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Demjaniw Las

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14.04.2023
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Demjaniw Las

Es war mitten in der Nacht, als ein Lastwagen aus der Stadt Iwano-Frankiwsk kam. Er fuhr von der asphaltierten Straße ab, um zwischen einigen Hügeln über die wilden Wiesen zu fahren. Es war so dunkel, dass man ihn ohne das Licht der Scheinwerfer oder das Geräusch des laufenden Motors nicht bemerkt hätte. Zwei Männer in den beigen Uniformen der sowjetischen Armee sprangen auf die Ladefläche und begannen, die Ladung vom Laster zu zerren. Weitere Männer kamen hinzu, um sie entgegenzunehmen. Es herrschte Stille. Ein Oberfeldwebel überwachte die Arbeiten ohne selbst daran teilzunehmen. Niemand sprach. Kaum, dass der Laster entladen war, rollte auch schon der Nächste heran. Als er näher kam, beleuchteten seine Scheinwerfer das, was die Soldaten entladen hatten: Leichen.

Während eine Gruppe Leichen von den Lastwagen lud, schleppte eine andere Gruppe die Toten zu einem hastig ausgegrabenen Loch und warf sie hinein. Die leblosen Körper rollten in ihr liebloses Grab. Ein Soldat schaute bei der Arbeit in das Loch und sah in das Gesicht eines mittelalten Mannes. Der Mann hatte graue Augen und buschige Augenbrauen, ein breites und flaches Gesicht mit einer flachen Nase, als ob er einmal gegen eine Wand gelaufen wäre. Der Soldat folgte mit dem Blick dem Leichnam, wie er langsam die Grube hinabglitt und am Boden liegen blieb, zwischen den anderen Leichen. Es war nicht erschreckend, dass er tot war. Erschreckend war, dass er so wirkte, als wäre er es nicht. Man hätte meinen können, er würde jeden Moment aus dem Menschenhaufen herausklettern und zu den Soldaten aus der Grube heraufsteigen, wäre da nicht das Loch in seinem Schädel. Schließlich fuhr der letzte Lastwagen ab und die Grube verschwand in der Dunkelheit.

Plötzlich stand der Oberfeldwebel neben dem Soldaten. „Keine Lust mehr zu arbeiten, Soldat?“, fragte er: „Brauchen Sie eine kleine Pause?!“ Der Soldat starrte immer noch in die Dunkelheit, in der die Leblosen jetzt lagen. „Wer waren die, Herr Oberfeldwebel?“, fragte er.

„Das braucht Sie nicht zu interessieren, Soldat! Wer auch immer sie waren, sie sind jetzt tot und verscharren sich deshalb nicht von selbst.“

„Aber warum mussten sie sterben? Was haben sie denn gemacht?“ Statt eine Antwort zu geben, sah der Oberfeldwebel seinen Untergebenen nur warnend an.

„Ich will nur wissen warum. Warum sind sie gestorben? Warum vergraben wir sie in der Nacht? Am Tag ist es doch viel einfacher!“ Der Oberfeldwebel schwieg beharrlich weiter und drückte dem Soldaten eine Schippe in die Hand.

Der Soldat begann mit der Schaufel die Leblosen in der Grube mit Erde zu bedecken, ließ aber nicht locker. „Ich meine ja nur!“

„Sie wollen wissen, was die da gemacht haben?“ Der Oberfeldwebel zeigte mit dem Finger in die Dunkelheit. „Die haben auch zu viele Fragen gestellt! Darum liegen die da!“ Der Soldat erwiderte nichts. „Wenn Sie etwas wissen wollen, dann fragen Sie sie doch!“, sagte der Leutnant: „Los! Gehen Sie schon, gesellen Sie sich zu ihnen!“ Doch der Soldat hatte verstanden und schaufelte stillschweigend das Massengrab zu, wie die Anderen.

Der Soldat blieb noch einige Tage in der Stadt stationiert. Auf einer Routinepatrouille fiel ihm eine Frau auf, die durch die Stadt wankte. Sie wirkte heruntergekommen und völlig verstört. „Haben Sie meinen Mann gesehen? Sie haben ihn vor ein paar Wochen mitgenommen, aber ich weiß nicht warum oder wohin?“ Die Frau hielt dem Soldaten ein Familienfoto hin. Neben ihr erkannte der Soldat einen mittelalten Mann. Graue Augen, buschige Augenbrauen. Breites, plattes Gesicht, flache Nase, so als wäre er mal gegen eine Wand gelaufen.

„Stellen Sie keine Fragen, gute Frau! Das ist besser für Sie.“, murmelte der Soldat und ging er weiter. Doch die leblosen Augen des Mannes, vergraben bei Demjaniw Las gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.

 
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Hallo @Jasomirgott ,

da bin ich mal die Erste, selten genug!
Sehr kurzer, kompakter Text, der schnell zum Thema kommt, prägnant geschrieben. Und Stalinismus hatte ich länger nicht mehr...
Das Thema hinter der Geschichte ist für mich die allgemeine Erfahrung, dass jemand, der lernt, die Klappe zu halten, das dann auch anderen beibringen wird. Das ist, wie gesagt, gut und knapp erzählt. Leider hapert es für mich an einem zentralen Punkt mit der Glaubwürdigkeit, nämlich bei den Nachfragen des Soldaten. Da ist nun schon allgemein eine Armee kein Diskutierklub, aber hier sind wir im Jahr 1939, also nach dreizehn Jahren Stalin, da kann ich es mir einfach nicht vorstellen, dass der Soldat solche Fragen stellt. Wenn ich mir vorstelle, dass er jung ist, dann vielleicht die erste Frage. Oder es ist deine Absicht, sozusagen anachronistisch einem sowjetischen Soldaten die Fragen eines deutschen Abiturienten in den Mund zu legen. Ich fände es interessanter, den Konflikt: wen kann er fragen? in den Mittelpunkt zu rücken. Vielleicht läuft er zwei oder drei Stellen an, denen er vertraut, und begegnet nur Drohungen. Das würde dir auch mehr Raum geben, dich und uns mit Zeit und Ort vertraut zu machen.
Ebenfalls anachronistisch der Ortsname Iwano-Frankiwsk. Wenn Wikipedia richtig liegt, hieß der Ort unter der sowjetischen Besatzung Stanislaw. Dass du den Ortsnamen ab 1962 wählst, könnte ich als Hinweis darauf verstehen, dass sich Situationen wiederholen - aber erst, nachdem ich bei Wikipedia nachgeschaut habe. Also vielleicht etwas sehr subtil, wie gesagt, aber warum nicht.
Im Übrigen gern gelesen, hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Es war so dunkel, dass man ihn ohne das Licht der Scheinwerfer oder das Geräusch des laufenden Motors nicht bemerkt hätte
Da bin ich kurz hängengeblieben. Also, wenn der Lastwagen im Dunkeln die Scheinwerfer ausmacht und den Motor, dann kann man ihn weder hören noch sehen. Stimmt. aber ist das nicht immer so?
Sonst fand ich den Einstieg gut und flott.
schleppte eine andere Gruppe die leblosen Körper zu einem hastig ausgegrabenen Loch und warf sie hinein. Die leblosen Körper rollten in ihr liebloses Grab.
zweimal leblose Körper. Leblose Körper liebloses Grab ist natürlich hübsch. Aber vielleicht gibt's eine Alternative für den ersten Satz.
sah in die Augen eines mittelalten Mannes. Der Mann hatte graue Augen und buschige Augenbrauen, ein breites und flaches Gesicht mit einer flachen Nase, als ob er einmal gegen eine Wand gelaufen wäre.
Zweimal Augen, zweimal Mann. Vielleicht beim ersten Gesicht statt Augen?
Der Soldat folgte hypnotisiert dem Leichnam, wie er langsam die Grube hinabglitt und am Boden liegen blieb, zwischen den anderen Leichen. Es war nicht erschreckend, dass er tot war. Erschreckend war, dass er so wirkte, als wäre er es nicht.
Der Soldat folgt mit den Blicken...
Im Übrigen hat mir die Stelle sehr gut gefallen.
„Sie wollen, was die da gemacht haben?“
da fehlt wohl ein wissen :)

wie gesagt, gern gelesen,
viele Grüße
Placidus

 

Bistu

lieber @Jasomirgott,

auf den ukrainischen Ortsnamen gestoßen, weil gerade eine Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Iwano-Frankiwsk geschlossen wurde? Geleichwohl,
@Placidus
hat schon einiges gesagt und ich hoffe, kein Wiederholungstäter zu werden.

Aber zuvor will ich meinen, dass Du den "sowjetischen" Hauch wehen lässt um Stalins Willen, sondern um den momentanen Hauch von Größenwahn, das Reich Katharinas und Peter des Großen mit Mitteln Stalins (vor dem übrigens Lenin (!) gewarnt hatte) "wieder"herzustellen.

Schauen wir nach den Flusen

Ein Oberfeldwebel überwachte die Arbeiten ohne selbst daran teilnehmen.
Gönne dem Infinitiv „teilnehmen“ das „ZU“-gerhörige

Niemand sprach. Kaum, dass der Laster entladen war, rollte auch schon der Nächste heran.
Klein, „der nächste“!
Warum?
Es ist eigentlich ein verkürztes „der nächste Laster“ …!

Hier bei dem bereits angesprochenen Satz

Während eine Gruppe Leichen von den Lastwagen lud, …
Kann man da nicht einen Horroreffekt durch eine „Gruppe Leichen“ (frei nach dem apokalyptischen, dass die Toten ihre Toten begraben sollten) erzielen?

Der Soldat folgte hypnotisiert dem Leichnam, wie er langsam die Grube hinabglitt und am Boden liegen blieb, zwischen den anderen Leichen.
Warum das Komma? Willstu den Effekt besonders hervorheben haben wir im Deutschen eine ganze Gallerie von Strichen. Besser statt eines nicht notwendigen Kommas ein Gedankenstrich … oder?

„Ich will nur wissenKOMMA warum. Warum sind sie gestorben?
„Sie wollen, was die da gemacht haben?“

Doch der Soldat hatte verstanden und schaufelte stillschweigend das Massengrab zu, wie die Anderen.
Wie weiter oben besser „die anderen“

„Stellen Sie keine Fragen, gute Frau! Das ist besser für Sie.“, murmelte der Soldat und ging er weiter. Doch die leblosen Augen des Mannes, vergraben bei Demjaniw Las gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Das ist besser für Sie[Punkt weg!]“, murmelte der Soldat

So viel oder eher wenig heute vom

Friedel

 
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Hallo @Placidus, vielen Dank für deinen Input. Es freut mich, wenn du ihn insgesamt gut fandest.

Als Erstes möchte ich auf den Namen der Stadt eingehen: Ja, der Name wurde erst sehr viel später verwendet. Ich habe den Anachronistmus hier jedoch voll in Kauf genommen, um Verwirrungen zu vermeiden. Denn in den Berichten zu dem Massengrab bei Demjaniw Las - zumindest die, die ich gelesen habe - wird der heutige Name: Iwano-Frankiwsk genutzt und um zu unterstreichen, dass ich genau dieses Ereignis meine, habe ich die den anachronistischen Namen gewählt. Vielleicht war es nicht retrospektiv nicht nötig gewesen, aber in dem Moment erschien es mir das Einfachste.

Da bin ich kurz hängengeblieben. Also, wenn der Lastwagen im Dunkeln die Scheinwerfer ausmacht und den Motor, dann kann man ihn weder hören noch sehen. Stimmt. aber ist das nicht immer so?
Naja das kommt darauf an. Wenn man auf dem Land ist, dann ist das vermutlich immer so. Aber wenn man - wie ich - in der Stadt groß geworden bist, dann bedeutet dunkel fur einen nicht immer finsterste Nacht. Manchmal ist die Lichtverschmutzung so groß, dass man selbst im "Dunkeln" noch etwas sehen kann. Es kommt darauf an, wie dunkel für dich dunkel ist.

Zu deiner Kritik, was die Glaubwürdigkeit angeht: Bis zu einem gewissen Grad hast du wohl Recht, dass will ich nicht bestreiten. Die Armee ist kein Debatierclub und Soldaten werden nicht darauf trainierte mit ihren Befehlshabern über den Sinn und Zweck ihrer Befehle zu diskutieren. Dennoch kann nicht bestritten werden, dass es durchaus vorkommt, dass Soldaten die Befehle, die sie bekommen hinterfragen oder schlichtweg verweigern, auch in der roten Armee (Dazu später).

Ich persönlich halte es darüber hinaus für eine urmenschliche Eigenschaft Fragen zu stellen. Das Hinterfragen ist etwas, dass den Menschen vom Tier unterscheidet. Ich bin der Meinung, dass dieser Impuls jedem Menschen innewohnt und kein Training, keine Ausbildung und kein politisches System der Welt dies vollständig auslöschen kann. Es wäre - mir persönlich zumindest - vollkommen unmöglich mehrere Laster an niedergeschossenen Zivilisten abzuladen, ohne das was ich da tue grundlegend zu hinterfragen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung und ich bin vielleicht auch deshalb nicht in der Armee.

aber hier sind wir im Jahr 1939, also nach dreizehn Jahren Stalin, da kann ich es mir einfach nicht vorstellen, dass der Soldat solche Fragen stellt.
Hmm da würde ich ein Fragezeichen hintersetzen. Nach Lenins Tod saß Stalin noch nicht wirklich fest im Sattel der Macht. Er hat ersten Jahre seiner Regentschaft damit zubringen müssen seine innenpolitische Konkurrenz aus dem Weg zu räumen, weshalb ich argumentieren würde, dass er in dieser Zeit noch nicht vollends die Kontrolle über die Sowjetunion gehabt hat. Meines Wissens nach war die letzte größere Kritik an Stalins Herrschaft während der Zwangskolletkivierung der Landwirtschaft und der Hungersnot. Tatsächlich würde ich Stalins (unangefochtene) Herrschaft erst 1930/31 mit der Beseitigung von Bucharin, Rykow, Tomski und der Niederschlagung der Bauernproteste ansetzten. 1936 kamen dann die ersten Schauprozesse während der stalinistischen Säuberungen dazu. Worauf ich hinaus will: Die Machtübernahme und Errichtung eines repressivien System erfolgt nicht von heute auf morgen.

Es ist - egal ob im stalinistischen Russland, im nationalsozialistischen Deutschland oder sonst wo - ein langer Prozess, der über mehrere Jahre hinweg und in verschiedenen Wellen, bzw Phasen erfolgt. Zuerst sind die prominenten, politischen Konkurrenten dran, dann politische und ethnische Minderheiten, etc. So entsteht ein Unrechtsstaat Stück für Stück und nicht an einem Stück. 12 Jahre mit Stalin an der Macht sind also nicht gleichzusetzen mit 12 Jahren Terror und Unterdrückung.

Die Bauernproteste der "Kulakendeportationen" sind auch ein gutes Stichwort, da sich hier zeigt, dass es auch unter Stalin vorkam, dass sich auch Soldaten Stalin wiedersetzten konnten. Denn viele Soldaten und sogar manche Befehlshabende der Roten Armee weigerten die Zwangskollektivierung und die Deporationen an den sogenannten "Kulaken" durchzuführen. Dies ist ein historisch belegtes Beispiel dafür, dass die sowjetischen Soldaten nicht zwangsweise und nicht ausnahmslos den Befehlen gefolgt sind.

Als letzten Punkt will ich noch kurz darauf hinweisen, dass während den stalinistischen Säuberungen 1,5 Millionen Menschen verhaftet worden sind. Während der gesamten Regierungszeit von Stalin sind nach Schätzungen über 18 Millionen Menschen in Zwangslager deportiert worden. Und das ist eine ernst gemeinte Frage und nicht als ein persönlicher Angriff oder als rethorische Frage zu verstehen: Glaubst du, dass unter diesen Millionen von Menschen es niemanden gibt, der verhaftet, deportiert oder hingerichtet wurde, weil er (ode sie) Befehle infrage gestellt hat? Weil mir persönlich fällt es überhaupt nicht schwer, zu glauben, dass es mehr als genug gab.

Hallo @Friedrichard, schön dass du dir auch meine zweite Kurzgeschichte durchgelesen hast. Ich hoffe sie hat dir gefallen.

Aber zuvor will ich meinen, dass Du den "sowjetischen" Hauch wehen lässt um Stalins Willen, sondern um den momentanen Hauch von Größenwahn, das Reich Katharinas und Peter des Großen mit Mitteln Stalins (vor dem übrigens Lenin (!) gewarnt hatte) "wieder"herzustellen.
Ich muss leider gestehen, dass ich nicht wirklich weiß, was du hier sagen möchtest.

Klein, „der nächste“!
Warum?
Es ist eigentlich ein verkürztes „der nächste Laster“ …!
Der nächste Laster - hier ist "nächste" ein adjektiv und wird deshalb klein geschrieben
Der Nächste - hier nimmt das Wort "Nächste" den Platz von "Laster" ein. Es wird dadurch selbst zum Nomen und dementsprechend groß geschrieben, soweit ich weiß, da es ja hier als Nomen verwendet wird.

Wie weiter oben besser „die anderen“
Hier handelt es sich auch wieder um eine Nominalisierung. "Anderen" ersetzt hier das Nomen "Soldaten" und wird deshalb auch als Nomen behandelt und groß geschrieben.

Ich musste aber auch nachschauen, ob man "Der Nächste" und "Die Anderen" jetzt groß oder klein schreibt. Das kann manchmal verwirrend sein.

Kann man da nicht einen Horroreffekt durch eine „Gruppe Leichen“ (frei nach dem apokalyptischen, dass die Toten ihre Toten begraben sollten) erzielen?
Eine sehr interessante Referenz, auf den bin ich garnicht gekommen. Aber ich wüsste nicht, wie man sie sinnvoll unterbringen könnte. Da fehlt mir (noch) das schriftstellerische Feingefühl für, schätze ich.

Warum das Komma? Willstu den Effekt besonders hervorheben haben wir im Deutschen eine ganze Gallerie von Strichen. Besser statt eines nicht notwendigen Kommas ein Gedankenstrich … oder?
Ich verstehe absolut was du meinst. Mir würde eine musikalische Fanfare an der Stelle gut gefallen. Aber sowas kann man ja hier schlecht einfügen. Aber persönlich finde ich den Satz, so wie er da steht völlig in Ordnung. Ich glaube der Effekt wird bereits ausreichend durch die Satzstellung erziehlt und soweit ich weiß reicht das Komma aus.

 

Abend @Jasomirgott !

Hat mir ganz gut gefallen, deine Mini-Story.
Das Ende kam für mich jetzt zwar nicht super-überraschend, aber für so einen kleinen Text finde ich es absolut ok. Deine Kernaussage hinterlässt jedenfalls eine Spur in mir.
Die Stelle, wo der Soldat seinen Vorgesetzten mit heiklen Fragen löchert, fand ich allerdings wie schon @Placidus vor mir stark gekünstelt. So hemmungslos, wie er nachbohrt, würde er sich da im echten Leben schon in viel harmloseren Situationen Ärger einheimsen würd ich mal sagen. Dass ihn die Frage hier aber auch viel stärker umtreibt als in einer alltäglichen Situation könnte ein Grund sein, aber selbst dann finde ich seine Rede zu plakativ formuliert.
Inhaltlich aber das einzige, was mir aufgestoßen ist.

Ein paar Schönheitsfehler hab ich dann doch noch entdeckt:

Der Mann hatte graue Augen und buschige Augenbrauen, ein breites und flaches Gesicht mit einer flachen Nase, als ob er einmal gegen eine Wand gelaufen wäre.
Es ist mitten in der Nacht, alles zappeduster bis auf die paar Lichtkegel der Laster, die bestimmt nicht die Grube auch nur annähernd gut ausleuchten. Wie kann der Soldat da die Augenfarbe erkennen? Wenn du den Soldaten den Toten selbst von der Ladefläche hieven und ihm dabei ins Gesicht schauen lässt, hättest du dieses Logikloch schon gestopft.

Man hätte meinen können, er würde jeden Moment aus dem Menschenhaufen herausklettern und zu den Soldaten aus der Grube klettern,
Doppelt-gemoppelt und sehr holprig.
Lieber so was wie: "Man hätte meinen können, er würden jeden Moment aus dem Menschenhaufen heraus- und zu den Soldaten hinaufklettern".

„Wenn Sie etwas wissen wollen, dann fragen Sie sie doch!“, sagte der Leutnant: „Los! Gehen Sie schon, gesellen Sie sich zu ihnen!“
Bin mir nicht sicher, ob nach "Leutnant" wirklich ein Doppelpunkt gehört. Mich irritiert er hier jedenfalls ungemein, weil von meinem Gefühl her nach "sagte der Leutnant" ein Satz endet, da also ein normaler Punkt stehen sollte. Meine das nicht mal als grammatikalische Regel, da kennst sich @Friedrichard bestimmt besser aus. Ich erwarte da nur einfach eine Pause und nicht das "Weiter geht's" eines Doppelpunkts, verstehst du?

Doch die leblosen Augen des Mannes, vergraben bei Demjaniw Las KOMMA gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Im letzten Satz gehört da m.E. ein zweites Komma hin.

Trotzdem ein recht runder Text. Gerne mehr davon! :-)

V.G.
M.D.

 
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Gerade les ich auf meinem Nachrichten ticker -

"Aktualisiert am 28.04.2023, 14:18 Uhr

Nach 13 Monaten im Krieg kehrte ein ukrainischer Soldat zu seiner Familie in Iwano-Frankiwsk zurück. Es kam zu einem tränenreichen Wiedersehen mit seiner kleinen Tochter und seinem Sohn.

..."

Nu erstarr ich zwar nicht unbedingt vor Deinem Namen -
aber wann taucht im AT das Buch

@Jasomirgott

auf (natürlich nur in der lutherischen Übersetzung und nicht weichgespült durch Nachgeborene).

Nachtrag um 21:26

Hoppela, da hab ich ja Deine Nöte unter #5 bzgl. des sowjetischen Hauchs am Mittwoch (18:26) übersehen,

lieber @Jasomirgott,

und zu den anderen Problemen soll’s meinetwegen bleiben, wie Du meinst, wie etwa hier

Aber persönlich finde ich den Satz, so wie er da steht völlig in Ordnung. Ich glaube der Effekt wird bereits ausreichend durch die Satzstellung erziehlt und soweit ich weiß reicht das Komma aus.
ein „ausreichend“ reicht allemal aus.
Bekanntermaßen ist Bescheidenheit eine Zier.

Kommen wir zu Deiner Frage bzgl. des Einflusses der Sowjetunion auf Putin.
Da will ich meinen, dass Du den "sowjetischen" Hauch wehen lässt um Stalins Willen, sondern um den momentanen Hauch von Größenwahn, das Reich Katharinas und Peter des Großen mit Mitteln Stalins (vor dem übrigens Lenin (!) gewarnt hatte) mit putinschen Mitteln "wieder"herzustellen.

& Deinem Geständnis:

Ich muss leider gestehen, dass ich nicht wirklich weiß, was du hier sagen möchtest.
Putin hängt den Großen russischer Geschichte an, die seit dem schrecklichen Iwan die Grenzen des Reiches erweiterten und – das vergisst er darüber – sich dennoch mit Peter und Katharina dem „Westen“ öffneten (selbst die Oper kündet mit „Zar und Zimmermann“ davon).

Und Lenin – sicherlich auch kein Friedensengel – warnte seine Kader vor Stalin und es ist erwiesen, dass dieser Trotzki, das militärische Hirn der Oktoberrevolution – der sich nach Amerika absetzte – ermorden ließ. - Alle keine Waisenknaben, deren Spur in der Geschichte aber eine Spur von Verwaisung hinterlassen hat.

So, nu’ is’ aber auch gut … Schönen Abend aus’m Pott vom

Friedel

 

Der Text spricht ein wichtiges Thema an und ich finde es schön, dass es eine Plattform bekommt. Gleichzeitig setzt du aber auch voraus, dass die Leser*innen wissen, wo Demjaniw Las liegt und was dort geschehen ist. Da die Geschichte ja einen eindeutigen zeitlichen Bezug hat, hätte ich es gut gefunden, wenn es hier mehr Verknüpfungspunkte gegeben hätte.

 

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