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Den Wert des Lebens fühlen

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23.01.2014
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Den Wert des Lebens fühlen

Wir trafen uns neben der U-Bahn-Station. Mein Mentor trug wie immer seine schwarze Lederjacke. In der rechten Hand hielt er eine Sporttasche.
»Hast du mitgebracht, was wir vereinbart haben?«, fragte er.
»Ja, habe ich«, demonstrativ klopfte ich auf meine Tasche, die um meine rechte Schulter gehängt war. Darin lagen zehn Quadratmeter durchsichtiger Folie. Gregor hatte mir aufgetragen sieben Quadratmeter zu kaufen, aber ich kaufte zur Sicherheit mehr. Und eine Flasche Vodka für mich. Gregors Experimente waren immer sehr aufregend und ich hatte das Gefühl, ich würde ein starkes Getränk brauchen.
»Gut, heute werde ich dir beibringen, wie man einen Menschen tötet.«
Ich zuckte zusammen. »Warum?«
»Wie willst du sonst den Wert des Lebens fühlen?«, fragte er sichtlich erstaunt.
Es nieselte, aber es war angenehm warm, als wir durch die von Laternen beleuchteten Straßen gingen. Die Häuser, die wir passierten, waren dunkel und gespenstisch. Hier und da sah ich zerschlagene Fenster. Noch seltener bemerkte ich schwachen Lichtschein, was mich zumindest davon überzeugte, dass hier eine nicht ganz verlassene Gegend war. Während wir uns unserem Ziel näherten, wechselten wir keinen Wortfetzen. Gregor schien über irgendetwas Unangenehmes nachzudenken und ich wagte nicht, ihn dabei zu unterbrechen.
Schließlich blieben wir vor einem Blockhaus kurz stehen, das so aussah, als würde es jeden Moment zusammenbrechen.
»Wir sind da«, stellte Gregor fest. Entschlossenen Schrittes ging er ins Innere und führte mich in den Keller. Dort bemerkte ich eine hübsche junge Frau, die mitten im Raum geknebelt auf einem Stuhl saß und mich ängstlich flehend ansah. Ich bemerkte, dass ihre Hände hinter dem Rücken an den Stuhl gefesselt waren.

»Breite mal die Folie aus«, Gregor wies unbestimmt mit der Hand in Richtung der Frau.
»Wozu denn das?«, fragte ich dümmlich meinen Mentor.
»Damit das Blut sich darauf sammeln kann«, sagte Gregor ruhig. Die Frau auf dem Stuhl bewegte sich unruhig. Ihre Augen schauten angsterfüllt abwechselnd mich und Gregor an.
»Wer ist sie?«, fragte ich.
»Sie heißt Julia und ist Studentin an irgend so einer Universität. Spielt das eine Rolle?«
Gregor nahm einen Revolver aus der Sporttasche und gab sie mir, als ich die Folie unter der Frau ausgebreitet hatte. »In dem Revolver sind nur zwei oder drei von sechs Patronen drin, also wirst du sie wahrscheinlich gar nicht erschießen.« Er wies mich an, den Revolver an die Schläfe der Frau zu setzen und abzudrücken.
Der Revolver fühlte sich kalt und schwer in meiner Hand an. Und irgendwie mächtig. Würde ich in der Lage sein, als Mensch, der noch nie im Leben eine Waffe in der Hand gehalten hatte, diese Frau zu erschießen? Mein Mentor zündete sich inzwischen eine Zigarette an. Von der Decke fielen ein paar Tropfen Wasser auf den Boden.
»Ich … Ich kann nicht«, stieß ich schließlich hervor.
»Du kannst. Zeig keine Gnade! Denkst du, die Welt verliert etwas? Die Welt wird etwas verlieren, wenn du deinen Entwicklungszyklus nicht beendest. Sie verliert einen großen Mann, Dich! Du wolltest doch ein großer Mann werden!« Gregors Stimme wurde zunehmend genervt. »Ich könnte natürlich irgendeinen Penner für unser Vorhaben nehmen. Aber findest du nicht, dass es so … interessanter ist? Drück ab, aber wag nicht wegzusehen!«
Mit meiner ganzen Körperhaltung zeigte ich, dass ich nicht mal vorhatte zu zielen. Plötzlich holte Gregor eine Pistole aus der Tasche und zielte damit auf die Frau. Daraufhin fing die Studentin an, leise zu wimmern.
»Denk daran, sie wird diesen Raum so oder so nicht verlassen«, sagte er zu mir.
»Warum?«, krächzte ich.
»Wird sie nicht zur Polizei laufen? Uns beschreiben? Die Polizei wird Zeichnungen von uns erstellen und so weiter.«
Julia wackelte mit aller Kraft mit dem Kopf hin und her. Ich fing zu verstehen an, worauf Georg hinauswollte.
»Es muss doch irgendeinen Ausweg geben!«
»Der ist in deiner Hand. Schieß, Kumpel!«
Ich führte den Revolver an den Schädel der Frau. Mittlerweile weinte sie. Meine Hand zitterte und mir wurde kalt. Mein Zeigefinger legte sich ganz langsam auf den Auslöser. Ich verlor fast die Besinnung und der Schuss wäre vielleicht tatsächlich abgefeuert worden, wäre ich nicht auf die Stimme meines Mentors konzentriert gewesen.
»Wie lange willst du noch da stehen wie eine Statue?«, fragte dieser.
Schließlich fing ich an zu weinen und ließ meine Hand nach unten sinken. Als ich meine Augen mit der freien Hand abwischte, zielte Georg auf mich.
»So geht das nicht, Kumpel. Du willst doch nicht jetzt aufhören?«
»Du wagst es nicht!«, schrie ich fast, aber dann erkannte ich an seinen Augen, dass er es sehr wohl konnte. Zum ersten Mal schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich diesen Menschen gar nicht richtig kannte.
»Wirst du nun schießen oder was?«, fragte Georg mild.
Ich schaute auf die junge Frau rechts von mir, dann auf meinen Mentor, dann auf die Frau und schließlich auf den Revolver in meiner Hand. Warum war ich überhaupt in diesen ‘Kurs’ gegangen? Wer, meinte ich, war ich denn? Konnte ich ohne fremde Hilfe die Weisheit erlangen? Meine Welt brach langsam in Scherben auseinander.
Ich lockerte die Finger und der Revolver fiel ganz langsam zu Boden.
»Und was ist mit dir? Schießt du? Ich warte!« schleuderte ich die Worte wie Pfeile auf Gregor.
Und Gregor schoss auf mich. Vier oder fünf Mal. Ich blieb jedoch stehen und stand da immer noch, während Gregor die Frau von ihren Fesseln befreite. Ich stand da auch noch, als er die Waffen in die Taschen packte. Ich stand da, bis Julia zu mir kam und sagte:
»Ich war überzeugt, dass du das kannst. Kommst du mit Kaffee trinken? Ich bin bis auf die Knochen durchgefroren.«
Erst dann fiel ich wie ein Stein besinnungslos auf den nassen Boden.

 

Hallo Lebenssonde,

herzlich willkommen unter den Wortkriegern!


Gar nicht uninteressant, dieses Thema.
Kann der Protagonist so mir nichts dir nichts zum Mörder werden? Ich meine, dazu muss mehr als nur der Wille vorhanden sein oder ein Mentor, der den Mord befiehlt.

Es gibt bei Menschen (auch bei den meisten Tierarten) eine natürliche Hemmschwelle, Artgenossen zu töten. Diese zu überwinden, ist nicht leicht. Dazu müsste der Anreiz wesentlich höher sein als die Hemmschwelle.
Im Prinzip ist das in deiner Geschichte zunächst gegeben. Anreiz war das eigene Überleben des Schülers.
Ein weiterer Punkt zur Hemmschwelle ist die Entfremdung zu dem betroffenen Opfer. Je weiter das Opfer von der gesellschaftlichen Norm und auch vom sozialen Status des Täters abweicht, desto niedriger die Hemmschwelle. Auch persönliche Abneigungen gegen einen speziellen Typus spielen eine Rolle.
Der Mentor hat eine hübsche Frau genommen, wahrscheinlich im gleichen Alter wie sein Schüler. Er hat ihren Namen verraten und das sie Studentin, also auch eine Schülerin ist. Das alles erhöht wiederum die Hemmschwelle. Gewissermaßen mehrere grobe Schnitzer des Mentors.

Interessant ist noch die Erwähnung eines Penners. Schade, dass der Mentor nicht einen solchen zur Auswahl anbietet. Eine hübsche Studentin und einen Penner, beide mit verbundenen Augen. Der Schüler muss einen von beiden töten.
Dann käme auch der Titel der Geschichte zum Tragen. Da geht es ja um den Wert des Lebens. Um etwas zu bewerten, braucht man immer zwei vergleichbare Dinge. Fremdes und das eigene Leben, sind meiner Meinung nach nicht vergleichbar. So ist am Ende der Entschluss des Schülers sehr pathetisch, um es mal milde auszudrücken.

Was mich auch nicht überzeugt, ist das Motiv der Hauptfiguren, solchen Unsinn zu treiben. Ich frage mich auch, was ist das für ein seltsames Pärchen? Die Abhängigkeit oder Unterwürfigkeit des Schülers ist nicht sehr ausgeprägt. Sonst hätte er es nicht gewagt, zehn statt der geforderten sieben Quadratmeter Folie zu kaufen.
Irgendwo wird erwähnt, dass der Mentor dem Erzähler plötzlich wie ein Fremder erscheint. Da habe ich fast erwartet, dass der Schüler, zur Lösung seines Problems, auf den Mentor schießt. Aber dieses „fremd“ ist auch einfach zu dünn und nichtssagend, um diese Lösung zu rechtfertigen.

Insgesamt ist mir die Umsetzung der Idee zu dünn, wenig überzeugend geraten. Da kann man mehr draus machen. Aber das wird schwierig, ich konnte hier nur ein paar Faktoren andeuten.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo,

die Grundsituation würde so nie zustande kommen: das Vertrauensverhältnis zu seinem Mentor ist hier das ausschlaggebende Argument. Wir wissen nichts darüber. Alles geschieht so, ohne Widerspruch. Wir töten einen Menschen. Eh, bitte? Im Prinzip geht es hier ja um Wahrscheinlichkeiten: russisches Roulette. Dann geht es bei diesem Test auch nicht um den Akt des Mordes, sondern um eine Wahrscheinlichkeit, um ein Spiel. Es ist nicht endgültig genug, denn es kann ja immer noch sein, dass er eine Niete trifft, sie nicht umbringt.

Die Erklärung mit dem Entwicklungszyklus, die ist natürlich sehr nebulös. Als ich damals Natural Born Killers im Kino gesehen habe, und er da vor den Kameras gegen Ende des Films die Erklärung ablässt, warum er tötet, da bin ich aus dem Kinosaal raus und dachte: Ja! Genau! Und jetzt einfach jemanden umlegen - warum nicht? Das hatte etwas Archaisches, etwas Wildes, Brutales. Deine Erklärung ist irgendwie ein Alibi. Wenn der Mentor sagen würde: Du kommst nur auf die nächste Stufe, wenn du jemanden umbringst, weil so und so, und Sozialdarwinismus etc, dann ... aber so, is mir das zu schwach.

Die Sprache wirkt auch oft gestelzt. Bei einem solchen Setting muss alles passen, jedes Wort Gewicht haben. Lies dir den Text mal laut vor, da sind viele unnötige Füllwörter drin.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Lebenssonde

Auch von mir ein Herzliches Willkommen.

Das Problem bei diesem Text ist, dass man nicht weiß, was die Personen eigentlich antreibt. In welchem Verhältnis stehen die zueinander? Was hat es mit diesem seltsamen "Mentor" auf sich, was mit dem "Kurs", der da mal erwähnt wird? Ich finde das alles zu rätselhaft, ich finde, du solltest genauer beschreiben, welche Motive diese Figuren haben für das, was sie tun.

Es gab ja mal das Milgram-Experiment, kennst du vielleicht, wo in einem psychologischen Versuch gezeigt wurde, dass Menschen durchaus in der Lage sind, ihre persönliche - ich nenne es mal - Gewissens-Schwelle zu überschreiten, wenn sie von einer Autoritätsperson dazu gedrängt werden. Ich denke, der Text würde gewinnen, wenn der Mentor als eine solche Autoritätsperson dargestellt wird. Aber leider nennst du ihn schon ab der zweiten Erwähnung "Gregor" - hm, das tönt jetzt eher als Kumpel, und dass man von einem solchen bis zum Äußersten getrieben werden kann - eher unwahrscheinlich. Ich würde da echt konsequent beim "Mentor" bleiben, finde ich besser, obwohl es auch nicht wirklich klar wird, was er denn lehren soll und was er wirklich lehrt.

Die Idee ist interessant, ich finde auch die Umsetzung flüssig zu lesen, aber das Problem bei Kurzgeschichten ist oft, dass man zwar eine tolle Idee, ein gutes Fragment hat - aber darum auch eine gute Geschichte zu bauen, das ist oft gar nicht so einfach. Ich denke, du müsstest noch mehr Arbeit und Hirnschmalz in die Umsetzung packen, damit die stimmig wird.

Viel Spaß noch hier und viele Grüße,
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein Revolver hat keinen Auslöser, sondern einen Abzug.


Hallo Lebenssonde,

das ist ja ein merkwürdiger "Weisheitskurs" – aber ganz abwegig erscheint mir das Szenario nicht. Gangs und kriminelle Organisationen testen Aspiranten mit solchen Methoden. Dabei geht es meist um die Loyalität des Anwärters. Das Ganze kann aber auch religiös, spirituell oder philosophisch maskiert werden.

Die Frage, die sich hier aufdrängt ist aber, wie das Schießen auf einen Menschen den Wert des Lebens deutlich machen soll. Dass sich jeder normale Mensch in dieser Situation weigern würde zu schießen, kann kaum als Lektion in diesem Sinne verstanden werden. Und falls er sich nicht weigert und wirklich schießt – was bewiese das?

Inhaltlich scheint es mir unausgereift.

Von der Stilistik her passen einige Dinge noch nicht. Da gibt es unpassende Formulierungen ("wechselten wir keinen Wortfetzen"), unelegante Satzkonstruktionen ("Ihre Augen schauten angsterfüllt abwechselnd mich und Gregor an."), ausgeleierte Phrasen ("Meine Welt brach langsam in Scherben auseinander.")

Trotz dieser Schwächen hat der Text einiges Potenzial. Es klingt jetzt alles so negativ, was wir drei Kommentatoren geschrieben haben, aber ich finde, man muss auch sagen, dass die Idee der Geschichte einen gewissen Reiz hat und die Sprache mit etwas Schliff ein gutes Level erreichen kann. Schreiben ist ja ein Lernprozess. Ich fände es gut, wenn Du dranbleibst.

Gruß Achillus

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus Lebenssonde,
mir wirkte das irgendwie, na ja, einfach so dahinerzählt halt, du gehst mir da zu wenig auf mögliche Implikationen und Hintergründe ein, stellst einfach eine Idee, ein Gedankenkonstrukt in den Raum und letztendlich handelst du das alles viel zu seicht, zu oberflächlich ab, gehst überhaupt nicht in die Tiefe.
Es kann ja wohl kaum ein Zufall sein, dass ich schon zur Hälfte der Geschichte ahnte, nein, wusste, wie die Sache ausgeht, dass das alles nur eine gefakte Versuchsanordnung ist. So what? Also Neugier auf die Auflösung oder gar Spannung wollte da so recht keine mehr aufkommen.

Und auch sprachlich ist mir das zu brav, zu bemüht, zu wenig außergewöhnlich, zu wenig mitreißend, und obendrein stecken noch einige Schnitzer drin.

meine Tasche, die um[?] meine rechte Schulter gehängt war.

Gregor hatte mir aufgetragen [Komma] sieben Quadratmeter zu kaufen,

Und eine Flasche Vodka [Wodka] für mich.

Entschlossenen Schrittes ging er ins Innere
Entschlossen ging er hinein – würde mir persönlich genügen.

Dort [wo sonst?] bemerkte ich eine hübsche junge Frau, die mitten im Raum geknebelt auf einem Stuhl saß und mich ängstlich flehend [flehentlich?] ansah. Ich bemerkte, dass ihre Hände hinter dem Rücken an den Stuhl gefesselt waren.
Ein Ich-Erzähler braucht nicht laufend erwähnen, dass er es ist, der die Wahrnehmungen macht. Wer sonst?
(Eine hübsche junge Frau saß mitten im Raum ... usw.)

»Breite mal die Folie aus«, Gregor wies unbestimmt mit der Hand in Richtung der Frau.
»Wozu denn das?«, fragte ich [ihn] dümmlich meinen Mentor
Dass Gregor der Mentor ist, hab ich hier schon begriffen.

Die Frau auf dem Stuhl [welche sonst?] bewegte sich unruhig.
Klingt auch nicht sehr elegant.

Ihre Augen [was sonst?] schauten angsterfüllt abwechselnd mich und Gregor an.
Angsterfüllt schaute sie …

Gregor nahm einen Revolver aus der Sporttasche und gab sie mir,
Die Sporttasche?

als [nachdem] ich die Folie unter der Frau ausgebreitet hatte.

Mein Mentor zündete sich inzwischen eine Zigarette an.

»Ich … Ich kann nicht«, stieß ich schließlich hervor.
Auf solche unnötigen Wörter solltest du auch achten. Nicht nur, dass sie vollkommen entbehrlich sind, stören sie meist auch die Satzmelodie. Der Text wird dadurch holprig, unrund irgendwie.

„… Drück ab, aber wag nicht [Komma] wegzusehen!«

dass ich nicht mal vorhatte [Komma] zu zielen.
usw.

na ja, also für mich ist das Ding noch zu wenig in die Tiefe gehend, wirkt mehr wie ein Entwurf und die Sprache ist mir stellenweise zu unnötig kompliziert und gleichzeitig zu nachlässig.

offshore

 

Hallo Asterix,

Deinen Ausführungen zu der Hemmschwelle stimme ich voll und ganz zu. Deswegen bin ich eigentlich froh, dass ich den Penner nicht in die Gleichung mit aufgenommen habe. Denn mir gings eigentlich nicht darum, aus meinem Protagonisten einen Mörder zu machen. Ich persönlich finde schon, dass man so den Wert - welchen auch immer - dadurch begreifen kann, indem man direkt mit (vorgestellter) Endgültigkeit eines Todes konfrontiert wird. Es ist doch so, dass man das Fehlen von etwas was einem am Herzen liegt erst dann im vollen Umfang versteht (oder wahrnimmt) wenn das betreffende (Sache oder Person) tatsächlich nicht mehr existiert. Die von dir genannte Erhöhung der Hemmschwelle ist gewollt, um den Schwierigkeitsgrad des Experiments zu erhöhen und das Innenleben des Schülers aus der Bahn zu werfen. Eine Auswahl zwischen Penner und Studentin hätte die Sache zu einfach gemacht.

Ja zu dem höheren Motiv muss ich sagen, dass ich es bis heute selbst nicht weiß - außer dass es um den Wert des Lebens geht. (Auch wenn ihr mich dafür wahrscheinlich hochkant hängt). Bei diesem Text gings mir eigentlich einzig um die Situation und nicht um die Gesamtheit oder Sinn und Zweck des Kurses. Nebenbei finde ich es hochgradig interessant, wie die Leser es Interpretieren und einen Sinn zu finden versuchen, wo keins ist ... ist sogar spannender als das Schreiben dieses Textes. (Auch dafür werde ich wahrscheinlich gehängt)

Ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

Hallo Jimmy,

russische Roulette habe ich hereingebracht, um der Sache noch aberwitziger erscheinen zu lassen. Bei der ersten Fassung habe ich dem Schüler einfach eine Pistole in die Hand gedrückt, wo auf jeden Fall ein tödlicher Schuss gekommen wäre. Ja und diese "Und jetzt einfach jemanden umlegen" sollte eigentlich nicht so rüber kommen. Das ganze zielt ja darauf hinaus, dass der Schüler eben nicht schießt Weder auf Mentor noch auf das Opfer. Und es sollte wild, brutal, gefühllos und endgültig wirken. Zumindest von der Seite des Mentors her. Dass er - so kumpelhaft, wie nebenbei den Tod befielt das ganze auch noch schräg darstellt. Ehrlich gesagt fände ich die Erklärung, dass der Schüler dadurch auf eine höhere Ebene gelangt eher irgendwie zu einfach. Aufstieg (Oder Aufnahmeprüfung) in einer Gang sollte es eigentlich nicht sein.

Ja das mit den Füllworten hast du Recht. Da muss ich noch dran arbeiten.

Hallo Schwups,

wie ich bereits oben geschrieben habe, weiß ich selbst nicht, was das für ein Kurs ist (Ich werde schon wieder gehängt) Die Motiven und Ziele beschränkten sich bei meinem Text nur auf die eine Situation hin. Vielleicht sollte ich wirklich hinsetzen und die Geschichte darum erweitern aber mir sind bisher noch keine plausiblen Ideen gekommen. Vielleicht ist es dann auch der größter Manko meiner Geschichte. Und ich wollte Gregor ja kumpelhaft darstellen, um die Situation schräger erscheinen lassen und andererseits auch den Mentor kaltblütiger darstellen. Ich denke nicht, dass er dadurch seine Autorität einbüßt, weil seine Kumpelhaftigkeit trügerisch ist. Und es ist ja nicht Gregor, der den Schüler letztendlich bis auf die äußerste treibt, sondern die Vorstellung, jemandem das Leben auszupusten.

Das mit Kurzgeschichten hast du vollkommen Recht.

Hallo Achillis,

Um die Aufnahme in einer Gang gings es nicht (zumindest habe ich mir das noch nicht vorgestellt). Dass es kein normaler Mensch tun würde - solange er nicht in eine Ecke gedrängt wird - bin ich mit dir einverstanden. Deshalb bedroht Gregor ja ihn um den inneren Konflikt zwischen guten und Bösen Werten zu provozieren. Hier gibt es meiner Einsicht nach wohl ein Punkt, wo "normale" Handlungen nicht mehr als solche angesehen werden. Das haben die beiden oberen Kommentierer sehr schön dargestellt finde ich.

Mit der Stilistik hast du wohl Recht, vor allem wenn ich die Beispiele anschaue. Aber ich muss gestehen, dass ich es mit den Ausgeleierten Phrasen so Probleme habe, sie überhaupt zu erkennen. Das einzige was mir dazu einfällt ist nur der berühmte Hund, der irgendwo bellt. Wie merkt man denn ausgeleierte Phrasen? Wie kann man die umschreiben, damit die nicht ausgeleiert wirken und trotzdem das beschreiben, was man beschreiben gerne möchte? Ich lese persönlich auch sehr viel (eher Romane) aber zum Beispiel deinen Beispielsatz hierfür finde ich es nicht - bzw. es war mir gar nicht so bewusst. Aber vielleicht missverstehe ich dich.

Hallo Offshore,

zunächst danke ich dir für die ausführlichen Hinweise. Ich kann dir hier nicht viel schreiben, weil ich dir in den meisten Punkten Recht geben muss. (Wobei inhaltlich wollte ich eigentlich nicht sehr viel in die Tiefe gehen was das drum herum betrifft; ich wollte wirklich nur die Situation beschreiben)

Ich danke euch für die Hinweise.

Lieben Gruß
Lebenssonde

 

Hallo Lebenssonde!

Ja zu dem höheren Motiv muss ich sagen, dass ich es bis heute selbst nicht weiß - außer dass es um den Wert des Lebens geht. (Auch wenn ihr mich dafür wahrscheinlich hochkant hängt). Bei diesem Text gings mir eigentlich einzig um die Situation und nicht um die Gesamtheit oder Sinn und Zweck des Kurses. Nebenbei finde ich es hochgradig interessant, wie die Leser es Interpretieren und einen Sinn zu finden versuchen, wo keins ist ... ist sogar spannender als das Schreiben dieses Textes. (Auch dafür werde ich wahrscheinlich gehängt)
Aus der Sicht des Lesers ist es hochgradig normal, dass er bei einer Geschichte, die u.a. das Stichwort „Krimi“ führt, nach einem Motiv sucht. :D
So wie die Geschichte aufgebaut ist, hätte eine Einordnung unter „Philosophie“ vielleicht nicht zu Fragen nach dem Motiv und der Verbindung der beiden Figuren geführt.

(Auch wenn ihr mich dafür wahrscheinlich hochkant hängt)
Seit der kürzlich erfolgten Modernisierung unseres Forums wird nicht mehr gehängt … es wird selbstverständlich harpuniert! :pah:


Lieben Gruß


Asterix

 

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