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Der Baum

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10.02.2000
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Der Baum

Ich klopfe kurz an die schäbige Holztür und trete ein.
»Sag mal, kannst du nicht abwarten, bis ich ‚Herein‘ sage oder so?«
Andi liegt auf der Couch. Auf seiner Brust ein Penthouse. Dem Cover nach eines aus den 70ern.
»Hast du immer noch diese alten Wichsvorlagen von damals?«, frage ich ihn und lasse mich in den Sessel vor dem kleinen, nicht minder schäbigen, Wohnzimmertisch fallen.
»Stapelweise. Diese Mädels von damals hatten einfach Klasse. Nicht so rasiertes Zeug wie heute. Damals gab es noch Buschlandschaft. Alle Größen, alle Formen, alle Farben.«
Wir blicken uns an und schweigen. Jeder wartet auf den nächsten Satz. Andi gibt auf.
»Ich hätte ja auch hier liegen und mir einen runterholen können. Ein wenig Anstand beim Eintreten käme mir gelegen.«
»Du bist doch nach wie vor Linkshänder, oder?«
»Ja, schon«, antwortet er und nimmt seine linke Hand in Augenschein.
»Und die ist seit zwei Wochen im Streckverband. Sehe ich das richtig?«
»Ja … okay, aber ich könnte ja auch mit der rechten Hand …«
»Erzähl mir nix«, unterbreche ich ihn, »sich umgewöhnen, in unserem Alter, da muss man trainieren, ansonsten reißt man sich die Vorhaut ab.«
Andi presst die Lippen aufeinander und schmeißt die 70er-Wichsvorlage hinter sich auf den Boden.
»Aber gute Artikel drin, nach wie vor. Toll geschrieben.«
»Andi, die sind 40 Jahre alt.«
»Na und? Ist wie mit den Rasierten und den Büschen. Früher war eben alles besser. Auch die Artikel.«
Er stemmt sich hoch, die lädierte Hand weit von sich gestreckt.
»Jetzt weiß ich immer noch nicht, wie du hereingekommen bist?«
»Du hast mich ja auch noch nicht gefragt. Lediglich ob ich nach dem Klopfen nicht auf ein ‚Herein‘ warten könnte. Aber kein Problem. Ich verrate dir, wie ich in deine Wohnung gekommen bin. Du hast mal wieder den Schlüssel von außen stecken lassen.«
Andi runzelt die Stirn und zieht die linke Augenbraue hoch.
»Ach! Tatsächlich? Schon wieder?«
Er seufzt und schaut mich mit Dackelblick an.
»Liegt das am Alter, Heinrich? Sind wir schon so alt? Wann geht denn das los mit der Demenz?«
»Ich geh erst mal zwei Kölsch holen.«
Sein Gesichtsausdruck hellt sich auf.
»Bring mir auch zwei mit. Danke.«

Mein Weg in die Küche führt mich am Esszimmer vorbei. Dort auf dem Boden vor dem breiten Fenster liegt ein Tannenbaum. Vollständig geschmückt. LED-Lichter blinken in unterschiedlichen Farben. Kurz wundere ich mich über das, was ich da sehe. Wofür soll der sein? Andi lebt alleine. Ebenso wie ich. Ich werde ihn fragen müssen.
In der Küche muss ich nicht lange nach dem Bier suchen. Andis Samsung-Kühlschrank ist mannsgroß und bis ins oberste Fach mit Reissdorf-Kölsch gefüllt. Neben diesem Samsung-Monster steht ein kleiner Eisschrank, normale Küchenhöhe, brummt ob seines Alters sehr laut vor sich hin und in ihm befindet sich alles Essbare; in der Hauptsache Tiefkühlzeug. Ich nehme sechs Flaschen aus dem Samsung und gehe zurück ins Wohnzimmer.
Andi hat sich zurückgelehnt, die Augen geschlossen und das Gesicht so entspannt, als befände er sich gerade in Tonga-Tonga zwischen einer Unmenge Mädchen und Hektoliter Caipirinha. Das Abstellen der Flaschen auf dem Tisch bringt ihn zurück ins Jetzt. Ich öffne zwei und wir lassen es klacken. Der erste Schluck ist immer der schönste. Kühl und leicht prickelnd. Wir schaffen es, die Hälfte unserer Flaschen leer zu trinken, setzen ab und bringen ein ‚Ah‘ raus. Für einen Wimpernschlag sind Andi und ich irgendwie glücklich. Dann fällt mir der Baum ein.

»Da liegt ein Tannenbaum in deinem Esszimmer auf dem Boden. Sieht wie ein missglückter Weihnachtsbaum-Versuch aus.«
»Genau das ist es. Ein missglückter Weihnachtsbaum-Versuch.«
Ich trinke meine Flasche leer und stelle sie auf dem Tisch ab. Ein gepflegter Rülpser folgt.
»Den letzten Weihnachtsbaum habe ich hier 1998 gesehen, kurz bevor Klara und die Kinder dich verlassen haben.«
»1998? Bist du dir sicher?«
Andi trinkt aus und öffnet zwei weitere Flaschen. Ich überlege, ob 1998 sein kann. Das war sechs Jahre, bevor meine Frau auf und davon ist. Da war sie hochschwanger mit Fritzi, meinem Sohn. Und der kam 2004 auf die Welt; das ist sicher.
»Völlig sicher. 1998«, bestätige ich.
»Und jetzt haben wir …«
»2020.«
»Scheiße«, sagt Andi und trinkt die zweite Flasche zur Hälfte aus. Er rülpst in seinen geschlossenen Mund, aber der Innendruck ist höher als die Kraft seiner Kiefermuskeln. Es hört sich an wie ein angestochener Fahrradreifen.

»Der Baum, Andi. Warum?«
Er sieht mich an. Dann trinkt er die Flasche leer. Ich warte und bin still, denn ich sehe, dass es in ihm arbeitet, an ihm nagt. Andi findet nicht gleich die richtigen Worte, wenn es kompliziert wird. Er holt tief Luft.
»Paula ist Mama geworden«, platzt es aus ihm heraus.
»Paula? Deine Tochter?«
»Genau die. Mama! Stell dir mal vor. Paula ist Mama … ich bin Opa!«
Er stellt die Flasche auf den Tisch und öffnet die dritte, setzt sie an und lässt es laufen. Ich tue es ihm nach und trinke sie leer. Paula ist Mama, geht mir durch den Kopf. Die kleine Paula. Die müsste ja schon knapp dreißig Jahre alt sein. Ich sehe, wie Andis Augen feucht werden. Er starrt auf seine linke Hand. Die Verletzung hat er sich zugezogen, als wir vor zwei Wochen das Samsung-Monster in die Wohnung gewuchtet haben.
Urplötzlich haut Andi mit der linken Hand auf den Tisch. Er schreit vor Schmerz. Eine Flasche fällt um und rollt über die Kante. Ich stehe reflexartig auf, beuge mich über den Wohnzimmertisch und versetze ihm eine Ohrfeige. So wie ich es schon seit unserer gemeinsamen Schulzeit immer getan habe in solchen Momenten. Andis Mutter bat mich eines Tages dies zu tun, wenn Andi mit der Faust oder etwas anderem auf irgendwas haute, was in der Nähe stand. Was zuerst befremdlich auf mich wirkte und mir die Schamesröte ins Gesicht trieb, erwies sich als überaus wirksam, um meinen besten Freund wieder auf den Boden der Tatsachen zu stellen. Andi war mir deswegen nie böse. Andere Menschen schon, aber mit denen war ich nicht befreundet.

Andi schniefte und kramte ein zerknülltes Taschentuch aus der Hose, schnäuzte hinein und stellte die Flasche wieder auf den Tisch. Er nickte mir zu und ich öffnete meine dritte Flasche.
»Der Baum?«, wiederhole ich meine Frage.
»Paula rief mich vor ein paar Tagen an und erzählte, sie sei Mama geworden. Du kannst dir vorstellen, wie baff ich war …«
»Ich kann es mir vorstellen«, nicke ich.
»… aber dann legte sie einfach wieder auf. Und ich wollte noch so viel sagen. Verstehst du? Und da kam ich auf die Idee, wir könnten ein einziges Mal zusammen Weihnachten feiern. Nur ein einziges Mal. Also rief ich sie wieder an, und ... sie sagte zu, sie hat ‚Ja‘ gesagt. Weil der Kleine auf der Welt sei und ich ja der Opa …«
Er stockt und starrt auf das Reissdorf-Etikett.
»Wir brauchen mehr Bier. Holst du noch?«
»Kein Problem«, sage ich und pack die Flaschen zusammen. Auf dem Weg in die Küche sehe ich nach dem Weihnachtsbaum. Er blinkt. Allerdings – das fällt mir erst jetzt auf – hat Andi ihn nachträglich dekoriert. Auf der Unterseite ist überhaupt keine Deko zu sehen. Ich muss ihn fragen.
Im Samsung nehme ich von oben wieder sechs Flaschen, räume vom mittleren Fach sechs nach oben, vom unteren sechs in die Mitte und fülle aus dem Kasten unten wieder auf. Die Logistik beim Bier trinken ist besonders wichtig. Im Hängeschrank über der Arbeitsplatte finde ich Chips, Salzstangen, Erdnüsse und noch eine Menge mehr salziges Zeug, das dafür sorgen wird, dass Andi und Heinrich nicht wirklich alt werden.

Zurück im Wohnzimmer finde ich Andi dieses Mal am Fenster stehend vor. Ein halbes Jahr zuvor riet ich ihm, die alten Ado-Gardinen mal reinigen zu lassen, denn schon damals waren sie grauer als der PVC-Boden in seiner Küche. Aber Gardinen sind eben nur Gardinen. Unwichtig wie ein Kropf. Ich öffne zwei Flaschen und reiche Andi eine. Wir trinken einiges von dieser köstlichen gelben Brühe, setzen ab und starren durch das Muster der Gardinen auf die Stammstraße hinunter.
»Hier ist es viel ruhiger als drüben bei dir in der Venloer Straße.«
»Das stimmt. Ist aber auch nicht allzu schwer. Ist halt keine Einkaufsstraße hier.«
Andi dreht seinen Kopf zu mir.
»Ist nicht mehr wie früher hier, oder?«
»Du kennst die Antwort.«
Er ignoriert, was ich sage, trinkt einen Schluck und schaut hinaus.
»Das war mal die Wohnung meiner Eltern. Und ich habe sie gekauft, als es mir …«, er nickt beiläufig, »… uns noch gut ging. Damals habe ich mir nicht verziehen, Mutter in ein Heim gesteckt zu haben. Aber es gab halt keinen Platz hier für uns alle. Verstehst du? Heute denke ich …«
Ich lege ihm meine Hand auf die Schulter und drücke sanft zu.
»Andi … du musst mir nichts von alldem erzählen. Ich weiß alles. Du hast Entscheidungen getroffen. Ich habe Entscheidungen getroffen. Offenbar waren einige davon falsch.«
»Ganz offensichtlich.«
»Möchtest du Chips?«
Er sieht mich überrascht an.
»Wo hast du die Chips her?«
»Aus deinem Hängeschrank. Sind das noch die von letztem Silvester, oder wie?«
»Möglich.«

»Egal«, sage ich, trinke meine Flasche leer und reiße Chips, Erdnüsse und Salzstangen auf. Wir setzen uns, schieben uns das Knabberzeug mit vollen Händen in den Mund und spülen ordentlich nach. Wie früher, denke ich und kurz erscheint ein Bild aus Andis Kinderzimmer in meinem Kopf, er und ich mit Erdnüssen, Reissdorf und stierem Blick auf seinen Mini-Fernseher. Die Anspannung hoch, denn der FC versucht den HSV zu demontieren. Muss 1978 gewesen sein. Das Bild verblasst. Die Chips schmecken in der Tat wie alte Pappe.
»Andi?«
»Hm?«
»Warum ist der Baum nur auf einer Seite geschmückt?«
Er hört für einen Moment auf, die Erdnüsse zu zermahlen. Andi sucht die richtigen Worte. Mir fällt in dieser plötzlichen Stille auf, wie sehr ich ihn mag.
»Paula hat wieder angerufen. Einen Tag später. Sie hat abgesagt. Irgendwas von Corona gefaselt. Ich sagte, dass ich nie rausginge, mir alles bringen lasse. Und soviel ich weiß, werden junge Mütter doch getestet und … Gott, was hab ich gejammert. Sie hört sich mein Geschwafel an und sagt dann: ‚Mama will nicht, dass wir kommen. Wie jedes Jahr. Du weißt doch, Papa.‘«
Er kaut einige Male und es macht den Anschein, als habe er vergessen, dass ich ihm gegenüber sitze. Ich warte und trinke leer, öffne eine weitere Flasche.
»Ich habe sie und ihren Bruder in all diesen Jahren zehn Mal oder so gesehen.«
Er sackt sichtlich in sich zusammen, schiebt eine Ladung Chips in den Mund, von der die Hälfte links und rechts auf Couch und Boden fällt.

»Du hast dich nie um das Besuchsrecht gekümmert, Andi. Das habe ich nie verstanden. Wie oft habe ich dir dazu geraten? Kann man wohl nicht mehr zählen. Warum nicht?«
»Es hat mir genügt, dass ich für Unterhalt und Schulfahrten und all das aufgekommen bin. Ich habe mich dabei gut gefühlt. Fast wie ein Papa …«, er trinkt einen kräftigen Schluck, leert die Flasche und blickt hinein. Ich öffne ihm eine neue.
Weil er schweigt, ab und zu etwas trinkt und die Wand hinter mir anstarrt, versuche ich mir den Rest zu denken.
»Paula hat dich angerufen. Du bist losgestürzt und hast einen Baum gekauft, Lametta und den Kram. In knapp dreißig Jahren nie einen Weihnachtsbaum aufgebaut, es völlig vermasselt, ihn liegen lassen und dann ne LED-Kette drüber gehängt und das Lametta drauf geworfen. So war es, oder?«
»So war es«, bestätigt er.
»Und einen Tag später ruft dich Paula an und sagt ab. Und jetzt bleibt der Weihnachtsbaum dort liegen und leuchtet, bis sie dich mit den Füßen voraus aus der Wohnung tragen.«
Er sieht mich an und lächelt plötzlich, zuckt mit den Schultern. Wir stoßen an, trinken leer, rülpsen beide zugleich schlechte Bierluft an die Decke und lachen einfach über nichts.
»Ich bin ein Verlierer«, sagt er plötzlich.
Ich höre auf zu lachen und stehe auf.
»Komm, hoch mit dir, wir gehen jetzt zu diesem Baum.«
»Warum?«
»Wir stellen das Teil richtig hin. Und zwar hier ins Wohnzimmer.«
Andi zögert kurz. Dann steht er auf und folgt mir ins Esszimmer.

Nach einer Stunde bierloser Plackerei steht der Baum in voller Pracht mitten im Wohnzimmer. Er reicht fast bis an die Decke. Wir haben silbernes Lametta bis zur Geschmacklosigkeit auf die grünen Äste geworfen und mit Draht ein paar leere Konservendosen statt der nicht gekauften Baumkugeln angehängt. Andis Weihnachtsbaum blinkt grün, weiß, blau, rot und violett. Wir stehen vor ihm, zwei weitere Reissdorf geköpft und trinken ein paar kräftige Schlucke. Andi setzt ab und sieht mich an.
»Das ist der hässlichste Weihnachtsbaum, den ich jemals gesehen habe. Sowohl im echten Leben als auch im Fernsehen«, meint er.
»Stimmt. Schlimmer geht es nicht. Allerdings das mit den Konservendosen finde ich schon ziemlich kunstvoll.«
»Du hast nie Weihnachten gefeiert, Heinrich, nicht wahr? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern …«, er überlegt kurz, »… außer in der Zeit, als wir Kinder waren.«
»Ich war anwesend. Aber ich habe es nie mitgemacht. Auch nicht als Kind.«
Andi nickt.
»Dafür habe ich dich geliebt«, sagt er leise.
»Für was?«
»Dafür, dass du anders warst als alle drumherum …«
Andi schluckt vernehmlich und räuspert sich.
»… aber immer in meiner Nähe. Immer …«
»Weißt du was«, unterbreche ich ihn.
»Was?«
»Wir werden Weihnachten zusammen feiern. Du und ich. Wir kochen ein Essen. Und wir schenken uns was. Scheiß auf die anderen.«
Andi schaut verdutzt. Aber schnell beginnt er zu lächeln. Ich lege meinen Arm um seine Schulter.
»He, weißt du noch? So standen wir früher den Thönnes-Brüdern gegenüber. Arm um die Schulter. Wie eine Mauer.«
»Weiß ich noch«, antworte ich, »aber wir haben auf die Fresse bekommen. Ordentlich.«
»Egal«, sagt Andi.
»Egal«, bestätige ich und stecke meine Hand in die Hosentasche, weil da was Schweres drin ist. Ich ziehe Andis Schlüssel heraus.
»Hier. Vergiss bloß nicht mehr, ihn abzuziehen. Sonst klaut womöglich noch jemand diesen wundervollen Weihnachtsbaum.«
Wir lachen, wegen nichts.

 

Ich habe mir die Geschichte angesehen und komme mit den Kraftworten einfach nicht klar. Vielleicht bin ich auch nicht modern genug dazu. Ich rede mit meinen Kumpels einfach anders, auch über Frauen. Trotzdem viel Erfolg.

 

Servus @Billi,

ja, kein Problem. Vielen Dank auf jeden Fall fürs Ansehen.

Griasle
Morphin

 

Moin @Morphin,

Wollte nur kurz reinschauen und hab dann auf der Suche nach den Kraftworten plötzlich deine ganze Geschichte gelesen. Soll heißen, hat Spaß gemacht, sie zu lesen. Deine Worte erzeugen bei mir glasklare Bilder im Kopf, die ich mir gerne anschaue! Ich mag, wie realistisch deine Figuren und sowieso die Handlung und Dialoge sind. Irgendwo war da ein Satz, bei dem glaube ich ein Komma fehlt.

So trist oder gar traurig die beiden Figuren sein mögen, das Ende passt sehr gut und gefällt mir! Eine schöne Weihnachtsgeschichte :)

Beste Grüße,
rainsen

 

Nabend @rainsen,
vielen Dank fürs Lesen und den Kommentar. In der Tat habe ich heute auf "Ho Ho Ho!" geklickt und die Weihnachtsgeschichten entdeckt und das Textlein geschrieben. Gibt ja so viele unterschiedliche Weihnachtssituationen, und sie sind nicht alle rosafarben. Aber die beiden haben vielleicht doch ein paar schöne Stunden.


Hi @Rob F,
auch dir besten Dank für Lesen und Kommentieren. Ja, den Baum hätte ich auch gerne gesehen. :D Mit den Konservendosen und alles voller Lametta. Es würde mich ja fast reizen, Weihnachten für die beiden umzusetzen. Aber naja, ist nur ein kleiner Text mit dem Ziel "Weihnachten", und das war's.

Euch beiden einen Gruß und gesund bleiben.
Morphin

 

Hallo @ Morphin

Ich habe deine Weihnachtsgeschichte auch gelesen. Du kannst gut schreiben, deine Dialoge und deine Einfälle finde ich sehr gut. ( Würde ich auch gerne so gut können)
Nur diese Geschichte werde ich nicht nochmal lesen. Zuviel Einsamkeit, verpasste Möglichkeiten und zuviel Alkohol.
Für mich zuviel Weihnachten. Traurig.

Lieber Gruß
CoK

 

Hi @CoK,

eindeutig zu viel Alkohol, zu viel Einsamkeit und sicher eine erklecklich hohe Anzahl verpasster Möglichkeiten. Das Traurige ist, dass Leute wie Andi und Heinrich da draußen sitzen und noch nicht mal einen Baum im Zimmer liegen haben, den sie aufrichten könnten. So bleibt es einfach ein Foto aus irgendeiner Wohnung (in diesem Fall in Köln), die wir nie sehen werden.

Besten Dank fürs Lesen und Kommentieren und einen schönen Restabend.

Griasle
Morphin

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Morphin

Eine Weihnachtsgeschichte, die man lesen kann, ohne im Schmalz zu versinken; dafür gibt es schon mal ein dickes Lob.
Der Aufbau funktioniert ganz gut. Vielleicht könte man am Anfang noch etwas reduzieren, ich denke, das "Penthouse"- Thema müsst man nicht so auswalzen. In einer Kurzgeschichte wirkt es besser, wenn es schneller zum Wesentlichen kommt, in diesem Fall die Absage der Tochter.
Dir gelingt es, in einer beschissenen Situation den Blick auf die Wärme einer echten Freundschaft zu lenken, ohne das Elend zu verklären.

Im Großen und Ganzen passt die Erzählsprache, jedoch die Dialoge wirken an einigen Stellen zu künstlich. Ich habe ständig das Gefühl, dass die beiden nicht so sprechen würden.
Ein paar Beispiele mit Variationen, die ich gewählt hätte:

Du bist doch nach wie vor Linkshänder, oder?
Du bist doch Linkshänder, oder?
Lediglich ob ich nach dem Klopfen nicht auf ein ‚Herein‘ warten könnte.
Würde ich ganz streichen. Wörter, wie "lediglich" und das "könnte" bringen mich total aus der Szene. In der Situation kann ich mir keinen gesprochenen Konjunktiv vorstellen. Und den Satz braucht es eh nicht.
kurz bevor deine Familie dich verlassen hat.
Hach, das müsste schnoddriger kommen. Kurz bevor deine Alte abgedampft ist.

Paula rief mich vor ein paar Tagen an und erzählte, sie sei Mama geworden. Du kannst dir vorstellen, wie baff ich war …
In Umgangssprache verwenden nur Deutschlehrer das Präteritum korrekt. Sonst eher die Perfekt-Form. Und schon gar nicht den berüchtigten Konjunktiv I (sei)
Paula hat vor paar Tagen angerufen und erzählt, dass sie Mama ist ... was denkste, wie baff ich war

Du schreibst ziemlich gut, aber deine Dialoge klingen nicht nach den Menschen, die Du skizzierst. Da solltest Du genauer zuhören, wie (die meisten Leute) in Wirklichkeit reden. Vor allem, wenn sie mit ner "Penthouse" und nem Kasten Bier abhängen. ;-)

Schönen Gruß!
Kellerkind

p.s: Hau mal mehr Kraftwörter rein! :-D

 

Mahlzeit @Kellerkind,

besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. In der Tat sind die Dialoge so geschrieben, wie ich sie "setzen" wollte. Sie sind zum großen Teil echt. Das Fatale ist oft, dass man ein bestimmtes Bild von den Menschen bekommt. Hier: Proleten. Und Proleten reden nun mal wie Proleten. Im Falle Andis kann ich bestätigen, dass eine gewisse dauerhafte Naivität in ihm herrscht und er beschützt werden muss vor sich selbst (Ohrfeige und seine Mutter bat mich schon dies zu tun). Und nach all den Jahren der Freundschaft, haben sich Heinrich und Andi einen persönlichen "Sprachstil" angewöhnt, einen Code, ihren Sprech sozusagen; und doch gibt es auch ein wacheres, bewussteres, reflektierteres Leben außerhalb, das aber zwischen den beiden völlig außen vor bleibt, wenn sie zusammen sind. Die Dialoge entstammen meinen vielen Erinnerungen, passen aber keineswegs zu den Worten, die ich hier in Kommentaren und im Leben verwende. Es sind jedoch zwei Seiten derselben Medaille. Ich müsste eigentlich Andi und Heinrich den Dialogen anpassen, aber das sind sie dann nicht mehr. Sie sind es nur MIT diesen Dialogen. Wie sie sprechen und was sie tun, wie sie handeln, geschieht nur, wenn sie zusammen sind.

Diese - ich nenne es mal emotionale Symbiose - entstand aus dem Zusammentreffen beider zu einer Zeit, als keiner von beiden alleine hätte existieren können. Andi mit seiner Macke des Kontrollverlustes, seiner Impulsivität und Heinrich mit seinem Außenseiterdasein und seiner beruhigenden Art. In diesem Mikrouniversum herrscht im Prinzip immer noch die Jugendsprache, verfeinert mit den persönlichen Veranlagungen, Vorlieben und sprachlichen Erfahrungen.

Man kann sogar so weit gehen und sagen, dass beide innerhalb ihres Mikrouniversums nicht erwachsen wurden und das auch fatale Auswirkungen auf ihre Außenwelt nahm.

Hm, aber ich wollte meinen Text jetzt nicht analysieren, weil ich ihn einfach so, aus der Erinnerung heraus, geschrieben habe.

Vielleicht ist der Text zu kurz, um auf solche Details hinwirken zu können, also zu viel Botschaft in zu wenig Worten. Das ist es vielleicht, was mir zu einem wirklichen Schriftsteller fehlt. Ich schreibe immer aus dem Bauch heraus, nie wirklich geplant. Es ist plötzlich auftretendes Gefühl, dies aufschreiben zu müssen, dann platzt es raus. Den Text hatte ich in knapp 60 Minuten und mit dem Finden des Schlüssels kam das Gefühl auf, genau JETZT aufhören zu können, das Gefühl, nun ist es rund und ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte. Die Emotionen sind auf dem Papier.

Vermutlich die falsche Voraussetzung für eine wirkliche literarische Karriere. Aber die hatte ich nie geplant. Vielleicht bin ich auch einfach zu wenig ehrgeizig.

Einen schönen Tag und gesund bleiben wünscht
Morphin

 

»Aber gute Artikel drin, nach wie vor. Toll geschrieben.«

So isset – wiewohl mir Dia- oder Soziolekt der beiden besser gefiele. Pilsen spricht leider czechisch ...

Warum also reden die nicht, was sie trinken?,

lieber Morphin?

Dein
Dante Friedchen

 

Lieber @Morphin

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen. Anfangs hatte ich auch ein wenig Probleme durch den Tag "Weihnachten" und dann gings erstmal los mit Kraftausdrücken und "Handarbeit". Doch dann bin ich tiefer eingetaucht, habe die Verbundenheit der zwei Männer gespürt. Ich konnte mir alles gut vorstellen, war nah bei den Protagonisten. Und das Ende hat mir sehr gut gefallen.

Hier ein paar Anmerkungen:

Auf dem Weg in die Küche komme ich am Esszimmer vorbei. Auf dem Boden vor dem breiten Fenster liegt ein Tannenbaum.

Zwei Sätze mit dem selben Wort anfangen finde ich persönlich nicht so prickelnd.
Vorschlag: Auf dem Weg in die Küche komme ich am Esszimmer vorbei, wo auf dem Boden vor dem breiten Fenster ein Tannenbaum liegt.

Kurz wundere ich mich über das, was ich da erblicke.

Ich glaub, nach das fehlt ein Komma.

Neben diesem Samsung-Monster steht ein kleiner Eisschrank, normale Küchenhöhe, brummt ob seines Alters sehr laut vor sich hin und in ihm befindet sich alles Essbare; in der Hauptsache Tiefkühlpizza, Tiefkühl-Burritos und noch einiges mehr, was man in der Mikrowelle eben so warm machen kann.

Das klingt ein wenig holprig.
Vorschlag: Neben diesem Samsung-Monster steht ein kleiner Eisschrank, der laut vor sich hinbrummt. In ihm befindet sich alles Essbare; hauptsächlich Tiefkühlpizza, Burritos und einiges mehr, was sich in der Mikrowelle erwärmen lässt.

Ich trinke meine Flasche leer und stelle sie rechts des Sessels auf den Boden.

"Rechts des Sessels" klingt für diese Geschichte irgendwie zu hochtrabend, passt nicht zum restlichen Stil.
Vorschlag: Ich trinke meine Flasche leer und stelle sie neben dem Sessel auf den Boden.

Damals habe ich mir nicht verziehen, Mutter in ein Heim gesteckt zu haben. Aber es gab halt keinen Platz hier für uns alle.

Warum damals? Er hat es sich doch bis heute nicht verziehen, oder?
Vorschlag: Bis heute hab ich mir nicht verziehen, Mutter in ein Heim gesteckt zu haben.

Mir fällt in dieser plötzlichen Stille auf, wie sehr ich ihn mag. Wie tief ich mit ihm verbunden bin.

Diese Anmerkung bräuchtest Du nicht mal einfügen. Das geht so klar aus dem Text hervor.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Servus @Friedrichard,

ja, ich weiß. Blasphemie. Und die ist heilbar. Ich hab das Ding so schnell runtergeschrieben, dass tatsächlich kää Zick war für dat Zeuch. Denn bei der Menge an Dialogen müsste ich immer wieder überlegen und es laut nachsprechen. Ich wohne seit 81 nicht mehr dort und muss es deshalb - um es hinzubekommen- laut nachsprechen und dann transkribieren. Das dauert. Ich habe gehört, es gäbe hier jemand, der es aus dem effeff beherrscht. Trotz des grauslich Hochdeutschen ... besten Dank fürs Lesen und Kommentieren.


@Silvita
Auch dir tausend Dank fürs Lesen und Kommentieren. Bis auf eines, habe ich deine Änderungsvorschläge umgesetzt, erweitert, angepasst. Wenn man bedenkt, dass Weihnachten mir dort vorbei geht, wo hinten ist, verwundert es mich schon, dass ich mal ne Weihnachtsgeschichte schreibe. Aber egal, wie Andi und Heinrich sagen. Wenn es für ein wenig Ablenkung vom Alltag sorgt, ist alles erreicht.

Euch beiden allseits Gesundheit wünscht
Morphin

 

Hallo Morphin,

mir hat deine Geschichte besonders gefallen, weil sie eben nicht das Weihnachtstüddelü aufgreift, sondern das Weihnachten von Menschen, die nicht im güldenen Lichterglanz stehen. Ist bestimmt auch nicht ganz neu. Fand ich aber grade richtig gut.
Einige Stellen in deiner Geschichte finde ich packend, andere finde ich, machen die Stimmung für mich wieder ein bißchen relativ. (Ach, ich bin einfach noch kacke im Kommentieren und brings nicht auf den Punkt...sorry.)
Den Wichsvorlagenpart find ich beispielsweise zu lang. Ich hätte es kurz angerissen, noch beklemmender gefunden. So wirkt es so verkumpelt. Mein ich.

»Du hast mich ja auch noch nicht gefragt. Lediglich ob ich nach dem Klopfen nicht auf ein ‚Herein‘ warten könnte. Aber kein Problem. Ich verrate dir, wie ich in deine Wohnung gekommen bin. Du hast mal wieder den Schlüssel von außen stecken lassen.«
Das find ich zum allgemeinen Erzählton irgendwie unstimmig.
Andis Samsung-Kühlschrank
Diesen Samsung-Absatz finde ich kompliziert. Es bringt mich irgendwie raus aus dem Gefühl. Vielleicht kann man das einfacher halten. Ein großer Kühlschrank fürs Bier. Daneben der kleine für den Tiefkühlkram.
Andi hat sich zurückgelehnt, die Augen geschlossen und das Gesicht so entspannt, als befände er sich gerade in Tonga-Tonga zwischen einer Unmenge Mädchen und Hektoliter Caipirinha.
Klingt für mich ein bißchen zu konstruiert.
Der erste Schluck ist immer der schönste. Kühl und leicht prickelnd. Wir schaffen es, die Hälfte unserer Flaschen leer zu trinken, setzen ab und bringen ein ‚Ah‘ raus. Für einen Wimpernschlag sind Andi und ich irgendwie glücklich. Dann fällt mir der Baum ein.
Super Absatz.
Es hört sich an wie ein angestochener Fahrradreifen.
Ich bring diese beiden Geräusche nicht miteinander in Verbindung.
Andi findet nicht gleich die richtigen Worte, wenn es kompliziert wird. Er holt tief Luft.
Toll.

Ich glaube, am Ende hätte ich es auch gar nicht so genau erklärt wie und warum das Treffen mit der Tochter geplatzt ist. Vielleicht wäre die Geschichte runder für mich, wenn alles so ein bißchen mehr vage geblieben wäre, was alles schiefgelaufen ist und immer noch läuft.
Ja, ich glaub, das ist für mich der springende Punkt, der es noch atmosphärischer für mich gemacht hätte. Mehr angedeutet, als aufgelöst.
Und dann die zwei, die am Ende ihren Baum mit Dosenlametta schmücken und trotzdem irgendwie glücklich sind.

Gelesen hab ich`s gern.

Ein stümperhafter Eindruck vom Lotterlieschen;)

 

Dein eigener Kommentar zu deinem eigenen Text und deine Gedanken, die du preisgibst, wie du denkst und schreibst ist klasse. Für mich Hochinteressant. Daraus kann ich viel lernen. Danke.

 

Guten Tag @Lotterlieschen,
besten Dank fürs Lesen und Kommentieren. Wenn du es gern gelesen hast, sie dich etwas abgelenkt hat vom Alltag, dann hat der Text seinen Zweck erfüllt. In der Tat kann ich aber nicht vage bleiben, weil ich ein bestimmtes Ereignis aus Andis oder beider Vergangenheit zumindest ansprechen, anreißen wollte, um dann die Konsequenz eines gemeinsamen Weihnachten zu erreichen. Da kann man natürlich auf vielerlei Wegen hinkommen, und des einen Weg ist des anderen Irrweg, und derer Wege gibt es zahllose. Im Moment werde ich sie so lassen, denn auch Geschichten reifen, selbst wenn sie irgendwo herumliegen.

Ich wünsche Dir ein angenehmes Wochenende.


@Billi
Die eigene Geschichte kommentieren ist bei mir noch nicht so oft vorgekommen. Finde ich auch eher ungewöhnlich. Aber zwischen all der "normalen" Kritik wie Zeiten, Grammatik, Interpunktion und ungelenker Formulierungen (wobei sich dies nicht auf eine besondere Beschreibung bezieht) habe ich noch die - ich will mal sagen - individuelle "Geschmackskritik" entdeckt. Die ist mir früher gar nicht so aufgefallen. Manche Formulierungen die ich verwende, sind den Charakteren und der individuellen Situation angepasst (alte Schulfreunde), aber außerhalb dieser sprachlichen Intimität können sie sich in einigermaßen gewähltem Deutsch artikulieren und verwenden auch "altertümliche Formulierungen". Genau DAS ist ja wichtig UM den Charakter der Personen UND der Geschichte zu entwickeln ... und - jetzt kommt's - für MICH wichtig. Natürlich nicht für viele Menschen dort draußen, die mehr oder weniger intensiv lesen, mehr oder weniger eine Situation emotional erfassen können, mehr oder weniger unterschiedliche Lebenssituationen durchlaufen haben. Ich habe alte Kumpels, die können Hegel, Schopenhauer und Nietzsche einwandfrei rezitieren UND erklären, die aber innerhalb einer "proletenartigen" Situation ganz banale Dinge wie "Wichsvorlagen" verwenden, weil es AUCH ihrer Persönlichkeit entspricht. Ihre Bandbreite ist enorm. Ich erinnere mich an einen hochgebildeten, aber gestrauchelten Menschen, der mit mir in einer Gruppe arbeitete bei der Bundespost, beim Karten kloppen mit schlichter Sprache, aber zwischendurch fallen Sätze raus, die den Sokratern zur Ehre gereichten. Am Ende ist es so, dass ich Geschichten nicht schreibe, um den Lesern zu gefallen, sondern ich möchte mich in ihnen wohlfühlen, weil sie ein Stück von mir sind. Sie sind meine Heimat. Mein Zuhause.

Danke für deinen Kommentar und beste Grüße.


Mahlzeit @AWM,
auch dir meinen Dank fürs Lesen und ausführliche Kommentieren. Ich habe auch nach den Doppelungen geschaut und werde sie rausnehmen, ersetzen, bearbeiten bzw. nach anderem "tell". Aber erst morgen Abend oder Montag. Wochenendstress. Ab nächster Woche muss die Geschichte auch ein paar Wochen ruhen. Nach den Veränderungen ist eine Reifezeit von mindestens 3 Monaten angesagt. Hab ich mir vor vielen Jahren angewöhnt. Dann kommt der strengere Blick und eine andere Sichtweise.

Dir noch ein schönes Wochenende und gesund bleiben.

Griasle
Morphin

 

Ich öffne zwei und wir lassen es klacken.
Ich trinke meine Flasche leer
Andi trinkt aus und öffnet zwei weitere Flaschen.
Dann trinkt er die Flasche leer.
Er stellt die Flasche auf den Tisch und öffnet die dritte,
Ich tue es ihm nach und trinke sie leer.
und ich öffnete meine dritte Flasche.
»Wir brauchen mehr Bier. Holst du noch?«
Im Samsung nehme ich von oben wieder sechs Flaschen,
Ich öffne zwei Flaschen und reiche Andi eine.
»Egal«, sage ich, trinke meine Flasche leer
er trinkt einen kräftigen Schluck, leert die Flasche und blickt hinein. Ich öffne ihm eine neue.
Wir stoßen an, trinken leer,
Wir stehen vor ihm, zwei weitere Reissdorf geköpft und trinken ein paar kräftige Schlucke.

Einen fehlenden roten Faden kann man dieser Geschichte wahrlich nicht vorwerfen. :D

Wie überhaupt das eine herrlich andere Weihnachtsgeschichte ist, ein radikaler Gegenentwurf quasi zum momentan allüberall herrschenden gnadenlos betulichen Besinnlichkeitsterror.
Oder, um es etwas poetischer zu sagen: Ein Hohelied gewissermaßen auf eine alle Unbillen trotzende tiefe Männerfreundschaft. Sehr schön!

Schön, dass du wieder da bist, Morphin, und ja, ich glaub, ich zünde mir jetzt das Dritte-Advent-Bier an.

offshore

 

@ernst offshore, altes Haus,

ich hab dich vermisst. Wirklich und tatsächlich. Immer wieder gedacht: "Wie geht es wohl dem alten Wiener Kaffeehaus-Bäcker?" Danke für deine Worte und ... ein Gläschen auf die alten Männerfreundschaften!

Griasle
Morphin

 

»Du hast nie Weihnachten gefeiert, Heinrich, nicht wahr? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern …«, er überlegt kurz, »… außer in der Zeit, als wir Kinder waren.«
»Ich war anwesend. Aber ich habe es nie mitgemacht. Auch nicht als Kind.«
Andi nickt.
»Dafür habe ich dich geliebt«, sagt er leise.
»Für was?«
»Dafür, dass du anders warst als alle drumherum …«
Andi schluckt vernehmlich und räuspert sich.
»… aber immer in meiner Nähe. Immer …«
»Weißt du was«, unterbreche ich ihn.
»Was?«
»Wir werden Weihnachten zusammen feiern. Du und ich. Wir kochen ein Essen. Und wir schenken uns was. Scheiß auf die anderen.«
Nabend @Morphin,
diese Geschichte hat mir Spaß gemacht zu lesen, auch Proleten haben ein Herz. Und das was das Leben schreibt, ist meist etwas anderes als man selbst möchte. Freunde sind unentbehrlich, stehen immer zur Seite, helfen, wenn man am Boden liegt, so muss das sein.
Liebe Grüße
Adele

 

Nabönd @Adele Seher,

du hast gegraben. Danke fürs Lesen und Kommentieren. Hehe, ja, Proleten haben auf jeden Fall ein Herz. Ist meist eine Frage der Erziehung, das mit dem Herz. Freut mich, wenn es dir gefallen hat und für ein paar gute Leseminuten sorgte.
Eine schöne Woche wünsche ich.
Morphin

 

Hallo @Morphin,

ich finde deinen Text total ergreifend und er bringt mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn auch ein trauriges. Wirklich schön. Gerade das Eingangsgespräch habe ich total lebendig vor Augen und Ohren, das ist dialogtechnisch brillant. Dass du die Geschichte mit Weihnachten getaggt hast, habe ich erst nach dem Lesen gesehen (bin über einen Kommentar aufmerksam geworden), sonst hätte ich vielleicht nicht geklickt. Bin sehr froh, dass ich es getan habe.
Ein paar Formulierungen hier und dort haben mich gestört, aber geschenkt, das hat keinen Effekt auf das Lesevergnügen, sondern kratzt nur an manchen Stellen an der Ästhetik. Die wurden aber auch schon im Thread erwähnt und du bist schon drauf eingegangen. :)

Liebe Grüße,
oneill

 

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