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Der Garten, den es nicht gab

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11.11.2013
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Der Garten, den es nicht gab

Als ich, der Erzähler, mir diese Geschichte überlegt hatte, da gab es noch keinen Satz auf diesem Papier, und Worte sprossen noch nicht aus meiner Feder; denn ich, der Erzähler, hatte noch nicht zu schreiben begonnen und keine Figuren waren da, die Geschichte zu bevölkern. Nur vage Vorstellungen kamen und nährten den fruchtbaren Boden der bloßen Idee. Da kam es mir in den Sinn, zwei Figuren zu erschaffen; einen Mann, dem ich weder Kleidung, noch einen Namen gab, sowie eine Frau, die gleichfalls keine Kleidung und keinen Namen erhielt. Daraufhin schuf ich einen Garten, in dem die schönsten Blumen gediehen und der klarste Fluss strömte, wo die absonderlichsten Tiere lebten, welche sich von den Früchten der Bäume, von Nüssen und Samen ernährten, und setzte den Mann und die Frau dort hin.
Sofort schauten sie sich um; Wo sind wir? fragte die Frau, woraufhin der Mann zuerst nur schwieg, die Augen weit aufgerissen, sich umblickend, den Mund halb geöffnet, so als hätte er noch nicht die Kontrolle über seine Kiefermuskulatur erlangt.
In den Lüften flogen verschiedenste Vögel mit verschiedenstem Gefieder, einfarbige und bunte, weiße und schwarze, ein Kaleidoskop von Nachfahren der Theropoden, große und kleine Vögel, die alle mit unterschiedlichsten Stimmen sangen, mit unterschiedlichsten Absichten, doch alle waren sie wohlgesinnt und friedlich.
Endlich fasste sich der Mann, schaute zur Frau hin und begann zu sprechen: Wer sind wir?
Die Frau wusste dies nicht. Wie heißt Du? fragte sie, Wie heißt Du? sagte der Mann - dann blickten sie sich schweigend an.
Sie standen inmitten von kniehohem Gras, das durchsät war von Löwenzahn, Gänseblümchen und anderen Pflanzen, die zu anderen Zeiten, an anderen Orten, als Unkraut tituliert und systematisch bekämpft worden wären; um die Wiese herum standen Bäume aller Art, Büsche und Gewächse unbestimmter Natur, die ich, der Erzähler, erst würde definieren müssen, wozu derzeit wahrlich kein Anlass bestand.
Eure Fragen will ich euch nicht beantworten! rief ich der Frau und dem Mann zu. Beide fuhren überrascht zusammen und schauten sich um, fragenden Blickes, auf der Suche nach der Quelle dieser Stimme, die aus dem Nichts und doch von überall her zu kommen schien.
Eure Fragen will ich euch nicht beantworten! wiederholte ich, Doch eines will ich euch wohl sagen - Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr kosten, nur vom Baum der Erkenntnis von Wirklichkeit und Illusion dürft ihr nicht essen!
Die Frau war die furchtlosere der beiden und so hatte sie sich nach anfänglicher Überraschung schnell wieder im Griff. Warum nicht? fragte sie forsch, Schlimmes würde geschehen! erwiderte ich; Was denn? Und wo steht denn dieser Baum? fragte sie, doch ich, der Erzähler, wollte mich nicht auf ein solches Gespräch einlassen - so zog ich es vor, vorerst nicht mehr zu ihnen zu sprechen.
Die Frau wartete einen Augenblick lang auf eine Antwort, die Stirn in Falten gelegt, dann begriff sie, dass keine kommen würde, wie lange sie auch warten würde, dass sie und der Mann, von dem sie nicht wusste, wer er war, von nun an auf sich allein gestellt waren.
Was sollen wir bloß tun? fragte sie den Mann - doch dieser rieb sich nur den Kopf, den Mund noch immer halb geöffnet, und starrte einfältig in die Landschaft.
Mit dem Ellenbogen stieß sie ihm in die Seite; Hörst Du nicht?
Da drehte er sich zu ihr hin und schaute ihr zum ersten Mal bewusst ins Gesicht; er sah, dass sie schön war, obschon er keine Vergleichsmöglichkeiten hatte, weshalb er, hätte er denn zu ausholenderen Überlegungen geneigt, sich in Gedanken hätte glücklich schätzen können, dass ich ihm eine Frau zu seiner Seite gestellt hatte, die ganz seinem Geschmack entsprach. Als er sie daraufhin in ihrer Gänze betrachtete, nackt wie sie war, überkam ihn eine Regung, von der er nicht wusste, was sie zu bedeuten hatte, weshalb er sich entschied, sie zu ignorieren.
Doch, ich höre, sagte er schließlich, Aber ich weiß ja auch nicht, was wir tun sollen - Und überhaupt, gar nichts weiß ich! Fragen habe ich, sogar viele, doch Antworten habe ich wohl keine.
Darauf wusste die Frau nichts zu erwidern - So nickte sie nur stumm.
Sie ging ein paar Schritte über die Wiese, spürte das Gras unter ihren bloßen Füßen und an ihren Beinen, weich und kitzelnd, und schaute sich - das Gesicht neugierig, wie das eines Kindes vielleicht - die verschiedenen Pflanzen an, die sie zwar noch nie gesehen hatte, die ihr aber dennoch vertraut vorkamen. Bunt war es hier. Ein Strauch Tomaten ragte vor ihr auf, die Blätter bewegt von einem kaum spürbaren Wind, mit reifen Früchten, die im Schein der Sonne so appetitlich leuchteten und zudem so einladend rochen, dass sie unwillkürlich von ihnen angezogen wurde. Sie pflückte eine Tomate, betrachtete sie, schnupperte daran, wog sie in ihrer Hand; die Frau prüfte die Frucht ganz so wie ein Eichhörnchen, dem man eine Nuss hingelegt hatte.
Schau mal, rief sie dem Mann zu, Was für schöne Früchte hier wachsen!
Zögernd lief der Man zu ihr hin. Als er ankam, betrachtete er mit gerunzelter Stirn die Frucht, die sie ihm vor sein Gesicht hielt.
Und was, wenn sie giftig ist? sagte er, und die Frau lächelte; Wie kann etwas, das so schmackhaft riecht, giftig sein?
Nun, zum Glück hatte sie in diesem Falle recht und so blieb ihm, nachdem er selbst den Duft wahrgenommen hatte, nichts anderes übrig, als nachzugeben. Und schon hatte die Frau unter argwöhnischen Blicken des Mannes von der Frucht gekostet.
Schmeckt es denn gut? fragte er; Koste doch selbst! - und das tat er auch.
An den Gesichtern der beiden war abzulesen, dass es nicht nur gut schmeckte, sondern auch wohl tat, und so aßen sie vom Strauch bis sie, träge und müde geworden von ihren vollen Bäuchen, satt auf dem Boden zusammensanken. Dort blieben sie liegen, in einer Kuhle zwischen Halmen und Blumen, einem Bett aus Gras, und dösten in der warmen Nachmittagssonne. Die Vögel zwitscherten noch immer zwischen Himmelszelt und Erde, in Bäumen und auf Wiesen, ein sanfter Gesang, der die beiden Menschen langsam in den Schlaf wiegte.
Als sie erwachten, war es bereits finster geworden und die meisten Vögel waren verstummt; nur vereinzelt hörte man den Ruf eines Uhus, der sich seinen Weg durch den dunklen Garten bahnte und von einem anderen Uhu, dem Laut nach ein Weibchen, erwidert wurde. Mit dem Untergang der Sonne war auch die Wärme gewichen, und nachdem die Frau sich aufgerichtet hatte, verschränkte sie ihre Arme fröstelnd vor ihren Brüsten. Der Mann lag noch, gähnte und rieb sich die Augen. Am Horizont waren die Sterne zu sehen, ganz klar und leuchtend, und der Mann sah nach oben, nach wie vor liegend, sah die Gestirne, so fern, so fremd, gar fremder noch, als dieser Garten ihm erschien, ein winziger Ausschnitt nur vom Kosmos, der all dies hier - die Sterne, die Erde, Menschen, Tiere und Pflanzen - mit einschloss.
Die Frau wandte sich ihm zu und betrachtete ihn stumm; sie sah, wie er dort lag, ganz starr, den Blick zum Himmel gerichtet, mit fast ausdruckslosem Gesicht - nur aus seinen Augen sprach ein Erstaunen, dessen Ursache ihr nicht klar wurde. Was ist? fragte sie, doch er sprach nicht. Das Schweigen akzeptierend, legte sie sich nahe zu ihm hin, um sich an seinem Körper zu wärmen; nun schaute sie selbst in den Himmel und da wurde sie der Ursache gewahr - und aus ihren Augen sprach das gleiche Erstaunen, das schon ihn zuvor befallen hatte. Still lagen sie beisammen, ihre Leiber aneinander schmiegend, und ließen ihre Gedanken schweifen. Wieder rief der Uhu und der andere Uhu antwortete ihm.
An dieser Stelle geschahen womöglich Dinge, die ich, der Erzähler, Ihnen, dem Leser, besser ersparen wollte und so begnügte ich mich damit aufzuschreiben, dass nun bereits der Morgen graute. Glühend erklomm die Sonne bisher gänzlich unerwähnte Gebirge östlich des Gartens und ihr Licht durchwanderte Spektralfarben, tauchte die Szenerie in rötliche, dann in violette Schattierungen, um nach einiger Zeit bei jenem Blau anzukommen, das man gemeinhin von einem wolkenlosen Himmel erwartete.
Die beiden Menschen wanderten schon seit einer Weile durch den Garten, schauten sich um und kosteten von verschiedenen Sträuchern und Bäumen; sie genossen Feigen, Datteln und Granatäpfel - die Oliven jedoch waren ihnen zu bitter. Hier und da sahen sie Tiere durch das Buschwerk wuseln, Hasen, Mäuse, Füchse und andere Wesen, und sie wunderten sich, fragten sich, was das wohl für Geschöpfe seien.
Sieh! rief die Frau, als vor ihnen ein Schimpanse erschien; Sieh nur, dieses Tier sieht uns ja ähnlich!
Der Mann erblickte den Affen und der Affe erblickte den Mann. Nein, sagte der Mann, Gar so ähnlich ist er uns nicht - Ich gebe wohl zu, er ist uns ähnlicher, als die anderen Tiere, die wir zuvor sahen, doch unterscheiden wir uns trotzdem beträchtlich von ihm.
Da begann der Affe zu ihm zu sprechen; Weißt Du denn nicht, dass wir verwandt sind? Jawohl, verwandt sind wir, zu den Trockennasenaffen gehören wir beide.
Der Mann schüttelte den Kopf, die Frau jedoch lächelte.
Siehst Du, auch er hat es bemerkt, sagte die Frau zu ihm. Einer plötzlichen Eingebung folgend wandte sie sich an den Affen; Weißt Du denn, wo der Baum der Erkenntnis von Wirklichkeit und Illusion steht und weshalb wir nicht von ihm essen dürfen?
Der Affe überlegte. Ja, sagte er dann, Ich hab ihn wohl gesehen; Er steht dort drüben, in der Mitte des Gartens - Warum ihr aber nicht davon essen dürft, das weiß ich nicht; Wer hat's euch denn verboten?
Ich weiß nicht genau, sagte die Frau, Es war eine Stimme, die aus dem Nichts kam.
Da lachte der Affe und verschwand in den Büschen. Sich wundernd sah die Frau den Mann an, der seinerseits mit unbeteiligter Miene umherblickte.
Ein seltsames Geschöpf, dieses Tier, das uns so ähnlich ist, sagte die Frau und schüttelte den Kopf; Ob wir uns den Baum wohl anschauen wollen?
Der Mann zuckte mit den Schultern; Warum nicht? Was kann's denn schaden.
Und so machten sie sich auf den Weg zur Mitte des Gartens, die sich - so hatte ich es mir erdacht - in Form einer großen Lichtung inmitten üppiger Vegetation darbot. Vorbei gingen sie an Feldern mit Pflanzen, deren Blätter handförmig zusammengesetzt waren, mit durchdringend riechenden Blüten, die wie Trauben angeordnet waren, an Bäumen, deren gelbe Früchte im Sonnenlicht leuchteten, an Blumen, Sträuchern und Stauden. Ein Hase kreuzte ihren Weg und die Frau fragte ihn, ob sie auf dem richtigen Weg seien, ob die Mitte des Gartens in der Richtung läge, in die sie zeigte, doch der Hase sagte nur, Was weiß ich schon, ich bin doch nur ein Hase - dann hoppelte er davon. Und doch, so als wären sie von einer unsichtbaren Hand geführt worden, fanden sie den Baum. Majestätisch ragte er empor; güldene Blätter wuchsen an Ästen, die bizarre Früchte trugen, deren Form und Beschaffenheit nicht in Worten wiederzugeben waren. Die beiden Menschen standen mit offenen Mündern davor; zugleich geblendet von der gleißenden Sonne, als auch von der Schönheit des Baumes.
Was für ein prächtiger Baum dies doch ist! sagte die Frau, und der Mann stimmte ihr zu.
Ach, so sprecht doch nicht von diesem Baume! Kummer bereitete er mir, unsagbar schweren Kummer! ertönte es sogleich vom Fuße des Baumes.
Die beiden Menschen schauten zu der Stelle, von wo die Stimme gekommen war, blinzelnd, die Hände über den Augen zu einem Schirm geformt, gegen die blendende Sonne ankämpfend. Dort, am Fuße des Baumes, lag ein Hund, zusammengekauert, sein Kopf auf den Vorderpfoten ruhend; auf seinem weißen Fell waren braune und schwarze Flecken, die Ohren - schlaff an den Seiten des Kopfes herabhängend - ganz in braun. Obwohl er nun nichts sagte, ging ein leises und stetes Wimmern von ihm aus, das er wohl auch zuvor schon von sich gegeben hatte, doch hatten die beiden Menschen dies nicht wahrgenommen, so entzückt waren sie gewesen vom Anblick des Baumes.
Nachdem die beiden Menschen sich dem Hund genähert hatten, sprach die Frau; Was ist denn mit diesem Baum? Er ist so wunderschön!
Ach, sagte der Hund, den Kopf nun leicht angehoben, Schön ist er wohl, o ja, gar prunkvoll ist sein Antlitz! Doch böse ist er, denn Böses hat er mir beschert.
Die Frau hob die Augenbrauen; Was hat er Dir denn angetan?
Verdammt hat er mich wohl, verdammt zu ewig Pein und Qual! Unerträglich scheint mir nun mein Dasein - O Graus, o Graus. Da wollt ich mich an seinen Früchten laben, die so schmackhaft mir erschienen, doch ahnen konnt ich nicht, welch trostlos Schicksal mir dann blühte. Ach, weh mir armen Hündchen!
Hm, sagte die Frau, Dann hast du also von der verbotenen Frucht genascht, vor der uns gewarnt wurde.
Der Hund jaulte. Gewarnt hat mich gar niemand, sagte er, O nein, gar niemand warnt ein armes Hündchen vor dem Übel dieser Welt! So muss ich fortan leben mit dieser ach so schweren Last, die meine Schultern niederdrückt, die an meiner Seele nagt und Stück für Stück mein Herz vergiftet, bis ich dann zugrunde geh an meinem Schmerze - Ach, weh mir, wie unerträglich ist mein Los!
Was ist es denn, das dich so bedrückt? fragte die Frau.
Ach, sprach der Hund, den Kopf wieder auf die Pfoten gelegt, Gar niemand wird mir glauben, was mir widerfuhr! Nachdem ich aß von diesem Baume, der mich so betört, ward mir alles klar; so klar und rein war die Erkenntnis, und von solch schrecklicher Natur, dass ich wollt, ich wurd niemals geboren! Ach, schon das ist Schein und Trug, denn geboren ward ich nie. Ja, mein ganzes Sein ist Trug und Schein, bin ich doch nicht wirklich - ein bloßer Schwindel ist mein Erscheinen hier vor euch, gar schämen müsst ich mich, dass ich so tu, als wär ich hier, wo es mich doch gar nicht gibt!
Weshalb meinst Du, es gäbe Dich nicht? Ich sehe Dich doch klar vor mir!
Du siehst mich wohl, doch was du siehst, ist bloßes Blendwerk! - Ach, was gäb ich drum, ein Hund zu sein aus Fleisch und Blut. So bin ich bloß ein Stein in einem Spiele - Ein verwaister Kieselstein des Schotterwegs, den es nie gab. O wie grausam ist das Spiel, das man spielt mit mir armen Hündchen!
Als der Mann dieses Gespräch verfolgt hatte, wurde sein Verstand zum ersten Mal lebhaft und jagte Gedanken durch bisher dunkle Tunnel in seinem Kopf; Tunnel, von denen er selbst nicht wusste, dass sie existierten, waren sie doch bisher weder benötigt, noch ausreichend illuminiert gewesen, sodass er nun darüber erschrak, welche Einsichten sich ihm offenbarten. Sprach der Hund die Wahrheit, dachte er, so waren sie nur Figuren in einer Geschichte, ausgedachte Wesen, sozusagen Marionetten einer ihm unbekannten Macht, die einzig dazu dienten, eine für ihn nicht erfassbare Handlung voranzutreiben - bloßes Mittel zum Zweck. Der Mann konnte natürlich nicht wissen, wie recht er damit hatte, doch ahnte er wohl, dass er so falsch nicht lag, was mir, dem Erzähler, allmählich Unbehagen bereitete, würde doch eine solche Erkenntnis ihm potenziell ermöglichen ein Eigenleben zu entwickeln und so entgegen meinen ursprünglichen Intentionen zu handeln. Und doch ließ ich ihn - mangels plausiblen Alternativen - seinen Gedanken nachhängen.
Wenn der Hund nicht lügt, sagte der Mann schließlich, Dann sind wir alle nur Illusionen! Und recht hat er, dass dies ein übles Spiel wäre.
Aber sollen wir ihm denn glauben? fragte ihn die Frau.
Das können wir nur wissen, indem wir selbst vom Baum essen.
Einen kurzen Moment lang zögerte die Frau; dann stimmte sie ihm zu.
O nein! rief der Hund, Macht euch nicht unglücklich! Genießt den Zweifel, den ihr noch habt! Denn nur er ist es, der euch noch bewahrt vor diesem Übel, das euer Glück entzwei brechen wird!
Doch die beiden Menschen hörten nicht mehr auf ihn; sie waren schon dabei, vom Baum zu essen. Süß und zugleich bitter schmeckten seine Früchte - denn just in dem Moment, als das Gekaute in ihren Mägen ankam, wussten sie, dass der Hund die Wahrheit gesprochen hatte. Und um wie viel schlimmer wirkte dieses Wissen im Verstand eines Menschen!
Als der Hund sah, wie sie aßen, jaulte er und vergrub die Schnauze in seinen Pfoten. Die beiden Menschen indes fanden keine Geste, die ihren Empfindungen gerecht geworden wäre - so standen sie nur da. Nach einer Weile, die nicht in etablierten Zeitbegriffen zu messen war, fassten sie sich wieder.
So ist das also, sagte die Frau, Ja, so ist das, sagte der Mann.
Wie können wir so weiterleben? fragte die Frau, Diese Erkenntnis hält doch kein Wesen aus! Nichts als bloße Vorstellungen eines armen Geistes sind wir! Wie sinnlos ist es doch, auf diese Art zu sein.
Ach, ich hab's euch doch gesagt, sprach der Hund, Ihr wolltet ja nicht hör'n!
Weshalb hast Du uns das angetan? fragte mich die Frau nun - doch ich, der Erzähler, antwortete ihr nicht; vielleicht aus Scham, vielleicht aus Bosheit.
Als sie merkte, dass ich darauf nicht einging, so als ob ich nichts damit zu tun hatte, fasste sie einen Entschluss; Wenn das so ist, sagte sie, Dann will ich nicht mehr bei eurem Spiel mitspielen! Ja, streiken werde ich. Und streiken wird auch mein Mann.
Der Mann nickte stumm. So setzen sich beide auf den warmen Boden, die Beine unter sich gekreuzt, und harrten der Dinge, die da kommen mochten; und auch der Hund ruhte stumm und gespannt an seinem Platz. Doch nichts geschah. Nur die Vögel sangen weiter ihr Lied.
An dieser Stelle wurde mir, dem Erzähler, klar, dass es keinen Zweck mehr hatte, die Geschichte fortzuführen - im Grunde führte sie niemals irgendwo hin, das erkannte ich nun -, und so fügte ich mich dieser Tatsache und zerriss das Manuskript.

 

Hallo Superfant!

Eine interessante Idee legst du da hin - die Schöpfungsgeschichte aus Sicht eines Autors /Gottes?/ Und ein, wie ich finde, wunderschöner Titel.

Die Idee finde ich, wie gesagt, sehr gut.

Generell ist mir aufgefallen, dass für meinen Geschmack die Worte häufig nicht zu passen scheinen.
Hast Du Dir Gedanken gemacht, wie der Grundtenor der Geschichte sein sollte? Ist es ein Schöpfungsbericht/Bericht im Garten? Dann würde ich häufiger "altertümliche" Formulierungen nutzen. Ist es eine moderne Geschichte? Ist es ein "sachlicher Bericht"?
Das geht bei Dir irgendwie etwas durcheinander.

Da drehte er sich zu ihr hin und schaute ihr zum ersten mal bewusst ins Gesicht; er sah, dass sie schön war, obschon er keine Vergleichsmöglichkeiten hatte, weshalb er, hätte er denn zu ausholenderen Überlegungen geneigt, sich in Gedanken hätte glücklich schätzen können, dass ich ihm eine Frau zu seiner Seite gestellt hatte, die ganz seinem Geschmack entsprach.
Das Unterstrichene wirkt wie eine "normale" Erzählung. Das Fette erinnert eher an einen "sachlichen Bericht", das kursive wiederum erscheint mir recht "antiquiert", also eher eine ältere Sprachwahl.
Ich finde alles, an und für sich, gut - allerdings in dieser geballten Form, mal so, mal so - scheint es für mich nicht so recht zu passen.

An dieser Stelle geschahen womöglich Dinge, die ich, der Erzähler, Ihnen, dem Leser, besser ersparen wollte und so begnügte ich mich damit aufzuschreiben, dass nun bereits der Morgen graute. Glühend erklomm die Sonne bisher gänzlich unerwähnte Gebirge östlich des Gartens und ihr Licht durchwanderte Spektralfarben, tauchte die Szenerie in rötliche, dann in violette Schattierungen, um nach einiger Zeit bei jenem Blau anzukommen, das man gemeinhin von einem wolkenlosen Himmel erwartete.
- Das mit dem Erzähler finde ich gut. Warum schreibt der nicht im Präsens?
- Kann die Sonne ein Gebirge "erklimmen"? Steigt sie nicht eher (dahinter) auf?
- Die Farbszenerie finde ich übrigens sehr gut und treffend beschrieben.

Dann frage ich mich noch, wieso Du den Figuren bei der wörtlichen Rede keine Anführungszeichen angedeihen lässt. Mich verwirrt das ein wenig.

Die Überschrift finde ich, wie gesagt, ganz entzückend, aber ich frage mich, ob sie wirklich zu der Geschichte passt. Denn den Garten gibt es doch! Oder nicht?

Und last but not least: Warum fängst Du mit dem Garten an und nicht mit "Tag und Nacht" usw. ? ;)

Ich hoffe, Du kannst mit meinem Feedback etwas anfangen.


Viele Grüße

Reiki

 
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Hallo Superfant,
ich habe soeben Deinen Text mit Mühe fertig gelesen und möchte dazu einiges sagen.
Die Idee in Form des Erzählers selbst Gott zu spielen ist zwar ganz nett. Aber das Verhältnis dieses
Wesens gegenüber seinen Schöpfungen ist doch recht merkwürdig.

Eure Fragen will ich euch nicht beantworten! rief ich der Frau und dem Mann zu. Beide fuhren überrascht zusammen und schauten sich um, fragenden Blickes, auf der Suche nach der Quelle dieser Stimme, die aus dem Nichts und doch von überall her zu kommen schien.
Dann lehnst du Dich an die Genesis der Bibel an, um gleich wieder die Theorien der Evolutionslehre
einzuflechten.
In den Lüften flogen verschiedenste Vögel mit verschiedenstem Gefieder, einfarbige und bunte, weiße und schwarze, ein Kaleidoskop von Nachfahren der Theropoden, große und kleine Vögel, die alle mit unterschiedlichsten Stimmen sangen, mit unterschiedlichsten Absichten, doch alle waren sie wohlgesinnt und friedlich.
Dann passiert eine ganze lange Zeit - NICHTS ! Schade, man hätte hier wohl den Zweifel der Frau an der Richtigkeit des Verbots etwas ausarbeiten können. Dieser innere Konflikt wäre sehr interessant gewesen.
Gut gelungen ist zwar die Negierung des Seins als Illusion, welche durch das Essen der Frucht erkannt wird. Aber die Verzweiflung darüber, die diese Wesen empfinen müssen, zumal ihr Gott ohnehin nicht viel für sie übrig hat, bleibt vollkommen auf der Strecke. Das hätte der Geschichte doch rechte Würze verliehen.
Was mir dann auch noch aufgefallen ist: Der Schöpfer zerreist ein Manuskript, das er gar nicht geschrieben hat
Als ich, der Erzähler, mir diese Geschichte überlegt hatte, da gab es noch keinen Satz auf diesem Papier, und Worte sprossen noch nicht aus meiner Feder; denn ich, der Erzähler, hatte noch nicht zu schreiben begonnen und keine Figuren waren da, die Geschichte zu bevölkern. Nur vage Vorstellungen kamen und nährten den fruchtbaren Boden der bloßen Idee.
...
An dieser Stelle wurde mir, dem Erzähler, klar, dass es keinen Zweck mehr hatte, die Geschichte fortzuführen - im Grunde führte sie niemals irgendwo hin, das erkannte ich nun -, und so fügte ich mich dieser Tatsache und zerriss das Manuskript.
Du hast Dir sehr viel Arbeit gemacht und die Sprache der Geschichte ist wirklich gelungen.Die Geschichte hätte schon gewisses Potential, wenn du den Anfang etwas straffst und etwas mehr Handlung einfließen lässt.

viele Grüße

castaneados

 
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Hallo Superfant,

ich möchte deine Geschichte gerne mögen. Die Idee, das Schreiben eines Textes als richtige Schöpfungsgeschichte aufzufassen, gefällt mir eigentlich sehr gut. Aber es gibt eine Reihe von Dingen, die es mir unmöglich gemacht haben, die Geschichte als Ganzes richtig gut zu finden.

Ich weiß nicht, ob ich dir mit meiner Kritik jetzt etwas Hilfreiches zu sagen habe, weil mir nicht ganz klar ist, was du mit deiner Geschichte erreichen willst. Vielleicht möchtest du ja, dass die Dinge, die ich irritierend finde, den Leser irritieren. Ich schreibe dir einfach mal meine Eindrücke und ein paar Kleinigkeiten, die noch zu korrigieren sind. Hoffentlich ist etwas dabei, was dir für eine Überarbeitung der Geschichte nützlich erscheint, wenn nicht, musst du es halt ignorieren. :)

Als ich, der Erzähler, mir diese Geschichte überlegt hatte, da gab es noch keinen Satz auf diesem Papier, und Worte sprossen noch nicht aus meiner Feder; denn ich, der Erzähler, hatte noch nicht zu schreiben begonnen und keine Figuren waren da, die Geschichte zu bevölkern.
Warum ein Semikolon und kein Punkt? Du neigst zu überlangen Sätzen. Und gerade beim ersten Satz, der den Leser möglichst fesseln sollte, finde ich das nicht so zielführend.

Sofort schauten sie sich um; Wo sind wir? fragte die Frau,
Warum diese unkonventionelle Schreibweise für die Dialoge? Ich könnte mir vorstellen, dass du es als Stilmittel siehst, um deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um wirklich gesprochene Worte handelt, sondern um etwas, was der Erzähler aufschreibt. Aber als Leser finde ich das einfach nur anstrengend, wenn mir nicht die gewohnten visuellen Markierungen durch Anführungsstriche geboten werden, an denen ich gesprochene Sätze erkennen kann.

Sie standen inmitten von kniehohem Gras, das durchsäht war von Löwenzahn
durchsät

Eure Fragen will ich euch nicht beantworten! wiederholte ich, Doch eines will ich euch wohl sagen - Von allen Bäumen des Gartens dürft ihr kosten, nur vom Baum der Erkenntnis von Wirklichkeit und Illusion dürft ihr nicht essen!
Also die Parallele zur biblischen Schöpfungsgeschichte ist mir klar, aber ich konnte hier nicht umhin mich zu fragen, was der Erzähler damit bezweckt, dass er den Baum überhaupt geschaffen hat. Der sabotiert sich ja selbst. :p

Da drehte er sich zu ihr hin und schaute ihr zum ersten mal bewusst ins Gesicht; er sah, dass sie schön war, obschon er keine Vergleichsmöglichkeiten hatte, weshalb er, hätte er denn zu ausholenderen Überlegungen geneigt, sich in Gedanken hätte glücklich schätzen können, dass ich ihm eine Frau zu seiner Seite gestellt hatte, die ganz seinem Geschmack entsprach.
Mal groß
und das ist ein schönes Beispiel für die überlangen Sätze, die ich schon angesprochen habe. Ich sehe keinen Mehrwert darin, dass sich der Leser in so einem Labyrinth aus Nebensätzen verlaufen soll. Warum nicht mehrere kürzere Sätze? Warum diese Vorliebe fürs Semikolon?

Nun, zum Glück hatte sie in diesem Falle recht und so blieb ihm, nachdem er selbst den Duft vernommen hatte, nichts anderes übrig, als nachzugeben.

vernehmen: 1. akkustisch wahrnehmen (ich vernahm ein Geräusch) 2. befragen, verhören (der Verdächtige wurde vernommen). Geht nicht mit Düften.

An dieser Stelle geschahen womöglich Dinge, die ich, der Erzähler, Ihnen, dem Leser, besser ersparen wollte
Hmm, bemüht witzig. Ich fand die direkte Ansprache des Lesers nicht so gut. Ist aber Geschmackssache.

Der Mann zuckte mit den Schultern; Warum nicht? Was kann's denn schaden.
Fragezeichen

Ach, so sprecht doch nicht von diesem Baume! Kummer bereitete er mir, unsagbar schweren Kummer! ertönte es sogleich vom Fuße des Baumes.
Also tut mir leid. Bis hierhin fand ich es eigentlich ganz gut, obwohl es aus den genannten Gründen etwas mühsam zu lesen war. Aber der Hund, der so redet als hätte er eine Shakespeare-Gesamtausgabe verschluckt, der killt den Text für mich. Warum muss der so reden? Die beiden Menschen lässt du doch auch einigermaßen normal sprechen. Aber der ganze Hunde-Dialog, den finde ich extrem nervig.

Verdammt hat er mich wohl, verdammt zu ewig Pein und Qual! Unerträglich scheint mir nun mein Dasein - O Graus, o Graus.
Ja, so ähnlich geht es mir auch. Ich würde es bloß nicht so geschwurbelt ausdrücken. :rolleyes:
Wenn der Hund unbedingt so klingen muss, mach es wenigstens kürzer, mit weniger Wiederholungen.

so klar und rein war die Erkenntnis, und von solch schrecklicher Natur, dass ich wollt, ich ward niemals geboren!
ward ist die altertümliche Form von wurde, an der Stelle muss aber Konjunktiv stehen, also wäre

Denn nur er ist es, der euch noch bewahrt vor diesem Übel, das euer Glück in zwei brechen wird!
entzwei

Ja, also es ist eine gute Idee, und die ist eigentlich gut umgesetzt, auch angenehm geschrieben. Aber es gibt so ein paar Stolperfallen, die das Lesen anstrengender machen, als es sein müsste. Und den Hund finde ich wirklich nicht gut.

Grüße von Perdita

 
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Hey Reiki Wuwu,
danke fürs Lesen und Kommentieren.

Hast Du Dir Gedanken gemacht, wie der Grundtenor der Geschichte sein sollte? Ist es ein Schöpfungsbericht/Bericht im Garten? Dann würde ich häufiger "altertümliche" Formulierungen nutzen. Ist es eine moderne Geschichte? Ist es ein "sachlicher Bericht"?
Irgendwie sowohl Schöpfungsbericht als auch modern :e. Also, die Vorlage aus der Bibel ist natürlich in altertümlicher Sprache und daran ist die ja Geschichte angelehnt; die ersten Zeiten sind ja z.B. fast 1:1 übernommen, nur einige Wörter wurden ersetzt. Aber der Erzähler ist eher aus der heutigen Zeit und bringt auch mehr oder weniger bewusst modernes mit ein. Ob das stimmig ist, oder nicht, ist wohl die Frage. Mal schauen, inwieweit man das noch irgendwie "homogenisieren" kann.

Das Unterstrichene wirkt wie eine "normale" Erzählung. Das Fette erinnert eher an einen "sachlichen Bericht", das kursive wiederum erscheint mir recht "antiquiert", also eher eine ältere Sprachwahl.
Das Wort "Vergleichsmöglichkeiten" wirkt so herausgehoben tatsächlich sprachlich irgendwie unpassend; beim zitierten Rest empfinde ich es als nicht so auffallend eigentlich ... Es ist allerdings tatsächlich schwierig, einen Ton beizubehalten, den man in dieser Form eigentlich weder spricht noch oft schreibt, finde ich. Aber ich lerne hoffentlich dazu, sodass es mir zukünftig leichter fallen wird. :e

- Das mit dem Erzähler finde ich gut. Warum schreibt der nicht im Präsens?
Dachte, weil er eben teilweise mit den Figuren direkt interagiert. Dann wäre ja die Aktion des Erzählers im Präsens und die Reaktion der Figuren im Präteritum; das wäre doch seltsam?

- Kann die Sonne ein Gebirge "erklimmen"? Steigt sie nicht eher (dahinter) auf?
Eigentlich schon, stimmt. Wobei, wenn sie dahinter aufsteigt, erklimmt sie es sogesehen doch auch; eben von der anderen Seite?

Dann frage ich mich noch, wieso Du den Figuren bei der wörtlichen Rede keine Anführungszeichen angedeihen lässt. Mich verwirrt das ein wenig.
Empfand es beim Schreiben irgendwie so am ästhetischsten bei dieser Geschichte. Aber anscheinend haben leider mehrere Leute Schwierigkeiten damit. :/

Denn den Garten gibt es doch! Oder nicht?
Naja, in der Fantasie halt.

Warum fängst Du mit dem Garten an und nicht mit "Tag und Nacht" usw. ?
Keine Ahnung. Wäre doch eher unnötig, oder?

Gruß

 
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Hallo castaneados!
Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Aber das Verhältnis dieses
Wesens gegenüber seinen Schöpfungen ist doch recht merkwürdig.
Irgendwie schon; aber ich bin auch recht merkwürdig. :D Hier hat der Erzähler wohl tatsächlich sehr wenig Empathie für seine Geschöpfe. Mir selbst lag der Hund wohl am meisten am Herzen, obwohl ich ihn so leiden ließ.

Dann lehnst du Dich an die Genesis der Bibel an, um gleich wieder die Theorien der Evolutionslehre
einzuflechten.
Findest Du, das ist ein Problem/Widerspruch? Eigentlich eine verzwickte Sache, sogesehen.

Aber die Verzweiflung darüber, die diese Wesen empfinen müssen, zumal ihr Gott ohnehin nicht viel für sie übrig hat, bleibt vollkommen auf der Strecke.
Der Hund erschien mir verzweifelt. :) Aber die Menschen gehen sonderbar nüchtern damit um, stimmt. Ist wohl auch die Frage, was man mit der Geschichte rüberbringen möchte. Ich hatte mehr die Absicht, ein kleines absurdes Spiel daraus zu machen; eine kreative Spielerei, etwas amüsant verpackt, ohne irgendwelche psychologische Tiefgründigkeit. Davon abgesehen, dass ich selbst in mancher Hinsicht nicht gerade der emotionalste Mensch bin und mich z.B. in dieser Situation nicht wirklich reinversetzen könnte in jemand anderen. Ich selbst würde ähnlich sonderbar nüchtern damit umgehen, denke ich ...

Der Schöpfer zerreist ein Manuskript, das er gar nicht geschrieben hat
Imo fängt er mit dem ersten Wort der Geschichte an zu schreiben, nur als ihm die Idee für die Geschichte gekommen war, da hatte er noch nichts aufgeschrieben.

Du hast Dir sehr viel Arbeit gemacht und die Sprache der Geschichte ist wirklich gelungen.
Danke!
Was die unzureichende Handlung angeht, dazu weiß ich gerade nichts sinnvolles zu sagen. :e

Gruß

 
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Hi Perdita,
danke fürs Lesen und deinen Kommentar.

Warum ein Semikolon und kein Punkt? Du neigst zu überlangen Sätzen. Und gerade beim ersten Satz, der den Leser möglichst fesseln sollte, finde ich das nicht so zielführend.
Der erste Satz ist 1:1 aus meiner Bibelübersetzung übernommen, samt dem Semikolon, nur ein paar Wörter wurden ersetzt. Aber ich neige generell schon zu langen Sätzen und Semikolons, das stimmt. Aber ist wohl auch einfach eine Geschmacksfrage. Ich z.B. lese gerne Bücher mit langen Schwurbelsätzen, solange sie einigermaßen klar konstruiert sind. Hoffe, bei mir waren sie das auch.

Warum diese unkonventionelle Schreibweise für die Dialoge? Ich könnte mir vorstellen, dass du es als Stilmittel siehst, um deutlich zu machen, dass es sich eben nicht um wirklich gesprochene Worte handelt, sondern um etwas, was der Erzähler aufschreibt. Aber als Leser finde ich das einfach nur anstrengend, wenn mir nicht die gewohnten visuellen Markierungen durch Anführungsstriche geboten werden, an denen ich gesprochene Sätze erkennen kann.
Fand es einfach aus ästhetischer Sicht bei diesem Text passend so. Aber das wurde ja eben schon von jemand anderem kritisiert. :( Aber denke echt nicht, dass die konventionelle Methode hier gut aussehen würde. Naja, k.A.

Also die Parallele zur biblischen Schöpfungsgeschichte ist mir klar, aber ich konnte hier nicht umhin mich zu fragen, was der Erzähler damit bezweckt, dass er den Baum überhaupt geschaffen hat. Der sabotiert sich ja selbst.
Weil er sich eben soweit an die Vorlage hielt und nur hie und da was ersetzte. :D Sozusagen ein Opfer seiner eigenen Idee, eine Garten Eden geschichte zu schreiben.

Aber der Hund, der so redet als hätte er eine Shakespeare-Gesamtausgabe verschluckt, der killt den Text für mich. Warum muss der so reden?
Der arme Hund. Aber lustig, dass Du schreibst "als hätte er eine Shakespeare-Gesamtausgabe verschluckt": Ich hatte davor tatsächlich in Shakespeare und Goethe etc. Texte reingelesen, um dem Hund eben diesen Sprachstil zu verpassen, da ich es irgendwie lustig fand, ihm so eine altmodische theatralische Sprache zu verpassen, da es für mich sein Leid auf eine Weise rüberbringt, die absurd überzogen und nicht so ernst erscheint, was für mich eben gut in die Geschichte passte. Naja, wieder mal Geschmackssache wohl.

Aber es gibt eine Reihe von Dingen, die es mir unmöglich gemacht haben, die Geschichte als Ganzes richtig gut zu finden.
Es liegt also hauptsächlich an den Schwurbelsätzen, der Direkte-Rede-Form und dem armen Hund?
Um den Hund tut's mir echt leid, dass der nicht gemocht wird, der arme Kerl hat ja schon genug gelitten. :E

Für deine Rechtschreib- und Grammatikkorrekturen danke ich dir auch, der Text wird sogleich korrigiert!

Gruß

 

Hallo Superfant,

Deine Geschichte lässt mich etwas zwiespältig zurück. Anscheinend kennst Du die Schöpfungsgeschichte aus der Bibel. Natürlich kann man daraus ein kleines, absurdes und amüsantes Spiel machen, wie Du schreibst. Wir haben ja Rede- und Schreibefreiheit. Und das ist gut so! Für mich persönlich gibt es jedoch auch Grenzen.
Es würde mich sehr interessieren, wie Du auf die Schöpfungsgeschichte und zu dieser Idee gekommen bist.
An einem Satz Deines Erzählers, der Gott spielt, bin ich hängen geblieben. Er ruft dort wie aus dem Nichts: "Eure Fragen will ich euch nicht beantworten."
Da habe ich gedacht, was für ein Glück, dass ich einen Gott kenne, der ganz anders ist.

Ich wünsche Dir alles Gute.
Liebe Grüsse
Marai

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Marai,
auch an Dich danke fürs Lesen und Kommentieren.

Für mich persönlich gibt es jedoch auch Grenzen.
Für mich nicht; bzw. eher beim "wie" als beim "was". Meiner Meinung nach "darf" man ansich alles verwursten.

Es würde mich sehr interessieren, wie Du auf die Schöpfungsgeschichte und zu dieser Idee gekommen bist.
Die Schöpfungsgeschichte "kennt man" ja. Wie ich auf die Idee kam, weiß ich eigentlich gar nicht mehr; hatte wohl zuvor einige Geschichten gelesen, die alte Sagen verwurstet hatte und wollte auch sowas versuchen.

An einem Satz Deines Erzählers, der Gott spielt, bin ich hängen geblieben. Er ruft dort wie aus dem Nichts: "Eure Fragen will ich euch nicht beantworten."
Ja, die Frage wollte ich den Figuren eben nicht beantworten. Im Prinzip spielt man ja auch Gott, wenn man eine fiktive Geschichte erschafft; man schöpft eine Welt (die natürlich meistens sehr stark auf der realen Welt basiert), man stellt die Regeln auf und dann schaut man, was so passiert. Fand die Analogie einfach recht naheliegend und brauchbar.

Da habe ich gedacht, was für ein Glück, dass ich einen Gott kenne, der ganz anders ist.
Ich würde "Gott" halt gar nicht wirklich vergleichen mit der Rolle des Erzählers in der Geschichte hier. Es ist halt eine Geschichte. Auch ist es imo keine provokative Geschichte (In der Geschichte wurde ja weder Religion kritisiert, noch irgendwer oder irgendwas verunglimpft. Was ich zu diesem Thema denke, hat in der Geschichte - und hier, in diesem Thread - auch eher wenig zu suchen, denke ich).
Aber schade, dass Du eigentlich gar nicht auf den Text ansich eingegangen bist. :e

Ich wünsche Dir alles Gute.
Ich Dir auch.
Gruß

 

„VND Adam hies sein Weib Heua /darumb /
das sie eine Mutter ist aller Lebendigen.“
Martin Luther, Genesis 3,20​

Wie kann etwas, das so schmackhaft riecht, giftig sein?

Herzlich willkommen hierorts,

lieber *Superfant!

Wie man das Wort Gottes mit seinen ca. 1300 gebundenen Seiten schwerlich im Bett lesen kann (es gibt hässliche blaue Flecken, man ist buchstäblich „gezeichnet“ vom Wort), so traut sich Dein Schöpfer trotz aller Unsicherheit was zu!

Woran merkt man, dass dieser „moderne“ Schöpfer unsicher ist? Weil es bei ihm vor der Tabula rasa an allzu oft heißt

… ich, der Erzähler, …
als wüsste sein Publikum nicht, wer er sei. Aber eine gewisse Dankbarkeit muss ich diesem unsicheren Schöpfer doch zeigen: Nicht, wie vermutet, im Vorderen Orient, sondern in Mesoamerika findet sich die rückwärtsgewandte Utopie paradiesischen Lebens und der Hinweis findet sich, wenn auch in einer Nahuasprache, wo eben Hebräisch oder *Aramäisch, vielleicht gerade noch Griechisch oder Latein erwartet würde, der „Liebesapfel“ (den man auch schon mal „Paradiesapfel“ nennt) als „tomatl“ bezeichnet wird (atztekisch).

Dass es ein Derivat des Wolfes als Hund im Paradies oder –das bereits gegeben hätte, ist durchaus zweifelhaft. Aber es ist halt ein Geschichte. Der Mensch hieß in der älteren Version Adam, was übrigens schlichtweg Mensch bedeutet. Und sein Weib auch. Beide waren nicht nur in einem juristischen Sinne gleich. Ihren Namen erhielt die Frau lt. Genesis 3,20 (s. Eingangszitat aus der Lutherübersetzung von 1522) erst nach dem Rauswurf aus dem Garten, den es nie gegeben hat: Eva (Luther hat erst später das gehauchte Anfangs-h ganz gestrichen, und v und u als eigenständige, unterschiedlich zu lautende Buchstaben getrennt. So'n Rest davon schimmert noch in dem Spruch ein x für ein u vormachen: x = römische zehn, v = fünf.)

Also kurz: Beim inhaltlichen fass ich mich manchmal an den Kopf (um wie viel prägnanter und geradliniger ist da Luther und selbst Dylan’s “Man Gave Names to All the Animals“, aber die streng durchgehaltene, eigenwillige Formatierung wörtl. Rede ist okay. Da hätt ich mir eine knappere, vllt. sogar bissigere Sprache gewünscht, aber das wird bestimmt noch kommen bei Dir.
*
Paar Schnitzer
*

… und die Frau läch[…]elte; …
Das Schweigen akzeptierend[,] legte sie sich nahe zu ihm hin, um sich an seinem Körper zu wärmen;
… wurde sein Verstand zum ersten [M]al lebhaft
Und um wie[…]viel schlimmer wirkte dieses Wissen im Verstand eines Menschen!

Das mein ich aber auch,

Friedel

 

Hey,
danke auch Dir fürs Lesen und Kommentieren.

Das mit den Tomaten und dem Hund hatte eigentlich garkeine weitere Bedeutung; ich selbst hatte die Geschichte gar nicht wirklich in der Vergangenheit gesehen, und auch nirgends explizit verortet; eher so in einer irrealen Zwischenwelt oder so. :e
Aber interessante Anmerkungen.

... als wüsste sein Publikum nicht, wer er sei.
Da habe ich diese Phrase wohl zu oft verwendet. Aber irgendwie stimmt das auch: Unsicherheit ist auch bei mir in meiner Rolle als Erzähler tatsächlich immer vorhanden; nichtzuletzt, aufgrund der harten Kritiken, die in diesem Forum auf einen niederprasseln. ;)

Beim inhaltlichen fass ich mich manchmal an den Kopf
Warum?

Die Schnitzer werden ausgebessert. Danke daür.

Gruß.

 

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