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Der Kranich

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03.02.2014
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Der Kranich

Es sollte Loewens erster Bankraub werden. Immerhin, er war 61. Und er war aufgeregt. Es war kurz nach neun. „Eine Bank überfällt man morgens“, hatte ihm Stolzenburg verraten. Stolzenburg war jetzt auch Rentner, aber früher ein Profi. Er hatte sieben Sparkassenfilialen ausgenommen, ehe ihn ein übereifriger Polizist vom Fahrrad stieß, als er auf der Flucht war. Komplizierter Ellenbogenbruch.

Loewen tastete in der Jackentasche nach seiner Maske, einer Strickmütze mit Löchern für Augen und Mund. Rita hatte die Ränder der Löcher liebevoll umgenäht und farblich abgesetzt. Vor zwei Jahren schon, als Loewen das erste Mal den Plan fasste, eine Bank zu überfallen. Vor zwei Jahren. Loewen war kein mutiger Mann. Und Rita war so angenehm weich – bis sie ihn rausschmiss, weil er sich immer nur hängen ließ, wie sie sagte. Sie nahm sich dann einen Jüngeren, der sich auch hängen ließ.

So hatte Loewen für seinen Überfall einen langen Anlauf genommen. Er fasste entschlossen nach der Spritzpistole. Sie beulte die Tasche ein wenig aus. Aber sie hatte einen Griff und vorn ein Rohr. Unter einer Jacke getragen, konnte sie gut als richtige Pistole durchgehen. „Es kommt nicht auf die Pistole an“, hatte Stolzenburg gesagt, „es kommt drauf an, wie entschlossen der Mann ist, der sie in die Hand nimmt.“

Loewen war entschlossen. Er hatte in seinem Leben genug eingesteckt. Eigentlich hatte er immer nur eingesteckt. Er war freier Handelsvertreter gewesen. Erst für Arbeitskleidung, dann für Staubsauger, später für Arbeitsschuhe, am Schluss für Spritzpistolen. Dann wollten sie ihn nicht mehr. Ein freier Handelsvertreter war leicht loszuwerden. Seine Kündigung kam mit der Post. Er hatte sie auf dem Tisch im Wohnzimmer liegen gelassen, war gegangen und hatte viel Bier getrunken. Marta hatte die Kündigung gelesen und nichts gesagt. Kein Vorwurf. Keine Wut. Sie war wie er. Vielleicht lebten sie deshalb zusammen. Sie steckte ein, was das Leben austeilte und machte still weiter.

Dann hatte Marta den Schlaganfall. Er pflegte sie zwei Jahre, bis sie starb. Sie waren fast zwanzig Jahre verheiratet. Keine aufregende Ehe, aber sie war der Halt gewesen in seinem Leben. Danach war nichts mehr. Keine Arbeit, keine Frau, nur Sozialhilfe und sechs Monate Männerwohnheim. Danach zog Loewen in die enge Zweizimmerwohnung und lebte lange in einem geräumigen Trainingsanzug vor seinem Fernsehapparat. Loewen war immer schlank gewesen. Jetzt nahm er zu. Irgendwann wollte er ins „Madagaskar“. Dafür musste er seinen Trainingsanzug verlassen. Das Madagaskar war eine Kneipe am Rand des Rotlichtviertels, immer dunkel, immer grobe, schlecht gelaunte Kerle hinter der Theke, aber niemals geschlossen. Eine Höhle für einsame Herzen, aus der nur manchmal einer rausflog, weil er nicht zahlen konnte. Loewen zog sein Hemd mit den feinen Streifen an und bekam den Knopf am Kragen nicht mehr zu. Von da an nahm er ab und lernte Rita kennen.

Er lächelte sein Spiegelbild in der Schaufensterscheibe des Buchladens an. Ja, Rita. Endlich wieder eine Frau nach so vielen Monaten. Jetzt war sie weg. Loewen strich sich die Haare hinters Ohr. Es waren nicht mehr so viele. Aber mit 61? Was will man verlangen. Er kämmte sie immer noch mit einem Kamm nach hinten und strich mit der flachen Hand hinterher. Erst links, dann rechts, dann hinten auf dem Kragen noch mal nachkämmen.

Jetzt reckte er sich ein bisschen. Drei Häuser noch bis zur Bank. Ein Tabakladen, ein türkischer Gemüsehändler, ein Fischgeschäft, dann würde sich Loewen nehmen, was ihm zustand.

Ein junges Pärchen überholte ihn. Die Tür der Sparkassenfiliale öffnete sich. Die beiden traten ein. „Scheiße“, dachte Loewen, „es wird da drin zu voll.“ Vielleicht morgen, vielleicht dann noch früher? Nein, diesmal nicht. Zwei Jahre hatte er Anlauf genommen. Jetzt war es genug. „Du gehst rein“, hatte Stolzenburg gesagt, „peilst die Lage. Achte auf die Kameras. Dann Maske auf und Kohle holen.“

Loewen wusste ganz genau, wo die Kameras hingen. Er hatte die Filiale ein Dutzend Mal in Augenschein genommen. Die Schiebetür ging auf. Zwei Schritte bis zum Kontoauszugsdrucker. Den Kopf immer gebeugt. Aus den Augenwinkel die Lage peilen.

Und peng. Sein Blutdruck war auf 200. Von einer Sekunde zur anderen. Drei Meter weiter, an dem Stehpult mit den Überweisungsformularen stand der Kranich. Auch er hatte den Kopf gesenkt. Aber Loewen würde den Kranich überall auf den ersten Blick erkennen. Ein magerer Kerl mit einem dünnen Kopf.

Der Kranich war eine Ratte. Tückisch und böse. Im Männerwohnheim gab es damals nicht einen, der ihm nicht lieber aus dem Weg ging. Er steckte immer zusammen mit dem dicken Fred. Ein Klotz von Mann, dem es Freude machte, andern die Nase zu Brei zu schlagen. Der Kranich dirigierte den dicken Fred wie ein Dompteur seinen Tanzbären. Loewen hatte die beiden erlebt, als sie sich in seinem Zimmer einen jungen Junkie vornahmen, der die erste Nacht im Heim war. Der Kranich drehte das Radio auf. Der dicke Fred schlug dem Jungen in den Bauch. Der Junge heulte und kotzte. Fred lachte und der Kranich auch. Fred klatschte dem Jungen die Faust ins Gesicht. Der Junge wimmerte nur noch. Dann musste er erst den Kranich und danach Fred bedienen. Loewen war zu feige, den Raum zu verlassen. Er blieb in seinem Bett und drehte den Kopf gegen die Wand. Er hörte das gurgelnde Stöhnen des Jungen. Er biss sich auf die Faust und hasste sich für seine Feigheit. Fred und der Kranich versprachen, am nächsten Abend wiederzukommen. Sie kamen dann aber nicht mehr. Es gab keinen Grund. Der Junge hatte sich noch in der Nacht am Kanal hinterm Männerwohnheim den goldenen Schuss gesetzt.

Jetzt stand der Kranich hier am Stehpult. Er war noch hagerer geworden. Dünnes Haar, gelbe Haut, Fingernägel wie Krallen. Loewen spürte, wie bitterer Hass sich in ihm ausbreitete, wie ein erster Schnaps am Morgen. Plötzlich war das Männerwohnheim wieder in seinem Kopf. Der Kranich, der ihm wie selbstverständlich die Stütze abnahm. Und der heulende junge Junkie. Freds klobige Faust und das giftige, krächzende Lachen des Kranichs. Und jetzt stand er da. Allein. Ohne den dicken Fred. Der Kranich fingerte in seiner Tasche und zog eine Strumpfmaske raus.

Loewen wollte das nicht glauben. Der Kranich, der Stolzenburg immer mit abfälligen Kommentaren begleitet hatte, wenn der alte Gauner von seinen Beutezügen erzählte. Der Kranich, der immer gesagt hatte, ein Bankraub sei viel zu gefährlich: „Wo ich euch doch bloß in die Taschen greifen muss, um mir das Geld zu nehmen.“ Und dabei lachte er dann kurz und zog die Schultern hoch.

Der Kranich streifte sich die Maske über und drehte sich zum Glaskäfig des Kassierers. Er machte den ersten Schritt und Loewen wusste, was er tun musste. Den Kranich einfach umhauen. Alles heimzahlen. Alle Wut rauslassen. Den Jungen rächen. Einmal im Leben die Dinge selbst in die Hand nehmen. Einmal austeilen. Einmal im Madagaskar eine Siegergeschichte erzählen können. Rita beweisen, dass er kein Hänger war. Und es war so einfach. Der Kranich ohne den dicken Fred war ein dünnes Hemd, so gefährlich wie eine Blindschleiche.

Der Kranich machte den zweiten Schritt. Loewen nahm die Hände aus den Taschen. Er hatte keine Angst. Es war so unzweifelhaft richtig, was er gleich tun würde.

Der Kranich trat vor dem Schalter, zog eine Pistole und krächzte den Kassierer an: „Los. Geld einpacken.“ „Eine Spielzeugpistole, bestimmt. Stolzenburg hatte immer für Spielzeugpistolen plädiert“, dachte Loewen, „weil sie gefährlicher aussehen als Gas oder Schreckschuss. Und wenn es doch schief geht, macht das einen besseren Eindruck beim Richter.“

Loewen stürmte vorwärts und riss den Kranich von den Beinen. Eigentlich war er ins Stolpern gekommen und hatte sich gar nicht mehr richtig unter Kontrolle. Er wog immer noch 20 Kilo mehr als der magere Gelbgesichtige. Sie stürzten übereinander. Der Schuss ging zwischen den beiden Männern los, als sie schon fast am Boden lagen. Im Rest der Bank war nur ein gedämpftes Krachen zu hören. Das Geschoss nahm seinen Weg durch Loewens Herz und hatte noch die Kraft durch das Plakat zu schlagen, mit dem die Sparkasse für Baukredite an junge Familien warb.

 

Hallo Ragnar

Ich heiße dich Willkommen bei den Wortkriegern!

Es sollte Loewens erster Bankraub werden. Immerhin, er war 61.

Normalerweise legt man bei Kurzgeschichten viel Wert auf den ersten Satz, hier waren es die ersten beiden, die mein Interesse geweckt haben. Ich finde das einen guten Einstieg, auch stilistisch positionierst du den Text gleich, er hat etwas Plauderhaftes, das ich mochte, weil dabei deine Lust am Erzählen rüberkommt.

Rita hatte die Ränder der Löcher liebevoll umgenäht und farblich abgesetzt. Vor zwei Jahren schon, als Loewen das erste Mal den Plan fasste, eine Bank zu überfallen. Vor zwei Jahren. Loewen war kein mutiger Mann. Und Rita war so angenehm weich – bis sie ihn rausschmiss, weil er sich immer nur hängen ließ, wie sie sagte. Sie nahm sich dann einen Jüngeren, der sich auch hängen ließ.

Das meine ich, der Text schweift da immer mal wieder ab, da nimmt er seine Maske raus, aber statt das Tempo zu erhöhen und die Spannung zu steigern machst du erstmal einen Schwenk auf Rita, erzählst das auch so augenzwinkernd im letzten Satz - ich finde das gut, du streust solche Stellen geschickt und für mein Empfinden mit dem richtigen Augenmaß ein.

Gerade zu Beginn wirkt das auch alles überhaupt nicht ernst, eher wie in einer Komödie, wo ein alter Mann, der nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen weiß, zum Bankräuber wird, und sich dabei vielleicht ein wenig tapsig anstellt. Erst gegen Ende hin wird der Text ernster, man merkt das auch, du schweifst zwar immer noch ab, aber statt zu Marta und Rita nun eben zum Kranich und dem dicken Fred. Da ändert sich die Stimmung innerhalb weniger Zeilen, und Loewen teilt endlich mal aus - zwar nicht in Form eines Banküberfalls, wie er es geplant hatte, aber er stellt sich seinem Widersacher, vor dem er sich lange Zeit nur still terrorisieren ließ - und bezahlt dafür mit seinem Leben.

Das macht ihn zu einer tragischen Figur, aber diese Tragik kam bei mir nicht richtig an - ich weiß nicht, es muss an der Sprache, an deiner Art zu erzählen liegen. Ich weiß nicht, was da deine Intention am Ende war. Wäre es für Loewen besser gewesen, still und eingeschüchtert weiterzuleben? Den Bankraub hätte er vermutlich mit seiner Freiheit bezahlt (ich denke, man hätte ihn erwischt), für seine Konfrontation mit dem Kranich zahlt er einen weit höheren Preis. Unglücklich ist das auf jeden Fall, weil er den Kranich im entscheidenden Moment doch unterschätzt hat und von sich selbst - der er ja mit einer Spielzeugpistole in die Bank marschiert ist - auf den Kranich geschlossen hat.

Vom Stil her fand ich es wie gesagt recht angenehm zu lesen. Hin und wieder solltest du auf die Zeiten achten (Präteritum/Plusquamperfekt), aber richtig rausgehauen hat mich nichts. Die Stelle würde ich allerdings umformulieren:

Er steckte immer zusammen mit dem dicken Fred. Ein Klotz von Mann, dem es Freude machte, andern die Nase zu Brei zu schlagen.

Ich dachte erst, das "Ein Klotz von einem Mann" bezieht sich auf den Kranich. Würde das so formulieren: "Er steckte immer zusammen mit dem dicken Fred, einem Klotz von Mann, ..."

Also insgesamt hab ich den Text gern gelesen und er hat mir gut gefallen.

Grüsse & viel Spaß hier
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ragnar,

auch ich mag deine Geschichte.
Aber erst mal auch von mit ein herzliches Willkommen.

Die Idee deiner Geschichte, Personal, ihre Namen, der trockene Humor, das gefällt mir alles gut. Du schreibst bestimmt nicht erst seit gestern.
Besonders in der Rückschau, also wenn du aus Loewens Vergangenheit erzählst, da färbt sich dein Protagonist und gewinnt Leben, aber auch bei seinen Vorbereitungen für den Überfall. Und das machst du tatsächlich in so einem beiläufigen Plauderstil. Schwups hat das geschreiben, und er hat Recht, ich hätte das gar nicht so genau benennen können.
Da sind schöne Bilder drin, man mag den Loewen gern. Also von daher hab ich mich schon mal über deine Geschichte gefreut.
Nach und nach wird die Geschichte ernsthafter. Anfangs erwartet man noch eine komisch-skurrile Gangsterkomödie mit einem Rentnergangster. Aber man gewinnt Einblicke in das Leben und die Persönlichkeit, des alten Mannes, die tragisch sind.
Auch da geht es mir dann ähnlich wie Schwups, da geht mir das alles ein bisschen zu schnell. Ich denke, das liegt daran, dass man die Wandlung Loewens vom völlig passiven Zuschauer zu dem Akteur eines Überfalls innerhalb deiner Geschichte schon nicht so recht nachvollziehen kann. Aber das hätte ich beim Lesen noch akzeptiert, nur dann in der Bank, da kommt sein Losschlagen doch sehr überraschend. Mir fehlt eigentlich nur ein bisschen was Zusätzliches. Irgendwas, was der Kranich macht, oder ein Gedanke Loewens. Irgendwas halt, was den plötzlichen Angriff schlüssiger macht. Vielleicht verstärkt man Loewens schlechtes Gewissen, seine Schuld- und Schamgefühle.
Und der zweite Punkt innerhalb der Handlung: Warum steigerst du denn die ganze Szene in der Bank nicht stärker? Also da ist ja die Zeit seines Entschlusses, das ist natürlich ganz kurz, und bestimmt schwierig, dem Leser rüberzubringen, aber es ist ja auch eine sehr spannende Stelle. Ebenso wie die eigentliche Kampfszene, da vergibst du dir Spannungsmomente.

Es sollte Loewens erster Bankraub werden. Immerhin, er war 61. Und er war aufgeregt. Es war kurz nach neun.
Klar, auch mich hat der Beginn reingezogen, aber halt nur inhaltlich, was ja schon die Hauptsache ist. Aber so wie du es schreibst, wars für mich gleichzeitig ein Verhinderer. Vier kurze Sätze, alle direkt hintereinander. Und alle mit derselben Konstruktion eingeleitet bzw. gebildet: es sollte / er war /er war / es war.
Also mich stößt das ab. Ich weiß ja nicht, inwieweit das gängigen Schreibschulen entspricht. Aber mir gefällt es halt nicht. Es wirkt abrupt, ungelenk, wiederholend. Zum Glück hast du dann ein bisschen anders weitergemacht, sonst hätte ich aufgehört. Und mit deinem lakonischen Ellenbogenbruch hast du mich dann wieder gekriegt. Das wirkte nämlich skurril auf mich, hintergründig humorvoll.

Und gut, dass du dann mit der Strickmütze angekommen bist, das ist genauso komisch: eine Überfallmaske, liebevoll umhäkelt und farblich gestaltet von der Gangsterbraut. Ja, so mag ich das.

Loewen war kein mutiger Mann. Und Rita war so angenehm weich – bis sie ihn rausschmiss, weil er sich immer nur hängen ließ, wie sie sagte. Sie nahm sich dann einen Jüngeren, der sich auch hängen ließ.
:)

So hatte Loewen für seinen Überfall einen langen Anlauf genommen. Er fasste entschlossen nach der Spritzpistole.
Ist nur eine Kleinigkeit, aber ein Absatz zwischen den beiden Sätzen wär für mich hilfreich gewesen. Ich war halt lesemäßig noch in der Vergangenheit, da greift er schon nach der Spritzpistole. Ich glaube mit einem Absatz wäre der Orts- und Zeitwechsel für mich klarer geworden.

Danach zog Loewen in die enge Zweizimmerwohnung und lebte lange in einem geräumigen Trainingsanzug vor seinem Fernsehapparat.
schönes Bild

Loewen zog sein Hemd mit den feinen Streifen an und bekam den Knopf am Kragen nicht mehr zu. Von da an nahm er ab und lernte Rita kennen.
Ja, das gefällt mir, das ist schön knapp und lakonisch.

Er kämmte sie immer noch mit einem Kamm nach hinten und strich mit der flachen Hand hinterher. Erst links, dann rechts, dann hinten auf dem Kragen noch mal nachkämmen.
Auch das mochte ich, weil du hier so eine Überkorrektheit bei ihm zeigst. Man kann sich den Mann vorstellen, wie er tief in sich drin so eine Akkuratesse besitzt, die sich in solch kleinen Handlungen äußert. Und gleichzeitig verliert er, wenn das Leben ihn drischt, die Haltung, denn er verkriecht sich ja für Ewigkeiten in seinem Trainingsanzug. Das scheint sich auf den ersten Blick zu widersprechen, aber nee, für mich eben nicht, so passiert das halt mit Menschen. Und es macht ihn ein bisschen widersprüchlicher.
Ich hätte mir mehr solcher Dinge gewünscht, damit man die Entwicklung der Geschichte, seine stürmische Rache am Kranich besser begreifen kann.

Er steckte immer zusammen mit dem dicken Fred. Ein Klotz von Mann, dem es Freude machte, andern die Nase zu Brei zu schlagen.
Ging mir so wie Schwups.

und hatte noch die Kraft durch das Plakat zu schlagen, mit dem die Sparkasse für Baukredite an junge Familien warb.
Ja, diese Plakate haben mich auch schon immer massiv gestört. Gut, dass du es durchsiebst. :D
Guter letzter Satz.

Ich seh das so: Deine Geschichte könnte man noch zuspitzen und spannungsvoller machen, aber auch so schon hat sie mir wegen ihrer Lakonie und der Charakterisierungen viel Spaß gemacht.

Und viel Spaß hier, das wünsch ich dir auch.
Viele Grüße Novak

 

Hallo Schwups, hallo Novak

Danke für eure Kommentare, nein, für eure Analysen. Auch wenn ihr beide sicherlich Routine habt, es macht einige Arbeit, so gründlich auf eine Geschichte einzugehen. Genau das hatte ich mir von den Wortkriegern auch erhofft. Ihr hängt die Messlatte jedenfalls sehr hoch. Ich hoffe ich reiße nicht, wenn ich demnächst die Arbeit eines anderen Autoren bespreche.

Das Lob nehme ich natürlich gern hin. Die Kritik bringt mich auf die Idee, die Geschichte noch einmal neu anzugehen. Mir mehr Gedanken zu machen. Die Frage „Was will ich eigentlich mit der Figur?“ habe ich mir gar nicht gestellt. Ich war mal Gerichtsreporter bei einer Tageszeitung und den alten Bankräuber hat es tatsächlich gegeben. Er hat vom Kassierer kein Geld bekommen, ist einfach wieder rausmarschiert und wurde nach 100 Metern verhaftet. Ich habe den Mann dann später besucht und war erschüttert, in welcher Armut der Mann lebte. Das wollte ich mit ein paar Beigaben aus anderen Fällen einfach mal aufschreiben - nicht so nüchtern und kurz wie das für die Zeitung nötig ist.

Ihr habt das vermutlich ganz richtig analysiert: Am Schluss habe ich ihn mir einfach vom Halse geschafft. Ich glaube jetzt, das war voreilig und stelle mir gerade vor, dass man vielleicht sogar mehr aus ihm machen kann. Der Fehler war wohl, dass ich zu nah an der Wirklichkeit geblieben bin. Der Mann war ein Verlierer und ich habe seine ausweglose Situation nur variiert statt ihm ein neues Leben anzudichten.

Ihr habt recht. Das geht besser. Danke für den Anstoß.
Gruß, Ragnar

 

Hallo Ragner,
Du hast ja schon zweit wertvolle Meinungen erhalten zu deiner Geschichte. Ich kann dir wenig Neues dazu sagen, möchte dich aber dazu ermutigen, weiter an dem Text zu feilen, denn ich habe ihn trotz schon erwähnter Schwächen sehr gerne gelesen. Und alte Männer, die noch mal neu durchstarten sind ja gerade hipp ;)
Das Ende wurde ja schon moniert. Da machst du es dir ein wenig einfach. Peng und Schluss. Für diesen sanften Aufbau bricht mir das zu abrupt ab. Die Zuspitzung zuvor mit dem Kranich finde ich gut, aber ich hatte den Eindruck, plötzlich eine ganz andere Geschichte zu lesen. Oder ich habe da den Autoren vor mir gesehen, der plötzlich einen ganz anderen Einfall bekommen hat, als ursprünglich nicht geplant war. Mit kann ich natürlich falsch liegen, aber es liest sich eben nach einem Bruch für mich. Manchmal mach ich das auch, hole ältere Texte aus der Schublade und schreibe an ihnen mit neuer Idee weiter. Weil ja der Anfang so gut war ;) Oft liest sich das aber nicht, weil man sich weiter entwickelt hat, die Entwicklung in sich nicht schlüssig ist, vorher anders angelegt war. Whatever, die Idee gefällt mir und ich finde, dass du einen sehr angenehmen Schreibstil hast. Insgesamt also gern gelesen. Hier braucht es nur noch die Feile.

Grüßlichst
Weltenläufer

 

Hallo Ragner,

auch wenn ich ganz neu bin, erlaube ich mir ein Urteil ;)

Mir hat Dein Text gefallen. Was mir besonders gut gefällt ist der Titel. Denn ich mag Kraniche eigentlich und dann kommt da so einer, dem ich nicht begegnen möchte.

Jetzt stand der Kranich hier am Stehpult. Er war noch hagerer geworden. Dünnes Haar, gelbe Haut, Fingernägel wie Krallen.

Das zerrt richtig an meiner Erwartung und Dein Text bleibt in Erinnerung!

Was mich ein wenig verwirrt hat, war die zeitliche Abfolge mit den Frauen. Erst ist er bei Rita, dann nicht mehr, auf einmal ist da die Ehefrau und dann taucht Rita noch einmal auf. Ich glaube zwar, dass die Figuren für die kurze Geschichte wichtig sind und ich habe keinen wirklichen Verbesserungsvorschlag, wie ich es machen würde, wollte Dir aber schreiben, dass mich das ein ganz klein wenig gestört hat.

Grüße, Die Nina

 

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