Mitglied
- Beitritt
- 17.08.2019
- Beiträge
- 88
- Anmerkungen zum Text
-
Vor ein paar Jahren war das schon mal hier drin. Habe den Text überarbeitet.
Der Emmentaler Bomber
Ich trank ein Gurten, als es geschah.
Rauchte einen Stumpen.
Im Ochsen. Am Tisch in der Ecke.
„Diese Saubrut!“ Der drahtige Mann pflotschte rein.
„Grüessech“, zirpte die Serviertochter in angewöhntem Ton.
„Stange.“ Antwortete er und setzte sich zwei Tische neben mich.
„Diese Furzschmöcker, diese verbratenen. Die sollte man alle ...“
Dann kurzes Schweigen.
Ich schaute aus dem Fenster.
„Pröschtli.“ Die Serviertochter platzierte den Bierdeckel und stellte das Glas drauf.
Er fasste das Glas, brummelte was in den klebrigen Bart und trank den ersten Schluck.
„Die in Bern, die sollte man alle ...“
Ich schaute immer noch aus dem Fenster.
„Egal ob Bundesräter, Nationalräter oder Ständeräter. Alles Hochverräter!“ Er ballte seine Rechte. „Sind doch alles die gleichen Säcke. Diese Fingerpuppen.“
Er schaute mich an. Das wusste ich.
„Das einzige was die können, ist der Krawattenknopf. Diese Krawaffen.“
Ich nahm noch einen Schluck von meinem Gurten.
„Den ganzen Tag auf dem Hintern sitzen in ihren stinkweissen Hemden und Bleistifte spitzen. Ja. Bleistifte spitzen. Und das mit unserem Geld.“
Mit unserem meinte er auch meins. Ich zog an meinem Stumpen.
„Sitzungen, den ganzen Tag. Sessionen. Sitzungen, um die Sessionen vorzubereiten. So ein Schwachsinn. Diese Saubrut.“ Er nahm einen Schluck.
Etwas Asche fiel von meinem Stumpen auf den Tisch. Ich wischte es weg.
„Keinen Rücken haben die, ... keinen Rücken. Nur Ärsche. Keinen Rücken.“
Die Serviertochter hatte schwarze Strümpfe.
„Die sind gar nichts. Die sind nur die Löcher.“
Und einen schwarzen Jupe.
„Magensafttaucher.“ Er zückte einen Brief. „Weisst du, was die mir geschrieben haben?“ Er wedelte damit in meine Richtung.
Ich wusste es nicht.
„Meinen Stall soll ich umbauen!“ Schrie er. „Meinen Stall!“ Er lachte hämisch.
Ich drehte mein Glas auf dem Tisch.
„Da fressen meine siebzehn Eringer Rindviecher die saftigsten Bergkräuter auf meinem abschüssigen Land und jetzt sollen sie auch noch Happy-Betten kriegen.“
Ich drehte noch etwas weiter.
„Am besten nehm ich alle siebzehn zu Ikea mit. Da können sie mal probeliegen.“
Weiter drehen ging nicht mehr.
„Und wer zahlt das? Hä?! Die Krawaffen? Nein, nein, nein, nein, nein, ... die brauchen mein Geld für neue Hosenböden. Diese Saubrut. Diese Hösis.“
Der Schaum meines Gurten war weg.
„Ja, klar. Ich vergrab ja jede Nacht tonnenweise Bares auf meinem Acker. Klar.“
Eigentlich mag ich den Schaum gar nicht.
„Den Stall umbauen. Den Stall umbauen. Und wer kauft mir eine neue Matratze, damit ich schlafen kann?“
Die Serviertochter hatte eine weisse Bluse.
„Vorschriften. Den ganzen Tag sitzen die herum und denken sich Vorschriften aus.“
Die ersten drei Knöpfe waren offen.
„Und wenn sie sich eine ausgedacht haben, braucht es fünfundachtzig Hösipeter, die die Vorschriften prüfen.“
Ich nahm noch einen Schluck Gurten.
„Und dreihundertfünfundachtzig Büroklämmer, die kontrollieren, ob die Vorschriften richtig geprüft wurden. Diese Flauschis.“
Mit dem linken Ärmel wischte ich mir den Rest Schaum vom Schnauz.
„Sollen sie doch kommen und den Stall selber umbauen. Mit ihren Bundfaltenhöschen und weissen Seidenpapierhemden. Schaufeln habe ich genug. Und Mistgabeln auch, wenn sie nicht vorwärts kommen.“
Jetzt sah ich mein Spiegelbild im Gurten.
„Dann können sie sich den Parfümschweiss mit ihren Krawattenbäuschchen abtupfen. Diese Achselhaarfrisöre.“
Ich betrachtete mich genau.
„Am besten all denen einen Chriesichlöpfer in den Auspuff, anzünden und hoppla. Die ganze Berner Bundeshütte in die Luft sprengen.“
Mein Gesicht war ganz golden.
„He. Wie heisst du? Bist doch kein Jugo, oder?“
Ich sah ihn nur an.
„Was rede ich eigentlich mit dir?“ Er trank sein Glas aus. „Du hast doch keine Meinung zu gar nichts, du.“
Er legte einen Zehner auf den Tisch und verschwand.
„Diese Walliser ...“ Die Serviertochter sah ihm noch nach.
Sie hatte eine lange Nase und schiefe Zähne.
Ich trank aus und deutete ihr mit der linken Hand zu zahlen.
Mit der rechten Hand wühlte ich in der Hosentasche.
Ich drückte die Fernzündung.
Und bezahlte.
Rauchte einen Stumpen.
Im Ochsen. Am Tisch in der Ecke.
„Diese Saubrut!“ Der drahtige Mann pflotschte rein.
„Grüessech“, zirpte die Serviertochter in angewöhntem Ton.
„Stange.“ Antwortete er und setzte sich zwei Tische neben mich.
„Diese Furzschmöcker, diese verbratenen. Die sollte man alle ...“
Dann kurzes Schweigen.
Ich schaute aus dem Fenster.
„Pröschtli.“ Die Serviertochter platzierte den Bierdeckel und stellte das Glas drauf.
Er fasste das Glas, brummelte was in den klebrigen Bart und trank den ersten Schluck.
„Die in Bern, die sollte man alle ...“
Ich schaute immer noch aus dem Fenster.
„Egal ob Bundesräter, Nationalräter oder Ständeräter. Alles Hochverräter!“ Er ballte seine Rechte. „Sind doch alles die gleichen Säcke. Diese Fingerpuppen.“
Er schaute mich an. Das wusste ich.
„Das einzige was die können, ist der Krawattenknopf. Diese Krawaffen.“
Ich nahm noch einen Schluck von meinem Gurten.
„Den ganzen Tag auf dem Hintern sitzen in ihren stinkweissen Hemden und Bleistifte spitzen. Ja. Bleistifte spitzen. Und das mit unserem Geld.“
Mit unserem meinte er auch meins. Ich zog an meinem Stumpen.
„Sitzungen, den ganzen Tag. Sessionen. Sitzungen, um die Sessionen vorzubereiten. So ein Schwachsinn. Diese Saubrut.“ Er nahm einen Schluck.
Etwas Asche fiel von meinem Stumpen auf den Tisch. Ich wischte es weg.
„Keinen Rücken haben die, ... keinen Rücken. Nur Ärsche. Keinen Rücken.“
Die Serviertochter hatte schwarze Strümpfe.
„Die sind gar nichts. Die sind nur die Löcher.“
Und einen schwarzen Jupe.
„Magensafttaucher.“ Er zückte einen Brief. „Weisst du, was die mir geschrieben haben?“ Er wedelte damit in meine Richtung.
Ich wusste es nicht.
„Meinen Stall soll ich umbauen!“ Schrie er. „Meinen Stall!“ Er lachte hämisch.
Ich drehte mein Glas auf dem Tisch.
„Da fressen meine siebzehn Eringer Rindviecher die saftigsten Bergkräuter auf meinem abschüssigen Land und jetzt sollen sie auch noch Happy-Betten kriegen.“
Ich drehte noch etwas weiter.
„Am besten nehm ich alle siebzehn zu Ikea mit. Da können sie mal probeliegen.“
Weiter drehen ging nicht mehr.
„Und wer zahlt das? Hä?! Die Krawaffen? Nein, nein, nein, nein, nein, ... die brauchen mein Geld für neue Hosenböden. Diese Saubrut. Diese Hösis.“
Der Schaum meines Gurten war weg.
„Ja, klar. Ich vergrab ja jede Nacht tonnenweise Bares auf meinem Acker. Klar.“
Eigentlich mag ich den Schaum gar nicht.
„Den Stall umbauen. Den Stall umbauen. Und wer kauft mir eine neue Matratze, damit ich schlafen kann?“
Die Serviertochter hatte eine weisse Bluse.
„Vorschriften. Den ganzen Tag sitzen die herum und denken sich Vorschriften aus.“
Die ersten drei Knöpfe waren offen.
„Und wenn sie sich eine ausgedacht haben, braucht es fünfundachtzig Hösipeter, die die Vorschriften prüfen.“
Ich nahm noch einen Schluck Gurten.
„Und dreihundertfünfundachtzig Büroklämmer, die kontrollieren, ob die Vorschriften richtig geprüft wurden. Diese Flauschis.“
Mit dem linken Ärmel wischte ich mir den Rest Schaum vom Schnauz.
„Sollen sie doch kommen und den Stall selber umbauen. Mit ihren Bundfaltenhöschen und weissen Seidenpapierhemden. Schaufeln habe ich genug. Und Mistgabeln auch, wenn sie nicht vorwärts kommen.“
Jetzt sah ich mein Spiegelbild im Gurten.
„Dann können sie sich den Parfümschweiss mit ihren Krawattenbäuschchen abtupfen. Diese Achselhaarfrisöre.“
Ich betrachtete mich genau.
„Am besten all denen einen Chriesichlöpfer in den Auspuff, anzünden und hoppla. Die ganze Berner Bundeshütte in die Luft sprengen.“
Mein Gesicht war ganz golden.
„He. Wie heisst du? Bist doch kein Jugo, oder?“
Ich sah ihn nur an.
„Was rede ich eigentlich mit dir?“ Er trank sein Glas aus. „Du hast doch keine Meinung zu gar nichts, du.“
Er legte einen Zehner auf den Tisch und verschwand.
„Diese Walliser ...“ Die Serviertochter sah ihm noch nach.
Sie hatte eine lange Nase und schiefe Zähne.
Ich trank aus und deutete ihr mit der linken Hand zu zahlen.
Mit der rechten Hand wühlte ich in der Hosentasche.
Ich drückte die Fernzündung.
Und bezahlte.
Zuletzt bearbeitet: