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Der Keiler
Es trug sich zu, dass vor langer Zeit, ein kleines Dorf, im sagenumwobenen Lande Arkadien von einer schrecklichen Plage heimgesucht wurde. Das kleine Dorf lebte lange Zeit friedlich vom Bestellen der Felder und der Jagd in den Wäldern, die sich bis zum Rand des Dorfes erstreckten.
Doch eines Tages verschwand einer der erfahrensten Jägern des Dorfes spurlos. Es schien fast, als hätte der Wald ihn mit Haut und Haar verschlungen. Ein zweiter Jäger wurde in den Wald geschickt, doch selbst einen Tag später war auch er nicht von der Jagd zurückgekehrt.
Nach einigem zögern beschloss der Älteste des Dorfes, drei der tapfersten Krieger des Dorfes als Suchtrupp in den Wald zu schicken.
Stolz und Selbstbewusst schritten sie unter den Augen des ganzen Dorfes in das tiefe Dickicht des Waldes,- und sie kehrten zurück. Doch kehrten sie als gebrochene Männer zurück. Nachdem sie gespeist und getränkt waren, wurden sie zum Ältesten gebracht, dem sie alles schilderten was sie gesehen hatten.
Sie berichteten von einem gräulichem Schauspiel, von zwei zerfleischten Leibern, einer davon sei der verschwundene Jäger gewesen, der andere ein ihnen Unbekannter Landstreicher, Vom zweiten Jäger jedoch war nicht mehr übrig als seine Nasse Kleidung und das blutige Jagdmesser. Und sie berichteten von Augen. Es waren blutroten Augen eines wilden Keilers, so groß wie ein ausgewachsener Mann, seine Hufe so breit dass er damit ein Pferd hätte tot trampeln können. Seine Keiler so imposant, dass er damit womöglich sogar einen Baum hätte entwurzeln können. Und ein schwarzes Fell, dass so schwarz war, als sei er der Nacht selbst entsprungen.
So hatten sie keine andere Wahl als die Flucht anzutreten und haben sich gerade noch retten können.
Es verging nicht viel Zeit bevor sich die Legende von dem wilden Keiler im gesamten Dorf verbreitet hatte. Und schon bald war das gesamte Dorf in Aufruhr.
Zwar versuchte der Älteste die ängstliche Menge immer wieder zu besänftigen, doch machte er sich selbst wohl die größten Sorgen.
In seiner Verzweiflung wandte er sich an den nahe gelegenen Nachbarort, die ihre Hilfe beteuerten und schon bald einen ihrer tapfersten Soldaten sandten, der bereits erfolgreich im Dienste des Königs gekämpft hatte.
Doch so tapfer er auch gewesen sein mag, auch er kehrte nicht mehr aus dem Wald zurück.
Der Dorfälteste brachte dem Nachbardorf seinen tiefstes Bedauern zum Ausdruck und bekam vom Ältesten ..... den Rat sich an den Landvogt zu wenden, dieser habe einige fähige Krieger in seinen Diensten.
So ließ der Älteste einen Boten aussenden um den Landvogt um Hilfe zu bitten.
Und bereits nach 2 Tagen kehrte der Bote mit einem Soldaten zurück der eine lederne Rüstung mit dem Wappen des Landvogtes trug. An seinem Gurt ein langes Schwert.
Entschlossen schritt der Soldat in den Wald ohne auch nur ein Wort mit dem Ältesten zu wechseln, der den ganzen Tag und die ganze darauf folgende Nacht nahe dem Waldesrand verharrte.
Erst als bereits der Morgen graute schlich der Älteste mit gesenktem Kopf zurück in seine Unterkunft. Er nahm sich ein Pergament und verfasste ein Entschuldigungsschreiben dass er einem Boten, mit der Bitte zu strengster Eile Übergab.
Zwei Tage des angespannten wartens später kehrte der Bote zurück und hatte eine freudige Botschaft zu verkünden.
Der Landvogt beschloss sich dem Problem über höhere Instanz anzunehmen und hatte seinen guten Freund, den Ehrwürdigen Herzog von höchstpersönlich um Hilfe gebeten.
Die Soldaten des Herzogs würden in ihr kleines Dorf kommen.
Und tatsächlich... Schon bald kamen sie. Es waren drei von ihnen, jeder von ihnen von so imposanter Erscheinung dass man meinen könnte sie wären in der Lage mühelos ein Pferd in zwei Hälften zu reißen.
Das ganze Dorf war zuversichtlich. Sicher würden sie den wilden Keiler niederstrecken können. Sicher würden Sie den Fluch des Keilers von ihrem Dorf nehmen können. - Doch ihre Hoffnung war vergebens.
Drei Tage später wurden drei weitere, leere Särge auf dem Hügel nahe dem Waldesrand beerdigt, denn keiner traute sich mehr in den Wald hinein um die toten Körper der tapferen Recken zu bergen.
Auch den Herzog erreichte schon bald ein förmliches Entschuldigungsschreiben.
Doch war noch nicht alle Hoffnung verloren.
Denn als einige Tage später der Bote zurückkehrte konnte er kaum ein klares Wort fassen, so aufgeregt war er. Denn was er letztens zu Verkünden hatte, versetzte das ganze Dorf in Aufruhr. Der König selbst würde sich nun dem Problem annehmen, ließ der Bote verlauten.
Er würde einen kleinen Trupp seiner kühnsten Ritter schicken um das Biest zu erlegen.
Und sie kamen, auf prächtig geschmückten Schimmeln, die nur von den glänzenden, maßgeschneiderten Rüstungen übertroffen wurden, die jeder der 5 Ritter stolz am Körper trug.
Sie stellten ihre Pferde ab und stampften in den Wald hinein, wobei jeder einzelne ihrer Schritte den Boden im Takt erbeben ließ.
Doch letzten endes stellten Sie lediglich drei weitere, leere Hügelgräber dar.
Der Älteste hatte schon im voraus ein Entschuldigungsschreiben verfasst und ließ erneut einen Boten schicken, der den Brief zustellen sollte. Doch als er eine Woche später zurückkehrte, gab es keine hoffnungsvollen Nachrichten zu verkünden.- Keine frohen Botschaften mehr.
Der König, der Herzog, der Landvogt und alle Ältesten aus der Umgebung. Sie alle verdrängten den Fluch des Keilers, wollten nichts mehr damit zu tun haben, nun da selbst die tapfersten Krieger des ganzen Landes der wilden Bestie erlegen waren. Als alle Gewalt versagte versuchten nun selbst die mächtigsten Herrscher, das Problem tot zu schweigen.
In seiner Verzweiflung ließ der Älteste einige Jungen in den Wald schicken, die die Rüstungen und Waffen sammeln und verkaufen sollten, um aus dem Erlös Söldner anzuheuern, in der Hoffnung dass einer von ihnen stark genug war, sich mit dem wilden Keiler messen zu können.
Ob der Umfangreichen Belohnung kamen schon bald darauf die ersten Söldner. Es kamen Große, Bärtige mit Keulen, Kleine Verschmitzte mit Dolchen und Bögen und Alte, Vernarbte mit Hakenhänden. Doch alle füllten sie nur den kleinen Hügel, mit ihren leeren Gräbern.
Doch eines Nachts, als alle Hoffnung bereits erloschen und die Grabsteine der toten Krieger, Söldner, Ritter und Soldaten unter dem Licht des Mondes tiefen Schatten in den Wald warfen, erschien ein Mann in goldener Rüstung.
Und obwohl der Älteste, wie alle anderen im Dorfe schon viele stattliche Krieger gesehen hatte, war dieser wohl der Eindrucksvollste.
Unter dem vergoldeten Helm verbargen sich tief eingesunken, durchdringende braune Augen.
Bei jeder seine Bewegung knirschte sein eng anliegender Lederharnisch unter der Anspannung seiner Muskeln die er sich wohl durch Jahre intensiven Trainings antrainiert hatte.
Er legte seine Hand auf den Schaft seines Schwertes und trat an den Ältesten heran.
Er nickte ihm zustimmend zu und schritt ohne ein Wort an ihm vorbei in den Wald hinein.
Der Wald war düster und feucht.
Er musste nicht tief in den Wald hinein schreiten um bereits die erste verstümmelte Leiche auf dem nassen Laub zu finden. Je tiefer er in den Wald hinein schritt, desto mehr Leichen, desto mehr zerrissene Kleidungsstücke pflasterten seinen Pfad. Und als er schließlich über eine kleine Lichtung schritt, vernahm er ein tiefes, grollendes Grunzen.
Ruckartig drehte er sich um, zog noch in der Bewegung sein Schwert aus der Scheide und stellte sich gefechtsbereit dem Ungetüm entgegen.
Jedoch musste er feststellen dass die Bestie nicht annähernd so beeindruckend war wie er sie sich anhand der vielzähligen Gerüchte vorgestellt hatte. Sie war weder so groß wie zwei Mann, noch hatte sie Zähne, so dick wie ein Arm. Zwar verriet sich der Keiler durch sein Aussehen, dass sich von jedem anderen Keiler Abhob den der Ritter in seinem ganzen Leben gesehen hatte, doch flößte er ihm keine Angst ein, sondern schien sich ganz im Gegenteil selbst zu fürchten.
Mit einem Grinsen sprang der Krieger in der goldenen Rüstung auf den Keiler zu und teilte ihn, noch ehe der Keiler überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, mit einem einzigen Schwerthieb entzwei.
Lächelnd bückte sich der Krieger nach einem feuchten Ballt, mit dem er Vorsichtig über die Klinge wischte um es vom noch immer warmen Blut des Keilers zu befreien.
Er drehte dem Keiler selbstzufrieden den Rücken zu und schob das Schwert zurück in die Scheide. Aber plötzlich vernahm er ein Geräusch, wie er es noch nie zuvor gehört hatte.
Es war ein Glucksen. Ein seltsames, fast brodelndes Geräusch.
Er drehte sich um, um einen prüfenden Blick auf den toten Körper zu werfen. Aber dort wo er den halbierten Körper eines wilden Keilers hinterlassen hatte lag nun ein zweigeteilter, athletischer Körper eines jungen Mannes. Er konnte seinen Augen nicht trauen und versuchte den Helm abzusetzen, doch konnte er ihn nicht ergreifen. Ungläubig starrte er seine Extremitäten an.
Dort wo sonst seine Hände saßen, endete sein Arm nun in einem schwarzen Huf.
Der Helm fiel auf den Boden und Spitze Eckzähne bohrten sich durch seine Haut nach Außen. Er fiel nach vorne auf alle viere. Der Lederne Harnisch rutschte von seinem Körper und offenbarte einen schwarzen Pelz, so schwarz wie die Nacht. Seine Nase verformte sich zu einer platten Schweineschnauze während seine eingesunkenen Augen, langsam, rot unterlaufend aus den Augenhöhlen hervortraten. Die Mutation bereitete dem jungen Krieger schreckliche Schmerzen. Doch der verzweifelte Schrei um Hilfe brachte keinen Menschlichen Ton hervor. Lediglich ein heißeres Quicken entfuhr seinem Rachen. - Der junge Krieger war dem Fluch des wilden Keilers erlegen.
Und kurz hinter dem Waldesrand, oben bei den Hügelgräbern war es der ehrwürdige älteste der verzweifelt den Kopf sinken ließ als ihm langsam klar wurde dass zu seinen Füßen bald ein neues Grab ausgehoben werden müsse. Ein weiteres Grab für einen leeren Sarg.