Was ist neu

Auf das der Tod euch scheide

Mitglied
Beitritt
19.02.2015
Beiträge
1

Auf das der Tod euch scheide

Wie lange sitze ich nun schon vor deinem Krankenbett, und starre auf deinen sich hebenden und senkenden Brustkorb? Wie lange scheint das langsame, mittlerweile gewohnte Piepsen des EKGs, ständig hoffend, dass es sich nicht zu einem langem, kaltem Ton entwickelt? Ist das die Realität? Nennen wir so etwas Leben? Hat Gott uns dafür geschaffen, solche Situationen auszuhalten? Warum habe ich nichts bemerkt, als wir zusammen auf der Veranda in Hamburg saßen, Arm in Arm gekuschelt, und den Sternenhimmel betrachteten? Den Sternenhimmel, der an diesem Tag so unheimlich klar, und mit leuchtenden Punkten übersät war? War es ein Tausch? Die eine Schönheit gegen die andere? Meine Gedanken schweifen ab...

Ich wache auf als ein Arzt an dein Bett gerannt kommt. Er spricht zu mir, aber alles was ich höre ist dieser lange, kalte Ton. Bevor mir klar wird, was er bedeutet stehe ich wortlos auf, und laufe den langen, weißen Gang entlang in die Arme deiner Mutter. Dein Vater starrt mich mit traurigen, leblosen Augen an, während dein Bruder in einer zusammengekauerten Haltung auf dem Stuhl im Wartezimmer sitzt. Wortlos laufe ich auch an ihnen vorbei, und reagiere nicht auf ihre Versuche mit mir zu kommunizieren. Alles um mich herum wird schwarz, und ich nehme die Leute, Patienten, Krankenschwestern und Familien nicht mehr war. Sie alle sind belanglose Objekte in meiner kleinen, schwarzen Welt. Kraftlos schreite ich durch die Drehtür des Krankenhauses. Hätte ich dich retten können? Hätte ich bemerken sollen, wie deine Hände zitterten als ich sie hielt? Ich glaube nicht, dass ich so einen Gedanken überhaupt wahrgenommen hätte. Und nun, 15 Stunden später kommt nun endlich die Erkenntnis, dass wir uns nie wiedersehen werden...

Ich laufe über den Parkplatz, und achte nicht auf die Kälte. Ich weiß ohnehin nicht, ob sie physisch oder geistig ist, es könnte beides der Fall sein. Die Autotür öffnet sich langsam, und ich steige ein. Ich will nicht weinen. Auch nicht jetzt, wenn ich alleine bin und niemand mich hören würde. Ich will keinen Abschied nehmen, und Tränen scheinen mir ein relativ eindeutiges Zeichen, dass jemand erkannt hat, was der Tod bedeutet. Der Motor startet, und ich warte immer noch, dass du einsteigst. Ach ja richtig...
Ich fahre los, und schaue geistesabwesend auf die lehre Straße vor mir. Ist es nicht lächerlich, dass genau jetzt kein anderer Mensch die, normalerweise gut befahrene, Straße nutzt? Ist das ein Zeichen von dir? Ist es ein Zeichen, um mir den Weg zu zeigen? Willst du mir sagen, dass wir doch zusammen sein können? Wieder? Vor meinem Auge blitzt ein Bild von deinem leblosem Körper auf, bedeckt mit Schläuchen, gebunden an dieses Leben durch Maschinen. Deine Schönheit so makaber verzerrt. Ich werde schneller. Ich nehme es nicht wahr, aber es geschieht. Ich sehe das schwache Licht der Laternen eine Kurve andeuten. Wieder, ein Bild. Von uns beiden. Vereint im Licht des schönen, wolkenlosen Himmels. Die Kurve kommt näher, und ich nehme meine Hände vom Lenkrad. Der Schmerz. Das Leid. All das, was mir die letzten Stunden aufgebürgt haben verschwindet. Ich schließe meine Augen, und denke ein letztes mal an dich, an dein Lächeln, an alles was an dir so perfekt war, ich spüre den Druck des Aufpralls noch einige Momente, bevor mir nun doch eine Träne entweicht. Vereint, für immer, Sarah.

 

Hallo Sulphur,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Eigentlich wollte ich den Text gar nicht öffnen, da im Titel schon ein Fehler ist: "Auf das(s) der Tod euch scheide"
Aber ich habe ihn geöffnet und gelesen. Du beschreibst eine Szene, in der deine Protagonistin am Krankenbett ihres Freundes(?) Mannes(?) sitzt und um sein Leben bangt. Was ist denn eigentlich passiert? Du beschreibst mal, dass sie hätte seine zitternden Hände bemerken müssen. Sind Drogen im Spiel? Hat er einen Herzinfarkt erlitten? Das alles sind Fragen, die im Raum stehen und im gesamten Plot nicht beantwortet werden. Sie nimmt sich am Ende das Leben.
Mich stört an der ganzen Sache, dass ihre Verzweiflung, was passiert, wenn ihm etwas zustößt, an keiner Stelle zu spüren ist. Hat sie ihm nichts zu sagen? Man sagt doch, dass Bewusstlose immer noch Wahrnehmungen haben können. Zeige doch, wie sehr sie ihn liebt und Angst um ihn hat. Dann läuft sie seinen Eltern und seinem Bruder in die Arme. Da fehlen mir auch Emotionen. Sie versuchen nur, mit ihr zu sprechen? Da muss sich doch eine dramatische Szene abspielen. Es ist schließlich ein gemeinsamer Verlust.

ständig hoffend, dass es sich nicht zu einem langem, kaltem Ton entwickelt?

zu einem langen, kalten Ton ... Der Dativ steckt schon in "einem"

Ist es nicht lächerlich, dass genau jetzt kein anderer Mensch die, normalerweise gut befahrene, Straße nutzt?

Ich habe das Gefühl, hier sind zu viele Kommas im Satz. Nur nach lächerlich gehört eins rein. Normalerweise gut befahren kann ja auch durch ein Adjektiv, z.B. belebt ausgetauscht werden.

Sonst ist der Text meiner Meinung sprachlich sauber.

Viel Spaß weiterhin

Viele Grüße
khnebel

 

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe/r/s Sulphur!

Du bist noch sehr jung, meine ich aus Deiner Sprache zu erkennen, aber gleich wie viel Gefühl Du einbringst in Deine Geschichte, sie beginnt mit einem klassischen Fehlstart, auf den man wie nebenbei hinweisen könnte, um dann zum Inhalt zu kommen, aber nicht nur der Titel weist auf grammatische Schwächen hin, denn Du verwendest statt der finalen Subjunktion den/das Artikel/Pronomen „das“.

Du magst schon aus dem Attribut zur Subjunktion erkennen, dass da etwas Absolutes ausgesagt wird und darum das Verb im Konjunktiv, nicht im Indikativ „scheidet“ daherkommt. Korrekt also

Auf das der Tod euch scheide

Aber es geht sofort weiter im ersten Satz, denn das Komma ist entbehrlich, wird es doch in der Aufzählung (sitzen, starren) durch die Konjunktion „und“ bereits hervorrgend vertreten
Wie lange sitze ich nun schon vor deinem Krankenbett[…] und starre auf deinen sich hebenden und senkenden Brustkorb?
Und auch der zwote Satz stolpert: „Scheinen“ verlangt – wie „brauchen“ – nach dem Infinitiv, denn tatsächlich scheint nur die Sonne, selbst der Mond hat sich sein Licht von ihr nur geliehen … Und dann die wirklich Katastrophe: Es fehlt das Subjekt, denn eine Ellipse ist der Satz nicht. Stattdessen erweckt er den Eindruck, ein medizinisches Gerät, ein Elektrokardiograph oder das „Piepsen“ könnte „hoffen“ ... (nur am Rande: Auch die Endungen der Adjektive sind zu beachten)
Wie lange scheint das langsame, mittlerweile gewohnte Piepsen des EKGs, ständig hoffend, dass es sich nicht zu einem lange[n], kalte[n] Ton entwickelt?

Da hilft auch nicht die darauf folgende Frage, denn die Antwort kann nur lauten: Das EKG ist nicht das Leben! Es ist Werkzeug, von Menschen geschaffen. Da helfen auch nicht ein paar korrekt konstruierte Sätze drüber hinweg.

Den Sternenhimmel, der an diesem Tag so unheimlich klar[…] und mit leuchtenden Punkten übersät war?
(s. o.)

Meine Gedanken schweifen ab...
Die Auslassungspunkte behaupten nun, dass am vorhergehenden Wort mindestens ein Buchstabe fehle. Besser also zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt eine Leerstelle …

Hier nun wäre ein Komma zu setzen, da die vergleichende Subjunktion einen vollständigen Satz einleitet

Ich wache auf[,] als ein Arzt an dein Bett gerannt kommt.

Er spricht zu mir, aber alles was ich höre ist dieser lange, kalte Ton.
Ja, was erwartet man in heutiger Zeit, wenn die Medizin wie das Gesundheitswesen insgesamt unter ökonomischen und keineswegs caritativ/diakonischen Prinzipien politisch gewollt beherrscht wird?

Es folgt ein Relativsatz, der ohne Komma kein Ende fände

Bevor mir klar wird, was er bedeutet[,] stehe ich wortlos auf, und laufe den langen, weißen Gang entlang in die Arme deiner Mutter.

Der Höhepunkt folgt dann im übernächsten Satz,
Wortlos laufe ich auch an ihnen vorbei[…] und reagiere nicht auf ihre Versuche[,] mit mir zu kommunizieren.
Hier werf ich das Handtuch, wo man einfach miteinander sprechen sollte, sofern man was mitzuteilen hat,will man gleich modisch korrekt kommunizieren … schlicht „in Verbindung treten“, wo der Empfänger der Botschaft doch vor einem säße …

Ich kann Dir da leider keinen Trost spenden, aber was daneben gehen kann, geht hier daneben … kurz, ich empfehl die ersten hundert Seiten des Rechtschreibdudens durchzuackern, man muss nicht die gesamte Grammatik beherrschen. Denn i. d. R. beherrscht sie dann selbst einen.

Gruß

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom