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Der Künstler

Ian

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02.03.2005
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Der Künstler

Der Künstler (Überarbeitet)

Die Uhr tickte. Das Geräusch wurde in Charles Ohren immer lauter, immer drängender, wuchs weiter an, je stärker er versuchte, es zu ignorieren. Er wandte sich von der Leinwand ab, und sah zur Uhr hinauf. Die Zeiger waren im schwindenden Licht kaum zu erkennen, es war kurz vor Sieben.
Er legte den Pinsel auf den Tisch, wischte sich, bewusst Zeit schindend, die Hände an einem farbverschmierten Tuch ab, und trat zurück. Als er den Kopf endlich hob, und das Bild ansah, empfand er nichts, es erzeugte keinerlei Emotion in ihm.
Mit hängenden Schultern ging er durch sein Atelier zu einem Regal, und griff nach einer Flasche Gin. Die Gläser, die neben der Flasche standen, waren dreckig und stumpf, er trank direkt aus der Flasche. Wohltuend, rann ihm der Alkohol die Kehle hinunter, die Bitterkeit des Gins passte zu seiner Stimmung, teils schaffte sie es, die Leere zu füllen, aber leider nur teils.
Noch immer die Flasche in der Hand haltend, trat er an die Staffelei, trank, starrte die Leinwand an, und trank weiter.
Irgendwann ließ er die Flasche fallen, sprang vor, ergriff das Messer, mit dem er sonst Farbreste abkratzte und stach zu. Er hackte auf das Bild ein, bis von der Leinwand nur noch Fetzen übrig waren. Mit einem groben Stoß warf er die Staffelei um.
Ein Geräusch an der Tür lenkte seine Aufmerksamkeit von den Resten des Bildes ab.
Er ließ das Messer sinken, das Gesicht verzerrt, richtete er sich auf, strich sich durchs Haar und sah sich nach der Ursache um. Sein Puls raste.
Im Türspalt entdeckte er den dunklen Haarschopf seiner Tochter Luisa. Sie sah verstohlen zu ihm hinüber, scheinbar unschlüssig, ob sie den Raum betreten sollte. Hastig versteckte Charles das Messer hinter seinem Rücken.
„Was gibt es, Schatz?“
„Mama schickt mich, das Essen ist fertig, ich soll dich holen“.
Sie wandte den Blick zu Boden.
Charles starrte sie ein paar Sekunden an. Wie lange hatte sie ihn schon beobachtet?
„Ich komme gleich runter.“
Mit einem schleifenden Geräusch schloss sich die Tür, leise Schritte waren auf der Treppe zu hören.
Einen Moment noch, stand Charles mit hängenden Schultern da.

Im Flur roch es nach Kohl und Kartoffeln. Charles hielt vor der Küchentür inne, und versuchte eine möglichst gelassene Haltung anzunehmen. Dann warf er einen Blick durch die offen stehende Tür. Seine Frau Olivia stand am Herd und wandte ihm den Rücken zu. Sie trug ein einfaches hellblaues Kleid, und hatte das Haar zu einem Knoten hochgebunden. Selbst bei alltäglichen Aufgaben sah sie noch immer wunderschön für ihn aus. In diesem Moment hob sie den Kopf, und lächelte Luisa an. Unbewusst hoben sich auch Charles Mundwinkel, er liebte ihr Lächeln.
Als Charles die Tür öffnete und die Küche betrat, verschwand ihr freundlicher Gesichtsausdruck.
„Hunger?“ Sie sah ihn an. „Seit Stunden steckst du jetzt schon wieder oben unter dem Dach.“
„Ein bisschen.“ Er setzte sich an den Tisch, und versuchte den ärgerlichen Tonfall seiner Frau zu überhören.
Luisa sah zu ihm hinüber. Als Charles sich zu ihr drehte, senkte sie hastig den Blick.
Olivia servierte Essen und Getränke, dann setzte sie sich, Charles gegenüber. Die nächsten Minuten war nur das Klappern des Bestecks zu hören.
Nach einer Weile spürte er, dass Olivia ihn beobachtete. Forschend sah er sie an.
„Charles, so kann das nicht weitergehen.“
„Was?“
„Heute sind wieder Rechnungen gekommen. Die Bank hat geschrieben, sie wollen die noch ausstehenden Raten für das Haus. Sie drohen mit Zwangsvollstreckung.“
Luisa rutschte von ihrem Stuhl herunter.
„Ich bin satt, wenn ihr mich sucht, bin ich in meinem Zimmer.“
Sie huschte zur Tür hinaus.
Charles sah Olivia an. „Das kriege ich schon irgendwie hin.“
Olivia schnaubte. „Das habe ich schon tausend mal gehört. Charles, mir ist es ernst, du kriegst das nicht hin! Wir haben über hunderttausend Pfund Schulden, und davon sind knapp zehntausend seit Monaten überfällig.“
Trotzig sah Charles sie an. „Und was soll ich, deiner Meinung nach, tun?“
„Geh raus, und such dir wieder eine richtige Arbeit.“
Charles schüttelte den Kopf.
„Du weißt, dass ich in meinem alten Beruf nicht glücklich war. Als ich mich entschieden habe, es mit dem Malen hauptberuflich zu versuchen, hast du hinter mir gestanden.“
„Und so wie es aussieht, war das ein Fehler. Vielleicht habe ich dir damals zuviel Mut gemacht. Ich finde deine Malerei toll, du musst nicht damit aufhören, aber es reicht nicht zum Leben. Das musst du doch einsehen.“
Olivia begann, den Tisch abzuräumen.
„Das ist nur eine Phase. Vor einem Jahr lief alles gut, das weißt du doch. Wir hatten genug Geld zum Leben. Ein paar verkaufte Bilder, und wir könnten die Raten wieder zahlen. Du wirst sehen.“
Olivia hielt inne. „Aber du verkaufst keine Bilder. Seit Monaten hast du nichts verkauft. Irgendwann muss diese Träumerei auch mal aufhören.“
„Das ist eine Pechsträhne, keine Träumerei.“
„Nenn es, wie du willst, es läuft auf das Gleiche hinaus.“
Die Worte versetzten ihm einen Stich.
„Ich habe verstanden.“
Sie hielt ihm weiterhin den Rücken zugekehrt, das Klappern verstummte.
„Nein, du hast nichts verstanden, Charles. Finde jemanden, der deine Bilder kauft, treib bis zum Monatsende das fehlende Geld auf, oder such dir eine richtige Arbeit. Bis Ende des Monats, sonst sind Luisa und ich weg! Ich liebe dich, Charles, aber diesen Druck halte ich nicht mehr länger aus.“
Charles stand auf, er wollte zu Olivia gehen, sie beruhigen und im Arm halten, so wie er es früher immer getan hatte. Als er den Stuhl zurückschob, drehte sie sich um und rannte zur Tür hinaus.
Charles stieß den Stuhl um, und lief hinterher. Er kam zu spät, die Tür zum Schlafzimmer war bereits abgeschlossen.
„Olivia!“ Er hämmerte mit der Faust gegen die Tür. „Olivia, mach auf. Wir müssen reden.“
Er hämmerte noch eine Weile auf die Tür ein, und rief ihren Namen. Von der anderen Seite der Tür kam keine Reaktion.

Charles musste über das, was Olivia gesagt hatte, nachdenken. Stundenlang wanderte er ziellos durch die Straßen, unfähig nach Hause zurückzukehren, weil ihm davor graute, Olivia zu begegnen. Nach einer Weile war seine Wut verflogen, stattdessen quälte ihn die Hilflosigkeit. Er entschied sich, noch etwas trinken zu gehen.
Das Kokoschka, tagsüber Café, abends Bar, wurde vor allem von Künstlern aufgesucht und war eine seiner Lieblingsbars. Charles schlugen warme Luft, Musik, und ein Gewirr von Stimmen entgegen, als er durch die Tür trat. Wie immer, war das Kokoschka gut besucht. Weiter hinten, etwas von der Bar entfernt, wurde gerade ein Tisch frei, Charles schob sich durch die Menge.
Das Pärchen, deren Tisch frei wurde, zog sich gerade an, während eine eifrige Bedienung bereits das Geschirr abräumte. Charles setzte sich, mit Blick in den Raum, auf eine alte Bank.
„Darf ich ihnen schon etwas bringen, oder brauchen Sie die Karte?“
„Einen Cappuccino, bitte.“
„Kommt sofort!“ Sie kritzelte etwas auf ihren Block, eilte zu einem anderen Tisch und nahm die nächste Bestellung entgegen.
Charles widmete sich einer Zeitung, die auf der Bank lag. An einigen Überschriften blieb er hängen, überflog die meisten Artikel aber nur.
Nach wenigen Augenblicken stellte die Bedienung schwungvoll eine große Tasse vor ihm ab. Charles bedachte sie mit einem Lächeln, schüttete Zucker in seine Tasse und rührte um. Der Duft des Cappuccinos stieg im in die Nase, genüsslich trank er einen Schluck.
"Charles, bist du das?“. Eine Männerstimme, dazu ein Gesicht, dass er schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte.
„Gerard! Schön dich zu sehen.“
Gerard und er waren locker miteinander befreundet, sie hatten sich vor ein paar Jahren auf einer Vernissage kennengelernt, und seitdem einige Male zusammen ausgestellt.
„Wie geht es Dir?“ Gerard sah ihn forschend an. "Du siehst müde aus."
„Einigermaßen gut. Bist du alleine? Setz dich.“
„An der Theke sind ein paar Freunde, aber die werden ein paar Minuten ohne mich auskommen.“
Gerard setzte sich auf einen Stuhl.
„Wo warst du in letzter Zeit? Wir haben uns seit Monaten nicht gesehen. Arbeitest du an einem neuen Projekt?“
„Nein. Um ganz ehrlich zu sein, eher im Gegenteil. Ich war ziemlich unproduktiv.“ Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse, dann zuckte er mit den Schultern. „Keine Ideen.“
„Mir fehlt eher die Zeit, alles umzusetzen, was mir in den Sinn kommt.“
Charles rutschte auf der Bank hin und her.
„Meine letzten Bilder … ich habe das Gefühl, mich nur noch selbst zu kopieren. Entweder das, oder ich bin nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Verkauft habe ich schon lange nichts mehr.“ Charles Blick ging ins Leere.
„Das klingt mir nach einer Blockade! Vielleicht gehst du zu verkrampft an die Sache heran.“
„Nein. Ja. Ich weiss nicht“, Charles sank zurück.
„Ich habe eine Idee, Charles. Nächste Woche ist eine Ausstellung in Lord Helmings Villa, wir gehen zusammen hin, und du sammelst ein paar Eindrücke.“
„Was für eine Ausstellung ist das?“
Gerard zuckte mit den Schultern. „Die Privatsammlung eines Barons, der bei Helmings zu Gast ist. Sue hat ihn mal kennengelernt, er muss ein komischer Vogel sein, reist um die Welt um seine Sammlung zu erweitern."
Gerard nahm einen Schluck aus Charles Tasse, ehe er fortfuhr.
„Sue ist eingeladen, sie kann ein paar Leute mitbringen. Bist du dabei?“
Charles sah Gerard zweifelnd an. „Ich fürchte, im Augenblick bin ich keine gute Gesellschaft.“
Gerard wirkte enttäuscht. „Dir mangelt es an Inspiration. Was bietet sich da Besseres an, als eine Ausstellung?“
„Tut mir leid, Gerard, ich habe gerade andere Sorgen.“
„Ach komm schon, du könntest auch Olivia mitbringen.“
Charles schnaubte. „Olivia? Die hat im Augenblick keinerlei Sinn für Kunst.“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah Gerard ihn an.
„Ist es das? Du vermutest Olivia stehe nicht der Sinn danach, und deshalb willst du nicht hingehen? Charles, was ist los mit dir?“
Charles schwieg eine Weile, dann schüttelte er den Kopf.
„Was hast du zu verlieren? Vielleicht findest du die Inspiration, die dir fehlt, vielleicht auch nicht. Im schlimmsten Fall wärest du mal wieder unter Leute gekommen.“
Charles sah seinen Freund an. „Vermutlich hast du recht.“
„Das habe ich. Dienstag Abend, halb acht, bin ich bei dir.“
Gerard stand auf und trat zu der Bedienung die gerade am Nachbartisch stand. „Bring ihm einen Gin Tonic.“ Er deutete auf Charles. „Die Rechnung geht auf mich.“
„Wird erledigt.“
Gerard bedankte sich bei der Bedienung, hob grüßend die Hand in Charles Richtung, dann ging er.

Der Galerist schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, Mr. Saviles, im Moment wird einfach eine andere Stilrichtung von unseren Kunden erwartet. Ich sehe auch aktuell keine Chance, sie in näherer Zeit in einer Ausstellung unterzubringen. Leider haben wir die Planungen für die nächsten Monate bereits abgeschlossen.“
Väterlich trat er näher, und legte Charles eine Hand auf die Schulter.
„Wir haben ihre Adresse. Wenn wir wieder etwas suchen, melden wir uns bei Ihnen.“
Charles nickte. „Ich verstehe. Trotzdem vielen Dank. Auf Wiedersehen.“
Mit seinem Paket unter dem Arm verließ er die Galerie. Ein paar Schritte entfernt sah er sich missmutig um. Der siebte Rückschlag an diesem Tag.
Er zog Zigaretten und Streichhölzer hervor. Nach der vierten Absage hatte er sich eine Schachtel gekauft, was er seit Jahren nicht mehr getan hatte. Mit einem Streichholz zündete er sich eine Zigarette an, sog gierig den Rauch ein und musste Husten.
Wütend ging er die Straße hinunter. Die nächste Kneipe befand sich an der Ecke, wenn ihn seine Erinnerung nicht trog.

Das Gebäude war beeindruckend. Lord Helmings Villa war groß, weiß, und hell beleuchtet, und schien wahrhaft riesig zu sein.
Sue ließ sich von Gerard die Treppe hinauf zum Haupteingang führen. Charles folgte ihnen. Ein Portier in schwarzem Smoking öffnete die Tür, nachdem er ihre Einladung kontrolliert hatte.
Ein großzügiges Foyer erwartete sie, vor Ihnen führte eine breite Treppe zum Obergeschoss hinauf, an der Seite war eine doppelflügelige Tür weit geöffnet. Dahinter konnte man einen Saal erkennen, in dem sich bereits über hundert Gäste eingefunden hatten. Ein weiterer Diener nahm ihnen ihre Mäntel ab, und gebot ihnen mit einer einladenden Geste, den Saal zu betreten.
Charles war beeindruckt. Der Saal war von seinem Erschaffer als Tanzsaal entworfen worden, und wurde von kristallene Leuchtern in ein warmes Licht getaucht. Warum die Wahl des Kurators auf diesen Raum gefallen war, war offensichtlich. Die Bilder hingen mit der Unterkante in ungefähr zwei Metern Höhe, sodass man die Sammlung über den ganzen Saal hin, bewundern konnte.
Irgendwo spielte eine Band, die Melodie eines langsamen Jazz-Lieds schlängelte sich durch den Raum.
Sue wurde sofort von einem gut aussehenden, blonden Mann im maßgeschneiderten Anzug in Beschlag genommen. Kaum hatten sie den Raum betreten, stürzte er sich sofort auf sie, verwickelte sie in ein Gespräch, und überging Gerard völlig. Dieser warf boshafte Blicke in Richtung des Blonden, was Charles nicht entging. Er tippte seinem Freund auf die Schulter. „Komm, lass uns was trinken.“
Gerard warf noch einen ärgerlichen Blick in Sue´s Richtung, und gab ihr ein Zeichen, dann folgte er Charles.
„Wer war der Blonde, der sich Sue gleich geschnappt hat, und sie jetzt angräbt?“
„Der? Das ist Tom! Er ist Amerikaner, aus New York, zumindest behauptet er das. Der Kerl hat Manieren wie ein Cowboy, und malt, als halte er beim Malen einen Kuhschwanz, statt eines Pinsels, in der Hand.“ Charles musste grinsen.
„Da, die Bar.“ Gerard zeigte in den hinteren Teil des Saals.
Am Ende des Raums war über Eck eine Theke aufgebaut. Nicht alle Barhocker waren belegt, Charles und Gerard hatten Glück, und konnten welche ergattern. Der Barmann gab ihnen mit einem Nicken zu verstehen, dass er sie zur Kenntnis genommen hatte, und mixte weiter an einem Drink. „Komme gleich.“
Sie sahen ihm eine Weile zu, dann hatte er Zeit für sie, seinem Lächeln nach, musste er den schönsten Job der Welt haben.
„Was darf ich den Herren bringen? Martin, Campari, Whiskey Sour oder vielleicht ein Glas Wein?“
„Gin Tonic für mich“, antwortete Charles. Gerard nahm dasselbe.
Kunstvoll jonglierte der Barmann mit seinen Flaschen, dabei warf er immer wieder Blicke in Richtung einer Brünetten, die am anderen Ende der Theke stand. Kurze Zeit später kam er mit zwei randvoll gefüllten Gläser zu ihnen. Mit einem freundlichen Nicken stellte er die Gläser auf die Theke. Charles und Gerard tranken einen Schluck.
„Was läuft eigentlich zwischen dir und Sue?“
„Ich weiss auch nicht genau. Ich mag sie, aber ob sie an mir interessiert ist, bin ich mir nicht sicher.“
Charles schüttelte grinsend den Kopf. „Du bist zu ängstlich, mein Freund. Ich sehe doch, was sie dir für Blicke zuwirft. Sie wartet auf deinen nächsten Zug!“
Gerard runzelte die Stirn. „Glaubst du?“
„Ja! Ganz sicher!“
Gerard begann, zu grübeln.
Charles sah sich um. Ein Stück entfernt, hing ein beeindruckendes Bild. Es zeigte drei Tiere, einen Hund, ein Reh und einen Raben, die sich ineinander verbissen hatten. Die Farbwahl war etwas melancholisch, und mit den Proportionen stimmte etwas nicht, was vom Künstler allerdings so raffiniert untergebracht war, dass man sich einfach mit dem Bild beschäftigen musste. Er dachte darüber nach, als sich jemand, ein Stück vor ihm, umdrehte, und in seine Richtung blickte.
Charles zuckte zusammen. Steffods, ein Mann, dem er seit längere Zeit aus dem Weg ging, und dem er noch Geld schuldete, seit ihm die Bank schon einmal keinen Aufschub mehr gewähren wollte. Vor zwei Monaten hatte er ihn über dubiose Kontakte kennengelernt, und sich mit schlechtem Gewissen einige tausend Pfund von ihm geliehen, die er bis heute noch nicht zurückgezahlt hatte.
Steffods setzte sich in Bewegung, er kam direkt auf Charles zu. Charles schüttete seinen Gin mit einem Schluck hinunter. „Gerard, ich muss mal kurz weg. Wir sehen uns später.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, rutschte er von seinem Barhocker hinunter und wandte sich genau entgegengesetzt der Richtung, aus der Steffods kam. Er quetschte sich durch eine Traube dicht stehender Menschen, und rempelte dabei einige der Personen an.
„Entschuldigung“ murmelte er immer wieder.
Hinter einer größeren Gruppe versuchte er, in Richtung der gegenüberliegenden Wand zu gelangen, an der das Buffet aufgebaut war. Nach ein paar Schritten warf er einen Blick zurück. Steffods folgte ihm, Charles sah das gerötete Gesicht des kleinen, fetten Mannes immer wieder aufblitzen und spürte, wie sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend breit machte.
Hastig drängelte es sich durch die nächste Gruppe. Kaum heraus, versuchte er, zum Ende des Saals zu gelangen, und stieß dabei gegen einen Kellner, der sein Tablett gerade noch in den Griff bekam. Er schlüpfte zwischen den Rücken zweier korpulenter Herren hindurch, und lief direkt in einen gut gekleideten Herren hinein.
„Entschuldigen Sie, ich hatte sie nicht gesehen.“
„Sie sehen aus, als wären sie auf der Flucht.“
Der Mann zwinkerte ihm verschmitzt zu.
„Hier entlang. Folgen sie mir.“
Er kehrte Charles den Rücken zu, offenbar in der Erwartung, dass ihm dieser folgen würde. Charles folgte ihm.
Der Mann steuerte auf die Wand des Saals zu, und blieb unvermittelt vor einer unauffälligen Tür, zwischen zwei Gemälden, stehen. Er öffnete die Tür, und winkte Charles hindurch. Sein Retter folgte ihm, zog die Tür ins Schloss, und sah ihn an.

„Sie wirken, als könnten sie einen Drink gebrauchen.“ Charles nickte, und folgte dem Fremden durch einem großzügigen, holzvertäfelten Flur zu einer Tür. Der Raum dahinter war ein kleiner Salon mit gemütlich wirkenden Sesseln, Sofas, einem altmodischen Schreibtisch und einigen Bücherregalen.
Der Mann trat zu einem Regal, nahm Gläser heraus und mixte die Drinks. Nach einem Moment bot er Charles ein gut gefülltes Glas an.
„Auf ihr Wohl, Mr. Saviles!“
Charles war irritiert. „Woher …“
„Eine gemeinsame Freundin, Mrs. Sue Holland, hat mir von ihnen erzählt. Als Sie mit ihr den Saal betraten, wusste ich, dass Sie es sein mussten. Wenn man unserer gemeinsamen Bekannten Glauben schenken darf, sind sie ein sehr guter Maler.“
Charles nahm einen Schluck. Zu seiner Überraschung hatte ihm der Fremde einen Gin Tonic, sein Lieblingsgetränk, gemixt.
„Was hat Sie in Schrecken versetzt?“
Der Kragen von Charles Hemd kratzte, das Jackett saß zu eng. Eine Sekunde lang sagte keiner der beiden Männer ein Wort.
„Entschuldigen Sie, diese Frage war unhöflich."
Der Mann machte eine angedeutete Verbeugung, zeigte dabei jedoch ein spöttisches Grinsen. "Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Horváth, Baron Horváth, um genau zu sein, ich bin der Besitzer dieser großartigen Sammlung. Wie gefällt sie Ihnen?“
Der Baron hatte die Eigenart, leicht vorgebeugt auf Charles herunterzusehen, er erinnerte an einen Adler, der über seiner Beute kreiste.
„Sie haben eine Gabe dafür, Dinge anzusprechen, die mich in Verlegenheit bringen, Baron. Mein Begleiter brauchte einen Drink, nachdem er, wegen einer Frau etwas Ablenkung nötig hatte. So führte mein Weg direkt zur Bar.“
„Ich verstehe. Dann sind sie jemandem begegnet, dem sie nicht begegnen wollten.“
Charles nickte. „Ja.“
Der Baron streckte ihm eine Hand entgegen. Charles ergriff sie beinahe automatisch. Der Baron hatte sehr große Hände, und einen Handgriff wie ein Schraubstock, die Charles das Gefühl gaben, er wäre ein Kind.
„Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Mr. Saviles.“
„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite. Allerdings muss ich betonen, dass Mrs. Holland mit ihrem Lob wenig übertrieben hat.“
„Ich würde mir gerne ihrer Bilder ansehen, meine Sammlung könnte frisches Blut vertragen. Das ist auch einer der Gründe, aus denen ich auf Reisen bin. Wo immer ich hinkomme, versuche ich, etwas zu finden, das meine Sammlung bereichern könnte.“
Charles sah sich den Baron genauer an. Er hoffte einen Hinweis zu finden, der ihm Aufschluss darüber geben würde, was für eine Art von Bildern der Baron insgeheim bevorzugen mochte. Aber der Mann, der vor ihm stand, erschien ihm auf eine unbestimmte Art so fremdartig, dass Charles ihn nicht einzuschätzen wusste.
„Was suchen Sie? Vielleicht habe ich etwas für Sie, oder ich kenne jemanden, der etwas nach ihrem Geschmack haben könnte.“
„Haben Sie im Vorbeigehen einen Blick auf die Ausstellung geworfen? Ich suche Bilder, denen etwas schwer fassbares, verstörendes anhaftet, das einen nicht mehr loslässt, und zum Nachdenken anregt.“
Der Baron hielt Charles ein neu gefülltes Glas hin, er hatte nicht bemerkt, dass er es dem Baron gegeben hatte.
„Auf Ihr Wohl, Mr. Saviles.“
„Auf Ihr Wohl, Baron.“ Dies war bereits sein dritter Gin, der Alkohol begann, seine Wirkung zu entfalten.
„Kommen Sie, Mr. Saviles, ich möchte Ihnen etwas zeigen. Eine weitere Sammlung, kleiner als die im großen Saal, dafür intensiver und eindrücklicher.“
„Sehr gerne, Baron. Was auch immer Sie hinter verschlossenen Türen hüten mögen.“

Sie folgten dem Flur tiefer ins Haus hinein. Ihr Weg endete vor einer stabil wirkenden Tür, die vage an ein Burgtor erinnerte. Der Baron nahm einen altmodischen Schlüsselbund, leise klickte das Schloss. Er öffnete einen Flügel und verschwand in der Dunkelheit dahinter.
„Kommen Sie, Mr. Saviles.“
Die Stimme drang gedämpft in den Flur. Langsam, fast zögerlich, ging Charles auf die geöffnete Tür zu. Unruhe überkam ihn. Der Baron erschien im Durchgang, in der Hand eine Kerze, deren Schein einzig sein Gesicht beleuchtete. Im Vorbeischlüpfen stieg Charles der Geruch von Mottenkugeln und Moos in die Nase.
Der Raum war stockfinster, Charles konnte seine Füße nicht erkennen. Die Fenster mussten verdunkelt worden sein.
„Machen Sie sich auf etwas Besonderes gefasst.“
Ein Klicken, und das Licht ging an. Die Helligkeit blendete im ersten Augenblick. Als Charles sich an das Licht gewöhnt hatte, ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Dutzende Kunstwerke waren über den Raum verteilt, teils hängend an den Wänden, teils standen sie auf Staffeleien, oder waren einfach auf den Boden abgestellt, und an die Wand gelehnt worden. Einige der Werke waren mit Tüchern verhängt.
Er erstarrte.
Eine junge Frau, die ein elegantes Ballkleid trug, stand nahe der Tür. Charles trat irritiert ein paar Schritte näher. Sie hatte einen dünnen roten Strich am Hals, an dem Blut hinunterlief, jemand hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Daneben sah man die Spitze einer Messerklinge an der ölig ein dicker Tropfen hing. Die Hand, die das Messer hielt, und die zugehörige Person, waren nur als Schemen wahrzunehmen. Das Gesicht der Frau zeigte Unglauben und eine tiefe Traurigkeit.
Die Perfektion des Bildes war schockierend. Je nach Blickwinkel wirkte es, als stünde die Frau im Raum, zuweilen aber auch, als stünde man selbst in der Szene.
Charles sah sich nach dem Baron um, konnte ihn aber nicht entdecken. Er musste den Raum verlassen haben, als Charles das Bild betrachtet hatte.
Ein paar Schritte weiter, erwartete ihn das nächste Bild, welches eine ebenso schockierende Wirkung auf Charles hatte. Dichtes Schwarz, das schien als wolle es das Licht absorbieren, auf einem strahlenden Weiß, das beinahe zu leuchten schien.
Ein Rabe versuchte, mit einer abgerissenen Hand im Schnabel, davonzufliegen. Die Schwingen ausgebreitet, wollte er seine Beute in Sicherheit bringen, doch ein Stück Haut verband die Hand noch mit dem Arm. Das Opfer, scheinbar männlich, lag auf dem Rücken, sein Bauch war aufgerissen, ein Schwarm Raben damit beschäftigt, die Eingeweide herauszureißen. Mit der anderen Hand zerquetschte er einen Raben, der in seinem Schnabel ein menschliches Auge stecken hatte.
Je länger Charles das Bild betrachtete, desto mehr grausame Einzelheiten entdeckte er. Ein Gefühl des Ekels überkam Charles, angewidert wandte er sich ab.
Im nächsten Bild war ein dämonisches Pärchen beim Geschlechtsakt abgebildet. Charles trat näher an das Bild heran.
„Gefällt Ihnen meine Sammlung?“
Er zuckte zusammen. Der Baron stand dicht hinter ihm, und schaute mit einem träumerischen Gesichtsausdruck auf das Bild. Charles schluckte.
"Ich merke schon, Ihnen fehlen die Worte. Warten Sie ab, bis Sie den Rest gesehen haben."

Der Baron blieb vor der Tür des Festsaals stehen und wandte sich noch einmal an Charles.
„Werden Sie mein Angebot annehmen, Mr. Saviles?“
„Baron Horvath, ihr Geschmack hat, meiner Meinung nach, etwas Krankhaftes an sich. Diese Art Kunst ... Ich kann so etwas nicht malen, ich werde so etwas nicht malen.“
Der Baron zuckte mit den Schultern.
„Krankhaft? Nein! Exzentrisch, wäre das richtige Wort. Aber lassen wir das, scheinbar sind Sie in dieser Hinsicht etwas kleingeistig. Wir werden sehen, wie Sie sich am Ende entscheiden. Zehntausend Pfund für ein Bild, vorausgesetzt, es gefällt mir. Denken Sie noch einmal in Ruhe darüber nach.“
„Da gibt es nichts nachzudenken. Bitte öffnen Sie die Tür.“
Der Baron öffnete mit seinem altmodischen Schlüssel die Tür.
„Bitte schön, Mr. Saviles. Auf Wiedersehen.“
Charles drängte sich wortlos an dem Baron vorbei, und betrat den Festsaal. Das Treiben erschien ihm laut und surreal. Es war Zeit dieses Fest zu verlassen.

Der Bankangestellte blätterte die Papiere vor und zurück. Verträge, Kontoauszüge, und verschiedene Schreiben der letzten Jahre lagen, über diverse Stapel verteilt, auf dem Tisch. Ab und an presste er die ohnehin schon schmalen Lippen noch fester aufeinander, schüttelte den Kopf, oder ließ ein Schnauben hören. Charles rutschte auf dem unbequemen Besucherstuhl hin und her, und versuchte, eine bessere Sitzhaltung zu finden, was ihm jedoch nicht gelang.
Nach einigen Minuten, in denen er Charles geflissentlich ignoriert hatte, legte der Bankangestellte die Unterlagen zurück auf den Tisch, und sah Charles an.
„Wie viel haben Sie mitgebracht?“
„Was?“
„Wie viel sie mitgebracht haben? Sie wollten ein Gespräch wegen der Rückzahlung ihrer Schulden, welchen Teil davon, können Sie hier und jetzt tilgen?“
Charles schluckte. „Ich wollte eigentlich …“
„Mr. Saviles, sie sind mit ihren Raten mehr als ein halbes Jahr im Rückstand. Sämtliche Schreiben, die wir Ihnen geschickt haben, haben Sie ignoriert. Beantworten Sie meine Frage.“
„Nichts.“ brachte Charles hervor.
„Nichts? Nun, Mr. Saviles, das ist nicht genug. Er trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
„Entweder, Sie legen mindestens die Hälfte der noch offenen Forderungen auf den Tisch, oder dieses Gespräch ist beendet.“
„Das kann ich nicht!“
Charles hielt die Stuhllehnen umklammert.
„Dann fordere ich Sie hiermit auf, zu gehen, Mr. Saviles. Die Zwangsvollstreckung wird demnächst eingeleitet. Sie werden durch unsere Rechtsabteilung von uns hören!“
Charles setzte zu einer Erwiderung an, ein Blick in das Gesicht des Bankiers machte ihm allerdings klar, dass jedes weitere Wort zu viel war.
Der Bankangestellte erhob sich aus seinem Sessel, und sah auf Charles hinunter.
„Sofort, Mr. Saviles! Ansonsten sehe ich mich gezwungen, unseren Sicherheitsdienst einzuschalten. Der wird Sie gerne beim Verlassen der Bank unterstützen.“
Charles erhob sich und verließ den Raum.

Die Luft war kalt, und erfrischend, als Charles die Bar verließ. Seine Beine fühlten sich wackelig an, allerdings konnte er noch einigermaßen gerade gehen. Er hoffte, dass der Heimweg seinen Kopf wieder etwas klarer machen würde.
An einer schlecht beleuchteten Kreuzung blieb er stehen, und sah sich ratlos um. Die Gegend war ihm nicht vertraut, er musste tiefer in das Hafenviertel geraten sein, als er gedacht hatte. Jedes mal wenn sich ihm jemand zu sehr aufgedrängt hatte, oder ihn in ein Gespräch hatte verwickeln wollen, hatte er die Gaststätte gewechselt.
Er ging in eine Seitenstraße, von der er hoffte, sie würde ihn in Richtung Zentrum führen. Nach einer Weile schien das Mondlicht zwischen zwei Häusern hindurch, was ihn noch mehr verwirrte. Der Mond sollte eigentlich vor ihm sein, nicht links von ihm.
Unsicher bog er in eine kleine Gasse, im letzten Augenblick bemerkte er einen Müllsack auf dem Boden, und schaffte es gerade noch, nicht darüber zu fallen. Er hielt inne.
Am Ende der kurzen Gasse, wenige Meter von ihm entfernt, standen regungslos zwei Gestalten im Schatten.
Charles war unschlüssig, ob er zurückschleichen oder abwarten sollte. Noch hatte Sie ihn nicht bemerkt, was sich schnell ändern konnte, wenn er allzu ungeschickt versuchen würde, aus der Gasse zu fliehen. Jüngere Zeitungsberichte, die über Raubüberfälle und Morde berichtet hatten, standen ihm mit einem mal vor den Augen. Zentimeter für Zentimeter schob er sich zurück und versuchte dabei, möglichst ruhig zu Atmen.
Die zwei Gestalten am anderen Ende der Gasse gerieten in Bewegung.
"Los jetzt, er kommt gerade heraus.“ Die Stimme war männlich, und hatte etwas Kratziges an sich.
Die beiden huschten auf die Straße und verschwanden aus Charles Blickfeld.
Charles ging eilig zum Ende der Gasse, und warf einen Blick auf die Straße. Gegenüber lag der „Rusty Anchor“, eine Gaststätte, die einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck machte. An der Tür versuchte ein offensichtlich Betrunkener, seine Jacke anzuziehen, was ihm nicht so richtig gelingen wollte. Einige Meter entfernt, stand zwei Männer, die sich unterhielten. Als der Mann, der eben aus der Gaststätte gekommen war, es geschafft hatte seine Jacke anzuziehen, ging er mit wackeligem Gang in ihre Richtung.
„Hey, du", sagte der eine, "hast du mal Feuer?"
„Klar, hab´ ich.“
Der Mann blieb stehen und begann in einer Jackentasche zu kramen. Einer der beiden Männer schob sich an seine Seite, und hakte sich bei dem Betrunkenen unter.
„Na, kannst kaum noch stehen, was? Dann will ich dir mal ein bisschen behilflich sein, nicht dass du noch stürzt.“
Der Angesprochene nickte und suchte weiter in seinen Taschen.
„Einen schönen Gruß von …“, sagte einer. Den Rest konnte Charles nicht hören.
Der Betrunkene zuckte zusammen, er hob den Kopf, und sah die beiden Männer an.
Der vordere zog etwas aus seiner Jacke und rammte es dem Betrunkenen in den Bauch. Dieser stöhnte auf und sackte zusammen, wurde aber noch von dem zweiten Mann gehalten. Charles glaubte, ein Messer gesehen zu haben.
Mehrmals rammte es der vordere dem Betrunkenen in den Bauch. Nach einer Weile ließ er von ihm ab, und der andere ließ den Mann fallen. Sofort breitete sich ein dunkler Fleck auf dem Pflaster aus.
„Der ist hinüber", sagte er zu seinem Kumpan, der sich daraufhin bückte, und sein Messer am Mantel des Sterbenden abwischte. Als er den Kopf hob, sah er Charles direkt ins Gesicht. „Scheiße, da steht einer. Los komm, den schnappen wir uns.“
Charles taumelte zurück in die Gasse, drehte sich um, und rannte so schnell er konnte. Mit einem Sprung schaffte er es gerade noch über den Müllsack am anderen Ende der Gasse.
Als er die Straße erreichte, sah er sich hektisch nach einem Fluchtweg um. Auf der rechten Seite folgte die Straße einer Biegung, was dahinter lag, konnte man in dem schlechten Licht nicht sehen.
Schritte näherten sich von hinten.
Charles entschied sich für die rechte Seite, er rannte los, und traute sich nicht, über die Schulter zu blicken, aus Angst davor, auf dem Pflaster zu stolpern. Er musste Abstand zwischen sich und diese beiden Männer bringen.
Kaum war er um die Biegung der Straße herum, flüchtete er sich in eine enge Gasse zwischen zwei ärmlich wirkenden Häusern. Er erreichte die nächste Querstraße, rannte auf die andere Straßenseite, und sprang über eine flache Mauer. Das Gebäude hatten einen Hinterhof, in den er jetzt hetzte.
Er war in eine Sackgasse geraten. Panisch sah er sich um, und entdeckte zwischen den dicht gedrängten Häusern eine Tür, auf die er zuhastete. Er betätigte den Griff, die Tür öffnete sich, und Charles rannte auf die Straße hinaus. Charles stolperte, fiel hin, und raffte sich wieder hoch.
Erneut überkam ihn Panik, seine Lungen brannten, und die Muskeln an seinen Beinen schmerzten, als wollten sie jeden Moment zerreißen. Er musste sich ausruhen, und brauchte dringend ein Versteck.
Ein paar Meter entfernt, verschwand eine Treppe im Dunkel eines Hauseingangs, er sprang die Stufen hinauf, und sackte keuchend vor einer Tür zu Boden.
Sobald sein Atem sich etwas beruhigt hatte, lauschte er.
Stille.
Irgendwo miaute eine Katze und Charles meinte, etwas rascheln gehört zu haben, das ihn an Ratten denken ließ. Von den Männern war nichts zu hören.
Er blieb noch eine Weile sitzen, dann trat er den Heimweg an, nicht ohne in jedem Schatten einen Mörder zu vermuten.

Charles sah an seinem Arm hinunter, der bis zum Ellbogen voller Blut war. Er hielt ein Messer in der Hand. Ein heiseres Krächzen brach sich aus seinem Innersten an die Oberfläche. Die Raben nahmen seinen Befehl entgegen, sie stießen vom Himmel herab, und stürzten sich auf den Sterbenden. Ein Vogel pickte ein Auge aus dessen Gesicht, ein anderer schnappte nach der Zunge, und verbiss sich darin.
Keine Zeit zum Rasten, er drehte sich zu seinem Kumpan um, griff nach ihm, hielt ihn mit eisernem Griff fest, und schlitzte ihm die Kehle auf.
Der ganze Himmel war jetzt schwarz von Raben, sie krähten und krächzten wie mit einer Stimme. Charles verstand ihre Worte, sie hatten recht, in der Gasse stand jemand in den Schatten, und beobachtete ihn. Er musste ihn jagen und töten, der Schatten wusste zu viel, und seine Kinder, die Raben, hatten noch Hunger. Mit einem großen Sprung war er auf der anderen Seite der Straße, er verschmolz mit den Schatten und jagte dem Unbekannten hinterher.
Charles wurde von dem Geschehen weggerissen. Eine andere Umgebung, er versuchte sich in der Dunkelheit zu orientieren, die plötzliche Stille lastete schwer auf ihm, sie erschien ihm fast greifbar, nach dem verschlungen monotonen Krächzen der Raben.
Das Atelier. Er hatte geträumt.
Schweißgebadet lag er auf dem alten Sofa in seinem Atelier. Fröstelnd kroch er unter der dünnen Decke hervor, zog sich seinen Morgenmantel über, und ging barfuß durch den Raum. Im Regal neben seinen Farben, fand er eine fast volle Flasche Gin, mit der er ans Fenster trat, und einen tiefen Schluck nahm. Er sah hinaus in die Finsternis, es war mitten in der Nacht. Bis zum Morgengrauen würde es noch ein paar Stunden dauern.
Langsam beruhigte sich sein Puls, er trat vom Fenster zurück, und betrachtete sein Atelier. Alles, was er sah, erschien ihm trivial und unwirklich.
Einige seiner älteren Bilder standen an einer Wand, Charles begann sie durchzusehen. Eine Blumenwiese, in leuchtende Farben zog er hervor. Heile Welt.
Er hasste dieses Bild.
Mit einer schwungvollen Bewegung knallte er es auf die Staffelei, nahm das Messer und begann die Farbe abzukratzen. Immer wieder griff er nach dem Gin, und trank in großen Schlucken.
Nach einer Weile wurden seine Bewegungen fahriger, er schnitt sich mit dem Messer. Verärgert steckte er den pochenden Finger in den Mund. Sein Blut lief an der Leinwand hinunter, und sammelte sich an einer Stelle wie in einer Pfütze.
Mit großen Schlucken trank er den Rest der Flasche leer, dann ließ er sie achtlos auf die Dielen fallen. Er nahm die Palette, seine Farbtuben und einen Pinsel zur Hand.

Olivia weckte ihn am frühen Mittag.
„Charles, was stimmt nicht mit dir?“
Er sah sie ratlos an. Die Sonnenstrahlen, die zum Fenster hereinfielen, stachen ihm direkt ins Gehirn. Er hatte grässliche Kopfschmerzen.
Sein Blick wanderte von der leeren Flasche, die noch auf dem Boden lag, hinauf zur Staffelei.
Sein Herz setzte einen Schlag aus, der Mord vor der Gaststätte, in Öl manifestiert. Langsam verstand er, warum Olivia so irritiert war, ihm ging es nicht anders, er konnte sich nicht erinnern, in der letzten Nacht noch gemalt zu haben.
Das Bild war in technischer Hinsicht perfekt, gleichzeitig war die Wirkung auf Charles abstoßend, Olivia erging es scheinbar nicht anders.
„Das Bild macht mir Angst, Charles. Schaff es weg.“
Ihre Stimme zitterte. „Warum malst du so etwas?“
In ihren Augenwinkeln schimmerten Tränen.
Charles starrte noch immer auf das Bild, auf Olivias Frage hatte er keine Antwort.

Der Baron lehnte sich mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck in seinem Sessel zurück.
„Ich hatte nicht sobald mit Ihnen gerechnet, Mr. Saviles!“
Er warf einen Blick auf das Bild, das vor dem Bücherregal auf einer Staffelei stand.
„Mrs. Sue Holland hat mir dem richtigen Tipp gegeben, als sie mir Ihren Namen nannte. Ihr Stil beeindruckt mich. Sie haben es geschafft, mich zu überraschen.“
Charles wusste nicht, was er entgegnen sollte, er saß dem Baron gegenüber, auf einem weich gepolsterten Stuhl.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr Gespräch, der Butler des Barons betrat dem Raum, und servierte Tee. Seine Bewegungen wirkten, als habe er diese Zeremonie über Jahre geübt und vervollkommnet. Er wirkte griesgrämig, während er servierte, sagte er kein Wort. Genauso wortlos, wie er den Raum betreten hatte, verließ er ihn auch wieder.
„Nun zu meinem Teil unseres Handels.“
Der Baron stand auf, und ging zu einem Schrank. Charles hörte das Klimpern eines Schlüssels, und kurz darauf das Geräusch einer Schublade, die geöffnet wurde.
„Das Bild ist sehr authentisch, woher hatten Sie die Idee dazu?“
Charles war sich unsicher, ob er die Geschichte dazu erzählen sollte, nach einem Blick in Richtung des Barons, entschied er sich für die Wahrheit.
„Vor ein paar Tagen hat mich der Zufall ins Hafenviertel geführt. In einer Gasse beobachtete ich zwei Männer, die auf jemanden zu warten schienen. Kurze Zeit später kam ein Betrunkener aus einer Gaststätte, und die zwei Männer haben ihn umgebracht. Soweit ich sehen konnte, haben Sie ihn nicht ausgeraubt, es schien mit eher ein Auftragsmord. Sie sprachen vorher mit dem Opfer, und bestellten ihm von jemandem Grüße.“
Der Baron hörte ihm aufmerksam zu.
„In der Nacht konnte ich nicht schlafen, ich war zu aufgewühlt. Irgendwann bin ich aufgestanden, und habe begonnen zu malen. Als ich einmal begonnen hatte, lief alles wie von alleine.“
„Mr. Saviles, halten Sie die Begegnung mit dem Tod für einen Zufall?“
„Wie meine Sie das, Baron? Was denn sonst?“
„Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Ich glaube, wenn man den Tod kennenlernen will, dann findet man ihn auch. Er hat ganz gerne Zuschauer, denke ich.“
Charles dachte über die merkwürdigen Gedankengänge des Barons nach. Eine absurde Idee und doch faszinierend.
„Ehrlich gesagt, erschreckt mich dieser Gedanke.“
Der Baron lächelte. „Große Künstler lieben es, bewundert zu werden. Aber ich kann Sie verstehen. Eine Begegnung mit dem Tod, ist den meisten zu Recht unangenehm. Die wenigsten werden darauf erpicht sein, und noch weniger darauf vorbereitet. Ich bewundere ihren Blick fürs Wesentliche im Angesicht einer solchen Erfahrung.“
Der Baron kam zurück an den Schreibtisch, in der Hand hielt er einen altmodischen, braunen Papierumschlag. Er legte ihn auf die Tischplatte, und ließ seine Hand darauf liegen.
„Zehntausend Pfund, wie abgemacht.“
Das Bündel schob er in Charles Richtung, in der Mitte des Tischs hielt er inne, und sah Charles in die Augen.
„Ich glaube daran. Wer nach dem Tod sucht, dem offenbart er sich.“
Der Baron kam mit seinem Gesicht immer näher.
„Ich mag ihren Stil wirklich, Mr. Saviles. Ein weiteres Angebot: Malen Sie mir noch ein Bild, ein ebenso gutes wie dieses, dann zahle ich Ihnen das doppelte.“
Charles fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen, das Angebot war verführerisch, gleichzeitig war es ihm zuwider. Er schüttelte den Kopf.
„Dies war eine einmalige Angelegenheit, Baron. Das ist nichts für mich.“
Der Baron lächelte, und schob ihm das Bündel mit den zehntausend Pfund für das gelieferte Bild hinüber.
„Haben Sie mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten, Mr. Saviles. Sie haben schon einmal abgelehnt, und doch sitzen wir jetzt hier. Ich habe das Gefühl, der Tod lässt sich ganz gerne von Ihnen portraitieren.“
Charles schüttelte den Kopf.

Mit zehntausend Pfund in der Tasche fühlte sich Charles wesentlich zuversichtlicher. Die Sonne war herausgekommen, und es war ein paar Grad wärmer geworden. Charles beschloss, zu Fuß zur Bank zu gehen, der Weg war nicht weit.
Er wählte eine breite Hauptstraße, nach ein paar Minuten gabelte sich die Straße. Entweder nahm er einen Umweg in Kauf, oder er nahm den Weg durch den Park. Es war helllichter Tag, und niemand wusste von dem Geld in Charles Tasche, also wählte er den Weg durch den Park.
Einige Minuten später, schlenderte er den Hauptweg des Parks entlang, und genoss die Ruhe und den Sonnenschein. Es waren nicht viele Fußgänger unterwegs, auf einer Bank saß ein Mann und las Zeitung. Charles warf ihm im Vorbeigehen einen Blick zu, aber der Mann registrierte ihn nicht, und blickte den Weg entlang, den Charles gekommen war. Charles warf einen Blick über die Schulter, ein Stück hinter ihm hatte sich ein weiterer Spaziergänger eingefunden.
Der Weg führte an einer großen Baumgruppe vorbei, deren alte Bäume im Sommer majestätisch wirkten, inzwischen aber begonnen hatten, ihre Blätter abzuwerfen. Ein Stück dahinter, in der Mitte des Parks, lag ein Teich, um den sich ein Weg herum schlängelte. Ein paar Frösche gaben ein Konzert.
Kurze Zeit später hatte er den Rand des Parks erreicht, und verließ ihn in Richtung der Bank. Als er die Straße überquerte, sah er hinter sich zwei Männer aus dem Park kommen. Er meinte, den Spaziergänger und den Mann von der Parkbank wiederzukennen.
Charles fühlte sich unbehaglich, er hatte das Gefühl, dass ihm die beiden Männer folgten. Er war froh, dass er aus dem Park heraus war, in den Straßen waren bestimmt mehr Menschen unterwegs. Als er um die nächste Ecke bog, beschleunigte er für einen Moment seine Schritte. Nach einigen hundert Metern, blieb er stehen und wartete. Die beiden Männer kamen um die Ecke.
Die Zehntausend Pfund in der Innentasche des Mantels wurden mit einem mal sehr schwer. Hätte er sich doch einen Wagen gerufen, der ihn direkt zur Bank gebracht hätte. Aber dafür war es jetzt zu spät. Er hetzte weiter, der Weg war nicht mehr weit, die Bank lag nur noch wenige Querstraßen entfernt.

Charles verließ die Bank um zehntausend Pfund leichter. Nach einem unfreundlichen Empfang hatte sich das Gespräch in eine vernünftige Richtung entwickelt. Der Bankangestellte hatte das Geld quittiert, und als Zahlung der längst fälligen Raten akzeptiert.
Natürlich konnte er es sich nicht nehmen, mehrfach darauf hinzuweisen, dass im nächsten Monat die nächste Zahlung fällig wäre, trotzdem war Charles einiges leichter ums Herz.
In Gedanken an Olivia versunken, folgte er einer breiten, relativ unbelebten Straße. Er malte sich ihren Gesichtsausdruck aus, wenn er ihr von dem Geschäft mit dem Baron, den zehntausend Pfund, und der Bank, erzählen würde. Sicher würde sie sich jetzt wieder mit ihm versöhnen, es würde alles in Ordnung kommen.
Jemand packte ihn von hinten. Charles wurde herumgerissen, ein Schlag in die Magengrube ließ ihn in die Knie gehen.
„Schönen Gruß von Steffods. Du schuldest ihm noch was.“
Charles bekam kaum noch Luft. Ein weiterer Schlag gegen seinen Kopf, ließ ihm schwarz vor Augen werden, der Schmerz pulsierte an seiner Schläfe. Er versuchte, die Arme nach vorne zu strecken, um nicht auf den Gehsteig zu fallen, und wurde mit einem heftigen Ruck zurückgerissen. Kräftige Hände packten seinen linken Arm, und drehten ihn nach hinten, bis seine Schulter schmerzte. Charles hörte ein hässliches Lachen.
„Steffods will sein Geld sehen. Warte nicht zu lange, empfehle ich dir. Das nächste Mal, werden wir nicht mehr so zimperlich sein."
Charles hob den Kopf, und sah das Gesicht seines Peinigers wie durch einen Schleier. Es war der Mann, der neulich nachts den Betrunkenen ermordet hatte.
Charles wurde weiterhin von hinten festgehalten, er war sich ziemlich sicher, dass es der Mann war, der eben im Park auf der Bank gesessen hatte.
Ein Tritt in die Seite beförderte ihn endgültig zu Boden, darauf folgten weitere Tritte in seinen Rücken. Nach einem Moment endeten sie, das Klacken von Schuhen verriet Charles, dass sich die beiden Männer entfernten.
An einer Hauswand zog er sich hoch, lehnte sich schnaufend dagegen, und sah ihnen hinterher. Der Mann konnte ihn in der Nacht nicht richtig gesehen haben, sonst hätte diese Begegnung sicher ein anderes Ende genommen.

Charles trat ein paar Schritte zurück, und blickte auf die Staffelei. Das Bild war nicht schlecht, wenn man die Kürze der Zeit bedachte, in der er es gemalt hatte, aber lange nicht so gut wie das des Mordes an dem Betrunkenen.
Es zeigte einen Mann, der ertränkt wurde. Die Arme des Opfers ragten aus dem Wasser heraus und versuchten verzweifelt, nach etwas zu greifen. Vom Mörder sah man nur den Rücken, er stand an einem steinernen Kai, und drückte sein Opfer mit einer Stange, oder einem Paddel unter Wasser. Die Szene spielte sich im Licht des Vollmonds ab, der Kleidun nach, handelte es sich beim Täter um einen Fischer.
Es klopfte an der Tür.
„Charles, du hast Besuch. Ein Herr, sein Name ist Baron Horváth, möchte dich sehen.“
Olivia betrat das Atelier gefolgt von dem Baron. Mit einer vollendeten Verbeugung bedankte er sich bei Olivia.
„Haben Sie vielen Dank, meine Liebste, dass Sie mich zu ihrem Mann geleitet haben. Es hat mich sehr erfreut ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Wir werden uns hoffentlich demnächst einmal wiedersehen.“
Zu Charles Verwunderung machte Olivia einen Knicks und schenkte dem Baron ein scheues Lächeln. „Es hat mich auch gefreut, ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Baron.“
Der Baron nickte ihr noch einmal zu, dann kam er mit ausgestreckter Hand auf Charles zu, und schüttelte seine Hand. Sie begrüßten sich wie Geschäftspartner, die eben den Handel ihres Lebens abgeschlossen hatten. Olivia ließ sie alleine.
„Mrs. Holland war so freundlich, mir ihre Adresse zu nennen. Da ich mich nach frischer Luft sehnte, ließ ich mich von meinen Beinen zu Ihnen tragen. Sie freuen sich dock über meinen Besuch, Mr. Saviles?“
Charles nickte. „Natürlich freue ich mich, sie wiederzusehen, Herr Baron.“
„Mr. Saviles, ich störe sie doch hoffentlich nicht? Wie ich sehe, sind Sie bei der Arbeit.“ Der Baron trat an die Staffelei heran, und betrachtete neugierig das Bild darauf.
„Gute Arbeit. Die Farben sind seht stimmig und die Szene ist wunderbar schauerlich und geheimnisvoll. Wie ich sehe, finden Sie langsam Gefallen an meinem Lieblingsthema.“
Charles Hoffnung wuchs, sein Herz tat einen Sprung. Er ging in die Offensive.
„Ein klein wenig, Herr Baron. Gefällt Ihnen das Bild, wäre es etwas für ihre Sammlung?“
Der Baron trat von der Leinwand zurück, und ging ein paar Schritte durchs Atelier, nach ein paar Schritten drehte er dem Bild den Rücken zu, und schloss die Augen. Charles war irritiert. Einige Sekunden hielt der Baron den Kopf schräg, als würde er auf etwas lauschen.
„Es ist zu still“, sagte er nach einem Moment.
„Schließen Sie die Augen, Mr. Saviles, und hören sie selbst.“
Charles schloss die Augen, und konzentrierte sich. In der Ferne läuteten die Glocken eines Kirchturms. Eine Männerstimme, jemand rief etwas, aber zu leise, um es zu verstehen. Von der Straße wehte der übliche, nachmittägliche Verkehrslärm hinauf.
„Ich höre die Straße, ein Vogelzwitschern, Menschen, Verkehr, das ganz alltägliche Leben.“
Charles zuckte zusammen. Die Stimme des Barons erklang direkt hinter seinem Ohr.
„Sie hören das Leben. Aber können Sie den Tod hören?.“
Charles dachte über die Frage nach.
„Nein, natürlich nicht. Wie soll man den Tod hören?“
Er schlug die Augen auf, der Baron stand nach wie vor einige Meter von Charles entfernt und hatte die Augen geschlossen. Ein Frösteln lief Charles Nacken hinunter.
„Dieses Bild schweigt, es ist einer Idee in ihrem Kopf entsprungen. Ein gutes Bild, aber es ist nicht das Richtige für mich.“
Gemessenen Schritts wandte sich der Baron in Richtung Treppe. An einem Stuhl nahe der Tür hielt er inne, und nahm seinen Mantel von der Lehne. Charles hatte bis dahin nicht einmal bemerkt, dass er ihn ausgezogen hatte.
Die Absätze des Barons klackerten auf der alten Holztreppe.

Der wolkenverhangene Nachthimmel versprach Regen. Charles knöpfte seine Jacke zu, und klappte den Kragen hoch. Schon gegen Abend war es frischer geworden, inzwischen war es kalt. Der Mond war nur als milchiger Flecken auszumachen, leichter Nebel half noch ein bisschen nach, die Finsternis zu vergrößern. Es war die perfekte Nacht für ein Verbrechen.
Zum wiederholten Male fragte er sich, ob er das Richtige tat. Pure Verzweiflung hatte ihn aus dem Haus getrieben, hinein in die Schatten, und auf die Suche nach einem Verbrechen, nach einem Stelldichein mit dem Tod.
Ob der Baron recht hatte, und der Tod tatsächlich gerne vor Publikum auftrat, würde sich zeigen müssen. Das Hafenviertel schien Charles der richtige Ort dafür zu sein, es zog ihn beinahe magisch an, versprachen die Zeitungsberichte der letzten Zeit doch nahezu einen Mord.
Als Ausgangspunkt hatte er sich den Tatort des letzten Mords ausgesucht. Er schlich zum Ende der Gasse, wie vor ein paar Tagen, verharrte in den Schatten und spähte um die Ecke.
Der „Rusty Anchor“ war geöffnet und schien sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Daran, dass hier ein paar Tage zuvor ein Mensch ermordet worden war, schienen sich die Gäste nicht zu stören.
Ihm war ein wenig flau, als er daran zurückdachte. Zur Beruhigung seiner Nerven nahm er einen großzügigen Schluck aus einer Whiskey-Flasche, die er in einer Manteltasche bei sich trug. Er hatte sie vorsorglich eingesteckt, für solche Momente, in dem ihn der Mut zu verlassen drohte. Eine wohlige Wärme lief seine Kehle hinab, und verscheuchte seine Ängste.
Hier gab es nichts zu sehen, und hier würde auch nichts passieren. Bei seinem Glück würde er noch der Polizei in die Arme laufen, so verdächtig wie er sich benahm. Vorsichtig lief er die Gasse zurück, ging über die nächste Straße und entschied sich, tiefer in Richtung des Hafens vorzudringen. Nahe den Docks war die Kriminalität am größten.
Hell erleuchtete Straßen mied er, hielt sich in den Schatten und wechselte schnell in die nächstbeste dunkle Gasse, immer der Nase nach.
Ein paar Minuten später erreichte er eine Straße, die ihm gänzlich fremd war, was allerdings auch an der Dunkelheit liegen mochte. Die meisten Straßenlaternen waren kaputt und spendeten nur wenig Licht.

Charles verspürte den Drang, sich zu erleichtern. Links von ihm Seite führte eine unbeleuchtete Einfahrt zwischen zwei alten Häusern ins Dunkel. Charles ging ein Stück hinein, bis hinter eine Biegung, sodass er von der Straße nicht zu sehen war. Vor einer Mauer knöpfte er seine Hose auf. Er nicht der einzige, der in letzter Zeit die Gasse als Toilette benutzt hatte, es stank erbärmlich nach Urin und Fäkalien.
Nach seinem Geschäft folgte er der Einfahrt noch ein Stück, sie endete in einem großzügigen Innenhof zwischen zwei unbeleuchteten, alten Ziegelbauten. Um den Urin- und Kotgestank aus seine Nase zu vertreiben, gönnte er sich einen Schluck aus seiner Flasche.
Außer der Gasse, aus der er kam, hatte der Hof keine weiteren Ein- oder Ausgänge. Die Gebäude selbst waren dreckig, was man selbst in dem spärlichen Licht erkennen konnte, den der Himmel spendete. Die Fenster und Türen warn fast alle zugenagelt. Links streckte sich ein eingeschossiges Gebäude, das früher mal eine Lagerhalle gewesen sein mochte, über die ganze Länge des Hofs, und stieß an dessen Ende an das andere Gebäude. Dies war zweigeschossig, und führte über Eck und an der ganzen rechten Seite entlang zurück zu der Einfahrt, in der Charles jetzt stand. Die Fenster im Obergeschoss des rechten Gebäudes hatten noch Scheiben.
Neben einer Tür zu dem Gebäude, nur wenige Meter von Charles entfernt, stand ein vollkommen fehl am Platz wirkender Blumentopf. Die Pflanzen darin, mussten schon vor langer Zeit vertrocknet sein, aus dem Topf ragte nur noch ein einziger runzliger Ast hervor.
Gerade wollte er sich umdrehen und zur Straße zurückkehren, da drangen Schritte aus der Gasse, sowie Männerstimmen, die in ein Gespräch vertieft waren. Charles fühlte sich wie ein Eindringling in dem Hinterhof, er wollte den Männern nicht in die Arme laufen. Hektisch sah er sich nach einem Versteck um. An dem flacheren Gebäude zu seiner linken gab es einen Versatz in der Mauer, an dem ein Regenrohr die Wand hinaufführte. Er rannte zu dem Rohr, und begann hektisch daran empor zu klettern.
Das Rohr war nicht mehr richtig an der Wand befestigt, und wackelte gefährlich beim Aufstieg. Die Konstruktion hielt, allerdings riss sich Charles schmerzhaft die linke Hand an einem hervorstehenden Nagel auf. Gerade noch rechtzeitig zog er die Beine aufs Dach, sein Fuß hing noch halb in der Regenrinne, als die Männer den Hof betraten. Sofort ließ Charles sich nach hinten sinken, bis er mit dem Rücken auf dem leicht schrägen Dach lag.
Die Schritte waren ganz nah, vorsichtig hob er den Kopf, und versuchte über den Rand des Dachs zu spähen. In der Mitte des Hofs standen drei Männer, alle in formlose, dunkle Kleidung gehüllt. Zwei der Männer begannen ein Gespräch, der dritte starrte die beiden missmutig an, beteiligte sich aber nicht. Nach einer Weile zündete er sich eine Zigarette an und begann im Hof auf- und ab- zu laufen. Nachdem er seine Zigarette auf dem Pflaster ausgetreten hatte, kramte der Mann eine Pistole aus einer Tasche seiner Jacke, und fummelte irgendetwas an ihr herum.
Charles verkrampfte in seiner Haltung immer mehr. Er lag flach auf dem Rücken, hielt aber den Kopf oben, um das Geschehen im Hof möglichst gut im Blick zu haben. Der Mann mit der Pistole ging zu einer Tür am gegenüberliegenden Haus, machte sich am Schloss zu schaffen, und betrat das Haus.
Charles musste Staub eingeatmet haben, in seinen Hals kratzte es, er verspürte einen drängenden Hustenreiz. Gerade noch rechtzeitig konnte er ein Husten unterdrücken. Vorsichtshalber sollte er etwas trinken. Langsam zog er die Flasche hervor, drehte den Verschluss ab und setzte sich gerade genug auf, um sich den Inhalt der Flasche nicht über den Oberkörper zu gießen.
Die Männer im Hof waren noch immer in ihr Gespräch vertieft und sahen, zu Charles Glück, in eine andere Richtung. Hätten sie sich in diesem Moment umgedreht, wäre er wahrscheinlich entdeckt worden.
Sein Hustenreiz legte sich langsam, Charles nahm noch einen großen Schluck und ließ ihn in seinem Mund hin- und her rollen.
Im Obergeschoss des gegenüberliegenden Gebäudes flackerte Licht auf. Der Mann, der eben das Haus betreten hatte, ging in einen großen Raum, und kam dicht ans Fenster.
Hektisch sah sich Charles nach einem besseren Versteck um. Etwas oberhalb von ihm war der Schornstein. Mit einer langsamen Bewegung rollte er sich auf den Bauch, und schob sich Zentimeter für Zentimeter, mit möglichst gleichmäßigen Bewegungen, vorwärts.
Ein Klopfen ließ ihn innehalten.
Charles warf einen Blick über die Schulter zu dem anderen Gebäude hinüber, und sah den Mann am Fenster gestikulieren. Er robbte weiter, der Schornstein war nicht mehr weit entfernt. An einem Eisen, das aus einem der Steine des Schornsteins ragte, zog er sich das letzte Stück hinauf, und kletterte dahinter.
Hektisch blickte er sich um, und suchte das Dach nach einem Fluchtweg ab, konnte in der Dunkelheit aber nicht genug erkennen. Im Notfall müsste er von der anderen Seite des Dachs ins Ungewissen springen.
Das Glück schien auf seiner Seite zu sein, die Männer im Hof gingen nun ebenfalls zu der Tür, und betraten das gegenüberliegende Gebäude. Nach einem Moment sah Charles sie in den Raum, in dem sich der andere bereits aufhielt.
Bei einer Flucht über das Regenrohr wäre er vom Fenster zu leicht zu sehen gewesen, ihm blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Die Männer unterhielten sich. Der, der als Erster hineingegangen war, schien das Sagen zu haben, offensichtlich gab er den anderen zwei Männern Anweisungen. Nach einigen Minuten verließen dies das Zimmer, kamen kurz darauf zur Haustür heraus, und verschwanden durch die Einfahrt.

Im Gebäude gegenüber war jetzt nur noch ein Mann. Wenn Charles Glück hatte, und der andere Mann unaufmerksam war, konnte er vielleicht ungesehen das Regenrohr hinunterklettern.
Rastlos wanderte der Mann durch das Zimmer, sah immer wieder auf die Uhr, nahm etwas vom Tisch, nur um es kurz darauf wieder hin zu legen. Dann trat er ans Fenster und blickte in den Hof. Als er aufblickte, konnte Charles sein Gesicht erkennen.
Steffods.
Charles bekam eine Gänsehaut. Wenn es einen Menschen gab, dem er nicht über den Weg laufen wollte, dann war es Steffods.
Dieser verließ den Raum, ließ aber das Licht brennen.
Das war Charles Chance. Schnell kletterte er um den Schornstein herum, und krabbelte auf dem Rücken in Richtung Regenrohr. Dort angekommen, setzte er sich auf, und wollte mit dem Abstieg beginnen, als erneut Schritte aus der Gasse zu hören waren. Sofort legte er sich hin, und verharrte bewegungslos.
Ein Mann betrat den Hof, sah zu dem erleuchteten Fenster hoch, und ging in Richtung Tür. Er zog etwas aus der Jackentasche, blickte einen Moment darauf, dann sah er sich um. Er ging zu dem Blumentopf neben der Tür, hob ihn an, und griff nach etwas. Dann wandte er sich wieder der Tür zu. Er schloss auf, ließ die Tür offen stehen und ging wieder zu dem Blumentopf. Als dieser wieder ordentlich an seinem Platz stand, betrat der Mann das Haus.
Steffods saß am Tisch, er wandte Charles den Rücken zu. Offensichtlich musste er etwas gehört haben, vielleicht hatte es an der Tür geklopft. Er stand auf, ging zur Tür und öffnete. Der andere Mann betrat den Raum, kam auf Steffods zu, und schüttelte ihm die Hand. Als Steffods sich wieder auf seinen Stuhl setzte, konnte Charles das Gesicht des anderen Mannes erkennen.
Der Butler des Barons.
Einige Sekunden später kletterte Charles bereits das Rohr hinunter. Unten angekommen, rannte er in geduckter Haltung zu dem Blumentopf, und hob ihn an. Seine Finger tasteten einen Moment, bis sie einen Schlüssel berührten.
Charles ging zur Tür, schloss auf, und betrat das Gebäude. Möglichst leise schloss er die Tür hinter sich, den Schlüssel steckte er in die Tasche.
Links und rechts lagen Türen, vor ihm befand sich eine schlecht beleuchtete Treppe. Vorsichtig stieg er hinauf, setzte einen Fuß vor den anderen, bemüht, möglichst kein Knarzen aus dem alten abgetretenen Holz hervor zu locken. Die Treppe erwies sich als massiver, als sie aussah, an ihrem Ende erwarteten Charles drei weitere Türen. Die linke stand einen Spalt offen, der Raum dahinter war unbeleuchtet, die Türen vor ihm und rechtes waren geschlossen. Aus dem Schlüsselloch der Tür vor ihm drang etwas Licht. Dies musste der Raum sein, in dem sich Steffods und der Butler aufhielten.
Charles sah durch das Schlüsselloch. Die beiden Männer saßen am Tisch und unterhielten sich. Er drückte das Ohr an die Tür und lauschte.
Der Butler des Barons hatte einen leichten Akzent, der schwer einzuordnen war.
„Ihr potenzieller Auftraggeber will, dass er einen Schrecken eingejagt kriegt.“
„Was verstehen Sie unter einem Schreck? Wir sind keine Theatertruppe.“
Der Butler lachte leise.
„Lassen Sie mich ausholen. Mein Auftraggeber möchte, dass sie jemandem Angst einjagen, von dem er etwas möchte. Ihm darf kein Haar gekrümmt werden, allerdings hat er Familie, was die betrifft, haben Sie freie Hand.“
„Was bedeutet für Sie, freie Hand?“
Steffods klang nun ein wenig interessierter.
„Eines der Familienmitglieder muss sterben. Wer, spielt keine Rolle, je spektakulärer der Mord, desto besser! Die Leiche muss identifizierbar sein, und der Mord muss bei ihm zuhause stattfinden. Mein Auftraggeber reist bald ab. Der Auftrag muss morgen oder übermorgen über die Bühne gehen.“
„Morgen oder übermorgen? In der Stadt, sagten Sie? Das ist knapp, sollte aber kein Problem sein. Allerdings hat das Ganze seinen Preis, Bezahlung im Voraus. Ihr Auftraggeber hat Ihnen hoffentlich genügend Verhandlungsspielraum eingeräumt?“
„Keine Sorge, das hat er. Dies sollte genügen.“
Charles warf einen Blick durch das Schlüsselloch. Der Butler gab Steffods einen Umschlag, dieser warf einen Blick hinein, und nickte zufrieden.
„Sehr großzügig. Was hat er ausgefressen?“
„Das darf ich Ihnen nicht verraten. Noch etwas, das Geschäft dürfte auch in Ihrem Interesse sein. Die Person schuldet Ihnen Geld, Mr. Steffods. Mein Auftraggeber zahlt Ihnen die Schulden, falls Sie den Auftrag annehmen. Hier, ein weiterer Umschlag, der sollte das Problem lösen.“
Steffods Stimme klang jetzt sehr interessiert.
„Ach ja, ein alter Bekannter? Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mir seinen Namen zu nennen.“
„Sein Name? Sein Name ist Charles Saviles.“

Charles zuckte von der Tür zurück, sein Herz raste von Entsetzen. Er musste sich gegen eine Wand lehnen, seine Brust zog sich krampfhaft zusammen.
Aus dem Raum drangen Geräusche hinaus, Stühle wurden zurückgeschoben. Hektisch sah sich Charles nach einem Versteck, oder einem Fluchtweg um.
Er schlüpfte durch die offen stehende Tür in den Raum zu seiner Linken, und schloss diese möglichst leise. Der Raum war sowohl Lager, als auch Aufenthaltsraum, mehrere Stühle standen um einen Tisch herum, an den Wänden waren Regale aufgestellt.
In diesem Moment wurde die Tür nebenan geöffnet.
„Soll ich Ihnen eine Mitteilung zukommen lassen, wenn der Auftrag erledigt ist?“
„Das wird nicht nötig sein, Mr. Steffods, wenn der Auftrag erledigt ist, erfahren wir davon. Auf Wiedersehen.“
Schritte entfernten sich, nach einem Moment fiel die Haustür ins Schloss.
Charles trat an ein Fenster und sah hinaus, nach einem Moment erschien der Butler, und verschwand in der Gasse.
Fieberhaft überlegte Charme, was er jetzt tun sollte. Zuerst nahm er sein Versteck genauer in Augenschein.
Auf dem Tisch lagen einige Papiere, allerdings war es zu dunkel, um etwas lesen zu können. Verschiedene Werkzeuge, Kisten und einige Kleidungsstücke lagen in den Regalen. Charles ließ seinen Blick über die Regalreihen schweifen, bis er an einer Pistole hängen blieb. Neben der Pistole stand eine Holzkiste mit offen stehendem Deckel, in der Kiste lagen Patronen unterschiedlicher Kaliber. Charles griff nach der Pistole, und untersuchte sie, er betätigte eine Verriegelung, und zog das Magazin heraus. Da es bereits geladen war, schob er es zurück in die Pistole. Irgendwo musste noch eine Sicherung sein, Charles fand einen kleinen Hebel oberhalb des Griffs, und entsicherte die Waffe.
Er hielt sie ein wenig vom Körper weg, und ging zur Tür.
Vorsichtig öffnete er sie, und sah sich um. Die Tür zu dem Raum, in dem Steffods sein musste war nur angelehnt, die andere Tür gegenüber war geschlossen.
Charles lauschte einen Augenblick, dann warf er einen Blick durch den Türspalt hinein, konnte aber nur einen Teil des Zimmers einsehen.
In seiner Brust hämmerte es vor Anspannung. Mit schussbereit erhobener Waffe, stieß er die Tür auf.
Das Zimmer war leer. Auf dem Tisch lagen die Umschläge mit dem Geld, Charles betrat den Raum, ging zum Tisch, und steckte die Umschläge ein. Das Geräusch eines Türschlosses ließ ihn herumfahren. Hinter ihm befand sich eine weitere Tür, die er bisher nicht bemerkt hatte, und die gerade geöffnet wurde.
Steffods trat in den Raum und blieb verdutzt stehen, als er Charles sah. Eine Sekunde lang herrschte angespannte Stille, dann griff er hektisch ins Innere seiner Jacke, und versuchte etwas daraus hervor zu ziehen.
Charles riss die Pistole hoch, und drückte ab.

Der Butler war sichtlich nervös, als er vorausging. Einige Male drehte er sich um, und sah ihn an. Als Charles geklingelt, und um einen Besuch beim Baron gebeten hatte, war der Butler blass geworden, hatte ihn aber sofort hineingebeten.
Vor den Räumen des Barons blieben sie stehen, der Butler strich die Kleidung glatt, dann klopfte er.
„Ja, bitte? Sie können herein kommen!“
Der Butler öffnete die Tür.
„Besuch, Herr Baron. Mr. Saviles ist hier.“
Ein Stuhl wurde zurückgeschoben.
„Bitten Sie ihn herein.“
Der Baron kam ihm entgegen, und war bei Charles Eintreten bereits an der Tür angelangt.
„Mr. Saviles, Sie überraschen mich. Ich hatte nicht so bald mit ihrem Besuch gerechnet.“
Vor einem der Bücherregale stand die leere Staffelei. Charles stellte sein verhülltes Paket darauf ab, woraufhin der Baron vortrat, und es neugierig betrachtete.
„Was haben Sie mir mitgebracht?“
Fast zögerlich streckte der Baron die Hand aus, und wollte das Tuch von der Leinwand herunterziehen. Charles griff nach seinem Handgelenk, und schob die Hand des Barons zur Seite.
„Schließen Sie Ihre Augen, Baron. Hören Sie!“
Wie erwartet, schloss der Baron seine Augen, und lauschte einen Augenblick. Nach einer Weile nickte er, öffnete sie wieder, und sah Charles mit einem zufriedenen Lächeln an.
„Sie haben ihren Teil des Handels eingehalten.“
Dann drehte er sich um, und ging um seinen Schreibtisch herum zum Wandschrank. Wie beim ersten Mal hörte Charles das schleifende Geräusch einer Schublade. Einen Moment später kam der Baron mit einem Umschlag in der Hand zurück, den er Charles reichte.
„Zwanzigtausend Pfund. Wie abgemacht.“
Charles nickte zur Bestätigung, nahm den Umschlag entgegen, und warf einen Blick hinein. Dann steckte er ihn in die Innentasche seines abgetragenen Jacketts, und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er noch einmal stehen, und sah zurück.
Der Baron stand vor der Staffelei, sein Gesichtsausdruck war starr vor Anspannung. Er hatte die Hand erhoben, zögerte aber, das Bild zu entblößen.
Nach ein paar Atemzügen packte es das Tuch, und zog es in einer flüssigen Bewegung herunter. Er stieß ein überraschtes Schnauben aus, dann wandte er sich zu Charles um, ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Diesmal haben Sie mich wirklich überrascht, Mr. Saviles.“
Charles warf noch einen letzten Blick auf die Leinwand.
Das Bild zeigte einen Mann mit einem Loch in der Stirn, der in sich zusammengesunken auf dem Boden lag. Die Wand im Hintergrund war mit Blut gesprenkelt, unter dem Mann breitete sich eine Blutlache aus.
Charles ging. Der Baron hatte kein weiteres Angebot für ihn.

 

Hallo Ian

Herzlich willkommen zu Deinem Comeback. :)

Den Einstieg in eine Geschichte sollte ein Autor sich gut überlegen, da es entscheidend ist, ob die Leser sich dadurch angesprochen fühlen. Es muss nicht gleich ein Wow-Erlebnis sein, doch das Interesse soweit wecken, dass man sich fragt, was folgt.

Die Uhr tickte, tick-tack, tick-tack, tick-tack.

Bei diesem ersten Satz fühlte ich mich in die Welt von Comics versetzt, die Assoziation zu Tick, Trick und Track ist zu intensiv. Für mein Empfinden würde es ansprechender wirken, wenn das Ticken in den dritten Satz verschoben wäre, jedoch nur erwähnt, ohne diesen Gleichklang. Der erste Absatz bekäme dann einen geheimnisvollen Anstrich, eröffnete mit Spannung.

ergriff das Messer, mit dem er sonst immer Farbreste abkratzte[KOMMA] und stach zu. Immer wieder.

Das markierte Füllwort ist überflüssig.

Nach einem Moment wich er zurück, das Gesicht zu einer Maske verzerrt[KOMMA] und strich sich hastig durchs Haar.

Auch hier, ohne das fett markierte verlöre es nicht an Bedeutung und wirkte mir eher eindrücklich.

Ich… ich komme gleich runter.“

Leerschlag zwischen Ich und Auslassungszeichen. Dies solltest Du auch bei den nachfolgenden Stellen beachten, bei denen diese auftreten. Im Weiteren verwendest Du diese etwas inflationär, überlege genau, ob es solche wirklich braucht, z. B. hier:

„Charles… so kann das nicht weitergehen…“ Er sah sie forschend an. „Was?“ fragte er nach einer Weile.

Lediglich ein Komma nach dem Namen und am Schluss ein Punkt, dem Satz würde nichts fehlen. Auch empfiehlt es sich bei Sprecherwechseln konsequent eine Zeilenschaltung vorzunehmen, es verhindert, dass Dialoge den Leser verwirren können. Dies zeigte sich so:

„Charles, so kann das nicht weitergehen.“
Er sah sie forschend an. „Was?“ fragte er nach einer Weile.

aber es reicht nunmal nicht zum Leben.“

nun mal

„Nein, du hast garnichts verstanden, Charles.

gar nichts

Die Ausstellung soll übrigens im Innen stattfinden, habe ich mir sagen lassen.“

Innern

Der Mann ignorierte Charles völlig, ließ Gerard an er Seite stehen und verwickelte Sue in ein Gespräch.

Unvollständige Ausformulierung!

Ab hier las ich die Geschichte nur noch überfliegend, da mir keine Spannung aufkommen wollte. Eine Kurzgeschichte darf schon, wie die hier vorgelegte, sehr lang sein, doch muss sie den Leser zu fesseln vermögen und auf unnötige Ausschweifungen verzichten.

Im weiteren Teil kam es dann endlich zum Kern der Geschichte. Das Thema, welches sich eröffnet, ist an sich interessant. Ich könnte es mir viel konzentrierter vorstellen, das Vorgehende ebenso nur als kurze Einführung, dann wäre es mir eine knappe, aber spannende Geschichte.

Also insgesamt hat die Geschichte durchaus einen spannenden Teil. Als Leser kommt einem jedoch das Gefühl auf, dass Du versucht hattest, einen Roman zu schreiben, was die Langatmigkeit erklären würde. Jedoch, auch bei einem Roman sind Ausschweifungen nicht gefragt, der Spannungsbogen muss gewahrt werden.

Vor dem posten einer Geschichte, solltest Du sie auch immer wieder Korrekturlesen, bis Du überzeugt bist, sie sitzt in jeder Beziehung. Es können dann immer noch vereinzelt Fehler hangen bleiben, da man als Autor irgendwann blind dafür wird, doch bleiben sie im Rahmen. Bei diesen Durchgängen bietet sich auch die Gelegenheit zu überlegen, ob es dies alles braucht, für den Inhalt und den Leser von Interesse ist. – Also Stoff hast Du an dieser Geschichte ausreichend, die Dir als Übung dienen kann, konzentriert und spannend zu schreiben. Nur Mut, es kann gelingen. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,
vielen Dank für die ausführliche Kritik.

Kurz zur Einleitung (nicht als Entschuldigung): Ich habe die Geschichte in ca. einer Woche heruntergeschrieben, danach ein paar mal in relativ kurzer Zeit "überarbeitet". Scheinbar war ich durch den engen Zeitrahmen ein wenig betriebsblind geworden.

Beim Überarbeiten habe ich immer nur auf die Sätze geschaut, und da schon relativ viel gestrichen, aber irgendwie vergessen die Absätze selbst auf Notwendigkeit zu prüfen. Das werde ich jetzt nachholen.

Geplant war das ganze schon als Kurzgeschichte, die Szenen haben sich ziemlich automatisch ergeben. Wobei ich am Ende über den Umfang selbst überrascht war.

Rechtschreibung, Füllwörter, Kommasetzung: Vielen Dank, wird korrigiert!

Gab es Szenen, die dir völlig überflüssig erschienen?

Vor dem Posten habe ich nach einer "Informationen zu Rubrik...", analog zur Erklärung in der Rubrik Romane, gesucht, aber keine gefunden. Dies wäre, denke ich, zum Einstieg hilfreich, vielleicht könnte hier auch so ein Hinweis "festgepinnt" werden. Interessant wäre vor allem, etwas zum Umfang oder zum "Bearbeitungsniveau" zu finden.

Wie sollte die neue Version eingestellt werden? Die bestehende Geschichte ersetzen, oder als Zusatz-Post?

Nochmals vielen Dank,
Ian

PS: Comeback kling gut.

 

Hallo Ian

Es freut mich, dass Dich meine kritischen Worte nicht einfach abgeschreckt haben, sondern Dich diesen stellst. Darin liegt auch Deine Chance, nicht bei einem ersten Hindernis aufzugeben, sondern zu überlegen, wie dieses Problem zu lösen ist. :)

Du erwähnst, dass Du die Geschichte innert einer Woche verfasst und durchgelesen hast. Dies allein ist eine arbeitsintensive Leistung. Ich hab mal nachgesehen, sie umfasst 12‘114 Worte! Zugleich liegt darin jedoch auch der klassische Anfängerfehler: die Ungeduld! Wenn man eine Idee für eine Kurzgeschichte hat, möchte man sie gern möglichst schnell abfassen. Dagegen spricht an sich auch nichts, sofern die wesentlichen Hintergründe darin nicht vorbereitende Recherchen benötigen.
Nur als Vergleich: Böll erwähnte vor einigen Tagen in einem Interview, das er um ein Buch zu schreiben, jeweils durchschnittlich fünf Jahre Recherchearbeit hineinstecken musste, um das Thema wirklich erfassen zu können!
Dies soll Dich nun nicht erschrecken, aber es weist darauf hin, das man über Themen und Hintergründe schreiben sollte, in deren man sich sicher fühlt oder die man hinlänglich geklärt hat.
Der grösste Aufwand erfolgt dann nach der Abfassung (Inspiration). Es gilt erst mal kritisch das Werk durchzusehen, ist es gelungen den Inhalt und den Ablauf so darzustellen, wie man es sich vorstellte. Alsdann gilt es den Rotstift anzusetzen, um alles zu streichen was für die Geschichte nicht von Wichtigkeit ist. Eine Kurzgeschichte ist noch komprimierter als eine Novelle oder gar ein Roman, was im Prinzip erforderlich macht, dass der Zeitrahmen der Handlung eingeschränkt. Hat man nun die Fahne (vermeintliche Druckversion) in der Hand, kommt das sorgfältige und aufwendige Korrekturlesen (inkl. Rechtschreibeprüfung durch den Computer). Diese Vorgänge muss man mehrmals ausführen (Transpiration), Änderungen immer wieder im Gesamtkontext abwägen. Wenn man dann nach Wochen oder Monaten überzeugt ist, so ist es für einem selbst stimmig und dürfte die Leser überzeugen, darf man an die Veröffentlichung denken. Die Inspiration ist also ein verschwindend kleiner Teil gegenüber der Transpiration des ganzen Aufwandes. Doch es lohnt sich, wenn es dann auch Lob erntet.

Zum praktischen Vorgehen würde ich Dir raten, korrigiere mal das Gröbste, das Du findest auf der Vorlage in Deinem Computer. Unter Deiner Geschichte hier bei WORTKRIEGER hat es ein Bearbeitungsmodus [Bearbeiten], mit dem Du Änderungen im Text vornehmen kannst, wenn Du angemeldet bist. Also Bearbeiten anklicken, dann öffnet sich ein neues Fenster mit dem Textfeld. In dieses kopierst Du die erste Überarbeitung. Anschliessend Vorschau, falls Du Dich absichern willst, dass der Text korrekt formatiert erscheint, oder gleich Speichern, dann wird er scharf gestellt.
Auf keinen Fall, die gleiche Geschichte zweimal hineineinstellen!

Alsdann mache Dir eine Kopie vom Text und nimm dieses um die Geschichte grundsätzlich nachzubearbeiten. Hier für solltest Du Dir dann ausreichend Zeit lassen, den Text vielleicht auch mal wieder ruhen lassen und wenn Du denkst, genügend Abstand zu haben, ihn wieder durchsehen. Wenn Du Dir sicher bist, das Inhaltliche ist für Dich stimmig, kommt dann nochmals das Prozedere des Korrekturlesens.

Die „Informationen zur Rubrik“ wie sie bei den Romanen aufgeschaltet wurde, gab es noch bei Kurzgeschichten.de, wurde jedoch fallen gelassen, da es keine eigentlichen Rubriken mehr gibt, sondern nur noch Stichworte. Ich denke, über kurz oder lang wird hierfür schon noch ein Ersatz kommen, doch muss es sich zeigen, wie dies am besten integriert wird. Allzu viel darf man aus dieser Information aber nicht erwarten, diese waren auch bisher mehr Leitplanken als fixierte Regeln.

Du fragst nach Szenen, die mir völlig überflüssig erschienen. Nun den ganzen Teil der Vorgeschichte, bevor sie zur Villa kommen, könnte stark gestrafft werden. Der eigentliche Krimi beginnt ja erst da, als der Protagonist genötigt wird, diese makabren Bilder zu schaffen.
Bei den Details musst Du noch aufpassen. Szenen im Kokoschka waren in dieser ausführlichen Umschreibung total unnötig. Wesentlich war nur die Begegnung mit Gerard.

Was den Umfang betrifft, gibt es an sich keine Einschränkungen. Es muss auf jeden Fall immer eine in sich abgeschlossene Geschichte darstellen, was meist bei ganz kurzen Texten (etwa 500 Worte) eine Herausforderung ist, da dies keineswegs einfach ist. Die meisten Geschichten weisen wohl einen Umfang von 1‘500 bis 4‘000 Worte auf. Vereinzelt werden aber auch solche veröffentlicht, die ein Mehrfaches davon sind. Als Autor muss man sich bewusst sein, dass lange Geschichten oft nur Leser und Rezensenten finden, wenn sie sehr gut geschrieben und spannend sind.

Das Bearbeitungsniveau kann man in etwa daran festmachen, dass sich ein Autor darum bemüht hat, eine sorgfältig durchdachte Geschichte vorzulegen. Sie sollte also inhaltlich, stilistisch und allgemein sprachlich etwas hergeben, sowie kurzum den Anspruch an Unterhaltung erfüllen. Wenn sie mit einer oder mehr Stichwortwolken versehen ist, die dem Inhalt auch entsprechen, liegt man richtig.

PS: Comeback kling gut.

Das freut mich, wenn Du Dich hier wieder wohlfühlst.

Ich wünsche Dir viel Glück bei der ersten Über- und dann bei der Nachbearbeitung. ;)

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Anakreon,

deine Worte haben nicht nicht abgeschreckt. Deswegen hatte ich die Geschichte ja eingestellt.

Ich habe die Geschichte noch einmal überarbeitet und (hoffentlich an den richtigen Stellen) gekürzt. Umfang vorher: 12.120 Wörter, jetzt: 9.080 Wörter, also ca. 25% kürzer.

Die meisten Streichungen habe ich im ersten Drittel vorgenommen, im Rest nicht ganz so radikal. Du hattest vollkommen recht, dass große Teile des Texts dort für die Handlung irrelevant waren, und vor allem auch langatmiger/ausführlicher geschrieben als im hinteren Verlauf der Geschichte.

Die Hinweise zu Bölls Ratschlägen haben mich ein wenig erheitert. Prinzipiell hat er natürlich recht damit, dass man das ganze "Reifen" lassen sollte, allerdings halte ich seine Zeiträume für Recherchen ein wenig überzogen. Schließlich hat Böll ja selber größtenteils im Jahrestakt veröffentlicht, da erscheinen 5 Jahre Vorarbeit ein wenig an den Haaren herbeigezogen.

"Böll erwähnte vor ein paar Tagen in einem Interview..." Ist Böll nicht 1985 gestorben?

Vielen Dank für deine Hilfe, ich würde mich freuen, wenn du zur "neuen" Fassung noch etwas zu sagen hättest.

Schöne Grüße
Ian

 

Korrigenda

Ertappt! :( Das habe ich nun von der Nachtarbeit, die Formulierung war natürlich eine Fehlleistung. Korrekt müsste es lauten: Vor einigen Tagen erwähnte eine Zeitung, rückblickend auf ein Interview mit Böll, das dieser um ein Buch zu schreiben, jeweils durchschnittlich fünf Jahre Recherchearbeit hineinstecken musste, um das Thema wirklich erfassen zu können!

 

Hallo Ian

Ich habe die Geschichte nochmals, wie letztes Mal detailliert, bis dahin gelesen, als der Protagonist in die Villa ging. Die vorgenommenen Kürzungen und Änderungen haben der Darstellung gut getan, es war mir jetzt flüssig zu lesen. Aus Zeitgründen muss ich mich auf diesen Teil beschränken, aber vielleicht nimmt sich einer der Kritiker dieses Metiers noch Deiner Geschichte an.

Woran ich in diesem Teil noch hängen blieb, war Folgendes:

Wie [Wir] haben über hunderttausend Euro Schulden, und davon sind knapp zehntausend seit Monaten überfällig.“

Eine solche Schuldenlast ist für eine durchschnittliche Familie nur bei einer Hypothek denkbar. Die zehntausend Euro kämen also für einmal jährlich fällige Amortisations- und Zinszahlung infrage. Doch wirkt es wenig plausibel, dass eine Bank bei einem solchen Ausstand mehrere Monate zuwartet, ohne zu handeln. Es würde nicht weniger drückend, wenn es ein Monat oder weniger wäre und keine Besserung der Finanzlage in Sicht ist.
In solchen Details sollte es realen Gegebenheiten folgen, damit die Glaubwürdigkeit nicht unnötig untergraben wird.

Meine letzten Bilder… ich habe das Gefühl, mich selbst zu kopieren.

Viele unnötige Auslassungszeichen sind nun weg. Diese hier sind berechtigt, doch fehlt da noch immer der Leerschlag: Bilder …

Mit einem Treibholz zündete er sich eine Zigarette an, sog gierig den Rauch ein und hustete.

Dies ist eine falsche Wortwahl, Treibholz wird einzig für Holz verwendet, das in einem Fluss mitgetragen wird. Korrekt also: Streichholz.

Ich wünsche Dir noch viele Leser und auch Resonanz zu Deiner Geschichte.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anakreon,
es freut mich, dass der Text langsam lesbarer wird ...

Vielen, vielen Dank für das mehrfache Durchlesen meines Textes!

Zu den Schulden von Charles und Familie: Da muss ich teils widersprechen, in der Gegend, in der ich wohne, sind Kredite ohne Startkapital oder Hypotheken (auf andere Immobilien in der Familie), bei einem vernünftigen Einkommen (zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses) sogar bis über 200.000€ möglich. Entsprechende monatliche Raten liegen dann auch gerne zwischen 1.000 und 1.500€, so dass man innerhalb eines halben/dreiviertel Jahres leicht auf 10.000€ Fälligkeiten kommen kann.
Die Banken werden sich natürlich einschalten, aber das vor allem erstmal schriftlich, wie ja auch in der Geschichte geschehen. Wenn keine Reaktion erfolgt, ist ein Hausverkauf auf Grundlage einer Zwangsvollstreckung natürlich möglich, wird aber hier nicht sofort, sondern erst nach einigen Monaten durchgeführt.
Ich halte die Beträge somit für durchaus realistisch.

Die Auslassungszeichen habe ich korrigiert, die "Autokorrektur" meine Computers ersetzt 3 klassische Punkte durch drei enger stehende, und entfernt das davor stehende Leerzeichen. Nach Umstellen der Autokorrektur von automatischer Sprachenerkennung auf Deutsch, habe ich das Problem inzwischen beheben können. Ist das in amerikanischem Englisch so üblich?
Jetzt muss ich nur noch meinem Kopf das Schreiben von Auslassungspunkten verbieten!

Das Treibholz war auch ein Produkt der Autokorrektur, diesmal der meine iPads, das ich zeitweise zum Schreiben nutze. Das Tippen auf dem iPad ist oftmals nicht so präzise, da hier keine echten, fühlbaren Tasten vorhanden sind, vertippt man sich, schlägt sofort die Autokorrektur zu.
Zu meiner Schande, muss ich natürlich eingestehen, dass ich das Wort hinterher auch einfach Überlesen habe. Die Rechtschreibkorrektur bemängelt hier ja auch kein falsch geschriebenes Wort. Inhaltliche Prüfung gibt es ja (noch) nicht.

Schöne Grüße
Jan

 

Hallo,
ich habe die vielfachen Anregungen, hier aus dem Forum und von anderer Stelle, umgesetzt, oder es zumindest versucht so gut ich konnte.
Der Text sollte flüssiger, stimmiger und fehlerfrei(-er) sein.
Grüße Ian

 

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