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Astronaut

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21.04.2004
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Astronaut

So viele Zelte wie Sterne am Himmel, von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet, den Gaskochern, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen: Ravioli, Chili con Carne oder gleich der Partytopf – alles Schutzhüllen aus leichten, geometrischen Formen: Dreiecke, Quadrate gegen die nächtliche Kälte; hier ein Polyeder oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe, da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners, und trotzdem im Mondstaub gelandet.

Alle Wärme strahlt ins All ab.

Jetzt, nach zwölf, ist es leiser geworden, weniger CD-Player und Ghettoblaster, die noch Metal oder Grunge rausplärren – endlich keine grelle Kraterlandschaft, auf denen die Ameisenkolonie errichtet wurde für zwei endlos lange Festivaltage auf einem toten Flugplatz, der nur aus Gras und grauem Dreck besteht.

Ich will nicht hier sein.

Der Thorsten hat mich überredet, meine Nase aus den Büchern zu ziehen, aber ich mag keine Menschenmassen, und ich mag die Musik nicht, lieber die Beatles: Yellow Submarine in der stillen Tiefe des Meeres.

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr! Oder ein Bier, das ich zwar nicht vertrage; muss mir trotzdem Mut antrinken – ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.

Thorsten, schläfrige Stimme vom Alkohol, fordert, dass ich meine verdreckten Dr. Martens ausziehe, bevor ich mich in die Koje legen darf, weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.

Will ich aber nicht.

Diese Schuhe sind magnetisch, meine Moonboots, sonst verliere ich den Halt. Also penne ich vorne im Campingstuhl … und habe im Leben noch nie so gefroren, trotz Pulli, zwei T-Shirts und dem Regencape aus durchsichtigem Plastik, unter dem sich mein Schweiß sammelt wie Tau unter der geodätischen Kuppel eines Habitats. Ich lese zu viel Abenteuer aus fernen Welten, am Ende der Galaxis!

»Ist das nicht zu kalt?«, ruft Marie aus dem Nachbarszelt. Sie und ihre Freundin haben uns geholfen, die Heringe mit Steinen in den Boden zu hauen. Beide hübsche, fremde Wesen.

»Geht schon, danke.«

Morgens wieder die schräge Convention aus Bordoffizieren und Aliens, die sich fröhlich betrinken und farbenfroh feiern, während ich einen kostenlosen Kaffee am Werbestand trinke. Ich fröstle immer noch.

Bin ich anders?

Die erste Band rockt, nackt im Sonnenlicht: Man sieht die Poren hinter der Schminke. An der Bühne riecht der Staub nach Kakao, wie aus dieser gelben Dose bei meiner Mutter in der Küche mit den Prilblumen … Meine Schwester hat im März unser Elternhaus verkauft.

Dann dreht sich die Himmelsscheibe, es wird Nachmittag und Abend, und Scheinwerfer sprühen ihre Farben in die Dämmerung. Gleich spielt die Hauptband auf.

Mann, ich friere schon wieder, meine Außenhülle hat ein Leck; vielleicht liegt eine goldene Rettungsdecke im Verbandskasten im Kofferraum des Audis? Oder ich könnte –

»Hi.« Plötzlich steht Marie vor mir, wie runtergebeamt – ein Mädchen, oh Gott, diese seltsame, schöne Spezies.

»Öfters hier?«, antworte ich; finde mich dämlich. Aber sie lacht.

Es gibt kein Wasser auf dem Mond, kein Leben auf dem Mars, nach dem wir so verzweifelt suchen in den Weiten des Kosmos … versteinerte Mikroben auf einem lächerlichen Felsen. Mehr nicht. Nur Kälte und die Entropie.

Aber ihre Hand ist warm, während sie mich führt; diesmal bin ich nicht allein, nicht Michael Collins in der Umlaufbahn …

Sie küsst mich. Warum? »Wer bist du?«, frage ich.

»Komm.«

Wir liegen im Sand … Hinter uns der nächste Bierstand mit seiner meeresgrünen Leuchtreklame, und das Gegröle der vielen Betrunkenen. Das ist jetzt egal. Sie hat die Faust unter mein T-Shirt geschoben, ich fühle sie. Mein Herz klopft.

»Willst du?«, fragt sie mich.

»Ja.«

Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften. Ihre Zunge gleitet über meine: seltsam kühler Fisch; jetzt ein Strand, an dem die Wellen saugen; ein Körnchen oder zwei, vier, acht, lose aufs Schachbrett gestreut und wieder verdoppelt … Alles Sterne. Unendlich.

Nemo gibt den Befehl, und die Nautilus taucht auf. Wir sind Arm in Arm kurz eingeschlafen, ich löse mich aus den Tentakeln.

»Hm?«, fragt sie lächelnd.

»Nichts.«

Später bauen wir die Zelte ab, frühstücken Toast, mit Käse, Salami, und tauschen Telefonnummern aus, die wir nie anrufen werden … Wir werfen die Schlafsäcke und silbern beschichtete Isomatten zurück in den Kofferraum, steigen ins Auto und fahren erst Landstraße, dann Autobahn mit stolzem Tempo!

Apollo 11 hatte drei Beschleunigungsphasen, die letzte Raketenstufe katapultierte drei Menschen mit 39400 km/h zum Mond.

Ich bin verliebt.

Ich war verliebt und werde sie immer lieben.

Zeit: die vierte Dimension, aber vielleicht doch nur ein Brennpunkt, ein Schwarzes Loch, in dem sich das Weltall verdichtet wie bei 2001 nach diesem surrealen Drogentrip, dahinter: ein Raum als Krankenzimmer, ein Bett mit klinisch grünem Laken und einer Marmorbüste. Immerhin Sauerstoff, so viel ich will.

Meine Kerntemperatur beträgt 39,7 Grad.

Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.

Ich atme ein, atme aus …

Lichter in der Nacht.

FIN.

 

Hallo @anschi!
Die Schlafsäcke haben natürlich im Zelt gelegen.
Na, und immerhin habe ich mir den "Joystick" verkniffen (*hehe* hier pupertäres Kichern einfügen^^). Außerdem kann man sich bei Kubrick natürlich auch gerne bei Beethoven sportlich betätigen ... ;)

Deinen Beitrag zur Challenge habe ich bereits vor ein paar Tagen gelesen; falls mir noch was Konstruktives einfällt, melde ich mich. Fand ihn aber soweit sauber, vielleicht ein wenig zu kurz.

Reingehauen!

Der Dante

 

Moin @Dante,

danke für Deine Geschichte.

Hat mir gut gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass Du den Einfall Weltraummotiv vs. Festival noch konsequenter durchgezogen hättest.

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr!
Der Commander kam mir zu plötzlich und hat mich straucheln lassen, Du erwähnst vorher zwar die Sterne, Mondstaub und eine Kraterlandschaft, doch trotzdem hätte ich mir hier so kurz nach Einstieg bereits ein deutlicheres Bild gewünscht.

ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.
Irgendwie fehlt da (gefühlt) am Ende des Satzes ein ›für mich‹. :confused:

weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.
Der Alienparasit passt wunderbar zum Weltraumthema, die Viren der Zombieapokalypse wirken sperrig.

Die erste Band rockt, nackt im Sonnenlicht: Man sieht die Poren hinter der Schminke. An der Bühne riecht der Staub nach Kakao, wie aus dieser gelben Dose bei meiner Mutter in der Küche mit den Prilsternen … Meine Schwester hat im März unser Elternhaus verkauft.
Den letzten (erklärenden?) Satz verstehe ich nicht. Willst Du damit ein weiteres Thema im Text aufmachen? Oder entgeht mir hier gerade etwas?

Nemo gibt den Befehl, und die Nautilus taucht auf. Wir sind Arm in Arm kurz eingeschlafen, ich löse mich aus den Tentakeln.
Nemo und die Nautilus. Du schlägst den Bogen zum Yellow Submarine und der tiefen Stille des Meeres vom Beginn, doch ich bleibe dabei, ein weiterführendes Weltraumthema würde hier mMn besser wirken.

Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften. Ihre Zunge gleitet über meine: seltsam kühler Fisch; jetzt ein Strand, an dem die Wellen saugen;

Die ›Hand am Steuerknüppel‹ fand ich witzig. Der Strand hingegen wirkte an dieser Stelle aufgrund des Wissens um den Challenge-Titel ein wenig konstruiert, aber das kann auch bloß der eigene Fokus sein, der Dinge sieht, die gar nicht da sind...:silly:

Gerne gelesen,
beste Grüße
Seth

 

Hey Seth.

Nemo und die Nautilus. Du schlägst den Bogen zum Yellow Submarine und der tiefen Stille des Meeres vom Beginn, doch ich bleibe dabei, ein weiterführendes Weltraumthema würde hier mMn besser wirken.
Nun, es geht auch um Kontraste: der isolierte Protagonist in seiner Raumkapsel oder seinem stillen U-Boot vs. dem Lärm des mondstaubtrockenen Festivals. Die Dunkelheit (des Weltalls) gegen das Licht; und die Lichter können sowohl für die Besucher des Festivals stehen, die sich friedlich versammeln, auch wenn der Protagonist hier Schwiergkeiten hat, am fröhlichen Treiben teilzuhaben - als auch für die Menschheit auf ihrem kleinen Planeten, umgeben von der toten Leere: eben "Lichter in der Nacht", also Tod vs. Leben - und Meere und Wasser sind eben eine, wenn nicht DIE Grundvoraussetzung dafür. Diese Motive habe ich jetzt mehr oder weniger elegant lose miteinander verwoben ... :)
Den letzten (erklärenden?) Satz verstehe ich nicht. Willst Du damit ein weiteres Thema im Text aufmachen? Oder entgeht mir hier gerade etwas?

Ist halt eben auch ein Zeichen von Tod und Vergänglichkeit: die Eltern, die nicht mehr da sind.

So in etwa. :)

Danke dir.

Liebe Grüße!

Dante

 

Hallo Dante,
das ist irgendwie ein süßer Text. Und natürlich sehr passend zur Challenge. Erste und dank der energischen und doch sanften Marie geichzeitig schöne, aber auch wunderlichseltsame erste erotische Erfahrung, die in Verliebtsein mündet. Dahinter ... irgendwann ... und hoffentlich nicht zu bald die Vergänglichkeit.
Hat mir sehr gefallen ...

Im Detail:
Wie aus einer Drohnensicht schaut man als Leser auf diesen Festivalplatz. Ohne, dass du einen mit der Nase draufstößt, ist man gleich in dieser wuseligen Atmosphäre drin.

Unterbrochen von kleinen Einwürfen, die einem die Kehrseite dieser Festivals oder die Kälte und Vergänglichkeit im Kontrast zu Liebe und Erotik zeigen und gleichzeitig eben auch den Protagonisten vorstellen:

Ich will nicht hier sein.

Der Thorsten hat mich überredet, meine Nase aus den Büchern zu ziehen, aber ich mag keine Menschenmassen, und ich mag die Musik nicht, lieber die Beatles: Yellow Submarine in der stillen Tiefe des Meeres.
Sehr cool. Arme Socke, jetzt hockt er da auf dem Festival und trauert seinen Beatles nach.

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr! Oder ein Bier, das ich zwar nicht vertrage; muss mir trotzdem Mut antrinken – ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.
Schöne Idee, das mit dem Commander und dem Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr. Jeder, der schon mal ein Dixiklo von innen kennen gelernt hat, weiß, wovon er spricht. Und gleichzeitig beginnt man noch mehr, deinen Helden zu mögen für seinen Mut, seine Fantasie und seine Pieseligkeit. Witzige Mischung.

Thorsten, schläfrige Stimme vom Alkohol, fordert, dass ich meine verdreckten Dr. Martens ausziehe, bevor ich mich in die Koje legen darf, weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.

Will ich aber nicht.

:D

Diese Schuhe sind magnetisch, meine Moonboots, sonst verliere ich den Halt.
Sehr schön

Beide hübsche, fremde Wesen.
Hier habe ich beim ersten Lesen gedacht, dass der Bub in seinem Alter doch so nicht über Mädels denken würde. Aber bin jetzt unsicher, der Text ist ja schließlich eher retrospektiv, da wäre das dann wieder okay. Gibt später noch mal so eine Stelle.

Morgens wieder die schräge Convention aus Bordoffizieren und Aliens, die sich fröhlich betrinken und farbenfroh feiern, während ich einen kostenlosen Kaffee am Werbestand trinke. Ich fröstle immer noch.
Das ist auch wieder so nett, ich könnte mich die ganze Zeit über ihn beömmeln.

Bin ich anders?
Nein, die anderen geben es nur nicht zu, dass sie sich das fragen.

Mann, ich friere schon wieder, meine Außenhülle hat ein Leck; vielleicht liegt eine goldene Rettungsdecke im Verbandskasten im Kofferraum des Audis? Oder ich könnte
Ich mag das Hin und Her zwischen der Wirklichkeit und seinen Fantasien dazu.

»Hi.« Plötzlich steht Marie vor mir, wie runtergebeamt – ein Mädchen, oh Gott, diese seltsame, schöne Spezies.
Wie oben, das ist die zweite Stelle. Kannst ja mal gucken, was andere dazu schreiben.

Es gibt kein Wasser auf dem Mond, kein Leben auf dem Mars, nach dem wir so verzweifelt suchen in den Weiten des Kosmos … versteinerte Mikroben auf einem lächerlichen Felsen. Mehr nicht. Nur Kälte und die Entropie.

Aber ihre Hand ist warm, während sie mich führt; diesmal bin ich nicht allein, nicht Michael Collins in der Umlaufbahn …

Schön

Nur bei dem Steuerknüppel bin ich mir unsicher. Oft scheint das ja gut anzukommen, aber ich bin eine Frau und find das irgendwie doof. Ach komm, ich mach mal eine Ausnahme von meiner sonstigen Geschmäckelei, immerhin ist er ja der Commander und muss sich selbst als Schiff navigieren durch diese fremdartige Welt, da passt der Steuerknüppel doch, also ich nehm alles zurück und lass meine Überlegungen trotzdem stehen.

Und dann der Kontrast:

Ich war verliebt und werde sie immer lieben.

Zeit: die vierte Dimension, aber vielleicht doch nur ein Brennpunkt, ein Schwarzes Loch, in dem sich das Weltall verdichtet wie bei 2001 nach diesem surrealen Drogentrip, dahinter: ein Raum als Krankenzimmer, ein Bett mit klinisch grünem Laken und einer Marmorbüste. Immerhin Sauerstoff, so viel ich will.

Sehr schön und auch sehr wehmütig machend. Schöne Sprache, schöne Bilder.

Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.
Toll. Auch das hier wieder ein wunderschönes Bild. Du kannst was.

Ich atme ein, atme aus …
Lichter in der Nacht.
Und das auch.

Tja, ist eher eine Art Eloge auf deinen Text geworden, aber ich denke, du kannst damit leben.
Viele Grüße von Novak

 

Hey Novak.

Tja, ist eher eine Art Eloge auf deinen Text geworden, aber ich denke, du kannst damit leben.
Ach, das tut auch mal gut; normalerweise wird man ja bis auf die letzte Gräte zerflückt. :D Herzlichen Dank. :)
Hier habe ich beim ersten Lesen gedacht, dass der Bub in seinem Alter doch so nicht über Mädels denken würde.
Er hat halt eine romantische Ader; ist vom schönen Geschlecht zwar angetan, würde sich diesen entrückten Einhörnern aber wohl nicht ohne Weiteres nähern, weil schüchtern.

Liebe Grüße.

Dante

 

Hallo @Dante,

dieses Textfragment eines Nerds, aus seiner Umlaufbahn gerissen und plötzlich auf einem Festival gelandet gefällt mir. Es nimmt mich auf eine leichte Art und Weise mit und hinterlässt einen leichten, fast schwebenden Eindruck.

Sehr schön.

So viele Zelte wie Sterne am Himmel, von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet,
Schon der Anfang fängt die Stimmung ein. Nicht nur die des Festivals, sondern gleich die des Protagonisten.

auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen: Chili con Carne oder gleich der Partytopf
Cool. "lässig offene Konserven". Ich habe gleich Festival-Geruch in der Nase. In den 80ern waren es eher Ravioli. :thumbsup:

Schutzhüllen aus leichten, geometrischen Formen: Dreiecke, Quadrate gegen die nächtliche Kälte; hier ein Polyeder oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe, da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners, und trotzdem im Mondstaub gelandet.
Klasse, die Beschreibung der geometrischen Formen. Nur der Taschenrechner hat mich ein wenig aus der poetischen Leichtigkeit geholt. (Ja, ich weiß es ist korrekt, wirkt aber auf mich trotzdem sperrig ... zumindest in diesem Kontext.

Alle Wärme strahlt ins All ab.
Hier beginnt ein Rhytmus. Die Nerd-Gedanken und gleichzeitig etwas poetisches.

Jetzt, nach Zwölf, ist es leiser geworden, weniger CD-Player und Ghettoblaser, die noch Metal oder Grunge rausplärren – endlich keine grelle Kraterlandschaft, auf denen die Ameisenkolonie errichtet wurde für zwei endlos lange Festivaltage auf einem toten Flugplatz, der nur aus Gras und grauem Dreck besteht.
:thumbsup:

Ich will nicht hier sein.
Da ist er wieder, dieser Herzschlag der Geschichte.

Der Thorsten hat mich überredet, meine Nase aus den Büchern zu ziehen, aber ich mag keine Menschenmassen, und ich mag die Musik nicht, lieber die Beatles: Yellow Submarine in der stillen Tiefe des Meeres.
Ich würde das "Der" weglassen. Thorsten hat mich überredet ...

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr! Oder ein Bier, das ich zwar nicht vertrage; muss mir trotzdem Mut antrinken – ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.
Mich stört das fehlende "für mich" an dieser Stelle nicht, obwohl es mir auch aufgefallen ist.

Thorsten, schläfrige Stimme vom Alkohol, fordert, dass ich meine verdreckten Dr. Martens ausziehe, bevor ich mich in die Koje legen darf, weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.
Da musste ich schmunzeln.

Will ich aber nicht.
Diese Schuhe sind magnetisch, meine Moonboots, sonst verliere ich den Halt. Also penne ich vorne im Campingstuhl … und habe im Leben noch nie so gefroren, trotz Pulli, zwei T-Shirts und dem Regencape aus durchsichtigem Plastik, unter dem sich mein Schweiß sammelt wie Tau unter der geodätischen Kuppel eines Habitats. Ich lese zu viel Abenteuer aus fernen Welten, am Ende der Galaxis!
Doc Martens (ich dachte, man schreibt es eher so) als Anker in einer flüchtigen Realität. Sehr schön.

»Ist das nicht zu kalt?«, ruft Marie aus dem Nachbarszelt. Sie und ihre Freundin haben uns geholfen, die Ahle mit Steinen in den Boden zu hauen. Beide hübsche, fremde Wesen. »Geht schon, danke.«
Beim ersten Mal habe ich noch nicht verstanden, das sich hier der erste, akustische Auftritt der Erotik ankündigt. Foreshading in akustischer Form, sehr gut.

Morgens wieder die schräge Convention aus Bordoffizieren und Aliens, die sich fröhlich betrinken und farbenfroh feiern, während ich einen kostenlosen Kaffee am Werbestand trinke. Ich fröstle immer noch. Bin ich anders?
Wir sind alle irgendwie anders.

Die erste Band rockt, nackt im Sonnenlicht: Man sieht die Poren hinter der Schminke. An der Bühne riecht der Staub nach Kakao, wie aus dieser gelben Dose bei meiner Mutter in der Küche mit den Prilsternen … Meine Schwester hat im März unser Elternhaus verkauft.
Mir gefällt das verkaufte Elternhaus, im Gegensatz zu Vorrednern. Es ist wieder der Rhytmus der Geschichte und es ist gleichzeitig das, was den Erzähler in der Realität hält (neben seinen Stiefeln). Zumal die Erinnerung durch den Kakaogeruch und die Pril-Sterne sowieso schon da ist.

Dann dreht sich die Himmelsscheibe, es wird Nachmittag und Abend, und Scheinwerfer sprühen ihre Farben in die Dämmerung. Gleich spielt die Hauptband auf.
:thumbsup: Da sage noch einer, Nerds wären nicht poetisch.

Mann, ich friere schon wieder, meine Außenhülle hat ein Leck; vielleicht liegt eine goldene Rettungsdecke im Verbandskasten im Kofferraum des Audis? Oder ich könnte –
:thumbsup: Das ist es wieder, das Verletzliche, leichte.

»Hi.« Plötzlich steht Marie vor mir, wie runtergebeamt – ein Mädchen, oh Gott, diese seltsame, schöne Spezies.
Ich hatte immer noch ein Mädchen als Protagonistin im Kopf. So kann man sich täuschen. Der Erzähler ist - wie der Autor - männlichen Geschlechts, wenn auch noch kein Mann.

»Öfters hier?«, antworte ich; finde mich dämlich. Aber sie lacht.
Es gibt kein Wasser auf dem Mond, kein Leben auf dem Mars, nach dem wir so verzweifelt suchen in den Weiten des Kosmos … versteinerte Mikroben auf einem lächerlichen Felsen. Mehr nicht. Nur Kälte und die Entropie.
Aber ihre Hand ist warm, während sie mich führt; diesmal bin ich nicht allein, nicht Michael Collins in der Umlaufbahn …
Schön.

Sie küsst mich. Warum? »Wer bist du?«, frage ich.

»Komm.«

Nochmal schön.

Wir liegen im Sand … Hinter uns der nächste Bierstand mit seiner meeresgrünen Leuchtreklame, und das Gegröle der vielen Betrunkenen. Das ist jetzt egal. Sie hat die Faust unter mein T-Shirt geschoben, ich fühle sie. Mein Herz klopft. »Willst du?«, fragt sie mich. »Ja.«
Schöne, kleine Details. Nicht die Hand unter das T-Shirt, sondern die Faust.

Neben mir im Cockpit: Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften. Ihre Zunge gleitet über meine: seltsam kühler Fisch; jetzt ein Strand, an dem die Wellen saugen; ein Körnchen oder zwei, vier, acht, lose aufs Schachbrett gestreut und wieder verdoppelt … Alles Sterne. Unendlich.
Mich hat der Steuerknüppel in seiner Vieldeutigkeit nicht gestört.

Nemo gibt den Befehl, und die Nautilus taucht auf. Wir sind Arm in Arm kurz eingeschlafen, ich löse mich aus den Tentakeln. »Hm?«, fragt sie lächelnd. »Nichts.«
:thumbsup:

Später bauen wir die Zelte ab, frühstücken Toast, mit Käse, Salami, und tauschen Telefonnummern aus, die wir nie anrufen werden … Wir werfen die Schlafsäcke und silbern beschichtete Isomatten zurück in den Kofferraum, steigen ins Auto und fahren erst Landstraße, dann Autobahn mit stolzem Tempo!
Auch die Schlafsäcke nicht. Sie waren im Zelt, während der Erzähler draußen gefroren hat.

Apollo 11 hatte drei Beschleunigungsphasen, die letzte Raketenstufe katapultierte drei Menschen mit 39400 km/h zum Mond. Ich bin verliebt. Ich war verliebt und werde sie immer lieben.
Zeit ist eh eine Illusion.

Zeit: die vierte Dimension, aber vielleicht doch nur ein Brennpunkt, ein Schwarzes Loch, in dem sich das Weltall verdichtet wie bei 2001 nach diesem surrealen Drogentrip, dahinter: ein Raum als Krankenzimmer, ein Bett mit klinisch grünem Laken und einer Marmorbüste. Immerhin Sauerstoff, so viel ich will. Meine Kerntemperatur beträgt 39,7 Grad.
:thumbsup: Ich hoffe, der Protagonist behält seine fragile seelische Gesundheit.

Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt. Ich atme ein, atme aus … Lichter in der Nacht.
Ach schön. Und gute Erinnerungen, die da hochkommen.

Einer der ersten Küsse, Michaela im Kamp, Hände unter dem T-Shirt. Und wir haben uns nie gemeldet, auch wenn ich in den nächsten Monaten fast nur noch "Michelle" auf der Gitarre gespielt habe. Wieder die Beatles.

Vielen Dank für die Geschichte.

Liebe Grüße
Gerald

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gerald.

Vielen Dank für deine Anmerkungen und dein Lob. :)

In den 80ern waren es eher Ravioli.
Ha! Ich habe die Ravioli gleich einmal nachgerüstet ... natürlich unverzichtbar als Festival-Verpflegung. :D
Ich hatte immer noch ein Mädchen als Protagonistin im Kopf.
Ach, da habe ich jetzt gar nicht drauf geachtet ... müsste man vielleicht noch einen Geschlechts-Marker setzen. Wobei "als Commander" eigentlich reichen könnte. :)

Nochmals Danke & Sonnige Grüße.

Dante

 

Hallo @Dante,

Ha! Ich habe die Ravioli gleich einmal nachgerüstet ... natürlich unverzichbar als Festival-Verpflegung. :D
Sehr gut.

Und nein, ich würde das Geschlecht nicht deutlicher machen. War ja nur meine "Fehlinterpretation".

Liebe Grüße
Gerald

 

Alle Wärme strahlt ins All ab.

Hallo,

Fazit nach dem ersten Lesen: die 90er haben angerufen und wollen ihr Inventar zurück.

Wir hatten ja als Generation X großes Glück, (oder auch nicht, wie man es nimmt) dieses Zeitfenster mitzubekommen, wo alles zusammenkam: Musikfernsehen, wo es noch echte Videos gab, die man sehen wollte, neue Musik, sprich: auch eine neue Attitüde, Grunge, Flannellhemden etc, und eine wirklich diverse Szene mit unterschiedlichsten Bands aus den unterschiedlichsten Richtungen, die sich aber alle irgendwie ergänzten; man erkennt sofort, ob es etwas aus den 90ern ist oder aber die 90er zitiert. Danach kam nicht mehr viel, es gab kein Generationengefühl mehr, was übergreifen war - aber vielleicht bin ich auch nur ein alter Sack, wahrscheinlich.

Für mich liest sich das schon auch wie eine Reminiszens an diese Zeit: ich denke an Butzweiler Hof und Bizarre-Festivals, Jugendzentren, natürlich selbst verwaltet, Pearl Jams Ten und Beavis & Butthead, Headbangers Ball, die ersten VIVA-Stunden, so was.
Ich frage mich bei jedem Text immer: Was wird mir eigentlich genau erzählt? Hier ist es ein eher nerdiger Typ, der Menschenmassen meidet und lieber liest und Beatles hört. Er wird von seinen Kumpels auf dieses Musikfestival mitgeschleppt, wo er awkward rumhängt und dann aber so mir nichts dir nichts direkt ein Mädel abkriegt, bzw sie reißt ihn auf. Später, so lese ich das, entsteht dann erste diese Erzählpostion in einem Krankenbett am künstlichen Sauerstoff: ich weiß nicht, ob das stimmt, aber so lese ich es. Es könnte auch alles nur ein Drogentrip gewesen sein, weil der im letzten Absatz einfach so erwähnt wird.

Ich habe damit einige Probleme. Hat ein solcher Nerd solche Freunde? Und wenn ja, wie kriegen diese ihn dazu, sich ihnen anzuschließen? Braucht es da nicht eine gewisse emotionale Bindung, die man wenigstens irgendwie erwähnen sollte? Wenn er nicht da sein will, warum geht er mit? Das erscheint mir vollkommen unmotiviert. Dann diese Mädchen. Er ist ein junger Mann, der Beatles hört und sich gerne Sci-Fi Lit hingibt, und ständig betont, dass er irgendwie anders ist, in dieser Frage steckt das ja schon drin, Leute die soetwas fragen, wollen ja im Grunde nur bestätigt bekommen: Ja, natürlich, DU bist auf jeden GANZ ANDERS als alle anderen. Dementsprechend schaut er auch auf das restliche Festivaltreiben, das erscheint ihm ja schon ein wenig animalisch und proletarisch, irgendwie. Er steht über den Dingen. Dann schleppt dieses Mädchen ihn Hals über Kopf ab.

Beide hübsche, fremde Wesen.
Sagt der Erzähler. Das ist so die Abkürzung, die man als Autor gerne nimmt, denn was ist hübsch, was ist fremd? Das wirkt auch so distanzierend, als könne der Erzähler diesen magischen Moment nicht beschreiben, als habe er dann keine Worte mehr; hier steckt doch auch Potential, weil es scheint ja, als wäre er sozial nicht so besonders kompetent, da müsste er von schönen jungen Frauen doch eher eingeschüchtert sein, die Schönheit und Fremdheit würde ihm den Atem verschlagen. Da lese ich aber nichts von. Im Gegenteil.

Sie küsst mich. Warum? »Wer bist du?«, frage ich.
Gesetzt den Fall, das ist tatsächlich passiert und nicht ein Traum, klingt das schon ein wenig nach Die Rache der Nerds. Natürlich spricht sie ihn an, weil er anders ist?, weil: warum genau gerade er? Haben sie die nie drüber geredet, fragt er sie nicht, oder passiert ihm das ständig? Und es bleibt nicht beim First Base, sie gehen direkt full on; man weiß nicht und erfährt nicht, wie sexuell erfahren der Erzähler ist, aber da scheint sofort alles zu klappen, er ist null aufgeregt, er hat da keine Bedenken, kein Herzklopfen, nichts. Das steht so ein wenig im Widerspruch zu der restlichen Charakteristik, wo ich denke, wie plausibel ist das alles? Ein junger Typ der so drauf ist, ist es da wirklich so easy mit den Mädchen? Bleibt der so locker, auch wenn es richtig zur Sache geht - weil er wirkt jetzt nicht wie der Schürzenjäger, der sofort jedem Rock hinterhersteigt, der die ganze Sache forciert. Er wird als etwas verpeilter und intellektueller Nerd dargestellt, dem das alles eigentlich zu profan ist; wäre der jetzt über die Maßen attraktiv und würde ihm das andauernd passieren, dass ihm da jetzt die Mädchen so zufallen, wäre das etwas anderes, aber das müsste auch thematisiert werden. Da passt etwas für mich nicht, ich nehme das der Geschichte nicht ab. Da reagiert die Figur ausserhalb der Register. Wäre so jemand nicht vielleicht viel eher erstmal ablehnend bei einem solchen Angebot, oder ängstlich, das würde auch besser zum Rest passen, wie er dieses Festival aus der orbitalen Perspektive so leicht despektierlich und desinteressiert verfolgt, weil er ja anders ist, aber bei dem Mädchen ist er voll da!, das ist ihm nicht zu animalisch, da ist er sofort verliebt und hat auch null soziale Imkompetenzen mehr, und auch keine sexuellen, der weiß wie alles geht. Woher? Das mit dem sofort blitzverlieben glaube ich sogar, aber das müsste doch viel zarter, viel subtiler sein, und es dürfte nicht durch diesen random act of sex eingeleitet werden, das müsste dem Wesen nach doch eher romantisch sein, sie liegen da und schauen in den Himmel und er erklärt ihre irgendwelchen Details über den Kosmos, die sie überhaupt nicht interessieren, und wenn das alles aus dem System wäre, dann ... aber nur vielleicht! Was findet ein fremdes und hübsches Mädchen an einer Art Mann wie dem Erzähler für so interessant und sexy, dass sie ihn flachenlegen will? Da bietest du keine Lösung an, und deswegen halte ich das insgesamt für höchst unglaubwürdig.
Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.
Wenn er es zeitlebens vermisst hat, warum hat er sie nie angerufen, er hatte ja ihre Nummer?

Wenn man diese All-und-Raumfahrtsequenzen mal abzieht, die für mich jetzt auch nicht sehr viel beitragen, außer eben den Erzähler noch weiter im Nerdfield zu platzieren, was bleibt dann übrig? Eine kurze Szene über casual sex am Rande eines Festivals, das durch wenig motiviert wird. Ich finde, du spielst diese Karte mit dem Orbit im Kontext dieses Treffens zwischen ihm und Marie nicht genug aus, da müsste mehr Zwischenmenschliches passieren bei Boy meets Girl, damit da eine Atmosphäre entstehen kann, das ist natürlich bei der Kürze des Textes wirklich sehr schwer. Den müsste man auf 3000 Wörter hochballern, ein drei Tage Festival, wo sie sich immer näher kommen, wo sie sich gegenseitig bespielen und umspielen, wo etwas wie emotionals Knistern zwischen den beiden entstehen kann. Meine 5 Cents.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Jimmy,

er hat da keine Bedenken, kein Herzklopfen, nichts.
Bitte lesen Sie ein wenig aufmerksamer ... ;)
azit nach dem ersten Lesen: die 90er haben angerufen und wollen ihr Inventar zurück.
Haha! Wundert mich, dass das nicht schon früher aufgefallen ist ... ^^
wäre der jetzt über die Maßen attraktiv und würde ihm das andauernd passieren
Nun, nur weil er introvertiert und ein wenig nerdy ist, heißt das ja noch lange nicht, dass da jetzt Gollum mit Hornbrille und Glubschaugen über das Festival schleicht ... :D Er kann ja eine durchaus liebenswert höfliche Art an den Tag legen, die Marie vielleicht mag; sie haben ja schon etwas Zeit beim Zeltaufbau miteinander verbracht ... vielleicht findet sie ihn süß; jedenfalls süß genug, um ihn zu verführen ... Vielleicht auch, weil er der einzig nüchterne Mann im Umkreis von 5 Kilometern ist^^; vielleicht hat sie auch nichts getrunken - oder hatte ein paar Prosecco zu viel. Wer weiß? Vielleicht wollte sie einfach ein Abenteuer mit nach Hause nehmen; vielleicht hat sie sich nach etwas Nähe gesehnt und er war eben der Nächstbeste ... und leichte Beute^^. Das sei alles der Fantasie des Lesers überlassen; meiner Meinung nach muss ich das nicht besser ausleuchten ...
Was findet ein fremdes und hübsches Mädchen an einer Art Mann wie dem Erzähler für so interessant und sexy, dass sie ihn flachenlegen will?
Siehe oben.
Den müsste man auf 3000 Wörter hochballern, ein drei Tage Festival, wo sie sich immer näher kommen
Mir ging es jetzt mehr um die Kontraste, die ich weiter oben schon erklärt habe; an der eigentlichen Liebesgeschichte, die keine echte ist, bin ich gar nicht sooo interessiert. :) Sie verlieren sich ja auch gleich aus den Augen, vielleicht weil sie hunderte Kilometer entfernt wohnen; oder einfach die Substanz für eine Beziehung fehlt bzw. hätte sich Marie dann wohl bei ihm melden müssen, von selbst hätte er nicht angerufen. Ist aber offensichtlich nicht passiert ...
Meine 5 Cents.
Wohl mehr nen ganzer Euro! :D Ich danke dir herzlich für den ausführlichen Kommentar.

Dante

 

Das sei alles der Fantasie des Lesers überlassen; meiner Meinung nach muss ich das nicht besser ausleuchten ...

Das ist ja Ansichtssache und auch ein wenig eine Geschmacksfrage, deswegen sind wir ja irgendwie auch hier, oder? Um Meinung und Ansichten auszutauschen, sich bestenfalls inspirieren zu lassen.
Bitte lesen Sie ein wenig aufmerksamer
Ich hatte das schon gelesen mit dem Herzklopfen, es war mir aber von der Motivation bzw Reaktion her einfach etwas arg dünn. Ist natürlich eine Frage der Gewichtung, wie man etwas schreiben und darstellen will.

Wohl mehr nen ganzer Euro!
Na ja, ich sehe es so: Sauber kommentieren ist wie eine Geschichte schreiben, man lernt selber immer etwas. Ich versuche, den gleichen Maßstab an meine Kommentare zu legen wie an meine Geschichten, klappt nicht immer (bei beidem!), aber ich versuche es.

Gruss, Jimmy

 

Nemo gibt den Befehl, und die Nautilus taucht auf. Wir sind Arm in Arm kurz eingeschlafen, ich löse mich aus den Tentakeln.

Alle Wärme strahlt ins All ab.
ist für mich der Schlüsselsatz,

lieber Dante,

denn alles ist ja nicht nur grundsätzlich physikalischen Gesetzen unterworfen, sondern auch kultivierten in den psychischen und historischen Belangen, wie wir gerade in der Weltgeschichte erleben, dass man sich sicherheitshalber einen Zustand des überwunden geglaubten „kalten“, sprich „eingefrorenen“ Krieges wieder wünschen mag.

Ich muss gestehen, dass ich nie an einem Festival oder dergleichen Ereignissen teilgenommen habe (es wäre denn, man sieht von Grönemeier auf den Bonner Hofgartenwiesen annotobacco ab), also „eigentlich“ gar nicht mitreden dürfte. Erfahrungen mit Zeltplätzen (auch mit Kothen, dem „asiatischen“ Gegenstück zum Tipi) hab ich aber genug, aber wenn wir „hinne“ waren, hatten wir gesoffen. Mannbarkeitswahn halt … Aber an den Beatles kommt keiner mehr vorbei und ich bin von überzeugt, dass einiges von ihnen schon nahe beim Volksgut ist. Wie Yellow Submarine, mit dem Ringo das erste Mal auf Platte singen durfte … Auch ein seltsamer Hinweis auf den Zustand der Beatles, in den sie mit zunehmendem Erfolg gefangen waren. (Es gibt ein Interview mit McCartney, wo er sich über Freundschaft und Konkurrenz innerhalb der Band auslässt - hab aber nicht die Adresse im Netz parat ...) Aber ich will nicht langweilen, darum das, was ich kann -

und leider nicht zu knapp, denn schon hier brennt’s,

lieber Dante:

Jetzt, nach Zwölf, ist es leiser geworden, weniger CD-Player und Ghettoblaser, die noch Metal oder Grunge rausplärren – …
"zwölf", weil ein verkürztes "zwölf Uhr" und wie fühlt sich der Blaser an?

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen:
warum die Kommas? Weg mit ihnen!

Also penne ich vorne im Campingstuhl … und habe im Leben noch nie so gefroren, trotz Pulli, zwei T-Shirts und dem Regencape aus …
„trotz“ mag gesprochen den Genitiv verweigern, nicht aber schriftlich … „trotz Pullis“, es geht natürlich, wenn ich dem Pulli trotze ...

»Geht schon, danke.«
Ah – ich bin immer noch auf dem Kreuzzug „Rettet das Ausrufezeichen!!!“

wie auch hier

Sie küsst mich. Warum? »Wer bist du?«, frage ich.

»Komm.«

Beim Fragezeichen klappt es doch ...

... und navigiert uns durch drei Dimensionen: Hoch und Runter, Rollen, Gieren, bevor wir langsam abdriften.
Warum diese Substantivierungen, oben und unten, rechts und links, vor und hinter streben gar nicht danach, substantiviert & eingefroren zu werden.

Gern gelesen vom

Freatle,
der jetzt guckt, ob der Film nicht in irgendeiner Mediathek verborgen ruht ...

 

Moin @Friedrichard,

danke für die Fehlersuche; ich habe die ersten beiden sofort gekillt. "Trotz Pullis" finde ich irritierend, dann hat er plötzlich mehrere an, und es ist ja quasi "wörtliche Rede"; würde ich schleifen wollen. :) Und: Ich jage Ausrufezeichen: Weg mit denen! ;)

Liebe Grüße!

Der Dante

 

Moin @Dante,

sprachlich gut umgesetzt, der Text hat meine Aufmerksamkeit halten können. Das lag vor allem daran, dass ich mich immer wieder fragte, um was es hier genau geht. Sind wir hier auf einem anderen Planeten? Nein, dazu passt das Festival und der Audi nicht, aber er ist doch irgendwie Commander. Sind wir dann in seiner Fantasie, seiner Wahnvorstellung unterwegs? Dazu würde sicherlich passen, dass er von einem Drogentrip spricht, aber so ganz wird mir das nicht klar. Daher ist mir die Verortung schwer gefallen, manchmal dachte ich, wir sind auf der Erde, dann dachte ich wir sind möglicherweise doch auf dem Mond bzw. im Kosmos unterwegs. War für mich nicht ganz greifbar.

Was mich dann rausgekickt hat, war die Sexszene. Schließe mich da @jimmysalaryman an und kann mir nicht vorstellen, dass der nerdige Prota, der zumindest zu einem gewissen Teil in seinen eigenen Welten und Fantasien lebt, so routiniert und locker vorgeht. Würde er nicht erst einmal Ablehnung, Zweifel und Ängste entwickeln, die er dann mit einer Fantasiegeschichte angeht und die womöglich noch mit ihr teilt? Und warum verspürt so ein hübsches Mädchen den Wunsch, ihn abschleppen zu wollen und dann auch noch so vollkommen aus dem Blauen? Du schreibst als Antwort bei Jimmy dazu:

Nun, nur weil er introvertiert und ein wenig nerdy ist, heißt das ja noch lange nicht, dass da jetzt Gollum mit Hornbrille und Glubschaugen über das Festival schleicht ... :D Er kann ja eine durchaus liebenswert höfliche Art an den Tag legen, die Marie vielleicht mag; sie haben ja schon etwas Zeit beim Zeltaufbau miteinander verbracht ... vielleicht findet sie ihn süß; jedenfalls süß genug, um ihn zu verführen ... Vielleicht auch, weil er der einzig nüchterne Mann im Umkreis von 5 Kilometern ist^^; vielleicht hat sie auch nichts getrunken - oder hatte ein paar Prosecco zu viel. Wer weiß? Vielleicht wollte sie einfach ein Abenteuer mit nach Hause nehmen; vielleicht hat sie sich nach etwas Nähe gesehnt und er war eben der Nächstbeste ... und leichte Beute^^. Das sei alles der Fantasie des Lesers überlassen; meiner Meinung nach muss ich das nicht besser ausleuchten ...
Meiner Erfahrung nach sind Leute, die bei Festivals introvertiert, nerdy und dann auch noch nüchtern sind, Teil der Outgroup. Das zeigt sich ja auch, dass der Prota eigentlich lesen will und sich dort nicht wohlfühlt. Auf der anderen Seite haben wir ein attraktives Mädel, das sehr selbstbewusst, extravertiert und notgeil ist. Die sucht sich doch einen Typen, der in ihrer Liga spielt, der die gleichen Interessen hat und keinen unsicher wirkenden Nerd, der nicht in den Rahmen passt, oder?


So viele Zelte wie Sterne am Himmel, von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet, den Gaskochern, auf denen Pfannen oder lässig offene Konserven stehen: Ravioli, Chili con Carne oder gleich der Partytopf – alles Schutzhüllen aus leichten, geometrischen Formen: Dreiecke, Quadrate gegen die nächtliche Kälte; hier ein Polyeder oder ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe, da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners, und trotzdem im Mondstaub gelandet.
Habe ich langsam gelesen und im Grund lässt du mich als Leser wissen, dass eine große Anzahl von Zelten vorhanden ist, die anhand von Feuerzeugen und Kerzen beleuchtet werden und davor werden Konservendosen gekocht. Bei dem Computer von der Leistung eines Taschenrechners habe ich ein Fragezeichen und bei dem Mondstaub frage ich mich, wo genau wir hier sind? Auf dem Mond ein Festival, nein eher nicht, also in einer Umgebung, die an den Mond erinnert. Ich habe mich aber schon über die Feuerzeuge und Kerzen gewundert, ist das nicht gefährlich bei so einer Massenveranstaltung?

endlich keine grelle Kraterlandschaft, auf denen die Ameisenkolonie errichtet wurde für zwei endlos lange Festivaltage auf einem toten Flugplatz, der nur aus Gras und grauem Dreck besteht.
Das bestätigt meine Hypothese, dass die Umgebung lediglich an den Mond erinnert und sich der Prota da selbst etwas zusammenfantasiert.

Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr!
Er hat Fantasien davon ein Commander zu sein, ich lehne mich hier aus dem Fenster und tippe darauf, dass er sich irgendwie ein gutes Gefühl verschaffen muss, um seinen Selbstwert stabil zu halten. Da ist ein alternatives Narrativ naheliegend, ja, das kaufe ich.

Sie und ihre Freundin haben uns geholfen, die Ahle mit Steinen in den Boden zu hauen. Beide hübsche, fremde Wesen.
Er nennt die beiden hübschen Mädchen fremde Wesen. Das erweckt bei mir die Erwartung, dass wir es mit einem unsicheren Nerd zu tun haben, der kein Plan von Mädels hat.

Es gibt kein Wasser auf dem Mond, kein Leben auf dem Mars, nach dem wir so verzweifelt suchen in den Weiten des Kosmos … versteinerte Mikroben auf einem lächerlichen Felsen.
Das hat mich raus. Sind sie doch irgendwo anders und meine Interpretation ergibt keinen Sinn?

»Willst du?«, fragt sie mich. »Ja.«
Das ist mir zu plump, zu simpel. Bock auf Sex? Ja, sicher. Und Zack erledigt. Das traue ich ihm einfach nicht zu, dafür wird er im Vorfeld zu sehr als anders und weltfremd porträtiert, er sieht Mädels als fremde Wesen und entpuppt sich dann als routinierter Playboy, der überhaupt keine Zweifel oder Unsicherheiten hat? Wenn das so ist, weshalb ist er dann ein Nerd?
Apollo 11 hatte drei Beschleunigungsphasen, die letzte Raketenstufe katapultierte drei Menschen mit 39400 km/h zum Mond.
Ich habe mich gefragt, warum das erwähnt wird. Geht es darum, dass er am Ende doch ein Astronaut ist, der zurückblickt? Ich bleibe hier etwas ratlos zurück.

Vielen Dank für deine Geschichte, definitiv interessant zu lesen.

Beste Grüße
MRG

 

Hallo @Dante ,

nur kur, ist ja schon viel geschrieben worden. Ich kann mich ganz gut zwischen Novak und Jimmy verorten (bei Dante Friedchen habe ich mir vor allem beim Flusenlesen reingeluschert). Finde das auch 'süß' geschrieben im besten Sinne – also vielleicht eher 'sympathisch'. An Motivation fehlt es tatsächlich so ein bisschen, aber ja, ist ja auch wirklich ein kurzer Text und den wolltest du auch so schreiben und der hat dann auch Lücken. Also keep on trucking. Gern hier gewesen :)


Wer ist eigentlich immer dieser Finn? Und warum hat der Arme nur ein 'n'? :rolleyes:

Grüße von
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Dante,

mir hat deine Geschichte gefallen, auch wenn ich gewisse Start- und Weiterhinverstehprobleme hatte, aber dazu gleich mehr.

Ich fand die ironische Seite deines Protagonisten besonders gut, das hat mich gut in den Text gezogen, an manchen Stellen habe ich echt stocken müssen, weil ich es mir nicht übersetzen konnte, was du sagen/mitteilen wolltest.
Aber je mehr es dem Ende zu ging, desto verständlicher wurde es für mich.

Der Vergleich, dass sich dein Protagonist im Grunde seines Herzens wie ein Astronaut fühlt und zwei einer, der sich noch im All befindet, ist pfiffig und gefällt mir. Hat was.

Und übrigens auch hier bei dieser Geschichte spielt Musik eine Rolle, wenn auch eigentlich zunächst nur die des Handlungsortes und somit -Rahmens. Aber bezeichnend ist es schon, dass ich überall auf Musik treffe. Langsam bin ich hoch gespannt, ob die weitere Geschichte, nämlich die von MRG, die ich noch nicht gelesen habe, auch Musikelemente birgt.
Aber nun zur Textarbeit bzw. zu den Teilen, die ich mir erst etwas mühsam erschließen musste:

von Feuerzeugen hell und innen von Kerzen erleuchtet,
Bei den Feuerzeugen bin ich immer wieder hängengeblieben. Wieso Feuerzeugen aussen? Ja, wirst du sagen, es gab halt einige Festivalbesucher, die hatten sich nicht mit Taschenlampen ausgerüstet, sondern haben dann ihre Feuerzeuge genommen. Oder?
Aber es hat mich erstmal rausgehauen, weil ich das so unharmonisch in der Aufzählung fand.

ein Schlauchsystem wie eine gefräßige Raupe
Auch hier konnte und kann ich mir irgendwie nix vorstellen. Meinst du diese Zelte, die man aufblasen kann? Die haben ja an den Aussenseiten so Wülste, aber ich käme auch bei Einschaltung einer hohen Phantasiefrequenz nicht auf eine gefräßige Raupe. Obwohl ich den Ausdruck gut finde. Ich möchte ihn halt nur verstehen.
da steht der zerbrechliche Adler aus Goldfolie mit leichten Streben und einem Computer von der Leistung eines Taschenrechners,
Und ist es jetzt so, dass ich als jemand, der sich mit Si-Fi so rein gar nicht auskennt, eben dann auch im Regen steht, wenn du von einem zerbrechlichen Adler aus Goldfolie mit leichten Streben schreibst? Und was hat da ein Computer von der Leistung eines Taschenrechners dabei zu suchen? Ich finde da kein Bild in meinem Kopf, um dir folgen zu können. Ich verstehe aber, dass du offensichtlich immer auch ein paar spezifische Weltalldinge reinpacken möchtest.
Alle Wärme strahlt ins All ab.
Schöner Satz. Was eine Verschwendung mit der Wärme, nicht wahr?
endlich keine grelle Kraterlandschaft,
Wieso keine grelle Kraterlandschaft? Weil überall Leute rumstehen und damit den Boden nicht mehr sichtbar werden lassen? So ganz verstehe ich diesen Satzteil nicht.
Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr!
Ja, genau, das ist so fette Ironie, wie ich sie liebe. Schön geschrieben.
Oder ein Bier, das ich zwar nicht vertrage; muss mir trotzdem Mut antrinken – ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großes Geschäft.
Auch hier gute Begriffsspielerei mit einer guten Portion Ironie, genauer gesagt Selbstironie.
weil ich sonst zu viel Sand oder Ameisen oder Viren für eine Zombieapokalypse oder einen Alien-Parasiten reintrage, der mir später aus dem Brustkorb bricht.
Das hat mir auch prima gefallen, davon könnte ich stundenlang lesen.
die Ahle mit Steinen in den Boden zu hauen.
Ahle? Ich kenne nur Zeltheringe. Oder meinst du die gar nicht?
Beide hübsche, fremde Wesen.
Auf den Punkt angedeutet, was im Kopf des Protagonisten vorsich geht. Ich mag das, wenn man dazu nicht viele Worte benötigt.
Morgens wieder die schräge Convention aus Bordoffizieren und Aliens,
Ja, da ist sie wieder die saftige Ironie, die ich gerne lese.
Man sieht die Poren hinter der Schminke.
Gut beobachtet und man kann sich aussuchen, ob es nur das ist oder auch noch so etwas wie Kritik dahinter hervorblitzen soll.
Meine Schwester hat im März unser Elternhaus verkauft.
Eigentlich ist dieser Satz ein Fremdkörper, weil diese Info ja nicht in den Kontext passt und doch tut er es. Was den Protagonisten tatsächlich beschäftigt ist nicht die Teilnahme an diesem Festival, sondern das, was seine Schwester getan hat. Mir imponiert das immer, wenn ein Autor es schafft, ganz viel Infos über solche schlichten Sätze zu geben. Ich erfahre, dass die Eltern vermutlich kürzlich, vielleicht aber auch schon vor einiger Zeit verstorben sind, nungut vielleicht leben sie auch in einem Seniorenheim, aber zumindestens sind sie in einem Stadium, dass sie nicht mehr das Haus bewohnen können.
Er hat eine Schwester und die scheint offensichtlich die Agierende, vielleicht sogar die Bestimmende zu sein, denn sie verkauft, nicht er, nicht sie gemeinsam, sondern sie allein. Und er teilt damit auch etwas über die Distanz mit, die zwischen ihm und seiner Schwester besteht.

Wie gesagt, ich finde den Satz gut, wäre mir lieb gewesen, es hätten noch mehr solch unvermittelte Dinge wo im Text gestanden.

Dann dreht sich die Himmelsscheibe, es wird Nachmittag und Abend,
Toll formuliert das mit der Himmelsscheibe, die sich dreht.
»Öfters hier?«, antworte ich; finde mich dämlich. Aber sie lacht.
Wieder mal die Ironie, fein das.
die Entropie.
Musste ich googeln und hab den Begriff doch nicht verstanden.
Michael Collins in der Umlaufbahn …
Der Bezug zum All und einem Astronauten gefällt mir, ich gestehe allerdings, dass ich den Namen googeln musste. Ich kenne mich nicht mit allen erdenklichen Astronauten aus.

Marie packt den Steuerknüppel und navigiert uns durch drei Dimensionen:
Gelungene Umschreibung für den Sex, den sie haben.
Nemo gibt den Befehl, und die Nautilus taucht auf.
Dieser Satz passt nicht, auch wenn er mir gefällt, aber er passt deswegen nicht, weil du jetzt in die Unterseewelt abtauchst. Bleibe doch im All, es wird sich doch sicherlich ein entsprechender Satz finden.
ich löse mich aus den Tentakeln.
Herrlich ironisch und irgendwie auch auf den Punkt. Ich möchte nicht wissen, wieviele Männer die um sie geschlungenen Frauen-oder Mädchenarme als bedrückende Situation empfinden verbunden mit der Furcht, nicht wirklich davon loszukommen.
die wir nie anrufen werden …
Ich mag die Kürze, in der du das Scheitern dieser Begegnung eingefangen hast.
Apollo 11 hatte drei Beschleunigungsphasen, die letzte Raketenstufe katapultierte drei Menschen mit 39400 km/h zum Mond.
Ich verstehe diesen Satz zwar inhaltlich und finde einen weiteren Bezug zum Weltall auch passend, aber was du wirklich damit aussagen möchtest, bleibt mir verschlossen.

die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.
Ich liebe Katzen und somit auch diesen Satz.
Ich atme ein, atme aus … Lichter in der Nacht.
Gelungener Schluss.

Immer dann, wenn du sprachliche Punktlandungen machst, habe ich deinen Text sehr genossen. Mehr davon bitte.

Lieben Gruß

lakita

 

Und ist es jetzt so, dass ich als jemand, der sich mit Si-Fi so rein gar nicht auskennt, eben dann auch im Regen steht, wenn du von einem zerbrechlichen Adler aus Goldfolie mit leichten Streben schreibst? Und was hat da ein Computer von der Leistung eines Taschenrechners dabei zu suchen? Ich finde da kein Bild in meinem Kopf, um dir folgen zu können.
Die Mondlandefähre der Apollo hieß Eagle und wenn du sie im Netz suchst, wirst du die Assoziation verstehen. Und manche Zelte haben halt auch so einen Aufbau aus Goldfolie und Streben. Also wenige SciFi als Geschichte der Raumfahrt. Aber trotzdem eher für Space-Fans.

Und der Rechner, mit dem die NASA die Route der Apollo und des Landers berechnete, hatte weniger Leistung als ein moderner Taschenrechner. Das ist ein Running-Gag unter Nerds. :D

Liebe Grüße
von einem anderen Weltraum-Nerd

 

Alter Schwede, Major Tom auf dem Burning Man 1992
@Dante, ich fang mal mit der ältesten Geschichte an. Lass uns mal schauen ...

Jetzt, nach zwölf, ist es leiser geworden, weniger CD-Player und Ghettoblaster, die noch Metal oder Grunge rausplärren
Grunge aus dem Ghettoblaster, ich glaub, dein Astronaut ist aus Versehen in eine Zeitmaschine gestiegen. Und eigentlich wäre er ja gerne noch dreißig Jahre früher mit seiner Yellow Submarine gelandet.
Doch ich stelle mich der Aufgabe, als Commander, und öffne die blaue Luke, um ins DIXI-Klo zu steigen: auch eine Rettungskapsel, schön warm hier, aber … dieser Geruch; verdammt, ich brauche einen verspiegelten Helm mit eigener Sauerstoffzufuhr!
Welchen Baum hat der geraucht? Ein Misantrop, der lieber nachts bibbert, als die dreckigen Schuhe auszuziehen, ja, es sind seine Moonboots, macht ihn das anders? Er fühlt sich deplatziert, weil der Thorsten ihn dort hingeschleppt hat, so what? Und ja, aufm Dixi stinkts gewaltig. Mir entlockt das wenig mehr als ein Schmunzeln, sorry.
die Ahle mit Steinen in den Boden zu hauen
Ahle, hä? Ich kenn die nur als Werkzeug und das, was du meinst, als Heringe.

Was ich nicht ganz herstellen kann, ist ein Sinnzusammenhang zwischen dem, was erzählt wird. Grobe Poren hinter Schminke, Schwester Haus verkauft, Entropie, das rauscht so vorbei. Und die Marie, die wird so abrupt in die Geschichte gebeamt, dass die Erotik keine Zeit zur Entfaltung hat. Das einzige, was ich erfahre: Sie kann mit Heringen und Steuerknüppeln umgehen und das reicht offenbar aus, dass der Prota sich unsterblich in sie verliebt. Echt jetzt?

Ich bin verliebt. Ich war verliebt und werde sie immer lieben.
Unverständlich das für mich, wo kommt das her? Ich denke, für eine Liebesgeschichte fehlt etwas Fleisch an den Knochen und vor allem Strecke. Momentan ergeht sie sich nur in Andeutungen, die mich mit Fragezeichen zurücklassen. Was genau liebt er denn und wie kann dieser kurze Wimpernschlag einer flüchtigen Annäherung ein ganzes Leben prägen?
Das Gewicht ihrer Faust auf meiner Brust habe ich zeitlebens vermisst – die Schwerkraft einer Katze, die auf mir schlafend der Kälte des Alls trotzt.
Schönes Bild, da schwingt viel mit, Sehnsucht nach Bodenhaftung durch eine Liebe. Wenngleich ich mich frage, was dieses Kerntemperatur/ Sauerstoffdings mir in dem Zusammenhang sagen soll. Krankenhaus, hat er sein Leben gelebt und dem Quickie am Strand sein Leben lang hinterhergejault? Auch hier ist mir zu wenig Fleisch an der Story, das ist mehr so ein nackte Staffelei, wo jeder seine Bilder selbst draufstellen soll. Mir sind die Lücken, die ich füllen soll, leider zu groß.

Also nix für Ungut, mich hat der Zauber der Geschichte, den andere wahrnehmen, leider so nicht erreicht. Peace, l2f

 

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