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Deckengezwitscher
"Die Spatzenherren warfen großzügig mit Krümeln um sich und amüsierten sich über die kleinen flinken Hüpfer zu ihren Füßen - bis ein Spätzlein aufflog, um einem von ihnen das Auge auszuhacken.”
Spatzenherr G. stand eigentlich gerne im Rampenlicht. Nur heute blendete es ihn. Außerdem beugte er sich viel zu weit vor. Warum hoben sich die Wörter auch wellenförmig vom Blatt ab, wo er sie doch nur vorlesen wollte? Kicherte da jemand im Bundestag? Der parlamentarische Opa-Priester räusperte sich. Krrrrrrr, er hatte gerade Opa-Priester gedacht. Er würde ja weiterlesen, wenn seine Zunge nicht so pelzig wäre. So eine leise Ahnung, zu Brüllaffen zu sprechen. Um die Vorstellung nicht weiter zu vertiefen, las G. einen Satz, der sich wie Schleim übers Rednerpult verteilte. Die Spatzenherren aus der Opposition lachten einträchtig. Da bedankte sich Z., um sich gleich danach zu entschuldigen und noch einmal zu bedanken. Ihm sei gerade ein bisschen komisch. Jetzt “Phoenix live” einschalten, dachte G. und lauschte einem Kichern, das ihm gehörte. Schon wieder schlug das Hämmerchen. G. wollte an die frische Luft.
Tohuwabohu an der Sicherheitskontrolle, Schäferhundgesichter, die “ein Momentchen” mit ihm sprechen wollten. G hat ihnen seine Krawatte zugeworfen. Jetzt steht er im Tiergarten. Ganz schön viel Leben im Laub. Neckisches Gespräch mit einem Barfüßler. Sie einigen sich auf außerordentlich hübsche Wolken. So eine Wiese ist schon was Feines. Und die Spatzen klangen fröhlicher im Park.