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Der Tod im Schlaf

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09.08.2017
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Der Tod im Schlaf

“Mach’s gut Dad“, sage ich, der Atem liegt schwer in der Brust. Der Rücken verspannt von der langen Fahrt oder von der Trauer, dem schlaflosen Träumen – ich kann es nicht sagen. Ich reibe die Fäuste in die Augen, flammenloser Brand wütet in ihnen. Regen trommelt an die Scheiben, die bodentiefen Fenster weinen. Viele sind gekommen. Einige, die ich kenne und viele, die ich nicht kenne. Wahrscheinlich kannte mein Vater sie genauso wenig und sie ihn ebenfalls. Aber so ist es nun mal: Wenn jemand stirbt, meint plötzlich jeder, ihn sehr gut gekannt und nie miteinander Probleme gehabt zu haben. Wie sie sich die Bäuche vollschlagen, Käse, Schinken, Gemüse, Obst. Der Eingangsbereich groß, rechteckig, bestuhlt. Wenigstens ist die Sonne anständig, versteckt sich, es gehört sich nicht zu scheinen, nicht heute. Der Raum ist trist, so, wie ich ihn in Erinnerung habe, dunkles Parkett, stehende Luft, schlechtes Licht. Alles Farbe, was es hier zu finden gibt, liegt auf Dads Bett und duftet frisch und süß. Ich ziehe das Jackett aus, lockere die Krawatte, die Wangen glühen. Mein Blick erforscht die Räume, das Gedächtnis gleicht Bilder ab. Die Bretter an den Wänden sind verstaubt, Fotos schöner Zeiten legen Brände in die Gemüter der Betrachter; in denen der echten Bekannten. Ein unterschwelliges Geflüster füllt den Raum: Fußball, Politik, Arbeit, denke ich mir, es geht sicher nicht um Dad. Sein Bild steht vor dem großen Bett, schwarzweiß, jung, gesund, kräftig. Ich presse die Lippen zusammen, mein Blick senkt sich.


Er hustete zweimal, weinte ein wenig und schon war Papa bei ihm, tröstete ihn, sprach auf ihn ein, steckte ihm Süßes zu. Mir war es egal! Nur weil er älter war, konnte er mir nicht einfach die Spielzeuge aus der Hand reißen. Er war schuld!
Das änderte aber nichts daran, dass ich, und nur ich, mit dem Ohr zwischen Papas Fingern hing. Ein Berg von einem Mann, Gelenke eines Arbeiters, Hände wie ein Bagger, rau wie Sandpapier. Während er mich schimpfend hinter sich herzog, wackelte sein Kopf, wie immer. Bisschen Grau verzierte schon seinen Haaransatz, aber das war unser Verdienst, sagte er.
Mein Bruder hatte natürlich Gegenwehr geleistet.
“Er ist dein großer Bruder, er darf das!”, sagte Papa immer – so auch jetzt. Auf meinem Kopf pulsierte eine Beule.
"Was ist nur los mit dir?” Papa packte mich unter den Achseln und hievte mich aufs Bett. Das Schlafzimmer war sein Verhörraum. Das Bett die Anklagebank – mein Stammplatz. Die Sonne leuchtete schwach durch die dicken Vorhänge, die vor den Fenstern zugezogen waren. Das Licht aus dem Gang fiel durch die Tür, genau auf mich. Tränen hatten feuchte Bahnen auf den Wangen hinterlassen und salziger Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Die Nase lief.
Papa stand wie ein Riese vor mir, die Hände an den Hüften, die Brauen grimmig zusammengezogen, bereit mich mit Worte zu verprügeln. Doch die kamen nicht, sie brauchten auch nicht zu kommen, die Blicke reichten aus. Sie drangen tief in den Kopf, ich traute mich nicht einmal zu atmen.
“Was war jetzt schon wieder?”, fragte er. Mein großer Bruder, mit Tränen in den Augen, die Hand auf dem Kopf, und Frank standen in der Türschwelle.
“Er hat angefangen”, sagte Frank und zeigte auf mich. Wieder war er auf der Seite unseren älteren Bruders, obwohl Frank und mich nur ein Jahr trennten.
Ich weiß nicht, wie es aussah, aber ich stellte mir vor, dass mein Blick in dem Augenblick furchterregend wirken musste – doch Frank bemerkte ihn nicht einmal. Papa warf einen verurteilenden Blick auf mich. Er seufzte, schüttelte den Kopf.
“Ich habe eurer Mutter versprochen, euch immer zu beschützen, euch kein Leid anzutun.” Er ging in die Knie, Knochen knackten, er roch nach Rasierwasser. “Aber du machst es mir nicht einfach! Kannst du denn nicht einfach der kleine Bruder sein? Was mache ich denn falsch? Du solltest deine Brüder respektieren, du weißt doch, dass es ihm nicht gut geht.” Seine Blicke waren angsteinflößend, scharf wie Klippen, der Ton tief, die Stirn kraus. Er musterte mich. “Die Familie ist alles, was ihr habt!”, sagte er.
“Aber er hat mir ...”
“Nein!” Papas Stimme forsch. “Er ist dein großer Bruder!”


Ich gleiche Dads Foto mit meiner Erinnerung ab. Ich wollte ihn nicht sehen, nicht mit verschlossenen Augen, mit blasser Haut. Ich möchte ihn so behalten, wie ich mich an in ihn erinnere, jung, stark, kräftig.
Die Lampe an der Decke flackert, die Tapeten sind vergilbt. Ich nicke der schwarz gekleideten Herde ein trauriges Willkommen zu. Die Tür quietscht, als ein weiterer Gast, ein Mann im Rollstuhl, ins Haus gefahren wird – er passt gerade noch durch. Kenne ihn nicht, sieht krank aus, sehr krank. Schlauch an der Nase, verblichene Haut, dunkler Schatten unter eingefallenen Augen. Sitzt apathisch auf seinem rollenden Untersatz. Ob er sein Umfeld wahrnimmt? Warum zwingt man ihm diesen Stress hier auf? Ich habe Mitleid, möchte ihn nicht anstarren. Lieber der Tod im Schlaf wie Dad, denke ich mir.


“Das musst du probieren, Digger”, sagte Dennis und wedelte mit einem Tütchen. Weißes Pulver rutschte darin hin und her.
“Ich weiß nicht, Mann.” Verschwommen spiegelte sich der Mond auf der verspielten Oberfläche des Flusses, umzingelt vom Licht der Laternen. "Eigentlich reicht mir das hier völlig aus”, sagte ich, nahm einen Zug von dem stinkenden Zeug, das Dennis zusammengerollt hatte und pustete den dichten Rauch gegen das glühende Ende. Der Steinboden hauchte Kälte in meinen Unterleib. Über uns rauschten Fahrzeuge, die Motorengeräusche hallten tief in den Gemäuern der alten Brücke wider. Wir drückten unsere Füße fest vor uns, sodass wir auf dem steilen Boden nicht abrutschten.
"Ich weiß nicht”, sagte ich wieder, Rauch stieg vor meinen Augen. “Wäre es doch Zuhause auch so einfach.”
Dennis fummelte an der Tüte rum, die Zunge konzentriert rausgestreckt. ”Hum? Was meinst du?”
“Na, das hier.” Ich zeigte auf den Joint. “Ich nehme ein’ Zug. Keine Sorgen mehr, alles weg.” Ich klemmte ihn wieder zwischen die Lippen, das aufgeweichte Papier schmeckte bitter, das Ende leuchtete auf, ein Wirbel aus beruhigender Massage und berauschender Wärme zog rotierend durch den Rachen, schwebte durch meine Luftröhre und breitete sich in meinen Lungen aus, in den kleinen, feinen Gefäßen der Bronchien. “Manchmal glaube ich, dass mein Vater mich überhaupt nicht kennt. Er ist nur mit meinem großen Bruder beschäftigt, alles dreht sich um ihn. Er versteht mich nicht, engt mich ein. Ständig zwingt er mich, mit ihm Zeit zu verbringen. Er soll sich nicht allein fühlen, dein großer Bruder, sagt er dann immer.”
“Ja und?” Dennis formte Rauchringe mit den Lippen. “Deshalb heulst du rum oder was?”
“Alter, du verstehst das nicht. Du bist ein Einzelkind. Mit mei’m großen Bruder bin ich nur am Streiten. Der meckert nur rum, ist uneinsichtig, möchte alles haben, was er sieht, kriegt das dann auch. Und wenn er mal etwas nicht bekommt, spielt er sich auf, wie ein kleines Kind. Und Frank? Der wartet nur darauf, dass mir ein Fehler unterläuft und er damit zu Dad rennen kann.” Ich leerte meine Lungen, verfolgte, wie der Rauch durch die Luft davon schwebte, sich langsam auflöste und verschwand.
"Ist dein Bruder nicht krank?"
"Ach, die übertreiben. Die wollen mich doch nur im Saum halten. Druck machen, verstehst du?", sagte ich und zog den Reißverschluss meiner Jacke zu. "Es passt ihnen nicht, dass ich mein eigens Leben lebe."
Dennis schaute mich an, die Augen funkelten, dann grunzte er und lachte auf.
“Was?”, sagte ich.
Er wedelte wieder mit dem Tütchen. “Ich sag’s dir. Eine Nase davon und du fliegst. Das ist wie der Tod im Schlaf. Du denkst an nichts mehr.”


Meine Ohren spitzen sich, höre Frank, gleichgültiger Klang in der Stimme. Stühle scharren. Er begrüßt, nimmt Beileidswünsche entgegen, bedankt sich für zahlreiches Erscheinen.
Schwarzer Anzug, weißes Hemd, Sommersprossen unter der schwarzen Brille. Er sieht mich, die Schultern sacken ab, sein Kinn hebt sich an.
“Hätte nicht gedacht, dass du kommst”, sagt er laut, während er große Schritte in meine Richtung macht. Plötzlicher Wintereinbruch in seiner Stimme. Seine dunklen Augenbrauen tauchen über dem oberen Rand der Brille auf. Gäste flüstern ihm beim Vorbeigehen traurig zu, er nickt dankend. In der Hand ein Glas, Sekt schwappt darin hin und her. Ich atme hörbar aus, verkneife mir die Augen zu verdrehen.
“Was willst du, Frank?“ Seine Antwort interessiert mich eigentlich nicht. Mein Hals trocken, der Blick auf das weinende Fenster gerichtet.
“Nun, ja“, sagt er, neigt den Kopf vor und spricht in einem leisen Ton weiter. Er spiegelt sich verschwommen auf der Scheibe. “Wenn du wegen Geld hier bist, kleiner Bruder, dann solltest …“
“Mein Beileid“, sagt einer der Gäste in einem überzogen bedrückten Ton und greift mit beiden Händen nach Franks Hand. “Er war ein toller Mann.“
Ich starre auf den Vorgarten. Regen tanzt auf dem gepflasterten Weg, der von Unkraut und Wildwuchs überwuchert ist.
„Vielen Dank, dass Sie mit uns sind“, sagt Frank, die Stimme umgestellt, leidverzerrt und tief – von jetzt auf nachher.
In Gedanken gehe ich durch den Garten, die Hecke wild, die Blumen platt.
Frank wartet, bis der Gast außer Hörweite ist, nippt an seinem Glas und flüstert. Sein Atem riecht nach Sekt. “Der Junkiebruder kehrt zurück des Geldes wegen, was ist denn mit deinem Dealer? Gibt es kein' Stoff mehr zu verkaufen? Oder rauchst du mittlerweile alles selber? Du hast Nerven ...“


Ich saß im Schatten, an dem runden Tisch in der Ecke und starrte auf die Tür, Hausschuhe, Kittel, Jacken lagen zerstreut davor. Das Licht in der Küche brannte noch. Draußen heulte der Wind, der Vorhang schwoll vor dem gekippten Fenster an und ab.
Schon wieder waren sie mitten in der Nacht fortgegangen. Hatten gedacht, sich davonschleichen zu können, ohne dass ich es mitkriege. Wer weiß, was mein Bruder sich jetzt schon wieder gewünscht hatte.
Morgen werden sie mir erzählen, dass sie im Krankenhaus gewesen waren, dachte ich mir. Ich drückte die Kippe in den Aschenbecher, auf den Hügel aus Zigarettenstummel und presste das letzte bisschen Gift aus meinen Lungen. Der eine Stummel mehr würde nicht auffallen. Der Kaffee war kalt, aber der in mir wütende Sturm hatte schon jegliche Müdigkeit und Schlaf verscheucht. Meine Augen brannten trocken. Der Körper war da, die Seele weit entfernt. Dennis’ Worte geisterten durch meinen Kopf. Ich las seine SMS, drückte sie weg, nur um sie nach wenigen Momenten wieder zu öffnen. So ging das schon seit Minuten.

Wieso sollte ich Rücksicht auf die Familie nehmen, wenn ich für sie nicht zur Familie gehöre?

Meine Augen folgten den Worten auf dem Display meines Handys:
Digga, heute nacht treff ich mich mit dem (du weißt schon) Kohle digga $$ Komm mit!

Wieso sollte ich Rücksicht auf die Familie nehmen, wenn ich für sie nicht zur Familie gehöre?


“… ich hoffe, du hast verstanden.“ Frank schüttelt den Kopf. Ich drehe mich zu ihm, schaue auf die verspiegelte Brille, dort, wo ich Augen vermute.
“Lass es“, sage ich, gehe an ihm vorbei. Die Hände in den Hosentaschen.
Er greift nach meinem Arm, ich spüre den Griff bis in die Knochen. Bleibe stehen, schaue mich um, niemand hat es gesehen. Ich schlucke, beiße auf die Lippe, drehe mich um.
“Ich will trauern, nichts weiter“, sage ich. “Wir haben ihn genug enttäuscht.“
“Wir? Wir haben ihn enttäuscht? Der Einzige, der Dad enttäuscht hat, bist du, du Junkie.“ Eine Ader auf seiner erröteten Stirn, kaum erkennbar zwischen tiefen Falten.
“Und wo wart ihr? Schau‘ dich doch einmal um, keine zwei Nägel habt ihr eingeschlagen. Welche Bedeutung hatte mein Fehlen, wenn seine beiden älteren Söhne ihm nichts gegeben haben. Durchgefüttert hat er euch, keinen Wunsch abgeschlagen. Ihr habt ihn ausgesaugt. Wie habt ihr ihm gedankt? Wie sieht es hier aus?“ Ich versuche die Stimme gedämpft zu halten, doch zu hitzig wird das Flüstern. Erste Blicke haften auf uns. “Lass mich los!“
“Du bist ein Idiot“, sagt er. “Und ein Arsch. Ein dummer dazu.“ Pure Verachtung in seiner Stimme.
“Ja“, sage ich. “Wenigstens erweise ich ihm die letzte Ehre. Unser großer Bruder ist sich wohl zu schade. Nach all dem, was Dad für ihn gemacht hat …“
“Du widerst mich an.“ Er nimmt die Brille ab, der leere Blick durchbohrt mich. Fassungslosigkeit, Ekel, Mitleid? Ich weiß es nicht.
Sein Atem schnell, die Haut glüht. “Du! Du …!“
Das Glas zersplittert auf dem Boden. Die Köpfe der Anwesenden schnellen hoch, wie Tiere, die eine Gefahr wittern, immer noch kauend und schluckend. “Du willst wissen, wieso das Haus so aussieht? Du willst wissen, wo unser Bruder ist?” Er beißt sich auf die Lippen, seine Nasenflügel beben. “Es wundert mich nicht, dass du ihn nicht erkennst“, sagt er und macht einen Schritt zur Seite. In meinem Blickfeld die Gäste, mit großen Augen, bestürzt die Hände vor dem Mund – vielleicht aber, um das Kauen zu verstecken –, der kranke Mann auf dem Rollstuhl und das …
Moment! Der kranke Mann auf dem Rollstuhl …

“Was hast du dir dabei gedacht?” Die Wände zitterten, ich wunderte mich, dass die Bilder noch nicht abgefallen waren. Frank hatte einen leeren Umschlag in der Hand. Er stand hinter Dad; der bebte, ein Brief flatterte in seiner Hand, die Stirn schweißgebadet. Das Gesicht leuchtete. “Die Staatsanwaltschaft”, sagte er trocken, als hätte er seit Tagen nichts getrunken und wedelte mit dem Papier. Ich musste schlucken.
“Der Name unserer Familie! Mein Name! Wie kannst du dich mit solchen Typen abgeben – mit Drogendealern und Junkies? Hast du sie nicht mehr alle? Weißt du eigentlich, mit welchen Sorgen und Plagen wir zu kämpfen haben? Wie soll ich die Kaution stellen? Mit welchem Geld?”
“Ach, was sind das denn für Plagen? Was wünscht sich denn mein Bruder schon wieder? Für dich gibt es nur ihn! Ich bin für dich doch sowieso unsichtbar!”, sagte ich, mein Körper wie gelähmt, wie festgenagelt auf dem Stuhl, dessen Lehnen ich so fest zusammenkniff, dass sich meine Fingernägel in das Holz einbohrten. “Stelle einfach keine Kaution, lass mich in den Bau gehen. Dann habt ihr eure Ruhe und könnt machen, was ihr wollt, ohne euch witzige Ausreden einfallen zu lassen.”
“Was redest du denn da?” Dads Brauen zogen sich so eng zusammen, dass sich die Falten über seine ganze Stirn zogen. Er fuchtelte hektisch mit seinen ausgestreckten Fingern vor sich herum.
“Ach, du weißt doch ganz genau, was ich meine. Eure nächtlichen Ausflüge. Ihr habt mich doch schon längst verstoßen!”
Franks Augen wanderten zu Dad.
“Was?” Dads Stimme wurde rauer, tiefer, sie kratzte an meinen Ohren. Sein Gesicht verzog sich. “Nächtliche Ausflüge? Du glaubst, wir schleichen uns raus, um Spaß zu haben?” Er schnaubte, blickte verzweifelt hin und her, ich spürte, wie er sich zurückhielt, sein ganzer Körper zuckte. “Ich stelle die Kaution, ich mache es. Aber wenn ich heute Abend zurückkomme, wirst du nicht mehr unter meinem Dach sein! Gnade dir Gott, wenn ich dich hier wiedersehe!”

Ich starre auf Frank. Mein Körper friert ein, ein stechender Schmerz breitet sich in meiner Brust aus, die Luft, die ich versuche einzuatmen, staut sich im Rachen. Seine Blicke verachten, beschuldigen, verurteilen mich. Ich fühle einen Schlag im Gesicht, sehe ihn aber nicht. Kalter Schweiß fließt in mich hinein, bricht nicht aus.
Ich habe ihn nicht erkannt – ich habe meinen eigenen Bruder nicht erkannt.

Alles, was unser Vater versucht hatte, uns beizubringen … Er ist im Glauben gestorben, versagt zu haben.

 

Hey @Napier,

na, das ist aber auch nicht schön. Da kommentierst Du so fleißig und musst selbst so lange warten. Ich habe deine Geschichte gleich nach dem Einstellen gelesen, aber nicht so recht verstanden. Ich versuche Dir gleich, meine Fragezeichen deutlich zu machen. Aber vorab, gelesen hat sich das gut so sprachlich jetzt.

“Mach’s gut Dad“, sage ich, mein Atem liegt schwer in der Brust. Der Rücken verspannt von der langen Fahrt oder von der Trauer, dem/den regungslosen, schlaflosen Träumen – ich kann es nicht sagen.
Was sind denn reglose - schlaflose Träume? Und eigentlich braucht es die für mich hier auch gar nicht.

Ich reibe die Fäuste in die Augen,
What? Ich reibe mit den Fäusten ...

Einige, die ich kenne und viele, die ich nicht kenne. Wahrscheinlich kannte mein Vater sie genauso wenig und sie ihn ebenfalls.
Nice.

Wenigstens ist die Sonne anständig, versteckt sich, es gehört sich nicht zu scheinen, nicht heute.
Das auch.

Nur weil er älter war, konnte er nicht einfach Spielzeuge mir aus der Hand reißen.
Wenn der natürliche Lesefluss eine andere Wortfolge setzt, sollte man dieser nachgeben, hab ich mal irgendwo gelesen. Und mein Lesefluss diktiert mir hier:
Nur weil er älter war, konnte er mir nicht einfach das Spielzeug aus der Hand reißen.

Während er schimpfend mich hinter sich herzog, wackelte sein prächtiges, schwarzes Haar.
dito
Während er mich schimpfend hinter sich herzog, wackelte sein prächtiges, schwarzes Haar.
Und echt? Sein Haar wackelte?

Bisschen Grau hatte er auch schon, aber das war schließlich unser Verdienst.
Das denkt kein Kind. Das dichtet der Erzähler hier dem Ereignis dazu. Braucht es auch nicht.

“Er ist dein großer Bruder, er darf das!”, sagte Papa immer – so auch jetzt.
Warum? Das ist je ein zentrales Motiv in deiner Geschichte, die Bevorzugung des Älteren. Aber warum der Vater das tut, darüber schweigt sich der Text aus.

Das Bett die Anklagebank – mein Stammplatz.
:)

... bereit mich mit Worte zu verprügeln. Doch die kamen nicht, sie brauchten auch nicht zu kommen, die Blicke reichten aus. Sie drangen tief in den Kopf, ich traute mich nicht einmal mehr zu atmen.
Gefällt mir auch.

“Was war jetzt schon wieder?”, fragte er. Mein großer Bruder, mit Tränen in den Augen, die Hand auf dem Kopf, und Frank standen in der Türschwelle.
Wer ist Frank?

Kannst du denn nicht einfach der kleine Bruder sein? Was mache ich denn falsch? Du solltest deine Brüder respektieren, sie beschützen und nicht die Köpfe einschlagen.”
Warum? Wie soll der Kleine die Großen beschützen und warum muss er sich von ihnen alles gefallen lassen? Ich check das nicht. Was ist denn das für eine Denke?

Warum sollte ich, als der Jüngste, meinen großen Bruder beschützen? Vor was?
Ja, genau? Und weil das so hübsch verquer ist, will ich darauf auch eine Antwort im weiteren Verlauf des Textes.

Ich möchte ihn so behalten, wie ich mich an in ihn erinnere, jung, stark, kräftig.
Er hat ihm also verziehen. Okay.

Die Tür quietscht, als ein weiterer Gast, ein Mann im Rollstuhl, ins Haus gefahren wird – er passt gerade noch durch.
Später sagst Du ja, er ist der älteste Bruder. Jetzt frage ich mich, warum er nicht bei der Beerdigung dabei war.

Warum zwingt man ihm diesen Stress hier auf?
Versuch einer Antwort? Aber dann doch eher Beerdigung und das anschließende Treffen weglassen, oder? So erlebe ich das jedenfalls im real live.

“Ich weiß nicht, Mann.” Verschwommen spiegelte sich der Mond auf der (verspielten) Oberfläche des Flusses, umzingelt vom Licht der Laternen.
spiegelt - verspielten - ist für mich bisschen drüber, too much, zu gewollt, als dass es wirklich poetisch wäre

“Ich nehme ein’ Zug und es ist Frieden, Ruhe, Harmonie im ganzen Körper, keine Sorgen mehr, es ist alles weg.”
Ja, Dialoge. Kleine Mistviecher die. Das hier klingt nicht nach dem Sprecher, sondern nach dem Autor, der Infos an den Leser bringen will.
Reden würde man so: Ein Zug und alles ist weg.

Er ist nur mit meinem großen Bruder beschäftigt, alles dreht sich um ihn. Er versteht mich nicht, engt mich ein. Ständig zwingt er mich, mit ihm Zeit zu verbringen. Er soll sich nicht allein fühlen, dein großer Bruder, sagt er dann immer.”
War der Bruder damals vielleicht schon krank? Aber das hätte der Zwerg dann doch gewusst???

Der meckert nur rum, ist uneinsichtig, möchte alles haben, was er sieht, kriegt das dann auch. Und wenn er mal etwas nicht bekommt, spielt er sich auf, wie ein kleines Kind. Und Frank? Der wartet nur darauf, dass mir ein Fehler unterläuft und er damit zu Dad rennen kann.
Ja, verstehe das nicht mit dem Ältesten. Echt nicht.

“Hätte nicht gedacht, dass du kommst”, sagt er laut, während er große Schritte in meine Richtung macht.
Hätte er das nicht schon auf der Beerdigung zu ihm gesagt?

“Wenn du wegen Geld hier bist, kleiner Bruder, dann solltest …“
Ich würde damit das Gespräch der beiden eröffnen.

Der Junkiebruder kehrt zurück des Geldes wegen, was ist denn mit deinem Dealer? Drückt er nichts mehr ab, an deiner Stelle ...“
Hä? Hat der Dealer ihn umsonst versorgt bis dato, oder was will der Satz mir sagen?

Schon wieder waren sie mitten in der Nacht fortgegangen. Hatten gedacht, sich davonschleichen zu können, ohne dass ich es mitkriege. Wer weiß, was mein Bruder sich jetzt schon wieder gewünscht hatte.
Und wo sind sie nun hin? Ich will das als Leser schon wissen (wenn auch gern später) - aber ich will auf so spannende Fragen eine Antwort. Vielleicht steht sie ja irgendwo und ich check das nicht, kann sein, aber ich check das halt nicht ;).

“Und wo wart ihr? Schau‘ dich doch einmal um, keine zwei Nägel habt ihr eingeschlagen. Welche Bedeutung hatte mein Fehlen, wenn seine beiden älteren Söhne ihm nichts gegeben haben. Durchgefüttert hat er euch, keinen Wunsch abgeschlagen. Ihr habt ihn ausgesaugt. Wie habt ihr ihm gedankt? Wie sieht es hier aus?“
Ja, ja, das klingt auch sehr nach Autor.
“Durchgefüttert hat er euch! Keinen Wunsch hat er euch abgeschlagen! Aber ihr? Keine zwei Nägel habt ihr hier irgendwo eingeschlagen."

Der Augenblick, wo er seinen großen Bruder erkennt, der könnte eigentlich richtig was. Aber irgendwie ist bei dir so viel Beiwerk drum rum, er wirkt nicht, wie er wirken könnte.

“Nächtliche Ausflüge? Du glaubst, wir schleichen uns raus, um Spaß zu haben?” Er schnaubte, blickte verzweifelt hin und her, ich spürte, wie er sich zurückhielt, sein ganzer Körper zuckte.
Und was machen sie nun? haben die einen Nebenjob als Nachtwächter, oder was?

Ja, ich verstehe die Geschichte nicht so ganz. Der kleine Bruder ist das schwarze Schaf, so viel ist klar. Musste Papa für die Kaution einen Kredit aufnehmen, von dem er sich finanziell nie erholt hat, oder warum sieht das Haus (Jahre später) so aus? Warum haben die beiden Älteren ihn nicht unterstützt? Was haben die da des nachts getrieben? Mehr Fragen als Antworten am Ende. Das ist nicht gut, das ist unbefriedigend für den Leser. Sicher hast du einen Plan, eine Erklärung für alles, mir sind die Leerstellen zu groß, ich kann sie nicht füllen. Da fehlen mir ne Menge Infos.

So viel von mir für Dich.
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Fliege

vielen Dank für das Feedback.
Letztendlich geht es darum, dass der ältere Bruder krank ist von Anfang an.
Der Prota ist der Jüngste. Frank ist der mittlere Bruder.
Die Krankheit wollten sie vor ihm geheim halten und die nächtlichen Ausflüge waren dann Krankenhausbesuche, weil es dem Bruder dann schhlecht ging. Das Geld ging für die Behandlung drauf.

Ach mist, ich merke schon, hier wartet noch ne Menge Arbeit auf mich.

Bin zurzeit etwas mit meiner Neugeborenen (gestern Papa geworden:bounce:) beschäftigt. Werde mir die Geschichte dann nochmal näher anschauen.

Herzlichen Dank für die Hinweise.
Gruß
Napier

 
Zuletzt bearbeitet:

Bin zurzeit etwas mit meiner Neugeborenen (gestern Papa geworden
:bounce:
) beschäftigt.
Na, dann mal herzlichen Glückwunsch! Aufregende Zeiten stehen Dir da also bevor. Hab viel Freude dran!

Letztendlich geht es darum, dass der ältere Bruder krank ist von Anfang an.
Der Prota ist der Jüngste. Frank ist der mittlere Bruder.
Die Krankheit wollten sie vor ihm geheim halten und die nächtlichen Ausflüge waren dann Krankenhausbesuche, weil es dem Bruder dann schhlecht ging. Das Geld ging für die Behandlung drauf.
Ja, so in etwa habe ich mir das zusammengepuzzelt. Aber es ist echt unwahrscheinlich, dass der Kleine so gar nichts mitbekommt, dass man daraus so ein geheimnis machen kann. Der Große, dem wird es sicher auch nicht nur in der Nacht schlecht gegangen sein und immer sind sie mit ihm am Morgen wieder zurück? Er musste nie im Krankenhaus bleiben?

Ach mist, ich merke schon, hier wartet noch ne Menge Arbeit auf mich.
Na ja, vielleicht ein ganz kleines bisschen ;).
Wie wäre es, wenn der Kleine davon wüsste, das aber nie für voll genommen hat? Weil es dem großen Bruder gar nicht so anzumerken war? Der doch eigentlich ganz gut drauf war, dafür, dass er sooo krank angeblich ist.
Und Kohle für Behandlungen, weiß nicht, in Deutschland jetzt auch nicht gerade so logisch, das müsstest Du tatsächlich bisschen erklären.

Aber nun erst mal den kleinen Hosenscheißer bestaunen! Das hat absolute Priorität.

Grüße!

 

Hallo @Napier ,

da kriegst Du doch glatt ganz off-topic eine dicken Glückwunsch! Den ordentlichen Kommentar hole ich heute Mittag nach ...

Beste Grüße
witch

 

Hallo @Napier ,

leider musste ich beim Erstellen dieses Kommentars ne längere Pause einlegen, deshalb kamen mir zwei zuvor. Ich lass den Rest jetzt trotzdem mal so stehen:

ich habe deine Geschichte gerne gelesen. Das Thema nimmt mich mit und den Aufbau mit den Rückblenden finde ich gut gemacht, auch wenn man natürlich kurz stutzt, aber ich denke, das ist gewollt. Hat man den "Lesedreh" raus, ist das mMn wirklich gelungen. Man fühlt mit dem Protagonisten auf jeden Fall mit.

Ich saß im Schatten, an dem runden Tisch in der Ecke und starrte auf die Tür, Hausschuhe, Kittel, Jacken lagen zerstreut davor. Das Licht in der Küche brannte noch. Draußen heulte der Wind, der Vorhang schwoll vor dem gekippten Fenster an und ab.
Schon wieder waren sie mitten in der Nacht fortgegangen.

Leider habe ich ab dieser Stelle etwas den Faden verloren, weil ich finde, dass die Story da "zerfasert". Zuerst dachte ich an zwei Brüder. Dass da noch ein dritter ist, kam etwas plötzlich. Beim zweiten Lesen fiel es mir auf. Warum bekommt einer einen Namen, der andere nicht? Und auch, warum sich nachts rausgeschlichen wurde, erschloss sich mir nicht völlig.
Der Zusammenhang der Hauptkonflikts (Drogensucht / Vater) und der Schlusserkenntnis (Bruder im Rollstuhl) ist mir nicht ganz klar.
Aber wie gesagt, das Thema und den Grundkonflikt finde ich gut umgesetzt.

Jetzt noch ein paar Detail-Anmerkungen:

“Mach’s gut Dad“, sage ich, mein Atem liegt schwer in der Brust.
Ich würde zwei Sätze daraus machen, plus Absatz. Das gibt dem Anfang mehr Wirkung.
Im Ganzen würde ich den ersten Abschnitt optisch etwas auflockern.

Alles Farbe, was es hier zu finden gibt, liegt
Alles an Farbe / Jede Farbe / Die einzigen Farben, die es...

Nur weil er älter war, konnte er nicht einfach Spielzeuge mir aus der Hand reißen.
Während er schimpfend mich hinter sich herzog,
Überprüfe hier nochmal den Satzbau.

Papa stand wie ein Riese vor mir, die Hände an den Hüften, die Brauen grimmig zusammengezogen, bereit mich mit Worte zu verprügeln.
Die Vergleiche/Bilder (Riese, grimmig) finde ich etwas abgenutzt.
Mit Worten

Aber du machst es mir nicht einfach! Kannst du denn nicht einfach der kleine Bruder sein? Was mache ich denn falsch? Du solltest deine Brüder respektieren, sie beschützen und nicht die Köpfe einschlagen.”
Die Dopplung klingt nicht gut.
Ihre Köpfe
Ich verstehe auch nicht ganz, warum der kleine Bruder die großen beschützen sollte.

von dem stinkenden Zeug, dass Dennis zusammengerollt
das

Der Rest wurde bereits von meinen Vorschreibern angesprochen. :)

Im Ganzen aber eine gute Idee, die sich ausbauen lässt. (Gott, klingt das großkotzig, dafür, dass ich selbst quasi nichts vorzuweisen hab.)

Liebe Grüße und viel Freude mit deinem Nachwuchs! Herzlichen Glückwunsch!
JG

 

Moin, moin @Napier ,

und schwups kam das Leben zwischen mich und den geplanten Kommentar ...[
Da Du ja eine wundervolle Ausrede hast, hier vorerst auch nicht große Taten vollbringen zu können (rein Zeitmäßig betrachtet), mache ich es kürzer. Ich habe die Vorkommentare gestern gelesen, an den meisten Stellen zustimmend genickt, heute also bereits vieles vergessen und will Dir nicht zu viele Dopplungen zumuten.
Ich gehe mal kurz durch und hoffe irgendwann eine überarbeitetet Version nochmal kommentieren zu dürfen ...
QUOTE="Napier, post: 724533, member: 31519"]
“Mach’s gut Dad“, sage ich, mein Atem liegt schwer in der Brust.
[/QUOTE]
Der erste Satz gefällt mir inhaltlich, ich habe gleich eine ziemlich gute Vorstellung, es fühlt sich nach einem harten Abschied an, der Titel tat den Rest. Allerdings tue ich mich mit dem in der Brust liegendem Atem schwer, Atmen ist ja doch ziemlich viel mit Bewegung verbunden, oder?

Einige, die ich kenne und viele, die ich nicht kenne. Wahrscheinlich kannte mein Vater sie genauso wenig und sie ihn ebenfalls.
Du hast ein paar wunderbare Sätze drin.

ihn sehr gut gekannt
wenn es im vorgenannten Satz eindeutig ein Stilmittel ist, hier wurde mir die Kennerei zu viel ...

Gemüse, Obst.
empfinde ich als zu allgemein, hört sich mit Wurst und Käse zusammen wie eine allgemeine Marktbeschreibung an. Vielleicht konkretisieren - Tunfisch-Häppchen, Käse-Schnitten, Tomate-Mozzarella-Happen

Alles Farbe, was es hier zu finden gibt,
hat Flieige bestimmt auch auf Ihrer tollen Liste, da stimmt ein grammatikalischer Bezug nicht

Das Bett die Anklagebank – mein Stammplatz.
:herz:
Kannst du denn nicht einfach der kleine Bruder sein? Was mache ich denn falsch? Du solltest deine Brüder respektieren, sie beschützen und nicht die Köpfe einschlagen.”
so, hier hakt es bei mir dann zum ersten Mal richtig. Okay, er hat Brüder und ist der Jüngste. Vielleicht willst DU ja ganz bewusst mit einer völlig anderen Familiensituation spielen, aber "normalerweise" sind die Jüngsten die beschützten, die, die alles dürfen, denen alles nachgesehen wird. Und wie soll er, der Kleinste "beschützen". Da brauchte ich als Leserin mehr Hintergrund oder eine Begründung, so schüttle ich den Kopf

Warum sollte ich, als der Jüngste, meinen großen Bruder beschützen? Vor was?
er ja anscheinend auch

Ich nicke der schwarz gekleideten Herde ein trauriges Willkommen zu – viele, die ich bei der Beerdigung nicht gesehen hatte, waren jetzt hier.
Interessant. Ein regionaler Unterschied? Her im Norden gehen alle zur Beisetzungsfeierlichkeit und anschließenden Beerdigung. Zum anschließenden Empfang (Leiche versaufen) gehen oft nur geladenen Gäste oder die direkte Familie (ja nach Vermögens- und Familiensituation). Schein bei Euch anders zu sein ...

Der Junkiebruder kehrt zurück des Geldes wegen, was ist denn mit deinem Dealer? Drückt er nichts mehr ab, an deiner Stelle ...“
Hä? Der Dealer zahlt für ihn? Hab ich etwas überlesen?

Dein Aufbau mit den Rückblenden ist gut gemacht, aber ich bin einfach nicht dicht genug dran. Irgendwo musste ich wieder hochscrollen, um zu kontrollieren, das Frank der älteste Bruder ist (ich hoffe, so stimmt es). Aber der mittlere tritt doch dann für mich gar nicht auf, oder? Aber um ihn dreht sich ja alles, er ist anscheinend schon in der Kindheit krank, muss behütet werden, ... Aber dazu fehlt mir eine Szene, der Logik Deiner Geschichte folgend dann ohne den kleinen Bruder, irgendetwas, was er nur "mitbekommt, aber halt was mir die Beziehung der anderen Drei zeigt.

Mir fehlen die Emotionen des "Junkies", ich meine das Gefühl dafür. So wie jetzt, kann ich einfach nur mitlesen und den Kopfschütteln, aber da ist ja soviel dazwischen. Bitte, Napier, gib mir mehr ...
Ich werde geduldig auf die Überarbeitung warten
Beste Wünsche
witch

 

Hallo zusammen,
@greenwitch @JGardener @Fliege

vielen Dank für die Kommentare und für die Glückwünsche. Als ich meine Geschichte veröffentlichte, wusste ich, dass es ein Text sein würde, der nicht so einfach zu lesen ist. Tatsächlich wollte ich bewusst Lücken in meinen Plot einbauen. Allerdings so, dass sie für den Leser dann im Nachhinein verständlich werden sollten. Die Lücken sind wohl zu groß geraten und ich muss auf jeden Fall nochmal ran. Auch an die Dialoge muss ich ran.

Ich habe schon einige tolle Tipps erhalten, die ich auf jeden Fall einbauen werde.

Tatsächlich aber, brauche ich jetzt eine kurze Auszeit, um mich um die Kleine zu kümmern. Ich werde auf alle tollen Kommentare antworten und natürlich den Text sorgfältig überarbeiten.

Vielleicht tut die kurze Auszeit und der Abstand zur Geschichte auch gut.

Ich melde mich mit der Überarbeitung dann auf jeden Fall zurück.

Danke für die positive Rückmeldung zur Sprache. Das ist neben dem Plot auch ein wichtiger Faktor für mich.

P.S.: Das mit dem Dealer. Da habe ich Mist gebaut, macht keinen Sinn xD

Und die Reihenfolge Beerdigung / Trauerfeier habe ich auch vertauscht. Zu meiner Entschuldigung: Haben wir in unserer Kultur überhaupt nicht, auch hier werde ich mich ransetzen. Macht für mich einiges einfacher.

Viele Grüße
Napier

 

Hi @Napier,

du machst zwar gerade eine Auszeit, aber sicherlich kommst du irgendwann wohl zurück.

Dein Text hat mir gut gefallen. Es gibt ein paar Stolpersteine, sprachlich und handlungstechnisch, wo ich mich beim Lesen gewundert habe und an einigen Stellen ist die Orientierung hopps gegangen. Soweit ich andere Kommentare hier schon überflogen habe, wurden einige meiner Bedenken bereits angemerkt. Ich versuche das zu berücksichtigen, aber Wiederholungen wird es wohl geben.

Grob zum Text:
Erinnert mich sehr an Kain und Abel. Der strenge Vater, der seine beiden Söhne ungleich behandelt. Nun ist Gott tot und die Kinder müssen damit klar kommen. Was mich, ähnlich wie andere hier, verwundert hat, war, dass gerade der jüngste Sohn Verantwortung für seinen größeren Bruder übernehmen soll. Genaugenommen liegt das Verantwortungsverhältnis genau andersherum. Ein wirkliches Anzeichen, warum das so ist, habe ich nicht entdeckt.
Eine weitere Verwirrung war, dass plötzlich eine Figur namens Frank da war. Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass es sich ebenfalls um seinen Bruder handelt, doch gerade da wundere ich mich, warum Frank einen Namen spendiert bekommt und niemand sonst, nicht der andere Bruder, nicht der Ich-Erzähler und auch nicht der Vater. Das führte dazu, dass ich zwischendurch angenommen habe, dass Frank und der ältere Bruder dieselbe Person sind.
Ein weiteres kleines Detail war meine Frage, wo deine Geschichte spielt. Auf mich macht sie den Eindruck, in den USA oder zumindest einem englischsprachigen Land zu spielen. Die Beerdigungsfeier, das Wort "Dad" sowie das Zahlen einer Kaution verbinde ich eher damit. Allerdings taucht an einer Stelle dann das Wort "Digga" auf, was deutscher Slang ist. Das wirft dann einen Knochen in die Speichen.

So, ich gehe nochmal durch den Text und versuche dabei, im Grunde nicht das zu wiederholen, was andere schon geschrieben haben (es sei denn, es liegt mir auf der Seele :lol: ):

Der Rücken verspannt von der langen Fahrt oder von der Trauer, dem regungslosen, schlaflosen Träumen – ich kann es nicht sagen.

Der Satz ist sehr kommalastig und schlingert ein wenig. Persönlich finde ich das Okay, da dein Protagonist emotional aufgelöst ist. Die reglosen-schlaflosen Träume verstehe ich allerdings nicht bzw. das Wort scheint keinen Sinn zu machen. Ich kenne traumlosen Schlaf, aber kein schlafloses Träumen. (Tagträume mal ausgenommen.)

Alternativ könntest du schreiben: dem schlaflosen Hin- und Herwälzen im Bett (oder etwas Vergleichbares)

Vielleicht könntest du auch die "Trauer" weglassen. Er fährt zur Beerdigung, er verabschiedet sich von seinem Vater, er schläft schlecht. Die Trauer ist implizit bereits da.

Regen trommelt an die Scheiben, die bodentiefen Fenster weinen.

Du kreierst viele schöne Sätze in dieser Geschichte, aber das Bild der weinenden Fenster finde ich für meinen Geschmack etwas überzogen.

Ich hätte ja beinahe gesagt: Regentropfen rannen die Scheibe hinab wie Tränen.

Doch ich fürchte, das ist auch nicht besser.

Vielleicht eher ein Bild, wie sich sein Gesicht in der Scheibe spiegelt und die Regentropfen das Fenster herunterlaufen. So als wären Tränen in seinem Spiegelbild. Ohne es direkt zu sagen.

Aber so ist es nun mal: Wenn jemand stirbt, meint plötzlich jeder, ihn sehr gut gekannt und nie miteinander Probleme gehabt zu haben. Wie sie sich die Bäuche vollschlagen, Käse, Schinken, Gemüse, Obst.

Eine sehr zynische Einstellung, die deine Hauptfigur da hat. Aber sie passt sehr gut in die Perspektive von jemandem, der sich ausgestoßen fühlt. Vielleicht erkennt er sich ja selbst etwas in diesen Leuten wieder.

Die Bretter an den Wänden sind verstaubt, Fotos schöner Zeiten legen Brände in die Gemüter der Betrachter; in denen der echten Bekannten.

Erneut ein sehr ausdrucksstarkes Bild. Aber würdest du es als einen Brand empfinden, wenn du dir ein Foto von deiner verstorbenen Oma anschaust? Das Schwelgen in Erinnerungen, mit dem nagenden Wissen, dass die Person nicht mehr da ist. Anstatt "Brände" wäre mir ein Wort wir "Blei" an dieser Stelle passender.

Das änderte aber nichts daran, dass ich, und nur ich, mit dem Ohr zwischen Papas Fingern hing.

Auch wenn ich noch immer nicht begreife, warum es den Jüngeren trifft, dieser Satz ist wirklich toll geschrieben.

Bisschen Grau hatte er auch schon, aber das war schließlich unser Verdienst.

Hm. Ich weiß, später erzählt deine Hauptfigur, dass er seinen Vater nicht sehen will und ihn stattdessen so in Erinnerung behalten will: jung, stark etc. Nun beschreibst du hier eine frühe Kindheitserinnerung, in welcher er schon graue Haaransätze hatte. Nicht nur steht das im Gegensatz zu dem "prächtigen schwarzen Haar". Würde er sich nicht viel lieber dieses Bild in Erinnerung behalten? Anstatt das Bild eines Fotos, in dem der Vater so jung war, dass der jüngste Sohn noch gar nicht geboren war.

Papa stand wie ein Riese vor mir, die Hände an den Hüften, die Brauen grimmig zusammengezogen, bereit mich mit Worte zu verprügeln.

Die Formulierung "mit Worten verprügeln" finde ich ganz schön hart. Da reißt die Metapher für mich. "Mit Worten zu strafen", "mich mit Worten ganz klein zu machen", "bereit, mir Worte ins Gesicht zu knallen" etc. Da würde ich noch mitgehen.

Doch die kamen nicht, sie brauchten auch nicht zu kommen, die Blicke reichten aus. Sie drangen tief in den Kopf, ich traute mich nicht einmal mehr zu atmen.

Diese Wendung mag ich. Selbst würde ich wohl eher schreiben: "Sie drangen tief hinein", aber sonst gefällt es mir.

Mein großer Bruder, mit Tränen in den Augen, die Hand auf dem Kopf, und Frank standen in der Türschwelle.

Du schreibst in einen der Kommentare, dass der große Bruder im Rollstuhl sitzt. War das zu diesem Zeitpunkt schon der Fall, oder kam das erst später? Wenn das hier schon der Fall ist, dann kann er nicht stehen.

Ich weiß nicht, wie es wirklich aussah, aber ich stellte mir vor, dass mein Blick in dem Augenblick furchterregend wirken musste – doch Frank bemerkte ihn nicht einmal.

Ich bin, was den Gebrauch von Telling und Adjektiven angeht, eher entspannt. Das Wort furchterregend ist mir hier jedoch etwas zu platt.

Eine Alternative könnte so lauten:

Ich starrte ihn an, das Wort "Lügner!" bebend hinter meinen Lippen - doch Frank schaute mich nicht einmal an.

“Ich habe eurer Mutter versprochen, euch immer zu beschützen, euch kein Leid anzutun.” Er ging in die Knie, Knochen knackten, er roch nach Rasierwasser. “Aber du machst es mir nicht einfach! Kannst du denn nicht einfach der kleine Bruder sein? Was mache ich denn falsch? Du solltest deine Brüder respektieren, sie beschützen und nicht die Köpfe einschlagen.”

Das Detail mit dem Rasierwasser ist wirklich nett. Gefällt mir.

Der Part mit der Mutter sagt mir, dass er alleinerziehend ist. Entsprechend könnte ich mir vorstellen, dass er überfordert ist mit drei Kindern. (Meiner Mutter ging es ähnlich. Sie war in derselben Situation.)

Genau genommen stellt er sich hier jedoch als ein sehr ungeschickter Erzieher heraus. Einerseits nimmt er natürlich die Söhne in Schutz, die scheinbar die Schuld haben. Doch er sagt gleichzeitig, er will seinen Kindern kein Leid antun. Natürlich wollen die meisten Väter das nicht tun. Aber vermittelt er damit seinen Kindern nicht, dass diesen kein Leid geschieht, ganz gleich, WAS sie tun? Sollte er nicht eher den Eindruck einer Autoritätsfigur erwecken, der die Kinder sich notfalls unterordnen müssen? Für mich klingt es, als lädt er Frank und den großen Bruder regelrecht dazu ein, dass sie ihm auf der Nase herumtanzen können und ihren kleinen Bruder straflos triezen können. In die Gesicht passt es jedoch: Er bestraft den falschen Sohn und trägt damit zu einem Ungleichgewicht in der Familie bei.

Er musterte mich. “Die Familie ist alles, was ihr habt!”, sagte er.
“Aber er hat mir ...”
“Nein!” Papas Stimme forsch. “Er ist dein großer Bruder!”

Knapp. Nüchtern. Die Ungerechtigkeit kommt sehr prägnant zum Vorschein.

Ich möchte ihn so behalten, wie ich mich an in ihn erinnere, jung, stark, kräftig.

Wie oben bereits erwähnt, an dieser Stelle würde ich das Bild seiner Kindheitserinnerung verwenden. Wo er schon graue Haaransätze hat.

Ich nicke der schwarz gekleideten Herde ein trauriges Willkommen zu – viele, die ich bei der Beerdigung nicht gesehen hatte, waren jetzt hier.

Das "trauriges" kannst du streichen. Ein Willkommen zunicken, auf einer Beerdigung, ist sicherlich nicht gerade eines, dass man sich fröhlich vorstellt.

Die Tür quietscht, als ein weiterer Gast, ein Mann im Rollstuhl, ins Haus gefahren wird – er passt gerade noch durch. Kenne ihn nicht, sieht krank aus, sehr krank. Schlauch an der Nase, verblichene Haut, dunkler Schatten unter eingefallenen Augen. Sitzt apathisch auf seinem rollenden Untersatz. Ob er sein Umfeld wahrnimmt? Warum zwingt man ihm diesen Stress hier auf? Ich habe Mitleid, möchte ihn nicht anstarren. Lieber der Tod im Schlaf wie Dad, denke ich mir.

Du machst ja ein Geheimnis daraus, dass es sich hier um den großen Bruder handelt. Aber die Beobachtung funktioniert für mich nicht. Ein Kranker Mann in einem Rollstuhl kommt zur Beerdigung. Der Erzähler weiß, dass er einen älteren Bruder hat, der krank ist und in einem Rollstuhl sitzt. Selbst, wenn er ihn nicht sofort wiedererkennt, würde er nicht auf Nummer sicher gehen wollen? Näher kommen, einen genaueren Blick riskieren?

Verschwommen spiegelte sich der Mond auf der verspielten Oberfläche des Flusses, umzingelt vom Licht der Laternen.

Auch hier würde ich auf die Adjektive verzichten. Das Bild kommt auch ohne gut rüber und der Satz gewinnt dadurch an Zackigkeit.

sagte ich, nahm einen Zug von dem stinkenden Zeug, dass Dennis zusammengerollt hatte und pustete den dichten Rauch gegen das glühende Ende.

Zwei Adjektive + ein adjektiviertes Verb. Klingt nach ein bisschen viel. Das "dichten" kannst du rausstreichen. Das stinkende Zeug könntest du vielleicht durch einen Vergleich beschreiben. Wie stinkt es? Woran erinnert es den Erzähler? Verschmorrtes Gummi vielleicht, Abwasser etc.?

Der Steinboden hauchte Kälte in meinen Unterleib.

Schiefes Bild. "Die Kälte des Steinbodens kroch in meinen Unterleib", vielleicht? Warum Unterleib? Sehr objektiv beschrieben, anstatt das Gefühl zu betonen.

Über uns rauschten Fahrzeuge, die Motorengeräusche hallten tief in den Gemäuern der alten Brücke wider. Wir drückten unsere Füße fest vor uns, sodass wir auf dem steilen Boden nicht abrutschten.

Tolle Beschreibung. Ich würde sie in diesem Abschnitt allerdings weiter nach vorne rücken. Gleich nachdem Dennis ihm den Shit angeboten hat. Außerdem würde ich die beiden in diesem Gespräch lauter reden lassen, wegen der Motorengeräusche über ihm. Sie "rufen" und "schreien", ihre "Stimmen kratzen in den Kehlen". So etwas.

Ich klemmte ihn wieder zwischen die Lippen, das aufgeweichte Papier schmeckte bitter, das Ende leuchtete auf, ein Wirbel aus beruhigender Massage und berauschender Wärme zog rotierend durch den Rachen, schwebte durch meine Luftröhre und breitete sich in meinen Lungen aus, in den kleinen, feinen Gefäßen der Bronchien.

Hey, jetzt will ich auch drogenabhängig werden. :lol:

“Hätte nicht gedacht, dass du kommst”, sagt er laut, während er große Schritte in meine Richtung macht. Plötzlicher Wintereinbruch in seiner Stimme.

Die großen Schritte finde ich etwas komisch. Ich stelle mir vor, wie er etwas albern zu ihm hinstolziert. Den "plötzlichen Wintereinbruch" würde ich vor die wörtliche Rede stellen. Oder zumindest gleich danach.

Der Kaffee war kalt, aber der in mir wütende Sturm hatte schon jegliche Müdigkeit und Schlaf verscheucht.

Das "in mir" würde ich nach "wütenden Sturm" setzen.

Ich drehe mich zu ihm, schaue hin, wo ich Augen vermute.

Was genau ist damit gemeint? Er dreht sich zu ihm, klar, und schaut dorthin, wo er Augen vermutet? Sehr seltsam formuliert. Willst du zum Ausdruck bringen, dass er ihn geistesabwesend anstarrt?

Er greift nach meinem Arm, ich spüre den Griff bis in die Knochen. Bleibe stehen, schaue mich um, niemand hat es gesehen.

Der Griff bis in die Knochen ist erneut ein sehr extremes Bild. Da müsste Frank schon mit aller Kraft zudrücken. Vielleicht spürt er einfach nur den festen Griff durch das Hemd hindurch?

"Niemand hat es gesehen". Hm, der Raum ist voller Leute und ihm wird ständig gratuliert. Frank steht im Mittelpunkt. Das überzeugt mich nicht.

Er nimmt die Brille ab, der leere Blick durchbohrt mich.

Unter einem leeren Blick verstehe ich, dass der Typ nichts fühlt oder der Gegenüber ihm in diesem Moment mehr oder weniger egal ist. Daher passt er für mich hier nicht.

Das Gesicht leuchtete wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.

Leuchtet ein Vulkan, kurz vor dem Ausbruch? Spukt er nicht Rauch oder so?

Du hast den Namen unsere Familie in den Dreck gezogen! Meinen Namen!

Oh, ist der Familienruf dem Vater so wichtig. Ich hatte angenommen, dass nach Mutters Tod er sich um die Familie und ihr Wohlergehen kümmern wollte. Doch das hier klingt eher nach einer Art Familienklan, die um ihren Ruf fürchtet. Ich würde es streichen. Der Ausruf "Wie kannst du dich mit den Leuten abgeben!" genügt im Grunde.


Das wäre es erstmal von mir.

Wie gesagt, das grobe Leseerlebnis gefällt mir. Du fädelst eine komplizierte Familienbeziehung ein und arbeitest gut mit den zwei Erzählebenen.

Hingegen baust du auf einen Wendepunkt hin, dass der große Bruder im Rollstuhl sitzt. Ganz klar ist mir dabei nicht geworden, wann dieser Bruder auf den Rollstuhl angewiesen ist. War er das von Anfang an (aber dann kann er ja nicht im Türrahmen stehen), oder erst später? Zumindest würde es seine bevorzugte Behandlung von Seiten des Vaters erklären.

Ich bin nicht sicher, ob dieser Twist zufriedenstellend ist. Du kreierst die ganze Zeit das Bild, dass der Jüngste ungerechtfertigt wie Dreck behandelt wird. Und ob der ältere Bruder nun im Rollstuhl sitzt oder nicht, es ändert nichts an der Tatsache, das seine Brüder gemein zu ihm sind und der Vater ihn nicht zuhört. Es macht es etwas verständlicher, ja, aber damit sind sie nicht aus dem Schneider. Stattdessen ist nun der Erzähler etwas arschiger, weil er in seiner eingelebten Rolle als Prügelknabe nicht einmal den Gedanken hatte, dass die Krankheit des Bruders auch nur ansatzweise erwähnungsbedürftig gewesen ist. Nimm dir das allerdings nicht so zu Herzen. Im Grunde denke ich gerade nur laut nach und versuche, den Text moralisch auszuloten. Genau genommen gefällt mir die Idee, das hier niemand unschuldig ist. Jedoch wirkt das Auslassen der körperlichen Behinderung hier sehr gestelzt.

Beim Durchgehen ist mir hingegen eine Idee gekommen, wie du die Geschichte alternativ erzählen könntest, ohne auf diesen Twist zu setzen:

Der große Bruder sitzt im Rollstuhl und der jüngere ist gezwungen, auf ihn aufzupassen, wenn der Vater arbeiten geht. Das ist von Anfang an klar. Gleichzeitig sorgt sich der Vater mehr um den großen. Der Erzähler fühlt, wie er zu kurz kommt. Schließlich müssen der Vater und Frank in der Nacht raus, um das Geld zu erarbeiten. Der Jüngste bleibt hingegen zurück und muss die halbe Nacht über auf seinen Bruder acht geben, für den Fall, dass ein Notfall mitten in der Nacht eintritt. Im Laufe der Jahre beginnt er, das eigene Zu-kurz-kommen, das Getriezt-werden durch die anderen Beiden und die bevorzugte Behandlung von dem "fleißigen Frank" und dem im Rollstuhl sitzenden Bruder zu verachten. Es tut ihm weh, er wird wütend, fühlt sich missachtet. Gleichzeitig empfindet er Scham, weil er nicht so wie Frank ist. Er beginnt, Drogen zu nehmen, zu rebellieren und wendet sich am Ende von der Familie ab.

Wie gesagt, es ist nur eine Idee, die mir gekommen ist. Dafür müsste man tief in die Geschichte eingreifen und vieles umschreiben.

Erneut. Ich habe deine Geschichte gern gelesen. Nur die einen oder anderen Schönheitsfehler gab es schon.

Natürlich will ich dir an dieser Stelle auch noch gratulieren zur Geburt deines ersten Kindes. :)

Bis zum nächsten Mal,

Robot Fireman

 
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Hi @Robot Fireman

Vielen Dank für die ausführliche Kritik und für die Glückwünsche.

Tatsächlich bin ich aktuell etwas anderweitig beschaftigt, schaue aber auf jeden Fall noch vorbei.

Wie von deinen Vorkommentatoren bereits angemerkt, sind einige große Löcher in meiner Geschichte, die ich ursprünglich bewusst eingebaut habe, mir aber eindeutig zu groß geraten sind. Diese gilt es für mich zu füllen und auszuarbeiten. Wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Werde mich aber auf jeden Fall nochmal melden, mit der Überarbeitung.

Vielen Dank euch allen.

Viele Grüße
Napier

 

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