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Mykophobie

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15.09.2022
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Mykophobie

Mykophobie​

Wir haben immer nach Vorschrift gehandelt und ich bin mir keiner Schuld bewusst, was die Tode meiner Kollegen betrifft. Deshalb bin ich auch gerne bereit diesem Ausschuss im Detail von den Geschehnissen zu berichten.

Als wir bemerkten, dass wir von unserem Kurs abgekommen waren, war es wahrscheinlich schon zu spät. Wir versuchten Kontakt mit der Kolonie aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Unser Schiff war in ein unentdecktes System eingedrungen und hatte keine Verbindung mehr zu Komm-Satelliten. Der Blackbox zufolge hat uns ein KI-Fehler des Schiffs direkt an unserem Ziel vorbeigeführt, während wir noch in der Stase waren. Erst im Landeanflug auf diesen Planeten wurden wir von der KI geweckt.

Die Scans ergaben, dass sich sowohl Wasser als auch Leben darauf befanden. Da wir niemanden kontaktieren konnten, setzten wir die Landung fort. Auch wenn Sie versuchen werden, das als Fehler unsererseits darzustellen, wissen Sie genau, dass es unsere Pflicht war, so viele Daten zu sammeln wie möglich. Da wir eine Landung für sicher erachteten, nachdem wir die Scans auswerteten, entschlossen wir uns zu einer kurzen Erkundung.

Beim Eintritt in die Atmosphäre konnten wir sehen, was die Sensoren bereits wussten. Ein Planet überzogen von Fungi. Aber nicht wie die, die uns bereits bekannt waren. Hier war nicht nur der Boden von Pilzen und Myzelien überzogen. Es waren Gebirge aus Fungi. Die Atmosphäre war durchzogen von Nebelschwaden aus Sporen. Die Pilze selbst schimmerten fast metallisch in grellen, sich beißenden Farben. Unter den Sporen tat sich uns ein organisches Kaleidoskop auf. Violett, Grün, Gelb, und Orange waren am meisten vertreten. Alles so grell, wie ich es in der Natur noch nicht gesehen hatte. Der Planet erinnerte an die Farbenpracht exotischer Vögel, nur in einer noch beeindruckenderen Vielfalt.

Wir landeten das Schiff also auf einer größeren Fläche, die nur mit kleinen, aber nicht weniger bunten Fungi bewachsen war. Das Aufsetzen des Schiffs auf der Wiese aus Pilzen wirbelte die Sporen auf. Das Schiff war daraufhin von einer Wolke umgeben. Die Atmosphäre hatte zwar ein gutes Sauerstofflevel, trotzdem entschlossen wir uns, Schutzanzüge zu tragen, um die Sporen nicht einzuatmen.

Wir verließen also alle drei das Schiff. Nick nahm den portablen Scanner mit. Er stellte eine extrem hohe Dichte an Leben fest. Doch nicht nur Pilze. Vor uns lag ein Wald. Riesige, bedrohlich wirkende Bäume. Auch sie waren mit Pilzen überzogen. Der ganze Planet und alles darauf schien von ihnen bedeckt zu sein und in Symbiose zu verschmelzen. Hinter dem Wald erhob sich ein gewaltiger Berg. Doch auch der war lebendig. Er war steil und die Spitze lief rundlich zu. Orange glänzte er im Sonnenlicht durch den dichten Sporennebel über die grünen Baumkronen und die violett bewachsenen Stämme. Wie gelber Staub lagen die Sporen in der Luft, was unsere Sicht einschränkte. Ringsherum sahen wir nur bergartige Fungi, oder riesige Pilze samt Stiel und Hut.

Beim Scannen nach nicht organischem Material konnte Nick dann jedoch etwas ausmachen. Auf dem Bildschirm sah es aus wie ein tatsächlicher Berg, auch wenn er ungewöhnlich einsam und ohne Gebirge zwischen den viel größeren Pilzen unterging. Außerdem konnten wir durch den Scan ein Tunnelsystem erahnen. Natürlich protestierte ich direkt, als Nick und Emma vorschlugen, durch den Wald in Richtung dieser Entdeckung zu gehen. Meiner Meinung nach hatten wir genug gesehen. Wir hätten wieder abheben und den Planeten beim Amt für Systemerfassung als potenziell bewohnt melden sollen. Doch die beiden waren überzeugt, dass wir uns sicher nicht gefährden würden, wenn wir einen Blick auf den seltsamen Hügel werfen. Also wären wir immer noch verpflichtet, mehr herauszufinden.

Der gesamte Wald schien in einer Symbiose mit den Pilzen zu leben. Die Baumstämme waren genauso überwuchert, wie der Waldboden. Emma erklärte uns, dass Pilze, die an lebenden Bäumen wachsen, eigentlich parasitär sind. Wir bewegten uns also nicht durch ein friedliches Naturschauspiel, sondern durch die gewaltsame Zersetzung des gesamten Waldes. Und auf dem Boden und dem toten Holz wuchsen schon die nächsten Pilze, die sich von Pflanzenresten ernährten und das Schlachtfeld aufräumten. Von uns drei kannte Emma sich am besten mit Pilzen aus. Sie arbeitete eine ganze Weile auf einem Planeten, auf dem ein ganzer Kontinent von Fungi dominiert wurde. Doch auch sie hatte so etwas noch nicht gesehen. Die Masse und Farbenvielfalt ließen den Planeten fremdartig wirken. Wie jeder waren wir davon ausgegangen, dass wegen der hohen Ansprüche für Leben alle bewohnten Planeten erdähnlich wären.

Wir näherten uns dem Ende des Waldes. Tatsächlich sahen wir eine größere Fläche. Wie absichtlich angelegte Felder. Und dahinter der Berg. Zwischen den Pilzen stach er deutlich hervor. Eigentlich sah er nur aus, wie ein riesiger Erdhaufen. Ein brauner Kontrast zu der visuellen Reizüberflutung, die der Planet sonst bot. Neben einem der Felder führte ein kleiner Weg in Richtung der Siedlung. Als wir ihn entlanggingen, bemerkten wir, dass auf dem Feld irgendeine sehr kurzhalmige Getreideart wuchs. Die Ähren waren ebenfalls von Parasiten befallen. Mutterkornpilze, laut Emma. Auch als wir näher auf den Berg zukamen, sahen wir noch keine Anzeichen von Bewohnern dieses bizarren Planeten. Auch die anderen beiden schienen immer verunsicherter und unser Gang wurde langsamer und weniger zielstrebig.

Der Weg war mehr plattgetreten, als bewusst angelegt und führte direkt auf den Berg zu. Anscheinend sogar in ihn hinein, da wir auf einen rundlichen Höhleneingang zugingen. Das bestätigte also die Existenz des Höhlensystems.

Wir hatten jedoch nicht die Gelegenheit darüber zu diskutieren, ob wir hinein gehen sollten. Es kam nämlich schon etwas hinaus. Mindestens hundert humanoide Insektenwesen strömten heraus. Erst sehr eilig, dann als sie uns bemerkten, genauso zögerlich wie wir es vorher waren. Ihr Oberkörper war aufrecht, doch sie liefen auf vier Beinen, von denen zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtet waren. Ihr Körper war dunkelbraun und man konnte die härte ihres Exoskeletts erahnen. Sie trugen schlichte graue Gewänder, die formlos an ihnen runterhingen. Aus deren Ärmel ragten je zwei dürre, handlose Arme, die spärlich mit langen borstenartigen Haaren bedeckt waren. Ihre Köpfe waren unproportional groß. Darauf thronten zwei schwarze Kuppeln, die wohl ihre Augen waren. Dazu hatten sie sehr feine, aber recht lange Fühler. Ihre Mäuler waren klein und schienen größtenteils aus einem hervorstehenden Unterkiefer zu bestehen, der selbst noch mal kleine Auswüchse hatte. Links und rechts davon hatten sie zangenartige Mundwerkzeuge, die im Verhältnis zu ihrem Kopf aber zu klein waren, um noch eine wichtige Funktion zu erfüllen. Sie bewegten sich schnell und ruckartig. Ihre Bewegungen selbst waren kaum zu sehen und erst wieder sichtbar, wenn sie kurz innehielten.

Einige von ihnen kamen neugierig näher, die meisten blieben jedoch mit genügend Abstand stehen. Wir standen angewurzelt da und beobachteten die abscheulichen Bewohner so, wie sie uns beobachteten. Vielleicht hielten sie uns für genauso bizarr und hässlich. Wie sich später herausstellte wussten sie aber nicht mal, dass das was sie da sahen nur Raumanzüge und nicht unsere wirkliche Gestalt waren.

Offenbar konnten sie ohnehin nicht besonders gut sehen. Die wenigen mutigen unter ihnen kamen nämlich immer näher. Zu nah. Sie streckten ihre furchtbaren Mäuler direkt in unser Gesicht und begannen uns mit ihren grotesken Fühlern abzutasten. Ich bekam Gänsehaut. Wenn ich den Anzug nicht getragen hätte, wäre ich vermutlich ausgewichen, oder hätte einen Satz nach hinten gemacht. Doch keiner von uns rührte sich. Wir sagten auch nichts. Der Schock hatte uns eingefroren und ich glaube unterbewusst waren wir uns auch einig, dass wir sie weder verärgern noch aufregen wollten.

Es dauerte vermutlich nur ein paar Sekunden, doch die zogen sich widerlich in die Länge, während wir die grässlichen Insekten aus nächster Nähe betrachten mussten. Als sie fertig mit ihrer ersten Begutachtung waren gingen sie wieder ein paar Schritte zurück. Wir tauschten ein paar nichtssagende, stumme Blicke aus. Anscheinend fiel niemandem von uns in dieser Situation eine sinnvolle Anmerkung ein. Wir hatten auch nicht viel Zeit, um uns eine zu überlegen, denn es kam schon der nächste Außerirdische auf uns zu. Er hielt jedoch etwas in seiner „Hand“. Ein kleines, technologisches Gerät, nicht unähnlich unseres mobilen Scanners. Es passte überhaupt nicht in das Bild dieser sonst so primitiv wirkenden Spezies.

Er richtete es zuerst auf mich. Offenbar kommunizierte er damit mit dem Anzug. Aber nicht mit mir und nicht mit dem Komm-System, sondern mit dem Anzug selbst. Von dem was ich von meinen Anzeigen ablesen konnte, wertete er alle möglichen Daten und Systemwerte aus. Dann richtete er das Gerät auf Nick und ich kam ins Grübeln. Warum sollten sie diese Daten interessieren? Alles was sie jetzt wussten war, dass unsere Anzüge fehlerfrei funktionierten. Er richtete das Gerät auf Emma, als mir der Gedanke kam.

Vielleicht dachten sie wir wären die Anzüge. Vielleicht dachten sie wir wären Roboter. Schließlich konnten sie unsere Gesichter nicht sehen und mit ihren Fühlern hatten sie nur künstliches Material ertasten können. Ich fasste den Schluss, vielleicht etwas unüberlegt, ihnen zu zeigen was wir eigentlich waren. Das war also der Moment, in dem ich meinen Helm abnahm. Aus ihrer etwas erschrockenen Reaktion leite ich bis heute ab, dass ich mit meiner Annahme recht hatte. In dem Augenblick hatte ich allerdings nicht wirklich Zeit darüber nachzudenken.

Das lag daran, dass ich schon bei meinem ersten Atemzug anfing mich seltsam zu fühlen. Die bunten Farben wirkten plötzlich noch greller. Sie schienen ineinander zu verlaufen wie farbige Tinte auf nassem Papier. Alles roch gelb, obwohl es eher rosa schmeckte. Die Raumanzüge der Anderen waren wie metallene Sarkophage. Organisch atmeten und pulsierten sie. Sie wirkten besorgt. Die Fremden wiederum strahlten eine beruhigende Gelassenheit aus, die sofort auf mich abfärbte. Meine Sinne ordneten sich nach kurzer Zeit wieder in die gewohnten Muster, doch mein Geisteszustand hielt an. Ich war ruhig. Entspannt. Selbst die vorher so abscheulich wirkenden Kreaturen des Planeten machten mir keine Angst mehr. Im Gegenteil. Ich fühlte mich mit Ihnen verbunden. Vielleicht fanden sie ein menschliches Gesicht ja genauso grotesk und hässlich.

Jedenfalls rührte sich erstmal niemand mehr. Sie starrten mich nur an. Auch meine Kollegen standen regungslos da. Selbst durch ihre Helme konnte ich spüren, wie schockiert sie von meiner Fahrlässigkeit waren. Ich versicherte ihnen, dass es mir gut ging.

Als ich mit ihnen sprach, tat sich etwas in der Menge aus Außerirdischen. Sie schienen miteinander zu reden. Ein schabendes, kratzendes Geräusch ging von ihnen aus. Sie bewegten ihre Körper dafür, nicht ihre Mäuler. Durch ihre Kleidung war es schwer zu erkennen, doch ich glaube sie rieben einen Teil ihres Körpers an einen anderen. Abwechselnd, wie bei einem Gespräch ertönte das surrende Geräusch. Ich war fasziniert von ihrer Diskussion. Davon wie unsicher sie auf uns reagierten.

Meine Kollegen waren immer noch angewidert, das merkte ich. Immer noch versteckten sie sich in ihren toten Exoskeletten.

Als die Bewohner mit ihrem Gespräch über uns fertig waren, trat noch einer von ihnen aus dem Eingang. Er war etwas anders gekleidet als der Rest. Er trug zwar eine ähnliche schlichte Robe, doch seine hatte eine große, spitz-zulaufende Kapuze. Sie verdeckte eigentlich nur den Hinterkopf, endete also knapp hinter seinen Augen. Fast komisch wirkten die Löcher, durch die seine Antennen ragten.

Er trat näher an uns heran und stand jetzt zwischen seinen Artgenossen und uns. Ich fühlte mich direkt mit ihm verbunden und wusste, dass er uns wohlwollend betrachtete. Er drehte sich um, ging wieder in Richtung der Höhle und ich folgte.

Emma schrie mich an, fragte, ob ich wahnsinnig sei. Den Bewohnern gefiel das nicht. Mir auch nicht. Ich erklärte ihr, dass es sicher war. Schließlich wollte er uns nur etwas zeigen, sagte ich. Beide waren verwundert, dass ich so sicher war. Nick stimmte mir jedoch zu. Wenn auch nur aus Neugier.

Wir folgten also in das Tunnelsystem. Selbst Emma kam nach. Wir gingen durch einfache, braune, dunkle Tunnel. Immer wieder kamen wir an Abzweigungen vorbei, bis wir einen kreisrunden Raum erreichten. In dem Raum stand nur ein Tisch und ein Kessel hing über einer kleinen Feuerstelle. Das Feuer war genau mittig unter einem Loch in der Decke. Selbst hier drin schwebten die Sporen und setzten sich auf den Wänden ab. Auf dem Tisch lagen verschiedene Pilz und Pflanzenstücke. Der Außerirdische warf einige davon in den Kessel, in dem bereits Wasser war. Die restlichen Bewohner versammelten sich im Kreis an der Wand entlang. Mit einem Stock rührte der Bewohner mit der Kapuze in den Kessel. Ein anderer hatte zuvor mit einem kleinen Laser das Feuer angezündet.

Emma war leider immer noch aufgebracht. Sie versuchte uns dazu zu überreden, den Planeten zu verlassen. Sie meinte, wir hätten genug gesehen und jemand anders könnte herausfinden, was hier los war. Doch ich war mir sicher, dass es gut für uns war. Eigentlich war ich mir auch genauso sicher, dass die beiden das noch erkennen würden.

Schließlich schöpfte der Bewohner die Flüssigkeit aus dem Kessel in kleine Holzschalen. Ich überredete Nick dazu, seinen Helm abzunehmen. Es war ein befreiendes Gefühl, versicherte ich ihm. Als er es dann tat, wurde ihm wohl schwindelig. Zumindest ließ er den Helm fallen und machte einen unkontrollierten Schritt zurück. Trotzdem wusste ich, dass es einen ähnlichen Effekt auf ihn haben musste wie auf mich. Ich fühlte mich nämlich sofort viel verbundener mit ihm. Jedoch nahm er es nicht so gut an, wie ich. Er starrte konzentriert auf den Boden. Als ob er sich sammeln müsse.

Der Außerirdische reichte uns also die Schüsseln. Nick und ich nahmen sie auch an. Nur Emma schlug sie runter. Sie fing wieder an uns anzuschreien. Ich war enttäuscht. Sie trat sogar den Kessel um und warf alles vom Tisch. Sie schrie, wir hätten den Verstand verloren, würden uns umbringen. Dann versuchte sie rauszustürmen. Einer der Bewohner griff sie jedoch mühelos in einer fast unsichtbaren, ruckartigen Bewegung und trug sie nach draußen. Zwei andere folgten ihnen.

Nick sah mich mit großen Augen an. Er war offensichtlich nicht ganz bei sich. Das nutzte ich aus und sagte ihm, er solle aus der Schale trinken. Als ich sah, dass er es tat, trank auch ich das Gebräu aus. Meine Beine wurden weich und ich setze mich auf den Boden. Nick fiel eher.

Der Planet wurde klein unter mir. Winzig. Ich starrte ins All. Dann direkt in die Sonne. Sie war überzogen mit helleren und dunkleren Flecken, aus denen mir immer wieder Eruptionen wie Tentakel entgegenschossen. Unbarmherzig drang ihre Strahlung auf alles ein. Die Planeten kreisten um sie und an mir vorbei. Riesige, kalte, tote, gleichgültige Götter. In ständiger Wechselwirkung kreisten sie in ihrem Pantheon um ihre Königin. Sie schützte und wärmte sie, nur um sie irgendwann zu vernichten, zu verschlucken und eins zu werden. Doch sie ist nicht allmächtig. Je weiter ich hinaussah, desto mehr wie sie gibt es und desto willkürlicher erschien sie. Doch nicht für uns. Für uns ist sie alles. Auf uns wirken diese uralten Götter ihre Macht aus.

Als ich wieder zu mir kam, war ich sehr zufrieden. Ich verstand, dass ich Teil von etwas Großem war. Das machte mich sehr stolz und gleichzeitig unendlich demütig, da ich ja nur so einen kleinen Teil darstellte. Nick schien es anders zu gehen. Zitternd und schwitzend saß er neben mir. Was das alles zu bedeuten hätte, fragte er. Ich wunderte mich nur, wie er so blind sein konnte.

Langsam und wackelig stand er auf. Er meinte wir sollten gehen. Doch sobald er aufrecht war, krümmte er sich schon wieder und erbrach eine gelbliche Flüssigkeit. Mitleid überkam mich. Ich begann zu weinen, als einer der Bewohner ihn zu Boden drückte. Mehr kamen dazu. Blitzschnell bewegten sie sich auf ihn zu. Mit ihrer bloßen Kraft zerrissen sie seinen Anzug. Er wehrte sich natürlich. Strampelnd wie ein Käfer auf dem Rücken lag er dar, während sie anfingen, sein Fleisch mit ihren Mundwerkzeugen Auszureißen. Nick tat mir so leid, trotzdem verstand ich, warum sie es taten. Die Außerirdischen schoben sich sein Fleisch mit ihren Werkzeugen in das, was man ihre Mäuler. Sie kauten nicht, sondern zersetzen es zu einer schleimigen Masse, die sie tranken. Nick schrie und blutete. Mindestens sechs Bewohner kümmerten sich um ihn. Ich weinte und schluchzte, bis er verstummte.

Der Bewohner mit der Kapuze ging hinaus und ich folgte ihm. Er führte mich noch einmal zu Emma. Sie war angelehnt an einen großen Pilz, der in wunderschönem violett metallisch schimmerte. Auch sie war von ihrem Anzug befreit worden. Ihr Körper war von einem weißen Gewebe überzogen. Wie Adern, die immer wieder abzweigten, lag es über ihr. Es schien aus dem Pilz hinaus und in sie hineinzuwachsen. Mit ihr hatte ich weniger Mitleid. Nick wurde abgelehnt, doch Emma hat es aus freiem Willen getan. Schwach blinzelnd sah sie mich an. Ihr Körper war bereits völlig schlaff, mager und ihr Gesicht eingefallen.

Der Bewohner begleitete mich weiter zu unserem Schiff. Es war mittlerweile voller Sporen. Hier, nur zu zweit, teilte er auch das letzte Geheimnis mit mir. Er nahm seine Kapuze ab und zeigte mir den Pilz, der aus seinem Hinterkopf wuchs. Eine strahlend orange Kugel auf einem dünnen Stiel, fast für ein zweiter Kopf. Ich verstand sofort, ging in das Stift und trat meine Heimreise an.

Glücklicherweise haben die Sporen den Flug gut überstanden und wie Sie sehen konnten, haben sie sich bei der Landung verteilt. Als Missionar ist meine Aufgabe also erstmal erledigt. Bei ihrer ersten Ankunft haben sie uns zu dem gemacht, was wir sind. Haben unseren Geist erweitert. Jetzt beginnt die nächste Stufe.

 

Hallo @Rob F ,
danke, dass du die Geschichte gelesen und einen Kommentar geschrieben!
Es freut mich, dass dir der Inhalt grundsätzlich gefällt. Nur bin ich mir etwas unsicher, wieso die Art der Erzählung deiner Meinung nach weniger Spannung zulässt. Das Geschehene wird ja trotzdem ähnlich beschrieben, nur eben mit etwas Vorwissen und eben einer anderen Perspektive. Dabei habe ich mich bei HP Lovecraft inspirieren lassen und Geschichten wie "Die Aussage des Randolph Carter" oder "Pickmans Modell". Daher frage ich mich, ob die fehlende Spannung nicht eher an meiner Umsetzung liegt.
Auch das wissen über den Tod der Charaktere halte ich nicht für ein Problem, da der Leser immer noch herausfinden muss was passiert ist und wie sie gestorben sind. Es gibt ja sogar Geschichten, in denen das Ende am Anfang bekannt ist und es mehr darum geht, wie es dazu kommen konnte. Deswegen wäre auch da meine Vermutung, dass ich das ganze vielleicht nicht spannend oder interessant genug umgesetzt habe.

Und danke für das Finden der Fehler! So etwas hilft mir immer sehr, da mir scheinbar wirklich irgendwann die Konzentration abhanden kam.

Viele Grüße,
Lukas

 

Hallo @LukasGK und willkommen bei uns!

Klingt, als hätte dein Protagonist zu viel LSD genommen. :sealed: Oder vielleicht auch Pilze? :D

Das liest sich schon alles sehr psychedelisch, auch, was die Verbundenheit zwischen dem Prota mit den Außerirdischen betrifft. Du hast die Beschaffenheit des Planeten anschaulich beschrieben, ich kann mir gut vorstellen, wie es da aussieht. Aber die Beschreibung ist mir zu lang, und ich kann mir von den Figuren kein Bild machen. Nick und Emma bleiben für mich bloß Namen, ich erfahre nichts über ihre Persönlichkeit, aus ihren Handlungen ergibt sich kein klares Bild für mich. Deshalb fiel es mir auch schwer richtig mitzufiebern.

Statt der ausführlichen Beschreibung des Planeten würde ich hier eher die Figuren ins Zentrum stellen, damit man sich mit ihnen identifizieren kann. Gerade am Anfang finde ich zu viel Beschreibung ermüdend, dadurch komme ich schwer in den Text rein.

Die Handlung ist irgendwie abstrus. Ich habe den Eindruck, die drei stolpern völlig unvorbereitet über den Fungi-Planeten. Das erinnert mich eher an eine Persiflage, zumal der Prota dann ja auch so mir nichts dir nichts den Helm abnimmt.

Geschrieben ist es gut, mir sind jetzt keine groben Fehler aufgefallen. Aber Figuren&Handlung würde ich nochmal überdenken.

Viele Grüße,

Chai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @LukasGK,

ich muss sagen, dass mir dein Text gefällt. Er kippt langsam ins Horrormäßige, während der Erzähler durchgehend so tut, als wäre alles normal. Warum das so ist, erfährt man dann am Ende.
Die berichtartige Erzählweise ist wohl deshalb eher unbeliebt, weil so die Emotionen nicht unmittelbar rüberkommen. Wenn du trotzdem dabei bleiben möchtest, würde ich es aber noch verfeinern.
Deine Hauptfigur ist einer der drei Besatzungsmitglieder und kehrt als einziger zurück, um von den Erlebnissen auf dem fremden Planeten zu berichten. Am Schluss offenbart sich, dass er dazu verwendet wurde, die Sporen der Pilze auszubreiten. Die wiedergegebene Handlung finde ich gut durchdacht, aber was ich kritisch sehe, ist der Kontext, der zu Beginn und am Ende gegeben wird.

Wir haben immer nach Vorschrift gehandelt und ich bin mir keiner Schuld bewusst, was die Tode meiner Kollegen betrifft. Deshalb bin ich auch gerne bereit diesem Ausschuss im Detail von den Geschehnissen zu berichten.
Hier am Anfang wird ein Ausschuss erwähnt, dem diese Geschichte vorgetragen wird. Das ist mir nicht konkret genug, was ist das für ein Ausschuss?
Glücklicherweise haben die Sporen den Flug gut überstanden und wie Sie sehen konnten, haben sie sich bei der Landung verteilt. Als Missionar ist meine Aufgabe also erstmal erledigt. Bei ihrer ersten Ankunft haben sie uns zu dem gemacht, was wir sind. Haben unseren Geist erweitert. Jetzt beginnt die nächste Stufe.
Das Ende ist leider ebenso spärlich mit Informationen ausgestattet. Du musst natürlich nicht alles vorkauen. Aber damit die Ausbreitung der Pilze auch beim Leser wirken kann, muss man zumindest eine Vorstellung davon entwickeln können, was alles auf dem Spiel steht. Wie sieht das Größenverhältnis aus, ist jetzt nur ein anderer Planet betroffen oder eine ganze Galaxie gefährdet?
Ich sehe hier schon gute Ansätze. So wie ich es interpretiere, waren die Pilze für das erste Leben auf der Erde verantwortlich. Und jetzt beginnt die nächste Stufe, was auch immer das heißen soll ... sehr interessant!
Erst im Landeanflug auf diesen grotesken Planeten wurden wir von der KI geweckt.
Deine Hauptfigur ist ja von den Pilzen befallen, als er das erzählt. Dass ihm der Planet beim Landeanflug grotesk vorgekommen ist, kann ich nachvollziehen. Aber rückblickend wird er das anders sehen. Das er das nicht mehr so sieht, kann er ja ansprechen. Oder noch besser: Ich würde den Planeten hier wie ein Juwel beschreiben, möglichst lobend, so ähnlich wie später der Wald beschrieben wird.
Da wir niemanden kontaktieren konnten[,] setzten wir die Landung fort.
Auch wenn Sie versuchen[,] das als Fehler unsererseits darzustellen,
Beim Eintritt in die Atmosphäre konnten wir dann auch sehen[,] was die Sensoren bereits wussten.
Kommasetzung
es waren schon fast Gebirge aus Fungi.
Satzbeginn groß
Alles so grell[,] wie ich es in der Natur noch nicht gesehen hatte.
Die Atmosphäre hatte zwar ein gutes Sauerstofflevel, trotzdem entschlossen wir uns[,] Schutzanzüge zu tragen, um die Sporen nicht einzuatmen.
Komma
Wie jeder waren wir davon ausgegangen, dass wegen der hohen Ansprüche für Leben alle bewohnten Planeten Erdähnlich wären.
erdähnlich
Mindestens hundert humanoide Insektenwesen strömten heraus. Erst sehr eilig, dann als sie uns bemerkten, genauso zögerlich wie wir es vorher waren. Sie sahen bizarr und abstoßend aus. Ihr Oberkörper war aufrecht, doch sie liefen auf vier Beinen, von denen zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtet waren. Ihr Körper war dunkelbraun und man konnte die härte ihres Exoskeletts erahnen. Sie trugen schlichte graue Gewänder, die formlos an ihnen runterhingen. Aus deren Ärmel ragten je zwei dürre, handlose Arme, die spärlich mit langen borstenartigen Haaren bedeckt waren. Ihre Köpfe waren unproportional groß. Darauf thronten zwei schwarze Kuppeln, die wohl ihre Augen waren. Dazu hatten sie sehr feine, aber recht lange Fühler. Ihre Mäuler waren verhältnismäßig klein und schienen größtenteils aus einem hervorstehenden Unterkiefer zu bestehen, der selbst noch mal kleine Auswüchse hatte. Links und rechts davon hatten sie zangenartige Mundwerkzeuge, die im Verhältnis zu ihrem Kopf aber zu klein waren, um noch eine wichtige Funktion zu erfüllen. Sie bewegten sich schnell und ruckartig. Ihre Bewegungen selbst waren kaum zu sehen und erst wieder sichtbar, wenn sie kurz innehielten.
Du beschreibst die Insekten sehr ausführlich, aber ich dachte die ganze Zeit, sie wären eher klein. Erst im späteren Verlauf wurde mir klar, dass sie mindestens so groß wie Menschen sind.
Scheinbar konnten sie ohnehin nicht besonders gut sehen.
Vorsicht: Du verwendest sehr oft das Wort Scheinbar, meinst aber eigentlich das Wort Anscheinend. Es sind keine Synonyme. (Und außerdem unschöne Füllwörter)
Scheinbar viel niemandem von uns in dieser Situation eine sinnvolle Anmerkung ein.
fiel
Durch ihre Kleidung war es schwer zu erkenn, doch ich glaube sie rieben einen Teil ihres Körpers an einen anderen.
erkennen
Emma schrie mich an, fragte, ob ich wahnsinnig sei. Den Bewohnern gefiel das nicht. Mir auch nicht. Ich erklärte ihr, dass es sicher war.
Emmas Reaktionen stehen im Kontrast dazu, dass deine Hauptperson kein Verständnis dafür hat. Das finde ich gut und würde ich noch verfeinern, um den dafür verantwortlichen Effekt der Pilze zu unterstreichen.
Vorher erwähnst du, dass sich Emma mit Pilzen gut auskennt. Du könntest mehr darauf eingehen, dass dein Hauptcharakter sie anfangs noch vernünftig findet und dann wegen den Sporen nicht mehr.
Immer wieder kamen wir an Abzweigungen vorbei, bis wir einen Kreisrunden Raum erreichten.
kreisrunden
Der Außerirdische warf einige davon in den Kessel, in dem bereits Wasser zu sein schienen.
Wieso nicht einfach: in dem bereits Wasser war.
Nick wurde abgelehnt, doch Emma hat es aus freiem Willen getan.
Das denkt er ja nur, oder? Ich würde es so formulieren, dass man es nicht für eine allgemeingültige Aussage hält.

Zum Titel habe ich noch die Frage, warum du den gewählt hast. Ich weiß, was das Wort bedeutet, aber wie ist der Zusammenhang? Warum nicht einfach so etwas wie Der Fungus-Planet, so wird er ja irgendwo im Text genannt.
Ich hoffe, meine Anmerkungen waren hilfreich und wünsche dir noch viel Spaß hier!

Viele Grüße
Michael

 

Hallo @LukasGK

Insgesamt ein schöner Text, finde ich. Auch von der Erzählweise her, also das eher Bericht-artige hat mich gar nicht gestört und ich finde, es passt gut, gerade auch, weil Du ja schreibst, dass Du dich da von H.P. Lovecraft hast inspirieren lassen (rein von der Story her sehe ich eher C.A. Smith, aber das nur als Randbemerkung). Ich fand die Geschichte spannend zu lesen. Auch den ersten Satz sehe ich jetzt nicht so kritisch, mich hat er jedenfalls neugierig gemacht, wie und wieso denn die Kollegen gestorben sind. Ich fand schnell in die Geschichte hinein. Vor allem die Pilzwelt und deren Bewohner haben mich abgeholt, die sind wirklich schön bildhaft und psychedelisch beschrieben. Haben mich etwas an ein Game erinnert: das Gebiet "Caelid" aus dem Titel "Elden Ring" sieht so entfernt ähnlich aus (inkl. Viecher / Bewohner). Nun ja, dein Text hat mich teilweise daran erinnert, aber das kann ja auch reiner Zufall sein.

Auch den Plot finde ich soweit gut, nettes Ende. Ja, die Crew ist vielleicht schon etwas naiv, den fremden Planeten einfach mal so zu betreten (trotz der Scans) und so mir nichts dir nichts zu erkunden. Von daher denke ich schon auch, dass Du teilweise etwas Potential liegen lässt, vor allem was die Charaktere betrifft. So befasst sich der Text hauptsächlich damit, wie der Fungus-Planet und dessen Bewohner aussehen und das rückt vor allem im Mittelteil der Geschichte so stark in den Fokus, das eigentlich fast nichts anderes übrig bleibt. Also will sagen, die Prots bleiben sehr blass, praktisch unsichtbar. Da kommen keinerlei Emotionen an. Hat aber ehrlich gesagt auch ganz gut ohne funktioniert, habe die Geschichte jedenfalls in einem Rutsch runtergelesen und war soweit geflasht von deinen Bildern. Hat mir also gut gefallen, das Teil.

Der Titel ist etwas gar allgemein gehalten. Klar, so verrät er nicht viel, würde die Geschichte bspw. "Der Pilzplanet" heissen, wäre das vielleicht zu offensichtlich. Aber "Astrophobie" liess mich eine andere Geschichte erwarten ... eher so à la "gestrandet im Weltraum und die Crew wird langsam verrückt" oder so. Vielleicht magst Du ja darüber nochmal nachdenken.

Einige (kleinere) Schnitzer sind meiner Meinung nach aber noch drin. Dazu mehr in ein paar Details:

Da wir niemanden kontaktieren konnten[KOMMA] setzten wir die Landung fort.

Auch wenn Sie versuchen das als Fehler unsererseits darzustellen, wissen Sie genau, dass es unsere Pflicht war, so viele Daten zu sammeln wie möglich.
Der Prot ist die Geschehnisse ja erst am berichten, deshalb würde ich diesen Satz leicht umschreiben, nämlich zu: Auch wenn Sie versuchen werden, das als Fehler unsererseits darzustellen [...] Das fände ich an der Stelle runder.

Beim Eintritt in die Atmosphäre konnten wir dann auch sehen[KOMMA] was die Sensoren bereits wussten.
Allgemein auf Füllworte achten. Da sind einige drin, die Du rausstreichen könntest, um Sätze direkter zu gestalten und weniger in die Länge zu ziehen. Hier mal ein Beispiel. Auch die Kommasetzung scheint mir nicht immer sattelfest (auch wenn ich dazu sagen muss, dass ich kein Pro bin auf dem Gebiet und das meist eher nach Gefühl mache ;-))

[E]s waren schon fast Gebirge aus Fungi.
Satzanfang gross schreiben. Auch hier wieder Füllworte. Wieso nicht direkt Gebirge aus Fungi schreiben?

Alles so grell[KOMMA] wie ich es in der Natur noch nicht gesehen hatte.

Der Planet erinnerte an die Farbenpracht exotischer Vögel, nur in einer beeindruckenden Vielfalt.
Der Satz geht für mich nicht auf. Exotische Vögel sind doch auch vielfältig? Also da gibt es doch hunderte Arten und die sehen alle ziemlich unterschiedlich aus. Oder wolltest Du schreiben in einer "beeindruckenderen" Vielfalt? Das ergäbe mehr Sinn. Vielleicht verstehe ich den Satz auch nicht richtig, aber das liess mich stolpern.

Er war recht steil und die Spitze lief rundlich zu.
Füllwort.

Orange glänzte er im Sonnenlicht durch den dichten Sporennebel über die grünen Baumkronen und die violett bewachsenen Stämme.
Diesen Satz würde ich mir nochmal zur Brust nehmen. Der liest sich sehr umständlich, das vermittelte Bild ist aber schön und gelungen.

Also wären wir immer noch verpflichtet, mehr herauszufinden.
Müsste das hier nicht "Als" heissen?

Emma erklärte uns aber, dass Pilze, die an lebenden Bäumen wachsen, eigentlich parasitär sind.
Würde ich streichen. Füllworte.

Wie absichtlich angelegte Felder.

Auch als wir näher auf den Berg, sahen wir noch keine Anzeichen von Bewohnern dieses bizarren Planeten.
In diesem Satz fehlt ein Verb. "Als wir näher auf den Berg zugingen" oder sowas in diese Richtung.

Der Weg war wohl mehr plattgetreten, als bewusst angelegt und führte direkt auf den Berg zu.

Soweit mal. Also ich würde Dir empfehlen, den Text nochmals gründlich durchzugehen. Teilweise ist die Kommasetzung etwas schief bzw. nicht vorhanden, es sind einige Füllwörter drin und an gewissen Stellen, finde ich, wiederholen sich die Beschreibungen der Fungi-Welt etwas zu stark. Da könntest Du den ein oder anderen Satz komplett streichen, ohne das was von dem Bildhaften verloren geht.

Coole Geschichte. Bin gespannt auf weitere Stories von Dir.

Happy Friday,
d-m

 

Moin @LukasGK,

danke für Deine Geschichte.
Ich bin ehrlich mit Dir, nachdem ich sie das erste Mal bereits nach etwa drei Absätzen aufgrund der gewählten Form und Erzählstimme abbrechen musste, gebe ich ihr heute einen zweiten Versuch.
Die bisherigen Kommentare habe ich nur grob überflogen, zur Info, nur für den Fall, sollte sich etwas doppeln.

Obwohl ich finde, dass Du aufgrund der o.g. Struktur massiv Potenzial verschenkst, fand ich den Ausflug auf Deinen Pilzplanet im weiteren Verlauf an manchen Stellen doch interessant und gen Ende sogar ein wenig spannend.

Ganz zu Beginn lässt Du es so erscheinen, als berichte der Prota vor einem Ausschuss über seine Erlebnisse. Ich habe mich gefragt, warum du hier nicht in den Dialog gehst, warum Du die KG nicht als lange Szene "vor Gericht/dem Ausschuss/dem Rat/etc." zeigst. MMn würde die Stimmung enorm davon profitieren. Denn so, wie es bislang geschrieben ist, liest es sich wie ein trockener Bericht, bei dem du es Dir an manchen Stellen echt bequem machst, oft einfach erzählst, wie etwas ist oder wer etwas macht, ohne es zu zeigen oder näher darauf einzugehen. Wenn er vor einem Ausschuss stände, dann würde jemand jetzt aber aktiv nachfragen, dachte ich mir das eine oder andere Mal.

Manche Gegebenheiten, wie z.B. die von den Insektoiden genutzte Technologie haben mich hart aus dem Text rausgerissen, da hätte ich mir mehr Kreativität gewünscht, was die Beschaffenheit ihrer Laser, Scanner, etc. angeht.
Das Ende hat mir dann wiederum gefallen, als seine Kameradin sich als einzige wehrt und der dritte Astronaut "abgelehnt" und von den Aliens gefressen wird. Auch die Umgebungsbeschreibungen fand ich meist stimmig, auch wenn es an einigen Stellen repetitiv wirkt.

Kleinigkeiten:

Der Blackbox zufolge hat uns ein KI-Fehler des Schiffs direkt an unserem Ziel vorbeigeführt, während wir noch in der Stase waren.
Das war so eine der ersten Stellen, an denen ich mich fragte: "Was für ein KI-Fehler genau? Das würde doch jetzt jemand vom Ausschuss fragen...!" :fluch:

Das Schiff war daraufhin von einer Wolke umgeben.
Könntest Du mMn streichen, da erklärend und als Bild bei mir bereits einen Satz früher im Kopf, als die Sporen aufgewirbelt werden.

, um die Sporen nicht einzuatmen.
hier genauso. Sie sind Astronauten, da werden sie nicht einfach auf einem fremden Planeten ihre Helme abnehmen.

Wie gelber Staub lagen die Sporen in der Luft, was unsere Sicht einschränkte.
Das "lagen" würde ich evtl. durch eine aktivere Beschreibung wie "schwebten" oder "tanzten" oder evtl. "hingen" tauschen.

Wir hätten wieder abheben und den Planeten beim Amt für Systemerfassung als potenziell bewohnt melden sollen.
Das "Amt für Systemerfassung" hat mich rausgehauen. Das klingt sehr deutsch und mMn irgendwie unpassend.

Und dahinter der Berg. Zwischen den Pilzen stach er deutlich hervor. Eigentlich sah er nur aus, wie ein riesiger Erdhaufen.
Ein Berg und ein Haufen sind aber schon zwei sehr stark abweichende Größen. Das hat mich straucheln lassen, weil ich dachte: Wie groß ist das denn jetzt? EIn Berg? Oder ein Haufen?

Neben einem der Felder führte ein kleiner Weg in Richtung der Siedlung.
Welche Siedlung? Habe ich da was überlesen? Oder meinst Du das Höhlensystem? Haben die das nach dem Scan gleich als Siedlung erfasst?

Auch als wir näher auf den Berg, sahen wir noch keine Anzeichen von Bewohnern dieses bizarren Planeten.
da fehlt doch etwas ... ? :read:

Der Weg war wohl mehr plattgetreten, als bewusst angelegt und führte direkt auf den Berg zu. Anscheinend sogar in ihn hinein, da wir auf einen rundlichen Höhleneingang zugingen..
Wörter wie "wohl" und "anscheinend" erwecken den Eindruck, weder der berichtende Astronaut, noch der Autor sind sich über die Umstände sicher. Das bringt mich raus, weil ich denke: "Der Prota war doch da, hat es erlebt, wieso eiert er da jetzt so rum?"

Er hielt jedoch etwas in seiner „Hand“. Ein kleines, technologisches Gerät, nicht unähnlich unseres mobilen Scanners. Es passte überhaupt nicht in das Bild dieser sonst so primitiv wirkenden Spezies.
Wie gesagt, dass passt auch überhaupt nicht in das Bild, welches auf meiner Kopfkinoleinwand läuft.

Ein anderer hatte zuvor mit einem kleinen Laser das Feuer angezündet.
Das ebenfalls nicht.

Emma war leider immer noch aufgebracht. Sie versuchte uns dazu zu überreden, den Planeten zu verlassen. Sie meinte, wir hätten genug gesehen und jemand anders könnte herausfinden, was hier los war. Doch ich war mir sicher, dass es gut für uns war. Eigentlich war ich mir auch genauso sicher, dass die beiden das noch erkennen würden.
Was macht Nick in dieser Situation? Steht er herum und tut nichts? Das meinte ich zu Beginn mit Du machst es Dir manchmal sehr einfach, indem Du dinge beschreibst, die der Leser dann gefälligst so hinnehmen musst. Da würde ich den gesamten Text noch einmal drauf abklopfen.

Die Außerirdischen schoben sich sein Fleisch mit ihren Werkzeugen in das, was man ihre Mäuler.
Da fehlt doch ein Wort am Ende?

Mindestens sechs Bewohner kümmert sich um ihn.
kümmerten

Eine strahlend orange Kugel auf einem dünnen Stiel, fast für ein zweiter Kopf.
wie

Ich verstand sofort, ging in das Stift und trat meine Heimreise an.
Er ging in das Stift? Ich denke, dass soll Schiff heißen. :)


Puh, jetzt weiß ich gar nicht recht, wie ich diesen Kommentar schließen soll. Ich fand die grundlegende Handlung interessant und hätte den Text gerne in anderer Form gelesen, da ich glaube, dass das Setting als solches eine Menge Potenzial für eine spannende Sci-Fi-Horror-Story hergibt. In dieser Form und mit dieser Erzählstimme ist es ansonsten nicht so meins.

Beste Grüße
Seth

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo LukasGK,

... mal vorneweg:

Ihr Körper war dunkelbraun und man konnte die Härte ihres Exoskeletts erahnen.

Auf dem Tisch lagen verschiedene Pilz() und Pflanzenstücke. (Pilz- und Pflanzenstücke.)

Die Außerirdischen schoben sich sein Fleisch mit ihren Werkzeugen in das, was man ihre Mäuler. ... nannte? ... schimpfte? ...

Eine strahlend orange Kugel auf einem dünnen Stiel, fast für (wie ?) ein zweiter Kopf. Ich verstand sofort, ging in das Stift (Schiff ?) und trat meine Heimreise an.

Eine Geschichte, wie sie gerne in den 70ern als SF geschrieben wurde - latent spannend und auch nicht sonderlich wissenschaftlich nachvollziehbar - auch die technischen Mittel. die Gefühle, Reaktionen und Verhaltensweisen der Crew sind althergebracht und erfüllen nicht annähernd den Standard, der für solche Exkursionen notwendig wäre.
Auch biologisch lässt die Geschichte einige Dinge seltsam erscheinen. Wie können Bäume über das Stadium des ersten Sprossens hinaus wachsen? Wo doch sogar die Luft voller Sporen ist - oder hat der Baum eine gewisse "Freiheit", um groß und um dann befallen zu werden? Was unternehmen die "Insekten", um nicht befallen zu werden? Auch ihre Scanner scheinen technischer Herkunft zu sein - um einen Scanner herzustellen bedarf es mehr als nur ein Kessel mit etwas Feuer ... ja, brennen die Sporen in der Luft nicht? Offenes Feuer?
Okay, genug gemotzt - nicht zu leugnen ist die leichte, eben auch latent spannende Erzählung. Aber für mich "alten" SF-Hasen tat sich keine neue Welt auf, die mich zu Begeisterungsstürmen hinreißt - sorry.
Gern gelesen - Grüße - Detlev

 
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Hallo @LukasGK,

Wir haben immer nach Vorschrift gehandelt und ich bin mir keiner Schuld bewusst, was die Tode meiner Kollegen betrifft.
Da kann man mal sehen, Erzählen ist keine Wissenschaft mit eindeutigem Richtig und Falsch. „inhaltlich guter erster Satz“ habe ich mir hier beim Lesen notiert, später in anderem Zusammenhang aufgeschrieben, dass ich deinen Spannungsaufbau gelungen finde. Ich hatte hier nicht den „Warum weiterlesen, wenn ich weiß, wer stirbt?“-Effekt, sondern mehr so „Oh, krass, was’ da passiert?“ Inhaltlich habe ich glaube ich geschrieben, weil ich das ein bisschen steif fand, aber das gibt ja dann im Nachhinein Sinn mit dem Berichtsstil, der auch durchgehalten wird.

Ich musste auch an LSD denken, kommt gleich unten nochmal, wenn’s konkret wird. Dass das Ganze keiner wissenschaftlichen Prüfung standhält, stört mich nicht, dafür kenne ich mich sowohl bei Naturwissenschaften als auch SF-Literatur nicht genug aus. Hatte das Gefühl, so ungefähr müssten sich diese Hefte lesen, Perry Rhodan und sowas, ohne tatsächlich mal eines in der Hand gehabt zu haben.

Die Figuren haben bei mir keinen Eindruck hinterlassen, ich schreibe einen Tag nach dem Lesen und habe die alle vergessen. Fand ich aber während des Lesens nicht schlimm.

Also, ich bin drangeblieben, weil ich wissen wollte, wie es weiter- und ausgeht. Mehr wollen wir doch alle gar nicht.

diesen grotesken Planeten
Bericht hin oder her, solche Wertungen würde ich rausnehmen. Oder es mehr nach wörtlicher Rede klingen lassen. Er redet doch da vor dem Ausschuss, oder? „Dieser Planet war … natürlich weiß man, dass nicht alle da draußen aussehen wie die Erde, aber was wir auf … gesehen haben, das war … mir fehlen ehrlich gesagt ein bisschen die Worte. Grotesk? Mindestens das, ja.“

Kolonie, Signal, am Ziel vorbei … Bisher schreit alles Alien/s, was ja nichts Schlechtes ist. / Das war meine Notiz, bevor ich dann diese Kritik verfasst habe.

Fungus Planet
-Planet. Pilzplanet würde aber auch echt beknackt klingen. Vllt „der Planet war von Fungi überzogen, es war im Grunde die einzige Lebensform, die dort existierte“.

Farbenpracht exotischer Vögel, nur in einer noch beeindruckenderen Vielfalt.
Ein Planet wie ein LSD-Trip. / Again.

sorgte für eine explosionsartige Aufwirbelung von Sporen
Aktiver und weniger wertend: wirbelte die Sporen auf.

Riesige, fast bedrohlich wirkende Bäume.
Bedrohlich oder nicht? Bäume so groß, dass sie uns tatsächlich Angst machten.

Außerdem konnten wir durch den Scan ein Tunnelsystem erahnen. Natürlich protestierte ich direkt, als Nick und Emma vorschlugen durch den Wald in Richtung dieser Entdeckung zu gehen.
Ich finde deinen Spannungsaufbau echt gut, auch am Anfang schon. (vorschlugen, - überhaupt Kommata checken, ganze Geschichte)

Der gesamte Wald schien in einer Symbiose mit den Pilzen zu leben.
Wiederholung. / Es war wie vermutet, Wald und Pilze waren eine Symbiose miteinander eingegangen. / Wobei ich mich ein bisschen frage, was das heißt.

sondern durch die gewaltsame Zersetzung des gesamten Waldes.
Jo. Ist das nicht eben keine Symbiose, wenn das eine das andere kaputtmacht und dann selbst nicht mehr leben kann?

ließen den Planeten überwältigend fremdartig wirken.
Würde ich nicht machen, brauche ich als Leser nicht. Nun hast du hier einen Erzähler, der kein Autor ist, aber ich würde es trotzdem nicht machen.

dieses immer gespenstischer wirkenden Waldes
Dieses aufdringliche „Du musst das jetzt beklemmend finden“ haut mich immer wieder raus.

Mindestens hundert humanoide Insektenwesen strömten heraus. Erst sehr eilig, dann als sie uns bemerkten, genauso zögerlich wie wir es vorher waren. Sie sahen bizarr und abstoßend aus.
Auch das hätte meines Erachtens mehr Wirkung ohne Wertung.

Ihr Oberkörper war aufrecht, doch sie liefen auf vier Beinen, von denen zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichtet waren.
Starship Troopers anyone?

Wie sich später herausstellte wussten sie aber nicht mal, dass das was sie da sahen nur Raumanzüge und nicht unsere wirkliche Gestalt waren.
Wie sich später herausstellte, wussten sie aber nicht mal, dass das, was sie da sahen, nur Raumanzüge und nicht unsere wirkliche Gestalt waren.

Vielleicht dachten sie wir wären die Anzüge.
Vielleicht dachten sie, wir wären die Anzüge. / Ein paar Zeilen zuvor steht, dass er das weiß, insofern gibt das „vielleicht“ keinen Sinn.

Sie schienen ineinander zu verlaufen wie farbige Tinte auf nassem Papier.
Ich sag doch, der ganze Planet ist ein Riesentrip.

Alles roch gelb, obwohl es eher rosa schmeckte.
Oh ja, Baby.

Vielleicht fanden sie ein menschliches Gesicht ja genauso grotesk und hässlich.
Wiederholung.

Der Außerirdische
Kommt zum ersten Mal, diese Bezeichnung, und so plötzlich, wirkt wie ein Fremdkörper.

sein Fleisch mit ihren Mundwerkzeugen Auszureißen.
a

Mindestens sechs Bewohner kümmert sich um ihn.

„kümmerten sich“ klingt wie so Gangster im Film. Dieser Staatsanwalt, keine Sorge, Tonys Jungs kümmern sich um den.

Viele Grüße
JC

Ach so, eins noch: Titel fand ich nicht so geil. Sehe nicht, wo das was mit der Geschichte zu tun hat. Bzw. welche Geschichte, in der irgendwie was Gruseliges im Weltall passiert, dann nicht so heißen könnte.

 

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