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Der Parasitenmensch

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06.10.2015
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Der Parasitenmensch

Ich atmete Milben aus, als wären meine Lungen alte Kopfkissen, die mit jedem Atemzug ein wenig durchgeschüttelt wurden. Gabriela - oder Gabi0804, wie sie sich im Internet genannt hatte - bemerkte es nicht, weil die widerlichen Hautfresser mit dem bloßen Auge nicht zu sehen waren. Mikroskopisch klein. Winzig, aber heimtückisch. Nur ich wusste, dass sie da waren.

„Passendes Wetter für unser erstes Treffen, oder?“ Ihr Lachen war glockenhell und sollte wohl das Eis zwischen uns brechen, das im World Wide Web nie existiert hatte, uns jetzt aber umso mehr zu schaffen machte. Meine Augen suchten das Fenster, als hätte ich vergessen, wie das Wetter war. Plumpe Regentropfen schlugen im Stakkato gegen die Scheiben des Kaffeehauses und verschleierten den Blick nach draußen. Der Himmel war grau, von schweren Wolken bedeckt, der Wind fuhr durch die Bäume entlang der Straße, Schmutz und Staubkörner wurden einfach vom Wasser mitgerissen und weggespült. Ich stellte mir vor, die Parasiten einfach ertränken zu können und fand die Vorstellung kurzzeitig sehr befriedigend.

„Ja.“ Ich zwang mich zu einem Schmunzeln, nickte kurz als die Kellnerin unsere Getränke brachte, und versuchte, weniger angespannt zu wirken, als ich war.

„Erzähl mir etwas über dich, Klaus. Was sind deine Interessen, Träume, Zukunftspläne? Was machst du in deiner Freizeit, wenn du gerade nicht im Internet surfst?“ Sie strahlte, war unglaublich enthusiastisch, als sie sprach. Einige Strähnen ihrer langen, blonden Haare fielen ihr ins Gesicht als sie sich leicht nach vorne neigte und nach einer der kleinen Zuckerpackungen griff. Ich sah zu, wie der gesamte Inhalt sukzessive in ihrem Kaffee verschwand, während die Frage eine beklemmende Enge in meiner Brust verursachte, die wohl dadurch zu erklären war, dass ich scheiterte, mit einer zufriedenstellenden, ja sogar interessanten, Antwort aufzukommen. Außer Fernsehen und im Internet surfen hatte sich bei mir in den letzten sechs Monaten nicht viel getan. Das Ungeziefer nahm mir allmählich die Lebensfreude. Gabriela jedoch schien sich von meinem Zögern nicht verunsichern zu lassen und griff nach einer weiteren Packung Zucker.

Ich senkte unterdessen meinen Blick, starrte auf die Tasse Kräutertee vor mir, die ich mit beiden Händen umschlungen hielt. Die Wärme lenkte mich vom Kribbeln in meinen Fingern ab, zumindest für einen kurzen Augenblick. „Das Übliche“, gab ich zurück, versuchte locker zu wirken, fand aber sofort, dass die Antwort desinteressiert klang. „Ich mag Musik.“ Etwas regte sich in meinem linken Zeigefinger. Ich spürte einen Anflug leichter Panik, wurde unruhig.

„Musik“, wiederholte sie mit einem Lächeln, das so rein und lieblich war, dass ich am liebsten aufgesprungen und nach draußen in den Regensturm gerannt wäre. „Spielst du ein Instrument?“

„Klavier.“ Meine Stimme klang verzerrt, und obwohl ich versuchte, Blickkontakt mit Gabrielas braunen Augen zu halten, die mich vage an die eines unschuldigen Rehs erinnerten, musste ich immer wieder auf meine Hand schauen. Die Haut um meinen Fingernagel spannte unangenehm und begann, anzuschwellen. „Und Cello“, fügte ich hinzu. Sie nickte, strich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr und trank vom Kaffee. Ich bewegte meinen Finger gegen den Rand der Teetasse, wollte, dass das Spannen und Stechen aufhörte. Langsam, und zu meinem Schock, begann sich etwas zwischen meinem Finger und Nagel heraus zu schlängeln. Ein kleiner Fadenwurm, kaum länger als ein paar Zentimeter, kämpfte sich mühsam an die Oberfläche, erst langsam, dann immer schneller, dann plumpste er mit einem beinahe unmerklichen Platsch geradewegs in meinen Tee.

Ekel breitete sich in mir aus und ich zog meine Hände zurück, als hätte ich heißes Eisen angefasst, hob den Kopf und erwartete, dieselbe Grimasse in Gabrielas Gesicht zu entdecken. Eine relativ normale Reaktion, wenn seinem Gegenüber ein Parasit aus dem Finger kriecht und in den Kräutertee fällt. Überraschenderweise schien sie den Vorfall aber nicht bemerkt zu haben, denn das freundliche Lächeln, das es mir unmöglich zu machen schien, mehr als drei Worte hintereinander herauszubringen, war nicht getrübt. Etwas verwirrt, wahrscheinlich aufgrund meines Gesichtsausdruckes, aber nicht angewidert.

„Klavier und Cello? Vielleicht kannst du mir mal was vorspielen. Klaviere haben mich von klein auf fasziniert, aber meine Eltern konnten oder wollten sich früher keines leisten. Und jetzt komme ich mir zu alt vor, um Übungsstunden zu nehmen.“ Sie zuckte leicht mit den Schultern.

„Bist du nicht“, erwiderte ich, genauso unbeholfen mit Worten wie mit dem Löffel, den ich nun zwecks Wurmentfernung in meinem Tee versenkte. Ich musste das Ding loswerden, ohne dass sie etwas bemerkte. Meine Gedanken kreisten um den widerwärtigen Parasiten, wie er sich langsam in der dunklen Flüssigkeit räkelte ohne zu Boden zu sinken, während seine Geschwister durch meine Adern schwammen und mich unter der Haut kitzelten. Ich rührte beinahe zu hektisch in meinem Tee um beim Versuch, den Wurm an die Kante zu treiben, wirbelte ihn unbarmherzig wieder und wieder im Kreis, im Uhrzeigersinn, dann gegen den Uhrzeigersinn, und fragte mich, ob er wohl am Ertrinken war. Biologie war noch nie meine Stärke gewesen.

„Ich weiß nicht so recht. Irgendwie glaube ich, dass ich mir komisch vorkommen würde, wenn ich jetzt Klavierstunden nehmen würde. Fangen die meisten nicht normalerweise im Volksschulalter damit an, Instrumente zu lernen? Mein Studium nimmt auch so viel Zeit in Anspruch. Studierst du?“ Der Ton in ihrer Stimme hatte sich verändert, schien weniger enthusiastisch als am Anfang zu sein. Vielleicht hatte sie den Wurm nun doch bemerkt, war aber zu höflich, um etwas zu sagen oder angeekelt das Gesicht zu verziehen – obwohl ich es ihr wirklich nicht übel nehmen hätte können.

„Architektur“, kam meine knappe Antwort. Details, wie zum Beispiel, dass ich mein Studium vor einem halben Jahr abgebrochen hatte, waren jetzt nicht wichtig, nur der Parasit zählte. Er musste verschwinden, glitt mir aber jedes Mal davon, wenn ich ihn mit dem Löffel einfangen wollte. Meine Unterarme juckten und ich hatte Angst, dass weiteres Ungeziefer an die Oberfläche dringen würden. Käfer, Spinnen, Zecken, Fliegen, Wanzen. Manchmal verlor ich die Übersicht darüber, was in mir hauste, manchmal konnte ich das Kribbeln einer Fliege nicht von dem einer Zecke unterscheiden. An manchen Tagen kam alles zusammen.

Die Kellnerin kam wieder an unserem Tisch vorbei, fragte uns höflich, ob wir noch einen Wunsch hätten. Ich schüttelte meinen Kopf, ohne aufzusehen, der Wurm entglitt mir erneut, Tee schwappte über den Tassenrand hinaus. Gabriela wirkte plötzlich überraschend ruhig. Ich atmete tief ein und aus, ein Schwall Milben strömte aus meinen Lungen in die Umgebung.

„Alles okay?“, fragte sie zögerlich, nachdem die Kellnerin sich wieder einem anderen Tisch zugewandt hatte. „Du wirkst nervös.“

„Ja, alles gut.“ Meine Stimme klang frustrierter und ungeduldiger als ich das eigentlich wollte, das Lächeln, zu dem ich mich daraufhin sofort zwang, war ein kompletter Reinfall, schmerzte fast, weil es so unnatürlich und erzwungen war.

„Schmeckt dir dein Tee etwa nicht?“ fragte sie, ihre neugierigen Rehaugen auf mich gerichtet als würde sie versuchen mich zu lesen. Aber ich war kein Buch, ganz besonders kein offenes.

„Nein.“ Ich schüttelte meinen Kopf, konnte keine vernünftige Erklärung dafür aufbringen, dass ich keinen einzigen Schluck von meinem Getränk getrunken hatte, während ihr Kaffee mittlerweile schon fast weg war.

„Darf ich?“

Ich war wie starr vor Entsetzen als sie plötzlich über den Tisch griff und sich ihre zarten, schlanken Finger um meine Teetasse schlängelten. Ihre Haut sah so sanft aus, so makellos. Kein Laut kam über meine Lippen, obwohl ich wild meinen Kopf schütteln und Nein schreien wollte. Ich saß nur da, hilflos als wäre ich komplett von der Welt um mich abgeschirmt und nicht mehr als ein stummer Beobachter. Gabriela atmete das feine, leicht würzige Aroma des Kräutertees ein und brachte die Tasse an ihre Lippen. Der Wurm. Der Wurm war doch noch da drinnen. Wie kam es, dass sie ihn einfach übersah?

Sie trank einen Schluck. Ich hielt meinen Atem an, immer noch unfähig, in irgendeiner Art und Weise einzuspringen. Ich hätte etwas sagen sollen, ihr die Tasse aus der Hand reißen oder lautstark protestieren sollen, selbst wenn das ruppig gewirkt hätte, selbst wenn ich sie damit endgültig verjagt hätte. Stattdessen ließ ich sie von meinem Tee trinken, wusste selbst nicht mehr, was ich mir eigentlich dabei gedacht hatte, als ich auf dieses Treffen eingewilligt hatte. Natürlich würde es in Chaos enden. War ich wirklich naiv genug gewesen, zu hoffen, dass sie nicht bemerken würde, wie das krabbelnde Ungeziefer mich langsam von innen auffraß?

Gabriela setzte die Tasse wieder vor mir ab. Der Wurm war verschwunden.

„Also mir schmeckt er gut. Obwohl er meiner Meinung nach etwas Zucker vertragen könnte.“ Das verspielte Lächeln auf ihren Lippen passte so gar nicht zu dem, was gerade passiert war. Sie hätte den Wurm doch bemerken müssen. „Aber bestell dir doch etwas anderes, wenn du möchtest.“

Aber ich mochte nicht. Mir war heiß und ich hatte Mühe, einen plötzlichen Brechreiz zu unterdrücken. Die Parasiten unter meiner Haut waren nun auch unruhiger denn je, tauchten ab in tiefere Schichten, als ob sie entgegen jedweder Logik mitbekommen hatten, dass einer von ihnen gerade von der Frau, die mir gegenüber saß, verschluckt worden war. Irgendwie schaffte ich es doch noch, ein schwaches 'Nein' zu stammeln. Mein Kopf schwamm. Wie konnte sie immer noch so ruhig sein? Wieso -

„Hey, ist dir nicht gut? Klaus?“

Ihre Frage ließ mich zusammenfahren. Ich folgte ihrem Blick und merkte erst jetzt, dass ich geistesabwesend dem Juckreiz nachgegeben hatte und fast schon wie besessen an meinem linken Unterarm kratzte. Die Haut war rot und brannte leicht, als ich meine Finger zurückzog. Das unbeschwerte Lächeln auf Gabrielas Lippen war verschwunden und ich schämte mich. Gleich, dachte ich, als ich meine Brille unnötigerweise zurecht rückte, nur um meine Finger zu beschäftigen, die schon wieder am Arm reiben wollten, gleich steht sie auf und geht. Online würde sie mich nach diesem Date auch nicht mehr anschreiben, dessen war ich mir nun fast schon sicher.

„Doch. Mir ist nur heiß, ich -“ Und dann verstummte ich mit einem Schlag, weil ich den Wurm wieder sah. Aber nicht im Tee, sondern in Gabrielas linkem Auge. Er hob sich kaum von der braunen Iris ab, aber ich sah ihn. Er räkelte und schlängelte sich im Kreis um die Pupille und obwohl der Anblick absolut abstoßend und widerwärtig war, konnte ich meinen Blick nicht abwenden. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, mein Gesicht verzerrte sich erneut zur Grimasse. Plötzlich hatte ich kein Interesse mehr an dieser Frau, ihre Anziehungskraft war weg. Ich weiß, dass ich bleiben hätte sollen. Sie verdiente eine ruhige Erklärung. Sie musste wissen, dass ich sie versehentlich mit meinen Parasiten infiziert hatte, und dass sie sich nicht die Mühe machen brauchte, einen Arzt aufzusuchen, weil Ärzte blind gegenüber jeglichem Ungeziefer waren.

Aber stattdessen stand ich abrupt auf und floh regelrecht aus dem Kaffeehaus. Vergaß meinen Schirm und eilte durch den Sturm, war zu aufgewühlt, um darauf zu achten, großen Pfützen auszuweichen. Gabriela war für mich ruiniert, und während ich mich schuldig fühlte, konnte ich es jetzt doch nicht mehr ändern.

Ich lief durch die Straßen, der Regen durchnässte meine Kleidung. Ich atmete Milben aus. Nur ich wusste, dass sie da waren.

Nur ich.

 

Hallo pumpkin (netter Name, und so passend zur Jahreszeit ;) ) und willkommen!

Deine Geschichte hat mir gut gefallen, ich habe keine Fehler gefunden, was äußerst selten vorkommt :lol:
Deine Zeichensetzung ist super (auch das kommt selten vor), der Text liest sich durch die Absätze schön flüssig.

Langsam, und zu meinem Schock, begann sich etwas zwischen meinem Finger und Nagel heraus zu schlängeln. Ein kleiner Fadenwurm, kaum länger als ein paar Zentimeter, kämpfte sich mühsam an die Oberfläche, erst langsam, dann immer schneller, dann plumpste er mit einem beinahe unmerklichen Platsch geradewegs in meinen Tee.

Da ist mir richtig schön schlecht geworden :sicko: hast Du gut beschrieben! Auch im weiteren Verlauf sehe ich die Szene klar und deutlich vor meinem inneren Auge. Wo wir grade bei Auge sind; wie sie den Wurm runterschluckt und er dann in ihrem Auge zu sehen ist...buuuäh :eek: Ekelgänsehaut vom feinsten.
Also auch wenn ich die Handlung eklig finde, geschrieben ist es super, schön bildlich, als säße ich am Nebentisch als stiller Beobachter.
Weiter so! :thumbsup:

Gruß, Joey

 

Hallo Pumpkin,

ich hab deine Geschichte auch gern gelesen. Klingt jetzt vielleicht merkwürdig, aber ich konnte mich echt gut in den Protagonisten hineinversetzen, wie er sich immer mehr reindreht in diese Wurmgeschichte, man fiebert mit, wie es ausgeht, wie er da wieder rauskommt.
Der Text ist wirklich gut geschrieben, spannend, flüssig, ich mag deinen Schreibstil sehr.

Ich atmete Milben aus als wären meine Lungen alte Kopfkissen, die mit jedem Atemzug ein wenig durchgeschüttelt wurden.
Kuhler erster Satz.

„Bist du nicht“, erwiderte ich, genauso unbeholfen mit Worten wie mit dem Löffel, den ich nun zwecks Wurmentfernung in meinem Tee versenkte.
und den Satz mochte ich auch.

Ach, eiegntlich sind da echt viele gute Sätze drin!

Aufgefallen ist mir so gut wie gar nichts, außer ein, zwei Kommafehler

Ich schüttelte meinen Kopf Komma ohne aufzusehen, der Wurm entglitt mir erneut, Tee schwappte über den Tassenrand hinaus.

Ich folgte ihrem Blick und merkte erst jetzt, dass ich geistesabwesend dem Juckreiz nachgegeben und fast schon wie besessen an meinem linken Unterarm kratzte.
da fehlt ein "hatte" ;)

Gleich, dachte ich, als ich meine Brille unnötigerweise zurecht rückte Komma nur um meine Finger zu beschäftigen, die schon wieder am Arm reiben wollten, gleich steht sie auf und geht.

Ekel breitete sich unmittelbar in mir aus und ich zog meine Hände zurück als hätte ich heißes Eisen angefasst, hob den Kopf und erwartete, dieselbe Grimasse in Gabrielas Gesicht zu entdecken.
Hier würde ich das "unmittelbar" weglassen.

Aber das waren wirklich Kleinigkeiten, denn wie schon gesagt - ich mag deine Geschichte!

Liebe Grüße,

Tintenfisch

 

@Joey

Hallo und Danke für das liebe Willkommen! (Ja, bin gerade sehr in Herbst - und Halloweenstimmung, daher der Name :) )
Danke auch, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und zu kommentieren! Es freut mich sehr, dass sie dir auch gefallen hat, und ganz besonders, dass du sagst, du konntest dir alles gut bildlich vorstellen. Sowas hört man als Autor total gerne, und das ist mir auch sehr wichtig.

@Tintenfisch

Danke, dass du meine Geschichte gelesen und einen Kommentar hinterlassen hast! Ich bin echt glücklich zu hören, dass du mitgefiebert hast und dich in meinen Protagonisten hineinversetzen konntest. Juhuuu :)
Es überrascht mich fast, dass da nicht mehr Kommafehler drin waren, haha. Die Fehler, auf die du mich hingewiesen hast (danke! :)), habe ich jetzt ausgebessert und ich gebe dir Recht, es klingt besser ohne das 'unmittelbar'.

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Liebe Grüße,
~pumpkin

 
Zuletzt bearbeitet:

pumpkin schrieb:
Es überrascht mich fast, dass da nicht mehr Kommafehler drin waren,
Offenbar scheinst du zu ahnen, pumpkin, dass dein sehr nebensatzreicher Schreibstil Zeichensetzungsfehler quasi evoziert.
Tatsächlich habe ich nicht zwei, sondern siebzehn Kommafehler gefunden.

Ich atmete Milben aus[,] als wären meine Lungen alte Kopfkissen,

Ich stellte mir vor, die Parasiten einfach ertränken zu können[,] und fand, dass die Vorstellung extrem befriedigend war.
Eleganter fände ich: … und fand die Vorstellung extrem befriedigend.

„Ja.“ Ich zwang mich zu einem Schmunzeln, nickte kurz[,] als die Kellnerin unsere Getränke brachte[,] und versuchte, weniger angespannt zu wirken[,] als ich war.

Sie strahlte, war unglaublich enthusiastisch[,] als sie sprach.

… dass ich scheiterte, mit einer zufriedenstellenden, ja sogar interessanten, [kein Komma] Antwort aufzukommen.
Mit einer Antwort aufkommen? Hm. Mag sein, dass dieser Ausdruck in deiner Gegend, wo immer die sein mag, gebräuchlich ist. Ich höre ihn in diesem Zusammenhang zum erstenmal.

„Musik“,wiederholte sie
Hinter dem Komma fehlt das Leerzeichen. Und hinter Musik könnte ich mir durchaus ein Fragezeichen vorstellen.

Sie nickte, strich eine Strähne ihres blonden Haares hinter ihr Ohr und trank von ihrem Kaffee.
Dass die Haare blond sind, wird schon weiter oben erwähnt, das braucht‘s hier nicht mehr.
Ich schriebe diesen Satz z.B. so:
Sie nickte, strich eine Haarsträhne hinters Ohr und trank von ihrem Kaffee.
(Wobei man natürlich auch noch das Possessivpronomen vor Kaffee hinterfragen könnte.)

Ekel breitete sich in mir aus und ich zog meine Hände zurück[,] als hätte ich heißes Eisen angefasst,

Ich rührte beinahe zu hektisch in meinem Tee um beim Versuch, ihn an die Kante zu treiben, wirbelte ihn unbarmherzig wieder und wieder im Kreis,
Da würde ich explizit noch einmal den Wurm erwähnen, weil sonst der Bezug ein wenig missverständölich ist.

Mein Studium nimmt auch soviel [so viel] Zeit in Anspruch.

Ich schüttelte meinen Kopf, ohne aufzusehen, der Wurm entglitt mir erneut, Tee schwappte über den Tassenrand hinaus.
Unnötiges Possessivpronomen, unnötiges Adverb.

„Alles okay?“[,] fragte sie zögerlich[,] nachdem die Kellnerin sich wieder einem anderen Tisch zugewandt hatte.

„Ja, alles gut.“ Meine Stimme klang frustrierter und ungeduldiger[,] als ich das eigentlich wollte,

„Schmeckt dir dein Tee etwa nicht?“[,] fragte sie, ihre neugierigen Rehaugen auf mich gerichtet[,] als würde sie versuchen mich zu lesen.

„Nein.“ Ich schüttelte meinen Kopf, konnte mit keiner vernünftigen Erklärung aufkommen[,] warum ich keinen einzigen Schluck von meinem Getränk getrunken hatte,

Ich war wie starr vor Entsetzen[,] als sie plötzlich über den Tisch griff

Stattdessen ließ ich sie von meinem Tee trinken, wusste selbst nicht mehr[,] was ich mir eigentlich dabei gedacht hatte,

Das unbeschwerte Lächeln auf Gabrielas Lippen war komplett verschwunden
Für mich ist das eines der unattraktivsten Worte überhaupt. Obendrein ist es meist vollkommen entbehrlich.

Ich weiß, das [dass] ich bleiben hätte sollen.

eilte durch den Sturm, war zu aufgewühlt[,] um darauf zu achten, großen Pfützen auszuweichen.

Mal abgesehen von diesen paar Fehlerchen finde ich die Geschichte richtig gut. Zum einen wirkt sie sprachlich schon recht sicher und wortgewandt. (Wobei ich mir vorstellen kann, dass so mancher Leser deine Vorliebe für verschachtelte Satzkonstruktionen nicht unbedingt teilen wird. Mich persönlich stört so was nicht, sofern die Textverständlichkeit darunter nicht leidet, was hier ja nicht der Fall ist. Ja, das ist schon gut geschrieben,)
Zum anderen gefällt mir einfach die Idee der Geschichte.
Dieser aberwitzige Zustand des Erzählers macht aus einer im Grunde harmlosen, kleinen Alltagsszene, dem ersten Date zweier Internet-Bekannten, einen wahren Horrortrip. Zumindest für den einen.
Aber das wirklich Haarsträubende an der Geschichte ist für mich, mit welcher Selbstverständlichkeit der Protagonist mit seinem Leiden(?) umgeht, der nimmt das so abgeklärt und fatalistisch hin wie unsereiner einen Schnupfen oder eine Fieberblase. Und weil mir, dem Leser, mit keinem Wort die Hintergründe - also was es mit dieser Ungezieferinvasion in seinem Körper auf sich hat - erklärt werden, die quasi als was ganz Natürliches dargestellt wird, lässt mich die Geschichte tatsächlich an Kafkas Gregor Samsa denken, dessen Verwandlung in einen Käfer ja auch nicht begründet wird. Dinge passieren einfach.

Dass es physiologisch gesehen natürlich völliger Quatsch ist, wovon du hier schreibst, ist dir sicher selber klar. (Wie z.B. soll es das Würmchen schaffen, binnen weniger Minuten von Gabrielas Verdauungstrakt in deren Auge zu gelangen?) Aber egal, immerhin lebt ja dein Plot von diesem Aberwitz, und mir gefällt so was.
Umso mehr, weil du den Text ganz lapidar mit dem Stichworten Alltag/Seltsam/Sonstiges versiehst, und ihn nicht z.B. unter Horror stellst, was dem Thema durchaus angemessen wäre.

Gurt gemacht, pumpkin.


offshore

nachträgliches Edit:

offshore schrieb:
Mit einer Antwort aufkommen? Hm. Mag sein, dass dieser Ausdruck in deiner Gegend, wo immer die sein mag, gebräuchlich ist. Ich höre ihn in diesem Zusammenhang zum erstenmal.

Ich habe erst jetzt in deinem Profill gesehen, dass ich die Gegend, aus der du kommst, eh recht gut kenne und auch die Sprache, die man dort spricht. :D
Umso fragwürdiger erscheint mir die Formulierung.

 

Biologie war noch nie meine Stärke gewesen.

Hallo und herzlich willkommen hierorts,

liebe pumpkin,

um gleich vorweg das Eingangszitat zu begründen ein weiteres

Käfer, Spinnen, Zecken, Fliegen, Wanzen. Manchmal verlor ich die Übersicht darüber, was in mir hauste, manchmal konnte ich das Kribbeln einer Fliege nicht von dem einer Zecke unterscheiden. An manchen Tagen kam alles zusammen.
All dieses Getier ist bestenfalls "auf" der Haut und verursacht eben keine Krätze (das Wort ist ja ein umgelautetes Kratzen, von dem Du erzählst), und außer den Zecken - deren Weibchen (!) sich wie die Mücken vom Blut ihrer "Gastgeber" ernähren - Zecken, die man als Hundehalter ab dem Frühjahr mit dem Hund frei Haus geliefert bekommt und die auch den Spinnentieren zugeordnet werden, ist alles andere aufgeführtes "Ungeziefer" Beutetier von Spinnen. Und wer hätte je gehört, dass eine gemeine Kreuzspinne in ihrem Netz einen Menschen gefangen hätte? Das ist Hollywood und wer so etwas für bare Münze nimmt, glaubt auch an die Rache der Killertomate.

Nun gut, mit einem Gregor Samsa ist wohl im Internetzeitalter nicht mehr zu rechnen, aber Schreiben und erzählen kannstu auf jeden Fall und mit ein bisschen Übung findestu auch die grammatischen Schnitzer selber. Zudem ist es schwierig, sich in die Rolle einer Person anderen Geschlechts hineinzuversetzen. Aber wenn mancher Kerl oder auch nur ein Klaus Weichei und Angsthase (ist wohl bei Kleinstgetier das falsche Wort, aber mir fehlt gerade ein treffenderes) ist und seine Phobien ausleben muss, dann ist das gut gezeichnet, besonders wenn sich die Angst im Auge des Gegenübers spiegelt ...

Ich atmete Milben aus[,] als wären meine Lungen alte Kopfkissen, die mit jedem Atemzug ein wenig durchgeschüttelt w[ü]rden.
Die vergleichende Konjunktion als leitet hier einen vollständigen Satz ein, wie auch hier
„Ja.“ Ich zwang mich zu einem Schmunzeln, nickte kurz[,] als die Kellnerin unsere Getränke brachte[,] und versuchte, weniger angespannt zu wirken[,] als ich war.
wobei das Komma vorm und den mit als eingeleiteten Nebensatz beendet und der Hauptsatz mit dem und weitergeführt wird.
Sie strahlte, war unglaublich enthusiastisch[,] als sie sprach.
Auf diese "als"-Falle tappstu noch öfters rein, müsstestu selbst nachschau'n (und ich bin sicher, dass es klappen wird)

Hier nun ist das Komma vor der Konjunktion und entbehrlich, ersetzt es doch wie zwischen jeder Aufzählung sonst auch zwei gleichrangige Satzteile

Ihr Lachen war glockenhell, und sollte wohl das Eis zwischen uns brechen, das ...
Anders hier
Ich stellte mir vor, die Parasiten einfach ertränken zu können[,] und fand, dass die Vorstellung extrem befriedigend war.
Auf die Begründung solltestu eigentlich jetzt von selbst kommen ...

Sie nickte, strich eine Strähne ihres blonden Haares hinter ihr Ohr und trank von ihrem Kaffee.
Wessen Haar könnte sie schon hinter ihr Ohr streichen? Nun gut, sie könnte Klaus' Kaffee trinken wollen ...

, wie er sich langsam in der dunklen Flüssigkeit r[e]kelte[,] ohne zu Boden zu sinken, während ...
(Komma vor Infinitivgruppe, das vom Substantiv abhängig ist)

Hoppla, das German gerund spricht man hier im Pott viel konsequenter, wenn man zu "seine Omma am Laufen/Kommen is' oder überhaupt "wat am Tun is'"

..., und fragte mich, ob er wohl am Ertrinken war.
Zudem böte sich für diese Frage der Konjunktiv an, etwa der Art "ob er wohl ertrinke", bestehen Zweifel sogar besser "ertränke".

Mein Studium nimmt auch soviel Zeit in Anspruch
.So viel i. d. R. auseinander

– obwohl ich es ihr wirklich nicht übel nehmen hätte können.
Das scheint eine österr. Marotte zu sein (kommt noch mal vor in dieser Stellung). Die geballte Macht des Verbs! Eleganter "... nicht hätte übel nehmen können"

... und ich hatte Angst, dass weitere Ungeziefer an die Oberfläche dringen würden.
Ungeziefer ist wie Getier Sammelbezeichnung und immer Einzahl (darum musstestu ja auch am Anfang definieren, das darunter fällt), also hier "dass weiteres Ungeziefer ..." besser.

Nochmals Variationen über die Kommasetzung

„Alles okay?“[,] fragte sie zögerlich[,] nachdem die Kellnerin sich wieder einem anderen Tisch zugewandt hatte.
..., konnte mit keiner vernünftigen Erklärung aufkommen[,] warum ich keinen einzigen Schluck von meinem Getränk getrunken hatte, während ...
..., wusste selbst nicht mehr[,] was ich mir eigentlich dabei gedacht hatte, als ich auf dieses Treffen eingewilligt hatte.

Hier nun komm ich noch mal auf den Konjunktiv zurück, den Du ab der "als ob"-Stelle verwenden solltest
Die Parasiten unter meiner Haut waren nun auch unruhiger denn je, tauchten ab in tiefere Schichten, als ob sie entgegen jedweder Logik mitbekommen hatten, dass einer von ihnen gerade von der Frau, die mir gegenüber saß, verschluckt worden war. Irgendwie schaffte ich es doch noch, ein schwaches 'Nein' zu stammeln. Mein Kopf schwamm. Wie konnte sie immer noch so ruhig sein? Wieso -
Wie direkt zuvor solltestu vor dem Gedankenstrich eine Freistelle lassen
„Doch. Mir ist nur heiß, ich-“
Und zum Abschluss noch ein Komma für den Infinitivsatz
..., war zu aufgewühlt[,] um darauf zu achten, großen Pfützen auszuweichen.

Also, selber noch mal durchschau'n und kein Zweifel, dass es was wird!, meint der

Friedel,
der jetzt Kohldampf hat

 
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@ernst offshore

Hallo! Ja, das mit den Kommas hab ich schon irgendwie geahnt, haha. Auweia, siebzehn. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich darauf hinzuweisen, wo die jetzt genau fehlen! :) Ich muss mir die deutschen Kommaregeln wohl doch wieder genau anschauen. Mein letzter deutscher Text liegt acht Jahre zurück und im Englischen sind die Beistriche immer sehr sparsam verteilt. (Ich dachte, ich hätts noch drauf, nachdem ich ein paar Jährchen nur englische Bücher gelesen habe- ich habs eindeutig NICHT mehr drauf)

Mit dem 'Antwort aufkommen' scheint sich auch wieder etwas vom Englischen eingeschlichen zu haben, da hast du Recht, das klingt wohl im Deutschen nicht wirklich gut, also eigentlich überhaupt nicht gut. Und es ist mir echt nicht aufgefallen, obwohl ich es doch einige Male Korrektur gelesen habe. Das sollte ich auch noch ausbessern, danke! :)

Freut mich sehr, dass dir die Geschichte ansonsten gefallen hat!
Ja, ist mir klar, dass das mit dem Wurm so natürlich nicht möglich ist :) Erklärt wird nicht viel, und ich bin froh, dass dich das nicht weiter stört. Ich wollte nicht direkt in der Kurzgeschichte erklären, dass der Kerl an Dermatozoenwahn leidet, sondern nur ein paar kleine Andeutungen im Text verstreuen, da ich finde, dass das die Sache etwas spannender und seltsamer macht.
(Kafkas Verwandlung hab ich übrigens sehr genossen, als wir es damals in der Schule gelesen haben! Und das hat mich sehr fasziniert, dass da eigentlich nichts erklärt wird, dass das einfach so ist. Und soweit ich mich erinnern kann (?), hat sich ja auch Gregor selbst nicht groß Gedanken darüber gemacht, WARUM er jetzt ein Käfer ist, sondern war vielmehr darum bemüht, doch noch irgendwie in die Arbeit zu kommen. Das hat mich echt beeindruckt, aber gut, ich hör lieber auf, bevor ich noch mehr abschweife und das hier zu einer Diskussion über die Verwandlung führt...)

Liebe Grüße,
~ pumpkin

@Friedrichard

Hallo, und danke für das liebe Willkommen! :)

Ja, Biologie ist tatsächlich keine Stärke von Klaus, aber es wäre ihm ohnehin mehr geholfen, wenn Psychologie seine Stärke wäre, da natürlich, wie du schon sagst, die sämtlichen Insekten und Spinnentieren in der Haut und unter der Haut, in seinem Verdauungstrakt und diversen Körperöffnungen, ja sogar in seinen Lungen, totaler Schwachsinn wären, wenn sie denn real wären. (Würde trotzdem einen guten Hollywoodfilm machen, vielleicht eine neue Art von Zombies, die anstatt unter Viren, unter Parasiten leiden, die sich leicht auf andere Menschen übertragen und dann vielleicht noch schön langsam ins Gehirn fressen, um die Synapsen herumwickeln, Schwann'sche Zellen abbauen und recht gruselige neurologische Symptome verursachen. Oh Gott, ich schweife wieder ab.)

Aber ja, Psychologie, denn das Ungeziefer das da überall gleichzeitig in und teilweise auch auf Klaus' Körper lebt, ist nicht wirklich da, sondern Teil seiner Psychose. Keine Angst, keine Spinne frisst ihn auf ; ) Und während Dermatozoenwahn üblicherweise zu taktilen Halluzinationen führt (das Kratzen, das Jucken, das Kribbeln), habe ich noch visuelle Halluzinationen hinzugefügt,(den Wurm im Tee, den Wurm in Gabrielas Auge, die er natürlich nicht ständig hat, die aber manchmal auch vorkommen) weil ich durchaus finde, dass das noch im Bereich des möglichen liegt. Dermatozoenwahn kann ja einen Haufen Ursachen haben, und bei einigen sind andere Arten von Halluzinationen und weitere neurologische Symptomatik durchaus nicht ausgeschlossen. (Ich glaub ich schreib schon wieder viel zu viel, also zum nächsten Punkt.)

Auch dir vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich auf die fehlenden Beistriche hinzuweisen! :) Die werde ich alle noch mal gründlich überarbeiten, genauso wie die anderen Grammatikfehler und Verbesserungen, die du erwähnt hast. Danke!

Liebe Grüße,
~pumpkin, die froh ist, dass die Geschichte dem Friedel nicht den Appetit geraubt hat ;)

 

Hej pumpkin,

ich bin nicht richtig warm geworden, mit Deiner Geschichte. Dabei find ich das Thema wirklich gut gewählt. Es führt nur nirgendwo hin. Du zeigst mir höchstens in Ansätzen, wie es Deinem Protagonisten geht und legst für meinen Geschmack zuviel Wert auf die Effekte von Würmern, wo man keine haben möchte.
Dein Erzähler hält fast bis zum Schluss still, spricht kaum und damit wirkt auch Deine Geschichte verdruckst und wie angehalten.
Oft untergräbst Du mit bestimmten Worten die Stimmung, die Du eigentlich erzeugen willst.

Ich folgte ihrem Blick und merkte erst jetzt, dass ich geistesabwesend dem Juckreiz nachgegeben hatte
Er war nicht geistesabwesend, Du beschreibst vorher, was er denkt. Er hat dem Juckreiz nachgegeben, ohne es zu bemerken, aber sein Geist war nicht abwesend, sondern mit dem verpatzten Date beschäftigt.

Insgesamt würd ich Dir empfehlen, Deinen Text auf solche Wörter und Formulierungen abzuklopfen, die es nicht braucht oder die inhaltlich in eine andere Richtung führen als das Drumherum. Ich glaube, damit könntest Du schon noch was rausholen.

Damit Du vielleicht einen Eindruck davon bekommst, was ich meine:

Meine Augen suchten das Fenster, als hätte ich vergessen, wie das Wetter war.
Eher als hätte er vergessen, wo das Fenster war. Wozu es sonst suchen? So wirkt das nicht wie ein Blick auf das Wetter, sondern seine Augen wirken träge, etwas dümmlich, wen man das von Augen sagen kann und damit in keiner Weise nervös oder ängstlich, obwohl das eher zu seinem Zustand passen würde.

Plumpe Regentropfen schlugen im Stakkato gegen die Scheiben
Darunter kann ich mir auch nach wiederholtem Lesen nichts vorstellen. Plumpes Stakkato geht für mich nicht zusammen.

der Wind fuhr durch die Bäume entlang der Straße, Schmutz und Staubkörner
Klingt kurzzeitig so, als hätte es noch nicht geregnet.

Ich stellte mir vor, die Parasiten einfach ertränken zu können und fand, dass die Vorstellung extrem befriedigend war.
Warum so umständlich?
Ich stellte mir vor, die Parasiten einfach ertränken zu können und fand die Vorstellung extrem befriedigend.
Und wenn ihn das gerade befriedigt, woher kommt dann gleich im Anschluss die Angespanntheit? Ich les dazwischen nichts, was mir da eine Erklärung liefert.

„Ja.“ Ich zwang mich zu einem Schmunzeln
Zu einem Schmunzeln kann man sich nicht zwingen. Zu einem affenartigen Grinsen vielleicht, zu einem Zähnefletschen oder einem Zähnezeigen.

und versuchte, weniger angespannt zu wirken als ich war.
Indem er was tat? Wie versucht man das? Wie äußert sich das, körpersprachlich? Wenn Du das zeigst, wird es viel anschaulicher.

Sie strahlte, war unglaublich enthusiastisch als sie sprach.
Hier dasselbe.
Wie spricht jemand, der unglaublich enthusiastisch ist. Klingt und wirkt das
„Erzähl mir etwas über dich, Klaus. Was sind deine Interessen, Träume, Zukunftspläne? Was machst du in deiner Freizeit, wenn du gerade nicht im Internet surfst?“
unglaublich enthusiastisch auf Dich? Auf mich wirkt das eher steif und irgendwie auch desinteressiert.

während die Frage eine beklemmende Enge in meiner Brust verursachte, die wohl dadurch zu erklären war, dass ich scheiterte, mit einer zufriedenstellenden, ja sogar interessanten, Antwort aufzukommen.
Die beklemmende Enge habe ich am Ende des Satzes kaum noch auf dem Schirm. Du verhaspelst Dich hier meiner Meinung nach und die Gelegenheit, zu zeigen, wie der sich fühlt, verpufft.
Wozu und für wen das Zögern hier "die wohl dadurch zu erklären war", wozu in der Situation diese Steigerung "mit einer zufriedenstellenden, ja sogar interessanten, Antwort" wenn Du beklemmende Enge in der Brust zeigen willst?
Übrigens: Komma vor "Antwort" muss weg ich glaube, der Satz hat dich selbst etwas verwirrt.

Tolles Thema. Vielleicht würde es sich dafür lohnen, die Geschichte nochmal zu überarbeiten.
Dir jedenfalls weiterhin noch viel Spaß hier.

Gruß
Ane

 

Hey @Ane! :)

Vielen Dank, dass du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast! Du hast mich da auf ein paar sehr gute Punkte aufmerksam gemacht, an denen ich noch besonders arbeiten werde.

Er war nicht geistesabwesend, Du beschreibst vorher, was er denkt. Er hat dem Juckreiz nachgegeben, ohne es zu bemerken, aber sein Geist war nicht abwesend, sondern mit dem verpatzten Date beschäftigt.

Hm...meinst du, dass 'gedankenverloren' da besser passt, oder hättest du ein anderes Wort im Kopf gehabt? Oder doch das ganze komplett anders beschreiben?


Und was mich auch noch interessiert: du hast gemeint, dass das Thema nirgendwo hin führt. Wie hätte es denn für dich sein müssen, dass es sozusagen wo hin führt? Einfach mehr Gefühle/Gedanken vom Protagonisten oder ein anderes Ende oder ...? Weil ich mir gerade nicht sicher bin, was genau ich mir darunter vorstellen soll.

Danke für deine Tips! :)

Liebe Grüße,
~pumpkin

 

Hallo Pumpkin,

zunächst hat die Geschichte mich etwas irritiert. Aber es war gleichzeitig auch das, was mich daran
gefesselt hat. Ich wollte unbedingt wissen, wie sie ausgeht.
Mittlerweile hast du ja verraten, dass er an Dermatozoenwahn leidet.
In der Geschichte selbst wird das offen gelassen und das finde ich auch gut so.
Als ich sie zu Ende gelesen hatte, habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was mit ihm nicht stimmt.
Die Lösung, die ich für mich zunächst gefunden hatte war, dass er auf irgendeine Art drogensüchtig sein könnte.
Wenn eine Geschichte in den Gedanken noch so nachwirkt, hat sie für mich ihr Ziel optimal erreicht.
Das ist dir bei mir gelungen und ich habe sie sehr gerne gelesen und freue mich auf mehr.

Gruß

Raimond

 
Zuletzt bearbeitet:

offshore schrieb:
Und weil mir, dem Leser, mit keinem Wort die Hintergründe erklärt werden, also was es mit dieser Ungezieferinvasion in seinem Körper auf sich hat, die quasi als was ganz Natürliches dargestellt wird, lässt mich die Geschichte tatsächlich an Kafkas Gregor Samsa denken, dessen Verwandlung in einen Käfer ja auch nicht begründet wird. Dinge passieren einfach.

Mann, ich komme mir jetzt ein bisschen dämlich vor. Tatsächlich hab ich das Geschehen in der Geschichte für bare Münze genommen, ich kam echt nicht auf die Idee, dass sich der Typ das Gekreuche und Gefleuche in seinem Körper nur einbilden könnte. (Deshalb auch meine Assoziation zu Kafkas Käfermensch.)
Ich wusste einfach nicht, dass es so was wie „Dermatozoenwahn“ überhaupt gibt. (Allerdings gibt es ja tatsächlich keine Phobie, die es nicht gibt. Man denke nur an z.B. die Arachibutyrophobie, die panische Angst davor, dass einem die Erdnussbutter am Gaumen kleben bleiben könnte, oder die Faustophobie, die Angst davor, jederzeit eins in die Fresse bekommen zu können, usw. Warum also nicht auch Dermatozoenphobie?)
Aber vielleicht bin ich einfach ein zu argloser Leser, dem man sonst was erzählen kann, der alles glaubt, so es nur gut geschrieben ist.
Insofern kannst du mich jetzt für einen naiven Einfaltspinsel halten, pumpkin, und dementsprechend dem Lob in meinem ersten Kommentar nicht allzu viel Gewicht beimessen. Oder aber, du interpretierst es einfach so, dass du wirklich sehr gut und eindrücklich schreiben und damit die Fantasie des Lesers (zumindest meine) aufs Glatteis führen kannst.
Was ja auch toll ist.


offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallöchen pumpkin,

also die Geschichte ist ja echt grausig! Aber das meine ich als Kompliment :D
Der Wahn des Protagonisten und all das kreuchen und fleuchen, dass er sich so einbildet (was nebenbei hervorragend beschrieben wird) lässt den Leser wirklich mitfiebern und löst unwillkürlichen Juckreiz aus.

Die Stelle, als Gabriela den Wurm im Auge hatte, ließ mich an den Film Prometheus denken - bei diesem hat mich der Wurm im Auge stark gegruselt, ebenso wie in deiner Geschichte.

Gute Geschichte!

MfG
NerdLion

 

All dieses Getier ist bestenfalls "auf" der Haut und verursacht eben keine Krätze (das Wort ist ja ein umgelautetes Kratzen, von dem Du erzählst), …
werd ich von Lautmacherinzitiert, die fortfährt
Ich glaube, lieber Friedel, wer wirklich unter Dermatozoenwahn leidet, macht keine großen Unterschiede zwischen dem Getier, was da vermeintlich kreucht und fleucht. Eine Kreuzspinne in der Blutbahn (Oh Gott – die Thrombusgefahr!) mag völlig irreal sein, aber das ist im Grunde jede Phobie oder Psychose. Wer an Verfolgungswahn leidet, wird in der Regel nicht wirklich verfolgt, ...
Ja,

ihr Lieben,

das mag so sein: Weil eine kleine Minderheit in Europa in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts nicht paranoid war, konnten 6 Mio. von ihnen industriell umgebracht werden von - Paranoikern und Befehlsempfängern, die Angst davor hatten, als ungehorsam stigmatisiert zu werden ...

Ich hab Angst, mich ins Bett zu legen, weil statistisch gesehen die meisten von uns im Bett sterben werden usw.

Der sicherste Weg, nicht wahnsinnig zu werden, wäre demnach die Flucht in die Dementophobie.

Ach, ich glaub, ich steh einfach nicht mehr auf ... aber nicht schon morgen!

Friedel


Bis zum 9. November 1938 litten

 

Hallo an alle! :)
Tut mir Leid, dass ich so spät antworte, Arbeit war etwas stressig. Aber heute komm ich dazu, etwas Zeit auf dieser Seite zu verbringen, Geschichten zu lesen und zu kommentieren, juhu.

@Lautmacherin

Freut mich, dass dich die Kommunikation, so wie sie war, nicht gestört hat! Und, dass du den Ekelfaktor als nicht so hoch empfunden hast. Natürlich grinse ich schon ein bisschen, wenn die Geschichte beim Leser ein Kribbeln auslöst, weil ich mir dann denke, dass ich beim Schreiben nicht total versagt habe, aber reinen Ekel und nichts anderes wollte ich selbstverständlich nicht erzeugen, nach dem Motto: je grauslicher, desto fesselnder.

Dass du die Stelle erwähnt hast, wo er sich dann seltsamerweise nicht mehr für sie interessiert, weil sie plötzlich nicht mehr makellos rein ist, freut mich auch ganz besonders, weil ich den Teil beim Schreiben doch als einen der interessantesten empfunden habe, obwohl ich dann nicht näher darauf eingegangen bin, sondern noch Raum lassen wollte, dass der Leser das selbst im Kopf noch etwas weiterspinnen bzw. überdenken kann.

Guter Tip auch fürs Ende, danke! Beim Ende tu ich mir immer besonders schwer, weil es ja, wie du schon sagst, prägnant sein soll und das ist gar nicht mal so leicht. Wollte das ganze noch abrunden, und wieder an den Anfang zurückkommen, aber...na ja. :)

@Raimond

Bin so glücklich, zu hören, dass die Geschichte bei dir noch in Gedanken nachgewirkt hat! Geschichten und Filme, die mich etwas zum Grübeln bringen, hab ich auch am liebsten, deshalb freut mich das ganz speziell, wenn mir das ein klein wenig gelungen ist :)

@ernst offshore

Ach quatsch, für einen Einfaltspinsel halte ich hier überhaupt niemanden! :) (außer vielleicht mich selbst oft, haha) Hab es ja absichtlich nicht zu deutlich hervorgehoben, was es jetzt mit dem Kerl auf sich hat, sondern nur hier und da vage Andeutungen gemacht und gehofft, dass man sich beim Leser nicht immer hundertprozent sicher ist, ob das Ungeziefer jetzt real ist oder nicht.

@NerdLion

Juhu, freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat! :) Vielleicht sollte ich mir den Film ansehen, jetzt hast du mich neugierig darauf gemacht.

@Friedrichard

Bin ehrlich gesagt nicht sicher, was ich auf deinen Kommentar antworten soll...hmm...(:

-----

Liebe Grüße an alle,
~pumpkin

 

Hej pumpkin,

ich komme erst jetzt dazu hier vorbeizuschauen, auch gerade etwas stressig bei mir.
;)

Hm...meinst du, dass 'gedankenverloren' da besser passt, oder hättest du ein anderes Wort im Kopf gehabt? Oder doch das ganze komplett anders beschreiben?
Das wäre das gleich in grün. Du beschreibst vorher, was er denkt.
Warum kann er nicht einfach bemerken, dass er sich kratzt?
Ohne irgendwelche Gedanken die vorher oder nachher nicht da waren.

Und was mich auch noch interessiert: du hast gemeint, dass das Thema nirgendwo hin führt. Wie hätte es denn für dich sein müssen, dass es sozusagen wo hin führt? Einfach mehr Gefühle/Gedanken vom Protagonisten oder ein anderes Ende oder ...?
Die Frage würd ich gerne an Dich zurückgeben: Wohin führt denn das Thema Deiner Meinung nach? Was für Fragestellungen sind damit für Dich verbunden?

Mit "nirgendwo hinführen" meine ich, dass ich keinen anderen Grund dafür finde, dass Du mir von diesem Menschen erzählst, als dass er diese Macke oder diese Wahnvorstellung hat.

Wie gesagt, tolles Thema, weil es in einen Bereich des menschliche Bewusstseins hineinreicht, den die meisten Menschen lieber nicht betreten wollen, weil es viel mit Ängsten zu tun hat, denen die meisten Menschen lieber aus dem Weg gehen, obwohl andererseits alle Menschen Ängste mit sich herum tragen.

Ich (lasse mich diesbezüglich gerne eines Besseren belehren, wenn ich da etwas überlegen haben sollte) habe hier nicht den Eindruck, wirklich etwas über das Leben eines Menschen erfahren zu haben, der mit einem solchen Wahn leben muss. Dein Protagonist hat keine Taktiken, er hat keine Gedanken, die das nahelegen. Ich erfahre nicht, warum er es trotz dieser beeinträchtigenden Vorstellungen gewagt hat, zu diesem Date zu gehen, was er sich davon erhofft hat und wie er versucht, dahin zu gelangen.

Mir erzählt Deine Geschichte überall nur, dass der diese Vorstellungen hat.
Spannend fände ich's, wenn er zumindest zeitweise die Möglichkeit hätte, dieses eine Mal dagegen anzukommen (dadurch würde übrigens auch die Frau interessanter werden), oder wenn er seinem Date davon erzählen würde, spannend wäre, wenn es da eine Entwicklung irgendwohin gäbe, unabhängig davon ob er sein Ziel erreichen würde oder nicht.

Ich hoffe, das ist etwas verständlich, insgesamt.

 

Wie das so geht im Leben, man glaubt ein Thema abgehakt und dann kommt einem ein frz. Lustspiel (!) in die Quere: "Der Parasit" mit dem denkwürdigen Untertitel "Die Kunst, sein Glück zu machen".

Nun ist ein Parasit üblicherweise ein tierischer oder pflanzlicher Schmarotzer, der aus dem Zusammenleben mit anderem/n Lebewesen einseitigen Nutzen zieht. Was nun,

pumpkin,

wenn Klaus nun selbst so einer wäre, der genussuchende, vllt. gefräßige und komisch-seltsame Typ, der sich wo auch immer - in diesem Falle Gabriela - einschmeicheln will, um von was auch immer Nutznießer zu werden?

Ließe sich nicht so erklären, dass bei der ersten Begegnung mit der Leibhaftigen das Kribbeln und der kläusliche Nervenkitzel sich verselbständigen, lebendig werden, sex- bis achtbeinig oder auch kriechend unterwürfig, weil er allein ja nur weiß, was mit ihm passiert, dass er das Cello nicht mal selber stimmen kann - vom Klavier gar nicht erst zu reden, und auf dem bestenfalls den Beginn von "Summer in the City" hinbekäme, wenn er zufällig die entsprechenden Tasten träfe?

Und wir teilnehmenden und -habenden Beobachter können nichts tun ...

Ich weiß, das wäre nicht Deine Intention, aber der olle Schiller, der das Lustspiel übersetzte, kann doch auch nichts dafür, dass Klaus so ist, wie er ist.

Gruß und schönes Wochenende

Friedel

 

@Ane

Hallo! :)

Ja, jetzt hab ich eine bessere Vorstellung davon, was du meinst und das gibt mir auch einige interessante Denkanstöße, danke! Mir ging es beim Erzählen tatsächlich mehr darum, diesen Wahn in einer für Klaus recht seltenen Situation darzustellen, die für die meisten Menschen wenngleich natürlich auch zu einem Gewissen Grade stressig, doch 'einfacher' ist. Im Prinzip habe ich mich dazu entschlossen, ein Stück aus seinem Leben herauszunehmen was für ihn nicht alltäglich ist, und mich darauf zu beschränken, anstatt genauer darauf einzugehen, wie sich sein Leben sonst gestaltet bzw. einen Schwerpunkt auf seine Gedanken zu legen. (mitunter auch, weil ich etwas Spielraum lassen wollte, sodass der Leser vielleicht selbst einige Lücken füllt anstatt dass ich ihn mit Klaus' Gedanken überrumple, hat wohl dann nicht so gut geklappt, haha)

Das ganze 'Drumherum', also wie es zu diesem Date gekommen ist, was er sich davon erwartet hat, usw. existierte sozusagen nur in meinem Kopf, kam beim Schreiben aber dann nicht so sehr zum Ausdruck - verstehe aber jetzt, dass es vielleicht interessant gewesen wäre, da noch etwas mehr preis zu geben! Und du hast Recht, eine Entwicklung wäre wohl spannend gewesen, obwohl sie für mich dann doch etwas zu unrealistisch wäre. Der Typ hat Uni abgebrochen, Ärzte konnten ihn nicht davon überzeugen, dass sich alles nur in seinem Kopf abspielt, was natürlich auch dazu führt, dass er nicht zu einem Psychiater geht - eigentlich wollte Klaus sich überhaupt nicht mit seiner Internet Bekanntschaft treffen, weil er sich dachte, das kann nichts werden. Dann hat Gabriela ihn doch mit ihrer offenen, freundlichen Art dazu gebracht, dass er Hoffnung schöpft, dass er sich doch wagt, den Schritt zu machen, obwohl er im Inneren weiß, dass es zum Scheitern verurteilt ist. Aber an diesem Punkt in seinem Leben konnte er einfach nicht dagegen ankommen, da kann Gabriela noch so schön oder nett oder verständnisvoll sein, seine Ängste verpuffen da nicht einfach und er wird sich auch nicht plötzlich beim ersten Date bewusst, dass er vielleicht doch zu einem Psychiater gehen sollte. Das ist zu viel Entwicklung für mich, als dass ich es in eine Kurzgeschichte packen wollte, das hätte ich mir langsam und schrittweise in einem Buch besser vorstellen können.

Für mich war dieser Moment zum Scheitern verurteilt, auch schon weil Klaus fast besessen so etwas wie Perfektion oder in seinen Augen 'Normalität' sucht. In dem Moment, in dem er denkt, dass Gabriela auch mit einem Wurm infiziert ist, zieht er sich sofort zurück. Es geht schief, und er wird sich danach noch mehr von seinen Mitmenschen isolieren, wird sich erst mal wohl noch tiefer in seinen Ängsten verlieren. Vielleicht bin ich zu sehr ein Fan von Sachen die schief gehen und von Geschichten, die nicht so gut enden, wie man es sich als Leser vielleicht mitunter erwartet oder hofft.
Aber ich denke natürlich viel darüber nach, wenn du meinst, dass dir da noch was an Entwicklung fehlt, denn Entwicklungen sind immer wichtig, auch in Kurzgeschichten...und hier finde ich höchstens eine leichte negative Entwicklung, wenn überhaupt... :)

Das wird mir wohl noch eine Zeit lang im Kopf herumschwirren, und dafür bin ich dankbar!

Lg,
~pumpkin

@Friedrichard

Ein sehr interessanter Blickwinkel, wie ich finde! Danke, dass du noch einmal wiedergekommen bist, um den mit mir zu teilen. Regt meine grauen Zellen auch wieder immens zum Denken an :) Klaus, der selbst ein Parasit ist - irgendwie genial!

Lg und auch dir noch ein schönes Wochenende!

~pumpkin

 

Hallo pumpkin, also ich mag deine Geschichte. Das Besondere an ihr ist, dass du etwas absolut Gruseliges mit so einer lakonischen Ruhe erzählst, dass es dadurch noch gruseliger wird. Dabei ist so ein erstes Real-Date eh schon gruselig genug, wenn die ganzen Vorstellungen, die man sich voneinander gemacht hat, in den heißen Tee purzeln wie eine Made. Und dass die Aufmerksamkeit sich manchmal auch aus Nervosität auf irgendeinen Nonsens fokussiert, wo man sie gar nicht hinhaben will, das ist uns wahrscheinlich auch schon allen mal passiert. Wie du das Ganze auf die Spitze treibst, das ist schon gut.
Ich würde mir an deiner Stelle mal ganz bewusst die Länge der Sätze anschauen. Damit kannst du viel erziehlen. Spannung und Atemlosigkeit durch Stakkato, dann wieder erzählerische Geduld und Genauigkeit.
Ich bin gespannt auf deine nächste Geschichte.
lieben Gruß
wander

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo pumpkin

Ich habe die Geschichte bereits kurz nach ihrem Erscheinen gelesen und bin begeistert. Ich mag diesen feinen Horror, der da mitschwingt, diesen grausamen Wahnsinn, den Klaus' selektive Wahrnehmung vor der Realität trennt.

Doch ich würde lügen, würde ich behaupten, die Wahrheit hinter dem Kriechzeugs unter der Haut deines Prots beim ersten Lesen erkannt zu haben. Nein, es ging mir wie ernst offshore. Ich war eins mit deinem Prot und hielt den Fadenwurm für grausame Realität. Es ist wie mit dem Falschfahrer auf der Autobahn - 'was heisst hier, kommt ihnen ein Falschfahrer entgegen? Das sind ja Hunderte!' ;)

Und so habe ich mich köstlich unterhalten, meine Haut kribbelte vor Spannung, was als nächstes passiert, wie das mit dem Wurm weiter, und letztendlich - im wahrsten Sinne des Wortes - "ins Auge" geht. Klasse geschrieben, nicht einmal so arg eklig, sondern richtig gruselig, diese gemeine Art, ihm sein Date so richtig zu vermiesen, (realer) Horror vom feinsten.
Und das bringt mich zum einzigen (winzigen) Kritikpunkt.

dann plumpste er mit einem beinahe unmerklichen Platsch geradewegs in meinen Tee.

Ekel breitete sich in mir aus und ich zog meine Hände zurück, als hätte ich heißes Eisen angefasst, hob den Kopf und erwartete, dieselbe Grimasse in Gabrielas Gesicht zu entdecken.

Hier konnte ich dieses Ekel-Gefühl nicht nachvollziehen. Wie schon offshore erwähnte, geht dein Prot völlig selbstverständlich mit dieser Parasiten-Invasion um, somit würde ich stat Ekel eher Abscheu und Wut erwarten.
Beim Auftauchen des Wurms wäre er zwar kurz angewidert, doch dann stellt sich die Wut auf den unpassenden Auftritt des Parasiten ein.
Allerdings, wie bereits eingangs erwähnt, befand ich mich sowieso auf dem falschen Dampfer - gefangen im Horror-Genre. Mit der nachträglichen Erkenntnis, dass es sich hier eben um den "realen" Grusel einer scheusslichen Krankheit Namens Dermatozoenwahn handelt, ist der Ekel eher greifbar, da dein Prot weder ein verkappter Zombie, noch ein Alien (so wie dieses Kakerlakenwesen im Film MIB) verkörpert. Als der Wurm erst im Tee, dann durch Gabrielas Auge schwamm, kam mir kurz Loriots Nudel-Sketch in den Sinn, aber vergess' das mal schnell wieder. :D

Ihr Lachen war glockenhell und sollte wohl das Eis zwischen uns brechen, das im World Wide Web nie existiert hatte, uns jetzt aber umso mehr zu schaffen machte.
[...]
Der Ton in ihrer Stimme hatte sich verändert, schien weniger enthusiastisch als am Anfang zu sein.
[...]
Gabriela wirkte plötzlich überraschend ruhig.
Das spiegelt schön die Entwicklung Gabrielas Empfinden wider, anfänglich enthusiastisch, dann verwirrte Ratlosigkeit, also ich fand das schon klasse gemacht. Du erzeugst absolut nachvollziehbare Stimmungen, lässt den Leser mitfühlen, das gelingt dir gut.

Gut, die Geschichte ist eben nur ein Schlaglicht auf diese eine Szene fokusiert, wir lernen weder Klaus wirklich kennen, noch Gabi, die kurz in sein Leben trat und ihm bereits wieder entglitten ist. Aber dieser Moment im Kaffeehaus, diese Hoffnung, vielleicht ein Date ohne Kriechzeugs zu überstehen und einem Menschen sogar gefallen zu können, wie die Phobie diese Hoffnung bereits im Keim erstickte, das war spannend zu lesen. Und das Ende mit den Milben wirkt jetzt vielleicht etwas verwaschen, wie Lautmacherin erwähnte, zeigt aber schön, dass dein Prot seine Krankheit nicht (an)erkennt, sondern die Parasiten als völlig real wahrnimmt.

Ich fands toll, Gänsehautfaktor inklusive. Und die Geschichte hallt nach.
Dermatozoenwahn, mein Gott wie fies ist das denn ...

Liebe Grüsse,
dot

 

Hi pumpkin,

ist eine gute Geschichte, finde ich. Diese Paranoia ggü. den Insekten, das kommt gut rüber. Das ist auch etwas, von dem ich noch nicht viel gehört habe, also ein originelles und interessantes Thema, das du mir da authentisch auftischst. Ist auch flüssig und spannend erzählt, man will richtig wissen, wie das Internet-Date ausgeht.
Du musst das nicht tun, aber lediglich deine Absätze sind untypisch. Also ich kenne das so, dass man Absätze wirklich nur dann macht, wenn ein "Bruch" in irgendeiner Art in der Geschichte vorkommt, ein Szenenwechsel oder sowas. Also ohne Absätze bzw. Leerzeilen dazwischen wäre das auch okay. Aber nur so viel zur Formalität.
Mit deinem Einstiegssatz hatte ich irgendwie Probleme:

Ich atmete Milben aus, als wären meine Lungen alte Kopfkissen, die mit jedem Atemzug ein wenig durchgeschüttelt wurden.
Irgendwas stimmt nicht an dem Bild, so nach meinem Gefühl. Wahrscheinlich, weil ich mir Lungen einfach nicht als Kissen vorstellen kann, der Vergleich hinkt. Auch, dass diese "Kissen" dann ausgeschüttelt werden, das passt nicht zum Vergleich mit den Lungen - so nach meinem Gefühl. Lungen ziehen sich ja zusammen, wenn man ausatmet, und schütteln dabei nicht (dann würde man ja husten).
Also nach diesem ersten Satz war ich noch skeptisch, aber das hat sich im Laufe des Textes gelegt. Da sind jetzt noch keine sprachlichen i-Tüpfelchen im Text oder megakrasse Wendungen, aber das ist nicht schlimm. Der Text ist gut, so wie er ist. Ich denke, du bist gerade so dabei, deine Sprache auf dem Papier zu finden, bin gespannt, was noch von dir kommt.

Viele Grüße,
zigga

 

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