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Das Recht des Königs

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19.05.2015
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Das Recht des Königs

Es waren sehr warme Tage im Sommer des Jahres 486, als sich der fränkische König Chlodwig bei Soissons eine entscheidende Schlacht mit dem römischen Statthalter Syagrius lieferte. Im Frühjahr war auf dem Marsfeld beschlossen worden, die Reste der Macht des Syagrius zu zerschlagen. Die Männer freuten sich auf Beute, Mord und Vergewaltigung und für keinen von ihnen war das Blut, das fließen würde, abschreckend. Ausgesprochen reiche Beute stand in Aussicht. Chlodwig war gerade 20 Jahre alt geworden und brannte darauf, diesen Krieg zu gewinnen, denn er sehnte sich nach Macht und Ruhm. Einige Jahre war es schon her, seit er nach dem Tod seines Vaters Anführer der Franken war. Kindliches hatte dieser große Mann längst nicht mehr. Er überragte seine Männer - bis auf wenige Ausnahmen - um einen Kopf, seine blonden Haare fielen lose herab und wehten im Wind, wenn er auf dem Pferd saß. Chlodwig kannte die Kraft seiner dunkelblauen Augen und wusste, wie unsicher manche Männer wurden, wenn sie ihr Fürst direkt anschaute und den Blick hielt. Seine Männer respektierten ihn nicht trotz, sondern auch wegen seiner Jugend. Er war der Heilsbringer.

Die Schlacht selbst fand während der heißen Sommertage in Sichtweite von Soissons auf einer freien Fläche statt, die erst vor wenigen Jahren gerodet worden war. Was an sich schon ein Vorteil für Chlodwig war, musste er doch so nicht die Mühen einer möglicherweise langwierigen Stadtbelagerung auf sich nehmen. Syagrius hatte sich allerdings auch deshalb aus der Stadt locken lassen, weil er innerhalb der Stadt nicht ausreichend Vorräte angesammelt hatte. Zudem war die Befestigung der Stadt mangelhaft, bestand allein aus schnell zusammengefügten Holzpalisaden und wies Lücken auf.

Die fränkischen Krieger unter Chlodwig waren schon einige Tage vor der Schlacht angerückt, hatten sich in der Nähe des Waldes ihr Lager eingerichtet und abgewartet, wann und ob Syagrius mit seinen Truppen aus verbliebenen römischen Legionären und Söldnern die Schlacht annehmen würde. Die Hitze war schwer zu ertragen und die Krieger verbrachten ihre Zeit im Schatten der Zelte, die sie errichtet hatten, pflegten ihre Waffen und tranken eine Menge von dem selbstgebrannten Alkohol, den sie mitgebracht hatten. Einige zogen auch zum Jagen durch den Wald und grillten dann auf Spießen, die sie aus Baumstämmen und Ästen angefertigt hatten, ganze Wildschweine oder anderes Wild, das stundenlang am Spieß gewendet wurde. Es roch nach Fleisch, nach dem Schweiß der vielen Menschen und an den Abenden auch nach den berauschenden Kräutern, deren Rauch einige einatmeten. Auch Frauen waren im Tross mitgereist und tagelang auf Karren oder neben den Pferden getrottet. Zumeist waren diese Frauen Angehörige der Krieger. Selbst Chlodwig hatte seine Frau bei sich. Alle aber dachten in erster Linie an den möglichen, zum Greifen nahen Sieg und an die Beute, die es zu holen gab. Der König lief unablässig durch das Lager, um letzte Vorbereitungen zu treffen und seine Leute bei guter Laune zu halten. Obwohl sich neuerdings die christliche Religion ausbreitete, ging er doch mit den alten Götterfahnen in die Schlacht, die Sonnenzeichen und Stiere zeigten. Seine Frau war zwar Christin, aber das hieß noch lange nicht, dass er unter einer christlichen Fahne kämpfen wollte. Die Götter waren schließlich für die Siege verantwortlich und er hatte noch nie gehört, dass dieser Jesus jemals den Sieg gebracht hatte. Götter schenkten die Gnade des Sieges.

Am Morgen des siebten Tages, den die fränkische Armee vor den Toren von Soissons verbrachte, war es so weit. Die Krieger des Syagrius stellten sich zur Schlacht auf, in breiter geordneter Front, wie sie es in der römischen Legionärsschulen gelernt hatten. Große Schilde verdeckten die Körper der Fußsoldaten und die Pferde wurden nach vorne geschickt mit ihren gepanzerten Kriegern. Chlodwig befahl den Angriff, seine Krieger rannten und ritten schreiend los, Trommeln waren zu hören, lautes Geheul. Schnell waren die Kämpfer ineinander verkeilt, das Schlachten begann. In der flirrenden Hitze wurden Körperteile abgeschlagen, getötet, verletzt und Leben war wenig wert, so viel Tod und Schmerz füllte die Luft. Die meisten sahen die Welt nur noch unklar in ihrer Mordlust und das Heulen und Geschrei drang bis in die Stadt, wo sich die Angst ebenso ausbreitete, wie auf dem Schlachtfeld. Ein ranziger Blutgeruch lag in der Luft aus und manche der Krieger rasten und tobten und waren mehr Tiere als Menschen, manch andere verkrochen sich unter den Toten oder versuchten, in den Wald zu fliehen, aber die meisten hielten stand, kämpften im Rausch des Blutdurstes und des Schnapses, den ihre Anführer ihnen gegeben hatten. Chlodwig schlug mit der Axt, mit dem Schwert, blieb aber in der Nähe seiner Leibgarde, die ihn bedingungslos deckte und die Fahnen in die Luft reckte. Stunden vergingen in dieser Raserei, bis Syagrius das Signal zum Rückzug gab. Ein einfaches Hornsignal, das alles übertönte und wieder und wieder von neuem einsetzte. Syagrius floh und mit ihm die Reste seiner Krieger. Ein Rauschen ging durch das Schlachtfeld von den Fliehenden.

Die Männer Chlodwigs setzten nicht nach, denn nun war die Stadt frei für sie und ihre Gier. Sie zogen in die Stadt, um dort ihr Werk zu vollenden, töteten, wo sich Menschen weigerten, ihnen zu geben, was sie verlangten, stillten ihre aufgeheizte Lust, vergewaltigten und rafften zusammen, was sie finden konnten. All das erbeutete Gold, die Kelche, der Schmuck, die Fibeln, die Waffen und all das, was nur irgendeinen Wert hatte, trugen sie zu einem freien Platz mitten in der Stadt, den Chlodwig für die Beute bestimmt hatte. Ein meterhoher Haufen aus Beutestücken entstand. Die Krieger konnten sich daran kaum satt sehen, und warteten ungeduldig bis die Verlosung der Beute begann. Die Verteilung der Beute sollte nach den alten Traditionen während einer Versammlung aller Krieger durchgeführt werden. Das Los sollte entscheiden, wer die einzelnen Beutestücke erhielt.

Chlodwig besichtigte zusammen mit seiner Frau Chrodechild, und dem Bischof von Soissons die aufgehäuften Stücke. Der König hatte seinen Helm abgenommen, sein Haar war zerzaust, sein Gesicht rot und seine Augen wild. Er trug noch die blutbespritzte Kampfkleidung. Braunes Leder und Leinen, auf dem sich dunkle Flecken zeigten mit einzelnen, zerfetzten Stellen. Chrodechild dagegen, eine Frau mit bleicher Haut, Sommersprossen und rötlichen Haaren, zeigte sich in grünlichschimmerndem Kleid, goldenem Ring und einer Fibel aus Gold, die das Kreuz ihres Gottes darstellte. Auch der Bischof hatte eine gelb und rot mit glänzenden Mustern bestickte Tunika übergeworfen. Im Krieg des Syagrius mit Chlodwig hatte der Bischof sich neutral verhalten. Die geschwollenen Augen der Krieger, die nach der Belohnung für ihren blutigen Kampf gierten, verfolgten die drei, die den Beutehaufen begutachteten. Der Bischof setzte langsam einen Fuß vor den anderen und betrachtete alles genau. Er war ein kleiner, rundlicher Mann mit Augen, die tief in ihren Höhlen lagen, noch in seinen jungen Jahren und etwa 30 Jahre alt. Sein Blick huschte über den Haufen und blieb auf einem großen, perlenbesetzten Krug ruhen, einem fein gearbeiteten Stück, das zweifellos griechisch war.

„Würdet ihr mir diesen Krug überlassen ? Er war ein Geschenk des Papstes zu meiner Ernennung als Bischof.“
„Wenn das Los auf mich fällt, werde ich Ihnen den Kelch überlassen, Bischof. Aber nur dann. Es liegt nicht in meiner Macht, ihn mir einfach zu nehmen.“
„Aber ihr seid der Anführer !“
„Das stimmt, aber ich kann mich nicht über die Bräuche hinwegsetzen.“
„Ich bitte euch darum und werde ein treuer Gefolgsmann sein.“
„Wenn das Los auf mich fällt …“
„Du könntest deine Männer darum bitten“, sagte jetzt auch Chrodechild mit ihrer weichen hohen Stimme.
„Bitten kann ich darum, mehr aber nicht.“
„Gott segne Sie.“

Der Bischof schlug das Kreuzzeichen über dem König. Auch Chrodechild war zufrieden und überzeugt, dass die Männer die Bitte ihres Anführers nicht abschlagen würden. Chlodwig aber war müde und seine Gedanken waren noch mitten im Kampf, seine Nerven angespannt. Gab es nichts wichtigeres als einen Kelch in der Stunde des Sieges? Wie klein die Menschen doch dachten. Andererseits war es klug, die Bitte vorzubringen. Wie weit würden sie für ihn gehen? Was war wichtiger für sie, ihr König oder die Tradition?

Die Heeresversammlung begann und Chlodwig bedankte sich mit einer kurzen Rede bei seinen Kriegern. „Heil unserem König“, riefen sie und er beugte sein Haupt vor den Fahnen. Er wusste, dass es die Götter und sein Heil waren, die den Sieg gebracht hatten. Dann begann die Verlosung der Beute. Die Männer hatten auf Tonscherben Zeichen geritzt und diese Tonscherben lagen in einem Bronzekessel bereit. Der Marschall des fränkischen Heeres leitete die Verlosung und zog nach und nach die Lose, nachdem er das jeweilige Beutestücke gezeigt hatte. Die Augen der Krieger leuchteten und ihre vom Blutrausch benebelten Gedanken klarten auf, sobald sie nach vorne traten und ihren Anteil der Beute in Empfang nahmen. Zeit verging. Der König saß mit seiner Frau unter einem hölzernen Baldachin und wartete. Sie saßen so eng beieinander, dass er ihren Körper spürte, der sich an ihn presste und schon stellte er sich vor, welche Zärtlichkeiten er bald erleben würde, wie er die Härte des Tages unter ihren Berührungen und Küssen vergessen würde. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er sah, dass der Marschall den Krug in die Höhe streckte. Der Tag war trotz des Blutes klar und sonnig geblieben und an den Perlen des Kelches brachen sich die Sonnenstrahlen in eigenartigem Glanz. Der Marschall zog die Tonscherbe und zeigte sie den Kriegern und schon trat ein einfacher Krieger mit einem Kurzschwert vor. Chlodwig kannte ihn nicht. Es war ein dunkler Mann mit glänzenden schwarzen Haaren und einem gedrungenen Körper. Er setzte seine Füße beim Gehen ungewöhnlich kräftig auf die Erde. Fast glaubte man, die Erde solle unter seinem Gang beben. Als Chlodwig ihn zu sich winkte, kam er zögerlich mit dem Krug zu seinem Herrn, wagte keinen Blick auf die Königin, schaute auch Chlodwig nur für einen Moment an, blieb einfach stehen und wartete, was Chlodwig von ihm wolle.

„Du sollst mit den Krug überlassen. Ich brauche ihn.“
„Heil, Chlodwig. Heil dir. Entschuldige, aber ich kann dir den Krug nicht geben.“
„Wie ist dein Name ?“
„Chlothar.“
„Ich bitte dich um den Krug, Chlothar.“
„Ich kann dir den Krug nicht geben, das Los ist auf mich gefallen.“
„Das bedeutet nichts, wenn ich dich bitte.“
„Ich kann dir mein Schwert geben, wenn du es brauchst, oder meinen Gürtel.“
„Ich möchte den Krug, Chlothar.“
„Du hast kein Recht auf den Krug, Herr.“
„Schau dir meine Frau an. Für sie möchte ich den Krug.“
Chlothar zögerte, aber nur einen Moment und warf einen Blick auf die blasse, schöne Frau neben Chlodwig, die so rein aussah. Dann ging er mit dem Krug noch näher zu dem Baldachin, stellte sich vor das Paar, hob den Krug und ließ ihn mit aller Wucht zu Boden fallen. Der Krug zersplitterte und sein Glanz war dahin.
„Ich kann ihn dir nicht geben, Chlodwig.“

Er drehte sich um und ging wieder zu den anderen Kriegern, die gesehen hatten, was vor dem Baldachin passiert war. Keiner hatte reagiert, keiner hatte gerufen und sie machten Chlothar den Weg frei, als er zu seinem Platz ging. Chlodwig wusste, dass der andere im Recht war und er Ruhe, Gelassenheit und Stärke ausstrahlen musste. Gerade jetzt. Dennoch tobte es in ihm. Wie konnte dieser Krieger es wagen, seine Bitte abzuschlagen? Für einen Moment wollte er ihm nachlaufen, ihn zum Kampf auffordern, beruhigte sich aber wieder. Der Mann hatte seinen Anteil bekommen. Chlodwig schaute auf die Scherben, die vor ihm lagen. Der Bischof konnte sich ja einen neuen Krug machen lassen. Dann rief Chlodwig den Marschall zu sich, befahl die Perlen aufzusammeln und sie Chlothar zu überreichen. Ihm war das Beutestück zugefallen, das wusste Chlodwig. Ein Lachen erscholl, brach aus ihm heraus, ein lautes Lachen, tief aus dem Bauch. Die Spannung war abgefallen und löste sich bei allen Umstehenden auf. Chlodwig aber vergaß nichts, er versteckte nur seine Erinnerung an diesen Moment tiefer in seinen Gedanken.

Ein Jahr später waren Macht und das Ansehen von Chlodwig weiter gewachsen. Die Männer, die für ihn vor Soissons gekämpft hatten und ein Jahr erlebt hatten, das ihnen Glück und ein angenehmes Leben im Winter gebracht hatte, kamen wieder zusammen. Manch anderer war dazu gestoßen, als die Krieger zum Marsfeld kamen, um zu beraten. Der Winter war kalt und hart gewesen und die Männer freuten sich darauf, ihre Kameraden wieder zu sehen, die Kälte mit Rausch und Fest, Gesprächen und Vergnügungen aus den Gliedern zu scheuchen. Der Versammlungsort lag auf einem Feld in der Nähe von Paris. Viele der Männer waren mit ihren Familien gekommen. Der König sorgte für alle in diesen Tagen. Überall waren Feuer angefacht, denn die Nächte waren noch kalt. Die Menschen lagerten, lachten und warteten auf den Beginn der Versammlung.

Chlodwig traf zu Pferd an der Spitze seines Gefolges ein. Er ritt einen Schimmel, der bedeckt war von einem bestickten Teppich, auf dem Schlachtenszenen dargestellt waren, und trug Schwert und Helm. Die fein mit Schlangenlinien, Vögeln und Blumen verzierte Schwertscheide, der Helm, die blonden langen Haare und der prächtige Schimmel ließen alle erkennen, dass es der König war, der kam. Die Menge rief und jubelte. Die Versammlung würde bald schon beginnen. Er ritt an einer Grube vorbei, die am Rande des Feldes gegraben worden war, und sah eine Gruppe von Frauen, die gerade damit beschäftigt war, eine junge Frau für den Fruchtbarkeitszauber vorzubereiten. Sie trug eine Krone geflochten aus den ersten Blumen des Jahres, Krokussen zumeist, und fror offenbar in ihrem dünnen Gewand, unter dem sie nackt war. Der Himmel an diesem Tag war bewölkt, ein Wind pfiff über die Ebene und bald schon würde der Regen einsetzen, deshalb wurde es Zeit. Öl und Pflanzensamen sollten auf ihrem nackten Körper verteilt werden. Der Samen sollte von ihrem Körper in die Erde geschwemmt werden. Eine symbolische Handlung, wie so vieles. Die Frauen waren fröhlich, lachten und sangen und winkten dem König zu.
Chlodwig betrachtete die Zelte, die vielen Menschen, das geschäftige Treiben und nahm die Begrüßungen aller entgegen, an denen er vorbeiritt. Er fühlte sich als Teil der Menschen. Das Volk und er waren eins. Noch bevor das Sonnenlicht fahler wurde, begann die Versammlung. Chlodwig hatte gerade noch Zeit in dem Zelt, das für ihn bereit stand, etwas Fleisch zu essen, etwas von dem Fladenbrot und dazu die gesäuerte Milch zu trinken, die nicht fehlen durfte. Chrodechild sollte im Zelt zurückbleiben, wenn die Versammlung begann. Nicht weil Frauen nicht zugelassen waren. Aber Chrodechild war nach der Geburt ihres Sohnes noch zu schwach und müde von der Reise, die sie mit Chlodwig vom Norden Galliens hierher nach Paris gemacht hatte.

Die Versammlung auf dem Marsfeld begann mit der Waffenschau und der Überprüfung der Ausrüstung durch den König und seine Befehlshaber. Die Männer standen in loser Reihe und warteten, bis der König an ihnen vorbeischritt, ein paar Worte an sie richtete oder einfach nur aufmunternd nickte und lachte. Chlodwig ging die Reihen in Kampfausrüstung ab. Nur auf den Helm hatte er verzichtet. Manch einem klopfte er auf die Schulter. Da sah er einen Mann, den er kannte. An seinem Gürtel waren ein paar Perlen befestigt, an die sich der König gut erinnerte. Mit langsamen Schritten ging er zu ihm.

„Ist das nicht Chlothar?“
Der Mann nickte und sah ihn mit leerem Blick an.
„Lass mich deine Ausrüstung betrachten.“
Der König schaute sich alles ganz genau an: den ledernen Wams, die Schuhe und selbst das kurze Schwert. Seine Finger streichelten zärtlich die Perlen.
„Deine Perlen kenne ich, Chlothar. Perlen und Schmuck sind verboten und dürfen an einer Kriegerrüstung nicht angebracht werden, das weißt du doch, Chlothar.“
Wieder ein Nicken von Chlothar.

Die rechte Hand Chlodwigs entfernte sich mit bedächtigen Bewegungen von den Perlen und erfasste den Knauf seines Schwertes. Er zog das Schwert mit einem Ruck aus der Scheide, holte aus, sah Chlothar direkt in seine dunklen Augen, und trennte den Kopf Chlothars mit einem einzigen Schlag vom Rumpf. Blut spritzte auf den König, der Körper fiel beiseite und der Kopf lag auf der Erde. Doch der König hob den Kopf ungerührt von der Erde auf, packte ihn am Schopf und streckte ihn in den Himmel. Der König Chlodwig lachte dabei lärmend. Die Umstehenden waren gebannt und weithin sahen die Menschen die Tat ihre Heilbringers, ihres Königs.

„Das ist das Recht des Königs.“

 
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Da hastu jetzt aber mein Lieblingsthema, besser, das Thema meines Lebens aufgerollt,

liebe Isegrims!,

und es ist gut erzählen über eine Zeit, über die es kaum Aufzeichnungen gibt.

Aber schon der erste Satz,

[d]as römische Reich, das tausend Jahre lang Stabilität und einen gewissen Frieden gewährleistet hatte, war untergegangen
ist sehr vereinfachend, denn schon weit vor Konstantin dem Großen wurde das Reich geteilt (es konnte einfach nicht mehr „verwaltet“ werden) und durch ihn Byzanz, das sich hernach Konstantinopel nannte, zur neuen Hauptstadt des Imperiums, das bis zur Eroberung Konstantinopels (1453; ich sag mal auch vereinfachend) mehr oder weniger fiktiv weiterlebte und durch die Kaiserkrönung Karls 800 einstweilen mit germanistischer Zunge auch jenseits von Konstantinopel formal wiedererrichtet wurde. Stabil war es schon unter den Nachfolgern Octavians und Tiberius nicht mehr, man kann es an den Namen Caligula und Nero festmachen und 68 f. wurden gar drei Kaiser erhoben und erst den Flaviern gelang wieder eine Festigung des Reiches.

Warum aber ist es mein Thema? Ich bin durch Chlodwigs Schwager, den großen Theoderich und Herweg Wolframs Gotenforschung (fast schon ein ethnologisches Werk über einen Stammesverband, der Mitte des sechsten Jahrhunderts in Italien, 711 auf spanischem Boden und im 16. Jh. auf der Krim unterging. Da bin ich auf das Nibelungenlied gestoßen und Chlodwig/Clovis (nix anderes als unser heutiges Ludwig/Louis) liefert mit der Anstiftung zum Mord an seinem Vetter, dem hinkenden Siegfrid (von Köln) ein sehr reales Vorbild für den Siegfried Mythos.

Aber zurück zu Deinem Text!, wo Du auch Kelten erwähnst, kann ich mir nicht verkneifen, dass dem Chlodwig (der übrigens mit 16 König der salischen Franken wurde) nicht gelungen ist, die „heimgekehrten“ Briten/Kelten auf der Bretagne zu unterwerfen.

Ferner schreibstu:

Der geschickteste unter ihnen war Chlodwig, der um das Jahr 490 einen Teil des versunkenen römischen Herrschaftsgebietes im heutigen Frankreich beherrschte.
Geschickter war sein Schwager Theoderich, der durch „geschickte“ Heiratspolitik alle Völkerschaften germanistischer Zunge (ausgenommen Angeln, Sachsen und Friesen) zu einem Bündnis zusammenfassen wollte, das von Nordafrika (Wandalen, die keineswegs größere Vandalen – ein Wort, das Voltaire für Rüpel gewählt hat – waren als andere „barbarischen“ Stämme/Völker auch) und der iberischen Halbinsel (Westgoten) übers heutige Frankreich und den Benelux (Westgoten, Franken, Burgunden) bis Thüringen gereicht hätte, hätte denn sein italisches Reich Bestand gehabt gegenüber Konstantinopel.

Und Chlodwigs

Frau Chrodechild
, die weibliche Endung damals war i. d. R. ...is, als Chrodechildis, dessen zwoter Teil heute Hilde ist wie bei Grimhildchen )-war übrigens keine Frau aus dem Geschlecht der Kuninge der Thüringen, sondern Burgunder, nicht aber aus dem reich von Worms, das 436 schon unterging und im Ende des Nibelungenliedes besungen wird (aber spiegelbildlich nicht im heutigen Ungarn, sondern auf belgischem Gebiet – in der Nähe des Stammesgebietes der salischen Franken.

Zu korrigieren gibt es zudem jede Menge Zeichenfehler (wobei ich nicht garantieren kann, alle gefunden bzw. notiert zu haben). In der Reihenfolge ihres Auftritts

Er überragte seine Männer [ -] bis auf wenige Ausnahmen [-] um einen Kopf, seine blonden Haare fielen lose von seinem Kopf herab und wehten im Wind, wenn er auf seinem Pferd saß.

Die fränkische Armee unter Chlodwig …
Nee, eine Armee war’s noch nicht, es gab bei den Franken weit über die Karolinger hinaus keine stehenden Heere. „Das/der fränkische Heer/zug“ wäre genauer. Der Herzog ist übrigens der, der das Heer anführt, der „zog“ vorm Heer.

… alten Götterfahnen in die Schlacht, die Sonnenzeichen und manche Stiere zeigten.
Der Stier ist übrigens das Totemtier der salischen Franken. Merowech, der Stammvater, hatte einen Stier, der aus dem (besser vielleicht: übers) Meer kam, zum Vater. In der Bezeichnung der Merowinger ist der erste Teil noch als Meer zu erkennen.

oder versuchten[ ,] in den Wald zu fliehen,
Sie zogen in die Stadt, um dort ihr Werk zu vollende[…]n, töteten, wo sich Menschen weigerten[ ,] ihnen zu geben, was sie verlangten,
(ist das heute anders?)
und warteten ungeduldig[ ,] bis die Verlosung der Beute begann.
mit einzelnen[ ,] zerfetzten Stellen

Der Bischof setzte langsam ein[en] Fuß vor den anderen
Er war ein kleiner[ ,] rundlicher Mann mit …
„Könnt ihr mir diesen Krug überlassen ?
Besser Höflichkeitsform, denn von den (Fürsten)höfen kommt die Höflichkeit

Es liegt nicht in meiner Macht[ ,] ihn mir einfach zu nehmen.“
„Wenn das Los auf mich fällt[ …] …“
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als [er] sah, dass der Marschall den Krug in die Höhe streckte.
„Ich kann dir mein Schwert geben, wenn du es brauchst[,] oder meinen Gürtel.“

„Ich möchte den Krug[,] Chlothar.“
(Heute: Lothar. Aber klingt es nicht wie ein Wunsch "!")
Chlothar zögerte, aber nur einen Moment[ ,] und warf einen Blick auf die blasse[ ,] schöne Frau neben Chlodwig, die so rein aussah.
und die Männer freuten sich darauf[,] ihre Kameraden wieder zu sehen,

Er ritt an einer Grube vorbei, die am Rande des Feldes gegraben worden war[,] und sah eine Gruppe von Frauen, die gerade damit beschäftigt war[…,] eine junge Frau für den Fruchtbarkeitszauber vorzubereiten.
(das „war“ bezieht sich auf die Gruppe, darum Einzahl)

Die Männer standen in loser Reihe und warteten[,] bis der König an ihnen vorbeischritt, ein paar

Und zu guter Letzt kann das Fragezeichen eine Stelle vorrücken und den Platz für die auslaufenden Gänsefüßchen freimachen.
„Ist das nicht Chlothar ?

Der König Chlodwig lachte dabei sein lautes lärmendes Lachen.
(Ist das Attribut nicht doppelt gemoppelt?)Übrigens - ganz am Rande - wenn man die Zahlenangaben im Nibelungenlied für bare Münzen nimmt, starb Chlodwig im Alter des Siguuard ...


Viel zu tun, aber packen wir’s an! Wenn auch erst in etwa zwo Wochen ...

Friedel,
der noch 'ne schöne Zeit wünscht und gleich noch ne Empfehlung abgibt: Wenn Du Spaß an schrägen Geschichten hast, empfehl ich Dir die Merowinger von Heimito von Doderer. Da will der Clanchef alle Verwandtschaftsgrade mit und durch sich selbst erwerben ... Also incl. eigenem Vater und Sohn usw.

 
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Lieber Isegrims,

ich entschuldige mich vorab für etwaiges Klugscheißen, das ist quasi berufsbedingt. Möglicherweise greife ich dabei ins Klo, wenn du also meinen Wissenshorizont erweitern kannst, wäre ich dir nicht sauer, sondern würde mich darüber freuen.

Zum Thema:

Als Vor- und Frühgeschichtlicher hat mich dein Sujet sofort angesprochen. Eigentlich ist diese Epoche des Frühmittelalters, gegen Ende der VWZ, absolut prädestiniert als Hintergrund für spannende Geschichten. Eine Welt in Bewegung, der Zusammenbruch des weströmischen Reichs, die Gründung germanischer Königreiche auf den Ruinen (und Gedankengebäuden) der römischen Zivilisation, neue Identitäten, der Konflikt zwischen Hellenismus, Christentum und dem Heidentum ... so viel Potential. Dementsprechend gespannt war auch auf deine Verarbeitung des Stoffes.

Leider muss ich gestehen, dass du in meinen Augen fast alles falsch gemacht hast, was man falsch machen kann. Nicht inhaltlich, auch wenn manches sicher zu diskutieren wäre, sondern von der Herangehensweise. Über weite Stellen ist dein Text nämlich nicht spannend, sondern liest sich wie ein Wikipedia-Artikel. Die gesamte Exposition ist ein Info-Dump mit gelegentlichen Einsprengseln von Charakterbeschreibungen. Informativ, gewiss, aber für eine Kurzgeschichte die falsche Form.

Ein europäischer Herrscher also und einer der ersten, die germanisch-keltischen Ursprungs waren.

Ich meine sowas hier. Du erzählst keine Geschichte, sondern dozierst. Und das extern der Handlung.

Überhaupt: Wieso "keltisch-germanischen" Ursprungs? Mal ganz davon abgesehen, dass sich Chlodwig selbst wohl weder als Germane, und noch viel weniger als Kelte bezeichnet hätte, so war er doch zuallererst Merowinger, und als solcher ein Adeliger aus dem Großstamm der Franken. Und die Franken entstanden aus den Saliern und Ripuariern, welche wiederum aus dem Zusammenschluss einer ganzen Reihe westgermanischer Stämme gewachsen sind.
Klar, es ist gut möglich, dass gerade am Rhein auch keltisches Substrat hinzu kam. Aber wenn wir bedenken, dass die Latènezeit in ihrer letzen Kulturepoche bereits um 50 v. Chr. durch Cäsars gallsiche Kriege auf dem Festland ihrem Niedergang entgegen sah, dann ist es sehr mutig, fast 500 Jahre später von Chlodwig als germanisch-keltischen König zu sprechen. Finde ich zumindest. Der Leser könnte meinen, dass hier eine geschichtliche Gleichzeitigkeit stattfand, die es so nicht gab.

Das Land selbst darf man sich zu jenen Zeiten als ein zusammenhängendes Waldgebiet vorstellen. Düstere Wälder, in denen wilde Menschen in kleinen Gemeinschaften lebten und darum kämpften irgendwie zu überleben.

Was sind "wilde Menschen"? Die Germanen zu jeder Zeit täte ich nicht als solche bezeichnen. Allein die Materialkultur spricht dafür, dass wir es hier mit zwar sehr extrovertierten, aber auch zivilisierten und kulturstiftenden Menschen zu tun haben.

Die Schlacht selbst fand an einem heißen Sommertag in Sichtweite von Soissons auf einer freien Fläche statt, die erst vor wenigen Jahren gerodet worden war.

Augusta Suessionum zu jener Zeit.

Chlodwig traf zu Pferd an der Spitze seines Gefolges ein. Er ritt einen Schimmel, der bedeckt war von einem bestickten Teppich, auf dem Schlachtenszenen dargestellt waren, und trug Schwert und Helm. Die fein mit Schlangenlinien, Vögeln und Blumen verzierte Schwertscheide, der Helm, die blonden langen Haare und der prächtige Schimmel ließen alle erkennen, dass es der König war, der kam.

Es ist aber nicht alles schlecht, lieber Isegrims! Die Beschreibungen von Bewaffnung, Bannern, Rüstungen haben mir gut gefallen und waren auch glaubhaft. Du hast sogar die Tierstilornamentik beschrieben, ohne den terminus technicus zu verwenden. Warum nicht gleich so? Aus der Axt würde ich allerdings die zeittypische Franziska machen, aus dem Schwert ein Sax oder eine Spatha.

Ich bin mir nicht sicher, wie hoch dein Anspruch ist. Auf der einen Seite rollst du die historischen Daten wie in einem Lehrbuch auf, auf der anderen Seite schlägst du Brückenschläge in die nähere Vergangenheit, bspw. bei der Bezugnahme auf die Gebrüder Grimm, die völlig aus dem Zusammenhang als Zeugen für germanische Lebensart von vor 1500 Jahren herhalten müssen.

Wenn ich die Geschichte nochmal überarbeiten müsste, ich würde den Beginn im Stile einer pseudo-historischen Chronik verfassen, die ein Mönch oder Schriftgelehrter Chlodwig vor dem Beginn der Handlung vorträgt. So kommt es nicht zu dieser unschönen Spaltung des Textes in Dozententeil und Handlungsteil.

Viel Erfolg damit und ein schönes Wochenende!

Exilfranke :)

 

Lieber Friedel,

vielen herzlichen Dank für den präzises Kommentar und deinen Spaß an der Thematik:)

Die Fehler habe ich mittlerweile beseitigt und auch die Einleitung deutlich gekürzt.

Chrodechild habe ich zunächst belassen, ich werde aber noch bei Gregor von Tours nachschlagen, wie dort die Namensschreibung ist.

Im Grunde wollte ich nur die Geschichte des Kruges schreiben, des Widerstands gegen den König mit Berufung auf die Tradition... und der Rache, die der König nimmt, als er im Recht ist und sein Recht nutzt. Und natürlich wollte ich auch diese fremde spannende Welt beschreiben, aus der so viele Mythen stammen.

Warum aber ist es mein Thema? Ich bin durch Chlodwigs Schwager, den großen Theoderich und Herweg Wolframs Gotenforschung (fast schon ein ethnologisches Werk über einen Stammesverband, der Mitte des sechsten Jahrhunderts in Italien, 711 auf spanischem Boden und im 16. Jh. auf der Krim unterging. Da bin ich auf das Nibelungenlied gestoßen und Chlodwig/Clovis (nix anderes als unser heutiges Ludwig/Louis) liefert mit der Anstiftung zum Mord an seinem Vetter, dem hinkenden Siegfrid (von Köln) ein sehr reales Vorbild für den Siegfried Mythos.

Sehr interessant, was du da andeutest und gewiss ein ganzer Schatz an Geschichten...

empfehl ich Dir die Merowinger von Heimito von Doderer. Da will der Clanchef alle Verwandtschaftsgrade mit und durch sich selbst erwerben ... Also incl. eigenem Vater und Sohn usw.

den Doderer werde ich mir besorgen :)

einen schönen Urlaub für dich
bis bald
Isegrims

 

Lieber Exilfranke,

ganz herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar...

Die gesamte Exposition ist ein Info-Dump mit gelegentlichen Einsprengseln von Charakterbeschreibungen. Informativ, gewiss, aber für eine Kurzgeschichte die falsche Form.

Ich habe deinen Ratschlag beherzigt und das ganze Klugscheißen und dozieren am Anfang entfernt und nur mit wenigen Worten zu Situation hingeführt... du hast schon recht, das langweilt nur... und ein Geschichtswerk wollte ich nicht einleiten, sondern nur eine kleine Episode erzählen, die allerdings so ähnlich überliefert ist und ich habe mich bemüht nahe an den Überlieferungen zu bleiben... Auch die "wilden Menschen", die Anspielung auf die Kelten und den Satz über die Brüder Grimm (den allerdings ungern, weil ich der festen Überzeugung bin, dass in den Märchen ein Substrat dieser alten Zeit zu finden ist...
Ich würde mich freuen, wenn du mir sagst, ob die Geschichte dir nun besser gefällt.

Aus der Axt würde ich allerdings die zeittypische Franziska machen, aus dem Schwert ein Sax oder eine Spatha.
Versteht das noch jemand, wenn ich Franziska oder Sax oder Spatha sage ??

Viele Grüße aus der dunklen südlicheren Nacht :)
Isegrims

 

Moin Isegrims,

Ich habe deinen Ratschlag beherzigt und das ganze Klugscheißen und dozieren am Anfang entfernt und nur mit wenigen Worten zu Situation hingeführt... du hast schon recht, das langweilt nur... und ein Geschichtswerk wollte ich nicht einleiten, sondern nur eine kleine Episode erzählen, die allerdings so ähnlich überliefert ist und ich habe mich bemüht nahe an den Überlieferungen zu bleiben...

Ich finde es jetzt auf jeden Fall besser. Der Einstieg ist flotter und nicht mehr so sperrig.

Auch die "wilden Menschen", die Anspielung auf die Kelten und den Satz über die Brüder Grimm (den allerdings ungern, weil ich der festen Überzeugung bin, dass in den Märchen ein Substrat dieser alten Zeit zu finden ist...

Schwieriges Thema, da müsstest du einen Ethnologen fragen. Als Archäologe habe ich zwar die Vermutung, das Märchen und Fabeln ganz klar Tradierungsvehikel für Verhaltensnormen etc. sind, aber ihre Aussagekraft über germanisches, bzw. frühzeitliches Brauchtum recht gering sein dürfte. Dafür sind die Archetypen in Märchen viel zu allgemein. Erschwerend kommt hinzu, dass im frühen 20. Jhd. viel unseriöser Murks dazu publiziert wurde. Brauchtumsforschung war in Mode und jedes Brauchtum musste mindestens germanisch sein.

Ich würde mich freuen, wenn du mir sagst, ob die Geschichte dir nun besser gefällt.

Auf jeden Fall!

Versteht das noch jemand, wenn ich Franziska oder Sax oder Spatha sage ??

Kommt auf den Kontext an. Kannst es aber auch lassen.

Exilfranke :)

 

Hallo Exilfranke,

schön, dass dir die Geschichte nun besser gefällt :)
vielen Dank fürs zweite Lesen...

Ich muss mich noch etwas konzentrieren, dass meine Einleitungen nicht allzu ausschweifend werden, das habe ich in jedem Fall gelernt.

Der Versuch eine Geschichte zu schreiben, die weitgehend auf Überlieferung beruht, nimmt zwar im Gegensatz zur rein selbst erfundenen Geschichte, führt, glaube ich, zu Irritationen und evtl. auch zu Fehlinterpretationen (z.B. weil ich den König als Heilbringer benannt habe und man dies mit deutscher Nazi-Vergangenheit verbindet, die viele Überlieferungen aus dieser Zeit dümmlich benutzt hat).

Einen sonnigen Gruß in den Norden
Isegrims

 

Da isser wieder und es ist gut, auf den historischen Vortrag vorneweg zu verzichten und allein dadurch die Geschichte um ca. ein Drittel zu kürzen,

liebe/r Isegrims.

Aber was besonders nach dem Wegfall historischer Zweifelhaftigkeiten auffällt (wenn das "Wiki..."like ist, wie's Exilfranke andeutet, weiß ich, warum ich es, wenn schon nicht niemals, so doch seltenst und dann nur unter Vorbehalt nutze) ist der Ton eines Schulaufsatzes unterm Diktat der Hilfsverben. Nehmen wir den ersten Absatz (der im zweiten nicht nur im Sommertag eine Doppelung, sondern auch in den Hilfsverben findet):

Es waren sehr warme Tage … Im Frühjahr war auf dem Marsfeld beschlossen worden, …
Dass Du's anders und besser kannst, zeigte schon Dein Erstling, aber vor allem Dein neues Werk.

Wenn man sich dann am ersten Satz, der ohne Variation übers „sein“ auszukommen scheint

Die Männer freuten sich auf ….
geht es über eine Zwischenstation des „werden“ (würde) obsiegt wieder das „sein“ mit dem neuen Verbündeten
für keinen von ihnen war das Blut, das fließen würde, abschreckend. Chlodwig war gerade 20 Jahre alt geworden … Einige Jahre war es schon her, seit er nach dem Tod seines Vaters Anführer der Franken war.

Um auch mal „haben“ heranzulassen
Kindliches hatte dieser große Mann längst nicht mehr.
(abgesehen davon, dass es eine "Kindheit" in unserm heutigen Sinne nicht gab. Usw.

Warum nicht versuchen, Hilfsverben so weit als möglich zu vermeiden, etwa „in den heißen Tagen des Sommers 486 lieferten sich die salischen Franken unter ihrem [jungen] König Chlodwig beim [heutigen] Soissons [die] entscheidende Schlacht* mit dem [letzten] römischen Statthalter Syagrius. Im Frühjahr hatte man auf dem Marsfeld beschlossen, die Reste der Macht des Syagrius zu zerschlagen. Die Männer freuten sich auf [Ruhm und Ehre**], vor allem aber [reiche / fette] Beute, davor schreckte weder Blut [noch Tod] ab. Chlodwig, gerade 20 Jahre alt, brannte darauf, diesen Krieg zu gewinnen***."


Gelegentlich gibt’s auch zu viele Possessivpronomen, wie hier

… um einen Kopf, seine blonden Haare fielen lose von seinem Kopf herab und wehten im Wind, wenn er auf seinem Pferd saß.
Warum nicht „…, das blonde Haar fiel lose vom Kopf und spielte im Wind, wenn er ritt“?

Er war der Heilsbringer.
Heil – und somit ohnbechädigt - war der kuning nur so lange, als er selbst unbeschädigt blieb, was wiederum mit dem Heerkönigtum zu tun hat und das dem Vetter aus Köln, dem hinkenden Sigibert, versagt blieb 496.

*
Syagrius floh hernach zu den Westgoten im heutigen Toulouse, wurde aber durch Alarich II. an Chlodwig ausgeliefert

**
Das gälte auch für Syagrius’ Leute.
Erst mit der Schlacht kommts zu massenhafter Gewalt. Hätte Syagrius kapituliert, wäre der zu leistende Blutzoll wesentlich geringer ausgefallen und er hätte eine Überlebenschance gehabt.

Die Vergewaltigung ist ein Mittel, den Gegner noch nachträglich, nach der Niederlage zu demütigen.

***
Der kuning (kunni = Geschlecht/Stamm/Volk) bedeutet nix anderes als aus „vornehmen Geschlecht/vornehmer Familie“,
der Heerkönig blieb solange unangefochten, wie er seinen Leuten Ruhm und Ehre incl. Beute versprach. Chlodwigs bereits an anderer Stelle genannter Vetter S., auch er ein Merowinger, stand einem „ripuarischen“ Kleinkönigtum um Köln vor - ich versteh Exilfrankes Hinweis auf Salier und Ripuarier so, dass er meint, die Ripuarier wären ein Stammesverbund gewesen. Ripuarierer werden die fränkischen Stämme genannt, die an den „Ufern“ des Rheins lebten - und verlor seine Aura in der Schlacht bei Zülpich gegen alemannische Verbände, da er seinen Vetter zu Hilfe rufen musste. Der hatte anfangs auch kein sonderliches Heil und - als wär's der Mythe/Legende um Konstantin d. Großen nachgebildet - hatte eine "Erscheinung", die ihn nach dem Sieg über die suebischen Verbände zum Christentum führte.

Alles kein Beinbruch, findet der

Friedel,
der jetzt noch eine andere Baustelle besucht.

Bis gleich!

 

Lieber Friedel,

du findest ja doch stets die stilistischen Feinheiten und die Tücken der Zeichensetzung.... warum habe ich denn nicht endlich eingesehen, dass auch nach einem "und" ein Komma gesetzt werden muss, wenn ein neuer Hauptsatz beginnt... manchmal glaube ich ja Kommata verunstalten die Texte, aber machen sie dann auch lesbarer...

Es gibt noch so viele Geschichten aus dieser frühen Zeit zu erzählen und die Beweggründe dieser fernen Menschen zu verstehen.... du deutest die Möglichkeiten ja an :)

Vielen Dank Friedel !

Jetzt kommen doch nach dem Regen des drückenden Sommerabendes die klare Luft und die klaren Gedanken....

Bis demnächst
Isegrims

 

, dass auch nach einem "und" ein Komma gesetzt werden muss, wenn ein neuer Hauptsatz beginnt...
Nee, da verstehstu was miss,

Isegrims,

gerade da muss es nicht, ersetzt doch die Konjunktion und das Komma ganz ausgezeichnet,

sagt der

Friedel
nicht allein

 

Ja lieber Friedel

wo Recht ist wirst du Recht haben :)

Und abgesehen, dass Texte mit einheitlicher Rechtschreibung lesbarer sind, kann ich doch auch den alten Goethe verstehen, der sich über die Bemühungen zB der Brüder Grimm, aufgeregt hat, weil die eine einheitliche Rechtschreibung wollten ... schließlich schränkt es ja doch die künstlerische Freiheit ein wenig ein, speziell bei Kommasetzung, wo es den Rhythmus fördern oder auch zerstören kann :)

sagt
Isegrims mit sommerfeuchten Grüßen

 

Hallo Robert,


Deine Geschichte ist ein recht anschaulich beschriebenes historisches Ereignis.
ach je, dass du auf diesen Text gestossen bist, sechs Jahre alt, etwas angestaubt und nicht mehr so, wie ich die Idee heute sprachlich, aber auch von der Struktur her umsetzen würde.
Ich habe den Text dennoch nicht gelöscht, weil ich das Thema interessant finde, weil es auch ein paar Anknüpfpunkte zu unserer Gegenwart bietet.

Das Thema habe des merowingischen Königs als Heilsbringer habe ich übrigens in einer anderen Geschichte im letzten Jahr aufgegriffen. Sie spielt in der Sainte Chapelle in Paris.
Der König lacht

Die Fehler habe ich ausgebessert, muss aber sagen, dass der Text eine generelle Auffrischung bräuchte, was ich aber derzeit nicht umsetzen kann. Na ja, vielleicht irgendwann mal-

Der Samen sollte von ihrem Körper in die Erde geschwemmt werden. - Die Samen sollten über ihren Körper die Erde bedecken.
Ich habe damals ziemlich umfangreich recherchiert und in den Chroniken wird das Verfahren so beschrieben, dass es darum ging, mit dem Samen, der vom Körper in den Boden eindringt, symbolisch die Fruchtbarkeit zu erlangen.

Hat mich gefreut, vielen Dank und liebe Grüße
Isegrims

 

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