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Berührung

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15.12.2017
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Berührung

Ich weiß nicht, wieso ich vor dem Schaufenster des Dessous-Geschäftes stand. Irgendetwas hatte mich beim Vorbeigehen daran faszinierte und nun schaute ich mir die ausgestellte Wäsche an. Versunken in einer Vorstellung, wie es sein würde, das eine oder andere zu tragen, spürte ich einen Hauch einer Berührung in meiner Hand. Augenblicke später hörte ich neben mir eine angenehm dunkle, langsam sprechende Männerstimme: „Wenn Sie sich die Dinge nur anschauen, werden sie nicht erleben, wie sie sich anfühlen.“

Erst einmal konnte ich nicht reagieren, leicht schockiert über das Gesagte, aber vor allem über seine Annäherung, die mich doch aus der Fassung brachte. Sicherlich sollte ich nicht mit einem Fremden vor einem Unterwäscheladen sprechen oder mich gar berühren lassen, allerdings bewegte mich seine Aussage und Vergessenes schien zu erwachen. Ich schaute mich um und neben mir stand ein älterer, gut gekleideter Mann. Sein Aussehen gefiel mir und spontan empfand ich seine Ausstrahlung als attraktiv. Die Situation schien nicht real zu sein, weswegen ich auch eine Weile brauchte, bis ich die Worte fand: „Was würden Sie an meiner Stelle tun?“

Ohne zu antworten, umschlossen seine Finger meine Hand und führten mich in das Geschäft. Mich dagegen wehren, wollte ich nicht, meine Füße folgten seinem Weg, als ob es selbstverständlich wäre. Das stilvolle Ambiente mit seinen massive dunklen Hölzer wirkte behaglich auf mich. Außer einer Verkäuferin konnte ich niemanden sehen und diese grüßte mit aufschauendem Blick, um sich dann wieder ihrem Tun zu widmen. Obwohl es für mich als Frau nichts Außerordentliches war, Unterwäsche einzukaufen, so war ich in diesem Moment erleichtert über ihre Diskretion. Als wir an den Regalen vorbeigingen, verweilten wir des Öfteren und er schaute sich die feine Wäsche an, betrachtete mich, um scheinbar zu überlegen. Ich kam mir nicht deplatziert vor, viel mehr gefiel mir seine Art, wie er etwas Besonderes für mich aussuchte. Es dauerte eine Weile, doch dann hatte er seine Auswahl getroffen: „Sie müssten mir sagen, ob ich das Richtige für Sie gefunden habe?“

Wie in einem Nebel vernahm ich die Worte, in meinem Innersten ging es drunter und drüber. Seine Aufmerksamkeit war ein tolles Gefühl und zeitgleich überkam mich das Verständnis, dass ich wohl Verbotenes tat. Es brauchte einige Augenblicke, bis ich mir seiner Hand bewusst wurde, die noch immer in meiner lag. Ich wollte dieser Verbindung vertrauen, schenkte ihm ein nickendes Lächeln und folgte ihm schweigend in die Umkleide. Diese war groß, sogar geräumig und an der Wand hing ein großer Spiegel, seitlich stand ein Schränkchen und in der Ecke ein wohl eher rustikaler Sessel. Zu meiner Überraschung kam er mit herein und schloss hinter sich die schweren Vorhänge. Ich stand vor dem Spiegel mit Büstenhalter und Slip aus hauchdünnem, cremefarbenen Satin in der Hand, als er mir diese abnahm, auf die kleine Kommode legte und mir half meinen Mantel auszuziehen. Im Spiegel sah ich in seine braunen Augen und ich zeigte ihm mit meinem Blick die Unsicherheit. Er trat einen Schritt zurück, nahm Abstand zu mir und ich hörte seine Stimme sanft: „Sie sollten es versuchen.“

Seine Aufforderung gab mir nur eine Wahl, ich konnte sie nutzen oder mich für immer fragen, warum ich es verweigert habe. Bei vielen Dingen machte es mir nichts aus, sie nicht getan zu haben, doch dieses Mal würde ich es sicherlich bereuen. Meine Hände zitterten, als ich mich entkleidete. Ich wagte nicht einmal ein Blick in den Spiegel zu werfen, um zu erfahren, ob er mich beobachtete. Erstaunlicherweise schämte ich mich nicht nackt vor einem fremden Mann zu stehen. Ich schlüpfte in den Slip und zog den Büstenhalter an. Der Stoff fühlte sich kühl und doch angenehm auf meinem Körper an. Schließlich betrachtete ich mich selbst im Spiegel und empfand mich als schön. Es ist schon einige Zeit her, in der ich mich in feiner Wäsche angeschaut hatte. Auch wenn die Zeichen des Alters sich zeigten, so nahm ich mich in diesem Moment als aufreizend und weiblich wahr. Dann spürte ich seine warme Hand auf meinem Nacken, mit der streichelnden Bewegung glaubte ich sogar, dass ich nun auch begehrenswert sei. Es war mir nicht möglich einen klaren Gedanken zu fassen, lediglich sehnte ich mich nach einer Leidenschaft, die tief in mir vergraben war.

In dieser Sinnlichkeit schloss ich die Augen, doch ich konnte diesen Moment nicht genießen. Zweifel kam in mir auf und die Frage, was ich hier tat. Mein Gewissen bestand darauf, dass es mehr als unsittlich ist, als verheiratete Frau mit einer fast erwachsenen Tochter in solch einer Situation zu sein. Mein Kopf rebellierte, mein Magen krampfte sich zusammen und doch wollte ich nicht gehen. Als ich meine Augen öffnete, sah ich im Spiegelbilder einen anderen Teil von mir, dieser wollte seine Berührungen, war gespannt und neugierig auf die Dinge, die noch passieren konnten.

Seine Finger wanderten vom Nacken über meinen Rücken. Das Kribbeln war wie feiner, langsam nieder rieselnder, heißer Sand auf meiner Haut und ein Gefühl des lebendig Seins überschlug sich in mir. Ich erlebte eine himmlische Sinnlichkeit und gleichzeitig schlug mein Herz so schnell, dass mein Blut brennend durch die Adern rauschte. Die innerliche Hölle wollte mich fliehen lassen, doch mit jedem Zentimeter, den er mit seinen Fingerspitzen eroberte, leugnete ich mehr und mehr meine Bedenken. Gleichzeitig wuchs das Verlangen nach Befriedigung. Die aufkommende Erregung zeigten die Spitzen meiner Brust, die er sicherlich deutlich im Spiegel unter dem feinen Stoff sehen konnte. Mit der Hoffnung des Vertrauens ließ ich los, schloss wieder meine Augen und konnte diese Zärtlichkeit für mich zulassen.

Verfallen in den Empfindungen, verrannt in einer Fantasie wollte ich erobert werden von seiner Zuneigung, seiner Achtsamkeit, die mich in eine Ekstase der gedankenlosen Sinnlichkeit katapultieren sollte. Als ich bemerkte, dass ich seine Berührung nicht mehr spürte, öffnete ich die Augen und musste feststellen, dass ich alleine vor dem Spiegel in der Umkleide stand. Die aufkommende Enttäuschung, die mir gleichzeitig Erleichterung schenkte, ließen mich in die Wirklichkeit zurückkehren, ohne zu wissen, ob es diesen Mann wirklich gegeben hat.

Scheinbar wieder als denkender Mensch vermisste ich ihn sogleich und fühlte mich zurückgelassen. Mit Wut im Bauch über sein Verschwinden, wusste mein Kopf dennoch, dass es wohl das Beste sei. Die Zweifel konnten sich legen und ich brauchte keinen inneren Kampf mehr zu führen. Doch bei all dieser Vernunft, wollte sich mein Körper nicht mit dem Gegebenen abfinden. Ich ergab mich diesem Gefühl und fing an meinen Busen zu streicheln. Ohne diesen fremden Mann fühlte es sich nicht mehr als Betrug an. Das fremde Begehren war eine Erinnerung geworden. Langsam suchten sich meine Finger den Weg zwischen meine Beine, umspielten und liebkosten den schon leicht gewölbten Hügel. Das zarte Eindringen trieb meine Wollust intensiver voran und dabei dachte ich an seine wundervollen Hände, wie sie geschmeidig über meinen Körper wanderten, als mich ein sanfter, lautloser Höhepunkt erreichte.

Nach der Befriedigung meiner körperlichen Lust setzte ich mich auf den Sessel und musterte mich in diesem Spiegel, der soviel von mir gesehen hatte. Der Versuch die letzte halben Stunde Revue passieren zu lassen, scheiterte an den Emotionen. Es brachte nichts und so wischte ich mir die Tränen aus meinem Gesicht, legte die feine Wäsche ab und zog meine Kleidung an, mit der ich in diese Umkleide gekommen war. Bevor ich das Geschäft verließ, bezahlte ich die benutzte Unterwäsche, die ich wahrscheinlich nie wieder tragen würde. Der Weg nach Hause war ein Gang zurück in mein tatsächliches Leben. Zurück zu einem Mann, bei dem ich mich geborgen und sicher fühlte. Die träumerische Erinnerung an die Berührungen von einem Fremden hatten eine Sehnsucht erweckt, doch nun sollte sie wieder schlafen, damit sie vergessen werden konnte.

 

Herzlichen Dank, Maria!

Anfangs konnte ich nicht viel anfangen mit Deinen Anregungen, die ich nicht als Meckern empfand. Also setzte mich hin und überarbeitete die zitierten Punkte, dabei hatte ich im Hinterkopf, dass es zu wenig sei. Mit der Zeit glaubte ich zu verstehen, was Du vielleicht gemeint hast. Es hat geholfen, dass Du die Stellen genannt hast, die nicht funktionieren, also habe das eine oder andere hinzugefügt oder geändert.

Bezüglich der bildlichen Darstellung und des Schluss werde ich mir noch Gedanken machen, dennoch habe ich die Überarbeitung bereits eingestellt, um vielleicht weitere Anmerkungen zu erhalten. Den Hinweis auf das Medikament habe ich raus genommen, weil ich ihn als nicht mehr als passend empfand.

Beste Grüße
Henvol

 

Hallöchen :)

Allererst möchte ich dir sagen, dass diese Geschichte wirklich sehr erotisch ist.
Durch diese schönen Beschreibungen kann man sich als Frau wirklich in die Hauptfigur hineinversetzen und die Berührungen genießen.

Außerdem war das Ende unerwartet. Ich, als Frau der Taten, habe erwartet, dass die beiden es miteinander in der Kabine treiben. Dass sie es sich am Ende selbst besorgt hat finde ich sehr sinnig. Ich meine, welcher Mann wäre bitte so spontan und mutig? Vielleicht war es wirklich nur die Phantasie einer jungen Frau im Damendessouladen?

Ich würde dir empfehlen etwas kürzere Sätze zu machen. Man kann öfter mal einen Punkt setzen da es dann leichter ist einen langen text zu lesen (warum auch immer, Psyche ist merkwürdig). :)
Ansonsten tolle arbeit und ich gucke mal auf dein Profil was du noch so veröffentlicht hast. Vielleicht "kommt" ja da noch was tollen ;)

LG Slinsel

 

Hallo Slinsel,

vielen Dank für Deine Rückmeldung, hat mich gefreut, dass Dir die Geschichte gefallen hat. Es war eine kleine Herausforderung, als Mann die Sinne und Empfindungen einer Frau zu schreiben.

Es war meine erste Veröffentlichung im Internet, somit wirst Du keine weitere finden. Ich arbeite allerdings bereits an der Nächsten, vielleicht wird sie bis Ende Januar fertig sein.

Beste Grüße
Henvol

 

Hallo,

also mich hat es gefesselt, ich war in der Geschichte drinnen. Wirklich gut gemacht!

Zwei Dinge würde ich überdenken. Das sie verheiratet ist und das schnelle Ende.. man könnte den leidenschaftlichen Teil mehr in den Fokus setzen und es dann langsamer ausklingen lassen.

VG
Teresa

 

Hallo @Henvoi,

deine Geschichte liest sich wie die Fantasie einer Frau, die sich gefangen fühlt in einem Leben, das angenehm, aber wenig aufregend ist, das auf jeden Fall die Sinnlichkeit verloren hat. Sie sucht nach Berührung, wie der Titel es bereits andeutet. Ob der Besuch im Dessousgeschäft überhaupt stattgefunden hat, spielt gar keine große Rolle, auch nicht, ob es diesen Mann gab, der sie in die Umkleidekabine geführt hat. Die sphärische, unwirkliche Grundstimmung mag ich sehr. Allerdings finde ich die Sprache, die du verwendest, zu ungenau. Du müsstest die Sinne besser ansprechen. Was spürt, riecht, schmeckt, sieht sie. An manchen Stellen machst du das, da wird die Sehnsucht greifbar, dann begibst du dich aber wieder ins Ungefähre ihrer Gedanken und benutzt gekünstelte Sätze. Wenn du das weglässt, wird der Text viel besser, könnte richtig gut werden. Zwischen den Sätzen ist so viel Raum für die Gefühle, die du gar nicht aussprechen musst. Vielleicht magst du ja noch daran arbeiten, lohnt sich.

Textstellen:

hörte ich neben mir eine dunkle, etwas rauchige Männerstimme: „Manchmal ist es schwierig, das Passende zu finden, doch wer nur betrachtet, wird nicht erleben, wie es sich anfühlt.“
abgesehen davon, dass die rauchige Männerstimme ein Klischee darstellt und der Anfang nach Shades of grey klingt: so würde keiner sprechen.

. Als wir an den Regalen aus massiven dunklem Holz vorbeigingen, verweilten wir des Öfteren und er schaute sich die feine Wäsche an, betrachtete mich, um scheinbar zu überlegen.
für was brauchst du das dunkle Holz? Und warum habe ich das Gefühl, dass in dem Laden nur die beiden sind, nicht einmal ein Verkäufer?

Der kalte Stoff der neuen Wäsche schmiegte sich an meinen Körper. Schließlich schaute ich mich selbst im Spiegel an und empfand mich als schön.
wie kann der Stoff sich an sie schmiegen, wenn sie noch angezigen ist und was empfindet sie als schön?

Das Kribbeln war wie feiner, langsam nieder rieselnder, heißer Sand auf meiner Haut und ein Gefühl des lebendig Seins überschlug sich in mir. Ich erlebte eine himmlische Sinnlichkeit und gleichzeitig eine innerlich brennende Hölle.
der erste Satz ist super, rieselnder Sand auf der Haut, der zweite wird ungenau, wie fühlt sich die innerlich brennende Hölle an?

Meine eigene Berührung waren keine Revolte, ich brauchte nicht dagegen anzugehen, denn es war legitimer.
kapier ich nicht, was du damit sagen willst?

Viele Grüße und willkommen hier
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

vielen Dank für die Durchsicht meine Geschichte. Auf Grund der Hinweise habe ich den einen oder anderen Stolperstein noch gefunden, ihn mit etwas Mühe ausgeräumt und hoffe damit den Verlauf verbessert zu haben.

Beste Grüße
Henvol

 

Moin Henvol.
Sollte es im letzten Satz nicht "Erweckt" statt "Erwacht" heißen? Dann gäbe der Schlussatz einen Sinn. Ansonsten eine schöne Fantasie.
Der LORD

 

Moin Lord Arion.

Erwachen würde bedeuten, dass jene Fantasie in dieser Form geschlafen hätte. Aber sie ist wohl eher Zug um Zug entstanden, also wurde geweckt - ich habe es geändert.

Danke
Henvol

 

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