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Mykophobie
Wir haben immer nach Vorschrift gehandelt und ich bin mir keiner Schuld bewusst, was die Tode meiner Kollegen betrifft. Deshalb bin ich auch gerne bereit diesem Ausschuss im Detail von den Geschehnissen zu berichten.
Als wir bemerkten, dass wir von unserem Kurs abgekommen waren, war es wahrscheinlich schon zu spät. Wir versuchten Kontakt mit der Kolonie aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Unser Schiff war in ein unentdecktes System eingedrungen und hatte keine Verbindung mehr zu Komm-Satelliten. Der Blackbox zufolge hat uns ein KI-Fehler des Schiffs direkt an unserem Ziel vorbeigeführt, während wir noch in der Stase waren. Erst im Landeanflug auf diesen Planeten wurden wir von der KI geweckt.
Die Scans ergaben, dass sich sowohl Wasser als auch Leben darauf befanden. Da wir niemanden kontaktieren konnten, setzten wir die Landung fort. Auch wenn Sie versuchen werden, das als Fehler unsererseits darzustellen, wissen Sie genau, dass es unsere Pflicht war, so viele Daten zu sammeln wie möglich. Da wir eine Landung für sicher erachteten, nachdem wir die Scans auswerteten, entschlossen wir uns zu einer kurzen Erkundung.
Beim Eintritt in die Atmosphäre konnten wir sehen, was die Sensoren bereits wussten. Ein Planet überzogen von Fungi. Aber nicht wie die, die uns bereits bekannt waren. Hier war nicht nur der Boden von Pilzen und Myzelien überzogen. Es waren Gebirge aus Fungi. Die Atmosphäre war durchzogen von Nebelschwaden aus Sporen. Die Pilze selbst schimmerten fast metallisch in grellen, sich beißenden Farben. Unter den Sporen tat sich uns ein organisches Kaleidoskop auf. Violett, Grün, Gelb, und Orange waren am meisten vertreten. Alles so grell, wie ich es in der Natur noch nicht gesehen hatte. Der Planet erinnerte an die Farbenpracht exotischer Vögel, nur in einer noch beeindruckenderen Vielfalt.
Wir landeten das Schiff also auf einer größeren Fläche, die nur mit kleinen, aber nicht weniger bunten Fungi bewachsen war. Das Aufsetzen des Schiffs auf der Wiese aus Pilzen wirbelte die Sporen auf. Das Schiff war daraufhin von einer Wolke umgeben. Die Atmosphäre hatte zwar ein gutes Sauerstofflevel, trotzdem entschlossen wir uns, Schutzanzüge zu tragen, um die Sporen nicht einzuatmen.
Wir verließen also alle drei das Schiff. Nick nahm den portablen Scanner mit. Er stellte eine extrem hohe Dichte an Leben fest. Doch nicht nur Pilze. Vor uns lag ein Wald. Riesige, bedrohlich wirkende Bäume. Auch sie waren mit Pilzen überzogen. Der ganze Planet und alles darauf schien von ihnen bedeckt zu sein und in Symbiose zu verschmelzen. Hinter dem Wald erhob sich ein gewaltiger Berg. Doch auch der war lebendig. Er war steil und die Spitze lief rundlich zu. Orange glänzte er im Sonnenlicht durch den dichten Sporennebel über die grünen Baumkronen und die violett bewachsenen Stämme. Wie gelber Staub lagen die Sporen in der Luft, was unsere Sicht einschränkte. Ringsherum sahen wir nur bergartige Fungi, oder riesige Pilze samt Stiel und Hut.
Beim Scannen nach nicht organischem Material konnte Nick dann jedoch etwas ausmachen. Auf dem Bildschirm sah es aus wie ein tatsächlicher Berg, auch wenn er ungewöhnlich einsam und ohne Gebirge zwischen den viel größeren Pilzen unterging. Außerdem konnten wir durch den Scan ein Tunnelsystem erahnen. Natürlich protestierte ich direkt, als Nick und Emma vorschlugen, durch den Wald in Richtung dieser Entdeckung zu gehen. Meiner Meinung nach hatten wir genug gesehen. Wir hätten wieder abheben und den Planeten beim Amt für Systemerfassung als potenziell bewohnt melden sollen. Doch die beiden waren überzeugt, dass wir uns sicher nicht gefährden würden, wenn wir einen Blick auf den seltsamen Hügel werfen. Also wären wir immer noch verpflichtet, mehr herauszufinden.
Der gesamte Wald schien in einer Symbiose mit den Pilzen zu leben. Die Baumstämme waren genauso überwuchert, wie der Waldboden. Emma erklärte uns, dass Pilze, die an lebenden Bäumen wachsen, eigentlich parasitär sind. Wir bewegten uns also nicht durch ein friedliches Naturschauspiel, sondern durch die gewaltsame Zersetzung des gesamten Waldes. Und auf dem Boden und dem toten Holz wuchsen schon die nächsten Pilze, die sich von Pflanzenresten ernährten und das Schlachtfeld aufräumten. Von uns drei kannte Emma sich am besten mit Pilzen aus. Sie arbeitete eine ganze Weile auf einem Planeten, auf dem ein ganzer Kontinent von Fungi dominiert wurde. Doch auch sie hatte so etwas noch nicht gesehen. Die Masse und Farbenvielfalt ließen den Planeten fremdartig wirken. Wie jeder waren wir davon ausgegangen, dass wegen der hohen Ansprüche für Leben alle bewohnten Planeten erdähnlich wären.
Wir näherten uns dem Ende des Waldes. Tatsächlich sahen wir eine größere Fläche. Wie absichtlich angelegte Felder. Und dahinter der Berg. Zwischen den Pilzen stach er deutlich hervor. Eigentlich sah er nur aus, wie ein riesiger Erdhaufen. Ein brauner Kontrast zu der visuellen Reizüberflutung, die der Planet sonst bot. Neben einem der Felder führte ein kleiner Weg in Richtung der Siedlung. Als wir ihn entlanggingen, bemerkten wir, dass auf dem Feld irgendeine sehr kurzhalmige Getreideart wuchs. Die Ähren waren ebenfalls von Parasiten befallen. Mutterkornpilze, laut Emma. Auch als wir näher auf den Berg zukamen, sahen wir noch keine Anzeichen von Bewohnern dieses bizarren Planeten. Auch die anderen beiden schienen immer verunsicherter und unser Gang wurde langsamer und weniger zielstrebig.
Der Weg war mehr plattgetreten, als bewusst angelegt und führte direkt auf den Berg zu. Anscheinend sogar in ihn hinein, da wir auf einen rundlichen Höhleneingang zugingen. Das bestätigte also die Existenz des Höhlensystems.
Wir hatten jedoch nicht die Gelegenheit darüber zu diskutieren, ob wir hinein gehen sollten. Es kam nämlich schon etwas hinaus. Mindestens hundert humanoide Insektenwesen strömten heraus. Erst sehr eilig, dann als sie uns bemerkten, genauso zögerlich wie wir es vorher waren. Ihr Oberkörper war aufrecht, doch sie liefen auf vier Beinen, von denen zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtet waren. Ihr Körper war dunkelbraun und man konnte die härte ihres Exoskeletts erahnen. Sie trugen schlichte graue Gewänder, die formlos an ihnen runterhingen. Aus deren Ärmel ragten je zwei dürre, handlose Arme, die spärlich mit langen borstenartigen Haaren bedeckt waren. Ihre Köpfe waren unproportional groß. Darauf thronten zwei schwarze Kuppeln, die wohl ihre Augen waren. Dazu hatten sie sehr feine, aber recht lange Fühler. Ihre Mäuler waren klein und schienen größtenteils aus einem hervorstehenden Unterkiefer zu bestehen, der selbst noch mal kleine Auswüchse hatte. Links und rechts davon hatten sie zangenartige Mundwerkzeuge, die im Verhältnis zu ihrem Kopf aber zu klein waren, um noch eine wichtige Funktion zu erfüllen. Sie bewegten sich schnell und ruckartig. Ihre Bewegungen selbst waren kaum zu sehen und erst wieder sichtbar, wenn sie kurz innehielten.
Einige von ihnen kamen neugierig näher, die meisten blieben jedoch mit genügend Abstand stehen. Wir standen angewurzelt da und beobachteten die abscheulichen Bewohner so, wie sie uns beobachteten. Vielleicht hielten sie uns für genauso bizarr und hässlich. Wie sich später herausstellte wussten sie aber nicht mal, dass das was sie da sahen nur Raumanzüge und nicht unsere wirkliche Gestalt waren.
Offenbar konnten sie ohnehin nicht besonders gut sehen. Die wenigen mutigen unter ihnen kamen nämlich immer näher. Zu nah. Sie streckten ihre furchtbaren Mäuler direkt in unser Gesicht und begannen uns mit ihren grotesken Fühlern abzutasten. Ich bekam Gänsehaut. Wenn ich den Anzug nicht getragen hätte, wäre ich vermutlich ausgewichen, oder hätte einen Satz nach hinten gemacht. Doch keiner von uns rührte sich. Wir sagten auch nichts. Der Schock hatte uns eingefroren und ich glaube unterbewusst waren wir uns auch einig, dass wir sie weder verärgern noch aufregen wollten.
Es dauerte vermutlich nur ein paar Sekunden, doch die zogen sich widerlich in die Länge, während wir die grässlichen Insekten aus nächster Nähe betrachten mussten. Als sie fertig mit ihrer ersten Begutachtung waren gingen sie wieder ein paar Schritte zurück. Wir tauschten ein paar nichtssagende, stumme Blicke aus. Anscheinend fiel niemandem von uns in dieser Situation eine sinnvolle Anmerkung ein. Wir hatten auch nicht viel Zeit, um uns eine zu überlegen, denn es kam schon der nächste Außerirdische auf uns zu. Er hielt jedoch etwas in seiner „Hand“. Ein kleines, technologisches Gerät, nicht unähnlich unseres mobilen Scanners. Es passte überhaupt nicht in das Bild dieser sonst so primitiv wirkenden Spezies.
Er richtete es zuerst auf mich. Offenbar kommunizierte er damit mit dem Anzug. Aber nicht mit mir und nicht mit dem Komm-System, sondern mit dem Anzug selbst. Von dem was ich von meinen Anzeigen ablesen konnte, wertete er alle möglichen Daten und Systemwerte aus. Dann richtete er das Gerät auf Nick und ich kam ins Grübeln. Warum sollten sie diese Daten interessieren? Alles was sie jetzt wussten war, dass unsere Anzüge fehlerfrei funktionierten. Er richtete das Gerät auf Emma, als mir der Gedanke kam.
Vielleicht dachten sie wir wären die Anzüge. Vielleicht dachten sie wir wären Roboter. Schließlich konnten sie unsere Gesichter nicht sehen und mit ihren Fühlern hatten sie nur künstliches Material ertasten können. Ich fasste den Schluss, vielleicht etwas unüberlegt, ihnen zu zeigen was wir eigentlich waren. Das war also der Moment, in dem ich meinen Helm abnahm. Aus ihrer etwas erschrockenen Reaktion leite ich bis heute ab, dass ich mit meiner Annahme recht hatte. In dem Augenblick hatte ich allerdings nicht wirklich Zeit darüber nachzudenken.
Das lag daran, dass ich schon bei meinem ersten Atemzug anfing mich seltsam zu fühlen. Die bunten Farben wirkten plötzlich noch greller. Sie schienen ineinander zu verlaufen wie farbige Tinte auf nassem Papier. Alles roch gelb, obwohl es eher rosa schmeckte. Die Raumanzüge der Anderen waren wie metallene Sarkophage. Organisch atmeten und pulsierten sie. Sie wirkten besorgt. Die Fremden wiederum strahlten eine beruhigende Gelassenheit aus, die sofort auf mich abfärbte. Meine Sinne ordneten sich nach kurzer Zeit wieder in die gewohnten Muster, doch mein Geisteszustand hielt an. Ich war ruhig. Entspannt. Selbst die vorher so abscheulich wirkenden Kreaturen des Planeten machten mir keine Angst mehr. Im Gegenteil. Ich fühlte mich mit Ihnen verbunden. Vielleicht fanden sie ein menschliches Gesicht ja genauso grotesk und hässlich.
Jedenfalls rührte sich erstmal niemand mehr. Sie starrten mich nur an. Auch meine Kollegen standen regungslos da. Selbst durch ihre Helme konnte ich spüren, wie schockiert sie von meiner Fahrlässigkeit waren. Ich versicherte ihnen, dass es mir gut ging.
Als ich mit ihnen sprach, tat sich etwas in der Menge aus Außerirdischen. Sie schienen miteinander zu reden. Ein schabendes, kratzendes Geräusch ging von ihnen aus. Sie bewegten ihre Körper dafür, nicht ihre Mäuler. Durch ihre Kleidung war es schwer zu erkennen, doch ich glaube sie rieben einen Teil ihres Körpers an einen anderen. Abwechselnd, wie bei einem Gespräch ertönte das surrende Geräusch. Ich war fasziniert von ihrer Diskussion. Davon wie unsicher sie auf uns reagierten.
Meine Kollegen waren immer noch angewidert, das merkte ich. Immer noch versteckten sie sich in ihren toten Exoskeletten.
Als die Bewohner mit ihrem Gespräch über uns fertig waren, trat noch einer von ihnen aus dem Eingang. Er war etwas anders gekleidet als der Rest. Er trug zwar eine ähnliche schlichte Robe, doch seine hatte eine große, spitz-zulaufende Kapuze. Sie verdeckte eigentlich nur den Hinterkopf, endete also knapp hinter seinen Augen. Fast komisch wirkten die Löcher, durch die seine Antennen ragten.
Er trat näher an uns heran und stand jetzt zwischen seinen Artgenossen und uns. Ich fühlte mich direkt mit ihm verbunden und wusste, dass er uns wohlwollend betrachtete. Er drehte sich um, ging wieder in Richtung der Höhle und ich folgte.
Emma schrie mich an, fragte, ob ich wahnsinnig sei. Den Bewohnern gefiel das nicht. Mir auch nicht. Ich erklärte ihr, dass es sicher war. Schließlich wollte er uns nur etwas zeigen, sagte ich. Beide waren verwundert, dass ich so sicher war. Nick stimmte mir jedoch zu. Wenn auch nur aus Neugier.
Wir folgten also in das Tunnelsystem. Selbst Emma kam nach. Wir gingen durch einfache, braune, dunkle Tunnel. Immer wieder kamen wir an Abzweigungen vorbei, bis wir einen kreisrunden Raum erreichten. In dem Raum stand nur ein Tisch und ein Kessel hing über einer kleinen Feuerstelle. Das Feuer war genau mittig unter einem Loch in der Decke. Selbst hier drin schwebten die Sporen und setzten sich auf den Wänden ab. Auf dem Tisch lagen verschiedene Pilz und Pflanzenstücke. Der Außerirdische warf einige davon in den Kessel, in dem bereits Wasser war. Die restlichen Bewohner versammelten sich im Kreis an der Wand entlang. Mit einem Stock rührte der Bewohner mit der Kapuze in den Kessel. Ein anderer hatte zuvor mit einem kleinen Laser das Feuer angezündet.
Emma war leider immer noch aufgebracht. Sie versuchte uns dazu zu überreden, den Planeten zu verlassen. Sie meinte, wir hätten genug gesehen und jemand anders könnte herausfinden, was hier los war. Doch ich war mir sicher, dass es gut für uns war. Eigentlich war ich mir auch genauso sicher, dass die beiden das noch erkennen würden.
Schließlich schöpfte der Bewohner die Flüssigkeit aus dem Kessel in kleine Holzschalen. Ich überredete Nick dazu, seinen Helm abzunehmen. Es war ein befreiendes Gefühl, versicherte ich ihm. Als er es dann tat, wurde ihm wohl schwindelig. Zumindest ließ er den Helm fallen und machte einen unkontrollierten Schritt zurück. Trotzdem wusste ich, dass es einen ähnlichen Effekt auf ihn haben musste wie auf mich. Ich fühlte mich nämlich sofort viel verbundener mit ihm. Jedoch nahm er es nicht so gut an, wie ich. Er starrte konzentriert auf den Boden. Als ob er sich sammeln müsse.
Der Außerirdische reichte uns also die Schüsseln. Nick und ich nahmen sie auch an. Nur Emma schlug sie runter. Sie fing wieder an uns anzuschreien. Ich war enttäuscht. Sie trat sogar den Kessel um und warf alles vom Tisch. Sie schrie, wir hätten den Verstand verloren, würden uns umbringen. Dann versuchte sie rauszustürmen. Einer der Bewohner griff sie jedoch mühelos in einer fast unsichtbaren, ruckartigen Bewegung und trug sie nach draußen. Zwei andere folgten ihnen.
Nick sah mich mit großen Augen an. Er war offensichtlich nicht ganz bei sich. Das nutzte ich aus und sagte ihm, er solle aus der Schale trinken. Als ich sah, dass er es tat, trank auch ich das Gebräu aus. Meine Beine wurden weich und ich setze mich auf den Boden. Nick fiel eher.
Der Planet wurde klein unter mir. Winzig. Ich starrte ins All. Dann direkt in die Sonne. Sie war überzogen mit helleren und dunkleren Flecken, aus denen mir immer wieder Eruptionen wie Tentakel entgegenschossen. Unbarmherzig drang ihre Strahlung auf alles ein. Die Planeten kreisten um sie und an mir vorbei. Riesige, kalte, tote, gleichgültige Götter. In ständiger Wechselwirkung kreisten sie in ihrem Pantheon um ihre Königin. Sie schützte und wärmte sie, nur um sie irgendwann zu vernichten, zu verschlucken und eins zu werden. Doch sie ist nicht allmächtig. Je weiter ich hinaussah, desto mehr wie sie gibt es und desto willkürlicher erschien sie. Doch nicht für uns. Für uns ist sie alles. Auf uns wirken diese uralten Götter ihre Macht aus.
Als ich wieder zu mir kam, war ich sehr zufrieden. Ich verstand, dass ich Teil von etwas Großem war. Das machte mich sehr stolz und gleichzeitig unendlich demütig, da ich ja nur so einen kleinen Teil darstellte. Nick schien es anders zu gehen. Zitternd und schwitzend saß er neben mir. Was das alles zu bedeuten hätte, fragte er. Ich wunderte mich nur, wie er so blind sein konnte.
Langsam und wackelig stand er auf. Er meinte wir sollten gehen. Doch sobald er aufrecht war, krümmte er sich schon wieder und erbrach eine gelbliche Flüssigkeit. Mitleid überkam mich. Ich begann zu weinen, als einer der Bewohner ihn zu Boden drückte. Mehr kamen dazu. Blitzschnell bewegten sie sich auf ihn zu. Mit ihrer bloßen Kraft zerrissen sie seinen Anzug. Er wehrte sich natürlich. Strampelnd wie ein Käfer auf dem Rücken lag er dar, während sie anfingen, sein Fleisch mit ihren Mundwerkzeugen Auszureißen. Nick tat mir so leid, trotzdem verstand ich, warum sie es taten. Die Außerirdischen schoben sich sein Fleisch mit ihren Werkzeugen in das, was man ihre Mäuler. Sie kauten nicht, sondern zersetzen es zu einer schleimigen Masse, die sie tranken. Nick schrie und blutete. Mindestens sechs Bewohner kümmerten sich um ihn. Ich weinte und schluchzte, bis er verstummte.
Der Bewohner mit der Kapuze ging hinaus und ich folgte ihm. Er führte mich noch einmal zu Emma. Sie war angelehnt an einen großen Pilz, der in wunderschönem violett metallisch schimmerte. Auch sie war von ihrem Anzug befreit worden. Ihr Körper war von einem weißen Gewebe überzogen. Wie Adern, die immer wieder abzweigten, lag es über ihr. Es schien aus dem Pilz hinaus und in sie hineinzuwachsen. Mit ihr hatte ich weniger Mitleid. Nick wurde abgelehnt, doch Emma hat es aus freiem Willen getan. Schwach blinzelnd sah sie mich an. Ihr Körper war bereits völlig schlaff, mager und ihr Gesicht eingefallen.
Der Bewohner begleitete mich weiter zu unserem Schiff. Es war mittlerweile voller Sporen. Hier, nur zu zweit, teilte er auch das letzte Geheimnis mit mir. Er nahm seine Kapuze ab und zeigte mir den Pilz, der aus seinem Hinterkopf wuchs. Eine strahlend orange Kugel auf einem dünnen Stiel, fast für ein zweiter Kopf. Ich verstand sofort, ging in das Stift und trat meine Heimreise an.
Glücklicherweise haben die Sporen den Flug gut überstanden und wie Sie sehen konnten, haben sie sich bei der Landung verteilt. Als Missionar ist meine Aufgabe also erstmal erledigt. Bei ihrer ersten Ankunft haben sie uns zu dem gemacht, was wir sind. Haben unseren Geist erweitert. Jetzt beginnt die nächste Stufe.