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Demenz-Wahnsinn

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02.02.2020
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Anmerkungen zum Text

Postmoderne Gedanken zu Gedanken und Demenz.

Demenz-Wahnsinn

Das grelle Licht im Flur der Station 13b leuchtet beständig und mit voller Überzeugung, als wolle es den Patienten vermitteln "Ich bin da. Ich denke an euch. Ich leuchte euch den Weg". Unangenehm. Meine Oma war schon oft in diesem Haus gewesen. Sie kennt sich aus. Vor vielen Jahrzehnten, als die Gedanken noch frei und uneingezäunt waren, so dachte ich, begann ihr Leben in einem Flur mit grellem Licht der Station 26a. Sie wurde geboren. Auch ihr eigenes Kind brachte sie hier zur Welt. Heute, im Februar 2020, befindet sie sich wieder an diesem Ort, den sie inn- und auswendig zu kennen scheint - und entdeckt ihn neu. Meine Oma geht auf Entdeckungsreise. Nicht zu Fuß, da wäre sie zu langsam, und auch nicht im Rollstuhl, das würde ihr nicht gefallen, nein – im Kopf. Meine Oma geht mehrmals die Stunde auf Entdeckungsreise. Mit 93 Jahren hat sie bereits viel erlebt und durchdacht. Gedanken waren frei. Gedanken entwickelten sich. Gedanken wurden systematisch und brutal unterdrückt. Gedanken waren frei. Gedanken wurden unterbewusst gelenkt. Gedanken waren frei. Waren die Gedanken frei? Nazis versuchten die Gedanken zu kontrollieren, zu erfassen und zu manipulieren. Kapitalismus perfektioniert dies auf eine unterschwellige Art und Weise. Meine Oma wurde älter. Sie wurde alt. Ihre Gedanken reiften.

Erst waren die Erinnerungen stark und die Gedanken frei – Jetzt sind die Erinnerungen schwach und die Gedanken noch viel freier. Meine Oma geht auf Entdeckungsreise. Meine Gedanken sind frei, bin ich mir sicher. Ich denke an vieles: Beruf, Freundin, Beruf, Familie, Beruf, Oma, Beruf. Meine Gedanken steuere nur ich allein und laufe wie ferngesteuert über den grellen Flur der Station 13b, auf dem mir die meisten Menschen fremdgesteuert erscheinen, als ich auf das Zimmer meiner Oma zusteuere. Ihre Gedanken sind nicht frei, glaube ich zu wissen. Kontrollieren wir unsere Gedanken, oder unsere Gedanken uns?

Ich erblicke die große blassgrüne Tür, die sagt: hinter mir befinden sich Menschen, die krank sind, Menschen, die Wünsche, Hoffnungen, Träume und Erkrankungen haben. Ich halte kurz inne. Umfasse den Türgriff mit Druck und trete nach einigen Sekunden, die wie eine Ewigkeit anmuteten, ein. Worauf habe ich gewartet?

Nicht in einer Welt. In unserem Universum soll es unendlich viele Planeten geben, aber von einem weiß man sicher, dass dieser Leben beherbergt. Meine Oma und ich leben nicht in derselben Welt. Sie generiert sich ihre eigene.
"Hallo Oma, wie geht’s dir? Hast du alles gut überstanden?".
Die üblichen Phrasen, um das erfahrene Übel einschätzen zu können. Wichtig. Bin ich einer emotionalen Gefahr ausgesetzt? Wird sich der gesundheitliche Zustand meiner Oma verschlechtern? Egoismus. Meine Oma schaut übellaunig.
"Mir ist übel vom Pudding", sagt sie.
Notarzt. Strapazen. Schmerzen. Krankenwagen. Narkose. Operation. Ärzte. Tabletten. Schmerzen. Meiner Oma schmeckt der Pudding nicht.

Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.

Ich schaue mich im Zimmer um – in ihrer kleinen Welt, so denke ich naiv. Das Wort Demenz kommt aus dem lateinischen und bedeutet Wahnsinn. Im Moment befürchte ich, dass mich der Wahnsinn ereilt, wenn ich noch länger dieselben Fragen in Dauerschleife hören muss. Meine Oma geht auf Entdeckungsreise und ich aus dem Zimmer. Das grelle Flurlicht der Station 13b heißt mich willkommen und brennt mir mit Überzeugung in den Augen. Es fragt mich, warum ich mich aus dem Zimmer geschlichen habe. Es stellt unangenehme Fragen. Scheint mir wie mit Röntgenstrahlen in mein Innerstes zu sehen. Das Flurlicht leuchtet grell.

Drei Krankpflegerinnen huschen schemenhaft in ungerichtet erscheinenden Laufwegen über den Flur. Das Flurlicht scheint ihnen zu zeigen, wo sie hinlaufen müssen, sagt ihnen, was zu tun sei. Es gibt Pudding zum Abendessen.

Einige Patienten schlendern ebenfalls über den Flur. Sie lassen sich nicht von der Aufdringlichkeit des Flurlichts ihre Selbstbestimmtheit wegbrennen. Sie gehen auf Entdeckungsreise. Das Versorgen und Therapieren von Wahnsinnigen erscheint mir wie Wahnsinn. Die Patienten schlendern. Ihre Gedanken sind frei.
Ich gehe zurück in das Zimmer meiner Oma, als mir eine übellaunige Krankenpflegerin entgegenkommt. Ansteckungsgefahr.
Die Bettnachbarin meiner Oma sagt "Ich habe Angst".
Ich versuche sie zu beruhigen und frage, ob ich eine Pflegekraft rufen solle. Die Zeichen auf ihrer Haut, ihr verständnisvoller Blick und weißen gepflegten Haare, verraten nicht annähernd, was dieser Mensch erleben durfte, musste, und wollte und was ihm versagt blieb. Ist es nicht Wahnsinn, wenn wir ihr das Erleben des hier und jetzt versagen, weil sie nach all der Zeit wahnsinnig geworden ist? Ich versuche sie zu beruhigen.
"Die hat wieder Angst, oder?" murmelt meine Oma, "Alles ist gut!", ruft sie gedankenlos.
Die Bettnachbarin meiner Oma hat Angst.

Die Welt meiner Oma endet hinter der großen blassgrünen Tür. Ich war schon in Kanada, USA, Italien und Frankreich. Nach einigen Minuten betritt eine Krankenpflegerin unsere Welt. Sie verabreicht der ängstlichen Frau zärtlich, aber bestimmt, Medikamente, die sie aus ihrer eigenen Welt holen sollen. Man sollte starke Schmerzmittel Reisetabletten nennen und Reisetabletten einfach nur Mittel gegen Übelkeit. Meine Oma geht auf Entdeckungsreise. Und ich komme mit ihr. Ich erzähle meiner Oma von München. Sie war schon mal in München und München wird zu ihrer Welt. Sie fragt nach meiner Freundin und meine Freundin wird zu unserer Welt. Die Welt meiner Oma endet hinter der großen blassgrünen Tür. Sie liegt in ihrem Kinderzimmer, das Spielzeug durch medizinische Geräte ersetzt, der Pudding nicht selbstgemacht, aber ein warmes Bett.

"In wenigen Minuten kommt mein Bus, Oma" sage ich als ich mir langsam meine Jacke wie einen Raumanzug überstreife – gleich werde ich mich zu einer Weltreise aufmachen. Zu ihrer Weltreise aufmachen. Meine Oma freut sich über meinen Besuch als hätte sie jeweils einen Nobelpreis für Medizin, Chemie und Physik gewonnen. Als ich die große blassgrüne Tür öffne, empfängt mich das grelle Flurlicht mit musterndem Blick. Ich verlasse die Welt meiner Oma und höre sie nur noch schlecht mir hinterherrufen
"hoffentlich gibt es bald Abendessen. Ich habe Lust auf einen Pudding!".
Meiner Oma ist übel vom Pudding. Ihre Gedanken sind frei.

Ich fahre mir durch die Haare und mit dem Zug Richtung Heimat. Aus dem Fenster blickend. Beruf, Oma, Beruf, Familie, Beruf. Meine Gedanken sind nicht frei. Ich räume meine Tasche und mir meine Schuld ein. Meine Schuld gegenüber meinen Gedanken. Sie so zu lenken und von außen lenken zu lassen. In der Fachsprache nennt man das intrinsisch/extrinsisch. Menschsein liegt wohl irgendwo dazwischen. Die Fahrt kostet 46,30 Euro und einige Nerven. Nach einem Zwischenhalt in Stuttgart kommt der Zug und meine Gedanken ins Rollen.

Demenz-Patienten sind die wahren Entdecker. Ihre Gedanken sind frei. Alle anderen, vermeintlich geistig gesunden Menschen, sind wahnsinnige. Unsere Gedanken sind unfrei. Das Wort Demenz kommt aus dem lateinischen und bedeutet Freiheit. Die schemenhaften Gestalten, die sich im nebulösen Raum vermeintlich bewegen, werden als Irrläufer entlarvt. Wir sind Irrläufer. Wir verirren uns in Wunschvorstellungen, verwirren uns und andere und denken wir seien nicht zu beirren. Klar gedachte Gedanken entpuppen sich als Rauch und der brennt in unseren Augen. Demente Menschen entfachen immer wieder neues Feuer. Immer wieder neues Feuer. Wir weinen nur dem Rauch hinterher, können das Feuer nicht sehen.

Sie sind dement – Sie sind Entdeckende.
Zuhause kaufe ich mir einen Pudding.
Meiner Oma wird übel von meinem Pudding.
Zuhause beginne ich mit der Urlaubsplanung. Italien. Spanien.
Zwei Reisen sollen es werden.
Meine Oma geht ein allerletztes Mal auf Entdeckungsreise.
Ihr Feuer brennt nicht mehr.
Das grelle Flurlicht erlischt.
Mir wird übel von unserem Pudding.

 
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Hallo StanisicFan, willkommen im Forum!

Ich hatte bei deiner Geschichte von Anfang an den Eindruck, dass der Erzähler selbst demenzkrank ist, weil es so viele Gedankensprünge und Wiederholungen gibt. Das Ende lässt mich aber etwas ratlos zurück. Ich weiß nicht, ob er psychisch krank oder nur in Schock über den Tod seiner Oma ist. Oder soll der Schreibstil irgendwie die Demenz der Oma aus seiner Perspektive transportieren? Letzteres würde für mich gar nicht funktionieren.
So oder so ist mir das alles etwas zu wirr und holperig, der Text lässt sich für mich nicht flüssig lesen, auch wenn ich die Idee durchaus interessant finde. Ich glaube, mehr Geradlinigkeit würde dem Text gut tun.

Ein paar Anmerkungen:

Die Sätze mit wörtlicher Rede würde ich jeweils auf eine eigene Zeile setzen und korrekte Anführungszeichen verwenden:

Üblicherweise verwendet man für die direkte Rede diese Anführungszeichen: „...“ oder diese: »...«
Verwende bitte in einer Geschichte jeweils nur eine Art. Wer wann spricht, sollte aus dem Text hervorgehen und nicht durch unterschiedliche Anführungszeichen kenntlich gemacht werden.
» wird mit der Tastenkombination „Alt“ (gedrückt halten) und Eingabe von „0187“ erzeugt, « mit Alt+0171 – bitte nicht die Pfeiltasten der Tastatur („>“ bzw. „<“) verwenden.

Nazis versuchten die Gedanken zu kontrollieren, zu erfassen und zu manipulieren. Kapitalismus perfektioniert dies auf eine unterschwellige Art und Weise.
Kapitalismus mit Nazis zu vergleichen ist mir zu viel. Das würde ich streichen.

Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
Das holt mich aus der Geschichte, ich würde es auf drei Zeilen kürzen.

Das Versorgen und Therapieren von wahnsinnigen erscheint mir wie Wahnsinn.
Die These, dass kranken Menschen helfen zu wollen irgendwie falsch sei, finde ich widerlich. Würde ich auch streichen. Ansonsten Wahnsinnigen groß schreiben.

Nach einigen Minuten betritt eine Krankenpflegerin unsere Welt. Sie verabreicht der ängstlichen Frau zärtlich, aber bestimmt, Medikamente, die sie aus ihrer eigenen Welt holen sollen.
gleich werde ich mich zu einer Weltreise aufmachen. Zu ihrer Weltreise aufmachen.
Demenz-Patienten sind die wahren Entdecker. Ihre Gedanken sind frei. Alle anderen, vermeintlich geistig gesunden Menschen, sind wahnsinnige. Unsere Gedanken sind unfrei. Das Wort Demenz kommt aus dem lateinischen und bedeutet Freiheit. Die schemenhaften Gestalten...
Es gibt im ganzen Text meiner Meinung nach zu viele grundlose kursive Wortbetonungen. Die würde ich etwas reduzieren.

Alles in allem finde ich die Idee der Geschichte und die gewählte Sprache grundlegend interessant, würde aber generell zu weniger Wiederholungen und einer klareren Sprache raten.

Viele Grüße,
Catington

 
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Hallo Catington,

vielen Dank für deine Kommentare!

Der Text soll ein Experiment sein, etwas postmodernes zu schreiben. Natürlich bin ich kein postmoderner Schriftsteller, aber meine Gedanken waren folgende:

Die Wiederholungen und auch sich ändernde Perspektiven auf gleiche Dinge, soll die Demenzerkrankung etwas vermitteln. Erkrankte durchdenken permanent die gleichen Sachverhalte und kommen auf unterschiedliche Ergebnisse.

Das wirre ist einerseits gewollt, andererseits mangelnder Erfahrung meinerseits geschuldet. Sorry!

Das Ende ist gewollt wirr und soll eine "Verschmelzung" der Gedankenwelten des Erzählers und seiner Oma darstellen. Gewissermaßen den Alterungsprozess des Erzählers erfassen.

Die sprachlichen Mängel werde ich versuchen zu bearbeiten. Danke und viele Grüße!

 

Hallo @StanisicFan

Ich begrüße Dich im Forum!

Ich habe den eindruck, Du möchtest gleich mehrere Themen darstellen; Zum Einen die Altersdemenz der Oma und dann den inneren Konflikt der Erzählerin, der sich wohl darum dreht, dass der Wegfall der Kontrolle zur absoluten Freiheit führt, Anarchismus des Geistes als Basis der Freiheit – gefällt mir.
Als störend empfinde ich hin und wieder, dass die Perspektiven verschwimmen, was gerade im Hinblick auf die experimentelle Gestaltung, anstrengend zu lesen ist.
Den Mut zum Experiment finde ich gut. Die Wiederholung als Stilelement passt zwar, aber manchmal benutzt Du sie zu exzessiv:

Meiner Oma schmeckt der Pudding nicht.
[...] Gedanken [...]

Hier fände ich es besser, wenn Du der Oma eine wörtliche Rede gönntest:

Meine Oma fragt, ob ich mit dem Auto gekommen sei.
In der gegenwärtigen Form, scheint die Demenz auf die Erzählerin zuzutreffen.
Und Du musst das nicht zehn Mal wiederholen. Dadurch wirkt es ein bisschen Klamauk-mäßig. Die Drei ist die magische Zahl.


Das klingt mir zu künstlich:

Meine Oma wurde älter. Sie wurde alt.
Kann es gerade nicht genau erklären.


Das wirkt wie ein Fremdkörper:

Nazis versuchten die Gedanken zu kontrollieren, zu erfassen und zu manipulieren. Kapitalismus perfektioniert dies auf eine unterschwellige Art und Weise.
Das stört den Flow. Daraus könntest Du einen eigenen Text machen. So kurz eingeworfen, irritiert es mehr, als dass es die Geschichte bereichert.


Du hast Dir Gedanken darüber gemacht, ein schwieriges Thema umzusetzen und ich finde den Ansatz auch gut. Aber, meiner Meinung nach, müsste da noch einiges umgebaut werden.

Viel Spaß noch bei den Wortkriegern!

Kellerkind

 

Hallo Kellerkind,

danke für die Kommentare! Im ersten Abschnitt deines Kommentars hast Du genau das erfasst, was ich transportieren wollte. Das freut mich sehr!

Das mit der Satzwiederholdung werde ich korrigieren und versuchen deine weiteren Anmerkungen im Text zu bearbeiten.

Vielen Dank und viele Grüße

 
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Hallo StanisicFan,

Ich glaube, um den Text richtig zu verstehen und würdigen zu können, muss man schon öfters auf einer Demenzstation gewesen sein...
Deine gewählte Struktur passt kongenial zu den Eindrücken die man als Besucher gewinnen kann. Die auf ein kleines Zimmer komprimierte Welt, die Unruhe, das Herumlaufen auf den Fluren, der Pudding, all das kenne ich auch als Besucherin von mehreren Heimen.

Wichtig. Bin ich einer emotionalen Gefahr ausgesetzt? Wird sich der gesundheitliche Zustand meiner Oma verschlechtern? Egoismus. Meine Oma schaut übellaunig.
"Mir ist übel vom Pudding", sagt sie.
Notarzt. Strapazen. Schmerzen. Krankenwagen. Narkose. Operation. Ärzte. Tabletten. Schmerzen. Meiner Oma schmeckt der Pudding nicht.
sehr gute Textstelle. Genau so sieht es aus. Die Substantiv-Strecke Notarzt - Schmerzen erklärt, wie es zum Krankheitsverlauf kam (und so ist es wohl sehr oft. Demenzausbruch nach Narkose. Manchmal auch reversibel, wenn man Glück hat). Dein/e Prot ist reflektiert, erkennt den eigenen Egoismus, der vielleicht sogar verständlich ist. Ja, man hat nicht immer Lust, eine übellaunige Oma zu besuchen und doch gehört es mit dazu. Es geht nicht um einen selbst, sondern, was man der Oma mitgeben kann. So sieht Reife aus, aber es ist wichtig zu erkennen, wenn man genervt ist, wenn man nicht mehr kann, einen die Besuche anstrengen, dann ist vielleicht Pause angesagt, so dass man dann wieder lieber zu Besuch kommt.
Ich schaue mich im Zimmer um – in ihrer kleinen Welt, so denke ich naiv.
finde ich nicht naiv.
Krankpflegerinnen
Pflegekräfte oder Altenpflegerinnen. Die meisten sind hier keine Krankenpflegerinnen. Ist ja nicht eine Gerontologie im KRankenhaus
Einige Patienten schlendern ebenfalls über den Flur.
>> so sieht es aus
Die Bettnachbarin meiner Oma sagt "Ich habe Angst".
>> den Spruch kenne ich auch nur zu gut.
Demenz-Patienten sind die wahren Entdecker. Ihre Gedanken sind frei. Alle anderen, vermeintlich geistig gesunden Menschen, sind wahnsinnige.
>> würde ich so nicht unterschreiben. besonders den letzten satz finde ich pubertär. Im soziologischen Kontext spricht man von Menschen mit Demenz oder Patienten mit Demenz. Demenz-Patienten gibt es schon länger nicht mehr als Begriff oder wenn doch, zeigt es eine nicht zeitgemäße Begrifflichkeit, entweder aus Unwissenheit, mangelnder Reflektion, fehlender Erfahrung in dem Bereich oder defizitärer Brille. Auch bei dem Wort "vermeintlich geistig gesund" könnte ich die Wände hochgehen. Allein das "geistig gesund". Das ist für mich ebenfalls antiquiert und erinnert an finsterste Zeiten der Psychiatriegeschichte, in der Menschen in Zwangsjacken gesteckt wurden etc. Das Wort "wahnsinnig" passt gut in Horrorkontexte oder historische Geschichten. Würde ich in einem zeitgenössischen Setting auch nicht unbedingt benutzen. Und inhaltlich finde ich gerade den letzten Satz etwas pubertär und anklagend. Ich verstehe schon, was du aussagen möchtest. Aber den Blick auf Menschen mit Demenz als besonders freie Menschen finde ich schwierig. Viele werden mit Tabletten pflegeleicht gehalten. Es hängt sehr von den Betreuungskräften ab (es gibt auch großartige Altenpleger). Und ja, es gibt sie Menschen, die u.a. auch Menschen mit Demenz sind, wo die Demenz eine Facette von vielen ist. Zum Beispiel Helga Rohra, beeindruckende Frau und Rednerin. Gibt auch einige Filme mit und über sie. Manche Menschen werden erst im Verlauf ihrer Demenz freier, zugänglicher, vielleicht offener und kreativer, vielleicht lieber oder auch aggressiver. Oftmals finde ich, dass neue Persönlichkeitsfacetten auftauchen, die überraschen und spannend sein können. Aber von Freiheit würde ich nicht sprechen wollen. Du meinst vielleicht, dass manche Menschen mit Demenz frei heraus sagen, was sie denken, ohne zu überlegen, wie es "ankommt"... Aber viele leiden auch darunter, dass sie dement sind, weil sie es noch mitbekommen, hängt ganz vom Demenzstadium ab. Erstrebenswert ist eine Demenz ganz sicherlich nicht. Aber es ist auch nicht der Supergau. Man kann auch mit Demenz ein sinnvolles, zufriedenstellendes Leben führen, rein theoretisch und im netten Umfeld auch praktisch.
Das Wort Demenz kommt aus dem lateinischen und bedeutet Freiheit.
interessant, wusste ich nicht
Demente Menschen entfachen immer wieder neues Feuer.
da würde ich das erste neu streichen. Zumal es zweimal hintereinander kommt. Wegen unbeabsichtigtem Zündeln/fahrlässigem Umgang mit Feuer kommen einige auf die Demenzstation. Die Doppelbedeutung von Feuer im energetisch-psychologischen und physikalischen Sinn würde ich im Text aufnehmen.
Meine Oma geht ein allerletztes Mal auf Entdeckungsreise.
Ihr Feuer brennt nicht mehr.
Das grelle Flurlicht erlischt.
Mir wird übel von unserem Pudding.
>> Das Ende ist mir unklar. Hat die Prot der Oma und sich etwas in den Pudding getan?!?!? Möchte sie die Oma aus ÜBerforderung töten und sich wegen Depressivität gleich mit? Oder ist es harmloser gemeint?

Ich selber fand den Text recht gradlinig und nicht verwirrend. Eigentlich ein guter Text

petdays

 

Hallo petdays,

vielen Dank, dass Dir der Text gefallen hat und auch für deine Kommentare.

Soziologisch betrachtet bin ich voll bei Dir, dass man meiner Meinung nach demente Menschen nicht als Patient einstufen sollte, zumal keine kurative Therapieform besteht.
Aus physiologischer Sicht ist jede Form der Demenz das Absterben von Neuronen im Gehirn und macht es so leider zu einer Erkrankung. Zudem kommen Entzündungsprozesse, die nach Jahren auch systemisch werden können.

Ich finde es super, dass Du den/die ErzählerIn kritisierst. Ich wollte eine Wandlung der Perspektive darstellen bis hin zur Provokation des Lesers. Also die Perspektivwandlung zu weit führen.
Der Pudding sollte für das Befinden der Oma ein Bild sein. Das Flurlicht die Reflexion der Gedanken des/der Erzählerin.

Das Ende ist als Verschmelzung der Perspektiven gedacht und die letzten beiden Sätze sollten so übertrieben/"falsch" sein, dass sie den Leser aus der Geschichte wieder rausholen.

Natürlich ist das mein erster Text, den ich versucht habe in einem postmodernen Stil während einer zweistündigen Zugfahrt zu schreiben.
Ich werde mir Gedanken über Deine Kommentare machen und die Stellen im Text bearbeiten.

Viele Grüße

 

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