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Café - Geschichten - Die versteckte Sünde

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15.06.2022
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Café - Geschichten - Die versteckte Sünde

In einer kleinen Stadt, irgendwo in Deutschland, gibt es ein Café, mit Charme und Esprit, direkt neben einer Kirche. Wer seelischen Beistand sucht, ist in der Kirche genau richtig, jedoch nicht im Café. Das Café ist ein beliebter Treffpunkt, in dem jeder Gast gerngesehen und wo selbst für den Pfarrer der Kaffee eine Sünde wert ist. An dem Ort, an dem er seinem einzigen Laster nachgeht, nämlich den vorzüglichen Kaffee und den sagenhaften Kuchen.

Allzu oft bekommt der Pfarrer die kleinen und großen Sünden der Gäste mit, ganz besonders in der Fastenzeit, in der die süße Versuchung in Form von Kaffee und dem Kuchen sehr verführerisch ist.

„Guten Tag Frau Obermaier, was machen Sie den schon um diese Zeit im Café?“

Die betagte Dame fährt erschrocken zusammen und fühlt sich ertappt, dass ausgerechnet ihr Beichtvater sie wiederholt so früh im Café entdeckt hat.
„Ach Herr Pfarrer, grüß Gott, ich wollte bloß einen Laib Brot für das Wochenende kaufen“, antwortet sie mit leichter Schamröte im Gesicht.

„Mir ist nicht entgangen, dass Sie schon öfter um diese Zeit im Café sind, um einen Kaffee mit Schuss zu trinken“, entgegnet ihr der Pfarrer streng.

„Herr Pfarrer, was für Freuden habe ich denn in meinem Alter noch?“, antwortet sie ihm trotzig.

„Frau Obermaier. Sie können nicht mal in der Fastenzeit davonlassen? Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal zur Beichte?“

„Das kann noch gar nicht so lange her sein“, schwindelt sie ihn unverhohlen an.

„Ich bin der einzige Geistliche, der hier in der Gemeinde die Beichte abnimmt und ich habe sie das letzte Mal vor über einem Jahr gesehen.“

„Herr Pfarrer, ich bemühe mich sehr, den Versuchungen zu widerstehen und mit jedem Tag gelingt es mir immer mehr, aufzuhören.“ Ohne rot zu werden, tischt die alte Dame dem Pfarrer eine Lüge nach der anderen auf und merkt nicht, wie sie sich mit ihren eigenen Worten widerspricht.

Als der Pfarrer sie mit ihren Worten der Schwindelei überführt, wird sie kreidebleich im Gesicht.
„Frau Obermaier, die Kirche ist gleich nebenan, wir können rübergehen und sie legen die Beichte direkt ab.“

„Herr Pfarrer, das ist mir peinlich, mein Mann kommt bald von der Arbeit nach Hause und ich will nicht unangenehm auffallen. Üben Sie Nachsicht mit mir, ich komme morgen nach dem Frühstück zur Beichte. Versprochen.“

„Ich nehme Sie beim Wort“, antwortet der Pfarrer.

Als Frau Obermaier geht, sieht er sich um, ob sie auch weit genug entfernt und nun ungestört ist. Dann bestellt er einen Kaffee mit Schuss und extra viel Sahne obendrauf.

„So, so“, sagt die freundliche Bedienung. „Der Frau Obermaier was von Fastenzeit und Beichte erzählen und dann selber einen Kaffee mit Schuss bestellen, mit extra viel Sahne, damit der Herrgott nicht mitbekommt, dass Sie Alkohol noch vor dem Mittag trinken.“

„Da können Sie mal sehen, was ich auf mich nehme, um meine Schäfchen zu behüten und sie auf den rechten Weg zu bringen.“

„Deshalb nennt man das, was sie bestellen, auch die versteckte Sünde“, entgegnet ihm die Bedienung frech.

Der Pfarrer stemmt die Arme in die Seiten und will sich aufregen, steht mit offenem Mund da, als die Kellnerin ihm deutlich macht, dass es keinen Sinn hat, denn sie ist nicht die Einzige, die das Gespräch mit Frau Obermaier mitbekommen hat.

„Also Herr Pfarrer, Sie können jetzt den Kaffee ohne Schuss und mit extra viel Sahne bekommen oder den Kaffee mit Schuss und ohne Sahne. Sie wollen doch keine Sünde begehen und sie auch noch vor dem Herrgott verstecken“, spricht sie ihm triumphierend aus.

„Sie stellen mich vor eine schwere Wahl“, entgegnet er Ihr beschämt.

„Ja Herr Pfarrer, was man nicht alles für die Kirche tut. Sie wollen doch sicher als leuchtendes Beispiel vorangehen.“

Somit entschied sich der Pfarrer für den Kaffee ohne Schuss, mit extra viel Sahne und das Café hat mit diesem Einfall ein neues Getränk auf der Karte, um den Pfarrer von der Sünde fernzuhalten.

„Die vergessene Sünde.“

Ein Kaffee ohne Schuss, mit extra viel Sahne. Wohingegen die Bedienung darauf achtet, dass der Pfarrer auf keinen Fall seine Sünden vor dem Herrgott verstecken kann.

 
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Moin, moin @welle,

ganz generell finde ich die Idee, einer Reihe von unterhaltsamen Geschichten aus Cafés richtig gut. Nur errinnert mich diese hier hochgradig an die erhobenen Zeigefingergeschichten, die man häufig im Internet findet. Da spüre ich irgendwie nichts spezielles, zu Dir gehörendes. Vielleicht magst Du unter dem Aspekt noch mal schrauben?

Café - Geschichten Die versteckte Sünde
Bei deiner ersten Geschichte hatte Dir ein Moderator den Titel in Ordnung gebracht, so ganz ist es hier auch noch nicht. Vergleich einfach mal, ich stolpere jedefalls beim Lesen.

In einer kleinen Stadt, irgendwo in Deutschland, gibt es ein Café, mit Charme und Esprit, direkt neben einer Kirche.
Den Einstiegsatz empfinde ich als zu allgemein, zu unverbindlich. Was ist denn "mit Charme und Esprit"? Hier bei uns im Norden ist eine Kneipe neben der Kirche völlig normal, daher fehlt mir einfach etwas, was mich reinzieht, neugierig macht.

„Mir ist nicht entgangen, dass Sie schon öfter um diese Zeit im Café sind, um einen Kaffee mit Schuss zu trinken“, entgegnet ihr der Pfarrer streng.
Ich weiß aus eigenere Erfahrung, wie schwer Dialoge sind. Das klingt nicht wie ein Gespräch, jedenfalls nicht in meinen Ohren. So steif! Vielleicht kenne ich aber auch einfach zu lockere Pfarrer ...

„Herr Pfarrer, das ist mir peinlich, mein Mann kommt bald von der Arbeit nach Hause und ich will nicht unangenehm auffallen. Üben Sie Nachsicht mit mir, ich komme morgen nach dem Frühstück zur Beichte. Versprochen.“
den fetten Teil verstehe ich von der Wortwahl her nicht. Auffallen steht für mich für schräge Kleidung, schlechtes Benehmen in der Öffentlichkeit, irgendetwas Herausragends - somit würde es passen, aber halt nicht auf ihren Ehemann bezogen. Oder ist das eher regional?

„Also Herr Pfarrer, Sie können jetzt den Kaffee ohne Schuss und mit extra viel Sahne bekommen oder den Kaffee mit Schuss und ohne Sahne. Sie wollen doch keine Sünde begehen und sie auch noch vor dem Herrgott verstecken“, spricht sie ihm triumphierend aus.
Der lange Satz und die sehr trockene Wortwahl nimmt dem eigentlichen Höhepunkt den Witz. Vielleicht kürzer, oder mit regionalem Dialekt würzen (dann natürlich im ganzen Text). Dann wäre es für mich sowas wie eine Heimatgeschichte, und nicht ein leicht erhobener Zeigefinger)

das Café hat mit diesem Einfall ein neues Getränk auf der Karte, um den Pfarrer von der Sünde fernzuhalten. „Die vergessene Sünde.“
Den Zusammenhang zwischen "vergessene Sünde" und fernhalten von der Sünde in der Wortwahl habe ich auch nicht erkannt. Er muss sich entscheiden, ehrlich sein, zu einer Form der Sünde stehen (Alkohol oder fette Sahne).

Vielleicht hast Du ja Lust mal auszuprobieren, ob aus dem kurzen Textlein noch etwas herauszukitzeln ist. Ansonsten sind da deutlich zuviele Zeilenumbrüche drin, die bastelt mein Word auch immer, wenn ich eine falschen Zeilenumbruch mache. Nützt dann nichts, hier nach dem Einstellen auf "Bearbeiten" drücken und ein bisschen aufräumen.
Ansonsten kann ich Dir nur noch empfehlen, andere Geschichten zu lesen und zu kommentieren, einen Leseeindruck da zu lassen. Ich staune auch immer wieder, was man erkennt und begründen kann, wenn einem nicht die Betriebsblindheit des eigenen Textes im Weg steht.
Ich wünsche einen schönen Sonntag
witch

 

In einer kleinen Stadt, irgendwo in Deutschland, gibt es ein Café, mit Charme und Esprit, direkt neben einer Kirche.
Was sofort ins Auge springt,

liebe welle,

ist die Kommasetzung, die an ein kleist’sches Format heranreicht.

Nun fühlte sich Kleist eher als Mann des Theaters und sah seine Zeichensetzung zugleich als Regieanweisung an jenseits der eigentlichen Funktion zur Gliederung gleichartiger Satzteile nebst sinnvoller Trennung zusammengesetzter Sätze. Wenn Dear nach gedanklicher Lese-Pause ist – warum nicht den Gedankenstrich nutzen? Dafür ist er ja gedacht.

„Guten TagKOMMA Frau Obermaier, was machen Sie den schon um diese Zeit im Café?“
(Im Deutschen ist sehr viel genormt – wie zB bei der Anrede)

„Ich bin der einzige Geistliche, der hier in der Gemeinde die Beichte abnimmtKOMMA und ich habe sie das letzte Mal vor über einem Jahr gesehen.“
(Relativsatz zu Ende – wie beim Folgesatz trotz des „und“ auch, denn das „und“ verbindet den Hauptsatz („Ich bin ...“) mit einem zweiten Hauptsatz („ich habe …“)

Ähnlich hier

„Herr Pfarrer, ich bemühe mich sehr, den Versuchungen zu widerstehenKOMMA und mit jedem Tag gelingt es mir immer mehr, aufzuhören.“
dafür muss das Komma vorm Infinitiv weg, da es sonst das komplexe Prädikat „aufzuhören gelingen“ zerschlägt

Ohne rot zu werden, tischt die alte Dame dem Pfarrer eine Lüge nach der anderen aufKOMMA und merkt nicht, wie sie sich mit ihren eigenen Worten widerspricht.

„Deshalb nennt man das, was sie bestellen, auch die versteckte Sünde“, entgegnet ihm die Bedienung frech.
„Sie“. Höflichkeitsform

Aber warum hier

„Sie stellen mich vor eine schwere Wahl“, entgegnet er Ihr beschämt.
die Höflichkeitsform?

Somit entschied sich der Pfarrer für den Kaffee ohne Schuss, …
und zu guter Letzt - warum nun der (Ge)Zeitenwechsel?

Ich denke mir, dass einiges auf Nervorsität und Spannung bei der ersten Veröffentlichung da mitschwingt

und damit erste einmal herzlich willkommen hierorts!,

Friedel

 

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