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Stil Alliterationen - Ominöse Operationen

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15.04.2004
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Alliterationen - Ominöse Operationen

Anfangs outete ich mich nie.
Die berliner Busfahrerszene bot die besten Bedingungen für ein unauffälliges
kleines Chamäleon wie mich. Es fiel mir leicht mich versteckt zu halten. Eine zeitlang...

Es war ein düsterer Dienstagmorgen, da durchkämmte ich die
eher elenden Ecken des Städtchens Berlin, als eine offenbar
fromme Frau in
grauem Gewand mir emsig entgegenschritt.
Ihre Haare hielt sie unter der für Nonnen üblichen Bedeckung verborgen, sodass sie sogleich als solche zu erkennen war.
Sie hörte mein Hüsteln und hob den Blick. Sie sah mir in die Augen, und ich kann nicht sagen warum,
aber irgendwie interessierte mich dieses irdische Individuum.
Sie hatte jedenfalls eine jugendliche Jungfräulichkeit an sich und dennoch, oder gerade deswegen jauchzte mein jungenhafter Jagdinstinkt jäh auf. Vielleicht lag es aber auch an ihren atemberaubenden Augen, die ein undefinierbares Leuchten von sich gaben,
irgendwo zwischen karamel- und kastanienfarben. Jedenfalls war mein Entschluss gefallen. Kurzum: kein kauendes Kamel konnte mich davon abhalten sie anzusprechen.
Lüstern lächelnd lud ich die liebreizende Lady zu einer heißen Tasse Tee im Cafe um die Ecke ein, mit einem "göttlichen" Gesprächsthema und gespielter Begeisterung als Vorwand und schließlich sagte sie zu.
Es steht nicht gerade meisterhaft gut um meine bedauernswerten Bibelkenntnisse, doch ich wusste wie ich meinen mausgrau gekleideten Gegenüber geschickt umwerben konnte.
Noch nie zuvor hatte ich einer noch dazu so netten Nonne gegenübergesessen.
Die Zeit verging und als sie sich wieder auf den Weg machen wollte und eine ohrenbetäubende Organisation von offenbar ohnehin öden Odltimern gerade am Cafe vorbeidröhnte, überkam mich der Drang eine ominöse Operation durchzuführen...

Drei Tage später saß sie bei mir zuhaus auf einem Stuhl und ich bemühte mich redlich sie abzufüllen. Paradisisch prickelnder Pernod und
keineswegs kolumbianischer, sondern köstlicher kenianischer Quastenwein taten ihr Bestes. Sie kannte wohl kaum den alkoholischen Akzent eines Gesöffs,
denn warum sonst sollte eine dem Herrn so treu ergebene - man bemerke: chronische - Radfahrerin ihre ritterliche Reinheit ruinieren?
So kam es, dass sie soff und soff, während ich sarkastisch über den soliden Satzbau des Satzes "du sollst nicht saufen" sinnierte. Selbst solch eine Situation vermochte die Reinheit meines Gewissens nicht zu beflecken.
Tagein tagaus hatte ich die tugendhafte Gottestreue der teuren Nonnen geschätzt und toleriert. Und dort saß sie nun: saß trunkenen Taumels am tragbaren Tisch und ich konnte meinem tierischen Trieb nicht länger trotzen.
Unverwandt umging ich die überdimensionale Urne aus unlakiertem Urbaumholz und begab mich unter übermäßigem Alkoholeinfluss hinüber ins Schlafzimmer.
Dort verließ mich alle Vorsicht und ich kam in einer verführerischen Verkleidung zurück zur frohlockenden Frau...

Was weiter geschah will ich wohl widerstrebend weglassen, denn meine Geschichte soll auch den jungen Lesern nicht verborgen bleiben.
Doch eines ist sicher: nichts ist seitdem wie es war.
Zur zusätzlichen Belustigung meiner zahlenden Busgäste trage ich seither ein zweifellos ernst gemeintes T-Shirt mit der Aufschrift: "Zutritt zur Zeit nur für zügellos züngelnde Nonnen!" auf meiner weiblichen Brust.

 

Wie hoffentlich unschwer zu erkennen, habe ich mich hier in der Alliteration geübt, von A-Z, habe versucht diese in einer netten Geschichte zu verpacken und neben der alphabetischen Reihenfolge auch andere Alliterationen reinzubringen. Irgendwie gefällt's mir :)

 

Hi Bablefish!

Solche Geschichten gehören eigentlich unter "Experimente". Bitte doch einen Mod um die Verschiebung, da findet sie dann auch die passenden Leser.

Frauke

 

Ähm, Frauke...

die Alliteration ist doch eine Aufgabe der Kreativwerkstatt, also gehört die Geschichte hier auch hin...

Kommentar gleich, wenn ich mehr Zeit habe @Babelfisch

 

Hallo Babelfish,

na, wenn das mal kein schneller Einstand ist. Mir hat die Geschichte gefallen, allerdings merkt man ihr auch an, dass sie ziemlich schnell runtergeschrieben wurde. Man merkt es an dem seltsamen Zeilenumbruch, man merkt es an einigen Tippfehlern und an einigen Zeichensetzungsfehlern. Ich bin mir sicher, wenn du die Geschichte in Ruhe überarbeitet hättest, wären dir diese „Fehler“ auch aufgefallen – und du hättest ab und an einen anderen Ausdruck für deine Alliterationen gefunden.

Nichts gegen Spontaneität, aber eigentlich sollte diese Übung doch dazu führen, den treffenden, den passenden Ausdruck zu finden. Und der wurde hier meiner Meinung nach nicht immer gewählt. Aber der Reihe nach:

Anfangs outete ich mich nie
Die berliner Busfahrerszene bot die besten Bedingungen für ein unauffälliges
kleines Chamäleon wie mich. Es fiel mir leicht mich versteckt zu halten. Eine zeitlang...
Vorschlag: Diesen Absatz würde ich im Präsens schreiben. Erstens, weil es sich um teilweise „immergültige“ Aussagen handelt und es sich zweitens angenehmer liest. „Anfangs outete ich...“ finde ich klasse! Genau so sollte eine Übung zu Alliterationen anfangen :thumbsup: Das kleine Chamäleon ist zwar lautmalerisch auch eine Alliteration, aber irgendwie will sie mir nicht so recht gefallen. Hier hätte ich ein „charmantes Chamäleon“ oder ähnliches schöner gefunden. Aber das ist Geschmackssache.

Berliner Busfahrerszene wird, glaube ich, groß geschrieben.

Es war ein düsterer Dienstagmorgen, da durchkämmte ich die
eher elenden Ecken des Städtchens Berlin, als eine offenbar
fromme Frau in
grauem Gewand mir emsig entgegenschritt.
Hier stimmt der Zeilenumbruch nicht. Und: „des Städtchens“ würde ich streichen, die „elenden Ecken Berlins“ klingt besser.

Ihre Haare hielt sie unter der für Nonnen üblichen Bedeckung verborgen, sodass sie sogleich als solche zu erkennen war.
Bisschen umständlich formuliert, vor allen das „sodass sie sogleich als solche zu erkennen war.“
Sie hörte mein Hüsteln und hob den Blick. Sie sah mir in die Augen, und ich kann nicht sagen warum,
aber irgendwie interessierte mich dieses irdische Individuum.
Zeilenumbruch. Irdisches Individuum? Ich bin mir sicher, hier hast du spontan den ersten Ausdruck genommen, der dir eingefallen ist. Such doch eine treffendere Alliteration, um die Nonne zu beschreiben.

Sie hatte jedenfalls eine jugendliche Jungfräulichkeit an sich und dennoch, oder gerade deswegen jauchzte mein jungenhafter Jagdinstinkt jäh auf
Diese Alliterationen finde ich klasse.
Vielleicht lag es aber auch an ihren atemberaubenden Augen, die ein undefinierbares Leuchten von sich gaben,
irgendwo zwischen karamel- und kastanienfarben.
Zeilenumbruch. Und die Augen gaben ein undefinierbares Leuchten von sich? Sie leuchteten undefinierbar – oder?
Kurzum: kein kauendes Kamel konnte
:thumbsup:

Lüstern lächelnd lud ich die liebreizende Lady...
Auch gut!

...wie ich meinen mausgrau...
Die schwächste Alliteration. Fällt irgendwie auf, dass dir zu M spontan nichts bzw. nicht so viel eingefallen ist – gerade, weil die vorhergehenden so gelungen sind.
Noch nie zuvor hatte ich einer noch dazu so netten Nonne gegenübergesessen.
Nett. Aber es gibt doch bestimmt einen treffenderen Ausdruck, der mit N beginnt, um die Nonne zu beschreiben. Naiv? Niveauvoll? Nixenhaften? Irgend etwas, das etwas mehr aussagt, als dieses schwache „Nett“.
Die Zeit verging und als sie sich wieder auf den Weg machen wollte und eine ohrenbetäubende Organisation von offenbar ohnehin öden Odltimern gerade am Cafe vorbeidröhnte, überkam mich der Drang eine ominöse Operation durchzuführen...
Oldtimer (Tippfehler). Vorschlag: „Die Zeit verging. Als sie sich auf den Weg machen wollte, dröhnte eine ohrenbetäubende Organisation von offenbar ohnehin öden Oldtimern am Cafe vorbei, während mich der Drang überkam, eine ominöse Operation durchzuführen“. Natürlich könntest du auch hier nach passenderen Adjektive bzw. Adverbien suchen. Ominös ist mir in dem Zusammenhang z.B. nicht erklärlich.

Drei Tage später saß sie bei mir zuhaus auf einem Stuhl und ich bemühte mich redlich sie abzufüllen. Paradisisch prickelnder Pernod und
keineswegs kolumbianischer, sondern köstlicher kenianischer Quastenwein taten ihr Bestes.
Zeilenumbruch. Bei mir zuhause (Tippfehler) Paradiesisch (Tippfehler). Die Alliteration „Paradiesisch prickelnder Pernod“ ist schön – allerdings frage ich mich gerade, ob Pernod prickelt? Ich glaube nicht – und insofern ist der Ausdruck falsch gewählt. Pech gehabt :p
Sollte „köstlicher kenianischer Quastenwein“ eine Q-Alliteration sein?

Sie kannte wohl kaum den alkoholischen Akzent eines Gesöffs,
Akzent = Tonfall, Aussprache. Alkoholischer Tonfall?
denn warum sonst sollte eine dem Herrn so treu ergebene - man bemerke: chronische - Radfahrerin ihre ritterliche Reinheit ruinieren?
Chronische Radfahrerin? Auch hier hast du m.M.n. einen falschen Ausdruck gewählt.
So kam es, dass sie soff und soff, während ich sarkastisch über den soliden Satzbau des Satzes "du sollst nicht saufen" sinnierte.
Vorschlag, um die Doppelung von „Satz“ zu vermeiden: „während ich sarkastisch über den soliden Satzbau des Sinnspruchs „du sollst nicht saufen“ sinnierte.“ Ansonsten: Wunderbar viele S-Wörter untergebracht!

Tagein tagaus hatte ich die tugendhafte Gottestreue der teuren Nonnen geschätzt und toleriert.
Nonne (sing.)? Gottestreue? Mmh, da muss es doch einen Begriff geben, der mehr aussagt oder ähnliches und mit T beginnt. Mir fällt zwar im Moment nix ein – aber es ist ja auch deine Geschichte ;)
Und dort saß sie nun: saß trunkenen Taumels am tragbaren Tisch und ich konnte meinem tierischen Trieb nicht länger trotzen.
Toll.
Unverwandt umging ich die überdimensionale Urne aus unlakiertem Urbaumholz...
unlackiertem (Tippfehler) Urbaumholz? Eigene Wortkreation - oder? Aber warum eigentlich nicht?
Dort verließ mich alle Vorsicht und ich kam in einer verführerischen Verkleidung zurück zur frohlockenden Frau...
:thumbsup: Hier hast du genau die richtige Formulierung gewählt „verführerische Verkleidung“.

Was weiter geschah will ich wohl widerstrebend weglassen, denn meine Geschichte soll auch den jungen Lesern nicht verborgen bleiben.
Auch sehr schön.
Zur zusätzlichen Belustigung meiner zahlenden Busgäste trage ich seither ein zweifellos ernst gemeintes T-Shirt mit der Aufschrift: "Zutritt zur Zeit nur für zügellos züngelnde Nonnen!" auf meiner weiblichen Brust.
Und sogar noch eine Pointe reingepackt :thumbsup:

Fazit. Schöner spontaner Einfall, ein guter Rohentwurf, der eine Überarbeitung wert ist.

Einwurf: Ich konnte nirgends eine x- bzw. eine y-Alliteration entdecken? :bib:

 

Hallo George Goodnight!

Freue mich riesig über dein Kommentar und auch über das Lob!
Vielen Dank für die ganzen Hinweise, werde mich wohl noch einmal hinsetzen und alles ein bisschen überarbeiten.
Habe in diesem Augenblick leider nicht so viel Zeit (bin bei jem. zu Besuch) und werde mir den Kommentar und die Geschichte morgen noch einmal vornehmen.
Muss dir übrigens recht geben: ja, ich habe alles in einem durchgeschrieben, auch wenn es schon ein ganzes Weilchen gedauert hat ;)
Allerdings muss zu ich meiner Verteidigung sagen, dass ich am Ende auch noch einiges korrigiert und verbessert habe :D

Eins noch: Die Zeilenumbrüche sind zugegebenermaßen eher unschön gesetzt. Das ist aber auch nicht die ursprüngliche Version, da sah alles noch ganz anders aus. Nur dachte ich mir, es sei vielleicht ganz witzig, wenn ich die alphabetische Reihenfolge der Alliterationen durch die Absätze noch hervorhebe. War mir selbst dabei nicht sicher.
Scheint nicht so gut angekommen zu sein, werde es daher umändern.

Nochmals, vielen Dank!

lg, Babelfish

 

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