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Big Rich Country

Monster-WG
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10.09.2014
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Big Rich Country

Jeff winkt. Okay, bisschen Zeit hab ich noch, also geh ich zu ihm rüber.
„Was sind die Neuigkeiten, Mister?“, fragt er.
„Wenn du gute Neuigkeiten meinst – die gibt es nicht“, antworte ich.
„Dann erzähl mir von den schlechten.“
„Ungern, davon hätte ich einen ganzen Sack voll.“
Er zeigt dem Barkeeper sein Glas und zwei Finger, dann schaut er mich an: „Lass hören.“
„Oh, Mann“, ich hole tief Luft, „Das fängt schon mit den Wohltätern an. Unsere Jobs wollen sie retten! Widerliches Gesocks. Kommen da großkotzig angedüst, große Sprüche, große Versprechungen – und hinterher sitzt die Karre im Dreck und die Betriebsrentenkasse ist mit ihnen über alle Berge.“
Jeff macht ein dumpfes ‚Uh‘ und prostet mir zu.
„Wir Kleinen sind nicht smart genug", erwidere ich. " Will mir gar nicht ausmalen, wie‘s um uns stünde, wenn Lynn nicht den Kassenjob gekriegt hätte.“
„Kassenjob wo?“, hakt Jeff nach.
„Bei Walmart, Pittsdale.“
Jeff macht noch ein ‚Uh‘ und meint: “Beim Dealer, oha. Schade, dass sie da keine Prozente bekommt.“
Mir schmeckt dieses Tequilazeugs und ich flachse: „Und wenn doch? Ich sag dir schon jetzt: Nach der ersten Million kenne ich dich gar nicht mehr.“
Wir reden über die Wahlen im Herbst, sozusagen über die Wahl zwischen Pest und Corona.

Der eine ist Scratcher, der Camorra heißen sollte. Zwölf Freeports kommandiert der und setzt seinen Fuß nur auf die Erde, um von einem Jet in den anderen zu steigen und sein Imperium gottgleich über den Wolken und vielleicht bald auch vom Weißen Haus aus zu regieren.
„Freeports?“, fragt Jeff.
„Ja, kennst du nicht? So ‘ne Art heilige Inseln. Da kannst du alles einlagern oder abholen, was richtig teuer ist.“
„Diamanten?
„Klar. Oder Kunst, Silber, Gold, Drogen, High Tech. Und Waffen.“
„Und wenn der Zoll kommt?“
„Der Zoll? Der darf da gar nicht rein. Tabu. Keine Polizei, niemand. Toll, was?“
Jeff fährt mit dem Handrücken über Mund und Nase. „Und ich muss ‘ne Steuererklärung machen.“
„Du hast ja auch keinen Freeport.“
Der andere ist Hillegaard, der Narko-König, manisch-pervers, unermesslich reich. Unter den Augen der DEA vertickt der Opioide, als Medikamente deklariert. Für Milliarden Dollar über Drugstores und Walmart. Eine halbe Million Tote, vier Millionen Süchtige, ungezählte verwahrloste Kinder. „In Gottes eigenem Land“, ist Jeffs Kommentar.
Wir verquasseln uns, ich revanchiere mich mit der nächsten Runde. Über der Theke lärmt der Fernseher, auch heute wieder Schießereien, aber nicht in Laramie, sondern vorm Supermarkt, an der Tankstelle – irgendwo in Amerika.
„Mein Gott“, sagt Jeff, „früher haben die Leute das ausdiskutiert, heute ziehen die blank. Wo das hinführt, weiß der Teufel.“
Damit ich nicht in dessen Klauen lande, lehne ich den dritten Drink ab und wir verabschieden uns.
Zwischen Tür und Angel will mich Jeff noch zum Beitritt im ‚Red Maple Rifle Club‘ überreden, aber ich versichere ihm, mit der Schießerei nichts am Hut zu haben.

Der Wahltag rückt näher. Scratchers Leute erhöhen den Druck, oft wird geschossen – nicht nur zur Einschüchterung. Schon lange zucke ich nicht mehr zusammen.
„Schatz“, sagt meine Frau, „wir sollten uns auch eine Waffe kaufen. Ich habe Angst.“
Ich umfasse sie, streichle ihr die Schultern, den Rücken, den Hintern. Auch den Nacken, die Kringelhaare und halte sie ganz fest. Wundervoll, Stoppelhaut berührt Seidenhaut, ganz zart – nur Minuten, wir haben den Kopf nicht frei. „Ja“, sage ich, „ich kümmere mich drum.“

Ich wähle Jeffs Nummer. Es dauert, bis er rangeht. „Entschuldige, Dan. War gerade am Drillen, ‘n schöner Hecht. Hab ihn wieder reingeworfen, hatte Ekzem, irgendwas Unappetitliches. Das Wasser wird immer beschissener. Aber was gibt‘s?“
„Na ja“, sage ich, „hab‘s mir noch mal überlegt: Ja, ich komme mit. Samstag Vormittag stimmt doch, oder?“
„Stimmt. Eigentlich hatte ich nicht mehr mit dir gerechnet, aber Glückwunsch zur richtigen Entscheidung. Ein Mann muss schießen können. Bis Samstag!“

Auch nach Wochen intensiven Schießunterrichts sagt der Trainer, dass ich wohl nicht der geborene Schütze sei. Ich weiß es besser. „Harry“, sage ich: „schauen Sie in meine Akte. Da steht schwarz auf weiß: Geburtsdatum 2. Dezember.“ Einige grinsen, einer meint, er sei am 12. September geboren, also Jungfrau, fühle sich jedoch keineswegs als solche. Und Harry sagt, dass es ihm weniger um meine Art zu schießen ginge, als vielmehr um die Einstellung im Kopf. Da hat er natürlich recht – bevor ich losballere, würde ich erst mal versuchen, ob es auch anders geht. Leider scheitern solche Versuche oft.

Die Glocken läuten wie beim Überfall auf Pearl Harbour. Der amtierende Präsident, ein Evangelikaler, wünscht längeres Läuten. In God We Trust.
Ich ziehe die Tür leise zu, Lynn hat es trotzdem gehört.
„Dan?“
Ich antworte nicht, lasse stattdessen den Korken knallen und komme ins Zimmer. Sie schaut mich verwundert an: „Gibt es etwas, das ich wissen müsste?“
„Aber nein! Du weißt doch immer schon alles. Bin Zweiter geworden beim Preisschießen – da war ich selbst überrascht.“ Ich mache das Kuvert auf und zeige ihr die Urkunde.
Sie blinzelt, holt die Brille und sagt: „Das kommt über die Haustür, damit jeder weiß, was ihn hier erwartet. Aber hast du gesehen, was hier steht?“
Jetzt sehe ich es auch, auf der untersten Zeile: Red Maple Rifle Club by Scratcher.
Schade um den Sekt, doch Lynn ist davon wenig berührt. „Jetzt hab ich einen Beschützer im Haus!", sagt sie gutgelaunt und hebt ihr Glas. Ich halte dagegen, mit säuerlichem Lächeln.
"Ja", sage ich dann, "dein Beschützer schießt wie der Teufel. Darf aber nicht nüchtern sein.“ Ich erzähle ihr, dass ich auf Jeffs Anraten vorher einen doppelten Whiskey getrunken hätte, und tatsächlich, es funktionierte. Im Finale hatte ich zwei alte Füchse in die Wüste geschickt, und dass die beiden mir trotzdem auf die Schulter gehauen und gratuliert hätten.
„Mein Dan, der Meisterschütze!“, freut sich Lynn, packt meinen Kopf mit beiden Händen, küsst mich und fragt wie beim Verhör: „Und welche Talente schlummern sonst noch in dir?“
Ich stelle mich hinter sie, umfasse ihre Brüste und ertaste ihren Hals mit der Zungenspitze, rüber zur Ohrmuschel und beiße sie sanft, bis ich unglaublich tiefe Töne des Behagens höre.
"Hab ich damals in Paris gelernt“, behaupte ich.
„Was? Davon hast du noch nie erzählt.“
„Wär‘ ja auch gelogen.“
Wir bleiben bei der Wahrheit, wechseln hinüber ins Schlafzimmer.

Das neue Schuljahr hat angefangen; unsere Jungen kommen gut voran. Die Direktorin ist Kalifornierin, sympathisch und progressiv.
Alle Gebäude, Innenhof und Gelände sind gesichert. So ein Massaker wie in Talohee wird es hier nicht geben.
Jetzt gehöre auch ich zu den Bewachern. Durch meinen zweiten Platz hatte ich gute Karten bei der Bewerbung. Leider reicht es nicht, mein Loser-Gefühl zu verdrängen.
Jeff drückt kräftig auf die Hupe. Im Laufen knöpfe ich mir die Jacke zu und springe hinten auf. Jetzt sind wir vollzählig. Der Instructor hat die Namensliste in der Hand und gibt scharfe Munition aus.
„Hab kein‘ Bock aufs Schießen, oder Sterben“, sagt einer. „Wüsste sowieso nicht, wofür.“
„Na, für die Demokratie, du Dämel“, sagt ein anderer.
„Und für die Geschäfte der Präsidentensippe“, füge ich hinzu, „und deren Freunde und Freundesfreunde.“
Ich wische mir über Stirn und Augen. Was mache ich hier auf dieser Schüttelkarre, im blauen Overall mit dem Scratcher-Logo und scharfer Munition? Die Antwort kommt vom Instructor: Das Wahllokal im Zentrum sollen wir beschützen gegen Extremisten und Terroristen. Er befiehlt absitzen, zackig und laut wie beim Militär.
Jeff knufft mich in die Seite. „Der spinnt wohl, eh? Was geht hier eigentlich ab?“
Ich weiß darauf nichts zu sagen, außerdem brüllt der Typ immer weiter: „… Blutbad wollen wir nicht. Ich denke, unsere Präsenz genügt. Wichtig: Punkt sechs ist Schluss. Ihr krallt euch die Wahlurnen und jagt die Wahlhelfer zum Teufel. Die können sich die Ergebnisse im Fernsehen anschauen.“ Er lacht.

Es gibt ein brillantes Feuerwerk, Scratcher hat die Macht an sich gerissen. Schnell werden Naturschutzgebiete zu ‚Nutzland‘, Fangquoten der Fischerei gekippt. Die angefangene Mauer zu Mexiko wird er nicht weiterbauen, Minen sind billiger. Und es gibt Steuergeschenke, nein, nicht für mich.
Früh am Morgen ist Appell auf dem Schulhof, auch der Bürgermeister ist dabei.
Der Mann redet irgendwas Politisches, was mich nicht interessiert. Der Instructor ist wieder da, ein mulmiges Gefühl kommt auf. Hier läuft etwas total aus dem Ruder, das braucht mir niemand zu erklären. Und ich Hornochse mitten drin. Aber was zum Geier hätte ich denn tun sollen? Job weg, Hausraten offen, Frau und zwei Kinder, ringsum Niedergang und Chaos.
Wir werden höflich gebeten, in den bereitstehenden Jeeps Platz zu nehmen; wir würden einen Tag im Camp verbringen, zwecks wichtiger Instruktionen. Keine Ablenkung, volle Konzentration, keine Handys.
Stundenlang werden wir vollgequatscht; Menschenrecht und Ethik, Würde und Bürgersinn und Freiheit des Individuums … Aber es gibt Flanksteak, großzügig geschnitten, mit Mac ‘n‘ Cheese.
Anschließend Training mit automatischer Pistole.

Meine Scheibe ist die zweitschlechteste, und genau das ist meine Absicht.
Anschließend noch ein besonderes Event: Die Senatorin Gayle Blacksmith spricht zu uns. Eine aufgetakelte Lady mit gebleckten megaweißen Zähnen und überdimensionierter Oberweite geht ans Mikrofon und beglückwünscht uns zu unserem Leitfaden für ein starkes Amerika. Mit Scratchers Weitsicht wird es erblühen und wir alle werden stolz und glücklich sein. God bless you!
Ihr Dekolleté ist beinahe exhibitionistisch, doch solange man die Nippel nicht sieht, ist alles in Ordnung. Ein weißes Blatt fällt ihr aus der Hand und sie bückt sich geschmeidig, ich denke an Jane Fonda. Spätestens, als sie den tiefsten Punkt erreicht, müsste eine, wenn nicht beide Brüste aus dem Riesenausschnitt rutschen – aber nein, wie Höcker stehen sie, halten die Spannung von Schwerkraft und Textil mühelos aus und verharren an Ort und Stelle.
Jedenfalls bekommen wir unsere Handys zurück, es gibt Wodka Sprite und Budweiser. Jeff pirscht sich an meine Seite, wir stoßen wortlos an.

‚A Jug Of Punch‘ – mein Handyton. Ich bin gut drauf, das bisschen Alkohol drängt den Frust beiseite. Die Polizei. Das passt jetzt nicht. Wieso Polizei?
Wahrscheinlich eine Lappalie, ‚irgendwas mit dem Auto‘ rede ich mir ein. Die Luft wird trocken, beinahe giftig.
Während ich meinen Namen nenne, rotten sich die anderen zusammen, mit den Handys am Ohr. Die Frau am Telefon will, dass ich meinen Namen buchstabiere und die Namen meiner Jungen. Ich schreie sie an, sie solle endlich sagen, was los sei.
Es habe einen Anschlag gegeben. Anschlag? Wie Anschlag? Ich verstehe nicht. Das Licht ist zu grell, die Lampen kommen immer näher, dann entfernen sie sich wieder. Ich bin … ich weiß nicht. Ich schwöre mir, nicht an Lynn zu denken. Nicht an Lynn. Nicht an Lynn.
Auch vier Mitschüler seien getötet worden. Ich kann das nicht aushalten, meine Hände setzen die Wodkaflasche an die Lippen. Nach dem zweiten Schluck schlägt Jeff sie mir aus der Hand. Ein Netz aus glühendem Draht stülpt sich über meinen Kopf. Ich sehe, wie ich ein neues Magazin einlege, eines stecke ich in den Gürtel.
Zuerst die Senatorin. Blut, sattrot wie Lippenstift. Dann der Instructor.
Ein Grauschopf legt auf mich an, ich muss ihm die Hand wegschießen.
Die Waffe im Anschlag gehe ich rückwärts aus dem Raum, remple eine Statue an und sage einem wartenden Fahrer: „Zum Gouverneur.“

Zwei Wachmänner stellen sich mir in den Weg, dann stehe ich in seinem Büro. Er ist nicht allein, ich blicke in viele bekannte Gesichter. Näher und größer sehe ich die Gesichter meiner Jungen, wie eine Folie über denen der anderen.
Der Gouverneur fällt zuerst, das Mikrofon in der Hand. Starre – nichts bewegt sich, kein Ton. Alles ist wie mit flüssigem Stickstoff überschüttet. Meine Kopfhaut brennt, nein, es ist drinnen. Das Hirn, oder die Adern, das Blut?
Langsam ziele ich auf jeden einzelnen. Meine Hände zittern zu sehr, ich muss den Knopf für Dauerfeuer drücken.
Dann zieht es mir die Beine weg. Ich schlurfe zu einem der Clubsessel, doch setzen kann ich mich nicht – ein Mittfünfziger mit rotem Gesicht und Einstecktuch hat sich klein gemacht, ein blauer Faden steigt aus seiner Zigarre auf.

Der Faden verwirbelt, unsagbare Müdigkeit überkommt mich. Alles verschwimmt; Rauschen im Ohr, jetzt auch Sirenen. Ich setze mich auf die Sessellehne. Neben dem Ascher steht Bourbon.
Als ich mir einschenke, trifft mich ein ungeheurer Schlag. Das Glas explodiert wie ein Feuerwerkskörper, der Bourbon ist blutrot.

 

Hola, leever José,

dystopische Entwicklungen beschäftigen dich, ob das in Frisbee die Welle der Zombies war oder saugende Aliens in Delikatessen und immer ist das Ende ein Weltuntergang. Hier ist es der Strudel eines gespaltenen Amerikas vor den Wahlen, wobei Wahl in Anbetracht des Angebots zynisch klingt. Der Prota läuft einer Entwicklung hinterher, die nicht mehr aufzuhalten ist und seiner Person, seinen Normen, seinem Selbstverständnis widerstrebt. Kommt es so zwangsläufig zu dem Punkt, wo die Handlungsoptionen ausgehen? Zur Verzweiflung oder gar Notwehr? Übermächtig ist der Wunsch, die Frau, die Söhne zu schützen, mit allen Mitteln. Deshalb der Beitritt im Rifle Club. Doch trotz erlernter Skills an der Waffe, die er am besten beherrscht, wenn er seine Bedenken betäubt, gelingt es ihm nicht, die Sicherheit zu erhalten.
Im sinnlosen Strampeln, in der Vergeblichkeit aller Bemühungen liegt die Tragik, oder beginnt das früher, wird das schon mit dem Entschluss, zur Waffe zu greifen, eingeläutet? Wird mit der Abkehr von humanitären Werten der Untergang unausweichlich? Wer mit dem Schwert zu uns kommt, soll durch das Schwert umkommen? In dem Unausweichlichen steckt schon Power.
Stärker als den Amoklauf, als den Wunsch, im Schmerz möglichst viele mitzunehmen, fände ich persönlich an der Stelle jedoch eine Einsicht, geboren aus dem inneren Konflikt, eine Rückkehr zur Menschlichkeit. Dann wäre das Thema ein anderes, nicht zwangskausale Gewalt, sondern Schuld, Reue. Das hätte mMn mehr Reichweite hinter dem Knall, aber dafür bräuchtest Du auch mehr Strecke, mehr Innensicht, mehr Gedankenwelt, einen Prota, der sich moralisch anders positioniert. Dahinter steckt freilich auch mein naiver Wunsch, die Welt und ihre menschlichen Parasiten beherrschbar zu halten. Wenn Du aber lieber auf die Kacke haust und den Zeiger Richtung Apokalypse ausschlagen lassen willst, auch okay, lass Dich nicht aufhalten.

Ein paar Textstellen:

Ungern, da hätte ich nämlich einen ganzen Sack voll.
Der Satz liest sich unvollständig, wie wäre es, Du tauscht das da gegen davon?

Mir schmeckt dieses Tequilazeugs und ich flaxe:
Ich kenn nur flexen und faxen, aber das flachsen geht nur ohne x.

Beim Dealer, oha
Walmart=Dealer wofür? Muss ich im Nachgang dekodieren.

Ich sag dir schon jetzt: Nach der ersten Million kenne ich dich gar nicht mehr
Sarkasmus? Gibt ein paar Stellen, die mich raushauen, weil ich sie nicht verstehe, ohne sie zu zerpflücken.

„Mein Gott“, sagt Jeff, „früher haben die Leute das ausdiskutiert, heute ziehen die blank.
Ausdiskutiert klingt so nach Sozialarbeiter. Vllt einfach: Früher haben die Leute miteinander geredet, heute ziehen sie blank.

Peace, linktofink

 

Lieber @josefelipe

ich habe Deine Geschichte gern gelesen. Sie ist flüssig geschrieben, ich bin nah bei den Protagonisten, bin bildlich in den Szenen. Sprachlich hab ich nichts zu bemängeln. Die Story ist düster, beängstigend, Du bringst das alles super rüber.
Den Amoklauf finde ich wie meine Vorredner ebenfalls etwas zu heftig. Ich hätte mir eine andere Reaktion erwünscht. Alles in allem finde ich die Geschichte sehr gelungen und mir ist nur eine Kleinigkeit aufgefallen

Ihr Dekolleté ist beinahe exhibitionistisch, doch solange man die Nippels nicht sieht, ist alles in Ordnung.

Nippel

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 

ganz großes Dankeschön für Deinen wertvollen Komm. Toll, wie detailliert Du an die Sache rangehst.
Number 45 ist ein Alptraum – aber kein Präsident, weil ihm die Qualitäten dazu fehlen. Aus einem windigen Geschäftsmann wird kein seriöser Politiker. Und jetzt nochmals vier Jahre, wetten?
Aber die Situation, wie jemandem die Lebensplanung aus der Hand genommen wird durch äußere Umstände, finde ich spannend – und was diese Umstände mit ihm zu machen in der Lage sind.

Dass Deine Anmerkungen Hand und Fuß haben, steht außer Frage. Obwohl ich sehr lange an diesem Text herumgebastelt habe, war mir klar, dass es da noch ‚unrunde‘ Stellen gibt. Deine Tipps kommen deswegen wie gerufen. Gleich nach Erhalt Deines Komms hab ich die gröbsten Schnitzer beseitigt und einen Absatz (den mit dem Redner) gestrichen. Danke nochmals.

josefelipe schrieb: „Tjo, Prost Mahlzeit“, erwidere ich
AWM schrieb: Ich finde, das passt nicht in den amerikanischen Kontext. Das ist schon sehr deutsch.
Blöd von mir, ist gestrichen.

“Beim Dealer, oha. Schade, dass sie da keine Prozente bekommt.“
Mir schmeckt dieses Tequilazeugs und ich flachse: „Und wenn doch? Ich sag dir schon jetzt: Nach der ersten Million kenne ich dich gar nicht mehr.“
AWM schrieb: Das habe ich nicht richtig verstanden. Der eine Kandidat verkauft über Walmart seine Medikamente, deshalb Dealer. Aber den Zusammenhang zwischen den Prozenten, die die Frau als Kassiererin bekommen könnte und der ersten Million erschließt sich mir nicht.
Ich dachte, dass der Handel mit diesem Zeugs aufgrund der hohen Summen auch einen Prozente-Empfänger schnell zum Millionär macht.

„Hehe, der darf da gar nicht rein. Tabu. Keine Polizei, niemand. Toll, was?“
AWM schrieb: Würde das "Hehe" streichen. Das passt für mich nicht in einen Dialog.
Ist geändert.

„Du hast ja auch keinen Freeport.“
AWM schrieb: Würde ich streichen. Das ist ja klar, dass es darum geht.
Für Dich, klar. Du bist aber kein ‚durchschnittlicher‘ Leser. Ich will‘s mal offen lassen, bin aber absolut Deiner Ansicht.

AWM schrieb: Auch fände ich es besser, wenn es einen unmittelbaren Katalysator dafür gäbe, dass er eine Waffe kauft.
Hier könntest du doch zeigen, wie die politischen Kämpfe in das Leben der beiden hereinbrechen und ein Rückzug ins Private immer weniger möglich ist.
Könnte es nicht sein, dass der Rückzug ins Private die einzige Möglichkeit ist, wenn man nicht den Helden spielen will?

AWM schrieb: Und dann muss er sich eine Waffe kaufen, um das Private zu schützen. Vielleicht wird ein Nachbar, zu dem sie eine enge Beziehung hatten, erschossen. Brauche hier einen konkreteren Anlass für die Wandlung deines Protas.
Aus meiner Sicht steht der Wunsch seiner Frau über allem. Ohne Diskussion.

„schauen Sie in meine Akte. Da steht schwarz auf weiß: Geburtsdatum 2. Dezember.“
AWM schrieb: Verstehe ich nicht.
Sollte ein kleiner Scherz sein. Hab‘s verdeutlicht, ich meine das astrologisch:
„Harry“, sage ich: „schauen Sie in meine Akte. Da steht schwarz auf weiß: Geburtsdatum 2. Dezember.“ Einige grinsen, einer meint, er sei am 12. September geboren, also Jungfrau, fühle sich jedoch keineswegs als solche.

Verständlich, die Frommen im Lande haben ihn gewählt. In God We Trust.
AWM schrieb:Nur "In God We Trust" fände ich hier stärker.
Yes, Sir!

Herrlich perlt der Sekt, ungeniert zur Mittagsstunde – meine Stimmung ist allerdings lädiert.
AWM schrieb: Hier fällt der Stil raus. Reimt sich auch noch. Ungeniert - lädiert.
Hier bin ich leider in meine Erzählsprache zurückgefallen. Peinlich. Und reimen wollte ich schon gar nicht! Hab‘s geändert.

Ich stelle mich hinter sie, umfasse ihre Brüste und gehe mit der Zungenspitze die Aorta hoch und runter,
AWM schrieb: Musste hier lachen. Aorta passt da gar nicht rein. Das ist so anti-erotisch und klinisch.
Aorta passt da ganz bestimmt nicht rein. Sollte lustig sein, aber wenn schon der erste Kommentator …

Die Direktorin ist Kalifornierin, sympathisch und progressiv.
AWM schrieb: "sympathisch und progressiv" würde ich streichen. Finde gerade interessant, dass dein Prota eigentlich unpolitisch ist (so nehme ich ihn wahr).
Das ‚progressiv‘ (typisch kalifornisch) sollte auf den Anlass des Anschlags zielen. Wer mit den alten Tricks Milliarden schaufelt, kann progressive Leute nicht ausstehen.
Aber ist der Prota schon politisch, wenn er dieses Wort in den Mund nimmt?

AWM schrieb: Für mich ging es in dieser Geschichte um jemanden, der zwischen die Fronten gerät, …
Genau das ist meine Absicht.

AWM schrieb: … der unfreiwillig politisch wird, …
Wird er das wirklich? Schwimmt er nicht gezwungenermaßen mit wie Treibholz?

AWM schrieb: Mit dem, dass er sie sympathisch findet, weil sie progressiv ist (was heißt das eigentlich), verortest du ihn politisch und nimmst der Prämisse (wie ich sie gelesen habe) die Kraft.
Er findet sie nicht sympathisch, weil sie progressiv ist, sondern sympathisch als Mensch und progressiv in ihrer politischen Ausrichtung, mMn.

Und ich Hornochse mitten drin. Aber was zum Geier hätte ich denn tun sollen? Job weg, Hausraten offen, Frau und zwei Kinder, ringsum Niedergang und Chaos.
AWM schrieb: Würde ich streichen.
Stimmt. Doch wenn er mit sich selbst spricht, muss er doch auch eine Antwort, besser gesagt Entschuldigung präsentieren, nicht?

Was für eine widerliche Scheiße, weil genau das täglich mit Füßen getreten wird. Aber
AWM schrieb: Auch das. Wirkt ohne diese Stellungnahmen viel stärker. Man spürt auch so, dass er sich dort nicht wohl fühlt.
Ist gestrichen. Ein guter Tipp! Ich hab manchmal eine Stelle, bei der ich weiß, sie müsste verbessert oder gestrichen werden, und trotzdem rühre ich keinen Finger, bis mir jemand hintenrein tritt.

Hier läuft ein Film, der mir stinkt.
AWM schrieb: Auch das

Völlig klar: Wir sind auf dem falschen Dampfer.
AWM schrieb: Und das

Danke, danke. Das war wirklich überflüssig.

AWM schrieb: Den Amoklauf nehme ich deinem Prota als Reaktion auf den Anschlag so nicht ab.
Das Ende wirkt dann überhastet und die Geschichte müsste länger sein, damit ich diese extrem krasse Wandlung deines Portagonisten abnehme.
… das Ende, das mir nicht taugt. Das ist mir zu überhastet und fügt sich für mich nicht in den restlichen Text und seinen differenzierten Ton.
Schade, dass das so ist. Natürlich ist das Ende heftig, andrerseits: Wenn die Zustände in meinem Land so bizarr sind und meine Kinder dabei ums Leben kommen – sollte ich da nicht durchdrehen?
Na ja, so dachte ich mir das jedenfalls. Dieses Apokalyptische war ja nur möglich, weil er im Moment der Benachrichtigung über eine geladene Waffe verfügte - wäre er zuhause gewesen, hätte er sich wahrscheinlich erhängt.

Lieber AWM, nach Umsetzung Deiner Ratschläge ist der Text ganz bestimmt besser geworden.
Ich verabschiede mich, wünsche Dir gute Ideen beim Schreiben und alles Gute!

José

 


leider hast Du ein grundverkehrtes Bild von mir:
dystopische Entwicklungen beschäftigen dich, ob das in Frisbee die Welle der Zombies war oder saugende Aliens in Delikatessen und immer ist das Ende ein Weltuntergang.

Ich will Dir nicht widersprechen, aber meinst Du, es steht wirklich so ernst mit mir? Sollten wir nicht nach den Ursachen meines Weltskeptizismus suchen, statt mich als Schwarzmaler zu brandmarken?
Wie auch immer, erst mal herzlichen Dank für Deinen Komm! Wie gewohnt breitgefächert und alles bedenkend. Ich robbe mich mal durch:

Hier ist es der Strudel eines gespaltenen Amerikas vor den Wahlen, wobei Wahl in Anbetracht des Angebots zynisch klingt.
Mit zynisch fängt es an: Die stärkste Demokratie der Welt mit den Strukturen einer Bananenrepublik!

Der Prota läuft einer Entwicklung hinterher*), die nicht mehr aufzuhalten ist und seiner Person, seinen Normen, seinem Selbstverständnis widerstrebt.
Ich meine nicht, dass er ‚hinterherläuft‘. Eher ist er Treibholz im schäumenden Fluss, nicht?
Egal, was er denkt, tut oder wählt – nichts und niemand scheren sich darum.

Stärker als den Amoklauf, als den Wunsch, im Schmerz möglichst viele mitzunehmen, fände ich persönlich an der Stelle jedoch eine Einsicht, geboren aus dem inneren Konflikt, eine Rückkehr zur Menschlichkeit.
Eine Einsicht? Kann nicht folgen. Der verliert seine zwei Buben und wird einsichtig? Aber ruhig durchatmen: Wie ich schon AWM schrieb, ist unser Prota ein Netter – und hätte ihn die schlimme Nachricht allein zu Hause ereilt, hätte er keiner Maus etwas zuleide getan und sich erhängt.
So aber hat er in diesem Moment eine scharfe Waffe in der Hand, und dieser Fakt bestimmt alles weitere.
Die Rückkehr zur Menschlichkeit würde den Text – vorausgesetzt, ordentlich geschrieben – beinahe adeln. Und logo, Du sagst es, das bräuchte Platz. Und wäre eine andere Geschichte, da hast Du ebenfalls recht.

Wenn Du aber lieber auf die Kacke haust …
Ach nein, hab‘s auch schon softer probiert. Bin nur ärgerlich über amerikanische Zustände, über schlafende Intellektuelle in den USA, über die Duldsamkeit aller kultivierten Menschen der ganzen Welt und ihre Ohnmacht gegenüber krimineller Billionaires. Denn das teilen wir:

Dahinter steckt freilich auch mein naiver Wunsch, die Welt und ihre menschlichen Parasiten beherrschbar zu halten.

Die reine Naivität – auch meinerseits. Aber das hab ich mir abgeschminkt. Die Alphas legst Du nicht an die Kette. Die kuschen noch nicht mal, wenn Du mit der Wasserstoffbombe kommst – da haben die plötzlich auch eine …
Eher sollten alle, die guten Willens sind, eine Maurerlehre durchlaufen und die Risse unserer schönen Welt ständig wieder zukleistern, damit der Laden nicht auseinanderfällt.
Ungern, da hätte ich nämlich einen ganzen Sack voll.
Der Satz liest sich unvollständig, wie wäre es, Du tauscht das da gegen davon?
Ist geschehen.

Ich kenn nur flexen und faxen, aber das flachsen geht nur ohne x.
Und feixen. Aber: FLACHSEN!! Danke.

Ich sag dir schon jetzt: Nach der ersten Million kenne ich dich gar nicht mehr

Sarkasmus? Gibt ein paar Stellen, die mich raushauen, weil ich sie nicht verstehe, ohne sie zu zerpflücken.
Ist ganz einfach: Als Prozenteempfängerin ist sie Subdealer und bei diesen Summen bald Millionärin, oder so.

Ausdiskutiert klingt so nach Sozialarbeiter. Vllt einfach: Früher haben die Leute miteinander geredet, …
Stimmt, ‚hinterfragen‘ mag ich auch nicht. Nur war mir ‚reden‘ zu schlaff für wichtige Sachen.

Lieber linktofink, Du triffst wie immermeistens ins Schwarze, auch dieses Mal.

Nochmals bedankt und schöne Weihnachten – oder sehen wir uns vorher noch mal?

José

 

Moin, moin lieber @josefelipe,
wenn ein Text zum heutigen Tag passt, dann wohl Deiner. Wobei ich natürlich die Hoffnung nicht aufgeben mag, das diese knappe Kiste sich noch retten lässt und es vielleicht tatsächlich noch jemandem einfällt, das es eigentlich ums mächtigste Amt der Welt geht - sieht aber zur Zeit echt schlecht fürs Amiland und den Rest der Welt aus.
Auch hier könnte ich es mir einfach machen (wenn ich mich denn nicht dringend vorm Selberschreiben drücken wollte). Die ersten Kommentare haben schon vieles gesagt, was mir beim Lesen so durch den Kopf ging.
Zumindest ist das Gesamturteil eindeutig positiv, auch wenn das jetzt folgende Rumgemecker das vielleicht nicht glauben lässt.

Aber lass uns mal schauen.

Jeff winkt. Okay, bisschen Zeit hab ich noch, also geh ich zu ihm rüber.
Ich steh auf gute Eröffnungssätze, der ist aus meiner Sicht so medium. Der erste Satz könnte auch heißen, der Prot winkt. (je nach Erzählperspektive) Dann wechselts Du in die Ich Form - ah, er ist doch nicht der Prot. Vielleicht bin ich aber auch nur extrem langsam.

„Ungern, davon hätte ich einen ganzen Sack voll.“
Die Begründung passt für ich nicht zusammen. Oder es fehlt etwas, also, das dauert zu lange, oder ähnliches.

Kommen da großkotzig angedüst, große Sprüche, große Versprechungen
Ja, Wortwiederholungen können Stilmittel sein, aber dieses finde ich sehr unspektakulär. Dabei sind ja Sprüche und Versprechungen auch schon Doppler, oder?

Wir reden über die Wahlen im Herbst, sozusagen über die Wahl zwischen Pest und Corona.
Jo, das beschreibt das Problem der Amerikaner ziemlich deutlich.

Jeff fährt mit dem Handrücken über Mund und Nase.
Mach mal vor! Mit der Hand über den Mund - ja. Unter der Nase lang, auch. Aber über beides?

Wir verquasseln uns,
Ungewöhnlich. Steht für mich für vergessen die Zeit. Meinst Du das?

„Mein Gott“, sagt Jeff, „früher haben die Leute das ausdiskutiert, heute ziehen die blank.
Hat man diese Art von "Problemen" wirklich ausdiskutiert? Es geht doch um Macht, um Dominanz und Stärke - ich sehe da ein "früher hat man das mit Fäusten gelöst"

„Schatz“, sagt meine Frau, „wir sollten uns auch eine Waffe kaufen. Ich habe Angst.“
Okay, so irre sich das für eine Europäerin anhört, dies ist wohl wirklich das meistgebrauchte Argument. Aber wenn ich ehrlich bin, fehlt mir die Hinführung. Eben (fünf oder sechs Zeilen vorher) lehnt er die Ballerei noch ab).
und dann:
„Ja“, sage ich, „ich kümmere mich drum.“

War gerade am Drillen, ‘n schöner Hecht. Hab ihn wieder reingeworfen, hatte Exzem, irgendwas Unappetitliches. Das Wasser wird immer beschissener. Aber was gibt‘s?“
„Na ja“, sage ich, „hab‘s mir noch mal überlegt: Ja, ich komme mit. Samstag Vormittag stimmt doch,
Helles Bürschchen der Kumpel. Der sitzt beim Angeln und weiß sofort, was Dein Prot will?

Da hat er natürlich recht – bevor ich losballere, würde ich erst mal versuchen, ob es auch anders geht. Leider scheitern solche Versuche oft.
Das ist mir zu erklärend, so hast Du den Typen nicht angelegt.

„Wär‘ ja auch gelogen.“
Wir bleiben bei der Wahrheit, wechseln hinüber ins Schlafzimmer.
Ja, in der Richtung kann ich Sexszenen auch, finde ich clever gelöst. Dabei fällt mir ein, das ich noch eine Erotikgeschichte schulde - ob ich mit Deiner Version durchkomme?

Das neue Schuljahr hat angefangen; unsere Jungen kommen gut voran.
mag regional sein, sagt man bei Euch, auf die Schule bezogen "vorankommen"? Kommen mit, machen sich gut?

Jetzt gehöre auch ich zu den Bewachern. Durch meinen zweiten Platz hatte ich gute Karten bei der Bewerbung. Leider reicht es nicht, mein Loser-Gefühl zu verdrängen.
Ich nehme dem seinen Entwicklung durchaus ab, ich stoße mich nur an einzelnen Äußerungen. Aber diesen Teil hast Du für mich nicht genug gezeigt. Das ist jetzt so eine Behauptung, Loser ist doch schon ziemlich stark, so kam er bisher bei mir nicht an.

Wichtig: Punkt sechs ist Schluss. Ihr krallt euch die Wahlurnen und jagt die Wahlhelfer zum Teufel.
Der Satz ist mein Aktualitätspunkt - wenn es man nicht auf so einen Unfug hinausläuft, in der Realität werden es dann wohl die Briefwahlzettel.

Job weg, Hausraten offen, Frau und zwei Kinder,
In meinem Kopf ist nur, das sie Glück hatten, das seine Frau einen Job gefunden hat, muss ich echt nochmal lesen?

Wir werden höflich gebeten, in den bereitstehenden Jeeps Platz zu nehmen;
Vorher war es doch der militärische Oberbrüller. Warum betonst Du jetzt die höflicher Version, was ist anders?

Jedenfalls bekommen wir unsere Handys zurück, es gibt Wodka Sprite und Budweiser. Jeff pirscht sich an meine Seite, wir stoßen wortlos an.
Das "jedenfalls" ist kein schöner Satzanfang. mir fehlt ein Gegenpart.

Die Frau am Telefon will, dass ich meinen Namen buchstabiere und die Namen meiner Jungen. Ich schreie sie an, sie solle endlich sagen, was los sei.
An hier wird es aus meiner Sicht zu hektisch und verliert an Glaubwürdigkeit. Würden die solche Nachricht am Telefon überbringen? So untalentiert?

Nach dem zweiten Schluck schlägt Jeff sie mir aus der Hand. Ein Netz aus glühendem Draht stülpt sich über meinen Kopf. Ich sehe, wie ich ein neues Magazin einlege, eines stecke ich in den Gürtel.
Hier kann ich nicht folgen!

Zwei Wachmänner stellen sich mir in den Weg, dann stehe ich in seinem Büro.
Ach komm schon, wenn das Wachmänner sind, dann müssen sie wenigstens etwas tun.

Dann zieht es mir die Beine weg. Ich schlurfe zu einem der Clubsessel, doch setzen kann ich mich nicht
Erster Satz: Er fällt um! zweiter Satz: er schlurft zum Sessel?

Als ich mir einschenke, trifft mich ein ungeheurer Schlag. Das Glas explodiert wie ein Feuerwerkskörper, der Bourbon ist blutrot.
Heißt das jetzt, die Geschichte erzählt uns ein Toter?

Sorry, Jose! Ich bin wahrscheinlich mit Blick auf die derzeitigen Ergebnisse dort drüben wirklich gerade unleidlich und Du bekommst es ab. Aber ich kenn von Dir Geschichten mit viel nachvollziehbaren Emotionen, da geht also noch was. Beim nächsten Mal ziehe ich dann vorher die Samthandschuhe an, versprochen. Ich komm wieder, keine Frage.

Liebe Grüße
witch

 

Hola @Silvita,

möchte mich für Deinen Leseeindruck bedanken.
Du hast sehr wenig zu beanstanden, und ich muss mich nicht wortreich herausreden, weil ich meine Fehler nicht einsehen will.

Ich denke, das Thema ist tatsächlich aktuell. Ein Präsident, der russisches Geld für seinen ersten Wahlkampf nahm, in China ein Konto hat und in den USA geschäftlich nicht nur erfolgreich war, ist genau das, was die Amerikaner brauchen. Ganz zu schweigen von dessen Persönlichkeitsstörung bis zur Selbstüberschätzung ("Ich mache keine Fehler" oder "Ich habe in den ersten drei Monaten mehr geleistet als alle Präsidenten vor mir").
Bekloppt, aber Präsident!

Wenden wir uns angenehmeren Dingen zu.
Und schöne Grüße von José
p.s.
Die falschen Nippels sind jetzt richtige Nippel:Pfeif:.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Caracolibri,

höchste Zeit, Dir für Deinen Komm zu danken. Man taktiert oft ein bisschen, wenn (gefühlt) zu wenige Zuschriften zur neu eingestellten Geschichte eintreffen – erst kurz vorm Abrutschen im ‚was ist neu‘ hievt man seinen Text wieder nach oben, indem man wie mit der Pipette die nächste Antwort eintropft.
Ich hoffe nicht, dass Du Dich und Deinen Text deswegen missbraucht siehst, denn nach Deinen Statements unter der Geschichte von @Äschylos S. weiß ich, dass Du alles an den Pranger stellst, was nach Deiner Meinung dort hingehört. Richtig so!
Let‘s turn to America:

CC: Als Reaktion auf die Ohnmacht, die der Mann erfährt, begibt er sich in eine Position in der er Macht empfindet.
Tja, eigentlich nicht – eher: er wird begeben :hmm:, er ist der Passive. Ich wollte es so darstellen, das alles mit ihm geschieht; er hat seinen Job verloren und keine Chance, ietwas zu entscheiden. Muss froh sein, über Wasser zu bleiben.

Er entscheidet, dass diejenigen, die er als Urheber seiner Probleme ausmacht, nicht weiter machen dürfen, indem er sie tötet.
Jein. Das wäre so, wenn ihn z. B. die Nachricht zu Hause erreicht, er nach dem Schlüssel zum Waffenschrank sucht, ihn endlich findet und dann erst …
Bis er seine Flinte geladen hat, hätte sein Hirn ausreichend Zeit, die weitere Vorgehensweise zu planen – dann schon ‚entscheidet‘.

CC: Dabei ist diese Kontrolle ja nur Einbildung.
Bravo, Caracolibri! Jetzt bin ich drauf reingefallen. Bist aber auch ein Schlingel!
Tust so, als ob Du es genau so interpretierst, und dann April, April! Und ich schreibe und schreibe …

Bevor ich noch mal ausrutsche, lese ich Deinen Komm jetzt ‚richtig‘, denn ich muss sagen: Das ist ein Spitzenkomm, weil Du Deine Gedanken/Ansichten/Überzeugungen/ was weiß ich auf‘s Thema konzentrierst und mich als Empfänger teilhaben lässt.
Austausch, wie er mir gefällt. Da kann ich auf Gefälligkeitskommentare gern verzichten. Werde jetzt Deinen Komm satzweise abarbeiten, der ist es wert:cool:.

CC: Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden ja bleiben wie sie sind, auch wenn ein Paar Leute erschossen werden. Die Positionen werden einfach neu besetzt. Das ändert sich auch nicht, wenn sich viele Leute ein Beispiel an dem Mann nehmen.
Leider wahr.

CC: Das Schulsystem zum Beispiel ist auch ohne Anschläge gewalttätig.
Einspruch. Die verschiedenen Arten von Gewalt sind bekannt, trotzdem würde ich das nicht über einen Kamm scheren: Jene, die Psychogewalt ausüben, tun das professionell, traditionell:sconf:routiniert, ohne darüber nachzudenken, aber (meist) ohne böse Absicht. Die arbeiten wie Roboter, sind schon froh, wenn sie Reste ihrer Autorität retten können, leider mit den falschen Methoden.
Dass es anders gehen könnte, zeigen Waldorf und Montessori-Schulen – und auch ein Blick nach Finnland.
Doch jene, die Anschläge verüben, wissen um die rote Signal-Medien-Lampe, wenn es Kinder trifft.
Eigentlich ist mir ‚abscheulich‘ zu theatralisch, aber hier ist es angebracht.

CC: Es ist leicht irgendeine Fantasiewelt zu erschaffen in denen es klare Fronten gibt, "gute" und "böse" Leute und in der man selbst natürlich zu den Guten gehört.
08-15.
Schlauer ist es, sich als fehlbar und unperfekt, mit Macken und Schrullen zu zeichnen. Das bringt Sympathien!

CC: Ich habe das Gefühl dass wir täglich die Realität in dieser Hinsicht umdeuten, weil wir Angst davor haben uns selbst als Teil des Problems wahrzunehmen (Da kann ich mich leider auch nicht ausschließen).
Das ist deshalb nicht schlimm, weil wir am Leben bleiben möchten, uns sehr kommod eingerichtet haben und auch weiterhin in der VIP-Klasse reisen möchten. Wer wollte uns das verdenken (mit einem Seitenblick auf den Hund:D)?
Genug gescherzt: Wir sind das Problem.

CC: Deshalb gibt es auch so viele erfolgreiche Filme und Bücher die diesem Muster folgen.
Ohne Moos nix los. Auch viele (geschätzt) Wortkrieger möchten berühmte Autoren sein und in Santa Barbara wohnen und im roten Mustang über die Golden Gate brettern – als ob eigenes Gemüse anzubauen nicht auch etwas Schönes ist.

CC: Teilweise brichst du das auf, indem du den Mann für den Tyrannen arbeiten lässt, den er eigentlich selber scheiße findet. Aber meiner Meinung geht da in dieser Hinsicht noch mehr.
Ohne Frage – aber Kurzgeschichte?

Ein Beispiel wäre auch der Tod der Wachmänner, die sich ihm in den Weg stellen. Ich nehme an, er bringt sie um, denn er muss ja an ihnen vorbei, aber der Tod wird nicht erwähnt.
Das ist gewollt.
Von einem Menschen, dem die Kinder entrissen wurden, kann man kein normales, berechenbares, gar voraussehbares Verhalten erwarten. Der sieht rot, röter geht‘s gar nicht.
Außerdem ist in seinem Kopf die Weiche gestellt: Rache!
Er hatte nicht eine Sekunde Zeit, über Sinn oder Sinnlosigleit nachzudenken. In einer Hand die geladene Waffe, in der anderen das Handy. Und er ist außer sich (am Schluss meine Gedanken dazu).

CC: Vielleicht ist er wirklich in einer Fantasiewelt gefangen, in der er die Welt wieder zurechtrücken kann, indem er die Leute abknallt, denen er die Schuld gibt.
Hm, vielleicht. Ein weites Feld, Luise. Aus der Ecke der kleinen Leute betrachtet, sind ‚die da oben‘ für alles verantwortlich – eh klar.

CC: Vielleicht erwähnst du ihren Tod nicht, weil es ja aus der Perspektive deiner Hauptfigur geschrieben ist und der den Widerspruch gar nicht sehen will in dem Moment.
Genau. Nicht sehen kann, weil er nur an den Gouverneur denkt, der all das zulässt. Er räumt die beiden Wachen beiseite wie eine störende Mülltonne.

CC: Wünschenswert finde ich wie gesagt, zum Beispiel durch die Thematisierung der Gewalt, die uns täglich umgibt und die wir alle aneinander ausüben.
Gut formuliert, leider unmöglich, zumindest unnötig*).
(Es ist schon seit ewigen Zeiten alles hierzu aufgeschrieben*).

CC:… das weitere Aufbrechen dieser "Gut-Böse"-Illusion …
Verstehe ich nicht.
Gut-Böse ist keine Illusion. Kannste in jedem Naturfilm betrachten.
Hätte es nach dem Urknall nicht Licht- und Schattenzone gegeben, wären alle friedlich und Pflanzenfresser, würden wir auf den ganzen Zinnober mit der Fortpflanzung verzichten, wenn uns der Wind bestäubte, hätte der Hund nicht geschissen – dann wäre alles Polenta, Risotto, Einheitsbrei.

CC:Auf der anderen Seite frage ich mich, ob man sowas wirklich ausblenden kann. Vielleicht hätte er auch an diesem Punkt aufgehört und plötzlich bemerkt, wie sehr er sich verrannt hat.
Alles ist möglich. Mich fasziniert – keineswegs nur positiv – das menschliche Verhalten. Da ist von Edelmut bis Eichmann und Trump alles denkbar.
Es wäre ein unerträgliches Wortgeklingel, zählte man all die wunderbaren Eigenschaften des Menschen auf, und ein Horrorgemälde, wenn … (Das ist ja der Unterschied: Im Gegensatz zum Tier kann der Mensch sowohl seinesgleichen wie auch Tiere foltern.)
Was uns WK-Leute angeht: Wir haben uns dieses Format rausgesucht und müssen das Beste draus machen.

Ich wünsche Dir Vieles (Gute). Anpasser finde ich schrecklich; die Motzer müssen nur aufpassen, dass man ihnen nicht das Mikrofon aus der Hand nimmt.

CC: Ich finde du hast einen sehr schönen Schreibstil.
Besten Dank. Und Du hast einen schönen Kommentier-Stil.
Jetzt muss ich doch noch Deinen vertrackten Text lesen (und schlimmstenfalls kommentieren;).

José

 

Hi José,

ich muss vielen Kommentatoren zustimmen, dass deine Geschichte wirklich fesselnd ist. Zu Beginn war mir nicht klar, was hier gerade vorbereitet wird, aber als sich die Geschichte dem Ende zuneigte, fielen alle Puzzleteile schön in ihren Platz.

Vieles, was du am Anfang aufgebaut hast, gibt erst nach dem Lesen der gesamten Geschichte Sinn, bspw. der Themawechsel, der einen Ausweg zur Konfrontation mit der aktuellen Situation ermöglicht, das "aus dem Weg gehen von unangenehmen gesellschaftlichen Umständen" u.v.m.

All dies und das zunehmende Tempo der Handlung, was sich für mich wie das immer bewusster werden der eigenen Ohnmacht, schon fast Panik, die immer schneller werdende Atmung des Protagonisten, anfühlt, führt alles zum großen Höhepunkt hin.

Aber auch das gezielte Spielen mit den Perspektiven und ausgewähltem Weglassen von Informationen ist in diesem Zusammenhang, wie ich finde, hervorragend stilistisch eingearbeitet worden. Es macht wirklich die eingeschränkte Sicht des Protagonisten klar (Stichwort: Tunnelblick) und wozu man im Stande sein kann, wenn der Staat auf die Meinung der Bürger spuckt, wenn man sich irgendwie aus einem (in diesem Fall Scratchers) "ergriffenen" Staat befreien will.

Mir ist auch aufgefallen, dass durch die Gestaltung des Textes eine starke Kritik an der amerikanischen Waffenlobby mitschwingt. Ich finde, dass du das ausgezeichnet mitlaufen hast lassen.

Freue mich auf mehr
Laevus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @greenwich

GW: wenn ein Text zum heutigen Tag passt, dann wohl Deiner. Wobei ich natürlich die Hoffnung nicht aufgeben mag, das diese knappe Kiste sich noch retten lässt und es vielleicht tatsächlich noch jemandem einfällt, das es eigentlich ums mächtigste Amt der Welt geht - sieht aber zur Zeit echt schlecht fürs Amiland und den Rest der Welt aus.
Es war zum Fürchten, Du sagst es. Ein Psychopath mit der Befugnis, auf den roten Knopf zu drücken – kein Autor hätte sich diese Gruselgeschichte ausdenken können.

GW: Ich steh auf gute Eröffnungssätze, der ist aus meiner Sicht so medium.
Zumindest schafft er es, dass die beiden ins Gespräch kommen:dozey:.

Kommen da großkotzig angedüst, große Sprüche, große Versprechungen
GW: Ja, Wortwiederholungen können Stilmittel sein, …
...wie in diesem Fall. Außerdem hab ich keinen Einfluss auf das, was Dan sagt.
GW: Dabei sind ja Sprüche und Versprechungen auch schon Doppler, oder?
Nicht für mich, die Bedeutung ist unterschiedlich (slogan / promise). Und hier immer noch wörtliche Rede.

Jeff fährt mit dem Handrücken über Mund und Nase.
GW: Mach mal vor! Mit der Hand über den Mund - ja. Unter der Nase lang, auch. Aber über beides?
Kann kein Problem erkennen, bei mir sind Mund und Nase dicht beeinander. Stell Dich nicht so an!
GW: Hat man diese Art von "Problemen" wirklich ausdiskutiert? Es geht doch um Macht, um Dominanz und Stärke - ich sehe da ein "früher hat man das mit Fäusten gelöst"
Hast recht. Für „… mit den Fäusten ...“muss aber schon ein triftiger Grund vorliegen. Ich wollte eher in die Richtung, wo man sich schon für Lappalien in die Haare gerät, wegen eines stehengelassenen Einkaufswagens, Vorfahrt genommen, und hier ist die Rede von Schießereien
"aber nicht in Laramie, sondern vorm Supermarkt, an der Tankstelle – irgendwo in Amerika."
Die Reaktionen werden immer heftiger, bei zu vielen liegen die Nerven blank.

„Schatz“, sagt meine Frau, „wir sollten uns auch eine Waffe kaufen. Ich habe Angst.“
GW: Okay, so irre sich das für eine Europäerin anhört, dies ist wohl wirklich das meistgebrauchte Argument. Aber wenn ich ehrlich bin, fehlt mir die Hinführung.
Die Hinführung geschah in den letzten Jahren durch Zunahme von Gewalt, Trump hatte bewaffnete Fans; das Waffengeschäft brummt wie noch nie – und die Medien sind verseucht von Gewalt und Mord.

„Schatz“, sagt meine Frau, „wir sollten uns auch eine Waffe kaufen. Ich habe Angst.“
GW: Eben (fünf oder sechs Zeilen vorher) lehnt er die Ballerei noch ab).

Darum geht es. Wenn selbst so ein Stiller vom Strudel des Wahnsinns erfasst wird … Er lebt ja mit seiner Familie nicht auf einer Insel.
Und wenn seine Frau den Wunsch äußert, kann er nicht wie ein Waschlappen dastehen, sondern muss seiner Beschützerrolle gerecht werden. Ein ganz ‚normaler‘ Verlauf.

José: „Na ja“, sage ich, „hab‘s mir noch mal überlegt: Ja, ich komme mit. Samstag Vormittag stimmt doch,
GW: Helles Bürschchen der Kumpel. Der sitzt beim Angeln und weiß sofort, was Dein Prot will?
Viel Scharfsinn braucht er nicht. ‚Samstag Vormittag‘ - und er weiß Bescheid.

„Wär‘ ja auch gelogen.“
Wir bleiben bei der Wahrheit, wechseln hinüber ins Schlafzimmer.
GW: Ja, in der Richtung kann ich Sexszenen auch, finde ich clever gelöst.
Na bitte!
GW: Ich nehme dem seinen Entwicklung durchaus ab, ich stoße mich nur an einzelnen Äußerungen. Aber diesen Teil hast Du für mich nicht genug gezeigt. Das ist jetzt so eine Behauptung, Loser ist doch schon ziemlich stark, so kam er bisher bei mir nicht an.
Das ist wie beim Angstklima. Das geht über Jahre. Er hat ja nicht nur seinen Job, sondern auch Renteneinzahlungen verloren. Außerdem sieht er skrupellose Absahner, sagt ja selbst:
„Wir Kleinen sind nicht smart genug"

Job weg, Hausraten offen, Frau und zwei Kinder,
GW: In meinem Kopf ist nur, das sie Glück hatten, das seine Frau einen Job gefunden hat, muss ich echt nochmal lesen?
Ich weiß ja nicht, wie Du liest :hmm:.

josefelipe schrieb: Die Frau am Telefon will, dass ich meinen Namen buchstabiere und die Namen meiner Jungen. Ich schreie sie an, sie solle endlich sagen, was los sei.
GW: An hier wird es aus meiner Sicht zu hektisch und verliert an Glaubwürdigkeit. Würden die solche Nachricht am Telefon überbringen? So untalentiert?
Ich weiß es nicht. Du darfst als Leserin selbstverständlich klare und glaubwürdige Schilderung verlangen. Hätte ich ‚Krimi‘ getaggt, dann müsste auch das geklärt werden – normalerweise kommen zwei Polizisten mit Hiobsbotschaften ‚auf Hausbesuch‘. In unserem Fall war der Hausherr nicht daheim …
Hier allerdings geht es mir um Aktuelles. Wenn bei unserem Bündnispartner jährlich 15.000 Menschen erschossen werden, eben noch ein Verrückter Präsident spielte, und soziale Zustände wie in Panama herrschen, dann sollte man darüber reden.
Scheint aber nicht von Belang zu sein. Ich hatte mal „Puffbesuch“ hochgeladen, da ging‘s um Flatrate bei Liebesdienerinnen – unvorstellbar, aber wahr. Nicht eine Frau hat sich dazu geäußert, weder eine linke oder grüne noch eine rote.

Nach dem zweiten Schluck schlägt Jeff sie mir aus der Hand. Ein Netz aus glühendem Draht stülpt sich über meinen Kopf. Ich sehe, wie ich ein neues Magazin einlege, eines stecke ich in den Gürtel.
GW: Hier kann ich nicht folgen!
Das ist wirklich schade.

Zwei Wachmänner stellen sich mir in den Weg, dann stehe ich in seinem Büro.
GW: Ach komm schon, wenn das Wachmänner sind, dann müssen sie wenigstens etwas tun.
Der Überraschungseffekt war auf Dans Seite, moderne Gewehre schießen schnell.

Dann zieht es mir die Beine weg. Ich schlurfe zu einem der Clubsessel, doch setzen kann ich mich nicht
GW: Erster Satz: Er fällt um! zweiter Satz: er schlurft zum Sessel?
Ich meinte das Gefühl. Hätte auch sagen können: ‚Plötzlich habe ich keine Beine mehr‘, was ja auch nicht bedeutet, er hätte sie verloren.
Mit diesem Gefühl schafft man es noch bis zum nächsten Sessel.

Als ich mir einschenke, trifft mich ein ungeheurer Schlag. Das Glas explodiert wie ein Feuerwerkskörper, der Bourbon ist blutrot.
GW: Heißt das jetzt, die Geschichte erzählt uns ein Toter?
Warum denn so heiter, liebe greenwich? Wo steht denn, dass ein Einschuss oder Durchschuss den sofortigen Tod herbeiführt?
Nein, nein, sie haben ihn verarztet und vor Gericht gestellt, und erst in der Untersuchungshaft hat er sich aufgehangen.

So, und jetzt kommt der Moment der Danksagung. Also:
Liebe greenwich, hast viel Zeit und Mühe in Deinen Komm gesteckt – herzlichen Dank dafür.
Dass ich nicht alles widerspruchslos geschluckt habe, liegt in meiner Natur; Widerworte sind meine Leidenschaft. Hast ja auch gute Vorlagen geliefert einschl. Begründung:

GW: Sorry, Jose! Ich bin wahrscheinlich mit Blick auf die derzeitigen Ergebnisse dort drüben wirklich gerade unleidlich und Du bekommst es ab.
Kein Problem, ich halte gern dagegen.

GW: Beim nächsten Mal ziehe ich dann vorher die Samthandschuhe an, versprochen.
Das lass bitte bleiben!! Ich möchte mich ernsthaft kabbeln.
Auf jeden Fall hab ich was, worauf ich mich freuen kann:
GW: Ich komm wieder, keine Frage.
Und wehe, wenn nicht!

So, dear witch, keine Tinte mehr. Bleib negativ und beste Grüße!

José

 

Hallo @josefelipe

toll geschriebene Kurzgeschichte.
Ich denke, du hast mit deiner Geschichte den Nagel auf den Kopf getroffen. Genauso ist es in Amerika, genau so könnte es jeden Tag passieren.
Jeder kommt an Waffen, viele sind gefrustet und Amokläufe nehmen zu.
Ich hätte mir gewünscht dass deine Geschichte anders verlaufen wäre, das es eine Alternative gegeben hätte.
Keine kausalen Zusammenhänge sondern eine Möglichkeit eine Chance.
Ein Ausbruch aus den eigenen Zwängen.

Es ist deine Geschichte und das Leben ist kein Wunschkonzert.

Für mich hast du es toll beschrieben wie ein Gutbürger zum Wutbürger wird.

Ich wünsche dir eine schöne Woche
CoK

 

Lieber @josefelipe

möchte mich für Deinen Leseeindruck bedanken.
Du hast sehr wenig zu beanstanden, und ich muss mich nicht wortreich herausreden, weil ich meine Fehler nicht einsehen will.

Gern geschehen :)

Ich denke, das Thema ist tatsächlich aktuell. Ein Präsident, der russisches Geld für seinen ersten Wahlkampf nahm, in China ein Konto hat und in den USA geschäftlich nicht nur erfolgreich war, ist genau das, was die Amerikaner brauchen. Ganz zu schweigen von dessen Persönlichkeitsstörung bis zur Selbstüberschätzung ("Ich mache keine Fehler" oder "Ich habe in den ersten drei Monaten mehr geleistet als alle Präsidenten vor mir").
Bekloppt, aber Präsident!

Da stimme ich zu :)

Wenden wir uns angenehmeren Dingen zu.
Und schöne Grüße von José
p.s.
Die falschen Nippels sind jetzt richtige Nippe

Gut mit den Nippel :D
Bist Du eigentlich Spanier?

Ganz liebe Grüße zurück von Silvita.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Laevus,

ich möchte danke schön sagen für Deinen Leseeindruck. Bist sehr großzügig in Deinem Urteil, aber das habe auch ich mir so langsam angewöhnt – nämlich das wie auch immer beschriebene oder selbst erlebte Verhalten von Menschen einfach so stehen lassen, ohne Wertung. Auch wenn in vielen Fällen Zugang und Verständnis dafür fehlen – und oft im Verbund mit eingefrästen Klischees schnelle, vielleicht falsche Bilder entstehen.

Ja, das ist (privat) mein großes Thema: Warum ist ein Mensch so, wie er ist?
Unmöglich, auch nur die häufigsten Ursachen aufzuzählen – es sind einfach zu viele. Und wie geht ein Mensch mit der Veränderung seines Umfeldes um? Er will ja leben.
Unter anderem haben mich Kriegs-Dokumentationen an dieses Thema geführt.

LAE: Aber auch das gezielte Spielen mit den Perspektiven und ausgewähltem Weglassen von Informationen ist in diesem Zusammenhang, wie ich finde, hervorragend stilistisch eingearbeitet worden.
Große Freude beim Autor: Da hab ich nicht umsonst so lange drangesessen. Freut mich wirklich, wenn das bei Dir so angekommen ist – und auch die sich verengende Perspektive:
LAE: Es macht wirklich die eingeschränkte Sicht des Protagonisten klar (Stichwort: Tunnelblick) …
Da sind die zwei Richtungen: Derjenige, der den aktiven Part übernimmt bzw. übernehmen darf und jener, mit dem alles geschieht, ohne dass er mitreden könnte/dürfte. Bei Rückenwind, richtigem Zeitpunkt, Fortune und manchmal auch Vitamin B kann ein Duldender durchaus zum Aktiven werden; kann sogar passieren, dass er den dann übertrifft, weil er sich seiner Herkunft erinnert.

Mir ist auch aufgefallen, dass durch die Gestaltung des Textes eine starke Kritik an der amerikanischen Waffenlobby mitschwingt. Ich finde, dass du das ausgezeichnet mitlaufen hast lassen.
Bisher hatte deren Lobbyarbeit immer reiche Früchte getragen. Biden wird sich hüten, den Leuten die geliebten Waffen vorzuenthalten. Da bleiben sie ihm wohlgesonnen und fürs Geschäft ist es auch gut.
Bestürzende Gedanken – so wird das nix mit der schönen neuen Welt. Besten Dank, lieber Laevus, für Dein Interesse am Text –
bis bald!
José

Hola @Silvita, das muss geklärt werden:

Bist Du eigentlich Spanier?
Nein, nur ein selbstgestrickter – ein Sachse mit einigen Jahren Südamerikaerfahrung.

 

Hola @CoK,

CoK: Für mich hast du es toll beschrieben wie ein Gutbürger zum Wutbürger wird.
...und somit ergeben Deine Meinung zum Text und meine Absicht ein rundes Ding, auch wenn der Plot unerfreulich ist. Bis zum Sankt-Nimmerleinstag wird es so bleiben:
‚Du finanzierst meinen Wahlkampf. Bin ich Präsident, vergelte ich dir das mit gelockerten Gesetzen für deine Branche und reduzierten Steuern für deine Einkommensklasse, am besten gegen Null.‘
Dieses System ist so irre, dass es alles andere in diesem Land erklärt – da hatte uns dieser narzisstische Rüpel mit dem Goldschopf gerade noch gefehlt! Lass uns hoffen, dass er nicht wie Jack in the Box noch mal auftaucht.

Liebe CoK, danke für Deinen Post und einen schönen Gruß!
José

 

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