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12.04.2017
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Anmerkungen zum Text

Dies ist ein Experiment. Ich habe die Geschichte innerhalb kürzester Zeit (etwa 2 Stunden) niedergeschrieben. Ich hatte vorher keine Idee, wovon die Geschichte handeln soll, geschweige denn, wie sie ausgehen wird. Sie ist also ein reiner Impuls und deshalb auch sicherlich alles andere als perfekt. Gegebenenfalls werde ich sie in den nächsten Tagen oder Wochen nochmal überarbeiten. Oder es folgt was gänzlich neues. Ich bin auf eure Meinung gespannt.

Der Autor

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Ein wohliger Kaffeegeruch erfüllte den Raum. Es war nicht das erste Mal heute, dass die Maschine lief. Peter griff die mit vertrockneten Kaffeeflecken beschmierte Tasse und nahm einen kräftigen Schluck des viel zu heißen Gesöffs. Er schlenderte durch die abgedunkelte Wohnung. Es müsste so 17 Uhr sein, schätzte er. Heute war ein guter Tag. Immerhin hatte er nun ein Ziel vor Augen. Das war nicht immer so. Bei Gott – es hatte viel durchlitten in letzter Zeit. Und Peter musste es wissen. Er wusste genau, wie es ist, wenn man einmal an der Spitze war. Umso höher man den Berg erklimmt, umso tiefer kann der Absturz sein. Ohja, Peter wusste es ganz genau.

Er kehrte zurück an den Ort, wo er die meiste Zeit des Tages verbrachte, den Schreibtisch. Für manch einen mag dieser Ort wie das reinste Chaos aussehen – Notizblätter, benutzte Tassen, Dosen, und der Pizzakarton von gestern Abend. Und inmitten dieses Durcheinanders thronte sein Macbook. Jenes Gerät, welches ihn Freude und so viel Leid brachte. Ein Klischee, murmelte er. Ein Autor, Bestsellerautor wohlgemerkt, der sich in seinem eigenen verdammten Mitleids-Dreck suhlt, auf der Jagd nach der Idee für den nächsten Roman. Es fehlte nur noch, dass er sich einen kräftigen Guss Brandy in seinen Kaffee verabreicht. Aber Alkohol mied er. Auch dies hatte seine Gründe, das wusste Peter nur zu genau. Alkohol tat ihm nicht gut – er beließ es dabei.

Noch vor einiger Zeit ging es ihm schlecht. Verträge wurden aufgekündigt, Deadlines konnten nicht gehalten werden und Termine für Lesungen wurden von ihm ignoriert. Peter Ehring, oder besser bekannt als Peter Holland, war ein Sinnbild eines gescheiterten Autos. Eine verschissene Eintagsfliege.
Sein Roman „Ein perfekter Mord“ war so einfach. Er erinnerte sich, wie er sich morgens seinen Kaffee aufsetzte, meist schon sehr früh gegen halb 5. Seine Frau schlief noch. Doch er konnte nicht mehr schlafen. Er musste schreiben. Es war eine Sucht. Eine Obsession, der er nicht widerstehen konnte. Die einzige Befriedigung erlangte er, indem er unermüdlich in die Tasten seines Macbooks schlug. Jeder Tastenschlag kam der absoluten Befriedigung ein Stück näher. Und ja, Sex hatte er natürlich trotzdem. Mindestens drei Mal die Woche fickte er seine Frau. Es war eine gute Zeit. Ja, man konnte mit Fug und Recht behaupte, dass Peter Holland ein glücklicher Mann war. Sein Roman schlug ein. Er wurde zum Bestseller. Die Kritiken waren durchwachsen, aber das interessierte ihn nicht. Er war ein gefragter Mann und die Leser liebten ihn. Sie liebten das Abgründige, das Dunkle, das Unfassbare. Und er gab es ihnen.

Doch wie es das Klischee verlangt, verließ ihm die Muse und nach dem großen Erfolg folgte der langsame Abstieg. Einige Monate konnte er noch von dem Erfolg zehren. Doch Leser und Verlag forderten Nachschub. Einen weiteren Geniestreich des neuen aufkommenden Sterns am Autorenhimmel. Verdammt, wussten sie denn nicht, wie viele Anläufe es brauchte, bis er diesen einen verschissenen Roman auf die Beine stellen konnte?

Irgendwann kam der Moment, da verließ ihn seine Frau. Diese Hure – ließ ihn einfach im Stich. Mein Gott ja, er mag nicht in bester Verfassung gewesen sein. Und sicherlich hat er ein paar Mal über die Stränge geschlagen. Doch man lässt seinen Partner nicht im Strich. Nicht in solchen Momenten.

Peter zog in eine kleinere Wohnung. Er blieb in der gleichen Stadt. Er liebte die Anonymität einer Großstadt.
Diese Wohnung beherbergte ihn nun seit – ja… fast seit zwei Jahren. Zwei gottverdammte Jahre. Nun, eigentlich entwickelte sich alles in die richtige Richtung. Ab und zu ging er unter die Leute. Ab und zu traf er auch jemanden. Ab und zu nahm er sie auch mit nach Hause. Aber dabei blieb es. Niemals wurden Handynummern ausgetauscht oder ähnliches. Nicht bevor er die nächste Idee hatte. Ablenkung ist das letzte, was Peter brauchte. Und Beziehungen sind nun mal der Ablenkungsfaktor Nummer eins. Da sprach er aus Erfahrung.

Und nun saß er hier im Zentrum seiner Zwei-Zimmer-Wohnung. Der Schreibtisch war noch genau der gleiche wie damals. Auch sein Macbook dürfte nun einige Jahre auf dem Buckel haben. Und die Tasse, aus der er seinen Kaffee schlürfte, war auch ein steter Begleiter. Es fühlte sich wieder richtig an. Und seine Fingerkuppen hatten auch wieder dieses leicht taube Gefühl vom ständigen Hämmern auf die Tastatur. Inzwischen musste es spät in der Nacht sein, die Stunden vergingen wie im Flug. Seine neue Geschichte ließ ihn nicht mehr los. Er schrieb und schrieb, bis sein Kopf versagte und seine Augenlider so schwer wurden, dass er sich nur noch auf das alte Sofa neben seinem Schreibtisch schleppen konnte und sofort einschlief.
Es war kein besonders erholsamer Schlaf.

In der Nacht kamen sie zu ihm und erklärten ihm seine Fehler. Manchmal machten sie ihm Angst. Manchmal zeigten sie sich nicht. Aber ihre Gesichter sahen so falsch aus…

Die Sonne weckte ihn. Er brauchte nicht auf die Uhr schauen, es musste kurz vor fünf sein. Das war immer seine Zeit. Auf dem Couchtisch stand eine angebrochene Flasche Mundspülung. Er genehmigte sich einen kräftigen Schluck und spuckte in seine Kaffeetasse. Nach dem obligatorischen Gang auf die Toilette setzte er sich an den Schreibtisch. Er fühlte sich seltsam. Etwas war anders. Er stand wieder auf und ging in die Küche. Er nahm sich eine neue Tasse aus dem Schrank und stellte sie unter die Maschine. Mit lautem Geräusch zerkleinerte sie die Bohnen, bis sich die braune Brühe in die Tasse ergoss. Peter griff die Tasse und nahm einen Schluck. Verdammt nochmal, irgendwas stimmt nicht. Sein Blick wanderte auf die Uhr. Es war elf Uhr. Peter blickte auf sein Handgelenk. Seine Fossil-Uhr zeigte ebenfalls elf Uhr an. Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Kann es sein, dass er so dermaßen verschlafen konnte? Niemals war ihm das bisher passiert. Das Alter zollt seinen Tribut. Er beließ es dabei.

Sein Roman war nicht autobiografisch. Aber er handelte von einem Autor auf der Jagd nach einer neuen Idee. Einer Inspiration – seiner Muse. Dafür würde der Autor über Leichen gehen. Im wahrsten Sinne. Ein Autor, der nachts loszieht und mordet, um Inspiration für sein neues Buch zu bekommen? Ein einziges Klischee, murmelte Peter vor sich hin und schnaubte. Aber war nicht sein eigenes Leben auch ein einziges Klischee? Würde er über sich schreiben, so wäre die Geschichte vollbeladen mit Klischees. Sicherlich würde er einiges auslassen und anderes etwas ausschmücken, aber im Kern war es doch genau das, wovor jeder Autor sich fürchtet: Eine Wiederholung. Die ganze Scheiße wurde doch schon tausendfach geschrieben.
Aber Peter hatte eines gelernt: Zweifel sind normal. Jeder verfluchte Autor zweifelt, sonst wäre er kein guter Autor.
Er legte seine Fingerspitzen auf die Tastatur. Diesmal waren nicht nur seine Fingerspitzen taub. Auch seine Handflächen kribbelten etwas. Gerade so, als wären sie eingeschlafen. Warum hatte er diesen Bluterguss an seiner linken Hand? Er schrieb.
Es war das letzte Kapitel. Das entscheidende Kapitel. Hier und jetzt werden alle Karten auf den Tisch gelegt. Sein Charakter – Autor, Mörder, aber auch Opfer – bekommt die Quittung für sein Tun. Am Ende erwartet ihn der Henker.

Der Tag war schon zur Hälfte rum. Wenn er wirklich so lange geschlafen hatte, warum war er dann noch so verdammt müde. Die Zeilen füllten sich nur mühselig und seine Augenlider wurden allmählich schwerer. Er blickte auf die Uhr.

Elf Uhr.

Sein Macbook zeigte ebenfalls elf Uhr an. Er stand auf und sah die Uhr in der Küche. Elf Uhr. Er zog die Gardinen beiseite und helles Licht blendete ihn. Doch es war nicht die Sonne. Das Licht kam von der Straßenlaterne – es war mitten in der Nacht. Peter torkelte. Plötzlich fühlte er sich benommen. Er fiel und schlief.

Da waren sie wieder. Die falschen Gesichter. Sie glotzten ihn an. Er fühlte sich schuldig, doch ihre Blicke wichen nicht von ihm. Hört auf mich anzustarren. Bitte hört auf! Doch ihre Blicke durchbohrten ihn. Es schmerzte in der Stirn. Diese Kopfschmerzen!
Da kam es plötzlich wieder. Dieses eine Gefühl. Er wusste es sofort. Es war das gleiche Gefühl wie damals, als diese Hure in verlassen hatte. Auch sie hatte diesen Gesichtsausdruck. Es war einfach nur falsch. Sie glotze ihn an. Sie kam näher und legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen: „Pscht! Alles gut, mein Schatz.“ Peter sah in ihre Augen. Irgendwas stimmte nicht. Die Hure blickte ihn an, doch er sah sie nicht. Er konnte ihre Augen nicht sehen.

Die Tür klingelte! Peter schreckte auf. Ein verdammter Traum. Schon wieder. Er roch Alkohol und hatte einen seltsamen Eisengeschmack im Mund. Peter rappelte sich auf und ging zur Tür. Er betätigte den Türöffner und hörte, wie jemand den Treppenflur betrat. Es waren mindestens zwei Männer, die murmelnd die Treppe hinaufstiegen. Peter richtete seine Haare.
Die nächsten Momente nahm er nur noch verschwommen wahr. Die zwei Männer drückten ihn an die Wand und setzten ihm Handschellen an. Sie erzählten ihm was von irgendwelchen Rechten. Gottverdammt! Was wussten die schon? Peter blickte in seine Wohnung. Er sah das grelle Licht seines aufgeklappten Macbooks. Es strahlte ihn an. Direkt in seine Augen. Es durchbohrte ihn, in seine Stirn. Und da waren sie wieder, diese Kopfschmerzen.

Peters letzter Blick fiel auf sein Spiegelbild im Flur. Er blickte sich an. Sein Spiegelbild starrte zurück. Er konnte sich nicht sehen. Er konnte seine Augen nicht sehen. Er sah falsch aus, so falsch.
Was für ein Klischee.

 

Hallo @LivingDead
und zuallerstmal willkommen hier :)

Ein wohliger Kaffeegeruch erfüllte den Raum.
Jo - da kann ich mitgehen. :) Zum Thema Kaffee nachher nochmehr.
Peter griff die mit vertrockneten Kaffeeflecken beschmierte Tasse und nahm einen kräftigen Schluck des viel zu heißen Gesöffs ...
Ich finde "Gesöff" in Bezug auf Kaffee wertend. Das kan ein Protagonist sagen. Wenn aber dar Erzähler so eine Wertung vornimmt, dann wird er Teil der Geschichte. Da der Erzähler aber keine Rolle in der Geschichte spielt, finde ich dieser Wertung unpassend. - das hast Du öfter im Text.
Bei Gott – ...
Auch das finde ich aus der Erzählerstimmr unpassend.
[er] hatte viel durchlitten in letzter Zeit.
Ab hier beginnen die Flüchtigkeitsfehler ;)
Er kehrte zurück an den Ort, wo er die meiste Zeit des Tages verbrachte, den Schreibtisch.
Ich bin der Meinung, es sollte "dem Schreibtisch" heißen.
Jenes Gerät, welches [ihm] Freude und so viel Leid brachte.
Ein Klischee, murmelte er.
Er erinnerte sich, wie er sich morgens seinen Kaffee aufsetzte,
Am Anfang hattest Du ja den Kaffeegeruch, und das Aufsetzen des Kaffees passt efür mich dazu.
Aber dann:
Er nahm sich eine neue Tasse aus dem Schrank und stellte sie unter die Maschine.
Er hat doch einen Kaffeevollautomaten. Da finde ich das Wording "Kaffee aufsetzen" nicht passend.
Elf Uhr.

Sein Macbook zeigte ebenfalls elf Uhr an. Er stand auf und sah die Uhr in der Küche. Elf Uhr. Er zog die Gardinen beiseite und helles Licht blendete ihn. Doch es war nicht die Sonne. Das Licht kam von der Straßenlaterne – es war mitten in der Nacht.

Ich finde diese 11:00Uhr-Tag-Nacht-Verwechslung zieht nicht so im deutschen, besonders, wenn er auch auf den Rechner geschaut hat, da man oft im Rechner die 24h-Anzeige eingeschaltet hat. Also zumindest so, wie das in deinem Text ausgewaltzt ist, finde ich das in Europa zu übertrieben.

Ich höre hie rmal mit den Details auf.

Insgesammt ist die Idee ganz nett, erinnert mich aber sehr an "Das geheime Fenster".
Textlich sind viele Stellen für mich zu unnötig aufgeplustert. Die Atmosphäre oder Spannung kommt zumindest bei mir nicht rüber.

ich hoffe ich demotiviere dich damit nicht - so ist mein Kommentar nicht gemeint. Sondern als Rückmeldung, wie es auf mich als Leser wirkt. Nimm, was Dir passt ;)

vielel Grüße
pantoholli

 

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