weckruf.

Vielleicht hätte ich es glaubwürdiger gefunden, wenn die beiden sich wirklich getroffen hätten.

Könnte sein. Aber so kommen beide um die Peinlichkeit des Missverständnisses herum. Ich wollte die beiden nicht vorführen. Und so bleibt die Chance bestehen, dass sie zu einem freundschaftlichen Umgang finden. Das wäre doch schön, oder?
Vielleicht kannst du der vorliegenden Überarbeitung mehr abgewinnen. Ich habe dein Urteil sehr ernst genommen. Es hat meinen Blick geschärft und mich meine Prämissen nochmals überdenken lassen.

Freundliche Grüße
wieselmaus


Liebe @Raindog


die Grundidee deiner Geschichte mag ich sehr, und ebenso die sprachliche Ausführung. Und den Titel, der passt ja mal richtig gut! U

Danke für diese generelle Einschätzung. Darüber bin ich froh.

Denn ersten Satz finde ich gut, der zieht mich gleich rein. :)
Aber leider werde ich dann gleich wieder rausgezogen :(, weil mich die ganze Angelegenheit mit der Telefonbelästigung und den Sternensingern und der Stadtverwaltung nicht interessiert in dem Moment.

Ja, verstehe ich. In dem Moment willst du wissen, was es mit dem Anruf auf sich hat. Andererseits erfährt man doch viel über Christels Einsamkeit, ihre Sprunghaftigkeit und Geschwätzigkeit als Alterserscheinung. Ich habe die ganze Passage gestrichen, nicht ohne Bedauern. Hier liegen die Wurzeln für die sich entwickelnde Wahnvorstellung.

Ich bin auch echt am Überlegen, ob dieser Satz überhaupt geht, weil du ja eigentlich, wenn du im Präsens schreibst, in Echtzeit erzählst, da bleibt nicht so viel Zeit zum Abschweifen. Das würde mMn so nur funktionieren, wenn deine Prota das Ganze rückwirkend erzählt.

Ja, das ist ein strukturelles Problem. Tatsächlich hatte ich überlegt, ob ich die Handlung als Rückblende präsentieren sollte. Aber du weißt ja, Rückblenden in KG sind nicht gerne gesehen.

Dass sie sich ihre E-Mail-Adressen austauschen, und dann auch noch so ausführlich mit Hyperlink, finde ich nicht wichtig für die Geschichte, das kann man sich doch denken.

Ist erledigt. Den Hyperlink habe ich entschärft. Den Hinweis auf ihre E-Mail-Adresse gönne ich Christel. Sie möchte sich Horst als auf der Höhe der Zeit zeigen. Eifrig wie die junge Studentin von vor fünfzig Jahren.

Der Schluss gefällt mir, und je nachdem, wie man als Leser selbst drauf ist, überwiegt bei dem einem vielleicht Erleichterung und bei dem anderen Enttäuschung – das finde ich gut.

Mir auch;). Bloß kein Rosamunde-Pilcher-Schluss.

Ich danke dir für den ausführlichen Kommentar, auch wenn ich manches anders sehe. aber dafür sind wir im Forum.

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hallo @wieselmaus,

Der Anfang ist jetzt ganz anders, deutlich gekürzt.
Ja finde ich wesentlich besser!

Allerdings finde ich schon, dass sexuelle Telefonbelästigung traumatisch sein kann. Manche Frauen kleben wie hyptnotisiert am Hörer, fasziniert und angeekelt zugleich.
Ich glaube, das ist ein Thema mit dem ich mich einfach noch nie wirklich auseinander gesetzt habe. Ich kenne nur die aufdringlichen Werbeanrufe. Wirkliche Belästigung kenne ich selbst nicht und habe aus meinem Umfeld auch noch nie davon gehört – zum Glück. Von daher gut, dass du den Keucher noch aufgenommen hast, das macht es deutlicher.

Da bin ich doch ziemlich erschrocken. Eigentlich dachte ich, man müsse eher Mitleid mit beiden haben.
Wieselmaus! Das tut mir leid. Ich wollte dich doch nicht erschrecken. Man kann ja auch nicht jede Person gleich wahrnehmen, dann würde ja alle nur mit den gleichen Leuten befreundet sein wollen. ;)

Horst hat ja keine Versprechungen gemacht, seine Freundin hat er schon im ersten Anruf erwähnt.
Naja, er sagt nicht SEINE Freundin sondern EINE Freundin. Warum sagt ein Mann so etwas? Ich vermute dahinter direkt einen Täuschungsversuch. Der Mann will sich alle Optionen offenhalten.

Du hast den Fragebogen rausgenommen. Das find ich gut. Der war echt creepy.

Wie ich den Horst jetzt, in der neuen Version sehe, ist natürlich kaum zu sagen. Das negative Bild hat sich schon zu sehr festgesetzt.

Ich fange an, meinen Umzug zu planen.
Das ist der Satz, der mich von Christel abstößt. Das ist einfach sehr krass. All das andere, die Träumereien, die Lust auf Sex, das kann ich nachvollziehen. Das kommt mit den Erinnerungen an früher wieder hoch.
Hängst du sehr an diesem Satz? :Pfeif:

Und so bleibt die Chance bestehen, dass sie zu einem freundschaftlichen Umgang finden. Das wäre doch schön, oder?
Und hier legt sich meine persönliche Einstellung über den Text. Ich bezweifel, dass zwei Personen, die eine Beziehung oder Techtelmechtel oder was auch immer miteinander hatten, miteinander befreundet sein können. Aber vielleicht ist so etwas nach so vielen Jahren möglich? Keine Ahnung.
Aber diesen Umschwung von Sexfantasien über Umzug zu „Ach dann freunde ich mich eben mit seiner Verlobten an“ kann ich nicht glauben.

So jetzt bin ich aber still. Ich hoffe, ich konnte dir meine Sichtweise noch etwas näher bringen.

Ich habe dein Urteil sehr ernst genommen. Es hat meinen Blick geschärft und mich meine Prämissen nochmals überdenken lassen.
Das freut mich. Ich empfinde negative Kritik zwar auch als sehr anstrengend, eben weil man sich wirklich noch mal mit dem Text auseinander setzen muss, aber am Ende bringt es einen weiter, egal ob man die Meinung nun teilt oder nicht.

Viel Erfolg weiterhin mit deinem Text und bis bald,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo @weltenläufer,


mich bringt dein Einstieg auf eine völlig falsche Fährte

Das wollte ich in diesem Text nicht: dich in die Irre laufen zu sehen. Das Alter war aus dem Abschnitt, den ich in der ersten Fassung hier hatte, sofort erkennbar, eine alte Frau um die fünfundsiebzig, ängstlich wegen der sexuellen Telefonanrufe, trotzdem neugierig und geschwätzig mit ständigen Gedankensprüngen. diese Infos habe ich jetzt verteilt über den Text.

Dann ist es mir insgesamt zu wenig szenisch.

Christel resümiert, was seit dem Anruf geschehen ist. Aus den Szenen und Dialogen hat sie sich nur gemerkt, was sie für wichtig hält. Das ist sicher deutlich weniger, als tatsächlich passiert ist. Eine Frau, die allmählich in eine Wahnvorstellung gleitet, legt sich die Fakten so zurecht, wie sie es haben will. Für eine Vorlesegeschichte halte ich den Text übrigens nicht.

Das ist jetzt eine konzeptionelle Frage, aber auch die darf man ja durchauch stellen.

Genau das ist es. Ich werde, weil @TeddyMaria Iin ihrem Kommentar sehr speziell auf die Frage eingeht, was Szenen und Dialoge bringen, dort ausführlich antworten. Zugrunde lege ich die aktuelle Fassung. Ich weiß nicht genau, auf welche du dich beziehst. Also, wenn du an dem Disput interessiert bist, in ein, zwei Tagen gibt es dort eine Antwort.

Davon abgesehen ist die Geschichte flüssig zu lesen, also handwerklich solide.

Das ist doch schon einmal was.

Danke für dein Interesse und freundliche Grüße
wieselmaus

 

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