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Der Highway des Lebens

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12.06.2017
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Der Highway des Lebens

Der Highway des Lebens

Ich war schon immer der Träumer und Denker. Ich habe mich Zeit meines Lebens vermutlich mehr in der fiktiven, als in der realen Welt befunden. Habe mich dort wesentlich wohler gefühlt. Unsere Gesellschaft und die Welt in der wir leben wirkt voller Möglichkeiten sich selbst zu entfalten. Doch gleichzeitig setzen wir uns überall Grenzen. In der Umgebung in der ich aufwuchs war kein Platz für kreative Träume: Mach deine Schule, finde einen Job, verdiene Geld und sterbe in hohem Alter. Das ist die Form in die wir alle unser Leben gießen. Doch was ist wenn das nicht mehr reicht, was wenn es Menschen gibt die diese Form durchbrechen wollen? Fuck, das kann doch nicht alles sein? Für diese Menschen ist entweder ein Leben am Existenzlimit oder als erfolgreicher Querdenker vorgesehen. Ich wollte schon immer mehr vom Leben, als die gewöhnliche Mittelmäßigkeit. Ich wollte schon immer der Welt meinen Stempel aufdrücken und etwas Großes erschaffen. Lange Zeit folgte ich den Regeln die mir anerzogen wurden, ich ging zur Schule, machte mein Abitur, studierte und fand einen aussichtsreichen Job als Manager einer Marketingagentur. Was anderen als erfolgreiches Leben vorkam, wirkte auf mich immer als würde ich mit Vollgas in eine Sackgasse fahren. Es passierte was passieren musste, die Straße war zu Ende und ich rauschte mit voller Geschwindigkeit in das Ende des Weges und in einer Sekunde änderte sich alles. Die erste Zeit nach diesem Crash verhielt sich, wie nach einem realen Autounfall. Benommen entstieg ich den Trümmern des Boliden der bis vor kurzem mein Leben war und fand mich schutzlos der Realität ausgesetzt. Ich versank in Selbstmitleid, trank, kiffte und versuchte alles andere auszublenden. Doch in dieser Welt der Realität zu entsagen bedeutet auch viel Hohn und Spott über sich ergehen zu lassen. Hier ist kein Platz für Versager.
In der Schule wird man nur auf Situationen vorbereitet, die die Gesellschaft als normal erachtet. Man lernt die Verkehrsregeln, wie man überholt und dass man bei Rot gefälligst anhält. Dabei lassen wir keine Gelegenheit aus die Freiheit zu erwähnen, die das Leben auf der Überholspur für uns bereithält. Wir posten Bilder von unserem Dinner, wir Teilen Bilder unseres Sommerurlaubes, oder eines neuen Autos und bearbeiten die Bilder so lange, bis sie den Erfolg ausdrücken den wir darstellen wollen. Allerdings fällt den wenigsten dabei auf, dass dies nichts als eine Illusion ist. Ein Hologramm eines erfolgreichen Lebens. Doch was ist es, was uns glücklich sein lässt? Ich war noch nie besonders geil darauf mich mit teuren Statussymbolen zu schmücken. In meinen Träumen lebe ich meistens zurückgezogen und autark, habe weder ein teures Haus noch Auto. Meine Vorstellung von Glück entspricht anscheinend nicht der meines Umfeldes. Fünfundzwanzig Likes sind eben nicht genug. Fortan beschreite ich meinen Weg zu Fuß und lasse mich von Menschen überholen, die ich weit hinter mir wähnte. Der Fußweg am Highway des Lebens ist jedoch mit Frust und Resignation gepflastert. Ohne den 500 PS Boliden unter meinen vier Buchstaben fühle ich jeden einzelnen Pflasterstein und das lässt mich müde werden. Immer häufiger ruhe ich mich aus, setze mich an den Straßenrand und blicke den Autos hinterher wie sie gen Horizont rasen und immer kleiner werden, bis sie aus meinem Blickfeld verschwinden. Ich fühle mich nackt und allein und die äußeren Umstände prasseln auf mich ein wie ein Platzregen im Herbst. Am Seitenstreifen trifft man nicht viele Menschen, nur einige wenige die liegen geblieben sind und sich mit einem Kanister zur nächsten Tankstelle aufmachen. Nur um ein paar Kilometer weiter zu kommen, erneut liegen zu bleiben und neuen Treibstoff zu besorgen. Benzin würde mir in meiner Situation nicht weiterhelfen, ein neues Auto muss her. Ich würde mich mit allem zufrieden geben, selbst ein Abwrackprämienwagen hilft mir weiter. Doch wo findet man ein neues Auto, wenn man am Highway steht. Außer den liegengebliebenen Wagen findet man höchstens noch ausgebrannte Wracks, die wie stumme Boten einer postapokalyptischen Welt erscheinen und ausgeschlachtet am Wegesrand vor sich hin gammeln. Der Highway verläuft nicht immer geradeaus und wenn man zu schnell ist, fliegt man aus der Kurve. Die vielen Kreuze am Wegesrand bezeugen die Gefährlichkeit unserer immer schneller werdenden Welt. Immer mehr Menschen können nicht mithalten, überschätzen sich oder machen Fehler, die ihnen letztendlich das Leben kosten.
Da stehe ich nun also im Regen und habe nichts weiter dabei außer ein Handtäschchen. Aufgeben war noch nie meine Stärke und so breche ich auf und laufe der aufgehenden Sonne entgegen, die mir wie Licht am Ende des Tunnels ins Gesicht scheint und mich blendet. Ein Königreich für eine Sonnenbrille. Zu schade, dass Trampen aus der Mode gekommen ist, aber auch das passt eben nicht mehr in unsere Welt der Statussymbole und der Angst. Wer nicht alleine voran kommt, muss entweder ein Loser oder ein Verbrecher sein. Also lassen wir sie stehen, um nicht selbst das zu verlieren was uns unser Leben bedeutet. Auf meiner Tasche ist ein Sticker mit der Aufschrift “Fuck the System” aufgenäht. Ich binde meine Schuhe fester und genieße jeden Schritt. Vielleicht nimmt mich ja, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, jemand mit und man bewegt sich eine Zeitlang in dieselbe Richtung. Jeder Mensch hat etwas, auf dass er sich zubewegt. Entweder bewusst oder unbewusst. Ebenso hat jeder sein Gepäck zu tragen, einige haben mehr, andere eben weniger dabei. Wir sollten endlich anfangen, uns dafür gegenseitig mehr zu respektieren und uns nicht anhand von Äußerlichkeiten zu Tode zu bewerten. Man darf alles verlieren, nur nicht sich selbst. Die Kreuze am Wegesrand bezeugen das.

 

Guten Morgen NigwanaWombosi,
(Wen kümmern schon normale Uhrzeiten?)

Zu erst einmal muss ich zugeben, dass mir der, ironischer Weise, recht normale Schreibstil eigentlich nicht gefällt, allerdings bin ich für Philosophie immer zu begeistern und mit guten Metaphern eh schnell zu locken.
Zum Thema: generell ja eine recht klassische, und ja leider auch nicht gerade unpassende Meinung vom System, gerade die Zentrale Darstellung durch den rasanten Highway trifft es meiner Ansicht nach gut. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir ein roter Faden fehlt. Vielleicht wegen den Ausschweifungen zu Beginn, vielleicht liegt es aber auch nur an meiner leider unverschämt kurzen Aufmerksamkeitsspanne. :lol:
Prinzipiell denke ich, dass hier das Potential für einen angenehmen Mix aus Kurzgeschichte und Philosophie vorhanden ist, ergo mit einer stärkeren Storyline als Gerüst und etwas unterschwelliger Gesellschaftskritik als Farbe, aber das ist natürlich eine Frage der Präferenz und Intention :D

Mit freundlichsten Grüßen,
Vorcelin

 

Hallo NigwanaWombosi,

herzlich willkommen.

Der Text ist eher eine Kolumne mit Einschlag zur Kurzgeschichte, weder Fleisch noch Tofu.

Da hier Geschichten erwartet werden, bin ich mit deinem Text nicht zufrieden. Besonders das Ende stört mich, wo der Erzähler mit Allerweltsfloskeln den Leser mit „wir“ und „man“ anspricht, statt beim Protagonisten zu bleiben.
Ich meine, neben der Empfehlung von Bas, auch das Ende überarbeiten, dann ist der Eindruck eines journalistischen Textes eliminiert.


Lieben Gruß

Asterix

 

Hola NigwanaWombosi,

der tag ‚Philosophisches’ hat wieder mal bestätigt, was ich befürchtete: Die Welt wird betrachtet und bewertet – von einer (Kurz)geschichte keine Spur.
Das ist ein Missverständnis, dass Dein Text hier gelandet ist.
Wenn mich die Lust zum Lesen überkommt, kann es gern eine Kurzgeschichte sein. Fast nicht zu glauben, wie schillernd bunt diese Palette ist. Und wie oft denke ich nach dem Lesen: He, das hat Spaß gemacht, tolle Idee, echt amüsant oder packend oder ...
Das kommt daher, dass der Autor etwas geschaffen hat, das nur er kann, etwas Einmaliges.
Bei Deinem Text jedoch wird mir aufgewärmt, was ich schon weiß.
Alles schon gehört, Binsenweisheiten à gogo, z.B.:

Ebenso hat jeder sein Gepäck zu tragen, einige haben mehr, andere eben weniger dabei.
Ich glaube, wir haben den gleichen Küchenkalender:D. – da findet man solche Sprüche. Meine Lust am Lesen bleibt allerdings auf der Strecke bzw. auf dem Highway.

Wir sollten endlich anfangen, uns dafür gegenseitig mehr zu respektieren und uns nicht anhand von Äußerlichkeiten zu Tode zu bewerten.
Das wären also Botschaft und Fazit. Das ist eindeutig zu mager.
Nicht die Andeutung eines – wie auch immer gearteten – Gefühls hab ich beim Lesen verspürt, nicht das geringste Interesse am Text. Ich blättere gelangweilt durch Dein Tagebuch, mehr nicht.

Ende meines sauertöpfischen Kommentars.
Liebe NW, Du hantierst prima mit Worten und mit dieser Basis wäre es doch vorstellbar, eine echte Kurzgeschichte zu schreiben; immerhin stehen zwanzig tags zur Verfügung.
Schau Dich um im Forum, lies Kommentare und Antworten, kommentiere selbst; Du wirst sehen, das wird hochinteressant. Deshalb willkommen im Forum!

José

 

Hallo liebe Community,

vielen Dank für die Kommentare und die Kritik. Ich hatte gar nicht erwartet hier so viel Feedback zu erfahren und bin positiv überrascht!

Ich möchte besser werden daher freue ich mich darüber, wenn sich die Mitglieder hier die Zeit nehmen meine Texte zu zerpflücken. Vielleicht habe ich auch nur eine masochistische Ader.

Wie dem auch sei, ich bin froh hier zu sein und hoffe auf weitere konstruktive Inspirationsanstöße.

NW

 

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