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- 17.10.2024
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Hi, diese Kurzgeschichte habe ich ursprünglich für eine Anthologie geschrieben, deren Aufgabenstellung spannend war und in etwa so lautete:
"Die Zwillinge, die auf der Terrasse sitzen, ein Fremder in der Stadt, der geheimnisvolle Schneider, eine Münze und ein großes Geheimnis - was verbindet all diese?"
Wie immer habe ich ein wenig mit dem Stil experimentiert - ich glaube, inzwischen bin ich mit dieser Art Experiment 😉 durch, hoffe aber, dass die Geschichte euch trotzdem unterhält. Vielleicht gebt ihr ja mal eure Eindrücke wieder und macht Verbesserungsvorschläge. Dankeschön!
PS: ist ein bisschen rührselig 🤣
Anita & Amalia
Düstere Erinnerung
"Willst du?" Anita lächelt ohne Schneidezähne. Ich sehe in mein Gesicht, als ich in ihres blicke.
Ihr Gesicht verschwimmt, meine Lider zittern, heiß, es ist heiß wie die Hölle. Flammen schlagen hoch, verzerren ihr Gesicht zur Fratze. Stählernes Knirschen fährt mir in die Knochen, der Wagen ächzt und springt nach links.
Ich sehe flackernde Bilder durch die halbgeöffneten Augen, ist das Feuer? Ich schnappe nach Luft, atme hastig und tief, blinzle geblendet. Sonnenschein in meinem Gesicht, der geblümte Stoff der Hollywoodschaukel über mir, alles scheint gut, nur ein böser Traum, wie so oft, ich bleibe wach, wann immer ich kann. Müde, ich bin so müde. Ich sacke zurück in tiefen Schlaf.
Derselbe Traum, noch immer lächelt sie mich an, genauso wie vor vierzehn Jahren. Ich bin wieder sechs Jahre alt, nehme Amy, die Schlenkerpuppe, aus ihrer Hand in meinen Arm. Ein Sonntagsausflug im sonnengelben Audi 100, Baujahr '74, wir freuen uns seit Wochen darauf. Ich kann die technischen Eckdaten des Wagens im Schlaf herunterrasseln, sogar beim Schrauben darf ich Papa helfen. So auch gestern, nebenbei schwärmen wir von der geschmeidigen Servolenkung, die so wie der Wagen schon 29 Jahre alt und auch genauso gut in Schuss ist.
Ich kitzele Amy und schüttele sie. Sie kichert albern mit piepsiger Stimme, wir Zwillinge lachen fast synchron. Auch Mama lacht, dreht sich zu uns um und wirft uns Kusshände zu. Selbst Papa grunzt in sich hinein, fröhlich, wie schon seit langer Zeit nicht mehr.
Jetzt weiß ich, endlich wird alles wieder gut!
Ich lächele mein Schwesterchen an, da gibt es einen Ruck. Ihr Gesicht, der Mund weit geöffnet, die Augen schreckensgroß. Unsere Hände berühren sich wie zufällig, wie auch sonst tausendmal am Tag und doch ganz anders. Brutal geschleudert wie eine überlebensgroße Schlenkerpuppe fliege ich gegen die Vordersitze. Ein scharfer Schnitt quer durch meine Brust, brennender Schmerz, Schwärze. Dröhnende Ohren, kreischendes Metall auf Metall, schriller Widerhall schmerzt.
Noch ein Schlag erschüttert mich, schleudert meinen Körper gegen Glas und Stahl. Mein Kopf – das berstende Fenster, Blut rinnt in meine Augen. In meinen Ohren dröhnt die Sonntagspredigt. Der Pfarrer beschwört uns, nicht dem Höllenfürsten zu dienen. Ich habe Angst, verkrieche mich hinter Mama, Anita hält meine Hand. Ein brennendes Kreuz über dem Altar - ist das die Strafe Gottes? Die Flammen am Kreuz züngeln hoch, greifen um sich, schlagen über mir zusammen.
Harte Hände, kalter Asphalt, ein Jaulen, ich friere - so kalt ist mir, so kalt. Ich hole tief Luft, sauge sie ein - mein erster Atemzug - seit wann? Schwelender Rauch dringt in mich ein, er verbrennt meine Kehle. Ist das die Hölle? Ich huste, würge, winde mich. Die Hände ziehen mich halb, halb tragen sie - Zerren, Schreien, Schmerzen. Der Gestank nach brennendem Gummi und sengendem Haar, so wie mein Haar in der Flamme auf dem Adventskranz. Und da ist noch etwas anderes, etwas, das ich noch nie gerochen habe, etwas so Unsagbares, dass ich wieder aufhöre zu atmen.
Als ich zu mir komme, blendet mich ein Licht, weiß, kalt. Ich spüre kühlenden, leichten Stoff auf meiner Haut, brennend heiß, und trotzdem friere ich noch immer. Ich schüttele mich. Der Schmerz, die Angst überwältigen mich, wo bin ich, wo sind die anderen? Laut stöhne ich auf, wälze mich und jaule. Eine Hand auf meiner, ich öffne die Augen.
2
Seltsam benommen kniet Amalia vor der stöhnenden Anita am Boden, holt sie aus ihrer bösen Erinnerung, die sie selber nur allzu oft quält.
„Es ist gut, alles gut, nur ein böser Traum! Sch sch sch!“
Anita beruhigt sich, lehnt sich zurück, lächelt ihr kleines, blasses Lächeln, wortlos, denn sprechen möchte sie nie. Sie spielt mit einer glänzenden Münze, glattpoliert zwischen ihren Fingern. Papa gab sie ihr, ein Sammlerstück, nur wenige Tage vor dem Unfall.
Amalia setzt sich wieder neben ihre Zwillingsschwester, schlägt dabei das rechte Bein unter und wiegt die 70er Jahre Hollywoodschaukel sachte vor und zurück. Sie atmet den salzigen Meereshauch, die See ist nicht weit. Ihr Blick schweift verträumt vom leuchtend geblümten Stoff in den wolkenlosen Augusthimmel und wieder auf das Blumenmuster.
Sie fühlt einen glücklichen Moment, bis er zerreißt, als würde sich eine parallele Welt auftun, eine Welt, die nicht ihre ist, zu der sie nicht gehören kann.
„Amalia! Hey! Schönen Nachmittag wünsche ich dir!“
Timur, Amalias Klassenkamerad aus der Neunten, der letzten Klasse, durch die sie sich mit langen Unterbrechungen zweimal schleppte, läuft freundlich winkend vorbei. Dass er Anita ignoriert, ärgert Amalia. Anita, die sie zuhause lassen musste, zu schwach war sie für die Schule, entschied die Oma. Amalia musste sich fügen, widerwillig, denn ohne Anita war sie nur halb.
„Hab dir ein paar süße Himbeeren extra eingepackt!“, ruft Timur mit einem breiten Grinsen, das in einer wilden Grimasse endet.
Amalia lacht, kurz, hell, erinnert sich daran, wie er sie küsste, Timur, wilde, schwarze Haare, und sein Lachen, ein Lachen, das ihre Ängste schmelzen ließ, wie heiße Mittagssonne Schokolade. Ein kurzer Moment Glück in seinen Armen, der Sand unter ihren Füßen, der Wind auf ihrer Haut, das Meer, sein warmer Atem. Das Tor zwischen den beiden Welten schließt sich schnell wieder, aber vergessen wird sie ihn nie, den Kuss.
Vergessen kann auch Timur nicht, fast jeden Tag schaut er vorbei, oft mit Lebensmitteln aus dem Laden seines Vaters, noch öfter unter einem Vorwand – vergessener Zucker, frische Milch, ein kleines Geschenk.
Oma Luisa - seitdem die Eltern vor vierzehn Jahren jämmerlich im Auto verbrannten - Vormund, fürsorgliche Ziehmutter und rettende Umarmung, ruft aus dem Haus: „Frühstück!“
3
Sam parkt unter dem kalten Licht einer Straßenlaterne, direkt vor der Tür seines neuen Häuschens. Er wirft die Fahrertür auf und reckt sich, sein Rücken knackt.
Er greift neben das Lenkrad, summend öffnet sich die Heckklappe. Ungeduldig reißt er an dem größten der Koffer, der sich einfach nicht aus der Limousine befreien lassen will. Undefinierbar grau gescheckt sieht er aus, als hätte er schon mehreren Generationen gedient. Wütend reißt Sam am Griff, greift nach den abgestoßenen Ecken, zieht, stopft, flucht. Endlich landet das Teil mit einem Knall auf dem Asphalt, von irgendwo her kommt ein Widerhall.
„Sam knurrt, schaut sich um, vermutet versteckte Gesichter hinter bauschigen Gardinen - gelangweilte Dörfler mit aufgerissenen Augen.
„Scheiß Kaff.“ Er zerrt weiter an dem Koffer, zieht ihn mit aller Kraft bis zur vorderen Veranda und wuchtet ihn mit lautem Ächzen über die drei ungleichen Stufen. Das Holster seiner Beretta am Gürtel nervt. Ein rostiger Nagel im Holz neben der Tür verhakt sich im Stoff seiner Anzugjacke. Sam stöhnt laut auf. Er holt noch den Kleinkram, die Ausrüstung, und verschwindet im Haus. Schlafen, er muss erst mal schlafen, die Fahrt war lang. Die Tür rumst. Kleinstädtische Frühmorgenstille.
4
Amalia schlendert mit ihrem bauchigen Kaffeepott mit den handgepinselten lilafarbenen Vergissmeinnicht darauf, auf die Terrasse. Die Sonne steht noch tief, aber schon jetzt kündigt sich ein fast wolkenloser Tag am mit Pastellfarben verzierten Himmel an. Ein kühler Hauch umspielt sie, salzig, frisch, das Meer ist nicht weit.
„Anita, komm, es ist wunderschön!“, ruft sie durch die geöffnete Tür der hölzernen Terrasse vor dem Haus.
Anita folgt ihr mit bedächtigem Schritt, direkt hinter ihr Oma Luisa mit besorgter Miene, die Stirn in kleine Falten gelegt. Sie fixiert Amalia mit Blicken, öffnet den Mund, als wolle sie etwas sagen. „Rhm“, ist alles, was sie zustande bringt. In der Hand hält sie ein Geschirrtuch, verleiht einem Saftglas mit soviel Kraft Glanz, als solle der Papst persönlich damit bewirtet werden.
„Oma, es glänzt, du polierst noch den Diamantschliff weg!“ Amalia lacht, läuft zu ihr, nimmt ihr Glas und Tuch aus der Hand und steuert sie in kleinen Schritten zur Hollywoodschaukel.
„Setz dich – vorsichtig, ich helfe dir, hier, setz dich neben Anita.“
Luisas Mundwinkel zucken, doch kein Lachen folgt, die Augen glänzen.
„Du weinst!“ Amalia hockt sich vor sie hin, streichelt ihr Gesicht, spürt eine feuchte Träne unter ihrem Daumen. Sie wischt sie und ihre Trauer weg.
„Warum bist du traurig? Sei doch nicht traurig! Sieh doch, wie wunderschön!“ Amalia breitet die Arme aus und umarmt den mit bunten Schlieren durchzogenen Himmel.
Oma Luisa nickt, seufzt, steht auf und sieht Amalia ernst an. „Du hast Recht, wir müssen das Schöne in Gottes Schöpfung sehen.“ Sie nimmt Amalias Gesicht in beide Hände, küsst sie auf die Nasenspitze und dreht sich um.
„Ich liebe dich!“, ruft Amalia ihr hinterher.
„Ich hab dich auch lieb, mein Kind.“
Amalia setzt sich neben Anita, die wie immer still in der Schaukel hockt. Ihre Schwester blickt in sich hinein und streicht hin und wieder über die schwarze, mit feinen Blüten verzierte Leggings ihrer Mutter und befühlt die grobe Naht auf dem linken Knie.
Dunkel umrandet glänzen Anitas Augen, sie leuchten schon lange nicht mehr himmelblau. Sie schnippt die Münze in die Luft, fängt sie wieder, beruhigt sich und versucht ein kleines Lächeln.
„Anita, da ist jemand, siehst du? Da, im Küchenfenster vom leeren Haus. Ist da einer eingezogen?“
Anita blinzelt und schüttelt den Kopf. Amalia zuckt mit den Achseln.
„Ich dachte …“
5
Mit unbewegter Miene streicht Leo über den festen Stoff der sechs identischen Anzüge, den siebten davon trägt er bereits.
Vierzehn Jahre, zwei Monate und sechs Tage zählt er seit dem Todestag seiner geliebten Anna und ihres gemeinsamen Sohnes, Anthony, damals sieben Jahre alt … Wegen der defekten Bremsleitung, laienhaft manipuliert, werden sie brutal überrollt vom Nachbarn, einem guten Freund. Schuldlos?
Das Anzugmodell, das er trug in dem Moment, als sie in den Autounfall verwickelt wurden, nichts anderes trägt er mehr. Der wahre Täter konnte nie ermittelt werden – eingestellt, abgehakt, vergessen – seine Hände zittern.
Denn er kann nicht vergessen, sehnt sich nach ihnen, nach dem gnädigen Tod, der sie wiedervereinen würde. Ein dünner Faden hält ihn hier, etwas, das es zu erledigen gilt, nur was?
Er klopft auf seine Brusttasche. Die Fotos, Annas Lachen, Anthony auf dem bunten Karussell, unten im Garten hinter dem Haus, und ein Geheimnis. Etwas, das er fand vor ein paar Tagen in Anthonys Zimmer, in seiner Box unter dem Bett. Schon tausendmal sind sie durch seine Finger geglitten, Anthonys kleine Schätze, doch erst jetzt hat er begriffen.
Er steckt die Nase in den Schrank, Annas Duft mischt sich mit dem des Holzes. Mit halbgeöffneten Augen atmet er ihn ein, nimmt ihn in sich auf, er flutet seinen ganzen Körper. Dann schließt er den ehemals mit bunten, leichten Kleidern seiner Frau bestückten, raumfüllenden Weichholzschrank. Er verlässt die Wohnung im ersten Stock und öffnet die Schneiderei darunter, so wie jeden Tag in der Woche. Arbeit ist seine einzige Ablenkung, nur sie lässt ihn vergessen, einen Moment lang, ein Moment lang ohne Schmerz.
6
„Atelier Leo Winter – Meisters Maßarbeit“
Geschwungene, goldene Lettern, Sam bleibt darunter stehen, sein Blick schweift über die exklusive Ware im bodentiefen Fenster. Herrenanzüge – Business, Sport und Casual – präsentiert ganz ohne jeden Makel auf Schneiderpuppen, dazwischen beschwingte Damenkleider und -anzüge. Auch sie von exquisitem Schnitt und Material, der Meister scheint vielseitig talentiert.
Sam knurrt – was das wohl wieder kostet! „Kommt alles zu den Spesen!“
Die Türglocke schwingt, klingt melodiös. Der Duft der schweren, hölzernen Einrichtung erinnert Sam an sein Elternhaus. Er fühlt sich wohl und irgendwie beschwichtigt.
Leo kommt aus der Werkstatt, ein grob geschnitztes Lächeln über sein im Kummer erstarrtes Gesicht gelegt. Gang, Haltung, Mimik, alles wirkt gleichermaßen würdevoll.
„Leo Winter, Schneidermeister, was kann ich für Sie tun, mein Herr?“
„Sam Norden, Neubürger“, stellt Sam sich mit dem Allernötigsten vor.
Er öffnet eine schwarze Ledertasche, holt einen Businessanzug hervor – nicht mit Leos Auslage zu vergleichen, natürlich nicht, aber doch von ordentlicher Qualität.
„Bin leider beim Umzug hängen geblieben.“
Sams brummiger Ton wird genauso ignoriert wie das Herstellerschildchen der großen Kaufhauskette, bei der er seine Anzüge kauft. Leos geschickte Hände fahren über den Stoff und sichten den langen Riss im Ärmel.
Sam deutet mit einem Nicken auf das große Foto an der Wand. Es zeigt eine junge Frau mit unbekümmertem Lächeln, den Arm um einen fröhlichen Jungen gelegt, die Ähnlichkeit ist offensichtlich. Der Rahmen schwarz, hochglänzend, die schwarze Schleife ist sorgfältig drapiert.
Leos Miene versteinert, die Hände zittern.
„Meine Frau Anna und unser Sohn. Autounfall, vor 14 Jahren.“
Sams Räuspern raspelt die eintretende Stille wie grobes Schmirgelpapier das Holz.
„Schlimme Sache, das. Meine Frau ist auch tot, vor 17 Jahren - Krebs.“
Leo nickt. Sie schweigen. Gesenkter Blick, Schweigen, Räuspern.
Schließlich klingelt Sams Telefon. Er atmet hörbar ein.
Leo seufzt. „Ich lasse Sie dann mal alleine.“ Dreht sich um, geht in die Werkstatt zurück.
Sams „Ja?“ ist nicht viel mehr als ein heiseres Kratzen. „Sam Winter am Apparat. Ja, bin gut angekommen. Ein zufälliges Treffen? Das ist kein Problem. Gut.“
Leo horcht auf, lauscht, ganz gegen seinen Willen. Sam senkt die Stimme, doch Leo kann ihn hören, durch das große Regal, das, in dem die Herrenanzugsstoffe lagern. Der Raumteiler hat keine Rückwand, Sams Stimme dringt gedämpft hindurch.
Was Leo jetzt hört, wühlt ihn auf, verursacht ihm Schmerzen. Er schnappt nach Luft, krümmt sich - was ist das - Angst, Trauer, Hoffnung? „Nach so vielen Jahren, ist das möglich, täusche ich mich? Täuscht er mich?“
Sam Winter spricht über einen Job, etwas, das es herauszufinden gilt, nennt einen Namen, „Niklas“.
Leos Schmerz lässt nach, die Hoffnung, stärkstes Motiv, lässt ihn wieder atmen. „Mein Hinweis, wenn er derjenige ist, der mich retten kann, dann wird er ihn verstehen, wenn aber nicht … Ich kann es nicht sagen, das Unaussprechliche, die Wahrheit, das, was ich dafür halte, niemals.“
Sam verstaut das Handy in seiner Hosentasche, nickt Leo, der mit gefalteten Händen in den Laden kommt, zu.
Leo befühlt nochmals den Riss. „Dienstag wird die Jacke fertig sein. Man wird nichts mehr davon sehen, Herr Winter.“
Sie schütteln sich die Hände.
„Sam, bitte. Also Dienstag. Ich freue mich.“
„Gut, Sam. Leo für dich.“
Sam spürt ein Blatt Papier in seiner Hand, sicher der Abholschein. Ein kurzer Blick darauf vor der Ladentür und Sam stutzt. Es ist ein Photo aus einer Sofortbildkamera, Anthony, Leos Sohn, Sam erkennt ihn sofort. Rechts und links von ihm zwei ungefähr sechsjährige Mädchen, Zwillinge in Latzhosen, die Arme auf seinen Schultern und um Anthonys Hals. Eine von ihnen, ölverschmiert, hält ein Werkzeug in der Hand. Sam dreht das Foto um, findet ein von Kinderhand gekritzeltes Datum: „12.05.2009“
Sam ist gerührt, ein Geschenk für Leo, ebenso persönlich, darüber grübelt er, bis er vor seinem neuen Zuhause hält. „Vielleicht ein Männerabend – ein paar Bier, ein gutes Gespräch, vielleicht einfach schweigen, ihrer gedenken, „ich glaub, ich halte das aus“.
7
Sam, der als erster das Holzhaus des Schneidermeisters Leo Winter wieder bewohnen darf, wie ihm die Maklerin erklärte, wirft mehrere kleine Hartschalenkoffer auf das Bett, öffnet sie, fährt sorgfältig mit einem weichen Staubtuch über die vielen technischen Gerätschaften. Routiniert setzt er das Fernrohr zusammen, positioniert es am Fenster, schaut hindurch.
Noch verschwommen, sieht er eine Hand, Finger, die an einer groben Naht entlang fahren.
Er stellt scharf, eine junge Frau sitzt auf der Terrasse vor dem gegenüberliegenden Haus in einer Hollywoodschaukel, redet, gestikuliert, blickt dann ruhig in den Himmel.
Sam dreht sich um, wirft eine dicke Akte auf den Couchtisch, lässt sich ächzend auf dem Sofa nieder. Der Akteninhalt schliddert quer über den Tisch, ein Foto landet im Hochflorteppich.
Sam hebt es auf, zwei kindliche Gesichter, identisch, fröhlich – die Zwillinge von gegenüber an ihrem gemeinsamen Geburtstag. Eine bunte Sahnetorte vor sich umarmen sie sich und pusten lachend sechs Kerzen aus.
Er sieht noch einmal hin, erinnert sich: das andere Foto, Leos Foto, das er ihm heimlich zusteckte, er hat es sorgfältig verstaut in seiner abgewetzten Brieftasche.
Auf beiden Fotos sind es die Zwillinge, Anita und Amalia, ganz klar, kurz vor dem tödlichen Unfall. Timothy, damals ihr Freund fürs Leben, der genau hier lebte, in diesem Haus, steht lachend neben den beiden Mädchen. Seit jenem Tag, dem Tag des Unfalls, stand das Haus des Schneidermeisters leer. Leo verschwand im Nirgendwo, kein Zeichen, keine Nachricht, niemand wusste, wohin. Erst ein Jahr später kehrte er zurück, zog in die kleine Wohnung über der Werkstatt. Er öffnete seine Schneiderei, arbeitete wieder, als wäre er nie weggewesen, niemand wagte, ihn darauf anzusprechen. Nach und nach ließ er ein paar Möbel holen aus dem leeren Haus, tote und doch lebendige Erinnerungen.
All das liest Sam, der bisher nur die Eckdaten kannte, in der Akte. Sein alter Kollege und bester Freund Chris von der Kripo kopierte sie ihm, will auch in Pension, einsteigen bei Sam, in die Privatdetektei.
8
Sam streicht mit dem Finger über die Seiten der Akte, die Liste der Verdächtigen, er studiert sie gründlich.
Das familiäre Umfeld, auch dieses Mal wird der Täter zunächst dort gesucht.
Niklas Sneyder selber wird verdächtigt, denn am Tag vor dem Unfall schraubt er am Audi, der Ausflug ist bereits geplant. Niklas‘ mögliches Motiv: Ein tödlicher Unfall auf seiner Baustelle, gegen ihn wird ermittelt, er fühlt sich verantwortlich. Seine Launen, seine Depressionen treiben Mia in die Arme einer oberflächlichen Liebschaft. Von dem sanften Niklas ist nichts übrig, er spürt, wie Mia sich von ihm entfernt. Das Ermittlungsergebnis rettet seine Ehe: Hakans Unfall wurde nicht durch Fahrlässigkeit verursacht, sondern gezielt herbeigeführt. Ein kürzlich wegen Alkoholismus entlassener Mitarbeiter manipuliert das Gerüst, wahllos, grundlos, heimtückisch tötet er Hakan Öztürk. Erleichtert und aus Liebe zu seiner Familie schafft Niklas den Schritt, begibt sich in Therapie. Drei Tage vor dem tödlichen Autounfall begrüßt er Mia nach dem Aufstehen lächelnd mit einer dampfenden Tasse Kaffee. Sie fällt eine Entscheidung, beendet ihre Affäre, überrascht von der heftigen Reaktion ihres Lovers.
Sam sucht nach Informationen über Rolf, den abgewiesenen Liebhaber. Er findet sie schnell, direkt nach Niklas ist Rolf der Hauptverdächtige.
„Rolf als erster, ich tippe auf Rolf. Unerwiderte Liebe, gekränktes Ego, nicht selten endet das tragisch.“ Sam springt auf, wieder knackt der Rücken, in ein paar Tagen wird er sechzig, und das spürt er auch. Murrend läuft er aus dem Haus, von der Terrasse winkt die junge Frau.
9
Adresse und Job, Chris hat sie ihm rausgesucht. Rolf wohnt in einem der stuckverzierten Mietshäuser, arbeitet seit ein paar Jahren nachts für eine Security Firma. Sam klingelt, klingelt unverdrossen weiter, drückt die Tür auf.
„Wer ist da?“ Rolfs üble Laune walzt durchs Treppenhaus wie der Gestank von samstäglichem Wurstbrei.
Ein knautschiges Männergesicht, aus dem Tiefschlaf geholt, begrüßt Sam durch den Türspalt. „Was issn, muss schlafen, Mann!“
„Sam Winter, es geht um den Autounfall vor vierzehn Jahren.“
Rolf stöhnt wütend auf. „Nich schon wieder der Scheiß, war besoffen, drei Tage lang, kann mich an nix erinnern!“ Er schreit, knallt die Tür, reagiert nicht mehr auf Sams Klopfen.
Deie Kneipe, die in der Akte erwähnt wird, der blaue Engel, liegt direkt um die Ecke von Rolfs ehemaliger Adresse. Angeblich hat er dort die Tatzeit verbracht.
Es gibt Brunch mit Musik, Funkmusik auf einer kleinen Bühne. Sam bestellt sich einen Pott Kaffee, beobachtet die gutgelaunte Menge, fühlt sich gleich wohl. Er kramt ein Foto aus seiner Brieftasche, der junge Rolf, gerade 26 Jahre alt, posiert wie ein Star. „Kennst du den hier?“ Sein erste Versuch, das Stimmengewirr und die Musik zu übertönen, scheitert. Er wartet, bis ihm die junge Frau hinterm Tresen wieder gegenübersteht, kämpft um ihre Aufmerksamkeit, schließlich blickt sie hoch, ohne mit dem Gläserspülen aufzuhören.
„Vierzehn Jahre her, kennst du den?“ Er beugt sich vor, schreit, lauscht dann angestrengt, auch die Ohren wollen nicht mehr so, wie früher.
Sie wischt seine lächerliche Frage mit einem Spüllappen weg und gleichzeitig Wassertropfen von der marmornen Theke. „Für wie alt hältst du mich? Bin erst seit sechs Monaten hier. Die andern auch nicht viel länger. Kannst die Besitzerin fragen, vielleicht …“ Sie winkt einer resoluten Mittvierzigerin. „Ellen!“
Die Wirtin teilt das Meer ihrer Gäste durch ihre bloße Präsenz, Sam kommt ihr entgegen, indem er die Ellbogen anwinkelt.
„Vierzehn Jahre her, kennst du den noch, Rolf …“
„Rolf, der Womanizer“ Ellen lacht. „Klar kann ich mich erinnern, war n riesen Theater, nach dem Unfall, dauernd Polizei hier. Vorher hat der jeden Abend ne andere abgeschleppt, bis er dann die Frau von seinem Chef hatte, da war der nich mehr zu retten.“
„Und, stimmt es, was er gesagt hat, dass er drei Tage und Nächte an deinem Tresen durchgezecht hat?“
„So genau weiß ich das nich mehr, kannst ja mal seinen Ex-Bestie fragen, Richard, is auch tief gefallen. Hockt wie immer dahinten, der kleine Tisch an der Clotür.“ Sie nickt in die Richtung, dreht sich um und verschwindet hinter dem Tresen.
10
Richard hockt an seinem Stammtisch, dem kleinen runden mit nur zwei Stühlen, die Clotür hinter ihm geht auf und zu. Er scheint weder das noch den ihn umwehenden zitronigen Ammoniakgeruch wahrzunehmen. Er hockt über einem Bier, gebeugt, kraftlos, klein, obwohl er laut Akte einen Meter siebenundneunzig groß ist.
Richard spürt Sams Blick, hebt den Kopf, kehrt aus einer anderen Welt zurück. Er springt auf, der Tisch kippelt, Glas und Stuhl fallen. Entrüstet und zugleich amüsiert weichen die anderen Gäste seinen knochigen Ellbogen aus, schauen abwechselnd von ihm zu Sam.
„Shit!“ Sam ist näher am Ausgang, schneidet Richard den Weg ab, dreht ihm den Arm auf den Rücken, zerrt ihn auf die Straße. „Will doch nur reden, n paar Fragen, Freundchen.“
Richard wehrt sich, rudert wild mit dem freien Arm, stöhnt vor Schmerz, schreit. „Ich hab kein Geld, nächste Woche, bestimmt.“
„Es geht um Rolf, der Unfall, erinnerst du dich?“
„Was hab ich damit zu tun? Hab mit ihm gesoffen, dann …“
„Was dann? Du warst also nicht drei Tage mit ihm zusammen, hast ihm also ein falsches Alibi gegeben?“
Richard rast vor Wut, gefangen in Sams hartem Griff. Endlich fängt er an zu reden. „ Nein – doch – nein! War die ganze Zeit bei ihm, aber nicht im Engel, ham gesoffen, drüber gequatscht, wie scheiße das Leben ist, dass die Weiber nur auf Geld stehen. Mia, die Bitch, hat ihn verlassen, ist zurück gegangen zu ihrem reichen Baulöwen.“
Sam lockert seinen Griff ein wenig. „Na, und dann? Weiter!“
„Ham nen Bankautomaten gesprengt, man, hier gleich um die Ecke. Ist verjährt, du Arsch, kannst mir also nix. Sind zurück in den Engel, als wenn nix gewesen wär. Kleiner Umweg in seine Bude, das Geld ablegen, keiner hat was gemerkt. Biste jetzt fertig?“
Wütend tritt er mit der Hacke auf Sams großen linken Zeh, auf den eingewachsenen Zehennagel, Sam krümmt sich vor Schmerz. Richard reißt sich los, sein Ellbogen landet in Sams rechtem Auge. Der knurrt wütend und lässt Richard laufen, ist sowieso mit ihm fertig.
„Also nicht der verlassene Liebhaber …“ Er wischt sich die Tränen aus dem Gesicht, fährt nachdenklich nach Hause.
11
Zuhause angekommen, humpelt er zu seiner Terrasse, immer noch tränt sein Auge. Ein Rufen, er dreht sich um. Eine freundliche Dame, ungefähr in seinem Alter, winkt ihm lebhaft zu. Er sieht hinter sich, meint sie wirklich ihn? „Das muss sie sein“, brummt er, ein Gefühl im Magen, altbekannt, längst vergessen und ganz neu. Er reißt sich zusammen, der Körper elastisch, vergessen ist der Schmerz.
„Kommen Sie, Nachbar, wir möchten Sie begrüßen.“ Oma Luisa bietet Sam einen Platz an, in einem Korbstuhl mit hoher Rückenlehne, betrachtet ihn nun genauer. „Oh Gott, was ist denn passiert? Das sieht ja schlimm aus, ganz zugeschwollen.“
„Das ist nichts“, beteuert Sam, lässt sich mit einem Ächzen in den geflochtenen Stuhl fallen, der ihm mit jeder Faser leise antwortet.
„Luisa“ Sie hält ihm die Hand hin, er fährt hoch, nimmt sie, weich ist sie, weich und warm, und ihre freundlichen blauen Augen … Er fühlt sich schwach, setzt sich wieder. „Sam, Ihr neuer Nachbar, stets zu Diensten.“
Luisa lacht, warme Stimme, leuchtendes Gesicht. „Lassen wir doch diese alberne Siezerei.“
Sam nickt, plötzlich erschöpft, todmüde, ruhig, wie schon seit siebzehn Jahren nicht mehr.
Luisa geht ins Haus, kocht Tee und öffnet eine riesige Keksdose.
Die junge Frau, die Sam schon mehrfach auf der Terrasse beobachtet hat, kommt hüpfend aus dem Haus, forscht in seinem Gesicht nach – ja wonach eigentlich? „Amalia“, stellt sie sich vor.
„Freut mich sehr, Amalia, ich bin Sam, euer neuer Nachbar.“
„Wir haben dich beobachtet, jeden Tag, Anita und ich. Bist du ein Auftragskiller?“
Brummend lacht Sam in sich hinein.
„Das war mein erster Berufswunsch, hat aber nur für die Kripo gereicht. Bin jetzt pensioniert.“
Amalia kichert, wirkt viel jünger als zwanzig. Sam kennt ihr genaues Alter aus der Akte, natürlich.
Luisa serviert Tee und Eiswürfel. Sam kühlt sein Auge. Er langt zu, genießt die friedliche Stimmung. Sie sprechen kaum, ihm ist warm. Luisa sieht ihn immer müder werden, deckt schließlich den leise schnarchenden Sam zu.
Um Mitternacht weckt sie ihn, peinlich berührt entschuldigt er sich, stolpert von der Terrasse.
Wieder lacht sie, ruft ihm hinterher: „Morgen um zehn bei uns auf der Terrasse zum Frühstück?“
„Ja!“ Seine Verlegenheit lässt ihn hart klingen. „Ja, sehr gerne. Also morgen früh um zehn – ich bringe Brötchen mit.“ Er dreht sich um, winkt, lässt die Tür hinter sich ins Schloss fallen. „Was bist du für ein alter Trottel.“
12
Eine Tüte duftender, warmer Brötchen in der Hand, ein breites Grinsen im Gesicht, lässt Sam sich neben Luisa in der Hollywoodschaukel nieder. Aus dem Wohnzimmer dringen Trickfilm-Geräusche und helles Gelächter. Sie schweigen, sehen sich an, lächeln. Als Luisa plötzlich seine raue Hand in ihre weiche nimmt, breitet sich der freundliche Sommermorgen mit all seinen bunten Farben in Sam aus. Ein neuer Mann, nicht mehr erstarrt, nicht mehr mürrisch, küsst er sie sanft zum Abschied auf eine Wange, sie ihn auf den Mund. Schließlich geht er, um ihren Auftrag zu vollenden, um herauszufinden, wer ihre Familie getötet hat, aus welchem Grund.
Hermann, der Rache schwor für seinen Schwager Hakan Öztürk und für seine trauernde Schwester, ist der Dritte Verdächtige. Auf dem Weg zu ihm holt Sam seinen Anzug ab. Seltsam angespannt begrüßt ihn Leo, der Anzug ist perfekt.
Sam nickt anerkennend. „Ich möchte mich bei dir bedanken mit einem Herrenabend im Blauen Engel – ganz locker, nur ein paar Bier, reden, wenn dir danach ist, oder schweigen, ganz wie du willst. Um Neun?“
Leo nickt, lächelt. „Ich freue mich.“
Hermann, Frührentner, empfängt Sam unerwartet freundlich. „Ja, kommen Sie rein, war ne tragische Sache damals. Aber ich schwöre, ich war das nicht, und da war auch kein anderer in der Nacht an dem Auto.“
„Da war auch kein anderer …“
„Ich konnte das der Polizei damals nicht sagen. War so krank vor Hass. Selbst, als ich wusste, dass Niklas keine Schuld hatte, wollte ich noch Rache.“ Heiß ist Hermann, seine Stirn ist feuerrot. Er wischt sich mit dem Ärmel durchs Gesicht. „Ich … Ich bin hingefahren, zu Niklas Haus, in der Nacht – ja, das gebe ich zu. Hab da gestanden, die ganze Nacht, gegenüber, schon am Nachmittag. Sie haben am Auto geschraubt, Niklas und eins von den Mädchen, bis zum Abend. Hätte dem Kind nie was getan, niemals, ich schwöre. Danach war da keiner mehr, keiner am Auto.“
Sam nickt nachdenklich, grübelt.
Kurz vor Neun sitzt er im Engel, streckt den Arm aus, winkt Leo zur Theke. „Können ja gleich an nen Tisch, schön Abend essen, wenn du magst.“
Leo nickt, legt seine Hände um sein kühles Bierglas, als wolle er es zerdrücken. „Und? Was sagst du zu meinem Foto?“
„Ein wunderbares, persönliches Geschenk, ich danke dir vielmals.“
„Ist dir etwas darauf aufgefallen? Irgendetwas?“
Sam, überrascht, forscht in Leos Gesicht nach der Antwort, der wendet sich ab, kalkweiß.
Abrupt springt er auf, stürzt aus dem Engel. Sam starrt ihm fassungslos nach, leert sein Glas mit einem Zug. „Was mache ich hier?“ Er stürzt hinterher, ins Auto, folgt Leos Wagen. Der schlängelt, fängt sich aber zum Glück wieder. Die hölzerne Tür der Schneiderei, schwer fällt sie zu, Sam hämmert dagegen. „Was ist mit dir?“ Furchtbare Bilder im Kopf, Leo, am Strick baumelnd, quälen ihn.
„Komm erst zurück, wenn du es weißt, wenn du es herausgefunden hast“, schreit Leo aus dem Laden, seine Stimme überschlägt sich.
„Ich verspreche es, sicher, mein Freund, ich werde es herausfinden, so bald wie möglich.“
„Geh jetzt.“ Leos Stimme dringt müde, kaum hörbar durch das Holz.
13
Sam kehrt um, widerwillig, fährt los, direkt in Luisas Arme.
„Luisa!“ Das Foto, Leos Verzweiflung, er berichtet ihr, hastig, bittet um ihre Hilfe.
Sie beruhigt ihn, streicht über seine zitternden Hände, betrachtet das Foto, studiert jede Einzelheit. Amalia im Monteursanzug, der Nachmittag, ein Anruf …
„Der Anruf!“, ruft sie aus, „Niklas war im Haus, ein geschäftlicher Anruf, mindestens eine Stunde, und das Kind …“
Ein Blick, ohne Worte, die Wahrheit, sie steht vor ihnen, Amalia, klirrendes Werkzeug, die defekte Bremsleitung.
Ein Moment der Ruhe kehrt ein, etwas fällt leise klirrend zu Boden, Anitas Münze. „Ich war es!“ Amalias Schrei, sie fahren hoch. Amalia, weiß wie die Wand, fällt in Luisas Arme, „Ich will an ihr Grab, will sie sehen, um Verzeihung bitten, ich war es!“
„Mein Kind, du hast nichts getan, es war ein Spiel, ein unschuldiges Spiel.“ Luisas Arme um Amalia, die Schuld, die Arme schützen sie.
„Darf ich sie jetzt gehen lassen, Anita, darf sie jetzt ruhen?“
Ein Geräusch, Sam würgt es hervor, ein Schluchzen, jetzt weinen sie alle. Erlösung, sie haben sie gefunden.