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Aus der Zeit

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15.07.2013
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Aus der Zeit

Ein warmer Sommertag neigt sich seinem Ende zu. Schon bald wird die Sonne hinter dem Hügel verschwinden und kurz danach im Meer versinken. Doch noch durchfluten ihre Strahlen das breite Tal in dem ein Fluss aus den Bergen gemächlich dahin fließt. Langsam ist sein Wasser nun geworden, es gurgelt nicht mehr über Steine und eilt nicht mehr von einem Wasserfall zum Nächsten.

Schon bald wird er wieder im Meer zerfließen, um dann, irgendwo in den Bergen, seinen neuen Anfang zu nehmen. An einer Stelle dort, wo der Fluss besonders seicht und langsam ist, liegt am seinen Ufer ein kleines Feld, das schon lange von keinem mehr bestellt wird. Nur ein paar Kühe weiden dort und jeden Abend werden sie von einer alten Frau mit einem langen Stock in den Stall getrieben.
Auch jetzt ist sie unterwegs mit ihren Kühen. Gemächlich schreiten die satten Kühe am Ufer entlang. Ein Schritt nach dem anderen. Ein Schritt nach dem anderen.

Plötzlich durchschneiden ein lautes, helles Lachen und fröhliches Gebell die schwere Abendluft. Die Kühe und die alte Frau bleiben stehen und blicken runter zum Fluss. Dort an der seichten, breiten Stelle spielt ein Kind mit seinem Hund. Die alte Frau kennt den Jungen und sie kennt auch den Hund. Das ist der Junge mit dem Hund, denkt sie und schaut dem Spiel zu. Schnell läuft der Junge durch das seichte Wasser, aber der Hund ist noch schneller. Er wartet bis zuletzt, um dann rasch zur Seite zu springen. Dabei bellt er fröhlich und der Junge lacht.
Auch die alte Frau lächelt ein wenig, doch dann, atmet sie tief durch, schüttelt den Kopf und treibt die Kühe mit ihrem langen Stock wieder an. Sie weiß, dass es bald dunkel wird.

Die Sonne ist hinter dem Hügel schon verschwunden und ihre Strahlen haben das breite Tal verlassen. Nur an den Gipfeln der hohen Berge klammern sie sich noch. Rot leuchten die Gipfel und dunkel ist es im Tal, aber das helle Lachen eines Kindes und das fröhliche Gebell seines Hundes hört nicht auf. Die beiden haben die Zeit vergessen, für einen kurzen, ewigen Moment aus ihr rausgefallen. Denn, sie spielen da unten im Tal und merken die Dunkelheit nicht.

 

Hallo Ruess,

Erst mal Grundsätzliches. Deine Geschichte hat keine Handlung. Es ist eine Beschreibung einer Stimmung am Abend in den Bergen, kurz vor Sonnenuntergang, als die Bäuerin ihre Kühe ins Tal treibt.

Schon bald wird die Sonne hinter dem Hügel verschwinden und kurz danach im Meer versinken.
Die Sonne versinkt nicht im Meer. Zum Glück ;-) sondern vielleicht hinterm Horizont.

Langsam ist sein Wasser nun geworden, es gurgelt nicht mehr über Steine und eilt nicht mehr von einem Wasserfall zum Nächsten.
Warum wird ein Fluss am Abend langsamer? Gurgelt ein Fluß? Ich glaub auch er eilt nicht.

Schon bald wird er wieder im Meer zerfließen, um dann, irgendwo in den Bergen, seinen neuen Anfang zu nehmen
Tut er nicht. Erstens, er fließt ins Meer und zweitens nimmt er dann nicht gleich wieder seinen Anfang. Hört sich eher nach Kinderbuchweißheit an ;-)

An einer Stelle dort, wo der Fluss besonders seicht und langsam ist, liegt am seinen Ufer ein kleines Feld, das schon lange von keinem mehr bestellt wird

Wenn ein Fluß langsam wird ist er tief, wenn er seicht ist fließt er schnell. Ein Feld das von keinem mehr bestellt wird ist kein Feld mehr, sondern vielleicht eine Wiese.

Ein Schritt nach dem anderen. Ein Schritt nach dem anderen.
Warum die Wiederholung?

Die alte Frau kennt den Jungen und sie kennt auch den Hund. Das ist der Junge mit dem Hund, denkt sie und schaut dem Spiel zu

Hä? :confused:

So hier höre ich auf, obwohl ich das bis zum Schluss fortsetzen könnte.

Tut mir leid, aber das ist alles sehr schwach ;-)
LG
BRM

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ruess,

Du beschreibst die Landschaft, dann passiert da was und das war's.
Es gibt keine Handlung, keine Emotionen, nichts, was für den Leser von Interesse sein könnte.

Ein Junge spielt mit seinem Hund, eine alte Frau guckt zu. Das ist alles, was Du an Handlung anbietest.
Wo ist das Besondere? Etwas, das den Leser mitnehmen kann?

Helfen könnte etwas nach dem Motto: der Junge ist am Ertrinken und der Hund versucht ihn zu retten. Nicht gerade kreativ, aber es wäre zumindest etwas. So lese ich nur eine Landschaftsbeschreibung und eine x-beliebige Situation, die so oder so ähnlich überall passieren könnte.

Landschaften im Fokus der Erzählung kann nämlich durchaus funktionieren. Ich denke da zum Beispiel an Stephen Kings "Brennen muss Salem". Er widmet ganze Kapitel dem Treiben in einer Kleinstadt, springt dabei von Straße zu Straße und erzählt, was gerade wo im Ort passiert. Diese extreme "Rauszoomen", dieses total Distanzierte, kann aber nur funktionieren, wenn tatsächlich etwas Erzählenswertes vonstatten geht.
Das sehe ich hier leider nicht.
Dann kommen noch einige unglückliche Formulierung dazu, die dir BRM ja schon nähergebracht hat.

Keine Sorge, da kann man noch was draus machen, aber Du müsstest Dir Gedanken um eine Handlung machen, die deinen Text lesenswert machen würde.

Beste Grüße
gibberish

 

Hej Ruess,

vielleicht bin ich gerade in der richtigen Stimmung dafür, aber mir hat Deine Geschichte gefallen.
Es ist natürlich richtig, da passiert nicht viel. Liegt evtl also an mir und meiner Müdigkeit heute (ich hab aber festgestellt, dass ich das mit ein wenig Mühe sogar als eine Minimalismus-Parodie lesen kann, was mich wieder etwas wacher gemacht hat; ich glaub nicht, dass Du es so meintest).

Woran Du gut noch arbeiten könntest, wäre die Sprache.

Schon bald wird die Sonne hinter dem Hügel verschwinden und kurz danach im Meer versinken.
Doch noch durchfluten ihre Strahlen das breite Tal in dem ein Fluss aus den Bergen gemächlich dahin fließt.
Ein einzelner Hügel, hinter dem die Sonne untergeht, aber die Sonne müsste doch hinter den viel höheren Bergen untergehen, oder steht der Hügel im Wasser?

Schon bald wird die Sonne hinter dem Hügel verschwinden und kurz danach im Meer versinken. Doch noch durchfluten ihre Strahlen das breite Tal in dem ein Fluss aus den Bergen gemächlich dahin fließt.
Umgekehrt wirkt es auf mich irgendwie folgerichtiger
Noch durchfluten ... aber schon bald ...
Etwas zu getragen klingt es mir dann immer noch. :)

Langsam ist sein Wasser nun geworden, es gurgelt nicht mehr über Steine und eilt nicht mehr von einem Wasserfall zum Nächsten.
Mir ist zwar klar, dass es sich da um eine Beschreibung des Flusses in den Bergen handelt, aber ich würd's trotzdem hinschreiben.

Schon bald wird er wieder im Meer zerfließen
Das hattest Du schon einmal und Dein Text ist nicht sehr lang. Ein Fluss zerfließt übrigens niemals im Meer. Er fließt einfach nur hinein.

Ein Schritt nach dem anderen. Ein Schritt nach dem anderen.
Auch hier finde ich die Wiederholung ungünstig, auf mich wirkt das "ein" falsch und ich setze automatisch "Einen Schritt nach dem anderen" ein.

Die Kühe und die alte Frau bleiben stehen und blicken runter zum Fluss.
hinunter. Oder wie willst Du das umgangssprachliche "runter"sonst mit "schon bald" und Doch noch" stilistisch unter einen Hut bekommen?

Das ist der Junge mit dem Hund, denkt sie und schaut dem Spiel zu.
Würde man kursiv setzen oder anders deutlich machen, dass es sich um Gedanken handelt, wenigstens durch eine Extra-Zeile.

ber der Hund ist noch schneller.
kann weg

Auch die alte Frau lächelt ein wenig
auch

Die Sonne ist hinter dem Hügel schon verschwunden
und das auch

aber das helle Lachen eines Kindes
Warum jetzt unbestimmt? Es ist hier weder für die Frau noch für den Leser irgendein Kind.

für einen kurzen, ewigen Moment aus ihr rausgefallen.
sind für einen ... Moment
herausgefallen. Oder nur ein Adjektiv. In der Kombination wirkt keins mehr.

Denn, sie spielen da unten im Tal und merken die Dunkelheit nicht.
Komma weg

Gruß,
Ane

 

Hallo Ruess,

so wirklich verstehe auch ich nicht, worauf du mit deiner Kurzgeschichte hinaus willst. Von der Grundstimmung her, mit der Landschaft und der eher unaufgeregten Erzählweise, hat mich der Text ein bisschen an Marlen Haushofers "Die Wand" denken lassen. In ihrem Roman passiert auch nicht gerade viel, das plätschert auch über Strecken einfach dahin, aber durch die vermeintlich unüberwindbare Wand entsteht zumindest Spannung. Auch wenn du mit deinem Text eine andere Richtung einschlagen willst und es nicht dein Ziel ist, Spannung zu erzeugen, so fehlt mir trotzdem etwas. Entweder ein Konflikt oder eine intensivere Auseinandersetzung mit den Gedanken der Protagonistin.

Zu den Formulierungen wurde schon einiges gesagt, ich möchte dazu nur noch anmerken, dass diese manchmal etwas überzogen wirken. So, als hättest du dich zu sehr bemüht, die Landschaftsstimmungen eindrucksvoll an den Leser weiterzugeben. Ich hab das auch gemacht, dachte immer, je mehr und komplizierter, desto besser. Aber meistens ist es tatsächlich so, dass das Schlichte viel besser aufgenommen wird und trotzdem Bilder im Kopf des Lesers entstehen lässt.

Nur ein paar Kühe weiden dort und jeden Abend werden sie von einer alten Frau mit einem langen Stock in den Stall getrieben.

Du schreibst aus der Sicht der alten Frau. Das "eine" würde ich daher mit "die" ersetzen.

Mich würde es freuen, wenn ich noch mehr in deine Geschichte hineingezogen werden könnte. Denn grundsätzlich mag ich das. Berge, Flüsse, Kühe und so. Natur eben.

Gruß,
rehla

 
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Servus Ruess

Du präsentierst uns hier eine, nun, ich will's mal poetische Miniatur nennen. Einen Text also, der über seine eventuelle inhaltliche Substanz hinaus vor allem durch die sprachliche Gestaltung wirken soll.
Ich erkenne dein Bemühen, genau das erreichen zu wollen, allerdings ist das Ergebnis für mich noch nicht wirklich überzeugend.
Die Schwierigkeit bei dieser Art von Texten ist, dass da jede Formulierung und jedes Wort - und ich meine wirklich jedes Wort - stimmen muss, damit der Leser über die mangelnde inhaltliche Substanz hinwegsehen kann und im besten Fall sogar bezaubert wird.
Vermutlich muss man in so einen kurzen Text mindestens genau so viel Arbeit rein stecken, wie in einen zehnmal so langen. Wenn nicht sogar mehr ...

Soweit kam ich mit meinem Kommentar am frühen Abend. Als ich dann allerdings mit konkreten Anmerkungen beginnen wollte, merkte ich bald, dass nahezu in jedem Satz irgendwas steckt, was verbesserungswürdig wäre, und da lief mir dann schlicht die Zeit davon (Okay, ich will ehrlich sein, ich war einfach zu faul.)
Jetzt allerdings hab ich gesehen, dass sich schon einige andere, vor allem Ane, bemüht haben, dir sprachliche Schwächen aufzuzeigen und so mach ich's mir jetzt leicht und sag dir nur noch ein paar Worte zum Inhalt.

Ich glaube nämlich deine Erzählintention zu verstehen: Offenbar soll hier das Bild des Flusses als Allegorie auf das menschliche Leben verstanden werden. Der munter dahinsprudelnde Bach als Sinnbild für die unbeschwerte Kindheit, die Wasserfälle für die ungestüme Jugend und der gemächliche, breite Fluss schließlich für die Abgeklärtheit des Alters. Und in diesem Sinne ebenso gleichnishaft sind die beiden Figuren in der Geschichte, die alte Frau und der kleine Junge.
Das ist im Grunde eine - wenn auch nicht gerade hirnwegsprengende - doch hübsche Idee und mit entsprechender stilistischer Sorgfalt kannst du das sicher noch ein wenig hübscher machen.

Ja, das ist hübsch und ausbaufähig.

offshore


Edit BRM

BRM schrieb:
Wenn ein Fluß langsam wird ist er tief, wenn er seicht ist fließt er schnell.
Prinzipiell stimmt das nur dann, wenn man die Breite des Flussbettes als unveränderliche Größe annimmt. In einem sehr breiten Bett allerdings kann ein sehr seichter Fluss auch sehr langsam fließen. (Denke z.B. an den Unterlauf des Tagliamento in Friaul)

 

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