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Burnout-Prävention für Kommentierte und Kommentierende: Umgang mit Kritik

Monster-WG
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07.01.2018
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Burnout-Prävention für Kommentierte und Kommentierende: Umgang mit Kritik

Hallo, meine Lieben

Da hier offensichtlich Redebedarf besteht, der nicht zwingend allein mit der Geschichte zusammenhängt, an der sich die Debatte momentan entfacht, möchte ich den Vorschlag von @Peeperkorn folgen und das Ganze hier im Kritikenbereich diskutieren.

Also für Kritisierte:

Bestimmt kennt jede/r hier, der/die Geschichten auf Wortkrieger stellt, das Gefühl, dass Kritiken runterziehen, aufregen und einen allgemein in miese Stimmung versetzen können. Srsly, als ich mich hier angemeldet habe, habe ich nächtelang nicht geschlafen. Wenn dann auch noch Real-Life-Stress dazu kommt, passiert es mir heute noch, dass ich jede Kritik hasse, bevor ich sie überhaupt gelesen habe.

Wie geht ihr damit um? Ansprechen? Tee trinken? Ein paar Tage Auszeit nehmen? Und wie umgehen mit eifrigen Kritiker/inne/n, mit denen ich nicht d'accord gehe, die aber immer wieder kommen? Vergraulen will ich ja niemanden, vor allem niemanden, der sich viel Arbeit macht?

Für Kritisierende:

Ich kenne das, dass es mich voll frustriert, wenn ein/e Autor/in auf einen Kommentar antwortet: Schöner Kommentar, aber mein Text ist gut so, wie er ist. Da rufe ich: Warum postest Du ihn dann überhaupt hier?

Aber: Wann lohnen sich Diskussionen? Soll ich ihnen aus dem Weg gehen, denn es ist ja der Text des Autors/der Autorin? Oder sollte ich meinen Standpunkt deutlicher machen? Wann? Wann nicht? Nie? Immer? Hängt davon ab ...?

Freue mich auf eure Überlegungen zum Thema und wünsche einen entspannten Tag.

Mein ultimativer Trick ist ja folgender. Laut zum Computer sagen: "Ja, ja, Arschlecken!" Und dann was anderes machen. Das verhindert aber nicht, dass ich mich in der Offline-Welt oft tierisch aufrege.

Edit: Bevor wir uns missverstehen: Ich glaube nicht, dass das Forum psychisch krank macht. Aber bestimmt mal stresst. Entschuldigt meinen Psycho-Witz. Ich merke nur, ich brauche echt Strategien für Psychohygiene im Alltag, weil mich manchmal voll abfuckt, was hier so passiert. Und mich würde interessieren, was ihr tut, um euch nicht zu sehr stressen zu lassen. Und nein, Fenster zu funktioniert bei mir normalerweise nicht. Die Gedanken arbeiten einfach weiter

Gruß,
Eure Maria

 

Gutes Thema!

Ich finde eigentlich, dass die meisten hier ein sehr gutes, professionelles Maß an Kritik üben. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich hier angemeldet habe.

Klar kann Kritik immer mal verletzen oder einen unerwartet hart treffen. Das ist normal, aber auch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Ich denke, dass man da keine allgemeine Weisheit benennen kann, da jede Konstellation aus Autor und Kritiker eine neue Dynamik mit sich bringt. Was Person A als extrem unangebracht und extrem empfindet, kommt vielleicht bei Person B sachlich und vernünftig an.

Am besten ist es, denke ich, seinen eigenen Zugang zu Kritik zu trainieren, wie es @TeddyMaria schon beschreibt. Ich kann mich von individuellen Meinungen natürlich komplett runterziehen lassen, oder sie eben als das betrachten, was sie sind: Momentaufnahmen, die die aktuelle Leistung beurteilen und nicht den Autoren als solches. Das macht es nicht weniger hart, aber schneller verdaubar.

Vielleicht ist es auch ein guter Ansatz, in einem solchen Fall einfach ehrlich zu sein. Hab ich hier auch schon beobachtet. Das Person A sagt: "Also ehrlich gesagt finde ich deinen Tonfall ganz schön hart." und Person B dann antwortet: "Okay, da hast du recht, tut mir leid, ich wollte damit nur sagen, dass ..."

Ist ein schwieriges Thema, da es eben direkt aufs Künstlerherz abzielt. Aber umso wichtiger ist es, da einen guten Weg zu finden, um gut miteinander klarzukommen. Als Kritiker kann man sich ja auch öfter mal überlegen, ob man gewisse Dinge wirklich so harsch formulieren muss. Weniger dramatisch würde der ein oder andere Punkt mit Sicherheit auch rüberkommen.

Auch bei Texten, die mir nicht liegen, versuche ich oft, etwas positives hervorzuheben, vielleicht die Idee oder die Sprache, je nachdem. Das macht es auch weniger krass und die anschließende Kritik lässt sich leichter verdauen. ;)

Danke euch und viele Grüße, PP

 

Hallo zusammen,

klar, kenn ich das auch. Wenn ich eine neue Geschichte einstelle, bin ich aufgeregt. Ich freu mich über positive Kommentare und bin bei negativen erstmal etwas geknickt.

Aber ganz ehrlich: Extreme Auswirkungen aufs Real Life, wie Nicht-Schlafen-Können oder schlechte Laune finde ich krass. Wir sind hier im Internet, jeder ist freiwillig hier. Jeder kann sich schnell und ohne Probleme zurückziehen, wenn es einem zu viel wird.
Deswegen halte ich auch nicht so viel davon, Händchen zuhalten, wenn jemand mit Kritik nicht zurecht kommt. Es gibt genug Plattformen, in denen man einfach veröffentlichen kann und denen genug gelobt wird.

Hier im Forum gibt es ja keine Beschimpfungen, sondern nur ausformulierte Kritik. Jeder Kommentator hat sich für meinen Text Zeit genommen. Alleine das ist doch schon ein Kompliment, oder? Klar, im ersten Moment fällt es manchmal schwer die Kritik anzunehmen, ohne Emotionen zu überdenken.
Aber da mach ich es auch so: Ein oder auch zwei Nächte drüber schlafen und dann erst antworten. Das hilft eigentlich immer.

Wenn ein Kritiker immer wieder kommt, und ich schon genervt bin, dann hilft auch etwas Abstand. Übersehe ich irgendetwas? Verstehe ich etwas falsch? Dann entweder nachfragen, oder meinen Standpunkt verteidigen.
Ich hake bei kritisierten Autoren nur nach, wenn ich das Gefühl habe, mein Kommentar wurde nicht richtig verstanden.

Ich habe hier schon so viel gelernt. Zu schreiben, zu lesen und auch mit Kritik umzugehen. Jeder, der sich weiterentwickeln kann, kann das hier tun.

Liebe Grüße,
NGK

 
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Liebe @TeddyMaria ,

ich denke nicht, dass wir hier User vor anderen Usern oder gar vor sich selbst schützen müssten. Und glaube auch nicht, dass man hier sowas wie eine "Therapiestelle für dünnhäutige Schreiber" einrichten müsste.

Das Thema sollte echt nicht über die Maßen aufgebauscht werden. Es gibt nunmal Leute, die Kritik souverän beantworten können, und solche, die hysterisch oder aggressiv werden. Das hat einfach was mit unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun, und weniger mit dem Schreiben oder diesem / einem Forum. Daran wird man nichts ändern können.

Aber vor allem: Literatur hat – wie alle Kunst, und besonders, wenn man sie „selbst gemacht“ hat – mit Leidenschaft zu tun. Und das muss sie auch unbedingt, um gut zu sein. Klar ist, dass man die nicht an- und abdrehen kann, wenn diskutiert wird, und sowas würde ich ganz schrecklich finden, so wohltemperierte Debatten, am besten in diesen „safe zones“ wie an irgendwelchen Ami-Colleges. Fuck, das wär mein absoluter Alptraum.

Ich sehe das inzwischen nicht mehr so dramatisch, solange alles im fairen Bereich bleibt - und ich hab hier in letzter Zeit nix gelesen, was nicht fair und höflich gewesen wäre. Deinen Rat, keine Leute zu kommentieren, die man nicht ausstehen kann, finde ich total sinnvoll. Schreiber, die hysterisch oder aggressiv auf sachliche Kritik reagierten, kommentiere ich auch nicht (mehr), egal, ob die Reaktionen auf meine Kritik kamen, oder die anderer. Dito bei Einzeilern oder notorischem Wegerklären/Rausreden.

Ab davon: eine Prise Pfeffer bei allem finde ich nicht schlecht - also auch dabei, wie man auf einen Komm reagiert, sei es unter einem eigenen oder fremden Text.

In solchen Zusammenhängen, wo einfach die verschiedensten Leute aufeinandertreffen, die sich unter alltäglichen Umständen nie begegnet wären oder sich sogar aus dem Weg gegangen wären, sind Reibereien unumgänglich, und da sehe ich (Stichwort "Persönlichkeitsentwicklung" und so :D) auch absolut keinen Handlungsbedarf hier.

Die einzigen, denen das objektiv Stress macht, sind die Mods, die das alles zeitnah im Auge haben müssen, um ggfs. Beleidigungen zu löschen oder Threads zu sperren – aber User sollten selbst einschätzen, wo ihre Grenzen und wo ihre Möglichkeiten sind, sonst sollten sie sich aus öffentlichen Internetforen oder - gruppen raushalten.

Um es mit linktofink abzuschließen: Peace! (We come in Peace! oder wie war das ... ? :lol:)
Cheers & liebe Grüße, Katla

EDIT: Mit den anderen beiden Komms überschnitten, die lese ich jetzt erstmal.

EDIT EDIT: @Nichtgeburtstagskind : Ach mann, ich schwafel ewig rum, warum hätte ich nicht einfach das hier schreiben können?

Wir sind hier im Internet, jeder ist freiwillig hier. Jeder kann sich schnell und ohne Probleme zurückziehen, wenn es einem zu viel wird.
Deswegen halte ich auch nicht so viel davon, Händchen zuhalten, wenn jemand mit Kritik nicht zurecht kommt.
:anstoss:

 

Bestimmt kennt jede/r hier, der/die Geschichten auf Wortkrieger stellt, das Gefühl, dass Kritiken runterziehen, aufregen und einen allgemein in miese Stimmung versetzen können.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass meine letzte KG bereits eine Weile her ist oder ich mich einfach für einen ziemlich entspannten Menschen halte, aber so schlimm ist es bei mir nicht. Klar, wenn man was postet, guckt man halt immer wieder aufs Handy und fragt sich: Warum schreibt keiner? Ist das Müll? Oder einfach zu lang? Geht das am Ende unter dem ganzen Haufen an Geschichten unter?
Ich muss tatsächlich sagen, dass ich noch keinen Kommentar hatte, bei dem ich mir dachte: "Fuck, was ich schreibe ist Müll." Ja, viele Sachen waren tatsächlich schlecht oder einfach nicht ausgereift und kolossal am Punkt vorbei, aber es war nie so schlimm, dass ich mir deswegen einen totalen Kopf gemacht habe. Einfach mal Computer aus, die Geschichte und die Wortkrieger für ein zwei Tage ruhen lassen und sich dann den Kommentaren stellen.

Denn wie @PlaceboParadise ja gesagt hat, ist das hier ja eigentlich eine sehr gute Plattform. Der Großteil der Kritik ist fundiert und mit Argumenten gestützt, sodass man sich sicher sein kann, dass da nicht irgendwer irgendeinen Schwachsinn losgelassen hat. Und wenn sich jemand schon die Zeit nimmt, selbst einen eher kritischen Kommentar zu schreiben, kann man das ja noch immer als Zustimmung sehen. Dass deine Geschichte immerhin so gut ankam, dass sich da jemand Zeit und Mühe macht, um dir zu helfen, mehr rauszuholen.

So Auswirkung im Real-Life, finde ich nicht. Ich merke aber tatsächlich beim Reisen, dass ich manchmal einfach keinen Bock auf den nächsten Hike und habe und die Zeit viel lieber nutzen würde, um mir Gedanken zu meinen Texten zu machen und vielleicht den ein oder anderen Blick ins Forum zu werfen. Zumindest, solange ich Internet habe.

Liebe Grüße
Michel

 

Es geht ja darum. Wenn jemand eine Kritik verdaut, wenn er über das Heulen hinwegkommt und endlich merkt, dass er wirklich Fehler gemacht hat und das Perfektion einfach unmöglich zu erreichen ist, erst dann beginnt er sich zu entwickeln, zu wachsen, und das will man doch: Lernen.
Das ist der Satz, der alles sagt.

 

Aber macht Dir das gar nichts aus, @maria.meerhaba, wenn Leute wegen Dir das Forum verlassen? Mir hat einmal eine Person eine PN geschrieben, in der sie genau das geschrieben hat. Ich habe mich noch nie so furchtbar gefühlt. Noch nie. Auch nicht wegen eines kritischen Kommentars auf meine Geschichte. Und wehren konnte ich mich dagegen nicht, denn die Person war ja erstmal weg. Ich musste das ganz privat mit mir selbst ausmachen. Wie gehst Du damit um? Ist Dir das echt egal?

 

Ist die Kritik zu hart, bist du zu schwach.

Aber bin ich als Kritikerin wirklich über jeden Zweifel erhaben? Ich meine, das unterscheidet mich vielleicht von euch: Ich freue mich total, wenn jemand etwas lernt. Klar. Und wenn jemand einen Schuss vor den Bug braucht: Sicher. Aber ich versuche doch nicht, mich im Ton zu vergreifen, sondern sachlich und lösungsorientiert zu kommentieren. Ich WILL die Leute ja auch motivieren und nicht vergraulen. So ein Platzhirsch bin ich einfach nicht.

Und wenn jemand mir sagt, dass ich mich im Ton völlig vergriffen hätte, dann suche ich auch die Schuld bei mir. Natürlich nicht nur bei mir. Und ich würde versuchen, meine Fehler zu finden und dem anderen seine Fehler aufzuzeigen. Sodass wir uns aufeinander zu bewegen können.

Aber wie geht ihr privat damit um, wenn eine Klärung nicht möglich oder nicht erwünscht ist, wenn der andere das Forum verlassen hat. Weil ihr Ungeheuer seid oder zumindest so wahrgenommen wurdet? Ist das in Ordnung für euch? So sind die Wortkrieger eben und fertig?

 

Man muss mit dem Dissens leben können. Das ist, glaube ich, eine Grundvoraussetzung. Das hier sind alles nur Angebote, die ich verwenden kann, aber nicht muss. Hat auch was mit Selbstvertrauen zu tun. Will ich den Text so lassen? Sollen mir die anderen da reinreden? Warum sollten die das? Sind doch immanent wichtige Fragen, die man sich selbst stellen muss. Das ist ein Prozess. Das ist schmerzhaft. Das tut weh. Das ist hart. Das ist manchmal auch Selbstwertzerfetzend. Aber dann ... Aaaaah, geht der Vorhang auf. Licht am Ende des Tunnels. Der Tod. Äh, nein, also die Einsicht, Kritik ist vielleicht berechtigt. Vielleicht gut. Vielleicht richtiger als meine eigene Idee vom Text. Wer beleidigt drangibt, der will es einfach nicht genug. Wie auf den Bolzplatz gehen, feststellen, ich bin nicht so gut wie Messi, damit sofort aufhören und nie wieder gegen den Ball treten.

 

Aber macht Dir das gar nichts aus, @maria.meerhaba, wenn Leute wegen Dir das Forum verlassen? Mir hat einmal eine Person eine PN geschrieben, in der sie genau das geschrieben hat. Ich habe mich noch nie so furchtbar gefühlt. Noch nie. Auch nicht wegen eines kritischen Kommentars auf meine Geschichte. Und wehren konnte ich mich dagegen nicht, denn die Person war ja erstmal weg. Ich musste das ganz privat mit mir selbst ausmachen. Wie gehst Du damit um? Ist Dir das echt egal?

Das kann dir auch passieren, wenn du alles ganz lieb und nett verpackst, du weißt nicht, wie die Person auf der anderen Seite das empfinden wird. Da kann ein Hauch schon zum Wirbelsturm werden. Zwei Möglichkeiten:
a) Du sagst Dir, da ist nichts, was ich mir vorzuwerfen hätte, ich war fair, ich habe nicht den Autoren beleidigt, ich hab meine Kritik begründet - ich bin nicht Mutti, Therapeut oder sonst wer, Leute, die es dann eigentlich bräuchte.
b) Finger von den Neulingen lassen und gucken, wie die umgehen mit Kritik, ob es Sinn macht, ob die hier wirklich nach Kritik suchen.

 

Meine Erfahrung hier im Forum war, dass ich nach dem ersten Gathering komplett anders mit Kritiken umgehen konnte. Man lernt einige Autoren und Kritiker real kennen und ganz viele davon ganz arg mögen, wenn nicht sogar auf freundschaftliche Art lieben, wenn sich die Treffen wiederholen.
Das hat zumindest mir eine ganz andere Basis zum Forum geschaffen. Ich kann jedem nur empfehlen, an das Gathering oder an Wortkrieger-Stammtische zu kommen oder welche zu gründen.
Stellt euch vor, z.B. Fliege fliegt extra von Berlin zu einem Freiburger Stammtisch durch die gesamte Republik (keine Ahnung, wieviele Wochen sie braucht :lol:), weil sie uns Süddeutschen unbedingt wieder sehen will :herz:
Weil wir es davon haben: das nächste Gathering 2019 ist voll in Planung :cool:

 

Laut zum Computer sagen: "Ja, ja, Arschlecken!"
:lol:

Also, so richtig vorgeschlagen habe ich das Thema ja nicht und mittlerweile hat sich Tadita so klar von ihrer Figur distanziert, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass jetzt tatsächlich ein Thread aufgeht. Aber ich hab ja gesagt, dass ich was dazu schreiben würde. Also.

Zunächst erscheint es mir wichtig, zu unterscheiden zwischen
a) unfair erscheinende / überhart formulierte Kritik
b) verständnislose Kritik und
c) faire und sachliche Kritik, die dabei den Text dort trifft, wo es so richtig weh tut.

Erstere sind hier meistens das Thema, vor allem, wenn es darum geht, das Klima im Forum zu diskutieren. Dieses Klima finde ich zurzeit sehr gut, und auch sonst sind es nicht diese Kritiken, die mich beschäftigen, da regt man sich halt auf und irgendwann auch mal wieder ab.

Viel wichtiger für mich sind Kritiken der Kategorie b) und c). Da Schreiben ein Akt der Kommunikation ist, sind verständnislose Kritiken nicht einfach wegzustecken, finde ich. Mit "verständnislos" meine ich jetzt nicht unbedingt, dass der Kritiker nicht versteht, was ich sagen will, sondern dass der Kritiker meine Anliegen - und das können ja für mich wichtige und tiefe Anliegen sein - für belanglos, oberflächlich etc. hält.
Und die fairen und zutreffenden Kritiken erschüttern mich zunächst mal in meinem Selbstvertrauen, das ist so.

Weil ich das Schreiben sehr will, um es mit Jimmys Worten zu sagen, hilft für mich nur eines: Professionalisierung. Dazu gehört die Akzeptanz, dass ich nur mein Verhalten beeinflussen kann, nicht aber die Wahrnehmung der Anderen. Dazu gehört auch - in meinem Fall zumindest - sehr viel Selbstreflexion. Was will ich mit dem Schreiben erreichen? Wo will ich hin? Wohin will ich mit meinem Ehrgeiz? Also, da geht es für mich nicht nur um das Schreiben. Was ich sagen will: Dieser zentrale Tipp, der hier immer wieder auftaucht - dass man Kritik dazu nutzen soll zu lernen - der trifft natürlich den Kern. Aber ich glaube nicht, dass die blosse Einsicht reicht, das auch in optimaler Weise umzusetzen. Das ist eine Sache von Emotionen und da muss man - denke ich - daran arbeiten, wenn das Schreiben wirklich will und gleichzeitig nicht eine von Natur aus völlig entspannte Seele ist.

Okay, während ich das alles hier schreibe, dreht sich die Diskussion doch vor allem um Härte und darum, ob der Ton in Ordnung ist und ob man ihn ertragen kann. Wiederum würde ich hier sagen: Ich kann nur steuern, was ich tue, nicht, wie die anderen reagieren. Wenn du also @TeddyMaria deine Kritiken mit dem Wohlwollen und der Aufrichtigkeit verfasst, wie ich sie bei dir immer spüre, dann ist meines Erachtens alles getan. Wie andere damit umgehen, kannst du nicht steuern und musst du auch nicht verantworten.

Was @bernadette gesagt hat, würde ich ebenfalls unterschreiben und noch dahingehend ergänzen, dass ich es als sehr entspannt und bereichernd erlebe, mit anderen Autoren / Lesern ausserhalb des Forums face to face über Texte und das Schreiben zu sprechen.

 
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@TeddyMaria

Aber wie geht ihr privat damit um, wenn

- eine Klärung nicht möglich

Das hatte ich schon oft, und solche Diskussionen beende ich inzwischen an dem Punkt, an dem es mir noch möglich ist, höflich / sachlich zu sein. Jedes weitere Engagement halte ich für beide Parteien für sinnlos.

- wenn der andere das Forum verlassen hat.
Das ist bei mir zu Mod-Zeiten öfter passiert, und da war es mir tatsächlich egal – weil ich es nicht drauf angelegt habe, dass Leute sich verabschieden. Ab davon war ich selbst hier länger inaktiv als aktiv – daran ist niemand Schuld, und die Off-Zeit war gut und sinnvoll. Überleg mal, ob die anderen ‚Aussteiger‘ das nicht auch so sehen, anstatt in dir ein „Ungeheuer“ :sconf: zu sehen. Lass mal die Kirche im Dorf! (Sagte die Antitheistin ...)

@Peeperkorn

Viel wichtiger für mich sind Kritiken der Kategorie b) und c). Da Schreiben ein Akt der Kommunikation ist, sind verständnislose Kritiken nicht einfach wegzustecken, finde ich. Mit "verständnislos" meine ich jetzt nicht unbedingt, dass der Kritiker nicht versteht, was ich sagen will, sondern dass der Kritiker meine Anliegen - und das können ja für mich wichtige und tiefe Anliegen sein - für belanglos, oberflächlich etc. hält.
Extrem interessanter Punkt, sehe ich auch so. Das ist Kritik, die am schwersten zu beantworten ist, weil man die Ebenen nicht zusammenbringen kann (gleiches gilt bei sachlichem Unverständnis). Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass das in Diskussionen unter dem Text selbst nicht zu lösen ist. Das kann nur für die Zukunft trainieren, Texte so zu strukturieren, dass sie für mehr Leute verständlich werden, aber das kann nie ganz gelingen (und sollte vielleicht auch nicht).

Ja, letztlich hilft nur Professionalisierung, weil Kritiken eben als Instrument erkannt werden, nicht als ein Kommentar auf persönlicher Ebene.

 

Literatur hat – wie alle Kunst, und besonders, wenn man sie „selbst gemacht“ hat – mit Leidenschaft zu tun. Und das muss sie auch unbedingt, um gut zu sein. Klar ist, dass man die nicht an- und abdrehen kann, wenn diskutiert wird, und sowas würde ich ganz schrecklich finden, so wohltemperierte Debatten, am besten in diesen „safe zones“ wie an irgendwelchen Ami-Colleges. Fuck, das wär mein absoluter Alptraum.
Meiner auch.

Natürlich ist es schwierig, Texte zu kritisieren, die das Kritisieren selbst bzw. die Auswirkungen des Kritisierens auf Autoren zum Thema haben. Aus einigen Beiträgen zu jener Geschichte, die diesen Thread hier wohl ausgelöst hat, war jedoch herauszulesen, dass es besser gewesen wäre, eine solche Geschichte nicht zu schrieben, und wenn doch, dann nur in einer bestimmten Weise, sprich nicht als nächtliches Drama des Nichtschlafenkönnens aufgrund der zuvor erhaltenen negativen Kritik.

Wenn sie als Satire daher käme, wäre das annehmbar, meinen einige. Oder als sich ins Positive wendende. Sie sollte sich auch in der Schuldfrage nicht eindeutig positionieren, sprich nicht nur bei Kritikern sehen. Und auf keinen Fall dürfe man in Repliken erwähnen, dass die Geschichte zum Teil autobiografisch ist.

Aber das alles hieße, eine Wirklichkeit, die es auch gibt, auszuschließen. Wenn ein Protagonist schlecht drauf oder nur eingebildet ist und nicht kapieren will, dass ein Text von ihm schlecht war, dann soll das nicht so stehen, sondern in reflektierender, am besten ironischer Weise, damit es die Kritiker nicht in den falschen Hals kriegen. Also eine Geschichte mit positivem Ausgang ist gewünscht, damit sich die Kritiker von einst verstanden fühlen können.

Wo sind wir denn? In einem Forum, wo Tacheles geredet wird, oder in einem weichgespülten, in dem, wie Katla schon sagte, nur wohltemperierten Debatten stattfinden (dürfen)?

 
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Die Frage habe ich mir tatsächlich auch gestellt @Dion.
Dennoch: ich habe nicht geschrieben, mach ein positives Ende, sondern, dass das (negative) Ende dafür sorgt, dass die Diskussion überhaupt erst aufkam. Denn bitte, wer nimmt denn die Holzkeule in die Hand, wenn da steht, mir geht es eh schon Scheiße? Und es gab genügend Gründe, nicht zu wissen, inwieweit man sich dem schuldig oder nichtschuldig fühlen hätte müssen. Hat sich aber geklärt.

Aber das alles hieße, eine Wirklichkeit, die es auch gibt, auszuschließen. Wenn ein Protagonist schlecht drauf oder nur eingebildet ist und nicht kapieren will, dass ein Text von ihm schlecht war, dann soll das nicht so stehen, sondern in reflektierender, am besten ironischer Weise, damit es die Kritiker nicht in den falschen Hals kriegen. Also eine Geschichte mit positivem Ausgang ist gewünscht, damit sich die Kritiker von einst verstanden fühlen können.
Kann man von mir aus gern schreiben, aber mit der Vorgeschichte ist dann eben auch schwer, was zum Text/Inhalt zu sagen. Das ist das Thema, nicht, ob man so was schreiben kann/darf/soll. Hättest Du den Text geschrieben, die Diskussion darum wäre ganz anders verlaufen.

 
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Ich bin da hängengeblieben, @Nichtgeburtstagskind:

Wir sind hier im Internet, jeder ist freiwillig hier. Jeder kann sich schnell und ohne Probleme zurückziehen, wenn es einem zu viel wird.
Das stimmt grundsätzlich. Man riegelt die Welten ab, aber im Kopf überlappen sie sich dann doch und mir ist es oft genug so passiert, dass sich Phrasen festsetzen und den ganzen Tag weiterkreisen.
Was ich aber für den wesentlichen Unterschied halte in der Beschäftigung im Netz allgemein und hier im Forum, ist eine Sache, die jede Kunstgattung betrifft und die die Annahme von Kritik oder überhaupt das beurteilende Sprechen über eine Schöpfung heikel macht. Es ist die Exponiertheit, die man in der Performance mehr als in der Literatur aber dort eben auch erlebt, und die einen im Ausgestelltsein verletzlich macht. Ich glaube, das hat zwei Gründe. Zum einen muss man als Schöpfender, welche Qualität man auch immer hervorbringt, schon eine Überheblichkeit im positiven Sinn haben, ein Sendungsbewusstsein, so ein Gefühl, dass man einfach was zu sagen hat und dass das verdammt wichtig ist. Und wenn das kippt, ist das eben zuerst ein massives Gefühl des Scheiterns, da ist die Fallhöhe schon enorm. Und das ist ja ganz unabhängig davon, ob man nun Unsinn produziert hat oder etwas Gelungenes. Im Schöpfungsmoment hält sich ja jeder für einen allmächtigen Kreator, der eine Welt zustande gebracht hat. Wenn man sich auf dieses Parkett begibt, dann muss man schon damit leben, dann muss man das aushalten, auch wenn das aufgeblasene Ego, wie es der Wolf Haas beschreibt in einem Interview, dann ordentlich Luft ablassen muss. Er beschreibt da ganz schön das Dominanzgefühl, das er bei Lesungen hat und hinterher die Leere, die ihn im nüchternen Hotelzimmer überkommt. Da geht es nicht um Kritik, aber um die Diskrepanz zwischen dem Gefühl, ein Dompteur zu sein und dann hinterher nichts mehr zu sagen zu haben. Und das liegt im Bezug auf Kritik ähnlich, denke ich.
Und dann ist es ja ein Anliegen des Künstlers, sich eben auszustellen, sich sichtbar zu machen mit einer gespielten, erdachten Empfindung, damit sich andere, die das nicht können, in der Empfindung sehen können, wiederentdecken und spiegeln vielleicht. Sie entdecken da etwas, was sie selbst nicht so sagen, singen oder spielen oder malen können, was sie aber nachempfinden können und das schauen sie in der Kunst an. Das ist ja der Mechanismus wohl, wie es geht, zumindest, wenn man im gängigsten Modell der Ausdrucksästhetik denkt, ob man die jetzt für veraltet halten will oder nicht. Aber letztlich kommen andere Konzepte am Moment der Empfindung auch nicht vorbei, so strukturell sie auch sein mögen. Und wenn dann das Empfindungsecho nicht funktioniert, ist das eine sehr enttäuschende Erfahrung.
Das, glaube ich, unterscheidet eben die Tätigkeit hier im Forum vom Internet. Es ist nicht einfach nur virtueller Raum, es ist auch Bühne, es ist ein Zwiegespräch zwischen Autor und Publikum mit allen Erscheinungen, die daraus folgern. Und dazu gehört eben auch die wichtige Rückmeldung, dass Dinge benannt werden, die nicht stimmen, die nicht geglückt sind.
Dann bleibt das seltsame Phänomen, dass Kritik manchmal gern in die Polemik geht, dass sie ironisch oder am Ende zynisch wird. Da gibt es ja wunderbare Vorbilder bei Heine, wenn er über Musiker in Paris herzieht. Vernichtend zum Teil. Ich könnte mir vorstellen, dass da auf der Gegenseite zur fantasierten Allmacht des Künstlers die enttäuschte Hörer- oder Leserseele zu Wort kommt, die sich was Exzeptionelles erhofft von dem, was da erklingt oder geschrieben steht und dann Zeit investiert und nichts kommt dabei rum. Bei Köhlmeier habe ich das mal gelesen, dass er als Schriftsteller ein hohes Maß an Verantwortung empfindet, weil die Leser viel Zeit mit der Lektüre seiner Bücher verbringen und die soll nicht umsonst sein. Und wenn es umsonst war, dann muss das ja auch gesagt werden. Klar, der Ton macht die Musik. Aber allein die nackten Tatsachen, die auf dem Tisch liegen, sind oft schon hart genug.
Ich habe in einer Veranstaltung kürzlich wieder die Erfahrung gemacht, wie es ist, eine völlig unpolemische aber unverblümte Kritik einstecken zu müssen. War grässlich, hat mich tagelang beschäftigt und dann einen Prozess eingeleitet, in dessen Verlauf ich Dinge wieder mal gedreht habe, anders bewertet, anders gedacht und neu beurteilt. War äußerst heilsam. Das ist so das, was
@jimmysalaryman beschreibt. Dem kann ich nur zustimmen.

 
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Aber das alles hieße, eine Wirklichkeit, die es auch gibt, auszuschließen. Wenn ein Protagonist schlecht drauf oder nur eingebildet ist und nicht kapieren will, dass ein Text von ihm schlecht war, dann soll das nicht so stehen, sondern in reflektierender, am besten ironischer Weise, damit es die Kritiker nicht in den falschen Hals kriegen. Also eine Geschichte mit positivem Ausgang ist gewünscht, damit sich die Kritiker von einst verstanden fühlen können.
Es ging nicht darum, dass Kritiker sich verstanden fühlen können. Es wird nur schwierig, wenn eine neue Geschichte Bezug auf echte Kommentare zu den Geschichten des Autors nimmt und an zahlreichen Stellen das eigene Leid am Klima des Forums thematisiert. Dann wird es objektiv schwer, zur Geschichte noch etwas wirklich Kritisches zu sagen. Und eine Geschichte zu lesen, die wie eine Abrechnung mit dem Klima klingt, ist ebenso befremdlich, weil es viele, die eben nicht nur loben würden, zum Schweigen bringt, wenn man nicht wie ein Bullenbeißer auftreten will. Die Ideen (Ironie etc.) sind vielleicht nicht gut, ich weiß das nicht, aber sie waren auf jeden Fall Anregungen und Versuche, die Geschichte aus einem allzu persönlichen Kontext herauszulösen und sie auch für Kritiker kommentierbar zu machen. Von daher möchte ich Flieges Satz:
Kann man von mir aus gern schreiben, aber mit der Vorgeschichte ist dann eben auch schwer, was zum Text/Inhalt zu sagen. Das ist das Thema, nicht, ob man so was schreiben kann/darf/soll.
voll unterschreiben.


Zu dem Thema ganz allgemein möchte ich sagen, dass Reaktionen auf Kritik wie nicht schlafen können oder Verletztheit mir sehr zu denken geben. Und natürlich ist mir sowas auch schon passiert. Aber ist es denn richtig, dass man sich so sehr davon beeindrucken lässt? Das ist doch keine Naturgewalt, die da über einen hereinbricht. Sondern man zieht, meine ich, aus der Kritik einen Rückschluss. Den, dass man sich als Person bewertet bis abgewertet fühlt und sich den Schuh dann auch noch anzieht? Solche Probleme wälzt wie "bin ich überhaupt gut genug", werde ich "überhaupt anerkannt". Sowas halt.
Steckt das nicht vielleicht auch hinter der großen Verletztheit nach einer Kritik? Und ist das nicht vielleicht ganz gut und hilfreich, solche psychologischen Reaktionen für sich zu sortieren und zu reflektieren? Jedenfalls halte ich es nicht für gut, diese Reaktionen zu affirmieren.

Ich bin kein Freund von harten Kritiken. Das hat mit meinem Leben und mit meiner Persönlichkeit zu tun. Mir ist außerdem die Missverständlichkeit zu hoch. Ich kann auch keinen Wert darin erkennen, besonders hart sein zu wollen.
Aber ich bin ein Freund von Ehrlichkeit. Und wenn ich bei einer Kritik nachvollziehen kann, von welchem Standpunkt aus die Geschichte für den Kommentatoren misslungen ist, und dies entsprechend begründet ist, und ich zudem sehe, dass der Kommentator meine Intention im Ansatz versteht und sich sachlich darauf bezieht, dann habe ich eine Chance, daraus zu lernen. Das schließt sogar ein, dass der Kommentator sagt, die Intention könne so, wie ich es umgesetzt habe, gar nicht hinhauen.
Ich denke, dies Lernen geht am besten, wenn man sich bewusst macht, warum man hier ist. Und wenn man einen Funken Distanz und Ironie zu sich selbst und seinen Geschichten walten lässt.

Kritiken, die ich sehr schwierig finde, das will ich hier auch mal loswerden, das sind zynische und ironische Kommentare. Diese Kritiken sind oft gar nicht besonders hart, sondern sie sind verständnislos und selbstgerecht. Ich denke, es ist was Ähnliches, wie das, was Peeperkorn mit seinen verständnislosen Kritiken meinte. Jedenfalls jeder knallharte, aber ehrliche und leidenschaftliche Kommentar ist mir da tausend,mal lieber.
Diese selbstgerechten Komms berühren mich persönlich wenig, aber sie sind ärgerlich. Zum Glück gibt es diese hier nur sehr selten und wenn, dann nur in Anflügen. Und nicht ausstehen kann ich sie, weil man das Gefühl hat, es geht darin gar nicht um die Kritik an einer Geschichte oder einem Schreibstil, sondern um eine Selbstdarstellung des Kommentatoren und eine interne Konkurrenz.

 

Jetzt hatte ich einen längeren Beitrag verfasst, der aber durchs automatische Abmelden vom Forum im Nirwana verschwunden ist, daher nur noch die Kurzfassung:

Ich mag die "ist die Kritik zu hart, ist der Autor zu schwach" Rhetorik nicht, die auch @jimmysalaryman gerne mal verwendet:

Ist die Kritik zu hart, bist du zu schwach.

Sie hat nämlich einen Beigeschmack im Sinne von "den mach ich jetzt fertig" (und mein Eindruck ist, dass manche das hier in den falschen Hals bekommen), so ist das aber nach meiner Erfahrung hier im Forum gar nicht gemeint, denn dann kommt die berechtigte Frage:

Boils down to: Wie sehr willst du schreiben?

und im nächsten Beitrag die kondensierte Weisheit:

Man muss mit dem Dissens leben können.

In diesem Sinne verstehe ich die "ist die Kritik zu hart, bist Du zu schwach" Rhetorik: Bist Du als Autor nicht in der Lage, den Dissens auszuhalten, bist Du für's Schreiben nicht gemacht.

Das kann ich unterstreichen. Wenn man nicht bereit ist oder es nicht aushält, den steinigen, schmerzhaften und zersetzenden Weg der Auseinandersetzung mit seinem Text und mit sich selbst zu gehen, dann kann man das mit dem ernsthaften Schreiben vergessen.

Aber, man darf auch nicht vergessen, dass Auseinandersetzung und Dissens viel Kraft, Zeit, Nerven und Energie benötigen, die manchmal dem "Neben-dem-Hauptberuf-Autor" fehlen, was dann zur Dünnhäutigkeit und zu schlaflosen Nächten führen kann, besonders bei Neuen, die vielleicht mit der Intensität und Leidenschaft mancher Kommentare und Kommentatoren überfordert sind oder schlichtweg kalt davon erwischt werden.

Für den Umgang mit berechtigter Kritik kann ich für mich selbst nur sagen, dass es neben einem gesunden Selbstbewusstsein hilft, ein wenig Demut zu üben und nicht zu vergessen, dass man ein Mensch mit Fehlern ist und es immer jemand anderen gibt, der etwas (noch) besser kann. Wenn man das mal für sich angenommen hat, dann kann man auch ganz objektiv entscheiden, ob einem die Kritik (oder der Kritiker) weiterbringt, weil sie tatsächlich auf einen Fehler hindeutet oder von jemanden stammt, der an dieser Stelle einfach besser ist.

Ein Kuschelforum brauche ich auch nicht und ich glaube auch, dass es Leidenschaft und (von mir aus auch harte) Auseinandersetzung braucht, um besser zu werden. Aber ich glaube auch, dass Empathie gegenüber Autoren nicht schadet, bei denen man erkennt, dass sie gerade überfordert sind.

 

Hallo ihr Lieben,

ich stimme vor allem mit @Nichtgeburtstagskind, @Peeperkorn und @jimmysalaryman überein. Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, außer vielleicht Folgendes:

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich das Schreiben vielleicht zu "locker" nehme, weil ich Kritik zwar ernst nehme und sie mich auch beschäftigt, aber ich lasse sie auf keinen Fall so nah an mich heran, dass es mein Leben (und dazu gehört guter Schlaf!) beeinträchtigt. Das geht mir persönlich dann zu weit. Sicher gab es schon Kommentare, die mich umgetrieben haben, das hatte dann aber eher andere Gründe, als das ich mich in meinem Schaffen verletzt fühlte, und sowas kann man dann ja mit dem jeweiligen Autor persönlich klären. So mache ich das im realen Leben und auch hier: Wenn ich mit einer Äußerung nicht klar komme, kläre ich das mit der jeweiligen Person - aber eben nicht vor aller Augen, sondern im privaten Gespräch. Ob das ein Lösungsansatz für eine solche Unruhe bei bestimmten Kritiken ist, stelle ich einfach mal offen in den Raum.

Insgesamt habe ich immer wieder damit gekämpft, was ich überhaupt erzählen will, wie tief will ich gehen, was will ich preisgeben und was bewirken ... Und ich bin ehrlich - ich kenne die Antworten noch immer nicht. Auch, weil sie je nach Lebensabschnitt schwanken, zumindest bei mir. Und ich setze mich damit auch nicht mehr unter Druck. Schreiben macht mich zufrieden, gibt mir Kraft, hat mir geholfen, vieles zu verarbeiten - und ab und zu schaffe ich es, mit meinen Worten andere zu berühren. Je nach eigenem Anspruch kann das aber natürlich viel tiefer gehen und eben dadurch auch zu größeren Krisen führen, wenn Kritik kommt, die einen erst einmal umhaut. Ist ein schwieriges Thema und - wie bei so vielen Dingen im Leben - wohl auch Typsache.

Ich habe für mich einfach beschlossen, da eine gewisse Distanz aufzubauen. Das bedeutet nicht, dass ich deshalb weniger Herz in den Text stecke, aber es bedeutet, dass ich Kritiken nicht persönlich nehme - zumindest dann, wenn sie sich wirklich nur auf den Text beziehen. Und damit fahre ich nun seit geraumer Zeit recht gut. Es ist nun mal wirklich so, und deshalb muss man da eine Art Professionalität entwickeln, dass man ohne Kritik nicht weiterkommt. In keinem Bereich. Wenn ich mir die ersten Texte von mir hier ansehe und die, die ich jetzt schreibe, dann merke ich immer wieder, wie sehr mir all diese Kritiken geholfen haben und helfen, dem immer näher zu kommen, wo ich hin will.

Long story short: Maria, sieh es als Bereicherung, als etwas, das dich weiterbringt, nicht nur beim Schreiben, sondern eben auch im Umgang mit Menschen. Lernen ist was Schönes :)

Liebe Grüße
RinaWu

 

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