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Abstraktum

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05.10.2005
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Voller Genugtuung betrachtete sie ihr Werk. Es war wirklich schön geworden. Es war nicht vollkommen, aber es war schön.
Lange Jahre hatte sie darauf gewartet, etwas solches tun zu können. Es war ja nicht so, dass sie es nicht hätte tun können, sie konnte es einfach nur nicht. Innerlich blockiert vom eigenen Sein. Irritiert vom eigenen Wesen, war sie außer Stande, sich selbst in so etwas zu verwirklichen. Nein, gewiss, die Fähigkeit dazu hatte sie allemal. Auch die Durchführung an sich wäre kein Hindernis gewesen, nur konnte sie einfach nicht. Sie hob jahrelang die Hand und weg war die Inspiration. Es war, als wäre dieser Schritt zu einer Art Selbstverwirklichung die Blockade selbst. Das Tun an sich blockierte sie. Die Fähigkeit und der Willen dazu waren da. Auch die Worte der anderen wären ihr egal gewesen. Nur ihre eigenen nicht. Ständig musste sie sich selbst fragen, was sie wohl selbst dazu denken und fühlen würde. Würde es ihr selbst gefallen? Sie war von ihrer eigenen Begabung überzeugt, dennoch drosselte diese Begabung selbst ihren Elan. So schwand ihr Mut. Lange, lange später, mit vielen Erkenntnissen des Lebens belohnt und bestraft, versuchte sie es erneut. Wieder war das Wissen um das Können da. Und wieder scheiterte sie an sich selbst. Sie versuchte es noch ein, zwei mal, doch ihr Gestaltungstrieb nahm wiederholt ein jähes Ende. So lebte sie. Eingezwängt, mit dem Wissen um ihre Anlage. Sie vertraute auf die Zeit. Die Zeit, ein komplexes Konstrukt, geschaffen vom Menschen, dem eigenen Leben einen Rahmen zu geben, etwas völlig unwichtiges zu definieren, welches dem Menschen eigentlich nur Schaden zufügt. Ein Gebilde, welches den Lauf der Dinge in eine Einfassung pressen sollte. Etwas, das so völlig abstrakt ist, dass man es kaum in Worte fassen kann. Sie maß die Zeit nicht, denn es war unwichtig für sie. Sie fühlte, eines Tages würde es sie übermannen, über sie hereinbrachen. Sie fühlte, dass sie irgendwann ihr Begabung würde umsetzen können. Sie vertraute der Zeit
Und kurz vor ihrem Tod, als sie nur noch wenige Stunden zu leben hatte, betrachtete sie voller Genugtuung ihr Werk. Es war wirklich schön geworden. Es war nicht makellos, aber schön. Es war ihr Leben, es war ihre Zeit, sie hatte ihr Talent ihr ganze Leben lang gelebt..

 

Hallo Luc!

Danke für die Kritik, du hast recht. Ich habe das "einfach" nun ersetzt, ohne aber den Sinn großartig zu verändern. Inwiefern meinst du, könnte man aus diesem Satz: Sie hob jahrelang die Hand und weg war die Inspiration.
noch mehr herausholen? Ich habe auch ihn abgeändert, doch mit der selben Aussage, nur mit einem anderen Stilmittel.
Den Erzählstil ändere ich absichtlich, damit der Konflikt, in dem die Person steht, untermalt wird. Dennoch habe ich versucht, das nicht zu krass werden zu lassen.

 

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