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Blömke

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02.01.2011
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Blömke

Blome ist eine arme Sau. Bloß er weiß das noch nicht. Gestern, da habe ich ihn kennengelernt, bei Jimmy in der Autowerkstatt – alle waren da: auch Kronicz, dieser Lackaffe, mit seinen Gelhaaren und dem Bullenkörper. Er trägt ausschließlich Wildlederschuhe und Ed Hardy-Shirts, und zwar in XS, damit jeder sieht, mit wem man sich besser nicht anlegt.
»Du machs’ das, Kollege«, sagte Kronicz zu Blome und klopfte ihm dabei auf die Schulter, »das geht so schnell, und dann hockste mit deiner Frau auf Mallorca oder wo, trinks’ Prosecco und hast den ganzen Scheiß hier vergessen.«
»Ich trinke eigentlich gar nicht«, sagte Blome dann und Schweißperlen glänzten ihm auf der Stirn.
Er war blass, der Blome, das fiel mir in genau dieser Sekunde auf: Er war verdammt blass.

Jetzt lässt Ecke den Motor aufschreien und überholt so einen weißen Kombi mit Fahrrädern auf dem Gepäckträger, um wieder zu Tomasz und dem Lastwagen aufzuschließen.
Als sich unsere Karre an dem Kombi vorbeischiebt, zieht das blonde Mädchen auf dem Rücksitz eine Grimasse und presst ihr Gesicht gegen die Scheibe. Der Junge mit der Brille neben ihr lacht, und irgendwie muss auch ich kurz lächeln, als ich die beiden da drüben sehe, auf der rechten Spur – doch meine Gedanken schweifen ab, zu Blome, der jetzt bei Cheb die Grenze überschreitet; auch er hat zwei Kinder, zwei Töchter.
Als wir bei Jimmy den Lastwagen hergerichtet haben, kamen wir ins Gespräch: Ich hatte gerade die Software auf den Kilometerzähler gespielt, da habe ich gerufen: »Hey, Fahrer, hast du Kinder?«
Natürlich wusste ich, dass er welche hatte. Ich wusste, dass die Große, Katrin, auf die Peter-Henlein-Realschule geht, und dass die Kleine, Anne-Marie, immer mittwochs um achtzehn Uhr mit der Linie zweiunddreißig zu so einem warmen Bruder mit blonden Locken fährt, Klavierstunde.
Blome watschelte in die Garage und lehnte sich an die Lkw-Tür.
»Ja, hab ich«, sagte er zu mir, »zwei Mädels hab ich.«
Der Gedanke an seine Töchter brachte Blome wieder Farbe ins Gesicht, irgendeine zwischen Schweinchenrosa und Bluthochdruckrot. Er zog seine wulstigen Lippen zu einem Lächeln auseinander, streifte sich durch die Haare und hievte seinen korpulenten Körper neben mir auf den Beifahrersitz. Dann zog er seinen Geldbeutel aus der Hosentasche.
»Die da«, sagte er, und zeigte mit seinem kurzen, kräftigen Finger auf das Foto, »das ist meine Große. Und das da hinten, die mit den zwei Zöpfen, das ist meine Kleine.«
Ich schluckte, räusperte mich; ich hatte da so ein Kribbeln im Bauch. Aber das war unprofessionell, dafür hatte mich Kronicz nicht bezahlt.
»Kleb’ das am besten aufs Armaturenbrett«, sagte ich, »das kommt gut. Falls die dich rausziehen.«
Blome lächelte und sagte: »Gute Idee.«
Den Fahrern immer das Gefühl geben, dass sie alles unter Kontrolle haben, sagt Kronicz den Neuen immer. Und Kronicz hat verdammt noch mal recht.

Wir sind jetzt wieder hinter Tomasz und dem Lastwagen. Er überholt nie, fährt nie schneller als 80, hat neue Reifen, neue Blinkerbirnen, einen Seitenscheitel und außerdem eine saubere Lieferliste mit neuntausend Hühnern und ein Bild von zwei lachenden Jungs mit Fußball unterm Arm am Armaturenbrett kleben.
Die Landschaft zieht an uns vorbei: Bäume, die sich so groß und mächtig neben uns reihen, dass man meint, sie stünden einzig für uns Spalier – und über allem spannt sich der blaue Himmel, so, als wolle Gott uns den Ort zeigen, an dem wir nie sein werden.
Meine Hände zittern: Sie sind faltig und hässlich, Metzgerpranken eben. Ich stecke mir eine Kippe an, Ecke sagt noch: »Scheiße, hier im Auto wird nicht geraucht, das weißte doch!«

Ich schlucke den blauen Rauch hinunter. Wir haben das schon öfter für Kronicz durchgezogen, aber dieses Mal, dieses Mal ist das anders.
Kurz nachdem Blome gestern aus der Autowerkstatt verschwunden war, da kam dieser Jungbulle: hoch gewachsen, spitze Nase, stechender Blick – der kam mit so einem Grinsen daher, dass ich gleich wusste, dass er zu oft an Frauen und Koks denkt. Kronicz begrüßte ihn mit Handschlag, dann sagte er ihm das Nummernschild und: »Weißer Lkw, Baujahr ’97«, der Jungbulle nickte und zündete sich eine Kippe an. Kronicz sah mich an und schnippte, ich holte das Paket aus dem Büro, gab es Kronicz, und der gab es dem Jungbullen.
»Den Rest gibt’s danach«, sagte Kronicz zum Jungbullen, und der nickte.

Noch fünfzehn Kilometer bis zur Grenze. Ecke warf mir seinen leeren Kaffeebecher rüber, seitdem fülle ich ihn mit Asche und Filtern.
»Das zieht alles ins Leder«, sagt Ecke und schüttelt den Kopf. »Der Boss bringt dich um, ich sag’s dir.«
»Scheiß drauf«, sage ich, und drehe das Radio auf, wegen den Verkehrsmeldungen. Ecke beugt sich vor, schaut nach oben, in den Himmel, und sagt: »Da ziehen ’n paar Wolken auf, hoffentlich regnet’s nachher nicht.«
Ich starre auf die Rücklichter von Tomasz’ Lastwagen: Sie blicken mich an wie zwei rote, leuchtende, aufgerissene Augen.

Als wir die Grenze passieren, geschieht gar nichts. Früher, da war das anders: Da gab es Zollhäuschen und Spürhunde, da waren Fahrer noch Fahrer und Bullen noch Bullen. Und da haben wir für die Frauen gesorgt, wenn ihre Männer im Bau landeten – schweig, und deiner Frau geht es gut, nicht: Sprich, und deiner Frau geht es schlecht.
Und dann kamen Grenzöffnungen und Autobahnrazzien und koksende Jungbullen – Sternchenjäger, die einmal im Jahr einen großen Fang brauchen, um dabeizubleiben, um aufzusteigen, um sich nicht noch mit vierzig den Arsch im Streifenwagen plattzudrücken.
Der Jungbulle hat Kronicz an den Eiern, und Kronicz hat den Jungbullen an den Eiern – also machen beide das beste daraus. Und Typen wie Blome – Scheiße, Typen wie Blome bleiben dabei auf der Strecke.

Mein Handy klingelt, es ist Kronicz.
»Seid ihr drüber?«, fragt er, »ja«, sage ich, »alles gut.«
Ich blicke auf das Radiodisplay: 16:34. Jetzt müsste es passiert sein.
»Alles nach Plan gelaufen?«, frage ich plötzlich, und beiße mir noch im selben Augenblick auf die Lippe, weil ich genau weiß, dass man Kronicz so etwas nicht am Telefon fragt – das passiert nicht mal den Anfängern.
Ich höre Kronicz schnaufen und knurren, dann sagt er: »Fahrt einfach durch. Bis später, okay?«

Als wir die Raststätte bei Marktredwitz passieren, schließe ich die Augen. Ich kann mir das nicht anschauen.
Doch plötzlich zucke ich zusammen – ich kann ihn sehen, vor mir: Blome, sein rundes Gesicht, seine wulstigen Lippen; ich sehe dieses Glänzen in seinem Blick, das er hatte, als er an seine Töchter gedacht hat. Ich sehe ihn, wie er daran denkt, dass er zu selten bei ihnen ist, dass sie die Augen verdrehen, wenn er ihnen sagt, dass der Urlaub und die Klavierstunden zu teuer sind, und dass Schuhe von La Coste und der Rollerführerschein und das blaue Abschlusskleid zu teuer sind; und dann sehe ich den Jungbullen, diesen gierigen Wichser. Ich sehe seine spitze Nase, durch die das weiße Pulver in seinen Kopf schießt – ich sehe seine aufgerissenen Augen, die überrascht tun, als sie unter den Lastwagen blicken und fünfzig Gramm schlecht gestrecktes Kokain entdecken; ich sehe seinen Kollegen, der seiner Frau beim Abendessen vom großen Fang erzählen wird.
Aber das ist eine Lüge, dem Bullen würde das Kotelett aus dem Mund fallen, wenn er von den hundert Kilo wüsste, die gerade vor mir zwischen neuntausend Hühnern Richtung Hof rollen.
Wie gesagt, Blome ist eine arme Sau. Bloß er wusste das noch nicht.

 

Hallo Zigga,

ich bin nicht der Typ, dem man die Hand auf die Schulter legt, rülpst und sagt: Ey, Kumpel, ich kenn dich zwar nicht, aber lass mal zusammen ein Bier trinken.

In welcher Beziehung steht der Erzähler einer Geschichte zu seinem Leser? Obwohl man sich als Autor darüber nur selten Gedanken macht, ist Lesen (und demnach auch Schreiben) ein Akt der Kommunikation zwischen Erzähler und Leser. Es ist keine rein passive oder einseitige Angelegenheit.

Beim Erzählstil "Blömke ist eine arme Sau. Bloß er weiß es noch nicht." spricht der Erzähler den Leser an, als wären sie seit Jahren beste Kumpel, als müsste man auf Umgangsformen nicht mehr achten, sich nicht mal um gutes Deutsch kümmern.

Das kann man so machen – und im speziellen Fall finde ich es auch ziemlich gut gemacht – aber Dein Erzähler tritt dem Leser damit sehr nahe. Für meinen persönlichen Geschmack ist hier die Grenze, denn ich lass mich nicht gern vollschwallen von Typen, die ich nicht kenne und die auf Kumpel machen.

In der Erzählweise von McEwan im Roman "Schwarze Hunde" (1996) – nur so als Beispiel für moderne Erzählweisen - wird der Leser nie plump vertraulich, sondern immer respektvoll behandelt. Ich denke, dass darauf viele Leser wert legen. Ich tue es jedenfalls.

Die Fragestellung gegenüber einem Ich-Erzähler, der nur rudimentäres Deutsch spricht, Charakter- und Bildungsdefizite vermuten lässt und auch nicht sehr helle zu sein scheint ist doch – obwohl das hart klingen mag – Warum sollte ich einem solchen Menschen meine Zeit schenken und ihm zuhören? Idioten finden ihr Publikum in anderen Idioten, klar. Aber das finde ich kein erstrebenswertes Ziel beim Schreiben.

In Deiner Geschichte wandelst Du diesbezüglich auf einem schmalen Grat, aber es hat mir gefallen. (Ich fand den Erzählton wesentlich angenehmer als in "Warm und nass")

Plot – Eine Gruppe von Kokainschmugglern will eine Ladung von Tschechien nach Bayern bringen. Es geht um 100 Kilogramm. Um einen korrupten Bullen zu schmieren. wird ein Bauernopfer gebracht - der titelgebende Blömke fährt mit einem Zweikilopaket über die Grenze und wird vermutlich auffliegen.

Was mir bei dem Plot nicht so ganz einleuchtet ist der Grund für dieses Bauernopfer. Man kann Drogenkontrollen nicht ablenken oder irritieren, in dem man eine Scheinfracht auf den Weg schickt. Eine nachvollziehbare Erklärung wäre, dass der "Jungbulle" mit dem Erfolg geschmiert wird, damit er die große Fracht durchlässt und sein Bereich nicht statistisch auffällig wird.

Aber ganz klar ist das nicht. Ginge es nur um Bestechung für das Durchlassen der 100-Kilo-Fracht, müsste man keinen Fahrer opfern, das könnte man einfach mit Geld oder Kokain machen.

Dramaturgie – Ich habe das gern gelesen, es war eine sich nach und nach enthüllende Story. Aber sicher ist Dir bewusst, dass Du mit der gewählten Dramaturgie kaum Spannung aufbauen kannst, denn es gibt keine Momente, in denen der Leser um einen der Protagonisten zittern muss. Es gibt noch nicht mal eine brenzlige Situation. Alles läuft ab wie in einem Uhrwerk, begleitet von den Beobachtungen des Erzählers.

Fazit – Ich habe die Geschichte gern gelesen, weil ich interessant fand, wie sich die Ereignisse entwickeln. Spannung kommt aber nicht auf, weil dazu die Situationen fehlen und man sich auch von keinem Protagonisten so richtig angesprochen fühlt. Dazu ist es zu distanziert. Die Sprache passt zum Erzähler, einem kleinen Gauner ohne hervorstechende Attribute, nicht weiß, nicht schwarz.

Beste Grüße
Achillus

 

Hi Achillus,

ich bin nicht der Typ, dem man die Hand auf die Schulter legt, rülpst und sagt: Ey, Kumpel, ich kenn dich zwar nicht, aber lass mal zusammen ein Bier trinken.
Beim Erzählstil "Blömke ist eine arme Sau. Bloß er weiß es noch nicht." spricht der Erzähler den Leser an, als wären sie seit Jahren beste Kumpel, als müsste man auf Umgangsformen nicht mehr achten, sich nicht mal um gutes Deutsch kümmern.
Ja, verstehe das schon, was du meinst, manch einer könnte das als Thekengeschwätz verstehen, aber in diesem Fall finde ich es - wie du auch - nicht groß störend; da kommt man halt irgendwie auch nicht drum herum, wenn man aus der Sicht so eines Ich-Erzählers erzählen will. Aber gut, ich werde das im Hinterkopf behalten.

In Deiner Geschichte wandelst Du diesbezüglich auf einem schmalen Grat, aber es hat mir gefallen. (Ich fand den Erzählton wesentlich angenehmer als in "Warm und nass")
Dass es trotzdem für dich geklappt hat, freut mich natürlich, da ich weiß, dass du eigentlich schon eher auf einen "gepflegten" Erzählstil stehst (und davon war 'warm und nass' natürlich meilenweit entfernt :D)

Was mir bei dem Plot nicht so ganz einleuchtet ist der Grund für dieses Bauernopfer.
Das ist eine wertvolle Beobachtung. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das so klarsichtig für den Leser ist - ist es anscheinend nicht. Ich habe da jetzt noch etwas dazu geschrieben, ich hoffe, jetzt ist es eindeutiger, wieso Blömke als Bauernopfer herhalten muss (obwohl du mit deiner Deutung auch nicht weit weg von meiner Intention warst).

Dramaturgie – Ich habe das gern gelesen, es war eine sich nach und nach enthüllende Story. Aber sicher ist Dir bewusst, dass Du mit der gewählten Dramaturgie kaum Spannung aufbauen kannst
Freut mich, dass du es gerne gelesen hast. Ja, sicher ist das kein Text, der den Leser mit Spannung einer Handlung befriedigen soll - es war eher so gedacht, dass man sich als Leser nach dem ersten Satz fragt: Was ist mit diesem Blömke? Wieso weiß er nicht, dass er eine arme Sau ist?, und dass es dann die 'Spannung' darstellt, herausfinden zu wollen, was es mit Blömke auf sich hat. Diese 'Neugierspannung' würde natürlich auch nicht noch drei Din-A4-Seiten lang durchhalten, aber ich denke auf einandhalb Seiten geht das schon. Ich hab so zwischen deinen Zeilen durchlesen können, bilde ich mir zumindest ein, dass das bei dir auch so geklappt hat, dass dir das 'Vorhangaufziehen' ein Grund war, weiterzulesen.

Fazit – Ich habe die Geschichte gern gelesen, weil ich interessant fand, wie sich die Ereignisse entwickeln.
Die Sprache passt zum Erzähler, einem kleinen Gauner ohne hervorstechende Attribute, nicht weiß, nicht schwarz.
Ja cool!

Ich danke dir für's Lesen und Kommentieren und für deine Zeit, Achillus.

Grüße

 

Hi Zigga,

ich weiß nicht, ob mein Kommentar dir irgendwas hilft, aber ich schreibe ihn jetzt trotzdem.
Ich versuche seit du diesen Text eingestellt hast, ihn zu lesen, aber ich komme nie über die "Klavierstunde" heraus.
Beim ersten Mal dachte ich, dass es wahrscheinlich daran liegt, dass ich übermüdet bin. Aber leider ist es seitdem in zwei, drei weiteren Versuchen nicht besser geworden.

Ich kann gar nicht so genau sagen, woran es liegt. Irgendwie spricht mich das sprachlich gar nicht an. Die Sprache ist von dir sicherlich so gewollt bzw. dem Erzähler angepasst, aber es ist einfach nicht meins. Ich denke, dass so eine Erzählstimme im Film sicherlich besser ankommt, aber beim Lesen will ich irgendwie was "Schöneres" haben. Verstehst du, wie ich meine?

Und das nächste ist, dass ich dir ersten paar Sätze irgendwie so wahnsinnig überfrachtet fand. Diese ganzen Beschreibungen und die Personen, die da auftauchen. Das war mir einfach zu viel und deshalb habe ich dann immer recht schnell etwas entnervt aufgegeben.

Sorry, dass ich dir nichts Konstruktiveres sagen kann, aber ich dachte mir, dass womöglich auch diese Rückmeldung dir helfen könnte.

Viele Grüße
Bella

 

Hallo Zigga,

ich habe eben Deinen Text gelesen. Mir gefällt, das das Ende und der Anfang die selbe Aussage haben

Blömke ist eine arme Sau. Bloß er weiß es noch nicht.

Wie gesagt, Blömke ist eine arme Sau. Bloß er wusste es noch nicht.

Ich bin aber zwischendrin ein wenig stutzig geworden. Ich wusste aufeinmal nicht, ist Blömke eine Zeitlang gefahren und jetzt fährt der Jungbulle? Wieso sind da auf einmal die Bilder von zwei Fußballspielenden Jungs? Mir war nicht klar, dass es zwei LKWs gibt. Es gibt zwei, oder? Einer der durchfährt und einen, der herhalten muss - Blömke?!

Ich finde es gut, wie Deine Halsabschneider nichts dem Zufall überlassen

er überholt nie, fährt nie schneller als 80, hat neue Reifen und neue Blinkerbirnen und einen Seitenscheitel und eine saubere Lieferliste mit neuntausend Hühnern und ein Bild von zwei lachenden Jungs mit Fußball unterm Arm am Armaturenbrett kleben.

Aber wer hat den Seitenscheitel? Da stimmt der Bezug nicht ganz.

Dann hat mir noch richtig gut gefallen, dass Du nicht schreibst: sie sind Gesetzlose und kommen dafür in die Hölle, sondern dass Du dieses tolle Bild nimmst

so, als wolle Gott uns den Ort zeigen, an dem wir nie sein werden

Zu dem Namen
Jungbulle

Er kommt in einem kurzen Abschnitt dreimal hintereinander. Für meinen Geschmack ist das zuviel. Und dann finde ich den Ausdruck noch unglücklich. Denn ich denke an die abfällige Bezeichnung einem Polizisten gegenüber. "Jungspund" oder "Anfänger" fände ich besser.

Dein Erzähler raucht mit einem Male in dem Auto, in dem sonst nie geraucht wird, warum? Was ist auf einmal mit ihm los? Warum nimmt ihn das auf einmal so mit, dass sie jemanden ins Messer laufen lassen? Das würde mich als Leser interessieren. Wieso hat er auf einmal Gewissenbisse und schaut in den Himmel, in den er nie kommen wird?

Ich starre auf die Rücklichter des Lastwagens: Sie blicken mich an, die zwei rote Augen.

Hier würde ich am Ende nur "zwei rote Augen" schreiben. Denn es sind ja nicht wirklich rote Augen.

Mir hat Dein Text gut gefallen, aber ich frage mich, warum die Wesensveränderung bei deinem Erzähler?

Grüße, Nina

 

Hey zigga,

ich mag den Text. Etwas kürzer diesmal, aber in einem guten Duktus, der Erzähler passt da rein. Man merkt, du hast da dieses Feeling entwickelt, Kleinkriminelle oder so mitteledel-halbseiden. Ich habe den in der ersten Version gelesen, dann hattest du noch etwas hinzugefügt - jetzt wird vieles klarer, dass mit den 2 Kilo ist prominenter im Text installiert.

Also, ich kann da gar nicht viel zu sagen, ich finde den rundherum gut. In einem Band mit Erzählungen wäre das so ein Mittelteil zwischen zwei längeren Sache, denke ich, aber das sagt nichts über die Qualität aus, echt nicht.

Top.

Gruss, Jimmy

 

Hi Bella,

ich weiß nicht, ob mein Kommentar dir irgendwas hilft, aber ich schreibe ihn jetzt trotzdem.
Ganz ehrlich: Jedes Feedback bringt mir was.

Ich versuche seit du diesen Text eingestellt hast, ihn zu lesen, aber ich komme nie über die "Klavierstunde" heraus.
Irgendwie spricht mich das sprachlich gar nicht an.
Ja, ich kann das nachvollziehen, Achillus hat schon angemerkt, dass die derbe Sprache des Protagonisten ihm etwas zu ... naja, derb war. Wenn da jemand nicht darauf steht, kann man nichts machen, das ist nicht schlimm; z.B. habe ich auch so ein paar Ich-Erzähler-Sprachstile, bei denen sich mir die Nackenhaare sträuben: Das ist z.B. Hausfrauensprache (so böse sich das jetzt anhört, aber ich finde gerade kein besseres Wort, um das auszudrücken, was ich meine) oder ein total romantischer Ich-Erzähler, da würde ich wahrscheinlich auch nach dem ersten Absatz abbrechen.

Und das nächste ist, dass ich dir ersten paar Sätze irgendwie so wahnsinnig überfrachtet fand. Diese ganzen Beschreibungen und die Personen, die da auftauchen.
Mhm okay ... ich finde das bei Texten schön, wenn sie einen direkt ins Geschehen hineinstoßen, wenn man gleich mittendrin ist. Ist bei dir wahrscheinlich anders, wenn da drei Personen in den ersten zehn Zeilen kommen, ist das für dich zuviel, dann brichst du ab. Ich will dir das auch gar nicht vorwerfen oder so, niemand zwingt dich, weiterzulesen, ist schon okay.

Sorry, dass ich dir nichts Konstruktiveres sagen kann, aber ich dachte mir, dass womöglich auch diese Rückmeldung dir helfen könnte.
Klar, hast du! Jetzt weiß ich: Es gibt Leser, die diesen Duktus unangenehm finden, die von Literatur etwas anderes erwarten. Ist doch auch wichtig, solche Stimmen zu den eigenen Texten zu hören.

Vielen Dank für deinen Kommentar, Bella!


Hi Nina,

Ich bin aber zwischendrin ein wenig stutzig geworden. Ich wusste aufeinmal nicht, ist Blömke eine Zeitlang gefahren und jetzt fährt der Jungbulle? Wieso sind da auf einmal die Bilder von zwei Fußballspielenden Jungs? Mir war nicht klar, dass es zwei LKWs gibt. Es gibt zwei, oder? Einer der durchfährt und einen, der herhalten muss - Blömke?!
Oh-oh, ich glaube, entweder habe ich die Umstände zu indirekt dargestellt, oder du hast ein bisschen an meiner Intention vorbeigelesen. Das kommt mit:

Zu dem Namen
Jungbulle
dann finde ich den Ausdruck noch unglücklich. Denn ich denke an die abfällige Bezeichnung einem Polizisten gegenüber.
zusammen. Denn Jungbulle soll tatsächlich eine abfällig Bezeichnung für junge Polizisten sein, das ist so Jargon, würde ich mal sagen. Also ich will die Geschichte nicht totdeuten, aber: Es gibt zwei Lkws, und es geht darum, dass die Typen um Kronicz Blömke absichtlich einen Lkw fahren lassen, der von dem jungen Polizisten (= Jungbulle) herausgezogen wird. Vielleicht solltest du nochmal drüberlesen, ich weiß auch nicht, ich war mir sicher, dass das einigermaßen klar ist, was da abläuft. Aber ist natürlich schlecht, wenn es dir als Leserin nicht so klar war.

Aber wer hat den Seitenscheitel? Da stimmt der Bezug nicht ganz.
Da steht doch davor, dass es um jemand geht, der Oleg heißt, der den besagten Lkw fährt, so war's gemeint

Dein Erzähler raucht mit einem Male in dem Auto, in dem sonst nie geraucht wird, warum?
Mhm, ich dachte, dass das aus dem Text herauskommt, vllt solltest du nochmal drüberlesen, weil das für mich schon klar ist; es ist ja ein anderer Schmuggel, als früher, und das macht dem Protagonisten zu schaffen.

Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit, Nina!


Jimmy,

ich mag den Text.
Etwas kürzer diesmal, aber in einem guten Duktus, der Erzähler passt da rein. Man merkt, du hast da dieses Feeling entwickelt, Kleinkriminelle oder so mitteledel-halbseiden.
Das freut mich sehr. Hättest du jetzt auch an der Intention vorbeigelesen, oder hätte dir der Jargon nicht gefallen, hätte ich mir Gedanken gemacht :D

Ich habe den in der ersten Version gelesen, dann hattest du noch etwas hinzugefügt - jetzt wird vieles klarer, dass mit den 2 Kilo ist prominenter im Text installiert.
Ja, davor war es wohl echt etwas zu undurchsichtig ... ich finde es irgendwie manchmal schwierig, das richtige Maß zu finden, sprich: Wie viel kann sich der Leser selbst zusammenreimen, und wie viel muss man ganz klar benennen, damit da niemand ratlos vor dem Bildschirm hockt. Aber ich denke, jetzt ist es klarer.

Also, ich kann da gar nicht viel zu sagen, ich finde den rundherum gut. In einem Band mit Erzählungen wäre das so ein Mittelteil zwischen zwei längeren Sache, denke ich, aber das sagt nichts über die Qualität aus, echt nicht.

Top.

Das freut mich sehr, dass du das so einschätzt, weil mir die kleine Story eigentlich auch ganz gut gefällt. Ist glaube ich auch meine kürzeste bisher, klar, damit kann man nicht die Welt neu schreiben, aber so ein leckeres Häppchen sollte es schon sein. Toll, dass das für dich auch so geklappt hat.

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar.

 

Hi zigga

Als ich den Text zum ersten Mal gelesen habe, ging es mir wie Bella: ich bin nicht sehr weit gekommen. Was mich gestört hat, waren die vielen Namen gleich zu Beginn: Blömke, Jimmy, Ecke, Kronicz - und eben, viel mehr als Namen sind sie nicht. Für mich hatten die kein Gesicht; dann kommt noch hinzu, dass du chronologisch hin- und herspringst innerhalb von einem Absatz - in deinem Maskenball-Text hast du diese Sprünge noch viel mehr drin, aber da sind sie klar abgegrenzt, hier ist es ein wenig durcheinander, finde ich. Noch bevor man die Figuren kennengelernt und ihre Beziehungen durchschaut hat, springt der Text schon hin und her - es ist nicht so, dass es völlig unklar wäre, aber man muss sich da schon durchwühlen, ich denke, eine klarere Struktur würde dem Text - gerade zu Beginn - gut tun.

Ich weiß nicht so recht, was der Text will - auf der einen Seite erwähnst du zwar die Kinder vom Blömke, das sind so Details, die dazu dienen, einen Zugang zu der Figur zu bekommen, etwas Persönliches zu erfahren, damit man nachher mit ihr mitfiebert. Ich finde das grundsätzlich auch eine gute Idee, aber letzten Endes ist der Text doch zu weit weg von Blömke, damit sich das auch ausbezahlt macht am Ende. Also, um es mal so zu formulieren: Du säst, ohne zu ernten. Das liegt daran, dass die Geschichte nicht szenisch erzählt ist, eigentlich ist es mehr so eine Art Nacherzählung aus der Ich-Perspektive. Ja, richtig mitfiebern kann man da nicht, aber der Schwerpunkt der Geschichte liegt jetzt auch nicht auf der Charakterisierung der Figuren, dazu gibt es einfach zu viele auf zu wenig Raum.

Dennoch - das ist kein schlechter Text. Das möchte ich damit nicht sagen. Für meinen Geschmack könnte er eine klarere Kontur haben - wo willst du hin damit? Wo liegt für dich der Schwerpunkt in diesem Text? Das Thema finde ich übrigens interessant - ich hab vor langer Zeit mal den Film "Midnight Express" gesehen, vielleicht kennst du den. Da versucht ein junger Tourist, Drogen aus der Türkei zu schmuggeln - und der Film beginnt damit, wie er sich die Drogen umschnallt und sich auf den Weg zum Flughafen macht. Ich finde gerade diese Anfangsszene unheimlich spannend, weil da extrem viel für den Mann auf dem Spiel steht und man sich da sehr gut in ihn hineinversetzen kann. Schafft er es, die Drogen ins Flugzeug zu bekomme, oder wird er davor erwischt? Das wäre eine Richtung gewesen, die du deinem Text hättest geben können, gleich die Sicht von Blömke einnehmen und die Spannung langsam steigern, bis er in die Kontrolle kommt und erwischt wird. Dass er ein Bauernopfer ist, hättest du anschließend entlarven können. Klar, wäre ein anderer Text dann, aber dann hätte er einen Schwerpunkt, den ich in der aktuellen Form vermisse.

Sprachlich fand ich das gut, kurzweilig, keine Längen, nichts zum Stolpern. Zwei Dinge nur:

doch meine Gedanken schweifen ab, an Blömke,

zu Blömke

und dann kamen Grenzöffnungen und Autonbahnrazzien

Autobahnrazzien

Also insgesamt hab ich das gern gelesen, wenn auch mit leichten Schwierigkeiten zu Beginn.

Grüsse,
Schwups

 

Hi Schwups,

Als ich den Text zum ersten Mal gelesen habe, ging es mir wie Bella: ich bin nicht sehr weit gekommen. Was mich gestört hat, waren die vielen Namen gleich zu Beginn: Blömke, Jimmy, Ecke, Kronicz - und eben, viel mehr als Namen sind sie nicht. Für mich hatten die kein Gesicht; dann kommt noch hinzu, dass du chronologisch hin- und herspringst innerhalb von einem Absatz - in deinem Maskenball-Text hast du diese Sprünge noch viel mehr drin, aber da sind sie klar abgegrenzt, hier ist es ein wenig durcheinander, finde ich. Noch bevor man die Figuren kennengelernt und ihre Beziehungen durchschaut hat, springt der Text schon hin und her - es ist nicht so, dass es völlig unklar wäre, aber man muss sich da schon durchwühlen, ich denke, eine klarere Struktur würde dem Text - gerade zu Beginn - gut tun.
Das ist sehr hilfreich, wenn neben Bella noch jemand Schwierigkeiten damit hat, am Anfang in den Text zu kommen. Wenn man etwas selbst geschrieben hat, dann hat man ja automatisch starke Bilder vor Augen, aber wenn das für andere dann nicht klappt bzw zu viel ist, dann muss man das tatsächlich gesagt bekommen, zumindest bei mir hier, ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so ist; ist aber eine gute Erkenntnis. Ich habe jetzt mal provisorisch ein paar Absätze in die Story geschoben, vllt hilft das ja für's Erste ein bisschen, aber du hast recht, ich kann das nachvollziehen, da sind ziemlich viele Figuren bzw einfach nur Namen, da wird man zu tief ins kalte Wasser geworfen. Ich werde da nochmal drüberarbeiten.

Ich weiß nicht so recht, was der Text will - auf der einen Seite erwähnst du zwar die Kinder vom Blömke, das sind so Details, die dazu dienen, einen Zugang zu der Figur zu bekommen, etwas Persönliches zu erfahren, damit man nachher mit ihr mitfiebert. Ich finde das grundsätzlich auch eine gute Idee, aber letzten Endes ist der Text doch zu weit weg von Blömke, damit sich das auch ausbezahlt macht am Ende. Also, um es mal so zu formulieren: Du säst, ohne zu ernten. Das liegt daran, dass die Geschichte nicht szenisch erzählt ist, eigentlich ist es mehr so eine Art Nacherzählung aus der Ich-Perspektive. Ja, richtig mitfiebern kann man da nicht, aber der Schwerpunkt der Geschichte liegt jetzt auch nicht auf der Charakterisierung der Figuren, dazu gibt es einfach zu viele auf zu wenig Raum.
Ja, da hast du auch recht, ich säe hier mehr, als ich zum Schluss ernte; weißt du, die Story ist mir letzte Woche fast in einem Stück so aus den Fingern gesprudelt, und ich hab die gleich am nächsten Tag hochgeladen, weil ich gespannt war, ob dieses total verknappte funktioniert. Da ist das Wenigste szenisch erzählt, da hast du schon recht, und ich bin auch der Überzeugung, dass wenn man den Leser emotional an eine Figur binden will oder so, dass der Leser die Figur dann szenisch kennenlernen muss. Hier ist das so halb-halb irgendwie; ja, ich hatte schon gehofft, dass der Leser zum Schluss schluckt, als herauskommt, dass Blömke alles umsonst gemacht hat, dass er verheizt wurde, aber ich hatte irgendwie auch Bock, zu erzählen, dass das so zugeht, ich wollte so ein Reinblicken in diese Welt schaffen. Also das war der Plan. Aber ich stimme dir zu, da könnte ich noch mehr rausholen.

Dennoch - das ist kein schlechter Text. Das möchte ich damit nicht sagen. Für meinen Geschmack könnte er eine klarere Kontur haben - wo willst du hin damit? Wo liegt für dich der Schwerpunkt in diesem Text?
Ich glaube, ich schreibe die Tage mal eine zweite Version, die vllt ausführlicher sich dem Thema und den Figuren widmet, wahrscheinlich kann man die Substanz schön auswälzen und die Story wird dadurch aufgewertet. Ich schau mal. Aber das ist eine gute Beobachtung von dir, die bringt mir sehr viel, dass der Fokus des Textes klarer gelegt werden soll, das stimmt schon, das schwengt so zwischen: Blömke wird verheizt, und: wie schmuggelt man.

Das Thema finde ich übrigens interessant - ich hab vor langer Zeit mal den Film "Midnight Express" gesehen, vielleicht kennst du den. Da versucht ein junger Tourist, Drogen aus der Türkei zu schmuggeln - und der Film beginnt damit, wie er sich die Drogen umschnallt und sich auf den Weg zum Flughafen macht. Ich finde gerade diese Anfangsszene unheimlich spannend, weil da extrem viel für den Mann auf dem Spiel steht und man sich da sehr gut in ihn hineinversetzen kann. Schafft er es, die Drogen ins Flugzeug zu bekomme, oder wird er davor erwischt?
Ja, irgendwie hat das Thema was, finde ich auch. Nee, den Film kenne ich nicht, aber klingt sehr interessant, ich zieh mir den bei Gelegenheit mal rein!

Das wäre eine Richtung gewesen, die du deinem Text hättest geben können, gleich die Sicht von Blömke einnehmen und die Spannung langsam steigern, bis er in die Kontrolle kommt und erwischt wird. Dass er ein Bauernopfer ist, hättest du anschließend entlarven können. Klar, wäre ein anderer Text dann, aber dann hätte er einen Schwerpunkt, den ich in der aktuellen Form vermisse.
Gute Idee, wie gesagt, wahrscheinlich wird hier vieles angerissen und das Bauernopferding und so geht dadurch etwas unter, und du vermisst deswegen den Schwerpunkt. Ich werde nochmal dran rumbasteln!

Sprachlich fand ich das gut, kurzweilig, keine Längen, nichts zum Stolpern.
Ja cool, danke!

Also insgesamt hab ich das gern gelesen, wenn auch mit leichten Schwierigkeiten zu Beginn.
Ich werde da nochmal drüberarbeiten und den Beginn evtl etwas verwässern, ich denke, der ist deswegen zu zäh, weil einfach zu viel Information auf zu wenig platz steht, das ist zu dicht, irgendwie, versteh ich schon.

Schwups, danke für's Lesen und für dein Feedback, das hat mir richtig was gebracht, glaube ich.

Grüße

 

Hallo zigga,

ich hatte diese Geschichte schon irgendwann mal gelesen und dann war ich aber davon abgekommen, sie zu kommentieren. Schon damals gefiel sie mir.

Was mir sehr gut bei dir gefällt, ist die Dichte. Man hat den Eindruck, dass du stets deine Texte auf Überflüssiges durchgehst und bei der Gelegenheit ein Haufen rausfliegt, oder gar nicht erst reingelangt.
Ich mag es, wenn auf kurzem Raum viel passiert und das ist hier in dieser Geschichte so. Diesen Stil bewundere ich sehr. Mal platt ausgedrückt: Romane kann jeder, aber auf kurzer Distanz das Wichtigste mitteilen, das hat was. (Klar lese ich gern auch Romane.)

Die Geschichte hat mir bis auf das Ende, dazu komm ich gleich noch, einfach rundum gut gefallen.

Die Szene auf dem Hof, da entsteht so ein Autoschiebermileu, das lag richtig deutlich vor mir. Bestimmt hat da jeder seinen eigenen Film.
Schon am Anfang baust du etwas Spannung auf. Man ahnt, da wird was schief gehen. Als du dann den Polizisten ins Spiel bringst, entsteht bei diesem Satz

der kam mit so einem Grinsen daher, dass ich sofort wusste, dass er zu oft an Frauen und Feiern und Koks denkt
richtig Spannung, denn da steht nicht nur das, was man liest, sondern auch, dass der Typ Probleme bereiten wird. Spätestens jetzt geht man nicht mehr aufs Klo. :D

Ich finde gut, dass du einfach nur voraussetzt, dass die Szenen in Tschechien und Bayern spielen und nicht lang mal breit erklärst, wo sie gerade sind. Ich überlege grad, ob ich mich das auch so getraut hätte. Ich glaube, ich hätte versucht, Tschechisches Lokalkolorit in die Geschichte zu reinzubauen, um den Leser auf die Spur zu bringen. Ich sehe aber, dass es auch sehr viel sparsamer ebenfalls funktioniert.

Beim Ende bin ich etwas unsicher, trotz mehrfachem Lesens, was genau da jetzt läuft. Dein Prota denkt schon im Voraus an die Szene, die dann mit Gewissheit passieren wird. Soweit klar. Aber bisher war ich nur davon ausgegangen, dass es zwei LKWs gibt, die da fahren. Dein Prota mit Ecke und Bömke mit wer weiß wem. Scheinbar ist da aber noch ein dritter Wagen oder? Das peil ich irgendwie nicht ganz. Offensichtlich fährt eine Art Lockvogelwagen mit 2 Kilo, in dem Bömke drin steckt. Ein weiterer LKW in dem die 100 Kilo verstaut sind, aber wozu ist dann dein Prota noch unterwegs? Ich werde gleich mal die anderen Kritiken lesen, könnte ja sein, dass ich nich allein bin mit meinem Fragezeichen. Nee, leider hat kein anderer auch dieses Problem gehabt. Mist. :D

Beheben ließe sich mein Problem vermutlich mit wenigen Worten, um die der Text ergänzt wird.

Folgendes fiel mir noch im Text auf:

den Motor aufschreien
ok, du willst nicht aufheulen schreiben, weil ausgelutscht, aber aufschreien ist nicht volltönend genug, wie wärs mit aufkreischen? Oder du bringst ein paar mehr Töne zum Einsatz z.B. hört dein Prota wie Ecke die Gänge krachend hineindrückt und das Getriebe nagelt als würden Metallspäne abgeschlagen.... oder es mahlt als würde Metall abgeschliffen, so ähnlich, du weißt schon wie ichs meine.

streifte sich durch die Haare und hievte seinen korpulenten Körper neben mich auf den Beifahrersitz. Dann zog er seinen Geldbeutel aus der Hosentasche.
Einfach eine herrliche Szene. Genau so stell ich mir den Bömke vor.

und über allem spannt sich der blaue Himmel, so, als wolle Gott uns den Ort zeigen, an dem wir nie sein werden.
Gelungen.

der kam mit so einem Grinsen daher, dass ich sofort wusste, dass er zu oft an Frauen und Feiern und Koks denkt
Gehört auch in die Abteilung gelungen. Ich mag das, wenn im Hintergrund von Aussagen noch eine andere Bedeutung mitschwingt, die meist die wichtigere ist.

schweig, und deiner Frau geht es gut, nicht: sprich, und deiner Frau geht es schlecht;
Hier empfinde ich das zu verkürzt, es wird unverständlich. Du meinst sicherlich mit schweigen und nicht schweigen, Geständnis. Ich schlage vor, du streichst diese Worte. Sie sind hier gar nicht so wichtig, verwirren hier nur.

den Arsch im Streifenwagen plattzudrücken;
Nein, platt ist nicht richtig. Der Arsch wird rund, er rutscht in den Rücken hoch, er deformiert sich, verschiebt sich.


Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen, für mich war das so ein typischer Zigga-Text.

Lieben Gruß

lakita

 

Hey lakita,

jetzt kann ich dir endlich antworten.

ich hatte diese Geschichte schon irgendwann mal gelesen und dann war ich aber davon abgekommen, sie zu kommentieren. Schon damals gefiel sie mir.
Das freut mich!

Was mir sehr gut bei dir gefällt, ist die Dichte. Man hat den Eindruck, dass du stets deine Texte auf Überflüssiges durchgehst und bei der Gelegenheit ein Haufen rausfliegt, oder gar nicht erst reingelangt.
Ich mag es, wenn auf kurzem Raum viel passiert und das ist hier in dieser Geschichte so. Diesen Stil bewundere ich sehr. Mal platt ausgedrückt: Romane kann jeder, aber auf kurzer Distanz das Wichtigste mitteilen, das hat was.
Danke. Ja, das stimmt, ich geh Texte echt immer auf Überflüssiges durch, und versuche alles dicht zu zeichnen. Hier hab ich das besonders versucht, weil ich mal auf unter zwei Din-A4-Seiten etwas schreiben wollte - freut mich, wenn es dir gefällt!

Die Szene auf dem Hof, da entsteht so ein Autoschiebermileu, das lag richtig deutlich vor mir. Bestimmt hat da jeder seinen eigenen Film.
Schon am Anfang baust du etwas Spannung auf. Man ahnt, da wird was schief gehen. Als du dann den Polizisten ins Spiel bringst, entsteht bei diesem Satz

der kam mit so einem Grinsen daher, dass ich sofort wusste, dass er zu oft an Frauen und Feiern und Koks denkt
richtig Spannung, denn da steht nicht nur das, was man liest, sondern auch, dass der Typ Probleme bereiten wird. Spätestens jetzt geht man nicht mehr aufs Klo. :D
Ja cool, genauso war es geplant ;) Achillus fand ja, dass der Text keine Spannung hat, aber ich finde auch, dass da einem als Leser irgendwas antreibt, weiterzulesen - zumindest habe ich das gehofft. Das ist halt so eine Art Cliffhanger, aber ich denke auch, dass es funktioniert

Ich finde gut, dass du einfach nur voraussetzt, dass die Szenen in Tschechien und Bayern spielen und nicht lang mal breit erklärst, wo sie gerade sind. Ich überlege grad, ob ich mich das auch so getraut hätte. Ich glaube, ich hätte versucht, Tschechisches Lokalkolorit in die Geschichte zu reinzubauen, um den Leser auf die Spur zu bringen. Ich sehe aber, dass es auch sehr viel sparsamer ebenfalls funktioniert.
Jo, das hätte man auch machen können, aber das würde den Text natürlich in die Länge ziehen. Würde aber genauso klappen, schätze ich. Und selbst, wenn man als Leser die Orte, von denen hier die Rede ist, nicht kennt, denke ich, dass man als Leser checkt, dass es vom Ostblock nach Deutschland geht; alleine deswegen, wie die Orte klingen. Wenn man gar nichts erklärt, wo das genau liegt und Tschechien und so, dann hat das natürlich noch mehr den Charakter, als ob man am Tresen mit einem dubiosen Typen hockt, und der einem die Geschichte von Blömke erzählt. So war's zumindest geplant - dass man als Leser das Gefühl bekommt, irgendwie aus erster Hand zu hören bzw. mittendrin zu sein

Beim Ende bin ich etwas unsicher, trotz mehrfachem Lesens, was genau da jetzt läuft. Dein Prota denkt schon im Voraus an die Szene, die dann mit Gewissheit passieren wird. Soweit klar. Aber bisher war ich nur davon ausgegangen, dass es zwei LKWs gibt, die da fahren.
Genau, zwei LKWs, so dachte ich es auch

Dein Prota mit Ecke und Bömke mit wer weiß wem. Scheinbar ist da aber noch ein dritter Wagen oder? Das peil ich irgendwie nicht ganz. Offensichtlich fährt eine Art Lockvogelwagen mit 2 Kilo, in dem Bömke drin steckt. Ein weiterer LKW in dem die 100 Kilo verstaut sind, aber wozu ist dann dein Prota noch unterwegs? Ich werde gleich mal die anderen Kritiken lesen, könnte ja sein, dass ich nich allein bin mit meinem Fragezeichen. Nee, leider hat kein anderer auch dieses Problem gehabt. Mist.
Also es war so gedacht: Der Prot erzählt die ganze Zeit ja, dass sie hinter dem LKW fahren, wo die große Ladung drin ist. Und Blömke in seinem LKW, der fährt die ganze Zeit vor, der überquert die Grenze früher usw. Der Prot und sein Kollege sitzen in einem PKW, der hinter dem LKW herfährt, der einfach aufpasst und Kronicz am Laufenden hält. Ich werde es bei Gelegenheit noch mal bisschen offensichtlicher formulieren, denke ich

den Motor aufschreien
ok, du willst nicht aufheulen schreiben, weil ausgelutscht, aber aufschreien ist nicht volltönend genug, wie wärs mit aufkreischen?
Ja, das stimmt, aufkreischen finde ich auch nicht schlecht

schweig, und deiner Frau geht es gut, nicht: sprich, und deiner Frau geht es schlecht;
Hier empfinde ich das zu verkürzt, es wird unverständlich. Du meinst sicherlich mit schweigen und nicht schweigen, Geständnis. Ich schlage vor, du streichst diese Worte. Sie sind hier gar nicht so wichtig, verwirren hier nur.
Das verstehe ich nicht, wie du das meinst! :D Es war so gemeint: Früher war es eben so, dass man sich in mafiösen Strukturen als Gegenleistung für Schweigen (wenn jmd vor Gericht stand) um die Familie des Schweigenden gekümmert hat, während er im Knast sitzt. Heute ist das eben so, dass demjenigen, der vor Gericht auspacken könnte, gedroht wird, dass der Familie etwas passiert. So war's gemeint

den Arsch im Streifenwagen plattzudrücken;
Nein, platt ist nicht richtig. Der Arsch wird rund, er rutscht in den Rücken hoch, er deformiert sich, verschiebt sich.
Ja ... aber ich kann mir vorstellen, dass der nicht sehr tiefgründige Prot vllt das einfach so aus dem Bauch raus sagt, dass man sich den Arsch plattdrückt; ich denke mal drüber nach

Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen, für mich war das so ein typischer Zigga-Text.

Lakita, vielen Dank für das Herauskramen der Geschichte und für's Lesen und den Kommentar, ich hab mich gefreut! (Auch, dass du glaubst, es gibt irgendeinen tyischen Ziggaabdruck, dahin will man doch!)

Grüße!

 

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