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Brillenträger

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16.02.2012
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Brillenträger

„Hey, Ted. Geh` du an die Tür und mach auf. Das kann nur für dich sein.“

„Mein Name ist Theo, bitte!“ , kam die übliche Antwort aus dem Badezimmer, die kaum noch jemand in der Wohnung beachtete. „Und außerdem ist es zu früh. Ich bin noch nicht so weit.“

„Oh Mann, und wer muss wieder ran? Ich natürlich!“, schallte es nach dem zweiten Klingeln an der Tür schließlich durch den Gang, als Alba gezwungermaßen zur Tür humpelte. Ungeduldig riss sie die Wohnungstür auf, mit nur einem Schuh an den Füßen. Am anderen steckten Wattebäusche zwischen den Zehen, die verhindern sollten, dass der Nagellack verlief. Vor der Tür stand eine Frau. Sie trug einen halblangen Regenmantel, eine Hochsteckfrisur und schmale Pumps.
„Ja?“
Die Frau schien überrrascht, sah auf einen Zettel in ihrer Hand und stotterte:
„Entschuldigen Sie, bin ich hier nicht bei Benning?“
„Doch, doch, ist schon richtig, kommen Sie rein, wir haben nicht viel Zeit.“

Alba zog die Frau fast herein, schloss die Tür hinter ihr und humpelte in Richtung Wohnzimmer zurück. Dann schrie sie die Treppe hinauf:
„Kommt ihr jetzt bald? Mick, wir müssen gehen. Ted, es ist doch für dich.“
Sie wies auf einen Sessel und sagte wieder etwas leiser:
„Herr Benning wird gleich hier sein. Schön, dass sie es geschafft haben. Jetzt entschuldigen Sie mich aber, ich muss mich fertig machen.“
Die Frau setzte sich, sah sich verwundert um, nahm ihre Handtasche auf den Schoß und wartete. Alba riss sich die Watte zwischen den Zehen hervor und legte sie auf einen kleinen Glastisch, schlüpfte in den zweiten Schuh, legte sich ein paar Ringe an, und drehte sich wieder zu der Besucherin.

„Wir sind dann gleich weg. Ted wird sie mit meinem Wagen fahren, wir nehmen Micks. Er wird mal wieder nicht rechtzeitig fertig. Sich feinmachen gehört nicht zu seinen Stärken.“
„Aber... ich möchte zu Herrn Benning. Es geht um..“
„Ja, ja, is schon klar. Ted ist Herr Benning, aber nennen Sie ihn lieber Theo, er mag Ted nicht besonders.“
Alba lief in den Flur, nahm ihren Mantel und schrie wieder:
„Mick, wenn du jetzt nicht kommst, geh ich allein, verdammt.“

Mit dem Mantel über den Arm stampfte sie im Flur auf und ab, blieb dann jedoch kurz stehen, sah die Frau noch einmal abschätzend an und sagte schnippisch:
„Hatte gar nicht erwartet, dass die Firma uns so eine Dame schicken würde. Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber sie passen viel besser zu Teddi, als ich zu hoffen gewagt hätte. Ich hatte schon fast befürchtet, bei so einem Escort-Service gäb's nur offensichtliche, na ja, Sie wissen schon. Aber Sie sehen … solide aus. Genau, was unser Teddi heute braucht. Bitte achten Sie nicht darauf, wie schüchtern mein Bruder ist, er gibt sich Mühe und er ist ein guter Kerl. Halt nur sozial etwas, sagen wir, ungeübt. Aber Sie werden das kennen.“

Die Frau stand auf, schüttelte den Kopf und fing an zu antworten, aber Alba hörte schon nicht mehr zu.
„Hier muss ein Missverständnis vorliegen. Ich komme auf die Anzeige, es geht um einen Job, aber ich bin nicht von irgendeinem Service, niemand schickt mich…“

„Mick, da bist du ja endlich. Komm jetzt, verdammt, du hast ja die Krawatte noch nicht gebunden, Mist, das machen wir im Auto. Ted, dein Besuch wartet und Kleiner, benimm dich, hast du gehört? Tschüss und viel Spaß ihr zwei.“
„Ich heiße Theo, Alba, wie oft ...“ kam von oben, der Rest ging in Gemurmel unter, während Alba kichernd mit einem jungen Mann zur Tür hinaus verschwand, der die Frau im Wohnzimmer nur kurz angegrinst und ihr zum Abschied zugewinkt hatte, als Alba ihn auch schon wegzog.

Leila Nowak blieb verdutzt zurück und fragte sich, ob sie besser gleich wieder gehen sollte. Sie setzte sich jedoch wieder und überlegte. Das war doch alles nur ein Missverständnis. Scheinbar hielt man sie für ein bestelltes Date für Theo Benning, den Mann, für den sie arbeiten wollte. Warum er keine Freundin hatte, bei seinem Vermögen, war nur eins der Rätsel, die sich ihr hier heute Abend boten. Er lebte mit seiner Schwester zusammen? In dieser, nun, sagen wir, einfachen Wohnung? Nach allem, was sie über ihn wusste, könnte er sich zweifellos etwas Luxuriöseres leisten. Vielleicht war er ja nur zu Besuch?

Aber wieso war sie per Mail gerade hierhin bestellt worden für das Vorstellungsgespräch? Die Zeit hatte sie ja schon gewundert, abends um acht in eine Privatwohnung, und dazu hatte es noch geheißen `Abendgarderobe erwünscht`. Nun ja, der Mann war als Exzentriker bekannt, von seinem Privatleben wusste man ansonsten nicht viel. Und die Chance, ihn kennenzulernen, wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Die paar Mails, die sie ausgetauscht hatten, nachdem sie sich auf die Assistentinnenstelle beworben hatte, waren etwas schräg, aber immer professionell gewesen, bis auf diese seltsame Einladung.

Leila war nicht dumm, sie kapierte langsam, dass dies wohl eine Verwechslung war. Mit der Einladung heute war nicht sie gemeint, Theodor Benning brauchte eine Begleitung und hatte jemanden engagiert. Beim Versenden des Termins war dann allerdings aus Versehen sie angeschrieben worden. Und was machte sie jetzt? Sollte sie die Verwechslung gleich aufklären, wenn er herunter käme, um ihm und ihr selbst jede weitere Peinlichkeit ersparen? Er würde ihr hoffentlich die Chance geben, sie vielleicht morgen zu einem Interview zu empfangen.

Sie hörte, dass er die Treppe herunter kam und stand auf, entschlossen, ihm gleich die Wahrheit zu sagen. Bis ... er plötzlich vor ihr stand. Sie hatte noch nie ein Foto von Theodor Benning gesehen, er war sehr diskret, was sein Privatleben anging. Nun, nachdem sie wusste, wen sie vor sich hatte, war sie jedoch überzeugt, er sähe genau so aus, wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte.

Der Mann vor ihr, der sie leicht verwirrt mit offenem Mund anstarrte, während seine langen Finger noch mit der schwarzen Krawatte an seinem Hals kämpften, war groß und schlank, offensichtlich gut gewachsen und steckte in einem engen, dunklen Anzug. Seine hellbraunen Haare mochten sich nicht dem Gel beugen, mit dem er es geplättet hatte, einige Wirbel standen bereits wieder ab. Er trug eine altmodische schwarze Hornbrille, die durch seine Verrenkungen beim Schlipsbinden etwas schief saß. Durch sie hindurch blickte Leila in helle Augen, die mit geweiteten Pupillen auf sie gerichtet waren. Sein Gesicht ließ erkennen, dass er noch jung war, Anfang Dreißig, wie sie selbst auch. Seine Blässe betonte jedoch seine dunklen Augenringe zusätzlich. Rund um seinen schmalen Mund entdeckte sie mehrere kleine Papierfetzen, die offensichtlich Wunden vom Rasieren verdecken sollten.

Er war ein Nerd wie aus dem Bilderbuch. Leila fühlte sich schwach werden. Ihre geheimste Fantasie war schon immer, einen hochintelligenten, aber völlig unerfahrenen und unbeholfenen, schüchternen Mann in ihre Fänge zu bekommen, dem sie zeigen würde, was er von einer richtigen Frau alles lernen konnte. Wenn sie es jetzt nur richtig anstellte …

Doch halt, erst einmal musste jetzt einer von beiden etwas sagen, dieses Anstarren konnte nicht ewig weiter gehen. Mit einer nach vorn ausgestreckten Hand ging sie lächelnd ein paar Schritte auf ihn zu und sagte:
„Hallo. Schön, Sie kennenzulernen.“

Theo Benning stolperte nach hinten, fing sich jedoch rechtzeitig, ließ endlich diese bescheuerte Krawatte los und lächelte freundlich zurück, jedenfalls hoffte er das. Er stellte sich möglichst aufrecht hin, rieb sich die Hände an seiner Hose ab und nahm die ihm entgegengehaltene Hand in seine.

„Hallo, Theo Benning mein Name, sehr nett, Sie kennenzulernen. Und Sie sind?“

Seine Stimme überschlug sich leider ein wenig in der Mitte des Satzes, das hatte er noch nicht unter Kontrolle. Er hatte eine Frau bestellt, bei einem Begleitservice, zum ersten Mal. Das war an und für sich schon eine nervenaufreibende, ungewöhnliche Situation, dazu kam, dass es keine Benimmregeln für diese Art von Treffen gab, obwohl er sich in einschlägiger Literatur und im Netz darauf vorzubereiten versucht hatte. Er hatte Horrorvisionen von leicht bekleideten Mädchen gehabt, die sich ihm an den Hals warfen, oder schmuddeligen Callgirls mit überzogenen Vorstellungen, die nur an seine Brieftasche wollten. Worauf er aber gar nicht vorbereitet war, war diese Frau in seinem Wohnzimmer.

„Ich heiße… Leila. Das reicht hoffentlich für den Moment. Darf ich Sie Theo nennen?“

Vornamen? So direkt, jetzt gleich?
„Ja, natürlich, okay. Klar. Angesichts der Tatsache, dass Sie schließlich heute mein Date sind, ist das völlig im Rahmen der Situation, finde ich. Es wäre sogar angebracht, dass wir uns duzen, wenn Ihnen das recht ist. So, also, Leila. Wären Sie dann, ich meine, ähm, wärst du dann soweit?“

„Äh, wozu? Du meinst, ob wir gehen können? Oh, ja. Ich bin bereit. Zu allem.“

Dieses Lächeln! Und was genau meinte sie denn jetzt damit?
„Ah, schön, ja, gut, also, dann... ich hol mal meinen Mantel. Wir werden um halb neun erwartet, das schaffen wir locker. Hast du noch irgendwelche Fragen? Das könnten wir dann ja unterwegs klären.“

Er führte sie zum Auto und öffnete ihr galant die Tür, ganz der Gentleman alter Schule. Sie zog sich den Rock ein Stückchen höher als nötig war und verstaute ihre Beine betont langsam, um ihn dann dankbar mit einem lang geübten Augenaufschlag anzulächeln. Er schluckte sichtbar und räusperte sich, bevor er zu seiner Seite lief und einstieg. Bingo. Sie gefiel ihm also. Es wäre ein Klacks, ihn rumzukriegen, sie hatte da so ihre Methoden.

Er fuhr vorsichtig an, nachdem er sich umständlich angeschnallt hatte, und redete drauf los, ohne seinen Blick von der Straße zu nehmen.
„Also, es ist ein Geschäftsessen, diese Männer wollen meine Partner werden, das heißt, in meine Firma investieren. Sie, ich meine, du brauchst nichts darüber zu wissen, was meine Firma genau macht. Ich meine, du, du musst nur meine... Freundin spielen. Ich dachte mir, wir kennen uns, ein Jahr oder so? Wir wohnen nicht zusammen, aber sehen uns regelmäßig, weißt du, damit sie merken, dass ich nicht allein bin, du verstehst. Es ist anscheinend wichtig für einen Mann meiner Position, kein Einzelgänger zu sein. Ich gehe selten aus, sicher. Aber wenn, dann brauche ich ab und zu eine Begleitung, um die Gemüter zu beruhigen. Es soll Gerüchte gegeben haben, ich sei an Männern interessiert, was natürlich absurd ist…“

Hier betonte er seine Worte mit einer vagen Geste, die wohl bedeuten sollte `die spinnen`, und sah zu ihr herüber. Sie saß mit übereinandergeschlagenen Beinen zu ihm gewandt in ihrem Sitz und nickte brav. Das gedämpfte Licht des Armaturenbretts ließ ihre Nylons so verführerisch glänzen, dass er seine Augen kaum noch von diesen goldglitzernden Wundern abwenden konnte, nachdem er sie einmal bemerkt hatte.

„Natürlich. Das versteht sich von selbst, Theo. Du bist ein ganzer Mann, das sehe ich.“

Wieder musste er schlucken. Sie sah seine Knöchel weiß werden, so sehr klammerte er sich jetzt an das Lenkrad, offenbar um seine Hände zu zwingen, nicht zu ihren Beinen zu wandern.
Vor dem Nobelrestaurant übernahm ein Angestellter den Wagen, um ihn zu parken. Theo half Leila persönlich aus dem Sitz. Seine Haltung schien etwas verkrampft, als sie sich betont vorsichtig vorbeugte, um sich, fast an ihn gelehnt, zum Eingang zu drehen.
„Das ist aber nett hier. Ich hoffe, ich bin gut genug angezogen. Ich wusste ja nicht, was mich erwartet.“

Lächelnd ging sie neben Theo auf die Eingangstür zu, dann flüsterte sie ihm ins Ohr:
„Du solltest mich vielleicht im Arm halten, wenn wir hineingehen, denkst du nicht?“

Er nickte. Zu ihr, zu dem Portier, der ihnen die Türe aufhielt, zum Maître D´, der sie begrüßte, und er hörte erst damit auf, als er Leila an der Garderobe aus ihrem leichten Mantel geholfen hatte. Stattdessen bekam er einen Hustenanfall.

Leila konnte ihr Grinsen kaum unterdrücken, als er seine Reaktion auf ihr Kleid nur schwerlich verstecken konnte. Sie hatte nicht viel Auswahl gehabt und das einzige Kleid ausgesucht, das man als Abendgarderobe bezeichnen konnte – ein Brautmädchenkleid, das sie letztes Jahr zur Hochzeit ihrer Schwester hatte schneidern lassen. Tief ausgeschnitten, mit Spitzenbesatz an allen Säumen, einer Art Korsage über dem schmalen, geschlitzten Rock aus einem taftartigen roten Stoff, der gut zu ihren Haaren passte. Sie fühlte, wie heiß und verschwitzt Theos Hand war, die er leicht um ihre Taille legte, als er Leila den drei Herren fortgeschrittenen Alters vorstellte, die am Tisch auf sie warteten.

Das Essen verlief ausgezeichnet – Theo war begeistert von ihr, hielt sie für einen wahren Glücksgriff. Sie schien sich vorbereitet zu haben und hatte durchaus Ahnung davon, was seine Arbeit beinhaltete. Sie war zurückhaltend, höflich und charmant, und er bekam von allen Seiten Komplimente für seine bezaubernde Freundin.
Leila amüsierte sich köstlich, genoss die Bewunderung der älteren Herren und fand Theo so süß, der perfekte Tischmanieren besaß und es dennoch schaffte zu kleckern.

Sie waren beim Dessert, als sie den ersten Teil ihres Plans in die Tat umsetzte. Langsam, aber zielsicher ließ sie ihren Fuß an seiner Wade hochgleiten, worauf er wie erwartet seinen Löffel in die Crème brulée fallen ließ. Auf seinen entgeisterten Blick hin lächelte sie ihn verführerisch an und hob die Brauen, als ob sie fragen wollte, ob er denn wirklich etwas dagegen hätte. Er räusperte sich und konnte nicht weiter essen, unsicher, ob er sich anders hinsetzen oder ihr weiter die Möglichkeit bieten sollte, ihn so unsittlich zu berühren. Ihr Fuß glitt höher. Sie hatte ihren Schuh unter dem Tisch fallen lassen, er konnte spüren, wie ihre Zehen zwischen seinen Schenkeln hinaufkrochen. Er wollte es, er fürchtete zwar, dass die Herren es bemerken könnten, aber er wollte es, er konnte es ihr nicht verbieten. Doch gerade, als er seine Beine ein wenig öffnete und den Atem anhielt, und kontrollierte, ob die Tischdecke das Treiben auch ausreichend bedeckte, war ihr Fuß verschwunden.

Theo Benning war keine Jungfrau mehr. Er hatte, um auf diesem Gebiet keinen völlig unbedarften Eindruck zu machen, selbst für ein paar Erfahrungen gesorgt, die nicht nur reine Theorie waren. Mit bezahlten Frauen, bei denen er nicht vorgeben musste, anders zu sein, als er nun einmal war. In seinem Privatleben war es aber nie zu mehr als reiner Konversation mit Frauen gekommen – sie verunsicherten ihn. Wenn sie ihm gefielen, wollte er fliehen, wenn nicht, was oft der Fall war, wollte er sie einfach los werden. Er verstand nicht, wozu es gut sein sollte, sich mit einer Frau zu verbinden. Die meisten folgten einfach nicht seinen Spielregeln. Sie waren unlogisch, reagierten für ihn völlig überraschend und verfolgten Ziele, die er nicht nachvollziehen konnte. Außerdem wusste er sehr gut, dass die meisten doch nur von seinem Vermögen angezogen wurden.

Diese Frau war anders. Sicher, sie wurde bezahlt dafür, ihm zu Diensten zu sein, indem sie ihm unaufdringliche und angenehme Gesellschaft bot, nicht mehr und nicht weniger. Der Begleitservice, den er gewählt hatte, ließ daran keine Zweifel – es handle sich um eine seriöse Firma, hieß es. Jegliche außerhalb des Engagements mit einer der Damen verbrachte Zeit oder gar Annäherungen körperlicher Natur seien reine Privatangelegenheiten der Beschäftigten und würden keinesfalls begrüßt oder gar gefördert. Auch von sich aus hätte er die Tatsache, dass er eine Frau zur Begleitung buchte, nie anders ausgelegt, als dass sie bei gesellschaftlichen Anlässen seine Freundin spielte. Für den Rest gab es andere Agenturen.

Leila schien ihn jedoch wirklich zu mögen. Wie sie ihn ansah, seine Hand am Tisch berührte, wie sie über seine Versuche lachte, witzige Bemerkungen zu machen, wie bewundernd sie ihm zuhörte, als er den Herren eine knappe Version seines Businessplans erläuterte, das war mehr als reine Höflichkeit. Und auch, wie niedlich sie kicherte, als er beim Versuch ihr nachzuschenken den Wein verschüttete . Als sich die Herren schließlich für den angenehmen Abend bedankten und gut gelaunt von Theo und seiner zauberhaften Freundin verabschiedeten, wurde Theo nur noch nervöser. Wie würde der Abend weitergehen?

Er half Leila in den Mantel und ließ den Wagen vorfahren, während sie sichtlich amüsiert seine übertriebenen höfliche Gestik und die an seiner Stirn klebenden Haarsträhnen betrachtete. Es schien, als könnte sie nur mit Mühe ihre Finger im Zaum halten. Sobald sie losfuhren, legte sie eine Hand auf sein Knie und hauchte:
„Was machen wir nun? Der Abend ist noch jung. Du könntest mich noch auf einen Drink einladen, ich wäre nicht abgeneigt.“

„Oh, was? Einen Drink, natürlich. Gebucht habe ich ja schließlich den ganzen Abend, also das müsste klar gehen. Und ich bin wirklich sehr zufrieden, das werde ich in meiner Beurteilung an deine Firma ganz deutlich machen. Ehrlich, es lief sehr viel besser, als ich erhofft hatte. Du warst sehr… überzeugend.“

„Überzeugend, ja? Heißt das, du könntest dir vorstellen, dass ich tatsächlich deine Freundin sein könnte?“

Er schluckte. „Was meinst du denn jetzt damit? Das ist nur nötig, wenn ich zu öffentlichen Auftritten gezwungen bin und das kommt nur so alle zwei bis drei Wochen mal vor. Ansonsten habe ich keine Zeit für eine Freundin. Aber wenn du meinst, dass ich dich ein weiteres Mal für einen solchen Anlass buchen könnte – ja, das wäre eine Überlegung wert. Ein längerfristiges Engagement. Darüber ließe sich durchaus reden. Es sieht ja auch nicht gut aus, wenn ich jedes Mal mit einer anderen komme, nicht wahr?“

Er konnte nicht weiterreden, Leilas Hand war auf seinem Bein ein ganzes Stück höher gewandert. Als sie wie zufällig an den Körperteil geriet, den er insgeheim als seinen persönlichen Intel-inside bezeichnete, drückte sein Fuß im Schock derartig auf die Bremse, dass sie beide nach vorn geworfen wurden.

„Lei… , Leil… , Leila, was machst du? Wir bauen noch einen Unfall, mein Gott!“
„Halt an.“
„Was? Hier? Aber wir sind noch nicht da... was…?“
„Stopp den Wagen. Jetzt.“

Ihr Befehlston ging ihm durch und durch, er musste einfach gehorchen. Er blinkte und brachte das Auto vorsichtig am Straßenrand zum Stehen, wrang seine Hände unschlüssig im Schoß und atmete tief durch, bevor er sie wieder anzuschauen wagte.

„Wie findest du mich, Ted? Findest du mich sexy?“

Ein paar Momente vergingen, in denen Theo zweifelte: Welche Antwort sie hören wollte, ob er sie verbessern sollte, oder ob sein Name plötzlich nicht mehr wichtig war, ob er sie jetzt und hier küssen sollte oder nur wieder eine Ausflucht finden müsste, um in der endlosen Reihe einsamer Augenblicke des Versagens weiterzumachen.
Er fühlte die Zeit verstreichen, fühlte sich verkrampfen, spürte, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten, um gegen den brennenden Schmerz seiner Selbstschutzmechanismen anzukämpfen.

Gerade als er dachte, wieder sei eine Chance vertan, als er schon den Kopf schütteln und eine abwehrende Plattitüde aufsagen wollte, wurde Leila für ihn wieder lebendig, bewegte sich, neigte sich ihm entgegen. Er fühlte ihren Atem, heiß und feucht, als sie sich schließlich ganz zu ihm hinüberlehnte und ihren Mund seinem Ohr näherte.

„Küss mich.“

Wieder war es ein Befehl, das Einzige, das ihn jetzt noch erreichen konnte.
Er hörte ihren keuchenden Atem an seiner Wange, wollte ihren Kopf zurückbiegen, um sie anzusehen. Leila ließ es nicht zu. Sie erlaubte ihm keinen Blick in ihre Augen, bot ihm nur ihren Mund, so nah, so feucht, und er gehorchte.

Er fiel. Lippen, Münder, der geheimnisvolle Geschmack lebendigen Fleisches. Der nasse Muskel ihrer Zunge, salziges Gift. Er fiel in die Glut ihrer Lippen, ihre Körper pressten sich aneinander, ihre weichen Kurven schmiegten sich an seine harte Seite. Theo war bereit, sich ihr ganz zu überlassen, von ihr ausgezogen und genommen zu werden, er sehnte sich danach, dass sie über ihn verfügte. Sie spürte, wie er sich aufgab, und wählte genau diesen Moment, um sich zurückzuziehen. Ihre Lippen trennten sich nass und er spürte ihre kühlenden Fingerspitzen an seinem Mund, sanft eine Linie über seine Lippe ziehend.

„Perfekt”, murmelte sie, ihre Hand immer noch an seinem Gesicht. Streichelte ihn, als ob sie ein Haustier tätschelte. Ein Lob, nur um ihn endgültig zu zähmen. Und er genoss es, war froh, ihr zu gefallen, er wollte ihr Gesicht lecken vor Dankbarkeit. Sie zog seine Finger aus ihrem Haar, küsste zärtlich seine Knöchel, ließ dann seine Hand abrupt fallen. Wortlos wollte sie die Wagentür öffnen, um auszusteigen und ihn allein zu lassen, für heute.

Doch er konnte sie nicht gehen lassen. Er griff nach ihr, hielt ihren Arm und fürchtete im nächsten Moment, zu weit gegangen zu sein. Doch sie lächelte. Er schob sich in seinem Sitz weiter nach vorne, um ihr nah zu sein und ließ seine Hand über ihr Haar, ihre Schulter, ihren Arm gleiten. Sie ließ es sich gefallen, geheimnisvoll schimmerte ihr sanftes Lächeln im schwachen Licht. Er wurde mutig und ließ seine Finger auf ihre nylonbestrumpften Beine gleiten, wie er es sich erträumt hatte, und doch rechnete er jeden Augenblick damit, dass sie sie wegschlagen würde. Doch sie blieb ruhig und seine Dankbarkeit schäumte in ihm über, bis er kaum noch atmen konnte.

Er sah ihr in die Augen, während seine Hand sich erdreistete, langsam, ganz langsam vom Knie hoch zu fahren, sanft, aber bestimmt. Sie schaute ihn an, dunkel und ernst, erwartungsvoll, aber völlig kontrolliert.
Er hörte ganz auf zu atmen, um das Knistern seiner Finger auf dem Stoff zu hören, auf ihren Atem zu lauschen, er wollte, dass er schneller würde, dass sie zu keuchen begänne, als er unter ihrem Rock höher glitt. Er spürte ihre Wärme, seine Finger brannten heißer als seine Ohren, er schämte sich fast dafür, aber er wollte, dass sie Ähnliches fühlen sollte wie er gerade, bei diesem Kuss.

Theo wollte weiter forschen, entdecken, geniessen, ihr Gutes tun. Unvermittelt griff sie nach seiner Hand, umklammerte sein Gelenk und zog ihn fort aus dem Paradies zwischen ihren Beinen.

„Ts, ts, ts. Teddi. Glaubst du etwa, du könntest mich dort anfassen und es könnte mir gefallen? Da, wo ich selbst am besten weiß, was sich gut anfühlt? Wo meine Hand mir Vergnügen bereitet, wenn ich allein bin? Meinst du wirklich, du könntest mich etwas ähnlich Gutes fühlen zu lassen, wie wenn ich mich selbst verwöhne? Du wirst noch viel lernen müssen, bevor ich dich das ausprobieren lasse.“

Sie küsste ihn, nur flüchtig, auf die Wange, und stieg aus dem Wagen. Dann drehte sie sich noch einmal kurz zu ihm um, eine Hand zum Abschied erhoben. Theo kam nur langsam wieder zu sich. Im nächsten Augenblick wäre sie verschwunden, er musste sich vergewissern, ob sie real war, ob all das gerade wirklich passiert war, ob er sie je wiedersehen würde.

„L… Leila?“ Wieder stotterte er, und da waren die Lippen noch, und das Lächeln.
„Ja, Theo?“
„Kann ich dich… anrufen?

Sie ließ ihn warten, während ihre Augen an ihm auf und ab wanderten. Er fühlte sich wie eine wehrlose Beute unter ihrem Blick, es ließ ihn wohlig schaudern, wie ihre Zähne nachdenklich an ihrer Unterlippe nagten. Zähne, von denen er sich wünschte, dass sie sich tief in sein Fleisch graben und Spuren in seiner Haut hinterlassen würden.

„Nein, Theo. Ich rufe dich an.“

Dann war sie verschwunden. Theo wusste: sie war perfekt für ihn. Er würde von jetzt an ungeduldig darauf warten, was sie ihn noch entdecken lassen würde.

 

Hallo Dea,

Kurz etwas zu den ersten Absätzen, weil ich gleich zu Bett gehe:

„Oh Mann, und wer muss wieder ran? Ich natürlich!“, schallte es nach dem zweiten Klingeln an der Tür schließlich durch den Gang, als Alba gezwungermaßen uzr Tür humpelte. Ungeduldig riss sie die Wohnungstür auf, mit nur einem Schuh an den Füssen.

Heißt es nicht immer noch Füße? Mir geht die "Neue" Dummschreibregelung zwar am Allerwertesten vorbei, aber selbst nach der liest sich "Füsse" einfach falsch. Ich kenne ein Füssen im Allgäu.

Sie trug eine Art Regenmantel, eine Hochsteckfrisur und schmale Pumps.

Was ist eine "Art" Regenmantel?

Alba riss sich die Watte zwischen den Zehen hervor und legte sie auf einen kleinen Glastisch, schlüpfte in den zweiten Schuh, legte sich ein paar Ringe an, die auf dem Tisch lagen, und stand wieder auf.

Die Information, dass die Ringe auf dem Tisch lagen, würde ich rauslassen. Verkompliziert den Satz grundlos, ohne wichtige Infos zu liefern.

 

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