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Thema des Monats Der direkte Weg

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17.05.2003
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Der direkte Weg

“Simon, das ist großartig! Kam gerade rein, Scharfelt von Abteilung 2 meldet aus Dortmund fast 93 Prozent positive Reaktionen auf die neue Version!”
“Woah. Nicht übel. Wie groß ist die Testmenge?”
“Er sagt, 1500 Personen, alle Bevölkerungskreise.”
“Genug. Oh Karl, sag das mit den 93 Prozent nochmal, deine Stimme hat plötzlich so einen honigwarmen Klang...”
“Nicht poetisch werden; die Zahlen heißen ja nicht, dass wir jetzt fertig sind, sondern dass der anstrengende Teil anfängt! Aber, du, wenn der Chef was springen lässt, äh... Meine Frau hat mir erzählt, die neue Parzifal–Inszenierung soll gut sein, wie wärs, wenn wir vier heute Abend einmal richtig genießen?”
Simon lächelte verträumt. “Erstmal Mittagspause.”
“Ja.”
Die beiden Workstations begannen, die kurze Präsentation für das Nachmittagsmeeting zu erstellen, während Karl und Simon, in Gedanken von Fanfaren und Wagnertuben begleitet, in die Cafeteria stolzierten.

--- Ok, ab. Wir zoomen jetzt zu einem Profi, der ebenfalls an diesem Projekt beteiligt ist. ---

F&E ist Feinarbeit. Sorensen wusste, dass er hier war, weil er einer der besten war, und er wusste, das er mit dem, was er gerade tat, den Ansprüchen, die man an ihn stellte, gerecht wurde. Der letzte Artikel, den die Fachleute von den Anderen zu diesem Thema veröffentlicht hatten, machte klar: die waren einige Monate hinter der Technik, die Sorensen verwendete. Das, was man bei denen gerade neu in der Versuchsphase hatte, war für Sorensen schon lange Routine.
“So müsste es stimmen”, murmelte er, als der Frequenzgang auf seinem Schirm mit einigen einfachen Algorithmen in die Idealposition modulierte. “Ich glaube, das funktioniert optimal- und das Schönste ist, dass es sogar recht einfach auszuführen sein sollte.”
Während Sorensen das Testsample ein paar mal ablaufen ließ, konnte er sich ein dünnes Lächeln nicht verkneifen. “Oh heilige Mutter Gottes, Sorensen. Du bist so gut”, dachte er.

--- Sorensen ist Däne oder Schwede oder so. Da Karl und Simon noch bei der Erdbeercreme sind, schauen wird kurz bei einer seriösen Dame in weiß vorbei. Sie ist Simon und Karl schon oft durch geschmackvolle Designs aufgefallen und ist wie Sorensen gerade in das Projekt vertieft. ---

Bis die Daten von den Paras kamen, konnte es natürlich nicht fertig werden, aber trotzdem war Doktor Witt unzufrieden mit ihrem Arbeitstempo. Sie legte den feinen Laserschneider beiseite. “Nummer 7B, bitte. Das muss etwas heller werden.”
Eigentlich, dachte sie, eigentlich verarscht man ja auch sich selbst - nicht nur die unwissenden Massen, die am anderen Ende sitzen, keine Vorstellung, was in diesem Raum vor sich geht - denn irgendwann ist man immer selbst dort, ist man selbst Teil der Masse. Natürlich, dieses Produkt ist etwas anderes, ist neu, ist... anders. Aber die anderen? Die Konkurrenz? Man hat inzwischen schon fünf oder sechs Generationen auf den Markt gestoßen- von mindestens drei verschiedenen Parteien, vielleicht mehr, so wichtig, wie dieses Feld inzwischen geworden ist. Und selbst ein Fachmann wie ich hat ab der vierten Generation nicht mehr neutral daneben stehen und analysieren, das fertige Produkt erkennen und seine Funktionsweise bei Endkunden betrachten können.
“Tupfer bitte.”
Aber so war der Markt, und irgendwie würde wohl alles gut werden.
Und ihre Arbeit kam auch voran: langsam, aber sicher näherte sie sich dem perfekten 7B – hell.

--- Frau Doktor Witt hat recht, wenn sie vermutet, dass noch mehr als die drei bekannten Parteien auf diesem Feld agieren. Was sie nicht weiß, ist, dass beim letzten Mal ihre Wahl auf das Konkurrenzprodukt der ihr unbekannten vierten Gruppe gefallen war. Seitdem den Firmen vor über einer Dekade klar geworden war, dass man statt des langsamen, selbstregulierenden Weges auch den direkten, effizienteren wählen kann, sind beachtliche - und in manchen Augen erschreckende – Fortschritte gemacht worden.
Oh. Bei all dieser Exposition haben wir ganz verpasst, das Simon und Karl, inzwischen vereint mit ihrem dritten Mitarbeiter Hedrich, der von einem Geschäft im Ausland zurückgekommen ist, schon im angekündigten Meeting stehen. Ihre Präsentation war ein voller Erfolg, und der Vorsitzende der Firma, ein junger, dynamischer und begeisterungsfähiger Herr mit halblangen dunkeln Haaren, hält eine Laudatio. ---

“...muss ich sagen, ich bin beeindruckt. Und ich muss nocheinmal etwas betonen. Doktor Witt und ihr Team von den Plastikern, Sorensen von den Paraverbalen, die Jungs bei Psycho 1 und 2, die Kultis, die Feldforscher, alle, alle haben wichtige Teilschritte gemacht. Aber dieses Projekt, meine Herren, ist und bleibt ihr Projekt und ich bin stolz auf sie.
Ihr großes Projekt, meine Herren. Ihre ganz große Nummer. Die neue Version; die Version 5.2, Projektname “Goldener Kaiser”, die nicht nur, wie ihre innovativen Vorgängerversionen, marktbeherrschend werden wird; die nicht nur unsere Position auf der nationalen und internationalen Bühne weiter verbessern wird; die nicht nur wieder unsere Dividende zu beneidenswerten Höhen steigen lassen wird; nein, dieses Ding, meine Herren, hat eine ganz neue, eine größere, eine, äh...” Der Vorsitzende rückte seinen Schlips zurück und nippte an seinem Wasserglas. “Eine neue, eine ethische Dimension! Der 5-zwoer wird das Leben der Menschen verbessern. Er wird das Leben in unserem Land angenehmer machen. Simon, Karl, Hedrich- ich darf doch?; Meine Herren, der 5-zwoer ist ein großartiges Werk. Die Firma wird sich erkenntlich zeigen."
Noch ein Schluck Wasser.
"Die Marketingjungs haben übrigens gemeldet, dass sie schon ein paar tolle Ideen für die Kampagne haben. Aber jetzt genug Geschäftliches. Kommen wir zurück zu dem ´erkenntlich zeigen´, meine Herren."

--- Abblende, dramatische Musik. Simon und Karl präsentieren stolzgeschwellte Hühnerbrüste. Wir spulen jetzt vor zum ersten öffentlichen Auftritt des 5-zwoer. Die Pointe, sage ich mal. Wieder in Monologform. ---

“Danke. Danke. Ich möchte mich bei ihnen allen für das eindeutige Ergebnis bedanken. Ich weiß nicht, wer die beiden waren, die gegen mich gestimmt haben, aber meine Männer sind schon unterwegs, um sie still und leise um die Ecke zu bringen, ha ha, ha ha...”
Version 5.2 hat ein herzliches, silbernes Lachen mit nur einer ganz leichten, feinen und geschmackvollen Ironie, und es klingt natürlich und voll. Es ist ein optimales Lachen, auf das Sorensen stolz ist. Der Saal fällt in dieses Lachen mit ein.
“Wie sie mich heute in meinem Amt als Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat bestätigt haben, soll nur der Vorgeschmack dafür sein, wie wir die ganze Republik erobern werden. Ich sage erobern, und ich müsste mich eigentlich dafür entschuldigen, so einen kriegerischen Term zu verwenden, denn wir wollen die Macht- aber wir wollen sie zum Frieden. Sie alle, und sie wissen, wie weit mich diese Tatsache in Sorge versetzt, sie alle sehen die platten Parolen und die dumpfen Forderungen der anderen. Es sind Rufe nach Krieg. Wir wissen, dass die Rüstungsindustrie hinter meinem Gegenkandidaten steht. Es ist eine bekannte und eine beunruhigende Tatsache.”
Auf dem Videoschirm hinter Version 5.2, der mit bürgerlichem Namen seit andernthalb Jahren Ernst Jung heißt und sich kaum an die Zeit, in der er Detlef Schmitt war, erinnern kann, sehen die Leute in diesem Saal, wie der Kandidat der anderen durch eine Fabrik geht, die olivgrüne Platten zusammenmontiert. Ein Kanonenrohr schwebt über seinem Haupt wie die Parodie eines Heiligensscheins. Der Gegenkandidat, Markus Apfel, hieß vor drei Jahren noch Sergej Betzrukew und vor zwei Jahren “Projekt Morgenstern”, Version F8c.
Ernst Jung blickt sanft über die Reihen der Parteifunktionäre, und sein Blick ist wunderbar. Hell. 7B – hell. “Aber wir wollen uns nicht nur negativ definieren. Wir haben eine Vision für dieses Land, und es ist eine wundervolle Vision. Und das Volk, unser geliebtes Volk, scheint den neusten Umfragen zufolge unsere Vision herbeizusehnen. Meine Damen und Herren, ich möchte...”

--- Abblende. Irgendwie wird alles gut werden. ---

 

Ah, da bin ich wieder. Ich vermute, das Thema ist nicht so originell, hoffe aber, das beste daraus gemacht zu haben. Und ich hoffe, die Geschichte ist auch oder vor allem jenseits der Pointenstruktur lesenswert.

 

Hi all-apologies!

Zunächst mal! Die Idee ist gar nicht so übel, ABER...

Ach, und lass uns mal was gönnen heute Abend. Nimm doch deine Frau mit und wir gehen, äh... in den Parzifal?
Ls doch den ersten Satz mal laut vor dich hin. Da reibt es sich doch gewaltig, oder? ;)

Als er den letzten Artikel, den die Fachleute von den anderen in einem Magazin veröffentlicht hatten, auf dem Bildschirm gehabt hatte, hatte er sich gefreut wie ein Elfjähriger am Weihnachtsmorgen; denn das, was man bei denen gerade neu in der Versuchsphase hatte, war für Sorensen schon lange Routine.
hatte, hatte, hatte ich da was übersehen? Viel zu unübersichtlich und der Handlung nicht dienlich.

optimal- und das schönste
Fehlersuchbild! Ist dir ein paar mal passiert. das Schönste, der Beste etc.

modulierten seine Lippen sich in Lächelposition
Autsch! Ein schweres Bild!

dass sie selbst sich beim letzten mal
Und hier die Creme de la Creme. Da hast du alle Fehler hineingepackt :D

Wie dem auch sei, den Aufbau finde ich interessant.
Kommt mir fast wie eine Fernsehmoderation mit Liveschaltung rüber.
Werd ich klauen :D

Fazit: zuviele Fehler, Aufbau toll, nochmal drübergehen!

bg, Lems Erbe

 

Hi. Bei dem Formalen hast du natürlich recht, das war etwas, äh... peinlich.

Das hier:

Ach, und lass uns mal was gönnen heute Abend.
finde ich ja eigentlich gut umgangssprachlich, aber ich habs mal geändert.
Auch sonst ein paar kleine Veränderungen. Ich hoffe, das geht jetzt sauberer.

Klau, so viel du willst. Oder... Nein, halt, halt! Aber ich gebe Lizenzen aus. Pro Stilmittel... Eine Empfehlung einer meiner Geschichten und drei positive Kritiken. Deal?

Ansonsten natürlich ein herzliches DAN-KE an sie.

 

Hm. Ja. Danke. Die Rede von 5.2 finde ich auch am gelungensten. Wenn du das so schreibst, komme ich mir vor, als würde ich irgendwie mit falscher Bescheidenheit nach Punkten greifen. Ist aber nicht so.
Was du "Lebendigkeit" nennst, nenne ich in besonders selbstkritischen Momenten "Ausnutzung von Klischees" und, andere Seite, "kalkulierter Bruch mit Erwartungshaltungen". Aber klar, wenn das funktioniert, ist es "Lebendigkeit".

Könnten ihr, und eventuelle zukünftige Kritiker, vielleicht schreiben, ab wann euch klar war, dass es bei dem Projekt um einen Politiker geht?
Das ist als Feedback für mich wichtig.

Danke, Golio
Jona

 

Du lobst mich in den Himmel, während ich ja Unsicherheit in Bezug auf die Qualität dieses Werkes hier geäußert habe. Das klingt ein bisschen so, als hätte ich mein kommentierendes zweites Posting nur gemacht, damit die Leute netter zu mir sind. Damit sie so etwas sagen:

Mein lieber, du brauchst dich für nichts und niemanden zu entschuldigen.
Ja. Wann hast du denn jetzt gemerkt, worum es geht in der Geschichte? Und was hat sich dadurch für dich verändert?

 

Roboter? Äh... Also... Der ist ein Mensch. Roboter sind ein bisschen zu umständlich für sowas, finde ich. Und viel zu auffällig. Es ist ein Mensch (mit einer verlorenen Vergangenheit), der nur durch Chirugie, Stimmtraining, leichte Gehirnwäsche, schwere Indoktrination, ein perfekt abgestimmtes Image und so weiter genau auf eine möglichst breite Wählerschaft zurechtgebogen wird. Äh... ist das deutlich?

 

Hi all-apologies!

Hm, also übel ist die Idee, wie LE schon sagte, tatsächlich nicht. Eher solide. Nichts wirklich Neues. Etwas, das schon oft angewandt wurde. Da kann sie nicht übel sein.

Was die Umsetzung anbelangt, bin ich mir nicht so sicher.
Du bist ja von Golio ausführlich in den Himmel gelobt worden.
Deine Zweifel an der Qualität des Textes sind allerdings aus meiner Sicht durchaus gerechtfertigt. Ehrlich gesagt, kann ich nicht so recht sehen, wo da die Lebendigkeit liegen soll. Und nein - dass die Politiker keine Roboter sind, sondern zurechtgeschneiderte Menschen, das wurde nicht deutlich.

Als Leser hatte ich gewisse Probleme, mich zum Weiterlesen zu motivieren. Es passiert ja nicht viel. Ein paar Entwickler stehen um ihr Versuchsobjekt herum und führen ein Fachgespräch, das wohl meine Neugier wecken soll, aber ziemlich ermüdend wirkt.

Dann ein Gespräch mit dem Vorsitzenden, Lobhudelei, die weitere Informationen liefern soll, aber da ich mir als Leser schon denken kann, dass hier wieder einmal der Menschen-erschaffen-künstliches-Wesen-und-treten-die-Menschenwürde-mit-Füßen-Plot ausgebreitet wird, will auch das nicht so richtig zünden.

Lebendig wirkt hier nur die Präsentation des Politikers. Der einzige Abschnitt, den ich wirklich gern gelesen habe. Aber ein Leser, der sich nur unterhalten lassen und nicht kritisieren will, würde eben nicht bis dahin kommen.

Was die Erklär-Sequenzen dazwischen sollen, ist mir auch irgendwie nicht klar.

Ich will nicht schon wieder die "Show don't tell"-Keule schwingen, denn es gibt durchaus auch Beispiele, die eine Ausnahme von der Regel bilden, dass man dem Leser nicht nur die Hergänge vorlabern, sondern fühlbar machen soll. Aber die haben dann auch ein spannendes, unverbrauchtes Thema. Die Story "Alibi" von cbrucher ist für mein Empfinden ein positives Beispiel.
Dein Thema war nicht unverbraucht und auch längst nicht mehr spannend. Um mich zum Lesen zu animieren, hätte es schon witzigerer Dialoge und/oder überraschender Pointen bedurft. Aber die finden sich hier nicht.

Und noch etwas: Findest du es glaubwürdig, dass Politiker, die in dieser Weise maßgeschneidert wurden, besonders anziehend auf die Wähler wirken? Oder findet die "Rekonditionierung" hinter verschlossenen Türen statt? So im Sinne einer gewaltigen Verschwörung der Eliten des Landes?

Fazit: Sprachlich okay, stilistisch nicht schlecht, aber hart am "Tell"-Stil, inhaltlich eher langweilig, weil thematisch abgenutzt und unoriginell umgesetzt.

Aber nicht verzagen. Bei einem originelleren Thema kommt dein Stil bestimmt gut rüber. Und vielleicht gelingt es dir ja, schon bei dieser Story eine Überraschung einzubauen, die meinen Daumen wieder hochschnellen lässt. :cool:

Ciao, Megabjörnie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Megabjörne.
Du hast meine Geschichte nicht verstanden. Das ist vermutlich natürlich ein ernsthaftes Problem meiner Geschichte. Bei einigen Sachen bin ich mir allerdings auch sicher, das du höchst unaufmerksam gelesen hast - was schade ist. Ich hoffe, du kannst mir helfen, das, was anscheinend undeutlich ist, auch Golio hat mich ja missverstanden, zu verbessern.

Du sagst, es ist der alte

Menschen-erschaffen-künstliches-Wesen-und-treten-die-Menschenwürde-mit-Füßen-Plot
. Dazu möchte ich andererseits auf den Titel verweisen: (Thema des Monats Semptember). Das heisst, die Geschichte MUSS davon handeln, dass ein Wesen erschaffen wird. Wo allerdings jetzt so speziell die Verletzung der Menschenwürde im Zentrum meines "Plots" stehen würde, sehe ich nicht. Es geht doch eher um die Verletzung der Demokratie, der ANDEREN Menschenrechte von Freiheit und politischer Selbstbestimmung. Die Rede des Cheftypen soll neugierig machen auf die neue, "ethische" Dimension dieses künstlichen Wesens.

Das 5.2 kein Roboter ist, wird meiner Meinung nach durch drei Punkte sehr deutlich gemacht. Einmal:
1. UNREALISTISCH. Muss ich darauf eingehen? Ein "Star Trek" - Androide wäre nicht nur an sich, sondern speziell für dieses Vorhaben absolut dämlich.
2. Dieser Satz: "und sich kaum an die Zeit, in der er Detlef Schmitt war, erinnern kann" macht doch ziemlich deutlich, das 5.2 früher ein normales Leben gelebt hat, einen normalen Namen hatte und auch jetzt noch ein ziemlich organisches Gehirn hat- Computer können etwas nicht "größtenteils vergessen". Da löscht man einfach Daten.
3. 5.2 wird von einer Ärztin (wie recht eindeutig gezeigt wird) behandelt. Ärztin. Nicht - Mechanikerin.
Hast du unaufmerksam gelesen? Ich finde, das ist eigentlich ziemlich deutlich.

Dann schreibst du:

Und noch etwas: Findest du es glaubwürdig, dass Politiker, die in dieser Weise maßgeschneidert wurden, besonders anziehend auf die Wähler wirken? Oder findet die "Rekonditionierung" hinter verschlossenen Türen statt? So im Sinne einer gewaltigen Verschwörung der Eliten des Landes?
Hm, hm.
Du fragts, ob das möglicherweise alles "geheim" abgelaufen sein könnte. Die Passage mit der Ärztin und der Erzählerkommentar dazu machen dass meiner Meinung nach deutlich, dass es so ist. Ich schaue nochmal, ob das vielleicht noch klarer geht. Ja, dass sollte ich machen.
Eine Verschwürung der Eliten des Landes... Nun, ich schreibe ja: "Seitdem den Firmen vor über einer Dekade klar geworden war, dass man statt des langsamen, selbstregulierenden Weges auch den direkten, effizienteren wählen kann,", und ich meine, ja. Da wird ziemlich deutlich getellt, wer da agiert. Und dass wird natürlich genauso verborgen sein, wie heutzutage Politiker gemacht werden; so wie heutzutage Bush ja nicht Bush - Reden liest, sondern die seiner Redenschreiber, hochprofessioneller, politisch recht opportunistischer Profis, die den Menschen, an die die Reden gerichtet sind, verborgen bleiben. So wie man heutzutage nie Schröder vor der Pressekonferenz in der Maske sehen wird, sehen die Wähler in dieser Zukunft nie, wie Doktor Witt 5.2 auf das perfekte Lächeln zuschnippelt.
Ich meine, das ist alles wirklich deutlich in meiner Geschichte. Schau dir doch nur mal die Reaktion des Publikums an. Schau dir an, wie selbst Frau Witt gewählt hat- natürlich weiß da niemand, wie er manipuliert wird. Wie heute, nur dass es in dieser Dystropie direkter, härter und deutlich effizienter passiert.
Ich meine, die Passagen sind da.
Eine gewisse Grundkenntnis des aktuellen politischen Geschehens ist natürlich zum Verständnis notwendig, aber die erlaubst du mir sicher vorauszusetzen.

Du hast meine Geschichte zum größten Teil missverstanden. Ich hoffe, was ich auch vermute: du hast sie ziemlich unaufmerksam gelesen. Wenn du mir zeigen kannst, das wirklich Punkte unangesprochen bleiben, werde ich überlegen, wie ich da explizieren kann.

Zeigen, explizieren- das andere Thema. Show, don´t tell- ich kenne die Begriffe, aber ich verstehe vielleicht nicht wirklich, wie du sie anwendest. Natürlich "tellt" der Erzähler, das ist bewusst kalkuliert. Aber der Großteil meiner Geschichte ist doch eindeutige "show".
Wäre "telling" nicht, wenn ich geschrieben hätte: "Der künstliche Kandidat schaffte es mit den Fähigkeiten, die ihm verliehen worden waren, problemlos, die Parteibasis vonb seiner Eignung zu überzeugen. er wurde fast einstimmig zum Kanzlerkandidaten nominiert. Seine Rede erntete Begeisterung. Die Gefahr, die diese Manipulation mit sich brachte, war niemandem bewusst.", statt den Monolog von 5.2 zu schreiben?
Ist wörtliche Rede, aus der die Geschichte zum allergrößten Teil besteht, nicht fast automatisch "showing"?

Hättest du dir nicht eher explizierteres Schreiben, nicht eher Telling gewünscht?

Deinen sonstigen Kritikpunkten stimme ich natürlich zu- die Ausgangsthematik IST natürlich lahm. Leider hast du nicht geschrieben, was du davon hälst, was ich darus gemacht habe; dass hätte mich interessiert.

Hm. Ich hätte mich ganz ehrlich lieber von dir belehren lassen, hätte, wie nach Lems Kritik, gerne Fehler korrigiert, Passagen expliziert, meine Geschichte verbessert. Ich finde aber, deineKritik geht ziemlich deutlich an der Geschichte vorbei.
Natürlich danke ich dir trotzdem- und möglicherweise findest du ja wirklich einige Löcher, die ih begeistert stopfen würde.
Danke für deine Zeit.
Jona

...
Wirklich, ich HASSE so defensive Kritiken, aber ich finde, du triffst die Geschichte nicht.

Nachtrag: Whoops. Ich habe es deutlicher gemacht, dass die Massen nicht wissen, was genau vor sich geht. Ich hoffe, das ist nicht zu deutlich so, denn es ist schon sehr hart getellt. Die Ärztin sagt jetzt sehr eindeutige Worte. Vielleicht zu eindeutige. Vielleicht zu eindeutig.

 

Hi apologies!

In deinen ersten Zeilen dachte ich noch, dass da wohl jemand das Bedürfnis hätte, zurückzuschießen, aber dann musste ich zähneknirschend eingestehen, dass deine Gegenkritik gar nicht mal so unberechtigt ist.

Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzenlassen. Habe ja einen Ruf zu verlieren *aufpluster*.

Ich will versuchen, das Hauptproblem näher zu erläutern, das an dem Missverständnis schuld ist.
Ich schrieb, die Geschichte sei schwer zu lesen.
Ich las sie eben noch mal, um zu prüfen, ob am Abend nicht meine überanstrengten Augen verantwortlich waren für die Schwierigkeit beim Lesen.
Aber mein Urteil steht: Die Geschichte liest sich äußerst zäh. Okay, die versteckten Hinweise habe ich jetzt gefunden, aber das macht es nicht interessanter.

Da ist einmal die sprachliche Ebene:

Die beiden Workstations begannen, die kurze Präsentation für das Nachmittagsmeeting zu erstellen, während Karl und Simon, in Gedanken von Fanfaren und Wagnertuben begleitet, in die Kafeteria stolzierten.

“So müsste es stimmen”, murmelte er, als der Frequenzgang auf seinem Schirm mit einigen einfachen Algorithmen in die Idealposition modulierte.

Einige deiner Sätze scheinen unter Substantivitis zu leiden. ;)

Zudem solltest du dir noch einmal die Satzkonstruktionen anschauen. Die Sätze sind oft verschachtelt und lang:

Sorensen wusste, dass er hier war, weil er einer der besten war, und er wusste, das er mit dem, was er gerade tat, den Ansprüchen, die man an ihn stellte, gerecht wurde. Der letzte Artikel, den die Fachleute von den Anderen zu diesem Thema veröffentlicht hatten, machte klar: die waren mindesten ein paar Monate hinter der Technik, die Sorensen verwendete. Das, was man bei denen gerade neu in der Versuchsphase hatte, war für Sorensen schon lange Routine.

Also da müsste es schon mit einem Wunderkind oder deutschen Universitätsprofessor zugehen, wenn du damit die Aufmerksamkeit eines Lesers fesselst. :D

Insgesamt kann man also schon davon reden, dass du zuviel "tellst".
Mir ist schon klar, dass ein temporeicher Kurze-Sätze-Stil dem ganzen Thema und der Handlung nicht angemessen wäre. Aber diese Sprache wirkt einfach ermüdend, und das, obwohl die Dialoge dazwischen tatsächlich sehr lebendig sind.

Eine Lösung bestände vielleicht darin, die Schachtelsätze aufzuteilen in einfache Sätze und noch mehr mit Dialog zu arbeiten, um den Stil aufzulockern. Und natürlich sparsam mit Substantiven umzugehen, notfalls auch auf Kosten der Informationsdichte.

Das zweite Problem war aber die Vorhersehbarkeit, und das ist dem Plot eben leider immanent. Meine Einschätzung

Menschen-erschaffen-künstliches-Wesen-und-treten-die-Menschenwürde-mit-Füßen-Plot

ist insofern richtig, als dass es hier ja wirklich um die Erschaffung eines künstlichen Menschen geht, auch wenn dieser vorher mal eine andere Identität als "echter" hatte. Dadurch leitet der Leser nahezu automatisch "Verletzung der Menschenwürde" ab, denn was sollte eine solche Geschichte sonst aussagen?
Dass sich das dem aufmerksamen Leser erschließen würde, muss ich wohl gelten lassen. ;)

Beim Lesen hatte ich allerdings den Eindruck, du wolltest dem Leser ein Rätsel aufgeben, das erst am Ende aufgelöst wird. Doch worin soll dieses Rätsel bestehen? Dass der Leser herausfinden soll, was für ein Wesen in dem Labor gerade erschaffen wird? Was sollte für den Leser daran so interessant sein? Nein, im Mittelpunkt sollte dann schon etwas anderes stehen.

Und damit sind wir schon bei einem Punkt, der mir gerade eben erst aufgefallen ist und wahrscheinlich den Hauptgrund darstellt, warum der Text nicht so richtig zu begeistern vermag.

Frage: Hat die Geschichte einen Protagonisten? ;)

Die Augen des Lesers gleiten über die Absätze, aber emotional kommt nichts rüber. Warum? Nun, weil er sich dazu mit einer Figur identifizieren müsste. Und dazu bietet auch die Ärztin, aus deren Perspektive du schreibst, einfach nicht genügend Raum zum Kennenlernen.
Überhaupt gilt ja bei Kurzgeschichten: Besser nur eine Erzählperspektive, zwei sind fast schon das Höchste der Gefühle, drei - wie in einer meiner Stories - kaum noch verkraftbar.
Wenn der Autor den Leser willkürlich in die Köpfe seiner Figuren hineingucken lässt, erschwert das die Identifikation erheblich.
Noch schlimmer aber wird es, wenn der Leser in gar keine Köpfe richtig hineinguckt. Und Letzteres ist bei deiner Geschichte bis auf die Szene mit der Ärztin fast durchgehend der Fall. Ich hatte zumindest nicht das Gefühl, mitten in der Szenerie zu stehen.

Aus diesen drei Punkten - teilweise zähe Sprache, Vorhersehbarkeit und fehlender Protagonist - resultiert denn auch mein negatives Urteil.

Wenn du das Thema wirklich ansprechend verarbeiten willst, musst du der Geschichte bedeutend mehr Speicherplatz gönnen.
Es gilt, eine Hauptfigur zu entwerfen, die sich zu Recht als Opfer des Systems fühlen kann. Das kann eine der Versuchspersonen sein, ein Wähler, der hinter das abgekartete Spiel kommt und an die Öffentlichkeit treten will, oder auch die Ärztin selbst, die zunehmend in einen moralischen Konflikt gerät.
Dann setzt du sie in diese Szenerie, und die Geschichte wird sich entwickeln, nachdem du die Plot Points definiert hast.

Eigentlich wäre das sogar ein nicht so schlechtes Romanthema. :cool:

Hoffe, das hat dir jetzt weitergeholfen. :)

Ciao, Megabjörnie

 
Zuletzt bearbeitet:

Auch diese revidierte Krtik finde ich leider fehl am Platze. Du kritisierst irgendwie eine andere Geschichte als die, die dasteht.

Das Posting hier ist lang. Sehr lang. Ich nehme es dir nicht übel, wenn du es nicht liest. Vielleicht hilft es dir aber bei zukünftigen Kritiken- oder beim nächsten Angriff auf diese.

Ein Tipp im vorraus: lies am besten die GANZE Geschichte, bevor du etwas schreibst. Auch zum Beispiel den TITEL. Auch zum Beispiel den letzten Absatz.

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Vorraus. Du hast anscheinend doch einiges an Zeit in deine Kritik investiert, udn ich weiß das hoffentlich zu schätzen. Ich kann dir allerdings hier wohl kaum mehr anbieten als das:
Wenn du möchtest, das ich IRGENDEINEN Text von dir (oder meinetwegen sonstwem) kritisiere, schreib mir ne PN. Ich mache das dann innerhalb von 3, 4 Tagen.

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Substantivitis = Zu viele, unnötige Verben. Aus dem ersten zitierten Beispiel könntest du allerhöchstens das "Gedanken" durch ein "dachten an" ersetzen. Substantivitis wäre "Die beiden Workstations begannen die Erstellung der kurzen Präsentation für das Nachmittagsmeeting, während Kalr und Simon, in Gedanken von einer Begleitung aus Tröten und Priemeln untermalt, einen Spaziergang in die Kafeteria anfingen." Substantivitis heiß meist vor allem: Nominalisierungen. Sehe ich nicht gegeben in diesem Text.

Sorensens Satz ist zweifach verschachtelt. Bevor Lem mich zur Korrektur aufgefordert hat, war er vierfach verschachtelt. Ich kucke mal, ob er noch einfacher geht. Ich weiß, mein Satzbau ist schon ab und zu etwas komplizierter, als er sein soll.

Aber, mein Freund. Diese beiden Beispiele haben NADA mit "Tell - Stil" zu tun. Wirklich.

Noch mehr mit Monologen füllen, um die Sprache plastischer zu machen? Von 6 tatsächlichen Absätzen bestehen 3 fast ausschließlich aus Mono- oder Dialogen, einer zur Häfte, einer ist fast gänzlich ein innerer Monolog.
Das ist SEHR VIEL.

Ich weiß nicht, ob dir die Begriffe, mit denen du agierst, klar sind. Wenn du etwas an meinem Stil auszusetzen hast, musst du ihn zu allererst zutreffend beschreiben, und "monologarm" und "Substantivismus" und, und das ist etwas ganz anderes als das letzte, "Tell - Stil" sehe ich da nicht. In KEINEM Zitat von dir findet sich so etwas.

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Zur Vorhersehbarkeit. Du weißt, daß die Geschichte von der Erschaffung eines künstlichen Wesens handelt, sobald du den Titel liest, denn da steht: "Thema des Monats Semptember". Das Thema September ist: "künstlich erschaffene Wesen". Wirklich- das ist unsinnig, dass du mir erzählst, das der Plot vorhersehbar ist, weil du nicht vorhersehen musst, sondern es von mir eindeutig GESAGT kriegst. Die Frage ist ja- ist die Geschichte trotzdem interessant? Deine Antwort scheint ja indirekt "nein" zu sein.

Ich versuche, mit Sätzen wie diesen: "Natürlich, dieses Produkt ist etwas anderes, ist neu, ist... anders." und: "dieses Ding, meine Herren, hat eine ganz neue, eine größere, eine... neue, eine ethische Dimension!" Interesse zu wecken für das "neue" an 5.2, das ihn vor seinen Konkurrenzprodukten und Vorgängern auszeichnet. Die Auflösung folgt im Endmonolog. Damit verbunden ist der Zweifel danach, ob wirklich "alles gut" wird, wie Erzähler und Witt hoffen. Das bleibt offen. DAS soll spannend bleiben.

Die frage ist- ist es das? Ich bleibe dabei: du begenest der Geschichte auf dem falschen Feld. Das Hauptthema steht fest, sobald du den Titel liest, es gibt also keinen Grund, auf ein überrascht werden in Hinsicht auf das Produkt gespannt zu sein. Die Fragen sind: Was genau ist das künstliche Wesen? Leider hast du nicht gesagt, ab wann dir klar wurde, dass das Produkt keine Roboterkatze als Haustier für reiche Kinder ist oder die perfekte Kampfmaschine, sondern eine neue Politikergeneration. Solange du mir das verrätst, kannst du sie mir schwer als vorhersagbar verkaufen.
Die Geschichte soll, sobald die grundsätzliche Natur des künstlichen Wesens spätestens hier: "Ich möchte mich bei ihnen allen für das eindeutige Ergebnis bedanken. Ich weiß nicht, wer die beiden waren, die gegen mich gestimmt haben,..." feststeht, in der Hinsicht interessant sein, wie diese künstlichen Wesen in der Gesellschaft agieren und wie die "neue, ethische" Dimension sich zur Position der anderen abhebt.

Du hast anscheinend den Titel nur halb gelesen. Wenn dem so ist- sorry, wenn du den Text nicht ganz liest, ist er eventuell langweilig.

-

Du sagst, der Story fehlt ein Protagonist. Sie sei zu kurz.
Ich finde, Simon und Karl sind gut charakterisiert. Du könntest problemlos eine halbe Seite Charakterisierung über sie schreiben, wenn du dir den ersten Absatz ankuckst. Problemlos. Die Frage ist eher: sind das STIMMIGE Charaktere oder sind das die Klischees, die wir davon haben, was "da oben", "hinter den Kulissen" so abgeht?
Es gibt keinen DEUTLICHEN Protagonisten. Wir besuchen flashlightartig einige Szenerien. JEDE hat etwas mit 5.2 zu tun- er wird immer greifbarer, näher, bis er am Ende selbst spricht, sich offenbart, und uns sogar etwas über ihn "getellt" wird. 5.2 ist so eine Art Protagonist.

Aber diese Geschichte ist SCIENCE Fiction. Es geht nicht um Charaktere oder Handlung. Es geht um ein neues Stück Technologie und darum, wie Menschen damit umgehen. Das wird in diesem Fall NICHT durch Charaktere und Handlung vermittelt, sondern durch einen allwissenden Ich - Erzähler, der kommentiert und dieses Flashlights zeigt.
Du kannst mir gerne die Funktionsweise meiner Story um die Ohren hauen. Aber du hast sie nicht VERSTANDEN, oder? Du schreibst, das Problem der Leserintegration ist nicht durch einen sympathischen Protagonisten gelöst, also ist es doof. Dabei wird der Leser doch durch eine Art Werksführung (das ist die tatsächliche Form, der tatsächliche Aufbau) integriert. Du hättets jetzt sagen können, deine Art der Leserintegration, diese Flashlights und der Kommentator, finde ich doof, ich meine, das würde besser auf der doppelten Länge funktionieren, wenn du einen richtig fassbaren Protagonisten zeichnen könntest.
Das wäre eine Kritik gewesen, die die Geschichte getroffen hätte.

Deinen Beispielen, die für mich nach "Thriller" klingen, setze ich entgegen: Nein. Ich will keinen Plot und keinen Charakter im Zentrum haben, ich will eine Werksführung zu einem Stück Zukunftstechnologie machen. Deshalb Sciene Fiction. Das musst du nicht mögen. Aber so funktioniert das Genre eben. Wenn du diese Art von Sciene Fiction nicht magst, schreib doch, "Ich mag nur Space Opera - Sciene Fiction, ohne Laserschwerter läuft da nix, aber deine Geschichte ist für das, was sie versucht, vielleicht ok."

(Ich finde Space Opera KLASSE! Wollte nur gerade keine schreiben.)

Wenn du wirklich nach einer guten Charakterisierung gesucht hättest, hättest du festgestellt, das die GEschichte eigentlich größtenteils die CHarakterisierung von 5.2 IST. 5.2 ist, wenn du so willst, dein "Protagonist"- und zwar ein recht ausführlich charakterisierter.

-

Ein letztes.
"Eigentlich wäre das sogar ein nicht so schlechtes Romanthema."
Nein. Das Thema ist sooooooooooooooo abgenudelt.

-

Zusammenfassung. Ich bedanke mich herzlich für deine Mühen. Aber ich meine, du schreibst wiederum eine eher unnütze Kritik. Du gehst nicht analytisch ran (kann jedem mal passieren, passiert mir bestimmt auch oft).
Um eine Geschichte wirklich zu kritisieren, musst du ersteinmal ansatzweise verstehen, wie sie funktioniert. Du musst sagen, "du hast das versucht, aber es klappt nicht, weil du das nicht beachtet hast".
Du wirfst mir Stilfehler vor, die du nicht begründen KANNST.
Du wirst mir eine Vorhersagbarkeit vor, die bewusst einkalkuliert ist- die sogar durch den Titel selbst EXPLIZIT gemacht wird.
Deshalb ist es wohl, das du nicht verstehst, um was es eigentlich geht.
Du schlägst eine GÄNZLICH neue Form vor, ohne dabei die Funktionsweise der alten auch nur annähernd erfasst zu haben.

Ich sage nicht, die Geschichte ist super. Aber du kritisierst so ähnlich, als wenn ich in "Romantik/Erotik" stölpern würde und nach Orks und Gemetzel verlangen würde. Als wenn ich in "Super Street Fighter 2 Turbo" nach mehr friedlichen Konfliktlösungen verlangen würde.

Wenn du wirklich ein übermäßiges (und nicht, was ich nach deinen Posts inzwischen eher vermute, ein zu geringes) Telling findest. Oder eine unangemessene Form. Oder eine tatsächliche Vorhersagbarkeit.
Dann kannst du mir das unter die Nase reiben. Dann blicke ich aus traurigen Augen auf und frage, "und wie mache ich es besser, Master MB?"
So nicht.

...

Metakritik- FERTIG!


Schönen Tach noch
Jona

 

Ähm ... eigentlich habe ich nur begründen wollen, warum die Geschichte für mich schwer zu lesen ist. Das heißt, ich habe meine Rezeption gebracht, keinen Versuch einer "objektiven" Analyse.
Das heißt, du kannst meine Kritik könnte eher den Titel tragen "Warum mir die Geschichte nicht gefällt" als "Warum die Geschichte nicht gelungen ist.
Und solche Rezeptionen solltest du auch ernst nehmen, schließlich willst du den Lesergeschmack treffen. ;)

Allerdings gebe ich zu, zwischen diesen beiden Absichten nicht so recht unterschieden zu haben.

 

Ich NEHME den Lesergeschmack von Leuten, die meine Geschichte anscheinend NICHT LESEN, nicht ernst. Und das, was du schreibst, deutet darauf hin, dass du sie nicht zur Hälfte wirklich gelesen hast.
Also bitte. Du hast den Titel nicht gelesen und verlangst "Mehr Monolog" in einer Mulitperspektivengeschichte, die sowieso schon zu drei vierteln aus Dialogen und inneren und äußeren Monologen besteht.
Was soll ich da bitte ernstnehmen?

Wenn du die Geschichte nicht magst, schreib doch einfach "Ich fand das nicht so toll. Der Stil hat mich nicht berührt, die Pointen habe ich vorausgesehen. Naja, beim nächsten mal... Tschüss, Megabjörne." Da kann ich nix gegen sagen: deine Meinung.
Wieso kommst du da mit großen Begriffen und Konzepten ("show, don´t tell", "Substantivismus", "Protagonisten", "Charakterisierung", "Monolog"), die du anscheinend alle nicht wirklich anzuwenden weißt?

Das ist meine Geschichte und ich habe sie gern. Wenn du sie verbessern kannst, freut mich das am meisten. Wenn du soe magst, freut mich das sehr. Wenn du sie nicht magst, ist das schade für mich. Wenn du sie nicht verstehst, ebenso. Wenn du anscheinend darüber diskutieren möchtest, diskutiere ich mit dir. Wenn du Begriffe auffährst, schaue ich, ob sie angemessen sind.

Also. Warum ist sie schwer zu lesen für dich? Schachtelsätze (einer, zwei) und, äh... kein für dich erkennbarer Protagonist? Das war es doch, oder?

Jona

 

Na, na, wer wird denn hier arrogant werden ... :D

Jetzt komm mal runter. Ich wollte dir ja nicht auf den Schlips treten.

Ich kann mich aus den Kurzgeschichten, die ich so kenne, an kaum eine "Mulitperspektivengeschichte" erinnern, die diese Kürze gehabt hätte. Es war doch nicht deine Intention, den Leser zu langweilen, oder? Ich bleibe dabei: Es fehlt an Identifikationsmöglichkeiten. Deswegen solltest du zumindest in einer Perspektive drinbleiben. Dann wäre schon viel gewonnen.

Ein Grund, weshalb wir aneinander vorbeizureden scheinen, ist die unterschiedliche Gewichtung der Intention und deren Einschätzung. Es gibt in der Kritiker-Rubrik eine interessante Diskussion zu dem Thema: "Wie wichtig ist die Intention des Autors für den Kritiker?"

Ich ging die ganze Zeit davon aus, du wolltest lediglich unterhalten und gleichzeitig ein gesellschaftskritisches Thema verarbeiten, und zu diesem Zweck wäre es egal, welche Form die Geschichte hat, Hauptsache, das Thema ist getroffen.
Wenn es dir auch um ein Experiment mit der Form ging, ist es was anderes. Aber woher sollte ich das wissen? Ich kann nicht in deinen Kopf hineinschauen.
Hätte ich das können, hätte ich aber genauso geschrieben: nicht gelungen im Sinne des Leserinteresses.

Den Kritiker zu kritisieren, weil seine Kritik scheinbar schlecht ist, macht auch nicht so viel Sinn. Es ist eben mehr Rezeption als Interpretation, und der Autor muss damit leben. Da hilft es auch nicht viel, sich auf die mangelnde "Fachkompetenz" des Kritikers zu stürzen.

 

hi all-apologies,

die Idee ist ganz huebsch; schwebt aber im leeren Raum. Da helfen auch die ironischen Zwischenschuebe nichts (die sprachlich sehr schwach sind).
Es ist alles ein Spiel mit leeren Summen, d.h. ein echtes Interesse an dieser Welt baut sich nicht auf, da dem Thema eine Beleuchtung des sozio-kulturellen Hintergrundes angemessen waere.

Proxi

 

sozio-kulturellen Hintergrundes
Mhm, ein schöner Begriff. Ich meine, in der Kürze kann man da schwer was zu schreiben. Andererseits wäre es natürlich verlockend. Hast du eine Idee, was denn die "sozio-kulturellen Hintergründe" so einer Entwicklung sein könnten?
In die Geschichte einbauen würde ich sowas schon gerne. Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber sobald ich eine Idee habe, was, fällt mir schon etwas ein.

Andererseits muss man natürlich überlegen, ob ein deutlicherer Blick auf die "Hintergründe" nicht auch Kraft aus der Geschichte nehmen könnte- ob diese Vagheit nicht eventuellen Spekualtionen sehr förderlich ist.
Spekulationen wie: wie weit ist diese Welt denn groß anders als die unsere?
Ich meine, nicht weit. Inklusive "soziokultureller Hintergründe" hat sich da vielleicht kaum etwas verändert.

"sprachlich sehr schwach" prallt an meinem an Megabjörne aufgerichteten Arroganzschirm jetzt sowas von total ab. Finde ich auch übrigens voll nicht.
Auch würde ich mit dem Begriff "Ironie" vorsichtig sein, der hat nämlich eine "Bedeutung". (Man merkt es sicher, wie so ein Arroganzschirm funktioniert.)

Wie, meinst du, könnte ich eher echtes Interesse wecken?

Danke Dir im vorraus für einsichtsvolle Kommentare.

Megabjörne: Du sollst nicht meine Autorenintention entschlüsseln. Natürlich nicht. Ich verlange noch nichteinmal, dass du der Geschichte gerecht wirst, wenn du sie kritisierst. Ich bitte dich nur darum, Texte von mir, zu denen du etwas sagst, zu lesen. Ganz.
Auch den Titel.
Im übrigen wird es dich wahrscheinlich überraschen, zu wissen, dass ich der Meinung bin, dass eine bestimmte Form einen bestimmten Inhalt auf eine bestimmte Art und Weise transportieren kann.
Ich bin, warum auch immer, trotz aller möglicherweise übertriebener auf - den - Schlips - getreten - heit weiterhin offen für schlüssige, die Geschichte betreffende Kommentare.

Jona

 

Der direkte Weg (Thema des Monats September)

So, den Titel habe ich jetzt gelesen. Hast dir ja anscheinend eine Menge bei gedacht. Ich hatte ihn auch vor meinen anderen Kritiken gelesen. Der direkte Weg der Volksmanipulation, und? Ergibt sich aus dem Text. Und inwiefern sollte das die Interpretation beeinflussen?

Spekulationen wie: wie weit ist diese Welt denn groß anders als die unsere?

Dazu lädt die Geschichte nicht ein, wegen der mangelnden Originalität und dem "Schon tausendmal gelesen"-Gefühl. Das solltest du inzwischen begriffen haben. Wie wär's, wenn du die Kritiken statt auf den Kritiker auf deine Geschichte münzt und dich fragst, wie wir dazu kommen, so einen Unsinn zu schreiben?
Für wen hast du diese Geschichte geschrieben? Für den Leser oder für dich selbst? Im letzteren Fall wäre sie auf deiner Festplatte besser aufgehoben als hier.
Wenn du sie für den Leser geschrieben hast, solltest du keine Erwartungen an ihn stellen, sondern lediglich die Wirkung analysieren, um daraus zu lernen. Und die Leser, das sind wir, die Kritiker. Alles klar?

 

Versuch doch nochmal, diesen Teil des Titels zu lesen: (Thema des Monats September)
Das hätte einen Einfluß auf deine Erwartungshaltung haben sollen.

Ich bleibe dabei: deine Kritik wird meiner Geschichte nicht gerecht. Da ich aber an der Perfektion meines Textes weiterhin bedenkliche Zweifel habe, nehme ich an, dass sich hinter deiner mangelhaft formulierten Kritik mehr oder weniger ernsthafte Probleme des Textes verbergen. Du hast ja Verständnisschwierigkeiten, du bist von der Sprache nicht gefesselt worden. Natürlich lag das nicht an "Substantivismus", an zu wenig wörtlicher Rede. Aber an irgendetwas lag es.
Einerseits daran, dass du den Titel nicht gelesen hast (schon wieder nicht.). Andererseits aber daran, dass mein Text Macken hat. Ich würde echt wirklich total sowas von gerne wissen, welche. Du hast es mir bis jetzt nicht vermitteln können. Ich meine, der größte Teil von dem, was du beklagt hattest, ist auf einfaches "ungenau Lesen" zurückzuführen. Aber auch das hat ja Gründe- warum packt dich meine Sprache nicht? Wie muss ich sie besser machen? Warum missverstehst du meine Intention? Was muss ich deutlicher schreiben?
Das interessiert mich.
Deshalb poste ich hier.

Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen. Ich will meine Geschichte besser kriegen. Du hast unsinnige Dinge angegeben, um ihre Fehler zu bezeichnen. Ich habe dich darauf hingewiesen, dass das, was du aufgezählt hattest (diese ganzen großen Worte) wohl eher nicht die Gründe dafür sein sollten, wenn jemand den Text nicht mag. Also möchte ich wiederum wissen: Was muss ich besser machen?
Die Alternative wäre, wenn du sagen würdest: Ich mag ihn nicht, weil mir deine Sprache nicht gefällt. Weil mir das Thema nicht gefällt. Das wäre eine unkonstruktive, subjektive und absolut berechtigte Kritik. Aber wenn du Gründe aufführst und sie mir unsinnig vorkommen, möchte ich die WAHREN Gründe dafür, dass du sie nicht gemocht hast, wissen.

Und, doch, ich stelle Erwartungen an meine Leser. Zum Beispiel, dass sie den GANZEN TITEL (ich komme darüber echt nicht hinweg, dass du es wieder überlesen hast) lesen.

Meine Güte. ... Ich vermute, es wäre in meinem Interesse gewesen, wenn wir diese Diskussion per PN geführt hätten. Dann wären hier nicht 15 Antworten hin und her.
Was auch immer. Danke für ihre Aufmerksamkeit.
Jona

 

In deinem Interesse, ja ... Und auch in meinem.
Per PN hätte ich die Diskussion wohl erheblich abgekürzt und viel Zeit und Mühe gespart.

Schon mal was von Höflichkeitsregeln gehört? Was ist das für eine Schnapsidee, einem Kritiker gespreizte Vorträge über dessen Inkompetenz zu halten?
Was hast du dir dabei gedacht? Was versprichst du dir davon? Hast du darüber nachgedacht, wer von denen, die diesen Thread gelesen haben, dir je wieder eine engagierte Kritik zukommen lassen soll?
Siehst du, das meinte ich damit, als ich sagte, es hätte keinen Sinn, den Kritiker zu kritisieren. Deine Meinung zu meiner Kritik kann mir egal sein, ich habe weder Vor- noch Nachteile davon. Umgekehrt hast du entweder etwas von meiner Kritik, oder gar nichts. Aber garantiert auch keine Nachteile.
Die stellen sich nur dann ein, wenn du den Kritiker verprellst.

Hat es jetzt Klick gemacht? Ich will jetzt nicht nur offtopicen, darum noch ein letzter Hinweis: Wenn du der negativen Wirkung der Geschichte auf den Grund gehen willst, fang bei Proxis Kommentar an. Der hat es gut auf den Punkt gebracht. Hinweise findest du durchaus auch in meinen Kommentaren.

Voraussetzung für das Gelingen ist, dass du den Klugscheißermodus ausmachst. Und zwar nicht nur jetzt, sondern immer, wenn du Kritiken zu deinen Geschichten beantwortest. Denn Klugscheißen ist das Vorrecht der Kritiker.
Und von denen sind nicht alle so gutmütig und geduldig, haben nicht alle den Nerv dazu, dir selbst auf fünf(!) gespreizte Vorträge hin noch eine Antwort zu geben.

 

Moin,
von mir kriegst Du leider auch keine höchst analytische Kritik, denn ich finde, dass die meisten Aspekte bereits mehr oder weniger angesprochen wurden.
Mir gefällt die Form außerordentlich. Sie ist unverkrampft, filmhaft und erfrischend im Vergleich zu einer linear runtererzählten Handlung. Da immer auch Mut dazu gehört, sowas zu probieren, kriegst Du dafür von mir einen: :thumbsup:

Weiterhin ist die Geschichte fragmentarisch. Wir bekommen Szenen vorgespielt, die zunächst keinen Zusammenhang zu haben scheinen. In diesem Stil wäre eine tiefere, beschreibende Charakterisierung ein Bruch, denn im durch "Zoom" und "Abblende" etc. suggerierten Format (Film/Fernsehen) kann man einer Figur nicht in den Kopf gucken. Tja, und genau einen solchen Bruch leistest Du Dir am Anfang des 2. Abschnitts mit Sorensen.

Die Pointe wird durchaus verständlich - bei mir erst ganz am Ende, aber sie erkärt nachträglich einige Stellen im vorhergehenden Text.

Thematisch bin ich nicht restlos begeistert: Hier ein bisschen Bastelei, da etwas Programmiererei, und am Ende diese Politiker-Sache. Ich denke, dass man mehr daraus machen könnte, wenn man weniger die ... technische Seite dieser "Schöpfung" betrachten würde, sondern die soziale oder politische Komponente, die sie ja haben muss. Dann hätte das alles inhaltlich mehr Tiefgang, so ist es doch hauptsächlich eine Pointenstory.

Fazit: Frische Form, nette Pointe.

Uwe
:cool:

 

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