Was ist neu

Der Sturm

Mitglied
Beitritt
12.10.2002
Beiträge
13

Der Sturm

Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte mal geschrieben habe, bzw. seit ich das letzte mal hier war. Vor kurzem habe ich wieder angefangen, und dabei ist diese Geschichte entstanden. Sagt mir doch bitte, was ihr davon haltet.

Der Sturm

Draußen war es so dunkel, wie es sich für einen späten Dezemberabend gehörte. Ein Sturm wütete draußen, doch das Kind bekam von alledem kaum etwas mit. Es stand in seinem Zimmer, und betrachtete von weit unten, wie der Regen gegen das Fenster trommelte. Irgendwann wollte es mehr wissen, und unter großer Anstrengung zog es sich einen Stuhl unter das Fenster. Es kletterte hinauf, und es verschlug ihm den Atem. Der Wind peitschte den Regen unermüdlich gegen die Fensterscheibe. Die Bäume draußen bewegten sich bloß in Schemen, da das Kind durch die verregnete Scheibe kaum hindurchsehen konnte. Es streckte sich, um das Fenster zu öffnen.

Der erste Spalt, um den sich das Fenster öffnete brachte eine völlig neue Welt in das Zimmer des Kindes. Es hörte das tiefe Heulen des Windes, und manchmal auch das hohe Sirren und Pfeifen, das in der Luft lag. Die Äste der alten Buche vor dem Haus knarrten und ächzten, doch sie blieben standhaft, und wehrten sich mit aller Kraft gegen die Naturgewalten.

Das Kind hatte Mühe, das Fenster nur einen Spalt breit offen zu halten, und bevor es davon erschlagen werden konnte, öffnete es das Fenster ganz. Was nun geschah war kaum zu beschreiben. Der Wind peitschte dem Kind ins Gesicht, und innerhalb kürzster Zeit war es klatschnass. Doch nachdem es sich daran gewöhnt hatte, bemerkte es neue Sachen. Das Licht der Straßenlaterne spielte mit einigen Blättern und kleinen Ästen ein wildes Theaterspiel.

Die Luft roch nach Energie, nach Abenteuer und Ferne. Erneut bekam das Kind einen Schwall Wasser ins Gesicht. Das Wasser war eiskalt, doch es machte das Kind wach und munter. Es fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, an denen etwas von dem Wasser noch war. Es schmeckte nach etwas, das das Kind noch nie zuvor geschmeckt hatte. Dennoch hatte es sich nach genau diesem Geschmack lange gesehnt.

Auf dem Balkon auf der anderen Straßenseite wurde die Balkontür aufgerissen, und eine Frau kam heraus, und riss hastig die Wäsche von der Leine. Sie war jedoch nicht schnell genug. Ein Handtuch konnte entkommen, und fing an, einen wilden Tanz zu tanzen. Immer heftiger bewegte es sich im Wind, huschte blitzschnell durch das Theater der Straßenlaterne und flog weit nach oben, bis es in einem Ast der Buche hängen blieb. "Was machst du denn da?" brüllte die Mutter, die in das Zimmer gestürmt war. Sie riss das Kind vom Fenster weg, schloss es fest, zog das Kind um und legte es ins Bett. "Mach das nie wieder!", ermahnte sie es.

Als der Mann weit nach Mittag aufwachte, schaute er sehnsüchtig durch das Fenster. Das Handtuch, welches er als Kind beobachtet hatte, hatte sich genau vor seinem Fenster in einem Ast verfangen, und eine Weile starrte er es einfach nur an. Dann sprang er aus dem Bett, zog sich blitzschnell an und rannte nach draußen. Vor der Buche blieb er kurz stehen, und began dann sich an den Ästen nach oben zu ziehen. Schon nach kurzer Zeit war er an dem Handtuch angekommen, und entriss es den Klauen des Baumes. Dann kletterte er ganz nach oben, bis an den höchsten Punkt der mächtigen Buche, und hielt das Handtuch in beiden Händen über dem Kopf und wedelte damit. Es regnete wieder, und auch der Sturm setzte wieder ein. Doch als der Mann den ersten Schwall kaltes Wasser ins Gesicht bekam, schüttelte er sich nur kurz, und fing lauthals an zu lachen.


MatrixQ

 

Hi!
Kann es sein das auch in Dir ein Sturm getobt hat?Hast Du deshalb lange nicht mehr geschrieben?
Ich mag die Geschichte. Sie erinnert einen an die eigene Kindheit.
Wir sollten uns öfter daran erinnern.

 

Hi!

Ich kann auch sagen, dass mir deine Geschichte gefallen hat.
Ist mal was anderes. :)

Liebe Grüße
Suava :schiel:

 

Als Moderator dieser Rubrik möchte ich euch zwei über mir bitten, dem Autoren nicht nur euer Lob mitzuteilen, sondern dieses auch möglichst weitgehend zu begründen (Stil, Inhalt usw.).

 

Es freut mich, dass euch die Geschichte gefallen hat.

Wie die philosophische Ratte jedoch schon gesagt hat, einen etwas ausführlicheren Komentar fände ich besser.

Danke euch,

MatrixQ

 

Hi
Irgendwie ist das Ende unwirklich. Hat das Handtuch wirklich so lange in dem Baum gehangen oder ist es durch irgendeine geheimnisvolle Kraft jetzt wieder da?
Auf der einen Seite stiftet deine Geschichte bei mir Verwirrung, auf der anderen fasziniert mich das fast schon Kranke an der ganzen Sache.
Oder sollte dein Prot überhaupt nicht krank sein?
Tut mir leid, ich weiß, dass KGs nicht immer logisch sein müssen (schon gar keine philosophischen9 aber irgendwie erscheint es mir (wie Eddivedder schon gemeint hat), dass du wohl so eine Art Sturm in dir selbst gehabt hast und eben deinen Emotionen freien Lauf gelassen hast. Dann erscheint dieses Kind, das so entgegen jeder Kindessitte sich NICHT vor dem Sturm fürchtet, ihn sogar toll findet, zumindest noch plausibel.
Wenns mir scheiße geht finde ich den Regen auch ganz plötzlich unheimlich toll.
Also wie gesagt, Sinn nicht ganz erkennbar, bitte um Aufklärung. Dein Schreibstil ist aber in Ordnung.
Gruß
b

 

Hi Ben

Ich denke schon, dass die Geschichte mich wiederspiegelt zum Teil, sicher.

So in etwa hatte ich mir die Geschichte gedacht. Die Verwirrung ist dabei durchaus beabsichtigt, denn so kommt man zum Nachdenken, wie ich finde.

Der Sturm selber ist nicht als negatives Element zu betrachten, sondern mehr als Sturm im Leben, als Erfahrungen, positive wie negative, die man machen kann (und muss) im Laufe seines Lebens.
Zunächst hatte ich die Geschichte etwas anders geschrieben, und zwar so, dass das Kind das Fenster selbst schließt, weil ein Ast (eine Gefahr) auf es zufliegt.
Wenn man das ganze jedoch als Gedankliche Entwicklung sieht, dann ist das Kind der Part, welcher neugierig auf die Welt ist, und sich auch von Rückschlägen oder Gefahren zunächst nicht zurückschrecken lässt.
Das Haus, oder das Zimmer in dem das Kind ist ist die vertraute, sichere Umgebung, aus der sich zunächst die ersten, unsicheren Schritte in die Welt machen lassen. Die Mutter ist dabei das Element in uns, das uns schützen will, damit aber gleichzeitig eine Entwicklung verlangsamt, verhindert.
Der Sprung vom Kind zum Mann geschieht praktisch über nacht (es handelt sich ja nicht um ein tatsächliches Wachstum), und zwar schläft das Kind/der Mann während dieser Zeit, d.h. jede Erfahrung ist eingestellt. Erst als er schließlich (geistig) aufwacht kann er das Haus verlassen und sich voll dem Sturm stellen.
Das Handtuch ist lediglich als Verbingung zwischen den beiden Zeiten da, eine Chance, die erst spät genutzt wird.

Carpe Diem, wenn du die Geschichte auf 2 Worte reduzieren möchtest :)
Obwohl es das auch nicht 100%ig trifft.

 

Hallo MatrixQ,

der Sturm als Bild für den Sturm des Lebens, der Gegenwind der Hindernis und Herausforderung ist - das ist schon eine Möglichkeit, philosophische Fragen aufzuwerfen. Ich denke, die Thematik müsste noch etwas problematisiert werden - z.B. warum stellen wir uns dem Sturm, wie erkennen wir die Wirklichkeit?
Wichtig finde ich auch einen Hinweis zum Alter des Kindes - ein kleines Kind, das noch von der Mutter ins Bett gelegt wird, hätte wahrscheinlich einfach nur Angst bei so einem Unwetter.

(Deine Einleitung gehört eigentlich nicht über den Text, sondern in ein Antwort-Posting).

Tschüß... Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom