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Das Seegespenst

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07.09.2014
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Anmerkungen zum Text

Dieser Text ist inspiriert von einem gleichnamigen japanischen Märchen

Das Seegespenst

Kimitaka
Immerhin haben sie sich satt essen dürfen. Der Kahn liegt im Wasser, erbärmlich nackt ohne die aufgestellten Angeln. Ein angemessenes Boot für einen Lügner, einen Dummen und einen Wasserscheuen. Seit Kimitaka es gesehen hat, ist ihm klar, wie wenig die Leute im Dorf an ihren Erfolg glauben. Aber wenn sie die Wahrheit wüssten, wäre es nicht einmal dieses hier geworden. Ein Boot, das vollläuft, geht unter, ob es eine Nussschale ist, oder groß und prächtig, wie das, was er bis vor wenigen Tagen besessen hat.
Nach ihm springt Yoshi jauchzend an Bord. Am Ufer stehen Yoshis Eltern. Im Blick des Vaters liegt dieselbe Verwirrung wie in den Augen der anderen Männer von Tosa. Immerhin hat er es zum Strand geschafft. So viele liegen fiebernd zu Hause, starren die Risse in den Decken an, sehen Dinge darin, zucken zusammen, wenn jemand lacht. Aber es wird nicht mehr viel gelacht in Tosa. Erst die erwachsenen Männer, dann die Jungen. Nur solche wie Isamu und Yoshi sind verschont geblieben, solche, die sie nicht dabei haben wollten auf dem Meer.
Yoshi winkt den Eltern zu, streckt seinen Rücken, nickt feierlich, verbeugt sich, nickt, verbeugt sich, nickt immer noch, als er nach den Rudern greift. Kimitaka geht ans Steuer.
Als Letzter kämpft sich Isamu an Bord, sucht überall Halt, bleich wie der Geist, der dort draußen auf sie wartet. Vielleicht ist es ein Fehler, ihn mitzunehmen.

Isamu
Alles schwankt, der Boden, die Horizontlinie, der Kompass im Bauch, Übelkeit. Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden. Höhnisches Glucksen am Boot, kalte Spritzer auf der Haut. Schon als Isamu zum ersten Mal das Meer sah, im Tragetuch der Mutter, hat er geschrien vor Entsetzen. Sie hat es ihm später erzählt, während er half, Fische auszunehmen, würgen musste vom Geruch. Der Vater hatte da schon lange nicht mehr mit ihm gesprochen.
Nur heute hat er sich aufgerichtet, hat ihn angesehen, bevor das Fieber ihn wieder auf das Lager warf. Kein Fisch mehr im Haus. Etwas Reis noch für die hungernden Geschwister. Die Mutter hat er seit Tagen nicht essen sehen.
Doch jetzt, wo er den Boden unter den Füßen verloren hat, jetzt weiß er, dass er lieber verhungert wäre. Es ist nicht egal, wie man stirbt. Kimitaka, finster hinten am Steuer, wird ihn nicht zurückbringen. Auf Kimitaka setzen sie ihre Hoffnung. Weil er geschworen hat, dass es leicht sein wird, ganz leicht, deshalb sitzt Isamu hier in diesem Boot. Doch jetzt hat Kimitaka schon dreimal vom Sake getrunken und sieht nicht so aus wie jemand, der von einem Gott auserwählt worden ist. Er schweigt, seit sie losgerudert sind. Ganz im Gegensatz zu Yoshi.
„Isamu, gehst du unter, wenn du ins Wasser fällst?“
„Mag wohl sein.“
„Gehst du dann tot?“
„Halt den Mund.“
Aber Yoshi hält niemals den Mund. Er lässt die Ruder sinken und dreht sich zu ihm. Seine Augen rollen unruhig in den Höhlen umher und dann platzt es wieder aus ihm heraus.
„Papa hat gesagt, wer nicht schwimmen kann, geht unter wie ein Stein. Ich kann schwimmen.“
„Ich weiß.“
„Ich bin ein starker Mann.“
„Dann rudere und sei still.“
Für einen Moment zieht Yoshi vor ihm die Ruder durch das Wasser. Ein Kind im Körper eines Helden.
„Ich bin ein starker Mann.“
„Ja, du bist stark.“
Yoshi freut sich so, dass er auf und ab wippt. Das Boot reagiert. Isamu würgt. „Verdammt, hör auf damit!“
„Isamu, gehst du unter, wenn du ins Wasser fällst? Ich will nicht, dass du totgehst. Gehst du tot?“
„Du bist so dumm. Du kapierst es einfach nicht.“

Yoshi
Mama hat geweint, als Papa gesagt hat, Yoshi wird ein Held sein. Niemand sonst traut sich jetzt auf das Meer, nur Kimitaka, Isamu und er. Warum Mama wohl geweint hat? Es ist so still auf dem Boot. Mama. Er muss nochmal Isamu fragen.
„Gehst du unter, wenn du ins Wasser fällst?“
Isamu fängt an zu schimpfen und Yoshi erschreckt sich, aber er ist auch froh, dass es nicht mehr so still ist.
Kimitaka trinkt Sake, das ist gut. Der Wein hilft ihm, wenn er traurig ist, sagt Papa. Und Kimitaka ist bestimmt sehr traurig, weil sein wilder Sohn Akio vielleicht stirbt und weil Akios Mama eine Kitsune war, eine Fuchsfrau, die weggelaufen ist, als Akio ganz klein war. Ja, Kimitaka braucht Wein.
„Hilft dir der Wein, wenn du traurig bist?“ fragt er ihn.
Kimitaka zuckt mit den Schultern.
„Lass gut sein, Yoshi.“
Yoshi will nochmal fragen, da hört er Isamu hinter sich erbrechen. Das schöne Essen. Fisch und Brot haben sie bekommen, weil sie Helden sind. Isamu würgt alles heraus, er hat aufgehört zu rudern, krallt sich an den Bootsrand und Yoshi muss sich noch mehr anstrengen. Gut, dass er so stark ist.
Isamu stöhnt und ruft ganz laut: „Warum sind sie alle irre geworden, Kimitaka? Was hat der Geist mit ihnen gemacht?“
Kimitaka sagt zu der Flasche: „Das Lachen. Es ist schlimm.“
„Was?!“, schreit Isamu.
„Das Lachen ist schlimm“, hilft Yoshi, weil Kimitaka schon wieder trinkt.
Isamu taucht ächzend hinter ihm die Ruder ins Wasser. „Du warst doch dabei. Warum bist du verschont geblieben?“
Kimitaka schweigt und Isamu redet weiter, mit einer neuen frechen Stimme: „Ich sag dir was, Kimitaka. Du hast nichts mitbekommen, weil du betrunken warst. Der Sakegott hat dich geschützt.“
„Nicht streiten.“ Yoshi laufen Tränen aus den Augen. „Kimitaka ist der Älteste. Man muss Respekt haben, sagt Papa. Man muss Respekt haben.“
Endlich ist Isamu ruhig. Yoshi wischt sich die Nase am Ärmel ab. „Man muss Respekt haben,“ sagt er noch einmal und es fühlt sich ganz richtig an.
Da sagt Isamu: „Wenn Kimitaka weiter so viel trinkt, finden wir die Stelle nicht.“
Kimitaka lacht: „Keine Sorge. Wir sind es, die gefunden werden.“

Kimitaka
Er wird Isamu im Auge behalten. An Land duckt er sich, auf dem Meer dreht er durch. So viele Schläge, und doch hat er bisher niemals ein Boot betreten, man sollte ihn nicht unterschätzen.
Jetzt starrt er mit offenem Mund das an, was jeder Mann in Tosa kennt und liebt: das von Bonitos aufgewühlte Meer. Es wäre der Fang ihres Lebens gewesen, wenn sie Angeln dabei gehabt hätten. Doch das einzige, was sie haben, liegt verborgen unter Kimitakas Bank. Der Schöpflöffel. Der Geist wird nach ihm verlangen. Tief wird er ihn ins Meer tauchen, um ihr kleines Boot mit Wasser zu füllen. Was für eine Freude es ihm bereitet, Menschen im Meer zappeln und schreien zu sehen.
Die erwachsenen Männer ließ er noch ziehen, da sie keinen Löffel bei sich führten. Doch das Boot, das die jungen Burschen nahmen, war gut ausgestattet. Sein Boot. Dort gab es den Schöpflöffel, der ihnen zum Verhängnis wurde. Am Ende war nichts mehr übrig von dem Geprahle, das Gespenst zu finden, das ihre Väter so erschreckt hatte. Sie mussten um ihr Leben schwimmen.
Akio, sein eigener Sohn, wieder mal der Rädelsführer. Morgens lachte er ihm noch ins Gesicht, bevor er heimlich das Boot nahm. Jetzt kämpft er mit dem Tod und das geschieht ihm recht. Seine Wildheit, seine dummen Ideen, die ihm nur gebrochene Knochen und und den Spott des ganzen Dorfes brachten. So viel hat er verdorben, aber das mit dem Boot ist das Schlimmste. Wobei, hat er nicht vielleicht schon die Mutter vertrieben, mit seinem Geschrei? Kimitaka fährt sich übers Gesicht, das feucht ist vom Nebel. Was macht er hier eigentlich?
„Was hat der Drachengott dir verraten?“, schreit Isamu. „Was sind das für Worte, die den Geist besänftigen sollen? Weißt du sie noch?“

Isamu
Etwas ist falsch mit Kimitaka. Seine Augen sind glasig. Er ist genauso irre wie die anderen. Wie hat Isamu das nur übersehen können? Keiner hat es bemerkt, weil sie alle zu viel Respekt vor ihm hatten. Er war schon vorher nicht mehr ganz richtig im Kopf. Wie auch. Die Frau weggelaufen. Der Sake. Und jetzt: das Boot zerstört. Akios langer Körper an den Strand gespült, sein Gesicht mit der schiefen Nase, dem spöttisch verzogenen Mund, zerschunden, seine ewig fahrigen Hände schlaff im nassen Sand. Erst als sie ihn auf die Schultern luden, merkten sie, dass er noch lebte. Kimitaka stand regungslos, als sie ihm den Sohn brachten, so erzählte es Miyu, die Nachbarin. Sie war es, die ihn auszog, ihn salbte, ihm ein wenig Fischsud einflößte, seinen Kopf hielt.
Und dennoch haben sie Kimitaka geglaubt, dass der Drachengott ihn ausgesucht hat. Isamu krampft die Hände um die Ruder. Seine Kleidung klebt am Körper, wo sich Salzwasser und Schweiß mischen. Was, wenn keiner von den anderen Kimitaka geglaubt hat? Haben sie sie geopfert? Das schäbige Boot. Drei Esser weniger. Er versucht sich an die Gesichter derer zu erinnern, die am Strand standen, fast alles Frauen und Kinder. Hat da nicht ein Ausdruck von Schuld in den Gesichtern gelegen?
Wellen schlagen ans Boot, der Wind dreht, es pfeift in seinen Ohren. Das Meer triumphiert. Kimitaka ist irre oder er hat gelogen. Er säuft so viel, wie will er noch ein Wort wissen? Den Spruch lallen?

Yoshi
Er spricht die Worte leise für sich: „Mama, Papa, Mama, Papa. Ich bin ein starker Mann. Ich kann schwimmen. Papa hat gesagt …“
Isamu schreit Kimitaka an und der holt noch eine Flasche aus dem Beutel unter seiner Bank. Yoshi will lieber wieder zurück. Aber sie wollten doch den Geist besänftigen mit den Worten, die der große Drachengott Riujin Kimitaka geschenkt hat. Der Himmel hat sich verdunkelt. Eine Welle schlägt von vorne gegen den Bug. Da rutscht etwas unter Kimitakas Bank hervor. Kimitaka schiebt es mit der Hacke zurück. Aber Yoshi hat den Stiel von einem Löffel gesehen. Von einem Schöpflöffel. Das versteht Yoshi nicht. Isamu hat es auch gesehen und heult auf. Ob Kimitaka sie alle drei umbringen wolle?
Yoshi ruft, doch niemand hört auf ihn. Dabei sieht er es genau. Das Meer schäumt lila und es gibt einen Stoß und Kimitaka schwankt und Isamu schimpft und Yoshi schreit noch mal, so laut er kann, dass da was hochkommt aus dem Wasser, dass da ein Strudel ist. Kimitaka dreht sich um und langt nach dem Schöpfer, der rutscht auf dem Boden, wieder ein Stoß und Kimitaka fällt einfach ins Meer, sein Kopf taucht auf, er klammert sich an das Boot und er ruft, dass sie den Holzschöpfer nehmen sollen. Isamu flucht hinter ihm, doch dann lacht das, was da aufgestiegen ist, es lacht so schlimm, dass Yoshi sich sofort in die Hose macht. Er betet so laut er kann, er fleht zu den Göttern, er hält sich die Augen zu, linst zwischen den Fingern durch, fährt zurück, denn der Geist hat sich heruntergebeugt und grinst wie ein toter Hund, er säuselt mit glitzernden Augen, „Yoshi“, säuselt er, „leih mir den Schöpflöffel“, und Kimitaka schreit, an das Boot geklammert, dass sie ihm den verdammten Schöpfer geben sollen. Isamu heult hinter ihm, dass der Geist sie alle ertränken wird, wenn er den Schöpfer bekommt. Und Yoshi weiß nicht was er tun soll, er beißt sich in die Faust, schwingt vor und zurück und der Geist wächst hoch bis zu den Wolken und seine Stimme schmerzt in den Knochen. Er hält eine kleine Hand auf dort oben, wie kann ein so großer Geist eine so kleine Hand haben, aber er befiehlt, dass Yoshi ihm den Holzschöpfer zuwirft. Yoshi zerrt schluchzend den Löffel unter der Bank hervor.
Und da fällt ihm etwas Merkwürdiges auf, etwas sehr Merkwürdiges.
Während Isamu hinter ihm brüllt, holt Yoshi aus und schleudert den Löffel bis in den Himmel, wo die kleine schwammige Hand danach greift, den Schöpfer groß werden lässt, größer als ihr Boot.

Isamu
Seit das Gespenst da ist, muss er schreien. Das entsetzliche Gelächter darf nicht in seinen Kopf hinein, er muss lauter sein, er muss seine Hände auf die Ohren pressen, muss eine Wand aus Schreien bauen, er darf nicht nachlassen. Yoshi hat den Löffel geworfen und Isamu weiß, dass das sein Ende ist. Eine Welle schlägt ihm ins Gesicht und er verschluckt sich. Ist es schon losgegangen? Etwas plumpst neben ihm ins Boot und er brüllt wieder, da bekommt er einen kräftigen Tritt vor den Knöchel und Kimitaka neben ihm sagt, er soll verdammt nochmal hingucken. Isamu hebt den Kopf. Der Geist steht vor ihrem Boot wie eine Wand, er schöpft und schöpft, doch der Wasserschwall bleibt aus. Das Lachen hört auf, der Geist zieht den Schöpfer durchs Wasser schneller und schneller, er stöhnt ungeduldig, er wimmert, er keucht, er klagt.

Kimitaka
Ein Schöpflöffel ohne Boden ist nutzlos. Immer hektischer werden die Bewegungen des Geistes, wie rasend zieht er den Schöpfer durchs Wasser, wie er sich müht, wie er kämpft, wie er heult vor Wut. Vergeblich all die Anstrengung und dennoch hört er nicht auf, schöpft und schöpft und schöpft.
Akio, der um sein Leben kämpft, der ihn am dritten Tag zu sich gewunken, ihm ins Ohr geflüstert hat. „Vater, ich weiß, wie es gehen könnte.“ Auf den Knien betet Kimitaka zu Riujin, dem Drachengott, dass er ihm seine Lüge nicht übelnimmt. Die Menschen glauben doch eher den Versprechungen eines Gottes als den Einfällen eines Verlierers. Er fleht, dass Akio noch da ist, wenn er kommt, damit er ihm erzählen kann, dass dieses einzige Mal seine Idee zu etwas Gutem geführt hat.

Yoshi
Auf den Boden des Bootes gekauert sieht er zwischen den Fingern zu dem Gespenst. Seltsam. Es kann nur schöpfen. Ausholen, den Schöpfer durch das Wasser ziehen, auskippen, obwohl gar kein Wasser im Schöpfer ist. Und dann noch mal. Und noch mal. Yoshi flüstert: „Ist das Gespenst vielleicht dumm?“

Isamu
Er lebt. Er ist auf dem Wasser und er lebt. Die Bewegungen des Geistes werden schwächer. Isamu kann durch ihn hindurchsehen, die Küste erahnen, von der sie kommen, die liebliche Küste. Neben ihm schluchzt Kimitaka. Betet er? Jetzt wirft das Gespenst den Schöpfer fort, taucht klagend in den Strudel hinab, der bodenlose Schöpfer wird hochgetrieben, er ist geschrumpft, kreist eine Weile, bis das Wasser sich beruhigt. Die Küste ist jetzt klar zu sehen. Wie er das Land liebt. Er will Erde in den Händen halten, Erde seiner Heimat, fremde Erde. Im Landesinnern soll es Berge geben, Birkenwälder. Die Welt wartet auf ihn.

 
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Dies ist mein erster Kommentar zu einer Geschichte hier und ich bin etwas aufgeregt ..
Ich habe auch den Zusammenhang zur Challenge nicht gefunden, da ich eigentlich eine schöne, nette Geschichte lesen wollte. Doch diese habe ich nicht verstanden. Mir wurde nicht klar, wo sie spielt. Das Thema der Geschichte habe ich nicht erkannt und die vielen fremdartigen Namen in der Geschichte machten mir das Lesevergnügen schwer.
Aber mit Hans und Max als Charakteren wäre es sicher kein Fantasy geworden, das verstehe ich.
Der Rahmen der Handlung hat mir gefehlt. Es wäre schön gewesen, zu wissen, in welcher Zeit, auf welchem Planeten, in welcher Rasse die Geschichte spielt. Anders herum: Was ist eigentlich die Moral von der Geschichte? Hätte sie auch auf der Nordsee funktioniert?

Die Geschichte aus den verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Charaktere zu schreiben finde ich reizvoll, habe aber zuerst nicht verstanden, ob sie die gleiche Handlung oder eine fortlaufende Handlung beschreiben.

 

Hallo Chutney,

Ich habe großen Respekt vor Dir und fühle mich nicht in der Lage, eine literarische Kritik deines Textes zu schreiben. Ich kann Dir nur mein Gefühl schildern.

Ich finde Deine Idee, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, sehr gut. Ich habe jedoch ein Problem mit dem Thema.

Deshalb freuen wir uns in diesem Jahr besonders auf Geschichten, die happy enden oder über gut! gemachten Kitsch oder über Märchen oder Humor oder sonst was ganz Schräges. Schreiben wir über durchgeknallte Aliens, über Honigkuchenpferde die im Senftopf schwimmen, über verknallt bis zum Mond und zurück, über die Omi – die aus Versehen den Postboten killte, ...,
Ich erwarte eine Geschichte, in der es nichts zu überlegen gibt, die einen mitreißt und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das erfordert Action und ein sehr schnelles Erzähltempo. In deinem "Märchen" finde ich nichts davon.
Seine Augen sind glasig. Er ist genauso irre wie die anderen. Wie hat Isamu das nur übersehen können? Keiner hat es bemerkt, weil sie alle zuviel Respekt vor ihm hatten. Er war schon vorher nicht mehr ganz richtig im Kopf. Wie auch. Die Frau weggelaufen. Der Sake. Und jetzt: das Boot zerstört. Akios langer Körper an den Strand gespült, sein Gesicht mit der schiefen Nase, dem spöttisch verzogenen Mund, zerschunden, seine ewig fahrigen Hände schlaff im nassen Sand. Erst als sie ihn auf die Schultern luden, merkten sie, dass er noch lebte.
Findest Du das lustig?

Zum Kleinkram:

Sie hat es ihm später erzählt, während er half, Fische auszunehmen, würgen musste vom Geruch.
Was bedeutet es?
Kimitaka fährt sich übers Gesicht, dass feucht ist vom Nebel
Ist es richtig?

Nach all diesen negativen Aspekten möchte ich dir einen echten Pluspunkt geben. Dein Stil gefällt mir sehr. Zum Beispiel:

Der Geist steht vor ihrem Boot wie eine Wand, er schöpft und schöpft, doch der Wasserschwall bleibt aus. Das Lachen hört auf, der Geist zieht den Schöpfer durchs Wasser schneller und schneller, er stöhnt ungeduldig, er wimmert, er keucht, er klagt.
Es wird spät... Liebe Grüße
Eraclito

 
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Liebe @Chutney,

ein Text wie ein Monolith. Schroff. Sprachlich sehr stark, komprimiert, ich habe keine Vorschläge zur Verbesserung. Auf den ersten Blick ungewöhnlich für Dich, neuer Stil, eine gewisse Härte, ohne Wärme, ohne Augenzwinkern. Ursprung ist ein japanisches Märchen, das ich jetzt gerne lesen würde.
Warum passt er dennoch zu Dir? Es ist ein Text über Angstbewältigung, über das Ungeheuer, das die drei Protagonisten nur besiegen können, wenn sie sich dem stellen. Und stellen müssen sie sich, weil sie sonst nicht weiterleben können, denn das Dorf hungert.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, heißt es. Mit dieser Erwartung startet die Geschichte. Ein alter Lügner, ein Dummer und ein Wasserscheuer, das letzte Aufgebot des Dorfes. Sie werden losgeschickt, weil die Männer und die Jungen schon geschlagen sind. Vielleicht geht es auch nur darum, drei weitere Esser zu beseitigen, so ungünstig ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs.
Es geht um das schreckliche Lachen, das alle, die es hören, fiebrig und zerstört zurücklässt. Und um eine Schöpfkelle, die wächst und das Boot zum Kentern bringt, indem es mit Wasser gefüllt wird. Yoshi, der Dumme, wirft sie in den Himmel. Doch Kimitaka, der Lügner wendet eine List an, auf die ihn sein Sohn gebracht hat. Es weiß keine göttlichen Worte, die hat er nie gehört. Doch die Schöpfkelle, die unter der Bank liegt, hat ein Loch, der Geist kann sein zerstörerisches Werk nicht verrichten, und löst sich in Luft auf.
Zwei Anregungen hätte ich. Der Geist hat zwei Schrecknisse: das Lachen und das Versenken mittels Schöpfkelle. Problem Schöpfkelle ist am Ende erledigt, doch das Lachen erhält zu wenig Funktion. Wenn es so schrecklich ist, dass alle, die es hören, davon verrückt werden, müsste es eine stärkere Wirkung auf die Protagonisten haben. Okay, Isamu hält sich die Ohren zu und schreit, Kimitaka ist durch seinen Sakekonsum sowas wie imun und Yoshi kann es nichts anhaben, weil er dumm ist? Lachen kann eine Waffe und eine Verteidigung sein. Nicht umsonst gibt es das entwaffnende Lachen. Aber auch das Lachen, das alles zerstören kann, wie in Der Name der Rose.
Was passiert mit dem Lachen des Gespenstes? Hört es einfach auf, als es die Kelle fängt? Und warum setzt es nicht wieder ein, als das Gespenst merkt: Hey, die Kelle bringt es nicht? Fände gut, Du würdest das Lachen und seinen Effekt auf die drei Bootsinsassen differenzieren. Für mich ist das noch ein loser Faden.
Zweiter Punkt: Wo liegt Isamus Beitrag zur Rettung? Außer Ohren zuhalten und schreien tut der nichts. Doch am Ende wird er belohnt, die Welt wartet auf ihn und ich frage mich: Hey, warum er? Die beiden anderen waren viel mutiger und aktiver. Okay, da er nicht schwimmen kann, kostet es ihn eine Haufen Überwindung, in den Kahn zu steigen. Das ist aber auch seine größte Leistung.
Was ich mich frage: Warum schreit Isamu (was keine Funktion außer Selbstschutz hat), warum lacht er nicht zurück? Das könnte dasjenige sein, das er am besten kann, seine hervorstechendste Eigenschaft: Er lacht gerne und viel, was ihn zum Sonderling macht, der allen auf den Wecker geht. Zunächst ist sein Hals wie zugenäht, es will kein Lachen herauskommen, doch als er sieht, wie das Gespenst mit der löcherigen Kelle schöpft, steigt es in ihm hoch und lässt sich nicht mehr zurückhalten. Und durch das furchtlose Zurücklachen verliert das Lachen des Gespenstes seinen Schrecken. So hättest Du nebenbei auch einen besseren Anknüpfungspunkt zur Challenge. :Pfeif:

Liebe Grüße, peace, l2f

 

Hallo @Chutney,

dann wollen wir mal.

Nach ihm springt Yoshi jauchzend an Bord. Yoshis Mutter presst die Faust in den Mund und sieht ihren Mann an. Der stützt sich schwer auf die Schulter des jüngsten Sohnes.

Durch den Kontext erschließt sich mir nicht, wer Yoshi ist. Vater oder jüngster Sohn. Auch im ersten Absatz erschließt mir nicht, wer (bzw. wie alt) Kimitaka ist. Ich finde, die Einführung der handelnden Personen könnte an dieser Stelle optimiert werden.

So viele liegen fiebernd zu Hause, starren die Risse in den Decken an, sehen Dinge darin, zucken zusammen, wenn jemand lacht.

UND zucken zusammen, wenn jemand lacht

Neben Yoshis Mutter steht Miyu mit verschränkten Armen. Kimitaka weiß, dass sie zu seinem Sohn Akio laufen wird, sobald sie abgelegt haben.

Auch hier: zu viele Namen ohne konkrete Zuordnung. Vielleicht liegt es an mir, aber ich weiß nicht wer und wieviele hier erwähnt werden und wie wichtig sie für den Fortgang der Geschichte sind. Wichtig ist meines Erachtens nur das hier: Kimitaka, Yoshi und Isamu gehen an Bord eines Kahns. Alle anderen Personen sind Staffage.

Alles schwankt, der Boden, die Horizontlinie, der Kompass im Bauch, Übelkeit. Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden. Höhnisches Glucksen am Boot, kalte Spritzer auf der Haut. Schon als Isamu zum ersten Mal das Meer sah, im Tragetuch der Mutter, hat er geschrien vor Entsetzen. Sie hat es ihm später erzählt, während er half, Fische auszunehmen, würgen musste vom Geruch. Der Vater hatte da schon lange nicht mehr mit ihm gesprochen.
Nur heute hat er sich aufgerichtet, hat ihn angesehen, bevor das Fieber ihn wieder auf das Lager warf. Kein Fisch mehr im Haus. Etwas Reis noch für die hungernden Geschwister. Die Mutter hat er seit Tagen nicht essen sehen.
Doch jetzt, wo er den Boden unter den Füßen verloren hat, jetzt weiß er, dass er lieber verhungert wäre. Es ist nicht egal, wie man stirbt. Kimitaka, finster vorne am Steuer, wird ihn nicht zurückbringen. Auf Kimitaka setzen sie ihre Hoffnung. Weil er geschworen hat, dass es leicht sein wird, ganz leicht, deshalb sitzt Isamu hier in diesem Boot. Doch jetzt hat Kimitaka schon dreimal vom Sake getrunken und sieht nicht so aus wie jemand, der von einem Gott auserwählt worden ist. Er schweigt, seit sie losgerudert sind. Ganz im Gegensatz zu Yoshi.

Ich würde vorschlagen, näher an die Situation zu rücken und Flashbacks, Erinnerungen oder ähnliches satrk zu reduzieren. Im obigen Paragraphen verweist du auf drei Szenen der Vergangenheit ( 1: im Tragetuch der Mutter 2: später, beim Fische ausnehmen 3: Vater hatte aufgehört mit ihm zu sprechen). Braucht es diese Informationen? Wenn ja, kann man sie evtl über die Gesamtlänge des Textes verteilen?

Mama hat geweint, als Papa gesagt hat, Yoshi wird ein Held sein. Niemand sonst traut sich jetzt auf das Meer, nur Kimitaka, Isamu und er. Warum Mama wohl geweint hat? Es ist so still auf dem Boot. Mama. Er muss nochmal Isamu fragen.
„Gehst du unter, wenn du ins Wasser fällst?“
Isamu fängt an zu schimpfen und Yoshi erschreckt sich, aber er ist auch froh, dass es nicht mehr so still ist.
Kimitaka trinkt Sake, das ist gut. Der Wein hilft ihm, wenn er traurig ist, sagt Papa. Und Kimitaka ist bestimmt sehr traurig, weil Akio vielleicht stirbt und weil Akios Mama eine Kitsune war, eine Fuchsfrau, die weggelaufen ist, als Akio ganz klein war. Ja, Kimitaka braucht Wein.
„Hilft dir der Wein, wenn du traurig bist?“ fragt er ihn.
Kimitaka zuckt mit den Schultern.
„Lass gut sein, Yoshi.“
Yoshi will nochmal fragen, da hört er Isamu hinter sich erbrechen. Das schöne Essen. Fisch und Brot haben sie bekommen, weil sie Helden sind. Isamu würgt alles heraus, er hat aufgehört zu rudern, krallt sich an den Bootsrand und Yoshi muss sich noch mehr anstrengen. Gut, dass er so stark ist.
Isamu stöhnt und ruft ganz laut: „Warum sind sie alle irre geworden, Kimitaka? Was hat der Geist mit ihnen gemacht?“
Kimitaka sagt zu der Flasche:„Das Lachen. Es ist schlimm.“
„Was?!“, schreit Isamu.
„Das Lachen ist schlimm“, hilft Yoshi, weil Kimitaka schon wieder trinkt.
Isamu taucht ächzend hinter ihm die Ruder ins Wasser. „Du warst doch dabei. Warum bist du verschont geblieben?“
Kimitaka schweigt und Isamu redet weiter, mit einer neuen frechen Stimme: „Ich sag dir was, Kimitaka. Du hast nichts mitbekommen, weil du betrunken warst. Der Sakegott hat dich geschützt.“
„Nicht streiten.“ Yoshi laufen Tränen aus den Augen. „Kimitaka ist der Älteste. Man muss Respekt haben, sagt Papa. Man muss Respekt haben.“
Endlich ist Isamu ruhig. Yoshi wischt sich die Nase am Ärmel ab. „Man muss Respekt haben,“ sagt er noch einmal und es fühlt sich ganz richtig an.
Da sagt Isamu: „Wenn Kimitaka weiter soviel trinkt, finden wir die Stelle nicht.“
Kimitaka lacht: „Keine Sorge. Wir sind es, die gefunden werden.“

Ich sehe das so: du arbeitest hier mit Informationen, die Yoshi, Isamu und Kimitaka haben, der Leser aber nicht (z.B. bei "Warum sind sie irre geworden? Was hat der Geist mit ihnen gemacht?") Als Leser frage ich mich: Wer ist irre geworden, und warum? Welcher Geist ist gemeint? Ein Text darf Fragen aufwerfen, die den Leser bei der Stange halten, ich gebe aber zu bedenken, dass es ein schmaler Grat zwischen einem 'Fragen-aufwerfenden-Text' und einem 'verwirrenden Text' ist. Und für mich persönlich ist der Text hier verwirrend, was mich als Leser eher abtörnt.

Ich gebe zu, ich habe ab da den Text nur noch überflogen, weil er mich nicht gepackt hat. Erst durch linktofinks Kommentar verstehe ich den Text besser. Aber auch l2f hat ja noch ein paar offene Fragen, die dein Text nicht beantwortet.

Ich muss sagen, dass ich den Text sperrig finde, der Perspektivwechsel hier funktioniert mE nicht, da er Redundanzen erzeugt und mit Infos aufwartet, die ich persönlich verwirrend finde. Sorry!

LG ,

HL

 
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Hallo @Chutney,

soso, also auch du schreibst über das Meer, hat meine Geschichte etwa dazu animiert? :Pfeif:
Ist das ein Zufall, dass das Thema Meer mehrfach bei diesem Wettbewerb auftaucht?
Manchmal würde ich was drum geben, in die Köpfe der Leute gucken zu dürfen.
Ich muss gestehen, dass du es mit dem gewählten Genre bei mir äusserst schwer hast, einen Blumentopf zu gewinnen. Ich bin weder märchenafin, noch stehe ich besonders auf Fantasy und asiatische Themen liegen mir schon irgendwie gar nicht.
Ich werde mich trotzdem total zusammen nehmen und all diese fast schon Abneigungen korrekt aussen vor zu lassen, um dir ein faires Feedback zu hinterlassen, denn ich räume auch ein, dass ich deine Geschichte nicht weiter kritisieren würde, aus den soeben erwähnten Gründen, wenn nicht jetzt Challenge wäre und da halte ich (persönlich) es für geboten, jedem Teilnehmer eine Rückmeldung zu hinterlassen.

Ich habe zwei Anläufe genommen, um in deinen Text reinzukommen. Mir geht es wie @HerrLehrer , erst nach dem ausführlichen Kommentar von @linktofink bin ich etwas aufgeräumter an diese Geschichte gegangen und oben habe ich dann noch deine Info angeklickt gehabt und zunächst mal versucht, im Internet dieses Märchen zu finden, leider ergebnislos. Es befindet sich sicherlich in einem Buch und ist dann halt nicht frei zugänglich.
Ich hätte nämlich gerne verglichen, was deine Geschichte im Unterschied zum Märchen ist.
Aber natürlich geht es auch ohne das alles.
Zumindestens und insoweit hat die Recherche dann mich doch ein winziges Eckchen schlauer gemacht, ist mir aufgefallen, wie oft das Thema Seegespenst in der Literatur auftaucht und ich war zunächst versucht, dir Heines Gedicht dazu zu packen, dachte dann aber doch, es geht hier zu weit. Zumal dein Thema nicht mit dem seinen kompatibel ist.

Was das Challengethema anbelangt, so bin ich mir nicht so sicher, ob es nicht doch durch die Düsternis, die dein Text entstehen lässt, eher sehr schwach umgesetzt ist. Klar, am Ende wird dieser Geist durch die Schöpfkelle besiegt bzw. die Männer schaffen es, ihn durch den Einsatz dieser Kelle zu besiegen. Ich habe mich aber am Ende gefragt, was das für ein Gespenst war und ob es nun allen Dorfbewohnern wieder besser gehen wird.
Versteh ich das richtig, dass das Gespenst immer mit Hilfe einer Schöpfkelle die Boote hat untergehen lassen? Und brachten die Schiffer diese Schöpfkelle immer mit? Oder hatte das Gespenst selbst davor immer eine dabei?
Ich weiß, bei seltsamen fantasievollen Märchen darf man solche Fragen nicht stellen, das ist dann eben so, wie es ist. Aber ich habe es trotzdem getan, weil mir wichtig ist, dass du verstehst, was ich nicht verstehe.
Mir erscheint das mit der Schöpfkelle seltsam.

Und, darauf hat @linktofink hingewiesen und mir wäre es gar nicht so arg aufgefallen, aber nun doch, weil ich seinen Kommentar ja zuvor gelesen habe, was hat dieses Lachen für eine Macht über die Menschen? Ist das jetzt auch erledigt? Das stört mich ein wenig an deiner Geschichte, dass ich nicht weiß, welche Befreiung, also welches wirklich glückliche Ende diese Geschichte nimmt.

Was mich sehr gestört hat, ist diese seltsame Distanziertheit, in der du die einzelnen Personen beschreibst. Ich hätte mir gewünscht, dass alle drei in der Ichform reden und erzählen, wie es ihnen ergeht und was sie denken. Auf mich wirkte diese Distanz steif und schwer zugänglich. Aber du weißt ja, das ist jetzt nur ein Gefühl, keine wirkliche Kritik, denn über die Art der Darstellung kann man sehr unterschiedlicher Meinung sein, ohne dass es da ein richtig oder falsch gibt.

Nach ihm springt Yoshi jauchzend an Bord. Yoshis Mutter presst die Faust in den Mund und sieht ihren Mann an. Der stützt sich schwer auf die Schulter des jüngsten Sohnes.
Hier hatte ich Probleme, überhaupt in die Geschichte reinzukommen. Mich verwirrte, wieso Yoshis Mutter ihren Mann ansieht, da dachte ich erst, er ist an Bord gegangen und zudem stützt sie sich auf die Schulter ihres jüngsten Sohnes, da dachte ich, ist das jetzt Yoshi? Ich vermag jetzt nicht zu ermitteln, wie wichtig dir diese beiden Personen noch sind, dass sie erwähnt werden müssen. Aber mir wäre der Einstieg leichter gefallen, hätte es sie nicht gegeben.
, der Kompass im Bauch,
Sehr schöne Formulierung.
Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden. Höhnisches Glucksen am Boot, kalte Spritzer auf der Haut.
Das hier ist für mich das absolute Highlight deines Textes. So grandios formuliert. Großes Kompliment!
Kimitaka sagt zu der Flasche:„Das Lachen. Es ist schlimm.“
Also ich komme mir grad wie eine Erbsenzählerin vor, das ist wirklich das einzige, was ich zufällig entdeckt habe: es fehlt ein Leerzeichen zwischen Flasche und Das.
. „Kimitaka ist der Älteste. Man muss Respekt haben, sagt Papa. Man muss Respekt haben.“
Für mein Gefühl, einmal "man muss Respekt haben" zuviel.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @Armageddon ,

Den ersten Kommentar zu einer Geschichte zu schreiben ist immer sehr spannend, zumal ich fern jeder Praxis bin und erst wieder langsam ins Schreiben hineinkommen möchte.
Dann ein herzlich Willkommen hier und ich freu ich mich, dass du dich mit meiner Geschichte beschäftigt hast. Das ist eine wichtige Rückmeldung für mich.
Ich fand deine Geschichte etwas verstörend. Sie ist emotional intensiv geschrieben, aber ich bekomme sie so gar nicht in Einklang mit dem Thema der Challenge, den Diskussionen über die Auslegung was "Wohlfühlatmosphäre" angeht und dem Bedürfnis des Lesers nach einem guten Ausgang. Dazu ist die Geschichte trotz dem vielleicht positiven Ausgang zu bedrückend.
Da bist du offenbar nicht der Einzige, der die Geschichte am Thema vorbei findet. Und es ist tatsächlich keine Geschichte, bei der man die ganze Zeit vor sich hin lächelt.

Für mich war für das Einstellen zur Kissenburg tatsächlich das glückliche Ende ausschlaggebend. Der Geist ist besiegt, das Dorf ist gerettet.
Eine musikalische Freundin von mir sagte nach dem Lesen: "Eine Moll-Geschichte, die auf einem Dur-Akkord endet."

Die Art deines intensiven Umgangs mit der Kommasetzung wirkt auf mich aber teils etwas abgehackt.
Das schaue ich mir nochmal an. Trägt bestimmt auch zu einer gewissen Sperrigkeit bei.
Hier ist das "er" nach "zuckt" zu viel?
Ist weg. Danke.:)

Argameddon, vielen Dank und ich wünsche dir noch ganz viel Spaß hier und einen guten Wiedereinstieg ins Schreiben.

Liebe Grüße von Chutney


Hallo @Bruegge,

nach meiner schroffen "Begrüßung" will ich doch noch ein "Herzlich Willkommen" nachholen. Danke, dass du dich nicht hast abschrecken lassen. Deine Gedanken zu meiner Geschichte sind wichtig und ich werde mich bestimmt revanchieren.

Dies ist mein erster Kommentar zu einer Geschichte hier und ich bin etwas aufgeregt ..
Ja, das kenne ich. Das war ich auch. Ein bisschen bin ich es immer noch jedes Mal. Aber letztlich habe ich gerade durch das Kommentieren viel gelernt.
Mir wurde nicht klar, wo sie spielt. Das Thema der Geschichte habe ich nicht erkannt und die vielen fremdartigen Namen in der Geschichte machten mir das Lesevergnügen schwer.
Es sind alles japanische Namen, da ich mich von einem japanischen Märchen inspirieren ließ. Ich habe noch überlegt, alles Phantasienamen zu nehmen, bin aber bei dem Umfeld geblieben. Möglicherweise passt der tag "Fantasie" nicht so ganz.
Ich habe auch den Zusammenhang zur Challenge nicht gefunden, da ich eigentlich eine schöne, nette Geschichte lesen wollte. Doch diese habe ich nicht verstanden.
Das ist ein wichtiger Punkt. Ich selber mag ja gerne ein bisschen rätseln, dass sich der Hintergrund so langsam entblättert, Informationen nach und nach kommen, aber wenn es zu kompliziert wird, ist es natürlich einfach frustrierend. Und möglicherweise zu anstrengend für die Challenge.
Der Rahmen der Handlung hat mir gefehlt. Es wäre schön gewesen, zu wissen, in welcher Zeit, auf welchem Planeten, in welcher Rasse die Geschichte spielt. Anders herum: Was ist eigentlich die Moral von der Geschichte? Hätte sie auch auf der Nordsee funktioniert?
In dem Märchen, dass mich inspiriert hat gab es nur die alten Fischer, die jungen Fischer, den Geist und einen alten Mann im Dorf, der den Tip mit dem Löffel gegeben hat. Ich fand es spannend ganz verschiedene Charaktere zu erfinden, die ihre Geschichte mit dem Geist erleben und alle ein eigenes Happy end haben. @linktofink hat das so ausgedrückt, wie ich es gemeint habe. Es geht sicherlich auch darum, sich selbst zu überwinden, eine extreme Erfahrung zu machen. Ich glaube, so eine richtige klare "Moral" hat das Ganze nicht
Die Geschichte aus den verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Charaktere zu schreiben finde ich reizvoll, habe aber zuerst nicht verstanden, ob sie die gleiche Handlung oder eine fortlaufende Handlung beschreiben.
Ja, auch eine wichtige Rückmeldung. Danke. Wenn man selbst so nah dran ist an dem Text, erscheint alles so sonnenklar.

Herzlichen Dank, Bruegge, dass du dir Gedanken zu meinem Text gemacht hast, gerade weil es so schwierig war, da Zugang zu finden. War ja kein leichter Einstieg.

Ich wünsche dir noch viel Spaß hier im Forum,

liebe Grüße von Chutney

Hallo @Eraclito ,

Ich finde Deine Idee, die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, sehr gut.
Ja, mit den Blickwinkeln experimentiere ich gerade und versuche herauszufinden, wie weit man da gehen kann, wann es bereichernd ist, und wann einfach nur verwirrend.
Ich erwarte eine Geschichte, in der es nichts zu überlegen gibt, die einen mitreißt und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das erfordert Action und ein sehr schnelles Erzähltempo. In deinem "Märchen" finde ich nichts davon.
Da gebe ich dir recht, so ganz eingängig ist das hier wohl nicht. Aber ich finde, dass es zumindest mit einem Lächeln endet.
Sie hat es ihm später erzählt, während er half, Fische auszunehmen, würgen musste vom Geruch.
Was bedeutet es?
Für mich charakterisiert das Isamu als jemanden, der am Meer einfach falsch ist. Auch jemanden, der sehr empfindlich ist.
Kimitaka fährt sich übers Gesicht, dass feucht ist vom Nebel
Ist es richtig?
ist geändert, danke.
Nach all diesen negativen Aspekten möchte ich dir einen echten Pluspunkt geben. Dein Stil gefällt mir sehr. Zum Beispiel:
Der Geist steht vor ihrem Boot wie eine Wand, er schöpft und schöpft, doch der Wasserschwall bleibt aus. Das Lachen hört auf, der Geist zieht den Schöpfer durchs Wasser schneller und schneller, er stöhnt ungeduldig, er wimmert, er keucht, er klagt.
Oh wie schön, das les ich gerne. Vielen Dank.

Und vielen Dank überhaupt, das waren noch einmal wichtige Hinweise, Eraclito, da scheint sich ja ein Konsens abzuzeichnen, besonders was Zugänglichkeit betrifft.

Liebe Grüße von Chutney


Lieber @linktofink,

uff, da war ich aber jetzt doch sehr erleichtert, dass du gekommen bist und mit meinem Text etwas anfangen konntest.

ein Text wie ein Monolith. Schroff. Sprachlich sehr stark, komprimiert, ich habe keine Vorschläge zur Verbesserung. Auf den ersten Blick ungewöhnlich für Dich, neuer Stil, eine gewisse Härte, ohne Wärme, ohne Augenzwinkern.
Ich glaube, ein bisschen habe ich den Stil bei den "Hütern" entdeckt, inspiriert von @Vulkangestein und seiner Tiefsee. Ist natürlich auch ein gewisses Pathos drin und ich glaube, als nächstes gehe ich lieber mal wieder mehr Richtung Alltag. Aber Spaß gemacht hat es auf jeden Fall.
Ursprung ist ein japanisches Märchen, das ich jetzt gerne lesen würde.
Das kann ich verstehen, das ist tatsächlich nur in einem Buch zu finden. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit das hier zugänglich zu machen, ohne copyright zu verletzen. Ich werde mal unseren Webby fragen.
Warum passt er dennoch zu Dir? Es ist ein Text über Angstbewältigung, über das Ungeheuer, das die drei Protagonisten nur besiegen können, wenn sie sich dem stellen. Und stellen müssen sie sich, weil sie sonst nicht weiterleben können, denn das Dorf hungert.
Ja, mich hat es tatsächlich interessiert, den Figuren Geschichten zu geben, jedem seine Last und was dann unter dem Druck der Angst geschieht.
Es geht um das schreckliche Lachen, das alle, die es hören, fiebrig und zerstört zurücklässt. Und um eine Schöpfkelle, die wächst und das Boot zum Kentern bringt, indem es mit Wasser gefüllt wird. Yoshi, der Dumme, wirft sie in den Himmel. Doch Kimitaka, der Lügner wendet eine List an, auf die ihn sein Sohn gebracht hat. Es weiß keine göttlichen Worte, die hat er nie gehört. Doch die Schöpfkelle, die unter der Bank liegt, hat ein Loch, der Geist kann sein zerstörerisches Werk nicht verrichten, und löst sich in Luft auf.
Du hast so eine wunderbare Zusammenfassung gegeben, die schon selbst wieder ein literarisches Stückchen ist. :herz:
Problem Schöpfkelle ist am Ende erledigt, doch das Lachen erhält zu wenig Funktion. Wenn es so schrecklich ist, dass alle, die es hören, davon verrückt werden, müsste es eine stärkere Wirkung auf die Protagonisten haben.
Ich sehe das Lachen nicht als weitere Waffe. Eigentlich geht es auch "meinem" Gespenst gar nicht um Mord. Es will spielen und das ist sein Lieblingsspiel. Ich sag mal, so wie kleine Jungs, die Insekten die Beine ausreißen.
Okay, Isamu hält sich die Ohren zu und schreit, Kimitaka ist durch seinen Sakekonsum sowas wie imun und Yoshi kann es nichts anhaben, weil er dumm ist?
Yoshi handelt, wird aktiv.
Nicht umsonst gibt es das entwaffnende Lachen. Aber auch das Lachen, das alles zerstören kann, wie in Der Name der Rose.
Aber du hast recht, vielleicht sollte ich mich noch einmal mit dem Thema "Lachen" beschäftigen.
Was passiert mit dem Lachen des Gespenstes? Hört es einfach auf, als es die Kelle fängt? Und warum setzt es nicht wieder ein, als das Gespenst merkt: Hey, die Kelle bringt es nicht? Fände gut, Du würdest das Lachen und seinen Effekt auf die drei Bootsinsassen differenzieren. Für mich ist das noch ein loser Faden.
Als es die Kelle fängt, lacht es noch, weil es sich ja so freut. Aber als es scheitert, hört es auf zu lachen, sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich sehe das Gespenst als sehr beschränkt. Es könnte ja auch mit der kaputten Kelle auf das Boot einschlagen.
Zweiter Punkt: Wo liegt Isamus Beitrag zur Rettung?
Da hast du mich. Ich habe auch lange überlegt, warum Isamu unbedingt mit dabei sein muss und habe gehofft, es merkt keiner. Anfangs hatte ich nach dem ersten Abschnitt noch den Satz.
"Vielleicht ist es ein Fehler, Isamu mitzunehmen. Aber sie müssen zu dritt sein."
Irgendwie habe ich mir dann gesagt, sie brauchen mindestens zwei um das Boot zu rudern und Kimitaka steuert.
Hey, warum er? Die beiden anderen waren viel mutiger und aktiver. Okay, da er nicht schwimmen kann, kostet es ihn eine Haufen Überwindung, in den Kahn zu steigen. Das ist aber auch seine größte Leistung.
Doch, als Leistung finde ich das schon ganz ordentlich.
Das könnte dasjenige sein, das er am besten kann, seine hervorstechendste Eigenschaft: Er lacht gerne und viel, was ihn zum Sonderling macht, der allen auf den Wecker geht. Zunächst ist sein Hals wie zugenäht, es will kein Lachen herauskommen, doch als er sieht, wie das Gespenst mit der löcherigen Kelle schöpft, steigt es in ihm hoch und lässt sich nicht mehr zurückhalten. Und durch das furchtlose Zurücklachen verliert das Lachen des Gespenstes seinen Schrecken.
Die Idee ist super und ich überlege nochmal, ob jemand anfängt zu lachen, vielleicht sogar Isamu. Aber ehrlich gesagt sehe ich ihn bisher überhaupt gar nicht so als Spaßvogel. Da müsste ich seine Rolle komplett umschreiben.
So hättest Du nebenbei auch einen besseren Anknüpfungspunkt zur Challenge.
Seufz, ja das stimmt natürlich. Wenn schon die Leser nichts zu lachen haben ...

Ach linktofink, du hast mir eine große Freude gemacht. Ich fühle mich verstanden.:shy:

Liebe Grüße von Chutney


Hallo @HerrLehrer ,

auch deine Kritik zielt vor allem auf Verständlichkeit und Zugänglichkeit des Textes.

Durch den Kontext erschließt sich mir nicht, wer Yoshi ist. Vater oder jüngster Sohn. Auch im ersten Absatz erschließt mir nicht, wer (bzw. wie alt) Kimitaka ist. Ich finde, die Einführung der handelnden Personen könnte an dieser Stelle optimiert werden.
Da denke ich nochmal drüber nach. Ja, es tauchen sehr viele Namen im ersten Absatz auf. Aber da da steht: "Yoshis Mutter" ist doch eigentlich klar, das Yoshi der Sohn ist, oder?
Auch hier: zu viele Namen ohne konkrete Zuordnung. Vielleicht liegt es an mir, aber ich weiß nicht wer und wieviele hier erwähnt werden und wie wichtig sie für den Fortgang der Geschichte sind. Wichtig ist meines Erachtens nur das hier: Kimitaka, Yoshi und Isamu gehen an Bord eines Kahns. Alle anderen Personen sind Staffage.
Transportieren aber ein Stück der Vorgeschichte. Vielleicht sollte ich zumindest die Nachbarin weglassen. Denn es stimmt ja, hier weiß man noch nicht, welchen Namen man sich merken sollte.
Ich würde vorschlagen, näher an die Situation zu rücken und Flashbacks, Erinnerungen oder ähnliches satrk zu reduzieren. Im obigen Paragraphen verweist du auf drei Szenen der Vergangenheit ( 1: im Tragetuch der Mutter 2: später, beim Fische ausnehmen 3: Vater hatte aufgehört mit ihm zu sprechen). Braucht es diese Informationen? Wenn ja, kann man sie evtl über die Gesamtlänge des Textes verteilen?
Wäre es nicht noch komplizierter, diese Informationen auch noch über den Text zu verteilen? So hat man zumindest eine Einführung in die Person.
Als Leser frage ich mich: Wer ist irre geworden, und warum? Welcher Geist ist gemeint? Ein Text darf Fragen aufwerfen, die den Leser bei der Stange halten, ich gebe aber zu bedenken, dass es ein schmaler Grat zwischen einem 'Fragen-aufwerfenden-Text' und einem 'verwirrenden Text' ist. Und für mich persönlich ist der Text hier verwirrend, was mich als Leser eher abtörnt.
Das stimmt, woher der Geist kommt, wer er ist, weiß man nicht, erfährt man auch nicht. Nur, wie man ihn überlistet, das erfährt man. Ja, schade, dass für dich die Gratwanderung gescheitert ist. Aber da gibt es ja schon mehrere Kommentare in die Richtung, da ist bestimmt was dran.

Ich muss sagen, dass ich den Text sperrig finde, der Perspektivwechsel hier funktioniert mE nicht, da er Redundanzen erzeugt und mit Infos aufwartet, die ich persönlich verwirrend finde. Sorry!
Alles klar. Vielen Dank für deine Gedanken, ich lass das mal sacken.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Chutney,

ein starker Erzähler, der diese Geschichte sehr atmosphärisch und stimmungsvoll erzählt. Mag ich sehr. Aber ja, der Einstieg ist schon etwas sperrig, für mich vor allem wegen der vielen Leute, die auftauchen. Es war vor allem die Sprache, die mich hat weiterlesen lassen und dass ich dem Erzähler vertraut habe, das er mich schon aufklären wird.

Immerhin haben sie sich satt essen dürfen. Der Kahn liegt im Wasser, erbärmlich nackt ohne die aufgestellten Angeln. Ein angemessenes Boot für einen Wasserscheuen, einen Lügner und einen Dummen. Seit Kimitaka es gesehen hat, ist ihm klar, wie wenig die Leute im Dorf an ihren Erfolg glauben. Aber wenn sie die Wahrheit wüssten, hätten sie nicht einmal dieses hier bekommen. Ein Boot, das vollläuft, geht unter, ob es eine Nussschale ist, oder groß und prächtig, wie das, was er bis vor wenigen Tagen besessen hat.
Ich mag das mit dem Wasserscheuen, dem Lügner und dem Dummen. Auch wenn mir beim ersten Lesen nicht gleich klar war, dass Kimitaka der Lügner ist, obwohl es ja eigentlich da steht --> "Aber wenn sie die Wahrheit wüssten" Das hat vielleicht mit der Perspektive zu tun. Also du schreibst ja obendrüber Kimitaka, damit der Leser weiß, dass es sich um seine Perspektive handelt. Aber keine Ahnung, das dringt nicht so richtig zu mir durch. Im Grunde ist es ja schon ein auktorialer Erzähler und nicht drei personale, oder? Hach je, ich und die Erzählperspektive ... Da am Anfang so viele Leute auftauchen, wäre auch eine Überlegung, zb "die Leute im Dorf" einfach durch Dorf zu ersetzen, dann hat ist das mehr so eine Einheit und ich als Leserin weiß gleich, dass es nicht um einzelne Leute im Dorf noch gehen wird. Und wie gesagt, wenn gleich klar würde an dieser Stelle, dass Kimitaka der Lügner ist, wäre das auch hilfreich. Aber vielleicht hab da auch ich nur einen Hänger, weil stehen tut es da ja.
Nach ihm springt Yoshi jauchzend an Bord. Yoshis Mutter presst die Faust in den Mund und sieht ihren Mann an. Der stützt sich schwer auf die Schulter des jüngsten Sohnes. In seinem Blick liegt dieselbe Verwirrung wie in den Augen der anderen Männer von Tosa. Immerhin hat er es zum Strand geschafft. So viele liegen fiebernd zu Hause, starren die Risse in den Decken an, sehen Dinge darin, zucken zusammen, wenn jemand lacht.
Aber es wird nicht mehr viel gelacht in Tosa. Erst die erwachsenen Männer, dann die Jungen. Nur solche wie Isamu und Yoshi sind verschont geblieben, solche, die sie nicht dabei haben wollten auf dem Meer.
Vier neue Leute in drei Sätzen werden hier am Anfang eingeführt. Dann noch die "Männer von Tosa". Also, ich hab einfach drüber hinweggelesen, von daher war es irgendwie ok, aber besser wäre schon, dass etwas zu entschlacken, denke ich.
Und müsste es nicht heißen, Isamu, Yoshie und Kimitaka sind verschont geblieben? Ach nee, stimmt ja, Kimitaka ist verschont geblieben, weil er betrunken war, oder? Aber kann man betrunken denn überhaupt so weit schwimmen? Jedenfalls ist es schon verwirrend, dass hier aus der Perspektive Kimitaka erzählt wird, aber hier nicht klar wird, dass er auch verschont geblieben ist.

Was den ersten Teil vielleicht auch etwas sperrig macht ist das Herumgespringe. Yoshi springt jauchzend auf das Boot. Dann geht der Blick auf die Butter, die den Mann ansieht, der sich auf den jüngsten Sohn stützt. Dann erfahren wir etwas über den Mann (=Vater), dann über andere Männer, die zu Hause fiebern und kommen wir wieder bei Yoshi an, der nickt und sich verbeugt usw. was ich gut finde, weil klar wird, ok, er ist wohl "der Dumme". Naja und dann sind wir wieder bei Yoshis Mutter und Miuy die neben ihr steht und gleich zu Akio rennen wird, dem Sohn. Puh, das sind so viele Bezüge, sowohl in Bezug auf Personen als auch die mit den Personen verbundenen Orte, das ist schon ne Menge zu verarbeiten.
Dann kommt Isamus Perspektive. Der wurde im Abschnitt vorher genau zwei Mal erwähnt im Grunde genauso oft wie Yoshis Mutter. Ab da bin ich dann gut eingetaucht und gut durchgerutscht. Dinge haben sich erklärt und die Aufmerksamkeit liegt bei den dreien. Isamu ist also der Wasserscheue.

Die erwachsenen Männer hat er noch ziehen lassen, da sie keinen Löffel bei sich führten. Doch das Boot das die jungen Burschen nahmen, war gut ausgestattet. Sein Boot.
Ah, das erklärt die Frage von oben.Hab ich beim ersten Lesen nicht gecheckt.
Und da fällt ihm etwas Merkwürdiges auf, etwas sehr Merkwürdiges.
Ich finde das passt nicht zum Erzähler. Der ist doch sonst nicht so nebulös, also entweder fällt ihm das Loch auf oder nicht, aber doch nichts "Merkwürdiges".
Etwas plumpst neben ihm ins Boot und er brüllt wieder, da bekommt er einen kräftigen Tritt vor den Knöchel und Kimitaka neben ihm sagt, er soll verdammt nochmal hingucken.
Kimitaka ist ins Wasser gefallen, oder? Wie tritt er denn Isamu gegen den Knöchel?
Yoshi flüstert: „Ist das Gespenst vielleicht dumm?“
Ich fand den Hinweis hilfreich, weil ich mich gefragt hatte, warum das Gespenst das so macht, habe da echt eine Erklärung gebraucht.

Das die Geschichte mit Isamu endet, der seine Angst vor dem Wasser besiegt hat (so habe ich es zumindest gelesen) und vor dem Fremden, der die Welt entdecken will, finde ich schön. Allerdings frage ich mich jetzt auch, warum Yoshi und Isamu mitfahren. Warum nicht Yoshis Vater, dem gehts doch auch noch gut. Hat Kimitaka das so ausgesucht? Hat das Dorf das so entschieden, weil es drei Esser sind, die nicht viel leisten? Ja, so wird es wohl sein, am Anfang sagt er ja auch, dass das Dorf nicht an ihn glaubt, wegen des Bootes, das sie zur Verfügung haben.
Hach, ja, doch ich fand sie schön deine Geschichte, aber beim ersten Lesen erschließt sich nicht alles. Keine Ahnung, ob das nötig ist. Für mich war das so ok und ein bisschen wie die drei auf dem Meer, ein bisschen orientierungslos umhergeworfen werden, aber ich habe einfach weitergerudert und am Ende wurde ich gefunden. Ich finde die gut konzipiert, auch die drei Perspektiven finde ich gelungen. Bloß tatsächlich der erste Teil, der ist noch etwas unrund für meinen Geschmack fügt der sich noch nicht so richtig ein.
Und was die Challenge angeht, so hat sie ein Happy End und ich konnte schön schwelgen in der Sprache und der Komposition, ich finds gelungen.
Viele Grüße
Katta

 

Liebe @lakita,

wie schön, dich unter meiner Geschichte zu finden, trotz deiner heftigen Abneigung gegen das Genre.

soso, also auch du schreibst über das Meer, hat meine Geschichte etwa dazu animiert?
Ehrlich gesagt nutze ich die Challenges manchmal, um abgebrochene "Werke" endlich mal zu beenden. Mit dieser Geschichte wollte ich letztes Jahr endlich mal an einer Ausschreibung teilnehmen, bin aber nicht zu Potte gekommen. Trotzdem hat sie mich nicht losgelassen, was vor allem mit der Idee dieses sinnlos schöpfenden Geistes zu tun hatte, der seine Macht verliert. Ich freu mich, dass die Story doch noch das Licht der Welt erblickt hat.
Ist das ein Zufall, dass das Thema Meer mehrfach bei diesem Wettbewerb auftaucht?
Manchmal würde ich was drum geben, in die Köpfe der Leute gucken zu dürfen.
Und wenn du die Badewannengeschichten auch noch dazu nimmst - ganz schön viel Wasser in unserer Challenge. ;)

Ich habe zwei Anläufe genommen, um in deinen Text reinzukommen. Mir geht es wie @HerrLehrer , erst nach dem ausführlichen Kommentar von @linktofink bin ich etwas aufgeräumter an diese Geschichte gegangen und oben habe ich dann noch deine Info angeklickt gehabt und zunächst mal versucht, im Internet dieses Märchen zu finden, leider ergebnislos. Es befindet sich sicherlich in einem Buch und ist dann halt nicht frei zugänglich.
Ja, genau. Bisher habe ich sie im Netz nicht gefunden, sondern nur in einem japanischen Märchenbuch.
Ich hätte nämlich gerne verglichen, was deine Geschichte im Unterschied zum Märchen ist.
Da gibt es doch Probleme mit Copyright. Aber ich überlege, ob ich eine Inhaltsangabe des Märchens noch ins Infofenster packe. Im Original gibt es halt "die Fischer", "die jungen Burschen im Dorf" und einen alten Dorfbewohner, der den Tip mit der bodenlosen Schöpfkelle gibt, der dann funktioniert.
ich war zunächst versucht, dir Heines Gedicht dazu zu packen, dachte dann aber doch, es geht hier zu weit. Zumal dein Thema nicht mit dem seinen kompatibel ist.
Das Gedicht habe ich jetzt gelesen. Ich kannte es noch nicht. Ach schön, ich mag Heine. Die Loreley hat ja auch so einen düsteren Sog.
Was das Challengethema anbelangt, so bin ich mir nicht so sicher, ob es nicht doch durch die Düsternis, die dein Text entstehen lässt, eher sehr schwach umgesetzt ist. Klar, am Ende wird dieser Geist durch die Schöpfkelle besiegt bzw. die Männer schaffen es, ihn durch den Einsatz dieser Kelle zu besiegen. Ich habe mich aber am Ende gefragt, was das für ein Gespenst war und ob es nun allen Dorfbewohnern wieder besser gehen wird.
Ich bin ja der Meinung, dass es verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten gibt und eine abenteuerliche Geschichte mit Happy end gehört für mich mit dazu. Ich gehe klar davon aus, dass die Macht des Gespenstes gebrochen ist und dass alle wieder gesund werden.
Als Zugeständnis an die Challenge könne ich die Dorfbewohner ja noch eine große Party mit ganz viel Fisch feiern lassen, à la Asterix und Obelix. :lol: Oh, aber soweit bin ich noch nicht.
Versteh ich das richtig, dass das Gespenst immer mit Hilfe einer Schöpfkelle die Boote hat untergehen lassen? Und brachten die Schiffer diese Schöpfkelle immer mit? Oder hatte das Gespenst selbst davor immer eine dabei?
Das Gespenst forderte die Kelle immer von den Fischern. Es hatte keine und gab sie am Ende zurück. Im Original führten die Fischer ab da immer eine Schöpfkelle ohne Boden mit sich.
Ich weiß, bei seltsamen fantasievollen Märchen darf man solche Fragen nicht stellen, das ist dann eben so, wie es ist. Aber ich habe es trotzdem getan, weil mir wichtig ist, dass du verstehst, was ich nicht verstehe.
Mir erscheint das mit der Schöpfkelle seltsam.
Es ist auch seltsam.
Und, darauf hat @linktofink hingewiesen und mir wäre es gar nicht so arg aufgefallen, aber nun doch, weil ich seinen Kommentar ja zuvor gelesen habe, was hat dieses Lachen für eine Macht über die Menschen? Ist das jetzt auch erledigt? Das stört mich ein wenig an deiner Geschichte, dass ich nicht weiß, welche Befreiung, also welches wirklich glückliche Ende diese Geschichte nimmt.
Vielleicht hat das Lachen etwas mit der Macht zu tun und das Entsetzen, was die Fischer so krank macht, mit ihrer Ohnmacht. In dem Moment, wo das Gespenst ohnmächtig ist, kippt es komplett.

Was mich sehr gestört hat, ist diese seltsame Distanziertheit, in der du die einzelnen Personen beschreibst. Ich hätte mir gewünscht, dass alle drei in der Ichform reden und erzählen, wie es ihnen ergeht und was sie denken. Auf mich wirkte diese Distanz steif und schwer zugänglich.
Das habe ich auch immer wieder überlegt, es nochmal umzuschreiben. Irgendwie hat mir dieses Fremdartige, etwas Steife, Distanzierte aber auch gefallen. Vielleicht probiere ich es doch noch mal aus.

Nach ihm springt Yoshi jauchzend an Bord. Yoshis Mutter presst die Faust in den Mund und sieht ihren Mann an. Der stützt sich schwer auf die Schulter des jüngsten Sohnes.
Hier hatte ich Probleme, überhaupt in die Geschichte reinzukommen. Mich verwirrte, wieso Yoshis Mutter ihren Mann ansieht, da dachte ich erst, er ist an Bord gegangen und zudem stützt sie sich auf die Schulter ihres jüngsten Sohnes, da dachte ich, ist das jetzt Yoshi? Ich vermag jetzt nicht zu ermitteln, wie wichtig dir diese beiden Personen noch sind, dass sie erwähnt werden müssen. Aber mir wäre der Einstieg leichter gefallen, hätte es sie nicht gegeben.
Das haben nun @HerrLehrer , du und inzwischen auch @Katta bemängelt. Ich habe den jüngsten Sohn jetzt mal weggelassen und muss zugeben, es ist besser und klarer. Ich werde weiter gucken, was sich vereinfachen lässt. Vielleicht muss ich mich doch von der Nachbarin noch trennen.
tte es sie nicht gegeben.
, der Kompass im Bauch,
Sehr schöne Formulierung.
Danke
ulierung.
Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden. Höhnisches Glucksen am Boot, kalte Spritzer auf der Haut.
Das hier ist für mich das absolute Highlight deines Textes. So grandios formuliert. Großes Kompliment!
Oh, das freut mich!
Großes Kompliment!
Kimitaka sagt zu der Flasche:„Das Lachen. Es ist schlimm.“
Also ich komme mir grad wie eine Erbsenzählerin vor, das ist wirklich das einzige, was ich zufällig entdeckt habe: es fehlt ein Leerzeichen zwischen Flasche und Das.
Ha, jetzt ist es da.
s.
. „Kimitaka ist der Älteste. Man muss Respekt haben, sagt Papa. Man muss Respekt haben.“
Für mein Gefühl, einmal "man muss Respekt haben" zuviel.
Das würde ich erstmal so lassen. Das ist so ein typisches Merkmal von Yoshi, dass er sich ständig wiederholt. Er sagt es ja insgesamt dreimal, das finde ich vom Rythmus her nicht schlecht.

Liebe Lakita, ich danke dir ganz herzlich, dass du dich da so tapfer durchgekämpft hast.

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe @Chutney,

Immerhin haben sie sich satt essen dürfen. Der Kahn liegt im Wasser, erbärmlich nackt ohne die aufgestellten Angeln. Ein angemessenes Boot für einen Wasserscheuen, einen Lügner und einen Dummen.
Diesen Einstieg mag ich sehr. Das ist irgendwie hart, irgendwie düster, aber da blitzt auch noch was anderes durch beim zweiten Satz, ein gewisser Schalk.

Danach hatte ich kurzzeitig Probleme, mich zurechtzufinden - als die drei dann aber ablegen, war die Lage wieder klar. Frage mich, warum ich da am Anfang solche Probleme habe ... Vielleicht weil Kimitakas erster Teil so hin- und herschwappt. Mal zu denen, die ins Boot kommen, dann zu der Lage im Dorf, dann zu Frauen, die sich um sein Kind kümmern. Das wirkt ein bisschen durcheinander. Möglicherweise hilft es schon, das ein bisschen anders anzuordnen und zu kürzen.

Hier hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen:

In Blick des Vaters liegt dieselbe Verwirrung wie in den Augen der anderen Männer von Tosa.
Im Blick des Vaters [...]

Und den Satz hier, den mag ich besonders:

Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden.

Das Thema allerdings hat es schwer bei mir, ich gebe es zu, und wärst nicht du die Autorin gewesen, ich hätte vermutlich abgebrochen. Einfach, weil das gar nicht mein Lese-Genre ist. Aber dafür kannst du nichts.

Erzählt ist das gut, ich finde sowieso mehrere Perspektiven immer interessant, weil der Tonfall sich innerhalb einer Geschichte ändert und es das für mich manchmal einfach erfrischender macht.
Ich muss sagen, für mich hat Yoshi es rausgerissen. Denn sonst wäre das alles tatsächlich sehr düster. Womit ich an sich kein Problem hätte, im Rahmen der Challenge schaut man da dann aber eben doch genauer hin ;) Kimitaka und Isamu trauen sich beide nichts zu und nicht über den Weg und Yoshi mit seiner Naivität und dem Glauben daran, dass jeder seinen Grund hat, so zu sein, wie er ist, fungiert da als schönes Bindeglied. Er ist für mich auch der "Wohlfühlcharakter", der deiner Geschichte Licht gibt, für mich persönlich sogar mehr als das Happy End.

Das ist jetzt nur ein kleiner Leseeindruck, aber ich hoffe, du kannst damit was anfangen.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Moin @Chutney,
vielen Dank für Deine Geschichte.

Ich bin sehr angetan von der Tonalität. Diese oft kurzen, prägnanten Sätze. Die Szenerie, mit der Du eröffnest, geschwängert von Hoffnungslosigkeit und der Angst zu versagen. Nicht ohne eine gewisse Härte, ganz so wie die See an sich.
Mich hat die Geschichte von Anfang an gepackt, ich hatte raue, ausgewaschene Bilder vor Augen, als ob die Kraft des Wassergeistes dem Film in meinem Kopf die Farbe entzogen hätte.
Die Charakterzeichnung ist lebhaft, ich glaube sogar, Du könntest die Ansage, wessen Absatz man gerade liest, weglassen. Da kannst Du Deiner Leserschaft ruhig mehr zutrauen, meinst Du nicht?
Ich war froh, als ich den Kommentar von @linktofink zu der Story gelesen habe, denn so wurde ich in meinem allgemeinen Verständnis bestätigt.
Auch wenn ich die Grundlage (das Märchen) nicht kenne, so verstehe ich eine Sache (noch) nicht: Warum versenkt das Seegespenst die Schiffe der Fischer? Warum versetzt es alle mit seinem Lachen in fiebrigen Wahn? Nur, weil es die Menschen so gerne im Wasser zappeln und sterben sieht?

Als Beitrag zur Challenge finde ich den Text schwierig, da er mMn nicht "leicht bekömmlich", mit "einem Ende zum Wohlfühlen" daherkommt. Fern davon feiere ich ihn hart.

Sehr gerne gelesen,
Beste Grüße
Seth

 

Liebe @Katta,
herzlichen Dank dafür, dass du dich so intensiv mit meinem Text beschäftigt hast. Ich habe noch einmal ein paar Sachen verändert und glaube, es hat ihm gut getan.

ein starker Erzähler, der diese Geschichte sehr atmosphärisch und stimmungsvoll erzählt. Mag ich sehr.
Dankeschön.
Aber ja, der Einstieg ist schon etwas sperrig, für mich vor allem wegen der vielen Leute, die auftauchen.
Du hast das im Folgenden noch einmal sehr deutlich gemacht, wie verwirrend das ist und du bist auch nicht die Erste.
Ich mag das mit dem Wasserscheuen, dem Lügner und dem Dummen. Auch wenn mir beim ersten Lesen nicht gleich klar war, dass Kimitaka der Lügner ist, obwohl es ja eigentlich da steht --> "Aber wenn sie die Wahrheit wüssten"
Hier habe ich jetzt einfach mal versucht, eine Kleinigkeit zu ändern, nämlich die Reihenfolge zu nehmen, in der sie auch auftreten.
Das hat vielleicht mit der Perspektive zu tun.
Wahrscheinlich wäre die Ich-Perspektive tatsächlich leichter und passender gewesen. Ich habe die Perspektiven-Diskussion verfolgt, die du angestossen hattest, fand sie spannend, am Ende doch wieder verwirrend. Aber vielleicht probiere ich es doch noch einmal aus, den ganzen Text umzuschreiben.
Da am Anfang so viele Leute auftauchen, wäre auch eine Überlegung, zb "die Leute im Dorf" einfach durch Dorf zu ersetzen, dann hat ist das mehr so eine Einheit und ich als Leserin weiß gleich, dass es nicht um einzelne Leute im Dorf noch gehen wird.
Das hatte ich auch als Erstes, aber dann passte es mit dem Folgesatz nicht mehr. "Aber wenn sie die Wahrheit wüssten, hätten sie nicht einmal dieses hier bekommen." Dann hätte ich ja schreiben müssen: "Aber wenn es die Wahrheit wüsste ..." Das kam mit merkwürdig vor.
Also, ich hab einfach drüber hinweggelesen, von daher war es irgendwie ok, aber besser wäre schon, dass etwas zu entschlacken, denke ich.
Ich habe jetzt die Nachbarin wirklich weggelassen und auch den jüngsten Sohn von Yoshis Vater. Die wackelten schon eine Weile. ja, es ist besser so. Danke.
Und müsste es nicht heißen, Isamu, Yoshie und Kimitaka sind verschont geblieben? Ach nee, stimmt ja, Kimitaka ist verschont geblieben, weil er betrunken war, oder? Aber kann man betrunken denn überhaupt so weit schwimmen?
Na, Kimitaka hat ja zumindest auch dem Geist ins Auge blicken müssen ...
Ich finde das passt nicht zum Erzähler. Der ist doch sonst nicht so nebulös, also entweder fällt ihm das Loch auf oder nicht, aber doch nichts "Merkwürdiges".
Da hätte ich natürlich gerne noch eine kleine Verzögerung, bevor der Trick enthüllt wird. Ich behalte das mal im Auge.
Etwas plumpst neben ihm ins Boot und er brüllt wieder, da bekommt er einen kräftigen Tritt vor den Knöchel und Kimitaka neben ihm sagt, er soll verdammt nochmal hingucken.
Kimitaka ist ins Wasser gefallen, oder? Wie tritt er denn Isamu gegen den Knöchel?
Naja, Kimitaka hat sich zurück über die Reling gehievt und plumpst neben ihm ins Boot.
Yoshi flüstert: „Ist das Gespenst vielleicht dumm?“
Ich fand den Hinweis hilfreich, weil ich mich gefragt hatte, warum das Gespenst das so macht, habe da echt eine Erklärung gebraucht.
Das Gespenst wird ja entmachtet. Dazu gehört auch die Erkenntnis, wie beschränkt es eigentlich ist.
Warum nicht Yoshis Vater, dem gehts doch auch noch gut.
Er hat es mit Hängen und Würgen an den Strand geschafft, aber er ist nicht in der Lage zu rudern.
Für mich war das so ok und ein bisschen wie die drei auf dem Meer, ein bisschen orientierungslos umhergeworfen werden, aber ich habe einfach weitergerudert und am Ende wurde ich gefunden.
Ja, da spielt, glaube ich die Lesehaltung und die Toleranz gegenüber (hoffentlich vorübergehenden) Unklarheiten auch eine große Rolle dabei, ob man diese Art schätzt. Schön, dass du weitergerudert bist. (Tolles Bild übrigens!)
Bloß tatsächlich der erste Teil, der ist noch etwas unrund für meinen Geschmack fügt der sich noch nicht so richtig ein.
Ich hoffe, ich konnte etwas mehr Klarheit schaffen.
Und was die Challenge angeht, so hat sie ein Happy End und ich konnte schön schwelgen in der Sprache und der Komposition, ich finds gelungen.
Ich bin ja heilfroh, dass du die Challenge auch so ausgelegt hast, dass es ruhig ein ernstes Thema sein darf, wenn das Ende versöhnlich ist und werde bald einen Gegenbesuch abstatten. Ganz herzlichen Dank, liebe Katta, das hat mich einen Schritt weitergebracht.

Liebe Grüße von Chutney


Liebe @RinaWu ,

auch dir herzlichen Dank, du hast da noch ein paar interessante Aspekte hineingebracht.

Diesen Einstieg mag ich sehr. Das ist irgendwie hart, irgendwie düster, aber da blitzt auch noch was anderes durch beim zweiten Satz, ein gewisser Schalk.
Schön, dass du da doch einen Hauch Humor entdeckt hast. Ich kann da jeden Fitzel für die Wohlfühlchallenge brauchen.;)
Danach hatte ich kurzzeitig Probleme, mich zurechtzufinden - als die drei dann aber ablegen, war die Lage wieder klar. Frage mich, warum ich da am Anfang solche Probleme habe ... Vielleicht weil Kimitakas erster Teil so hin- und herschwappt.
Ich hoffe, dass es mir jetzt gelungen ist, da zu entrümpeln und ich lerne für die Zukunft, gerade zu Beginn klarer zu sein um nicht abzutörnen.
Möglicherweise hilft es schon, das ein bisschen anders anzuordnen und zu kürzen.
Genau das habe ich jetzt versucht. Danke.
Und den Satz hier, den mag ich besonders:
Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden.
Der wurde schon einmal gelobt. Einer der Sätze, die so schön spontan und mühelos kommen.
Das Thema allerdings hat es schwer bei mir, ich gebe es zu, und wärst nicht du die Autorin gewesen, ich hätte vermutlich abgebrochen. Einfach, weil das gar nicht mein Lese-Genre ist. Aber dafür kannst du nichts.
Danke dennoch fürs Lesen. Ich bin ja normalerweise auch eher im Bereich Alltag unterwegs, aber es war eine interessante Erfahrung.
Ich muss sagen, für mich hat Yoshi es rausgerissen. Denn sonst wäre das alles tatsächlich sehr düster. Womit ich an sich kein Problem hätte, im Rahmen der Challenge schaut man da dann aber eben doch genauer hin ;) Kimitaka und Isamu trauen sich beide nichts zu und nicht über den Weg und Yoshi mit seiner Naivität und dem Glauben daran, dass jeder seinen Grund hat, so zu sein, wie er ist, fungiert da als schönes Bindeglied. Er ist für mich auch der "Wohlfühlcharakter", der deiner Geschichte Licht gibt, für mich persönlich sogar mehr als das Happy End.
Das ist für mich nochmal ein Aha-Erlebnis, dass du das so benennst. Ja stimmt, Yoshi ist bestimmt die hellste Figur, die auch die meiste Sympathie auf sich zieht. Vielen Dank.
Das ist jetzt nur ein kleiner Leseeindruck, aber ich hoffe, du kannst damit was anfangen.
Oh ja, sehr viel, ist immer interessant, dein Blick. Herzlichen Dank, Rina und liebe Grüße
von Chutney


Lieber @Seth Gecko ,
schön, dich unter meiner Geschichte zu finden. Und ich freu mich, dass sie dir gefallen hat.

Ich bin sehr angetan von der Tonalität. Diese oft kurzen, prägnanten Sätze. Die Szenerie, mit der Du eröffnest, geschwängert von Hoffnungslosigkeit und der Angst zu versagen. Nicht ohne eine gewisse Härte, ganz so wie die See an sich.
Dankeschön:)
Mich hat die Geschichte von Anfang an gepackt, ich hatte raue, ausgewaschene Bilder vor Augen, als ob die Kraft des Wassergeistes dem Film in meinem Kopf die Farbe entzogen hätte.
Was für ein cooles Bild!
Die Charakterzeichnung ist lebhaft, ich glaube sogar, Du könntest die Ansage, wessen Absatz man gerade liest, weglassen. Da kannst Du Deiner Leserschaft ruhig mehr zutrauen, meinst Du nicht?
Da bist du nun der Allererste. Bisher haben die meisten nach mehr Klarheit verlangt. Tatsächlich hatte ich es auch mal ohne Namen und fände das auch eleganter. Aber ich fürchte, das hätte noch mehr verwirrt.
Ich war froh, als ich den Kommentar von @linktofink zu der Story gelesen habe, denn so wurde ich in meinem allgemeinen Verständnis bestätigt.
Das freut mich, dass du dich bestätigt gefühlt hast.
Warum versenkt das Seegespenst die Schiffe der Fischer? Warum versetzt es alle mit seinem Lachen in fiebrigen Wahn? Nur, weil es die Menschen so gerne im Wasser zappeln und sterben sieht?
Tja, das ist dann doch der Märchenteil. Warum ist das Böse böse? Hier zumindest gefühllos gegenüber dem Leid. Es versenkt gerne Schiffe, genießt seine Macht.
Als Beitrag zur Challenge finde ich den Text schwierig, da er mMn nicht "leicht bekömmlich", mit "einem Ende zum Wohlfühlen" daherkommt. Fern davon feiere ich ihn hart.
Also das Ende finde ich ja voll zum Wohlfühlen. Das Gespenst ist entmachtet, das Dorf ist gerettet, Yoshi ist ein Held, Kimitaka hat Hoffnung auf seinen Sohn, der wiederum hat mal eine gute Idee gehabt, Isamu weiß was er will und hat jetzt den Mut sein Glück zu suchen.
Was Bekömmlichkeit betrifft, so hat allein das Genre für mich was Eskapistisches.

Aber ich freu mich wirklich sehr, dass meine Geschichte feierst. :)

Liebe Grüße von Chutney

 

Hey Chutney, ich noch mal kurz.

Wahrscheinlich wäre die Ich-Perspektive tatsächlich leichter und passender gewesen. Ich habe die Perspektiven-Diskussion verfolgt, die du angestossen hattest, fand sie spannend, am Ende doch wieder verwirrend. Aber vielleicht probiere ich es doch noch einmal aus, den ganzen Text umzuschreiben.
Oh nein, oh nein, oh nein. Ich mag doch deinen Erzähler/die Erzähler so gerne. Also es ist ja immer gut, etwas auszuprobieren und wenn du das tatsächlich machst, dann sag gerne noch mal Bescheid, würde gerne wissen, wie sich das ändert. Ich glaube aber nicht, dass die Geschichte gewinnt, aber ja, wer weiß. Ich finde du hast den Anfang jetzt besser gemacht. Ich meinte mit Perspektive aber vor allem, dass der erste Absatz auch eher auktorial gewirkt hat. Hach Mensch, mir fehlt da irgendwie das Vokabular. Oder anders, dass der personale Erzähler auch solche auktorialen Einsprengsel hat. Das ist ja immer mein Dilemma mit dem personalen Erzähler, ich denke halt schon, dass der in Reinform eher verschwindet und ganz klar im Showmodus unterwegs ist (und ich will nicht schon wieder Verwirrung stiften). Ich mag aber, dass der dicht dran ist am Prota. Aber mir fehlt dann manchmal das "Erzählende" des Erzählers und das ist bei deinem eben nicht so, also das ist schon ein Erzähler, der auch klar da ist und eben auch erzählt. Nur show wird halt mMn dem Medium Literatur nicht gerecht. Deinen Anfang finde ich jetzt klarer, aber mit ersten Augen kann ich es natürlich jetzt auch nicht mehr sehen.

Da hätte ich natürlich gerne noch eine kleine Verzögerung, bevor der Trick enthüllt wird. Ich behalte das mal im Auge.
Nur mal so als Idee: Den Satz vielleicht auch einfach weglassen? Ich denke, da geht dann eigentlich nichts verloren.

Das Gespenst wird ja entmachtet. Dazu gehört auch die Erkenntnis, wie beschränkt es eigentlich ist.
Ja und diese Erkenntnis hat auch noch ausgerechnet "der Dumme". Sehr schön find ich das.

Da bist du nun der Allererste. Bisher haben die meisten nach mehr Klarheit verlangt. Tatsächlich hatte ich es auch mal ohne Namen und fände das auch eleganter. Aber ich fürchte, das hätte noch mehr verwirrt.
Das war deine Antwort auf @Seth Gecko Kommentar:
Die Charakterzeichnung ist lebhaft, ich glaube sogar, Du könntest die Ansage, wessen Absatz man gerade liest, weglassen. Da kannst Du Deiner Leserschaft ruhig mehr zutrauen, meinst Du nicht?
Ich hatte den gleichen Gedanken, hab ihn dann vergessen aufzuschreiben. Mir gefiele es auch einfach besser und es würde dich noch mal zwingen die Perspektive ganz klar zu haben. Ich denke, das würde der Geschichte insgesamt gut tun.

So. Das wollte ich noch mal sagen.
Und jetzt gehe ich schlafen.
Eine geruhsame Nacht! Katta

 

Liebe @Chutney,

ganz kurz nochmal.

Ich hoffe, dass es mir jetzt gelungen ist, da zu entrümpeln und ich lerne für die Zukunft, gerade zu Beginn klarer zu sein um nicht abzutörnen.

Finde den Anfang jetzt deutlich besser, als vorher.

LG
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Katta,

herzlichen Dank, dass du nochmal reingeschaut hast.

Also es ist ja immer gut, etwas auszuprobieren und wenn du das tatsächlich machst, dann sag gerne noch mal Bescheid, würde gerne wissen, wie sich das ändert.
Das mach ich gerne, danke. Ich glaube, momentan lasse ich es hier erstmal so und wenn ich es für mich nochmal anders probiere, melde ich mich.
Ich meinte mit Perspektive aber vor allem, dass der erste Absatz auch eher auktorial gewirkt hat.
Ja, interessant, ich glaube, ich weiß was du meinst. Es ist im ersten Absatz noch nicht klar, was das für ein Erzähler wird. Der erste Satz könnte auch von einem auktorialen Erzähler kommen und erst im Verlauf wird klar, dass es die Sicht von Kimitaka ist. Das heißt, ich müsste das wirklich anders anfangen, wenn ich es klarer machen wollte. Oder ein ... "denkt Kimitaka" dahinter. Sowas habe ich sonst vermieden.
Deinen Anfang finde ich jetzt klarer, aber mit ersten Augen kann ich es natürlich jetzt auch nicht mehr sehen.
Trotzdem, das freut mich. Mir gefällt es auch besser. Danke.
Da hätte ich natürlich gerne noch eine kleine Verzögerung, bevor der Trick enthüllt wird. Ich behalte das mal im Auge.
Nur mal so als Idee: Den Satz vielleicht auch einfach weglassen? Ich denke, da geht dann eigentlich nichts verloren.
Hach, ich hänge an dem Satz. Wenn er nicht überlesen wird, schafft er ja auch eine Spannung. "Was fällt ihm den da auf?" Ich überlege, ob ich es doch Yoshi-mäßiger formuliere. "Und dann staunt Yoshi." oder sowas.
ichts verloren.
Das Gespenst wird ja entmachtet. Dazu gehört auch die Erkenntnis, wie beschränkt es eigentlich ist.
Ja und diese Erkenntnis hat auch noch ausgerechnet "der Dumme". Sehr schön find ich das.
Ja und so klar kann das auch nur Yoshi formulieren.
Ich hatte den gleichen Gedanken, hab ihn dann vergessen aufzuschreiben. Mir gefiele es auch einfach besser und es würde dich noch mal zwingen die Perspektive ganz klar zu haben. Ich denke, das würde der Geschichte insgesamt gut tun.
Das werde ich mir nochmal genau überlegen. Bei einer vorigen Geschichte "Kopfüber" hatte ich nur zwei Personen, in Ich-Form, die ganz regelmäßig gewechselt haben und auch da waren einige schon sehr irritiert. Vielleicht wage ich es. Bei den meisten Absätzen geht es. Manchmal müsste ich das gleich zu Beginn klarer machen. Wie gesagt, eleganter wäre es auf jeden Fall. Ja, danke für dein Votum in die Richtung.

Liebe Katta, das ist total nett, dass du dir da nochmal Gedanken gemacht hast.

Liebe Grüße von Chutney


Liebe @RinaWu ,
vielen Dank auch dir, dass du nochmal draufgeguckt hast und ich freue mich natürlich sehr, dass du zu diesem Schluss gekommen bist:

Finde den Anfang jetzt deutlich besser, als vorher.
Bis bald und liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Chutney ein kleiner Gegenbesuch, ein wirklich kleiner, denn ich habe absolut nichts auszusetzen an deinem wunderbaren Text. Bis auf, ich fange mal gleich mit dem Negativen an, dann hab ich es hinter mir, dass ich persönlich mich halt nicht in dem unmittelbaren Sinne wohlfühle, wenn ich dein japanisches Märchen lese. Es ist ein Thema, das total spannend ist, eines, das sich mit einer ausweglosen Lage beschäftigt, in der nur noch Chuzpe, der Mut der Verzweiflung und ein wenig Gerissenheit helfen mögen. Oder eben ein Dummer, ein Lügner und ein Wasserscheuer. Von daher definitiv ein Text, der Trost spendet, der durch die Lösung einer unmöglich scheinenden Aufgabe zur Lebensbewältigung beiträgt. Aber eben doch zu ernst ist, zu sehr in stürmischen Gewässern fischt, als dass ich mich dabei wohlfühlen würde.
Aber davon ab, und letztlich ist das eigentlich auch scheißegal, ob Frau Novak nun meint, das Thema sei angemessen getroffen, hast du ein megastarkes Märchen geschrieben in einem kühlen, wuchtigen Stil, der absolut zum Inhalt passt. Das Ganze wirkt auf mich wie eine dieser japanischen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, reduziert, kühl, auf das Wesentliche bezogen. Dazu tragen auch die unterschiedlichen Überschriften bei mit den jeweiligen Sichten der Handelnden. Interieur, setting, Charaktere, Namen, alles passt und trägt zu dem Gefühl bei, da hat sich jemand auch in diese fremde Welt eingefühlt.

Ich habe mich eigentlich von vornerherein im Text zurechtgefunden, wusste, wo ich bin und was passiert, hatte also keine Orientierungsschwierigkeiten, wie andere das beschrieben haben, aber ich weiß ja auch nicht, ob du nicht inzwischen einiges geändert hast.
Also danke, liebe Chutney, für dieses großartige japanische Märchen.
Pass auf dich auf, viele Grüße von Novak

 

Hallo @Chutney

Kimitaka
Ich fand es spannend, wie Du durch das Erwähnen des Namens zum Einen die Erzählperspektive gesetzt hast, und zum Anderen dadruch die Namen präsenter wurden. Tolles Stilmittel.

„Gehst du dann tot?“
Schön gewählte Sprache - das sagt so viel aus, und ich bin selber schon beim Lesen von Yoshis Nachfragen genervt :D

Isamu
Er lebt.
...
Im Landesinnern soll es Berge geben, Birkenwälder. Die Welt wartet auf ihn.
Ich sehe schon den gest des Yeti und wie er sich zurück aufs Wasser wünscht :D

gern gelesen
pantoholli

 

Moin, moin Du Liebe, ich habe jetzt Ene-mene-muh gemahct. Erst Kommentare unter meiner Geschichte beantworten oder erst Eure schönen Challengebeiträge. Du siehst ja, wie es ausgegangen ist ...

Das Seegespenst Kimitaka
Spannender Titel und genauso ist die Geschichte für mich. Sehr spannend! Nur lese ich sie natürlich mit dem Challengethema unter anderm Blickwinkel, und damit passt sie leider für mich nicht wirklich zum Thema. Ich finde sie toll geschrieben, die drei Helden als einzelne Überschriften zu setzen gefällt mir sehr, manchmal hätte ich es anders erwartet, dazu später. Aber diesen "Trick" werde ich mir unbedingt abschauen, vielleicht kriege ich dann ein besseres Gefühl für Perspektive hin.

Ein angemessenes Boot für einen Lügner, einen Dummen und einen Wasserscheuen.
Das finde ich eine sehr schöne Zusammenfassung, dem Märchencharakter nahe, habe mich dann aber doch eine ganze Weile gefragt, wer jetzt was ist.

Aber wenn sie die Wahrheit wüssten, hätten sie nicht einmal dieses hier bekommen.
Nein, natürlichist das keine Wiederholung, aber ich hatte wirklich zwei Anläufe, um zu schauen, worauf sich jeweils das "sie" bezieht. Vielleicht geht es eindeutiger?

Nur solche wie Isamu und Yoshi sind verschont geblieben, solche, die sie nicht dabei haben wollten auf dem Meer.
Das ist schon recht abstrakt. Ja, Du rätselst gerne, aber es fühlt sich wie ein loser Faden an. Der starke Yoshi hätte ja bei so praktischen Dingen wie Netze ziehen durchaus Berechtigung, daher verstehe ich die Ausgrenzung nicht komplett. Oder ist es in Japan eher so etwas Ehrenhaftes/Gesicht-wahren/keine Beeinträchtigten?

Yoshi winkt den Eltern zu, streckt seinen Rücken, nickt feierlich, verbeugt sich, nickt, verbeugt sich, nickt immer noch, als er nach den Rudern greift. Kimitaka geht ans Steuer.
Als Letzter kämpft sich Isamu an Bord, sucht überall Halt, bleich wie der Geist, der dort draußen auf sie wartet. Vielleicht ist es ein Fehler, ihn mitzunehmen.
Das ist ein Auszug aus "Kimitaka" - also der anfang, wo ich mich noch in Deine Struktur hineindenken muss. Und gerade hier erzählst Du sehr viel über die anderen, gefühlt nichts aus seiner Sicht. mit seinen Worten. Das machte es schwierig, während es später für mich gut passt.

Isamu
Alles schwankt, der Boden, die Horizontlinie, der Kompass im Bauch, Übelkeit. Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden. Höhnisches Glucksen am Boot, kalte Spritzer auf der Haut.
Das ist trotz, in Deiner Erzählweise recht großem Abstand zu Deinen Prots, ganz eindeutig der Wasserscheue. Und seine Sicht auf das Erlebnis. Gefällt mir sehr gut.

„Isamu, gehst du unter, wenn du ins Wasser fällst?“
„Mag wohl sein.“
„Gehst du dann tot?“
„Halt den Mund.“
Was für Klasse Dialoge!

Isamu fängt an zu schimpfen und Yoshi erschreckt sich, aber er ist auch froh, dass es nicht mehr so still ist.
Die Stelle mochte ich besonders, es passt so schön zu Yoshi.

: „Warum sind sie alle irre geworden, Kimitaka?
Das hatte ich beim Lesen nicht verstanden, denn Du hast am Anfang Fieber und Entkräftung. Oder habe ich etwas überlesen. Im Nachhinein erklärt es sich, aber da könntest Du vielleicht noch etwa schrauben.

Da sagt Isamu: „Wenn Kimitaka weiter soviel trinkt, finden wir die Stelle nicht.“
Kimitaka lacht: „Keine Sorge. Wir sind es, die gefunden werden.“
Schön spannend gemacht, da schaue ich mir bestimmt mal ein, zwei Kniffe ab.

Er wird Isamu im Auge behalten. An Land duckt er sich, auf dem Meer dreht er durch. So viele Schläge, und doch hat er bisher niemals ein Boot betreten, man sollte ihn nicht unterschätzen.
Hieraus werde ich sogar jetzt noch nicht schlau. Der gute Isamu ist Wasserscheu, okay. In einem Fischerdorf wird er es daher schwer haben, also wird er gehänselt - duckt sich, ja. Aber der letzte Satz? Warum sollte man ihn nicht unterschätzen? Ahhh - jetzt, beim Aufdröseln klingelt es. Weil er standhaft, trotz Schläge, nicht auf Boot ging? Bin ich als einzige so langsam - peinlich.

Isamu krampft die Hände um die Ruder. Seine Kleidung klebt am Körper, wo sich Salzwasser und Schweiß mischen.
Da waren ein paar schöne bzw. sehr passende Sätze für Seefahrt drin.

Und da fällt ihm etwas Merkwürdiges auf, etwas sehr Merkwürdiges.
Während Isamu hinter ihm brüllt, holt Yoshi aus und schleudert den Löffel bis in den Himmel, wo die kleine schwammige Hand danach greift, den Schöpfer groß werden lässt, größer als ihr Boot.
Auch hier soll es sicherlich die Spannung erhalten, aber Merkwürdig bezieht sich doch auf die Löcher oder den fehlenden Boden oder? Passt für mich persönlich nicht so zusammen, aber das mag individueller Geschmack sein.

Akio, der um sein Leben kämpft, der ihn am dritten Tag zu sich gewunken, ihm ins Ohr geflüstert hat. „Vater, ich weiß, wie es gehen könnte.“ Auf den Knien betet Kimitaka zu Riujin, dem Drachengott, dass er ihm seine Lüge nicht übelnimmt. Die Menschen glauben doch eher den Versprechungen eines Gottes, als den Einfällen eines Verlierers.
Ah, da ist die Lösung! Erst hie rkann ich dann aber auch "den Lügner" zuordnen, aber wenn es Absicht ist, schreibe es bitte meiner Ungeduld beim Lesen zu.

Yoshi flüstert: „Ist das Gespenst vielleicht dumm?“
:lol:

Wie er das Land liebt. Er will Erde in den Händen halten, Erde seiner Heimat, fremde Erde. Im Landesinnern soll es Berge geben, Birkenwälder. Die Welt wartet auf ihn.
Tja, der Schluß? Ich verstehe es von einem Wasserscheuen, aber irgendwie ist es mir zu pathetisch?
Sorry, ich hatte nicht genug Zeit, alle Vorkommentare zu lesen, wenn ich mich jetzt beim Interpretieren besonders doof angestellt habe, reiche ich eine Entschuldigung nach.
Nochmals gesagt: Ich mag die Geschichte, sie ist besonders geschrieben! Aber in der Challenge macht sie mich nicht glücklich, sorry.
Liebe Grüße in den Norden, hoffentlich nicht vom Winde verweht
witch

 

Liebe @Chutney

Beim Lesen des Titels und angesichts des Themas der Challenge hatte ich ein Erwartungshaltung. Ich dachte mir, da kommt jetzt was süßlich, märchenhaftes, vielleicht mit irgendwelchen Hühnern, die sich auf das Meer verirren und zu Gespenstern mutieren , aber nein, Überraschung, ich lese was Mystisches mit - einer Menge Alkohol (:D :D :D) , einigem Erbrochenem und drei japanische Jünglingen die gotweißwarum mit einem Lügenboot aufs Meer fahren und einen kaputten Schöpflöffel dabei haben, mit dem sie das Seegespenst narren.

Für mich klingt der Text nach neuseeländischen Mythen ohne Wal - und war das nicht mal ein Film mit einem Jungen, der mit einem Tiger auf dem Boot unterwegs war?. Solch eine Stimmung baut der Text auf, sprachlich sicher gekonnt, aber wozu, was ist das übergeordnete Ziel, außer einem adoleszenten Reifeprozess?

Aber Spaß gemacht hat mir die Lektüre, auch wegen der Perspektivwechsel.

Paar Stellen:

So viele liegen fiebernd zu Hause, starren die Risse in den Decken an, sehen Dinge darin, zucken zusammen, wenn jemand lacht. Aber es wird nicht mehr viel gelacht in Tosa. Erst die erwachsenen Männer, dann die Jungen. Nur solche wie Isamu und Yoshi sind verschont geblieben, solche, die sie nicht dabei haben wollten auf dem Meer.
Seuche?

Alles schwankt, der Boden, die Horizontlinie, der Kompass im Bauch, Übelkeit.
mm, der sollte mal Bojarski trinken!

„Isamu, gehst du unter, wenn du ins Wasser fällst?“
„Mag wohl sein.“
„Gehst du dann tot?“
„Halt den Mund.“
klingt sehr künstlich, dieser Dialog. Klar, du versuchst den märchenhaften Dialog, das Kindliche, aber lies das mal isoliert

Du hast nichts mitbekommen, weil du betrunken warst. Der Sakegott hat dich geschützt.“
„Nicht streiten.“ Yoshi laufen Tränen aus den Augen. „Kimitaka ist der Älteste. Man muss Respekt haben, sagt Papa. Man muss Respekt haben.“
Sakegott, das ist gut, ich hasse übrigens Sake

So viel hat Akio verdorben, seine Wildheit, seine dummen Ideen, die ihm nur gebrochene Knochen und und den Spott des ganzen Dorfes brachten.
hat er seine Wildheit verdorben und die Ideen oder stimmt da grammatikalisch was nicht?

Ein Schöpflöffel ohne Boden ist nutzlos. Immer hektischer werden die Bewegungen des Geistes, wie rasend zieht er den Schöpfer durchs Wasser, wie er sich müht, wie er kämpft, wie er heult vor Wut. Vergeblich all die Anstrengung und dennoch hört er nicht auf, schöpft und schöpft und schöpft.
das ist wirklich lustig, also dieser verblödete Gott, darf ich mir den für die Umgestaltung meines Challenge-Gottes borgen?

Viele Grüße aus dem sakelosen Bembelland
Isegrims

 

Liebe @Chutney

auch dein Märchen habe ich schon längst gelesen. Ich hänge einfach so sehr mit meinen Kommentaren hinterher ... also an die Tasten, fertig, los! Vorab: Total schön, Dich mal wieder lesen zu können. Habe mich total gefreut, dass Du an der Challenge teilgenommen hast. Und das letzte CW zeigt Folgen :) Chutney hat Spaß an verschiedenen Erzählern gefunden. Hat damals ja auch gut funktioniert.

Du hast am Anfang geschraubt. Da ich das Märchen nun schon kannte, kann ich Dir nicht sagen, ob ich mich jetzt schneller darin zurechtfinden würde, (hatte damit echt zu kämpfen) aber ich denke schon. Zumindest erscheint es mir jetzt sehr stringent und das ist gut. Keine Nebeninfos, klare Ansagen. Ob das jetzt Infodumping ist, weiß ich nicht, steht aber sicher irgendwo in den Kommentaren von Erstlesern. Bin ich in diesem Fall nicht, nur so eine Frage, die ich mir gerade stelle.

Die Wellen zerfallen in Linien, die sich immer wieder anders entscheiden.
Super schön.

Doch jetzt, wo er den Boden unter den Füßen verloren hat, jetzt weiß er, dass er lieber verhungert wäre. Es ist nicht egal, wie man stirbt.
Das auch. Schöne Figurenzeichnung.

„Ich bin ein starker Mann.“
„Dann rudere und sei still.“
:)

Der Schöpflöffel. Der Geist wird nach ihm verlangen. Tief wird er ihn ins Meer tauchen, um ihr kleines Boot mit Wasser zu füllen. Was für eine Freude es ihm bereitet, Menschen im Meer zappeln und schreien zu sehen.
Ahhh! Sehr gut. Jetzt wird mir die Motivation des Geistes viel klarer.

Die erwachsenen Männer hat er noch ziehen lassen, da sie keinen Löffel bei sich führten.
Okay. Die sind halt nur irre geworden, vom Lachen, das vom Spaß kam, den der Geist hatte beim Ersaufen der jungen Männer hatte, richtig?

Doch das Boot, das die jungen Burschen nahmen, war gut ausgestattet. Sein Boot. Dort gab es den Schöpflöffel, der ihnen zum Verhängnis wurde.
Aber müssten die dann nicht alle tot sein? Fände es gut, wenn Kimitaka seinen Sohn verloren hätte. Dann hätte er jetzt auch nichts mehr zu verlieren. Frau weg, Sohn weg. Wenn sein Plan nicht aufgeht, um ihn selbst fände er es nicht schade. Vielleicht wäre ihm dies sogar die liebere Lösung. Ja, fände ich gut, wenn er da selbst an seinem Plan zweifeln könnte, weil es ihm egal ist, ob er überlebt. Und anfangs die beiden anderen auch. Doch deren Schicksal geht ihm dann doch an die nieren, je länger sie da zusammen im Boot hocken ... ja, so was fände ich gut. Na gut, würde alle nur noch länger und komplizierter machen. Sehe ich ein.

Etwas ist falsch mit Kimitaka. Seine Augen sind glasig. Er ist genauso irre wie die anderen. Wie hat Isamu das nur übersehen können? Keiner hat es bemerkt, weil sie alle zuviel Respekt vor ihm hatten.
Guter Zug. Erhöht das Risiko des Scheiterns und stellt die Kimitaka-Figur in Frage.

Was, wenn keiner von den anderen Kimitaka geglaubt hat? Haben sie sie geopfert? Das schäbige Boot. Drei Esser weniger. Er versucht, sich an die Gesichter derer zu erinnern, die am Strand standen, fast alles Frauen und Kinder. Hat da nicht ein Ausdruck von Schuld in den Gesichtern gelegen?
Auch gut! Ich weiß nur nicht, ob ich das alles mit ? geschrieben hätte. Kann doch sein, er setzt jetzt voll auf den Film, sie wollen ihn umbringen. Ich mein, um so größer die Spannung, wenn der Leser da mitgeht und umso größer die Freude, dass das eben nicht so war, sondern Kimitaka wirklich nen Plan hat, wenn er selbst vielleicht auch nicht so ganz überzeugt von ist. Aber es ist eine Chance und die braucht es, damit die Leute wieder zum Fischen aufs Meer können.

Das Meer triumphiert. Es rächt sich für seinen Hass.
Na ja, weiß nicht. Kann sein Isamu denkt so, aber eigentlich wirkte er die ganze Zeit viel zu clever auf mich dafür.

Akio, der um sein Leben kämpft, der ihn am dritten Tag zu sich gewunken, ihm ins Ohr geflüstert hat. „Vater, ich weiß, wie es gehen könnte.“
Wobei mir einfällt, wieso hatten die jungen Männer eigentlich so einen Löffel dabei? Hats den halt auf Booten, zum Schöpfen halt, wenn Wasser reinläuft? Aber warum die alten dann nicht? Weil - kein Wind, kein Seegang, glattes Wasser und Sonne?

Er fleht, dass Akio noch da ist, wenn er kommt, damit er ihm erzählen kann, dass dieses einzige Mal seine Idee zu etwas Gutem geführt hat.
Ja gut. Ist natürlich auch ne Wendung. Aber da der Sohn selbst gar nicht auftritt, fände ich die Lösung auf Seiten von Kimitaka viel stärker. Eigentlich gibt es für ihn keinen Grund weiterzuleben und trotzdem setzt er auf eine Idee, die das Dorf rettet. Er - der Säufer, der Verlierer ... und er spielt halt auch eine zentralere Rolle als der Sohn. Schätze, Du weißt was ich meine.

Schöner Schluss.
Hat sich ja auch einiges getan. Ich mag das jetzt richtig gern. Habe es wirklich, wirklich gern gelesen und mich gut unterhalten. Für mich ganz unbedingt ein Kissenburgtext!

Liebe Grüße,
Fliege!

 

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