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Achterbahn

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21.04.2015
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Achterbahn

Ich kann es nicht ausstehen, dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen. Als wollten sie mich dazu zwingen, ihnen beim Verliebtsein zuzuschauen. Und die Blicke, die sie sich danach zuwerfen. Da wird mir schlecht. Am schlimmsten ist es, wenn er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr schiebt mit diesem glänzenden Film auf den Augen. Grenzdebil sieht das aus. Ich will dann immer seine Hand wegschlagen. Oder die Frau an den Schultern packen und sie schütteln. Ich meine – ernsthaft?
Die U-Bahn rast durch den Tunnel, der mir zu eng vorkommt. In der Scheibe kann ich das Spiegelbild der beiden Turteltauben sehen. Ich schaue in mein Buch, hebe es vor mein Gesicht und blende sie aus. Das Schmatzen höre ich trotzdem.

Früher gingen wir in den Sommerferien immer in den Freizeitpark. Es gab einen Bus, der vom Rathaus in unserem Dorf abfuhr, man konnte ein Kombiticket lösen, das Busfahrt und Parkeintritt beinhaltete. Wir waren meist zu viert oder zu sechst. Es musste eine gerade Zahl sein, sonst hatten wir ein Problem mit der Sitzverteilung in den Achterbahnen. Gab ja nur Zweier- oder Viererreihen. Einmal waren wir zu fünft, da gabs dauernd Diskussionen, wenn wir in der Schlange standen, weil niemand derjenige sein wollte, der allein mit Fremden fahren muss. Ich habe mich damals schon gefragt, warum es keine Bahnen mit ungeraden Sitzreihen gibt.

Meine Haltestelle wird angesagt und ich lächle. Es ist der U-Bahn-Fahrer, der immer schlechte Laune hat. Man versteht ihn kaum, weil er in tiefstem Bayerisch ins Mikrofon nuschelt. Ich beobachte gerne die Gesichter der Fahrgäste, wenn er die Stationen durchsagt. Das Stirnrunzeln und leichte Kopfschütteln, wenn sie wieder nur die Hälfte verstanden haben. In Gedanken nenne ich ihn Lokführer Hubert. Keine Ahnung, warum.
Hubert ist es egal, dass die Leute von ihm eine klare Aussprache erwarten. Er scheißt drauf und nuschelt in sein Mikrofon. Manchmal schreit er auch. Wenn jemand zu spät in die Bahn springt und in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus. Brüllt in sein Mikrofon und scheißt den Typen vor allen Fahrgästen zusammen.
Ich mag Hubert.

Die Busfahrt zum Park dauerte jedes Mal viel zu lang. Wir zappelten auf den Sitzen herum, ein einziger Ameisenhaufen. Unsere Stimmen überschlugen sich, unser Lachen war hysterisch. Wahrscheinlich gingen wir den anderen Fahrgästen tierisch auf die Nerven. Aber egal – dieser Tag gehörte uns.
Wir saßen immer ganz hinten, ich meistens am Fenster. Ab und zu konzentrierte ich mich auf die Landschaft und atmete tief durch, um meine Nervosität in den Griff zu kriegen. Es fühlte sich an, als müsste ich gleich vor die Klasse treten und ein Referat halten. Oder als lächelte Benjamin aus der Neunten mich an, ganz plötzlich und mit diesem Augenzwinkern. Wie Murmeln, die im Bauch umherkugeln.

Auf dem Weg ins Büro kommen mir zwei Frauen mit Kinderwägen entgegen. Sie sind in meinem Alter und irgendwie sehen sie sich ähnlich. Enge Röhrenjeans, oversized Pullover, wild gemusterter Cardigan aus kratziger Wolle. Von den Kindern sehe ich nur die kleinen runden Gesichter unter der Decke hervorlugen. Ihre dicken Backen sind rot, die Augen glasig, sie sehen durch mich hindurch.
Ich steh nicht besonders auf Kinder. Klar, die von meinen Freundinnen, die mag ich. Auch wenn sie kleine Hindernisse sind, die sich quengelnd und plappernd zwischen uns schieben.
„Jetzt erzähl doch mal, was gibts ... Lukas, nein! Entschuldige, was gibts Neues?“ Sie sieht mich an, ihr Blick flattert. Lukas zieht am Ärmel ihres Pullovers.
Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal.
Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.

Wir rannten los, sobald wir uns durch die Drehkreuze am Eingang geschlängelt hatten. Der Plan war jedes Mal der gleiche: Die schlimmste Bahn zuerst. Man sah sie schon von weitem, über hundert Meter ragte sie hoch, vier Sekunden freier Fall bei der ersten Abfahrt. Ich kannte sie auswendig, jede Kurve, jeden Anstieg und jede Beschleunigung. Aber in der Schlange war mir schlecht. Bis wir vorne an der Bahn ankamen, raste mein Herz, die Hände waren nass und ich konnte die Luft nur noch in kleinen Dosen einatmen.
Am schlimmsten war der Anfang der Fahrt, wenn die Wagen ratternd auf den Schienen hinauf gezogen wurden. Ich kniff die Augen zusammen und zählte die Sekunden, bis wir oben ankamen. Fünfundneunzig. Erst, als ich spürte, dass die Wagen langsam kippten, traute ich mich, wieder hinzuschauen. Genau in dem Moment, in dem die Bahn den steilen Abstieg hinunter raste. Ich weiß noch, wie ich den Mund aufriss, um zu schreien, aber der Fahrtwind erstickte jeden Laut in meiner Kehle.

„Scheiße!“ Er knallt die Tasse auf den Tisch und reibt hektisch mit einer Serviette auf dem Kaffeefleck herum, der mitten auf seinem weißen Hemd prangt. Frisch von der Uni ist er, arbeitet erst seit zwei Monaten hier. „Fuck, ich muss doch gleich zum Weidemann.“
Ich sehe auf die Uhr. „Jetzt noch?“
„Feedback-Gespräch, hat er gesagt.“ Die Haut an seinem Haaransatz glänzt. „Was mach ich denn jetzt?“
„Ist doch nur ein Fleck.“ Ich kann seine Aufregung nicht verstehen, sehe aber, dass ihn die Situation echt fertig macht. Also sage ich: „Um die Ecke ist ein H&M.“
„Falls jemand fragt: Ich hole schnell eine Akte aus dem Archiv.“
Ich nicke und er flitzt los. Es ist kurz vor sechs, draußen wird es langsam dunkel. Durch die Glasscheiben der Großraumbüros beobachte ich die anderen. Auch sie sehen nicht so aus, als würden sie bald den Stift fallen lassen.
Sie lieben das hier. Ohne Scheiß, das tun sie wirklich. Und ich stehe da und starre sie an.
Vor einer Woche habe ich den neuen Kollegen in einer Bar gesehen. Er stand auf einer kleinen Bühne und trug einen Text vor. Wirkte so anders ohne seinen Anzug. Das gedimmte Licht machte seine Züge ganz weich. Er hat den Slam nicht gewonnen, aber er kam unter die ersten drei. Und jetzt hetzt er durch den Laden und sucht nach einem neuen Hemd.
Als er wieder da ist, schalte ich den Computer aus, packe meine Sachen und verlasse das Büro.
Auf dem Weg zur U-Bahn fallen die ersten Regentropfen. Ich stelle mir vor, am Straßenrand würden Palmen stehen. Ein bisschen Sand zwischen den Zehen.

Mit zittrigen Beinen und tränenden Augen liefen wir die Rolltreppe hinunter zum Ausgang der Bahn. Ich weiß noch, wie mir das Gesicht wehtat, weil ich nicht aufhören konnte zu grinsen. Wir sahen aus wie eine Bande Wilder, die Haare klebten auf der Stirn, die Augen weit aufgerissen und glänzend. Auf dem Weg zum nächsten Fahrgeschäft jubelten wir und klatschten uns gegenseitig ab.
Wir flitzten von der Bobbahn zum Geisterschloss. Vom Alpenblitz zur Schiffschaukel. Die Murmeln im Bauch waren verschwunden. An ihre Stelle trat ein nicht enden wollendes Lachen. Bei jeder Abfahrt fühlte es sich an, als rutschte uns der Magen in den Hals, wir kreischten, rissen die Arme in die Luft, es gab nichts, was wir uns nicht getraut hätten.
Zwischendurch aßen wir fettige Pizza, versteckten uns hinter den Fressbuden und rauchten heimlich Zigaretten. Wir taumelten durch den Park, zwängten uns durch die Menschenmassen und doch waren da nur wir. Ich weiß noch, wie leicht sich jeder Schritt anfühlte.

Ich bin in mein Buch vertieft, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnehme. Ein Kerl mit viel zu engen Hosen, wild gestyltem Haar und einem Schal, der aussieht wie eine Sofadecke, kommt durch den Gang der U-Bahn auf mich zu. Er setzt sich auf die Sitzbank mir gegenüber und wirft einen Blick in die spiegelnde Fensterscheibe, fährt sich durchs Haar, bevor er zu mir rübersieht. Er zwinkert mir zu. Ich drehe mich von ihm weg, halte das Buch ein Stück höher.
„Was liest’n da?“
„’n Buch.“ Ich blättere um und lese weiter.
„Was’n für eins?"
Ich schaue auf. Er grinst mich an. Ganz kurz flackert sein Blick wieder zum Fenster, wahrscheinlich muss er checken, ob die Sofadecke noch richtig liegt. Dann grinst er weiter. Am liebsten würde ich ihm gegens Schienbein treten. Stattdessen hebe ich das Buch in die Luft, sodass er den Titel sehen kann.
Der Schaum der Tage ...“, liest er ab. „Kenn ich gar nicht.“ Ach was!
Ich zucke mit den Schultern, versuche ihn auszublenden. Die Bahn fährt in die nächste Station ein, die Türen öffnen sich ratternd, niemand steigt ein. Der Typ fixiert mich immer noch. Ich konzentriere mich auf die Zeilen vor mir.
„Worum gehts denn?“
Einfach weiterlesen. Irgendwann kapiert er es schon.
„Ich les ja eher selten, aber ...“ Er lehnt sich zu mir rüber. „Vielleicht kannst du mir ja was empfehlen.“
Ich klappe das Buch zu. Mein Fuß zuckt. Soll ich mich einfach umsetzen? Oder ihn anbrüllen, was für ein beschissener Idiot er ist? Gerade als ich mich für Letzteres entscheide und den Mund öffne, höre ich eine tiefe, heiser klingende Stimme hinter mir.
„Alter, raffst dus nicht?“
Ich drehe mich um. Er hat dunkles Haar, sehr kurz. Sein Dreitagebart kratzt sicher beim Küssen. Aber nur ganz leicht, sodass es doch irgendwie gut ist. Wir sehen uns an. Die braunen Augen werden zur Pupille hin immer dunkler, wie ein kühler, tiefer Brunnen. Ich will auf die Mauer steigen und reinspringen.
„Hab ich mit dir geredet, oder was?“, sagt der Typ mit der Sofadecke um den Hals.
„Nee, aber sie offensichtlich auch nicht mit dir. Schleich dich einfach!“
Der Typ holt Luft, öffnet den Mund, kneift die Augen zusammen. Dann steht er auf und geht.
Ich drehe mich wieder nach vorn, starre auf mein Buch und halte den Atem an. Hinter mir höre ich seinen Herzschlag.

Auf der Fahrt nach Hause schliefen wir meistens. Oder wir träumten. Ich beobachtete die Wolken am Himmel, die von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. Sie sahen aus, als hätten sie einen Heiligenschein.
Ich lächelte. Die ganze Zeit.

Bei jeder Station konzentriere ich mich auf die Bewegungen hinter mir. Ob das Polster der Rückenlehne plötzlich nachgibt, weil er aufsteht. Als es schließlich passiert und ich über mein Buch hinweg sehe, wie er vor den Türen steht und darauf wartet, dass sie sich öffnen, will ich aufspringen und ihn umarmen. Ich will mit den Händen über sein Gesicht streichen und spüren, wie sein Bart kratzt auf meiner Haut. Aber ich kralle mich am Buch fest und zwinge mich dazu weiterzulesen. Als er ausgestiegen ist, lass ich es in den Schoß sinken. Mein Blick fällt auf den leeren Sitz neben mir. Da liegt ein Zettel, zusammengefaltet, etwa so groß wie meine Handfläche.
Immer wieder gerne, steht da. Und eine Handynummer.
Ich starre auf die Buchstaben, die leicht nach links geneigt auf dem Papier stehen. Die U-Bahn fährt in der Endhaltestelle ein und erst als der Fahrer das zweite Mal „Bitte alle aussteigen“ ins Mikrofon plärrt, stehe ich auf. In meinem Bauch kugeln Murmeln umher.
Ich fahre die Rolltreppe nach oben und gehe durch den Regen nach Hause. Der Zettel steckt in meiner Hosentasche, er brennt ein Loch in den Stoff. Ich denke an damals, den steilen Aufstieg, an das Rattern der Räder auf den Schienen, den Schrei, der vom Wind erstickt wird.
Zu Hause ziehe ich den Zettel aus der Tasche, hole das Handy heraus und tippe auf das Nachrichtensymbol. Es passiert wie automatisch. Ganz leicht. Ich schreibe das Erste, was mir in den Sinn kommt. Das Einzige, was wichtig ist.
Fährst du gerne Achterbahn?

 
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Liebe RinaWu,

ja, der Tag ‚Romantik’ ist richtig gewählt.
Gekonnt erzählt und locker verpackt kredenzt du uns diese kleine Episode. Sie bezieht ihre Farbe aus dem Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit, mit dem du deine Protagonistin sehr genau charakterisierst. Dieser Zeit der Achterbahnfahrten, der jungendlichen Leichtigkeit, der Unbefangenheit und Unbekümmertheit stellst du die langweilig-triste Gegenwart und das Alleinsein deiner Protagonistin gegenüber. Und dann das Happy-End, die Auflösung der Sehnsüchte, das Ende des Alleinseins. Das ist schon Romantik pur. Und du brichst klugerweise genau in dem Moment ab, wo das Konkrete den romantischen Moment ankratzen könnte.

Da ist dir eine angenehm lesbare kleine Geschichte gelungen.

Über ein paar Sachen bin ich gestolpert bzw. habe sie nicht so recht verstanden oder einordnen können:

Wir waren immer mindestens sechs. Es musste eine gerade Zahl sein, sonst hatten wir ein Problem mit der Sitzverteilung in den Achterbahnen. Einmal waren wir zu fünft, da gab’s dauernd Diskussionen, wenn wir in der Schlange standen, weil niemand derjenige sein wollte, der allein mit Fremden fahren muss.
Verstehe ich nicht, kann aber auch an mir liegen: Sechs finden Platz, bei Fünfen muss einer mit Fremden fahren. ?

Ab und zu habe ich mich auf die Landschaft konzentriert und tief durchgeatmet, weil mir alles zu viel wurde. Es fühlte sich an, als würden Murmeln im Bauch umherkugeln.

Die U-Bahn fährt in der Endhaltestelle ein und erst als der Lokführer das zweite Mal „Bitte alle aussteigen“ ins Mikrofon plärrt, stehe ich auf. In meinem Bauch kugeln Murmeln umher.

Du verwendest das Bild zweimal: Einmal spürt sie die Murmeln, weil ihr alles zu viel wird, das andere Mal ist es wohl ihr Verwirrtsein als Reaktion auf den Zettel. Schon beim ersten Mal finde ich das Bild nicht sehr aussagekräftig, und beim zweiten Mal fehlt mir dann die Ähnlichkeit der beiden Situationen. (Wie gesagt, kann an mir liegen, das ich das nicht verstehe.)

Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal. Nach ein paar Sätzen hört sie mir nicht mehr zu.
Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung, an mir vorbei, und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.

Tolle Stelle. Vielleicht könntest du das ‚an mir vorbei’ sogar streichen.

Am schlimmsten war der Anfang der Fahrt, wenn die Wagen ratternd auf den Schienen hinauf gezogen wurden. Hundert Jahre dauerte sie, mindestens.
hinaufgezogen
hundert Jahre ? Die Übertreibung finde ich nicht gelungen.

Erst, wenn ich spürte, dass die Wagen nach unten kippten, traute ich mich wieder hinzuschauen. Genau in dem Moment, in dem die Bahn den steilen Abstieg nach unten raste.

Irgendein Anwalt zur (zu) irgendeiner Sache für meinen Chef.
???

Ich weiß noch, dass es sich immer so anfühlte, als würde ich einfach nicht mehr denken.
Und später noch einmal:
Als würde ich nicht mehr denken.

Ich verstehe deine Idee. Aber der Vergleich ist mir doch ein bisschen zu einfach.

... einem Schal, der aussieht wie eine Tischdecke,
ein Schal wie eine Tischdecke? Da entsteht bei mir so richtig kein Bild von der Kleidung dieses jungen Mannes.

Liebe Rina, das ist eine schöne Wohlfühlgeschichte, besonders an einem grauen Herbsttag.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Liebe barnhelm,

vielen Dank für deine schnelle Rückmeldung.

der Unbefangenheit und Unbekümmertheit stellst du die langweilig-triste Gegenwart und das Alleinsein deiner Protagonistin gegenüber. Und dann das Happy-End, die Auflösung der Sehnsüchte, das Ende des Alleinseins
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Protagonistin ihre Gegenwart als langweilig und trist empfindet. Viele eher sehe ich sie gefangen in einer Phase, in der sie nicht so recht weiß, wohin sie gehört. Auch ob das Ende ein Happy-End ist, möchte ich im Vagen lassen. Es ist ein Schritt in eine Richtung, aber wie es ausgeht ...

Sechs finden Platz, bei Fünfen muss einer mit Fremden fahren?
Naja, Achterbahnen haben in der Regel immer zwei Plätze nebeneinander oder vier. Bei ungeraden Zahlen muss also immer einer mit Fremden fahren, weil er nicht in die geraden Sitzreihen passt. Das schaue ich mir nochmal an, vielleicht muss ich hier genauer erklären. Da soll ja auch noch etwas anderes mitschwingen, das viel von dem Gefühl ausmacht, das sie in der Gegenwart empfindet.

Einmal spürt sie die Murmeln, weil ihr alles zu viel wird, das andere Mal ist es wohl ihr Verwirrtsein als Reaktion auf den Zettel.
Nein, das muss ich wohl präsizieren. Die Murmeln, das Rumoren im Bauch, sollen schlichtweg für Aufregung stehen. Deshalb passen sie auch auf beide Momente. Schade, dass dir das Bild nicht gefällt. Mir gefällt es zu gut, um es zu streichen :shy:

Vielleicht könntest du das ‚an mir vorbei’ sogar streichen.
Ja, gute Idee, mache ich.

ein Schal wie eine Tischdecke? Da entsteht bei mir so richtig kein Bild von der Kleidung dieses jungen Mannes.
Kennst du nicht diese furchtbaren Hipster-Schals, die im Moment viele tragen? Die sind riiiiiesig (wie eine Tischdecke), aus ganz grobem Stoff und mit riesengroßen Oma-Mustern drauf. Das wollte ich damit ausdrücken ... Ich warte mal ab, ob ich da nochmal ran muss.

Vielen lieben Dank für deine Worte.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

jetzt habe ich mir diese Schals angeschaut. Ja, sie sind riesig, aber an Tischdecke würde ich bei diesen Karos usw. nie denken. Doch auch das hat wohl eher mit meiner Vorstellung von einer Tischdecke zu tun. Ich finde, die sehen allenfalls aus wie Sofadecken.

Und noch was. Liegt wohl an dieser dösigen Herbstatmosphäre: Ich hab gar nicht mitbekommen, dass du mit deiner Geschichte schon die Challenge eingeläutet hast. Das nenne ich mal ‚prompt reagiert’.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo barnhelm,

Sofadecke ist auch gut ...

Doch doch, das hier ist für die Challenge. Ich habe an der Geschichte schon eine Weile gebastelt, aber irgendwie hab ich sie doch nie online gestellt. Und dann habe ich gestern gesehen, dass es eine neue Challenge ist, habe noch ein wenig gefeilt und sie online gestellt :shy:

Liebe Grüße
RinaWu

 

RinaWu schrieb:
Doch doch, das hier ist für die Challenge. Ich habe an der Geschichte schon eine Weile gebastelt, aber irgendwie hab ich sie doch nie online gestellt. Und dann habe ich gestern gesehen, dass es eine neue Challenge ist, habe noch ein wenig gefeilt und sie online gestellt

Und ich habe mich schon gefragt, wie man in so kurzer Zeit eine so routiniert wirkende Geschichte schreiben kann ...

Hallo RinaWu,

ich schicke gleich voraus, dass Romantik nicht mein Metier ist. Ich Banause habe mich dann auch gleich gefragt, weshalb die Erzählerin den aufdringlichen Typen in der Bahn nicht einfach selbst in die Wüste schickt, sondern lieber darauf wartet, dass ein anderer aufdringlicher Kerl sie rettet.

Nichtsdestotrotz ein schöner Text. Sprachlich hab ich nichts zu motzen. Lediglich ein Fehlerchen ist mir aufgefallen:

Da liegt ein Zettel, zusammengefaltet, etwas so groß wie meine Handfläche.

"etwa" soll das vermutlich heißen.

Auch jenseits der Sprache fand ich Gefallen an der Geschichte. In die Protagonistin kann ich mich gut einfühlen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit funktioniert. Die Aufregung im Freizeitpark wechselwirkt mit der Aufregung bei der Begegnung mit dem Retter. Da hilft auch das Bild mit den Murmeln tatkräftig mit, find ich gut.

Überhaupt scheint ja die Erzählerin so ein bisschen eine verlorene Seele zu sein. Die Freunde haben alle Kinder und nerven, der Job füllt sie nicht aus, etwas fehlt. Die Abneigung gegenüber sich küssenden Paaren kommt vermutlich aus der Verbitterung. Wie gesagt, die Erzählerin funktioniert. Vor allem schaffst du es, sie uns nahe zu bringen, ohne uns gleich mit Informationen zu überfluten.

Ja, nur die Rettung durch den Kerl, die hat mir halt nicht so zugesagt, da hab ich die Stirn gerunzelt. Insgesamt hab ich den Text aber sehr gerne gelesen. Ein schöner Beitrag zum Wettbewerb!

Liebe Grüße
Mix

 

Hallo Mix,

lieben Dank für deine Gedanken zu meiner Geschichte. Und auch für den gefundenen Fehler, den hab ich aber sowas von sofort verbessert :shy:

Um mal als allererstes auf deinen Kritikpunkt einzugehen. Sie lässt sich nicht retten. Also das war zumindest nicht meine Intention. Sondern er kommt ihr zuvor. Das alles spielt sich ja innerhalb von Sekunden ab. Der komische Typ stört sie beim Lesen, sie versucht ihn abzuwimmeln, indem sie ihm einfach das Buch vor die Nase knallt, das kapiert er aber nicht, und in dem Moment, in dem sie überlegt, wie deutlich sie werden soll, mischt sich ER ein. Aber meine Intention war nicht, dass sie "gerettet" werden muss. Sondern der Typ hinter ihr checkt einfach sofort die Lage und greift ihr ein wenig unter die Arme. Weißt, wie ich meine? Ich muss mal schauen, ob ich das irgendwie noch besser rausarbeiten kann, denn eigentlich soll sie nicht so rüberkommen, als sei sie auf den Mund gefallen. Mein Hintergedanke war eher, dass die "Romantik" dadurch aufkommt, dass da ein Fremder sofort kapiert, wie sie tickt. Er spricht sie ja dann auch nicht an, obwohl sie ihm vielleicht sogar eine Chance gegeben hätte, sondern er hinterlässt nur eine leise Botschaft.

Überhaupt scheint ja die Erzählerin so ein bisschen eine verlorene Seele zu sein. Die Freunde haben alle Kinder und nerven, der Job füllt sie nicht aus, etwas fehlt. Die Abneigung gegenüber sich küssenden Paaren kommt vermutlich aus der Verbitterung.
Verloren trifft es gut. Verbittert eher nicht. Es ist eine Eigenart. So wie manche das Geräusch von Fingernägeln auf einer Tafel nicht mögen. Tatsächlich habe ich eine Freundin, die das Geräusch von sich küssenden Pärchen nicht erträgt,obwohl sie in einer glücklichen Beziehung steckt. Ich finde das irgendwie geil, somit war sie meine Inspiration für diese Eigenheit.

Ich freue mich, dass meine Romantik dir dann doch gefallen konnte.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hola RinaWu,

die Idee, ein sich im Stall langweilendes Pferd für einen Ritt nach Patagonien, dem Land der Winde, aufzusatteln ist einleuchtend, auch nachahmenswert, nur fehlen mir leider Stall nebst Pferd. Während ich noch nach einem Plot fahnde, fährst Du schon die ersten lobenden Kommentare ein. Meiner gehört dazu. Allerdings werde ich auch einige Punkte antippen, die mir – ganz persönlich – antippenswert erscheinen. Wie immer sind die ohne Belang.
Dass ich den ersten Satz ...

Ich kann es nicht ausstehen, dieses Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen.
... nicht beklatsche, kann ich erklären: Wer hörbar schmatzt, sollte es mit Streicheln versuchen, denn küssen kann er nicht. Das Schmatzen fände ich beim Susi-Mami-Papi-Gute-Nacht-Kuss besser platziert.
Aber er schaut so entrückt:
Am schlimmsten ist es, wenn er ihr eine Haarsträhne hinter’s Ohr schiebt mit diesem glänzenden Film auf den Augen.
Gut getroffen:schiel:.
Ich meine – ernsthaft?
Für meinen Geschmack arg knapp.

Wir waren immer mindestens sechs. Es musste eine gerade Zahl sein, sonst hatten wir ein Problem mit der Sitzverteilung in den Achterbahnen. Gab ja immer nur Zweier- oder Viererreihen. Einmal waren wir zu fünft, da gab’s dauernd Diskussionen, wenn wir in der Schlange standen, weil niemand derjenige sein wollte, der allein mit Fremden fahren muss. Ich habe mich damals schon gefragt, warum es keine Bahnen gibt mit ungeraden Sitzreihen.
Ohne diese Sitzplatzmathematik würde der Geschichte nichts fehlen, mMn.

Kinderwägen
Vielleicht Dialekt, aber richtig ist es nicht.

Luft nur noch in kleinen Dosen einatmen
Putzig.
Beim nächsten Mal würden wir wieder zuerst die schlimmste Bahn fahren.
Das kenne ich nur umgekehrt: Das Schlimmste=Beste=Schönste haben wir uns immer für zuletzt aufgespart. Wie den Schokopudding nach dem Spinatgespenst mit Einbrenn und Ei :).
Für den Text könnte ich mir das auch gut vorstellen: Ein längeres Vorspiel erhöht den Reiz, den Nervenprickel. Die Prota und ihre Freunde könnten sich beim Spaß auf den anderen Attraktionen schon heiß fantasieren, wie irre wahnsinnig der Ritt auf der Achterbahn auch diesmal wieder würde.
Das müsste man wahrscheinlich gradlinig erzählen, damit sich Spannung aufbaut – aber Du gestaltest den Text mit Einblendungen, und das ist ebenso gut. Weshalb ich so umständlich bin, hat mit meinen eigenen Vorlieben zu tun, und deshalb denke ich, dass auch andere nicht die größte Sensation gleich am Anfang vernaschen. Denn alles, was dann kommt, wird als zweitklassig empfunden.

So – ich finde, meine Moserei sollte ein Ende haben. Dein Ende, liebe RinaWu, ist große Klasse. Das schnackelt so richtig schön und gefällt mir sehr. Ja, ja, die Rina, die kann’s. Hab wirklich eine schöne Geschichte gelesen – und bin sicher, dass es so weitergeht.

Sei herzlich gegrüßt!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Auf dem Weg ins Büro kommen mir zwei Frauen mit Kinderwägen entgegen.
Eigentlich wollt ich beginnen mit der Achterbahn als Symbol des Lebens,

liebe Rina,

aber dann ist mir der landschaftlich geprägte Plural meiner Vorredner in die Quere gekommen undmit Riesenvergnügen ein "Graf Ortho" mit der Rechtschreibreform.

Üblicherweise nimmt Duden.de ja auch landschaftliche Varianten auf, in dem Fall aber nicht, dass das Dante Friedchen MetaGer suchen ließ und fündig wurde - nun nicht etwa mit der Rechtschreibreform zu unserem wunderbaren Jahrtausendwechsel, sondern der von 1901!

Nachgefragt wird da, ob auch in Norddeutschland der Plural "Wägen" verwendet werden kann (kann er, behaupte ich mal, solange man nicht "wiegen" hineinhört) und geantwortet wird: "... Hier die knappe Antwort von Herrn Wort auf deine Frage: 'Nein!'
Selbst Frau Kurz war über diese knappe Antwort überrascht: 'Warum sind Sie denn heute so grantig?' 'Weil das doch in jedem Wörterbuch steht: Der Plural von Wagen ist Wagen.'
'Na ja, wenn man aber in Süddeutschland Wägen sagt, dann wird man doch wohl auch Wägen schreiben dürfen', versuchte nun Frau Laut dem Lautprinzip Vorrang zu verschaffen.
Liebe Frau Laut: „Schreiben kann man so. Aber sprachllich richtig ist es nicht. Die deutsche Sprache orientiert sich an der Standardlautung, auch Hochdeutsch oder Theaterdeutsch genannt. So spricht zwar keiner in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sondern nur die Sprecher(innen) der Tagesschau oder und die Schauspieler(innen) im Theater. Aber seit der Rechtschreibreform von 1901 gilt diese Standardlautung als Grundlage für die Schreibung.
Kurz: Ein Wagen bleibt ein Wagen und viele Wagen auch." (zitiert nach http://www.rsw-portal.de/Forum/tabid/81/forumid/10/postid/7630/scope/posts/Default.aspx, an die neuere deutsche Rechtschreibung angepasst durch mich)

Aber welche Lebensgeschichten so alles mit Freizeitparks und Achterbahnen verknüpft sind, sieht man am Schicksal des armen Alvy Singer, dessen Geburtshaus unter einer Achterbahn gebaut, früh zum Stadtneurotiker wird (Lebensmotto: "Das Leben ist voller Elend, Leid und Kummer - und dann ist es auch noch viel zu schnell vorbei.")

Ich schweife ab? Nee, schon wenn es heißt

Ich kann es nicht ausstehen, dieses Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen. Und die verliebten Blicke, die sie sich danach zuwerfen. Da wird mir schlecht. Am schlimmsten ist es, wenn er ihr eine Haarsträhne hinter’s Ohr schiebt mit diesem glänzenden Film auf den Augen. Grenzdebil sieht das aus. Ich will dann immer seine Hand wegschlagen. Oder die Frau an den Schultern packen und sie schütteln. Ich meine – ernsthaft?
spricht doch für Dorfneurotiker - oder?

Kurz zwo, drei Trivialitäten

In der Scheibe kann ich die Reflektion der beiden Turteltauben sehen.
wohl "reflektieren" aber laut Duden.de "Reflexion" (keine Bange, bis gerade kannt ich Graf Ortho auch noch nicht)

Keine Ahnung[,] warum.

Gern gelesen vom

hyperdiagoneknaxspezialneurotischen Friedel

 

Hola valorado josefelipe,

Wer hörbar schmatzt, sollte es mit Streicheln versuchen, denn küssen kann er nicht.
Ja, genau das ist einer der Gründe, weshalb die Protagonistin das nicht leiden kann. Das hat, wie ich zuvor schon kurz angerissen habe, weniger mit Frustration über sich liebende Menschen zu tun, sondern viel eher mit dem zwanghaften Demonstrieren der Verliebtheit. Lautes Schmatzen beim Küssen ist so gewollt, die anderen können ruhig hören und sehen, wie sehr man einander mag. Dabei ist das doch eigentlich etwas sehr intimes. Das ist es, was ihr gewaltig auf den Keks geht.

Ohne diese Sitzplatzmathematik würde der Geschichte nichts fehlen, mMn.
Okay, nehme ich natürlich so an. Für mich bedeutet die Sitzplatzthematik schon etwas sehr Entscheidendes für die Geschichte. Ich warte mal ab ...

Vielleicht Dialekt, aber richtig ist es nicht.
Oha, jedes Mal tappe ich wieder in die Wagen-Falle. Habe ich korrigiert.

Das kenne ich nur umgekehrt: Das Schlimmste=Beste=Schönste haben wir uns immer für zuletzt aufgespart.
Das Schönste am Schluss, ja. Das Schlimmste jedoch lieber gleich am Anfang. Ich habe hier aus meiner Kindheit/Jugend geschöpft. Im Europapark gibt es den Silverstar. Ein fieses Teil. Und jedes Mal bin ich fast vor Angst umgekippt in der Schlange. Aber wir sind ihn immer zuerst gefahren. Denn danach hat jede andere Achterbahn einfach nur Spaß gemacht, weil sie nur halb so wild war wie der Silverstar.
Denn alles, was dann kommt, wird als zweitklassig empfunden.
Nein, gar nicht. Sondern nach dem Silverstar waren wir erleichtert, wie nach einer Mutprobe, und konnten alle anderen Bahnen im Park genießen.

Dein Ende, liebe RinaWu, ist große Klasse. Das schnackelt so richtig schön und gefällt mir sehr.
Toll, danke, das freut mich sehr. Vielleicht sollte ich mal einen Liebesroman schreiben ... :eek: Also keinen so schlimm schleimigen, sondern einen charmanten. Mal sehen. Vielleicht doch lieber was Grusliges :D

Schicke dir ganz viele Grüße!
RinaWu


Mein lieber Friedrichard,

Eigentlich wollt ich beginnen mit der Achterbahn als Symbol des Lebens,
..., aber dann kamen die Kinderwägen dazwischen. Verdammt! Jedenfalls vielen Dank für den schönen Dialog zwischen Frau Kurz und Frau Laut, ich hoffe, ich kann mir das jetzt endlich mal merken mit dem Wagen und den Wagen.

Die Flusen habe ich beseitigt, danke dir.

Zur Achterbahn. Ich habe mal eine Phase gehabt, da habe ich oft geträumt, ich fahre Achterbahn. Damals habe ich das Traumsymbol nachgeschlagen und da stand (unter anderem): Eine Achterbahn wird in der psychologischen Traumdeutung als Erinnerung an die Kindheit interpretiert. Meist steckt hinter diesem Traumbild der Wunsch nach Lebensfreude, Ausgelassenheit und Unbeschwertheit sowie manchmal auch nach Leichtsinn. Das fiel mir bei dieser Geschichte wieder ein und passte ganz gut dazu, was ich erzählen wollte.

Danke für deinen Besuch!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

Ich musste während des Lesens kurz überlegen, ob ich die absatzweisen Rückblenden mag und bin zum Schluss gekommen: Ja, mir gefällt das. Die Geschichte kommt gut an, auch bei mir. Um zu der Sitzplatzthematik zu kommen: Ich sehe das genau so. Als alte Achterbahnfahrerin weiß ich gut, dass eine ungerade Zahl immer blöd ist, ich mag nämlich auch nicht neben einem Fremden sitzen ;) (und sonst auch keiner). Meiner bescheidenen Meinung nach kann das auch ruhig in der Geschichte bleiben. Für meinen Geschmack fand ich eher die Szene mit dem dienstlichen Telefongespräch entbehrlich. Sehr gut hat mir der Gedankengang über "Hubert" gefallen.
Liebe Grüße Sabine

 

Hallo Sabine P,

genau, das alte Problem beim Achterbahn fahren. Und wie gesagt, mir ist diese Szene auch aus anderen Gründen wichtig.

Ja, mit der Büroszene bin ich mir auch noch unsicher ... Ich überlege mal, ob mir etwas Besseres einfällt. Die Szene mit Hubert mag ich nämlich auch lieber. Vielleicht finde ich sowas Szenisches auch für's Büro, bzw. stellvertretend für ihren Arbeitsalltag.

Danke, dass du vorbeigeschaut hast.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hey RinaWu,

erste Erkenntnis: Du bist jünger als ich :D.
Die Highlights für uns waren Eurosat - diese Achterbahn im Dunkeln -, Wildwasserbahn und Schweizer Bobbahn, wobei mich die Schiffschaukel am meisten zum Lachen gebracht hat, und ein Kumpel von mir schon kotzen musste (als wir am höchsten Punkt waren) :aua:.
Blue Fire und Silverstar sind was für meine Jungs, wenngleich ich beides auch schon gefahren bin.

Nun aber genug offtopic, wenngleich es witzig ist, dass ich - wie deine Prota - auch schon die Sekunden (in der selben Bahn) gezählt habe.
Übrigens sind wir früher auch immer erst die Highlights gefahren (meine Kids ebenso), alleine schon deswegen, um später nicht stundenlang anstehen zu müssen.

Mir gefällt der Text ganz gut, den du speedymausmäßig zur Challenge eingereicht hast - hast wohl einen Tipp von Fliege bekommen :) ?
Ein ruhiger Text, der keine hohen Wellen schlägt, dennoch was zum Schwingen bringt, der sprachlich den richtigen Ton trifft, dem es gelingt, mir ein Bild von deiner Prota und ihrem Leben machen zu können.


Ich kann es nicht ausstehen, dieses Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen.
... sondern viel eher mit dem zwanghaften Demonstrieren der Verliebtheit.
Mich hat das auch erst ein wenig gestört, allerdings relativiert sich das, nach deiner Antwort an josefelipe.
Du könntest die Erklärung doch auch gleich miteinflechten.
Vielleicht: Ich kann es nicht ausstehen, dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen, um der Welt was mitzuteilen (,das niemanden interessiert). Oder so ...
Denn im Kontext dann - die verliebten Blicke, die Haarsträhne - wirkt das nicht demonstrativ, sondern sehr ineinander versunken.
Die ersten beiden Absätze lese ich übrigens so, dass deine Figur sich nach dem sehnt, was sie da auszublenden bzw. schlechtzureden versucht.

Früher war ich in den Sommerferien immer im Freizeitpark. Es gab einen Bus, der vom Rathaus in unserem Dorf abfuhr, man konnte so ein Kombiticket lösen, das Busfahrt und Parkeintritt beinhaltete. Wir waren immer mindestens sechs. Es musste eine gerade Zahl sein, sonst hatten wir ein Problem mit der Sitzverteilung in den Achterbahnen. Gab ja immer nur Zweier- oder Viererreihen.
Mir geht es diesmal gar nicht alleine um die Doppler, sondern um Unschärfe - finde das etwas unsauber formuliert, und ohne, fände ich den Abschnitt auch eleganter. Vermutlich hast du dir was dabei gedacht, trotzdem :).
Vorschlag (zum Verdeutlichen): Früher war ich in den Sommerferien häufig (oft, öfter) im Freizeitpark. Es gab einen Bus, der vom Rathaus in unserem Dorf abfuhr, man konnte so ein Kombiticket lösen, das Busfahrt und Parkeintritt beinhaltete. Wir waren meist zu sechst. Es musste eine gerade Zahl sein, sonst hatten wir ein Problem mit der Sitzverteilung in den Achterbahnen. Gab ja nur Zweier- oder Viererreihen.

Hubert ist es egal, dass die Leute von ihm eine klare Aussprache erwarten.
Kein Wunder, denn sie würde wohl auch gerne mal drauf scheißen, was andere von ihr denken. Auch wenn sie mal einen Tritt versetzt. Geht wohl vielen so. Das ist auch ein bisschen Gesellschaftskritik, denn oft ist es ja so, dass wir gezwungen sind oder genötigt werden, so zu sein, wie man es von uns erwartet. Das entmenschlicht auch und steht immer mal wieder im Konflikt mit unseren Bedürfnissen und Verwirklichungswünschen.

... und tief durchgeatmet, um meine Nervosität irgendwie in den Griff zu kriegen.
Würde ich streichen, hast du zwei Sätze später schon.

Enge Röhrenjeans, oversized Pullover, wild gemusterter Cardigan aus dicker Wolle, die aussieht, als würde sie auf der Haut kratzen.
Peanuts, aber diese Würde-Konstruktion könntest du vermeiden, hast du kurz zuvor schon.
Vielleicht: Enge Röhrenjeans, oversized Pullover, wild gemusterter Cardigan aus Wolle.
Würde mir schon reichen, sind schon 'ne Menge Adjektive drin; oder du ersetzt "dicker" durch "kratzige", dann hättest du das mit drin und den Doppler (dicke Backen) vermieden.

„Jetzt erzähl doch mal, was gibt’s – Lukas, nein! – Entschuldige, was gibt’s Neues?“
Würde ich ohne Gedankenstrich machen. Ist ja wörtliche Rede.

Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal. Nach ein paar Sätzen hört sie mir nicht mehr zu. Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen.
Das zeichnest du - denke ich - sehr treffend, habe ich schon des öfteren von kinderlosen Frauen gehört. Da schwingt ja beides mit, das Genervtsein, aber auch das Gefühl, weniger zu haben, weniger wert zu sein. Ja, da ist auch Eifersucht, Neid vielleicht.

Erst, wenn ich spürte, dass die Wagen langsam kippten, traute ich mich[K] wieder hinzuschauen.
Ich würde "wenn" durch "als" ersetzen.

Es ist kurz vor sechs, draußen wird es langsam dunkel. Er könnte auch einfach Feierabend machen. Aber er bleibt immer länger. Durch die Glasscheiben der Großraumbüros beobachte ich die anderen. Auch sie sehen nicht so aus, als würden sie bald den Stift fallen lassen.
Sie lieben das hier. Ohne Scheiß, das tun sie wirklich.
Hättest auch den tag Gesellschaft setzen können :).
Ich glaube aber auch, sie ist zerrissen, würde gerne dazugehören, dann auch wieder nicht, hätte gerne Kinder, dann auch wieder nicht. Tja, sie fühlt sich vielleicht wie ein Alien.

Wirkte ganze anders ohne seinen Anzug. Das gedimmte Licht machte seine Züge ganz weich.
Vermeidbar; ein e zuviel.

Uns war schwindlig, wir taumelten durch den Park, alles war voller Menschen und doch waren da nur wir.
Exemplarisch, nur mal so zum Anmerken - ist ja nicht falsch: Du verwendest recht häufig diese War-Konstruktionen, die mMn Sätze zuweilen recht monoton vor sich hintröpfeln lassen.
Vielleicht (irgendwie derart): Uns schwindelte, wir taumelten durch den Park - alles voller Menschen und doch waren da nur wir.

Ich will ihm gegen’s Schienbein treten. Stattdessen hebe ich das Buch in die Luft, so dass er den Titel sehen kann.
so, dass oder sodass.
Später noch mal.

Ich würde vor Angst fast kotzen und mich dauernd fragen, warum ich das eigentlich mache.
Das ist wohl die Krux bei ihr, hm?

Zu Hause ziehe ich den Zettel aus der Tasche. Öffne den Reißverschluss meines Rucksacks und hole das Handy heraus. Gebe den PIN ein und tippe auf das Nachrichtensymbol.
Den Rucksack braucht's nicht, den PIN ebenso wenig. Zudem würde ich die kurzen Sätze in Folge durch einen längeren einleiten.
Vielleicht also derart: Zu Hause ziehe ich den Zettel aus der Tasche, hole das Handy heraus und tippe auf das Nachrichtensymbol.

Den ganzen Schluss finde ich übrigens sehr gelungen, was wohl daran liegt, dass sie endlich mal aktiver wird.


Ja, RinaWu, hat mir gefallen, deine Persönlichkeitsstudie, wenngleich ich mir gewünscht hätte - und das ist mein Hauptkritikpunkt -, sie würde mal ausbrechen, dem Typen einen Tritt versetzen, mal zu Hubert werden. Das wäre spannend gewesen. Sie ist halt eine sehr passive Person, die zwar gegen Ende mal aktiv wird, letztendlich aber auch nur, weil ihr der Zettel hingelegt wurde. Sonst hätte sich wohl nichts geändert, oder? Passt schon auch, der Verweis zur Achterbahn, dort wird man ja auch passiv zum Nervenkitzel gebracht, indem man dorthin gefahren wird.
Wenn sie ihn vielleicht schmatzend geküsst hätte, einfach so, mit Zunge und allem, vor allen anderen ...
Aber da verlange ich wohl zu viel und ich gebe mich gerne mit dem zufrieden, was du mir vorgesetzt hast.


Vielen Dank fürs Hochladen

hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo hell,

wow, was für ein geiler Kommentar, danke dafür, das hilft dem Text sehr, das weiß ich jetzt schon. Aber der Reihe nach:

Ja, der gute alte Silverstar. Teufelsding. Aber wenn man erstmal oben ist und die Bahn losfährt, ist es halt auch wieder geil. Für mich ist ja dieses ganze Ding mit dem Freizeitpark vergleichbar mit dem Verliebtsein, mit der Bereitschaft, sich auf etwas einzulassen, vor dem man Angst hat und das gleichzeitig richtig krass Spaß macht. Sich fallen lassen, all das ... Und übrigens, Schiffschaukel pack ich gar nicht. Ich wäre also auch eher der kotzende Freund :D

Nun zum Text:

Ein ruhiger Text, der keine hohen Wellen schlägt, dennoch was zum Schwingen bringt
Das freut mich sehr!

Du könntest die Erklärung doch auch gleich miteinflechten.
Vielleicht: Ich kann es nicht ausstehen, dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen, um der Welt was mitzuteilen (,das niemanden interessiert). Oder so ...
Ja, stimmt, das macht es vielleicht deutlicher.

Mir geht es diesmal gar nicht alleine um die Doppler, sondern um Unschärfe - finde das etwas unsauber formuliert, und ohne, fände ich den Abschnitt auch eleganter.
Danke für diesen Hinweis, krass, dass mir das nicht aufgefallen ist. Das ändere ich gleich.

Kein Wunder, denn sie würde wohl auch gerne mal drauf scheißen, was andere von ihr denken. Auch wenn sie mal einen Tritt versetzt. Geht wohl vielen so. Das ist auch ein bisschen Gesellschaftskritik, denn oft ist es ja so, dass wir gezwungen sind oder genötigt werden, so zu sein, wie man es von uns erwartet. Das entmenschlicht auch und steht immer mal wieder im Konflikt mit unseren Bedürfnissen und Verwirklichungswünschen.
Ja genau. Schön, wie du das schreibst. Hubert gibt es übrigens wirklich. Ich freu mich immer, wenn er die U-Bahn fährt ;)

Das zeichnest du - denke ich - sehr treffend, habe ich schon des öfteren von kinderlosen Frauen gehört. Da schwingt ja beides mit, das Genervtsein, aber auch das Gefühl, weniger zu haben, weniger wert zu sein. Ja, da ist auch Eifersucht, Neid vielleicht.
Also das ist ja so ein Thema, das mich immer wieder beschäftigt. Und ja, ich bin eine dieser kinderlosen Frauen. Aber einfach aus dem Grund, weil ich tatsächlich keine Kinder möchte. Und genau das ist keine akzeptable Einstellung für die meisten anderen Frauen. Ist echt verrückt. Da wird dann eben ganz schnell vermutet, dass man sich zwischen lauter Müttern fehl am Platz fühlt, weil man sich unvollständig fühlt oder weil man neidisch ist. Aber nein, was ist denn mit der dritten Möglichkeit? Man hat sich einfach für einen anderen Lebensweg als Frau entschieden und merkt, wie sich eventuell enge Freundinnen entfernen, weil die Lebensentwürfe nicht mehr wirklich zusammenpassen. Das ist echt schwierig. Mich macht das nur immer echt sauer, dass einem als kinderlose Frau im gebärfähigen Alter unterstellt wird, man würde sich damit schlecht fühlen (müssen). Denn darüber, dass das Leben auch ohne Kinder erfüllend sein kann, darüber spricht man irgendwie nicht. Ist doch komisch ... Naja, lange Rede, jedenfalls wollte ich all das in dieser Szene ausdrücken.

Ich glaube aber auch, sie ist zerrissen, würde gerne dazugehören, dann auch wieder nicht, hätte gerne Kinder, dann auch wieder nicht. Tja, sie fühlt sich vielleicht wie ein Alien.
Ich glaube, sie sehnt sich einfach danach, jemanden zu finden, der das Leben so betrachtet wie sie. Der einen Weg eingeschlagen hat, der nicht dem Weg der meisten anderen entspricht. Der sich weder über Arbeit noch über Beziehungsstatus definiert. Und trotzdem zufrieden ist.

Vielen Dank für die vielen Tipps zum Verbessern des Textes, da setze ich mich ran.

Ja, RinaWu, hat mir gefallen, deine Persönlichkeitsstudie, wenngleich ich mir gewünscht hätte - und das ist mein Hauptkritikpunkt -, sie würde mal ausbrechen, dem Typen einen Tritt versetzen, mal zu Hubert werden. Das wäre spannend gewesen. Sie ist halt eine sehr passive Person
Ja, das stimmt. Wie du sagst, wäre der Zettel nicht, würde sie wohl noch eine Weile so weiter vor sich hin leben. Manchmal gibt es solche Lebensphasen, in denen man sich erst wieder sammeln muss, wo man nicht so recht weiß, wohin. Wo sich plötzlich alles verändert und man seinen Platz sucht. Und da hilft so ein kleiner Zettel vielleicht ...

Danke dir für die wertvollen Anmerkungen, echt toll!
Liebe Grüße
RinaWu

p.s.: Meine Lieblingsbahn ist übrigens BlueFire :shy:

 

Nur ganz kurz:


Mich macht das nur immer echt sauer, dass einem als kinderlose Frau im gebärfähigen Alter unterstellt wird, man würde sich damit schlecht fühlen (müssen). Denn darüber, dass das Leben auch ohne Kinder erfüllend sein kann, darüber spricht man irgendwie nicht.
Also, ich will dir das auf gar keinen Fall unterstellen!

Das finde ich übrigens auch ein spannendes Thema und ich beobachte das als Mann auch hin und wieder (zumindest das, was mich Frauen dazu sehen und hören lassen :)).
Weiß nicht, Männer gehen vermutlich anders damit um, denke ich. Da gibt's auch diese Clubscheiße, ja, aber so dieses "Du musst!" bzw. "Ich muss!" ist da milder, weniger fordernd, meine ich. Steht ja auch mehr Zeit zur Verfügung. Das kann leichter nach hinten geschoben werden.

Auch ich bin der Meinung, dass das Leben ohne Kinder erfüllend sein kann, klar, und ich spreche auch darüber, muss aber aufpassen, dass ich mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehne - schließlich bin ich selbst Vater zweier Söhne :).

Ich glaube, ich kann schon verstehen, dass dich das rasend macht, Frau bekommt ja immer mal wieder zu hören: Na? Wie ist es mit dir? Wann willst du (ihr) denn? Usw.
Irgendwann tickt dann noch die biologische Uhr dazu und das Thema verschärft sich entweder oder kommt neu auf - so meine Beobachtung; keine Ahnung, ob da was deckungsgleich zu dir ist.

Ich frage mich nur manchmal, ob sich die Wut auf besagte Mütter bei manchen nicht auch mit Eifersucht vermischt, dass so manche Frau eben doch das Gefühl, oder Angst davor hat, ihr entgehe was, ihr fehle womöglich was, das andere haben. Und sei es in Zukunft. Könnte ja ein irreversibler Fehler sein, sich für einen kinderlosen Lebensweg entschieden zu haben. So, diese Zerrissenheit, weil vielleicht was dran ist, was die da so sagen. Und weil das so ein sensibles Feld ist, wird mit Wut reagiert. Weil sie das Thema am liebsten ausklammern möchte. (Kann natürlich ebenso bei Männern so sein.)
Und bei dem Mutter-, Vater-, Elterngeschwafel kann sie nicht mitreden, oder kommt sich blöd dabei vor. Ausgeschlossen. Dann kommt noch so was wie: Ach, alles ergibt plötzlich einen Sinn. Oder: Das beste, das ich je zustande gebracht habe. Oder: Warte nur ab, bis es bei dir so weit ist. Whatever. Z. T. noch von der eigenen Mutter (oder dem Vater). Da wird viel Druck aufgebaut, vorausgesetzt, ohne zu Fragen.

Damit meine ich um Gottes willen jetzt nicht dich, oder dass es bei dir so wäre, aber bei so mancher Bekannten habe ich schon die Vermutung, dass da auch Eifersucht eine Rolle spielt, die ja beinahe verständlich ist :). Die wurde ja quasi suggeriert. Vielleicht auch bei deiner Prota.

Das mal als Vorgeschichte für meine Gedanken zu deiner Figur.

Aber genug offtopic, wobei das ja zum Thema passt - bzw. zur Szene, die du insofern ja prima gestaltet hast.


Gruß


hell (der zwar auch gerne BlueFire fährt, aber darauf auch mal (mittlerweile gerne) verzichten kann, wenn er gemütlich im nächsten Themenbereich einen Cappuccino hingestellt bekommt, und einfach nur dem Treiben zusehen darf :)).

 

Liebe RinaWu,

ich muss sagen, dass ich mit Romantik-Geschichten im Allgemeinen nichts anfangen kann (und das vor allem selbst kaum schreiben könnte), aber ich versuche es mal trotzdem … (habe die Kommentare nicht verfolgt).

Was mir gefällt, ist der Wechsel Gegenwart/Rückblick. Was mir da allerdings fehlt, ist der gegenseitige Bezug der Handlung aus diesen beiden Zeiten.
Warum erinnert sie sich an dem Tag überhaupt an die Kirmes/den Jahrmarkt? Wegen den zwei Küssenden in der U-Bahn? Ich erkenne da keinen richtigen Anlass und Zusammenhang.

Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.
Das verstehe ich nicht: Wohin laufen die Mütter und warum kommt die Prota ihnen entgegen? Oder ist das nur ihre Vorstellung?

Die braunen Augen werden zur Pupille hin immer dunkler, wie ein kühler, tiefer Brunnen. Ich will auf die Mauer steigen und reinspringen.
Das gefällt mir.

Ich weiß noch, wie ich den Mund aufriss, um zu schreien, aber der Gegenwind erstickte jeden Laut in meiner Kehle.
Das ist der Bezug zum Thema „Gegenwind“. Hm.

Vielleicht hätte man als Gegenwind herausstellen können, dass sie keine Kinder hat und da viel Gegenwind verspürt oder halt viel Widerstand leisten muss. Ansätze sind ja vorhanden, wenn ich an die Szene mit dem Entgegenlaufen denke.

Ist ja bei Frauen „im bestimmten Alter“ so, dass da alle möglichen Leute immer nachhaken und einfach nur nerven. Das wäre dann aber ein ganz anderer Schwerpunkt in der Story. Hier erkenne ich persönlich den Schwerpunkt nicht so genau. Vielleicht liegt es auch nur am Genre, wo ich doch so unromantisch bin. :Pfeif:

Ansonsten wie immer sauber und flüssig geschrieben. Toll!

Wüsche dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo nochmal, lieber hell,

alles gut, ich habe deine Anmerkungen gar nicht persönlich genommen oder so. Ich wollte eben nur kurz ansprechen, dass es bei kinderlosen Frauen auch andere Gefühle gibt als Neid und Sehnsucht, wenn sie Mütter sehen. Aber du hast recht, dieses Thema ist sehr heikel und wäre eigentlich eine Geschichte wert, die ihre ganze Aufmerksamkeit diesen diversen Gefühlen und Erwartungen widmet.

Und natürlich gibt es kinderlose Frauen, die damit unglücklich sind. Sei es, weil sie keine Kinder bekommen können, weil sie keinen Partner haben oder was es sonst alles für Gründe geben mag. Diese Frauen haben natürlich extrem gespaltene Gefühle, wenn ihre Freundinnen alle Kinder bekommen und sie sozusagen auf der Strecke bleiben. Da kann ich mir gut vorstellen, dass auch Neid eine Rolle spielt, vielleicht sogar Schmerz.

Bei Männern ist dieses Thema sicher viel milder ausgeprägt. Das sehe ich ja auch im Freundeskreis. Da wird das alles lockerer behandelt, da besteht diese Erwartungshaltung nicht. Zumindest empfinde ich das auch so, wie du es beschreibst.

Naja, im Endeffekt soll einfach jeder machen, wie er denkt, und dabei auch respektieren, wenn es andere Sichtweisen gibt ;)

Liebe Grüße!
RinaWu


Hallo GoMusic,

schön von dir zu lesen, danke, dass du vorbeigeschaut hast! Ich habe bei dieser Geschichte das Gefühl, dass sie nicht wirklich bei dir angekommen ist. Dass das, was ich zwischen den Zeilen transportieren wollte oder sogar auf den Zeilen, dich nicht erreicht hat. Das gibt es, und das ist auch völlig normal, denke ich. Man kann nicht mit jeder Geschichte jeden abholen.

Warum erinnert sie sich an dem Tag überhaupt an die Kirmes/den Jahrmarkt? Wegen den zwei Küssenden in der U-Bahn? Ich erkenne da keinen richtigen Anlass und Zusammenhang.
Steht da ausdrücklich, dass sie sich an diesem Tag, in genau diesem Moment an den Freizeitpark erinnert? Nein. Und genau so ist es auch nicht gemeint ;) Das ist eine Rückblende, die jederzeit bei ihr einsetzen könnte, ist keine unbedingte direkte Folge auf die zwei Küssenden. Dennoch hat sie natürlich den Zusammenhang zu der Schwere, die die Protagonistin empfindet, den Groll. Dem gegenüber steht die Leichtigkeit von damals, nach der sie sich sehnt. Sozusagen Realität vs Wunsch. Ich wollte aber ihre Wünsche und Sehnsüchte eben nicht plakativ ausformulieren, sondern ein Bild dafür finden. Hier nun also der Freizeitpark.

Das verstehe ich nicht: Wohin laufen die Mütter und warum kommt die Prota ihnen entgegen? Oder ist das nur ihre Vorstellung?
Das liest du vielleicht zu wörtlich ... Ich habe es eher bildlich gemeint, wollte damit ein Gefühl beschreiben, das sie hat.

Das ist der Bezug zum Thema „Gegenwind“. Hm.
Nein ... Würde ich nur hier Bezug nehmen, wäre das ein bisschen wenig, denke ich ;) Der Bezug zum Thema Gegenwind kommt schon früher. Eigentlich zieht er sich unterschwellig durch den ganzen Text in verschiedensten Variationen. Hier wird das Wort nur das erste Mal ausgesprochen und ist wirklich wörtlich zu nehmen. Ich möchte den Text nicht auseinandernehmen und erklären, denn ich möchte noch ein wenig Raum für Interpretationen lassen. Aber im Grunde spielt der Gegenwind, das Gefühl, gegen etwas anzukämpfen, in jeder Szene eine Rolle.

Hab ein tolles Wochenende!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu

Mir gehts ähnlich wie GoMusic, ich bin auch nicht so romantisch veranlagt, aber viel Romantik konnte ich in dem Text auch nicht erkennen. Ich hab eher das Gefühl, er endet da, wo es romantisch werden könnte.

Aber gut, der Reihe nach.

Der Einstieg gefällt mir gut. Ich glaube das ist auch so ein Gefühl, das viele nachvollziehen können. Übertriebenes Zusammenhängen von Pärchen in der Öffentlichkeit, oder auch im Freundeskreis, kann schonmal nerven (demonstratives Schmatzen hab ich zwar glaub noch nie beobachtet, aber das wäre definitiv schrecklich). Vor allem natürlich dann, wenn es bei einem selbst in der Richtung grad nicht so toll läuft - so hab ich dann auch die Situation deiner Protagonistin zu Beginn der Geschichte gelesen.

Ich habe mich damals schon gefragt, warum es keine Bahnen gibt mit ungeraden Sitzreihen.*

Finde ich einen seltsamen Gedanken - vor allem, weil er das Problem auch nicht löst, aber gut, es ist der Gedanke eines Kindes. Ich hab nicht so recht verstanden, worauf du bei diesem Punkt hinaus willst. Es wird auch später nicht mehr aufgegriffen, ich hätte jetzt vielleicht erwartet, dass es am Ende oft die Erzählerin war, die allein fahren musste oder so. Kam dann aber nichts mehr dazu.

Meine Haltestelle wird angesagt und ich lächle. Es ist der Lokführer, der immer schlechte Laune hat.

Da bin ich aus dem Text gekommen. Ich war der Meinung, du erzählst immer noch das Vergangene, die Erlebnisse im Freizeitpark, deshalb dachte ich, du würdest hier eigentlich den Busfahrer meinen. Man erkennt dann zwar schon schnell, dass die Abschnitte abwechselnd in der Zeit springen, was ich übrigens auch für eine gute Art des Erzählens halte. Ich mag das. Hier hab ich es aber nicht gleich gemerkt und mich daran gestört. Eine Möglichkeit wäre es bspw. das Vergangene konsequent in Kursiv zu setzen, dann wäre es klarer.

Hubert ist es egal, dass die Leute von ihm eine klare Aussprache erwarten. Er scheißt drauf und nuschelt in sein Mikrofon. Manchmal schreit er auch. Wenn jemand zu spät in die Bahn springt und in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus. Brüllt in sein Mikrofon und scheißt den Typen vor allen Fahrgästen zusammen.

Irgendwie hab ich hier kein klares Bild im Kopf. Wir reden doch von einer S-Bahn, oder? Wie kann Hubert da einen einzelnen Fahrgast zusammenscheißen, wo doch überhaupt kein Sichtkontakt besteht? Wie soll Hubert denn sehen, dass da einer in der Tür hängenblieb? Über eine Kamera? Ähnlich wie mit der Anzahl Sitze in der Achterbahn hab ich hier auch nicht verstanden, was deine Idee hinter diesem Abschnitt war. Das sind ja sehr knappe Szenen, da denk ich dann immer, dass alles eine Bedeutung hat, aber so richtig rüberkommen wollte die an der Stelle nicht :)

Ich steh nicht besonders auf Kinder. Klar, die von meinen Freundinnen, die mag ich. Nur ist alles so anders.

Finde ich einen interessanten Absatz. Auch wenn ich den Satz "Nur ist alles so anders" nicht recht einordnen kann. Was genau ist anders? Die zwei Frauen, die ihr entgegenkommen, sind ja auch nicht ihre Freundinnen, oder?

Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal. Nach ein paar Sätzen hört sie mir nicht mehr zu.*
Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.

Die Stelle mochte ich. Da schwingt schon viel Frust mit, auch wenn nicht klar wird, ob es jetzt daran liegt, dass sie auch gerne Kinder hätte, oder daran, dass sich alles nur noch um die Kinder dreht ("Nach ein paar Sätzen hört sie mir nicht mehr zu"). Deine Erzählerin bleibt an der Stelle noch sehr schemenhaft für mich. Sie kann keine Pärchen sehen, sie hält es nicht lange inmitten von Eltern aus. Aufgrund deiner Erzählstruktur habe ich erwartet, Antworten in ihrer Kindheit, vielleicht in einem Erlebnis im Europapark, zu finden.

Genau in dem Moment, in dem die Bahn den steilen Abstieg hinunter raste. Ich weiß noch, wie ich den Mund aufriss, um zu schreien, aber der Gegenwind erstickte jeden Laut in meiner Kehle.

Ich denke, das tut er nicht. Ich war vor einigen Monaten selbst mal wieder im Europapark, hier beschreibst du den Silverstar, denke ich, und da hört man die Leute genauso schreien wie in der Achterbahn im isländischen Teil.

Mir sind die Sprünge in die Kindheit ehrlich gesagt ein wenig zu seicht. Ich denke du müsstest da tiefer gehen, mehr erzählen. Von der reinen Handlung abgesehen hab ich da bislang nicht so viel mitgenommen - die Erzählerin will nicht alleine sitzen und ist nervös vor der Fahrt. Das ist noch nicht so viel.

Ich nicke und er flitzt los. Es ist kurz vor sechs, draußen wird es langsam dunkel. Er könnte auch einfach Feierabend machen. Aber er bleibt immer länger. Durch die Glasscheiben der Großraumbüros beobachte ich die anderen. Auch sie sehen nicht so aus, als würden sie bald den Stift fallen lassen.

Die Stellen in der "Gegenwart" sind definitiv besser und interessanter. Wie im Abschnitt zuvor ist auch hier eine Art "Gegenwind" erkennbar: Man meint, so lange arbeiten zu müssen wie die Kollegen, damit es nicht so aussieht, als würde man zu wenig leisten. Wie auch in der Frage der Mutterschaft kann sich hier ein immenser Druck durch andere aufbauen, gegen den man ankämpfen muss und der einen auch erdrücken kann. Der Druck kommt von Eltern, Freunden, hier evtl. Arbeitskollegen, und das macht es nur noch schwieriger. Das sind interessante Themen, aber ich hab das Gefühl, du fährst überall kurz drüber - besser hätte es mir gefallen, du würdest ein Thema nehmen und damit wirklich in die Tiefe gehen.

Hinter mir höre ich seinen Herzschlag.

Das ist so ein Satz, der gezwungen "literarisch" klingt. Hast du überhaupt jemals den Herzschlag eines anderen Menschen gehört, wenn du nicht gerade dein Ohr auf seine / ihre Brust gelegt hast?
Ich mag das nicht. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich zu wenig romantisch bin ;).

Auf der Fahrt nach Hause schliefen wir meistens. Oder wir träumten. Ich beobachtete die Wolken am Himmel, die von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. Sie sahen aus, als hätten sie einen Heiligenschein. Ich lächelte. Die ganze Zeit. Beim nächsten Mal würden wir wieder zuerst die schlimmste Bahn fahren. Ich würde vor Angst fast kotzen und mich dauernd fragen, warum ich das eigentlich mache. Und trotzdem konnte ich es kaum erwarten.

Das Gefühl kenne ich auch, vielleicht hab ich als Kind auch ähnlich empfunden. Aber so richtig wollte sich mir nicht erschliessen, was der Sinn deiner Rückblenden war. Über den eigenen Schatten springen, auch gegen Widerstände, damit man sich hinterher besser fühlt - ist es das? Ist es dieses Gefühl, das sie sucht, wenn sie früher von der Arbeit geht, es aber dann nicht findet? Findet sie es erst dann wieder, wenn sie sich ein Herz nimmt und die Nummer am Ende wählt? Dann würde ja auch ihre erste Frage nach der Achterbahn wieder passen.

Also RinaWu, du merkst, ich tu mich mit einigen Stellen in deinem Text schwer. Ich hab das Gefühl, es könnte sich lohnen, da noch etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Ich glaube, alle Gedanken, die du dir beim Schreiben gemacht hast, sind nicht bei mir angekommen. Trotzdem finde ich es einen guten Text, weil er spannende Themen anspricht und überhaupt unterhaltsam und flüssig geschrieben ist. Handwerklich kann ich da echt nichts aussetzen.

Viele Grüße,
Schwups

 

Hallo Schwups,

aber viel Romantik konnte ich in dem Text auch nicht erkennen. Ich hab eher das Gefühl, er endet da, wo es romantisch werden könnte
Ja, das stimmt auch. Ich habe den Romantik-Tag auch nur wegen des Endes gesetzt. Ich dachte, wenn ich ihn nicht setze, ist es vielleicht auch nicht richtig ... Hmm, naja, ich lass ihn vorerst mal stehen.

Finde ich einen seltsamen Gedanken - vor allem, weil er das Problem auch nicht löst, aber gut, es ist der Gedanke eines Kindes. Ich hab nicht so recht verstanden, worauf du bei diesem Punkt hinaus willst. Es wird auch später nicht mehr aufgegriffen, ich hätte jetzt vielleicht erwartet, dass es am Ende oft die Erzählerin war, die allein fahren musste oder so.
Richtig, es löst es - weitergedacht - nicht wirklich, aber wie du richtig sagst, ist es in dem Moment die Überlegung eines Kindes. Ich dachte während des Schreibens dieses Satzes irgendwie an die Paar-Normen, die es gibt und die jeder irgendwie im Kopf hat. Gerade Zahlen sind gut, ungerade irgendwie ungemütlich. Und als Single ist die Protagonistin ungerade und fühlt sich vielleicht oft, wie damals in der Achterbahn, wenn es doch sie traf und sie mal eine Runde allein fahren musste. Ich weiß nicht, ob das zu weit hergeholt ist, aber das ging mir dabei durch den Kopf.

Eine Möglichkeit wäre es bspw. das Vergangene konsequent in Kursiv zu setzen, dann wäre es klarer.
Das muss ich mir mal überlegen. Jetzt im ersten Moment ist mir das kursiv setzen irgendwie zu plakativ. Aber ich denke mal darüber nach.

Irgendwie hab ich hier kein klares Bild im Kopf. Wir reden doch von einer S-Bahn, oder? Wie kann Hubert da einen einzelnen Fahrgast zusammenscheißen, wo doch überhaupt kein Sichtkontakt besteht? Wie soll Hubert denn sehen, dass da einer in der Tür hängenblieb? Über eine Kamera? Ähnlich wie mit der Anzahl Sitze in der Achterbahn hab ich hier auch nicht verstanden, was deine Idee hinter diesem Abschnitt war.
Es ist die U-Bahn. Ist aber wurscht, denn es könnte auch die S-Bahn sein. Bei uns in München (ich dachte eigentlich, überall sonst auch) sehen die Lokführer über Kameras oder Spiegel das Gleis hinter sich und können so die Einsteigenden beobachten. Wenn da jemand zu spät kommt und in der Tür hängenbleibt, sehen sie das also erstens und zweitens merken sie es daran, dass die Tür verhakt. Und zusammenscheißen kann Hubert den Fahrgast ganz einfach über sein Mikrofon, das ja eh vorhanden ist für die Durchsagen. In dieser Szene geht es mir um ihn als Menschen, der nicht den Erwartungen der anderen entspricht. Das mag die Protagonistin, vielleicht wünscht sie sich sogar ein wenig, selbst so zu sein.

Auch wenn ich den Satz "Nur ist alles so anders" nicht recht einordnen kann.
Damit meine ich, dass sich zwischen ihren Freundinnen und ihr etwas verändert hat, seit Kinder da sind. Richtig, die beiden Frauen sind Fremde, praktisch nur ein Gedankenauslöser. Ich sehe mir mal an, wie ich das klarer ausdrücken kann.

Aufgrund deiner Erzählstruktur habe ich erwartet, Antworten in ihrer Kindheit, vielleicht in einem Erlebnis im Europapark, zu finden.
Die Erwartung erfüllt die Geschichte natürlich nicht. Aber nur weil sie mit der Phase in ihrem momentanen Leben nicht klar kommt, muss das nicht unbedingt an etwas in der Kindheit liegen, sondern einfach einem Augenblick entsprechen, in dem man sich verloren fühlt, weil man nirgendwo so richtig reinpasst. Die Erlebnisse im Europapark dienen eher als Gegenstück, als Leichtigkeit zu ihrer Schwere.

Ich denke, das tut er nicht. Ich war vor einigen Monaten selbst mal wieder im Europapark, hier beschreibst du den Silverstar, denke ich, und da hört man die Leute genauso schreien wie in der Achterbahn im isländischen Teil.
Doch, tut er ;) Es gibt einen Moment bei manchen Bahnen dort, unter anderem Silverstar und BlueFire, da drückt es dir so den Wind in die Lunge, dass du den Schrei nicht rauskriegst. Natürlich kann man davor und danach schreien und das tun die Leute auch.
Aber diesen Druck gibt es, hab ich selbst erlebt.

Wie im Abschnitt zuvor ist auch hier eine Art "Gegenwind" erkennbar: Man meint, so lange arbeiten zu müssen wie die Kollegen, damit es nicht so aussieht, als würde man zu wenig leisten. Wie auch in der Frage der Mutterschaft kann sich hier ein immenser Druck durch andere aufbauen, gegen den man ankämpfen muss und der einen auch erdrücken kann. Der Druck kommt von Eltern, Freunden, hier evtl. Arbeitskollegen, und das macht es nur noch schwieriger. Das sind interessante Themen, aber ich hab das Gefühl, du fährst überall kurz drüber - besser hätte es mir gefallen, du würdest ein Thema nehmen und damit wirklich in die Tiefe gehen.
Genau, schön dass du diesen Gegenwind so rausliest, das freut mich. Ja, ich hätte mich auf ein Thema konzentrieren können, das stimmt. Aber mir war danach, mehrere Facetten anzusprechen, dadurch sind es eher Momentaufnahmen, das ist richtig. Vielleicht schaffe ich es, den Szenen noch mehr Tiefe zu verleihen, da muss ich mal drauf rumdenken.

Das ist so ein Satz, der gezwungen "literarisch" klingt. Hast du überhaupt jemals den Herzschlag eines anderen Menschen gehört, wenn du nicht gerade dein Ohr auf seine / ihre Brust gelegt hast?
Ich mag das nicht.
Nein, natürlich kann man den Herzschlag eines Menschen NICHT hören, der hinter einem in der U-Bahn sitzt. Aber muss in einer Geschichte alles so furchtbar real sein? Sie empfindet das in dem Moment so und sicher gehört das eher in die Sparte "Romantik". Es ist schade, dass du den Satz als gezwungen literarisch empfindest, aber das ist eben auch immer ein wenig Geschmackssache. Ich mag ihn sehr ;)

Also RinaWu, du merkst, ich tu mich mit einigen Stellen in deinem Text schwer. Ich hab das Gefühl, es könnte sich lohnen, da noch etwas mehr in die Tiefe zu gehen. Ich glaube, alle Gedanken, die du dir beim Schreiben gemacht hast, sind nicht bei mir angekommen. Trotzdem finde ich es einen guten Text, weil er spannende Themen anspricht und überhaupt unterhaltsam und flüssig geschrieben ist. Handwerklich kann ich da echt nichts aussetzen.
Weißt du, ich finde es tatsächlich immer sehr interessant, die Überlegungen zu lesen, es ist gar nicht schlimm, dass du dich mit manchen Stellen schwer tust. Ganz im Gegenteil, dafür deutest du ja doch sehr viele Dinge sehr ähnlich, wie ich sie gemeint habe. Vielen Dank für diesen ausführlichen Kommentar, über den ich sicher noch eine Weile nachdenken werde.

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

ich finde deine Geschichte klasse geschrieben.
Ich habe sie am Anfang gelesen und fand sie schon da irgendwie gut, aber jetzt, nachdem du ein bisschen daran herumgewerkelt hast, finde ich sie richtig gut. :):thumbsup:
Mir geht es zwar so wie einigen Kommentatoren, dass ich keine direkte Verbindung von den Rückblenden zur Gegenwart ziehen kann, aber es stört mich nicht, weil sie eben eine besondere Stimmung erzeugen. Das ist es ja auch sicher, was du damit beabsichtigt hast.
Wunderbar beschrieben finde ich die Szene mit den Müttern:

„Jetzt erzähl doch mal, was gibt’s... Lukas, nein! Entschuldige, was gibt’s Neues?“ Sie sieht mich an, ihr Blick flattert. Lukas zieht am Ärmel ihres Pullovers.
Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal.
Ich bin selbst spät Mutter geworden und kann nur sagen: Genau so isses!

Also, hat mir wirklich gut gefallen.

Liebe Grüße
von Raindog

 

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