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Blautöne

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20.02.2021
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Blautöne

Der liebliche Ton einer Geige schwingt bis zum Verstummen in der Luft. M legt die Geige in den matten Geigenkasten in Schwarz. Sie rubbelt ihre Fingerabdrücke sorgfältig vom Instrumentenkörper. Anschließend fährt sie streichelnd mit dem bestickten Taschentuch darüber. Dabei sieht die Geige makellos aus. Hinter ihr regt sich etwas.
"Du brauchst nichts machen! Wenn es mir nicht gefällt, putze ich sie selbst", ruft Melissa und rollt mit den Augen.
"Mir ist es so unangenehm. Ich hatte vorhin fettiges Essen in der Hand und konnte mir nur die Finger abwischen", erklärt M.
Nach wie vor steht M an der Geige und nestelt an ihr herum. Melissa beobachtet sie. Ihr gemeinsames Ritual verläuft nicht mehr nach den bekannten Regeln, scheint es. In Melissas Blick ist Faszination und auch Argwohn zu erkennen.
"Sowas von vorsichtig! Bei den anderen würde ich mir wünschen, sie würden wenigstens ihre Notenblätter einheften. Du putzt meine Geige als gäbe es Preisgeld!", lacht Melissa.
M packt schnell die restlichen Dinge ein. Sie stapelt alles gekonnt auf ihrem Arm oder hält es in ihrer Hand. Plötzlich steht sie gedankenversunken im Raum. Der Wind des Ventilators bläst sie an. Sie wendet ihr Gesicht von Melissa ab, bevor ihr ein kurzer, leiser Seufzer entweicht. Noch immer beobachtet Melissa das Verhalten der jungen Frau und analysiert jede Regung. M kratzt sich erst am Hals. Dann schaut sie zur Küche. Nun reicht es Melissa.
"Was ist los?", fragt Melissa, "Erzähl mal!"

Ohne auf die Frage einzugehen, läuft M mit dem Instrument und den Noten in Melissas Schlafzimmer. Ihr Herz klopft allmählich wieder langsamer, als sie die Sachen in den großen Wandschrank legt. Das Bett ist ungemacht. Sie überwindet sich, es zu ignorieren und bewundert stattdessen eine blau-weiße Schmuckkiste mit orientalischer Verzierung. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrt, vergleicht sie Melissas Ohrringe mit dem Material der Schmuckkiste.
"Sind das die gleichen Steine wie auf der Schmuckkiste in deinem Zimmer?", fragt M.
Melissa zögert einen Moment, bevor sie antwortet. Das merkwürdige Verhalten der Geigenschülerin belächelnd, lehnt sie sich etwas zurück. Sie hebt ihre langen, brünetten Locken, um ihre rund geschliffenen Ohrringe zu zeigen.
"Ah, du hast die große Schmuckkiste gesehen. Beides ist aus Lapislazuli gemacht. Dunkelblau war schon immer mein Ding", antwortet Melissa.
"Wirklich, irgendwann kannst du deinen Besitz in ein Museum bringen", erkennt M neidlos an, "Das muss ein Vermögen Wert sein!"
"Keine Ahnung. Es sind Geschenke von meiner Patentante. Tatsächlich würde ich darüber nachdenken, wenn ich auch dafür etwas kriege", sagt Melissa und nickt.
M setzt sich wortlos. Eine halbe Minute vergeht ohne eine Unterhaltung. Melissa hebt die Augenbrauen und das Kinn. M bekommt wieder Herzklopfen und senkt den Blick langsam zu Boden, was Melissas Stirn in Falten legt.
"Wird das heute ein Ratespiel?", fragt Melissa ungeduldig.
"Verzeihung, was meinst du?", fragt M.
"Ich habe dich in drei Jahren nie so gesehen", erwidert Melissa.
M schweigt und starrt auf eines von Melissas selbst gemalten Porträts. Es ist ein Bild von einem entfernten Cousin, dessen Haut blau und grün ist. Er sitzt im Profil vor einer roten Wand.
"Wirklich, ich bin nur etwas platt wegen der Arbeit. Fangen wir mit dem Salat an?", redet M hektisch und steht auf.
Melissa fügt sich und antwortet: "Also, gut. Wenn du so nett wärst, mach mir bitte den Fernseher an!"
Sie räumt den großen Wohnzimmertisch aus Glas frei, während M eine Nachrichtensendung einschaltet und in die Küche geht. Mehrmals kommt M mit Gemüse, Schüsseln, Schneidebrettern und Messern zurück. Beim letzten Mal trägt sie ein Handtuch und Papiertücher. Beide Frauen gucken immer wieder auf den Bildschirm und kommentieren das Geschehene. Beim nächsten Beitrag kann Melissa sich kaum halten.

"Schau dir das an!", ruft sie.
"Was ist?", fragt M überrascht.
"Das ist Myriam, eine alte Freundin von mir. Ich habe sie ewig nicht gesehen", sagt Melissa freudestrahlend.
In ihrem Mund formt M ein zurückhaltendes Schmunzeln. Bewundernd schaut sie Melissa an, während diese über ihre Verbindung zu einer Journalistin redet, die gerade im Fernsehen auftritt.
"Eine japanische Studentin hat sie mir damals vorgestellt. Ich fand sie am Anfang so prüde. Wenn ich geflucht habe, sagte sie immer wie die alten Tanten, ich solle die Engel nicht verscheuchen. Irgendwann meinte ich, dass ihr nur noch Flügel fehlen und sie könnte selbst als Engel herumfliegen."
M kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Als Melissa erwähnt, eine waschechte Japanerin zu kennen, beginnt ihr Kopf sie in eine Fantasiewelt zu entführen. Sie stellt sich vor, wie Melissa ihr ein paar ihrer dutzenden Bekannten während einer Teezeremonie vorstellt. Wie sie in fließendem Japanisch einen gelungenen Witz zur Erheiterung der Anwesenden erzählen kann. All das vor der bildschönen Kulisse eines traditionell japanischen Hauses.
"Auf der anderen Seite wissen wir alle, dass die reinsten und edelsten Personen die schlimmsten sind. Gelästert hat sie ohne Ende!", erzählt Melissa und packt Gurkenscheiben in eine Schüssel.
"Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?", fragt M.
"Och, das könnte gut zehn Jahre her sein. Sie war bereits verheiratet. Ihr ging es nur noch ums Kinder kriegen. Sie wollte aber trotzdem Journalistin werden. Entweder das oder Anwältin."
"Ich würde mich nicht trauen, im Fernsehen aufzutreten", sagt M beinahe ehrfurchtsvoll.
"Ja, du bist etwas dezent. Im Fernsehen braucht man schrille Leute", meint Melissa.

Eigentlich stimmt M zu. Doch rudert sie von einem Gefühl zum nächsten. Melissas eindrückliche Antwort hinterlässt M nachdenklich und benommen. Eine Aufmunterung könnte ihr Halt geben, aber Melissa ist sich über die unabsichtlich verletzende Aussage bestimmt nicht bewusst. M fühlt sich wie ein Mauerblümchen. Was könnte sie schon im Fernsehen erzählen?
"Ich weiß schon, dass ich niemals als Experte für irgendwas eingeladen werde", erwidert M.
Melissa schaut auf und hält ihre Bewegungen an.
"So war das nicht gemeint! Vor der Kamera sind halt ... Knallfrösche. Leute, die schreien, verstehst du?", erklärt Melissa, "Du schreist nicht, du argumentierst sachlich und ruhig. Die Leute suchen eher nach Theater."
"Es ist egal. Wozu reden wir über etwas, was eh nie geschehen wird?", murmelt M und nimmt sich eine neue Tomate.
Melissa reißt die Augen leicht auf und beißt sich auf die schmalen Lippen. Sie ist in einem Alter, in dem der Damenbart deutlich zu sehen ist und von den meisten Frauen wegrasiert und überschminkt wird. Abgesehen von Kajal für die Augen verwendet sie nur blassen Lippenstift. Ihr gelingt der Versuch, ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen.
"Du bist wahnsinnig sentimental heute", findet Melissa und wirkt allmählich besorgt, "Wenn etwas wäre, würdest du es mir doch sagen, oder? Ich habe nicht auf alles eine Antwort, aber sicherlich ist eine Lösung dabei."
"Es ist alles in Ordnung", antwortet M.
M schneidet die nächste Tomate und spürt, wie Melissa sie erneut analysiert. Wärme steigt in ihr auf. Zu nervös, um es zu übersehen, legt sie die Tomate ab und erklärt sich. Das Herz beginnt immer schneller zu pochen.
"Mir schwirrt seit einiger Zeit die Idee durch den Kopf, die Stadt zu verlassen", erzählt M zu Boden blickend.
"Das ist alles?", fragt Melissa verwundert.
"Es klingt bestimmt lächerlich, aber ich dachte an eine Weltreise."
M schaut nervös hoch, um Melissas Reaktion zu sehen. Sie hält dem Blick nicht stand.
"Brauchst du Geld? Ist es das?", fragt Melissa neugierig.
M ist vom Angebot überrascht und gerührt. Nun fällt ihr das Thema noch schwerer als zuvor. Ein leichtes Zittern spürt sie von ihr ausgehend. Sie glaubt nicht daran, dass sie Melissa etwas vorspielen kann.
"Ich wusste nicht, wie ich es ansprechen sollte. Es gibt noch keinen genauen Plan, aber ich dachte ..."
Geduldig wartet Melissa auf weitere Worte. Nur der Wind des Ventilators sorgt für ein Geräusch.
"Die Geigenstunde ist doch kein Problem! Du kannst jederzeit wieder einsteigen, wenn du zurück bist."
"Wegen dem Geigenunterricht bin ich nicht ... Das meine ich nicht", stottert M.
"Meine Güte, ich kriege ständig neue Anfragen von alten Bekannten. Geige oder Bratsche, egal, sie fragen ständig. Schüler kriege ich genug!"
"Was ist mit deinen Verwandten?", fragt M so respektvoll wie möglich.
"Es wäre mir neu, dass meine Familie Geige oder Bratsche lernen möchte. Selbst wenn, dann besorgen die sich einen Privatlehrer von irgendeiner angesehenen Hochschule. Wozu sollten die hierherfahren und sich dazu mit mir treffen?"
M schüttelt den Kopf. Sie fällt kopfüber ins Nichts, da ihr die Worte fehlen und sie trotz Anstrengung sprachlos bleibt. Melissas Verwirrung setzt sie unter Druck. Sie möchte aufklären.

Frustriert rennt sie mit ihrer Tomatenschüssel in die Küche und muss sich fassen.
"Bring mir etwas zu trinken mit! Ich schmelze", ruft Melissa.
Zurück ins Hier und Jetzt geworfen gießt M Saft in ein Glas, den die beiden aus frisch gekauften Zitrusfrüchten machten. Sie wirft zwei Eiswürfel hinein und einen Teelöffel Honig. Einmal tief durchgeatmet bringt sie ihr das Glas ins Wohnzimmer zurück. Als M steht und Melissa von oben betrachtet, kämpft sie gegen Tränen.
"Als du sagtest, dass keiner aus deiner Familie dich besucht, wollte ich mich bei ihnen melden. Ich war wütend und habe sogar einen Brief an deine Eltern vorbereitet", erzählt M peinlich berührt.
Schließlich beruhigt sie sich ein bisschen und setzt sich zurück auf den Sessel. Die Abendsonne bringt rötliches Licht. Der Ventilator steht auf der höchsten Stufe. Melissa nippt an ihrem Getränk und hört zu.
"Ich war besorgt. Ob du allein zurechtkommst", offenbart M mit einem leidvollem Gesichtsausdruck, "Deswegen habe ich nach deiner Familie gefragt."
"Du meinst doch nicht etwa, du kannst nicht reisen, weil du auf mich aufpassen musst?", fragt Melissa ernst.
Doch, wieder hat Melissa den richtigen Riecher. M fühlt sich erleichtert und zugleich verlegen.
"Ehrlich, mir ging so vieles durch den Kopf. Ich bin gerne hier."
"Was ich mache, soll nicht dein Problem sein. Ich komme zurecht", erklärt Melissa.
"Nur ... Du meintest doch, du bekommst kaum staatliche Unterstützung und ich fand nur ..."
"Du bist nicht rund um die Uhr hier. Es ist unverschämt, so etwas anzunehmen. Selbst wenn, kann ich jemanden anrufen", unterbricht Melissa mit einem strengen Ton.

M hält die Hand vor ihren Mund als wolle sie ihr Reden einstellen. Sie möchte ihre lächerlichen Gedanken unterdrücken und doch brechen sie immer wieder aus. Melissa stellt beleidigt ihr Glas auf den Tisch und zupft ihre blau-rote Bluse zurecht. Nach einer weiteren unangenehmen Pause stellt sie eine Frage.
"Was hältst du davon, wenn ich mir Gummistiefel hole?"
"Was willst du damit?", fragt M überrascht und skeptisch.
"Na, gegen die Pfützen und so. Dann werden meine Füße nicht nass", antwortet Melissa.
Melissa beginnt lautstark zu lachen und fordert M dazu auf, etwas lockerer zu werden. M ist nicht nach Lachen zumute und zeigt Reue, dieses Thema angesprochen zu haben. Melissa sitzt im Rollstuhl und M möchte sich nicht anmaßen, ihr das Tragen von Gummistiefeln zu verbieten. Nur sieht sie im Moment keine Verwendung dafür.
"Es ist deine Entscheidung. Nur gibt es, glaube ich, keine blauen Gummistiefel", sagt M.
"In der Nähe vom Rathaus gibt es eine tolle Boutique mit verschiedenen Modellen. Gelbe Stiefel sind aber völlig in Ordnung. Ich mag es bunt und knallig", erwidert Melissa mit einem herablassendem Ton.
M lächelt verlegen: "Ich weiß, du hast ein buntes Leben. Mein Alltag besteht aus Arbeit. Hättest du mich damals nicht angesprochen, hätte ich mich nie getraut, ein Instrument zu lernen. Ich wollte mich immer erkenntlich zeigen."
"Du brauchst dich nicht erkenntlich zeigen. Du bezahlst pünktlich und gehst mit meinen Sachen pfleglich um. Mehr kann ich mir nicht wünschen."
"Es ist nicht einmal der volle Preis!", erwidert M verlegen.
Melissa hält an ihrer Meinung fest: "Meine Entscheidung. Ich habe es dir angeboten und daran ändert sich nichts."

Melissa löst die Bremse ihres Rollstuhls und fährt zum Fernseher. Sie hat genug und stellt ihn aus. Dann fährt sie näher an M heran.
"Was hast du dir nur gedacht? Pass lieber selbst auf dich auf! Du konntest dir nicht einmal eine Geige leisten."
"Ich habe mir Geld zur Seite gelegt und gut gespart. Jetzt könnte ich eine kaufen", antwortet M.
"Und dann noch eine Weltreise machen! Ich mag manchmal etwas liegen lassen, aber organisiert bin ich trotzdem. Du musst erst einmal an dein Geld denken. Ich habe genug davon. Dafür haben meine bescheuerten Eltern gesorgt."
"Es war doch nicht ...", M stottert erneut, "Weil doch die Pfleger ..."
"Ach, lass die doch draußen! Ständig schickte man mir komische Leute. Das bisschen, was ich einkaufe, trage ich allein. Du bist Zeuge. Ich habe alles nach unten räumen lassen. Die oberen Schränke sind leer. Das Bad habe ich auf eigene Kosten umbauen lassen. Wenn ich ein Taxi brauche, rufe ich es. Kochen, waschen, sauber machen, schaffe ich allein."
M ist das Gespräch so unangenehm, dass sie wieder mit den Tränen kämpft. Melissa fährt mit Stolz fort, ihr zu erklären, dass ihr Leben genauso läuft, wie sie es brauche und dass M sich nicht in solche Dinge einmischen solle. M möchte zuhören und nichts sagen. Doch in ihrem Kopf läuft ein Film ab. Fragen kommen auf wie, warum immer wieder sie beim Kochen und Einkaufen hilft. Von der Familie ist abzusehen, trotz einiger weniger Familienfotos. Sie kennt keine Nachbarn, die so häufig bei Melissa auftauchen. Was hat es damit auf sich, wenn doch alles perfekt zu laufen scheint.
"Ich schwöre, es war nur, weil wir so viel zusammen unternehmen. Das alles tut mir leid. Seit Monaten weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll", sagt M.
Melissa seufzt und wischt den Schweiß von der Stirn.
"Vielleicht werde ich wieder reisen. Ich liebe es. Du wirst es lieben. Kümmere dich um deine Ersparnisse und dann flieg los! Wo willst du hin? Deutschland, Spanien, England, Frankreich, Amerika, Indien? Ich war schon dort. Ich kann dir viel darüber berichten."
"Vor einer Woche habe ich mit einer Reiseagentur gesprochen. Ich sagte, ich weiß nicht, wohin ich als erstes gehen möchte. Die Agentin meinte, ich solle Bekannte fragen."
"Damit bist du hier richtig!", meint Melissa.
M lächelt und antwortet: "Gut, dann überlege ich mir etwas und frage dich dann.",
Hinter dem Lächeln steckt die Überzeugung, dass sie Melissa sicherlich den Abend oder gar die Woche ruiniert habe. Inzwischen hat M etwas an Farbe verloren und kann ihren kräfteraubenden Gedanken nicht mehr folgen. Es nagt an ihr, so naiv gewesen zu sein, jemand wie Melissa brauche ausgerechnet ihre Hilfe. Die Freundin, die auf Juwelen, Ausstellungstücken und Antiquitäten sitzt. Die Freundin mit den internationalen Kontakten. Die Freundin mit der reichen Familie. Wie dumm sich M jetzt erst recht fühlt!
"Warum fragst du nicht jetzt?", möchte Melissa erfahren.
"Ich bin wirklich etwas müde. Vielleicht sollte ich jetzt nach oben gehen. Den Salat essen wir ein anderes Mal, einverstanden?"

M steht ohne zu zögern auf und nimmt ihre Tasche in die feucht gewordene Hand. Melissa folgt ihr in den breiten Flur bis zur Tür.
"Hör mal, lass dir das nicht zu Kopf steigen! Ich bin nicht nachtragend. Bleib so ehrlich und sage mir, wenn du etwas brauchst!", bittet Melissa hörbar ermüdet.
"Melissa, ich entschuldige mich ..."
"Deine Reise wird großartig", unterbricht Melissa, "Viele hier wagen nicht einmal das Träumen so einer Reise."
M ist den bewegenden Worten nicht gewachsen und verspürt wieder das leichte Zittern. Als beste Antwort wählt M eine Umarmung. Es ist eigentlich das einzige, was ihr im Moment einfällt. Sie hält Melissas schlanken Oberkörper lange und innig fest. Langsam erwidert Melissa die intime Härte der Umarmung.
"Du kommst doch wieder, oder?", fragt Melissa leise.
"Natürlich", antwortet M in einem noch leiseren Ton.
"Klar", haucht Melissa.
M lässt los und richtet sich auf. Sie blickt Melissa an und verabschiedet sich.
"Bis zum nächsten Mal! Am Freitag", ruft ihr Melissa vom Erdgeschoss hinterher.

M antwortet nicht. Sie steigt die altertümliche Treppe des Hauses hinauf. Der Boden ist marode. Aus einer Wohnung dringt die laute Übertragung eines Fußballspiels. M öffnet die Tür zu ihrer Wohnung und geht ohne lange Unterbrechung zum Badezimmer, um eine lange, kalte Dusche zu nehmen. In einem leichten Nachthemd geht sie in ihre Küche und holt einen Tee aus dem Kühlschrank. Allein sitzt sie auf ihrem Balkon. Tief sitzt sie im Stuhl. Die Augen schauen geradeaus. Durch die enge Gasse hört man Mopeds brummen. Jeder kennt die Besitzer dieser Maschienen. Aus diesem Grund hängen die Bewohner ihre Wäsche nicht mehr tief. Einige Bewohner begrüßen in den Innenhöfen diejenigen, die erst jetzt von der Arbeit heimkehren. Nach einigen Minuten verspürt M Appetit und holt sich ein Stück Weißbrot und Hartkäse. Auf dem Sofa liegt eine Weltkarte vom Reisebüro. Sie schaut nach Markierungen. Mit dem Essen und der Weltkarte setzt sie sich zurück auf den Balkon. Ihre Kreuze hat sie auf jedem Kontinent gemacht. Die meisten sind zwar in Europa, aber es wirkt doch ausgeglichen. Daneben stehen Bemerkungen zu Sehenswürdigkeiten und die Telefonnummer der Reiseagentur.
Spätestens, wenn die Dramaserien beginnen, ist draußen alles wie leer gefegt. Von Familie zu Familie läuft der gleiche Ton, was M auch vom Balkon aus mitverfolgen kann. Der Klang aus den Wohnungen schallt, bis er in der Luft verstummt.

 

Hallo @XVIII,
Du beschreibst hier die Beziehung zweier Frauen, wobei ich einfach mal angenommen habe, dass M eine Frau ist. Nur am Rande, ich hätte es glücklicher (und lesbarer) gefunden, wenn M einen "richtigen" Namen bekommen hätte.
Melissa sitzt im Rollstuhl, ist wohl auch einiges älter als M. Sie verbringen seit einigen Jahren regelmäßig Zeit miteinander, beim Geigenspiel und auch so vor dem Fernseher. M hilft ihr beim Kochen, Einkaufen und nach und nach kommt zum Vorschein, dass sie sich Melissa verpflichtet fühlt. Weil diese im Rollstuhl sitzt und keine anderen Kontakte hat. Als sie sich traut, Melissa darüber in Kenntnis zu setzen (M will reisen, etwas erleben), reagiert diese brüsk.

An und für sich keine schlechte Ausgangslage für eine Geschichte mit viel Reibung, Missverständnissen, Stolz... Ich muss allerdings sagen, dass mir der, ich nenne es mal melodramatische Schreibstil nicht so gut gefallen hat. Es liest sich dadurch zäh und der eigentliche Knackpunkt kommt für mich nicht so richtig heraus.
Auch empfinde ich M als zu passiv, vorsichtig, duckmäuserisch. Nun gut, vielleicht ist das ihr Charakter, aber ich fand es etwas ermüdend.

Ein paar textliche Anmerkungen:

Der liebliche Ton einer Geige schwingt bis zum Verstummen in der Luft.
Vielelicht nur liebliche Ton? Geige kommt dann noch 2x.
M legt die Geige in den matten Geigenkasten in Schwarz.
Schwarz kann eigtl weg.
Anschließend fährt sie streichelnd mit dem bestickten Taschentuch hinüber.
Streichelnd? Vielleicht fährt sie sanft ... Oder: streicht über...

"Du brauchst nichts machen! Wenn es mir nicht gefällt, putze ich sie selbst.", ruft Melissa
In wörtlicher Rede keinen Punkt vor dem abschließenden Anführungszeichen. Das machst du regelmäßig.

"Keine Ahnung. Es sind Geschenke von meiner Patentante. Tatsächlich würde ich darüber nachdenken, wenn ich auch dafür etwas kriege.", sagt Melissa und nickt.
Müsste es nicht heißen: wenn ich dafür auch was kriege?

M setzt sich wortlos. Eine halbe Minute vergeht ohne eine Unterhaltung.
Stoppt sie die Zeit?

M bekommt wieder ein Herzklopfen und senkt den Blick langsam zu Boden
Warum das denn? Weil Melissa sie schief anguckt. Scheitn ja sehr dominant zu sein, diese Melissa.

"Auf der anderen Seite wissen wir alle, dass die reinsten und edelsten Personen die schlimmsten sind. Gelästert hat sie ohne Ende!",
Das finde ich gut!

Eigentlich stimmt M zu. Doch rudert sie von einem Gefühl zum nächsten. Melissas eindrückliche Antwort hinterlässt M nachdenklich und benommen. Eine Aufmunterung könnte ihr Halt geben, aber Melissa ist sich über die unabsichtlich verletzende Aussage bestimmt nicht bewusst. M fühlt sich wie ein Mauerblümchen.
Hier wieder. Eine sehr ungleiche Beziehung.

"Als du sagtest, dass keiner aus deiner Familie dich besucht, wollte ich mich bei ihnen melden. Ich war wütend und habe sogar einen Brief an deine Eltern vorbereitet.", erzählt M peinlich berührt.
Ich weiß nicht so genau, in welchem Alter Melissa ist (Damenbart und so), aber hat sie denn noch Eltern? Und falls ja, wären die in einem Alter, in dem sie sich um sie kümmern könnten?

"Was hältst du davon, wenn ich mir Gummistiefel hole?"
"Was willst du damit?", fragt M überrascht und skeptisch.
"Na, gegen die Pfützen und so. Dann werden meine Füße nicht nass.", antwortet Melissa.
Melissa beginnt lautstark zu lachen und fordert M dazu auf, etwas lockerer zu werden.
Na immerhin, hier versucht sie, die Situation etwas zu entspannen.

M ist den bewegenden Worten nicht gewachsen und verspürt wieder das leichte Zittern.
Das meinte ich eingangs. Hier hätte ich M am liebsten geschüttelt und gerufen: M, drück den Rücken durch und genieße dein Leben.

Also, insgesamt eine Ausgangslage mit Potential, aber die Umsetzung hat für mich nicht funktioniert. Sprachlich ist mir der Text zu melodramatisch und die Figuren sind mMn zu wenig auf gleicher Augenhöhe, als das es spannend werden könnte.

Soweit meine Leseeindruck.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hallo @XVIII,

Ich hab ein paar Problemchen mit deiner Geschichte und hätte sie fast nicht zuende gelesen.
Zunächst mal: Sie ist zu lang. Für das, was Du erzählst ist es zuviel Strecke, das trägt nicht.
Dann was erzählt wird. Du als Autor/Autorin hast einen Wissensvorsprung gegenüber Deinen LeserInnen, heißt im besten Fall: Du weißt alles, Deine Leser wissen nur das, was Du ihnen verständlich vermittelst. Heißt auf die Geschichte angewandt Folgendes.

Ich weiß überhaupt nicht, wie die beiden Personen zueinander stehen. Erst mal gehe ich von einer Lehrerin/Schülerin-Situation aus, klassischer Geigenunterricht. Dann macht M die Geige sauber und Melissas Blick ist voller Faszination und Argwohn. Hä? Ich kapier nix, wieso? Sie wischt doch nur die Geige ab, also völlig harmlos?

Noch immer beobachtet Melissa das Verhalten der jungen Frau und analysiert jede Regung.
Warum, hat sie eine Kontrollzwang?
Dann wird M gefragt, sie solle mal erzählen, was los sei und geht ohne Antwort ins Schlafzimmer???
Ohne auf die Frage einzugehen, läuft M mit dem Instrument und den Noten in Melissas Schlafzimmer. Ihr Herz klopft allmählich wieder langsamer, als sie die Sachen in den großen Wandschrank legt.
Ich raffe es nicht. Was geht da ab, warum darf die Schülerin ins Schlafzimmer? Und was geht sie das ungemachte Bett an, oder haben sie eine Affäre und es geht sie doch an?
Dann schaut sich M im Schlafzimmer um, sieht die Lapislazulis und fragt dann Melissa:
"Sind das die gleichen Steine wie auf der Schmuckkiste in deinem Zimmer?", fragt M.
Melissa zögert einen Moment, bevor sie antwortet. Das merkwürdige Verhalten der Geigenschülerin belächelnd, lehnt sie sich etwas zurück.
Jetzt lächelt Melissa über das merkwürdige Verhalten von M. Wie gut kennen die sich? Wenn die sich gut kennen, braucht Melissa nicht argwöhnisch zu sein, sie braucht M nicht zu kontrollieren und ihr Verhalten nicht merkwürdig zu finden, denn sie kennt sie.
Wenn sie sich nicht kennen, warum darf sie alleine ins Schlafzimmer und sich da umschauen?
An der Stelle bin ich raus, das ist mir zu durcheinander, ich kann das nicht nachvollziehen.

Auch später im Text steigert sich die Verwirrung nur, diese merkwürdige Verpflichtetfühlen Ms, später schreibst Du, sie sind Freundinnen? Und dann:

"Du kommst doch wieder, oder?", fragt Melissa leise.
"Natürlich.", antwortet M in einem noch leiseren Ton.
"Klar.", haucht Melissa.
Warum haucht sie das, sind sie doch mehr als Freundinnen? Das ist mir zu viel out of character.

Viele wichtige Infos kommen mir persönlich zu spät, der Rollstuhl, sie geht die Treppe hoch, also wohnen sie im gleichen Haus? Ich bekomme die beiden Figuren nicht zu fassen.
Peace, linktofink

 

Hey, danke für die Kommentare! Das war sehr hilfreich.

Zunächst möchte ich sagen, dass ich die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede anders gelernt habe. Das gleiche gilt für die drei Punkte. Entweder ist es eine neuere Regel oder sämtliche Schul- und Hochschullehrer haben es ignoriert, falls ich es benutzt haben sollte. Es wird eine ziemliche Umstellung.

Zum Namen: Ich habe die Geschichte am letzten Tag vor Fristende entwickelt und geschrieben. Lediglich zwei Tage vorher habe ich mir die Figur Melissa ausgedacht. Die Namen Melissa und Myriam waren für mich klar. Für M fiel mir bis zuletzt kein Name ein, den ich angemessen fand. Irgendwann gefiel mir die Idee, ihr den Anfangsbuchstaben der anderen beiden Namen zu geben, weil sie quasi zu den beiden hinaufschaut.


Das Einzige, was ein wenig Spannung erzeugen könnte, ist zu erfahren, was M denn nun eigentlich los werden möchte. Aber das reicht zumindest mir nicht, um weiterzulesen, insgesamt reden die beiden nur über Belangloses. Unglücklich finde ich auch, dass die beiden Melissa und M heißen, aber das ist nur eine Kleinigkeit.

Da musst du dir m.E. schon mehr einfallen lassen, um das Interesse der Leser zu wecken und zu halten.

Ich danke dir, dass du trotzdem kommentiert hast, auch wenn du damit natürlich nicht das Ende kennst.

Ich muss allerdings sagen, dass mir der, ich nenne es mal melodramatische Schreibstil nicht so gut gefallen hat. Es liest sich dadurch zäh und der eigentliche Knackpunkt kommt für mich nicht so richtig heraus.
Auch empfinde ich M als zu passiv, vorsichtig, duckmäuserisch. Nun gut, vielleicht ist das ihr Charakter, aber ich fand es etwas ermüdend.
An der Passivität kann man sicherlich etwas ändern. Das wird mir aber vermutlich nicht so schnell gelingen. Sie möchte ja nicht verletzen und schämt sich für ihren Verdacht, dass Melissa nicht klarkommt. Ursprünglich sollte der Text noch länger gehen. Ich habe die Textlänge vermutlich durch Gefühlsausdrücke ausgleichen wollen.
M bekommt wieder ein Herzklopfen und senkt den Blick langsam zu Boden
Warum das denn? Weil Melissa sie schief anguckt. Scheitn ja sehr dominant zu sein, diese Melissa.
Das ist, was ich meine. Sie schämt sich eigentlich, dass sie solche Gedanken hat. Bei der nächsten Überarbeitung sollte ich mehr darauf eingehen.

M ist den bewegenden Worten nicht gewachsen und verspürt wieder das leichte Zittern.
Das meinte ich eingangs. Hier hätte ich M am liebsten geschüttelt und gerufen: M, drück den Rücken durch und genieße dein Leben.
Genau diese Reaktion finde ich doch gut! So geht es ja Melissa auch ein Stück.

Ich hab ein paar Problemchen mit deiner Geschichte und hätte sie fast nicht zuende gelesen.
Zunächst mal: Sie ist zu lang. Für das, was Du erzählst ist es zuviel Strecke, das trägt nicht.
Viele wichtige Infos kommen mir persönlich zu spät, der Rollstuhl, sie geht die Treppe hoch, also wohnen sie im gleichen Haus? Ich bekomme die beiden Figuren nicht zu fassen.
Textlängen sind ein altes Thema bei mir, nicht nur bei Kurzgeschichten. Es sollte ursprünglich noch länger werden. Danke für die Präzision.

Dass das Verhältnis zwischen den beiden anfangs unklar ist, war Absicht. Sie sind Nachbarinnen. An einem Punkt wollte ich M mehr über ihre Arbeit reden lassen. Ursprünglich begann der Text auch mit der Nachbarschaft und in welchen, sagen wir mal, politischen Verhältnissen die beiden leben. Das hätte ich aber in den letzten Stunden gar nicht so kurz hinbekommen.

Der Grund für die vermeintliche Irreführung war meine Idee, das Thema Helfen und Hilfe annehmen/ aufdrücken in einer Freundschaft mit Behinderung hineinzupacken. Im Kopf gelang das mal wieder besser als auf dem ... Papier ... im Internet.

Dann macht M die Geige sauber und Melissas Blick ist voller Faszination und Argwohn. Hä? Ich kapier nix, wieso? Sie wischt doch nur die Geige ab, also völlig harmlos?
Noch immer beobachtet Melissa das Verhalten der jungen Frau und analysiert jede Regung.
Warum, hat sie eine Kontrollzwang?
Jetzt lächelt Melissa über das merkwürdige Verhalten von M. Wie gut kennen die sich? Wenn die sich gut kennen, braucht Melissa nicht argwöhnisch zu sein, sie braucht M nicht zu kontrollieren und ihr Verhalten nicht merkwürdig zu finden, denn sie kennt sie.
Weil Melissa auffiel, dass sich M normalerweise nicht so verhält. Ich merke, dass "Argwohn" anders bei euch ankam. Melissa spürte, dass mit M heute irgendwas nicht stimmt.

"Du kommst doch wieder, oder?", fragt Melissa leise.
"Natürlich.", antwortet M in einem noch leiseren Ton.
"Klar.", haucht Melissa.
Warum haucht sie das, sind sie doch mehr als Freundinnen? Das ist mir zu viel out of character.
Ich wollte ausdrücken, dass Melissa an dieser Stelle zu zweifeln beginnt, ob M tatsächlich zurückkommen wird. Eigentlich wollte ich die Stelle mit dem Freitag (nächster Unterrichtstag) als Frage formulieren. Irgendwie dachte ich mir dann: Nee, das ist zu viel des Guten!

 

Hallo @XVIII

mir ging es ähnlich wie schon anderen Kommentatoren. Die Geschichte hat mich einfach nicht gepackt. Sie ist langatmig und trotz der vielen Worte, kommt bei mir nichts rüber. Schon der Einstieg ist holprig. Was mich immer rausgerissen hat, war das M. Warum gibst Du ihr nicht einfach einen Namen?
Die Beziehung der beiden Frauen geht nicht in die Tiefe. Du kratzt nur an der Oberfläche. Ich lese und lese und irgendwie passiert nichts. Der Text dümpelt so vor sich hin. Ich les weiter, frag mich, wann endlich was passiert, aber da kommt nichts. Ich kann keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen, was sehr schade ist. Hab dann auch irgendwann abgebrochen.

"Du brauchst nichts machen! Wenn es mir nicht gefällt, putze ich sie selbst.", ruft Melissa und rollt ihre Augen.

... rollt mit den Augen

Nach wie vor steht M an der Geige und nästelt an ihr herum.

nestelt

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 

Guten Abend @XVIII

der Text erinnert mich an Time französischer Regisseure: Godard beispielsweise. Beschrieben wird eine Alltagsszene, zwischen dem kargen Geschehen, steckt Sehnsucht, wird Gesellschaft verhandelt, das Unmögliche einer Veränderung, Sehnsucht.
Ich bin mir nicht sicher, ob eine solche Szene in der kleinen Form, die eine Kurzgeschichte als Rahmen bietet, funktioniert, aber auch über eine längere Stecke fehlt mMn Prägnanz, Nähe zu den Figuren, das Besondere gewissermaßen. Aber interessant fand ich das Setting schon. Da braucht es schätzungsweise irgendeinen Trigger, der den Leser trägt. Und wenn es lebendige Geiegensaiten sind. :D

Paar Stellen

M kratzt sich erst am Hals. Dann schaut sie zur Küche. Nun reicht es Melissa.
"Was ist los?", fragt Melissa, "Erzähl mal!"
also, warum die eine die geheime M ist und die andere Melissa heißt, wenn das eine Funktion hat, ist sie gut versteckt von dir
"Wirklich, irgendwann kannst du deinen Besitz in ein Museum bringen.", erkennt M neidlos an, "Das muss ein Vermögen Wert sein!"
da fehlt mir eine ungefähre Beschreibung, der Lapislazuli ist ja nicht gar so teuer
Irgendwann meinte ich, dass ihr nur noch Flügel fehlen und sie könnte selbst als Engel herumfliegen."
M kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Als Melissa erwähnt, eine waschechte Japanerin zu kennen, beginnt ihr Kopf sie in eine Fantasiewelt zu entführen. Sie stellt sich vor, wie Melissa ihr ein paar ihrer dutzenden Bekannten während einer Teezeremonie vorstellt. Wie sie in fließendem Japanisch einen gelungenen Witz zur Erheiterung der Anwesenden erzählen kann. All das vor der bildschönen Kulisse eines traditionell japanischen Hauses.
hübsches Bild, aber wozu?
"Ich weiß schon, dass ich niemals als Experte für irgendwas eingeladen werde.", erwidert M.
Melissa schaut auf und hält ihre Bewegungen an.
"So war das nicht gemeint! Vor der Kamera sind halt... Knallfrösche. Leute, die schreien, verstehst du?", erklärt Melissa, "Du schreist nicht, du argumentierst sachlich und ruhig. Die Leute suchen eher nach Theater."
auch dieser Ansatz versandet
"Was ich mache, soll nicht dein Problem sein. Ich komme zurecht.", erklärt Melissa.
"Nur... Du meintest doch, du bekommst kaum staatliche Unterstützung und ich fand nur..."
"Du bist nicht rund um die Uhr hier. Es ist unverschämt, so etwas anzunehmen. Selbst wenn, kann ich jemanden anrufen.", unterbricht Melissa mit einem strengen Ton.
die Dialoge sind nicht ganz natürlich, aber was da mitschwingt ist gut
"Na, gegen die Pfützen und so. Dann werden meine Füße nicht nass.", antwortet Melissa.
Melissa beginnt lautstark zu lachen und fordert M dazu auf, etwas lockerer zu werden. M ist nicht nach Lachen zumute und zeigt Reue, dieses Thema angesprochen zu haben. Melissa sitzt im Rollstuhl und M möchte sich nicht anmaßen, ihr das Tragen von Gummistiefeln zu verbieten. Nur sieht sie im Moment keine Verwendung dafür.
ist halt bisschen distanziert geschildert
jemand wie Melissa brauche ausgerechnet ihre Hilfe. Die Freundin, die auf Juwelen, Ausstellungstücken und Antiquitäten sitzt. Die Freundin mit den internationalen Kontakten. Die Freundin mit der reichen Familie. Wie dumm sich M jetzt erst recht fühlt!
"Warum fragst du nicht jetzt?", möchte Melissa erfahren.
"Ich bin wirklich etwas müde. Vielleicht sollte ich jetzt nach oben gehen. Den Salat essen wir ein anderes Mal, einverstanden?"
schön gezeigt, wie sie einander ausweichen
In einem leichten Nachthemd geht sie in ihre Küche und holt einen Tee aus dem Kühlschrank.
also stelle dir das mal vor, einen ganzen Tee aus dem Kühlschrank holen, also ich nehme Teebeutel oder losen getrockneten Tee und was macht der Tee im Kühlschrank?
Der Klang aus den Wohnungen schallt, bis er in der Luft verstummt.
schallt ist wirklich hässlich, tönt etwas besser, die Geräusche klingen, was auch immer...

viele Grüße und eine angenehme Restchallenge
Isegrims

 

Schon der Einstieg ist holprig. Was mich immer rausgerissen hat, war das M. Warum gibst Du ihr nicht einfach einen Namen?
Danke dir trotzdem! Ich hoffe, es lag nicht nur am Namen, dass der Einstieg holprig war. Es gab keinen Namen, der mir rechtzeitig zum Ende der Challenge einfiel und irgendwann mochte ich die Initiale von Melissa und Myriam.

der Text erinnert mich an Time französischer Regisseure: Godard beispielsweise. Beschrieben wird eine Alltagsszene, zwischen dem kargen Geschehen, steckt Sehnsucht, wird Gesellschaft verhandelt, das Unmögliche einer Veränderung, Sehnsucht.
Gut, wenn so ein Vergleich von dir kommt. Ich fand die Wohnung und Unterhaltung gar nicht karg als Ausgangspunkt. Mir war nur bewusst, dass ich wieder lange schreiben werde und mit jedem Orts- oder Zeitwechsel oder anderen Veränderungen würden jeweils 300 Wörter hinzukommen. Am Ende treffen sich beiden immer in Melissas Wohnung und reden miteinander. Es passte also zu deren Routine.

Ich bin mir nicht sicher, ob eine solche Szene in der kleinen Form, die eine Kurzgeschichte als Rahmen bietet, funktioniert, aber auch über eine längere Stecke fehlt mMn Prägnanz, Nähe zu den Figuren, das Besondere gewissermaßen. Aber interessant fand ich das Setting schon. Da braucht es schätzungsweise irgendeinen Trigger, der den Leser trägt. Und wenn es lebendige Geiegensaiten sind. :D
Zu diesem Absatz und den anderen Kommentaren: Ich fand die Hinweise sehr hilfreich. Mir fällt nur auf, dass mein Zeigen von Eigenheiten und Gefühlen weniger anzukommen scheint als wenn ich konkret hinschreibe. Das ärgert mich ein wenig, aber ich kann den Text immer noch überarbeiten und vergleichen. Danke dir!

 

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