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Das, was ich sehen will

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15.05.2016
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Das, was ich sehen will

Licht.
Licht ist bekanntermaßen das Erste, was ein Mensch wahrnimmt.
Ich war noch nie ein besonders optimistischer Mensch. Vielleicht lag das daran, dass nie etwas so funktionierte, wie ich es mir erhoffte.
Ich war schwer zu erziehen. Versteh mich nicht falsch, ich war als Kind nie besonders aktiv oder laut, doch ich brauchte viel Hilfe von meinen Eltern. Als ich geboren wurde, hatte ich Sehprobleme, die im Laufe meiner Kindheit immer schlimmer wurden. Meine Eltern bemerkten diese Krankheit jedoch erst, als es schon zu spät war und im Alter von 6 Jahren erblindete ich. Licht wurde mir unbekannt und jetzt 15 Jahre später kann ich mich noch immer nicht daran erinnern, wie ich Dinge wahrgenommen habe. Ich wusste jedoch, dass ich es vermisste.
Ich würde mein Leben trotz aller Umstände nicht als schwer bezeichnen. Ich hatte zwei Eltern, die sich um mich gesorgt haben, ein Haus und allgemein kein sehr beschwerliches Leben. Manchmal wurde es ein wenig einsam, da ich nicht mit den anderen Kindern spielen durfte. Ab und zu stritten sich meine Eltern über mich und oft zeigten sie mehr Emotionen über meine Situation als ich selber, doch im Gesamten konnte ich mich nicht beschweren. Ich war davon überzeugt, dass das alles einen Grund hatte.
Ja.
So musste es richtig sein.
Ich war zwar blind, doch eine Sicht auf Dinge sammelte ich mir trotzdem an. Meine Wahrnehmung bezog sich natürlich darauf, was ich fühlte und hörte, doch manchmal lag ich nachts im Bett und träumte. In den Träumen öffnete ich meine Augen und sah die Welt so, wie ich sie mir vorstellte, so wie ich meinte, sie von früher zu kennen. Mir war nicht klar, weshalb ich sehen konnte, wenn ich mich doch an nichts erinnerte, was ich als Kind wahrnahm. Doch ich glaubte, dass dies aus meinem Unterbewusstsein kommen musste. Sobald ich in meinen Träumen die Augen öffnete, war ich an einem anderen Ort.
Ich lebte.
Ich schaute nach oben und erblickte einen wunderschönen Himmel. Ich verspürte sogar ein brennen in den Augen, sobald ich zu lange in die Sonne schaute. In der Ferne lief eine Parade fröhlich singend einen heruntergekommenen Weg entlang. Doch sie bestand nicht aus Menschen. Es waren alles Objekte, die ich die letzten Jahre nur berühren konnte. In der Mitte der Parade formte sich ein Berg aus Spielzeugen und ich saß über ihnen auf einem Thron. Getragen wurde ich von drei Dutzend Puppen. Als wir durch eine Stadt liefen, wurden wir von mehreren hundert Personen, die sich an einer Straßenseite anreihten, bejubelt. Auf den Häusern standen sie ebenfalls.
Etwas fiel mir jedoch erst spät auf: Die Gesichter der Leute waren leer.
Die Geräuschkulisse stoppte.
Wolken bedeckten den Himmel. Ein Sturm zog auf. Ich stand alleine auf einer großen Weide. Rechts von mir entflogen dutzende Gänse aus einem einzigen Grasbüschel. Als ich mich umdrehte, stand ich vor einem Spiegel, in dem ich zu sehen war, zumindest vermutete ich das. Ich sah mein Gesicht nicht. Als ich versuchte den Spiegel zu berühren, zerbrach er.
Als ich wieder wach wurde, war ich verschwitzt. Angestrengt sprang ich aus meinem Bett, keuchend, als wäre ich einen Marathon gelaufen.
Alles war wieder dunkel.
Es war ein Sonntag.
Nachdem ich mich durch die allmorgendlichen Probleme kämpfte, saß ich in meinem Zimmer und dachte nach. Im Radio kündigten die Moderatoren eine Wetterwarnung an. Ein Schneesturm solle in den nächsten Stunden aufziehen.
Vor einem Jahr fingen die Träume an. Zu Beginn kamen sie nur einmal die Woche und bestanden oft nur aus simplen Dingen. Doch schon seit einem Monat sehe ich die Träume jede Nacht und sie werden immer verwirrender.
Ich versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken und sah es viel eher als Abwechslung zu meinem dunklen Alltag. Ich ging davon aus, dass sich mein Unterbewusstsein nur austoben wollte.
Ich erzählte niemandem davon.
Ich war glücklich, sobald ich träumte und vermisste sie, sobald es wieder dunkel wurde.
Nur einmal leben.
Ein weiterer Tag ging vorüber. Ich freute mich darauf, wieder schlafen zu gehen und in einer Welt zu sein, in der es Licht gibt.
Ich öffnete meine Augen.
Wieder war ich bei der Parade. Wieder saß ich auf einem Thron. Wieder liefen wir durch die Stadt und wieder sah ich gesichtslose Personen. Ich lachte und sang und war glücklich.
Mir wurde kalt.
Zumindest glaubte ich das, doch eigentlich war es ein unangenehmes Kribbeln, das mir durch den Körper schoss.
Als ich von dem Thron abstieg, stolperte ich. Alles war wieder dunkel. War ich wach?
Ich versuchte meine Augen zu öffnen.
Wenn ich wach sein sollte, dann könnte ich vielleicht jetzt meine Augen öffnen und mein Traum würde Wirklichkeit werden.
Ich zögerte.
Vielleicht würde ich ja doch ein Wunder erleben.
Langsam öffnete ich die Augen.
Nach nichts sehnte ich mich mehr.
Eine Träne kullerte meine Wange hinunter. Das Einzige was ich sah.
Licht.

 

Hallo Hiro!

Da du noch keinen Kommentar bekommen hast, mache ich mich mal daran.
(Tipps, wie du mehr Kommentare einheimst? Bringe dich im Forum ein, d.h. schreibe auch Kommentare zu Texten anderer. Das Forum lebt vom Geben und Nehmen. Außerdem lernt man viel, wenn man Texte anderer kommentiert. Und ich kann dir nur empfehlen, Texte aufgrund eingegangener Kommentare zu überarbeiten. Auch dabei lernt man megaviel.)

Ich hatte deinen Text letztens schon angelesen, und bin gleich am Anfang gestolpert.

"Licht ist bekanntermaßen das Erste, was ein Mensch wahrnimmt."
=> Ist das so?, habe ich mich gefragt. Mir ist das nicht bekannt. Fühlt man nicht, bevor man sieht? Und was meinst du mit "erster Wahrnehmung eines Menschen"? Bei der Geburt? Aber vor der Geburt lebt der Mensch ja auch schon. Ist wirklich die erste Wahrnehmung eines Menschen, eines Fötuses Licht? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Der nächste Satz: "Ich war noch nie ein besonders optimistischer Mensch."
=> Was hat der Satz mit dem vorherigen zu tun? Ich hatte mich gerade auf Wahrnehmung und Licht eingelassen, und jetzt kommt ein total anderes Thema?

Dann: "Ich war schwer zu erziehen." => Wieder ein anderes Thema, wieder hat das nichts mit dem voherigen zu tun.

"Versteh mich nicht falsch, ich war als Kind nie besonders aktiv oder laut, doch ich brauchte viel Hilfe von meinen Eltern."
=> Und was hat "Hilfe brauchen" mit "schwer erziehbar" zu tun?

Zusammengefasst: Das ist kein guter Textanfang, das sieht eher nach einer sinnfreien Zusammenstellung von zusammenhangslosen Sätzen aus.

Auch kann ich dir nur empfehlen, dich mit dem Prinzip "show, don't tell" zu beschäftigen.

Hier, das hier zum Beispiel: "Ab und zu stritten sich meine Eltern über mich und oft zeigten sie mehr Emotionen über meine Situation als ich selber" ist reines Tell. Du bleibst sehr allgemein und behauptest "Emotionen" (nicht mal, was für welche!).
Show wäre, die Situation auszuerzählen, die Leute reden, agieren zu lassen. Das ist es, was Leser interessiert.

So viel für den Anfang.

Grüße,
Chris

 

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