Was ist neu

Der Auslöser

Seniors
Beitritt
02.02.2005
Beiträge
1.048
Zuletzt bearbeitet:

Der Auslöser

Der Auslöser

neue Fassung

Niclas hatte die ganze letzte Nacht schlecht geschlafen. Er war sehr aufgeregt, denn sein Brötchengeber bei der Prager Zeitung hatte ihm den Auftrag erteilt, über die Verurteilung der beiden kaiserlichen Statthalter Graf von Martinitz und Graf Slavata zu berichten, die am heutigen Tag stattfinden sollte.
„Es ist dein erster Auftrag. Vermassele ihn nicht, sonst landest du wieder in der Gosse“, hatte ihn Meister Koschlowski ermahnt. „Es wäre schade, um dein Talent. Denn schreiben kannst du.“
Das war ein großes Lob für Niclas, der erst kurze Zeit bei der Zeitung arbeitete. Herr Koschlowski war sonst eigentlich ein strenger Lehrherr und sprang recht grob mit seinen Lehrlingen um. Ständig schickte er sie Brotzeit holen oder mit irgendwelchen Berichten in die Archive oder in die Bibliothek des Klosters, um dort in alten Büchern nachzusehen.
„Dieser Auftrag heute ist meine Chance“, murmelte Niclas vor sich hin. „Wenn ich sie nutze, werde ich endlich richtig schreiben können.“

Es begann gerade erst zu dämmern, als Niclas seine Beine aus dem Bett schwang und barfuss zum Waschtisch tapste. Aus einer alten gesprungenen Porzellankanne schüttete er etwas Wasser in die Schüssel und spritzte sich das kühle Nass ins Gesicht.
Im Zimmer war es an diesem Maimorgen 1618 noch recht kühl, so dass Niclas schnell zu einem Tuch griff, das Gesicht abtrocknete und sich dann ankleidete.

Als er in die Küche kam, hantierte seine Mutter bereits am Ofen. Eine angenehme Wärme hatte sich im Raum ausgebreitet. Sein Vater war schon zur Arbeit gegangen, denn als Bäckergehilfe musste er mitten in der Nacht aus den Federn.
„Guten Morgen, Niclas“, begrüßte ihn seine Mutter. „Du bist heute aber schon früh auf.“
„Ja, ich konnte kaum schlafen heute Nacht. Ich bin viel zu aufgeregt, wegen meines Auftrags am Hradschin. Hast du schon etwas zum Frühstück für mich fertig? Obwohl, ich glaube ich kriege heute keinen Bissen hinunter.“
„Jetzt wart erst mal ab. Ich habe extra ein paar Scheiben Speck für dich aufgehoben. Ist halt etwas weniger im Mittagseintopf. Aber das brauchst du heute früh, denn du kannst ja nicht schlapp machen unterwegs und wer weiß wie lange sich so eine Verhandlung hinzieht.“ Die Mutter nahm eine Stielpfanne vom offenen Herdfeuer und stellte sie vor Niclas auf den Tisch. Es duftete verführerisch. Doch ihr Sohn konnte sich einfach nicht dazu zwingen, die knusprigen Scheiben zu essen.
„Sei mir nicht böse, Mutter. Aber ich trinke nur ein Glas Ziegenmilch und esse ein kleines Stückchen Brot dazu. Den Speck, so gut er auch riecht, den kannst du ruhig in den Eintopf dazugeben.“
„Na, da bist du ganz schön aufgeregt, wenn du nicht mal darauf Appetit hast. Aber wie du willst. Ich hole dir gleich das Brot. Die Milch kannst du aus der Kammer nebenan holen. Sie ist ganz frisch von heute morgen. Casper hat sie schon vorbeigebracht in aller Herrgottsfrühe.“
Niclas nahm einen Becher, dem schon einige Ecken fehlten, und ging in den besagten Raum, um die Milch zu holen. In der Zwischenzeit schmierte die Mutter ihm eine dicke Scheibe Brot mit etwas Butter und legte sie auf ein Holzbrett.
Als Niclas sich an den Tisch setzte, reichte sie ihm die gebutterte Scheibe rüber.
„Wie meinst du, dass heute die Verhandlung ausgehen wird?“, fragte sie ihn. „Der von Thurn hatte ja schon vor einiger Zeit die Hinrichtung der beiden Statthalter gefordert.“
„Ja“, presste Niclas hervor, der nun doch hungrig geworden war und einen großen Bissen von der Brotscheibe im Mund hatte.
„Und Schuld ist der verflixte Majestätsbrief von Kaiser Rudolf“, schimpfte die Mutter erregt. „Hätte er den Protestanten damit nicht ihre freie Religionsausübung bewilligt, wäre es nicht zu den Ausschreitungen gekommen.“
„Ja, da kannst du Recht haben, Mutter. Aber nun sei mir nicht böse, denn ich muss los, sonst verpasse ich noch etwas Wichtiges und Koschlowski setzt mich wirklich auf die Straße.“
Niclas zog seine Jacke an, die bereits an den Armen mit lauter Flicken besetzt war und steckte sich ein kleines Notizheft mit Bleistift in die Seitentasche.
„Dann wünsche ich dir viel Erfolg und pass auf dich auf, mein Junge. Bei solchen Veranstaltungen geht es immer sehr schlagkräftig zu.“ Schnell umarmte sie ihren Sohn, bevor dieser aus der Küche in den kühlen Morgen hinaustrat.

Langsam schlenderte er die Karlsgasse entlang zur Karlsbrücke, um auf die andere Seite der Moldau zu gelangen. Er drängte sich zwischen Karren der Handelsleute hindurch, die den Weg verstopften und das Überqueren fast unmöglich machten. Einige Pferdekarren hatten den Altstädter Markt als Ziel, um dort an dem täglichen Marktgeschäft teilzunehmen. Andere wollten in die andere Richtung zum Burghof, da sie dort ein ausgiebiges Geschäft witterten. Denn wo sich Menschen versammelten, um an Sensationen teilzunehmen, gab es immer etwas zu verdienen. Und gerade heute erhofften sie sich einen guten Umsatz. Das gab es ja nicht jeden Tag, dass zwei hochrangige kaiserliche Statthalter angeklagt wurden.
Zwei Wagen hatten sich quergestellt. Am Kleineren von ihnen hatte sich das Pferd losgerissen und der Wagen war nach hinten gekippt, was zu Folge hatte, dass die Kisten mit Obst und Gemüse sich über das Pflaster verstreuten. Die Händler beschimpften sich gegenseitig. Keiner wollte Schuld sein an dem Desaster.

Niclas drückte sich an ihnen vorbei und schritt durch das Altstädter Brückentor. Je weiter er sich dem Hradschin, der Burg, die auf einem hohen Hügel über der Stadt thronte, näherte, umso dichter wurde das Menschengedränge. Der junge Schreiberling hatte das Gefühl, als sei am heutigen Tag ganz Prag auf den Beinen. In kleinen Gruppen zogen die Menschen den Burgberg hinauf.
Niclas blieb noch ein wenig Zeit. So genoss er es auf seinem Weg nach oben einen Blick auf die unter ihm liegenden Dächer der Häuser zu genießen, die sich unterhalb des Hügels zusammenduckten.
Dabei belauschte er zwei Herren, die, wie er aus ihrem Gespräch erkennen konnte, bei der Verhandlung anwesend sein mussten und über das Schicksal der Statthalter zu entscheiden hatten.
„Euch ist doch klar, dass es zu keiner Gerichtsverhandlung im gewohnten Sinne kommen wird“, begann der eine der Herren, der mit einer grauen Jacke und passender Hose aus feinem Tuch bekleidet war. Auf seinem Kopf thronte ein schwarzer Zylinder.
„Wie kommt Ihr darauf? Jedem steht doch eine faire Verteidigung zu oder etwa nicht?“, entgegnete der andere. Auch er war sauber gekleidet, doch konnte Niclas erkennen, dass er längst nicht dem Stand angehörte wie sein Nebenmann. Seine Jacke war an den Ellbogen schon etwas abgenutzt, auch seine Stiefel hatten schon bessere Zeiten gesehen.
„Euch ist wohl nicht klar, welches Verbrechen die Beiden begangen haben. Sie haben etliche Menschen ins Gefängnis gebracht, nur weil diese für ihr Recht gekämpft haben. Viele von den Gefangenen wurden geschlagen und gefoltert“, erläuterte sein Gesprächspartner.
„Aber Martinitz und Slavata waren doch im Recht. Das Grundstück gehörte nicht mehr dem Kaiser, sondern inzwischen der katholischen Kirche“, verteidigte sich der andere. „Und diese wäre wohl gegen den Bau einer evangelischen Kirche auf ihrem Grund und Boden gewesen, wenn man sie gefragt hätte.“
„Da muss ich Euch zustimmen. In dem ganzen Durcheinander, das nach dem Kaiserwechsel herrschte, hätten die Protestanten sich erst informieren müssen, ob das Land auch wirklich noch dem Kaiser gehörte. Denen war doch klar, dass Matthias nach dem Tod seines Bruders Rudolf viel Land an die Kirche zurückgegeben hatte.“
„Ich weiß, wie viel Grund und Boden den Besitzer gewechselt hat. Ich arbeite im Rathaus im Archiv. Wir kamen gar nicht nach mit dem Umschreiben, so schnell wurden die Parzellen übereignet. Da kann es schon mal zu einem Fehler kommen. Deshalb müssen doch erstmal die Fakten erörtert werden, bis man ein Urteil über die Statthalter fällt.“
„Na ja, wir werden ja sehen“, beendete der Adlige das Gespräch. „Nun kommt, wir müssen uns sputen, damit wir rechtzeitig ankommen.“
Gleich darauf waren die beiden Herren in der Menge verschwunden.
Auch Niclas setzte seinen Weg fort. Die Menschenmenge hatte sich inzwischen verdichtet und der Schreiberling musste sich mühsam einen Weg durch die gaffende Meute bahnen. Heute war es unmöglich, die Schönheit der Burg zu bewundern. Immer noch war man am Bauen und Erweitern des Burggeländes. Besonders stach der Veitsdom hervor, den man errichtet hatte, nachdem im vierzehnten Jahrhundert Prag zum Erzbistum ernannt worden war. Doch im Moment war nicht viel zu sehen. Sogar die Mauerer hatten ihre Arbeiten eingestellt und standen in einer Ecker herum oder schlossen sich den Massen an, die zu dem Gebäude strömten, in dem die Verhandlung stattfinden sollte.

„Da sind ja die beiden Übeltäter!“ Mit diesem Ausruf wurde Niclas aus seinen Träumereien gerissen. „Aufs Schafott mit ihnen!“, brüllte ein Mann direkt neben ihm. Sein Kopf war puterrot angelaufen und wegen seiner gewaltigen körperlichen Fülle bekam er kaum noch Luft.
Während Niclas den Mann beobachtete, drängte sich eine Gruppe von Menschen an ihm vorbei. In ihrer Mitte befanden sich die beiden Statthalter. Brutal wurden sie hin und her gestoßen und konnten sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie von bewaffneten Soldaten zum Tor gezerrt wurden.
Schnell drückte sich Niclas an einen der Wachen vorbei und schlüpfte mit den beiden Angeklagten und ihren Bewachern in das Gebäude, die Treppe hinauf und in den Audienzsaal. Danach wurde der Zugang zum Saal von Soldaten abgeriegelt und die Menschenmenge kehrte in den Burghof zurück, wo sie gaffend zum Fenster hinaufstarrte, hinter dem das Urteil verkündet werden sollte.

Niclas konnte von der Tür aus sehen, wie die beiden Statthalter in die Enge getrieben wurden, vor ihnen die aufgebrachten Ankläger, hinter ihnen die kahle Wand.
Keiner der Anwesenden nahm Notiz von der Schönheit des mit Holz vertäfelten Innenraumes, dessen eine Seite ein großer Spiegel zierte. Dieser ließ den Anschein erwecken, als wäre die Zahl der Menschen in diesem kleinen Zimmer doppelt so groß.
Der Schreiberling konnte auch die beiden Männer erkennen, die sich kurz vorher auf dem Weg zum Hradschin über die Verhandlung unterhalten hatten. Der Adlige stand drohend vor den beiden Angeklagten und brüllte sie an: „Die Anklage lautet: ……“
Sofort unterbrach ihn ein zweiter Mann in langer schwarzer Robe: „Was brauchen wir die Verlesung der Anklagepunkte, wenn die Strafe sowieso schon feststeht? Da sind wir uns doch wohl alle einige, dass die Verurteilung lautet: Defenstration, Sturz aus dem Fenster!“
„Das kann doch nicht Euer Ernst sein“, entfuhr es Niclas, der von der Tür aus die Geschehnisse im Innern des Raumes verfolgt hatte..
Sofort drehten sich zwei der bewaffneten Soldaten um und kamen mit erhobenen Lanzen auf ihn zu. Erschrocken wich Niclas einen Schritt zurück. „Wer bist du? Was hast du hier zu suchen?“, fuhr ihn einer der Soldaten an.
„Ich kann nicht mit ansehen, dass den beiden Herren Statthalter keine Zeit bleiben soll, um sich verteidigen zu können. Man kann sie doch nicht ohne eine faire Verhandlung einfach aus dem Fenster werfen“, entgegnete Niclas mutig.
„Wer ist dieser Mann?“, fragte der dunkel gekleidete Herr, der so eben das Urteil eigenwillig gefällt hatte.
Einer der Soldaten dreht sich zu Niclas um und forderte ihn auf, zu antworten.
„Mein Name ist Niclas. Niclas Demirov. Ich komme von der Prager Zeitung und soll über die Verhandlung schreiben.“
„So, ein Schreiberling bist du“, lachte der Adlige. „Und da willst du uns vorschreiben, wie wir eine Gerichtsentscheidung fällen sollen?“
Die übrigen Männer im Saal fielen ebenfalls in sein Lachen ein. Niclas wurde rot im Gesicht, aber trotzdem versuchte er weiter, den Anklagten zu helfen. Diese machten erstaunte Augen, als sie merkten, dass ihnen ein Fremder zu Hilfe kommen wollte.
„Ich selbst war in den Archiven des Rathauses und habe im Fall der Grundstücksübergabe ermittelt“, setzte Niclas an.
„So, in den Unterlagen geschnüffelt hast du? Und das sollen wir dir glauben? Kannst du denn überhaupt lesen?“ Schon wieder unterbrach eine Lachsalve Niclas Bemühungen, die Angeklagten zu verteidigen.
„Ja. Ich habe es in der Klosterschule gelernt. Aber lenkt nicht ab, verehrter Herr. Kaiser Matthias hatte wirklich das Grundstück an die katholische Kirche übergeben, einen Tag bevor die Kirche gebaut wurde. Nur war das den Lutheranern noch nicht bekannt.“
„Egal was du hier noch alles hervorkramst. Das Urteil ist gesprochen und wird sofort vollstreckt!“, rief ein weiterer mit feinem Tuch bekleideter Herr. „Und wenn du nicht schweigst, dann fliegst du gleich hinterher.“
„Ich kann, und ich will nicht schweigen.“ Niclas setzte eine trotzige Mine auf.
„Halte endlich den Mund, Schreiberling!“, brüllte ihn der Mann an. „Soldaten, bringt ihn zum Schweigen!“
Sofort ging einer der Soldaten auf Niclas zu und rammte ihm seine Faust in den Magen. Mit einem Schmerzensschrei sackte der junge Mann in sich zusammen und brachte außer einem Stöhnen, keinen Ton mehr hervor.

Nun glaubten die beiden angeklagten Statthalter nicht mehr daran, dass ihnen außer dem Allmächtigen noch irgendjemand helfen konnte. Angstschweiß trat auf ihre Stirn, als sich vier kräftige Männer auf sie zu bewegten. Hilfsbereite Hände rissen die Fensterflügel auf.
Zuerst packten starke Arme den Grafen von Martinitz. „Hinaus mit den Kaisertreuen!“, rief das Volk im Chor. „Werft sie endlich aus dem Fenster!“
Dem Tod nahe schrie Martinitz daher mit verzweifelter Stimme: „Wenn ich nun schon für den katholischen Glauben und Ihrer Königlichen Majestät sterben muss, so bewilligt mir doch wenigstens meinen Beichtvater, damit ich meine Sünden bekennen kann!“
Doch die anwesenden Herren verhöhnten ihn. „Hört, hört, beichten will er! Das kannst du während deines Fluges gerne tun!“ Brutale Hände packten ihn bei den Armen und zerrten ihn den letzten Meter zum Fenster.
„Mein Gott, die machen es ja wirklich!“, flüsterte Niclas, der immer noch zusammengekauert am Boden saß.

Als der Körper des Grafen auf dem Fenstersims gehoben wurde, hörte Niclas wie die Menschenmenge auf dem Burghof kreischte. „Hinunter mit ihm, den elenden Verräter!“, klang es von allen Seiten her. Unter Geheule und Gejauchze des Volkes wurde der Statthalter von oben aus dem Fenster geworfen.
Es musste kaum unten angekommen sein, als die Zuschauer erneut riefen: „Werft den anderen gleich hinterher. Hinaus mit ihm!“
Da packten die Soldaten den zweiten Angeklagten, Graf von Slavata. Doch weil dieser wusste, dass die Männer ihn nicht schonen würden, leistete er mehr Widerstand als sein Vorgänger. Er krallte sich mit den Händen am Fensterrahmen fest. Seine Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden wie Martinitz, verlieh ihm unglaubliche Kräfte. Aber seine Peiniger schlugen hart auf seine Finger, so dass Slavata sich nicht mehr halten konnte und losließ
Während des Sturzes rief er laut: „Herr sei mir Sünder gnädig!“

Als die beiden Angeklagten durch das Fenster verschwunden waren, fragte einer der Soldaten: „Und was passiert mit dem neugierigen Schreiberling?“
„Werfen wir ihn doch auch hinaus. So sind wir den auch los!“, kam der Vorschlag von einem der adligen Herren.
Niclas versuchte sich aufzurichten, um durch das Treppenhaus fliehen zu können. Doch er war zu langsam, die Bewaffneten waren flinker. Es machte ihnen wenig Mühe, den jungen Mann zum Fenster zu schaffen.
„Ihr werdet mich doch nicht auch da hinunterwerfen?“, fragte er zaghaft.
„Dein vorlautes Maul muss man dir doch irgendwie stopfen. Es soll dir eine Lehre sein, so dass du es nie mehr wagen wirst dich in juristische Angelegenheiten einzumischen“, sagte der Adlige zu ihm, bevor er den Befehl gab, Niclas den beiden Statthaltern hinterher zu werfen.
Von lautem Beifall und höhnischen Zurufen aus dem Hof begleitet, rutschte Niclas die schräge Wand des Gebäudes hinunter und landete mit einigen kleineren Blessuren im Burggraben.
In diesem Moment regte sich die Gestalt des Grafen von Martinitz im Morast. Langsam rutschte er zu seinen Leidensgenossen hinüber.
„Geht es Euch gut?“, fragte er zunächst Slavata, der aus einigen Abschürfungen leicht blutete.
„Ja. Ich glaube außer den kleinen Verletzungen bin ich noch mal mit dem Schrecken davon gekommen. Doch wie kommen wir hier aus dem Graben heraus, ohne dass uns jemand sieht?“
„Wenn Ihr mir eine Bemerkung gestattet, Graf Slavata?“
„Habt Ihr eine Idee, junger Mann?“ Hoffnungsvoll sahen ihn die beiden Statthalter an.
„Wir müssen in verschiedenen Richtungen aus dem Graben kriechen“, erklärte Niclas seinen Plan. „Ich habe oben im Zimmer beobachtet, dass nur zwei bewaffnete Soldaten eine Flinte hatten. Die müssen sie aber immer wieder laden. In dieser Zeit, müssten wir es schaffen, uns außer Schussweite zu bringen. Ihr, Graf von Martinitz, kriecht rechts die Böschung hinauf und Ihr, Graf von Slavata, nehmt den Weg nach links. Ich selbst werde versuchen gleich hier vorne nach oben zu kommen. Ich glaube so müsste es am besten gehen.“
„Und Ihr meint, es könnte klappen?“, klang die Stimme Slavatas ängstlich.
„Vertraut mir. Ich habe nämlich auch nicht die Absicht, hier im Burggraben zu enden. Ich will noch den Menschen mitteilen können, was hier für ein Unrecht geschehen ist. Also, dann los.“
Auf Niclas Kommando erhoben sich alle Drei und jeder kroch in einer anderen Richtung davon. Als die Soldaten die Bewegung im Dunkeln des Grabens wahrnahmen, schossen sie wild darauf los. Doch wie Niclas gesagt hatte, mussten sie ihre Gewehre immer wieder laden, so dass Pausen entstanden, in denen es den beiden Grafen gelang, sich aus dem Staub zu machen.
Auch Niclas erreichte unverletzt das rettende Ufer. Schnell verschwand er hinter dem Gebüsch, das den Graben säumte und rannte so schnell er konnte Richtung Altstadt.

Am nächsten Tag konnte jeder in der Prager Zeitung lesen, welches Unrecht den beiden Statthaltern widerfahren war. Natürlich konnte sich Niclas nicht die Blöße geben, dass auch er im Burggraben gelandet war. So bediente er sich der dichterischen Freiheit eines Berichterstatters und erwähnte einen Sekretär, der die beiden Statthalter auf ihrem Weg zur Verhandlung begleitet hatte und ebenfalls aus dem Fenster geworfen worden war.
Dieser Bericht war Auslöser dafür, dass Niclas noch öfters für Berichterstattungen während des nun folgenden lang andauernden Krieges eingesetzt wurde.


alte Fassung

Niclas war keine Minute zu spät gekommen. Sein Meister hatte ihn zur Berichterstattung auf den Hradschin gesandt, um über die Ereignisse auf der Prager Burg zu berichten.
Hier sollte heute am 23. Mai 1618 über die kaiserlichen Statthalter Graf von Martinitz und Graf Slavata gerichtet werden.

Graf Matthias von Thurn, der Führer der protestantischen Bewegung, hatte schon vor einiger Zeit die Hinrichtung der beiden Statthalter gefordert.
Wie immer ging es um Glaubensfragen. In vielen Teilen Deutschlands wurden in letzter Zeit protestantische Kirchen zerstört und somit das Recht der Protestanten auf freie Religionsausübung beschnitten, das ihnen von Kaiser Rudolf II. durch den Majestätsbrief zugestanden wurde.

„Dieser verflixte Majestätsbrief“, dachte Niclas laut, als er sich der Burg näherte. Es war noch gar nicht so lange her, dass er über die Zerstörung einer kleinen protestantischen Kirche in der Nähe berichtet hatte.
Hier errichteten Protestanten eine Kirche, in dem Glauben auf königlichen Boden zu bauen, was ihnen durch den Majestätsbrief erlaubt war. Doch inzwischen war Matthias nach seinem verstorbenen Bruder Rudolf zum Kaiser ernannt worden und hatte in den letzten fünf Jahren königlichen Grund und Boden der Kirche übereignet, ohne sich die Zustimmung der Untertanen zu holen. Zu diesen Grundstücken gehörte auch das Fleckchen Erde, auf dem die Kirche in Braunau errichtet war. Es kam zu Protesten von Seiten der Protestanten, die dazu führten, dass viele von ihnen festgenommen wurden. Verantwortlich für die Festnahmen waren unter anderen die katholischen Statthalter Graf von Martinitz und Graf Slavata.

Es hatte den Eindruck, als sei heute ganz Prag auf den Beinen. Eine aufgebrachte Horde von Menschen schob sich immer weiter zur Burg hinauf. Mittendrin befand sich auch der Schreiberling Niclas.
„Da sind ja die beiden Übeltäter. Aufs Schafott mit ihnen!“, brüllte ein Mann direkt neben Niclas. Sein Kopf war puderrot angelaufen und wegen seiner gewaltigen körperlichen Fülle bekam er kaum noch Luft.
Während Niclas noch den Mann beobachtete drängte sich eine Gruppe von Menschen an ihm vorbei. In ihrer Mitte befanden sich die beiden Statthalter und ihr Sekretär. Brutal wurden sie hin und her gestoßen und konnten sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie von bewaffneten Soldaten zum Tor gezerrt wurden. Mit ihnen strömte die Menschenmenge durch das mit dem habsburgischen Adler gekrönte Tor in den Schlosshof. Laut brüllend und keifend verfolgte die Menschen die Angeklagten die Treppe hinauf, durch den Audienzsaal in das Kleine Gemach, wo das Gericht tagen sollte.

Nur mit Mühe gelang es Niclas sich einen Weg durch die dicht gedrängte Menge zu verschaffen, um an den Ort des Geschehens zu kommen. Als er die Tür des Saales erreichte, konnte er gerade noch sehen, wie die beiden Angeklagten und ihr zart besaitete Schreiber in die Enge getrieben wurden, vor ihnen die aufgebrachten Menschen, hinter ihnen die kahle Wand.
Keiner der Anwesenden nahm Notiz von der Schönheit des mit Holz vertäfelten Innenraumes, dessen eine Seite ein großer Spiegel zierte. Dieser ließ den Anschein erwecken, als wäre die Zahl der Menschen in diesem kleinen Zimmer doppelt so groß

Die Angeklagten glaubten nun nicht mehr daran, hier je wieder lebend heraus zu kommen. Angstschweiß trat auf ihre Stirn, als sich vier kräftige Männer auf sie zu bewegten. Hilfsbereite Hände rissen die Fensterflügel auf.
Zuerst packten starke Arme den Grafen von Martinitz. „Hinaus mit den Kaisertreuen!“, rief das Volk im Chor. Hier konnte nur noch der Allmächtige helfen.
Dem Tode nahe schrie Martinitz daher mit verzweifelter Stimme: „Weil ich nun für Gott, seinem heiligen katholischen Glauben und Ihrer Königlichen Majestät sterben muss, so will ich alles gerne erdulden, nur vergönnt mir bald meinen Beichtvater, damit ich meine Sünden beichten kann!“
Doch die anwesenden Herren verhöhnten ihn. „Hört, hört, beichten will er! Das kannst du während deines Fluges gerne tun!“ Brutale Hände packten ihn bei den Armen und zerrten ihn den letzten Meter zum Fenster.
„Mein Gott, die machen es ja wirklich!“ In seiner Entrüstung entfuhren Niclas die Worte etwas zu laut. Einer der Wachsoldaten hörte es und entdeckte den Schreiberling hinter einer Marmorsäule. „Hinaus mit Euch! Ihr habt hier nichts zu suchen, elendiges neugieriges Pack!“ Furcht einflößend fuchtelte der Soldat mit seiner Lanze vor Niclas herum und trieb ihn nach draußen in den Burghof zurück.

Dort hatte sich die Anzahl der Menschen verdoppelt und die Menge kreischte gerade auf, als der Körper des Grafen auf dem Fenstersims sichtbar wurde. „Hinunter mit ihm, den elenden Kaisertreuen!“, klang es von allen Seiten her. Unter Geheule und Gejauchze des Volkes wurde der Statthalter gewaltsam von oben aus dem Fenster geworfen.
Kaum dass er den Boden erreicht hatte riefen die Zuschauer: „Werft den anderen gleich hinterher. Hinaus mit ihm!“
Da erschien schon der zweite Angeklagte am Fenster. Doch weil er wusste, dass die Soldaten ihn nicht schonen würden, leistete er mehr Widerstand als sein Vorgänger. Er krallte sich mit den Händen am Fensterrahmen fest. Seine Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden wie Martinitz, verlieh ihm unglaubliche Kräfte. Aber seine Peiniger schlugen hart auf seine Finger ein, so dass Slavata sich nicht halten konnte und losließ.
Während seines Sturzes rief er laut: „Herr sei mir Sünder gnädig!“

„Hier ist noch einer, der auch zu den Verrätern gehört!“, rief einer der Männer aus dem Fenster des Saales. Gleich darauf erschien der Schreiber der beiden Statthalter zwischen dem Fensterrahmen. Es machte den Soldaten wenig Mühe, die schmächtige Gestalt hoch zu heben und unter dem Getöse der wartenden Menge im Hof ebenfalls hinaus zu werfen.

In dem Moment als der Schreiber unten aufkam, regte sich im Graben die Gestalt des Grafen von Martinitz. Langsam rutschte er zu seinem Leidensgenossen Slavata hinüber. Diesen hatte es etwas schlimmer erwischt, und er blutete aus einigen Wunden. Notdürftig verband Martinitz die schlimmsten Verletzungen seines Freundes mit einem Schal.
Danach sahen beide vorsichtig zum Fenster hinauf, aus dem man sie geworfen hatte. Dort registrierte man bereits, dass den Grafen und ihrem Schreiber nicht viel passiert war.
„Schießt auf sie und tötet sie!“, kam auch schon der Befehl und einige Gewehrsalven wurden auf sie abgefeuert. Der eine Schuss ging nahe am Kopf des Grafen Martinitz vorbei, ein zweiter durchlöcherte seinen Mantel. Doch beide trafen ihn nicht. Geduckt entkamen sie.
Während noch einige Schüsse fielen, die aber keinen nennenswerten Schaden anrichteten, konnte Niclas beobachten, wie der Sekretär, den bis jetzt niemand beachtet hatte, sich in aller Stille ohne Hut und Mantel davon schlich, froh darüber, dass keiner von ihm Notiz nahm.

Auch Niclas brach auf, um noch vor der Menschenmenge das Burggelände verlassen zu können. Zu dieser Zeit ahnte er nicht, dass diese wenigen Minuten, in denen er Zeuge war, ein weiterer Schritt hin zu 30 Jahre unsäglichen Leides sein würde.

 

Friedvolle Grüße

Wie ich sehe, bist Du bisher durch Kindergeschichten postiv aufgefallen. Auch diese Historikgeschichte ist nicht schlecht, wenngleich ich persönlich finde, Du hättest Dich von Deiner kindgerechten Erzählstruktur weiter lösen können, als Du es getan hast. Zumal Dein Protagonist wohl ein Schreiber ist, also ein Gebildeter, der später seinen Herren über den zweiten Prager Fenstersturz berichten muß. Da solltest Du die Sprache auch etwas hintergründiger gestalten, Hinweise auf den kommendem Konflikt hier einstreuen, statt nur am Ende das Ergbnis (dreißigjähriger Krieg) zu liefern.

Zudem zwei historische Anmerkungen: Erstens, fand der zweite Prager Fenstersturz nicht im Rathaus statt, und die Leute wurden auf den Martkplatz geworfen? Du allerdings schreibst mehrfach von einer Burg. Hast Du das recherchiert, und vertue ich mich da? Ich bin hier sehr offen für Korrekturen, denn mein Spezialgebiet sind eher die Kreuzzüge.

Wo ich mir aber sicher bin ist, das der Fenstersturz nicht der Auslöser des dreißigjährigen Krieges war, er war nur ein Teil davon.

Alles in allem aber eine Geschichte, die ich zum Lesen empfehlen kann.

Kane

 

Hallo Kane,

vielen Dank für deine Beurteilung.
Zum einen muss ich dir Recht geben, es gab mehrere Komponenten, die für den Ausbruch des Krieges zuständig waren.
Zum anderen habe ich noch einmal recherchiert und herausgefunden, dass es eine zweite Defenstration in Prag gab und zwar 1419 nach dem Mord an Jan Hus. Da wurde auch ein kaiserlicher Beamte aus dem Fenster des Neustädter Rathauses geworfen.
1618 war es auf dem Hradschin. Ich selbst war sogar schon in dem Zimmer, aus dem die beiden Statthalter geworfen wurden.

An meinem Erzählstil für Erwachsene muss ich halt noch ein bisschen arbeiten.

Nochmals vielen Dank

bambu

 

Hallo bambu,

..jetzt kann ichs mir endlich mal vorstellen, wie so ein Fenstersturz vor sich geht. ;-)

Deine Geschichte gefällt mir gut, ein paar Wörter passen vielleicht nicht so in die Zeit, z.B. der "Chef", aber ich habs gern gelesen!

LG
ardandwen

 

Hallo ardandwen,

freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Mit deiner Bemerkung "Chef" hast du Recht. Ich bin doch noch zu sehr in der Jetzt-Zeit. Und da spricht man ja von "Boss" oder "Chef". Muss ich mir noch was anderes überlegen.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

du sagst, dass du selbst schon in dem Zimmer warst. Warum verwendest du diese Eindrücke nicht? Mit einigen Beschreibungen wäre es dir gelungen die Geschichte wesentlich lebendiger wirken zu lassen. Sie ist ein kurzer Ausschnitt und verfügt somit über wenig Atmo und ebenso wenig Spannung. Mehr drumherum hätte der kg sicherlich gut getan, ansonsten hab ich aber nichts zu meckern. Solide.

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

ich habe selbst schon überlegt, ob ich mich noch einmal an die Geschichte mache, um ihr noch etwas mehr Handlung und Atmo zu geben.

du sagst, dass du selbst schon in dem Zimmer warst. Warum verwendest du diese Eindrücke nicht?

Das Zimmer zu beschreiben ist etwas schwierig für mich, denn der Besuch liegt bereits mehr als 20 Jahre zurück. Das war mal ein Schulausflug. Ich glaube da achtet man nicht darauf, wie ein Zimmer eingerichtet ist oder welche Gefühle man beim Anblick des Fensters hat.
Sorry, aber damit kann ich nicht mehr dienen. Aber vielleicht kann ich anhand von Bildern in Geschichtsbüchern noch etwas draus machen. Werde deine Idee aufnehmen.

Vielen Dank und viele Grüße
bambu

 

Hallo zusammen,

ich habe noch einmal die Geschichte überarbeitet und ein paar Hintergrundinformationen eingefügt.
Vielleicht schaut ihr noch mal rein und schreibt, wie die Änderung ankommt.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Gitti365,

habe mich sehr gefreut, dass dir die Geschichte gefallen hat. Vielen Dank auch für das Kompliment zu meinem Schreibstil.
Da ich schon einige Geschichten in der Rubrik "Kinder" gepostet habe, kommt der plastische Schreibstil wahrscheinlich daher.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Gaius,

vielen Dank für deine Kritik.
Ja, ich habe immer das Problem genügend Abstand von den historischen Ereignissen zu gewinnen. Bei mir klingt es dann eher wie ein historischer Bericht, mit einigen Unterbrechungen. Ich habe zwar schon bei der Überarbeitung einige Details mit hineingebracht, aber wie ich sehe, muss ich die Betonung noch mehr auf "Kurgeschichte" legen als auf "Historik". Dieser Sprung, oder vielmehr das Loslösen von den historischen Fakten bereitet mir ziemliche Schwierigkeiten.
Aber danke für deine Tipps. Ich habe sie gespeichert und werde sie, wenn vielleicht nicht mehr in dieser Geschichte, aber doch für zukünftige Historik-Geschichten beachten.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

ich formuliere es mal so: Solide Geschichte.
Mehr ist da aber leider nicht, weil du es dank deiner (wie es kane ja auch schon ausdrückte) kindgerechten Erzählungen nicht schaffst, richtige Spannung beim Leser aufzubauen. Ich wollte zum Beispiel nicht unbedingt wissen, wie es weitergeht, ich habe einfach gewartet, bis es mir vorgesetzt wurde.
Zudem bleiben die Charaktere in der Geschichte relativ außen vor und du beschreibst hauptsächlich die Handlung und erzählst nicht, was die Menschen wirklich dabei fühlen.

cu_christoph

 

Hallo Christoph,

vielen Dank zunächst für deine Kritik.

Wie ich sehe, muss ich wohl doch noch mal die Geschichte überarbeiten. Ich kann mir schon vorstellen, dass das ganze etwas fad für den Leser klingt. Wie ich schon in der obigen Antwort bemerkt habe, liegt es wahrscheinlich daran, dass ich mich zu sehr an die geschichtlichen, sprich historischen Ereignisse halte und Angst habe hier etwas falsch recherchiert zu haben.
Aber wie ich kürzlich in einem schlauen Buch gelas, geht es bei einer hitorischen Kurzgeschichte bzw. einem historischen Roman gar nicht so sehr um die Korrektheit der Geschichte, sondern es wird mehr Wert auf den Unterhaltungswert für den Leser gelegt. Und zur Unterhaltung trägt ja Handlung, Spannung und Charaktere sowie Gefühle des Prot und anderer mitspielender Personen bei. Somit ist der geschichtliche Hintergrund eher nebensächlich. die dichterische Freiheit des Autor liegt im Vordergrund.
Das ist, würde ich sagen, mein größter Fehler. Ich muss lernen, mehr Gewicht auf die Handlung in einer historischen Geschichte zu legen. Die Menschen, die mitspielen, müssen mehr Lebendigkeit bekommen. Ich glaube, ich habe eure Kritken da richtig verstanden.
Aber Übung macht den Meister und dank eurer Kritik, werde ich weiter an mir arbeiten, Eure Kritikpunkte bei neuen Geschichten berücksichtigen und auch diese hier noch einmal überarbeiten.

Danke für deine Anregungen und den kleinen Schubs, den auch du mir gegeben hast, damit ich nochmal ans Überarbeiten gehen.

Bis bald
bambu

 

Hallo Bambu,

so, jetzt habe ich mir mal deine zweite Geschichte in Historik angesehen.

Gesamteindruck: Ich habe deine Geschichte zwar gerne gelesen, aber insgesamt bleibt sie mir noch zu farblos.

Du rutscht hier wieder sehr in deinen berichtsartigen Stil ab - hauptsächlich schilderst du die Ereignisse. Niclas, der ja eigentlich hervorragend dafür geeignet wäre, den Leser hinter die Kulissen blicken zu lassen, bleibt viel zu kühl, als dass bei mir irgendwelche Emotionen ankommen könnten.
Dabei könntest du deine Geschichte um so viele Details anreichern, die ihr mehr Spannung etc. geben würden - z. B. wie Niclas sich fühlt (hat er Angst, ist er aufgeregt. Was denkt er sich? Was denkt er über die Schaulustigen? Auch die Stimmung im Saal könntest du sehr stark anreichern, indem du in die Gerüche, die Geräuschkulisse etc. eintauchst. Du musst dich ein wenig von dem Gedanken lösen, eine total authentische historische Geschichte schreiben zu wollen. Nachdem du sowieso nicht dabei warst ;) wird dir das ohnehin nicht gelingen. (Oh, ich habe gerade gelesen, dass du das gleiche mehr oder weniger im vorigen Posting selbst geschrieben hast.)
Was ich sagen wollte (um es kurz zu machen): Wenn ich mich über ein historisches Ereignis informieren möchte, dann lese ich ein Geschichtsbuch und keine Kurzgeschichte.

Schreiben kannst du, Bambu! In dieser Geschichte steckt noch Potential und ich glaube es liegt dir historische Ereignisse aufzuarbeiten.

Lieben Gruß
Bella

 

Hallo Bella,

schön, dass du auch diese Geschichte gelesen hast. Sie war eigentlich schon in der Versenkung verschwunden. Aber wunderlicher Weise hat sie @ gaius wieder ausgekramt.
Bin ganz froh darüber. So bin ich wieder etwas angespornt worden, daran zu arbeiten. Und das habe ich mir auch für die nächsten Tage vorgenommen, sofern ich ein bisschen Ruhe finde. Einige Ideen habt ihr mir schon geliefert. Es gilt jetzt nur noch, diese in die Tat umzusetzen.

Vielen Dank fürs Lesen und deine Kritik. Besonders freute mich dein letzter Absatz. So ein Lob macht natürlich Mut und stachelt des innere Ego an. Also, mal sehen, was ich daraus noch mache.

Bis bald
bambu

 

Hallo zusammen,

ich habe nun meine Geschichte versucht total umzuschreiben und war bemüht viele von euren Vorschlägen mit einzuarbeiten.
Vor allem war mein Ziel, endlich mal die Kurzgeschichte vor die historische Geschichte zu stellen und von dem Berichtstil abzukommen.
Ob es mir gelungen ist, das wird mir anhand von euren Kritiken hoffentlich mitgeteilt werden.

Bis bald
bambu

 

Ja, die Überarbeitung hat deiner Gechichte sichtlich gut getan.

Ich gebe zu, dass ich sie nur überflogen habe, aber dennoch habe ich die Verschönerung gespürt und gelesen.

Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch:
Zum einen stört mich die etwas lange Einleitung (ich weiß, mir kann man es auch gar nicht recht machen ;) ), zum anderen erklärst du an manchen Stellen immer noch ein wenig zuviel. So hast du einmal geschrieben:

Die Händler beschimpften sich gegenseitig. Keiner wollte Schuld sein an dem Desaster.

Da stört mich der zweite Satz, denn eigentlich kann sich das der Leser denken.
Das passiert dir das eine oder andere Mal, dass du einen Satz hinten anhängst, der eigentlich nur etwas erklärt, das dem Leser eh klar ist...

Ansonsten, eine gute und auch nötige Überarbeitung. Dass Niclas selbst durch das Fenster geworfen wurde, fand ich eine gute IDee...

Chris

 

Hallo Christoph,

vielen Dank für dein erneutes feedback.

Hach, bin ich froh, dass die Geschichte sich zum Possitiven hin entwickelt hat. Ich dachte schon, es sei nun zu wenig Historik enthalten, zu dem am Schluss durch die dichterische Freiheit der arme Niclas aus dem Fenster geworfen wurde, statt dem eigentlichen Sekretär der beiden Statthalter.
Meinen anderen Fehler, immer alles nochmal in einem Nachsatz zu erläutern und zu betonen, ja, der schleicht sich immer wieder ein. Das ist das nächste Projekt, das ich in Angriff nehmen muss, und zwar den Leser nicht für "blöd" zu halten und ihm immer alles erklären zu müssen.

Also vielen Dank nochmals für dein Lob und deine Hinweise.

Auf bald
bambu

 

Hallo Gaius,

vielen Dank für deine Mühe, die du dir mit der nochmaligen Korrektur gemacht hast. Leider schleichen sich immer wieder Fehler ein, obwohl ich die Geschichte vor dem Einstellen mehrmals durchgelesen habe. Aber ich glaube, das geht vielen so.

Nun zu deinen Vorschlägen. Das meiste davon habe ich im Text ausgebesser und umgeschrieben.

Was ich vermisst habe ist eine Beschreibung des Aussehens von Niclas.
Darüber und über den Schluss, etwas über die Folgen des Krieges zu erzählen, werde ich noch mal nachdenken. Gerade über das Aussehen bzw. die Kleidung der damaligen Zeit habe ich bei meinen Recherchen wenig gefunden. Höchstens dass man sich Bilder aus dem 17.Jh. betrachtet und die Leute beschreibt. Mal sehen, ob ich da noch etwas finde.
Den Schluss auszudehnen, da weiß ich nicht, ob das nicht zu weit führen könnten und wieder zu sehr in einen Sachbericht übergeht.

Im späteren Verlauf bezeichnest du ihn aber trotzdem des öfteren als Schreiberling.
Dies habe ich bereinigt, indem ich deinen Vorschlag übernommen habe. Ich wollte damit ausdrücken, dass es vielleicht nun vorbei war mit den Handlangerarbeiten, die er vorher gemacht hat und nun auch Bericht von ihm in der Zeitung erscheinen könnten.

Womit die Frage

Was hat Niclas bisher gemacht, wenn dies sein erster Auftrag ist?
geklärt ist. Er hat praktisch nur zugearbeitet, in Archiven recherchiert und musste Frühstück holen, wie es heute auch noch in manchen Ausbildungbetrieben vorkommt.

Deshalb an dieser Stelle erstmal nur ein Lob für die gelungene Überarbeitung.
Darüber habe ich mich sehr gefreut. Denn wenn ich eine Geschichte total überarbeite, habe ich immer Angst, dass ich sie dann vollkommen in den Sand setze.

Also nochmals vielen Dank für die lobende Kritik.

Viele Grüße
bambu

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom