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Am Tag, als der Papst zum zweiten Mal starb

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31.01.2016
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Am Tag, als der Papst zum zweiten Mal starb

In diesem Sommer starb der Papst zweimal. Anfang des Monats, die Ferien hatten bereits begonnen, gaben sie es das erste Mal in den Radionachrichten bekannt.

Papa sah Luzie mit geweiteten Augen an. Ähnlich wie Herr Lehmann es immer tat, während sie versuchte zu erklären, aus welchem Grund sie keine Hausaufgaben vorzeigen konnte. Für diese Situation hatte sich Luzie verschiedene Ausreden einfallen lassen, die sie ruckzuck aus dem Ärmel zauberte. Sie wollte nicht sagen, dass Papa sehr wütend werden konnte und dann ihre Hefte zerriss, weil sie gefälligst nicht so schlau tun sollte. Sie wollte auch nicht sagen, dass sie das Taschengeld sparte, um ein Schulbuch zu ersetzen, nach dem Herr Lehmann fragte, weil es auch Papas Wut zum Opfer gefallen war. Sie war gut darin, Ausreden zu erfinden. "Lügen-Luzie" rief man ihr auf dem Schulhof hinterher.

Papa riss die Augen weiter auf. Nun waren sie groß wie Frühstücksteller. Aber während das Weiß in Yasemins Augen schimmerte wie Perlmutt, war es bei ihm rotgeädert und furchterregend, obwohl die Iris fast dieselbe Farbe hatte. Ein warmes Braun. Luzie dachte ständig an Yasemin. Sogar jetzt. Die einzige Freundin, die sie jemals hatte. Währenddessen sog Papa gierig an seiner Zigarette und blies eine blaugraue Wolke aus, so dicht und groß, dass sein Gesicht für einen Augenblick dahinter verschwand. Halb Mensch, halb Gespenst. Als der Rauch an der Zimmerdecke entlang kroch und Papas Gesicht wieder sichtbar wurde, hatte seine Stirn tiefe Furchen. Wie bei einem Zaubertrick hatte es sich verwandelt und zwischen jeder einzelnen Furche sammelte sich Schweiß. Die Haut begann, sich zu verfärben. Erst rot, dann dunkler, mehr lila. Er schrie Worte, wie Papst und Mutter, Arbeit und verrückt, dumm verkaufen und dass sie schon sehen würden. Für Luzie ergaben sie keinen Sinn. Mit weit aufgerissenem Mund, versprühte er Spucke und stand nah genug vor Luzie, dass sie das Gemisch aus Bier, Schnaps und Zigaretten roch und ihr Übelkeit verursachte. Luzie wollte lieber nicht länger mit ihm über den Papst sprechen, denn Papa verlor schnell die Geduld. Zack, war der Faden gerissen und dann war es wirklich schlau, sich dünnezumachen. Sie würde Mama später fragen, wenn die von der Arbeit zurück war.

Yasemin wohnte mit ihren Eltern, einer blinden Großmutter und der kleinen Schwester, die noch gar kein deutsch sprach, sondern nur türkisch und die Luzie jedes Mal zur Begrüßung einen Kuss auf die Hand gab und dann kichernd davonrannte, in der siebzehnten Etage im selben Haus wie Luzie. Die Aussicht war herrlich und die Räume hell und luftig. Es duftete zu jeder Tageszeit nach Gebäck und Gewürzen. Sie konnten von hier oben über die ganze Siedlung hinwegsehen bis zur Mauer. Niemand, der hier lebte, wunderte sich über diese große, graue Wand. An einigen Stellen war sie angesprüht worden: Klaus und Gaby. I'm sorry about that. DDR. Manchmal spazierten Luzie und Yasemin daran entlang und lasen alle Sprüche, aber nur bis zum alten Forellenhof, dort wo die Einfamilienhäuser standen mit Löchern in den Dächern und verbretterten Fenstern. An dieser Stelle kehrten sie um, damit sie noch rechtzeitig vor dem Dunkelwerden zurück waren und keinen Hausarrest bekamen. Mit Yasemin war das Leben lustiger und ihre Augen strahlten und wärmten Luzies Herz. Nie wieder sah Luzie dieses Braun bei einem anderen Menschen. Es war mit goldenen, klitzekleinen Pünktchen gesprenkelt und gerahmt von dichten Wimpern. Die Mädchen saßen in der Schule natürlich nebeneinander und wenn sie beide tuschelten, wurde immer Luzie von den Lehrern ermahnt, weil niemand sonst Yasemins Stimme hören konnte, so leise sprach sie.
Auf dem Heimweg kauften sie gelegentlich ein halbes Hähnchen vom Imbiss und teilten es sich dann im Treppenhaus. Sie stiegen die Etagen so schnell hoch, wie sie konnten. Ohne zwischendurch auszuruhen. Der Rekord lag im achten Stock. Dann sackten sie erschöpft und prustend auf die Stufen und wenn Luzie die Tüte aufriss, roch die ganze Etage nicht länger nur nach Urin und Staub, sondern auch nach gegrilltem Huhn. Yasemin und Luzie passten gut zusammen. Auch beim Hühnchenessen. Luzie aß am liebsten das weiße Fleisch und Yasemin die Haut und das dunkle Fleisch.
„Ich hoffe, wir bleiben für immer Freundinnen", sagte Luzie und lächelte, während sie kaute, „bis wir sterben. Und auch noch danach. Als Gespensterfreundinnen. Dann fliegen wir durch das ganze Haus und stecken unsere Köpfe durch die Wände und erschrecken alle Leute, dass die sich vor Angst in die Hose machen."

Yasemin war am Morgen des ersten Ferientages allein zu Verwandten in ein türkisches Dorf gebracht worden, während ihre Eltern den Sommer über weiter zur Arbeit gingen. Um die kleine Schwester kümmerte sich in dieser Zeit die Großmutter. Das kleine Dorf lag nicht einmal am Meer und es gab auch keinen Strom im Haus, erzählte sie am Abend vor der Abreise. Luzie gab ihr das Taschentuch mit dem Teddy darauf, das Mama ihr am Abend zuvor geschenkt hatte, damit sie die Nase putzen konnte. Und zur Erinnerung. Sie würden sich Briefe schreiben. Jeden Tag einen. Und in den Umschlag legten sie dann immer etwas dazu, das man anfassen oder daran riechen könnte. Eine Feder zum Beispiel oder Sandkörner, das Papier vom Brausebonbon oder einen Tropfen Sonnenöl. Beide Mädchen kauerten, bis die Laternen aufflackerten, auf den Stufen am Hauseingang vor der Sprechanlage, aus der immerzu irgendein Geräusch schnarrte oder jemand "Hallo, hallo" rief.
Luzie hatte sich für den nächsten Morgen den Wecker gestellt, um zu sehen, wie das Auto mit ihrer Freundin davonfuhr. Vom Balkon aus sah sie die Sonne zwischen den hellgrauen Häusern aufgehen. Es war seltsam friedlich dort unten auf dem Parkplatz an diesem Morgen. Luzie hörte niemanden rufen oder schreien, keine Autohupen oder Sirenen. Nur Vögel zwitscherten. Und nachdem beide Mädchen sich einander müde zugewinkt hatten, stieg Yasemin in ein verrostetes Auto und fuhr mit Onkel und Tante davon.

So vertrieb sich Luzie die Ferienzeit allein und ging täglich zu Herrn Kowalke, dem der Kiosk unten im Einkaufszentrum gehörte. Dort kaufte sie seit dem ersten Schultag alle Hefte, Stifte und seit kurzem die Zigaretten für Papa. An einem Tag hatte Herr Kowalke Luzie keine Zigaretten mitgeben wollen, nuschelte etwas von Unvernunft, dass es noch so weit käme, und ließ sie ratlos nach Hause gehen. Am nächsten Tag gab er ihr dann einen Brausebonbon zur Schachtel HB dazu und fragte, ob sie gegen einen Türrahmen gestoßen wäre. Das kam in etwa so hin. Papa funkelte Luzie wild mit den Augen an, als sie wegen Herrn Kowalke ohne Zigaretten nach Hause kam. Sie standen sich im Flur gegenüber, weil er Luzie an der Tür abfing, nachdem er den Schlüssel im Schloss gehört hatte. Er schubste sie immer ein bisschen an der Schulter, während er herumbrüllte. Das wollte gar nicht enden. Die Schulter pochte schon von dem ganzen Geboxe. Außerdem musste Luzie dringend mal. Sie sagte, sie müsste zur Toilette, wie immer, wenn sie Angst hatte, denn Papa war angsteinflößend, wenn er wütend wurde, aber er schubste sie bloß kräftiger, wodurch sie fiel, und dabei schlug sie mit der Stirn irgendwo gegen und machte sich nass. Für einen Augenblick sah es vom Boden so aus, als würde er ihr aufhelfen wollen, weil er einen unschlüssigen Schritt auf sie zuging, aber er drehte sich doch abrupt weg und ging aus der Tür. Zigaretten holen. Und Luzie zog die Kleidung aus und schaltete die Waschmaschine an.

Papa bekam keinen Urlaub in den Ferien. Im Sommer gab es auf dem Bau am meisten zu tun, während bei Mama im Salon um diese Zeit nicht viel los war. Die Frauen gaben ihr Geld jetzt für Eis aus und gingen an den See. Mamas Chef gab sich selbst und ihr zwei Wochen frei und Mama ging mit Luzie jeden Tag ins Freibad. In der ersten Woche fuhren sie zwei Stationen mit dem Bus, aber in der zweiten Woche gingen sie zu Fuß, denn Mama konnte gut rechnen und hielt das Geld beisammen. Mittags lagen sie faul in der Sonne und Mamas Haare glänzten wie Goldfäden, die durch Luzies Finger glitten. Luzie sah Mama gerne an, wie sie dort mit geschlossenen Augen hinter der runden Brille auf dem Rücken lag und ihr Körper im Sonnenlicht glänzte wie Luzies Lackschuhe. An manchen Tagen setzte Mama die Sonnenbrille gar nicht ab. Nicht einmal zu Hause oder im Laden von Herrn Kowalke, wenn sie eine Flasche für den Abend kaufte. Zur Entspannung. Im Freibad kaufte sie zuvor Pommes frites und Eis für Luzie. An manchen Tagen noch zusätzlich eine Tüte Süßigkeiten. Und während Luzie aß, verschwand Mama.
„Bleib schön hier, meine Kleine. Ich brauche etwas Abwechslung", flüsterte sie, strich ihrer Tochter über den Kopf und ging mit leichten Schritten davon. Luzie dachte lange Zeit über den Satz nach, konnte sich aber mal wieder keinen Reim darauf machen, was Erwachsene so sagten, und stürzte sich schulterzuckend auf die Tüte mit den Naschereien. Als Mama zurück war, fragte Luzie, wohin sie denn gegangen wäre. Aber Mama schnitt nur alberne Grimassen, schielte und zog sich selbst an den Ohren, wackelte mit dem Kopf und kitzelte Luzie so lange, bis sie beide die Frage vergessen hatten.
Das Freibad war jeden Tag rappelvoll, die ausgebreiteten Handtücher lagen dicht aneinander auf dem Rasen. Wenn Luzie zum Schwimmbecken ging, war es unmöglich, keines auf dem Weg dorthin zu betreten, so sehr sie sich auch bemühte. Der August war fürchterlich heiß und man hätte meinen können, alle Einwohner der gesamten Siedlung würden sich hier tagsüber aufhalten, weil niemand in den Sommerferien verreiste und es zwischen den Betonwänden nicht auszuhalten war. Wenn Mama von ihrem täglichen Ausflug zu Luzie zurückkehrte, waren die meisten Handtücher vom Rasen verschwunden und zwischen all dem plattgelegenen Gras, den zurückgelassenen Getränkedosen und Wurstpappen, saß Luzie auf dem Coca Cola-Tuch mit angewinkelten Knien, um die sie ihre mageren Arme geschlungen hatte.
„Ich bin zurück, Luzie", rief Mama von weitem, schnappte sich den Plastikkorb, in dem sie die nassen Handtücher und Bikinis transportierten, nahm Luzie an die Hand. Dabei fiel ihr Blick kurz auf die abgekauten Nägel ihrer Tochter. Das leise ‚tsts’ verklang im Wind, während sie mit Luzie aus dem Freibad lief. Mama verlor in diesen zwei Wochen selbst dann ihre gute Laune nicht, wenn sie auf dem Heimweg ein Gewitter überraschte und der Platzregen beide bis auf die Haut durchnässte. Es gab eine Menge Gewitter in diesem August.
Am Ende der zwei Wochen war Mama am ganzen Körper schokoladenbraun und wenn sie abends aus der Badewanne stieg, konnte man auf ihrem Körper vier kleine, weiße Dreiecke sehen. Luzie lachte sich kringelig darüber und Mama tanzte nackt durch den Flur, warf den Kopf vor und zurück, hin und her und schüttelte ihre weizenblonden Haare wie ein übermütiges Pony. Dazu sang sie "Stayin' alive", den Song, der in diesem August immerzu im Radio lief.

Mamas Urlaub war vorüber und Luzie wieder allein. Yasemin war noch nicht zurück und Luzie saß jeden Tag auf dem Balkon und las das Buch über einen Gurkenkönig, auf den man pfeifen konnte, weil der immer stahl und log. Sie hatte es schon dreimal gelesen, weil es ihr so gut gefiel, aber auch weil die Bücherhalle in der ersten Ferienwoche ausbrannte. Der Frisiersalon, in dem Mama arbeitete, befand sich direkt nebenan und sie redete an diesem Abend nur von ihrem Chef, der mutig mit Eimern voll Wasser die Bücher zu löschen versuchte, bis die Feuerwehr kam. Papa hatte an diesem Abend einen Geduldsfaden von der Stärke eines Babyhaares. Er zog mit einem kräftigen Ruck und einem kehligen Laut, der Luzie an Kowalkes Hund erinnerte, wenn man seinem Platz zu nahekam, an der Tischdecke , kaum dass Mama die Geschichte beendet hatte. Mama und Luzie sprangen gleichzeitig von den Stühlen auf, standen vor dem leergefegten Tisch. Mama legte einen Zeigefinger an die geschlossenen Lippen und sie sagten keinen Mucks, bis die Haustür zuknallte. Dann sammelten sie die Wurstscheiben, Brotreste und Gürkchen vom Teppich. Mama suchte eins nach Fusseln ab, stopfte es sich in den Mund, hob einen Teller auf, hielt ihn wie eine Trophäe in die Höhe und sprach theatralisch: „Das ist Glas, auf dem Elefanten tanzen könnten."

Bis Ende September war es so heiß, dass Luzie jeden Tag wie betäubt mit geschlossenen Augen im Liegestuhl auf dem Balkon lag und nichts tat. Sie nuckelte bloß an der Brauseflasche, die Mama für Luzie in den kleinen Kühlschrank gleich neben Papas Bier gestellt hatte, und konnte sich nicht regen. Und auch von unten drangen wenig Geräusche nach oben. Wer konnte, blieb im Haus.
Irgendetwas verursachte einen rauschenden Luftzug an Luzies Schulter. Es fiel still und schnell an ihr vorbei. Sie hörte den Aufprall auf den Steinen deutlich. Der Gedanke an einen schweren Wäschesack kam Luzie in den Sinn, wie der, den Mama eine Zeitlang zum Salon mitnahm, bevor sie eine Waschmaschine besaßen. Luzie konnte nicht sagen warum, aber sie erstarrte, rührte sich nicht. Etwas in ihr wusste, dass kein Wäschesack an ihr vorbeigerauscht war. Ihr Herz schlug in alle Richtungen, als suchte es sich einen Weg aus der Brust hinaus ins Freie.Luzie sprang vom Stuhl auf und beugte sich wie in Zeitlupe mit geschlossenen Augen über das Balkongeländer und zögerte einen Moment, bevor sie sie öffnete. Dort unten lag ein kleiner Mensch. Sie konnte den Blick nicht abwenden, keinen einzigen Muskel bewegen. Luzie starrte auf das kleine Kind, das dort auf dem Bauch lag, die Beine und Arme verdreht, wie das eigentlich nicht möglich war, die dunklen Haare auf dem grauen Pflaster wunderschön um den Kopf herum ausgebreitet. Sie trug ein weißes Sommerkleid.
Als Luzie den Blick abwenden musste, um Atem zu holen, bemerkte sie auf dem Gehweg, der von der Bushaltestelle führte, Yasemins Mama, die auf das Haus zurannte. Ihre beiden Einkaufstaschen hatte sie unterwegs fallenlassen. Die ersten Leute versammelten sich um das Kind auf dem Platz vor dem Eingang und Luzie ging einen Schritt zurück. Sie hielt die Brauseflasche immer noch mit weißen Fingerknöcheln fest umklammert und die Hände zitterten.
Jemand musste Yasemins Vater sagen, dass seine kleine Tochter aus dem Fenster gefallen war. Das sollte er doch wissen. Und nur deshalb fuhr Luzie mit dem Fahrstuhl in den siebzehnten Stock und klingelte. Verschlafen stand Yasemins Papa in der Tür nachdem er geöffnet hatte.
„Hallo Luzie", sagte er müde lächelnd, „Yasemin nicht da." Er gähnte und sah auf seine Armbanduhr. „Frau kommt gleich von Arbeit“, freute er sich.
Als er dann nur noch mit dem Kopf gegen den Türrahmen schlug, wartete Luzie nicht auf den Fahrstuhl, sondern lief durch das Treppenhaus in die Wohnung zurück, kauerte sich auf ihr Bett und drehte den winzig kleinen Hühnerknochen zwischen Daumen und Zeigefinger, der im Umschlag gelegen hatte. Auf dem Schreibtisch lag die Empfehlung für das Gymnasium und der letzte Brief von Yasemin, in dem sie schrieb, dass sie sich freue, mit Luzie in die neue Schule gehen zu können. Daraus wurde aber nichts, denn Yasemin kam nicht wieder nach Berlin zurück.
Im Radio verkündeten sie später zum zweiten Mal den Tod des Papstes.

 

Nur ganz kurz, gleich wartet Guido (Podengo) auf einen Drei-Stunden-Marsch und auch hauptsächlich wegen einiger lausiger Flusen, aber:

Hui,

liebe Kanji,

da hastu aber eine hammerharte Geschichte um eine Kinderfreundschaft und Failienverhältnisse aufgeschrieben, die ich wie gewohnt eben nicht nacherzählen werde. Gleichwohl erinner ich mich des Drei-Wochen-Papstes, weil meine Freundin und ich auf dem Weg nach Neuwied am HBf Köln umsteigen mussten und die Lautsprecher davon berichteten, der Papst sei verstorben. Ca. drei Wochen später auf dem Rückweg in den Pott erzählten zu Köln die Lautsprecher schon wieder, dass der Papst gestorben sei ... Wir haben uns ein Auto angeschafft ...

Zu anderen Trivialitäten, das meiste nur aufgezeigt und ohne Garantie, beim ersten Durchgang alles erkannt zu haben:

„Nun waren sie gross wie Frühstücksteller. Aber während das Weiß in Yasemins Augen ...
ss = ß

Wie bei einem Zaubertrick hatte es sich verwandelt und zwischen jeder einzelne[n] Furche sammelte sich Schweiß. Die Haut begann[,] sich zu verfärben.

„Ich hoffe, wir bleiben für immer Freundinnen", sagte Luzie und lächelte[,] während sie kaute, „bis wir sterben.

... wollen, nuschelte etwas von Unvernunft, dass es noch so weit käme[,] und ließ sie ratlos nach Hause gehen.

... wenn sie durch Luzies Finger glitten, während sie die Kopfhörer auf den Ohren hatte[,] um Musik zu hören.

Luzie dachte lange Zeit über den Satz nach, konnte sich aber mal wieder keinen Reim daraus machen, was Erwachsene so sagten[,] und stürzte sich schulterzuckend auf die Tüte mit den Naschereien.

Wenn Luzie zum Schwimmbecken ging, war es unmöglich[,] keines auf dem Weg dorthin zu betreten, so sehr sie sich auch bemühte.

Sie nuckelte bloß an der Brauseflasche, die Mama für Luzie in den kleinen Kühlschrank gleich neben Papas Bier gestellt hatte[,] und konnte sich nicht regen.

... wie der, den Mama eine [Z]eitlang zum Salon mitnahm, ...

... hinaus ins Freie, trieb Luzie zum Aufstehen.
warum nicht ne Infinitvgruppe "aufzustehen"?

Sie trug ein weisses Sommerkleid und war vier Jahre alt.
ß hastu doch!

Sie hielt die Brauseflasche immer[...]noch mit ...

Bis bald

Friedel

 

Hej, lieber Friedrichard,

den Dank für die frechen-Flusen-Aufspürung wirst du wohl erholt und erfrischt erhalten.
Ich freue mich, dass du diesem tristen Novembertag trotzt.
Hab alles flugs korrigiert, damit sich niemand mehr dran stören muss.

Im ersten Augenblick am Bahnhof seinerzeit hättest du an ein Déja-vu denken können, oder? Diese Begebenheit als Auslöser zum Kauf eines Autos ... ebenso absurd. ;) Danke, dass du sie mir erzählt hast.

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

schön, eine Geschichte, die in Berlin spielt.
Ich frage mich, ob jeder außer mir, den 33-Tage-Paps aus dem Jahr 1978 kennt? :sealed: Für mich hat es, aufgrund dieser Wissenslücke, nämlich keinen Sinn ergeben.

Als Gespensterfreundinnen. Dann fliegen wir durch das ganze Haus und stecken unsere Köpfe durch die Wände und erschrecken alle Leute, dass die sich vor Angst in die Hose machen."
Auf der anderen Mauerseite gab es eine Serie: Spuk im Hochhaus. :)

Deine Geschichte ist gut geschrieben. Enthält mir persönlich aber zu viele Nebenhandlungsdetails und lässt mich mit mehreren Fragen zurück:
Warum kommt Yasemin nicht wieder? Was macht die Mutter im Schwimmbad? Woher weiß Luzie, wie alt das hinunter stürzende Kind ist? Ist das der Teil in der Geschichte zur im Gegenwind Challenge? Wozu die Erwähnung der Empfehlung fürs Gymnasium? Vielleicht liegt es aber auch an meinem Lese-interpretier-Vermögen und anderen Lesern erschließt sich das alles. :shy:

Viele Grüße
wegen

 

Hej wegen,

na Mensch, da hab ich dich ja mächtig verwirrt. Das ist echt schade.

Ich frage mich, ob jeder außer mir, den 33-Tage-Paps aus dem Jahr 1978 kennt? Für mich hat es, aufgrund dieser Wissenslücke, nämlich keinen Sinn ergeben.

Also wenn ich in einem Text "historisch" nicht klarkomme, stört mich das nicht sonderlich. Entweder es erschließt sich mir irgendwann oder ich guck später selber mal nach.
In diesem Fall ist es eben einfach eine angegebene Tatsache, dass innerhalb eines Monats "der" Papst zweimal starb. Müsste ja auch nicht wahr sein, oder? :shy:

Auf der anderen Mauerseite gab es eine Serie: Spuk im Hochhaus.

Aha! Eine Information von "drüben". ;)

Enthält mir persönlich aber zu viele Nebenhandlungsdetails und lässt mich mit mehreren Fragen zurück:
Warum kommt Yasemin nicht wieder? Was macht die Mutter im Schwimmbad? Woher weiß Luzie, wie alt das hinunter stürzende Kind ist? Ist das der Teil in der Geschichte zur im Gegenwind Challenge? Wozu die Erwähnung der Empfehlung fürs Gymnasium?

Herrje. Wie schade. Als Nebenhandlung habe ich das alles gar nicht betrachtet. Für die Figur ist sind diese Todestage des Papstes Eckpfosten für Erlebtes innerhalb ihrer Ferien.

Und na gut, dann beantworte ich dir die Fragen auf diesem Wege. (was ja nicht für die Geschichte spricht).
Yasemins kleine Schwester stürzt aus dem Hochhaus, während ihre Mutter auf das Haus zugeht, es also direkt miterlebt. Sie und ihre Familie können hier nicht länger wohnen bleiben. Da Yasemin nicht zurückkehrt, werden sie entweder auch in das türkische Dorf fahren oder woanders weiterleben. Für die Figur ist das nicht relevant.
Was die Mutter im Schwimmbad macht, erschließt sich der Figur auch nicht. Einmal fragt sie nach, bekommt aber keine Antwort. Man könnte vermuten, sie trifft sich mit ihrem Chef. Details habe ich vage ausgestreut.
Da die Figur das hinabgefallende Kind erkennt, weiß sie, dass es sich um Yasemin kleine Schwester handelt und weiß wie alt sie ist.
Was das jetzt mit Gegenwind zu tun hat, möchte ich nicht festlegen, weil es meine persönliche Ansicht ist und ich denke, jeder Leser empfindet den aus unterschiedlichen Richtungen. Das ist jetzt nicht so schlau, weil Gegenwind ja wohl immer von vorne kommt, aber ich denke, die Luzia hat mächtig zu kämpfen und wenig Rückenwind. So in etwa.
Die Empfehlung für das Gymnasium erachte ich als nicht unwichtig, weil sie trotz aller Hürden (der Vater unterstützt das Kind nicht, zerreißt Hefte und Bücher, die Mutter lebt ihr eigenes Leben und Luzia ist sehr selbständig und kümmert sich um Vieles selbst, wie Schulmaterial kaufen und eigene Wäsche waschen) eine bessere Schulbildung anstrebt.

So war mein Plan, der bei dir ja mal gar nicht so gut aufging.

Na immerhin hat sie dir in der Machart zugesagt.

Danke, dass du sie kommentiert und mir deine Eindrücke hier gelassen hast.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

mir gefällt deine Geschichte, sie beschwört glaubhaft einen heißen Sommer Ende der 70iger Jahre herauf. Brause, Gurkenkönig, und die Mauer* steht auch noch.
Wenn es mit dem Dreipäpstejahr nicht gleich klar ist, dann vielleicht spätestens bei Staying Alive.
Es herrschen zwei Grundstimmungen vor, einerseits erscheint Luzie zusammen mit ihrer Freundin und auch mit ihrer Mutter als unbeschwertes Kind, und andererseits gibt es da die Gewaltausbrüche ihres Vaters, wodurch immer eine bedrohliche Atmosphäre über dem Ganzen schwebt. Auch wenn der schreckliche Unfall am Ende nichts mit Luzies Vater zu tun hat.
Ich finde, dass du deine Geschichte sehr schön erzählst, aber sie vielleicht auch noch etwas abspecken kannst.
Die gleichen Fragen wie wegen hatte ich nicht. Ich bin davon ausgegangen, die Mutter trifft im Schwimmbad einen Mann, der ihr offensichtlich gut tut, das kann natürlich der Chef sein, jetzt, wo du’s sagst. Die Empfehlung fürs Gymnasium anzubringen finde ich auch okay - außer den von dir genannten Gründen weiß man jetzt auch, wie alt sie ungefähr ist, und der Verlust der Freundin wird noch deutlicher.

Den Satz würde ich so am Anfang nicht bringen:

Am Ende des Monats, in der letzten Ferienwoche, hörte es Luzie dann das zweite Mal.

Ich würde den ersten Papsttod an den Anfang und den zweiten ans Ende setzen.


Apropos Mauer*

Sie konnten von hier oben über die ganze Siedlung hinwegsehen bis zur Mauer, die einmal um die gesamte Stadt verlief.

Das „einmal“ hatte ich erst zeitlich verstanden und somit gedacht, es würde doch später handeln. Die Mauer selbst verlief ja auch nicht rund um Westberlin, sondern die Grenze, die aber nicht überall Mauer war. Na egal, vielleicht kannst du ja schreiben „…bis zur Mauer, die die Stadt in zwei Teile trennte“ oder so ähnlich.


„Ich hoffe, wir bleiben für immer Freundinnen", sagte Luzie und lächelte, während sie kaute, „bis wir sterben. Und auch noch danach. Als Gespensterfreundinnen. Dann fliegen wir durch das ganze Haus und stecken unsere Köpfe durch die Wände und erschrecken alle Leute, dass die sich vor Angst in die Hose machen."

Das finde ich auch richtig klasse!

Yasemin war am Morgen nach dem letzten Schultag vor den Sommerferien zu Verwandten in ein türkisches Dorf gebracht worden.

Das hier nicht so, das klingt nach Überfallkommando. Vielleicht einfach „fuhr zu Verwandten“ - dass sie nicht selbst Auto fährt, ist ja klar.


während sie die Kopfhörer auf den Ohren hatte, um Musik zu hören.
Hatte man da schon Kopfhörer auf im Schwimmbad? Nicht eher ein Kofferradio oder einen Ghettoblaster neben sich stehen?

„Bleib schön hier, meine Kleine. Ich brauche etwas Abwechlsung", zwitscherte sie, strich ihrer Tochter über den Kopf und flatterte wie ein Vögelchen davon.

Das finde ich nicht so gelungen, das passt nicht zum restlichen Erzählstil, auch wenn sie vielleicht so eine flatterhafte Mutter ist. Aber bei dem Kerl natürlich auch kein Wunder!

Er zog mit einem kräftigen Ruck an der Tischdecke, kaum dass Mama "Wassereimer" ausgesprochen hatte

Wassereimer! Ist das ein Geheimcode? Wo er dann automatisch immer an der Decke ziehen muss? Das klingt fast so. Vielleicht fällt dir noch etwas anderes dazu ein.

Jedenfalls habe ich deine Geschichte gerne gelesen und ich hoffe, dass Luzie dem Gegenwind standhält. Und den zweiten toten Papst würde ich eben erst am Schluss erwähnen.

Liebe Grüße von Raindog

 

Hej Raindog,

wie schön, dass du hereinschaust und mir hilfst. Mit deinem eigenen sound innerhalb deiner eigenen aktuellen Geschichte, behagt mir das zusätzlich sehr gut.

heißen Sommer Ende der 70iger Jahre herauf. Brause, Gurkenkönig, und die Mauer* steht auch noch.

Du kennst den Gurkenkönig von Nöstlinger.:)

Auch wenn der schreckliche Unfall am Ende nichts mit Luzies Vater zu tun hat.

Stimmt. Mit dem Vater nicht, aber mit dem Milieu, in dem sie aufwächst.

Ich finde, dass du deine Geschichte sehr schön erzählst, aber sie vielleicht auch noch etwas abspecken kannst.

Ich mag nicht gerne abspecken. :hmm: Aber es trifft mich immer und immer wieder. Ist was dran dann.

Die gleichen Fragen wie wegen hatte ich nicht. Ich bin davon ausgegangen, die Mutter trifft im Schwimmbad einen Mann, der ihr offensichtlich gut tut, das kann natürlich der Chef sein, jetzt, wo du’s sagst. Die Empfehlung fürs Gymnasium anzubringen finde ich auch okay - außer den von dir genannten Gründen weiß man jetzt auch, wie alt sie ungefähr ist, und der Verlust der Freundin wird noch deutlicher.

Das freut mich sehr, auch das dir dann offenbar diese Altersangabe nicht zu spät kommt.

Ich würde den ersten Papsttod an den Anfang und den zweiten ans Ende setzen.

Das könnte durchaus einen spannenden Effekt haben.

Das „einmal“ hatte ich erst zeitlich verstanden und somit gedacht, es würde doch später handeln. Die Mauer selbst verlief ja auch nicht rund um Westberlin, sondern die Grenze, die aber nicht überall Mauer war. Na egal, vielleicht kannst du ja schreiben „…bis zur Mauer, die die Stadt in zwei Teile trennte“ oder so ähnlich.

Stimmt wieder. Recht unpräzise. Da geh ich ran.

Das hier nicht so, das klingt nach Überfallkommando. Vielleicht einfach „fuhr zu Verwandten“ - dass sie nicht selbst Auto fährt, ist ja klar.

Dann ist es sogar richtig, denn es ist ein Überfallkommando! Gegen Yasemins Willen. ;)

Hatte man da schon Kopfhörer auf im Schwimmbad? Nicht eher ein Kofferradio oder einen Ghettoblaster neben sich stehen?

Hoppla. wirklich nicht? Nicht mal große? Kümmere mich drum.

Das finde ich nicht so gelungen, das passt nicht zum restlichen Erzählstil, auch wenn sie vielleicht so eine flatterhafte Mutter ist. Aber bei dem Kerl natürlich auch kein Wunder!

Gut zu wissen. Überlege mir eine passendere Formulierung.

Wassereimer! Ist das ein Geheimcode? Wo er dann automatisch immer an der Decke ziehen muss? Das klingt fast so. Vielleicht fällt dir noch etwas anderes dazu ein.

Ich werde mich bemühen.

Jedenfalls habe ich deine Geschichte gerne gelesen und ich hoffe, dass Luzie dem Gegenwind standhält. Und den zweiten toten Papst würde ich eben erst am Schluss erwähnen.

So machen wir das. Nochmals recht herzlichen Dank für deine freundlichen Hinweise und Hilfestellungen.

Lieber Gruß, Kanji

 

Im ersten Augenblick am Bahnhof seinerzeit hättest du an ein Déja-vu denken können, oder?

Ich nochmals,

liebe Kanji,

erst die kleine Korrektur des autobigrafischen Anekdötchens. Die Zahl "drei" muss auf "vier" erhöht werden, das "ca." darf natürlich stehn bleiben, selbst wenn es "über" vier Wochen waren. Dabei dacht ich immer, auf dem Weg nach Alzheim verlöre man das Kurzzeitgedächtnis. Nee, eher landet man im paradiesischen Oblivisci und entdeckt immer wieder Neues.

Es gab übrigens auch schon mehrmals vier Päpste in einem Jahr. Und ja, jetzt beim zwoten Lesen könnte, nee sollte vielleicht der einleitende Absatz tatsächlich geändert werden (nicht nur für'n Korintenkacker wie mich), denn das titelgebende Ereignis zog sich über August/September `78 hin. Vielleicht reichen die Sommerferien, Anfang und Ende ...

Meine Nachforschungen ergaben dann aber auch, dass der Duden inzwischen "dünn(e)machen" - mir gefällt das unbetonte e ganz gut von der Melodie her zwischen Adjektiv und dem beherrschenden Verb - zusammenschreibt. Also besser
"..., sich dünn(e)zumachen".

Auf dem Heimweg kauften sie gelegentlich ein halbes Hähnchen vom Grillimbiss ...
Ist nicht falsch und drei i in einem Wort hat was, aber "Grill" oder "Imbiss" reicht doch eigentlich, vielleicht noch eine "...bude" dran, wie hierzulande an die "Fritten-" oder "Pommesbude", dass man die Verkaufsstelle nicht mit der "kleinen" Mahlzeit verwechsele.

Wahrscheinlich von mir gestern übersehn

Luzie hatte sich für den nächsten Morgen den Wecker gestellt, um zu sehen[,] wie das Auto mit ihrer Freundin davonfuhr.
aber das harmlos wirkende "wie" leitet einen vollständigen Satz ein ...

Jetzt kommt vom Kleist-Verehrer ein seltsam anmutender Gedanke, den Satz

..., wenn sie Angst hatte, denn Papa war angsteinflössend[,] wenn er wütend wurde, aber er schubste sie bloß kräftiger, wodurch sie fiel und dabei schlug sie mit der Stirn irgendwo gegen und machte sich nass.
(auf jeden Fall sollte das Komma nachgetragen werden), den Satz zu zerschagen, wo die Konjunktionen eh schon Grenzen setzen - schließlich wird die Geschichte eher vom kindlichen Standpunkt aus erzählt ...

Luzie dachte lange Zeit über den Satz nach, konnte sich aber mal wieder keinen Reim daraus machen, was Erwachsene so sagten, ...
Die Redensart endet eigentlich "keinen Reim darauf machen", aber das weiß Luzie vielleicht gar nicht.

Hier ließe sich ein "hin" streichen

Als Mama zurück war, fragte Luzie, wohin sie denn hingegangen wäre.
Verschlafen stand Yasemins Papa in der Tür[,] nachdem er geöffnet hatte.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie leichtfertig Eltern mit ihren Kindern umgehen, nicht nur die Väter, ob Bollerkopp oder Schläfer (vielleicht hat Y. Vater ja auch Nachtschicht gehabt - wer weiß das heute noch ...) und Luzies Mutter zumindest im Freibad ...

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Liebe Kanji,

also, gleich vorweg: Das mit dem Pabst hab ich nicht kapiert. Also gar nicht ... Dann hab ich gegoogelt. Okay, das war also vor meiner Zeit. Was nicht bedeutet, dass ich nicht trotzdem irgendwann davon gehört haben könnte – hab ich aber nicht. Ich bin aber auch sowas von nicht religiös, da hab ich mich sowieso noch nie für Päbste interessiert. Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe gelesen, dass diese beiden Ereignisse einfach den Rahmen für den Sommer deiner Luzie bilden sollen. Ich bin gerade noch unschlüssig, ob es den wirklich braucht ... Aber gestört hat es mich nicht.

Geschrieben finde ich deine Geschichte wie immer sehr schön. Du weißt, ich stehe auf deine ruhige und manchmal fast träumerische Art zu schreiben (so empfinde ich sie zumindest). Das ist richtig gut.

Auch die kleine Lügen-Luzie (super Anfang!) mag ich, ihre Lügen sind ja eher aus der Not geboren, als dass sie das aus lauter Spaß machen würde.

Was mich von Anfang an stört, ist die unklare Rolle der Mutter in dieser ganzen Geschichte. Erst nach der Hälfte des Textes taucht sie völlig unvermittelt auf. Davor war ich fest davon überzeugt, Luzie wohnt mit ihrem Vater allein. Dann taucht also die Mutter auf, ich vermute ja, dass sie sich bei den Ausflügen schlichtweg mit Männern vergnügt. Miese Geschichte, die Tochter, die sich sowieso schon so verloren fühlt, irgendwo zu deponieren, selbst wenn es mit Süßigkeiten im Schwimmbad ist, um sich zu amüsieren. Aber meine Frage ist eigentlich eine andere: Was genau hat die Mutter für eine Funktion für deine Geschichte? Weder wehrt sie sich gegen den Vater, nein, sie reagiert irgendwie überhaupt nicht, noch ist sie eine besondere Stütze für Luzie. Meiner Meinung nach ist sie aber auch für die Geschichte nicht wirklich wichtig. Oder übersehe ich da etwas?

Die Freundschaft zwischen Luzie und Yasemin fand ich sehr rührend und zärtlich beschrieben. Das ist für mich, neben Luzies schwerem Alltag mit dem Vater, der Mittelpunkt der Geschichte. Vor allem die Szene mit dem Hühnchen im Treppenhaus fand ich toll. Ich liebe das ja auch, wenn man einen Menschen trifft, der an einem Essen genau das mag, was ich doof finde. Da ist das Teilen so harmonisch :) Vielleicht sitze ich heute auf meinem Gehirn, aber warum muss Yasemin weg? Ich dachte anfangs, sie verbringt einfach die Ferien bei Verwandten in der Türkei, fand aber schon seltsam, dass sie ohne ihre Familie fährt. Ich kapiere hier aber einfach den Hintergrund nicht. Oder hat sie schlichtweg keine Aufenthaltsgenehmigung?

Du siehst schon, ein paar Fragen sind bei mir noch offen, die mich daran hindern, den Text als rund zu empfinden. Dennoch habe ich ihn gerne gelesen.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hej Friedrichard,

wie schön, dass du nochmals reinguckst, Vieles findest (obwohl: das `nich so schön, das es was zu finden gibt) und mir aufzeigst.

Dabei dacht ich immer, auf dem Weg nach Alzheim verlöre man das Kurzzeitgedächtnis.

Is wohl n anderer Weg.

Nee, eher landet man im paradiesischen Oblivisci und entdeckt immer wieder Neues.

Wofür es gut ist.

Vielleicht reichen die Sommerferien, Anfang und Ende ...

Das finde ich nicht kleinlich. Denn wenn ich schon historische Fakten serviere, sollten sie auch richtig durch sein. Jahaa. Ich manchmal kannse rational. Danke für den Hinweis, ich übernehme die Sommerferien.

"..., sich dünn(e)zumachen".

übernimmtse

Ist nicht falsch und drei i in einem Wort hat was, aber "Grill" oder "Imbiss" reicht doch eigentlich, vielleicht noch eine "...bude" dran, wie hierzulande an die "Fritten-" oder "Pommesbude", dass man die Verkaufsstelle nicht mit der "kleinen" Mahlzeit verwechsele.

Äh ... ich nehme ... den Imbissstand? :shy:

etzt kommt vom Kleist-Verehrer ein seltsam anmutender Gedanke, den Satz

..., wenn sie Angst hatte, denn Papa war angsteinflössend[,] wenn er wütend wurde, aber er schubste sie bloß kräftiger, wodurch sie fiel und dabei schlug sie mit der Stirn irgendwo gegen und machte sich nass.

(auf jeden Fall sollte das Komma nachgetragen werden), den Satz zu zerschagen, wo die Konjunktionen eh schon Grenzen setzen - schließlich wird die Geschichte eher vom kindlichen Standpunkt aus erzählt ...


Ja. Werde ich nachtragen.

Die Redensart endet eigentlich "keinen Reim darauf machen", aber das weiß Luzie vielleicht gar nicht.

Mäst! Hätt' ich Luzie mal getraut, die sagte noch ...

Hier ließe sich ein "hin" streichen

Als Mama zurück war, fragte Luzie, wohin sie denn hingegangen wäre.


Da haste auch recht.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie leichtfertig Eltern mit ihren Kindern umgehen, nicht nur die Väter, ob Bollerkopp oder Schläfer (vielleicht hat Y. Vater ja auch Nachtschicht gehabt - wer weiß das heute noch ...) und Luzies Mutter zumindest im Freibad ...

Ich hatte gehofft, dem Vater einen vertrauensvollen Charakter zu geben, durch seine Freundlichkeit an der Tür und dem Wissen, dass es Zeit ist, seine Frau zu erwarten. Er sollte gähnen, weil er nachts arbeitet und bist zur Ankunft seiner früharbeitenden Frau schläft. Das ist wohl etwas wenig Hinweis für so viel Voraussetzung. Entschuldige. Die blinde Grossmutter ist Aufsichtsperson. Man nimmt, was da ist und vertraut.

Hab herzlichen Dank für deine Hilfe, die flüchtigen Kommas werden aufgelesen.

Lieber Gruß, Kanji


Hej RinaWu,

und zuerst meinen Respekt für deinen Fleiß. Nicht nur, dass du eigene Geschichten einstellst, ausführlich antwortest, am Text arbeitest, du kommentierst auch gefühlt alle anderen hier (naja, du weisst am besten, was du alles so schaffst), dass mir der Kopf schwirrt.
Falls es einen Trick gibt, oder eine Pflanze, die du kaust oder mit Wasser aufgiesst ... lassen mich bitte wissen.

Okay, das war also vor meiner Zeit. Was nicht bedeutet, dass ich nicht trotzdem irgendwann davon gehört haben könnte – hab ich aber nicht.

So what. Was soll man denn alles wissen? Ich finde allerdings immer noch, dass diese Tatsache einfach hingenommen werden kann. Sind Geschichten nicht auch dafür da, Neues zu erfahren? So für ein Aha-Erlebnis?

ich habe gelesen, dass diese beiden Ereignisse einfach den Rahmen für den Sommer deiner Luzie bilden sollen. Ich bin gerade noch unschlüssig, ob es den wirklich braucht ... Aber gestört hat es mich nicht.

Ich finde das hübsch. So einen päpstlichen Rahmen für die Sommerferien einer kleinen Mädchens. Und bot sich für mich an. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich Friedels Information noch nicht, dass es schon mehrfach vier Päpste in einem Jahr gab, Unwissend wie ich bin. ;)

Du weißt, ich stehe auf deine ruhige und manchmal fast träumerische Art zu schreiben (so empfinde ich sie zumindest).

Danke dafür. So, und jetzt merk ichs mir auch mal.

Auch die kleine Lügen-Luzie (super Anfang!) mag ich, ihre Lügen sind ja eher aus der Not geboren, als dass sie das aus lauter Spaß machen würde.

Schön, dass du es auch so siehst. Sie würde wohl lieber nicht lügen.

Was mich von Anfang an stört, ist die unklare Rolle der Mutter in dieser ganzen Geschichte.

oha. Störend sogar. Wie blöd. Ich brauche die Mutter für das Konstrukt, in dem sich die Figur bewegt. Mit dem Auftauchen, ihrer eigenständigen, körperlichen Art, ihren zum Teil kindlichen Aussagen und ihrem Habitus, wollte ich auf ihre Jugend hinweisen, ihrer Mutterrolle nicht gewachsen. Für ein kleines Mädchen schon kein Rückenwind. :shy:

Das ist für mich, neben Luzies schwerem Alltag mit dem Vater, der Mittelpunkt der Geschichte.

Aber eben auch mit dem Verschwinden Yasemins, kein sie tragendes Windelement. Luzie kämpft allein.

Ich dachte anfangs, sie verbringt einfach die Ferien bei Verwandten in der Türkei, fand aber schon seltsam, dass sie ohne ihre Familie fährt. Ich kapiere hier aber einfach den Hintergrund nicht. Oder hat sie schlichtweg keine Aufenthaltsgenehmigung?

Sie kann nicht bleiben, weil beide Elternteile rund um die Uhr arbeiten. Die blinde Großmutter kümmert sich um die Kleine (nicht erfolgreich, wie wir wissen). Als die Familientragödie mit dem Fenstersturz beginnt, entscheidet die Eltern offenbar, Yasemin nicht an diesen Ort zurückzuholen. Kann sein, oder? Jedenfalls kommt sie nicht wieder.

Dennoch habe ich ihn gerne gelesen.

Mehr kann ich nach all den Irritationen, die ich dir bereitet habe, wirklich nicht erwarten. Vielen Dank.

Dir noch viel Spaß inmitten all dieser challenges und gutes Gelingen, Kanji

 

Hey Kanji,

Falls es einen Trick gibt, oder eine Pflanze, die du kaust oder mit Wasser aufgiesst ... lassen mich bitte wissen.
KAFFEE! Viel davon :D

oha. Störend sogar. Wie blöd. Ich brauche die Mutter für das Konstrukt, in dem sich die Figur bewegt. Mit dem Auftauchen, ihrer eigenständigen, körperlichen Art, ihren zum Teil kindlichen Aussagen und ihrem Habitus, wollte ich auf ihre Jugend hinweisen, ihrer Mutterrolle nicht gewachsen. Für ein kleines Mädchen schon kein Rückenwind
Also störend im Sinne von, Hoppla, wo kommt sie denn auf einmal her. Weil eben in der ersten Hälfte des Textes nie von ihr gesprochen wird. So, wie du es jetzt beschreibst, macht das durchaus Sinn. Mein kleiner, bescheidener Vorschlag wäre eben nur, sich zu überlegen, ob man sie schon weiter oben mal kurz auftauchen lässt oder sogar nur kurz erwähnt.

Mehr kann ich nach all den Irritationen, die ich dir bereitet habe, wirklich nicht erwarten.
Irritationen sind ja an sich nicht schlimm. Die kann man ja klären.

Einen schönen Abend dir noch!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Huhu liebe Kanji!

Wow, ziemlich deprimierende Geschichte um die arme kleine Luzie (sehr süßer Mädchenname übrigens), die ein cholerisches, gewalttätiges, saufendes, rauchendes und ungebildetes Arschloch zum Vater hat und dann auch noch ihre beste Freundin verliert. Ich glaube, ich werd mal ne Story schreiben, wo Yasmins zersplatterte Schwester mit gebrochenen, verdrehten Gliedmaßen eines Nachts aus ihrem Grab steigt und dem Vater dann das Rückgrat durch den Mund rausreißt:D:baddevil::baddevil:

Insgesamt fand ich die Geschichte sehr schön und liebevoll geschrieben. Ich konnte gleich beim Lesen merken, wie sehr du Luzie in dein Herz geschlossen hast. Nicht nur an dem innigen und herzlichen Umgang mit ihrer besten Freundin, sondern auch an den anderen kleinen Details, wie z.B. die Briefe mit den fühl- und riechbaren Dingen darin. Wäre Luzie jetzt ein Teenager gewesen, wäre diese zärtliche, emotional berührende Verbindung zu Yasmin auch sehr gut und thematisch interessant gewesen, um evtl. aus ihrer Freundschaft vielleicht sogar auch den Beginn einer sehr romantischen (lesbischen) Liebesbeziehung zu entwickeln. Aber auch als „reine“ Kinderfreundschaft ist die Beziehung zwischen den beiden Mädchen sehr ergreifend.
Übrigens sehr gut und klug von dir gewählt, den Tod von Yasmins Schwester so klinisch, kühl und distanziert zu beschreiben. Dadurch wirkt der Schecken des Unfalls gleich viel tragischer und bedrückender.
Mir hat auch diese Episode mit der Mutter und ihrer „Abwechslung“ gut gefallen. Ich musste angesichts des Verhaltens des Vaters sofort am eine/mehrere Affären denken, was ihr ja auch nicht mal zu verübeln wäre!! Das erinnerte mich ein bisschen an die Blechtrommel von Grass. Wirklich gut erzählt, bis hin zu den Hautunterschieden durch den Bikini. Ich hatte das Bild direkt vor Augen... na gut, ich geb’s ja zu... es ist nicht allzu besonders schwer, die EISENMANN‘sche Fantasie auf nackte Frauen zu lenken:Pfeif::D!
Und ich musste auch schmunzeln, als ich an Kumi-Ori aus dem Geschlecht der Dreckelinen erinnert wurde! Danke für diesen kleinen Ausflug in meine eigene Grundschulzeit!!

Tja, liebe Kanji, so richtig was zu meckern hab ich eigentlich nicht! Mir hat deine Geschichte sehr gefallen und du hast sie gekonnt, routiniert und lebendig erzählt. Und das hat mich sehr gefreut!!

Viele erfreute Grüße vom EISENMANN :kuss:

 

Hej RinaWu nochmal,

weil am Kaffee allein kanns nicht liegen. Nein, nein, den konsumiere ich auch in Litern. Aber du kannst deine Geheimwaffe ruhig für dich behalten. Geht schon klar.

Mein kleiner, bescheidener Vorschlag wäre eben nur, sich zu überlegen, ob man sie schon weiter oben mal kurz auftauchen lässt oder sogar nur kurz erwähnt.

Das ist bei aller Bescheidenheit ein Vorschlag, den ich jetzt auch verstanden habe. Brauch es manchmal etwas deutlicher. :shy: Da geh ich doch glatt mal in mich und guck nach, ob ich was machen kann.

Irritationen sind ja an sich nicht schlimm. Die kann man ja klären.

Naja, eigentlich nicht Sinn einer Kurzgeschichte ...

Auf jeden Fall wünsche ich dir auch einen schönen Abend, Kanji


Hej Eisenmann,

ich freue mich sehr, dass du diese Geschichte gelesen hast (möglicherweise inspiriert bist:D) und so wohlgesinnten kommentierst.

Wow, ziemlich deprimierende Geschichte um die arme kleine Luzie (sehr süßer Mädchenname übrigens), die ein cholerisches, gewalttätiges, saufendes, rauchendes und ungebildetes Arschloch zum Vater hat und dann auch noch ihre beste Freundin verliert.

Jahaa, böse "kanji" auch.

Ich glaube, ich werd mal ne Story schreiben, wo Yasmins zersplatterte Schwester mit gebrochenen, verdrehten Gliedmaßen eines Nachts aus ihrem Grab steigt und dem Vater dann das Rückgrat durch den Mund rausreißt

Das ... hier ... äh ... würde ich ungern lesen wollen. Aber, mach wie du denkst.

Insgesamt fand ich die Geschichte sehr schön und liebevoll geschrieben. Ich konnte gleich beim Lesen merken, wie sehr du Luzie in dein Herz geschlossen hast.

"Zwei Seelen wohnen, ach! in ..." deiner "...Brust." Ich bin immer wieder erstaunt. Und ja, diese Luzie ist schon eine Süße, find`ich.

Aber auch als „reine“ Kinderfreundschaft ist die Beziehung zwischen den beiden Mädchen sehr ergreifend.

Wie schön, dass du das so empfindest.

Übrigens sehr gut und klug von dir gewählt, den Tod von Yasmins Schwester so klinisch, kühl und distanziert zu beschreiben. Dadurch wirkt der Schecken des Unfalls gleich viel tragischer und bedrückender.

Dabei wollte ich lediglich den Unfall nicht als Fänger nutzen und von Luzies Drama ablenken, sie im Fokus lassen. Netter Nebeneffekt.

Mir hat auch diese Episode mit der Mutter und ihrer „Abwechslung“ gut gefallen. Ich musste angesichts des Verhaltens des Vaters sofort am eine/mehrere Affären denken, was ihr ja auch nicht mal zu verübeln wäre!!

ich dachte nämlich auch, dass es naheliegend wäre. Aber auch schön, dass nicht alle Menschen so denken.

Wirklich gut erzählt, bis hin zu den Hautunterschieden durch den Bikini. Ich hatte das Bild direkt vor Augen... na gut, ich geb’s ja zu... es ist nicht allzu besonders schwer, die EISENMANN‘sche Fantasie auf nackte Frauen zu lenken!

Hab`dich! ;) Auch ein Nebeneffekt, denn ich wollte die Ungezwungenheit der Beiden zeigen.

Danke für diesen kleinen Ausflug in meine eigene Grundschulzeit!!

Gern geschehen.

Tja, liebe Kanji, so richtig was zu meckern hab ich eigentlich nicht!

Nicht so schlimm. :shy:

Mir hat deine Geschichte sehr gefallen und du hast sie gekonnt, routiniert und lebendig erzählt. Und das hat mich sehr gefreut!!

Und das freut mich, dass du dich darüber freust. Ganz ehrlich!

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe Kanji,

Dreiunddreißig Tage dauerte das Pontifikat von Johannes Paul l., und dreiunddreißig Tage im Leben der elfjährigen Luzie zeigst du mir in einer Milieustudie noch vor der Wende. In dieser Zeitspanne passiert für die Prota Entscheidendes, der Verlust der Freundin, der Wechsel aufs Gymnasium.
Weltgeschichte gegen Alltag.

Du schilderst konsequent aus der Sicht der Prota, was dazu führt, dass der Leser stellenweise schlauer ist als sie - ein Verfahren, das in Krimis oft angewendet wird. Ich jedenfalls hatte kein Problem damit, die "Auszeiten" der Mama richtig zu interpretieren. Denn, nicht wahr, eine junge Frau, die trotz eines gewalttätigen, gemeinen Ehemannes so fröhlich dem Kind erträgliche Fwrien organisiert, muss man mögen. Sie geht dezent vor, belastet ihr Kind nicht. Ob es nun ihr Chef oder ein anderer ist, egal. Für Luzie ist sie eine gute Mutter.

Ist Luzie naiv?

Jemand musste Yasemins Vater sagen, dass seine Tochter aus dem Fenster gefallen war

Luzie übernimmt Verantwortung. Wird der Besuch des Gymnasiums sie aus dem prekären Milieu herausführen? Wird der Hass des Vaters auf Luzies zunehmende Überlegenheit (und auf seine Frau) gezähmt werden können?

Ich sehe zwei Möglichkeiten:
Eine gewaltige Explosion mit Mord und Totschlag
oder
Schmerzlich Entfremdung über Jahre hinweg

Deine Erzählsprache gefällt mir gut. Sie ist strenger als früher und doch subtil. Ich mag das sehr.
Luzie, die ihre Ohren auf Durchzug stellt, wenn der Vater losbrüllt, und statt dessen die Farbwechsel in seinem Gesicht studiert. Eine sehr gute Beobachterin, ich hätte ihr auch die Empfehlung fürs Gymnasium gegeben;)

West-Berlin vor der Wende. Auf eine Weise war es ummauert, eine Insel. Auch das hat mir, wegen meiner eigenen Erinnerungen, gut gefallen.

Herzlichst
wieselmaus

 

Gude Kanji!

So, kleinere Schuldgefühle haben sich angestaut und jetzt bin ich endlich wieder zum Kommentieren unterwegs. Die Challenge bietet ja derzeit ein riesiges Angebot! :)

Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Du baust eine intensive, emotional drückende Atmosphäre auf, vor allem über kleinere Details, die selten deutlicher werden ("Bist du wieder gegen den Türrahmen gelaufen?"), aber genug ahnen lassen. Ich finde, es ist dir hier sehr gut gelungen, viel zu sagen ohne den Erklär-Opa raushängen zu lassen.
Das funktioniert gut bei den Emotionen (natürlich der Vater, aber auch die Wohnung, die wenigen Freunde, die Mutter, die wer-weiß-was treibt und so vieles mehr) und auch bei der Hitze. Ich meine hinterher beim Lesen (gestern Abend) einen trockenen Mund gehabt zu haben. Könnte aber auch am Ende liegen: das kommt sehr plötzlich und überraschend. Einen Schocker ließ die unbequeme bis bedrohliche Atmosphäre erwarten, aber dass es so kommt, habe ich zumindest nicht vorausgesehen.

Zur Verständlichkeit deines Texts: gestern Abend habe ich an zwei Stellen gestutzt. Ich will aber auch gleich vorweg nehmen, dass ich auch etwas platt und müde war, weswegen meine Stutzer nicht zwangsweise an der Geschichte hängen müssen. Das war dann
1. beim "zweifach" gestorbenen Papst. Dass es diesen berühmten Monat/Zeitraum gab, war mir nicht bekannt, ist jetzt aber auch nicht dein Versäumnis. Ich hatte nur am Anfang gedacht, der erste "Tod" wäre eine Ausrede Luzies für irgendwas gewesen (weil sie solche wohl gerne erfindet) und später ist der Papst dann "richtig" gestorben. Dafür gab es eigentlich keine Hinweise im Text und ich wundere mich etwas über meine "Idee", aber so war's ;)
2. Am Ende als das Kind aus dem Fenster fiel. Ich dachte dann schon (und Achtung, ich lasse dich mal ungeschont an meinen Gedanken teilhaben ;) ), dass es eigentlich nicht Yasemin sein kann, weil der Altersunterschied dann ja gewaltig wäre, aber andererseits dachte ich dann auch , es würde doch passen, wenn sie es nicht schafft, mit Gleichaltrigen klar zu kommen, aber dann wäre sie wahrscheinlich nicht auf den Weg ins Gymnasium, und was wäre dann eigentlich mit dem "türkischen Dorf", war das vielleicht nur ein Euphemismus und die Eltern wollten nur nicht, dass die beiden noch miteinander spielen oder oder oder ...
Lange Rede - kurzer Sinn: ich hätte mir (zumindest nach einem langen Tag) eine vorige Erwähnung der Schwester oder ihre Bezeichnung als solche am Ende gewünscht. Dann wäre ich weniger verpeilt gewesen.

Aber das führt mich alles zum Ende: dass ich bei "türkischem Dorf" an einen Euphemismus für irgendetwas dachte, liegt, denke ich, sehr stark daran, dass du es konsequent schaffst, einen kindlich-naiven Stil nachzuahmen, der vieles "verharmlost" oder einfach "anders" benennt, als man das als Erwachsener tun würde. Das verstärkt die Atmosphäre deiner Erzählung, wie ich finde, und regt außerdem dazu an, bei einigen Sätzen länger drüber nachzudenken - was ich insgesamt als Tenor rausnehmen würde. Und wenn man hinterher sagt, die Geschichte würde ich NOCHMAL lesen, dann musst du doch einiges richtig gemacht haben. :thumbsup:


Liebe Grüße,
Vulkangestein

P.S.:

Papa sah Luzie mit geweiteten Augen an, ungefähr wie Herr Lehmann, wenn er an der Tafel stand, die Arme vor dem dicken Bauch verschränkt, während sie versuchte zu erklären, aus welchem Grund sie keine Hausaufgaben vorzeigen konnte.
-> Mir war dieser Satz am Anfang etwas zu kompliziert. Mein Vorschlag wäre, zwei draus zu machen; "Papa sah ..." und "Ähnlich guckte Herr Lehmann immer, wenn ..." oder so ähnlich. Vielleicht rutscht man dann gerade am Beginn leichter rein, vielleicht ist's auch nur subjektiv von mir :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Kanji,

deine Geschichte hat mir gut gefallen, weil du es schaffst, ein sehr schönes Zeitgemälde zu zeichnen. Ich fühle mich durch die vielen gut platzierten Details wirklich zurückversetzt in diese Zeit und diesen Sommer 1978.
Was mir auch gut gefallen hat, das ist die kindliche Sprache und Betrachtungsweise, die du sehr gut beibehältst und vermittelst.

Probleme hatte ich mit der zeitlichen Einordnung des Geschehens. Ich habe diese beiden Päpste (das ‚Dreipäpstejahr’) ja wirklich miterlebt, war mir aber nicht sicher, ob sich das alles wirklich in so einem kurzen Zeitraum abgespielt hat. Und in der Tat sieht es ein wenig anders aus. Du schreibst:

Im August starb der Papst zweimal. Anfang des Monats, die Ferien hatten bereits begonnen, gaben sie es das erste Mal in den Radionachrichten bekannt.

Paul VI. starb am 6.August1978

Dann wurde ein neuer Papst gewählt, was ja immer ein paar Tage dauert. Und dieser neue Papst, Johannes Paul I., wurde am 26. August 1978 gewählt, war dann nur 33 Tage Papst und starb am 28. September 1978. Da waren die Ferien in Berlin ganz sicher aber schon lange vorbei.

Ende August war es dann so heiß, …

Auf dem Schreibtisch lag die Empfehlung für das Gymnasium, auf das sie nach den Ferien alleine gehen würde, denn Yasemin kam nicht wieder aus dem kleinen Dorf in der Türkei nach Berlin zurück.
Im Radio verkündeten sie den Tod des Papstes zum zweiten Mal.

Ich bin mir nicht sicher, ob dir da ein kleiner Irrtum unterlaufen ist oder ob ich etwas falsch verstanden habe. Nur weil der Titel auf diese beiden Tode Bezug nimmt und du sie ja an den Anfang und das Ende der Ferien setzt, müsste das eigentlich historisch genau sein. Es kommt ja wirklich sehr selten vor, dass zwei Päpste so schnell nacheinander sterben. Und dass Ferien bis Ende September dauern, war wohl auch 1978 nicht üblich.

Trotz dieser kleinen Ungenauigkeit habe ich deine Geschichte aber wirklich gerne gelesen.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Kanji,
Deine Geschichte wirkt auf mich episodenhaft und zu Beginn wusste ich nicht genau, wie ich das einordnen soll. Es gibt ja so eine Dramaturgie, die man in Geschichten erwartet, dass Figuren eine Rolle spielen, es Bilder gibt, die aufeinander bezogen sind. Und dann passieren da allerhand Sachen, die parallel nebeneinander hergehen. Luzie, die mit Yasemin eine Gegenwelt zum brutalen Vater hat. Ja, das hat eine Menge miteinander zu tun. Dann wird eine neue Tür aufgemacht mit der Mutter, die irgendwie nebenher läuft, ohne die Geschichte wirklich zu berühren. Wobei mir da das Rätselhafte der Affaire gefällt und der schöne Wink auf den Chef. Das ist dann einfach eine Badegeschichte mit der Gleichsetzung: Badeanstalt ist Leben. Dann ist es unglaublich heiß und plötzlich fällt ein Körperchen vom Balkon. Eine neue Episode. Da stört mich ein wenig der dezidierte Hinweis auf die Vierjährige. Das könnte meinetwegen auch offen sein. Ich dachte tatsächlich an Yasemin und meinte, was überlesen zu haben. Dann war es aber klar und ich konnte den Kopf des Vaters nicht einordnen, den er an den Türrahmen schlägt. Was ist für mich dann Dein Text? Ich las ihn dann nochmal unter dem Aspekt: Die Zeit zwischen dem Tod zweier Päpste. Und da machte es für mich Sinn. Es ist ein Zeitausschnitt, in dem bestimmte Dinge passieren. Wie eine Momentaufnahme zwischen zwei beliebig eingeschlagenen Zeitpflöcken, die eine bestimmte Zeit einzäunen und man kann ansehen, was in diesem geschlossenen Feld passiert. Das hat manchmal mit der Hauptperson zu tun und manchmal nur am Rand. Aber es ist wichtig, weil es in ihrem Umfeld passiert. Und das gefällt mir als Idee sehr gut und fast wünschte ich mir, dass dann noch mehr unabhängige Dinge hereinbrechen, die ich im Zusammenhang gar nicht deuten kann, weil sie keinen haben. Weil sie nur durch den Zeitrahmen und die lose Nähe zu Luzie vorgegeben werden. Eine Erzählweise also, die sich der herkömmlichen Konstruktion einer Geschichte verweigert, ohne Lösung, ohne Konfliktbearbeitung, einfach Dinge, die passieren. Parallel, nebeneinander, verbunden durch die Zeit. Und das sehe ich in dem Text eh schon in etlichen sensibel gezeichneten Bildern und in einer Sprache, die Luzies Welt feinfühlig spürbar macht.
Sehr herzlich
rieger

 

Hallo Kanji ,

Papa sah Luzie
Ich weiß echt nicht, in welche Richtung die Geschichte geht. Wegen dem eigenartigen Einstieg rechne ich mit etwas Witzigem. Entsprechend interpretiere ich "Luzie" als Abkürzung für "Luzifer" :D

Die Aussicht war herrlich und die Räume hell und luftig. Es duftete zu jeder Tageszeit nach Gebäck und Gewürzen.
Oh, das ist schön.

Niemand, der hier lebte, wunderte sich über diese große, graue Wand. An einigen Stellen war sie angesprüht worden
Cool, eine Geschichte in Berlin.

bis wir sterben. Und auch noch danach. Als Gespensterfreundinnen. Dann fliegen wir durch das ganze Haus und stecken unsere Köpfe durch die Wände und erschrecken alle Leute, dass die sich vor Angst in die Hose machen."
Süß

Yasemin war am Morgen nach dem letzten Schultag vor den Sommerferien zu Verwandten in ein türkisches Dorf gebracht worden.
Aha, jetzt wird's interessant.

Außerdem musste Luzie dringend mal. Sie sagte, sie müsste zur Toilette, wie immer, wenn sie Angst hatte, denn Papa war angsteinflössend wenn er wütend wurde, aber er schubste sie bloß kräftiger, wodurch sie fiel und dabei schlug sie mit der Stirn irgendwo gegen und machte sich nass. Da drehte sich Papa weg und ging aus der Tür. Zigaretten holen und Luzie zog die Kleidung aus und schaltete die Waschmaschine an.
Gut beschrieben, aber heißt es nicht "angsteinflößend"?

„Bleib schön hier, meine Kleine. Ich brauche etwas Abwechslung",
Das ist auch schön gemacht.

aber auch weil die Bücherhalle in der ersten Ferienwoche ausbrannte.
Was? So plötzlich und überraschend, wie du dieses große Ereignis darstellst, hat das witzig auf mich gewirkt.

Der Gedanke an einen schweren Wäschesack kam Luzie in den Sinn
Direkt aus der Sicht von Luzie hätte ich es spannender gefunden. "War das so ein schwerer Wäschesack, wie der, den Mama ... "

Dort unten lag ein kleiner Mensch. Sie konnte den Blick nicht abwenden, keinen einzigen Muskel bewegen.
Den Wind hast du toll eingefügt.

Sie trug ein weißes Sommerkleid und war vier Jahre alt.
Von wo weiß Luzie, wie alt das Mädchen ist?

Das Ende ist von den Emotionen her gut gemacht. Aber mir stellen sich da noch Fragen.
Wieso muss jetzt Yasemin im türkischen Dorf bleiben?
Wieso ist ihre kleine Schwester runtergefallen? War es Selbstmord, Mord oder ein Unfall?
Ich hatte keine Ahnung, was das mit dem Papst auf sich hat. Jetzt, wo ich das verstanden habe, stellt sich mir die Frage: Was hat der Papst mit all dem zu tun?
Hat sich Luzie den ganzen Schluss nur erträumt? Also steht das gestorbene Mädchen dafür, dass Luzie und Yasemin nicht mehr Freunde sein können, also dass Yasemin "gestorben ist"?

Alles in Allem hat mir die Geschichte sehr gefallen. Das mit den vielen Nebenhandlungen hat deiner Erzählung, finde ich, sogar eine angenehme Lockerheit beschert.
Aber all diese unbeantworteten Fragen wurmen mich schon.

Liebste Grüße,
alexei

 

Hey, liebe wieselmaus,

es fühlt sich immer gut für mich an, wenn ich deinen nickname unter meinen Geschichten lese. Und ich bin jedes Mal gespannt, was dir aufgefallen ist und was du zu sagen hast, um aus ihnen etwas Schöneres zu machen.

In dieser Zeitspanne passiert für die Prota Entscheidendes, der Verlust der Freundin, der Wechsel aufs Gymnasium.
Weltgeschichte gegen Alltag.

Mir gefiel dieser Rahmen, dieser Gegensatz. Für die erwachsene, gläubige Welt besondere Begebenheiten, für ein kleines Mädchen ein Zeitraum, der sie verändern wird, auf sie einwirkt.

Dass ich zeitlich gemogelt habe, ist (zum Glück) aufgefallen und kommt in der Bearbeitung ins Gebet, bzw. in die Zensur.

Du schilderst konsequent aus der Sicht der Prota, was dazu führt, dass der Leser stellenweise schlauer ist als sie - ein Verfahren, das in Krimis oft angewendet wird.

Mir gefiel das in diesem Inhalt. Luzie ist kindlich-naiv. Ich denke, du hast recht. Und deswegen empfinde ich es legitim, dem Leser mehr anzuvertrauen, auch damit die Geschichte vorankommt. ;)

Ich jedenfalls hatte kein Problem damit, die "Auszeiten" der Mama richtig zu interpretieren. Denn, nicht wahr, eine junge Frau, die trotz eines gewalttätigen, gemeinen Ehemannes so fröhlich dem Kind erträgliche Fwrien organisiert, muss man mögen.

Das ist gut. Auch, dass du sie jung erlebt hast (oder hast du es gelesen?). Und wir wissen ja auch gar nicht, worin die Abwechslung tatsächlich bestand. Mir hat es gefallen, Wege aufzuzeigen, sie aber nicht zu verfolgen, dem Leser zu überlassen, was sein könnte.

Für Luzie ist sie eine gute Mutter.

Wie schön. Ich wollte sie offen lassen. Sie ist Mutter, aber keine konventionelle mit einer eigenen Kindheitsgeschichte - nach dem Krieg, im Aufbau, im Umbau der 60er Jahre, Mauerbau. Das wäre eine andere Geschichte. Konsequent bei der Figur bleiben, Kanji, sagte ich mir immerzu.

Luzie übernimmt Verantwortung. Wird der Besuch des Gymnasiums sie aus dem prekären Milieu herausführen? Wird der Hass des Vaters auf Luzies zunehmende Überlegenheit (und auf seine Frau) gezähmt werden können?

Einerseits Verantwortung, andererseits ist sie mit diesem unfassbaren Erlebnis allein und muss irgendetwas tun.
Ach, liebe wieselmaus, man weiß das nicht. Ich wünschte, ich könnte ihr ein Leben auf den Leib schneidern - halt, Moment, das kann ich ja sogar. ;) Ich würde ihr einen starken, wachsenden Charakter geben, Intelligenz und Träume, einen Weg und ihr wohlgesonnene Menschen, Lehrer, die sie unterstützen.
Die Ehe ist vermutlich nicht zu retten. Er könnte nach der Trennung zugrunde gehen, oder neu beginnen. Sein Ding. Die Mutter würde erwachsen und verantwortungsbewusster werden, sie wäre frei und lebensfroh, würde Luzie vorleben, zurechtzukommen. Sie wäre stolz auf ihre Tochter und ihr zumindest nicht im Wege stehen, ihr Rückenwind geben. So in etwa.

Deine Erzählsprache gefällt mir gut. Sie ist strenger als früher und doch subtil. Ich mag das sehr.

Ich fürchte, sie ist lediglich der Figur und dem Thema angepasst. Aber wo es dir gefällt, werde ich darauf achten.

Eine sehr gute Beobachterin, ich hätte ihr auch die Empfehlung fürs Gymnasium gegeben

West-Berlin vor der Wende. Auf eine Weise war es ummauert, eine Insel. Auch das hat mir, wegen meiner eigenen Erinnerungen, gut gefallen.


Du bist sicher eine aufmerksame Lehrerin gewesen. Berlin hatte immer einen besonderen Status, eine außergewöhnliche Atmosphäre. Selbst heute noch ohne Mauer. Eine andere Geschichte. Herrje, man weiß nicht, wo man weitermachen soll. :) Vielleicht schreibst du ja deine Berlin-Erinnerungen auch mal auf. Wer weiss?

Ich danke dir herzlich für deine Eindrücke und Unterstützung.

Lieber Gruß, Kanji

Hej Vulkangestein (ich mag es, wenn du mich so ansprichst, wie du es tust) und herzlich willkommen in meinem Text. Der hat ja einiges mit dir angestellt. Ich kümmere mich mal kurz darum.

So, kleinere Schuldgefühle haben sich angestaut und jetzt bin ich endlich wieder zum Kommentieren unterwegs.

Das würde ich an deiner Stelle nicht zulassen. Wir sind ja zum Vergnügen hier. (kleiner, ungefragter Rat am Rande).

Du baust eine intensive, emotional drückende Atmosphäre auf, vor allem über kleinere Details, die selten deutlicher werden ("Bist du wieder gegen den Türrahmen gelaufen?"), aber genug ahnen lassen. Ich finde, es ist dir hier sehr gut gelungen, viel zu sagen ohne den Erklär-Opa raushängen zu lassen.

Ich muss zugeben, das alles gefällt mir übermäßig gut. Danke für das Zeigen deiner Empfindung (Oma, bitte schön).

Einen Schocker ließ die unbequeme bis bedrohliche Atmosphäre erwarten, aber dass es so kommt, habe ich zumindest nicht vorausgesehen.

Ja, das konnte nicht gut ausgehen. Aber es passiert um Luzie herum. Sie erlebt innerhalb dieser beiden Päpste verschiedenes, nimmt es auf ihre eigene Art zu sehen wahr, hat wenig Einfluss darauf, genau wie auf das Geschehen aus dem Radio. Shit happens.

beim "zweifach" gestorbenen Papst. Dass es diesen berühmten Monat/Zeitraum gab, war mir nicht bekannt, ist jetzt aber auch nicht dein Versäumnis. Ich hatte nur am Anfang gedacht, der erste "Tod" wäre eine Ausrede Luzies für irgendwas gewesen (weil sie solche wohl gerne erfindet) und später ist der Papst dann "richtig" gestorben. Dafür gab es eigentlich keine Hinweise im Text und ich wundere mich etwas über meine "Idee", aber so war's

Da kann man manchmal gar nichts gegen tun, nicht wahr? Man liest etwas und plopp, ist ein Gedanke da, eine Idee, ein Bild und man baut den Rest einfach darauf auf. Magic, Psychologie oder einfach der Abend nach einem vollen Tag. Nichtsdestotrotz werde ich das noch einmal überprüfen und gucken, an welchen Buchstaben ich drehen muss, damit nichts missverständlich ist. Bin gerne mal unpräzise, sagt man.

2. Am Ende als das Kind aus dem Fenster fiel. Ich dachte dann schon (und Achtung, ich lasse dich mal ungeschont an meinen Gedanken teilhaben ), dass es eigentlich nicht Yasemin sein kann, weil der Altersunterschied dann ja gewaltig wäre, aber andererseits dachte ich dann auch , es würde doch passen, wenn sie es nicht schafft, mit Gleichaltrigen klar zu kommen, aber dann wäre sie wahrscheinlich nicht auf den Weg ins Gymnasium, und was wäre dann eigentlich mit dem "türkischen Dorf", war das vielleicht nur ein Euphemismus und die Eltern wollten nur nicht, dass die beiden noch miteinander spielen oder oder oder ...
Lange Rede - kurzer Sinn: ich hätte mir (zumindest nach einem langen Tag) eine vorige Erwähnung der Schwester oder ihre Bezeichnung als solche am Ende gewünscht. Dann wäre ich weniger verpeilt gewesen.

Ach du gute Güte, Vulkangestein.

Yasemin wohnte mit ihren Eltern, einer blinden Großmutter und der kleinen Schwester in der 17. Etage im selben Haus wie Luzie.

Meinst du noch etwas mehr Erwähnung oder hast du es schlicht einfach mit müden Augen überlesen?

Und dass du so viel denkst, während des Lesens ist bedauerlich, weil ich mir wünschen würde, man könnte sich treiben lassen. Ich werde auch hier unter deinem Aspekt versuchen nachzulesen und forschen.

liegt, denke ich, sehr stark daran, dass du es konsequent schaffst, einen kindlich-naiven Stil nachzuahmen, der vieles "verharmlost" oder einfach "anders" benennt, als man das als Erwachsener tun würde.

auf den man sich dann wohl einlassen müsste, damit der erwachsene Leser nicht auf die schiefe Bahn gerät.

-> Mir war dieser Satz am Anfang etwas zu kompliziert. Mein Vorschlag wäre, zwei draus zu machen; "Papa sah ..." und "Ähnlich guckte Herr Lehmann immer, wenn ..." oder so ähnlich. Vielleicht rutscht man dann gerade am Beginn leichter rein, vielleicht ist's auch nur subjektiv von mir

Weisst du was? Wo ich dich so gefordert und gezwungen habe, deine Leseperspektive zu überdenken, ist es das Mindeste, dir diesen komplizierten Satz zu verbessern und deinen klugen Vorschlag zu übernehmen.

Und wenn man hinterher sagt, die Geschichte würde ich NOCHMAL lesen, dann musst du doch einiges richtig gemacht haben.

Hast du? :shy: Wie schön. Danke dafür und ein schönes Wochenende, Kanji


Hey barnhelm,

ich freue mich, die hier zu treffen und deine Hilfe zu bekommen.

deine Geschichte hat mir gut gefallen, weil du es schaffst, ein sehr schönes Zeitgemälde zu zeichnen.

Und das freut mich wegen der hübschen Formulierung noch mehr.

Ich fühle mich durch die vielen gut platzierten Details wirklich zurückversetzt in diese Zeit und diesen Sommer 1978.

Das ist doch schon mal gar nicht so schlecht.

Was mir auch gut gefallen hat, das ist die kindliche Sprache und Betrachtungsweise, die du sehr gut beibehältst und vermittelst.

Wie gut, dass das geklappt hat.

Probleme hatte ich mit der zeitlichen Einordnung des Geschehens. Ich habe diese beiden Päpste (das ‚Dreipäpstejahr’) ja wirklich miterlebt, war mir aber nicht sicher, ob sich das alles wirklich in so einem kurzen Zeitraum abgespielt hat. Und in der Tat sieht es ein wenig anders aus.

Und zum Glück fällt meine Mogelei auf und ich lerne, hier komme ich mit solchen Unpässlichkeiten nicht durch. Gut so. Und ich werde mich auch umgehend darum kümmern. Ich machs mir manchmal einfach viel zu leicht. Entschuldige, bitte. Und ich danke dir für deine Recherche, die meine Aufgabe gewesen wäre, liebe barnhelm.

Trotz dieser kleinen Ungenauigkeit habe ich deine Geschichte aber wirklich gerne gelesen.

Puh, das war knapp. Ich werde diese Angelegenheit bearbeiten.

Ein schönes Wochenende, Kanji
rieger und alexei lieben Dank für euren Kommentar, auf den ich Morgen furchtbar gerne eingehen werde.

 

Gude Kanji,

Ich muss zugeben, das alles gefällt mir übermäßig gut. Danke für das Zeigen deiner Empfindung (Oma, bitte schön).
-> Ich sollte meine Metaphern adressatengerecht umgestalten, da hast du recht ^^

Meinst du noch etwas mehr Erwähnung oder hast du es schlicht einfach mit müden Augen überlesen?
-> Ähm ja, was soll ich sagen. Ich könnte natürlich jetzt darauf beharren und sagen, eine weitere Anmerkung und ich hätte ich es nicht überlesen :D - aber seien wir ehrlich, hier gilt "shame on me" :Pfeif:

Und dass du so viel denkst, während des Lesens ist bedauerlich, weil ich mir wünschen würde, man könnte sich treiben lassen.
-> Es war mehr so ein "In-die-Luft-gucken-und-weitersinnieren-Denken" als ein "Das-ist-alles-unstimmig-und-da-sind-Fehler-Denken". Das macht mir Spaß, liegt vielleicht auch an mangelnder Lese-Disziplin, die Augen beim Text zu behalten :D ist für mich immer ein Qualitätsmerkmal, so ganz subjektiv :)

Hast du? :shy: Wie schön. Danke dafür und ein schönes Wochenende, Kanji
Jop! :) Und dir auch ein schönes Wochenende!

 

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