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Das Café

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28.10.2004
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Das Café

Mithra erwachte in dem Nebel, ohne zu wissen, dass er ein Teil von ihm war. Er versuchte, sich zu erinnern. Mithra spürte, dass etwas gestorben war. Grausame Leere gähnte wie ein endloser Abgrund in seinem Inneren, dort, wo einst die Bilder seiner Erinnerung gewesen waren. Der Druck hinter seiner Stirn schmerzte. Die feuchte Kühle des Ortes erfasste ihn. Nichts war hier, außer dem trüben Weiß, als gäbe es keine Zeit.
Wo bin ich?
Nichts als Nebel. Keine Antwort für ihn, ohne Worte, ohne Erinnerung.
In der Unendlichkeit erblickte er ein Licht. Es gab keine Angst, kein Zögern für Mithra, der nicht wusste, dass er Mithra war. Immer wieder schrie er ein Wort, das er sofort darauf wieder vergaß. Die Stille verschlang seinen Namen, als hungere sie danach.
Er erkannte ein Haus mit beleuchteten Fenstern. Je näher er kam, desto deutlicher vernahm er den Klang von Musik und Lachen. Wärme und Antworten lockten. Außer Atem blickte er an der Fassade empor. Ein hölzernes Schild, aus einem Stück Treibholz geschnitzt, verriet ihm den ersten Namen: "Café der vergessenen Träume"
Er betrat die Herberge, fand Licht, Wärme und den Duft von süßen Früchten. Kerzen bestrahlten den großen Raum und die Geselligkeit der Anwesenden. Dicht gedrängt saßen fröhliche Gestalten an blanken Holztischen mit massiven Beinen. Einige Kellner rannten zuvorkommend umher, schenkten aus, lächelten. An den Wänden waren zahlreiche Gegenstände befestigt. Er sah kleine Autos, Pfeil und Bogen, eine Klarinette, ein winziges Raumschiff. Über den Köpfen der Leute schwirrten Glühwürmchen in allen erdenklichen Farben umher.
Wie auf einen Befehl hin blieb plötzlich alles stehen und wandte sich ihm zu. Die Stille der Menschen, Lichter, Wände wurde zu einem starren Blick, der tief in sein Innerstes eindrang. Es war wie ein vorgeschriebener Ritus, eine Prüfung, ausgeführt von der Gesamtheit des Ortes. Im nächsten Moment sah er eine weiß gekleidete, blonde Frau hinter der Theke auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Um ihr freundliches Lächeln spielten sanfte Falten. Die Zeit ging weiter, die Geselligkeit wandte sich wieder sich selbst zu. In der Hoffnung, das Lächeln eines Sinnes entdeckt zu haben, schritt er an die Theke und sprach die ältere Frau an. „Hallo.“ Mehr brachte er nicht heraus.
„Hallo“, erwiderte sie ruhig, während sie ein kristallenes Glas trocken wischte. „Du bist neu hier, nicht?“
„Wo bin ich?“
„Kannst du nicht lesen, Kleiner? Bestell erst mal was zu trinken, du siehst sehr erschöpft aus. Ronja! Bring dem Neuen mal ´ne heiße Schokolade oder so was, ja? Danke!“ Sie seufzte und lehnte sich schwer auf die Holzplatte vor ihr, als hätte sie diese Bewegung schon unendliche Male ausgeführt. „Du bist im ´Café der vergessenen Träume´ angekommen. Hast du dich nie gefragt, was mit den Träumen geschieht, die dem Bewusstsein der Menschen entschlüpfen? Vermutlich wirst du sehr viel vergessen haben, das kommt von der Reise durch die Schleier. Hier ist dein Kakao.“ Sie reichte ihm eine dampfende Tasse, wie aus dem Nichts gezaubert.
„Ich weiß nicht mehr, wer ich bin“, flüsterte Mithra.
„Nun, du selbst bist vergessen worden. Du bist einer von uns. Und solange dich niemand zurückholt, wird das auch so bleiben.“ Sie reichte ihm ihre kräftige Hand. „Man nennt mich Aleysha.“
Er erwiderte den Händedruck. In diesem Moment nahm er mit all seinen Sinnen ein klares Bild war, er berührte den zweiten Namen.

Ich will an einem gläsernen Tag mitten auf der Straße liegen und meine Finger in den Asphalt drücken wie in Knete. Ich will einmal, nur einmal, in vollkommene Stille tauchen. Ohne Luft holen zu müssen.

„Was war das?“ Verblüfft zuckte Mithras Hand zurück.
Aleysha griff nach einem Lappen und begann, die Theke abzuwischen. „Das war mein Name. Du hast ihn erlebt, als du mich berührtest. Und ich habe deinen gespürt, im selben Augenblick. Verzeih´, ich habe nicht gefragt, ob du es wolltest.“
„Wie lautete er? Wie lautet mein Name?“, rief er aufgeregt.
„Das darf ich dir nicht sagen.“ Sie zwinkerte mit dem rechten Auge. „Ich gehöre nicht zu den Spiegeln, weißt du? Aber einer der Ältesten wird dir helfen können, dich selbst zu finden und deinen Ursprung, wenn du das willst. Ich denke, Frieden müsste Zeit für dich haben. Wo sitzt sie denn?“ Ihre Augen wandern suchend umher. „Ich sehe sie nicht.“
Er nickte, gierig nach Wissen, nach einem Mittel gegen diese Leere in ihm. „Wie kann ich sie finden?“
Aleysha machte eine ausholende Geste und lächelte ermutigend. „Du musst sie schon suchen. Du wirst wissen, wenn du einen der Ältesten triffst. Lerne die Träume kennen und sammle sie, wie ein Puzzle zu dir selbst. Du wirst wissen, wann du sie gefunden hast.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn zurück und wandte sich wieder dem Trubel zu. Alles drehte sich in seinem Kopf. Langsam begann der Verstand, seine Tore zu öffnen und Mithra wusste, was er tun musste. Entschlossen blickte er zu seiner Rechten hin und berührte die Schulter eines dunkelhaarigen Mannes.

Ich will mit Regenschirm unter der Dusche stehen.

Dies war der dritte vergessene Traum, der dritte Name, der ihm begegnete. Hastig wandte er sich nach links und berührte den Arm eines gekrümmten grauhaarigen Wesens, das vielleicht irgendwann einmal Ähnlichkeit mit einem greisen Menschen gehabt hatte.

Ich möchte in einem Feld voller gelber Lilien liegen, ohne eine einzige zu zerstören.

Mithra lächelte, erfreut über seinen Erfolg, über sein Wissen. Er musste weiter suchen, um den richtigen unter den Vergessenen zu finden. Unauffällig, um niemanden zu belästigen, schritt er durch das Café und berührte Menschen und andere Wesen, Gegenstände und Lichter. Ich hätte gerne einmal einen Sommerregen, der wirklich warm ist. Er sammelte sie alle, wild entschlossen, den richtigen zu erwischen. Den mit den Antworten. Von Zeit zu Zeit erschrak er vor einem der Namen, vor den Gefühlen, die eine Berührung mit ihnen auslöste. Ihre Botschaft erfasste seinen Körper und füllte für einen kurzen Augenblick die Leere in seinem Inneren. Dann wieder spülte ein anderer verschollener Traum eine herrliche Woge menschlicher Schönheit in sein Herz. Ich möchte einmal aus endloser Höhe fallen. Ich möchte Pizzateig an meine Wände werfen. Ich möchte den Schulbus mit Wasser füllen und über alle Köpfe hinweg tauchen. Ohne Luft holen zu müssen. Er trug noch andere Dinge mit sich, die er vergessen hatte. Und so suchte er weiter. Ich möchte ein Ton sein. In einer Harmonie, die funktioniert.
Schließlich fand er, was er suchte. Sie saß abseits von den größeren Menschenmengen und blickte ihn schon lange an. Ihr forschender Blick lud ihn ein, sie zu berühren. Ihr Name war von grausam schöner Schlichtheit, ein kurzer Schmerz, wie ein Nadelstich und dann erfasste ihn das schwere Gewicht seiner vollen Bedeutung in einem Augenblick, den die Zeit nicht kannte.
Friede.
Sie war dunkelhäutig. Eine schwarze Perle. Ihre Augen waren tief wie der Ozean, dunkel, weise und auf eine sanfte Art bedrohlich. Ihr Haar war mit bunten Kugeln geschmückt, ihre Haut warm und glatt, zu glatt für ihr Alter.
„Nun“, schmunzelte sie, „du kannst dich gerne setzen.“
Mithra erwachte aus einem faszinierten Starren und nahm verlegen neben ihr Platz, den Blick in stiller Demut gesenkt. „Du kannst mir helfen, nicht? Du kannst mir meinen Namen sagen. Ich werde verrückt, wenn ich weiter mit diesem Nichts in mir leben muss. Ich ertrage es nicht länger, in mir häufen sich Namen, aber keiner gehört zu mir und keiner von ihnen kann mir sagen, woher ich komme.“ Er blickte auf, seine Augen flehten: „Bitte, hilf mir.“
„Du hast mein Beileid. Die Nebel tauften dich auf den Namen Mithra. Doch von viel größerer Bedeutung ist dein wahrer Name, der Traum, den du in dir trägst, der du bist. Ich kenne deinen Schmerz. Und ich hoffe, mein Wissen lindert ihn. Siehst du, ich werde in jedem Atemzug, den ein Mensch tut, neu geboren und tausendmal in demselben Augenblick sterbe ich. Das Vergessen ist ein erbarmungsloser Feind. Du wirst warten müssen, bis ein Mensch sich deiner wieder erinnert. Erst dann, wirst du den letzten Teil deines Rätsels lösen können. Ein Name alleine genügt nicht, Mithra, um zu wissen, wer du bist und zu wem du einmal gehört hast. Das Einzige, was ich für dich tun kann, ist, dir einen Blick in den Spiegel zu gewähren. Willst du das?“
Seine Stimme zitterte vor Aufregung. „Ja“, hauchte er und die Töne gingen unter in dem Lachen eines Kindes, das auf dem Fußboden spielte. Ihre Augen verstanden seine Sehnsucht und ließen ihn ein. In ihnen empfand er, wer er war.

Ihr Lächeln leuchtet wie ein Licht. Du trinkst es, wie Wasser aus einem Teich. Sie küsst dich. Atemlos.

Das also, war er. Das war sein Name. Seine Bedeutung. Sein Fluch. Mithra, ein Traum. Einer von vielen unter den Vergessenen.
„Sei nicht traurig, junger Mithra. Irgendwann wird sich jemand deiner erinnern. Und du wirst wiedergeboren werden. Sieh dich um, hier sind viele von uns. Sie warten alle. Du bist in guter Gesellschaft. Und jetzt sei still, es kommen noch viele, denen ich helfen muss.“
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Lokals. Wieder hielt die Welt den Atem an. Die Träume begrüßten den Neuankömmling mit ihrer kostbaren Stille und Aufmerksamkeit. Ein kleiner Junge, von etwa zehn Jahren stand auf der Grenze zwischen den Nebeln und dem Ort der Vergessenen. Seine Augen geweitet, sein Atem rasselnd, suchte er den Raum nach etwas ab, das ihm Erlösung geben konnte. Verwirrt. Namenlos.
Mithra lehnte sich zurück in seinen Stuhl zur Seite der Ältesten und winkte den Jungen zu sich. Liebevoll nahm er sich seiner an. Auch er würde wiedergeboren werden. Der Atem der Welt setzte wieder ein. Mithra beschloss, zu warten. Hoffnung flackerte in seinem Inneren, eine ewige Flamme in den Händen Sterblicher.

 
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Hallo zusammen!

Diese KG habe ich für die Ausschreibung der "Holzhäuser Heckethaler 2005" geschrieben. Das Thema war "Träume". Mehr nicht. Vorgegeben waren 5 Normseiten (30 Zeilen á 60 Anschläge) und ich liege mal wieder drüber. Vielleicht lässt sich da ja noch was kürzen. Der Einsendeschluss ist mal wieder recht bald:
31.08.05

Der erste, der diese KG las, hat sie überhaupt nicht verstanden. Und so ergibt sich für mich an euch vor allem die Frage, ob man als Leser, der meine fiktive Welt nicht kennt, eine Chance hat, diese KG zu verstehen. Über Anmerkungen anderer Art würde ich mich natürlich auch freuen.

Vielen Dank schon mal!

Anna-Fee

 
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Hallo Anna-Fee!

Etwas spät, sorry, aber das Lektorat der ungewöhnlichen Todesursachen hatte Vorrang. ;)

Hat mir eigentlich ganz gut gefallen, Deine Geschichte.
Du fragst, wo Du kürzen könntest: Der Anfang zieht sich ein wenig, da würde ich weniger beschreiben, beispielsweise würde ein Haus aus Holz reichen. Daß das Schild ebenfalls aus Holz ist und an der Fassade hängt, halte ich für eine unwichtige Information – laß es einfach nur ein Schild sein, dann hängt es sich jeder Leser selbst wohin, und woraus es gemacht ist, ist eigentlich ja auch nebensächlich, wichtig ist, was draufsteht. ;)
Auch bei den Träumen gegen Ende des Textes könntest Du ein wenig kürzen, zum Beispiel das mit dem Kaugummi, den Pizzateig und/oder den Schulbus. Und diesen hier würde ich komplett streichen, der macht den Protagonisten nicht gerade sympathisch, und da er sich am Ende so nett um das Kind kümmert, paßt das auch gar nicht zu ihm:

Ich will meine Hand anspannen, meine Finger eng zusammen, eng an meiner Handfläche und jemanden, der es verdient hat, genau auf die Stelle seines Nasenbeines schlagen, die in die Fläche zwischen seinen hässlichen Augen übergeht. Ich möchte den irdischen Schmerz einer vollendeten Vergeltung spüren. In meiner Hand.
Der fehlt wirklich nicht, wenn Du ihn streichst.

Fallweise hast Du zwei Leerzeichen zwischen zwei Wörtern, die sind zwar nicht wirklich tragisch, aber sie zählen Dir auch bei den Zeichen mit. Am schnellsten findest Du sie, wenn Du in Word in die Suche zwei Leertasten eingibst. Außerdem machst Du vor der Enter-Taste gern eine Leertasteda gehört keine hin (die am häufigsten verbreitete Krankheit auf kg.de :D). Die findest Du am schnellsten, wenn Du in Word auf dieses Zeichen klickst: ¶.

So, dann habe ich noch ein paar Anmerkungen:

»Mithra erwachte in dem Nebel, ohne zu wissen, dass er ein Teil von ihm war. Sternenlos.«
– Du schreibst aus Sicht von Mithra, warum erfährt der Leser hier etwas (dass er ein Teil von ihm war), das Mithra nicht weiß?
– Einen Nebel mit Sternen kenne ich nicht, worauf bezieht sich »Sternenlos«?

»Etwas war gestorben. Etwas, war nicht mehr da.«
– ohne Komma: Etwas war nicht mehr da.
– Wenn Du statt solcher Feststellungen das Empfinden des Protagonisten beschreibst, ist er dem Leser näher: Mithra spürte, dass etwas gestorben war. Er fühlte nur Leere.

»Sein Kopf schmerzte. Das Blut donnerte in seinen Ohren. Ein Rauschen permanenten Schmerzes.«
– Wiederholung schmerzte/Schmerzes – den Kopfschmerz könntest Du zum Beispiel konkreter benennen, Schmerz kann viel sein. Das »Rauschen permanenten Schmerzes« finde ich überformuliert (rauscht Schmerz?), in Anbetracht, daß Du über der Zeichengrenze bist, würde ich den Satz streichen.

»Die feuchte Kühle des Ortes erfasst ihn.«
– erfasste

»Nichts als Nebel. Ohne Worte. Ohne Erinnerung.«
– Auch einen Nebel mit Worten und Erinnerung kenne ich nicht, Vorschlag: Nichts als Nebel. Keine Worte. Keine Erinnerung. Oder auch: Er fand keine Worte und keine Erinnerung.

»Mithra, der nicht wusste, dass er Mithra war, rannte.«
– Fände besser: der nicht wusste, dass er Mithra hieß – andererseits fände ich die Information an anderer Stelle besser aufgehoben, zum Beispiel beim vorigen Zitat, denn daß er rannte hat ja damit überhaupt nichts zu tun, die Erinnerungen schon. Z.B.: Er fand keine Worte und keine Erinnerung, auch seines Namens konnte er sich nicht entsinnen.

»Eine Kerze flatterte matt in einem Laternenkasten.«
– Eine Kerze flattert nicht, sie flackert

»Ein Haus war zu sehen. Es schlummerte dahin, zwischen den weißen Schwaden, als hätte es sein Bett in den Wolken gefunden.
Außer Atem erreichte Mithra die Hütte aus dunklem Holz. Musik erklang aus dem Inneren. Wärme und Antworten lockten. Sein Blick wanderte an der Fassade empor. Ein hölzernes Schild verriet ihm den ersten Namen:«
– Schlummert es denn nun oder dringt Musik aus dem Inneren? – Würde das Schlummern rausnehmen, auch deshalb, weil der Protagonist rennt und außer Atem ist, da denkt er wohl eher nicht an ein Wolkenbett. Vorschlag:
Mithra konnte ein Haus erkennen, sah beleuchtete Fenster. Beim Näherkommen hörte er Musik aus dem Inneren.dringen. Wärme und Antworten lockten. Außer Atem blickte er an der Fassade empor. Dunkles, verwittertes Holz. Ein Schild, quer aus einem Baumstamm herausgesägt, verriet …
Bzw. siehe auch oben meinen Tip zum Kürzen.

»"Das Café der vergessenen Träume"«
– Würde das »Das« streichen

»Er betrat die Herberge und fand Licht, Wärme, Gelächter und den Duft von süßen Früchten.«
– statt »Gelächter« fände ich »Lachen« passender, und statt ihn den Duft finden zu lassen, würde ich schreiben: »und roch süße Früchte« oder »und atmete den Duft süßer Früchte ein«.

»Kerzen bestrahlten den großen Raum und die Geselligkeit der Anwesenden. Dicht gedrängt saßen fröhliche Männer und Frauen an blanken Holztischen mit massiven Beinen.«
– Da Du bereits geschrieben hast, daß es hell ist (»fand Licht«), würde ich die Kerzen als auf den Holztischen stehend beschreiben.

»Einige Kellner rannten zuvorkommend umher,«
– Einige zuvorkommende Kellner rannten umher, … Andererseits könntest Du »zuvorkommend« auch streichen, Du beschreibst ja, was sie tun.

»Unzählige Gegenstände waren an den Wänden befestigt, kleine Autos, Pfeil und Bogen, eine Klarinette, ein winziges Raumschiff.«
– Unzählige? Vorschlag: Die Wände waren mit kleinen Autos, Pfeil und Bogen, einer Klarinette, einem winzigen Raumschiff und zahlreichen anderen Gegenständen behängt.

»Zwischen ihnen und an den beschnitzen Deckenpfosten rankten Blumen und schimmerten lebende bunte Lichter auf.«
– an den geschnitzten Deckenpfosten
– nenne besser konkrete Blumen, die sich da ranken
– »lebende« Lichter? :susp:

»Wie auf einen Befehl hin blieb plötzlich alles stehen und wandte sich in die Richtung, aus der er gekommen war. Die Stille der Menschen, Lichter, Wände wurde zu einem starren Blick, der tief in sein Innerstes eindrang.«
– statt »wandte sich in die Richtung, aus der er gekommen war« fände ich besser: »wandte sich ihm zu.«
– insgesamt klingen die beiden Sätze aber seltsam durch die Art der Beschreibung. Vorschlag: Wie auf einen Befehl hin wandten sich ihm plötzlich alle zu. Stille. Es kam ihm vor, als würden ihn sogar die Wände und Lichter anstarren und ihren Blick in sein Innerstes bohren.

»Es war wie ein vorgeschriebener Ritus.«
– Falls Du den vorigen Vorschlag angenommen hast, wiederholt sich hier der Satzanfang »Es« – würde es durch »Alles« ersetzen.

»
Im nächsten Moment sah er eine weiß gekleidete, blonde Frau hinter der Theke auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes.«
– später schreibst Du, daß sie schon älter ist, würde das bereits hier klar machen, zum Beispiel durch eine Veränderung der Haarfarbe oder indem Du ihr noch ein faltiges Gesicht schreibst. ;)

»die Geselligkeit wandte sich wieder sich selbst zu.«
– »die Geselligkeit«? Besser: »die Geselligkeit kehrte in die Menschen zurück, sie wandten sich wieder einander zu.«

»In der Hoffnung, das Lächeln eines Sinnes entdeckt zu haben,«
– »das Lächeln eines Sinnes«? :hmm:

»schritt er an die Theke und Sprach die ältere Frau an.«
sprach

»„Wo bin ich?“, drängte er ihr seine verzweifelte Frage auf.«
– Ich habe nicht das Gefühl, daß er ihr die Frage »aufdrängen« muß, laß ihn doch einfach nur »„Wo … wo bin ich?“« sagen, ohne jeglichen Zusatz.

»Bestell erst einmal etwas zu trinken,«
– Da es direkte Rede ist und Du anschließend auch »´ne« benutzt, würde ich hier auch »mal« statt »einmal« schreiben.

»Bring dem Neuen mal ne heiße Schokolade«
´ne

»als hätte sie diese Bewegung schon unendliche Male ausgeführt.«
– fände »etliche/viele Male« besser als »unendliche«, da Unendlichkeit in dem Sinn hier nicht möglich ist.

»„Du bist im Café der vergessenen Träume angekommen.«
– Würde das in einfache Anführungszeichen setzen: ‘Café der vergessenen Träume’

»Das erste Mal, wie mir scheint.«
– Würde ich streichen, da sie ihn bereits als neu erkannt hat.

»Vermutlich wirst du sehr viel Vergessen haben,«
vergessen

»Und bis dich jemand zurückholt, wird das auch so bleiben.«
– Das impliziert, daß er auf jeden Fall zurückgeholt wird, würde daher schreiben: Solange dich niemand zurückholt, …

»Darf ich mich vorstellen?«
– Würde ich streichen, sie kann ihm auch einfach so die Hand reichen und sich vorstellen.

»Er berührte ihre Hand und erfuhr den zweiten Namen.«
– danach hast Du zwei Leerzeilen

»„ Das war mein Name.«
– die Leertaste nach dem Anführungszeichen gehört weg

»Und ich habe dich erblickt, im selben Augenblick.«
– Wiederholung: erblickt/Augenblick – Vorschlag: Ich habe dich gesehen, …

»„Wie lautete er? Wie lautet mein Name“, rief er aufgeregt.«
– Name?“, fragte er aufgeregt.

»Wer weiß, in welcher Ecke sie gerade sitzt? Ich weiß es nicht.“«
– Wen fragt sie denn da? Vorschlag: »Wo sitzt sie denn …« Ihre Augen wandern suchend umher. »Ich sehe sie nicht.«

»„Wie finde ich sie?“«
– Vorschlag: Wie kann ich sie finden?

»Aleysha machte eine ausholende Geste, die den ganzen Raum erfasste und lächelte ermutigend.«
– erfasste, und
– »die den ganzen Raum erfasste« würde ich streichen (dann gehört der Satz ganz ohne Komma).

»wie ein Puzzle zu dir selbst.«
– Ich denke, es müßte heißen »ein Puzzle aus dir selbst«.

»als hätte sie ihm nie etwas gegeben.«
– ??? Meinst Du »als hätte es nie etwas anderes gegeben«?

»Dies war der zweite vergessene Traum, der zweite Name, der ihm begegnete.«
– der dritte Name, würde ich meinen (der des Lokals und der der Frau sind zwei), allerdings sehe ich hier keinen Namen. Vielleicht »der zweite Name « streichen?

»das matte Ähnlichkeit mit einem greisen Menschen hatte.«
– »matte« würde ich streichen

»Den, mit den Antworten.«
– ohne Komma

»Von Zeit zu zeit, erschrak er vor einem der Namen.«
– Wo sind denn die Namen?
– Von Zeit zu Zeit

»Dann wieder, spülte ein anderer verschollener Traum ihm eine herrliche Woge Menschlicher Schönheit ins Herz.«
– ohne Komma: »Dann wieder spülte …«
menschlicher

»Und so, suchte er weiter.«
– ohne Komma

»Ich möchte ein Ton sein. In einer Harmonie, die funktioniert.«
– vielleicht doch eher in einer »Melodie« oder »harmonischen Melodie« und ohne »die funktioniert«?

»Und schließlich fand er, was er suchte.«
– Vor »schließlich« brauchst Du kein »Und«

»Ihr Name war von grausam schöner Schlichtheit, ein kurzer Schmerz, wie ein Nadelstich und dann erfasste ihn das schwere Gewicht seiner vollen Bedeutung in einem Augenblick, den die Zeit nicht kannte.«
– »in einem Augenblick, den die Zeit nicht kannte« würde ich streichen.

»Du könntest wenigstens so höflich sein, und dich setzen.“«
– Die Aussage (der Ton) paßt irgendwie so gar nicht zu jemandem mit dem Namen Frieden. Kann sie das nicht netter sagen?

»Verlegen nahm er neben ihr Platz, den Blick in stiller Demut gesenkt. „Du kannst mir helfen, nicht? Du kannst mir meinen Namen sagen. Ich werde verrückt, wenn ich weiter mit diesem Nichts in mir leben muss. Ich ertrage es nicht länger, in mir häufen sich Namen, aber keiner gehört zu mir und keiner von ihnen kann mir sagen, woher ich komme. Bitte, hilf mir.“«
– würde ihn vor »Bitte hilf mir« den Blick wieder heben lassen

»Er hörte ihre Antwort.«
– würde ich streichen oder z.B. in »Erstaunt hörte er ihre Antwort« ändern.

»Erst dann, wirst du den letzten Teil deines Rätsels lösen.«
– da würde ich ein »können« dranhängen

»Das einzige, was ich für dich tun kann, ist, dir anzubieten, in den Spiegel zu schauen. Willst du das?“«
– Das Einzige
– schöner: dir einen Blick in den Spiegel zu gewähren.

»und die Töne gingen in dem Lachen eines Kindes, das auf dem Fußboden spielte, unter.«
– besser: und die Töne gingen unter in dem Lachen eines Kindes, das auf dem Fußboden spielte.

»In ihnen sah er, fühlte er, wer er war.«
– würde das erste »er« streichen, drei sind zuviel: In ihnen sah, fühlte er, wer er war.

»Und jetzt, sei still«
– ohne Komma

»Er nahm dem kleinen vergessenen Traum, der den Namen einer grünen Wiese, einer Sonne und pure Liebe war, jede Angst.«
– irgendwie stimmt der Satz nicht, müßte wohl heißen: »der den Namen einer grünen Wiese, einer Sonne und purer Liebe trug, … (Und welcher Name war das denn nun?)


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Anna-Fee,

eine schöne Geschichte und eine grauenvolle Vorstellung, in solch einer Welt gefangen zu sein, nur weil jemand vergisst, dass er von mir geträumt hat. ;)
Den Anfag finde ich etwas langatmig. Da hatte ich Mühe in der Geschichte zu bleiben. Vor allem den Absatz ab "Er betrat die Herberge"

Die vielen Details hat Häferl ja dankenswerter Weise alle schon aufgelistet. Ich habe die Geschichte auch leider erst jetzt entdeckt. Dabei hattest du sie doch dieses Mal so rechtzeitig eingestellt. :)
Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Erfolg.

Lieben Gruß, sim

 
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Hallo ihr zwei!

VIELEN Dank für´s reinschauen. So langsam muss ich die kleine nämlich abschicken (nur per Post).

@ Susi

Ich könnt dich knutschen! Es ist echt lieb, dass du dir soviel Zeit für meine KG genommen hast. Einige deiner Kommentare werden mir, denke ich, auch in Zukunft helfen. Waren gute Tipps dabei. Leider bin ich heute zu müde, um mich noch um die Formulierungen zu kümmern, aber einige Fehler und Unfeinheiten habe ich schon korrigiert. Waren richtig dumme dabei (*ärger*). Aber Betriebsblindheit ist ja weit verbreitet.

@ sim

Auch dir danke. Die schreckliche Vorstellung war Absicht. Die Geschichte soll den Leser dazu animieren, über seine eigenen vergessenen Träume nachzudenken. Denn eigentlich waren mehr die tiefen inneren Sehnsüchte der Menschen, als ihr nächtlichen Träume, gemeint. Ich habe mir schon gedacht, dass das nicht richtig rüberkommt.

Jetzt bin ich nur noch vier Zeilen drüber. *freu*
Eine Frage noch: Eigentlich mag ich keine langen Titel, aber würde "Das Café der vergessenen Träume" nicht interessanter klingen? Oder verrät das schon zuviel? Oder is der Titel eh doof?

*gähn* Morgen wird weiter gefeilt. *Ins Bett fall*

 

Hej Fee,

schade, dass es nun zu spät ist, andererseits habe ich auch nicht mehr viel gefunden zum Meckern.

Deine Geschichte ist in sich rund, hat eine ansprechende Atmosphäre, die einen sofort in ihren Bann zieht, und ganz nebenbei auch noch eine Aussage, die nachdenklich stimmt. Ich mag solche Geschichten! :thumbsup:

Ich weiß nicht, welchen Titel Du gewählt hast, der längere würde mir tatsächlich besser gefallen, aber das ist sicher nicht ausschlaggebend.

Hier noch eine kleine Handvoll Krittelkram:

In der Hoffnung, das Lächeln eines Sinnes entdeckt zu haben,
Den Satz verstehe ich nicht. Können Sinne lächeln? Und wenn ja - warum hofft er, das Lächeln eines Sinnes entdeckt zu haben? :confused:
Ich denke, Frieden müsste Zeit haben für dich haben.
Ein "haben" zu viel.
»Ich sehe sie nicht.“
Hier hast Du unterschiedliche Anführungszeichen benutzt.
Er nickte, gierig nach Wissen, nach einem Mittel, gegen diese Leere in ihm.
Kein Komma hinter "Mittel".
ies war der dritte vergessene Traum, der dritte Name, der ihm begegnete.
Welchen hat er vorher noch gesehen außer Aleyshas?
Ein kleiner Junge, von etwa zehn Jahren, stand auf der Grenze zwischen den Nebeln und dem Ort der Vergessenen.
Kein Komma hinter "Junge"

Ich drück Dir ganz schwer die Daumen! :)

Liebe Grüße
chaosqueen

 
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Nach ungefähr hundert Jahren endlich der Bitte der Autorin entsprochen, den Text zu verschieben. :shy:

 

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